235 Teodor Petrič *19 UDK 811.112.2'367.635=163.6 Universität Maribor DOI: 10.4312/linguistica.59.1.235-251 MODALPARTIKELN IN DEUTSCHEN AUSSAGESÄTZEN UND IHRE SLOWENISCHEN ENTSPRECHUNGEN 1 EINLEITUNG Nach einem Überblick über die Klassifizierung diskurspragmatischer Mittel und Partikeln im Deutschen und Slowenischen werden im Beitrag gemeinsame indexi- kalische Funktionen und invariante Bedeutungskomponenten deutscher Modalparti- keln (MP) und slowenischer modalpartikelartiger (MP-artiger) Lexeme beschrieben, die für Wortklassifizierung, Lexikographie, Übersetzungswissenschaft und Sprach- erwerbsforschung von Nutzen sein können. Da Modalpartikeln besonders charakte- ristisch für mündliche umgangssprachliche Texte sind, stammen unsere Belege (fast ausschließlich) aus mündlichen Gesprächen, und zwar aus deutschen und slowe- nischen kindersprachlichen Childes-Korpora (Koltaj/Žagar 2007; Petrič 2016) und aus dem Korpus der gesprochenen slowenischen Sprache (GOS, Korpus govorjene slovenščine). 2 PARTIKELN IM DISKURS Diewald (2013: 5–12) unterscheidet syntaktisch integrierte textkohäsive Marker (TCM, engl. text-connective marker) von syntaktisch unabhängigen und für Diskurs- management zuständigen Diskursmarkern (DM, engl. discourse marker). Beide uni- verselle Klassen verfügen über indexikalisches (relationales) Potential, unterscheiden sich jedoch darin, auf welche Domänen dieses Potential angewandt wird. Im Unter- schied zu DM, die auf nicht-propositionale Diskurselemente verweisen, werden MP auf Propositionen und alternative Sprechakte angewandt. Während TCM (z. B. Kon- junktionen) textuell enkodierte (propositionale) Konjunkte verknüpfen, beziehen sich MP auf nicht im Text ausgedrückte, sondern von den Kommunikationsteilnehmern vorgegebene Propositionen. Die MP und TCM haben das Merkmal der syntaktischen Integration gemeinsam, satztopologische Beschränkungen erlauben jedoch ihre einzel- sprachliche Unterscheidung von anderen Markerklassen. MP sind keine universelle Kategorie, sondern eine sprachspezifische Wortklasse. Im Deutschen stehen somit die MP in Kontrast zu anderen sprachspezifischen Wortklassen (Konjunktionen, Satzad- verbien, Fokuspartikeln, ...) mit ihren spezifischen Aufgaben in den universellen DM- oder TCM-Domänen. Im Slowenischen ist bisher keine derartige Wortklasse von MP etabliert worden, aber das indexikalische Potential zahlreicher unflektierter Lexeme weist auf Gemeinsamkeiten mit dem der deutschen MP hin. * teodor.petric@um.si Linguistica_2019_FINAL.indd 235 9.10.2019 8:58:54 236 MP gehören nach traditioneller Auffassung zu den modalen Ausdrucksmitteln. Modalität wird als Komponente angesehen, die zur Proposition einer Äußerung hin- zugefügt wird. In der Natürlichkeitstheorie hält man ein Element, das sich auf den illokutiven Bereich (d. h. einen modalen Teilbereich) bezieht, für markierter als ein Element, das sich auf den lokutiven Bereich bezieht (Dotter 1990). Gemäß Abra- ham/Leiss (2012: 1) kann Modalität als die komplizierteste funktionale Kategorie aller bekannten linguistischen Kategorien charakterisiert werden, wobei grammati- sche Modalität später als alle anderen funktionalen Kategorien erworben wird. In den Sprachen der Welt sind MP weniger verbreitet als andere Partikeltypen, z. B. aspektuelle Partikeln und Fokuspartikeln (Caspers/van der Wouden, 2008). Die Auf- fassung vom schwierigen MP-Erwerb (z. B. Beijer 2009: 12, zum MP-Erwerb im Niederländischen) deckt sich jedoch nicht völlig mit den Ergebnissen empirischer Studien. Gemäß Lindner (1983) verwenden bereits 2–3-jährige Vorschulkinder die deutschen MP mal und denn. Belege aus kindersprachlichen Korpora (s. meine Bei- spiele aus den Childes-Korpora in Abschnitt 3) zeigen, dass deutsche Kinder die ersten MP vereinzelt bereits vor dem dritten Lebensjahr verwenden (z. B. die MP doch) und ab dem Alter von drei Jahren regelmäßigen Gebrauch von häufigen und semantisch-pragmatischen einfacheren MP wie z. B. ja, doch, denn, mal, eben und halt machen. Wichtig ist die Beobachtung, dass die MP zuerst als Ganzes mit ihrem Kontext gelernt werden, d. h. als unanalysierte Chunks (z. B. W-Fragen mit denn, Imperative mit mal) und damit ähnlich wie Idiome oder andere Fertigteile in der Sprache. Die Semantik früher erworbener funktionaler Kategorien dient gewöhnlich als Grundlage für die Bildung komplexer Modalbedeutungen. Dies zeigt sich auch in der historischen Entwicklung der Partikeln, wonach die Entwicklung deutscher MP mit Hilfe von Grammatikalisierungskanälen erklärt werden kann, ausgehend vom Raumbezug zu Zeitbezug und logisch-modaler Bedeutung bis hin zur illokutiv-text- kohärenzschaffenden Bedeutung der MP (Abraham 1990: 128). MP entstehen somit typischerweise aus semantisch einfacheren, hochfrequenten, meist deiktischen Aus- drücken mit ursprünglich lokaler und/oder temporaler Bedeutung, die in der Bedeu- tung einer MP gewöhnlich unterschwellig erhalten bleibt (z. B. dt. eben). Trotz ihrer reduzierten Semantik verfügen sie noch über einige gemeinsame Merkmale mit ih- rem Ausgangswort (z. B. Konjunktionen, Gradpartikeln, Steigerungspartikeln, Glie- derungspartikeln). War das Ausgangswort schon deiktisch verwendbar, behielten die MP die endophorische Verweisrichtung in der Regel bei (meist die anaphorische). Als neue und dominierende Verweisrichtung kommt bei den MP die exophorische hinzu, d. h. der Verweis auf die interaktionellen Beziehungen, auf die kommunikati- ve Situation (Petrič 1995b). Die Wortklasse deutscher MP ist eine kleine, aber aufgrund von