t»« Mtwoch, den SS. Hktoöer 1871. X. Jah-ganG. M. .«aib,.,« «iw»-« uxd »nita«. Pni,. - sa. °an,jihri, « hiibjjhri, » »in>.Wri» l fl. »0 k: Suftil«»- inß^a^monatlich 10 kr. — mit Postversenditng: ganzjährig 3 si., halbjährig 4 fl., vierteljährig S fl. Snsertionsgebühr S kr. pr. Zeile. Aas Kerreichaus und Aohenwatt. Marburg, 24. Oktober. Di« Hohtmvart'sche Saat schießt in Halme — wird fit aber a«ch grüchte tragen? Zum gewünschten Erfolge müßte, abgesehen vo« Abgeorbnetenhause, verfassnugsgemSß auch das Herrenhaus mitwirken. Wie stellen sich nun die Mitglieder dieses HauseS der ÄuSgleichSregie ruug gkmuüber s Die große Mehrheit deS Herren Hauses ist verfaffungStreu; Mitglieder dieser Par tei solle« bereits die Krage deS TageS in Erwä« gung gezogen und sich geeiut haben zu bestimmtem. verfassungsmäßigem Vorgehen. Werden vo« einzelaen Landtagen die Reichs rathStvahlen «icht unbedingt vorgenommen, so ist der verfassuugSmüßige Weg Verlaffen, daS Abge-ord«ete»hauS ist ungesetzlilh zu Stande gekommen u«d das Herrenhaus, wie eS gegenwärtig ist. darf die Leschlüfte eiueS solchen Abgeordnetenhauses aar nicht in Verathun»^ ziehen, weil eine ver-fassuuaSwidrige KSrpersehaft dieselben gefaßt. Aenderuuge« der Verfassung find nur giltig, wen« zwei Drittel auch deS Herrenhauses dakür gestimmt. Bliebe daS Herrenhaus der bisherigen Anschauung treu und wollte die lkeaieruug deS letzten Mittels sich bediene«, welches Vit Berfas» sung darbietet, so »Sßte ste z« ei«tm Herreuslhube fich entschließen. Die VerfassungSpartei zählt im Herrenhause viernndfiebzig Stimmen; Hohenwart rechnet auf viernndfichzig bis sechs«ndse<^ig Anhänger, die Bist^fe uud die kaiserliche« Prinzen inbegriffen. Um einer Mehrheit von zwti Dritteln gewiß zu sein, mißte Hohenwart achtzig neue Mitglieder des Herrenhauses ernennen. Die allgemeine VerfaffungSgeschichte verzeich net so manches kühee Wagniß und die Geschichte OlsterreichS enthält so manchkS Vlait. auf »velcheS das prüfende A^e sich düfter senkt die Ver» Mthrung einer Bertretnu^körpetschaft aber, wie Hohenwart sie in diesem galle plant, findet ihr Borbild noch nirgend nvd glauben »vir, in daß Soli und Haben der jetzigen Reaierung wird auch der Satz eingetrane«, daß dieser Versuch verge beaS gemacht worden. Nie Vo«-wirtstschast und die Staatsform. Die wirihschaftliche Entwicklung der Mker ist auf einem Punkte angelangt, wo sie der ihr sonst fernliegenden grage über de« Einfluß der GtaatSform auf den Volkswohlstand immer näher gebracht wird. Eine Menge wirthschaftlicher Reuerungen find durchgeführt worden, die nnier jeder Reglerungß-form erreicht werden konnten ^ eine Menge wirthslbastlicher Einrichtungen begründet, die ln freien wie unfreien Staaten mi^glich sind. Nun treten wir aber Reformen näher, die nicht unter jeder RegierungSfotM geplant und durchgesetzt werden können: Aushkbung des ftehknden HeereS und Ersa« desselben durch «ine Volkwehr, unbeschränkt freies Vereins- und B<»sammlui>gSrecht. namentlich aber die Prißfreiheit sind in absoluten Staaten gar nicht denkbar. Aast alle europäischen Staaten ivaren aber b^S jetzt nicht sehr iveit vom Absolutismus; die konstitutionelle Form, welche die meisten hatten, war nicht vielmehr als eine bloße Form: im Wesen thaten die Regierungen doch, was sie wollten und waren so offenherzig, eS den Bolksveriretern gerade inS Gesicht zu sagen. Bon freiheitlicher Entwicklung war wenig die