für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 2^. Montag am K. ^Rpril Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz­ jährig S, halbjährig Z fi. Durch die k. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 st. E. M., und wird halbjährig »«ausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. In Laibach pränumerirt man beim Verleger am Man, Nr. 190, im ersten Stocke. Drei Gäste. Nrei Gäste, denen wohl Jedermann gram, Kenn' ich, die häusig zu finden, Bei denen Begriffe von Ehre und Scham In frühester Jugend schon schwinden. Wie auch man geplagt sei von langer Zeit — Dies Dreiblatt wünscht Jeder sich meilenweit. Als ersten nenn' ich den schlechten Wicht, Der meine Ehre begraben Und dennoch mich loben wird in's Gesicht Als edel und groß und erhaben. Der ist als Gast mir ein sauberer Freund, Der anders redet und anders meint. — Den zweiten nenn' ich, der schlau und fein Mich immer um Geld weiß zu Prellen; Wobei ich ein Dummkopf nur müßte sein. Auf Wiedererstattung zu zähle«; Ja, wohl kann ich rechnen, doch nur »uf Spott, Vor solchen Gästen bewahre uns Gott. Der dritte Gast ist »des Hause« Freund,« Der nur, — kann er ferne mich wissen. Am liebsten in meinem Hause erscheint Die — Freundschaft fester zu schließen. Wie oft schon floh mit dem säubern Patron Der Friede des Hauses auf immer davon. Zwar wußt' ich noch einen — den ärgsten fast. Der pflegt uns vom Hause zu jagen; Ja dieser bleiche, entsetzliche Gast Nimmt König und Bettler beim Kragen; Doch kömmt er nur ein Ma!,,d'rum mag Freund Hein Zuwid'rer, »ls jene drei Gäste nicht sein. Bernhard Tomschitsch. Hochzeit-Gebräuche der Wallachen, (Ma­ chen) in Kroatien. Ein Veitrag zur Geschichte der Slaven, von Jos. Buchenhai«. (Beschluß) ^aum dort angelangt, wird die Fahne von dem Brautführer zum Giebel des Daches als Warnungzeichen hinaus gesteckt, daß kein Ungeladener sich durch die ganze Dauer des Hochzeit­ festes diesem Hause zu nahen wage. Es wäre in der That auch Niemanden zu rathen, außer er hätte sich früher die Erlaubniß eingeholt, gegen dieses Verbot zu handeln. Ver­ stümmelungen aller Art, und nicht selten auch der Tod, wäre dann das Loos eines solchen Frevlers. Ist das bisher Gesagte wirklich selten in seiner Art, so muß man noch mehr erstaunen, wenn man sich einer solchen Wohnung nahen, oder gar solche betreten darf. Gleich in der Hausflur erblickt man am Boden einen Ungeheuern Gluthhaufen, an dessen knisternder Flamme an einem Pfahle, dessen beide Enden an zwei hölzernen Ga­ beln ruhen, sich ein ganzer Ochs, langsam bratend und von kräftigen Händen getrieben, herumdreht. Schöpse und eine Unzahl von Geflügel aller Art, leisten auf ähnliche Weise dem Ochsen Gesellschaft. Die Stube, in welcher sich die Hochzeitgäste um einen langen, meistens aus starken, hölzernen Pfosten zusammen­ gezimmerten Tisch lagern, ist schwarz, finster, unrein und ohne allen Schmuck. Der Tisch ist ungedeckt, denn nur die Neuvermählten, welche in ihrer Hochzeitkleidung zwischen den zwei Beiständen obenan sitzen, dürfen beide zusammen einen Löffel, ein Messer, eine Gabel und einen Teller haben. Man sieht daher auf einem solchen Hochzeittische, außer dem einzigen Eßbestecke der Brautleute, nur ein gro­ ßes Schaff mit Wein gefüllt nebst einem kleinen, meistens irdenen Trinkgeschirre, welches die Form eines Bechers