tur Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 93. Freitag am R5. November 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummer«, jede« Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien «on Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtes CoNumebil», illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Grotzquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz,» jährig S, halbjährig 3 f!. Durch die,k. k, Pott unter Louocrt portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. L. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lerchcr am Hauptplxye. Das Nauernhäuschen. Ich weiß ein kleines Hauschen, Aus Lehm und Stroh gebaut. Und drinnen wohnt ei» Bauer Mi t seinem Weibe traut; Der hat sechs blonde Kinder, Die er das Äckern lehrt. Und die er bei Schweiß und Mühen Mit schwarzem Brot ernährt; Und All e leben sie glücklich. Kein Zank Nort ihre Ruh', Sie schließen des Abends die Augen Mi t Dankgebeten zu. Einst hielt bei dieser Hütte Ein Reisender kurze Rast, Der hatte die Brust voll Orden, Schien gar ein hoher Gast; An jedem Finger blitzend Er eine Herrschaft trug. Und doch im ganzen Gesichte Nicht einen frohen Zug; — Der sah' mit feuchten Blicken Des' schlichten Bauers Glück, Und schautc noch, als er geschieden« Zum Strohdach lang zurück, — R. Rigler. Die Schweinhirten in Ungarn. ^uf jedem adeligen Hofe oder Gute in Ungarn wird ein Schweinhirt — in der Landes­sprache Kansaz genannt — unterhalten- Diese bilden beinahe in jedem Comitate eine unter sich be­stehende eigene Zunft, wie sonst die Schäfer. Ih r Dienst­wechsel ist gewöhnlich auf Georgi, um welche Zeit sie sich in einem hiezu bestimmten Orte ihres Comitats versammeln, theils um daselbst ein paar Tage bei Tanz und Saufgelag zu vollbringen, theils um die etwa nothwendigen Knechte aufzunehmen. Bei einer solchen Gelegenheit werden dann auch ihre gegen einander zugefügten Unbilden ausgeglichen, und eine solche Versöhnung wird gewöhnlich mit ein paar derben Streichen oder sonstiger Beschimpfung geschloffen. Ihre Tracht ist auszeichnend. Sie tragen gewöhnlich sehr weite, bis zu den halben Waden reichende, leinene Hosen (Gathien), die mit einem ledernen Riemen um die Lenden 'festgehalten werden. Die Füße bedecken ein paar Lappen gegerbten, oft auch rohen Leders, oben durchlöchert, um sie mit Riemen über einen Fetzen hänfener Leinwand, wo­mit der Fuß umwickelt ist, festzuschnüren. Das Hemd ist kurz und reicht selten etwas über den Nabel; die Aermel des Hemdes, außerordentlich breit, dienen ihm oft zum Nas­tuch oder Schweißtuch. Nur der Feiertag verlangt, daß Hemd und Gathien von gebleichter Leinwand sind, worüber ' je nach der Jahreszeit kornblumenblaue, mit Schnüren auf ungarische Art gezierte Tuchhosen und ein solches Leib, mit scharlachrothem Tuch eingefaßt, sammt Zischmen mit Eisen beschlagen und einem eisernen Stachel auf der Ferse, angezogen werden. Den Kopf bedeckt bei kalter Witterung eine einfache runde Pelzmütze, gewöhnlich von weißen Lämmerfellen, bei warmer Witterung aber ein runder, schirm­artiger Hut, dessen Krempen bis über die Schultern reichen. Die Hand bewaffnet ein derber Knotenstock, und beim Schweintriebe hängt über die Schultern eine geflochtene lange, schweinslederne Peitsche, deren Stiel mit Blei oder schlechtem Zinn beschlagen ist, und die jeder Hirte mit sel­tener Fertigkeit handhabt. Aber die Unterscheidungstracht ist die Halina (auf Ungarisch Köpernek oder Szür), ein von weißem, groben Tuch gefertigtes, mantelartiges Kleid mit Aermeln und