Rede, meistens wurde von Oben herab diktir». Die französischen VolkSwirthe scheinen ähn» lich zu denken, denn daS „Journal deS Ceon0' misteS" brachte einen Aufsatz über den Einfluß, welchen die RegierungSsorm auf die Gesellschaft ausübt und sttzte auseinander, daß der Wohlstand nur in der Freiheit gedeihen kann. Bom Staate verlangt man die Gewißheit, seine Fähigkeiten ungestört entfalten, sein Gut, den Ertrag seiner Arbeit rnhig genießen zu können. Dies schließt den Begriff der Freiheit in fich. denn ein Schutz, welcher die erzeugende Zhä-tigkeit hindert, ist eben keiner, sondern une Last. Run liegt eS aber in der Natur der Sache, daß RegierunM, die zu vikl Geivalt haben, nnwill-kührtich mehr zur Herstellung der Sicherheit thirn, als gut ist. Je größer die Macht einer Regierung, desto weniger ist sie geneigt, eine Verminderung derselben zu dulden. ES kommt also wesentlich darauf an. die Regierungen nur mit so viel Geivalt auszustatten, als zur Herstelluug der obigen Sicherheit unbedingt uöthig ist. Alles Andere ist vom Uebel, d. h. Alles. waS darüber hinausgeht, muß naturgemäß hemmend wirke«, ist eine Beschränkuug der Freiheit. Das erwähnte Blatt kritifirt sodann die verschiedenen StaatSformen und entwickelt, daß immer jene Länder die blühendste« find, ob eS Frei-staaten seien oder Monarchien, wo die Freiheit am Hume saate schon r Unter jeder RegieruugS-orm besteht ei« ewiger Kampf zwischen der Frei-jeit nnd der Staatsgewalt. ES kommt also darauf an, jene so einzurichten, daß die letztere nicht die Oderhand gewinnt. In Europa hat daS Boik in jenen Staaten am wenigsten Theil au der Reaiernng, dei deren Bildnis die Gewalt eine große Rolle gespielt. Diese Staaten find auch zugleich die unrnhigsten. Die Bevölkerungen find nicht versöhnt mit den politische« Einrichtungen deS Landes und mit der Gewalt, die ihnen zur Herstellung derselben ange-than worden. Beständige Revolutionen find die Folge davon. Den besten Beweis davon liefert Fraukteich, welches trotz vier Revolutionen noch nicht zur Ruhe gekomme«. Napoleon III. wurde als der Retter der Gesellschaft von den besttzendeu Klaljen degrüßt; heute bereuen die nämlichen, ihm je ihre Stimme gegeben haben. Man beMnt zu erkenne», daß nur in der Freiheit die Ordnung zu gedeihen vermag. Gewalt erzeugt wieder Gewalt, unter ihr ist nie an Ruhe zu gedenken. Wenn in solcher Weise die besitzenden Klaffen mit dazu beigetragen. daß die jammervollen Zustände eingetreten sind, die ivir jetzt zu beklagen haben, daß ein Krieg dem andern folgt und Handel und Industrie beständigen Krisen auSßksetzt sind, so ist doch nunmehr ^u hoffen, daß sie ihre verkehrte, der Anaft entsprungene HandlUiigsweise. /insehen und kilnstig anders verfahren. Wie gewissenlos daS Kapital bei Unterst^ung schlechter Regierungen durch Darlehen zu Werke geht! Wären die besitzenden Klaffen darin pa-triotischer. ja nur vernunftiger. eS würbe besser stehen in der Welt. Napoleon hat wohl gewußt, wie sehr durch Dergleichen daS ganze Volk an die Regierung ge-kettet wird und deshalb daS System der kleinen Staatspapiere erfunden, welche fast Jeder erwerben kann; außerdem aber hat er auch in schmachvoller Weise alle StiftungSkassen, Spar-kaffen tt. ihres Vermögens beraubt und dafür StaatSpapiere hinterlegt, die daS Volk noch mehr au seiu HauS ketten sollten. Dadurch nun, daß daS Volk auf diefe schein-bar Gewinn bringenden Manipulationen einging, hat