hat, und eine erstaunliche Menge Brotes. Sobald die übrigen Hochzeitgäste auch ihre ranglosen Plätze eingenommen haben, stellt sich eine allgemeine Stille ein, denn aller Augen sind mit voller Erwartung nach der Stubenthüre, durch welche die Speisen gebracht werden, gerichtet. Der Brautvater, angethan mit einer Schürze aus grober Hausleinwand, dessen Hemde-Aermeln ober dem Ellbogen zu einer Wurst aufgerollt sind, eine große Fleisch­ hacke in seiner Hand haltend, kommt zuerst in die Stube; ihm nach wird ein Theil des nun gebratenen Ochsen von zwei Helfern in die Stube gebracht, von denselben auf den Hochzeittisch geworfen, darauf aber von dem Brautvater schulgerecht in Stücke gehauen. Diese Stücke, respektive Rtt« Portionen, werden dann den Gästen auf.eine wahrhaft appetitliche Art hingeworfen, welche dieselben mit einem Heiß­ hunger nach Herzenslust mit den Zähnen zerreißen und verzehren. Einem ähnlichen Geschicke unterliegen auch die Schöpse und das Geflügel. Ist nun der erste Appetit gestillt, dann schöpft der Brautvater mit dem einzigen Trinkgeschirre den Wein aus dem Schaffe, trinkt auf das Wohlsein der Neuvermählten zuerst, und reicht dann den Becher jedem Gaste die Reihe herum, nachdem solcher nach jedesmaligem Ausleeren von ihm wieder frisch angefüllt worden ist. Nicht selten schwimmt eine fingerdicke Fette an der Oberfläche des Weines, doch dieses beirrt die Gäste nicht im mindesten zum fleißigen Zuspruche desselben. Des Brautvaters Pflicht ist, sämmtliche Hochzeitgäste zu bedienen, zu unterhalten und Sorge zu tragen, daß denselben an nichts gebreche. Dazu wird daher immer ein jovialer und umsichtiger Mann gewählt, dem Erzählungen aus seinem Leben, aus jenem der Bekannten u. s. w. nie ausgehen dürfen. Ein solcher Hochzeitschmaus dauert vom Montage bis zum Schlüsse des Donnerstages. Die Gäste entfernen sich wechselweise in der Zwischenzeit, oder liegen in der Stube, nicht selten auch auf dem Boden, herum. Je mehr lächerliche Unformen bei solchen Gelegenheiten vorkommen, desto grö­ ßer ist das Vergnügen der Mitgäste und der Stolz des Brautvaters, der solches seinem guten Humor zuzuschreiben, und sich viel darauf zu Gute zu halten gewohnt ist. Wenn jedoch die Gäste den Braten nicht mehr zu essen vermögen (denn sonst kommt keine andere Speise zum Vorschein), so pflegt man ihnen saueres Kraut als Reizmittel zu verabrei­ chen. Dies ist ihre einzige Suppe, ihre Zuspeise und ihr Nachtisch. Hat nun endlich die Festivität ihr Ende erreicht, dann pflegen die Hochzeitgäste die Neuvermählten zu beschenken. Die Geschenke bestehen in Spinnhaar, Leintüchern, in Speck, Schmalz, wie nicht selten auch im Gelde, und dies wird die Morgengabe genannt. Die Gäste trennen sich darauf von den Brautleuten und begeben sich nach ihren Wohnungen. Was in diesen wenigen Tagen bei einer solchen Gele­ genheit verzehrt wird, können jahrelanger Fleiß und die größte Sparsamkeit kaum mehr ersetzen, denn wenn man am Schlüsse eines solchen Hochzeitschmauses einen Blick unter den nun verödeten Hochzeittisch wirft, so muß man von der Menge der Knochen, welche abgenagt in verschie­ denen Haufen und Richtungen unter demselben liegen, un­ willkürlich die Meinung fassen, irgend ein Panther müsse in dieser Höhle gehaust haben. Treffende Abfertigung. Künstler-Novellctte von Leopold Kordesch. l,«eschl»«,) Das