Beilage zur Haibacher Zeitung. H 3R7 _ Sechster Jahrgang. H. August R863. Pecherlied*). ^cr Traube Saft behagt dem Mund, Doch Müh' erheischt der edle Wein; Und blitzt dcö Bechers küstlich Rund, Sein Silber will gegraben sein; Dann harret erst noch ans daö Erz, Des Schmiedes klillstcrfahr'nc Hand; So ähnlich reift des ManncS Her; Entgegen seinem Vaterland. So schwebt das Lied wie Glockcnsang Durch heit'rc Sommcrlnft einher, Und kündet lant, daß winterlang Dem Sänger keine Müh' zn schwer! So schafft, bis anö den Bechern blinkt Der Männer Ehre schon verklärt. Und leiner mehr anö Silber trinkt, Der nicht des Weins nud Silbers werth. Wie Glück und Glas so leicht zerbricht, Nur etwas später bricht das Erz, Die Schale schmilzt — der Wille nicht, Es lebt bewegend Herz um Herz. Die höchsten Tempel stürzen ein; Tcö Werkmanns reiche Hand verdorrt, Verwildert stirbt am Berg der Wein — Doch alles lebt im Liede fort. Und wo sein ferner gold'ncr Tou ! Nuö Trümmern uenc Völker hebt, ^ Blüht auch dle neue Nebe schon, Und ihre Rauke spinnt und webt; In Wäldern trinkt am Felsenqncll Das Hirtcutiud ans hohler Hand, ^ Viü wieder bringt aus Bcchcru hell ^ Der Manu sein Hoch dem Vaterland. ' Das Pild der Schwellen. ! Novelle. (Fortsetzung.) «M^a lag sie in ihrer ernsten Schönheit, die alte LudwigS-inühlc, kau«» weniger alt als die mächtigen Linden, die den weiten Hofraum zieren. Sie war nicht immer so groß, sie ^ hatte aber stctö den Ludwigs gehört, und so war sie denn auch von ihrem letzten Eigenthümer an scilicn Neffen, den fetzigen Besitzer, gefallen. Sie hatten sie vergrößert, so oft und so weit es die Zeit erforderte, sie hatten aber alle Neubauten, so g»t es ging, dem alten Hause mit dem hohen Giebeldach angepaßt, lind so sah sie nun wie aus einem Ousse und mit ihren stets blanken Fenstern und schön Kutter« *) Zum eidgenössischen Sä'ngcrfcst iu Chur. > gelb getünchten Wanden nett und frisch, wie eine freund- ! liche Matrone im Sonntagsstaate aus. ^! Dort rückwärts, wo das Wasser rauscht, die Rader i knarren und die Sagen kreische»:, tückten die allen Bäume ! zu einem lauschigen Wäldchen aneinander und hinter diesem ^ lag eine weite, üppiggrüne Wiese vom Walde umsäumt, z der sich bis zum Gipfel der hohen, sonderbar geformten ! Verge erstreckte. Daö Ganze von dem milden Lichte der ! Morgensonne angestrahlt, sah nach dem Gewitter des ver- ! flossenen Abends so frisch und lebensfroh aus, daß es mächtig , und hciier anregend zum Herzen sprach, und als Vinanuel ! da«? reizende Aild von seinem Fenster aus sinnend übcr- i blickte, zog ein eigenthümliches Behagen in seine Seele ein; die Sehnsucht, sich vollauf an dem stillen und schönen Fricde« ^ nngölNnher zu laben, erwachte und drängte sich in dtm ^Wunsche: «Hier möchte ich weilen!" auf seine Lippen. ^ Guuinucl war nicht der Mann, um sich mit einem ^ schüchternen Wunsche zn begnügen, oder ein ehrliches Gelüste ! kleinliche» Bedenken zu opfern, uud so war er denn auch ! mit ein Paar Sähen unten in, Hof und schritt schnurstraks ! auf den alten Müller los. ^ Der Alte war stets der Erste im Hause auf, und es ^ geschah von, fi ühen Morgen in den Stallen, auf den Feldern ! und in der Mühle nichts, wovon er nicht wufile. Da be- l gnngte er sich, überwachend dreinzuschen, dort hülf er er« munternd