Arheološki vestnik (Arh. vest.) 47, 1996, str. 249-256 249 Romerzeitliche Altansassigensiedlung von Menfocsanak (Umgebung von Gyor) Eszter T. SZONYI Izvleček Med zaščitnimi izkopavanji v Menfocsanaku je bilo odkrito do zdaj največje naselje avtohtonega keltskega prebivalstva v rimski Panoniji. Čeprav ga ni bilo mogoče izkopati v celoti, smo lahko dokumentirali 57 v tla vkopanih lesenih hiš različnih vrst, 42 vodnjakov z leseno ali kamnito oblogo, mnogo shrambnih jam in drugo. Dokazano je bilo, da je naselje obstajalo od druge tretjine 1. do zadnje tretjine 2. st. Tukajšnje prebivalstvo je ohranjalo način življenja iz predrimskega časa. Velik del njegove keramike kaže keltsko ali morda kvadsko izročilo. Romanizacijo izpričuje poleg rabe rimskih novcev uporaba uvoženih predmetov iz južnih in zahodnih delov rimske države in množičnih izdelkov provineijskega izvora. Abstract The largest known settlement of the autochthonous Celtic inhabitants of Roman Pannonia was discovered during rescue excavations at Menfocsanak. Although it was impossible to excavate the entire site, 57 houses of various types with sub-surface floors and wooden frames were noted and documented, as were 42 wells with wooden and stone inner covers, many storage pits, and other elements. This settlement was inhabited from the second third of the 1st century to the last third of the 2nd century Its inhabitants continued the traditional way of life of the pre-Roman period. Much of their pottery exhibits Celtic or perhaps Quadic characteristics. Evidence of Romanization includes the usage of coinage and imported articles from the southern and western parts of the Roman Empire, as well as mass-produced objects of provincial origin. Vor Beginn des Autobahnbaus zwischen Budapest und Wien wurden 1990 und 1991 sudlich von Gyor auf dem Territorium von Menfocsanak Fundrettungsgrabungen durchgeftihrt. Im Verlaufe der Arbeit gelangten Teilc der bisher groBten, auf pannonischem Gebiet freigelegten Altansassigensiedlung der Romerzeit zum Vorschein (Abb. 1). Unseren bisherigen Hrkenntnissen zufolge bil-deten zur Zeil der romischen Eroberung Mitglieder des boischen Keltenstammes die Ureinwohner-schaft im Umkreis von Arrabona. Im weiteren Umkreis, in Mosonmagyarovar (Soter 1899; Szonyi 1989; Moesy 1959, 46, 228-229) und in Sopron (RIU I, Nr." IS I, 188, 220; Gabler 1969, 24-52; Moesy 1959,46, 223-225), kamen Grabsteine zum Vorschein, die Namen und Tracht der Altansassigen bewahrten. Aus der unmittelbaren Umgebung jedoch bekamen wir nur indirekte Beweise iibcr nacli der romischen Besetzung weiterlebende Traditionen der Altansassigen. Auffallend ist beispielsweise das Mengenverhaltnis zwischen Brand- und Skelettgrabern von etwa 50 zu 50 % auf den umliegenden Griibcrfeldern aus dem 1. und 2. Jh. (Szonyi 1974, 29-30, 44; dies. 1992, 35-36, 77). Es war moglich. die Ausdehnungs-grenze der Siedlung in ostlicher, westlicher so-wie auch in nordwestlicher Richtung zu bestim-men. In sudlichcr Richtung erstrecke sic sicli mit Sicherheit iibcr die freigelcgte Fliiche hinaus. Der freigelcgte Abschnitt kann nicht als vollstandig betrachtet werden. Im Ostteil der Siedlung wurden infolge umfangreicher neuzeitlicher Erdabtragun-gen etliche Objekte vernichtct. So ging hier ver-mutlich cin Steingebiiude aus dem 3.