vorn mit Riemen und Schnallen versehen, dessen Kragen, so wie auch manchmal der Saum, mit rothem Tuch ausgeschlagen ist. Obschon auch bei den Slowaken diese Halina allgemein im Gebrauche ist, so trägt diese Be­brämung und Auszierung mit dem rothen Tuch Niemand anderer, als gerade der Schweinheit. Dies ist sein Kenn­zeichen und da ein Jeder im Verdacht der Dieberei und Räuberei steht,«und ohne seine Halina nicht zünftig anzu­sehen ist, so darf gewöhnlich in den Hauptorten der Co­ 3«O mitate, ohne ein Zeugniß von einer Herrschaft, kein Schwein­hirt erscheinen, oder er wird, wenn er auch gerade nichts verbrochen hat, in's Gefängniß gesetzt. Wenn ein Schweinhirt die Hochzeit seiner Tochter feiert, so ist es nichts Seltenes, daß im Orte oder in der Nachbarschaft ein namhafter Diebstahl von Victualien und an Wein begangen wird. Man vermuthet zwar bald die Thäter, scheut sich aber gemeiniglich, sie zu verfolgen, denn ihr Vündniß erstreckt sich weit, und ihre Rache zu reizen, wäre gefährlich. Oftmals kommen sie auch in den isolirt stehenden Wirthshäusern zusammen, lassen sich da' eine Nacht hindurch Wohlsein und ziehen gegen Tagesanbruch, ohne an Bezahlung einer Zeche zu denken, wieder ab; oder sie kommen am Abend zu den Herrschaftshöfen und schaffen sich Nahrungsmittel an, nach deren Empfang sie friedlich wieder abziehen. Wird aber ihrem Verlangen nicht Genüge gethan, oder erfahren sie Gegenwehr, so folgt nicht selten nach einiger Zeit Mordbrennerei. I m Dienste betragen sich diese Leute übrigens friedlich und gehorsam gegen die Herr­schaft. Doch, da sie immer einige Stücke Borstenvieh mit dem herrschaftlichen halten dürfen, so üben sie gewöhnlich freien Unterschleif aus, zumal, wenn die Beamten oder der Meier oder Wirthschafter sich die nämliche Schuld zukom­men lassen. Der Ansagebrief. Novellette von Leopold Kordesch» (Beschluß.) Die Donna sah dem Prälaten in's Aug' und — er­blaßte. Aber bevor es noch zu einer Erörterung kam, zog dieser ein Pistol aus dem Busen und sprach, dasselbe ge­gen Fernandez anschlagend, mit gedämpfter, schrecklicher Stimme: „Keinen Laut! — Ich bin Ro d erig o der Starke, es ist der zehnte Tag, darum weg mit der Maske. Holet ihr, Garcia, augenblicklich das Geld, so soll euch kein Haar gekrümmt werden; wo nicht — und bei dem gering­sten Laut seid ihr und die Donna verloren!" Diese war ohnmächtig auf den Divan gesunken; Fernandez hatte sich gegen den Kamin retirirt und zähnllapperte sein: ValZa me llic>8! — An der Thüre aber stand wachehaltend dessen würdiger Begleiter mit zwei gespannten Terzerolen; kurz die Scene war des Meisels eines Canova oder Thor­waldsen würdig. „Nun rasch, rasch vorwärts, Don Garcia!" trieb Roderigo, sein Mordinstrument senkend, „holet ohne Umstände das Geld, ich laß' euch allein gehen, aber das merkt euch: Der geringste Verrath, der Verzug einer Miene bringt euch und Elvire n den Tod, im höchsten Nothfalle auch mir; doch mich sichert die eigene Kraft, mein Gewand, meine Diener, mein Wagen. Darum seid vernünftig, Fernandez, und säumet nicht!" Der tödtlich Geängstigte tappte zur Nebenthür hinein, zitternd den Befehl zu vollziehen gelobend. Da trat der Schreckliche schnell hin zur ohnmächtigen Donna. Seine drohenden Züge waren verschwunden. Sanft und mitleidig bog er sich über die Bewegungslose, ergriff sie leise bei der schonen, herabhängenden Hand und sprach mit zärtlicher, weicher Stimme zu ihr: „Elvira erwacht, o erwacht und nehmt dies Bittet!" Sie blickte auf und fühlte ein Papier in der Hand. „Lest es!" flüsterte