M/. Blätter der Liebe von Anastasius Grün, von Anastasius Grün. Stuttgart. Druck und Verlag twn Gebrüder -F"ranckh. I83«(>(irv PlvKev i,«)', ^0/ ^XccvjZr öeo <7«/L, §i.r ö« crir^e^r: Lg ö«o«r e;e -l«k crs^ v^r." Ein König wollte den Lenz genießen. Er gieng im Früh- roth an's Meeresufer. Eben stieg die Sonne aus der Fluch. „Wie herrlich!" rief er, „ein Purpur- mantcl schwimmt auf dem Meer, und die Sonne liLgt als Krone darauf." * Ein Goldschmied wollte den Lenz genießen; er kam et¬ was später. Fern stand ein hoher Berg, den die Sonne strahlend beschien. „Mein Seel!" rief der Goldschmied, „der alte Necke dort tragt eine Rüstung aus lauterem Golde!" * Ein Mäkler wollte den Lenz genießen. Er lagerte sich an einer munter hüpfenden Quelle. Da murmelte er so vor sich hin: „Wie das Ding gleißt! fast so weiß und rein, wie Silber. Auch klingt'« so wun- derlieblich, wie wenn man mit der Hand in einem Sack voll Thaler herumwühlt." Ein Musicus wollte den Lenz genießen. Er ging des Abends in den feiernden Hain. „Wie's da klingt und singt!" sprach er. „Die Nachtigall bläst Flöte, die Grille spielt Klarinett — aber das Instrument ist etwas verstimmt — und die Eule giebt den Baß dazu." * Jesuiten wollten auch den Lenz genießen. Die Herrn lieben, wie bekannt, die Finsterniß; drum kamen sie bei Nacht. „Die Nacht trägt einen schwarzen Ta¬ lar," rief der eine. „Sieht der Mond nicht aus wie eine frischgeschorne Tonsur?" fragte der andere. ° * Es wollten auch noch viel andere Leute den Lenz genie¬ ßen. Sie kamen und giengen zu verschiedenen Tags¬ zeiten. Ein Juwelier stieß da aus Diamanten; eine verliebte Dichterinn auf ein Lhränengeschmeide; ein Schneider sand ein gut Stück grünen Sammt und ein Pächter Heu für seine Kühe. Der Liebesgarten. Wenn Nachts der freundliche Schlummer Die silbernen Fädchen webt, Da trägt es mich flugs in ein Gärtchen, Wo Liebe nur schafft und lebt. * Drinn grünet manch seliges Plättchen, Drinn blühet manch lieblicher Strauß; Da pfleg' ich mein friedliches Gärtchen, Und schmück' es gar sorglich aus: * Mit Freuden und Leiden der Liebe, Dis der purpurne Morgen kam, Doch nicht mit a l l meinen Freuden, Und nicht mit a l l meinem Gram; * Denn würde zur farbigen Blume Jedweder selige Traum, Für alle die Blüthen und Blumen Wär' in dem Gärtchen nicht Raum. Und fiele gar jegliche Thräne Als Thau herab auf die Flur, Bald sähe man statt des Gärtchens Ein blitzendes Perlenmeer nur. * Und lächelten Blicke der Liebe Als Sonnen von Himmelshvhn, Bald glänzten aufs Gärtchen mehr Sonnen Als Halme auf Wiesen stehn. * Und flatterte jegliches Küßchen Als farbiger Schmetterling, Bald blühten zu wenig der Blumen Den Faltern im Gartenring'. * Doch trübte ein jeglicher Zwiespalt Als Molke der Sonnen Schein; Traun! oben am Himmel blieb' cs Wohl ewig heiter und rein. * Und wüchse jegliche Untreu' Des Liebchens als Schierlingskraut; Ich hätte die Schierlingsstaude Im Gärtchen noch nie erschaut. 4- Soträ n m' ich mir N a ch t s mein Gärtchen, Aus der Liebe Freuden und Gram; Wie anders doch ist cs zu s ch a u c n, Wenn wieder der Morgen kam! Di« Falter stud all' entflogen, Die Sonnen stnd alle verglüht, Die seligen Plätzchen entschwunden, Die Blumen versengt und verblüht. Der einzige Thau stnd — die Thronen, Der Schierling — das einzige Grün, Und über erstorbenen Keimen Zichn düstere Wolken dahin. Die Brückt. Eine Brücke kenn' ich, Liebchen, Dram so wonnig sich's ergeht, Drauf mit süßem Balsamhanche Ew'gcr Frühlingsvdcm weht. AnS hem Herzen, zu dem Herzen, Führt der Brücke Wunderbahn; Doch allein der Liebe offen, Ihr alleinig unterthan. Liebe hat gebaut die Brücke, Hat aus Rosen sie gebaut; Seele wandert drauf zur Seele, Wie der Bräutigam zur Braut. * Liebe wölbte ihren Bogen, Schmückt' ihn lieblich wundervoll; Liebe steht als Zöllner droben, Küsse sind der Brückenzoll. Süßes Mädchen, möchtest gerne Meine Wuuderbrücke schaun? Nun es scy! doch mußt Du treulich Helfen mir, ste aufzubaun. * Fort die Wölkchen von der Stirne! Freundlich mir in's Aug geschaut! Deine Lipvcn leg' an meine: Und die Drücke ist erbaut. Im Bade. Ach könnt' ich die Welle seyn. Wie freut' ich mich so! Doch könnt' ich die Quelle seyn, Mär' doppelt ich froh! Denn könnt' ich die Welle seyn, Hüpft' ich mit frohem Sinn Wo sie im Bade weilt, Rasch zur Geliebten hin; Hatte sie schnell ereilt, Wogte mit stillem Gruß Nasch um den lieben Fuß, Blähte mich stolzer dann, Schwellte und stieg hinan Bis an des Busens Rund, Bis an den Purpurmund, Grüßte und küßte sie, Koste und neckte sic, Und sie erlitt' es gern; Glaubt ja, ich seh' es nicht, Glaubt mich ja fern/ Doch könnt' ich die Quelle seyn, Ganz nach Verlangen Wäre sie mein; Liebend umfangen Wollt' ich die Holde Aber so bald nicht Ließ ich sie los. Dann zu dem Herzchen Rauscht' ich empor, Pochte und schlüge Rege daran, Pochte und früge Liebend mich an. — Dann zu den Händen Wogt' ich dahin; Jegliches Ringlein Das sie als fremder Seligkeit Pfand Trägt an der kleinen Blendenden Hand, WoKt' ich ihr raubend, Tief in der Wogen Nächtige Brandung Heimlich verbergen; Rauschte zur Hand dann Wieder hinan, Und nur mein Ringlein Lieg ich daran. Böser Streich, Beim Theederein' jüngst sang man ohne Ende, Wie jeden Mund, sah offen man auch meinen; Fernsteh'nden mußt's, als sang ich mit, erscheinen, Doch wer mir nahe stand, sah, daß ich — gähnte. * Mein Liebchen sah ich still inmitten stehen, Da stimmte mein Gefühl mich ganz poetisch, Und ließ ein blühend Gartenbeet — im Thcctisch, Gießkannen mich in den — Lhcekannen sehen. Geschmückte Frau'n sah ich als — Rosen sprießen, Herrn mit Perrückcn als — Kohlkvpsc grünen, Doch sorgsam sah als Gärtner ich nach ihnen, Und hob die Kannen, um sie zu begießen. Da brüllten laut die Herrn: o Narr, o Tollkopf! — 6, grober Schmeichler! riefen bös die Frauen. — Doch, in die Hände klatschend, war zu schauen Gott Amor, schwebend über Ros und Kehlkopf. Das frohe Lied. Ein Mann liegt auf des Schlachtfelds rothcm Bette, Vom Haupt strömt Blut und löscht der Augen Lichr, Nichts beut