Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach – Eine bedeutende Quelle zum slowenischen Musikleben im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach hat in Ljubljana (Laibach) während ihrer 125-jährigen Geschichte (von 1794 bis 1919) große musikalische und kulturelle Leistungen vollbracht. Als Nachfolgerin der Academia philharmonicorum hat sie jenen Boden entscheidend mit geschaffen, in dem das heutige Musikleben der slowenischen Hauptstadt seine Wurzeln hat. Ljubljana kann auf diese musikalische Tradition stolz sein, die es mit der gesamteuropäischen Musik des 19. Jahrhunderts verbindet; denn die Bemühungen der Gesellschaft, alle bedeutenden neuen Werke und berühmten Künstler auch in Ljubljana vorzustellen, waren – wie die heute verfügbaren Archivalien zeigen – höchst erfolgreich. Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft wird (soweit er erhalten ist) an zwei Orten aufbewahrt: a) in der Narodna in univerzitetna knjinica [National- und Universitätsbibliothek] (fortan: NUK) Ljubljana mit der Bestandskennung »Arhiv Filharmonicne drube« [Archiv der Philharmonischen Gesellschaft] und b) im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit der Bestandskennung „Philharmonische Gesellschaft in Laibach“. In der NUK in Ljubljana sind alle Archivalien der Philharmonischen Gesellschaft gesammelt worden, die sich in Slowenien erhalten hatten und dort verblieben waren. Das Material ist in Schachteln und Mappen aufbewahrt und in folgender Ordnung archiviert:1 – Archiv der Philharmonischen Gesellschaft nach dem 1. Weltkrieg; – Pläne der Tonhalle, Rechnungen, Kontrakte usw.; – Beilagen, Rechnungen (1919-1924), Protokolle 1851, Zeitungskritiken, Korrespondenz (1876, 1882, 1885, 1886, 1891, 1893, 1895, 1896, 1898, 1901, 1905, 1906); – Verzeichnis der Mitglieder; Glückwünsche, Räumlichkeiten; – Konzertprogramme 1816-1900; – Dr. Friedrich Keesbacher. Geschichte der Philharmonischen Gesellschaft. Manuskript. 1901; – Peter von Radics. Geschichte der Philharmonischen Gesellschaft. Manuskript. Laibach 1909. Die Sammlung im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ist in drei großen Schachteln aufbewahrt und beinhaltet: Schachtel 1: Statuten 1801, 1849 (Abbildung 1); Instruktionen für den Direktor und andere Mitglieder der Gesellschaft 1849; Statuten 1862; Hausordnung; die Texte zu den Oratorien Christus am Ölberg (Ludwig van Beethoven), Das Weltgericht (Friedrich Schneider) und Die sieben Worte des Heilands am Kreuze (Joseph Haydn); Konzertprogramme 1854-1865; Chronik I (26.06.1899-30.09.1907) und Chronik II (verfasst von Josef Hauffen). Manuskripte; Verzeichnis sämtlicher Mitglieder in den Jahren 1833 und 1863; Ehrenmitglieder; Einladungen 1844; Dokumente zum 60 PRIMO KURET (1935) 1 Die Form und das Arrangement der folgenden Detail-Hinweise zu den Archivbeständen sind aus der Spezifik der beschriebenen Quellen abgeleitet. Jahresabschluss 1830/31 und zum Rechnungsabschluss 1860, 1861; Jahresberichte 1866/67 bis 1881/82, 1883/84 bis 1891/92, 1892/94, 1894/97 (u.a. betreffs des Erdbebens im Jahre 1895), 1897/98 bis 1909/10, 1913/14 bis 1917/18. Schachtel 2: Konzertkritiken (aus: Der Cursalon 04.05.1890, 29.09.1892; Laibacher Tagblatt 13.11.1871, 29.12.1872, 20.12.1875, 03.05.1876, 24.07.1876, 23.01.1877, 14.05.1877, 13.11.1877, 10.04.1879; Laibacher Wochenblatt 19.03.1881, 22.07.1882, 22.11.1884, 21.03.1885, 24.03.1888, 14.12.1889, 29.03.1890, 10.01.1891, 19.03.1892; Laibacher Zeitung 1897-1899; Deutsche Stimmen 25.03.1898, 10.04.1899, 20.05. 1899; Triester Tagblatt 04.11. 1899); Neue Freie Presse 1896; Nord-böhmisches Volksblatt 1875); Konzertprogramme 1880-1889, 1890-1899, 1900- 1904, 1905-1909, 1910-1914, 1914-1919; Kammermusik 1873-1879; Vertrag mit H. Gerstner 24.12.1895; Zeitschrift für Musik. Jg. 87. Nr. 18. 02.09.1920 (ein Artikel von Beate Dvorsky. „Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach“); Neue musikalische Presse. Jg. 9. Nr. 20. (Sonntag) 18.05.1902. Schachtel 3: „Bedeutende Höhe des deutschen kulturellen Schaffens in der ehemaligen Hauptstadt Krain“; „Musikdirektor H. Gerstner zum Gedächtnis“; Südostdeutsche Vierteljahresblätter. 