Nr. 72 »84«. 6G^ ^—>^x Die Thräne. LWenn sich der S.ckmerz mit grimmen Panther - Klauen In seines Opfers Busen eingehackt — O wie beneidenswerth sind da die Frauen. Denn ihnen ist doch Lind'rung nicht versant! — Des Weibes Trost ist die kn,stall'ne Thräne. Ein unschätzbares, himmlisches Geschenk, Wenn zu gespannt des Voaens straffe Sehne. Wenn herbem Leid die Menscklnbrust zu eng! — Erleichtert blickt das sanfte Frauenauge Nach einer reichen Thranenfluth empor; Denn traun! des Schmerzes schärfste erste Lauge Quoll neben Zähren sicher mit hervor. Doch nicht ist Gleiches auch dem ?Nann beschieden! — Zerreißen Gram und Kummer schier die Brust. Hat eingebüßt auf immer er den Frieden. Verrathen, keiner Rettung sich bewusjt: So brennt sein Auge zwar, doch es ist trocken. Kein Thränenquell löscht aus des Innern Brand, Denn nicht gelingt's dem Fchmcrz. ihn zu entlocken, Und füllen muß der Kelch sich bis zum Rand. D'rum. wenn der Schmerz sich mit den Panther-Klauen In seines Opfers Busen eingehackt, O wie beneidenswert!) fmd da die Frauen < Denn itmen ist doch Lind'rung nicht versagt! — Leop ol d Kord csck. Ueber slowakische Ansiedelungen in ^ Ungarn. Von Csaplov ics. ??^Vie ältesten Bewohner die'es Weltthcils finden wir jetzt nur in den Gebirgen, oder an die äußersten Küsten und Ecken desselben verdrängt" — sagt Herder in seinen »Ideen zur Philosoph. Geschichte der Menschheit," IV. Th., S. 46. -> Dasselbe gilt auch von den Slowaken. Ihre letz'gen Wohnsitz,, sind in den Karvathen, von Preßburg angefangen bis Mlmkücö, wo sie vier Comitate: Arva, Tren-c,6n, Znlyom, Lipto ^„z rein, mehrere als Majorität oder Minorität bewohnen. -_ Die» Wohnsitze hat die Natnr mit den auögenichtesten romantischen Schönheiten verschwenderisch ausgestatter, aber von Naturschönheiren wird der Mensch eher hungrig als satt, denn sie si„d größtentheils mit Steinen tapczirr und nicht geeignet, den Magen zu beschweren. In den meisten Gegenden ist es genug, daß man, von bösen Hunden verfolgt, nur mit der zur Erde ausgestreckten Rechten-sich bücke, um dieser alsogleich loö zu werden, weil sie aus schmerzlicher Erfahrung wohl wissen, dasi man dort keine Bauernknödel, sondern bloß Steine aufzuheben pflege, wo-von ^unde nur Seitenstechen bekommen können. — V i l-lieume sagt (in seinem, »vom Ursprünge und Absichten des Uebels") : —' das Ueble komme auch von wohlthätigen Kräften, wie z. B. die Ueberschwemmung von dem uns Menschen so wohlthätigen Wasser her. Eben so wohlthätig seyen auch Steine, die der Mensch nicht entbehren kann.— Allerdings! aber zu viel ist doch immer und überall unge-si,.id. — Bratwürste sind auch wohlthätige Kräfte, sie füllen den Magen trefflich. Aber wenn man sie dem Hungrigen zu Duftenden in den Schlund treibt, so erstickt man ihn damit, wofür auch der passionirteste Bratwürstler sich bedanken wird. Als die Kunde von der Hungersnoth der Arvaer, Lip-toer, Zipser :c. ins Ausland gelangte, wunderte man sich darüber, daß in dem gesegneten Ungarn auch Hungersnoth entstehen könne, und hielt die Nachricht für Mystification. Aber weit gefehlt! Es ist vielmehr zu bewundern, daß in, den Karpathen nicht eine immerwährende Brotnoth herrsche woran freilich auch das häufige Branntweintrinken eine große Schuld trägt. — Ein Debrccziner Dienstmädchen reis'te einst mit ihrer Herrschaft nach der Arva, und soll schon in Lipt6 ausgerufen haben: »Ach du mein Himmel! wohnen denn auch hier Menschen?