eS wesentlich dazu beigetragen, die napoleo-leonische Herrschast zu erhalle« uud die heutigen Auslände hervorzurufeu. Metternich S heilloseS RegierungSsystem nnd die auf ihn folgende« Mißregieruuge« waren nur möglich durch die Unterstützung Rothschilds. Si-«a'S uud wie sie alle heiße«, uud die heutige Lage Oesterreichs haben die Letzteren zum großen lheil« mit verschuldet. ES ist deshalb Zeit zur Umkehr; den« das Kapital, i«de« eS zu gewi««e» hofft, hat dnrch seine Engherzigkeit nur verloren. Vie Papiere dieser Staaten stehen schlecht und die beständige Unruhe in Folae der nicht befriedigenden Regierungsweise läßt Handel nnd Industrie zu keiuem gedeihlichen A«fschw«ng kommen; während die Papiere deS freien «imerika nach de« furcht barsten Kriege, d-n je die Welt gesehen, rasch wieder «stiegen ««d trotz ei«eS verkehrten Han-SelS-ShstemS das Land in lvunderbarer «eise aufblüht. ES ist beachteaSwerth, daß ei» franztßscheS Blatt zuerst auf de« mißleitete« Ehrgeiz der Völker hinweist, da daS französische Volk wohl am meiste« demselbe« anheimgefalle«. DaS erwähnte Blatt bemerkt hierüber; eS sei von Wichtigkeit, daß die ehrgeizigen Völker aus der Erfahrung lernen, waS die Befriedigung solcher Leidenschasten kostet. Die Völker deS AlterthumeS. die begierig uach Ruhm uud Macht waren «ad ihre Mitvöl-ker nnterjochten und aussaugten, gingen alle zu Grund: jeder ihrer Siege war ei« Schritt zu ihrem Verderbe«. Rom erlag der deutsche« Kraft, als die den Völker« auserleate Last «icht mehr z« steigern war, die Produmo« sich verminderte nnd eS da-her an Geld und Soldaten Mangel litt. Die freie« Völker dageaen entwickeln fich sellch unter den ungünstigsten Umständen in einer wahrhaft staunenSwerthen Weise. Das biSchen Freiheit. waS England defitzt, hat eS zum reichsten Volk der Erde gemacht; die sreie Schweiz ist im Verhältniß zn den Schwie-rigkeiten, die Boden und Klima ihm bieten, eiueS der wohlhabendsten Länder auf dem Festlande. tirol bei gleichen Berhältniffen eineS der ärmste«. Selbst die „Kreuzzeltung" hat kürzlich zugestanden, daß die Republik sür Frankreich besser wäre, alS die Monarchie. Die Wehrkraft eineS Landes hängt eng zu-sammen mit deffe« Bildung und Wohlstand. Da letzterer nun auch von dem Maße der Freiheit abhäuaig ist. welche das Land genießt, so ist eS auch für die Regierungen nicht gleichgiltig. ob fie sreie Einrichlungen lieben oder nilht. Die Völker aber mögen sich diese Erfahrung zu Herzen nehmen und nicht so leicht, wie oft geschieht, die innere Freiheit dtM äußeren Scheine opfern. Zur Heschichte des Hages. Die Antwort auf die tschechische Adresse ist »och immer nicht endgiltig beschlos' sen. Hohe»wart scheint in den letzten Stunden noch weniger zum Kachgeben geneigt, als Manche nach der erften Sij^uog des Kronrathes angenommen und dürste er durch Rieger und Elam-Martiuitz uur noch beftärtt werden in seinem Widersland. Diese Vertreter der Adrefle sind be reits nach Wien abgereist und werden die Ant wort verlangen, wie sie voraus abgemacht worden. In der Sitzung des deuischen Reichstages vom 2S. Ottober ist bei Gelegenheit der Ber^ Handlung über den Reichstriegsschatz das Ver hältniß Deutschlands zu Oe st ereich besprochen worden und erklärte Löwe aus Calbe unter dem Beifalle der Versammlung: Man sehe jttzt im Innern Oesterreichs das Demschthum welches den grSßten theil der Steuern zahlt und fast die ganze Industrie vertritt, unteriocht