andauernden Grammatikalisierungsprozessen offene Wortklasse, mit prototypischen und peri- pheren Mitgliedern. Prototypische deutsche MP lassen sich anhand einer Reihe von Merkmalen von anderen Partikelklassen abgrenzen (Thurmair 1989: 20): MP sind unflektiert, unbetont, syntaktisch integriert, topologisch auf die Mittelfeldstellung beschränkt, aber darin variabel (in Abhängigkeit von der Thema-Rhema-Gliederung) Linguistica_2019_FINAL.indd 236 9.10.2019 8:58:54 237 als Grenzsignal einsetzbar. MP haben Heteroseme in anderen Wortklassen (Kon- junktionen, Fokuspartikeln, Adjektive, Adverbien, Satzadverbien). MP sind keine Satzkonstituenten, daher nicht vorfeldfähig, koordinierbar oder als Satzäquivalent einsetzbar. MP sind jedoch miteinander kombinierbar, wobei die erste MP seman- tisch gesehen unspezifischer ist als die folgenden, letztere stehen dagegen im Sko- pusbereich der vorherigen. MP zeigen Affinitäten zu bestimmten Satzmodi. MP ha- ben Satz- oder Äußerungsbezug (propositionaler oder illokutiver Skopus). Sie ha- ben eine dialoggrammatische Funktion, konstitutiv für diese Wortklasse (Diewald/ Kresić 2009: 7): sie markieren eine Äußerung als nicht-initial, denn die Proposition wird durch die MP auf eine pragmatisch vorgegebene Einheit bezogen, wodurch die MP-haltige Äußerung als reaktiver Zug in einer unterstellten dialogischen Sequenz (als kommunikativem Hintergrund) markiert wird. MP haben keine referentielle Be- deutung. Zusätzlich zu ihrer indexikalischen (klassenspezifischen) Bedeutung ver- fügt jede MP aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte etymologisch motivierbare, lexemspezifische Merkmale, die auf entsprechende Heteroseme in anderen Wort- klassen bezogen werden können (Diewald 2013: 22). Die slowenischen Partikeln werden in Toporišič ( 1 1976, 4 2000: 448–449) als selbständige Wortklasse etabliert, die in späteren grammatischen Werken (Černelič Kozlevčar 1992; Jakop 2000; Smolej 2004; Skubic 1999; Žele 2015) oft als Aus- gangspunkt für Subklassifizierungen dient. Skubic (1999: 211) unterscheidet nach kommunikativ-pragmatischen Kriterien (gemäß Hallidays Systemfunktionalismus) zwei Hauptgruppen von Partikeln: konnektive Partikeln (slow. povezovalni členki) und modale Partikeln (slow. modalni členki). Konnektive Partikeln haben hauptsäch- lich die Aufgabe, Teile des Textes miteinander zu verknüpfen, während die moda- len Partikeln vorrangig auf interpersonale Beziehungen im Diskurs verweisen. Diese Klassifizierung stellt die Grundlage für das Lexikon slowenischer Partikeln (Žele 2015: 17) dar. Der Terminus modale Partikel (slow. naklonski členek) ist allerdings in der slowenischen Partikelforschung sehr breit angelegt und umfasst nicht nur MP (Abtönungspartikeln) wie im Deutschen, sondern auch Satzadverbien, Negationspar- tikeln und Gliederungspartikeln. Es handelt sich um Diskurspartikeln, die syntaktisch integriert oder nicht-integriert vorkommen, auch konnektive Aufgaben übernehmen können, hauptsächlich jedoch auf die Beziehungen zwischen Sprecher, Adressat und Proposition verweisen. Zu ihren Aufgaben gehört einerseits Diskursmanagement, wie bei den oben beschriebenen DM, andererseits aber auch Bezugnahme auf vor- gegebene (lediglich vorausgesetzte oder implizierte) Sachverhalte oder Sprechakte, was bei deutschen MP charakteristisch ist. Die konnektiven Partikeln haben dagegen, ähnlich wie die Konjunktionen, hauptsächlich eine kohäsive Funktion im Text und können meist den oben beschriebenen TCM zugeordnet werden. Für einen kontras- tiven Vergleich deutscher MP mit slowenischen Entsprechungen kommen vor al- lem jene Diskurspartikeln in Betracht, die in den slowenischen Klassifizierungen als modale Partikeln (slow. naklonski členki) bezeichnet werden. Viele dieser Partikeln können verschiedene Aufgaben übernehmen und wie deutsche MP auch Heteroseme in anderen Wortklassen haben. Linguistica_2019_FINAL.indd 237 9.10.2019 8:58:54 238 3 KONTRASTIVE UNTERSUCHUNG DEUTSCHER UND SLOWENI- SCHER MODALPARTIKELN 3.1 Sprachliches Material und Verfahren Eine Reihe slowenischer Partikeln kann Funktionen deutscher MP erfüllen. Im Ge- gensatz zu den deutschen MP scheinen die slowenischen Partikeln mit MP-Funktion keine syntaktisch einheitlich abgrenzbare Wortklasse darzustellen (Petrič 1994). Die in diesem Abschnitt folgenden kontrastiven Beschreibungen berücksichtigen vor al- lem deutsche MP und slowenische MP-artige Partikeln in Aussagesätzen. So wie in den meisten kontrastiven Studien werden die deutschen MP als Ausgangspunkt ge- wählt. Ausgewählt wurden vorzugsweise Beispiele aus kindersprachlichen Äußerun- gen, um zumindest ansatzweise einen Einblick in den Erwerbsverlauf von Partikeln mit MP-Funktion in beiden Sprachen zu ermöglichen. Die deutschen Belege stammen aus mündlichen kindersprachlichen Gesprächen, die über das Childes-Portal zugänglich sind. Die slowenischen Belege aus den (immer noch) wenigen öffentlich zugänglichen kindersprachlichen Gesprächen (Koltaj/Žagar 2007, Petrič 2016) wurden dagegen mit Belegen aus mündlichen umgangssprachlichen Texten (GOS), vereinzelt aber auch mit solchen aus einem slowenischen Korpus schriftlicher Texte (Gigafida, www.gigafida. net; Portal MMC RTV SLO) ergänzt. Die Partikel-Äußerungen in den slowenischen Belegen wurden vom Verfasser ins Deutsche übertragen. MP in schriftlichen deutschen und slowenischen Texten wurden z. B. in Petrič (1994, 1994a, 1995a, 1995b, 2005, 2017a, 2017b) berücksichtigt. Die deutschen MP ja, doch, eben, halt, schon, wohl, einfach, eh und sowieso sind mit den MP-artigen Verwendungen der slowenischen Partikeln saj, ja, pa, ma, vendar, pač, že, enostavno, preprosto, kar, itak (tako ali tako) funktionell vergleichbar. Sowohl die deutschen MP als auch die slowenischen MP-artigen Partikeln weisen Heteroseme in anderen Wortklassen auf. Die funktionellen und semantischen Beschreibungen be- ruhen auf einem bedeutungsminimalistischen Standpunkt, der aus spracherwerblicher Sicht plausibel erscheint, und streben danach, die etymologische Entwicklung in die Beschreibung einfließen zu lassen, da wir davon ausgehen, dass grundlegende Bedeu- tungskomponenten von häufig vorkommenden Wörtern im Laufe ihrer semantischen Weiterentwicklung erhalten bleiben. 