„/ttihtit, W«I>lst<>«t, Ni ldmg str Alle" Nr »« Tonntag, ti?. Augnst tVßiv. V Jahrgang Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch nnd Freitaq. Preise — für Marburg: ganMhrig 6 fl., halbjährig 3 fi., vierteljährig 1 fl. 50 kr', für Anstellung in« Hau« monatlich kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., halbjährig "t fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile niicd bei einmaliger Einschaltung mit bei zweimaliger mit 1b, bei dreimaliger mit 2V kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 80 kr. Jnseralen-S.empelgebilhr sommen». Zur .geschichte des Tages. Dem allgemeinen Rufe nach verftlssungsmäbigen Zuständen kann selbst die Res^ierunft ihr Ohr nicht verschließen und ficht sich nur genöthigt. durch ilire Blatter die öffentliche Meinung beruhigen zu lassen. Die „Oesterreichische Zeitung" sagt zu diesem Vehufe: „Es hat seine Schwierii^keiten. Volksvertretungen ohne eine in voller Kraft stehende Verfassung tagen zu lassen, welche ihre Rechte und die Rechte der Regierung genau begrenzt. Alle Provisorien habi'n ihre Unzukömmlich-tkiten, aber man kann ihrer trotzdem nicht immer entrathen. Liegt es auch außerhalb der Macht der Regierung, jetzt schon einen Bertrctungs-körper um sich zu versammeln, welcher nach einer Allen gemeinsamen Verfassung die Geschicke dieses großen Reiches regeln hilft, so ist eö ihr doch nicht unmöglich, auch diesseits der Leitha die Entlvicklung deS öffentlichen Lebens zu fördern und den Stimmen der Landesboten einen freien Ausdruck zu gönnen. Man irrt, wenn man annimmt, daß diefe Regierung die Nothlvciidigkeit und das Nedürfniß ^ des Beiraths der Länder nicht empfinde. Wenn auch der jetzige Moment, in welchem n'ichtige Theile der Monarchie noch unter den Drangsalen einer feindlichen Invasion seufzen, nicht dazu angetlian ist. um das Vcrfassungslverk Oesterreichs in» Wege freier Verathung zu fördern, fo kann doch mit Zuversicht einer bald anbreckenden besseren Peiiode entgegengesehen werden." Wir schreiben diese Vertröstung in daS Buch unserer Forderungen nnd fragen nur: wen trifft dle meiste Schuld, daß die Verfassung nicht in voller Kraft steht? Wer hat daS Provisorium herbeigefill)rt und warum so!l mau desselben nicht entrathen können? Das eben ist die verfassungsmüßige StaatSkunst, ein Gesetz zu vollziehen — und ging es noch so schwer — bis ein anderes gegeben worden. Wir verlangen nicht blos einen „Bei-rath der Länder" — die „entscheidende Mitlvirkung" bei der Gcsehgebnng ist uns gewährleistet und das ist unendlich mehr. alS der Beiratl) — ist so viel, daß ohne Zustimmung der Voltsvertretung an Verfassung und Gesetz kein Buchstabe geändert werden darf. Der bedeutende Verlust nn Kanonen in der Schlacht bei Königgräz war eben so überraschend als bisher unerklärbar. Nach den bekannt gewordenen amtlichen preußischen Berichten, nach den öffent-lichen. sowie nach Mitthcilungen von Augenzeugen wird, so heißt eS in einem Artikel der „Mil. Ztg.", dieses Räthselhafte nunmehr gelöst: In jener Schlacht hatten wir die Gefchüj^e auf dem Hange einer An^jöhe in drei Reihen hinter, oder bess?r gesa,^t. übereinander postirt nnd konnten. des abhängigen Terrains wegen, die Protzen (zweirädrige VordergesteUe) mit ihren Gejchitßen durch die dazu gehörigen Geschütztaue nicht verbun-den werden. Obschon dieses Verbinden unerläßlich ist. lvenn einerseits das rechtzeitige Abfahren der Geschütze bei Bedrohung des Gegners erleich-tert. andererseits das Auslzarren des Artilleristen im Feuer, bis zum letzten Motnente des Kampfes, ohne einen Verlust der Geschütze besorgen zu dürfen, ermöglicht werde» soll, so würden eben in jener Aufstellung liei der Geschützbedienung die Protzen ihres schiefen Standes wegen, gegen dle Geschütze stch geworfen, und die Bediennng. d. h. das Laden, Richten, Feuern, Vorwärtsfithren nach dem jedes Mal abgefeuerten Schusse, schnelles Umwent>en der Protzen und deren rasches Fahren vor dem allen-sallsigen Riickzng. von den. von den Geschützen entfernt aufgestellten Protzen sehr erschweit nnd gehemmt gewesen sein. — In der Anfstellung der Ge-schlitze bei Königgräz konnte lvie gesagt das Geschütztau in den eisernen Ring an der Protze (Docke genannt) nicht eingehändigt werden. Trotzdem harrte die BcdiennngsMl,nnschast so lange aus. biS die stürmenden feindlichen Trnppen in die Batterien eindrangen, und so ivird der namhafte Verlust an Geschiltzen klar, wozu noch jene koinmen. lvelche beim Rückzüge über die Ellie aus dem sumpfigen Uferboden nicht weiter fort-geschifft »Verden konnten. So beklagenSwerth diese Verluste auch sein luögen. werfen sie nichtsdestolveniger auf die heroische Bedienung »väh-reuv des Kampfes und die von der Mannschaft an den Tag gelegte ruhige, kaltbliitige und zähe Andauer ein glänzendes Licht, zumal eS bei der Terrainsbeschaffenheit, der heldenmnthigen Ausdauer nnd dem l)eftigen Andringen k^es Feindes unmöglich war. die nöthige Zeit im Momente des angetretenen Rückzuges zu gewinnen, um mit den Protzen zweimal wenden und das gelöste Tau in dieselben einkerbeln zu können. — Die Artillerie hatte zu Land und zur See ihre Schuldigkeit getlian und ihren bej^ründeteu Rltf auf's neue bewährt. Wir fchließen unsere unmaßgebliche Anschauung