durch gegenüberstehende Minoritäten. Da werde Oester reich nicht Kämpfe mit Deutschland suchen, da das deutsche Reich zunächst für die deutschen Brü der in Oesterreich einzustehen hätte. Den Deutsch Vrsterreichern stehe in ihren Kämpfen die Bewunderung Sesammt'DtUtschlands zur Seite. Der Redner dankte schließlich der Regierung für ihre Areundschaftsbeziehungen zu Oesterreich. Die entschiedeue Stellung, welche die bai erische Regierung gege n d i e Le hr e von der päpstlichen Unsehlbartei genommen, äußert bereits ihre gute Wirkung auci in Bezug auf die Priesterschast: zw«i Pfarrer des lLrzbtsthums München habcn im Vertrauen au den Schutz des Staates erklärt, daß fte gegen diese Lehre auftreten werden. Im Min ister rat he der Bersailler And die bouaportistlschen Umtriebe wieder zur Sprache gekommen. Dieselben flößen der Regie rnng nicht geringe Vesorgniffe ein, da auch die sogenannte republikanische Garde, welche mit der Bewachung von Paris beaustragt ist, größten-theils aus Anhängern Napoleons bestehen soll. Die Stimmung im Heere soll aleichsaljs k«ine ante sein und besonders ein namhafter theil dsr hohen Offiziere sehr zur kaiserlichen Partei hin» «eigen. Dies geht so weit, daß man in !Do«louse zwei Soldaten ins Gefängniß geworfen, weil sie einem geheimen Agenten gegenüber ilire tiefe Verachtung Napoleons ausgesprochen. Die S gierung soll die Abficht haben, BorsichtsVaßregeln zu erareisen. Die Beftrchtung, als wollte die otto manische Politik ivieder ^u den Grund sätzen des Ait Türkenthums zurückkehren, ist durch die Berusung Mustopha Fazyl s zerstreut worden. Reformen des Rechtslebens und iZrsparungen solle» die Pläne dieses Ministers sein — die aber wohl fromme Wünsche bleiben in dem von ei nem Iungtürken regierten Lande nicht minder als im neuen Oesterreich. V«r«tfcht« Stachrlcht««. (Mormonenthum) Die Netvyorker Post bringt Einzelheiten über die bereits telegraphisch mitgetheilte Thatsache, daß die amerikanische Re giernng sich endlich entschlossen hat. dem Aergerniß in Utah ein Ende zu machen und Brigham ?ouna, den Haitptpropheten der Mormornen, wegen Viel' weiberei in Anklagezustand zu versetzen, weil die Vielweiberei im Widerspruch mit der Verfassung der Bereinigten Staaten ft,ht und ein einzelner Staat keineswegs das Recht besitzt, sich in dieser Beziehung eigene Gesetze zu schaffen. Das Ge-schwornengericht, welches über das Haupt der Mormonenkirche aburtheilen soll, ist bereits zusammengesetzt. und richterlicher Entscheidutig zufolge wurden keine Mormonen zu demstlben zu-gelassen. Die Londoner Times ist der Ansicht, daß die Heiligen am Salzsee stch bei diesem Tin- chreiten gege» sie weniger fanatisch zeigen »»d daß in Folge deffen anch die Gerichtsbehörden weniger strenge gegen sie verfahren werden, als dies zur Zeit des großen Auszuges der gall war. Das Viertel-Jahrhundert, welches seit jenem Ereignisse verstrichen, habe die amerikanischen Sitten »eglättet. und selbst das wilve Volk im Westen ei mit der Flinte und dem Bowiemeffer nicht mehr so bei der Hand, wie seine Bäter. Vir sind zu der Ansicht geneigt^ so fährt das Blatt ort — daß die Mormonen sich de« Gesetze fügen und dasselbe eher zu umgehen, als sich ihm ge-waltthätig zu widersetzen suchen werden. Ob sie Sekte schließlich in Sahl und Macht zusammen jchrumpsen oder aber die Vielweiberei als Glau benSartikcl aufgegeben wird, ßnd Sachen, welche die Zukunft entscheiden