1.04681 Einiges iiber die Schwarzfohre (Pinus Laricio Poir.) VOH CnrI irsiiiiimim. Separatabdruck aus den Mittheilangen des Museal- Vereins fur Krain. I/ai Imeli 18 C 0 . V e r 1 a g v o n Carl D c s c h m a n n. /MM/ 104681 Untev den verschiedenen Waldbaumen, welclie von cornpe- tenten Fachmannern als vorzugsweise geeignet fiir die Aufforstung des Karstes bezeicknet worden sind, nimmt die Sehwarzfohre den ersten Platz ein. Die giinstigen Resultate, welche mit der Kultur dieser Fokrenart auf dem oden Steinfelde bei Wiener - Neustadt erzielt worden sind, liefern wohl den besten Beweis, dass iikerall dort, wo es sicli zunachst um die Bildung einer Schickte von Damm- erde auf einem steinigen Boden kandelt, die durck ikren reich- licken Nadelfall alle iibrigen Nadelholzer ubertreffende Sckwarz- fohre liiezu ara geeignetsten sei. Die Sckwarzfokre wurde sckon von Clusius als abwoickend von der Weissfohre erkannt, er sak sie jedocli nur als cine Varietat der letzteren an. Ikr Vorkommen kielt man anfangs nur auf Nieder- osterreick kesckrankt, wo sie durck ikre pinienartigen Kronen eine maleriscke Zierde der reizenden Kalkberge in der sudwestlicken Umgebung Wiens biklet. — Sie ist auch von Professor Hoss, welcher der erste ikren botaniscken und forstlicken Beziekungen eine eingekende Aufmerksamkeit zugeuendet, als osterreickiscke Fokre (JPinus austriaca) kezeicknet worden, wakrend sie Ho st wegen ikren dunkelgriinen Nadelu P. nigricans kenannt kat. Im Banate fiikrt sie Rock el auf Felsen nackst den beiden Donauufern an, wo sie vereinzelt ersckeint, im ganzen Bestande tritt sie auf dem Damoglet oberkalb Mekadia auf. Weiters kommt sie in den Fiumaner Bergen des croatisclien Littorales und in Dal- matien vor. — Auch unserem Bande ist sie nickt fremd. Ich fand sie in der wildromantischen Ischka - Schlucht am Fusse des Krim- HtU; A; hnn( '£\r 'X'Y y/)>~ O berges, wo sie meist auf unzuganglichen Felswanden erscheint, einzelne kraftige Exemplare stelien am Fusspfade, dev aus der Schlucht von Verbca auf das Krimplateau fuhrt.T" In der Tribu- schaner Felswand, an der Grenze des Ternovvaner Forstes im Gorzer Gebiete, gedeiht sie, nach Angabe des Herrn Forstmeisters Koller, selir iippig. Vor 120 Jahren war ein Forstrvarfc Velicogna im Panowitzer Walde bei Gorz, vveleher sieben Schvvarzfohren von Tribuscha in den Panovvitz verpflanzt bat. Diese Stiimme waren im Jahre 1846 so schon, dass sie von Koller an die k. k. Marine verkauft wurden. Sio hatten bei einer astreinen Schaftliinge von 40 Fuss einen oberen Durchmesser von 40 Zoll. Von ilirom Samen sind mehrere Tausende von Schvvarzfohren im Panowitz aufgeivachsen. In deni kustenlandisohen Theile des Karstes, namentlich im Triester Gebiete, sind bisker mit der Aussaat und Verpflanzung dieser Fohrenart sehr befriedigende Versuche gemacht ivorden, woriiber der amtliche Berieht der dritten Wanderversammlung des osterreichischen Reichsforstvereins, ivelche am 4., 5. und 6. Sep¬ tember 1865 auf. dem Karste und in Triest abgelialten \vorden ist, die ausfuhrlichen Mittheilungen enthalt. Ausser der Bedeutung der Schvvarzfohro fiir den Karst ware ihre Kultur iusbesonders auf den kahlen Dolomitbergen, die in Krain sehr haufig sind und deren Verwitterung und Verodung von Jahr zu Jahr mit Kiesenseliritten fortschreitet, sehr anzu- empfehlen. Ieh iveise auf die Dolomitberge Germada und Utosec bei Billichgratz hin, die eiust schone "VValdbestande trugen, auf die Kolowrater Berge u. s. w. Die