3.2 Affirmative Modalpartikeln Die deutsche MP ja kommt in mehreren Satzmodi vor, jedoch nicht in Fragesätzen. Die slowenische Partikel saj kommt wie ihr Ausgangswort (das Konjunktionaladverb saj) in Aussagesätzen vor. Die deutsche MP ja (1) und die slowenische MP-artige Partikel saj (2) sind als affirmative MP charakterisierbar, da die Proposition der MP-Äußerung (p1) mit einer vorgegebenen Proposition (p0) vereinbar und entweder unkontrovers oder zumindest hinsichtlich des gemeinsamen Wissensstandes identifizierbar ist. Im Gegensatz zur deutschen MP ja ist die slowenische Partikel saj (wie ihr Ausgangs- wort, das Konjunktionaladverb saj) hinsichtlich der Unterscheidung zwischen addi- tiver und kontrastiver Relation zwischen den beteiligten Propositionen (p1 und p0) Linguistica_2019_FINAL.indd 238 9.10.2019 8:58:54 239 unterspezifiziert und kann deshalb auch in Kontexten erscheinen, in denen in deutschen Trägersätzen aufgrund einer (implizierten) Negation statt der MP ja die in Opposition zu ihr stehende MP doch (d. h. mit Korrekturmerkmal) auftritt oder auftreten könnte. Im deutschen Beispiel (1) verweist die dreijährige Anna mit ihrer MP darauf, dass die Proposition (p1: Babys können am frühen Morgen ausschlafen bzw. Eltern dürfen nicht schlafen) zum gemeinsamen Wissen der Gesprächspartnerinnen (p0) gehört und daher als nicht kontrovers eingeschätzt wird. Im slowenischen Beispiel (2) verweist Ana in der Äußerung (p1 = es gibt viel Schnee) mit ihrer MP darauf, dass die von der Erzieherin zuvor ausgesprochene und von beiden erhoffte Veränderung der Wetterlage (p0 = vielleicht kriegen wir noch Schnee) mit ihrer Überzeugung übereinstimmt. (1) Anna (setzt die Puppe in den Puppenwagen): die will schlafen. – Claudia: das is ja ein baby das darf schlafen. – Anna: aber am früh‘n morgen darfen ja auch schon babys noch ausschlafen und mamas oder papas d(u)erfen ja nich schlafen. (Anna, 3; 02.14) (slow. Anna (posadi lutko v otroški voziček): Spal bi rad. – Claudia: Saj je (še) dojenček, ta lahko (še) spi. – Anna: Ampak saj dojenčki lahko spijo zgodaj zjutraj in saj starši ne smejo (zgodaj zjutraj) spati.) (2) Vzgojiteljica: čakamo že celo zimo . – Ana: ja (.) pa ga ni od nikoder. – Vzgo - jiteljica: sej [: saj] mogoče še bo ... bomo poslušali vremenske napovedi ... pa bomo slišali če nam kej napovedujejo sneg, a ne? –Ana: ja . ja; sej [: saj] bo veliko snega (Koltaj/Žagar 2007, Kindergartengruppe 1 (3–4 Jahre alt)). (dt. Erzieherin: Wir warten schon den ganzen Winter. – Ana: Ja, und es gibt keinen (Schnee) weit und breit. – Erzieherin: Vielleicht kriegen wir ihn ja noch ... wir wollen uns mal die Wettervorhersage anhören ... Und dann werden wir ja hören, ob sie uns Schnee vorhersagen, nicht wahr? – Ana: Ja, wir kriegen ja / ? doch sicher viel Schnee.) Slowenisch könnte gemäß Kunzmann-Müller (1989) einen Mischtyp zwischen A-Sprachen und A/S-Sprachen (Lang 1977) darstellen, d. h. ohne notwendige Unter- scheidung der semantischen Merkmale Kontrast und Korrektur durch lexikalische Mittel sondern durch Erschließung der Merkmale infolge von Interaktion der weniger spezifischen Partikeln mit verschiedenen morphosyntaktischen und semantischen Be- dingungen im Äußerungskontext oder gemäß Brauße (1998) aufgrund einer übergeord- neten Fragestellung im Diskurs (zum semantischen Verhältnis zwischen dt. aber und slow. pa vgl. Petrič 2005). 3.3 Konsekutive Modalpartikeln Die slowenische Partikel pa ist in mündlichen und schriftlichen Texten die bei weitem häufigste Partikel. Einige ihrer Verwendungsweisen sind funktionell vergleichbar mit denen deutscher MP, und zwar in Aussage-, Imperativ- und Ausrufesätzen insbeson- dere mit der deutschen MP ja oder der enklitisch verwendeten Konjunktion bzw. MP aber, in Fragesätzen dagegen mit der MP denn. Die Verwendung der Partikel pa als Linguistica_2019_FINAL.indd 239 9.10.2019 8:58:54 240 Enklitikon nach einem Satzglied im Vorfeld des Satzes (3) ist in einem kindersprach- lichen Korpus schon zu Anfang des dritten Lebensjahres belegt. Die Partikel pa zeigt nicht notwendigerweise an, dass zwei Sachverhalte in einem adversativen Verhältnis zueinander stehen. Mit der Partikel pa verweist der Sprecher darauf, dass zwei Sach- verhalte gleichzeitig gültig sind (vgl. oben slow. saj) und unter einem gemeinsamen Aspekt zusammengefasst werden sollen. Stellt der Sprecher eine Frage mit der Partikel pa, hat er einen offenliegenden Anlass oder Beweggrund für seine Frage, was sich auch mit der konsekutiven Bedeutung der deutschen MP denn deckt. Eine adversative Bedeutung der Äußerung kann durch ein kontrastives Merkmal im Kontext (durch ver- sprachlichte oder implizierte Negation) aktiviert werden. In (3) versucht das dreijährige Mädchen ihren Pantoffel anzuziehen, ihre Versu- che bleiben jedoch zunächst erfolglos. Mit der Partikel pa verweist sie darauf, dass ihre Äußerung sich auf ihre Versuche bezieht, die adversative Bedeutungskomponente wird mit der Satznegation ausgedrückt. In (4) enthält Kajas Äußerung mit der Partikel pa keine Satznegation („Wenn es dein Vater mir zeigt, dann werde ich PARTIKEL sehen.