mit dem Bemerken, daß es uns überrascht hat. von der Ver-wcndnng der Raketenlvaffe bisher nichts gehört M habet». Und doch tvar diese Waffe zur Delogirung des Feindes aus Wäldern und durchschnittenem Boden dadurch, daß fünf Schüsse in der Minute ermöglicht werden, sehr zu empfehlen geivesen. Uel)er die Gebietsveränderungeu in Deutschland wird geschrieben, daß ein Theil Hannovers an Preußen fallen, ein ande-rer Theil zur Vergrößerung Oldenburgs und Mecklenburgs dienen. Hessen-Darmstadt mit Mainz und Frankfurt gänzlich Preußen einverleibt werden sollen; Koburg soll durch bairische Gebiete vergrößert werden. Geschieht Lejiteres. so möchte dabei weniger auf dea Herzog Ernst, als auf den Das INaldbtümchen. Von K. v. A. (Fortsetzung.) Edle und reine, aber von Natur schüchterne Gemüther erhalten in der Regel ihre Energie dann wieder, »venn auf rohe und gemeiae Weise der Versuch gemacht wird, das Bolllverk erhabener Grundsäße zu zer-trümmern. welches sie in ihrem Herzen gegen das Laster und die Frivo-lität errichteten. So war es auch jeht mit Marie. Eine hohe Röllje des Unwillens übergoß ihr schönes Gesicht und zwei jener zuckenden Bli^e. womit sich die Unschuld ihren Verfolgern gegenüber in den Augenblicken der Gefahr nicht felten so trefflich zu wappnen versteht, trafen aus ihren sonst so mild leuchtenden Angen dm dreisten Antragsteller. „Ich bin nur ein schlvacheS Mädchen." sagte daS ljülve Kind mit einer vor innerer Elitrüstung erbebenden Stitnme. „und kann inich nlcht wie ein Mann für die elnpfangenen Beleidigung,en rächen aber dennzch habe ich den Mnth. Ihlten zu fagetl. daß Ihr Benehmen ein völlig schäm-loseS ist. welches in der tiefsten Verachtung seine gerechte Wt'lrdigung findet." „Schön." erwiederte IuIiuS. „Ihre Worte entlzeben mich der Müh. noch ferner eine Maske zu tragen, die mir ohnedem lästig ist. Hören Sie also, stolzes, aber um so reizenderes ikind: Sie hab^n ln melncm Herzen eine Gluth entzündet, die ich nicht mei)r zu betvältigen vermag. Ihr Besitz ist das Ziel, nach welchem ich sti^ebe unv dieses Ziel, glaub.n Sie es mir. werde ich erreichen, sei es im Gut.'N. fei es auf friedlichem, sei e< auf gewaltsamem Wege." „Fürchten Sie den Zorn meine« Vaters!" „O Ihr Bater!" lachte Juliu» mit dem kalten Hohne eineS Tcu fels. „Ihr Vater! — möge er sich nur hüten, das Ungewitter herauf zu beschwören, ivas über seinem Haupte schwellt! — Ein königlicher Förster in der jetzigen Zeit, lvo das G>.'setz von dei.' Faust seitier Feinde geHand -hallt wird! Glauben Sie denn nicht, daß alle jene Leute, lvelche in s Gefängnis ivandern mußten, weil sie sich einige Stückchen Holz aus dem großen, weiten Forste holten, oder weil sie sich die Freiheit nahmen, einen Rehbock zu tödten. Rache gegen den Mann im Herzen tragen, tvelcher sie dem Gesetz s^berlieferte, und den sie als ihren natürlichell Feind betrachteten? — Nlin. sind diese Hinlvelsungkn nicht im Stailde. Ihren Stolz nnd Iljre Sprödigkeit etlvas zu beugen?" — „Aber tnein Vater," s^igte Marie, indetn bei dem Gedanken an die Gefahr, welche deinselben drohte, ihr Gesicht erbleichte, mein Vater erfüllte nur die Ps'licht seines Amtes und hat den wahriiaft Armen und Unglücklichen nietnals verfolgt." „Ich wollte Ihnen nnr zeigen, daß ich eine Waffe gegen den Zorn Ihres Vaters besitze." sagte beschwichtigend Julius, „^.'toch ein Mal. Marie, erioiedern Sie meine Neigung, und denl Alten soll kein Haar ge-krütNMt »Verden.- „Ich müßte sein Kind nicht sein." sagte daö junge Mädchen stolz, „iveitil ich um einen solchen Preis seine Ruhe erkaufen ivallte. >^0 mag >)eilsell)^n also Gott gegen Bosheit und Verrath beschützen, zu ivelchem ich für ihn beten tvill. aber tnit einem reilli^n, unbefleckten Herzen, tvie bisher verstehen Sie tnich. Herr InliuS Mit diesen Worten fchritt Marie entschlossen voran und suchte an 0er Seite ihres Verfolgers vorbei zu kotnmeu. Dieser ergrlff indessen dreist ihre Hand, und versuchte, sie an sich zu ziehen. Ein Zchrei t'es Schreckens entfiihr dnn jungen Mädchen, während al? Echo das kalte und herzlose Gelächter des Julius folgte. Die Lage in welcher sich die !achter des Försters befand, war bei der allg mein bekannten frivolen Leidenschaftlichkeit d ssen. der ihr jetzt tn dieser völlig einsamen Gegend gegenüber stand, elne beängstigende, ja sogar eine gefährliche. DaS filhlte sie recht gut. und es entrollten daher auch Erbfolger dkSselben, t»cn Prinzen Alfred von England, den Schw-ij^er des Kronprinzen Rücksicht ki^nommen werden. Hinsichtlich der vielfach vrrbreiteten Geschichten von za lil r c i-chen Spionen und prcllßischen Offizieren in Zivil-kleidung, die während des Feldzuges innerlialb der österreichischen Linien sollen gefanaen worden sein. beMrtt der Berichterstatter der „Times" aus Ebenthal: Diesen Geschichten liegt in einigen Fällen etwas ThtUsäch-licheS zu Grunde; man weiß, daß zlvci preußische Spione ergriffen worden sind, aber die Anzahl der Spione ist gewaltig übertrieben: nicht mehr als zehn sind während der ganzen Kampagne von den Preußen verweudet worden, darunter nicht ein einziger Offizier. Kein preußischer Offizier in Ziviltleidern war während veS Krieges innerhalb der österreichischen Vor-Postenkette, und eS ist sehr zlveif.lhaft ob