-4. Jh. zu-grunde. Im Westen indessen reiBt cine Reihe der Bauten auf einem stark erodiertcn Hiigelrucken ab, findet aber am Abhang cine Fortsetzung. Die romischen Bauten weisen teils Reihen-ordnung (StraBenordnung), teils Anordnung in kleineren Gruppen auf. Die vollstandigc Aufar- Abb. I: Mčnfdcsanak-Szclcs. Luge dcs Fundortcs. SI. I: M£nf6csanak-Szelcs. Lcga najdišča. bcitung dcs Fundmatcrials ist zwar noch nicht bcwaltigt, aber cs sehcint, als ob cs zwischen bciden Siedlungsbildern koine wesentlichc zeitliche Abweichunggcbc, cs handclt sich voraussichtlich also nicht um versehicdcnc Zeitriiume. Auf dem freigelegten Ierrain sind Siedlungs-crscheinungen mchrcrcr zcitlichcr Perioden sichtbar geworden (mittlere Bronzezeit, friihe Eisenzeit, frillies ungarisches Mittelalter). (ieradc deshalb konnen vor der vollstandigen Aul'arbeitung kei-ne endgiilligen Schliisse iiber die Datierung je-des cinzelnen Objekts gezogen werden. Die Form einiger Objekte charaktcrisiert je-doch eindeutig die roniisehe Periode. Dies wird auch durch das auf das 1.-2. Jh. datierbare Fund-material bestiirkt. HAUSEK Be i den 1 lauscrn (57 Snick) handclt cs sicli um Bauten mit Ilolzkonstruktion, die zum Icil ins I irdreich cingetieft warcn. Aufgrund von AusmaBen unci Konstruktion lassen sic sich in mehrcre Abb. 2: Menfocsanak-Szeles. Hausrekonstruktion Typ 1. SI. 2: Menfocsanak-Szeles. Rekonstrukcija hiše vrste 1. Gruppcn einteilcn. Am haufigsten kommen ein-raumige Rechteckbauten, die halb eingetieft sind, vor (Typ 1). Der Boden ist haufig gelehmt, manch-mal ist die Flache nur gestanipft. Die aufstrebende Wand war in mehreren Fallen vermutlich aus Lehmziegeln errichtet. Die Hauser hatten Sat-teldiicher, der Giebelbalken wurde von zwei tief eingerammten Gabelpfosten gehalten, deren Locher in der Achse der Schmalseiten gefunden wurden (ahnliche Hauser: Gabler 1982, 78; Gabler, Ottomanyi 1990, 165; Kelemen 1990, 40, Abb. 2). Spuren von Feuerstellen und Ofen gibt es in den Hiiusern nicht. Das AusmaB der Hauser von Typ 1 (Abb. 2) betragt meist etwa 4,5 x 3 m. Die Hauser reich-ten in eine Tiefe von 10 bis 80 cm unter die jet-zige Humusschicht. Haufig kommen im Innern der Hauser Pfahllocher im FuBboden vor. Bei Haus 201 ist eindeutig feststellbar, daB im Innern 3 Teile voneinander abgetrennt waren, und zwar durch diinne Pfahle (viclleicht Rutenwerk). In 3 Fallen wurden schmale, abfallende, ein wenig ins Erd-reich cingetiefte Abstiege an der Slid- oder Ost-seite der Hauser gebaut (Kocztur 1972, 57). lyp 2: Haus mit Vorbau (Abb..?). Lediglich ein solches Haus konntc vollstandig freigelegt wer-den. Es hat die gewohnlichc Rechteckform und eine Langsachse mit 2 Pfosten, an einer Liings-seite schlieBt sich in deren Mitte ein Vorbau von I x 2 tn an (I laus 632). Ahnlich war wohl das I laus Nr. 3, das Icidcr nicht viillig freigelegt werden konnte. 