die Welt mehr, das den Armen rette, Sieh! und dach — lacht sein bleiches Angesichts Er lacht vor Qual! O herbster aller Schmerzen! Du ahnst die Pein, Du suhlst sie mir im Herzen; Du wolltest helfen, Mädchen — kannst es nicht! * Ein Sanger zieht durchs Land; cs tönet wieder In Au'n und Herzen froh sein Lustgedicht! O glaube nicht dem heitern Klang der Lieder, Denn seines Herzens wahrer Klang ist's nicht; Ein Lachen ist's, das ihm der Schmerz entrungen! Die Qualen ahnend ist Dein Herz durchdrungen, Du könntest Helsen — doch Du willst cs nicht. Die Mode. Bei den Dichtem sind nun Mode. Timmen. Seufzer, Todespeiu; Und auch wider Willen riß es In dieß Jammern mich hinein. * Aber würd' es einmal Mode, Recht von Herzen sich zu freun, Fand' ich auch, mit bestem Willen, Leider mich doch nie darein. Der Verlobten. Wenn Deine Hochzeit nahet, Leg' ich ins Grab mich hinein; Dann fließt doch keine Thräne In euren Freudenwein. Dann lacht Dir Keiner ins Antlitz, Wenn Treue Du versprichst; Brauchst Dich nicht zu verstecken. Wenn Du den Brautkranz stichst. Und hast Du zu wenig Blumen, Um sie durch den Kranz zu zieh'n; Geh nur zu meinem Grabe, Da werden wohl einige brüh'n. Die Haarlocke. Kleinod, das als goldnes Wölkchen Einst an meinem Himmel stand, Einst ein Ning der Kron', mit welcher Schönheit ihr das Haupt umwand; Däuchst mir nun ein welkes Blättlein, Im verssoffncn Lenz gepflückt, Das in bangen Winterstunden Mir den Lenz vors Auge rückt. * Also wird !m Pilgcrleben, Was uns längst die Zeit entrafft, Neu im Kleinen uns gegeben, Fesselnd mit verjüngter Kraft; So ein Blatt nur von dem Baume, Der einst Liebende umwallt, So ein Bild nur aus dem Trau m e , Welcher der Geliebten galt! Das Verinachtniß. Hör' -es Sterbenden Vermächtnis, Höre meinen letzten Laut: Diese Blume, welk und farblos, Sei als Gabe Dir vertraut. * Wie sie theuer, wie sie kostbar, Dir ist es ja ganz bewußt: An dem Tag', als mein Du wurdest, Raubt' ich sie von Deiner Brust. * Liebchen, laß an Deinem Busen, Laß die welke Blume ruhn, Einst der Liebe traute Gabe, Doch des Schmerzens Gabe nun. * Dann wirst Du's im Herzen lesen, Gleich der Schrift im Leichenstein: Wann und wie sie Dir geraubt ward, Wann und wie sie wieder Dein. Trennung. Wie all die Fluthen, die zum Meere streben, Nicht eines Weges durch die Erde zichn. Wie Neste Eines Stamm's gctheilt sich heben, Wie lohe Flammen hichcr, dorthin sprühn, Sv trennt durch milde Strom' uns ost das Leben, Kein Nachen führt zum andern Borde hin, Wehklage kann allein hinüber tönen, Selbst die verschlinget oft der Wogen Drohnen. * Des Aethers Troubadours durchziehn die Lust, In fernem Land erst senkt ihr Flug sich nieder, Doch wenn des Lenzes milder Hauch sie ruft, Dann kehren ne zum Heimathlande wieder, Und wie der Frühling neuen Blüthcndukt, So bringen sic uns neue Freudcnlieder; Der Mensch allein ist's, den kein Ruf belehrt, Ob je zum Heimathland er wiedcrkehrt? — * 4 Ihn rafft dir Zeit in wogenden Geschicken Mit Riesen macht in ihre Wirbel hin, Und sicht er auch mit hoffnungsvollen Blicken In Sturmesnächten mild're Sterne glühn, Sie können nie auf ewig ihn beglücken: Ein schwarz Gewölle wird sie bald umziehn; Denn unser Leben, wie des Meeres Wallen Ist nur ein ew'ges Steigen, ew'gcs Fallen. Lweite Liebe. I. Wie soll ich liebend Dich umfassen, Und glauben, was Dein Mund verspricht, Da treulos Du selbst d i e verlassen, Die einst Dein Leben, Lied und Licht? — „Wohl hieß mein Licht sie, Lied und Leben, Wie damals lüg' ich jeut auch nicht; Drum ruf ich kühn, du bist mir wert her, Als all mein Leben, Lied und Licht. —" * Dem Tag' hast Du ihr Aug verglichen, Ihr Haar den Sonnenstrahlen mild; Ey ist's schon Deinem Sinn entwichen, Daß Sonn' und Tag der Treue Bild? * „Der Nacht vergleich' ich Deine Locken, Dein Aug dem Mond' in nachr'ger Luft; Ey, sollt' ich's Dir wohl erst noch sagen, Daß Nacht und Mond zur Liebe ruft ?" * 34 Und schwurst Du nicht, eh' zu erbleichen, Als Dich zu wenden je von ihr? Drum gingst Du mir langst zu den Leichen, Drum, todter Mann, hinweg von mir! „Wohl schien ich selbst mir ein Dcgrab'ner, Der langst schon unterm Rasen schlief; Du wecktest mich, ein milder Engel, Der mich zurück ins Leben rief." n. Cin Pilger zog nach Jerusalem, Da sah er ein großes Dorf; Er glaubte dicß sey Jerusalem, Und zog in das große Dorf. Er blieb, denn ihm gefiel cs gar wohl, Er wähnt sich am rechten Ort; Doch als sein Jrrthum ihm wurde kund, Da zog er gleich wieder fort. Der Pilger, der lebt noch heut zu Tag, Du siehst, ich Meine mich; Doch, w o mein Jerusalem ich fand? — Das weißt Du so gut als ich. Lil. ES wird, wer Heuer nicht recht klug, Aus's Jahr vielleicht gescheidrer; Eesällt's Dir nicht in diesem Land, Ey wandere nur weiter! Zum zweitenmal senkt nicht umsonst Sein Net, der Fischer nieder; Und fällt die Art nicht gleich den Stamm, Frisch auf und schwing sie wieder! * Es sprengt der erste Lenzblick nicht Der Wasser eisige Brücke, Es schmilzt das weichste Herzchen nicht Beim ersten Liebcsblicke; Trifft Amors erster Pfeil nicht recht, Dann folgt ihm bald der zweite, Und ob er trifft, und wie er trifft? Fragt alt' und junge Leute. n Warum auch zweite Liebe Noch stets mit bangem Muth, Mir Angst uns füllt und Zweifeln, Wie's kaum die erste thut? — » Seht? ein ergrauter Bergmann Fahrr in der Grube Nacht, Und alle Weg' und Tritte Kennr er im weiten Schacht. Er, dem wie seine Hütte Bekannt der Schacht langst ward, Bekreuzt sich doch und betet Bevor er wagt die Fahrt. v Schönste, darf mit stillen Wünschen Sich Die nahen meine Liede? „Hoffen magst Du, Freund, denn Hoffnung Ist die Sonne dieser Welt." Wahr verglichen! meine Holde; Hoffnung, traun, ist eine Sonne ; Denn wer stets zur Sonne blicket, Schaut stch noch am Ende — blind. VI. Wenn die Stern' am Himmel blinken, Menn ihr Reigen nächtlich webt; Künde treu mir, wo der erste, Wo der Sterne letzter schwebt? Wenn im regen Wogentanze Welle mit der Welle tauscht, O so zeig' mir, wo die erste. Wo der Wellen letzte rauscht? * Und vermagst Du's, so