Ln meine verehrten Wähler und Mitbürger in Gottschee. ^ie bekannte, allen volksthümlichen Bestrebungen entgegen arbeitende Partei strengt alle Kräfte an, um meine Wiederwahl in Gottschee zn verhindern. Sie benützt zu dem Zwecke Mittel und Wege, deren sich jeder Ehrenmann schämen würde. Da sie mir mit Recht und Grund nichts vorwerfen kann, so greift sie zu dem unhonetten Mittel der Verdächtigung und Verläumdung, und da sie das Tageslicht scheut und sich nicht selbst offen aufzutreten getraut, pflegt sie sich zu vermummen oder hinter fremde Firmen zu stecken, deren Unkenntlich des wahren Sachverhaltes sie mißbraucht. Nur diese Partei ist es, die vor einigen Tagen durch die officielle „Laibacher Zeitung" das offene Sendschreiben von Gottschee unter der lichtscheuen Firma mehrere Wähler, und später das Wahlproklam von Leitmeritz in der „Neuen freien Presse" gezeichnet von mehreren acht¬ baren Gottscheer Firmen in Böhmen, die gewiß nicht ahnen, zn welchem niederträchtigen Zwecke sie mißbraucht werden, erscheinen ließ. Denn ich kann es unmöglich glauben, daß die Gottscheer Bürger, in deren Mitte ich gelebt, deren Biederkeit und Ehrenhaftigkeit ich durch einen mehrjährigen freundschaftlichen Verkehr kennen und schätzen gelernt habe, daß sie mir nun verübeln würden, wenn ich mich nach der Sitte aller konstitutionellen Länder zur Wiederwahl vorstelle, sie begrüße, und sie freundlich um jene Unterstützung ersuche, die sie mir schon bei der ersten Wahl so ausgiebig zu Theil werden ließen. Un¬ möglich kann ich es glauben, daß mir die rechtlichen Bürger von Gottschee, die selbst ihre Muttersprache so hoch schätzen und lieben, übel nehmen würden, wenn ich mich meiner Muttersprache, der slovenischen, annehme, um ihr die Rechte, die ihr vor Gott und den Menschen gebühren, und die ihr bekanntlich noch immer vorenthalten werden, zu erkämpfen, ohne aber dadurch den Rechten Eurer Muttersprache, die mir heilig sind, nahe zu treten. Unmöglich kann ich es endlich glauben, daß jene achtbaren Firmen ans Böhmen, die das Wahlproklam unterfertigt haben, mit Wissen und Willen ein so abfälliges und beleidigendes Urtheil gefällt hätten, wenn sie mich und meine Handlungen kennen würden. Theuere Mitbürger und Wähler! Ihr kennet mich seit Jahren. Ich lebte als Freund zwischen Euch; ich dachte und fühlte mit Euch. Meine Handlungen liegen offen vor, und ich glaube nicht, daß irgend Jemand sagen kann, ich hätte ihm ein Unrecht gethan. Kann ich Euch eine bessere Bürgschaft für mein künftiges Verhalten bieten, als meine Vergangenheit? Eben so ist aber auch die Anerkennung und freundliche Theilnahme, die ich stets bei Euch gefunden habe, für mich das sicherste Unterpfand, daß unsere bis¬ herigen freundschaftlichen Verhältnisse durch grundlose Verdächtigungen nicht erschüttert, und daß Ihr meinen unehrenhaften Widersachern, die Euch erniedrigen, und der Volkspartei, mit der Ihr solidarisch seid, abtrünnig machen wollen, mit Abscheu, wie sie es verdienen, den Rücken kehren werdet. Seid mir freundlich gegrüßt. Auf baldiges Wiedersehen! Laibach am 17. März 1867. Ehrenbürger von Gottschee. Bruck von Josef Blasnik in Laibach. Selbstverlag.