Ro­ derigo ihr zu „und" — I m Augenblicke trat Fernan ­ dez herein. I n seinem Iammergesicht war die Condolenz über das mächtige Paquet zu lesen, welches er im Arme trug. Der Räuber trat hastig zu ihm. „So , mein Don Garcia, sind wir nun richtig," sagteer, ihn von der Bürde befreiend und sie auf seinen Händen wägend, „ich glaube euch an die Vollzähligkeit des Verlangten und habe euch nur noch eine Bedingung zu stellen, die von meiner Si ­cherheit unzertrennlich ist.' Es gehen Späher herum, ich weiß, es, darum begleitet ihr mich augenblicklich als ein vertrauter Freund in den Wagen. Ih r fahrt mit uns durch die Stadt und eine halbe Stunde vor's Thor. Dort ent­lasse ich euch. Es soll, mein Wort darauf! euch nichts Leides geschehen und wir begegnen einander nie wieder. Während eurer Abwesenheit darf die Donna nicht ihr Zim­mer verlassen und bei dem geringsten Versuche, mich zu verrathen, seid ihr ohne Rettung verloren!" Fernandez, die Nothwendigkeit des Gehorchens ein­sehend, gab stillschweigend seiner Frau einen Wink, im Zimmer zu bleiben und begleitete mit der größten Gran­dezza eines echten Spaniers seine Gäste zum Wagen. Der Pseudo-Prälat stieg zuerst ein, ihm folgte Don Garcia ' und diesem der junge Begleiter seines Gebieters. — Der Wagen schlug zu und rasselte fort. Verwundert sahen ihm die Hausbewachenden nach. Die Donna war an's Fenster getreten. Sie zog das Billet des Räubers hervor, entfaltete es und las: „Donna Elvira!" „Ich mußte, mich ein Mal Euch zeigen in meiner wahren Gestalt, in der Rolle, zu welcher mich mein Ver­hängniß bestimmte; denn länger täuschen könnt' ich Euch nicht. — Euer filziger, herzloser Gatte ist reich; er sollte mir Reisegeld geben, und so habe ich mit einem Gang eine doppelte Absicht erreicht. Verzeiht! — ich konnte nicht anders.handeln. I n einigen Tagen bin ich auf der atlan­tischen See. Nie seh'n wir uns wieder. — Vergeßt unsers Bundes aus der schönen Zeit zu Madrid, weh! sie kehrt nimmer! — vergeßt, Elvira , auch mich; aber nur fluchet mir nicht. — Lebt wohl auf immer. Roderigo Graf». Montaro. Eine Stunde war vorüber. Da kam Fernandez die Straße herauf. Die Wachen umringten ihn, rappor­tirend, daß sich bisher noch nichts Verdächtiges zeigte. „Geht nur nach Haus, meine Freunde!" sprach fast weinerlich Garcia , „das Geld ist schon weg, er hat sich's geholt!" Als ihn die Leute darüber ungläubig ansahen, fuhr er sie an, von Aerger und Zorn entbrannt mit der Frage: „Habt ihr die Equipage und meine Gäste gesehen? — Nun, Einer davon war's gewesen!" — Neunhundert Dollars für eine Frau. Ein junger Arzt, Namens Wallis , machte kürzlich aus seiner im Norden der Vereinigten Staaten gelegenen 367 Geburtsstadt eine Reise in den Mississippi-Staat. Er wohnte in einem Hotel garni, dessen Haushälterin, ein junges Mädchen von etwa 20 Jahren, ihm eine lebhafte Leidenschaft einflößte. Ih r Teint war nicht ganz weiß, aber der Doktor setz« sich über das Vorurtheil hinweg und bot ihr seine Hand, die auch angenommen wurde. Die Hochzeit wurde fast, insgeheim gefeiert und das glückliche Paar ließ sich bald darauf im Columbia-Distrikt, nicht fern von, Washington nieder, wo sie ruhig und zurückgezogen lebten. Nach einiger Zeit erschien ein. Mann in ihrem Hause, der Herrn Walli s nach einigen einleitenden höflichen Redensarten fragte, ob er nicht eine Frau aus dem Sü ­den entführt habe. „Nein, mein Herr, und ich begreife nicht — —« „Wie?" fuhr der Fremde fort, „ist Ihre Gattin nicht mit Ihnen aus dem Mississippi-Staate hier­her gekommen?" „Allerdings, ich