Illyllfchcs Blatt zum Nutzen und Vergnügen. Nro, 14. Frey tag den^. )lpril 1820. DasRösleinundSie» ^abt ihr das Röslein nicht gesehn, Gesellen, das ich suche, Vs leuchtete so wunderschön Auf ir^ißem Busentuche: Und an des Tuches Wölbung schloß Ein Hals sich rund zum Malen, lind um das Köpfchen drüber floß Das Haar in geldnen Strahlen? Das Röilein zieht, wie keines thut, Nich mit Magnetesgaben, Als wär'« aus meinen eignen Vlut, Als r-i^t' ich's wiederhaben! — ^ ^ssrhcitre denn dein Angesichts »Eescll! dich zu beglücken, ^Sieh neben deinem Fuße dicht »Düsselve Nöslein blicken." Da'^clbe Röslein dieß? Q Nein, Das gleichet allen andern, Drum kann's mein licbeö gar nicht seyn, N'.uß weilcr danach wandern. »Und doch hat Der mit goldnem Haar, ^Al^, s«e vorbcyssckommen, ^Gonz unbewußt ein Zweig, fürwahr, ,Das Nöslein weggenommen." Nein, jcncö süs;e Röslein band Ganz anders Cinn und Wesen, Du hast die, so es trug, vcrl'onnt, T)a5 ißt ße mcht gewesen, -» ,Gläntzt nicht wie blaue Hinnnclsluft »Ihr Auge still und heiter, ,Ncseelt nicht ihren Hauch ein Duft, »Der feinsten Frnhlingtzkräuter; »Fließt nicht des Wohllautes Eternenlicht »Durch ihre schlanken Glieder »Und senkt vor ihrem Blicke nicht >Cich jedeö Auge nieder?" Gy wohl, so ist sie's, Nlümlein du. An ihres Busens Wogcn, Fiel dir ein frcmdcr Schimmer zu. Der allzubald perflogen; ^ Das ist sie die das Nöslein trug Und dadurch es verklärte, Ich ,vür doch wahrlich wenig klug. Als ich so falsch begehrte: Sie selber muß ich suchen gehn, Zmnck daö Nöslein geben, Vielleicht gibt sie mir anf mein Flehen Dafür Zurück mein Lcbeu. Das Rittergut F < intenhause n. Eine Erzählung oder, auch c,in kleiner Roman, genutth» lich und komisch, wie man es haben will. (Fortsetzung.) Adelheid stieß sie auf, Malchen vor sich herschlcp-pend, und der schöne Carl war das eiste Object, das ßich ihren Glaoaugen präsentirte. ,Mun 51«,« sagte sie ga«z sanft und leise zu ihm, »geh ruhig nach Hause-; eine« halben Stunde bin ich bey dir rmd vollend? die Cur; das ist eine Bagatelle für mein gefühlvolles Herz" Der ungehorsame Carl ging abec nicht nach Haufe, sondern schlich den weiblichen Büttel behutsam nach; er sah wie Adelheid die Arme in ihr Zimmer transpor-tirte, die Thüre von außen versperre, und dem Schloß» jäger den Befehl gab, den grimmigen Sultan mitsei ner Kette an die Thüre zu hängen und ftcißig nachzusehen. Wie o55Allcs'vollbracht war, hatte Adelheid nichts Wichtigeres zu thun, als Larln Wort zu halttn. Mit Galopp-Schrittcn erreichte sie in wenigen Minuten das Förster^HauS. Das lange Fräulein besaß ein kurzes Gedächmß sonst hatte sie nicht vergessen, daß Carl beym Fenster hinaus gesprungen war, und daß man mit, emem lah» men Fuße so einen Sprung nichtwagenwird. Malchen hatte ungeachtet ihrer mißlichen Situation wohl be-. werkt, d«ß ihre Kräutcrcur schon vo^cndet sey. ^d^l» Heid glaubte, es gäbe vielleicht dennoch dort noch ctwaü zu curiren. Der alte Förster aber war es, den sie dort fand, nicht seinen Sohn, den sie suchte. Tanncnbaum Vater ganz Holz wie seine Baume die er in Amt und Pflicht