21. Jg. München 1972 (H. Gerstner. „Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach“. S. 168-172); „Landschaftliches Theater in Laibach 1872-1885“; Geigenschülerverzeichnis 1871-1872; Effecten-Lotterie 1872/73; Statuten 1874; Schulordnung 1875; Geschäftsordnung und Instructionen für die Direction der Philharmonischen Gesellschaft; Instructionen für den Lehrkörper; Schulstatut 1887; Instruction für die Lehrer; Aufruf anlässlich des Laibacher Erdbebens 1895; Aufruf an die ausübenden Mitglieder 1900; Vergleichende Tabelle 1900; Satzungen 1901; Verzeichnis des Lehrstoffes 1901; Lehrplan und Lehrstoffverzeichnis 1910; Schulstatut 1910; Bedingungen für Saalvermietung 1910; Kundmachung 1914/15; „Geschichte der Kammermusikaufführungen 1873-1901“; Stundenplan und Lehrerhonorare Juni 1919; F. Kees-bacher. Die Philharmonische Gesellschaft 1701-1862. Manuskript. 1901; Peter Radics. Frau Musica in Krain. Laibach 1877; F. Keesbacher. Die Musik in Krain und Bedeutung der Philharmonischen Gesellschaft. Festschrift 1891; Emil Bock. Die Philharmonische Gesellschaft 1702-1902. Laibach 1902; Illustrierte Zeitung. Jg. 11. H. 33. Wien 1902 („Jubelfeier der Phil. Gesellschaft in Laibach mit Bildern von Tonhalle und Josef Hauffen“); Deutsche Arbeit. Prag 1900; Neue musikalische Presse. Wien 25.05.1902 („Laibacher Musikfest“); Neue musikalische Presse. Wien 19.01.1902 („Die älteste Musikgesellschaft Österreichs“); Zeitschrift für Musik. Leipzig 1920; Alpenländische Monatshefte. Nr. 1 (Oktober). Graz 1927 (Robert Sieger. „Vom deutschen Lebensraum im Südslawenstaat“. S. 1-7); Zbori [Die Chöre, Zeitschrift], Ljubljana 1928; Volk und Heimat. Jg. 2. H. 1-2. Neusatz 1939 („Dr. H. Gerstner zum Gedächtnis“. S. 121-127); „Philharmonischer Verein Marburg 1906-07“; Dr. Adolf Hauffen. Leben und Fühlen im deutschen Volkslied. Prag 1895; Photographie vom Inneren der Tonhalle als Spital im Jahre 1915; „Deutsche Stimmen aus Krain, Triest und Küstenland“ vom 18.05.1902 (Konzertkritiken“); Verzeichnis der in den Konzerten der Philharmonischen Gesellschaft aufgeführten Werke von Johannes Brahms (erste Aufführung eines Brahms-Werks in Laibach am 28.02.1875: Wilhelm Treiber spielte ein Andante für Klavier); „Haydn-Feier 02.-03.05.1909“; Allgemeine Korrespondenz. 61 Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach – Eine bedeutende Quelle ... Besonders aufschlussreich hinsichtlich des Wirkens der Gesellschaft sind die Chroniken, die einer der Vorsitzenden der Gesellschaft, Josef Hauffen, geschrieben hat, sowie die Briefe folgender bedeutender Musiker: Busch, Adolf (Violinist, vier Briefe) Funtek, Leo (Violinist und Dirigent, zwei Briefe) Gotthard, Johann Peter (ein Brief) Grädener, Karl (Komponist, ein Brief) Grümmer, Paul (Violoncellist, acht Briefe) Grünfeld, Alfred (Pianist, zwei Briefe) Horn, Camillo (Komponist, drei Briefe) Kienzl, Wilhelm (Komponist, sechs Briefe) Rojic, Anton (Komponist, fünf Briefe) Sauer, Emil (Pianist, ein Brief) Stolz, Robert (Komponist, ein Brief) Ševèik, Oskar (Violinpädagoge, sieben Briefe) Weingartner, Felix (Dirigent und Komponist, ein Brief) Zajic, Florijan (Komponist, drei Briefe) Reger, Elsa (Ehefrau des Komponisten Max Reger, ein Brief) Über die ,Slawisierung‘ der Gesellschaft, die nach dem Ersten Weltkrieg betrieben wurde, geben schließlich insbesondere die nachfolgenden Quellen Aufschluss: die Tageszeitung Slovenski narod vom 08.04.1919 (darin ein Feuilletonartikel von Anton Lajovic: „Filharmonièno društvo“), die Zeitung Cillier vom 11.02.1920, die Marburger Zeitung vom 28.11.1920 und 07.12.1920 und das Deutsche Volksblatt (Neusatz) vom 26.02.1939. Die Sammeltätigkeit bezüglich des Archivs der Philharmonischen Gesellschaft ist sowohl in Ljubljana als auch in Wien abgeschlossen. Allerdings kann man nicht ausschließen, dass zukünftig weitere Archivalien aus dem nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zunächst zerstreuten Besitz dieser Gesellschaft auftauchen werden. Was die Sammelstrategie betrifft, hat sich die NUK Ljubljana durchaus um eine Vollständigkeit der Materialien bemüht, denn