« — Dahin zielt auch das Sprichwort, daß man dort unter die Zwetschkenbäume Strohfeuer zu legen pflege, um die Zwetschken zu zeitigen. — In das goldreiche Bocza (Lipt<>) sollen sich einst zwei hungrige Sperlinge verflogen haben. Da sie dort aber nichts zum Schmausen fanden, beeilten sie sich, zurück zu fliegen, und seit dem ist kein solcher Consument mehr dort gesehen worden. ^ Die Lage des Dorfes Haoawa (Gömörer Com.) ist-merkwürdig. Die Aecker sind ohne Schwindel fast gar nicht zu ersteigen, und in die Wiesenfiecken könnte man fast Nagel einschlagen, um daran Kleider zn hängen, denn sie sind fast so schroff, wie die Wand. — Die Magyaren drückt in vielen Gegenden Masserman^el. So z. B. in Csobüncz (Za-laer Com.), woher die Satyre, daß die Hunde nach Dißel (eine halbe Stunde weit) laufen müssen, um Wasser zu 286 trinken; bls sie aber wieder nach Hause kommen, dürsten sie wieder und müssen abermals nach Disiel. Daher das Sprichwort: „(!82!i I6l82 t'utsx mint 2 osoliäne»! kut^a."— Die Karpathenbewohner haben Wasser im Ueberfluß. Nur eine Ausnahme ist mir bekannt, nämlich der Markt Babina (Zolyer Com.), wo ebenfalls Wassermangel herrscht, so daß man von den dasigen Einwohnern scherzweise zu sagen pflegt, sie selchten den Schnee in Rauchfangen, um im Sommer Wasser daraus zu erzeugen. Montesquieu schrieb einst: »die Volkszahl vermehre sich in demselben Verhältniß zum Vorrath an Lebensmitteln, wie die Mäusezahl zu Vorräthen in Scheunen oder auf den Schüttböden." — Wenn je, so hatte er sich hier geirrt. Denn die Erfahrung zeigt, daß dieß bei Menschen gerade umgekehrt eintrifft. Je weniger Nahrungsmittel, desto mehr Kinder. —- Die natürliche Fortpflanzung der Slowaken macht ihnen ihre, größtencheils unwirthlichen Wohnsitze immer enger.— Um nur ein Paar Beispiele anzuführen, gedenke ich hier des Trenchiner Comitats, wo auf einer Strecke von 4 Stunden 20 Dörfer stehen. — Hämmert Einer im Thu-roczer Comitat an seiner Sense, so ist der Schall davon in den umliegenden Dörfern zu hören, weil dieje so nahe an einander stehen. — Im Neutraer Com. gibt es stark bevölkerte Ortschaften, wie: Mijawa mit circa 10,000, Stadt Ska-licz mit 7000, Alt-Thura mit 6000, Brezowa mit 6500, Vägujhely mit 6000 :c. Einwohnern. Im XVNl. Jahrhundert begannen die Slowaken sich abermals tiefer im Lande anzusiedeln, wo sie mehrere sehr ansehnliche Gemeinden bildeten. — Im Vökeser Comirat sind solche Eolonien die blühendsten, z.B. Csaba 1715 und folg. angesiedelt, jetzt mit 25,000 ; Tot-Koml6s, feit 1746, jetzt mit 7000; Szarvas, seit 1715, jetzt mit 17,000; — im SzabolcserComitat: Nyiregyhäz, seit 1754, jetzt mit 16,000; im Csanader Comitat: Nagy-Lak, 1801 mit 10,000 Einwohnern , worunter die Hälfte lutherische Slowaken sind. Die Ansiedelungen geschehen auf zweierlei Art. — Es raffen sich nämlich einige junge Leute aus stark gefüllten Häusern auf und wandern abwärts (na llolnu 26m), um dort Dienste zu nehmen. Hier dingen sie sich als Knechte ein, machen Bekanntschaften, führen sich gut auf, heirathen und siedeln sich völlig an. — Zu Zeiten, nachdem sie bereits gründlich magyarisch fluchen gelernt haben, kommen sie in ihre Geburtsorte zum Besuch, schon echt magyarisch, auch im heißesten Sommer in Inhäßbunten; das Fett fließt aus den langen Haaren. — Sie erzählen blaue Wunder über ihr