hatte, kam ihr wit der Mütze auf dem Kopfe engegen. er rechnete norden Herrn Obersten zu ftincr Herrschaft und bekümmerte sich um diese weibliche Descendenz kei; nen Deut. >M, Adelheid schlug mit ihrer Sadelhand ihm diesen Dachstuhl vom Kopfe, als wäre er m? darauf gesessen, »nd wies ihm ihre gelben Zähne, durchdie er, wenn er wollte, m lhren tiefen Rachen wie in einen Berg', schacht hatte hinabsehen können. ^, Er deliberirte ein Weilchen, ob er nicht auf der Stelle das süße Wiedervergcltungsrecht ausüben, oder «rwartcn sollte, was nochHoflichcrcS nachkommen werde, «der er zog sich ganz bescheiden zurück. Eigentlich war e Vesorgniß, sich mit der Athlcttnkrsft dieser Ama, zone nicht messen zu können; er erinnerte sich bey Zei: ßender Invaliden im Schlosse, die das zarte Fräulein ,^ — im Widers/enfng5e''tsfalle zu lebenslänglichen Krüppeln gc schlagen hctte. Diese Gelassenheit und ehrfurchtsvolle Geduld des alten Försters calmirte ein Vischcn Adelheids 2laf» brausen, und wuchten eoir möglich, ihr SpraDolga:^ ^ abzufeuern; es brach auch wie der Donner einer K,nione hervor, aus der die Kugel'chon in freye Lust gefioqen ist» „Kennt Er mich nicht, Er Flegel?"N'a-.-.',l ihre sechs «rsten Worte; ^«dcr soll ich ss Ihm zeigen, wec ich bin.^ waren die neun folgenden. Sie sprach keinen Buchstaben mehr« sie stieß den Förster auf die Seite, kletterte über die Stige mit kurven Schritten, die aber dcnnoch vier Stufen c>uf «inmahl nahmen, und suchte den Gegenstand ihrer keuschen Flamme in jedem Winkel. »Wo ist Carl?" brüllte sie, daß die Wände ihr das letzte Wort zurückgaben. Mir wüßten wM, wo er ist, aber wi: r.'0lU'n mit einerDame uns nicht besprechen, die dcN'Muth hat, einem För'er die Mütze vom Kopf zu s.^lagen; was stünde uns bc.'or, wcna sie mit unst". rcr Auskunft nicht zufrieden wäre'. „Er wird nicht zu Hause seyn," war ihre ph':^ss' phische Antwort, die sienachdiesem genaue.: ocal-Att" genschoin sich salbst gab, und sie spindelte, ohne dc:N Forftcr ein deutsches Lebewohl zusagen, wieder in das Schloß zurück. Das erste adelige Geschöpf, wa4 ihr entgegen kam, war der arme Iunl'cr Hans, der sich demüthig an» fragte, ob die Lectüre für heute schon vollendet sey. „Ich werr lassen sie ein Weilchen dort weinen oder la' chen, was lhr belicdt' und sehen uns um, was M^ chcn undCarl beginnen,do.mitjwir beyden helfen konnett» wenn sie unsbraucyen, sonst hat unser Roman gar ke>" Ende, und wlr mißbrauchen die Ocdl»l) unserer Lis^ Malchcn, saß den ??vf ar-f ihre Hände gcstültt, Un<^ st^, dahin bUckend l>. cnescm Zimmer.Arrest, dachte daoey rn l r aufCarlnals auf sich selbst; nbereHgraute ih?dcch uordcnwciternRaHdeschlüssen des ergrimmten uch in Licdcshändeln unversöhnlichen FräulcinZ Ade!» Held von Kanonendurg. Carl vergor zwar bey diesem Vorfalle den Kopf ni<5't; allein trotz dieses klugen Kopfes wußte er doch »uck: in Malchenb Znnmcr zu kommen. Er währe wohl stark gcnua gewesen, das Schloß ^u^ forcircn^ aber Sultan, der unbestechliche Wachter, n>ar nicht auf die Settc zu bringcn. Oin wirklichcrSultan würde unjerm Carl weniger Mühe