M»- 3. 18*6. Mittheilungen des historischen Vereins für Krain. LAIBACH, DEN 1. MÄRZ. Beiträge rur Kirchengeschichte Krnins und des österreichischen Küstenlandes. Von Dr. Theol. Franz Joh. Richter. I. Der h. Barnabas und der h. Evangelist Markus. 395o die Apostelgeschichte aufhört über die Wirksamkeit des heil. Barnabas und Johannes Markus, im Weinberge des Herrn Bericht zu erstatten, treten altehrwür-dige Ueberlieferungen an die Stelle. Diese nun berichten im Wesentlichen, daß jene apostolischen Männer zu Rom gewesen, daß der h. Barnabas zu Mailand und in der Nachbarschaft, der h. Markus in Venetien zu Aquileja und in Aegypten zu Alexandria das Evangelium gepredigt und christliche Gemeinden gesammelt, daß Ersterer wahrscheinlich, da sein vortrefflicher Brief nicht vor dem Jahre 70 des ersten christlichen Jahrhunderts geschrieben seyn kann, nach der Zerstörung Jerusalems auf Cyper» als Märtyrer gestorben sey, während der h. Markus als Dolmetscher des h. Petrus zu Rom sein Evangelium verfaßte und um das Jahr 68 n. Chr. zu Alexandrien gleichfalls als Märtyrer endete. Da nach Mailänder Ueberlieferungen der h. Barnabas mit dem h. Ana-tholon (wahrscheinlich einem Kleinasiaten, Natolier, der ihm aus jener Halbinsel gefolgt war) und mit dem Römer Cajus oder Chajus (vorgeblich einem Sohne jenes, vom h. Petrus getauften Hauptmannes Cornelius) nach Mailand gekommen seyn soll, so ging des h. Barnabas Reise von Cy-pern, wo ihn die Apostelgeschichte verläßt, über Rom nach Mailand; und weil Chajus ein römischer Christ gewesen, so mußte das Christenthum zu Rom schon vor dem Jahre 51 n. Chr. bekannt geworden seyn, weil sonst nicht zu begreifen wäre, wie der h. Barnabas zu Rom im Jahre 51 oder 52 schon für seine apostolischen Arbeiten brauchbare Gehilfen hätte finden können, zumal, als uach Suetonius die Juden im I. 49 n. Chr. aus Rom verbannt worden waren, und zwar, weil sie, die Ausbreitung des Christenthums daselbst zu hindern, Unruhen erregt hatten. Der h. Barnabas scheint also auf seiner Durchreise nach Mailand zu Rom nur Bekannte aus früherer Zeit, d. h. vom h. Petrus in Palästina bekehrte Römer, wie diesen Chajus aufgesucht, aber nicht daselbst gepredigt zu haben. Der h. Markus dürfte dem h. Barnabas damals mit nach Rom gefolgt seyn und zwar im Aufträge des h. Petrus, dem sehr daran gelegen seyn mußte, etwas von seinen römischen Freunden zu erfahren. Der bekehrte Statthalter auf Cypern, Sergius Paulus, hab sicher daS ©einige gethan, damit die Reisenden in Rom keine Gefahr liefen. Daß J o h a n n e s M a r k u s mit nach Mailand gegangen, sagen die Mailänder Ueberlieferungen nicht; wohl aber ist es eine uralte Tradition im Venetianischen wie in dem österreichischen Küstenlande, daß um die Mitte des ersten christlichen Jahrhunderts der Evangelist Markus in Aguileja erschienen und daselbst (wie es heißt in dem Orte Mureana oder Mursiana, wo später dem h. Markus zu Ehren eine Kirche gebaut wurde) Christum mit .gutem Erfolge gepredigt habe. Unter den Bekehrten erscheinet im Vordergründe der aquilejische Bürger Hermagoras, ein hochverehrter Name in jenen Gegenden, von dem es noch nicht ausgemacht ist, ob er ursprünglich der keltische» oder slovenischen Sprache angehört. Dieser fromme Bürger wurde in der Folge von dem h. Markus dem h. Petrus zu Rom vorgestellt, der ihn zum ersten Bischöfe von Aq ui leja weihte. Auch erzählt Dan-dalo's Chronik, daß der h. Markus auf jener Reise nach Rom mit Hermagoras in einem schwachen Fahrzeuge von einem widrigen Winde in die Gegend von Rio alto verschlagen worden und daß ihm daselbst in dem Augenblicke, da er Schiffbruch zu leiden fürchtete, ein Engel erschienen sey, der ihn folgender Maßen angeredet: „Friede mit dir Markus, hier wird dein Leib einstens ruhen. Fürchte dich nicht, Evangelist Gottes, hier ist deines