enträthsle Lose mir das Schwerste treu, Wann nach Herzens Zeitenrechnung Erst' und letzte Liebe sey? VH. Durch der Seele Tiefen klingend Weht in mir ein Harfenpanr, Brausend tont das Spiel der einen, ' Das der andern sanft und klar, Zwei der Kräfte, die sich hassen, Geben ihnen Klang und Laut, In den Saiten wühlet diese, Jene streift sie leis und traut. * Wie von Fels aus Fclsbett stürzend Wild der Katarakt erdröhnt) Wie avenn Donnerkeile rasen, Dumpf es durch die Bergschluchr stöhnt, Wie der Sturz der fessellvsen Schneelavin' im Thal verhallt, Also auch die eine Harfe Mir im Dusen dröhnend schallt. Doch wie über Rosenhaine Zephyr haucht den Mvrgenkuß, Wie aus fernen, fernen Welten Der Geliebten lcifcr Gruß, Wie bei Nacht sich's still harmonisch - Zn Cppressenwipfeln regt; Tönt der andern Harfe Lispeln Zart ovn milder Kraft bewegt. Lichtgcstalten ziehn vor's Auge, Wenn die Eine tönend wallt. — Nachtgezeugte Schreckcnsfratzen, Wenn die Andre tobend schallt. — Hätte doch die beiden Kräfte Gleiches Streben hold vereint! Aber ach, in wildem Grimme, Blieben stc sich ewig feind. * Bis zersprengt die letzte Saite, Bis die Harfen morscher Staub, Bis der Seele Hallen klanglos, Und ich der Vernichtung Raub, Bis das schwache Haus, in Trümmer Sinkend, einst zusammenbricht; Dann befeinden sie sich nimmer, Aber ach! — sie tönen nicht. vm. Ich wollt' ja gern der Eure werden, Ihr Herrn mit Froschcsblut, Mit Euch am glühen Heerd erstarren, Und frier'n an loher Gluth, Mit Eis den Busen überpanzern Das Herz erstarrt zu Eis, Und Frost das Hirn und Frost der Busen, Erst noch so glühend heiß. -r- Doch sagt, ihr tragen Eisgestalten, O nennt mir eu'r Geschick, Wenn euch im Frühlingsglanz belächelt Der Sonne warmer Blick? Das Eis zerrinnt zu trübem Wasser, Auch ihr zerfließet so Zu Wasser, dem Geschmack und Leben Dem Färb' und Geist entfloh, 4 Drum schmäht die Glukh nicht, die im Busen Mir flammend eingekehrt; Selbst Perl' und Diamant erborgen Won innrer Gluth den Werth. Sink' ich auch in mich selbst zusammen Ein glühender Vulkan, Mag seyn! wenn nur der Lieben Einer An mir sich warmen kann. IX. Ich hab' eine alte Muhme, Die'n altes Büchlein hat, Es liegt in dem alten Buche Ein altes, dürres Blart. So dürr ist wohl auch die Hand schon, Die ihr's im Lenz einst gepflückt. — Was mag doch die Alte haben: Sie weint, so oft sie's erblickt? — X. Gcsä't hab' ich meine Freude Tief in die Erde hinein. Doch weil sie zu tief, drum wollte Nur spärlich die Aernte gcdeihn. * Hinauf an den höchsten der Sterne Geheftet hab' ich meinen Schmerz, Doch weil er so hoch, drum fiel er Mir doppelt schwer nun aufis Herz. 5 XI. Mädchen, sahst Du jüngst mich weinen? — Sieh' des Weibes Thräne dünkt Mir der klare Thau des Himmels, Der in Blumenkelchen blinkt. * Ob die trübe Nacht ihn weinet, Ob der Morgen lächelnd bringt, Stets doch labt der Thau die Blume Und ihr Haupt hebt sie verjüngt. * Doch des Mannes Thräne gleichet Edlem Harz aus Ostens Flur, Tief in's Herz des Baums verschlossen,. Quillt's freiwillig selten nur. Schneiden mußt Du in die Rinde Bis zum Kern des Marks hinein, Und das edle Naß entträuselt Dann so golden, hell und rein. * Bald ist zwar der Born versieget, Und der Baum grünt fort und treibt, Und er grüßt noch manchen Frühling, Doch der Schnitt, die Wunde — bleibt. * Mädchen, denk' des wunden Baumes, In des Orients fernen Höh'n; Mädchen, denke jenes Mannes, Den Du weinen ernst gesehn. Xss. Von den asten Heimathbcrgen, Ideen Tristen, See'n und Bächen, Träumt ein armer Schweizcrsöldling Fern auf Flanderns Nebelflächen. Von des Segens goldnen Burgen, - Drauf der Freiheit Banner schwirren, Träumt auf faulem Stroh der Sklave, Bis ihn weckt der Kette Klirren. * Sihend tief in kalter Felsklnft, Drein nie fiel ein Strahl der Liebe, Einsam stets, träum' ich und singe Mädchen, stets von Deiner Liebe. Xill. Ep, welch wundervoller Strauß Dir am Busen nicket! Der Geliebten treue Hand Hat als süßes Liebespfand Dir ihn wohl gcpflucket? „Ja, sie pflückt' ihn, sie hieß mich Ihn am Herzen tragen; Doch als Liebespfand? — o nein! Daß versteckt die Wunden sep'n, Die ste dort geschlagen." X!V Die Freude regt ihr Lenzzcficder, DaS Bächlein springt, das Veilchen blüht, ES jubeln froh wohl tausend Lieder, Doch traurig tönt ein einzig Lied : Wenn andre Kcblen freudig schlagen, Wenn ringS crwacbt der Jubclschall, Stimmt bange Töne, süße Klagen Die licbcSrranke Nachtigall. * So, ob mich Liebe gleich durchglühte, Ob auch Erfüllung mich nicht floh, Ob Lust und Freude mich umblühte, Ward mein Gesang doch nimmer froh; Selbst wenn mit holdem Lilienarme Mich Liebchen traut und warm umschlang, Sang ich von süßem LicbeSbarme Zur Harfe, manchen Trauersang. XV. Es fegest sanft auf Silbcrwogen Im Schneegewand der hehre Schwan, Gesanglos ist er lang gezogen In stummer Lust auf seiner Bahn; Jetzt La der Pfeil sein Herz durchdrungen, Da ihm der Tod im Busen glüht, Was in der Freud' er nie gesungen, Er stngt's im Schmerz: sein erstes Lied! — Und so, ob auch ein Kranz von Leiden Die Dorncnarm' um's Herz mir schlang ; Singt doch mein Lied der Liebe Freuden, Der Liebe Lust bleibt mein Gesang; Ob den Vernichtungskeim ich fühle, Ob todcswund auch meine Brust, Ob mir der Pfeil im Herzen wühle, Im Schmerz sing' ich der Liebe Lust! Der Liebe Verlust. Zeiqt die trübe dunkle Teile Dir auch vsl das Leben Jft's vvin Bild dvch nur der Schatten, I Auf schwarzbebangenem Gerüst' der Trauer Lag sie, die ich geliebt, im Liljenkleid. Rings um das Bildniß des Erlösers glomm Trübflackcrnd Kerzenlicht und schimmerte Mit müdem Strahl durch's düstere Gemach. Dort im Gefäß, gefüllt mit Weihbronn, lag Des Rosmarines deutungsvoller Zweig. Sic aber schlief, so ruhig blaß und schon, Die Hand' am BuseN über's Kreuz gefaltet, Ein dust'ger Kranz umschlang der Jungfrau Haupt. Stumm war ihr Mund, doch ahnt' ich, was er sprach, Und spiegelt meinen Liebesblick auch nimmer Ihr Auge wieder, sicht's doch Erdenlcid Nicht mehr, und wird vom Weinen nimmer roth. Allein kniet' ich an ihrem