neues Eldorado den staunenden Zuhörern, und über die Art, wie man dort Hornvieh lind Pferde zu stehlen, und die <'ip-karen (slowakische Hausirer) zu plündern pflegt. Der Vortrag geschieht in verdorbener, d. h. mit magyarischen Worten gespickten und mit den schönsten Flüchen aufgeputzten slowakischen Sprache. Durch Alles das verlocken sie mehrere Ihresgleichen zum Auswandern. Solchen Erzählungen hörte ich als Knabe mehrmals zu. Andere Auswanderungen geschehen haufenweise mit Weibern und Kindern, wozu die Leute nur die höchste Noth e zwingen kann. Die Auswanderungslustigen schicken einig Depucirte voraus, um eine taugliche Gegend aufzusuchen und die Bedingungen mit dem Grundherrn zu verabreden. Diese beschränken sich meist auf einige Freijahre und auf Anweisung des Grundes, des Wassers und der freien Luft. (Beide letztere mit der größten Freigebigkeit »ll liliiUun.) Daß besonders das Wasser nicht fehle, darauf wird besondere Rücksicht genommen. Die lutherischen Slowaken sind besonders zur Coloni-sation geeignet. Werden sie glimpflich behandelt, und ist die Gemeinde schon so weit gediehen, daß sie auch ein Kirchlein sammt Prediger und Schullehrer besitzt, so kann die Herrschaft versichert seyn, daß die Colonie ihren Bestand haben wird. — Ein Grundherr legte so einen Ort an und besuchte die Colonisten nach einigen Jahren. Dort fragte er einen der Aeltesten, wie es ihm in seiner neuen Lage gefalle. »O, gnädiger Herr," antwortete dieser, „wahrlich sehr gut. Und härte ich in den Gebirgen meine Augen vergessen, so wollte ich nicht um sie hinziehen. Nichts fehlt uns nun mehr, als Gottes Stimme; — wäre sie auch nur so groß, wie ein Kürbis." — Grundherr: »Ihr habt ja schon auch einen Prediger und Schule."—Colonist: »Gottlob! das Wort Gottes haben wir, aber es fehlt uns noch Gottes Stimme, möchte sie auch noch so dünn seyn, wie sie wollte." — Grundherr: »Aber was für eine Stimme Gottes?" — Colonist: „>'llü Ia Lwonößki Vli Ko8t6lu." (Nun, Glöcklein zur Kirche.)— Grundherr: »Das also ist die Stimme Gottes? Nun gut, daß ich es weiß, was Euch fehlt. Ich werde Euch von Pesth ein Paar Glocken schicken, die größer seyn sollen, als Kürbisse; die eine wird eine grobe Stimme haben, die andere eine dünne." — Colonist: »Oh! Gott bezahl' es Ew. Gnaden! hier zeitlich, dort ewiglich. Ich war schon in tausend Aengsten, daß ich werde ohne Glöcklein begraben werden, was gar nicht rathsam ist, weil die Teufel gleich kecker sind, wo sie kein Glöcklein hören." — Was ist Liebe? Novellette von A. E. Wießner. »AberDu bist erstaunlich langweilig!" —rief die reizende Betti ihrem Bruder zu, einem jungen Doctor, welcher von einer ziemlich langen Reise aus Deutschland, Frankreich und Italien in den Kreis seiner Angehörigen zurückgekehrt war, und eben nachlässig mit den Schleifen seiner Kravate tändelte. »Ich staune, lieber Stahlburg,« nahm seine Cousine Marie das Wort, »Sie so einsylbig zu finden: wenn Einer eine Reise thut, so kann er was erzählen — sagt der alte Claudius, — aber bei Ihnen scheint das Verkehrte Statt zu finden, denn Sie sitzen schon eine Stunde da und — schweigen. — Sie sind doch Maler, Dichter und besitzen die schöne Gabe, eine Gesellschaft durch ihr Vortragstaleut so angenehm zu unterhalten, aber seir Ihrer Ankunft vermisse ich den früheren Frosinn und gute Laune." »Ja, ja! Marie hat Recht,« fügte Betti lachend hinzu, »Du bist ein Träumer geworden, lieber Carl, und 287 ich glaube beinahe, in deinem Herzen hat eine französische oder italienische Liebe ein Plätzchen erobert.