Illylischcs Blatt z u m Freitag den H. Iuny ,LiI. 3ur Geschichte des BUtzableitens. « 36ie neulich wieder, aus der 55. Nr. des Graher Aufwerksamen l. I. zu ersehen, so hält man den berühm- ^ ten Franklin für den, ersten And alleinigen Erfinder des Blitzableiters. Niemand wird ihm gegenwärtig diesen Ruhm streitig, machen; aber einen Rivalen hatte er dennoch, wie Folgendes beweisen soll. das. Unterzeichneter aus dem gedruckten Werke:, A b bil-düngen Böhmisch und Mährischer Gelehrten und Künstler lc. Prag 1762, 6..mittheilt: Procop Dlwisch, geboren d. i. Aug. 1696 zu Senftenberg, einem Flecken, des Königgrätzer Kreises w Böhmen, wurde von seinen Eltern nach Znaym. (Kreisstadt des gleichnamigen Kreises in Mähren) m die Schule geschickt, wo er den Grund zu seiner ge-lehrten Bildung legte. Dann begab er sich, m das. Prämonstratenser-Stift Brück nächst Znaym. Nach «bgelcgter Profession 1720 und erhaltener Priester« Weihe 1726, wurde er Professor- der Philosophie im ' Stifte und. zeichne«: sich vor, seinen Vorgängern dadurch aus, daß er alle seine Sähe mit Versuchen be-gleitete. Nach Beendigung des philosophischen Cur-scs trug man ihm das Lehramt der Theologie auf. Er gab auch hierin so schöne Beweise, daß man ihm riech, sich auf irgend einer Universität zum Doctor befördern zu lassen. Dies geschah zu Salzburg, »7^. Die Prendiher Pfarrey bei Znaym, die er bald'da-rauf erhielt, vcrschafte ihm Muße, seiner Vorliebe für die Naturkunde nachzuhängen.. Er spürte den Eigenschaften des Feuers un) Wassers nach. Twch Hmdt e« in dieser angenehmen Beschäftigung 5?4» gestört, wo er das beschwerliche Amt eines Priors in Klosterbruck übernehmen mußte. Als nun sein Prä- « lat noch vom Feinde fortgeführt wurde, blieb ihm die » Verwaltung des ganzen Stifts allein auf dsm Halse, > ein Amt, das in jener kriegerischen Zeit so beschwerlich war, daß er für seine Versuche mit. Mühe einige Zeit gewinnen konnte. Nachdem sich die Kriegsun» ruhcn^ gelegt, ging^ D'wisch wieder auf seine Pfarrey D zurück und lag nun ganz seinen Untersuchungen übe« " das electlische Feuer ob. Denken, experimentireu und wieder denken gaben iym bald eine solche Überlegenheit in diesem Gegenstande, daß er alke seine Zeitgenossen hmter. sich ließ. Es war ihm ganz klur, daß das Phönomen des Blitzes nichts anderes sey, alM » wisch der Gcdanke, die Gewitter unschädlich zumachen.« Der Ruf von seinen Experimenten hatte sich bis an den Hof m Wien verbreitet und er erhielt vom Hail serpaare, (der Gemahl, der großen Theresia war ein besonderer Freund von physischen Experimenten) die ehrenvolle Einladung, die Resultate seines ForschenS beyden Majestäten- vorzulegen, wobei dieselben solches Vergnügen, hatten, daß sie den Physiker mit ih, ren auf goldnen Medaillen, geprägten Bildnissen be» schenkten. Der gelehrte Mathematiker Pater HranM aus dem Jesuiten-Orden beschäftigte sich damals auc^ viel mit der Electricitat. Er «suchte daher Dlwischen auch seinen Versuchen beizuwohnen. Es war im Jahre 1750. P. Franz lud verschiedene Gegenstände und lockte Ströme von electrischem Feuer aus denscl> ben zum allgemeinen Erstaunen der zahlreichen Zu,; schauer. Adel mit einem Male vereitelte DWM) gö > «Ve BewKhungeu"des Jesuiten. Diwifch hatte nehm» lich in die Voderhaarc seiner Perücke über 20 eiserne, sehr spitzige Stifte dergestalt einstecken lassen, daß man sie nicht leicht bemerken konnte. Als wenn er die geladenen Körper genau betrachten wollte neigte er nun seinen Kopf zu ihnen herab und zog das elcc« trische Feuer unvermerkt in seine Perücke zum nicht geringen Ärger des Jesuiten. Was Diwisch hier im Kleinen that, meinte er auch im Großen thun zu tonnen, nehmlich das clectrische Feuer in den Wetterwolken mittelst solcher in die Luft gerichteten Spitzen herabzuziehen, zu zerstreuen und zu vermindern. W^, Wahrend