ausgewaschenen Dolomitriesen an den steilen Abhangen soleher Berge nehmen von Jahr zu Jahr an Dimension zu und gestalten sich endlich zn vegetationslosen, ausgedehnten Erdblossen, in Innerkrairi „meline“ genannt, vvelche durch den sich abbrockelnden feinen Sand allmalig die benach- barten Kulturen verw,usten. Die Schjvarzfohre nun ist der geeig- netste Baum fur den Dolomitboden und fiir felsiges Terrain. Sie treibt eine Herzwurzel mit vielen machtigen Seitenwurzeln, welche sich theils als Thauwurzeln sehr weit an der Oberflache hin ver- breiten, theils aber dort, \vo sie lockere Erde flnden, sehr tief in den Boden einsenken. Auf den nackten Kalkgebirgen laufen sie 5 oft ganz nackt iiber die Felsen hin, bis sie auf Spalten oder Abson- derungsflachen der Kalkmassen gelangen mid mit unglaublicher Gewalt in dieselben dringen. N j elit selten findet man die Wurzeln in Hbhlungen und Kliiften, wo sie wenig Brde zu ihrer Verbrei- tung finden, als einfacbe Pfahlwurzeln, die oft die Lange von mehr als acbt Sclnili erreicben. (Hoss.) Ausfiihrliche Mittheilungen iiber die forstlichen und bota- nisclien Bezielmngen dieser Art, die sich als identisch mit der von Poiret in der Encjclopadie V. p. 339 aufgestellten Pinus Laricio herausgestellt hat, als deren Heimat dort Corsica angefuhrt wird. bat Professer Hoss in der „Regensburger botanischen Flora 1825, Beil. S. 113 bis 131,“ und in seiner „Monographie der Sclnvarz- fohre, Wien 1831,“ geliefert. Bin kurzer Auszug aus den gedacliten Abhandlungen diirfte den vaterlandisclien Leseni soivolil boziiglich der forstwirthschaftlichen Bedeutung des Baumes, als audi beziig- licli seiner naturhistorischen Unterschiedo umsomehr willkommen sein, da die Seliivarzfohre audi nocli auf anderen Punkten Krains, als den oben angedeuteten, anzutreffen sciu diirfte, so z. B. hochst ivahrscheinlicb im oberen Kulpathale. Von der AVeissfbhre, Pinus silvestris L., unterscheidet sie sich auf den ersten Anblick durch die viel langeren dunkelgriinen Nad el n von zwei bis fiinf Zoll Lange, und durch die viel gros- seren, kurz gestielten, fast aufsitzenden Zapfen, ivelebe bei der Frucbtreife von dem Zvveige unter einem beinalie recliten Winkel horizontal abstehen, wahrend sie bei der Weissfohre nach alnvart« hangen. Die Binde ist von aseh - oder iveissgrauer Farbe, an dem ganzen Stam ni e in derselben Gleichartjgkeit und Gleichfarbigkeit Vorherrschend, ivahrend sie bei der AVeissfbhre in einer geivissen Bohe des Stammes ins Rbthlichgelbe und Diinnhautige iiberzu- gehen pflegt. Die Schwarzfohre bliiht im Mai 10 bis 14 Tage spater als die AVeissfbhre, daher auch die Bliithen nur selten von Spat- frosten getroffen rverden und die Fruehtbarkeit der Schivarzfohre erklarlich ist. Die Nadeln der AVeissfbhre drehen und krummen sich, wah- rend jene der Schivarzfohre meist ihre gerade Richtung beibelialten. 6 Die Bindenlagen sind sehr dick, seltener als bei der Weissfohre in die Quere geborsten. Ein eigenthumliches Unterscheidungskenn- zeichen zwischen beiden liegt darin, dass beim Querdurchschnitte der Schwarzf6hrenrinde die Lagerung der Schiippchen ein Netz darsfcellt, dessen Maschen in die Lange gezogen sind, wahrend man bei der Weissfohre blos concentrische Bogen bemerkt. Im Querbruche ist auch die Farbe der Schwarzkiefer Leiler als die der AVeisskiefer. An Kindengebalt steht sie allen anderen Nadelholzern voran, und es liegt kierin das tauscbende Ausseben eines holzreichen Stammes, als welcher die Schwarzfohre