Freytag, den ,4. December 1627. Dchisderung cincr türkischen Hochzeitsfeicr. folgende Schilderung einer türkischen Hochzeits» feyer liefert der Verfasser der in englischer Sprache so eben erschienenen „Erinnerungen a»s der Tinkey" : „Ich wurde von dem Tharadgi. Vaschi (Obelsteuerein-nehmer) zur Hochzeir seiner Tochter eingeladen. Bas Fest war auf alle Weife glänzend, und dauerte 3 volle Tage. Der Hofraum des Hauses war von Menschen angefülll; il» der Mitte tummelten sfch 5 türkische Musikant«!! umher. Der eilie blies mit aller Macht feiner Lungen in ein quickendes Haulbois hinein, das mit dem Tone ciner schmetternden Gans die leitende Melodie a"gad; 2 kleine Kesselpauken wurden oou sei« nem Nebenmanne geschlagen, und der Dritte hatte ein« Trommel vor sich , auf der er den Grundton paukte. Besucher alles Allers und Standes füllten das Haus; das neuvermählte Paar kehrte st eben von dem Mol', lah zm'ück, wo der Heirathsact abgeschlossen worden war. Mit Mühe gelangte ich zu dem Hintergrund« des Hauvlzimmers, in dessen «iner Ecke ich die Braut ouf einem mit Sammet bekleideten Sopha sitzen sah. Ihr Gesicht war unverhüllt, aber d«für mit einer s? dichten Kruste von Farbe und Schminke bedeckr, daß sie vollkommen einer Wachsmaske glich, die ihr Mund uno Augenlieder im eigentlichen Sinne des Worrs oer-schloß. Der Sitte des Bandes gemäß, und als Freund des Hauses, brachte ich ibr wein Geschenk, Hag in «inem Diamantling und einer Machmudie (Golbmün» A,, 25 Piaster werth) btstnnl». Den erjittt stleifle ich auf den'kleinen Fii'sser der Praur, wahrend ich das Gold« ?ück in den gewundenen Hauptschmuck vorn auf ihre? Stirn velbarg. Viele w«ren mir mil demselben Ge. schenk vorassgegangs,,, und mehrere noch folgten m:r; bald konnten die Goldstücke in dem Turban nicht mehr Platz finden; sie rauschten daher auf eine gestickte Mus. selinfcharpe nieder, welch« zu'diesem Zweck der Blaut über den Schooß gebreitet war. Ich zahlte deren wenigstens 2no, weiche mit dem übrigen G schenk, eine hüb. sche E^-tra. Mitgift für die Neuvesmnhlte bildeten. Ihr An;ug bestand aus einer weiten Robe ron Gold. stoff; ihre Hcmde aber waren buchstäblich bis an die Nägel de? Finger mit Ringen bedeckt, wahrend ihr Hauplfchmuck oon Diamanten strotzte, die theils eige. ne, theils von Freundinnen und Nachbarn geborgte waren. Reiche Halsketten. Perlen mit brillanten,» Schlössern hingen von ihrem Halse herab, und ihl Haar ergoß sich, in zahllosen Flechren mit Goldschnüren du, ch. zogen, über Rücken »md Schultern hinunter. In bi», sem Au^uge hatte das arme Kind 2 volle Taq,,' d,r Hitze und dem unablässigen Gedränge ausges/tzl, s?,'« auf ihrem Posten zuzubringen , Hunger und Durst z» tragen, und ward iur wahrend der Nacht von ,'b,e« Dienerinnen mit Speise und Trank erquickt. Am Abend des zweyten Tages wird die Kruste vo,, ihrem Gesich. te abgelöst; Tags darauf hat die feyerliche Neini.N'Ng im Dampfbad? Stait, wohin die Schaar ihre-r Fle«n. de und Verwandten sie begleilet. Hernach wird st«, dem Gemahl überliefe«. M Meteorologische Beobachtungen. W Uebersichts-Tabelle ^er climatischen Eigenheiten des Monaths November nach einer dreyjährigen Beobachtung n>)rd« westlich des Laivacher Horizonts. November Witterung. »825 z 1826 > »227 Von ya Thellen Heitere Witterung . . l2o»j2 n,j2 2I Trüb, neblicht und Walken 69^2 781^2 6^ Regen und regnerisch . »5 20 i)2 3 Blitz und Donner . . — 1^2 —> Schnee ..... i 6 1^2 7 zj2 Frost oder Neif ... ,9 12 öl ij2 Ost. und Südostwinde . 