iiberhaupt ein Offizier dieser Armee seit dem Einzüge in Sachsen etwaS anderes als Uniform getragen hak. — Ueber die Friedensbedingungen, schreibt derselbe Berichterstatter ebendaher vom 28. Juli, ist die Armee hoch erfreutalle Mühsal alle Gefahren deS FeldzugeS sind vergessen. daS Verlangen nach Fortsetzung deS Krieges und Bedauern über den frühen Friedensschluß sind gänzlich verschwunden und haben Gefüllten der Befriedigung und Hoffnung Raum gemacht: die Ideen eines einigen Deutschlands. eineS gemeinsamen Vaterlandes des ganzen deutschen Stammes sind nicht länger leere Träume, sondern Wirtlichkeilen. d>e sich früher oder später auS dies'M Feldzuge ergeben müssen . . . Eine dunkle Wolke liegt über dem Heere, obgleich sie in der allgemeinen Freude über die glorreichen Friedensbedingungen kaum beachtet wird. Die Cholera ist im Lager ausgebrochen und es wird sehr befürchtet, daß die Hitze ihr größere Vorbereitung geben könne. BtS jetzt sind die Fälle zwar noch nicht zahlreich, aber sie beschränken sich nicht auf ein Regiment oder eine Oertlichkeit. so daß eS den Anschein hat, als ob die Seuche allenthalben lauere, bereit auszubrechen, wenn ein Tag heißer alS gewöhnlich, oder Mangel an gutem Wasser eintreten sollte. Die Acrzte indessen sprechen mit Vertrauen von ihrer Macht, dieselbe niederzuhalten, und man hofft, dliß die Truppen sie abschütteln werden, sobald sie den Donauniederungen den Rücken wenden und die Heimkehr antreten werden. Ueber die Verluste, welche die Preußen im Kriege er litten, fehlen noch immer genaue Angaben; die amtlichen Listen, die bisher veröffentlicht wurden, berechtigen zu der Annahme, daß die Verlufte viel größer gewesen find, als anfangs eingestanden »vurde. Man veran-schlagt den Verlust an Verivundeten und Todten. von denen nach König-graz die meisten der Cholera erlegen sind, auf 40,000. —- Die Einbußen des BnndeSheereö scheinen lehr bedeutend zu sein; die Bairrn dürften an 5000 Mann verloren haben. Wie mörderisch selbst kleine Gefechte gc-Wesen, wird aus der amtlichen Verlustliste der tvürtemberg'schen Feld Division über das Gefecht bei Tauberbischofsheim ersichtlich; dieselbe zählt auf: 61 Todte. 419 Verwundete, 159 Vermißte, zusammen 639 Mann. Die Cholera beginnt nun auch in Westde u tsehla n d die Pren-ßen und ihre Bundesgenossen heimzusuchen. So ist in Miltenberg und in Werthheim am Rhein unter den Hanseaten diese Krankheit auögebro-chen; aus dem baierischen Hauptquartier Kitzingen wird unterm 7. d.M. berichtet: Die Preußen müssen sich ausdchlien. Krankheiten aller Art drohen lhnen. Die Augentlankheit stellt sich niciit unbedeutend ein. und Mehrere Fälle von — Brechruhr gefährlichster Art, will ich'S nennen, sind in den überfüllten preußischen Spitälern von U.ttingen, Roßbrunn und Hettstadt vorgekommen. Heute geheu Aerzte nach^Würzbnrg. um auch dort noch rechtzeitig »vegen Verlegung Verwnndeter Sorge zu tragen. Gegen 3000 sollen zur Zeit in Würzbura sein. Au« München wird der „Allg. Aug5b. Ztg." — die frühcr österreichisch gesinnt war, sie wnßte genau, warum? geschrieben, daß am 6. d. M. daselbst eine vertrauliche Besprechung über die zukünstlge politische Haltung BaiernS stattfand. „Die zahlreiche Versammlung bestaitd aus Bürgern. Advokaten, Journalisten und Beamten. Es wurde beschlos. sen, eine Volksversammlung zu berufen und in derselben drei Anträge Thränen ihren Augen, und Hülfe suchend durchirrte ihr Auge das Dunkel der Nacht. In diesem Augenblick brach der Mond aus den Wolken und gestattete eine freiere Utnsicht. Plötzlich fesselte ein grober Schatten, der am Rande des Hohlweges hinglitt, die Aufmerksamkeit Märiens. Ein Hoffnungsstrahl schien bei dieser Wahrnehmung^ in ihr aufzutauchen und ein neuer Gedanke sich ihrer zu bemächtigen. Sie warf noch einmal ihr Auge prüfend auf den Gegenstand, der ihre Autmerksamkeit plötzlich in einem so hohen Grade in Anspruch genommen, und schien nun eine bestimmte Ueberzeugung er-laNlU zu haben. Ihre ganze K.ast zusammennehmend, stieß sie den immer ungestümer werdenden Julius einige Schritte zurück, während sie mit angsterfüllter Stimme rief: „Hierher. Sultan! — Hierher, mein treues Thier!" Ein lautet Geheul folgte diesem Rufe, und im nächsten Augenblicke stand ein großer schöner Wolfshund an ilirer Seite, der seine gU'ihenden Angen unter dumpfem Geknurr auf den Mann richtete, in dessen brutaler v^ewalt sich seine Herrin bef^ind. ..staß. Sultan! Faß!" — rief die Bedrängte mit^lauter Stimme indem sie dem Hunde einen aufmunternden Blick zulvars. Ein mächtiger Bogensatz folgte dieser Mahnung, und im nächsten Augenblick lag Julius am Bodrn. niedergevorsen von der ge^altig n Kraft des ThiereS. welches seine Vordersüße zähnefletschend auf seine Brust setzte und seine Gebieterin fra^^end anblickte. „Komm. Mein treuer Freund!" sauste daS Waldliliimchen. dem edel n Thiere ein Zeilen gebend. ..komm. Sultan! llnter Deinem Schutze wird dkr Feigling sich nicht mehr an einem armen Hülflosen Müdchen zu ver-greifen wagen; — laß ihn loS. mein treues Ttiiee; ein Anderer wird ihn für die Schmach, die er seiner Tochler angeth^^n, zur Rechensch Nt zieheil." Der Hund befolgte gehorsam den Wink, indem er langsam seine breiten Klauen von JuliuS Brust lierabgl iten