allenthalbcn erscbeint. Sie ist nocli dauerhafter als die Weissfohre. Nirgends fand Hoss auf soinen Wanderungen kern - oder rothfaule Schwarzfbhren. Von den forstscliadlichen Insecten sind bislier nur wenige Feinde bekannt, die ihr nachstellen. Iiiese sind die Kieferraupe, P/ialaena bombyx pint, die Kiefer-Enle, Phalaena noctua spreta, und der Fichtenborkenkafer, Hylesius piniperda. Vom gemeinen Borkeukafer fand Hoss keine Špur, wolil abcr vom Kiefer- borkenkafer, Bostrychus pinastri. Die Schwarzfohre liebt eine freie, sonnige Lage; feuchten Boden vertragt sie nicht, an den Bergabhangen zieht sie die stidliclien Seiten vor. Die Zapfen fur die Aussaat werden erst im Janner gebrochen und erhalten ihre Keinofahigkeit durch mehrere Jahre, wenn sie an kuhlen Orten aufbewahrt werden. Das Ausharzen der Fohre schadet der Keimfahigkeit des Samens nicht. Die Aussaat geschieht im April oder im Anfang Mai, nadutem eine zweimalige Ackerung im Friihjahre vorangegangen. Zu einer Vollsaat genugen 20 bis 25 Pfund abgeflugelten Samen auf ein Joch. Auf der Wiener-Neu- stadter Heide wird der Same gleichzeitig mit Hafer oder Bucb- weizen ausgesaet und nach der Ernte des Ilafers die Pianzung sich selbst iiberlassen. Audi die Zapfensaat findet wegen gleicliformiger Vertheilung auf den nocli vorhandenen Sclinee statt, und es werden sodann die Zapfen mit eisernen Keclicn umgewendet. 6 Philipp G rab ne r war einer der ersten, welcher einen Tbeil seiner entbebrlichen Griinde auf der Wiener - Neustadter Heide in 7 den Wald umzuschaffen beschloss. In 40 Jaliren entstanden kiinst- liclie Anbaue von Schwarzfohren, 3000 Joch nmfassend. Der junge Fohrenbestand erreieht in 13 bis 14 Jaliren eine H6he von fiinf bis seclis Sohnb, die Entfernung der Stammehen betragt kaum zwei Schuh. Nun beginnt die Beniitzung des Waldes mit der Lichtung von unten nacli oben (Schnaiten). Es werden die untersten drei, hochstens vier Quirle mit scharfen Weinmes- sern nalie am Stamme abgesehnitten nnd die unterdriickten Stamni- chen ausgehauen. Man erhalt 200 Reisbiindel per Joch. Nach fiinf Jahren werden in dem entlichteten Theile wieder einige Quirle hinweggenonnnen, und es wird so fortgefahren, bis man den ganzen Wald auf eine Hohe von sieben bis acht Fuss entastet hat. Man erhalt 200 Stiicke Reisbiindel per Joch. Die Arheit dauert vom November bis Janner. Diese Behandlung dauert durch 10 bis 15 Jahre, dann be¬ ginnt die regelmassige Durchforstung. Das Streusammeln beginnt im October; von 14- bis 20jah- rigen Bestanden erhalt man zwei bis drei, spater vier bis fiinf zweispiinnige Fuhren per Joch. Die Schwarzfohre ist einer der nutzhringendsten Forsthiiume; das Holz des ungeharzten Baumes wird als Bauholz im Trockenen, besonders aber im Wasser, und in diesem melir als das Larchen- holz geschatzt und deshalb auch zu Brunnenrohren, Wasserleitungen sehr gesucht und gut bezahlt; es werden dauerhafte Pfosten, Bretter, Wasserradschaufeln daraus gemaeht; die stark gewachsenen Baume sind zu Wellen- und Pressbaumen sehr gesuclit. Als Brennholz gibt es eine schnelle anhaltende Hitze, brennt mit ungemein lebhafter Flamme, erzeugt aber sehr viel Russ. Als Kohlholz wird es der Buclie vorgezogen. Die Stocke geben Kienholz zur Beleuchtung. Die Schwarzfohre liefert unter allen inlandischen Baumen den meisten Terpentin, sie ist der harzreichste Baum Europa’s. 1000 Stamme von 12 bis 14 Zoll Durchmesser und sieben bis acht Klafter Hohe, wovon die Halfte in siidlicher, die Halfte in nord-