nach, oder griff befehlend ein; Alles ging aber ! stcts rasch und gewandt von der Hand, und selbst die Trägsten ! unter seinen Leuten wagten in seiner Gegenwart die Sehn» ! sucht nach dem Feierabend nicht anders zn bekunden, alö i daß sie sich die Stirne ein P>iar Mal öfter und eifriger ! wischten, als eben unbedingt nothwendig war. ! Der alte Ladwig ist noch immer ein stattlicher und ! schöner Mann. Manchmal, wenn er sehr ermüdet ist, lagert ! sich ein Zug der Schwermuth um seinen Mund; dagegen blitzen aber oft seine blauen Augen so gebieterisch und ! nimint seine kräftige Stimme einen so hellen und harten ! Klang an, d^s) man sich der Vermuthung kaum erwehren ! kann, in der Vrnst des Alten hätlen einst mächtige Leiden« ^ schiften gctobt. Die ältesten Leute im Hanse erinnern sich >nich g>inz qnt, daß er nicht immer so sanft und nachsichtig ^ gewesen, wie er cö jetzt gewöhnlich ist, das; vielmehr großer ^ Klim-uer und lange Zeit nöthig waren, lim seine wilde und ! trotzige Energie zn beugen. Als sich ihm Vmanuel näherte, reichte er ihm freundlich ! die Hand zum Gruße. „Es ist schön bei Euch, alter Herr!" ! sagte dieser. „Mir gefällt das alte Haus und mir gefallen seine Bewohner". Er sagte dicß in so wahrem und warmen Tone, das; der Alte erfreut vor sich hinlächelte. „Nichts für ungut!" fuhr Emanucl fort. „Eine offene Frage iss eine offene Antwort werth; wie wär^s, wenn ich Euch gleich für vierzehn Tage um Gastfreundschaft bäte?" Der alte Herr zog befremdet die Augenbrauen in die Höhe. „Und Ihr »rollt durch vierzehn Tage müßig gehen?" fragte er im verweisenden Tone. „Oho!" entgegnete lustig Emanuel. „Freuen will ich mich, aber auch nebenbei tüchtig arbeiten, und ich meine, eö soll gerade nichts Schlechtes werden!" „So! u:,d was für ein Geschäft treibt Ihr denn?" „Die Malerei". Sonderbar, wie schmerzlich der alte Ludwig bei diesem Worte zusammenzuckte, wie wehmüthig er vor sich hinblickte, und wie lange er brauchte, ehe er eine Antwort fand! „Die i Malerei?" wiederholte er endlich gedehnt. „Mir scheint", ! fuhr er fort, »Ihr Maler liebt solche Orte! Nun, wenn ! Euch das Hierbleiben frent, soll es auch mich freuen und wir wollen weiter darüber reden." Und er wandte sich zum Gehen. ^ Doch Emanuel hielt ihn zurück. „Halt!" sagte er. > „Noch eine Frage, ehe ich Euch danke. Durch vierzehn Tage macht ein Gast gar viele Ungelegenheiten und Kosten. ! Darum aufrichtig: Wie ist eö in der Ludwigsmühle mit dem Entgelt Brauch?" Wieder sah ihn der Alte befremdet an. „Mit dem Entgelt?" fragte er. „Ja, verdient Ihr (such denn gar so viel, daß Ihr nicht einmal einen Löffel Suppe umsonst annehmen könnt?" «Vicl? Aus, jeden Fall mchr als ich brauche.-' „Nicht alle, weiß Gott, nicht alle verdienen so viel" ! entgegnete der Müller heftig. „Gar mancher von Euch Malern hat sich selbst nicht das Nothwendigste verdient!" Diese Worte schienen nun auf Emanuel einen schmerz« lichen Eindruck zu machen und seine Stimme war bewegt, ^ als er antwortete. „Wahr! nur zu wahr!" sprach er weh. nulthsuoll. „Manches reiche und schöne Talent ist verarmt, verflacht und verkümmert, weil es in der Stunde der Be« dränguiß keine rettende Hand gefunden. Es gcch den Glauben an die Menschen und an sich selbst auf; es würdigte die Kunst zum Handwerk herab, es betrieb