'lyp 3 (Abb. •/). VerhiiltnismaBig selten kommen Grubcnhiiuscr oline nachvollziehbare Holz- Abb. 3: Menfocsanak-Szeles. Hausrekonstruktion Typ 2. SI. 3: Menfocsanak-Szeles. Rekonstrukcija hiše vrste 2. konstruktion vor (Horvath 1987, 61-62; Vargha 1959, 196: ahnlicher GrundriG mit anderem Auf-bau). Ihr AusmaB betragt etwa 4 x 3 m. In 2 von 9 Fallen konnte harter, gelehmter FuBboden beobachtet werden. Bei diesem Typ konnten in der Einfiillungwedergebrannter Lehmbewurf noch Lehmziegel gefunden werden. Wir stellen uns einen Aufbau in Balkenkonstruktion vor, bei der die waagerecht aufeinanderliegenden Balken an den Ecken zusammengehauen waren. Bei den Hau-sern Nr. 13 und 15 wurde auf der Siidwestseite je eine aus Erde gestaltete Treppe gefunden (Abb. 5; Horvath 1987, Abb. 7: 4 mit 2 Pfostenlochern). Abb. ■/: MdnfAcsanak-Szclcs. Hausrekonstruktion lyp 3. SI. J: Mčnfficsanak-Szclcs. Rekonstrukcija hiše vrste 3. Abb. 5: Menfocsanak-Szeles. Hausrekonstruktion Typ 3 mit Erdtreppe. SI. 5: Menfocsanak-Szeles. Rekonstrukcija hiše vrste 3 z zemljeno stopnico. Typ 4. Als Besonderheit sind jene beiden Ge-biiude zu erwahnen, deren GrundriB beinahe quadratisch ist. Ihre Tiefe, von der Unterseite der Humusschicht gemessen, erreichte einen Meter. In einem fand man einen aus Steinen errichteten Herd, im anderen viele Miihlsteinfragmente, die auf die Nutzung der Gebiiude als Werkstatte schlie-Ben lassen. BRUNNEN Zu den Merkmalen der romischen Siedlung ziihlen des weiteren die Brunnen (42 Stiick). Zahlreiche Brunnen kamen am Osthangdes Hiigels zum Vorschein, aber auch im Westen (aufeben-fii 11 s tiefer gelegenem Terrain) wurden welche gefunden. Hinsichtlich der Bautechnik handelt es sich bei alien um gegrabene Brunnen. Die kreis-formige Brunnengrube hatte einen wescntlich groBeren Durchmesser (180 bis 260 cm) als die innere Verschalung und wurde bis in die Tiefe, in der sich Wasser ansammeltc, gcgraben. Nach-dem man auf Wasser gestoBen war, begann man von unten her die Einfassung nach oben hin zu errichten, wobei gleichzeitig diese mit der aus-gegrabenen Erde wicder aufgefiillt wurde. Diese Auffiillung enthiilt nur selten Fundmaterial, was darauf hindeutet, daB im Umkreis nicht mit Kulturschichten zu rechnen ist bzw. das Auffiil-len sofort wiihrend des Brunnenbaus geschah. Die Holzverschalung einzelner freigelegter Brunnen konnte aufgrund von Vcrfarbungcn in der Erde beobachtet werden. In anderen Fallen jedoch ist die im Grundwasser befindliche Holzverschalung in auffallend gutem Zustand erhal-ten geblieben. Diese Verschalungen wurden teils zu dendrochronologischen, teils zu Species-Un-tersuchungen ausgehoben. Unter den aus Holz konstruierten Brunnen-verschalungen am Fundort Menfocsanak konn-ten 4 Variationen festgestellt werden. Je eine wurde zur Aufbewahrung ausgehoben. 1. Die einfachste Verschalung ist ein HolzfaB (Nr. 550). Hier wurde beim Vordringen des Was-sers einfach ein FaB, dessen Boden und Deckel ausgeschlagen wurden, in die Mitte der Grube gestellt. Darauf wurde jeweils immer nach Auffiillung mit Erde ein weiteres FaB in ahnlicher GroBe gesetzt. Die vollstandige GroBe der Fasser konnte nicht festgestellt werden, die besterhaltenen FaB-dauben sind 70 cm lang und 10 bis 12 cm breit. 