ließ und seiner Herrin wachsam folgte, die sich mit schnellen Schritten von dem Orte entfernte, welcher der Schauplatz einer so großen Gefahr für sie geivesea war. zur Berathung zu bringen, welche den Anschluß an Preußen alS Ziel Baierns bezeichnen. Wenn man die jetzige Stimmung in Baiern und seiner Hauptstadt betrachtet, so tnuß man sagen: Es liegt in der Hand Preußens, das baierische Volk zu seinem aufrichtigen Bundesgenossen zu machen. Die Sympathien für Preußen sind im Wachsen, und kommen in Schichten vor, in denen man sie nicht gesucht hätte. Sie sind keine Frucht der Aufregung in Furcht und Sorge, sie fprechen sich ruhig auS und entstammen hauptsächlich der Einsicht in dle Solidität, welche die preußischen Oigauisationen bewiesen haben. Deutscher Patriotismus, allgemeine und specielle Kultur-Jntereffen wirken zusammen, um im Süden Deutschlands die Ueberzeugung zu befestigen, daß man mit Preußen Hand in Hand gehen müsse und seine Führerstellung anzuerkennen habe." In U nte r s r a n ken. nörÄich von der Mainlinie, haben die PreU' ßen jene Gegenden, welche durch die Kämpfe im vorigen Monate und durch die Kreuz- und Querzüge der Truppen so stark gelitten, gar nicht besetzt. Sollte das etwa aus Rückficht gegen diesen LandeStheil geschehen sein, weil man denselben einverleiben »vill? Baireuth allein zu nehmen hätte ja wenig Sinn, wenn nicht durch die oberhalb deS Main liegenden Striche ein Zusammenhang mit dem Rheinlande hergestellt würde. Die ehmalige Bundesfestung Mainz, welche den Rhein und mit ihm Süddeutschland beherrscht, sieht bange ihrem Schicksal ent-gegen. Ueber die bezü.^lichen Pläne der preußischen Regierung wird ge-schrieben: „Wichtiger als eine Arrondirung seiner zerrissenen Grenzen, deren unmächtige Nachbarn ihm niemals Verlegenheiten bereiten könnten, ist Preußen der Besitz von Mainz, nicht zum Schutz seiner eigenen bewehr-ten Grenzen, aber als Stützpunkt gegen Westen für die Zeiten eines min« der herzlichen Einverständnisses und als Zivingburg gegen Süddeutschland, dessen reiche Gesild.' von hier aus militärisch beherrscht sind, so wie sie von hier ans geschützt werden sollten ... ES ist nicht unwahrscheinlich, daß diese wichtige Frage in diesen Tagen durch die Separativaffenstillstäude Preußens mit den nichtvereinigten süddeutschen Staaten ihre praktische Erledigung finden wird . . . Preußen iiat schon bei Abschluß deS Waffen-stillstandeS die Besetzung von Kastel verlangt, sie soll ihm jetzt zugestanden sein, und so wird wohl die ganze Macht über Mainz bald in seinen Händen liegen. Für einen freundlichen Empfang zu sorgen, sind unter, drssen ftine Anhänger eifrig bemüht. Nachdem ein Versuch der Heißblütigsten. eine offenherzige AnnexionSbittc an den König zu Stande zu brin« gen. in der Geburt erstickte, werden jetzt Unterschriften zu einem Protest gegen die Mainlinie gesammelt. Die Drohung mit dem finanziellen Ruin der Stadt, znmal des mächtigen Weinhandels, neben den glänzendsten Versprechungen von Niederlegen der Wälle. Erweiterung der Stadt zu einem zweiten Köln, ivenn Mainz erst preußisch tvürde. verstärken die Stimme einflußreicher öffentlicher Persönlichkeiten und reicher Arbeitgeber." Zn Hannover fürchtet man weniger die gänzliche, als die theil« weise Einverleibung; eS wird nämlich von dort geschrieben: In gebildeten bürge»lichen Ätreisen vernimmt man fast nur eine Stimme darüber, daß. wenn eine bundesstaatliche Selliständigkeit deS guten Königreichs nicht zu erreichen sei. eine Zerreißung deS LandeS um jeden Preis vermieden werden müsse. Wer die Zustünde nnd Einrichtungen dieses Landes ge-nauer kennt, begreift, daß. wenn Provinzen wie Göttingen. Grubenhagen und HildeSheim losgerissen würden, der übrig bleibende Rest für immer ein verftülnmelter Körper bliebe, nicht im Stande, eine Anzahl vorhandener staatlicher Einrichtungen zu erhalten, und andere, wie z. B. die Hochschule wieder zu ersetzen. Daneben kann man sich nach allem Vorangegangenen auch darüber keiner Täuschung hingeben, daß die könig« liche Familie und der Hof sich nicht in die kleineren Verhältnisse finden würden. Hat doch der Hof seit Jahren in seinen Träumereien von der glänzenden Vergangenheit und Zuknnst deS Welfenhauses und in de^Gr-warlung. alle „angestammten" Lande wieder unter dem glorreichen Szep-ter des Welfischen MannSstammeS für alle Zeiten zu vereinigen, sich völlig daran gewöhnt, die geringe Macht deS kleinen Königreiches zu übersehen und sich als Besitzer eines „MittelreicheS" zu fühlen, welches Auch Julius hatte sich erhobeu. und sein finsteres von den Leiden-schasten bewegtes Auge drückte Zorn nnd Rache aus. „Du hast mich herausgefordert, stolzes Mädchen!" murmelte er vor sich hin. „aber Du weißt nicht, daß Du dadurch meine Leidenschaft nur noch mehr anfachst! — Dein Vater? — Pah. ich fürchte ihn nicht! — ich lache seines ohnmächtigen ZorneS! — Noch ehe acht Tage vergehen, werde ich Dich von seiner Seite reiben und Du wirft mein sein, und dann — ja dann, wenn ich Dich gedemüthiqt und Rache genommen, dinn magst Du meinetivegen dem lächerlichen Thoren. Eduard, oder dem fremden hochmüth gen Maler Deine Hand reichen!" EiN kaltes, herzloses Gelächter folgte diesen Wollen, und wie es schien, mit seinen Entschlüssen nicht mehr im Unklaren, entfernte sich der Rache brütende Mann langsam von dem Orte, dessen Schauplatz die eben beschriebene Äcene gewesen war. III. Wir miWn den Leser ersuchen, uns für einige Augenblicke wieder nach dem Wirthshaus „Zur schönen Aussicht" zu begleiten. Dort saßen (iliermalS .