Todesbett', Dumpf summt des Thurmes Glocke: Mitternacht! Und was der Schmerz verboten erst, erzwang Er nun gebietend, und besiegt von ihm Sank ich kn Schlummer und in solchen Traum: Durch rosiges Gewölk' sah ich sie lächelnd Hinschweben und des Lichtes Wohnung grüßen. Es strömt, in Wellenlocken, fließend Gold Als Haar ihr von der heir'ren Stirn'; doch nicht . Gewöhnlich Haar und nicht gewöhnlich Gold! Nicht schmückt mit höherm Reiz' ste sekt der Himmel, Denn allen Schmuck gab er ihr schon auf Erden; Und wie durch's Leben einst, so wandelt sie Nun durch des ew'gen Frühlings Haine hin. Doch an der Brust blinkt ihr ein Perlenkranz, Ich kenn'ihn wvhll der Liebe Thränen sind's, Die wir zusammen einst geweint. Und sieh: Nun preßt sie warm an's Herz das edle Kleinod, Und legrs dann nieder still vor Gottes Thron, Der Traum wich. Träger harren schon der Bahre, Durch's Fenster hoch flammt Morgenroth herein; Und ich verstand, und weinte nimmermehr. Der Leiche naht' ich leise, und besprengte Sie dann, still segnend, mit dem heil'gen Bronn. II ' Todt ist und zweifach cingcsargt wem Liebchen: Dort in der Erdgruft unter kaltem Strin, Und hier in meines Herzens wärmstem Stübchen; Welch Grab von beiden ihr mag lieber seyn? * Gcsanglos ließ man sie zu Grabe bringen, Doch mir im Herzen scholl der Leichenfang; Da ging cs an ein Pochen und ein Klingen, Daß bei dem Lied mir fast Iver Kopf zersprang. Der Grabstein bricht einst auf wie Knospenhülle, Draus taucht die junge Rost an's Morgenlicht, Doch mir im Herzen ruht sie tief und stille, Dieß Grabessiegel sprengt sie ewig nicht. * Auch ist ihr drinn ein Monument errichtet, Wie sich's ob keiner Königsleich' erhebt, Denn Pyramiden, himmelhoch geschichtet, Und Tempel stürzen, doch mein Herz, das — lebt! — m. Des Hügels Gras, jetzt frisch und grün, Erstirbt von Winters Hauch, Stehn bleibt das Kreuz nur, fest und kühn, Nach treuen Wachters Brauch. * Dem Gras gleicht meines Lebens Bahn, Mein Schmerz dem Kreuz von Stein; Und ewig treu Dich zu umfah'n, Möchr' ich Dein Sarg wohl seyn. IV. Die Stätte, wo Du jetzo schläfst, Und ruh'st von ird'scher Qual, Als Du noch auf dev Code giengst, War sie gar wüst und kahl. Doch sich', welch süßes Blumcnheer Jetzt dort in Fülle sprießt! O lebtest Du nur wieder auf, Wenn's dort, wie vor- so wüst!! v. Wann ich immer kommen mag, So bei Nacht und so bei Tag, Stets auf ihrem Leichcnstein Glänzet Thau, wie Silber rein. * Zieht der Morgen erdenab, Wallt er auch zu ihrem Grab, Und legt auf des Grabes Rain Opfernd Perl' und Edelstein- Zieht vorbei an ihrer Gruft. Abend mit Gesang und Duft, Sprengt er sanften Regen hin, Daß die Blumen fürder blühn. * Wenn in Kummer und Gebet Nacht am frischen Hügel steht, Ringt sich eine Thräne los Ihrem Auge, hell und groß. Mehr als Morgen, Abend, Nacht, Hot Mittag des Fpau's gebricht; Doch woher? will mir nicht eia; Steh' doch ich am Grab' allein. « VI. Mancher Brautkranz sproßt' und blühte Aus des Kirchhofs Mutterschooß: D'rum im Haar der Braut noch träumt er Ton dem Erab', dem er entsproß. Mancher Todtenkranz entkeimte Lustig blüh'nder Gartenflur: D'rum am Haupt der Leiche denkt er Noch an Lenz und Garten nur. VH. Als an ihrem Mund' ich hangend Sog noch ihren Odem ein, Träumt' ich viel von Tod und Trennung, Und von Sarg und Leichcnstein. * Nun ich steh' an ihrem Grabe, Träum' ich nur von Liebesgruß, Und wie ihre Wangen glühten, Und von ihrem ersten Kuß. Vkls. Du Krabcsrost wurzelst wobl In ibrcs Herzens Schooß, lind ibrcs ew'gen Schlafes Hauch Zog Deine Keime groß, Du saugest Glutb und Lebenskraft Aus ibres Herzens Blut, Sic gab ja Leben stets und Lust, Und gibt's noch, wenn sic rubt. Dein Lächeln und Dein Duften stablst Und schlürftest Du aus ibr. Den rvtbcn Kelch, den formtest Du Aus ibren Wangen Dir; Die Purpurblätter sogest Du Aus ibrcm süßen Mund, Drum sind sic auch so rvtb und lind, So duftig und so rund. * Sic gilb Dir Blatter, Färb' und Duft, Gab Glurb und Leben Dir, Woher doch nahmst die Dornen Du ? Die kommen nicht ovn ibr. — Willkommen denn und bleibe mein! Wenn Haß und Nacht mir droht, Erinn're mich Dein Flammenkelch An Lieb' und Mvrgcnroth. -r- So ruhe denn an meiner Brust, Sey Du mein Hochzeicsstrauß, Und wem ich mich hab' angetrant. Sag Du start meiner aus; Sc» Du mein Zeichen in dem Streit, In dieses LebenS Schlacht, Und führe mich zum Siege bin Durch Sturm und Wcrrernacht! IX. Der Winter steigt, ein Riesenschwan, hernieder, Die weite Welt bedeckt sein Schncegefieder. Er singt kein Lied, er liegt so stcrbensmatt, Und ruhet brütend ob der tobten Sank; Der junge Lenz doch schlaft in seinem Schooß, Und saugt an seiner kalten Brust sich groß. Und blühet einst in tausend Blumen auf, Und jubelt einst in tausend Liedern auf. * So steigt, ein bleicher Schwan, der Tod hernieder, Senkt auf die Saat der Gräber sein Gefieder, Und breitet weithin übers stille Land, Selbst still und stumm, bas starre Eisgcwand; Manch frischen Hügel, manch verwebt Gebein, Wohl thcure Saaten, hüllt sein Busen ein; — Wir aber stehn und blicken harrend hin, Ob bald die Frühlingskeime auferblühn?! — X. Mit Dir zu jubeln taugen wohl die Menschen, Doch nicht zu weinen. Flammt Dir Schmerz im Busen, O suche Dir bei Menschen nicht den Trost. Der Eine giebt Dir Liebcsschwänkc preis, Wenn eben Du die Braut zu Grabe trugst; Starb all Dein Glück, Freund oder Vater, — fragt Ein Anderer gar: Schatz, Sie befinden sich — ? XI So träufle denn, 71atur, 7 u mir in's Herz. Des Trostes Boksam! — Doch, fleh' ich umsonst? Und bleibst unwandelbar Du, wenn sich auch Mein innerst' Selbst verwandelt mir entrückt? Noch glanzet Deiner Sonne Strahlenanrlitz, Und lächelt, wie zur Lust einst, jetzt zum Schmerz; Ihr offnen sich wie sonst der Blumen Kelche, Ihr Bildniß trägt noch stets der Strom am Herzen, Und lautbezrüßt vom Hain und seinen Sängern, Erwacht sie stets und schlummert stets hinüber. — Schön ist Dein Antlitz, o Natur, doch kalt, Kalt, wie die schönen Menschenangesichter, Und Mitleid spiegelte sich nie daraus. Denn Deine Thräne