2. Ebenfalls mit Fassern geschalt ist der Brunnen Nr. 66. Hier war wohl der Wasserdruck starker oder das Erdreich lockerer, denn zur Verstar-kung wurde um das FaB herum noch ein vierek-kiger Rahmen aus Balken gefertigt. 3. Bei der Verschalung des Brunnens Nr. 58 handelt es sich um eine zweifache viereckige Holzkonstruktion. Der auBere Teil besteht aus waagerecht angelegten Brettern. Der innere und somit kleinere Rahmen besteht aus zugespitzten Brettern, die eng aneinander ins Erdreich geschla-gen und an den vier Ecken durch Pfosten ver-starkt wurden. 4. Am besten erhalten ist die auch am solide-sten gebaute Verschalung des Brunnens Nr. 143. An den Ecken der viereckig gezimmerten Holzkonstruktion sind gefalzte Pfosten gut in die Erde gerammt, in die Falzen sind Bohlen eingelassen. 5. AuBer Holz wurden zur Brunnenverschalung auch Steine verwendet. Die zylinderformige Verschalung bei Brunnen 271 ist ohne Bindemittel aus unformigen Naturstcinen gefertigt (Abb. 6). Das Fundmaterial aus den Brunnen stammt aus drei Zeitraumcn. Anhaltspunkt bei der Feststel-lung der Bauzcit kann die Auffiillung mit Erde zwischen dem auBeren Grubcnrand und der in-neren Verschalung liefern. In unscrem Fall sind nur ganz wenige, unbedeutende Keramikscherben vorgekommen. Wiihrend der Bcnutzungszeit ge-langten in den schlammigen Grund des Brunnens einige Gegenstiinde (in erster l.inic WassergefaBe), die beim Wasserholen in den Brunnen fielen. Die Zeit der Einfiillung des Brunneninnern ist durch dort entdecktes Fundmaterial zu erschlieBen. In der Mehrheit der Fiille licB sich eindeutig beweisen, daB die Einfiillung absichtlich und auf cinmal durchgefiihrt wurde. lis kam auch vor, daB, nachdem Abb. 6: Menfocsanak-Szeles. GrundriB uiul Schnitt des Brunnens Nr. 271. I gelber Sand, 2 gelber Lehrn, 3 dunkelgraue 1-ul-lung, 4 gemisehte Fullung. SI. 6: Menf6csanak-Szeles. Tloris in presek vodnjaka St. 271. I rumen pesek, 2 rumena ilovica, 3 temno sivo polnilo, 4 mešano polnilo. sich die Einfiillung gesetzt hatte, nochmals aufgefiillt wurde. GRUBEN Die chronologischc Erfassung der Grubcn auf deni Ausgrabungsgebiet ist nicht in jedem Fall moglich. Ein cinziger Grubentyp ist eindeutig der Ro-merzeil zu/uordncn. lis handelt sich um ein Objekt Abb. 7: Menfocsanak-Szeles. Handgemachter Topf aus dem Haus Nr. 611. SI. 7: Menfocsanak-Szeles. Prostoročno izdelan lonec iz hiše št. 611. von viereckigem, fast quadratischem GrundriB, bei dem wir in ein bis zwei Fallen gelehmten Boden beobachten konnten. Solche Gruben befinden sich jedoch nur auf einem kleineren Stiick des Aus-grabungsfeldes an der Siidostseite. Scheinbar ist fiir die Einfiillung dieser Gruben Fundmaterial ab Mitte des 2. Jhs. charakteristisch (Nr. 424, 430 USW.). FUNDE Wie bereits erwiihiit, ist die ausfuhrliche Auf-arbeitung des Ausgrabungsmaterials noch nicht abgesehlossen. Es ist anzunehmen, daB unsere Beobachtungsergebnisse noch weiterhin priizisiert werden konnen. Eine detaillierte Schilderung des Materials kann also hicr nicht erfolgen. Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen gibt jedoch auch die globale Betrachtung des Fundmaterials. Im Umkreis wurden mit llilfe eines Suchge-riits einige Mtinzen (FMRU 2, 118-119) aus dem 3. bis 4. Jh. gefunden. AuBcrdem kam Munzmaterial aus dem 1.-2. Jh. in interessanter Zusammense-tzung zum Vorschei n. Der GroBtcil der Mtinzen ist infolge maschineller Humusabtragung leider nur als Streufundc zu werten, diesc sind aber Abb. 8: Menfocsanak-Szeles. Handgemachte Schale aus dem Haus Nr. 611. SI. 8: Menfocsanak-Szeles. Prostoročno izdelana skodela iz hiše št. 611. beachtenswert im Hinblick auf ihre Pragezeit und ihr seltenes Vorkommen in Nordpannonien. Die Einteilungderbewertbaren 19 Miinzen nach dem Miinzherr der Pragezeit ist die folgende: Miinzen aus der Zeit der romischen Republik (2 St.), Augustus, Agrippa, Tiberius (2 St.), Claudius (2 St.), Antonia (2 St.), Domitianus (2 St.), Nerva, Traianus (4 St.), Hadrianus, Antoninus Pius. Auffallenderweise konzentrierten sich die Miinzen der einzelnen Kaiser nicht auf kleine-ren Flachen, sondern wurden zerstreut gefunden und die Priigungen von verschicdencn Miinzher-ren wurden in eincm Objekt entdeckt, wie z.B. in der Einfiillung von Haus 3 Priigungen von 41 bis 97. Im Falle des Brunnens 58 bestimmen Miinzen aus nahezu gleicher Zeit (Tiberius BMC 138; Agrippa BMC 161) den terminus post quem der Einfiillung auf 36, da beide aus dem Brunnen-innern geborgen wurden. Nun einige Worte zum Keramikmaterial der Siedlung. Nach erstem Uberblick ist unter dem lmportmaterial in beachtenswerter Mcnge Terra sigillata vertreten. Es wurden neben friihitalischen Stiickcn mit Applikationsschmuck und Stiickcn gallischer llerstcllung auch Produkte aus den Werkstatten des Kheingebiets - hauptsachlich Rheinzabern - gefunden. Letztere warcn aber in dominierendem Malic in den Grabenfiillungen zu finden. Die sogenannte diinnwandige Keramik t rit t in Form von barbotin- und radchenvcrzierten kleinen Schalcn und Bcchern auf. Neben der friihen rotfarbigen Sorte (Szonyi 1990) gibt es in groBer Zahl graufarbene in fast alien Variationen (Szonyi 1972). Die Ware aus der lokalen Produktion liiBt sich in die folgendcn Gruppen ordnen. Abb. 9: Menfocsanak-Szeles. Stempelverzierter Becher aus dem Brunnen Nr. 637. SI. 9: Menfocsanak-Szeles. Čaša z žigosanim okrasom iz vodnjaka št. 637. Fast iiberall in der Siedlung, in einzelnen Objekten jedoch in groBerer Zahl, kam Keramik vom LT-D-Typ vor: grau, glatt, manehmal mit gegliitteter Oberfliiche, einzelne Stiicke warcn auch mit eingeglatteter Verzierung versehen. Diese Keramik ist fur die fruhrdmerzeitlichen Fundor-te NW- Pannoniens typisch und wurde z.B. in den Topferwerkstatten von Mursella (Szonyi 1981, Abb. 10) in der 2. Halfte des 1. Jhs. noch hcrge-stellt. Kennzeichnende Vertreter sind Topfe mit verdicktem Rand, wcitmiindige Kriigc mit eincm 1 Icnkel, Schusseln mit S-Profil, Schiisseln mit aus-ladendem oder cingezogcnem Rand (Bonis 1969, 174 ff„ Abb. 48: 