5 ,»0 ij2 91^2 Süd. und Südwestwinde 26 5 i.!2 5 1)2 N. W., N. u. N. O.Winde 3 ,j2 7 »j2 ,» Feuchtigkeit der Luft . . 49 4» '9^2 Trockenheit der Luft , . — ! »5 1)2 Temperatur nach Ileanmur G r a d e Summe der niedrigsten Wärme »52,'ä 69 12 do. der höchsten do. 25i 162 9a do. der grösicen Kälte '4 ^ 9^ do. der mindesten do. 1 — 23 Die größte Warme am i2. ^2 — ^" » „ do. amiä. u.ig. — 2 » „ do. am »2. — — 7 Die kleinste Warmeam 27. 1 -» » „ do. am 22. -— ^ « „ do. am ll).u.2Z. -^ — ^ Die größte Kälte am 26. 2 — » » do. am »1. — 2 4» » do. am 26. u. 27 °— ^ K u tsch u k-Al i. Dieser Manli/ ein wirkliches Milffer eines türki» schen Räubers, war anfänglich «in einfacher Straßenräuber in den Umgebungen der Stadt.Payaß, des alten Baya, am Meerbusen von Scanderoon oder Alexan» drette. Während des Nachts plünderte er die Gärten, und da «c wegen seiner Gewandtheit immer glücklich znNchlüpfte, kamen di« Gartenbesitzer barin überein. ihm einen regelmäßigen Trlbitt zu entrichten. AnfäiiZ. lich begnügt« er sich mit einigen Pfunden Kaffee oder Reis; aber bald war die g.n,ze Stadt genöthigt, ihm eine Summe Gelbes jahrlich zu zahlen. Kutschul. Ali machte sich jetzt zum Oberhaupt einer Bande von vier. zig bis fünfzig Raubern seines GelichteeS, und hofft« Herr der Statl zu melden. Mm dahin ^u gelangen, lockt« er die vornehmsten Familienhäuptel auf di» große Stiche, m,d nachdem er Einen nach dem Andern g«. tödtet, hatte er teinen Nebenbuhler und Antagonisten weiter, als einen einzig?,, reichm und mächtigen Ein» wohner. Er machte ihm freundschaftliche Vorschläge, und gab ihm! seine Tochter zum Weibe. AIs er seinen Verdacht so beschwichtigt hatte, überraschte er ihn eineS Tages in einem trauliche,, Augenblick, mio ermordete ihn. Von nun an herrschte er über Payaß; aber er wußte sich ein bedeutenderes Einkommen zu verschaffen, als «r von dem kleinen Gebieth dieser Sladt ziehen konnte. Die große iährliche Karavane, die von Con. stantinopel nach Mekka geht, ist genöthigt, Payaß zu vassiren, oder einen unangenehmen Umweg über die armenischen Gebirge einzuschlagen. Jedem Individuum dieser Karavane legre er eine Steuer auf, die von sei. ner Laune abhing, und er duldete nicht, daß die Ka. ravane abging, als bis AUeS bezahlt war. Um der Karavane gleich Schrecken einzujagen, placirte er im« mer zwey menschliche Korper, di« gepfählt waren, als Zeichen seine? Gewalt vor die Stadt. Dieß waren g«, wohnlich ehemahlige Kameraden, die sich gegen sein« Autorität aufzulehnen versuchten. Als ei„eg Tages seine Gefängnisse leer waren, diente ein armer kranker Christ als Opfer. Die Pforte versuchte es zu verschiedenen Mahlen diesen Nebellen zu zähmen) gber er vertheidigte sich im« mer in seinen Gebirgen, bis er durch Bestechung die gegen ihn ausgesandten Pascha's gewonnen, oder ve». mittelst einer Geldsumm« mit dem Divan Frieden ae. schlössen hatte. Er wagte es, «inen holländischen Consul aufzu» heben, der von Constantinopel nach Aleppo reiste, nnl» alle seine Firmans b?y sich führte. Er hielt ihn in einem scheußlichen Gefängnisse zurück, bis ei»« Kara. van« von Smylna für ihn «in Lösegeld von 2b,oo» Piastern zahlte. Er plünderte zwey Schisse, ein .englisches und ein franzosiicheü, und ließ vier «»lglische Ma, ttosen im Gefängniß sterbe,,. Der sonderbarste Um. stand ist der, baß er nie über zweyhundert Mann in seiner Armee zählte; mit dieser Handvoll Menschen trotzte er allen Pascha'S in der Umgegend» Auch wand« t« er allerley Kriegslisten att , nm die wirkliche Stärke seines Heeres zu verbergen. Er versteckte seine Trup« ven