« — »Du irrst, liebe Schwester," entgegnete crröthend Stahlburg — »denn ich habe so eben über. einen Stoff zur Conversation nachgedacht — da man, so geistreichen Da-mrn gegenüber, nicht jede fade Altäglichkeit dazu benützen kann.« »Wir wählen ihn!" rief ein halb Dutzend junger Damenstimmen. — »Ja, das wollen wir,« ergänzte Marie, »uns ist's eben recht, daßBetti von Liebe sprach, da ist gleich Stoff zur Conversation, denn ihr Dichter seyd gleich mit allerhand Phrasen und Sentenzen bei der Hand — darum heraus, was verstehen Sie unter dem Worte Liebe?« »Ach! das ist ein allerliebster Gedanke,« versetzte eine schlanke Brünette, welche an einem Fenster des Salons mit einer zierlichen Gießkanne die Blumen begoß und jetzt auch zur Gesellschaft hüpfte — »wir wollen doch sehen, ob wir mit dieser Frage unserm jungen Poeten nicht ein Bischen warm machen können.« Der so arg Bestürmte blieb ganz gleichgültig in sein Faureuil zurückgelehnt, während es ih n in seinem Innern doch ganz sonderbar ward über die Beantwortung der aufgegebenen Frage. »Nun, Du scheinst lange zu combiniren,« brummte auf dem Divan der alte Onkel, sich an der Theefiamme eine Cigarre anbrennend. — Carl sammelte sich etwas und sprach nach kurzem Bedenken also: »Wir wollen annehmen, die Liebe sey —« »Hinweg mit der langweiligen Allegorie!« rief Marie, ihren Vetter unterbrechend, »dieser Ton ist längst abgeschmackt — rococco, den erzählenden wollen wir Ihnen erlauben;« die Tante neben dem rauchqualmenden Onkel aber sprach : »Nun, heraus damit! es wird wohl tolles Zeug seyn, ich kann mir's denken, was bei vernünftiger Betrachtung nicht Stich halt und wie eine Seifenblase zerplatzt, aber heraus damit!« »Wohlan denn, es sey,« nahm Stahlburg wieder das Wort, während die ganze Gesellschaft näher rückte und eine aufhorchende Stellung annahm. — Srahlburg aber streckte sich behaglich in sein Fauteuil und begann: »Ich lernte in meinen Studienjahren in Leipzig einen Greis kennen, der die Liebenswürdigkeit selbst war, ein biederer Deutscher, zuvorkommend und freundlich gegen Jedermann, obwohl sein Antlitz die Spuren einer tiefen Melancholie, eines namenlosen Grames trug; — wir wurden allmählich vertrauter — ich wagte es jedoch nie, nach der Ursache seiner Trauer zn fragen, als mir mit einem Male Alles klar werden sollte. — Es war an einem schöuen Sommertage, als mich Grünfeld, so hieß der Mann, zu einer Parth.e nach Kannewitz einlud. — »Ich habe dort Geschäf-te,« sagte er, »und es würde mich freuen, Sie zum Begleiter zu haben.« — Ich ^igte ein, da ich gerade- einen freien Tag hatte, und so ftch^n wir denn Nachmittags von Leipzig ab. - Unser Weg ging durch die Auen, folglich über einen Theil des Schlachtfeldes. — Grünfeld seufzte tief auf. — »Sie sehen da, lieber Stahlburg, ein gro- ßes, weites Grab,« sprach mein Begleiter mit bewegter Stimme, »ein Meer von Aehren wogt jetzt spurlos über die Gefallenen, an die uns zwar kein marmornes Monument erinnert, welche aber dennoch mit blutiger Schrift in tausend Herzen klagender Väter und Mütter geschrieben bleibe,,; — auch in meiner Brust berge ich ein solches unauslöschliches blutiges Denkmal. — Die Geschichte ist nur kurz, lieber Stahl bürg, aber gewiß trauiig — unsäglich trau-:ig.