selbst, den Thau, den Du Auf einsam stille Gräber weinst, den träufelst Zugleich herab Tu auf des Elück's Palläste. XLk. Sieh! nun auf ihren Leichenstein seht flatternd Ein weißes Täubchen sich. Der Liebe Grüße Dringt's wohl von fernher ferner Liebe zu; Jetzt wühlt cs mit dem Schnabel sanft im Fittig, Dann flattert's auf und fliegt an's frohe Ziel. Dank Dir, o Liebesbotin! — Ich verstand; Du theurer Grabeshügel sep auch mir Ein Ruh'sitz auf ermüdend rauher Bahn, Und fort dann rüstig auf betonten Schwingen, Ln'ö Ziel fort, wv die Liebe meiner harrt! — Mgnetten Mr Liebende. Deutung. Tief km Gewübl des Jahrmarkts Da stand ein Puppenspicli Der Mann, dem es zu eigen, Der war gar blaß und still. Mit Schwänken und mit Possen Ergont er wohl den Schwarm: Er selbst blieb trüb und traurig, Versenkt in stillen Harm. Die Menge klatscht ibm Beifall, Und lohnt ihm reich mit Gold; Der Mann blieb trüb und traurig, Was soll ihm auch das Gold's Ein Gönner schickt zur Labung Manch schönes Faß mit Wein, Der Mann blieb trüb und traurig, Was soll ihm auch der Wein? Ein dritter Kunstentzückrer Sandt' ihm gar emen Kranz; Der Mann blieb trüb und traurig, Was soll ihm auch der Kranz? Ein Mädchen sah von ferne Zum bleichen Manne hin; Ihr Auge blieb nicht trocken, Als naß das seine schien. * Der Mann war nimmer trübe, Sein Äug' ist Heller Glanz; Erst jetzt gewann Bedeutung Ihm Wein und Gold und Kranz. * Sein Glas, voll edlen Weines Schwingt er nun lustverklärt; Ein Herz ist ja gefunden, Auf dessen Wohl er's leert. * Ein friedlich Haus zu bauen, Genügt das Gold ja ganz, Und in des Mädchens Locken Fügt sich so schon der Kranz. Der Ausgeschlossene. Ich hegte neun Freund' in des Herzens Grund, Der zehnte war ich im verbrüderten Bund; Ein Band war's, das um all die Herzen sich wand, Schied gleich uns das Leben mit feindlicher Hand. -V- Einst traten im festlichen Saale wir ein. Da standen der vollen Becher wohl neun; Ei» jeder der Neune erlabte sich, Ach! aber kein Becher erquickte mich. * Es schwirren im Dorf neun Rädchen im Chor, Wohl sitzen neun liebliche Mädchen davor, Ein jeder der Freunde holt eines sich, Ach! aber kein Mädchen umschlinget mich. -r- Neun Trauungsaltär' und Geschmeide von Gold, Neun Lieder der Freud' und des Trostes, so hold. Und eines für jeden der seligen Neun, Kein Lied doch, kein Altar, um mich zu crfrcun! -r- Zm friedlichen Thal' sind neun Hütten zu schau'n, Trinn wohnen die Freunde mit ihren Frau'n, Doch hätt' ich ein Bräutchen auch mit mir gebracht, Für mich war wohl keine der Hütten gemacht. Es stoßen neun rüstige Schiffe oom Strand, Drinn segeln die Freunde zum seligen Land, Kein Nachen doch führt zu dem Ufer mich hin, Wo Lieb' und Freud' und Seligkeit blühn. 4- Und als sie geankert am seligen Strand, Da trägt man vom Borde neun Leichen zu Land; Sein Weib verlor wohl ein jeder der Neun, Mir aber starb keines, weil keines mein! Längst rubn auch die Neun im ewigen Traum Beisammen dort drüben im Gartcnraum; Das Gärtchen doch faßt die neun Gräber kaum, O Himmel, o mach' für ein zehntes noch Raum! 4- So einte, so schied uns des Lebens Gebot, So trennte, so eint einst die Müden der Tod; Denn faßt auch das Gärtchen neun Gräber jeht kaum: Der Himmel, der macht für ein zehntes noch Raum. Elfenliebe. Es kam der Lenz, das Bächlein schwoll, Und rauscht' und klang gar wundervoll; Der Len; blickt sanft in den Wellenrechn Und streut all seine Blüthen hinein. * Und Strvmman sitzt inmitten drinn, Die Wellen rauschen flüsternd um ihn, Er schaukelt sich im Fluthengewühl Und meistert sein klingend Harfenspiel. „Schön Elma, willst mein Liebchen senu, Dir will ich die klingende Harfe weihn,^ In Frühlings schönstem Rosenstrauß Vrbau'n wir aus Lenzduft unser Haus. * „Da will ich singen von Wundern der Luft, Von Wundern der wogenden Stromcsgruft, Ich will Dir singen zu Tag und Nacht Von herrlichen Wundern, die Liebe vollbracht. „Wir baden uns im Morgentbau, Wenn er herabperlt auf die Au; Und küßt sich ein liebend Menschenpaar, Dann ist ihre Lippe unser Altar. -r- „Und weint ein liebend Menschenpaar Die Thräne, die Lrebessthnen gebar, Die Thräne soll Dein Spiegel sepn, Und lächelnd blickt Dein Antlitz drein." — — So sang der Elfenbarde im Quell, Und sang noch ost zur selben Stell, Und sang nicht umsonst zu Tag und Nacht Von herrlichen Wundern, die Liebe vollbracht. Und küßt sich ein liebend Mcnfchenpaar, Dann schimmern wohl Thränen perlenklar. Und drinn glänzt oft ein lächelnd Gesicht, Wer kennt nun das lächelnde Antlitz nicht» Elfenkönig O' Donoghue. Die Mahensonn' kommt aus dem See gezogen. Wie eine Kön'ginn aus des Bades Fluth, Noch schwimmt der Purpurmantel auf den Wogen, Nenn' ich sie glüh'nde Fluthen, flsiß'ge Gluth? — Weißbärt'gc Diener dort: die alten Berge, Sie bringen Goldgeschmeid', der Schönheit Zoll) Die jungen Hügel hier: dieiistscrt'ge Zwerge, Sie stehn mit Blumen alle Hande voll. 4- Seht nun, wie's kocht im schäumenden See! Auf sprüht's, wie stäubende Flocken von Schnee, Und wühlt, wie mit Rossehuf, sich hervor, Und glitzert, wie flammende Panzer, empor. 4- Aus weißem Rosse steigt, im Waffenglanze, Ein junger Held, aus der gespalt'ncn Fluth; Ob auch das Schlachtschwcrt an den Lenden ruht, Schlingt doch um's Haupt der Ochlzweig sich zum Kranze. Ob Schild und Panzer sich zum Kriegsschmuck eine, Spricht Friede doch die milde Gluth des Blick's, Und ob er auch des Krieges Sinnbild scheine, Ist Schutzgeist er des Friedens doch und Glück's. * In küblen Flutbcn, d.i blüht sein Reich, An Fried' und Segen ist keines gleich; lind das: er auch segn' und beglücke die Welt, Erscheint mit dem Len; alljährlich der Held. Dor allen doch will er die Menschen segnen, Die seiner stillen Friedensbahn begegnen; Beglückt, wer ihm in's Auge schauen kann! Da zündet Lieb' ihr mildes Licht sich an. Der goldne Friede blickt aus seinen Augen, Und hagres Elend wandelt sich in Glück, Der blasse To- selbst könnte Leben saugen Und Siechheit Krast ans seinem Wundcrblick. -d Hichcr, v Freundschaft den welkenden Kranz! Rasch