Zeichen zum Souper ward gegeben. Man setzte sich, nachdem Kean den obersten Ehrenplatz eingenommen hatte, und das Mahl begann in größter Ungezwungenheit. Es wurde viel gescherzt, gelacht, über Kunst, Theater, Po­ litik und den letzten Krieg gesprochen und der Inhaber des Hütels, an dem untersten Ende der Tafel, bildete sich nicht wenig ein, eine solche Versammlung und die Krone dersel­ ben, den weltberühmten Kean, bei sich zu sehen. Meine freundlichen Leser werden bereits errathen haben, daß jener schon erwähnte Plan des Gastgebers, der als einer der reichsten Bürger von Portsmouth galt, kein anderer war, als durch ein glänzendes Bankett, das er dem Künstler und den Besseren der Stadt auf eigene Kosten gab, von sich weit und breit reden zu machen, darum war hier auch Alles, was man irgend zu Leckerbissen rechnen konnte, nebst den feinsten Weinen, im Uebermaße verschwendet, und der Wirth, dem dieser Plan so vollständig gelungen war, kannte sich vor innerer Seligkeit kaum. Ein alter General erhob endlich sein Glas. „Auf das Wohlsein unseres lieben, verehrten Künstlers!" rief er, und ein allgemeines Bravo und Anstoßen mit den Gläsern begleitete die Worte. »Jetzt auch der heutige Gastwirth hoch!" erscholl vom Munde des fröhlichen Artilleriemaga­ zins-Direktors. Als Beifall und Anklingen verstummten, sprach Kean aufstehend: »Ihre Aufmerksamkeit, meine sehr verehrte Versammlung, rührt mich tief; doch der eigentliche Veranlasser dieser heitern Zusammenkunft, dem ich gerne besonders danken möchte, ist mir noch immer unbekannt. Er wolle sich mir nennen, und mich wird's doppelt freuen, wenn er, wie ich vernommen, ein alter Bekannter von mir ist." — Da trat denn der glückliche Inhaber des Hütels vor den Künstler hin, verbeugte sich tief und sagte: »Nie werde ich die Ehre vergessen, die ein so hochgefeierter Mann, als Sie, meinem Hause angethan. Mein Streben ging seit Ihrer Ankunft in Portsmouth unablässig dahin, daß es mir gelingen möchte, den größten Mimen England's nebst den Angesehensten meiner Mitbürger und Bekannten, wenn auch nur auf eine kleine Zeit, in meinem Hause zu beher­ bergen. Es ist mir gelungen! Meinem verehrten Freunde, Herrn Smith, habe ich es zu danken. Es ist mein schön­ ster Tag. Nehmen Sie denn hier Alle meinen verbindlich­ sten Dank". Diesen Worten fügte er noch eine Fluth von Schmeicheleien an den Künstler bei. Kean hatte während der Rede, die auf alle Nebligen einen freundlichen Eindruck machte, unverwandt den Gast­ wirth angestarrt. Plötzlich, als dieser kaum geendet, run­ zelten sich des Künstlers Augenbraunen furchtbar. Er erhob sich vom Stuhle, und mit der Donnerstimme, die so oft das ganze Theater Londons erzittern machte, ruft er ihm zu: »Kennt ihr mich noch wohl? — Bin ich nicht Derselbe, der vor 15 Jahren arm und unbekannt hierher kam? — Damals war ich Schauspieler bei einer kleinen, herumzie­ henden Truppe. Eines Tages kam ich in ein kleines Haus, wo ihr Bier schenktet. Ich verlangte eine halbe Pinte Porter. Ihr reichtet sie mir dar, aber wie? — Euere Linke streckte sich früher nach dem Gelde aus, als ich mein Bier erhielt. Eurer verächtlichen, übermüthigen Miene bei die­ ser Gelegenheit, eures hohnlächelnden Messens meiner ab­ getragenen Kleidung vergeß' ich nie. Jetzt sind, die Dinge anders. Ihr seid, ein reicher Hötelinhaber, wie ich sehe;