dieses unlustig und lässig ni,d ging endlich zu Grunde, wie es dem tragen und schlechten Handwerker gebührt; die größere Schlild trifft aber doch Jene. die es im entscheidenden Augenblicke ins Elend gestoßen haben". „Nein! oh, nein!" fiel ihm hier dcr Alte ins Wort. „Es ist eben ein unilcheres Brot, und der ist noch immer Lein schlechter Mensch, der sich nicht darauf verlassen, dcr . auf schöne Worte keine Zukunft bauen will. Nein! der ist kein schlechter Mensch!" Und der Alte schlug sich hcftig auf die Brust und blickte so trotzig um sich, als wollte er einen ungerechte!; Angriff kräftig abwehren. „Doch lassen wir das!" fuhr er nach einer Pause fort, während er sich mit der Hand über Stirne und Augen strich. «In der Ludwigimühle ist's so Brauch: ist einer an unseren: Tische gesessen >— ob ein Mal, ob zehn Mal, bleibt sich gleich — hat er sich da wohl gefühlt, und will er dann manches Mal freundlich des alten Hauses gedenke:, so haben -wir unseren Lohn vollauf. Einen andern Lohn hat noch nie ein Ludwig für seine Gastfreundschaft genommen. Ist's Euch so recht, so seid von Herzen willkommen. Und nun kommt! Es ist Frühstückszeit und die Mutter hat auch ein Wörtlcin in unseren Handel dreinzureden". Als die alte Frau Emanuels Anliegen vernahm, war sie ganz einverstanden. Sie sagte: er sei ein netter und ordentlicher Mensch, und ihr sci'ö recht und lieb. Woher sie's aber wußte, daß er nett und ordentlich sei, sagte sie nicht. Sie hätte ihm doch unmöglich sagen können, daß sie bereits oben in seiner Stube war, ein Bischen Nachschau gehalten, und daß es ihrem alten Herzen wohl gethan habe, als sie den durchnäßten Ranzen ausgepackt nnd Alles, bei« leibe nicht bunt durcheinander geworfen, sondern Stück un: Etück so fein und zierlich über die Stuhllehnen gelegt sah, daß sie selbst es nicht netter hätte treffen können. Doch sagte sie es auch ihm nicht, so hatte sie es doch bereits allen Mägden in der Küche nnd selbst Marien gesagt und dann schr laut hinzugesetzt: sie hatte durchaus nichts dagegen, wenn sich andere Lcute ein Beispiel daran nehmen nollten. Als sie ferner hörte, Emaunel sei Maler und gedenke hier recht fleißig zu sein, sah sie ihn lange mit einem eigen« thümlichen Gemenge von Weh.nuth und Freundlichkeit an; dann reichte sie ihm wieder über den Tisch die Hand und sagte: es freue sie gar sehr, daß er hier bleibe und es werde gewiß nicht ihre Schuld sein, wenn er nicht recht zufriedene Stunden hier verlebe. Das größte Vergnügen schien aber Emanuels Verbleiben dem alten Martin zu bereiten. Er stieß vier Mal hintereinander ein sehr gedehntes „Hoho!" herauö und sagte dann: er habe das erwartet, es hätte so kommen müssen. Auch hätte er Emanuel gar nicht fortgelassen, nun aber ! könne es bald schr lustig werden. Er sagte aber das nicht ! zu den Uebrigen, sondern gleichsam nur vor sich hin, oder ! zu seinem alten Sultan, den er dabei eifrig hinter del? ! Ohren kraucte, was er wohl schon seit Jahren nicht gethan. ! „Noch Eins!" sagte der Müller, als er sich vom Früh- z flücktisch erhob, „um sieben Uhr Morgens wird gefrühstückt, ^ um zwölf Uhr mittagmahlt und um sieben Uhr Abends isi ! Feierabend. Wer will, kommt dann hierher in die Stube ! oder unter die große Linde; da sitzt es sich ganz gemüthlich ^ bei traulichem Geplauder, bis