muß. Obwohl der Mor monismus nicht ««»schließlich auf der Vielweiberei fußt, so ist diese jedoch von vornherein eines der Hauptelemente gewesen, und es wird interessant zu beobachten sein, welchen Einfluß das gegen wärtige Einschreiten auf den Glauben daheim und im Auslande ausüben wird. (Französische Verbannungsorte.) Die Verbannung nach e? astronomischen TranSparent-Uhr in Verbindung steht und die Zeit nach der Wiener Sternwarte angibt. Am oberen Theile de» Zifferblattes befindet jlch eine Walze mit den sieben Iahresre« genten: Saturn. Jupiter. Mars, Venus. Merkur. Sonne. Mond, sinnbildlich dargestellt, welche von Jahr zu Jahr ret^elmähtg hervortreten. Links im Blatte sehen wir den Anzeiger der fortlaufenden Jahreszahlen, rechts jenen der fortlaufend,n Monate — unter diesen beiden links den Anzeiger der Monatstage, rechts der Wochentage. In der Mitte des Blatte» befindet sich der Sekunden-zeiger. llnter diesem ist links ein Zeiger ange« bracht, welcher die Minuten von 1 lüs 4 weist; bei der b. Minute dreht sich die Walze und erscheint rechts die 5. Minute angezeigt und so geht es von der 10. 15. Minute fort bis zur öö. Ist die neunundfünszigste Minute vorüber, so verschwin- N,Nirrety«. „Gerechter Gott! Und tvas, o nur da» eine Wort noch, wa» wird de» Unglücklichen Schicksal sein?" „Venn er schuldig befunden wird, so verhängt da» Gesetz den Tod über seine That." Dörte wollte reden, ihn unterbrechen, sie ver-mochte e» nicht mehr. Sie schluchzte laut und fiel dem Richter zu SüßtN. „Gnadet Gnadel" unterschied man mit Mühe au» ihrem Jammer. Der Gericht»direttor war erschüttert. Doch e» ist Pflicht seine» schweren Amte», die gegenüber menschlichem Jammer erwachende Stimme der Menschlichkeit, de» Mitleid» vor seiner Ueber-zengung als Richter zurückzudrängen. „Stehen Sie auf. Kind", sagte er. ..Mein Amt ist. die Gerechtigkeit nach der Strenge des Gesetze» zu üben, die Gnade ist da» Recht der Fürsten. Der König allein kann Gnade sprechen, nachdem da» Gesetz verdammt hat. Roch ist da» nicht geschehen. Vertrauen Sie der Wahrheit Gottes »"d der Gerechtigkeit der Richter. Wenn der Angeklagte unschuldig ist. so wird e» fich erweisen. Und nun gehen Sie nach Hause, beten, weinen Sie für ihn. Er wüide ja ein zwiefach schändlicher Verbrecher sei«, wenn er auch ein liebende» Mädchenherz so bitter getäuscht Hütte." Mit diesem matten Tröste, dem einzigen, welchen er zu geben vermochte, entließ er sie. Mit traurigem Gesichte und verweinten Angen ging sie dnrch die Straßen der Stadt ihrer Heimat zu. E» war fast Nacht geworden, al» sie Lene's Hütte erreichte. Kein Mensch aus dem Dorfe wußte, wo fie gewesen war, kein Mensch sah sie langsam uuo erschöpft wiederkommen. Lene. mit dem scharfen Blick der Liebe, brauchte keiue Botschaft mehr, als sie in die verstörten Zügen Dörte's blickte, die ihr wie ein Ge« spenst erschien. „Dn hast nichts ausgerichtet.?" rief sie, schrie sie jammernd. Die kaum gestillten Thränen brachen aufs neue hervor, Dörte tveinte mit ihr. So weinten sie sich erst aus. Dann erzählte Dörte ihre tranrige Begeben» heiten. „Und er ist doch unschuldig!" betheuerte Lene. Lort, fort hat er gewollt von diesen harten Menschen, aber Leids hat er ihnen nicht gethan. Gott. Gott, bringe Du doch seine Unschuld an den Tag!" det links auf dem Anzeiger der vier Minuten die Zahl und sehtn wir nur die schwarze unbe-schriebene Fläche derselben, während