die Musikabteilung der NUK hat die offizielle Aufgabe, alles zu sammeln, was für die Musikkultur Sloweniens von Bedeutung ist; und hierzu gehören sicherlich die Programme der Philharmonischen Gesellschaft, die für den großen Zeitraum von 1816 bis 1919 deren Veranstal-tungspolitik sowie die enge Verbundenheit mit der jeweils zeitgenössischen europäischen Musik dokumentieren. Zudem besaß die Gesellschaft einen reichen Bestand verschiedenster Manuskripte, Musikalien, Autographen, historischer Dokumente, musikkulturell interessanter Gegenstände und Bilder. (Leider sind viele der ‚Memorabilien‘, die in Jahresberichten der Gesellschaft und anderen Publikationen – z.B. im Musikbuch aus Österreich2 – Erwähnung finden, heute nicht mehr erhalten.) – Wegen der Zerstreuung des Materials nach dem Ersten Weltkrieg war das Sammeln für die NUK sehr kompliziert; dennoch galt als Hauptkriterium: Alles, was die Philharmonische Gesellschaft betrifft, muss 62 PRIMO KURET (1935) 2 Musikbuch ans Österreich. Ein Jahrbuch der Musikpflege in Österreich und den bedeutendsten Musikstädten des Auslandes. Wien/Leipzig 01.1904-10.1913 [?]. zusammengetragen und bewahrt werden. Dabei hat die Sammlung in den letzten zwanzig Jahren aufgrund des zunehmenden Interesses an der musikkulturellen Vergangenheit Sloweniens immer mehr an Bedeutung gewonnen. Im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wurde der betreffende Bestand nicht im eigentlichen Sinne ‚gesammelt‘, sondern er gelangte durch Dr. Hans Gerstner (d.J.), den Sohn des letzten Musikdirektors der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana, Prof. Hans Gerstner, dorthin. Hans Gerstner (d.J.) hatte alles das, was sein Vater vor der Zerstreuung retten konnte, geerbt und aufbewahrt. Auch er selbst hat einige Aufsätze über die Philharmonische Gesellschaft ge-schrieben.3 Vor seinem Tod, im Jahre 1985, teilte er dem Autor dieses Beitrags mit, dass er die Archivalien der Philharmonischen Gesellschaft aus dem Besitz seines Vaters der Gesellschaft der Musikfreunde übergeben werde und damit den letzten Willen seines Vaters erfüllen wolle. Im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde kommt diesem vermutlich 1986 übereigneten Bestand allerdings lediglich die Funktion einer kleinen Dokumentation des Wirkens einer Musikgesellschaft einer ehemaligen Provinzstadt der österreichischen Monarchie zu. In beiden Fällen – in Ljubljana (in der Musiksammlung der NUK) und in Wien (im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde) – sind die betreffenden Bestände für jeden Nutzer zugänglich. Die Bedeutung des Gesamtbestandes erschließt sich vor allem vor dem historischen Hintergrund des Wirkens der Körperschaft, der dieses Archiv einst gehörte, der Laibacher Philharmonischen Gesellschaft. Deshalb sei deren Geschichte im Folgenden kurz skizziert. Gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden in Ljubljana zwei Akademien, die Academia operosorum (1693) und die Academia philharmonicorum labacensium4 (1701). Die Bürger von Ljubljana (Laibach) müssen große Musikfreunde gewesen sein, denn sie schlossen sich in einer musikalischen Körperschaft zusammen, wie man sie Anfang des 17. Jahrhunderts zwar in Italien und Frankreich bereits kannte, in ihrem eigenen Umkreis aber noch nicht. Ljubljana war zwar die Hauptstadt des zur habsburgischen Monarchie gehörenden Herzogtums Krain, aber niemals die Hauptstadt eines Staates oder der Sitz eines Fürstenhofes. Das von Slowenen bewohnte Land, das 1689 vom Polyhistor Freiherrn Johann Weichard Valvasor in dem vierbändigen Prachtwerk Die Ehre des Herzogtums Krain ausführlich beschrieben wurde, besaß eine einheimische Intelligenzschicht, die sich – wie damals üblich – neben der slowenischen zumeist der lateinischen und der deutschen Sprache bediente. Obwohl die Tätigkeit der Academia philharmonicorum nur einige Jahrzehnte andauerte, lebte die mit ihr verbundene Idee eines organisierten Musiklebens auch späterhin weiter. Die Initiative, diese Idee erneut zu verwirklichen, ging im Jahre 1794 von dem Laibacher Kaminfegermeister Karl Moos, einem enthusiastischen Musikliebhaber und 63 Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach – Eine bedeutende Quelle ... 