glaube, sie ist in jenem Lande geboren." „Nun, Ihre Gattin, wie Sie sie nennen, ist meine Sklavin, und wenn Sie mir nicht auf der Stelle 800 Dollars für Ihre Loskaufung zahlen, so werde ich sie als Flüchtlingin vor Gericht angeben. Sie ist eigentlich wenigstens 4000 Dollars werth, da Sie sie aber geheiratet haben, so will ich mich mit 900 begnügen." „Ihre Skla­vin?" schrie der arme Doktor ganz verblüfft, „das ist un­möglich!" „Glauben Sie, oder glauben Sie mir nicht," fuhr der Andere fort, „das ist mir gleich. Ich lasse Ihnen meine Adresse, und wenn Sie mir nicht binnen 24 Stunden das Geld zustellen, so verspreche ich Ihnen, daß der Name von Mistreß Walli s als entlaufene Sklavin in den öf­fentlichen Blättern figurirt." Der Fremde entfernte sich und Walli s begab sich zu seiner Gattin, die ihm unter strömenden , Thränen die Wahrheit eingestand. „Gut," sagte Herr Wallis , „ich werde sogleich, da die Sache wahr ist, die 90« Dollars bezahlen, da ich dich zu sehr liebe, um je in eine Trennung von dir zu willigen." Die kurze Unterredung zwischen beiden Gatten halte Mistreß Walli s tief erschüttert. Sie bat ihn, ihr die Züge und das Aussehen des Fremden genau zu schildern, was er auch mit der größten Genauigkeit that, und sie fragte: ob das Signalement wirklich dem ihres ehemaligen Herrn ent­spreche. „Ja," erwiederte sie mit niedergeschlagenen Au­gen, „er war mehr noch, als mein Herr, er war — mein Vater." Spekulationsgeist der Nordamerikaner. Kein Gaskogner kann so prahlen, kein Jude so wu­chern, wie ein Nordamerikaner; jeder Iankee ist ein Ad­vokat im amerikanischen Sinne des Wortes, d. h. ein Ra­bulist; das ist das Ideal, nach dem Jeder strebt, und er bekennt es offenherzig, und kaum hat Einer ein Meisterstück der Art ausgeführt, so läßt ihn seine Eitelkeit nicht ruhen, bis er sich dessen in den Zeitungen gerühmt hat. So las man im Winter 1832 folgenden, in einem Pittsburger Blatte eingerückten Brief,, zu dessen Verständnis) voraus­geschickt wird, daß die Schinken wegen besserer Erhaltung zur See in Leinwand eingenäht und dick mit Kalk über­strichen in den Handel kommen. „Bester Herr! Ihre zahlreichen Abonnenten in allen Staaten werden mir Vergnügen einen neuen Ianleestreich erfahren, dessen Bekanntmachung ich dem Publikum, besonders meinen Lands­leuten und meinen vielen hochverehrlichen Freunden, schuldig zu sein glaube, weil sie mich gewiß erkennen werden und ihre Tickets (Wahlzettel) bei den nächsten Wahlen, wenn sie einen Brutus brauchen, darnach einrichten mögen. — Als ich vorigen Herbst nach Westen reis'te, um- verschiedene Forderungen für verlaufte Palmstrohhüte einzutreiben, war ich so glücklich, einige 20.000 Dollars*) 3, eonto zu er­halten. Dies versetzte mich in muntere Laune und ich beschloß, auf der Heimreise nicht müßig zu sein. Ich ver­weilte daher in Cincinnati einige Tage, um mir die Redens­arten und Manieren der Schweinschlächter eigen zu machen; darauf begab ich mich auf eine Ansiedelung von Deutschen und kaufte ihnen Holz ab, mit dem Beding, daß es mir in Gestalt von Schinkenkeulen zugeschnitten geliefert werde. Die guten Deutschen, die sich schon etliche Jahre abgemüht hatten, ohne je einen Liard Geld zu erblicken, ließen sich keine Mühe verdrießen, und so brachte ich bald die Ladung einer Barke zusammen. Meine Klötze wurden eingenäht und eingekalkt, und nun ging's den Ohio glücklich hinauf bis Pittsburg. Hier kamen die Käufer, und je dummer ich mich machte, je zudringlicher wurden sie. Alle hätten geschwören, ich sei außer