er sich mit diesem Plane herum trug, Ereignete sich zu Petersburg 1762 der Fall, daß der Professor Ri chm an n bei einem solchen Vlihablei-tungsversuche war erschlagen worden. Diwisch las die erste Nachricht davon in der Prager Zeitung und schrieb alsogleich'eine Abhandlung, worin er dartha^, da,ß die Art eiserner Stangen, deren sich N ichmann bei seinem Versuche bediente, nicht nur ganz unnüli, sondern sogar höchst gefährlich wäre. Er zeigte auch in dieser Schrift an, auf was für eine Ar't man das elec trische Feuer aus den Wetterwolken ohne Gefahr leiten, der Erde z u fü h» ren und somit denAusbruch desVli tzstrahls verhindern könne. Diese Abhandlung schickte er nach Berlin an Hrn. Euler und ersuchte ihn, er möchte sie als Director der dortigen Akademie vorle« gen und prüfen lassen. Allein man würdigte Piwi» schen keiner Antwort, worüber er sich in seiner ge« druckten Abhandlung von der Theorie der mettorolo» gischen Electricität'S. 63, wie auch noch anderwärts öffentlich beschwerte. Dieses verhinderte ihn jedoch nickt, sein lange vorher gcfaßces Vorhaben auszuführen. Er ließ nehmlich eine Wettcrmaschine von eige» ner Erfindung verfertigen und stellte sie am»5. Iuny i?5i unweit von seiner Wohnung auf. Diese bestand aus einer eisernen Stange, » 1^2 Z.ll dick, welche guf einer starken mit Eisen beschlagenen hölzernen Stange 22 Klafter über der Erde befestigt war. Um die Spu)i der eisernen Stange drehten sich,5 Flügel vonBlcch. Unterhalb waren an der eisernenHauptstange noch mehrere andere Stangen angebracht, an deeek Enden auf einem i Schuh langen Eiftn blccherne Kästchen gleichfalls von 1 Schuh Lange ruhten, dis mit Fcilspänen gefüllt mit einem durchlöcherten Hölzer« nen Deckel bedeckt waren, aus welchem die messingene» Spitzen von der Dicke einer Haarnadel hervorragten. Noch an demselben Tage hatte Diwisch Gelegen« heit, die Wirkung dieser Maschine zu beobachten. 6ß stieg nehmlich um 3 Uhr nach Mittag ein Gewitter von Norden her auf und wie es gegen die Maschine gekommen, sah man ganz weisse dünne Streife, di« sich gegen den Apparat richteten. Nach einigen M«'-nuten lagerte sich über der Maschine eine weisse feine Wolke und das Gewitter nahm augenscheinlich ab, theils zerstreute es sich gegen Osten. Am »?. Iuny -zog sich wieder von allen Seiten dcs Horizonts ein Gewitter zusammen, von dem sich bald weiss« Wolken, nie Schleier oder Wolle gegen die Wcttcrma-schiue senkten. Nun ließ Diwisch den Leiter herabueh« mcn, um zu sehen, wie sich nun das Gewitter verhalten würde. Sogleich verfinsterten sich die weis» scn Wolken und zygen sich gegen die entlegener^ schwarzen Wolken: das Gewitter stieg höher und es blitzte und dsnnerte immer stärker. Nach etwa Z^ Stunden ließ Diwisch die Maschine wieder m die Höhe ziehen. Er leitete selbst die eisernen Ket? ten, die von oben zu? Erde herab giengeu. Kaum war der Leiter aufgerichtet, so löste sich ein heftiger Blitz mit einem starken Knalle über demselben; dis Wolken zerrissen sich und gerade über der Stangs wurde man eins lichte Öffnung in den Wolken gewahr, die etwa »Zoll im Durchschnitte zu haben schien. Has Wetter wurde nunzuPrenditz ganz stille, obwol)l sich in ser Nähe noch schwaches Blitzen und Donnern, zeigte. Ungefähr nach 3 Minuten stand gegen Mit-, ternacht eine große graue Wolke, die sich gan; niedrig herabließ und eilig der MasHine näherte. Sic theilte sich: ein Stück blieb zurück, das andere zog sich weg und vereinigte sich mit einer andern Wolke, nachdem, beyde ein wenig gegeneinander geblitzt hatten. Dam» aber blieben Veyde über Prenditz stehen und lösten sich in einen sanften Rcg.cn auf. yl Diese un^ noch v'lele andere Beobachtungen schick^ te Diwisch nach Prag an D. scrinci. damaligen Pro» fessor der Experimental-Physik, der sie in die Prager Leitung desselben