3 Hans Gerstner. „Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach“. Südostdeutsche Vierteljahresblätter 3 (1972). S.168-172. – Ders. „Das Konzertleben in Laibach 1882-1918“. Südostdeutsche Vierteljahresblätter 3 (1980). S. 191-193. 4 Primo Kuret. „Academia philharmonicorum labacensium“. Ob 300 obletnici ustanovitve Academiae philharmonicorum Labacensium in 100. obletnici rojstva skladatelja Blaa Arnièa – The 300th anniversary of Academia Philharmonicorum Labacensis and the 100th anniversary of the birth of Composer Bla Arniè, Hg. ders. Ljubljana 2002. (= 16. Slovenski glasbeni dnevi [16. Slowenische Musiktage]). S. 22-30. Violoncellospieler, und von dem Arzt Karl B. Kogl aus. Diese beiden gewannen noch zwei weitere ihrer Mitbürger für gemeinsame musikalische Aktivitäten und gründeten mit diesen zusammen ein Streichquartett. Die ersten Werke, die man einstudierte und aufführte, waren Kompositionen von Pleyel, Haydn, Mozart und anderen damals geschätzten zeitgenössischen Komponisten. Die neuerlichen Anfänge dieses musikgesellschaftlichen Zusammenschlusses in Ljubljana sind insbesondere dokumentiert in den bereits 1796 gedruckten Statuten der musikalischen Gesellschaft Laibach, dann in den Instructionen für Orchester und in einem Musicalien-Katalog der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach zum Gebrauche für auswärtige Herren Mitglieder dieser Gesellschaft No. 1 seit November 1794 bis letzten Juni 1804 – Dokumente, die alle im Bestand »Arhiv Filharmoniène drube« der NUK erhalten sind. Vor allem der genannte Musicalien-Katalog gewährt Aufschluss über die Programmgestaltung der damaligen Gesellschaftsdirektion. Im Ganzen enthält er 239 Titel, die in verschiedenen Systematikgruppen bzw. deren Untergruppen verzeichnet sind. Der erste Teil umfasst Kammermusik, aber auch Symphonien, Ouvertüren usw., der zweite Kirchenmusik und der dritte Klavierwerke. Der Katalog zeigt somit das breite Spektrum der musikalischen Tätigkeit der Gesellschaft bereits in der Zeit von 1794 bis 1804.5 Die Mitglieder der Gesellschaft mussten die materiellen Mittel für ihre Aktivitäten dort selbst aufbringen. Die Gesellschaft betrachtete ihre Tätigkeit zunächst als eine Liebhaberei in einem relativ kleinen, geschlossenen Kreis. Erst die Statuten aus dem Jahre 1809 öffneten diesen Zirkel einigermaßen und gewährten nunmehr auch Nichtmitgliedern den Zutritt zu den „Akademien“ (d.h. Konzerten) der Körperschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts zählte die Gesellschaft 136 Mitglieder, alles angesehene Bürger, darunter höhere Offiziere, Wissenschaftler, Ärzte, höhere Beamte, Literaten und sogar Angehörige der Geistlichkeit mit dem Bischof an der Spitze. Die Franzosenkriege verschonten auch Ljubljana nicht. Die Stadt wurde von Napoleons Truppen dreimal besetzt, 1797, 1805/06 und 1809. Im Jahr 1809 schließlich verlor Österreich Teile seines Hoheitsgebiets, und Napoleon gründete die Illyrischen Provinzen mit Ljubljana als Hauptstadt. Damals stellte die Philharmonische Gesellschaft ihre Tätigkeit ein, und zwar bis zum Ende dieser kurzlebigen Illyrischen Provinzen im Jahr 1813.6 Die in der NUK erhaltenen Konzertprogramme dokumentieren, dass bereits im Jahr 1816 in Ljubljana wieder ein reges Konzertleben zu verzeichnen war. Besonders reich an musikalischen Veranstaltungen war dann die Saison 1820/21, als nach dem Sieg über Napoleon Europas Herrscher in Ljubljana zu einer Konferenz zusammentrafen. In den zahlreichen Konzerten und Opernvorstellungen profilierte sich damals insbesondere der 64 PRIMO KURET (1935) 5 Vgl. Konrad Stekl. »Eine bedeutende deutsche Kulturarbeit in Laibach“. Blätter für Heimatkunde 3 (1962). S. 105-115. – Primo Kuret. „Die Struktur und die Funktion der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana (Laibach)“. Colloquium Die Instrumentalmusik (Struktur-Funktion-Ästhetik), Hg. Petr Macek. Brno 1991. S. 95-100. — Ders. „Die Rolle und Tätigkeit der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana“. Festschrift Rudolf Bockholdt zum 60. Geburtstag, Hg. N. Dubowy/S. Meyer-Eller. Pfaffenhofen 1990. S. 367-377. 