37-38; 49: 23-24; 58: 12: 61: 1; 64: 14.). Ihre Farbe ist in der Rcgel hellgrau, die Gliittung ist an der AuBenflachc der GefaBe, manchmal im Sehiisselinnern, die eingeglattete Verzierung am Hals am haufigstcn. Fine Bcsondcrhcit der Siedlung bedeuten grobe, handgemachte Gefafle, oft aus muschelgemagertem Material. Ihre Farben situl infolge des nicht gc-rade einwandfreien Ausbrennens vcrschieden, meistens dunkelgrau bis schwarz, es kommen jedoch auch l one von hellcrcm Grau und Beige vor. Die Formen sind nicht sehrabwechslungsreich: schlank eiformige und gedrungenc Topfe (Abb. 7), einige ticfe Schusseln und cine am hiiufigsten vor-kommende kegelstumpfformige, steilwandige Tassenform (Abh. S). Letztere kommt auch mil eincm Rundstabhenkel vor. In der Fachliteratur Abb. 10: Menfocsanak-Szeles. "Pannonische gestempelte Ware" aus dem Haus Nr. 489. SI. 10: Menfocsanak-Szeles. "Panonska žigosana keramika" iz hiše št. 489. wird diese Form als "dakische Schale" bezeich-net (Bonis 1969,25, Taf. 50:5-9; Horvath, Kelemen, Torma 1979, 63, 332, Taf. 33). In unserem Fall wird von ein bis zwei Exemplaren angenommen, daB man sie auch als Deckel oder Backglocke beniitzt hat, und zwar wegen des kleinen Bodendurch-messers und der geschwungenen Wandung. Auch die Verzierungen der handgemachten groben Keramik sind archaisch: plastische huf-eisenformige Verzierungen, Buckel oder Finger-tupfenleisten. Der Rand war manchmal eingeschnit-ten oder mit einem stumpfen Gegenstand rund-herum geschlagen. Auch die Bodcnkante der kegelstumpfformigen Tassen war manchmal finger-tupfenverziert (Abb. #). Die Aufarbeitung der handgemachten Keramik kann erst die Aufgabe der Zukunft sein. Festgestellt werden kann jedoch, daB sie am Nordufer der Donau allgemein auf-trat, aber im Laufe neuerer Grabungen an meh-reren Fundorten NW-Ungarns gefunden werden konnte (In den bei den Autobahn-Ausgrabungen neugefundenen romischen Siedlungen: Moson-szentmiklos-Gergelyhoma, Level MI -M15 Knoten). Unter der gewohnlichen provinziellen Ge-brauchskeramik mochtcn wir die in verhaltnismaBig groBer Zahl vorkommende graue Variante der sogenannten gest em pel t en pannonischen Ware hervorheben (Abb. 10). Gcwohnlich ist sie die Sigillata-Form Drag 29, 36, 37, die Verzierungen sind allgemein in der Mitte des Schiisselinneren zu finden. Haufig handelt es sich hierbei um ein aus 3-4 Blattern gebildetes Motiv (Maroti 1987, 82-83), doch kommen auch Motive laufender Tiere (Hase, Hund, Kalb?) vor, diese sind fiir die Umgebung Arrabonas charakteristisch (Szonyi 1976, 27; Maroti 1991, 380). Es kommen auch einige wenige auf der AuBenseite gestempelte GefaBe vor (Abb. 9). Die gelb- und rottonige Keramik besteht in er-ster Linie aus Kriigen, Schiisseln, Tellern. Haufig wurden sie mit roter Bemalung, rotem Band-streifen und Radchenmuster, sowie mit rot mar-moriertem Uberzug verziert. Die sandgemagerte Gebrauchskeramik bezieht sich auf den gesamten friihromerzeitlichen For-menreichtum. Noch einige Worte zum Glasmaterial, dasziemlich sparlich ist. Vertreten sind Balsamarien-Bruch-stiicke, Rippenschalen