Jahres 17S4 einrücken ließ. Im Jahre i>?56 mußte D'wisch seinen Wetter» leit« bei Seite legen. Der Sommer dieses Jahres war nehmlich außerordentlich trocken, welches die Vau-«rn um Prcnditz der Diwi^schen Wcttermaschiene zu» schrieben. Sie versammelten sich daher an einem Ta» «e, kamen nach Prenditz und rissen den ganzen Ap« parat zu Boden. Diwischen wurde hierauf von sei» uen Odern gerathen, die Maschine nicht wieder auf« iustellcn und sich dem U«glümvfe deä Bauernvolkcs nicht auszusetzen. Er mußte gehorchen und die ganze Maschine wurde nach Klosterbruck abgefüllt. Diwisch ßarb »765 d. 2». Dezember, in, 6t,stcnIahre stinesAltcrs. Prof. Richter. Hu« Geschichte der Zunft « Einrichtungen. (Aus der Nürnberger Handlungs-Zcitung.) (F 0 r t s e tz u n q.) Zu dem Eigennutz dcr Privatpersonen trat bald auch das Interesse der Regierung hinzu, die den Zünften Privilegien und Rechte verkaufen konnte. Außer den Auflagen auf die Zünfte und Meister»' schaften selbst, errichtete man unter vielfachen Ve-"ennungen verschiedene Ämtcr in den Zünften, und lwaug sie, diese Ämter weiter abzukaufen mit Capi, talien, die man sie zu borgen autorisirte; zur Be» lahlung de« Interessen wies man ihnen die Einlünf' te an, die eigentlich für jene Amter bestimmt wa» «en, die sie aber dazu, nach Abkaafung derselben, nicht wehr verwenden konnten*). Diese Finanz «Vorthei» *> Die Zunft mußte also ein Capital borgen, um es dem. Könige zu aeben, und zur Vezahlung der Zin» seu wurde sie an ihre eigene Tasse gewiesen. Wenn mau von Jemanden Geld haben will, so ist nichts leichter als geradezu zu fordern. Allein die Finanziers unter Ludwig XV machten es feiner: sie errichteten Amter in den Zünften, blos damit sie abgekauft werden könnten. Seßr sinnreich.' Die Sache ging nun durch einen Umweg, dergleichen man i" — lc machten, baI man in so'langri Zelt nicht sehest-wollte, welch' einenuncrmeßlichen Schaden dieZünfH te dcr Industrie thun, und wie sie in die natürliche» Rechte der Menschen eingreifen. Einige haben die Verblendung gar so weit getrieben, zu behaupten , das Recht zu arbeiten sey ein Regale, das jeder Re» gent verkaufen könne, und die Unterthanen kaufe»»-müßten. , Wir eilen, fährt Ludwig XVI. fort, eine solche. Maxime zp verwerfen. Da Gott dem Menschen Bedürfnisse gab, und ihm die Arbeit nothwendig macht, verlieh er auch jcdemMenschen, als sein Eigenthum, das Recht zu arbeiten; und dieses Eigenthum ist dat erste, das heiligste, das unverjährbarste von allen. Wir wollen also diese wilttührlichen Einrichtungen abschaffen, die den Dürftigen nicht erlauben, von sei» ner Arbeit zu leben »Hie ein Geschlecht zurückstoßen, dem seine Schwäche mehr Bedürfnisse und weniger Nahrungsqucllen giebt, und cZ also der Verführung und Ausschweifung noch mehr aussehen; die Nach» eiferung und Industrie verbannen, Talent« nnna«e machen; die den Staat und die Gewerbe aller Einsichten berauben, welche Fremde ihnen zuführen könnten? die den Erfindern vielfache Schwierigkeiten entgegen, setzen und ihnen nicht erlauben zu verfertigen, wa« doch sie, nicht die Zünfte, erfunden haben : die durch» die großsn Summen, womit das Recht zu arbeiten muß erkauft werden, und durch so viele andere Auf« lagen und Strafen die Industrie mit einem ausnehmend hohen Impost belegen, welcher die Unterthanen drückt, für den Staat aber unnütz ist. Wir fürchten nicht, daß viele Handwerker diese > alte verliehene Freiheit mißbrauchen, und das Pu- . blicum mit schlechten Waaren überschwemmen werden» Die Freiheit hat noch nirgends diese Wirkung hervor auch in den, Nestphalischen Finanzwesen findet. Ie-rome brauchte Geld. Damit eine Anlerhe zu Stande Lame, versprach «r die Zinsen richtig zu bezahlen, und man solle mit den Staatsvapieren liegende Gründe kaufen können. Abc« sobald die Anleihe zusammen gebracht, wurden die Zinsen nicht, beza^t, und die Staatspapicre reducirt. . 