der Schlachtbank und der Rauch­kammer nie irgendwo gewesen, als im Vethause. Auf diese Weise gelang es mir, meine Klötze ganz leidlich an den Mann zu bringen. Sah sich der Käufer betrogen, so konnte er doch nicht sagen, ich habe ihn betrogen, nein, da sei Gott für! Man höre und urtheile: Ein Provisions-Käufer aus Newyork trat auf mein Schiff, als ich allein da saß und trefflichen Schinken' frühstückte. „Wie hoch haltet Ih r Eure Schinken, Freund?" „Ich verkaufe keine Schinken, wenn Ih r aber mit mir frühstücken wollt, so seid Ih r willkommen!" — „Recht gern, laßt kosten. Aber was verkauft Ih r denn?" — „Die ganze Ladung ist mir feil, da, die zwölfhundert Keulen." — „Ihr wollt also doch die Schinken verkaufen?" — „Ich meine nicht, Herr, nur die ganze Ladung." -^ „Armer Junge, Ihr seid wohl das erste Mal hier?" — „Ich glaube so, Herr." — „Ihr meint etwa, Eure Schinken wären zu viel für mich? — „Das glaube ich nicht, aber doch die ganze Ladung." — „Mit einem Worte, was kostet die Ladung, Tölpel?" — „Sechshundert Dollars, meine ich, und nicht anders, Herr!" — „Topp!" — Der Handel war geschlossen. Mi t der nächsten Miethkutsche fuhr ich meiner Wege. Der Groß­händler kann sich den Winter über sein Comptoir in New-Jork heizen. Ich bin mit größter Hochachtung, Herr Re­ dakteur Ih r gehorsamster Auf der Durchreise zu Philadelphia E. M . Esquire." den 4. Dez. 4832. ' ) Wenn ein Dantee von seinem Gelle spricht, st kann man füglich anneh­men, daß er die Quadratzahl der eigentlichen Summe angibt, zum Un­terschiede von den übrigen Amerikanern, welche in der Regel nur mit IN multipliziren. 368 Anekdoten. geben zu sehe». Wie gut marauirtc er den Charakter des »Iten, blinden, mür. Ein bekannter, langjähriger Verehrer des Bachus trieb diese Verehrung so weit, daß er zuletzt in Irrsinn verfiel und in das Hospital gebracht werden mußte. Wenige Tage darauf begegnete ein sehr würdiger Kollege des Wahnsinnigen einem Freunde auf offener Straße, dem er schon von Weitem zuschrie: »Wissen Sie schon, daß Herr N * wegen Irrsinn im Spital sich befindet? — Ich habe es lange geahnt, das hat er nun von seinem verdamm­ten Saufen!« — Ein Ehemann, den seine Frau krank geärgert hatte, und der am Fieber darnieder lag, wurde von einem seiner Freunde be­sucht, gerade, als seine Ehehälfte sich aus dem Zimmer entfernt hatte. »Nun, wie geht es?« fragte der Eintretende. »»Etwas besser,«« antwortete der Kranke, »»mein Uebel hat mich so eben verlassen.«« — »Richtig,« lachte der Besucher, »ich bin ihm ja auf der Treppe begegnet.« I n Heidelberg wurde unlängst ein Student von seinem stets hingehaltenen Gläubiger in dem Augenblicke angetroffen, als er aus einem Weinhause, ziemlich schwer benebelt, heraustaumelte. »Wie?« rief der Gläubiger entrüstet, »mich bezahlen Sie nicht, aber Wein können Sie bezahlen?« — »»Lieber Freund!«« ent­gegnete der Studiosus, »»Sie haben nicht die rechte Ansicht. Sie sehen wohl, daß ich Wein getrunken, ob ich ihn aber auch bezahlt habe, ist eine andere Frage.«« Ein Berliner Eckensteher, der seinem Kollegen mit einem Steinwurf das Nasenbein zerschmettert hatte, gab vor Gericht folgende Erzählung dieses Vorfalles ab: »Ik nahm det Stecnchen, legt et ihm uf die Nase, und die Nase war een so jämmerliches Machwerk, dat sie ihm gleich morich ging.