^ivei Männer im Gespräch liei einem l^^lase Wein. In dem (!xlnen erkennen wir einen alten Bekannten, den Gemeindeschreiber Eduard. Der Andere war bereits ein hoher Sechziger, von offenen, aber strengen lvillenskräftigen Zügen, dessen stattliche Gestalt der Zahl seiner Jahre und seinem mit schneeweißem Haar lzedeckren Hai^pte mutljig Trotz zu bieten schien. Zu seinen Füßen lag ein Jagdhund von edler Race. und feine Rechte hielt ein schoneS Doppelgewehr umfaßt. „Alier. mein liebster Herr Eduard." s<,gte der Alte, indem er einen Zug aus seinem Glase th.N. „Sie sprechen mir so vieleS Zeug durcheinan-der. daß ich Sie fast gar nicht verstehen kann." ..Verzeihung! Verzeihung!" sagte dieser, indem er in possirlicher Äcise stincii Sessel hin und her schob, „aber in der That — ich gestehe, die Wichtigkeit deS Augenblicks — der Drang meines Herze»S-^" sich selbst völlig genügte. Diese Träumereien und die Hoffnung auf eine baldige bessere Zukunft würden nimmer eine wirtliche und aufrichtige Beschränkung der stattlichen Einrichtungen auf dast gebotene Maß zulassen. Am traurigsten würde sich aber für lange Jahre daS LoS der Beamten gest.ilten. Wirkliche Anhänglichkeit an daS engere Baterland und an die königliche Familie, Furcht vor schlechterer Besoldung und vor strammerem Dienste in Preußen und ahnliche Ausfichten würden znsam menwirken. um die größere Anzahl dcr Beamten nus den abaetretenen Provinzen, wenn irgend möglich, in dtM althannover'schen Dienste zuriick' zuhalten. Dann käme eine Organistttionsveränderung ohne Gleichen und ein Vorrücken, welches die Dienstfreudigfeit der ganzen lebenden Beamten-schaft vernichten müßte. Solche und ähnliche Erwägungen sind jeßl in bürgerlichen Kreisen die vorherrschenden. Ob der hannoversche Adel heute schon 'ebenso denkt, weiß man nicht. Die politische Haltung und Urtheils. kraft der ritterlichen Kreise ist aber namentlich nach den Erfahrunl^en der letzten sieben Wochen geeignet, die größten Bedenken zu erregen. Es ist nicht an der Zeit und wäre vielleicht ungerecht, daS Vorhandensein eines wirklich patriotischen SinneS bei dem Adel zu bezweifeln. Aber nichts scheint für das Land gefährlicher, als heute noch sich auf Agitationen für die Erhaltung völliger Selbstständigkeit einzulassen nnd dadurch ein „Feilschen" zu unterstilkcn, welches in zwölfter Stunde sicher-lich zu Gunsten der Dylrastie versucht, aber dem Lande nur die Zerstück-lung bringen wird, wenn eS gelingt, die Lenker der preußischen Politik zu Unterhandlungen jetzt noch zu bewegen. In der ersten SiKung deS volkSwirthschaftlichen Kongresses zu Brannjchweig (4. Akgust) tvurden folgende Antrage angenommen: Von den Ginkünsten deS^BundeSstaateS, »velche Iheils fest. theilS beweglich find, müssen erstere durch ein Gesetz festgestellt, letztere alljährlich vom Parlllment bewilligt werden — daS Budget des Bundes-staales entlastet die Budgets der Einzelstaaten um Militär- und Marine-Ausgaben; es müsien also die Finanzquellen der Einzelstaate» in d^^s Budget des Bundesstaates eintreten: die Grenzen ztvischen den Steuern deS Bundesstaates und denen der Einzelstaaten find so zu ziehen, daß das Einnahmebudget deS Bundesstaates eine hinreichende Mannichsaltig-keit von Einnahmequellen besitzt, um durchgreifende Steuer-Reformcn zu ermöglichen — die baldigste Aushebung aller Monopole, namentlich liuch des Salzmonopols, sowie die Herstellung der Freiziigigkeit, ist im Bundesstaate nothwendig. ohne Unterschied zwischen Inländern und Auslän-dern — die Postiiberschüsse sind an die Reichskasse abzuliefern — eine einstufige Bricftaze und einheitliche Frankomarken sollen eingeführt iverden das Eisenbahnwesen ist durch ein allgemeines deutsches Eisenbahngesetz zu ordnen, daS Konzessionswesen der Eisenbahnen sowie das Oberaufsichts recht find der Zentralgewalt zu übertragen. Me Untersuchung gegen Persano ivird nun doch, wie Be richte ans Italien melden, mit Eifer betrieben. Der Admiral bringt zu seiner Vertheidigung vor, daß er die Schlacht bei Lissa in Folge höherer förmlicher Befehle geliefert; daß er auf keinen Kampf eingehen wollte, weil er den schlechten Zustand der Flotte gekannt; daß er sogar seine Ent-lossuna anbot, und daß er zuletzt gehorchen mußte. Die an der galizischen Grenze im Königreich Polen aufgestellten russischen Truppen haben, wie verlautet, den Befehl erhalten, in südöstlicher Richtung vorzurücken: bedenkliche Bewegungen auf türkischem Gebiet, lvelche die Aufmerksamkeit der Russen in Anspruch nehmen, sollen die Veranlassung sein. In Polen treten, aller Strenge ungeachtet, von Zeit zu Zeit noch immer Sendlinge der Flüchtlingsschaft zu dem Zwecke auf, einer künftigen Umw.ilzung vorzuarbeiten. So wurden in den letzten Tagen wieder zwei Kleriker verliaflct und nach dem Innern des Landes abgeführt. Mit den angeordneten Reformen geht es in Polen nur zum Theil iu erwünfchter Weise vorwärts, weil die hohen Beamten, welche der alt-rusfischen Partei