6 Ders. „Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft und die Illyrischen Provinzen (1809-13)“. Colloquium Musica ac societas (1740-1815), Hg. Petr Macek. Brno 1994. S. 173-179. junge tschechische Musiker Kaspar Mašek als Dirigent und Komponist.7 Auch seine Frau, die Sängerin Amalie Horny Mašek, feierte in dieser Zeit große Triumphe. Etwas später errang auch der tschechische Violinist Josef Beneš im Musikleben der Stadt eine bedeutende Rolle. Darüber berichtete insbesondere die örtliche Presse, vor allem die Laibacher Zeitung und das Illyrische Blatt. In der Philharmonischen Gesellschaft hatte man sich mittlerweile auch entschlossen, den Statuten gemäß „auswärtige Musikfreunde“, wie es darin heißt, als Ehrenmitglieder aufzunehmen. Unter den ersten war Jo-seph Haydn (bereits im Jahre 1800), später folgten Ludwig van Beethoven (1819), Clemens Wenzel Fürst Metternich, Nicolo Paganini (1824), Johannes Brahms (1885), Eduard Hanslick, Richard Heuberger, Wilhelm Kienzl und viele andere.8 In der Geschichte der Gesellschaft folgten schlechtere und bessere Zeiten. In Krisenzeiten hatte die Körperschaft oft Mühe, sich am Leben zu erhalten. Auch dies dokumentieren u.a. die erhaltenen Konzertprogramme und Zeitungsartikel (insbesondere in der Laibacher Zeitung und dem Illyrischen Blatt). Bessere Zeiten brachen im Jahre 1856 mit dem Eintreffen Anton Nedvfds (1829-1896) an. Nedved leitete die Gesellschaft erfolgreich 26 Jahre lang. Unter seiner Führung erlebte die Gesellschaft quasi eine Wiedergeburt: Die bereits im Jahre 1815 von der Gesellschaft ins Leben gerufene Musikschule gedieh merklich, bei den Konzerten wurden große Vokal- und Instrumentalwerke aufgeführt, man feierte die Geburtstagsjubiläen von Beethoven und anderen großen Tonkünstlern, und zahlreiche berühmte Musiker kamen nach Ljubljana, um sich hier hören zu lassen. Nach Nedvfds Rücktritt im Jahre 1883 wurde der Wiener Josef Zöhrer (1841-1916) neuer Musikdirektor der Gesellschaft. Zöhrer hatte in Wien bei Eduard Maximilian Pirkhert, Julius Epstein und Simon Sechter studiert und nahm im Musikleben Ljubljanas während seiner langjährigen Tätigkeit als Lehrer und Musikdirektor, Pianist und Dirigent eine führende Rolle ein. Eine große Bedeutung in der Gesellschaft hatte auch der Arzt Dr. Friedrich Keesbacher, von Geburt ein Tiroler. Er verfasste 1862 nicht nur die erste Monographie über die Laibacher Philharmonische Gesellschaft,9 sondern gab auch den Anstoß dafür, jedes Jahr die so genannten Jahresberichte der Philharmonischen Gesellschaft zu veröffentlichen. Diese Jahresberichte, die von 1863 bis 1918 erschienen, stellen eine zentrale Dokumentation der Tätigkeit der Körperschaft dar.10 Sie berichten über die Musikschule der Gesellschaft, über den jeweils aktuellen Stand bezüglich der Lehrenden und Lernenden dort sowie über die Konzertprogramme und bieten eine ausführliche Jahreschronik bezüglich des alltäglichen Körperschaftslebens. Außerdem enthalten sie Informationen über die Jahresversammlungen, den Bau der Tonhalle im Jahre 1891, über 65 Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach – Eine bedeutende Quelle ... 7 Ders. „Kongresno leto 1821 in Gašpar Mašek« [Kongressjahr 1821 und Gašpar Mašek]. Maškov zbornik [Mašeks Sammelband]. Hg. Edo Škulj. Ljubljana 2002. S. 27-39. 8 Primo Kuret. Slovenska filharmonija – Academia philharmonicorum 1701-2001. Ljubljana 2001. 9 Friedrich Keesbacher. Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach seit dem Jahre ihrer Gründung 1701 bis zu ihrer letzten Umgestaltung 1862. Laibach 1862. – Später haben auch andere Autoren über die Philharmonische Gesellschaft geschrieben: Emil Bock. Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach. Laibach 1902. – Peter Radics. Frau Musica in Krain. Laibach 1877. – Ders. Die Geschichte der philharmonischen Gesellschaft in Laibach seit zwei Jahrhunderten 1701-1907. Manuskript [in der NUK]. 1908. 