« Feuilleton des Mannigfaltigen. (Prinz Albert) ist, wie der »Humorist« mittheilt, fort­während die Zielscheibe des englischen Witzes: Der »Punch« ver­folgt ihn Schritt auf Schritt und erzählt unter Anderem: Der Prinz sei neulich auf der Jagd gewesen, habe aber nichts ge­schossen. Um nun von seiner königlichen Ehehälfte nicht gefoppt zu werden, habe er bei seiner Rückkehr zwei Rebhühner ge— kauft. (Nuh m eigener Art. ) I n einem Zeitungsartikel aus der Schweiz heißt es: Die basellandschaftliche Publicistik erlustigt sich gegenwärtig über die unbestrittene Thatsache, daß von den zahlreichen Advokaten des Halbkantons sich keiner rühmen könne, während seiner Amtsführung nicht wenigstens ein Mal tüchtig durchgeprügelt worden zu sein. — Nicht übel das! — Vaterländische Schaubühne. Dinstag »m 5. November wurden uns vorgeführt: »Die Geschwister», Schauspiel in 2 Akten von Em»nuel Leutner (nicht Lieutner, wie der Zettel besagte). Dieses Stück, welches m»n vielleicht passender »Verbrechen aus Ehrgefühl« nennen tonnte, ist uns noch aus dem Repertoire des Iah­res 1839 her bekannt. Das Gerüste des Stückes ist nicht am besten zusam­mengefügt, allein der Dialog ist geistreich, die Scencn greisen lebhaft inein» ander und die Charaktere sind trefflich gezeichnet. Referent war verhindert, der Vorstellung beizuwohnen, worin besonders Herr Lenk als Gerichtsrath Feldner excellirt undsich lebhaften Beifall erworben haben soll. Mittwoch »m 6. November: »Des Goldschmid« Töchterlein«, Lust» spiel in 2 Akten von Carl Blum, und »Die Vorleserin«, Schauspiel in 2 Akten nach Bayard, Im crstercn Stücke gab Dllc, Holmau die Titelrolle und wir können sagen, auf eine so gelungene, allgemein befriedigende Weise, das sich dieses ihr Debüt als das beste bisherige herausstellt. Die Kindlich­keit, die unschuldige Naioetät und liebenswürdige Schalkhaftigkeit Walpurgis wußte Dllc. Holmau trefflichst zu veranschaulichen und ihre Toilette, worüber wir uns bei einer Gelegenheit, und zwar nach Verdienst günstig aussprachen, war besonders im 2, Akte ausgezeichnet. Dllc. Holmau schreitet in der Gunst des Publikums rasch vorwärts. Herr Zieglc r gab den biedern Altbürger Bronncr mit gewohnter Meisterschaft und Wärme, so wie Herrn En gel­brech t's Ritter Egbert in den Händen eines taktrichtigen, fleißigen Darstellers war, »Die Vorleserin« fand in Dlle, Hoppe eine brave Repräsentantin, wie wir denn von dieser talentvollen, begabten Schauspielerin stets gewohnt sind, daß sie durch ei» richtiges, durchdachtes und kunstgerechtes Spiel die Vorstellungen belebt. Herr Rosenschön war ein ausgezeichneter Capitän Cobridge. Es ist eine Freude, ihn Parthiccn, die Würde und Kraft erfordern. rischen Seeoffiziers, dem die Ehre seines Hauses über Alles geht und dessen Väterliche dennoch zuletzt siegend hervortritt, allcn Vernunftcleien zum Trotze-Herr Engelbrecht (Arthur von Bury) und Herr Lenk (Clactown) befrie. digten vollkommen, ingleichem M»d. Ziegler als Lady Gerald. Das Haus war gut besucht. Zu den gelungensten Vorstellungen in dieser Saison muß man die Re. prise des Vaudevillcs: »Die beiden Waisen« von Fried. Blum zählen, aufgeführt Donnerstag am ?. November. Alles griff dabei so gut ineinander, daß man sah, das Bestreben des gesammtcn Schauspiclpersonals treffe in einem Punkte zusammen, in dem nämlich,-den Theaterbesuchern nach allen Kräften vergnügte Abende zu bereiten. Es ist erfreulich, wenn ein Theater, refcrcnt nur über gelungene Leistungen zu berichten hat. Herr R°senschö,n als Viehhändler Chcnu feierte wieder einen neuen Triumph seiner ausgezeich» ueten Darstcllungsweise. Ihm zunächst müssen wir Dllc. Henschel als Ca» diche bezeichnen. Sie war im wahresten Sinne die ergötzlichste »schlimme Liscl«. Ihre Routine in derlei Parthiccn