angehören, die Sache äußerst lässig betreiben. Die erfreulichsten Fortschritte macht das Unterrichtsmesen. „Nun. ich errathe eS schon, es ist wieder die alte Geschichte." „Ja, sreilich, ja. freilich, wenn Sie eS so zu nennen belieben. Herr Gruner! Aber gebieten Sie einem Herzen Schweigen, wenn es, dem Strome seiner Gefühle folgend, von diesen überwallt." — „Romanpl)rascn!" brummte der Alte vor sich hin. „Romanphrasen, die ich unter meinen Hirschen und wilden Säuen nicht gelernt tiabe." „Nichts als die Ergüsse eines treuen Herzens!" s.igte Freund Eduard sich verbeuj^end, „erlauben Sie. daß ich auf daS Wohl von Fränlein Marie dieses Glas leere." „Von Herzen gern. Das Wohl meiner Tochter ist mir viel zu lieb, um nicht daraus Bescheid zu thun." „In der That. Fräulein Marie besitzt alle Eigenschaften einer guten Hausfrau." „Das Kind ist einfach und sittsam erzos^en, die Natur h.tt mehr als die Kunst an ihr gethan." erwiederte nicht ohne einen Anstrich von Selbstbefriedigung der Förster. „3a. und sie tvürde sich gewiß alS Bürgermeisterin sehr gut ausnehmen." „Wie so? Was wollen Sie damit sagen?" Herrn Eduard brachte diese unerwartete Zwischenfrage ganz auS dem Konzept, so daß er seine Verlegenheit hinter einen langen Räuspern zu verbergen suchte. „Sie fragen. waS ich damit sagen will? — Ja. hm! In der That. — Nun. Sie kennen ja wohl das Sprüchwort: ternpors mutautur et vo» mlltawur m illi» — „Zum Kuckuck. wa< weiß ich von Ihren fremden Brocken, ich ver-stehe nur Zögerlatein." Der Gemeindkfchreiber zupfte bei diesem etwas derben Einwände verlegen an seinem Halskragen, tievor er fortfuhr: „Um mich also im verständlichen Deutsch auszudrücken, würde das Ebengesagte, mit Ihrer Erlaubniß, etwa folgendermaßen zu übersetzen sein: Preßfreiheit ««d KrtegSführ««g Marburg, 11. August. Die mangelnde Freiheit der Presse hat zum großen Theile den unglücklichen Ausgang des Krieges verschuldet. Die Freiheit deS Wortes in Rede und Schrift ist die Grundbedingung nicht allein zum Gedeihen des Staates überhaupt, sondern auch der Wehrverfassung im Besonderen. Als der Krieg entbraitnte. ward von jenen öffentlichen Blättern, die auS amtlicher Quelle geschöpft, behauptet, 8vl1.000 Oesterreicher stehen im Felde. — Die unabhängige Presse konnte mit Bestimmtheit nicht Ivider-sprechen, weil ihr die Mittel zum Beweise deS Gegentheils fehlten. Der österreichische Kricgsplan wurde alS tiefeS Geheimniß beivahrt. Als dann Sachsen von den Preußen besetzt, die Grenze deS Reiches über-schritten war. fragten wir Alle: warum man daS Land deS treuesten Bundesgenossen nicht vertheidigt. warum man keinen Widerstand im Grenzgebirge versucht? und erhielten zur Antwort: Ja! das liegt im weisen Plane der Kriegsführung, den nur drei oder vier Sterbliche kennen. Die Schlachten des siebentägigen Krieges rissen den Schleier von diesem Geheimniß: unser Nordl,eer befand sich in der Minderheit, die Preußen waren um die ganze Armee stärker, die unter dem Befthle deS Kroiiprinzen stand. B^i Königgräz fochten wir nicht allein gegen über-legeiie Waffen der Feinde, sondern auch gegen eine Macht, die 50.000 Streiter mehr zäljlte. als das österreichische Heer. Unsere Truppen waren zu schwach, um ein so weites Gebiet, wie den Nordsaum Oesterreichs und Sachsen besetzen oder gar den Krieg in Feindes Land tragen zu können: sie mußten, durch die Verhältnisse gezwungen, in der Nähe der Festungen bleiben. Unser Heer war bei Königgräz nicht stark genug, um den Kampf noch sortzusetzen. als der preußische Kronprinz den Seinen zu Hilfe gekommen. Wir bedauern, daß in dem österreichischen Heere nicht mehr wissen-schastliche Bildung zu finden — bedauern zumal, daß die Offiziere fich nicht eifriger mit den Wllsenschaften Ihres Faches, nicht auch mit politischer Geschichte. VerfassnngSkiindc und Staatslehre beschäftigen — allein seien wir gerecht und verkennen wir nicht den bestimmenden Grund. Die Zensur l)at das wissenschaftliche Streben in Oesterreich unter, drückt, und die jetzige „Preßsreiheit" ist demselben auch nicht günstig. Den Offizieren des österreichischen Heeres ist es sogar verboten, ohne be-sondere Erlaubniß des Kriegsministers zu „schreiben" — d. h. ihre politi-schen oder militärischen Ansichten in den öffentlichen Blättern bekannt zu geben. Unsere Ossiziere leben also nicht blos unter dem Banne deS allgemeinen Preßgesetzes — eS lastet auch daS Verbot mit seiner militari-ichen Strenge auf ihnen. Der Befehl, ohne Erlaubniß nichts zu schreiben. hindert sie, il)rc Ueberzeugung zu offenbaren: der Sporn zu ivissen« schaftlichem Denken und Forschen fehlt aber, sobald man genöthigt ist. das Ergebniß zu verlieimlichen. Wäre die Presse in Oesterreich srei und hätte der Offizier daS gleiche Recht, wie jeder andere Bürger — die Wifsenschast hätte bei unS manchen begeisterten Anhänger mehr, auch in den Reihen deS tapferen HeereS. Hätten unfere Offiziere frei die^ freie Presse benützen dürfen, sie Hütten wohl im Frieden schon, und noch mehr beim Ausbruche deS Krieges nachgewiesen. wo es fehlte: als Fachmänner hätten sie. gerade sie. den mei-sten Beruf zur Sache gehabt. — Wie viel Unglück, wie viel Elend Ware erspart ivorden! Und iverden nach dem Kriege, der seines Gleichen sucht in der