gemacht haben „ wenn er sein« schwache Seite gekannt hatte-, Sulcan, der Kettenhund, Yat:< ader gar teine sä^oache Seite. ^mcrn!sse? ^Im in unserer Geschichte auch die Flanken dem Centrum der Armc<> nachrücken zu lassen, begeben wir UN5 cn:f cimge Minnten. zu dem Herrn Obersten. Bis Carl mit Eröffnung des Schl-offes, wozu cr weder Schlüssel noch Nugcl hatcc, fertig seyn wird, sind wir schon wieder bey ihm. Der Oberste, ein Mann wie die gute Stunde, wenn man nur nicht seine Pseifcnstelle umwirft, war 'den im Begriff, einen Vegnadignngsdefehl sür Mal-. chen ergehen zulassen, alo Meister Thomac, der lustige ^t., mit hoh.r Pcrnüssion herein trat. Ich habe jeht nicht Lust zum Lachen» s^»''? ilnn ^er Oberste entgegen. »Das sollst du aoer, " fie^ -! ^omas ^>nk darauf cin. »Du hast cincn dummcn streich ge? niacht, -un5 ich hab? ihn wieder gut gemackvt, dnrnber n^ußt du lachen,,wenn du auch niä-twillst.* Das <,Ues war für den Obristen hebräisch q<^s, chen; er verstand es nickt- .? I'cmaL ürß >hn auf die Er» klarung nicht langl warten^ un5 erzäl lte ihm, was d« folgt, nüt fröhlichem Gesichte, denn er war lein trau-riger, sondern ein lustiger Rath. „Ich habe in deinem Burgnrchiv alte SchrifteH durchsucht; der Mayer hat mich um Käsepapier nng^l sprochen, da fand ich eine Urkunde» die bringt dich >n5 Elend, wenn ich sie publieiren lasse." Thomas zeigte si? dem Obersten vor, wßllte sie ihm ader nicht in die Hände geben, endlich aber that er eß doch und der Oberste lns das Schreckensblatt. Was darauf stand, habeniviraufdcr Stelle nicht erfahren können ; ThomaswarleinPlauderer, undder Obersrc-!)atte seine guten Gründe, es «geheim zu halten; aber er war auch zu rechtschassen, um es,u ver^ tilgen, er sperrte es nur sorgfaltig in seine eiserne Riste, worin die Ve^obungsschristen seiner Tapferkeit» scin Ehe-Contract «nd nvch einig« Urkunden in Verwahrung lagcn. (Die Fortsetzung folgt.). Mannigfaltiges. Vor hundert Jahren gab Doktor Georg Paul Hönn, fürstlich sächsischer Nath, zu Codurg^ die zweyte Ausgabe seines Dctruqs'Lcxicons heraus wor^n gar ruriöse Dinge stehen. Der gute Mann suchte die N^trügereyeu in alttn Standen und die Mttcel da, ocgen zu entdecken, sein Buch ent al: aber nur H5g Scitcn in kle.u. 6, Cs könnte jeht so groß seyn wie die Frankfurter Encyclopädie, 26 Va:,de in ^j., und wäre doch ni t vollfläl-dlg. Z. V. damahls gab es Studenten Vetrügerc-cn, 26; Professor -Betiügerey: cn, ri; A^r«.kl t^i-Pctrücereyen, «»; Vaucrn'Bc^ trÜ!,'erc»)en: 4l; Bcutl,'lsä->,eider'. Vetrügereyen; 10; Bievwirth ^Vcuü^rcyctt» ».? ; ^^männct -Betrüge» «eyen, 6; Eheweib.'r-Betrü'qereyen, "; I^ldfn»Ve« zrngercycn, »8; Kausteut-Betr.^a,ere.)en, 20; MäUer« Betrügcrcyen, 2c>; Ieitung^schreiber'.Bctrügcrcyen, 9; Frauenzimmer ° Betrügereycn, ,4 ; Schneider e Vetrü-gereyen, »5; Schuster-.Betrügereyen, 20; 'Soldaten« Betrügcrcyen, ^2; Selbst^Betrügereyen, 79. Anekdote. Voltaire und Piron hatten einst emcn sehr lcbhaftenStreit gehabt. Letzterer, der sich an: meist.'