“). Zwischen den beiden Sachverhalten („ich glaube dir nicht“ vs. „ich werde es sehen“) besteht kein adversatives Verhältnis, sondern ein konsekutives (sobald ich es gesehen habe, glaube ich dir). Mit der Partikel pa verweist das Mädchen somit auf einen konsekutiv herstellbaren Zusammenhang zwischen zwei Äußerungen. (3) CHI (trudi se obuvati copate): avts [: avč] # tota [: tista] pa ne gre . # je pjav [: prav]? – FAT: ja . # bo šlo . (Petrič 2016, CHI, 3; 03.19) (dt. „CHI (versucht die Pantoffeln anzuziehen): Autsch! Dieser (Pantoffel) passt aber nicht. Ist das richtig (so)? – FAT: Ja, wird (schon) gehen.) (4) Kaja: ... tega ti pa ne vrjamem . – Adriano: ja prov če mi ne vrjameš . – Kaja: k mi bo tvoj oči pokazu bom pa vidla +/ (Koltaj/Žagar 2007, Kinder- gartengruppe 2 (5–6 Jahre alt)). (dt. Kaja: ... Das glaube ich dir aber nicht. – Adriano: Ja, gut, wenn du mir nicht glaubst. – Kaja: Sobald es dein Vater mir gezeigt hat, werde ich ja sehen (ob ich dir glauben kann oder nicht)). (5) Dedek (na Miklavževo po obdarovanju, z jokajočim glasom): tak(o) sem bil priden, pa neč [: nič] nisem dobil. – CHI (mu ponuja rokavice, ki ji je prinesel Miklavž): o ! pa tote [: tiste] daj ! (Petrič 2016, CHI, 3; 03.19) (dt. Großvater (am Nikolaustag nach der Bescherung, mit weinerlicher Stimme): Ich war so brav, habe aber nichts (geschenkt) bekommen. – CHI (bietet ihm ihre Handschuhe an, die ihr der Nikolaus gebracht hat): Oh! Dann nimm diese!) 3.4 Korrektive Modalpartikeln Außer den semantisch weniger spezifischen Partikeln saj und pa wird im Slowenischen auch die semantisch spezifischere MP-artige Partikel vendar (7) mit korrektiver Bedeu- tungskomponente verwendet, d. h. die Proposition der MP-Äußerung negiert wie im Linguistica_2019_FINAL.indd 240 9.10.2019 8:58:54 241 Beispiel mit der deutschen MP doch (6) eine vorgegebene Proposition. Im deutschen Beispiel (6) verweist Anna mit ihrer MP-Äußerung (p1) darauf, dass die Frage ihrer Mutter (p0) im Gegensatz dazu steht, dass ihre Mutter ebenfalls visuell wahrnehmen kann (Imp(p0)), was sie macht, nämlich Gegenstände ins Regal ablegen. Durch den Verweis auf die angenommene gemeinsame Wissensbasis weist Anna die Frage ihrer Mutter als kontrovers zurück, woraus die Mutter schließen kann, dass sie ihre Reak- tion überprüfen und korrigieren sollte. Eine entsprechende Bedeutungsinterpretation ist auch für die slowenische MP-artige Partikel vendar ableitbar. In (7) verweist das Mädchen mit ihrer MP-Äußerung (p1 = ich bin PARTIKEL schon volljährig) darauf, dass sie das Verbot des jungen Mannes (p0 = so jung: du darfst Wein nicht trinken) als kontrovers zurückweist (Imp(p1) = als volljährige Person darf man Alkohol trinken) und dass der Gesprächspartner sein Verhalten entsprechend korrigieren sollte. In der- artigen Beispielen erscheint die unbetonte MP-artige Partikel vendar (Stellung im Mit- telfeld vor dem Rhema, nicht im Vorfeld wie das Konjunktionaladverb vendar) auch gemeinsam mit der häufiger verwendeten und weniger spezifischen Partikel saj (7), die auf die gemeinsame Wissensbasis verweist („wir sind uns darin einig: Alkoholgenuss ist volljährigen Personen erlaubt“). Die Kombination der slowenischen Partikeln saj und vendar kann mit der MP-Kombination ja doch ins Deutsche übersetzt werden (7). (6) Mutter: was machs‘ du denn? – Anna: mach die da rein. – Mutter: wo rein? – Anna: da in den (re)galen . doch . siehs‘ doch . siehs‘ du doch . – Mutter: nee seh ich eben nich. (Anna, 2; 04.12) (slow. Mama: Kaj pa delaš? – Anna: Daj tele tu noter! – Mama: Kam noter? – Anna: Tu, na polico. Saj (vendar) vidiš. – Mama: Ne, (jih) pač ne vidim.) (7) Moški: ne smeš vino pit tako mlada pa že alkoholičarka. – Dekle: saj sem vendar že polnoletna. – Moški: ampak vseeno ti bo jetra uničilo. [smeh] (GOS, Gm-soro-00806; Privatgespräch) (dt. Mann: Wein darfst du nicht trinken (,) so jung und schon Alkoholikerin. – Mädchen: Ich bin ja doch schon volljährig. – Mann: Aber trotzdem macht er dir die Leber kaputt.) 3.5 Iterative Modalpartikeln Die deutschen MP eben, halt, nun mal und die slowenische MP-artige Partikel pač lassen sich als iterative Partikeln charakterisieren, d. h. die Proposition der MP-Äuße- rung ist auch bei wiederholter Beurteilung einer vorgegebenen Proposition gültig. Im deutschen Beispiel (8) mit den weitgehend synonymen MP eben und halt (zu semanti- schen Unterschieden vgl. Thurmair 1989) verweist Cosima mit ihrer MP-Äußerung (p1 = dann bin ich eben der Peter und der Vogel) darauf, dass ihre Lösung immer wieder praktikabel und gerechtfertigt ist, wenn eine Person zum Mitspielen fehlt (p0). Die etwas ältere Spielgefährtin Ina macht jedoch einen noch praktikableren Vorschlag, der unter derartigen Umständen in die Tat umgesetzt werden kann (d. h. so tun, als ob Peter da wäre, aber niemand spielt ihn). Derartige Begründungen oder Rechtfertigungen sind nicht unbedingt tiefsinnig. Das ist am Beispiel (9) mit slowenischen Vorschulkindern Linguistica_2019_FINAL.indd 241 9.10.2019 8:58:54 242 erkennbar, in dem Milan mit seiner MP-Äußerung (p1 = pač zato, ker je umrl, dt. „PARTIKEL deshalb, weil er gestorben ist“) die Frage seines Gesprächspartners Tian nach der Todesursache (p0) tautologisch begründet und damit als uninteressantes Ge- sprächsthema