Geschichte. die blutig erkauften Erfahrungen unS klüger machen? Werden wir frei sprechen dürfen über daS Heer und seine Reforin? Werden die Offiziere unseres HeereS zum Befteu des Staates mittheilen dürfen. waS sie mit ihren Augen gesehen; werden sie in freier Rede und fteier Schrift belehren nnd bekehren dürsen? Unter dem politisch-militärtschen Systeme, das zum Tage von Königgräz geführt — nie und Nlmmermehr! ..Die Zeiten äiidern sich, und man kann nicht ivissen, ob nicht ein geivisser Jemand, welcher in lsiesem Augenblick die Ehre hat, Ihnen gegenüber zu sitzeil, durch den souveränen Willen seiner Mitbürger zu dem Posten eines Bürgermeisters berufen wird." „Hm! — Ist Alles möglich in dieser gesetzlosen Zeit." „Nun, angenommen, ein gewisser Jemand lvürde Bürgermeister und Fräulein Marie fände sich nicht abgeneigt, diesem gewissen Jemand mit einer zarten Neigung entgegenzutreten, würden Sie dann wohl geneigt sein, die Hand dieses gewissen Jemand mit der Ihrer Fräulein Tochter für immer zusammenfügen?" So einfach auch der Charakter des alten WaidmannS lvar, so vermochte er doch nicht bei der sonderbaren Rhetorik, welche der Gemeindeschreiber entwickelte, ein lautes, etwas derbeS Gelächter zurückzuhalten. „Ha. ha! Sie sind in der That ein drolliger Kautz! — Für immer zusammenfügen? — Und mit einem gewis'sen Jemand? — Das ist ein ebenso ernsthaftes wie mysteriöses Ding, mein lieber Herr Eduard. Junge Mädchen haben ihre Launen, und man muß ihnen zu einem solchen Schritte Zeit lassen." „Diese Launen sind mitunter sehr sonderbar." sagte der Gemeinde-schreiber. durclz daS Gelächter de» Försters rtivas gereizt, „und ivenn die Wachsamkeit eines Baters darüber einschläft—" „WaS wollen Sie damit sagen?" fragte der Alte sehr ernst. „Nun. das Wohl von Fräulein Marie liegt mir am Herzen, und ich habe heute eine Entdeckung gemacht, welche hiermit in einem sehr engen Zusammenhange stehen dürfte." „So? — Bedenken Sie wohl. ivaS Sie sagen!" „Ich werde schweigen, wenn ich Gefahr laufen sollte, durch meine Worte Ihr Mißfallen zu erregen." „Zum Teufel, keine Winkelzüge! Ich bin ein alter gerader Mann, der die krumm n Wege nicht liebt. Also heraus mit der Sprache Herr f Was haben Sie für eine Elitdeckung gemacht?" (Forts, folgt.) H Marburger Berichte. (Raubmord.) Am Dienstng knm Herr Fischer. (Aruiid. eigner und Gastl^ebkr in St. ^^eonhart», nach unl Gcschnfte ab- zuschlikhen. Es lvindtn bei ihm Z00 fl. gestlicn. Fischer belint» sich namlichkn Tage nach Jnhrinii. wo er einen Weini^arten besaß; am Mitt-woch früh wurde er in der Rühe eines Wirthshtiuse^^ in Iahriluzthal er-schlcigen gesunden: dciS Geld halte ihm der ?^fördtr bio aus 8 fr. j^e-raubt. Am Freitag wurde Fischrr begruben. Äoul Thiiter hat man noch keine Spur. (Die Zeit der schweren Noth.) Vom hiesigen Bezirksgerichte wird bekannt gemacht, daß am 21. Aul^ust, 18. September und 18. Oktober in Sulzthal ein Baurrngrund im Werthe von 5229 fl. zwangS-weise versteigert wird. Die Schuld, welche die ganze Hibe eineö Staats-bürgers unter den Hammer bringt, beläuft sich auf 40 fl. 54 kr. sammt Anhang, d. j. Gerichtskosten und Partcigebiihren. Wird die Liegenschast bei der ersten und zweiten Feilbietung nicht veräußert, so kann sie beider letzten auch unter dem SchäKungSpreis versteigert werden — so tief unter diesem Preise, daß nicht einmal der betreibende Gläubiger zu seinem Oelde kommt und der Schuldner ein Vettler ivird, ohne durch seinen Fall den Anspruch des Gegners befriedigt zu haben.—Wie lange miissen wir noch aus die rechtsstaatliche Ordnung warten? (Vom Sndbahnhof.) Am Freitag war der Südbahnhof äußerst belebt: Städter und Leute vom Lande hatten sich eingefunden, um das heimische Regiment. Gras Härtung ankommen zu sehen. Freunde und Verwandte in den Ruhen desselben begrüßen zu können: ihr Hoffen und Harren war jedoch vergebens — vergebens die Vorbereitung, die von der Bürgerschaft getroffen ivordtn. um die tapferen Krieger zu bewirthen. Cs verlautet, das Regiment Härtung werde am Dienstag hier ankommen. (Das F e st z u m Besten der Verwundeten) wird vom Hilnmcl nicht begünstigt: was auch grfchrhen mag. um dasselbe feierlich und zweckentsprechend zu begehen — das anhaltende regnerische Wetter vereitelt am Ende noch die lrjzte Hoffnung. Der Ausschuß soll beschlossen haben, das Fest am nächsten Mittwech abhalten zu lassen, wenn eS heute die Witterung nicht zuläßt. Letzte Post. General Mattteuffel ist mit einer S^enduna »ach Petersburg betraut worden. Die Haltung Rußlands soll für Preußen keine Besorauisi erregen. ES verlautet, Sachsen werde auch im Z^rieden von preußischen Truppen befetzt bleiben uud die sächsische Mannschaft in preußischen Provinzen ihren Standort beziehen. Die Gemeindevertretung der Stadt Hannover hat einstimmig befchloften, den König nm die Abdankung zn Gunsten deS Kron-priuzen zn ersuchen. Viktor Emannel hat den General Menabrea und den Grafen Barral zu Bevollmächtigten bei der Prager FriedenSkonferen, ernannt. Die Kaiserin von Mexiko soll in Paris angekommen sein. In Pest wurden mehrere «erhaftnngen aus politischen Gründen vorgenommen. Teleqraphischer Wiener Collis voln N. Allgust. 5°/^ Metalliques ..... 60.3ü ^ Kreditaktie»........14.». National'Anlehett.... liü.85» > London......... 