ist, unbestritten eminent. Herr Sommer gab das gute Schaf eines geduldigen Ehemannes (Pachter Piche­loupe) mit guter Färbung. Dlle. Hoppe (Susettc) spielte mit Gefühl und Taktrichtigkcit. M,d. Haller repräsentirte die Gräfin mit Anstand und Würde, und Herr Lenk ihren Sohn mit gewohntem Takt. Noch müssen wir der M»d. Zieglcr gedenken, die erst im 4. Akte als altes Mütterchen vor. kam, aber ihre Parthie mit solcher Herzlichkeit ausführte, daßsie dadurch ein reiches Schärflein zum Gelingen des Ganzen beitrug. Das Hans erfreute sich eines zahlreichen Besuches. Samstag »m 9. November wurde Doktor Raupach's »Schuld und Buße«, Schauspiel in 5 Akten zum Vorthcile des Schauspielers und Re­gisseurs Engelbrecht gegeben. Die Vorstellung erfreute sich eines sehr zahl­reichen Besuches. Tags darauf sahen wir Told's »Blumen-, Ernte», Hochzeit- und Maskenfest«, ein heiteres, zweiaktige« Schcrzspiel mit Äe» sang und Tanz, welches unstreitig unter allen bis jetzt uns vorgeführten Sonn­tagsstücken den lautesten Beifall erhielt. Es ist ein Ausstattungsstück sehr amüsanter Art, mit einer gefälligen Musik, das mit solchem geschmackvollen Arrangement und solcher Präcision, wic bei uns aufgeführt, überall seinen Zweck erreichen, nämlich einen Theaterabend angenehm erheitern wird. Herr Haller »l« Tulpcnthal, wie Herr Sommer »ls Peter Maibutter waren in ihren Parthieen sehr vorzüglich, besonders Herr Sommer , der »ls unser diesjähriger erster Komiker immer weiter schreitet in der Gunst des Publi. lums. M»d. Hallcr bewegte sich als Tulpcnthals Frau mit vieler Grazie und Schalkhaftigkeit und Dlle. Holmau als Elise mit Takt und Routine. Dlle. Henschel (Portiunkula) spielte cutsprechend, nur will es mit dem L°­kalisircn im Wiener Dialekte nicht so recht vorwärts; die Herren Engel« brecht und Lenk (crsterer Wirthschaftsrath Stcinfeld, letzterer Herr von Rosenschnce) führten ihre Rollen mit gewohnter Leichtigkeit, Ungezwungenheit und richtiger Markirung »us. Noch müssen wir bei dieser Gelegenheit unseres Balletpersonalei erwähnen, welches besonders diesmal in sehr günstigem Lichte seine Produktionen ausführte. Die Gruppen und Tänze, arraugirt vom Ballet, meiner Herrn Frankenstein, fanden nur verdienten Beifall. Das Tablean beim Erntefeste war überraschend schön, ingleichcn die Schlußgruppe im 2. Akt. Daschinesische r«8 a« tiuiz gefiel unter den drci Tanzproduktioncn »m^besten und war in der That ausgezeichnet. Dlle. Fiedle r ist eine tüchtig eingeschulte Solotänzerin von vieler Anmuth und Grazie, und den kühnen, meisterhaften, man möchte sagen, wagehalsigenPiroucttes des Herrn Fortne r muß man mit beifälligem Staunen zusehen. Auch die Quartett-Gallopade, unter Garbcnbogen ausgeführt, war recht artig, und besonders von Dlle! Fiedler und Herrn Frankenstcin musterhaft ausgeführt. Wir können wohl lagen, daß diese Tanzproduktionen sehr vielen Antheil an dem sehr lebhaften Beifalle haben, den die Vorstellung sich errungen. Das Austheilen von Strauß­chen am Schluße war äußerst sinnig und zart. Alle Darsteller wurden öfter stürmisch gerufen, zuletzt auch der Herr Direktor, der in wenigen aber ge­wählten Worten seinen Dank für einen so ungctheilte» Beifall aussprach. Wir stimmen hierbei ebenfalls von Herzen in den allgemeinen Refrain: «Bravo Roscnschön!« — Montags «m li. November: Die Reprise von »Mutter und Sohn« von der Frau Birch-Pfciffer. Wir haben uns darüber im Blatte Nr. 82 ausgesprochen. Leopold Kordesch. Auflösung der Charade in 3lro. 91. Eifersucht. Laibach. Druck und Verlag des Josef Nlasnik.