92 w Hebracht. Wir haben hier selbst in unsern V.rstäd-»^ten*) und andern vriviligirten Orten ein Beispiel davon, weil hier alle Art von Arbeit nicht schlecht« gemacht wird, als mitten in Paris. Jedermann weiß, wie wenig die Zunftpolizei zur Güte der Waaren beitrage. Alle, die den Gang des 'Handels kennen, sind auch überzeugt, daß jede wichtige Unternehmung des Handels oder der Industrie, die Vereinigung von zweierlei Arten von Menschen erfordere, des Unter-, nehmers, der die rohen zu verarbeitenden Materien und die nöthigen Werkzeuge anschaft, und die Ar' beiter, die für jenes Rechnung arbeiten und den Lohn bekommen. Dieser Unterschied zwischen Unternehmer «nd Meister, Arbeiter oder Gesellen, ist auf die Natur der Sache gegründet, >und hangt gar,' nicht von der willkührlichen Einführung der Zünfte ab. Wer in einem Gewerbe seine Capitalien anlegt, hat das, Zrößte Interesse, seine angeschafften rohen Materien-nicht schlechten Arbeitern anzuvertrauen,, die ihm sol-. che Waaren liefern, welche die Käufer abschrecken, würden. Man darf eben so wenig fürchten, daß »iele Menschen so unverständig seyn werden, sich in ein Gewerbe einzulassen, das sie gar nicht verstehen, vnd wo sie ihre Arbeiter nicht prüfen und leiten können, also gewiß ihr Vermögen verlieren würden. Wegen der Schulden der Zünfte sollen die nöthigen Einrichtungen gemacht, werden, und die Regie-nung «erspricht für ihre richtige, Abtragung zn sor- gen. Aus den angeführten. Gründen werden nun alle Zünfte der Kaufleute und Handwerke gänzlich abgeschafft, und alle denselben von den uorigcn Königen gegebene Privilegien und Freiheiten zurückgenommen. Alle Lehrjahre, wie sie in den Ordnungen, der Zünfte bestimmt waren, der Gescllenstand und die Mcj; ftcrstücke werden aufgehoben. Jedem, von welchem S^ndc er seyn möge, auch den Fremden, selbst wenn s^e n cht naturalisirt sind, soll es erlaubt seyn, in dem gan>en Reichs, besonders in der Stadt Paris, *) In den Vorstädten »on Paris gab «tz keine Zünfte. )2 — jede Art von Gewerbe, Kunst, und Handwerk zutreiben, welche und wie es ihn.-n gefällt; auch können sie mehrere mit einander verbinden, und von einem zum andern übergehen. In dk-ser Freiheit sott Niemand unter irgend cin.'m Vorwande gehindert oder aestöct werden können. Von dieser allgemeinen Aufhebung werden nur noch für's erste ausgenommen 2) die Barbiere, Pe? rückenmacher und Vader;, aus Finan.zgründen, weil die Regierung sich noch nicht im Stande sieht, die ihnen für Geld verliehenen. Freiheiten durch Wieder» bezahlung zurück, zu nehmen. 2) Die Apotheker, Goldschmiede und Buchdrucker, weil ihr Gewerbe un>-mittelbar die öffentliche Sicherheit, und das menschliche Leben angehen; indessen diese nur so lange, bis man zu emer genauern Aufsicht über dieselben die. nöthigen, Maßregeln wird' genommen haben.. (F.ortsehung folgt.) Historische- Miszelle« Unter die merkwürdigsten Privilegien, welche den.gcmcincn Venetianer auf seine ursprüngliche Sou» veränitat vergessen machen, sollten,, gehörte auch jenes der Einwohner, von. P oveg g ia, einer Insel: daß-sie jährlich einmal vomDoge mußten zu Gaste geladen? werden, wobei sich der Doge. von einem nach dem andern aufs Backe küssen lassen, mußte.. Es. waren aber. die Bewohner der Insel. Po.veggia meistens Fischer und Fischhändler, deshalb mehrere Dogen sich gern dieser lästigen, Pflicht entzogen hätten., Am meisten sträubte sich der Doge Doninik (!out»rilli dagegen. 2ll-Kin, die Poocggiancr. fanden sich am bestimmten Ta> . ge. im V.orzunmcr. ein und wollten nicht weggehen, bi) sie zum.Backenkuß zugelassen, worden. Der er-zürnte.Doge gab ihnen zwar enenStoß über den andern ins Gesicht, abee das ahtettn sie ">chc und Con> tarini mußte sich von allen nachher Reihe abküssen lallen.