abstempelt. Derartige MP-Äußerungen haben einen endgültigen Charak- ter, d. h. sie haben einen starken Einfluss auf das Fortsetzungsraster eines Gesprächs- themas oder beenden es sogar. (8) Ina: warum? – Cosima: weil, dann kommt doch die Ente, der Peter und [!!] der Vogel ! – Ina: dann is(t) halt der Peter nich(t) da! – Cosima: doch, dann bin ich eben der Peter und der Vogel! – Ina: nee . – Cosima: wie denn? – Ina: dann kommt der Peter wär einfach da, nur (.) niemand spielt (ih)n halt. (Cosima, 4; 11.14 / Ina, 5; 05.07) (slow. Ina: Zakaj? – Cosima: Ker, saj potem vendar pride raca, Peter in (!) ptič! – Ina: Potem Petra pač ne bo! – Cosima: Pač! Potem bom pač Peter in (hkrati) ptič. – Ina: Ne. – Cosima: Kako pa? – Ina: Potem pride Peter, enostavno bi bil tu, samo(:) nihče ga pač ne igra.) (9) Tian: zakaj je Tito umru? – Milan: pač zato k je že umru . (Koltaj/Žagar, Kindergartengruppe 2 (5–6 Jahre alt)) (dt. Tian: Warum ist Tito gestorben? – Milan: Halt deshalb, weil er schon gestorben ist.) 3.6 Konzessive Modalpartikeln Die deutsche MP schon und die slowenische MP-artige Partikel že können als kon- zessive Partikeln eingeordnet werden, d. h. die Proposition der MP-Äußerung ist mit einer vorgegebenen, weniger relevanten Proposition verknüpft. Im deutschen Beispiel (10) verweist der sechsjährige Sebastian in seiner MP-Äußerung darauf, dass Rigols Behauptung (p0: du kannst dich nicht von deiner Mutter trennen), kaum seiner Einstel- lung entspreche (p1: ich habe keine Schwierigkeiten, da ich mich häufig bei meinem Vater aufhalte). Im slowenischen Beispiel (11) bestätigt die Frau, dass die E-mails zwar unerwünschterweise gesendet werden (p0), dass aber die Mitteilungen zumindest im Browser-Verlauf gelöscht werden (p1). (10) Rigol: ich glaub(e), du wollt(e)st nur net [: nicht] von der Mama weg, gell? - Sebastian: glaub ich kaum. ... von der kann ich schon weg, ich bin ja am meisten mit (de)m Papa zusammen. (Sebastian, 6; 04.10) (slow. Rigol: Zdi se mi, da nisi hotel iti proč od mame, kajne? – Sebastian: Se mi ne zdi. ... Proč od nje bi že lahko šel [= gotovo], saj sem večinoma z atijem.) (11) Moški: a ja samo te mejli grejo pa tud naprej (,) ne? – Ženska: ja to že am- pak pač vem vsaj v zgodovini ga ni oziroma če boš odgovor mel ga ne bo udzadi (,) ne? (GOS, Mm-soro-00809, privates Telefongespräch) (dt. Mann: Ah ja, nur(:) die Mails werden aber auch gesendet, nicht? – Frau: Ja, das schon, aber halt ... zumindest im (Browser-)Verlauf ist die Mittei- lung nicht (mehr) sichtbar ...) Linguistica_2019_FINAL.indd 242 9.10.2019 8:58:54 243 3.7 Presumptive Modalpartikeln Die deutsche MP wohl und die slowenische MP-artige Partikel menda können als presump- tive Partikeln charakterisiert werden, d. h. die Proposition der MP-Äußerung beruht auf einer vorausgesetzten Vermutung des Sprechers. Die Abgrenzung zu anderen Partikel - funktionen (Satzadverb bzw. Modalwort) ist schwierig. Gemäß Thurmair (1989: 139-140) schränkt das Satzadverb wohl die Gültigkeit eines Sachverhalts ein, die (einschränkende) Bedeutung der Modalpartikel wohl bezieht sich dagegen auf den illokutiven Bereich. Das deutsche Beispiel in (12) zeigt eine der typischen Verwendungen der MP wohl in delibera- tiven Fragesätzen. Hier bezieht sich die einschränkende Wirkung der MP gemäß Thurmair (1989: 142) auf den Frageakt, d. h. der Sprecher erwartet, dass der Gesprächspartner kaum in der Lage ist, die Frage zu beantworten. In derartigen Kontexten kann wohl nicht mehr durch „vermutlich“ oder „wahrscheinlich“ paraphrasiert werden. Die slowenische Partikel menda, gemäß Snoj (1997) aus men(i) da („meint/glaubt, dass“) entstanden, schränkt in Aussagesätzen meist ebenfalls die Gültigkeit der Proposition ein, folglich ist eine Paraphra - se mit slow. verjetno, najbrž („vermutlich“), baje, bojda („angeblich“) oder menim, mislim („glaube ich“) möglich (13). Eine derartige Paraphrasierung ist dagegen im Aussagesatz in (14), einem Beispiel aus einem schriftlichen Text, ausgeschlossen. Hier bezieht sich die Partikel menda auf die illokutive Ebene: der Textproduzent verweist mit der Partikel darauf, dass sein Blickwinkel sich auf eine einzige Frage („wirst du in der Limousine sterben?“) beschränkt, von der er glaubt, dass sie angesichts der erschreckenden Ereignisse („Travoltas tobende Fans springen aufs Auto und lassen den Filmstar nicht weiter“) relevant ist, aber in dem Augenblick wahrscheinlich von niemandem beantwortet werden kann. In solchen Kontexten wäre die einschränkende Paraphrase slow. upam, da („ich hoffe, dass“, „hoffent - lich“) vertretbar. Nicht selten wird die Partikel menda mit der Partikel pa kombiniert und tritt in negierten Sätzen auf (14). Gemäß Thurmair (1989: 142) stellt eine große Gruppe von Aussagesätzen mit wohl eine negative Bewertung (z. B. einer anderen Person) dar. (12) Sören hat das abgedeckte Puppenhaus entdeckt. Mutter: ja da is das pup- penhaus ne? – Sören: was da wohl drunter is? oh . Sören lacht laut und be- geistert. (Sören, 2; 10.14); (slow.: Sören je opazil razkrito hišo za lutke. Mama: Ja, to je ta hiša za lutke, kajne? – Sören: Kaj neki je tam spodaj? O! Sören se glasno in nav- dušeno zasmeje.) (13) Ženska: eee tko de zej eee zej bom pa že mende jst na vrst [ime] je šestde- set je že dobila . (GOS, Bf-prij-07191, Privatgespräch) (dt. Frau: äh so dass jetzt äh jetzt ja schon wohl ich an der Reihe sein sollte (,) [Name] hat es schon bekommen.) (14) Navdušeni gledalci so se nagnetli okrog avtomobila, tudi skakali so po njem, tako da se je udrla streha. Pomislil