10 Vgl. Berichte der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach. Laibach 1863-1910, 1914/15 und 1917/18. spezielle Festkonzerte und Feierlichkeiten,11 die finanzielle Lage – also über so gut wie alles, was die Gesellschaft betrifft. Neben Zeitungsberichten und Konzertprogrammen bilden sie somit die wichtigste Quelle für Forschungen über die Philharmonische Gesellschaft in Ljubljana. Für die Entwicklung der Gesellschaft von größter Wichtigkeit war auch Hans Gerstner (1851-1939) aus Luditz. Er wirkte als Violinist, Konzertmeister und Lehrer. 1871 kam er nach Ljubljana und übernahm bald darauf die Leitung der Kammerkonzerte. Er trat auch als Solist mit Orchester auf, leitete das Streichquartett und lehrte, und zwar nicht nur an der Musikschule der Gesellschaft, sondern auch anderenorts. Sein bekanntester Schüler war Leon Funtek (1885-1965), der später, nach der Fortsetzung seiner Ausbildung in Leipzig, in Finnland eine glänzende Karriere als Dirigent, Violinist und Musikakademie-Professor machte. Hans Gerstner leitete die Philharmonische Gesellschaft in den schweren Zeiten des Ersten Weltkriegs. U. a. sorgte er dafür, dass regelmäßig Konzerte stattfinden konnten. Viele berühmte Künstler wurden von Gerstner zu Gastauftritten in Ljubljana verpflichtet, darunter Adolf Busch, Paul Grümmer, Willy Burmester, Julius Schuh, Paul Weingartner, Wilhelm Backhaus, Leopold Godowsky, Alfred Hoehn und Pablo de Sarasate.12 Das Jahrhunderte währende Zusammenleben mit der deutschen Minderheit und die enge Verbundenheit mit dem deutschen Kulturraum, in welchem sich das slowenische Volk mühevoll Geltung verschaffen wollte und um sein nationales Überleben ringen musste, endete in Ljubljana im Wesentlichen im Oktober 1918. Viele Deutsch-Österreicher verließen das Land. Nur wenige blieben zurück, darunter Hans Gerstner, der in Ljubljana verheiratet war und hier bis zu seinem Tode sein Heim behielt. Wegen ihrer deutschen Orientierung verlor die alte Philharmonische Gesellschaft den Boden, der sie vorher getragen hatte. Bis 1872 hatten noch Slowenen und Deutsche in der Gesellschaft zusammengearbeitet. Im Jahre 1872 aber war die Glasbena matica [Musikalische Gesellschaft] als slowenischer Verein gegründet worden, der sich bald zu einem starken Konkurrenten der Philharmonischen Gesellschaft entwickelte. Hierdurch ergab sich eine ethnisch-sprachliche Aufspaltung der organisatorischen Kräfte, und die Philharmonische Gesellschaft wurde immer mehr zu einer dezidiert deutschen Vereinigung. Die nationalen Konflikte mehrten sich und kulminierten vor dem Ersten Weltkrieg. Die Philharmonische Gesellschaft verleugnete dabei keineswegs ihre deutsche Orientierung und verhielt sich während des Krieges sogar chauvinistisch gegenüber den Slowenen. Bereits im Jahr 1908 war die Slovenska filharmonija [Slowenische Philharmonie] mit Vaclav Talich als Dirigent gegründet worden. Damit wurde die Konkurrenz auch auf künstlerischer Seite immer schärfer.13 Wegen politischer Streitigkeiten und finanzieller Probleme hatte die Slowenische Philharmonie leider nur ein kurzes Leben. Sie wurde 66 PRIMO KURET (1935) 11 Vgl. Primo Kuret. „Großes Jubiläum der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana (Laibach) im Jahre 1902“. Intermedialität. Studein zur Wechselwirkung zwischen den Künsten – Festschrift für Peter Andraschke zum 65. Geburtstag. Hg. Günter Schnitzler/Edelgard Spaude. Medienkombination. Freiburg 2004. S. 533-544. 12 Primo Kuret. „Einige erhaltene Briefe im Archiv der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach/Ljubljana“. Festschrift für Detlef Gojowy, zum 70. Geburtstag am 7. Oktober 2004. Hg. Axel Gojowy. Privatdruck. Unkel 2004. S. 209-228. 13 Ders. Slovenska filharmonija 1908-1913. Ljubljana 1968-69 (= Koncertni list Slovenske filharmonije 1968/69 [Konzertblatt der Slowenischen Philharmonie 1968/69], Nr. 3-8.). 