blühn die Blumen im Frühlingsglanz. O Wehmuth, hiehcr Dein gcbrochncs Hetz! Bald schlüg' es entfesselt oon Sorg' und Schmerz. Seht seine Schaar in Schncegewändern glänzen, Won Perlen trieft das weiche Lockenhaar, Hier bieten Jungkrau'n goldne Früchte dar, Dort winken Jünglinge mit Blüthcnkranzcn. Und über'm Wasser stngt's, wie junge Quellen, Wenn Rosen singen konnten, war's ihr Klang; Doch ist's ein Frühlingspsalm der regen Wellen? Jst's liebestrunkner Elfen Zaubcrsang? — § „Heran all ihr Menschen und hieher den Blick! O' Donoghue nahet und spendet euch Glück; Erfreut euch der Sonne, so lange sie blinkt, Umarmet das Glück, so lang cs euch winkt!" * Da hüpft der Gießbach froh im schnellern Drange, Fromm blickt das Veilchen blauen Aug's empor, Zur Sonne steigt ein junger Lerchcnchor, Und Nos' an Rose lehnt die glühmde Wange; In Morgenwolken raucht die Fichte kühn, Im Kronenschmuck der Listen blühn Demanten, Aus Grüften selbst ist Leben frisch erstanden, Und Graber kleiden sich in Hoffnungsgrün. * Und was sich noch regen und singen kann, Laut schwebt's im Liedersturme heran; Ach aber kein Mensch vernahm den Gesang, Kein Mensch die weiten Gefild' entlang! — * Schon will mit seiner Schaar hinab der Held, Jn's Reich des Friedens, in die Heimathwelt; Noch einmal sieht man Schild und Panzer glänzen, Noch einmal scharrt der Rosse Silberhuf, Noch einmal winkt es mit des Segens Kränzen, Noch einmal freundlich klingt des Liedes Ruf; Sich da, jetzt kann's sein forschend Aug erspähen: Ein Menschenpaar auf blum'gcn Ufershvpen! .... 4- Im Grünen da ruht cin licbcndes Paar, Das blickt sich in's Antlitz, so innig und klar, Das blickt sich in's funkelnde Auge hinein, Und sieht nicht die Welt, sicht sich nur allein. -s- Der Kran; winkt wieder, — ach sie sehen nicht! Gesang ertönt, umsonst, — sie hören nicht! Der Held blickt segnend aur die Fluren wieder, Jetzt aber fährt er in die Fluthcn nieder, Die luft'ge Wunderschaar sinkt tönend ein, Und ruhig drüber rauscht der Wogen Rcih'n. Doch, wo versunken sie, an jener Stelle Taucht nun ein Blumcnciland aus der Welle. Die Liebenden ruhn umschlungen, wie vor, Nur seliger pochen die Herzen empor, Der Himmel ist doppelt goldig und licht; Doch wie es sv kam? — sie wissen cs nicht. Name, Bild und Lied. Es ziebn drei Gesellen in's Weite hinaus, Es litt sie nimmer im engen Haus; Ein jeder doch nahm was Liebes mit sich. Das hegt' er und pflegt' er gar inniglich. * Der Erste ein wackerer Goldschmied war, Der trug ein Ringlein aus Liebchens Haar, Das hatt' er gefaßt in Gold und Stein Und Ihren Namen gegraben darein. * Der Zweite ein herrlicher Maler war, Der trug ein Bildniß gar wunderbar, Es war des Liebchens lächelndes Bild, Das trug ep auf seinem Herzen als Schild. * Ein Dichtcrjüngling der Dritte war, Mit blühendem Antlitz und güld'nem Haar, Trug Bild und Namen im Herzen sein, Manch schönes Lied noch obendrein. 101 Und wie sie einst seh'n in den Strom hinab, Sinkr's Ringlein des Ersten in's Wcllengrab; Und wie ste einst stehn auf hohem Thurm, Da raubt das Bildniß des Zweiten der Sturm. * Die Beiden ringen die Hände sich wund, Doch jubelnd tönt des Dichters Mund; Trägt Namen und Bild ja im Herzen sein, Manch schönes Lied noch obendrein. Die Farben, „Drei der Farben liebt' ich innig, Hätte für sie Leib und Gut, Und der Augen Licht geopfert, Und des Herzens warmes Blut; Weiß die erste war der Farben: Meines Vaters Silberhaar, Nvth die zweite war aus ihnen: Meiner Liebsten Wangenpaar, Dritte war: das Grün der Fluren, Deiner Fluren Festgewand, Deiner Auen Brautgeschmeide, Süßes, theurcs Vaterland! „Alle drei hast Du vernichtet, Gvttcsräub'rischer Barbar! Hast erwürgt den süßen Vater, Und zerrauft sein greises Haar; Hast geschändet die Geliebte, Und gebleicht der Wangen Roth, Daß sie eine welke Blume Sank und starb im grausen Tod; Hast zertreten und zerstampfet Meines Landes friedlich Grün, Daß, wo einstens Dankaltäre, Fackeln der Verheerung glühn! * „Treu doch lieb' ich noch die Farben Inniger als Leib und Gut, Warmer als das Licht der Augen, Wärmer als des Herzens Blut, Weiß die erste :nän zwei Listen Die an jenen Gräbern blühn, Wo die Hüllen meiner Lieben Rasten von des Lebens Mühn; Roth die zweite: toller Mörder, Dein und deines Volkes Blut! Dritte ist das Grün des Rasens, Unter dem mein Herz einst ruht. — " * Also sprach der Heldenjüngling, Stehend an der Seinen Grab, Eine Thräne — wohl die letzte — Perlt auf ihr Gebein hinab, Traurig blickt sein Feucrauge Hin auf Hellas Blutgefild, Rings Entsetzen der Vernichtung, Rings des Mordes Schreckensbild! Schon hat er das Schwcrdt umgürtet In der Rache wildem Krampf, Und für Vaterland und Freiheit Stürzt er in den blut'gen Kampf. 4- Doch schon eh' er ausgekämpfet Rubt er nntcrm Nasengrün, Uedcr seinem Sarge roller Würhend noch die Schlacht dahin, Doch im Tod soll ihn erfreuen, Was einst seiner Liebe Preis, Und auf seinem Grabeshügel Einet sich der Farben Kreis. Auf des Rasens G r ü n strömt röt h e n d Feindesblut im reichen Lauf, Und im nächsten Frühlingsstrahle Blüht die weiße Lilje drauf. Des Klephteii Gaben. Heimwärts kam ein Klephte aus dem Kampfe, An die Brust sinkt ihm die treue Gattin, Und zwei Knaben frisch und freudig rufen : „Gott grüß, Vater! dachtest Du auch unser?" Doch das dritt' und kleinste in der Wiege Streckt die zarten Hände ihm entgegen. Und er spricht zum Knäblein in der Wiege : „Armer Schalk! mich dauert Deine Blöße, Brachte Stoff zu decken Deine Nacktheit, Mütterchen soll Windeln draus Dir schneiden." Zog aus dem Tornister einen Turban. — Dann zum zweiten sprach er lächelnd also: „Gern, ich weiß es, spielst Du mit dem Dalle, Habe Dir gebracht drei runde Bälle, Bring' viel solcher Ball einst Deinen Söhnen, Und hoch in die Lüfte laß sie fliegen." Und er zog heraus drei Türkenschädel. — Küßt' dann auf die Stirn' den dritten, ält'sten, Schnallt ein blankes Schwcrdt ihm um die Lenden, Hängt ihm eine Büchfe auf die Schultern, Also sprechend: „Auf, wir ziehn zusammen! Freut, ihr Andern, euch auf uns're