« Ein fragender und zugleich theilnehmender Blick bewog Grünfeld, mir sein Vertrauen im vollsten Maße zu schenken und nach einer kleinen Pause, während der Wagen etwas langsamer fuhr, begann Grünfeld folgendermaßen: »Es war an dem heißen Tage des 18. Octobers 1813, als sich in der Gegend von Leipzig jeues für die deutsche Nation unvergeßliche blutige Schauspiel entfaltete, welches dem zuckenden gallischen Ungechüm den letzten Todesstoß versetzte und es uach langen Kämpfen und Ringen siegreich in den Staub trat. — Zwei Tage vor der Schlacht hatte mein Sohn Alfred, welcher in einem deutschen Infanterieregimente als Lieutenant diente, vom väterlichen Hause Abschied genommen, und zog hinaus in den Kampf für Freiheit und Vaterland; den Abschied zu beschreiben, erlassen Sie mir, — es sey nur erwähnt, daß der namenlose Schmerz meine gute Gattin am Tage der Schlacht aufs Krankenlager warf; — ihre Pflegerin war Julie, eine entfernte verwaiste Anverwandte, welche mit Alfred aufgewachsen war und nach Beendigung des Krieges ihm die Hand reichen sollte; der Abschied der beiden Liebenden war nicht minder schmerzlich, als der von den Aeltern — und nachdem sie sich ewige, unverbrüchliche Treue geschworen und Alfred ein Medaillon mit den Haaren seiner Geliebten zum Andenken erhalten hatte, ging es hinaus in das Wütyen und Toben der Schlacht.« (Schluß folgt.) Feuilleton. (Weibliche Matrosen.) Im Monate Juli d. I. faßten, wie wir in der »Moravia" lesen, zwei junge Mädchen von 17 und 18 Jahren, welche zu Hüll im Dienst standen, den Entschluß, nach Liverpool zu reisen und als Matrosen oder Lehrlinge zur See zu gehen. Die hübschen Kinder, deren Entschluß dadurch bestärkt wurde, weil ihre Geliebten ebenfalls zur See waren, schnitten ihre schönen Locken ab, zogen Mannskleider an und wurden nach einigen vergeblichen Versuchen in Liverpool wirklich von dem Capi-tän eines Kriegsschiffes als Lehrlinge aufgenommen. Als sie der Prüfung des Schiffsarztes unterworfen werden sollten, sahen sie sich indeß genöthigt, diesem ihr Geschlecht zu gestehen, und zu ihrem Leidwesen weigerte man sich nun, sie in den Dienst der Königin aufzunehmen. Man behandelte sie zwar sehr freundlich, sandte sie aber doch am nächsten Morgen in Frauenkleidern nach Hüll zurück. (Verrathene Liebe.) Ein Negoziant in Paris hei-rathete. Er hatte das Möglichste gerhan, sein Vorhaben seiner früheren Geliebten zu verheimlichen. Doch erfuhr die arme Verlassene Alles und eilte mit ihren zwei Kindern auf das Amtshaus. Es war zu spät, der Hochzeitszug hatte sich eben in die Kirche begeben. In größter Aufregung stürzte 288 sie dorthin, drängte sich rasch bis zum Altare vor, wo die Neuvermählten knieten, und rief, auf die Kinder zeigend: »Madame, hier ist Ihre Mitgift!" — Das Nachfolgende kann man leicht errathen. (Interessante Aufklärung.) Warum hegen Väter gewöhnlich Vorliebe für die Mädchen, und Mütter für die Söhne? — Hierüber gibt die geistreiche Gräfin Hahn-Hahn in ihrem »Eicil" mit folgenden Worten 'Aufschluß: »Alles," sagt sie, „was der gebildete Mann ihr gewesen ist und gegeben hat, soll ihr eiust der Sohn geben und seyn, damit sie in ihm seinen Vater doppelr lieben konnte; und ist der Mann nicht gewesen, was sie gehofft, so hat sie zum Sohne die Zuversicht, dasi er ihr dieß alles ersetzen werde. Aus eben dem Grunde haben die Väter leicht eine