und Krtige in prismatischer Form und mit Bandhenkel. Unter dem Bronzematerial ist besonders die groBe Zahl derFibeln auffallend. Es sind mehre-re Bruchstiicke der "norisch-pannonischen" Fliigel-fibeln zum Vorschein gekommen. Das Fundmaterial machen zum iiberwiegenden Teil kraftig profilierte Fibeln mit 1-2 Knopfen, oft mit durchbrochenem Nadelhalter aus, jedoch kommen auch die Varianten mit Trompetenkopf und hie und da eine Kniefibel vor. Erwahnenswert sind noch die Pferdegeschirrbeschlage und Fragmente von bron-zenen Schuppenpanzern, die auf die Verbindung der Siedlungsbewohner zum Militar hinweisen. Zusammenfassend sei gesagt, daB in Menfocsanak durch Fundrettungsgrabungen die bisher groBte freigelcgte romerzeitliche Altansassigensiedlung in Pannonien zum Vorschein kani. Ihr Bestehen vom 2. Drittel des I. Jhs. bis zum 3. Drittcl des 2. Jhs. kann als bewiesen bezeichnet werden. Die hiesigen Einwohner bewahrten in ihrer Le-bensform Traditionen aus der Zeit vor der romischen Besetzung, ein GroBteil ihrer Keramik deutet auf keltische oder vielleicht auf quadische Traditionen. Ein Bcweis fiir die Romanisicrung ist auBer dem Miinzgebrauch die Vcrwendung der siidli-chcn und westlichen Importwaren und der pro-vinzialen Massenware. HONIS, ( H. 1969, Pic spdlkcllischc Sietllunit (Iclltriliegy- liibrin in Unda/wM. ■ Budapest. I'MRU 2, Die I'uiulmilnzeii tier romischen Zeit in Unborn 2, 1993. - Bonn, Budapest. GABLER, I). 1969, Scarbantia es kornyek). Odkriti so bili še drugi naselbinski objekti, npr. slu ambne jame. Posebnost med najdbami so zgodnji novci, ki so bili do zdaj v severni Panoniji redko ugotovljeni, tukaj pa so presenetljivo bogato zastopani. Med keramiko je precej uvožene (tera sigilata i/ Italije. (ialije in ■ v poznejših polnilih jarkov - iz Porcnja; 1.1, keramika tenkih sten). Keramiko lokalne izdelave lahko razdelimo na več skupin: siva, gladka ali glajena keramika, enaka listi iz stopnje LT D; groba prostoročno izdelana, pogosto s prime-šanimi školjkami, z arhaičnimi okraski (si. 7; N): siva (t. i. panonska) žigosana keramika (pogosto z motivom listov na sredini notranjosti sklede, včasih pa z upodobljenimi živalmi v teku, kar je značilno za okolico Arabone; si. 10); rumeno in rdeče žgana keramika (vrči, sklede, krožniki, okrašeni z rdečo poslikavo, odtisi koleščka, marmoriranim premazom); kuhinjska keramika s primešanim peskom. Steklene najdbe so precej redke (balzamariji, rebraste skodele, odlomki vrčev). Pozornost vzbuja veliko število fibul (t. i. noriško-panonske fibule s krilci, močno profilirane fibule, kolenčaste fibule). Omenimo naj še okove konjske opreme in odlomke bronastih luskastih oklepov, ki kažejo na povezave prebivalcev naselja z vojsko. Odkrito gradivo opredeljuje trajanje naselja od druge tretjine 1. do zadnje tretjine 2. st. n. š. Tukajšnji prebivalci so glede načina življenja ohranjali izročilo iz predrimskega časa, hkrati pa so v (varni kulturi opazne jasne poteze napredujoče romanizacije. Dr. Eszter T. Szfinyi (iyAr-Moson-Sopron megyei Miizeumok Igazgatosiiga Szechenyi ter 5 11-9022 Gyrtr