Rückkehr! Doppelt wiegt die Beute, die wir bringen, Windeln für die Kinder von zehn Dörfern, ? Bulle für die ganze Nachbarschaft." Das Land der Freiheit. Es schlief ein Greis auf jenem Feld/ Wv man die Schlacht geschlagen, Er schlief wohl an zehn Stunden^fchon, Seit ausgetvbt der Schlachtlärm, Und wer den grauen Schläfer sah, Seufzt: Friede mit den Tvdtcn! — Doch setzt erhebt der Greis sein Haupt, Und öffnet seine Wimpern, Und reibt den Schlaf Ach aus dem Äug' Und blicket starr hinfürdcr. Es lag ein stilker See vor ihm Mit purpurrvlhen Wellen. „Du ebner See!" so lispelt er, „Wie friedlich fließt dein Wasser, Wie glühen deine Wellen all' So schon im Vivrgenrvthe! So hehr erglänzt das Frühroth nur Im gold'nen Land der Freiheit! —" * Mel hundert Männer lagern rings Am Strand des See's und schlafen. „Du sel'ge Schaar, wie schläfst du süß Im freien Himmelssaalc! Nicht scheinest du des 'Wüthrichs Rus, Nicht Räuberschwcrdt zu fürchten; So sicher, traun, und friedlich schläft Sich's nur im Land der Freiheits" Und neben ihm, im grünen Gras, Da ruhn zwei holde Kinder; Zwar regungslos, doch halten sie Sich warm und fest umschlungen. „O schönes, zartes Dlumenpaar, Umkos't oom Hauch der Liebe! Solch süße, heil'ge Liebe lebt Nur in dem Land der Freiheit." Es neiget mild sich über ihn Ein lieblich Fraucnantlih; Sein müdes Silbcrhaupt ruht saust Im Schoosi des holden Wesens. „Aus solchem Kissen schläft man nur Im schonen Land des Friedens! Und solche Enget wachen nur Im gvld'ncn Land der Freiheit! —" 4 Er liSpelt'S leis, und senkt das Haupt, Und schließet still das Auge, Und nimmer vffnet's mehr der Greis, Erhebt nie mehr das Antlitz. — O armer und doch sel'gcr Greis, O schlafe fort und träume! Erwache nie, daß keiner Dir, Was Du gesehn, je deute! * Nicht lieh das rosige Morgenrvth Dem See den Purpurmantel; Vom Blute nur ist er so roth, Vom Blute Deines Volkes! Die Schläfer — Deine Brüder sind's, — Erwachen nimmer wieder, Die Kinder — Deine Enkel sind'S — Die starben Hungertodes, Das Frau'nbild — Deine Tochter ist'S^— Weint über Deiner Leiche. Harfe und Elemente. Ein Greis, gekrönt mit Lorber, stand Auf einem Fels am Meeresstrand, Die Harke hielt er in der Hand, Und blickte starr in's weite Land, Jn's tiefe Thal hernieder strahlt In hoher Würde die Gestalt, Ein ruhigschönes Heil'gcnbild; Und wie ein Frühlingswölkchen spielt Der greisen Locken Silberstrvm Hinaus in den azurnen Dom. Jetzt rollt der Zeiten ernster Lauf Vor seinem inncrn Blick sich auf, Er sicht manch Bild, so klar und schön, Manch thcures Wesen vor sich stehn, Sicht sich vor allen Sangern reich, Sv kräftig kühn, so mild und weich; Die Kunst reicht ihm den schönsten Kranz, Die Liebe strahlt im hellsten Glanz, Und schützend führt das Leben ihn Zum Tempel ew'gen Ruhmes hin. — 8 114 O schöner Traum, du blühst nicht mehr, Das Herz ist welk und freudenleer, Des Auges Gluth, der Sehnen Kraft Ist nun erloschen und erschlafft, Die Kränze all' erbleicht, zerstört, Der Tempel zumMuin verkehrt? Nun mit dem eignen Lorberreis Bekränzt sein Harfenspiel der Greis. „Hab' Dank du freundlicher Kumpan, Nur Du bliebst treu dem greisen Mann, Du sangst mit mir der Liebe Lust, Mein Bild sangst Du in manche Brust, Hast mir manch Freundesherz erjagt, Mit mir gejauchzt, mit mir geklagt, Hast mitgesiegt in manchem Streit, Hast manche Frcundesbrust erfreut, Und bliebst allein dem greisen Mann, Hab' Dank, Du treuer Leidskumpan. Dein Tagwerk haft Du nun vollbracht, Die Lieben drückt des Grabes Nacht, Zerronnen ist des Lebens Meer, Die Welt ist wüst und thatenleer, Dom Frieden träumen sie zumal,. Und träger Fried ist überall. Der maZ wohl sepn im Grabe gut, Im Leben doch verdirbt cr's Blut; Drum gibt es für uns beide nun In dieser Welt nichts mehr zu thun." § Er faßt die Harfe fest am Schaft, Und schwingt sie mit der letzten Kraft, Sie fliegt durch blaue Aethersbähn , Hell sausend durch die Luft hinan; j Jetzt ist sie nur ein Punkt zu sehn, Jetzt kann kein Blick sie mehr erfpähn. — Die Harfe schwand dem Auge kaum, Da sieht der Greis im blauen Raum Ein mildes Rofenwölkchen glühn, Das neigt sich sanft zur Erde hin. Und siehe da! inmitten glänzt Die blanke Harfe frisch bekränzt, Und durch die Saiten leis' und lind Weht klagevoll der Abendwind. Der Alte doch, mit kaltem Blut, Schürt nun empor der Flammen Gluth, Und faßt und wirft mit fester Hand Die Harfe in des Feuers Brand- — Es zischt empor und flackert wild, Doch aus dem Saitenspiele quillt Es löschend in der Flammen Schooß; Es löst sich jede Thräne los, Die auf die Harst er je geweint, Und löscht und dämpft den glühen Feind. Der Greis mit trotzig starrem Muth Siebt nieder in die Meeresfluth, Und schleudert in des Wassers Grab Die Harfe kalten Bluts, hinab. Es schäumt und braust der Wellenplan, Sinkt höllentief, steigt himmelan; Die -Harfe doch schwimmt über'm Meer, Wie Amphitritens Kahn einher, Und sanft an's weiche Usergrün Spielt kosend sie die Welle hin. * „Und wahrt Dich nicht des Feuers Gluth, Der Himmel nicht, nicht Meeresfluth, So magst Du denn im kühlen Schrein Der Erde wohl geborgen seyn; Wo all die Lieben schlummernd ruhn, Umfang' auch Dich die Ruhe nun. —" Und in den Fels gräbt er ein Grab, Versenkt die Harfe tief hinab, Und wallt mit letztem Sonnenstrahl Hinab in's stille Friedensthal. 