Schlafenszeit wird". Emanucl machte sich diese Tagesordnung gut :i: Nutze:». ^ Dcn Tag über strich er mit seinem Sfi^cnbuch und gefolgt ^ von dcm alten Sultan auf dcn Bergen und in den Wäldern ! umher. Als er dcn Hund zum ersten Male lockte, machte ^ zwar der alte Martin eine sehr bedenkliche Miene, er g«^ ! nicht undeutlich zu verstehen, daß dieses Thier sthr böse Instinkte habe, und als Emanuel Abends wohlbehalten unter der Linde eintraf, that er, als uäre er eben so froh als überrascht, daß er nicht ron dem heimtückischen alten Sultan in der Waldcseinsamkeit zerrissen worden war. Am dritte» Tage schien er aber bereits ganz beruhigt, und wenn er Abends linter der Linde erschien, so nahm er von Sultan keine weitere Notiz, als das: er ihm ein herrisches „Kusch!" zurief, und ihm vorwurfsvoll versicherte, er sei ein unverbesserlicher Landstreicher und er könnte in seinen alten Tagen U'ohl klügeres thun, als seine mürben Knochen auf beschwer« lichen Promenaden abzuquälen. Der erste unter der Linde war Nets Emanuel und ganz zuletzt pflegte Marie zu kommen. Die ersten Abende war ihr Verspäten wirklich nur zufällig gewesen; ihre, bänglichen Geschäfte hatten sie eben zurückgehalten. Sie hatte sich auch vorgenommen, sich fortan recht zn sputen und sie wurde ouch in der That stets uiel früher als gewöhnlich mit ihren Arbeiten fertig; aber sonderbar! In dem Augenblicke, in welchem die Feicrabendglocke ertönte, ergriff sie regelmäßig cin eigenthümliches Bangen. Es »rar ihr dann stets, als Habe sie etwas Wichtiges vergessen und sie machte sich mit Dingen zu schaffen, die ganz gnt für den nächsten Tag hätten bleiben können; und war anch das beendet, so sagte sie sich, der Abend sei ja lang und sie habe noch Zeil! Dann wünschte sie wieder, die Mutter wäre hier und sie könnte mit ihr, so ein Paar Schritte hinterdrein, zur Linde gehen. Und nachdem sie so lange gezögert und gezaudert, als eö nur anging, schalt sie sich ein albernes Ding; sie wäre dann schon gar gerne bei den Nebligen unter der Linde gesessen, und sie ärgerte sich herzlich über das, was sie ihre große Scheu vor dem fremden Maler nannte. Und dann raffte sie sich endlich auf und ging. Sie ging aber beileibe nicht "gerade über den Hof weg, sondern huschte ganz an der Seite, dort, wo die Väunie am dichtesten standen, fort, und wußte eö stets so einzurichten, daß sie, knapp an die Geile der Mutter hintrat. Dort setzte sie sich dann hin, und hatte gar eifrig mit ihrem Strickstrumpf zu thun. Gleichwohl blickte sie manchmal von ihrer Arbeit auf; das geschah aber gewiß nur dann, wenn EmanuclS Äuge nicht auf ihr ruhte. Und sie wußte es stets so genau, wann cr sie anblickte; sie fühlte diesen Vlick so deutlich und sie l)atte dann stets das Bedürfniß, den Kopf recht tief auf ihre Arbeit hinabzusenken. Ach! ihr kindisch-scheues Wesen lnachte ihr manchmal recht argen Verdruß! Blickte sie ihn aber auch nur manchmal verstohlen an, so sah sie ihn doch gar gerne. Er und sein ganzes Wesen gefielen ihr ganz güt; das üppige dunkle Haar paßte so gut zu der schönen breiten Stirne und den männlichen Zügen, und das braune Auge konnte so trotzig und doch wieder so lüild und gütig schaben. Dabei lag i„ allen seinen Bewegungen so vicl Kraft und doch wieder so vicl Anstand nnd Anmuth, wie