Vorliebe für die Tochter. Lieblich, wie die Mutter ihnen die Jugend gemachr, soll ihnen die Tochcer das Alter machen." In der Thar, Worce, die eben so schön, als wahr sind. ((3ine großartige Näuberbande) haus t ietzt in Canada, von wo sie sich bis in die nordamerik. Sraaten Michigan, Vermont, Newyork, Illinois und Iawa verbreitet. Die Räuber sind fast durchaus theils Landbesitzer, Wirthe, Mühlenbesitzer und sonst Leute, die sich auf's anständigste nähren konnten. Sie sind vollkommen organisirt und theilen sich in Infanterie und Cavalleric. Letztere har die besten Pferde der Gegend, und ist mit der höhern Gattung des Raubes beauftragt: mir Straßenraub, Pferdestehlen und Faüchmünzerei, während sich die Infanterie mehr mit dem Hehlen und Vertheilen der Beute beschäftigt. Sie haben eine solche Macht, daß die Behörden lind Constablcr sie nicht anzugreifen wagen. (Ein Mordversuch.) In der Nacht des 2. August versuchte ein Müllnerbursche zu Grünhaidt, Landgerichtes Selb, seine ihm untreu gewordene Geliebte zuerst, und dann sich zu ermorden. In Folge der Gegenwehr des Mädchens und der Dunkelheit, traf aber sein Mordmstl-umcnt, ein Taschenmesser, statt der Kehle ihren Nacken. Hier erhielt sie sehr ausgebreitete, und bis auf den Halswirbel eindringende Wunden, deßgleichen am Kopf, an den Armen und der Brust, jedoch so, daß ihre Heilung wieder gelingen wird. Der Mörder, entsprang und durchschnitt sich, nachdem er sich verstümmelt harre, in einem nicht weit von der Wohnung der Geliebten entfernten Katoffelacker, den ganzen H.ils bis auf die Rückenwirbelsaule,' so daß er sich verblurere. Man fand ihn todt an dieser Stelle. ' Auswärtige Kunst- und Theatorrevue. Director Rose „schön wirb sckon am 16. d- M. das Klaaenfur-tcr Theater mit dem bekannt gutem Lustspiele: „Der alte Magister," von Benedir, eröffnen. Die Komiker heißen Zöllner u»d Holm, die Localsangcrin: Elise Rorarius — ein sonderbarer Name für eine Localsängerin — indeß rühmt man sie als hübsch, anmuthig und talent» > voll. Herr Po sing er und seine Tochter, bei uns im guten Andenken, l sind ebenfalls mit in der Gesellschaft, ersterer für Charakterrollen und Intriguants, letztere als Liebhaberin engagirt. Als Liebhaber nennt man , die Herren Remav und N c i tz e n b e r a. Rechnet man zu diesen tücl'-' tigen Kräften noch den Herrn Rosenschön und dessen Frau als Darsteller, so dürften die Klagenfurter Theaterfreunde recht zufrieden gestellt werden. Gegenwärtig sind 36 russische Künstler in Rom anwesend. Von diesen sind 19 Pensionäre dcr St. Petersburger Akademie; 5 sind aus Warschau, und 12 studieren theils auf Kosten des Kaisers, theils aus ihren eigenen Mitteln. Dcr Kunstvercin in Koppenhagen hat beschlossen, aus der Einnahme des Vereins 2000 Thaler zu dem Modell eirec Statue des großen Astronomen Tycho de Vrahc, welche bei dem dortigen sehr geschickten Professor Visscn bestellt werden soll, zu verwenden. Die päpstliche Akademie der Alterthumswissenschaften in Rom zählt in diesem Augenblick? 