unten im Blatte, gerade unter dem Sekundenweiser auf einem besonderen Stundenzeiger die Zahl der Stunde sichtbar wird. Herr Zillich wird diese Uhr während der Ausstellung beleuchten und wünschen wir dem fleißigen und strebsamen Arbeiter den besten Erfolg. (Sicherheitsdienst.) In Kranichs-feld wird ein bleibender Gensdarmerieposten errichtet. Vezüglich der AntVortaufdtO tsch-chifch- «dreff» defteht noch ,i», «r««ds«tz»,rscht» deuheit, die ein« Ungarn augOlßende Vedin« g««a ^kriN. Stimmt Hohenwart den Ent-Urf «-ust-Undraffh'4 nieht an, so tritt di, Miuiftertrifls tn den Vordergrnnv. Di- an^Srtigen Vertreter Oesterreich» sollen eine Weisung ilber die innere Lage er halten. ^ Zn Zranefnrt, in Baden »nd Wkrte«-bera werden in den nächsten Taaen Volks, versammlnngen zu Gunsten der Deutsch Oesterreicher stattfinden. Der Ministerrath in Versaille» hat de. schloffen, der Rationalversammluna ein Ver-dannnngsgesetz gegen die Familie Bonavarte vorzulegen. Wie zwei Schwestern saßen sie beide bei einander nnd während der ganzen Zeit rührte sie der Schlaf nicht. Und ol» Lene aegen Morgen mit unheimlich fnnkelndem Blicke flüsterte r „Dörte, Dörte, laß NU» miteinander sterben, dann ist Alle» gut!" erwiderte fie bestimmt: „Laß diese lästerlichen Gedanken! Wir wollen leben. Fritz lebt ja anch, und vielleicht können wir thn noch befreien. Und dann fort, Du mit ihm in ein fremde» Land und ich in meine Heimat." Achte» Kapitel. Derselbe Kriminalrath. welcher in Begleitung de» Staatsanwaltes von Bohlen in Tenglin gewesen war, führte auch in der Stadt den Untersuchungsprozeß gegen Fritz Fröse weiter. War derselbe schon damals, sammt dem Staatsanwalt, mit der moralischen Ueberzeugung ans Tenglin zurückgekehrt, daß sie in Fritz Fröse den Verbrecher vor sich hätten, so war durchaus nicht» geschehen, wodurch diese Ueberzeugung Ab« schwächung erfahren hätte. Im Gegentheil, alle weiteren Ergebnisse in dieser Angelegenheit hatten fich gegev den Angeklagten gerichtet. Die Untersuchung ging schnell vorwärt». In Tenglin herrschte immerfort Bewegung wegen de» Prozesse». Noch zweimal kamen Herren vo« Kriminal-geiicht zur Besichtigung und Begutachtuug in da» Dorf, und iu wöchentlichen Abtheiluugeu war schon fast da» ganze Dorf zn« Zeugniß eingeladen worden. Obgleich die Leute dabei eigentlich nicht» vom Stande der Uiuersuchuna erfuhren, so schlössen sie doch, einmal weil fie selbst über das ganze Leben und Treiben des jungen Fritz Fröse nur Uebles ausgesagt, nicht mit Unrecht, daß die Sache für Fri>^ schlecht stände. Mit minutiöser Genauigkeit wurde auch nach dem kleinsten Anhalt'puake ftr Bermuthungen geforscht, allein sast ganz vergeblich. Die betheiligten Personen lagen im Grabe und die Stätte det Verbrechens war ein Schutthausen. aus wetchkM man außer dem wichtigen Beile nicht» mehr hervorgebracht hatte. (FortseMg folgt.) Stadt-Theater in Marburg. 2». ON-btt: Vn« ma« «cht tayt. Lustspiel in 1 Akt von Sigmund Schlefiuger. Im Borzimmer Seiner Gxzelle»t Lebensbild in 1 Akt von Hahn. Die 73 Kreuzer deS Herrn von Gtutzelberger. Posse mit lSesang in 1 Akt von Homburg. Gi«gesa«dt. Unterleibsbkuchleideude werden auf die in dieser Nummer enthaltene bezügliche Anuouce von O. Stttrzenegger aufmerksam gemacht. Ei«gesa«dt. Der Einsender des Inserates „Warnung" in der „Marb.Zeit." vom IS. und 1ö. Ottobrr scheint meine Pnchtverhältnifse entweder nicht zu kennen, oder derselbe will