sic'6 noch nie in ihrem Leben bei einem Manne gesehen, Noch lieber aber hotte sie ihn sprechen. Er hatte viel gesehen, viel erfahren und viel gedacht in seinem Lcbcn, und er wußte von Allem hübsch und geistreich zu erzählen. Auch cr halte mauchc Unbill erlitten, sie hätte aber sein Herz nicht zu verbittern vermocht, und es war g»t und großmüihig und so rcich an Liebe geblieben, daß man auch ihm wieder gut scin mußte, man mochte nun »vollen oder nicht. Sie füdlte seine große Ueberlegenhcit; cr gab sich aber so natürlich und war dabei so freundlich, daß sie recht gut begriff, man brauche sich vor ihm gar nicht zu fürchten, man könne vielmehr recht vertrauensvoll zn ihm aufblicken. Ihre Mutter sagte zwar nur, Marie sei das flinkste nnd willigste Ding weit und breit: sie war aber nicht nur dieß, sie »rar auch ei«: gar kluges und sinniges kleines Wesen, und so verstand sie denn stets rasch Alles, was cr sprach, und war's selbst über Dinge, von welchen sie noch nie ge« hört. Manchmal aber sprach er ibr so verständlich, daß ne ihn freudig überrascht anblicken mußte; sie wußte so deutlich, daß sie bereits, bis auf die schöne» Worte, ganz dasselbe gedacht uud sie fühlte, daß cr ihr so recht aus der Seele gesprochen hatte. Dann wagte sie auch gewöhnlich eine kleine Bemerkung und sie war stolz und froh, wenn cr sie freundlich lächelnd lobte und den von ihr angeregten Gedanken weiter spann. Er hätte sie sehr gekränkt, wenn er sie für ei», albernes Ding gehalten hätte. (Fortsetzung folgt.) Zur Geschichte der Harfe. Die Harfe ist cincö der ältesten Instrumente, denn schon in der Bibel wird sie erwähnt. Saul war von einon schlimmen Geiste heimgesucht, und seine Höflinge riechen ihm, einen jnngcn Harfenspieler kommen zu lassen, um duich ihn Erheiterung zu finden. Es wurden demnach Abgesandte ausgeschickt, welche David von Bethlehem mit sich zurückbringen, einen Jüngling, der eben so tapser im Kriege, als weise in» Rathe und von vortheilhaftem Aeußern war. So oft hierauf, sagt die heilige Schrift, der böse Geist, abgeschickt von dem Herrn, sich Sauls bemächtigte, nah'.n David seine Harfe und spielte darauf und Saul ward getröstet, denn der böse Geist wich von ihm. David ist also der erste Harfenist, welcher je erwähnt wurde. WciterS über Ursprung und Fortschreiten der Harfe fanden wir in einen» Aufsatz der „Süddeutschen Musik'Zcitnng". Die Untersuchung der alten Monument!: in Cgyptcn führte zur Entdeckung von Harfen verschiedener Formen und beweist, daß die Etfindung dicscö Instrumentes in die ältesten Zeiten zurückreicht. Jenes Instrument, welches mit unserer modernen Harfe die meiste Achnlichkeit hat, wurde zum ersten Male vom englische» Reisenden Bruce beschrieben, aber die Zeichnung, die cr davon gegeben hat, ist sehr ungenau. Sie ward seither nur den nöthigen Berichtigungen veröffentlicht in der anf Vcfchl und Kosten der fraüzösischcn Regierung herausgegebene» „Beschreibung von Egyptcn". Diese Harfe und dcr dieselbe spielende Musiker fiudcn sich in Fresko gemalt in einem dcr Todtcngcwalbc, welche die Grabmäler dcr cgyptischcn Könige in Theben enthalten. Die Anzahl der Saiten geht nicht über dreizehn, doch laßt sich daraus kein Schluß zichen, ^ daß die egyptischen Harfen deren niemals mehr hatten, denn ! auf einem Basrelief in der