185 Ehren-, ordentliche und correspondirende Mitglieder. Vo» deutschen Houverainen findet sich unter ersteren der Name 'des Königs Ludwig von Baiern; unter letzteren sind von Celebritäten Deutschlands in Wissenschaft und Kunst aufgeführt: Alerand er von Humboldt, Noekh. Welker, Tiersck, Gerhard und v. K l e » z e. Die Sängerin Jenny Lind singt zur Zeit nicht, sondern ge« braucht zur Befestigung ihrer Gesundheit Seebäder in Curhaven. Rossini hat sich auf seine alten Tage verheirathel! Die Vermählung wurde am 16. (nach Andern am 18.) August zu Bologna gefeiert und die Frau des berühmten Maestro hieß früher Olimpe Peli ssier und ist eine Pariserin. Emil Devrient ist — aus Pesth zurückgekehrt— in Wien nur noch 2 Mal aufgetreten und mußte schleunig nach Dresden zurückreisen, indem sein Urlaub bereits abgelaufen war. Die Kunstreitergesellschaft der Frau Elisc Schmidt ist gegenwärtig inGr.itzund erfreut sich dort des ledhaftesten Zuspruchs und Beifalls. Im kommende» Winter gedenkt die Direccricc wieder nach Laibach zu kommen und ihre Productionen in Withalm's großartiger Reitschule im Coliseum zu veranstalten- In London hat man jetzt aus Anlaß des heißen Wetters ein so genanntes Theaterstück zusammen gestoppelt, worin bloß der Theaterdirec-tor auf der Bühne auftritt und über das Ausbleiben gewisser Künstler lamentirt, die ihm erklärt haben, daß sie weaen der großen Hitze nicht komme,» können. Die erwähnten Künüler aber sitzen in den Loge i» u»d führen von da nus ihre Vertheidigung. Diese Burleske, besonders aber die Verlheilung der Schauspieler im Theater, zieht trotz des heißen Wetters eine ungeheure Menge Besucher zu dem „heißen Wetter," wie das Stück benannt ist. Der berühmte Genremaler Leopold Pollak ist aus Rom in Wien angekommen. — d — Logogryph. (Zw e isy l b i g.) Sechs sind wir zusamine-, und doch Kein's, Nenn das Erste wegfallt, bleibt noch — Eins. Literarisch er Gvnrier. ,' Herr Doctor Preshcirn, der Stern der jetzt lebenden slavischen Dichter in Krain, gibt in Kurzem seine gesammten Gedichte hierorts bei ^Blasüik heraus. Seine zahlreichen Freunde und Verehrer im Vater» lande, ja selbst auch in den angranzenden slavischen Provinzen, freuen sich schon innig darauf. Der elegante Druck und die adäquate äußere Aus- ! stattung der I. B la s ni k'schen Offizin werden gcwisj nichts zu wünschen ! übrig lassen. Das Werk dürfte etwa 1^ bis 15 Druckbogen betragen, wo- f von der erste Bogen schon gesetzt ist. Vom Herrn Oderamtsdirector Heinrich Costa, bereits sehr vortheilhaft bekannt durch die Broschüre: ,,Der Freihafen von Trieft." werden nach kurzer Frist, und wie man uns versichert hat, ebenfalls bei Älasnik ..Reise «Erinnerungen aus Krain" erscheinen. Das Werk. gleichsam ein Cicerone für Reisende in Krain, wird h, Stahlstiche enthalten, worunter das Titelblatt unser hübsches Casinogebäude mit der Stcrn-allee darstellt. Der Romanenschriftstellcr Dr. Spindler, der sich durch etwa 1H Tage letzthin theils in Wien, theils i„ Waden aufgehalten hat. ist um h. September von Baden aus nach Trieft abgereist, um sich von da nach Dalmatien zu begeben. Es ist erstaunlich, mit welcher Gier die Tagespresse heut zu Tage die Leute für — todt ausposaunt. Uederall war, und ist noch zu lesen: der greise, ehrwürdige Dichter-Patriarch, Erzbischof Ladislaus Pyr-kcr. sey zu Karlsbad in Böhmen gestorben, während an dem AUen kein wahres Wort ist, und er nur schwer erkrankt war, aber eben wieder genesen ist. Am 15. August fand zu Edindurg die feierliche Enthüllung des Walte? Scott-Monumentes Statt. Das Denkmal ist von grauem, car-rarischem Marmor und colossal. Der beliebte Schriftsteller ist sitzend, mit einem Buche in der Hand dargestellt. — d — Verleger: Ignaz Alois Odler v. Kleinmayr.