1913 aufgelöst. Die Philharmonische Gesellschaft hatte mit finanziellen Schwierigkeiten solchen Ausmaßes nicht zu kämpfen. Nach der Pensi-onierung Josef Zöhrers im Jahre 1913 übernahm Rudolf von Weiss-Ostborn deren Leitung. Unter seiner Direktion änderte sich teilweise auch das Profil der Konzertprogramme.14 Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bedeutete auch für die Philharmonische Gesellschaft eine schwere Prüfung. Rudolf von Weiss-Ostborn musste an die Front, auch viele andere Gesellschaftsmitglieder wurden zum Militärdienst einberufen, und die Militärmusikkapelle, die regelmäßig bei den Konzerten mitgewirkt hatte,15 wurde versetzt. Die ganze Last der Leitung der Gesellschaft musste Hans Gerstner übernehmen. Diese Aufgabe erfüllte er mit Hingebung, geschickt und fürsorglich; am Ende des Krieges wurde er zum Musikdirektor der Gesellschaft. Nach dem Krieg wurde die Vermögensverwaltung der Gesellschaft unter Staatsaufsicht gestellt – wie dies auch anderen deutschen Vereinen erging, sofern man sie nicht als „staatsgefährlich“ einstufte und auflöste. Damit existierten die deutschen Vereinigungen in Slowenien praktisch nicht mehr. Hans Gerstner erhielt in Slowenien eine kleine staatliche Pension und starb in Ljubljana im Jahre 1939.16 Die Philharmonische Gesellschaft besaß einige museale Raritäten, die heute nicht mehr erhalten bzw. verschollen sind. In dem Musikbuch aus Österreich, das jährlich erschien, ist 1911 Folgendes über die Philharmonische Gesellschaft zu lesen: 1800 Haydn Ehrenmitglied widmete eine Messe in C-dur, die leider verloren ging; sie wurde 28.12.1800 in der Jakobskirche aufgeführt; 15.3.1819 Beethoven z. Ehrenmitglied ernannt, 4.5.1819 Beethovens Dankschreiben. 1816 bewarb sich Schubert um die Mus.-Lehrer-Stelle, erhielt sie aber nicht. – 25.10.1885 Brahms, 27.11.1904 Richard Heuberger Ehrenmitglied. 19.3. Dr. Wilh. Kienzl, Professor Rud. Weinwurm. – Archiv: Brief Beethovens v. 4.5.1819. Orig. Manuskript d. Klav. Sonate in F-dur v. Mozart, die letzten Seiten fehlen. Geschriebene Partitur d. Pastoralsymphonie v. Beethoven mit Korrekturen v. Beethovens Hand. Zahlreiche erste Ausgaben v. Werken Beethovens, Mozarts, Haydns. Ein Ölgemälde des jungen Haydn, ital. Herkunft, Maler unbekannt, mehrere Manuskripte und Raritäten aus Nachlässen von Komponisten. Reichhaltiges Musikalienarchiv.17 Nach einigen Quellen18 besaß die Philharmonische Gesellschaft am Ende ihres Bestehens auch noch ein Vermögen von 3.000.000 Kronen, das durch Anton Lajovic als Sequester auf die Glasbena matica übertragen wurde.19 Die politische und gesellschaftliche Entwicklung sowie seine persönlich schwierige Lage – seine Pension betrug nur 300 Kronen, und er musste noch bis zu seinem 83. Lebensjahr das Violinspiel unterrichten, um überleben zu können – haben den letzten Musikdirektor Hans Gerstner (d.A.) bewogen, einen Teil des Archivs der Philharmonischen Gesellschaft in private Verwahrung zu nehmen. Er wollte diesen Bestand nicht in Ljubljana lassen und übergab ihn an seinen in 67 Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach – Eine bedeutende Quelle ... 14 Konrad Stekl. Die Tätigkeit eines steirischen Musikdirektors Rudolf von Weiss-Ostborn. Graz 1971 (= Festschrift Steirisches Musikerjubiläum). 15 Primo Kuret. „Militärmusikkapellen in Ljubljana“. Wege der Bläsermusik im südöstlichen Europa. Hg. Friedhelm Brusniak/ Klaus Peter Koch. Sinzig 2004. S. 91-110. 16 Vgl. Primo Kuret. Glasbena Ljubljana 1899-1919 [Die Musik in Ljubljana 1899-1919]. Ljubljana 1985. 17 Musikbuch aus Österreich (wie Anm. 2). 7. Jg. Red. von Hugo Botstiber. Wien 1911. S. 309. 18 Vgl. z. B. Oscar Plautz. Die Deutschen in Krain. Manuskript. [o.J.]. Landesarchiv Graz. 19 Dragan Matiæ. Nemci v Ljubljani 1861-1918 [Die Deutschen in Ljubljana 1861-1918]. Ljubljana 2002. S. 399. Wien lebenden Sohn, Dr. Hans Gerstner (d.J.), u. a. weil es bei der Übernahme des Hauses der Gesellschaft (der „Tonhalle“) und ihres Archivs zur Zerstreuung der dort verbliebenen Materialien gekommen war: Der berühmte Dankesbrief Beethovens wurde nach dem Ersten Weltkrieg ins Ausland verkauft, einige Autographen (z.B. eine Klaviersonate Mozarts) sind verschollen.20 Das Schicksal des Archivs der Philharmonischen Gesellschaft steht in engstem Zusammenhang mit den politischen, kulturellen und gesellschaflichen Veränderungen, die seine Trägerkörperschaft betrafen. Nach dem Umbruch im Jahre 1918, dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und