sem pa menda ja ne bom umrl v tej limuzini ... (Gigafida, PIL plus 2004) (dt. Die begeisterten Zuschauer drängten sich um das Auto, sprangen auf ihm herum, so dass das Dach eingedrückt wurde. Mir kam der Gedanke: du wirst doch wohl (hoffentlich) nicht in dieser Limousine sterben.) Linguistica_2019_FINAL.indd 243 9.10.2019 8:58:54 244 3.8 Simplifikative Modalpartikeln Die deutsche MP einfach und die slowenischen MP-artigen Partikeln enostavno, pre- prosto und kar sollen hier als simplifikative MP charakterisiert werden. Ähnlich wie dt. eben, halt, nun mal und slow. pač ist die Proposition der MP-Äußerung auch bei wiederholter Beurteilung gültig in Bezug auf eine vorgegebene Proposition, im Unter- schied zu den iterativen MP beruft sich der Sprecher jedoch auf die Unkompliziert- heit der sprachlichen Handlung (so auch die restriktive Partikel kar im Beispiel (16)). Deshalb tritt eine Äußerung mit derartigen MP häufig in reaktiven Gesprächszügen auf, die einen kausalen Zusammenhang zur vorherigen Äußerung herstellen sollen. Im deutschen Beispiel (15) verweist Anna mit der MP einfach darauf, dass der Sachverhalt (p1: „den Papi aus dem Müll holen“) eine einfache Lösung des zuvor geäußerten Pro- blems (p0: „mein Papi ist nicht da“) darstellt. Bei derartigen Erklärungen oder Recht- fertigungen beruft sich der Sprecher auf sein Weltwissen, d. h. seine diesbezüglichen Erfahrungen. So geschieht dies auch in Beispiel (16), in dem Ana-Katarina Klavdijas mehrmaliges Würfeln als regelwidrige Handlung erkennt und deren Handlung als ein- fache und naheliegende Lösung entlarvt, um im Spiel zu schummeln. In (17) ist die Funktionsuntüchtigkeit des Gesundheitssystems nach der Meinung des Sprechers (p1) eine naheliegende und daher die einfachste Erklärung für den vorher beschriebenen Missstand (p0: „langwierige Beweisführung trotz offensichtlicher Gesundheitsproble- me“). Die MP einfach bzw. enostavno/preprosto/kar beziehen sich somit nicht auf die in der Proposition beschriebenen Handlung, sondern auf die sprachliche Handlung, d. h. die Erklärung des Sprechers, die als einfach und naheliegend charakterisiert wird (vgl. Thurmair 1989: 129). (15) Anna: ich hol mal papi ab. ah mein papi is gar nich da . ho(l) ich ihn einfach hier aus‘n müll . da is der papi . ich hab ihn . ich hab ihn aus‘n müll geholt . – Claudia: und wie geht es dem jetz? – Anna: ganz schlecht . (Anna, 3; 05.07) (slow. “Anna: Šla bom po očija. O, mojega očija sploh ni tu. (Potem) ga bom enostavno/kar potegnila iz smeti. Tu je oči. Imam ga. Pobrala sem ga iz smeti. – Claudia: In kako se zdaj počuti? – Anna: Zelo slabo.) (16) Klavdija, Ana-Katarina in Ajla se pri veliki mizi igrajo človek ne jezi se. pri metu je na vrsti Klavdija, ki kar meče in meče kocko. Ana-Katarina: ej [=! kliče vzgojiteljico] (.) eej@i. – Klavdija: dej, a morš xxx +/. – Ana-Katarina: 0[=! govori vzgojiteljici] ej veš kaj? ona pol k(a)r to(li) k(o)rat meče, dokler ne dobi šest. (Koltaj/Žagar 2007, Kindergartengrup- pe 2 (5–6 Jahre alt)) (dt. „Klavdija, Ana-Katarina und Ajla spielen Mensch ärgere dich nicht. Klavdija ist an der Reihe, würfelt (jedoch) einfach gleich mehrere Male nacheinander. Ana-Katarina: (ruft die Erzieherin) Hej! – Klavdija (zu Ana-Katarina): Hör mal, musst du denn …? – Ana-Katarina: (redet mit der Erzieherin) Hej, weißt du was? Die würfelt da einfach solange, bis sie eine sechs bekommt.) Linguistica_2019_FINAL.indd 244 9.10.2019 8:58:54 245 (17) Moški: eno leto pa pol dokazovanja da je kolk razmajan in da enostavno zdravstveni sistem ne deluje tko k bi mogu. (GOS, Mm-anke-02173) (dt. „Mann: Anderthalb Jahre Beweise vorführen, dass das Hüftgelenk in- stabil ist und dass das Gesundheitssystem einfach nicht so funktioniert, wie es sollte.) 3.9 Komparative Modalpartikeln Die deutschen MP eh, sowieso und ohnehin werden in der MP-Literatur oft nicht als MP im engeren Sinne berücksichtigt (zur Abgrenzungsproblematik: Thurmair 1989: 134). Im Slowenischen sind die Partikel itak und die Wortverbindungen tako ali tako und tako in tako (dt. „so oder so“ bzw. „so und so“) funktionell mit den oben angeführ- ten deutschen MP vergleichbar. Aufgrund ausgeprägter Bedeutungsüberschneidungen sollen diese Partikeln hier als Synonyme behandelt werden. Im deutschen Beispiel (18) verweist der vierjährige Leo mit der MP sowieso darauf, dass der Sachverhalt (p1: „das Flugzeug habe ich euch geschenkt“) für ihn als hinreichender Grund dient, um den von der Mutter zuvor problematisierten Sachverhalt (p0: „wir brauchen Platz zum Spielen (deshalb müssen wir aufräumen)“) in seiner Relevanz einzuschränken, so dass (nach Leos Standpunkt) ein Teil des Problems bereits gelöst ist. Im slowenischen Beispiel (19) mit zwei Vorschulkindern lehnt Žan den Vorschlag von Kaja („bauen wir zusam- men eine Burg“) zunächst ab. Mit der MP-artigen Partikel itak verweist er darauf, dass er Kajas Entschluss (p0: „ich baue die Burg auf jeden Fall“) in seiner Relevanz ein- schränkt, indem er einen hinreichenden Grund dafür anführt, der für ihn bereits vorher feststand (p1: „du bist nicht fähig, alleine eine Burg zu bauen“), und auf diese Weise seinen Entschluss zur Zusammenarbeit mit Kaja motiviert. (18) Mutter: schieb (e)s trotzdem mal nach hinten weg. wir brauchen den Platz zum Spielen, Leo . – Leo: ja [x 2], du kriegst die und die. – Mutter: sehr gut. – Leo: das Flugzeug hab(e) ich sowieso euch geschen(kt). – Mutter: hm . (Leo, 4; 01.16) slow. „Mama: Kljub temu ga umakni tja. Potrebujemo prostor za igro, Leo. – Leo: Ja ja, dobila boš tele in tele. – Mama: Odlično. – Leo: Letalo sem itak podaril vama.