Nuine von Ptolcmais sieht man ! eine dreieckige Harfe, welche mit fünfzehn Saiten versehen ist. 5 Der Gebrauch der Harfe bei den alten indischen und cgyp« tischen Völkern lä'ßt nun aber auch vermuthen, daß die Griechen und Nömer dieselbe kannten, obgleich sich der Name, welchen wir dicscm Instrumente geben, bei keinem der alten Schriftsteller vorfindet. Man glaubt, daß die Sambuca der ^ Griechen eine Harfe »rar, und man stützt sich dabei außer anderen Zeugnissen darauf, daß Prophyrus in seinen» Kom-mentar über Vtolemäus positiv angibt, daß die Sambuca ein dreieckiges Instrument war, dessen Saiten von verschie« ! dener Lauge u»d Dicke waren. Was die Nömcr betrifft, ! so war ihre Harfe wohl das Instrument Cinnare, ein Wort, welches eine Uebcrsctzung von Kinnor oder Kinnar zu sein scheint, was im hebräischen Tcrt der heiligen Schrift die ! Harfe Davids bezeichnet. Die Sachsen und Dänen haben ^ im Mittelalter die Harfe auf den britischen Inseln einge- ^ fühlt. Die verschiedenartigen Formen, unter welchen dieses Instrument stch auf den von Struth in sciueiu Werke.- „das alte England" mitgetheilten Monumenten darstellt, beweisen, ^ wie sehr der Gebrauch dieses Instrumentes verbreilct war. ^ Nebrigens wurde die Harfe nicht nur in den nordischen Ländern gepflegt: durch die Einfalle der aus ihocn hervor-gegangenen barbarischen Horden in andere Lander wurde z dieselbe in ganz Europa eingeführt. Man weiß, welches -das LicbllngSilistrumcnt der Troubadoure und Minstrelö nar, ^ die Miniaturen des Mittelalterö gcben dafür Zeugniß und verschiedene Stellen in den Dichtern des 12. und 13. Jahrhunderts zeigen uns, daß sein Name gerade derjenige ist, den wir im Gebrauch haben. Die Harfe war im Mittel- ^ alter das geschätzteste Instrument. M.,n schrieb ihm die i Macht zu, die größte Wuth zu beruhigen, Schmerzen zu ^ lindern und die Sorgcn zu zerstreuen. Gleichwohl verlor die Harfe in den folgenden Iahl Hunderten an Ansehen, ! weil Nö lange Zeit in dem Zustande verblieb, in welchem ! die Wiedererweckung der Künste sie gefunden datte, während ! die anderen Instrumente stch vervollkommnete». Die Abbil- ! düngen von Harfen, welche Kirchner und Andere uns gegeben ^ haben, zeigen uns dieses Instrument mit einer großen Anzahl ^ von Saiten versehen, jedoch ohne irgend ein Hilfsmittel der Modulation, da es weder mit Pedalen, noch mit Hacken versehe» ist. Diese Hacken, welche den Zwcck haben, die Saiten um eincn halben Ton höher zu summen, wurden erst gegen 1690 in Tirol erfunden; doch mußte man die» selben mit dcn Hä„dcn drehen, wie nun, es noch bei wan» - derndcu Musikanten siebt, da keine Pedale vorhanden waren. Obgleich nun diese Art zu moduliren sehr unvollständig lind zugleich sehr unbequem nar, so blieb die Harfe doch länger al-3 dreißig I^hr» i» diescin Zustande. Erst 172l) erfand ein deut cher H.nfcnist die Pedale, mit deren Hilfe ma» die Saiten um einen halben Ton höher stimmen konnte, ohne das Spiel zu unterbrechen. Man sollte glauben, daß diesc Neuerung mit Begier ergriffen wurde, allein das war nicht der Fall, die Schwierigkeit, die Füße zugleich mit den Händen in Beiregung zu setzen, an die man nicht gewohnt war, bildete ein größeres Hinderniß, als man erwartet hatte. Während eines halben Jahrhunderts erhielt die Harfe immer neue