Lebens Ziel noch nicht; du wirst noch viel um Christi Willen leide», und dann werden die Bewohner dieser Gegend, in die Sümpfe flüchtend, hier eine Stadt bauen, deine Gebeine zu empfangen würdig befunden werden und sie in großen Ehren haltend, durch deine Verdienste viele Wohlthaten von Gott erflehen.» Worauf der h. Markus, aus dem Schlafe erwachend, Gott gedankt und gesagt haben soll: „Herr! dein Wille geschehe!» Der h. Barnabas mit seinen Begleitern in Mailand angelangt, verkündete daselbst zuerst in einer Vorstadt den armen Leuten die Wunder Gottes, wurde gern gehört und fand Glauben. Die da in der Finsterniß wandelten und nach Wahrheit dursteten, drängten sich um ihn und die Gemeinde wurde immer größer, also daß er die Gehilfen ermunterte, eifrig fortzufahren in dem angefangenen Werke. Er selbst durchwanderte das schöne Land und gewann dem Herrn viele Seelen. A n ath olo n, der den Weinberg Christi zu Mailand hatte pflanzen helfen, wurde von den, h. Barnabas endlich nach Brescia gesendet. „Wende dich nach Osten, Anatholon, sprach der h. Apostel, und gehe nach Brescia, in jene berühmte Stadt am Fuße der Alpen. Die Gnade des Herrn ist mit dir, und du wirst dort Christi in kurzer Zeit eine kleine Heerde sammeln. Der Jünger begab sich auf den Weg und es geschah, was der Meister vorher gesagt hatte. Das Wort Gottes wurzelte in den Seelen jener kräftigen Landleute und Anatholon eilte zurück, um diese frohe Botschaft dem Apostel Gottes zu bringen. Und siehe da, der h. Barnabas, nachdem er freudigen Herzens Gott gelobt und ihm gedankt hatte, sprach zu Anatholon: „Wohlan, du guter und getreuer Knecht, dieweil du in Wenigem getreu erfunden worden, so verdienst du über Vieles gesetzt zu werden," und betend zum Himmel, legte er ihm die Hände auf, weihte ihn zum Bischöfe von Mailand und Brescia, ihn seinen Bruder, seinen Mitapostel nennend. Aber auch zu Bergamo hatten die Worte des Heiles so reichlich Wurzel geschlagen, daß der h. Barnabas der dortigen Gemeinde einen Bischof vorsetzen konnte. Der h. Narnus, ein ehrwürdiger Greis, aus jenem Orte gebürtig, war es, auf den seine Wahl fiel, und der sich derselben durch sein eifriges Predigtamt noch würdiger machte. Auch Lodi will damals schon an Christum geglaubt haben. Dieß also waren die ersten Pflanzungen des Christenthums in Jnsubrien; von diesen Punkten aus wurde der Same des Evangeliums dann weiter nach allen Richtungen getragen.. Wie lange der h. Barnabas in diesen Gegenden gewirkt, meldet keine Geschichte. Als ihn der Geist Gottes mahnte, aufzubrechen und den Hirtenstab weiter zu tragen, dntstand große Betrübniß in der jungen Heerde. Die getreuen Jünger sammelten sich um ihn, der h. Anatholon weinte und wußte sich nicht zu fassen, als der Apostel mit liebevollem Ernste erklärte, er müsse scheiden und sie würden ihn auf dieser Welt nicht mehr wiedersehen. Es dünkte den Schülern unmöglich, ohne einen solche» Meister, den Kindern, ohne einen solche» Vater leben zu können. Da wendete sich der Heilige gerührt zum ersten Bischöfe Mailands und sprach; „Was hängst du so an meiner Gegenwart, da Jesus Christus, unser Herr, stets mit dir ist? Denn so hat er versprochen, als er sagte: „Siehe, ich bin bei euch bis an das Ende der Zeiten." Unergründlich zwar sind die Wege der Vorsehung ; aber die gleichzeitige Verbreitung des Christenthums zu Mailand und Aqnileja durch zwei so nahe Verwandte, wie der h. Barnabas und Johannes Markus in zwei benachbarten Länder» unter zwei uralten Völkern der heutigen österreichischen Monarchie, gehört sicher zu den interessantesten Erscheinungen, wie der allgemeinen, so ganz besonders der österreichischen Geschichte: es ist, als ob der Geist Gottes, der da wehet, wo er will und wenn er will, bei der Austheilung der Apostel der Stationen am alten Eridanns, Po, im Hinblicke