1860er StaatS-Anlehen . . . 76.8V j Sillier.........127.75 Bantaktien...... . 728.— ! K. K. Miinz-Duknten .... ti.15 Geschäftsberichte. Mardurg, N. Augnst. (Wochen markt sberlcht.) Weizen sl. 4.60. Korn fl. 3.60, Gerste fl. 0.—. Hafer, fl. 1.60, KukuruP fl. .?.70. Heiden fl 0.—, Hirsebrein fl. 0.—. Erdäpfel fl. 1.50 pr. Mehen. Rindfleisch kr., Anllifleisch kr.. Schwein-fleisch jnng 22 tr. pr. Pfnnd. Holz 18" fl. L.40, tietio weich si. 2.40 pr. Älafter. Holzkohlen hart fl. 0.52. weich fl. 0.40 pr. Metze». Heu alt fl. 0.—, iien fl. 0.—, Strol,. Lager- fl. 0.—. Stren- fl. 0.— pr. Centner. Pettan. 1v. August. (WochenmarktSl'ericht.) Weizen sl. 3.80.Korn fl.3.40. Gerste fl. 0.—, Hafer fl. 1.25, Äukurnh fl. 3.40, Heioen sl. 3.—. Hirsetirciii fl. 4.—, Erdäpfel fl. 0.— pr. Mehen. Rindfleisch 20. illakbfleisch ol)ne Znwaqc 20, Schiveinfleisch jung 20 kr. pr. Pf. Holz 36" l)art fl. 7.5<^», detto weich fl. 5.50 pr. Kloster. Holzkohlen hart fl. V.S5. detto weich fl. 0.25 pr. MePen. Heu fl. 1.20, Strol), Lager- fl. 1.10. Streu« st. V.!)0 pr. Centner. Angekomtnene in Marburg. Vom 2. bis 10. Angust. „Trzh. Johann." Die Herren: Giirtler. kk. Hauptm., Wien. Gotscheber, Aan-untern., Graz. Cznnlu. GutSlies., Moldau. Simonovirz n. ^alomon, Private, Moldou. Aink, Priv., Rlagenfnrt. Sprotz, kk. VerpflegSoffizial, Äerono. Waniek, kk. Finattz-.«ii. Mick »»elwl«. lies emptZekIt: Petroleum-Lampen für Tische pr^ 1 Stück von .»« kr^ aufwärt«. .. ... zum Hängt» „ .. fl. > »« kr. Petroleum wclp und gelb pr. i Pfnnd von »4 kr. aufwärt«. Für Abnehmer von lO» Pfd. Petroleum oder mehrerer Lampen !j»8) billiger. drr ^»pplsr Vowont k»drlll ll)eiinä6t 8ic!li 1)61 !<'. knlliZtniK; in Oilzssldsompttvdltsnxvolll in allen l^imvvsiovött, PAslster-1 null in verselnklisnöll su lissondei's liilli^sn » -----------^ ^ --- Glkilliliet llllf der Wurzel ^ ist iil der Geineinde No^Meiil zu verkaufen. Aiiz»fr.i,^cn bei Franz Gr über am HauptplaKe zu Marburg. Nr. 2254. KvNdMlllhMg. (307 Grnzervorstadt Nr. 10. Kurort PrebS, wegen seiner.prachtvollen Lage im Lavcintthale. welches mit Vollem Rechte Kärntens Paradies geuannt lvird, ist nun zur Ausnahine von Curgnilen bestens ejngerict)tet und lvird dem P. T. Publikum zum Kebiauäic angelegentlichst empfohlen, ittdenl von Seite der Pachtverwaltun^ Alles ausge-bothen wird, billigen Anforderungen in jeder Richtung zu entsprechen. Vom medizinischen Standpunkte ist zu ermälinen, daß der Preblauer« '?^rl:nncn nach der Aeußerung bekannter mediziuischer Autoritäten: die Blutbildung verbessert, eine normale Ernährung begünstigt und die Aunk-tionsthätigkeit alter !^rgaue erhöht. Seine heilbringenden Wirkungen in dem Bereiche der Echlcimiiäute, der ^^ierdanung-. Atlnnungs- uud nattielit-lich der Harn- und Seiuslorgane sind augenfällig. Namentlich in letzterer Beziehung genießt der Preblauer Brunnen den Ruf eines Speeifikuins. '.^ei Steinkrankheiten hat derselbe schon wahre Wunder l^i^wiikt, und d e (Erhöhung der Thätigkeit der Seiualorgane wird jeder bezeugen können, welcher diesen Brunnen durch längere ,icir t^i^nossen. Die vorlheilhasteften Birkungen übt derselbe serncrs aus: bci l.^unqenkr.mkhejttn. 'Iteiguug zur Schwindsucht, bei chronischen Entzündungs Prozessen, bei Äuigen- und Darmkatarrhen tt. 159) Die Aßchtverwsltiiig des Prebliller Zgaerbrknieits. Die Stadtgemeinde Marburg verpachtet in Folge Gemeindtbeschlufl-s vom Augnst 186l) im Wege der öffentlichen miindlichen Versteigerung nachstehende Lok.ilitäten fiir die Zeit vom 1. Äanner 1867 bis letzten Dezember 1809 mit dein Bemerken, daß der gegenlvärtige Pachtbetrag als AnsrusSpreis angenommen und daß die Lizitntionsbedingungen wahrend den Amtsstunden täglich in der Gemeindekanzlei eingesehen werden können. Die Lizitationsverhandlungen finden im Gemeindeamte an nachstehenden Taigen und Stnnden statt: I. RatkhauS. a) Atn 16. August 1866 Vormitt^^gs 10 bis 12 Uhr: DaS an der Platzseite gelegene Handlungsgewölbe Nr. I im einjährigen Ausrufs-betrage von ZZ3 fl. öst. W. d) Am 16. Angust 1866 Vormittags 11 bis 12 Uhr: Das an der Platzieite gelegene Buchbindergewölbe Nr. XIII im einjährigen Aus-russbttrage von 190 fl. öst. W. o) Am 17. August 1866 VorinittagS 10 bis 11 Uhr: Der Brodladen Nr. XII mit dcn Mcwölbeu Nr. II. IV, VII und dem Keller unter der Einfuhrt Nr. XI im einjährigen Ausrufsbetrage von 684 fl. öst. W. Am 17. August 1866 Vormittags 11 bis 12 Uhr: Der Doppelteller nnt.r 0em ^^'athhause im einjährigen Ausrufsbetraac von 100 fl. 50 kr. öst. W. e) Am 18. August 1866 Nachmittags bi<< 5 Uhr nachstellende Gewölbe: Nr. III im einjährigen Ausrusspreise von 36 fl. — kr. Nr. V und VI „ „ „ 96 fl. 36 kr. Nr. X „ „ .'^3 fl. 50 kr. IR Transporthaus. Am 17. August 1866 Nachmittags 4 bis 5 Uhr: Sämmtliche Räumlichkeiten deS TransportsammelhauseS Nr. 209 in der Kärntner-gasse lm einjährigen Ausrufsbetrage von 656 fl. öst. W. III. Lendbütte. Am 17. August 1866 Naä'mittags 5 bis 6 Uhr: Die kleinere Ablhcilttng der öendhütte im einjälirigen AuSrussbetrage von 42 fl. öst. W. Ltadtgemeiude Vorstehung Marburg am 6. August 1866. Der Bü^ermeister: Andrea« Tappeiner. ä) Serant«»ttlicher «edatteur: Arsnz »Liesthaier. dt. Druck und Bertag von Ud»ard 3»»schih i« >tarb»»rß.