“ (19) Kaja: Žan (.) dejva grad delat. – Žan: ne. – Kaja: jst ga bom (.) adijo [=! po- makne se h kockam] . – Žan: 0 [=! tudi on pride h kockam] sej ti itak grada ne znaš narest . (Koltaj/Žagar 2007, Kindergartengruppe 2 (5–6 Jahre alt)) (dt. Kaja: Žan, lass uns eine Burg bauen! – Žan: Nö. – Kaja: ich mach‘s allein. Tschüss! (wendet sich den Bauklötzen zu) – Žan (geht auch dorthin): Du kannst ja sowieso keine Burg bauen.) 3.10 Augmentative Modalpartikeln Die deutsche MP auch lässt sich als augmentative Partikel charakterisieren, d. h. die Proposition der MP-Äußerung ist mit einer vorgegebenen Proposition und einer Linguistica_2019_FINAL.indd 245 9.10.2019 8:58:54 246 weiteren, ebenfalls relevanten Proposition vereinbar. Augmentative Partikeln stel- len den Gegenpol zu den restriktiven deutschen MP nur, bloß, ruhig im Deutschen und den slowenischen MP-artigen Partikeln le, kar, mirno dar (die Proposition der MP-Äußerung ist relevanter als vorgegebene Alternativen). In Aussagesätzen kommt die MP auch recht häufig in Kombination mit der MP ja vor, durch Akzentlosig- keit unterscheidbar von der betonbaren Grad- oder Fokuspartikel auch. Die slowe- nische Partikel tudi ist zwar im slowenischen Wörterbuch (SSKJ) ebenfalls in dieser Funktion vertreten, allerdings ist ihre Verwendung als MP-artige Partikel in Korpora schwer nachzuweisen und möglicherweise nur in einigen formelhaften Wendungen üblich. Es überwiegen die Gradpartikel- und Adverbial-Verwendungen dieser in ge- sprochenen und mündlichen Texten häufig vorkommenden Partikel. Im deutschen Beispiel (20) verweist die dreijährige Anna darauf, dass die von der Gesprächspart- nerin Claudia und von ihr selbst zugestandene Unfähigkeit, einen Elefanten oder ein anderes Tier zu malen, ihren Erwartungen entspricht und außerdem auch mit ihren Verpflichtungen vereinbar ist („müssen wir nicht“). Der Bereich gültiger bzw. akzeptabler Sachverhalte wird also mit der MP auch um einen weiteren Sachverhalt erweitert. Auch bei dieser Verwendung liegt eine kausale Beziehung zwischen der MP-Äußerung und der Vorgängeräußerung vor. Im slowenischen Beispiel (21) ist eine eher formelhafte Verwendung der Partikel tudi zu sehen, die funktionell mit der deutschen MP auch vergleichbar ist. Der Sprecher äußert sich nach einem verlorenen Fußballspiel zu den Leistungen seiner Mannschaft. Mit der Partikel tudi verweist er darauf, dass er den Kampfgeist seiner Mannschaft erwartet hatte („wir haben ge- kämpft“), dass aber zu diesem positiven Sachverhalt ein weiterer („kombinatorisches Manko“) hinzukommt und somit die mangelnde Spielqualität seiner Mannschaft mit der Niederlage vereinbar ist. (20) Claudia: wer ha‘ den denn auf die tafel gemalt? – Anna: ein kind . – Clau- dia: kanns‘ du das auch? – Anna: nein ich kann den nich. – Claudia: und elefanten? – Anna: nein. – Claudia: ich könnte das auch nich. – Anna: müssen wir ja auch nich. – Claudia: ich kann das nich so gut. (Anna, 3; 02.14) (slow. Claudia: Kdo pa je tole narisal na tablo? – Anna: Otrok. – Claudia: Bi tole znala tudi ti? Anna: Ne, tega ne znam. – Claudia: Kaj pa slona? – Anna: Ne. – Claudia: Jaz ga tudi ne bi znala. Anna: Saj nam tudi ni treba. – Clau- dia: Jaz tega ne znam tako dobro (narisati).) (21) „Težko je kaj pametnega povedati po takem porazu. Pokazali smo borbeno igro, to je pa tudi vse. Bilo je premalo kombinatorike za kaj več,“ je bil prvi odziv Slaviše Stojanovića po porazu v Oslu. (Portal MMC RTV SLO, 11.09.2012) (dt. „Es ist schwer, nach einer solchen Niederlage etwas Gescheites zu sa- gen. Wir haben gekämpft, das ist aber auch (schon) alles. Es gab zu wenig Kombinationsspiel für mehr (als das),“ lautete die erste Reaktion von Sla- viša Stojanović nach der Niederlage in Oslo.) Linguistica_2019_FINAL.indd 246 9.10.2019 8:58:54 247 4 SCHLUSS Im Diskurs sind Partikeln wichtige Mittel für Diskursmanagement und Textkohä- renz. Modalpartikeln (MP) haben mit Diskursmarkern und Textkohäsionsmarkern eine indexikalische Funktion gemeinsam, unterscheiden sich jedoch von beiden da- durch, dass sie auf vorgegebene Propositionen oder Sprechakte zurückverweisen, die im Kontext nicht versprachlicht zu sein brauchen (Diewald 2013). Im Deutschen ist die Funktion der MP als grammatische Wortklasse bestimmbar, die sich auch syntak- tisch durch eine Reihe von Merkmalen von anderen Klassen abhebt (Thurmair 1989). Die slowenischen MP-artigen Partikeln sind syntaktisch gesehen keine einheitliche Wortklasse (Petrič 1994). Grammatisch relevante Oppositionen ergeben sich aus der Klassenbedeutung aller MP in Kombination mit abstrakten distinktiven Bedeutungen der einzelnen MP (Diewald 2013). Die distinktiven semantischen Bedeutungskom- ponenten der ausgewählten deutschen MP und slowenischen MP-artigen Partikeln werden folgendermaßen zusammengefasst (zu den deutschen MP vgl. Diewald 2013: 22): dt. ja und slow. saj sind affirmativ (die Proposition der MP-Äußerung ist mit einer vorgegebenen Proposition vereinbar oder identifizierbar), dt. doch und slow. vendar sind korrektiv (die Proposition der MP-Äußerung negiert eine vorgegebene Proposition), dt. eben, halt, nun mal und slow. pač sind iterativ (die Proposition der MP-Äußerung ist immer wieder gültig in Bezug auf eine vorgegebene Proposition), dt. einfach und slow. enostavno, preprosto und kar sind simplifikativ (die Proposition der MP-Äußerung wird als einfache Erklärung für eine vorgegebene Proposition her- angezogen), dt. wohl und slow. menda sind presumptiv (die Proposition der MP-Äu- ßerung beruht auf der Vermutung des Sprechers), dt. auch und (möglicherweise) slow. tudi sind augmentativ (die Proposition der MP-Äußerung ist mit einer vorgege- benen Proposition und einer weiteren, ebenfalls relevanten vereinbar), dt. schon und slow. že sind konzessiv (die Proposition der MP-Äußerung ist mit einer vorgegebe- nen, weniger relevanten Proposition gültig), dt. denn und slow. pa sind konsekutiv (die Proposition der MP-Äußerung ist eine Konsequenz der vorgegebenen Proposi- tion), dt. eh, sowieso, ohnehin und slow. itak, tako ali tako, tako in tako sind kompa- rativ (die Proposition der MP-Äußerung nennt einen Grund zur Einschränkung einer vorgegebenen Proposition). Mit Hilfe von kindersprachlichen Korpora (Childes) ist erschließbar, dass deutsche Kinder häufiger vorkommende MP und solche mit trans- parenterem Verwendungsmuster (ja, denn, doch, wohl, einfach) bereits im Alter von zwei bis drei Jahren einsetzen, gebrauchsspezifischere MP (eben, halt, sowieso, auch, schon) dagegen etwas später (d. h. im Alter zwischen drei und sechs Jahren). Aus den wenigen zur Verfügung stehenden Korpora mit slowenischen Vorschulkindern ist zumindest ersichtlich, dass die Lexeme saj und pa bereits im Alter von drei Jahren verwendet werden, während Partikeln wie pač und itak, die von den Kindern grund- legende Argumentationsfähigkeiten abverlangen, erst später (d. h. etwa mit fünf bis sechs Jahren) im kindersprachlichen Gebrauch nachweisbar sind. Linguistica_2019_FINAL.indd 247 9.10.2019 8:58:54 248 Literatur ABRAHAM, Werner (1990) „Zur heterogenen Entfaltung der Modalpartikel im Ahd. und Mhd.“ In: A. 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Im Beitrag wird eine Auswahl deutscher MP in Aussagesätzen mit slowenischen Partikeln verglichen, die dieselbe grundlegende indexikalische Funktion erfüllen. Die funktionelle Analyse beruht hauptsächlich auf Belegen aus mündlichen (kindersprachlichen und umgangssprachlichen) Dialogen. Grammatisch relevante Oppositionen ergeben sich aus der Klassenbedeutung aller MP in Kombination mit abstrakten distinktiven Bedeutungen der einzelnen MP. Die dis- tinktiven Bedeutungskomponenten deutscher MP in Aussagesätzen und vergleichbarer slowenischer MP-artiger Lexeme ermöglichen die Unterscheidung mehrerer Subklas- sen, von denen die affirmativen, konsekutiven, korrektiven, simplifikativen und pre - sumptiven MP in den Äußerungen deutscher Kinder meist früher nachweisbar sind als iterative, augmentative, konzessive und komparative MP. Eine ähnliche Tendenz ist auch im kleineren erstsprachlichen Korpus slowenischer Vorschulkinder sichtbar. Schlüsselwörter: Modalpartikel, indexikalische Funktion, Proposition, Illokution, Dialogstruktur Abstract MODAL PARTICLES IN GERMAN DECLARATIVE SENTENCES AND THEIR SLOVENIAN COUNTERPARTS German modal particles (MP) are language-specific indexical signs which refer back to a given proposition or speech act. A German MP marks the utterance as a re- active turn in an enacted or presupposed dialogic structure. A subset of German MPs in declarative sentences are compared with Slovenian particles sharing the same basic indexical function. The functional analysis is mainly based on examples from oral dia- logues (child language and colloquial texts). Grammatically relevant oppositions result from the functional class meaning of all MPs combined with the abstract distinctive semantic components of the individual MP. The distinctive semantic components of German MPs in declarative sentences and the Slovenian particles with MP-function allow the division into several subclasses, of which the affirmative, corrective, simplifi - cative and presumptive MPs mostly occur earlier in utterances of German children than iterative, augmentative, concessive and comparative MPs. A similar tendency is visible in the smaller language sample of Slovenian pre-school children. Keywords: modal particle, indexical function, proposition, illocution, dialogue structure Linguistica_2019_FINAL.indd 250 9.10.2019 8:58:54 251 Povzetek NAKLONSKI ČLENKI V NEMŠKIH PRIPOVEDNIH POVEDIH IN NJIHOVE USTREZNICE V SLOVENŠČINI Nemški naklonski členki (MP) so jezikovno svojstvena kazalna (indeksikalna) sredstva, ki vzpostavljajo povratno povezavo s podano (vendar pogosto neizraženo) pomensko podstavo ali govornim dejanjem povedi. Z nemškim naklonskim člen- kom označujemo poved kot odzivno potezo popolno izražene ali le predpostavljene pogovorne sekvence. Nemške naklonske členke smo primerjali s slovenskimi nepre- gibnimi besedami, ki imajo enako osnovno kazalno funkcijo kot nemški naklonski členki. Funkcijska analiza se pretežno opira na ustni dvogovor (tj. otroški in pogo- vorni jezik). Slovnično relevantne opozicije določimo z združevanjem razrednega pomena vseh naklonskih členkov in abstraktnih razločevalnih pomenskih sestavin posameznih naklonskih členkov. Razločevalne pomenske sestavine nemških nak- lonskih členkov v pripovednih povedih in slovenskih slovarskih enot s primerljivo naklonsko funkcijo omogočajo razlikovanje več razredov, med katerimi se afirma- tivni, konsekutivni, korektivni, simplifikativni in presumptivni naklonski členki v povedih nemških otrok uveljavljajo prej kot iterativni, avgmentativni, koncesivni in komparativni naklonski členki. Podobno težnjo vidimo tudi v manjšem jezikovnem gradivu slovenskih predšolskih otrok. Ključne besede: naklonski členek, kazalna funkcija, propozicija, ilokucija, dialoška zgradba Linguistica_2019_FINAL.indd 251 9.10.2019 8:58:54