Verbesserungen, aber ste bot noch immer wenig Hilfsmittel für die Ausführung der verschiedenen Musikstücke, bis ein französischer Künstler ihr ganzes Konstruktionssysteul veränderte, Erard, der berühmte Pianofortebauer, erfand einen Mechanismus, der die Wirkung hatte, die Saiten in dem Maße zu verkürzen, um sie einen halben Ton höher zu stimmen, ohne dieselben in ihrer vertikalen Stellung zu verrücken; er vervollkommnete auch die Krümmung des obern Tdciles der Harfe, so daß ein besseres Verhältniß zur allge^ meinen Stimmung stattfand, und der Urbclstand der geringen Haltbarkeit der Saiten wenigstens theilivcise beseitiget wurde. Dennoch war auch j>>tzt noch nicht Alles gethan. Es stelltew sich der Modulation nach gewissen Tonarten u»überwii>dliche Schwierigkeiten entgegen, so daß am (5'n'oc nichts Anderes übrig blieb, als diese Tonarten ganz zu vermeide!'. Die für dieses Instrument komponirre Musik war dakcr in ihren Wirkungsmitteln beschrankt und lag gewissermaßen außer dem Bereiche der Kunst. Endlich gelang cs C'rard, welcher sehnlichst wünschte, die Harfe auf dcn höchsten Gipfll del" Vollkommenheit zu bringe», ein Pedal mit doppeller Wir>> kung herzustellen, mit dessen Hilfe man jede Saite nach Vclicben um einen halben oder ganzen Ton erhöhen konnte. Nun ließen sich alle erdenklichen Modulationen ausführen^ und die Harfe, «reiche bisher auf gewisse musikalische Kombinationen dcscbranfl war, eignet nch nun, nie das Klavier, für jede A:t von Musik. Sonderbarer Weise aber ist, seil.' dieses Instrument in dcr angedeuteten Weise verbessert wurde, die Zahl derjenigen, welche dasselbe pflegen, immer klcincr geworden. DaS Studium der Harfe machte früher fast eine«-nothwendigen Theil der Erziehung junger Damen aus — wenigstens in Frankreich und England; heutzutage beschäftigt man sich nur mit dein Klavier. Bloß in (5ngla»d, n,o die Anhänglichkeit an alte Gebräuche einen der Hanptcharalter-züge der Bevölkerung bildet, wird die Harfe noch in dcn Salons gespielt; aber in Frankreich, Deutschland und Belgien hat sie aufgehört, von Dilettanten gepflegt z» werden. Es hat sich jedoch eine neue Karriere für dieselbe aufgelhan. Wenn die Harfe auch selten mehr gebraucht wird, um die Grazie oder das musikalische Talent einer Dame vor cincr Versammlung von sogenannten Kennern glänze» zu lasse», so wird sie jetzt desto mehr im Orchester verwendet als ein höchst wirksames Mittel, Abwechslung in die Instrumental» wirkunc, zu bringen. In dieser Beziehung bietet die Harfe i Hilfsmittel dar, die noch immer nicht genug gewürdigt wurden. ! Mlerkwiirdig. ! Gs gibt klin Land in der Wclt, wo eine so große ^ Anzahl von Nationalitäten friedlich zusammen wohnen, wie ! in den unirteu Staaten von Amerika. Der Zufall treibt > oft sein Spiel und vereinigt deren viele in einer kleinen ^ Versammlung ;n einem gemeinsamen Zwecke. Hier ein Beispiel: Ein Deutscher war in der (^jl'cuil ('ui l in (->!'<« 1^7 VVi^c., wegen Angriffs, mit der Absicht zu todten, ! angeklagt. Die Jury bestand aus 1 Porlligicssn, 1 Preußen, ! l Baier, 1 lwlt' In^ci, 2 Amerikaner!,, 3 Irländern und ! 3 Canadiern. Nno sie vereinigten sich zu einem freispre-^ chcnden Urtheil! Druck und Verlag von Igu. v. KU'i!«n:clyr i5 g'. Vamberg in Laibach. — OcrantwllNlichcr Nid.ittrur I. v. KleillN'.ayr.