in be», bichcen Gebüschen, die bey Payaß liegen, ließ sie sehr geschickte Ma„öuvres ausführe»,, und er, baute, außer seinen wirklichen festen Schlössern, zwey nachgemachte aus Thon, -die «r bemalte, damit man ihn für furchtbarer halten möchte, als er wirklich war. Man weiß nicht, wie er gestorben ist; aber im Jahre l8>2 sah ihn Vurckhardt noch im vollen Genusse sei, ner Macht, und im November iL,3 fand Kinne!» Payaß in Tnimmern und Kutschut - W warverschwun« den. Er hatte sein Metier mährend des langen Ze^t, «aums von zwey »nd fünfzig Jahren getrieben! Fw. ---------- >».------------- MuHameds Paradies. Daß in diesem Paradiese (nach dem Moran) so viel« Weinkelche seyn werden, als Sterne am Him. mel, daß jllnge Madchen und junge Knaben die See« ligen mit Speise und Trank bedienen, und die Mao. chen mit unbeschreiblicher Schönheit begabt.sind, ist uns oft gesagt worden, aber die näher« Schilderung der Schönen kennt wohl nicht Jeder. Der Koran berichtet darüber: „Sollte eine von ihnen des Nachts am Himmel oder in der Luft erscheinen, so würde sie di» Erde beleuchten wie die Sonne; sollte sie ihren Speichel auf das Meer fallen lassen, so würde, fich die salzige Fluch in Honig, und 0er bittere Geschmack in Süßigkeit umwandeln. Das.Paradies wird von vier Strömen durchschnitten, von Wasser, Milch, Honig und weißem Wein ; der Schlamm dieser Cirö« m« ist ein Wohlgeruch von Moschus, die Steine sind Perlen und Hyacinthen. Der Engel des Paradieses öffnet die Thore desselben dem wahren Moslemin. Ihr «rster Blick fallt auf eine Demant, Tafel, ron solcher Länge und Umfang, daß man 70,0^0 Tage gebrauchen wurde, si.' zu umgehen.' Die Sessel sinb von Gold und Silber, die Tafeltücher von Seide mit Gold durchwirkt. Die Gäste nehmen Platz und essen von den köstlichsten Speisen des Paradieses, undtrin» ken vom köstlichsten Wein. Sind sie gesättigt, so überreichen ihnen die schönen Jünglinge, die sie bedienten, grüne Gewänder vom feinsten Gewebe, nebst goldenen Halsketten und Ohrringen. Alsdann «rhült jeder Gast «ine Citrone; sobald sie dieselbe an die Nase bringen, ihren Geruch einzuathmen, springt ein Madchen von unbeschreiblicher Schönheit daraus hervor. Sie wird die Geliebte deS Seligen, und der LieöeSrausch, der nun entsteht, dauert fünfzig Jahre Fhne Unterbrechung." CHIetas. ---------- ,,<«» -------^ Teutsch-amerikanische Zeitungen. In einem nicht großen Bezirke des Staates von Pensylvanien, wo vorzüglich Teutsche wohnen, erschei« nen mehr als iü deutsche Zeitungen , die freilich nicht selten unsere herrliche Muttersprache gewaltig mißhaN' dein. Alle erscheinen wöchentlich nur ein Mahl, und del jährliche Preis ist zwey Thaler, nur bey einigen einige Cents darüber. Der Inhalt ist sehr mannig» faltig und oft sonderbar. ,Da bietet-ein Hutmacher Samuel Roland sine Ohrfeige zur Belohnung demje» /iigen an, der ihm seinen entlaufenen Lehrburschen Joseph Schlosser zurückbringt. Der Bursche ist bey dieser Ankündigung mit abgebildet, wie er ein Bim» del auf dem Rücken trägt, und schnell fort eilt. Ein Herr David B. Sanders biethet sich den Bürgern von Weine Caunty als Tandidaten bey der herannahenden Wahl an, und verspricht die Beförderung ihres Be» sten in «in«r Anzeige voll,fchaalen, schwerfälligen Witzes. H u n d e d i e b e. In London haben sich seit einiger Zeit viele Hun«. dediehe, blicken lassen, daS heißt, nicht Männer, die Hunde, sondern die vermittelst der Hunde stehlen. Sie gehen nähmlich mit abgerichteten Hunden in den »»tleg-enen Straßen nnd Vorstädten 3ond»!is