absichtlich durch Ber-drehung der Wahrbeit mein Tasthaus besudeln, um mir dadurch zu schaden. — Hätte ich lauter solche Pachter, wie mein letzter war, welcher sich noch vor Ende der Pachtzeit bei Nacht und Nebel davon schmuggelte, das ganze Hauswesen in einem sauberkeitsfeindlichen Zustande hinterließ und mich endlich manst den Rechtsweg zu betreten, wenn ich zu dem mir schuldenden Pachtzins kommen sollte, so wäre eS weit Vernünftiger, mein Haus für immerzu sperren. Kranz Ternetz, 691 Gastwirth in KStsch. v« Vomptois likupt Agvntsoliait äor Ic. Ic. priv. Vsruokönwssi-vsisUAokTtt „ÜÄvi'i'eielliselivi' piiSnix" beünckst »iok vuu »«rrsuU»,»« »r. UL tw ».»«vok «»2 ZiVvkl«? WeinMten in Stpeler bZltarKurg. LizitatioilS'Kllvdmachung. Es lvird hiemit bekannt gemacht: Es sei mit Bewilligung der Abhandlungsbehörde, t. k. Bezirksgericht Marbllrg. ddo. 16. Oktober 1871 Z. 14840. die Tagsatzung zur freiwilligen öffentlichen Versteigerung der in der Steucrgemrinde Tepsau gelegenen, in den Verlaß dcS am 24. März 1871 in Zlvettendorf verstorbenen Auszüglers Josef Rokavetz gehörtgeu behauSten Wein» gartrealität Berg Nr. 603 und 755 aä Gutenhaag auf Mittwoch de» 26.Ottober I87I Bormiitag l0 Uhr im Orte der Realität (Tepsau, St. Pe-ter bei Marburg) anberaumt worden, woselbst auch die bei dieser Realität befindlichen lebenden uttd »odten Fahrnisse gegen gleich bare Bezahlung öffentlich versteigert iverden. Die Realität wird sammt hängender Weinfechsung vertaust. Der Ausrusspleis für die Realität ist der gerichtlich erhobene Schätzwerth pr. 1752 sl. und hat jeder Lizitant ein Vadium pr. 180 fl., sowie der Ersteher a»^ Rechnung des Meistbotes einen Theilbetrag pr. 600 fl. bar zu erlegen. Die Realität ist ganz schuldenfrei. Die näheren Bedingnisse können bei dem gefertigten GerichtSkommillär eingesehen werden. Marburg am 16. Oktober 1871. 68 l Der k. k. Notar al» ÄerichtSkommiffär: Dr. Matth. Reiser. S. 188 ?r. 679 > Aimpstli»! Bei meinem Tcheiden vou Marburg fühle ich mich lebhaft gedrungen, allen Freunden und Gönnern meinen innigsten Dank auszusprechen für die Theilnahme. die ich während meiner Dienstzeit bei Herrn Karl Schraml und als Oasthauspächter desselben hier gesunden. Ich habe das Gasthaus zur „Klein-Schwechater-Bier-Halle- in Wien. Maria-Hils, Laimgruben-Gasje gepachtet und richte an sämmtliche Herren Mar-vurger. die Wien besuchen, die höfliche Einladung, mich dort mit ihrer Gegenwart beehren zu wollen. Das Wirthsgeschäft bei Herrn Schraml iibernimmt Herr Kraupa, »velcher den Posten am künftigen Mittwoch antritt und den ich als meinen Nachsolger dem geehrten Publikum hie-mit bestens empfehle. ^690 Marburg. 21. Oktober 1871. josei UintvfItsin. LW Vowwt», der deutschen und slovenischeu Sprache kundig, mit guter Conduite. findet Aufnahme in der Schnitt» und Nürnberger-Waarenhandlung des Fra«j Aa««tker 682 ' in Radker^burg. iso St. Föhrenstämme von 10 -15" Durchmesser und 10" Länge sind zu verkaufen. — Nähere Auskunft beim Gc« meinde'Vorstand in Wochau. (687 SizitatiA«S > K««d«ach««g. Am Dienstag den V. November d. I. um 10 Uhr Bormittag wird beim k. k Bezirksgerichte Marburg in der ExpeditSkanzlei im 1. Stocke die Lizitatiolls- und zugleich Of^ rts-Verhandlung zur Ticherstellung der Verpflegung und Reinhaltung der Häftlinge für das Jahr 1872 und aus Verlangen der Pachtlustigen auch für die Jahre 1873 und 1874 vorgenommen werden. Die Verpflegung besteht in