^ beleidigt füdttc, lief den andern Tag zu ersterem, und schrieb mit kreide an die Tbnr : Schurke (O<^nn); Voltaire, der gerade in der Nähe der Tönre war hörte em leiseö Geräusch an derselben, und da er^sie öffnete, bemerkte er Jemanden, der eiligst die Treppe hinab sprang. Vr ging an's Fenster, und endeckte von dort aus, daß Piron sich hastig davon machte. Einige Stunden nachher gingVoltairc zu Piron, der durch diesen Besuch sehr überrascht wurde. (?r war so verlegen, daß er kaum die Worte stammeln kannte: Ach! ganz gehorsamer Diener, Herr von Voitoirc. W'c kommc ich zu dem unschätzbaren Glücke, mich mit Ih; »em Besuche beehrt zu sehen ? —> „Ganz gehorsamer Diener i" antwortete. Voltaire: »Ich habe diesen Morgen Ihren Nahmen an meiner Thüre gelesen, und halt' es daher für meine Schuldigkeit, Ihnen meinen Gegenbesuch zumachen." Frage eines Tabakrauchers A. Seht, eim'i, guten Kopf hat K lausl V. Wie lange raucht er schon daraus? Alliracht der Vaterllsbe. Der Schiffer Paah l, aus GrcetsM, segelte vor «Nnigen Wochen von Greetsyhl auö, um seinem Berufe gema^, Scesand zu hohlen. Auf der Rückkehr stößt er in dcr^Nacht an ein größeres Schiff, und bekommt da-durch einen so starken L?ck, daß cö ihm unmöglich war, sein Schiff länger über Wasser zuhalten. In dieser T»: desgefahr bindct sein Sohn zwey Brcter zusammen, u:n sich mit ftinemVater daraufzu retten.Der Vaternder-^ sieht, dstß die Brcter, Pcyde^u tragen, tticht ^rk g<^ nug smd, daF nur Einer stch retten ka-in, dl°? ?lndepe sterben .ur.si. Väterliche überwiegt die Liebe zu>',» Lcbc,:, er fthl? seinen Sohn auf die Dreter, desie^ll ihm , nach Hülfc zu schreyen, stö^t ihn selbst von dem Schilfe ^, geht zur,",ck nach dc.n Vordertheile >es Schiffes, wo sich der Knecht m Todesangst angeklammert hatte, und ve'"-sinkt gleich darauf im Angesichte des Sohnes, mit deni Bewußtseyn seiner held?nmü:higen That, in den-HeUen. D?r Sohn wurde, nachdem er zwey Stunden in Todeö< gcfahr auf den Bretcrn sich hcrum getrieben l^tte, ge' rettet. Den heldenmüthigen B a a h l beweinen eine schwanger»' Wittwe und drey unmündige Kinder. Ich g^'be die rührende Vrzahllmg so schmucklos m?> einfach, wie ich sie erhalten habe, und sie vorgetragen werden musi. Handlungen, wie die erzählte, dergleichen sonst nur in Gedichten^ glänzen, zu begeh' en, habcn die undnn Classen weit Häusigel Muly und Kraft, alo die oder». Diese wissen da-« g,'gen besscr ihren ganzen Gehalt zu fühlen, sie zu bc^ wl-,ndern, sich von ibuen rühren zu lassen. Doch lw-thätige Rührung zeugt von nervcnloscr Schwäche» Mögen die unglücklichen Verwaisten bald mitleidige Menschen finden, deren edles Herz sich nicht durch bloßes Bedauern zu befriedigen vermag. Charade. Mein Erstes dient zu mancherley, Zum Richten, Wickeln, Biaden, Doch svli man «s in der Tücky Nicht eben artig finden. Den Eltern wü.ischt «5 jeder Sohn Mit Gottes reichem Segen, Und an der frommen Vitte Lohn Ist ihm zunächst gelegen. Das Zweyte war mit Blau und Roth Der Weiber und der Päbste Noch» Man trägts ans viele Weisen, Am Schlüssel isis von Eisen. Daö Ganze pfleget mancher Mann Als hiugc all sein Much daran. Ausiösung der Charade in Nr. »3« Hanswurst.