umher, »ach Beute zu suchen. Finden sie etwas, das ihrem Geschmacke aligemessen ist, so zeigen sie es den Hun, den verstohlen, und diese, in der Regel Thiere von der größten, stärksten Race, packen es, und bring«»» »< ihren Herren nach. M i s c e l l e n., W Die Weimarer Schauspielergesellschaft hat dem Vernehmen nach/ eine Einladung erhalten/ im künftigen Frühjahr drey Monathe lang, in Paris- zu spielen». Mit siegender Gewalt dringt deutsche Kunst und deut« sche Wissenschaft dort «ln. Welche Erfolge in kurzer Zeit auf einander! Maria u. Weber entzückt mit sei» «em romantischen' „Freyschütz", Hummel zwingt alles zur glänzendsten Huldigung, «ine Sonntag nimmt Auge, Ohren und Herzen ein> eine Deutsche (M. Heinsen) errichtet eine deutsche Erz,iehungs > Anstalt und Weimar sendet seine Schauspieler. —> Die „Nibelungen" haben abermabls »inen D?» srbeiter für das Theater gefunden. Und wer ist der Bearbeiter? Raupach! Er hat, so weit «s sich thun ließ, bie ganz« Handlung in ein fütifacugeS Trauerspiel gebracht, das alS effectooll gerühmt wird und jetzt der Berliner Schauspiel - Intendanz, vorliegt. Schon »or Raupach haben Mehrere gleiche Versuche gemacht, aber immer fand man sie nicht bühnenrecht; van dem neuesten Bearbeiter darf man erwarten, daß er >ie Nühn« bedacht hat, ohn« die Paesie aufzugeben. Die Spielkarten wurden im Jahr >Zs)o erfunden, um den Trübsinn Carls VI., Königs von Frankreich, gestorben den 2osten October i^22, zu zerstreue»!. Die vier Farben sollten hie vier Classen seiner linier, thanen vorstellen. Die c-oners bedeuten die g«n5 sle «Bauers, Chsr - Männer «der Geistliche; die piyucz (Spitzen der ganzen) bedeutet,,, die Edlen, ode? den kriegerischen Theil ber Nation; die cHrr^nx (Ziegel« «der Backsteine) die Burger unv Handelsleute; und daS treM« ^K^We ober Keuse) st«lltt di» Landwirth« oder Bauern vor. Ein Arzt wurde z» einer alten kranken Frau g<< rufen; er fragte sie unter Andern, wie alt sie sey? Sie antwortete vier und achtzig Jahre. Ihre am Bette stehende Tochter, die schon viel über die drey« ßig haben mochte, kgab ebenfalls dem Arzte , in der Meinung «r frage sie, um ihr Alter, an, und sagte, sie sey 20 Jahre alt. Wie, sagte der Arzt, ihre Mut« ter hat sie erst im 60. Jahre geboren? Verlegen ant« wortete sie: ach! ich din älter — oder ii»in, meine Mutter ist evst 60 Jahre alt. Herr Peter Permg Thoms, Buchdrucker der enql. ostindischen Compagnie zu Canton, hat eiiie englische Übersetzung zweyer chinesischen Romane „das liebende Paar" und „chinesische Brautmerberei" herausgegeben. Letzterer be.ginnt mit den Worten: »So wie die Gänse aNein zu wandeln psiegen, so auch Leang, da «r keinen Bruder hatte." Eiil Torfpfarrer, der ein sehr kärgliche,! Einkom« men hatte, bath den Minister der geistlichen Angele« geliheicen, doch auf'die Verbesserung seiner 3age, durch Berseliung nach einer einträglichern Pfarre, Rücksicht zu nehmen. Also yefailr es ihnen nicht in "!°* « Es liegt doch sehr reitzend und eS ist vorzüglich bort eine fehr gesunde Luft. Ja, Ew. Ercelleliz , da< wohl, wenn m^n nur von der Luft leben tonnte,— enlgeane» ze der Pfarrer. Martini, ein berühmter französischer Arzt, der eft gedankenlos sagte, wiis ihm einfiel, sah den präch» tigen Wagen emes Grafen vorbey fahren. „Seht" rief er aus: „wie der Mann sein Geld verschwendet, und mir ist er schon seit dr,y Jahren den Tod sein^ Vaters schuldig!" Auflösung del Charade in Nr. 4g. S t l 0 e r t 0 ck e. Red^teur: ^r, Xa». Heinri ch. Gedruckt bey Iguaz Aloyö Edlen »vn 3 Ieinmayl.