der Verabreichung der warmen Kost und des Arodes; die Reinhaltung umfaßt die Lieferung des Lagerstrohes, das Waschen und Auebeffern der Leib- und Bettwäsche, das zeitweise Säubern der Kotzrn, endlich das Rasireu und und Haarschneiden. Der Stand der Häftlinge beträgt nach dem bisherigen Durchschnitte 60 bis 70 Köpfe pr. Tag. Die Zahlung der Verpflegs- und Reini-gungskosten an den Unternehmer ivird monatlich nachhinein vom Bezirksgerichte geleistet; auf Verlangen werden dem Unternehmer zur Kostenbe. strcitung auch angemessene Vorschüsse erfolgt. Der Unternehmer hat eine Kaution mit 300 fl. baar. in öffentlichen Obligationen oder fidcijussorisch zu leisten; sie wird auf Verlangen nach Ablauf eines Monates gegen Rückbehatt des einmonatlichen Verdienstbetiages lvieder aufge-lassen. Uebrigtns kann die Kautionsleistung auch giinzlich nachgesehen iverd n, wenn sich der Er-steher i>urch ein Amtszeugniß seiner zuständigen Gemeinde als ein verläßlither und hinreichend vermöglicher Mann ausweiset. Die aussührlichen Lizitaiionsbedingnifse, dann die Marktpreis' und Speisetabelle sammt Kostenberechnung liegen in der bezirksgerichtlichen Sx-peditskanzlei zur Einsicht auf. K. k. Bezilksgericht Marburg am 30. September 1871. Sar (285. Rilerltidsblichltikitk. Die Br«chsalbe von G. Tturzeueggei tin Herisau, Schweiz, hat in Folge ihrer vor-I Wgllchen Wirksamkeit bei Unterleibs brachen^ Muttrrvorfällen und Hämorrhoiden vielseitigen Danl Igeerntkt. Zahlreiche Atteste bestätigen eine voll^ Iständige Heilung selbst bei veralteten iKttllen. Auf srankirte Anfragen wird Gebrauchs^ lanweisnng gratis versendet. — Zu beziehen in iTöpsen zu 3 fl. L0 kr. ö. N. sowohl durch de» lErfinder selbst, al» durch Herrn Jos. Wei» „zur Mohrenapotheke", Tuchlauben Nr. 27 iu Wien. Wimtiliii-Eltßiiiiii. . Der ergebeast Gefertigte erlaubt sich hiermit einem ?. 7. Publikum die Anzeige zu machen, daß er die GasthauSlokalitäten des Heren L. t IUOl»lU?iilI»V") Über kommen l)at und selbe Mittwoch den 25. Ok-tober eröffnen wiit». Es wird mein tifriges Bestreben sein, mit vorzüglich geschmackvoller Küche, echten Weinen, vortrefflichem Märzenbier, sowie durch stets aufmerksame Bedikt'nng den Wünschen des ?. ?. Publikums vollkommen gerecht zu werden. Schließlich füge ich noch hinzu, daß auch zu verschiedenen Preiscn im Abonnement gespeist werden kann, wie auch Auftrüge für Diners. Hoch-zelten zc. mit größter Bereitwilligkeit entgegengenommen «Verden, doch wird gebeten, größere Bestellungen stets einige Tege vorher zu machen. Zu einem recht zahlreichen Zuspruch ergebenst einladend, zeichne mit Hochachtung 68S Jphav« Kikanpa. Ulis, iiitlil- liil- miiziiizz-Me. ^n anerkannt ausgezeichneter Wirkung bei Sicht nud Rhenmatismii«, chron. 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Kaukal; Vruck a.d.«. A. Wlttmann, Apoth.; Klaaenfurt: A. »eini», «poth. Billach: P. Z. Merlin. Kfm.; Eilli: »aumbachlche Apotheke. Weitz: C. Breymesser, Apottz.; Hartbera: 3. Reßavar, Apoth.; «dmont: Stiftsapoth.; Karsten- lfUL. feld: A. Schröckeni 64S Iii W Eiseiibahii-Fahrordnung. Marburg. Personenzüge. Bon Trieft nach Wien: Ankunft 6 U. 21 M. Ariih nnd U ll. 4K M. Abends. Abfahrt 6 U. ZS M. Krilh uud 6 N. »7 M. Abends. Bon Wien nach Triest: «ttkuuft 8 N. 18 M. Ariil, und 9 ll. — M. Abends, «bsahrt » ll. »ü M. Arüh und 9 U. U M. Abends. Ae»ant»orMch« Redaktton^ruckundBerlag vo^ Eduard Sauschitz ii^Karbur^ 2. St.