4- Und als die Lerche wieder schlägt, Die Flur ihr grünes Brautkleid trägt. Und Alles sprießt und Alles keimt, Und froh die Lebcnsguelle schäumt, Dom ersten Lenztag hell umglüht, Von tausend Veilchen hold umblüht, Begrüßt vom muntern Waldeschor, — Da klimmt zum schroffen Fels empor Mir festem Schritt der Sängersmann. Und als er kam den Fels hinan, Da war rings Alles Lenz und Lust, Lenz ward cs auch in seiner Brust; Und steh! — vom Frühlingsstrahl umglüht, Stand ans dem Erdengrab erblüht, Die Harfe da, im blanken Glanz, Geschmückt mit frischem Lorberkranz. Die Saiten wehn so ernst, so rein, Als griff' ein Geisterfinger drein. * Da blickt der Greis so thränenklar, Der Fels wird ihm zum Dankaltar, Er faßt die Harfe innig an, Und singt, und stngt zu Gott hinan, Singt von beglückter Friedensstur, Don Liebe, Lenz und von Natur, Und finget fort in süßem Drang, Und all sein Leben wird Gesang, Und manchen Jüngling hebt sein Lied, Und manchen Greis verjüngt sein Lied, Und mancher sinkt in sel'ger Lust Dem Sänger an die Freundesbrust. Ein Traum, Im fernen, fernen Meere, Da fegelt bei Nacht ein Schiff, Der Schiffsherr in der Kajüte Lag auf der Matte und schlief. Der Kiel schnitt still und ruhig Den weiten stillen Raum; Jedoch so still und ruhig War nicht des Schiffsherrn Traum: Ihm träumt' ein Blitzstrahl habe Den stolzen Mast zerspcllt, Es seh an einem Felsen Am Sturm Las Schiff zerschellt. Und über Bord geschleudert, Schwimm' er im tosenden Meer, Und Wogenkolosse und Blitze Die sausen um ihn her. * Er rudert mit brechenden Armen, Schon sieht er die Küste nahn, Doch brausend an ihre Felsen Schlägt hoch die Brandung hinan. 4- Auf einem der grauen Felsen Sieht er eine Jungfrau stehn; Sie winkt, und läßt hernieder Zu ihm eine Rose wehn. * Doch dort schwimmt nun ein Balken Zur Rettung ihm heran; Soll er zuerst die Rose, Zuerst den Balken umfahn? Schon brechen die Arme, schon sinkt er Jn's fluchende Grab hinein; Da faßt ihn die Brandung und schleudert Ihn an das Felögestein. — Der Schiffsherr erwacht und stürzet Rasch aufs Verdeck hinan; Doch sicher und ruhig segelt Das Schiff durch die stille Bahn. Die flüsternden Wellen baden Ihr Haupt im Morgenlicht; — Wohl sah er keine Trümmer, Doch auch die Rose nicht. Verschiedene Trauer. Eni Mädchen kniet an einem Leichenstcin, Und xffanzt daneben eine Pappel ein: „Streb' auf zum Aether, schlanker Baum, Auch Er flog auf zum Sternenraum; Wie meine Hände zum Gebet, Sey aufwärts jeder Zweig gedreht; Wie meine Augen sternwärts spähen, Soll jedes Blatt nach oben sehen. Zu ihm, zu ihm! empor, empor! Rausch' es aus Deinem Laub hervor; So, Pappel, auf des Grabes Höhen Sollst, meiner Trauer Bild, Du stehen." Ein Jüngling kniet an eineifl Leichenstein, Und pflanzt daneben eine Weide ein: „Streb crdenwärts, Du Thränenbaum, Auch Sie sank in der Erde Raum; Wie meine Zähren auf dieß Grab, So schüttle Deinen Thau herab; Wie meine Arme abwärts ringen Und gern den kalten Sarg umfingen, Ihr Zweige, so umschlingt dieß Grab. Zu ihr, zu ihr! hinab, hinab! Sv, Weide, auf des Grabes Hohen Sollst meiner Trauer Bild Du stehen." Die beiten Sängerhecre, Einst schlief lch im düsteren Ulmcnhi'.in Nicht fern von den Särgen der Barden ein, Mich sangen die Vögel des Waldes zur Ruh, Es rauschten die Zweige wie Lieder dazu. * Als jegliches Äug' im Schlummer schon brach, Und Kummer allein und Liebe noch wach; Da rüttelc's und schüttelt's an Riegeln und Sarg, Da rüttelt und sprengt es Riege! und Sarg. Wie Woge an Woge im brausenden Meer, Erstebt aus den Särgen ein Harfenhecr, Wohl tausend Gestalten im regen Gewühl, In knöchernen Armen ein Saitenspiel. Die Lippen sind dürr und der Blick ist kalt, Die bleiche Wange verfallen und alt, Und mit den Händen ohne Gefühl Gepocht und gehämmert am Saitenspiel ! Und wie sie da pochen und hämmern fortan, Kein Ton und kein Laut will dem Obre da nahn; So klimpern allnächtlich zur Mittcrnachtszeit Ihr ewiges Lied sie: Vergessenheit! Jetzt schallt's wie der Engel Posauncnruf, Als Welten und Leben der Ewige schuf, Es rauschen des Haines Gezweige so bell, Es säuselt die Wiese, es rieselt der Quell. * Da klappen wohl tausend der Särge zu: Das herzlose Leprergezücht geht zur Ruh, Da springen wohl tausend der Särge auf: Ein Sängergeschlecht beginnt seinen Laus! Ein körnig Geschlecht für endlose Zeit, Gesäugt an den Brüsten der Ewigkeit, Das Auge ein Blitz und doch so mild, Das Antlitz der kräftigen Liebe Bild. * Und siehe der herrliche Bardcnchor Hebt rauschend die klingenden Harfen empor, Wie Scraxhsgebct, wie Sphärengesang, Verhallt es die weiten Gefilde entlang. Vs horchen die Wasser und hemmen den Lauf, Was Leben und Sinn hat, das richtet sich aus; Sv singen allnächtlich zur Mitternachtszeit Ihr ewiges Lied sic: Unsterblichkeit! Wie, liederbegrüßt, von Rosen bekränzt, Die sinkende Sonne im Berggrab glänzt; So rauscht es noch einmal durch Erd' und Luft, Und alle die Sänger versinken zur Gruft. Da rüttelt's mich rasch aus dem Schlummer empor, Schon steigt im Osten die Sonne hervor; Die Steine sind fest, geschlossen die Gruft, Und leise weht drüber die Morgenluft. Und sind auch die Sänger schon alle zur Ruh', Und ihre ewigen Wohnungen zu; Blieb eines der beiden Lieder mir doch, Das sang ich und sing cs wohl^stcrbend noch. Doch welches der Heere zum Sang mich geweiht? Du wirst es enthüllen, Allrichterin Zeit! Denn wenn über'm Sarg mir die Grabrosc blüht, Sing ich wohl mit einem der Heere mein Lied. Inhalt. Gelt« Widmung. L Letter und Lieder. , » » . . L . vu die Wasserscheuen. ,».... Grste Liebe: Die allein. Glück oder Unglück? . Unterschied. -- Der Besuche - i. Fern und nahe. Das Morgenrolh. Welt und Geliebte. . Mein Frühlingslit. . Ein Gleiches, in Prosa. Der Liebesgarten. ? Die Brücke. Zm Bade. . «. Loser Streich. Das frohe Lied. . Die Mode. Die Haarlocke. Das Verinachtniß. Trennung. . 17 1A 20 21 22 2- » 3- 27 29 3N 51 33 35 36 39 51 53 5!» 58 56> 5? 5S -'.S Limite Liebe: I. Wir soll Ich licbcnd dich umstsseu. ..... L» II. Sin Pilger zog nach 2-rnsaleu<. > -> bi III. <5'6 wird, wer Heu r nicht recht klug. .... IS IV. Warum auch zweite eirbc. »> Seile V. Schönste darf nilt stillen Wünschen. .... L8 X. Gesär hab' ich meine Freude. ..... 65 XIl. Von den-alten Heimathbergen. 68 Der Liebe Verlust. !V. Oie Stätte, tvs Du. jel)o schläfst. .... 19 Vm. Du Grabesrose wurzelst wohl. ..... Lk !X. Der Winter steigt, ein Niesenschwan» ...» «6 X. Mit Dir zu jubeln laugen wohl die Menschen. , . S? XI. So träufle denn Natur. ...... 68 XII' Sieh nun auf ihren Leichenstekn seak. ... 89 Vignetten kur Liebende: Deutung. ° . Der Ausgeschlossene. - , . , . Elfenliebe. » . . . . Elfenkönig O' Donoghue. Name, Bild und Lied. ..... Die Farben. SZ SS S1 SS 103 105 108 110 11Z 119 122 124