der Entstehung neuer Nationalstaaten auf deren einstigem Gebiet, hatte sich die Lage der deutschen Minderheiten und insbesondere der deutschen Institutionen in Slowenien stark verändert. Damals war alles, was deutsch war, im höchsten Maße suspekt. Das österreichische Deutschtum mit seinem tief im 19. Jahrhundert wurzelnden programmatischen Südost-Expansionismus (Kulturträgertheorie) galt als der Hauptgegner der gesellschaftlichen und politischen Entfaltung der Slowenen. Nach dem Ersten Weltkrieg waren einige deutsche Vereinigungen in Slowenien zwar noch formal tätig, die Mehrheit aber existierte praktisch nicht mehr. Insbesondere die äußerst radikale Deutsch-Orientierung der Philharmonischen Gesellschaft, gerade in der Zeit zwischen 1914 und 1918, wurde ihr zum Verhängnis. Die Gesellschaft war nun nur noch eine Expositur der Glasbena matica und bestand als solche bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945. Heute kann man über die Auflösung der Philharmonischen Gesellschaft im Jahre 1919 verschiedener Meinung sein. Aus der Sicht des Musikhistorikers war diese Auflösung eine unvernünftige Entscheidung. Für das kulturelle Leben in ihrem einstigen Wirkungskreis wäre es sicherlich viel nützlicher gewesen, sie in eine slowenische Musikvereinigung um-zuformen, welche die musikalische Arbeit der Philharmonischen Gesellschaft, ihr hohes künstlerisches Niveau und ihre vielfältige Konzerttätigkeit weiter aufrechterhalten hätte. Heute ist der Archivbestand der Philharmonischen Gesellschaft, insbesondere der in Ljubljana erhaltene Teil, eine ergiebige Quelle für die Erforschung der musikalischen Vergangenheit Sloweniens. Durch seine Fülle an Konzertprogrammen, Konzertkritiken, Chroniken, Korrespondenzen und spezifischen Körperschaftsdokumenten bietet er detaillierte Einblicke in die musikalische, kulturelle, soziale, nationale und politische Entwicklung des Landes und dokumentiert vor allem das reiche Musikleben in Ljubljana vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der habsburgischen Monarchie. Außerdem gewährt er wichtige Aufschlüsse über die Aktivitäten, die von der deutschen Minderheit dort vor dem Ersten Weltkrieg auf musikalischem Gebiet entfaltet wurden. Man kann somit nur bedauern, dass das Archiv der Philharmonischen Gesellschaft nicht vollständig erhalten geblieben ist. Zusammenfassung der Archivdaten 68 PRIMO KURET (1935) 20 Der Dankesbrief Beethovens befindet sich heute im Forschungszentrum Beethoven-Archiv, Beethovenhaus Bonn. Vollständiger Abdruck in: Ludwig van Beethoven. Briefwechel. Bd. 4. 1301. Hg. Sieghard Brandenburg. München 1996. S. 270f. Name der Sammlung Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach Bezeichnung der übergeordneten Einheiten Erhaltener Gesamtbestand auf zwei Standorte verteilt: a) Narodna in univerzitetna knjinica [National- und Universitätsbibliothek] (NUK) Ljubljana (Bestandskennung: »Arhiv Filharmonicne drube« [Archiv der Philharmonischen Gesellschaft]) b) Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Bestandskennung: „Philharmonische Gesellschaft in Laibach“) Träger a) Narodna in univerzitetna knjinica [National- und Universitätsbibliothek] (NUK) ul. Turjaška 1, p.p. 259, SI-1000 Ljubljana, Slovenija www.nuk.uni-lj.si b) Gesellschaft der Musikfreunde in Wien/ Archiv – Bibliothek – Sammlungen Bösendorferstrasse 12, A-1010 Wien, Österreich www.a-wgm.com Bestandsbeschreibung Umfasst an beiden Standorten insbesondere Konzertprogramme, Konzertkritiken, Chroniken, Korrespondenzen und spezifische Körperschaftsdokumente aus dem gesamten Existenzzeitraum der Laibacher Philharmonischen Gesellschaft (1794-1919). Erschließungszustand Durch die Kataloge der die beiden Teilbestände besitzenden Institutionen erschlossen. Provenienz Entstanden als Körperschaftsarchiv der Philharmonischen Gesellschaft in Eaibach während deren gesamten Existenzzeitraums (1794-1919). Nach dem Ersten Weltkrieg der größte Teil der Archivalien zerstreut, ein kleinerer in den Privatbesitz von Prof. Hans Gerstner (d.Ä.), dem letzten Musikdirektor der Philharmonischen Gesellschaft, in Ljubljana gelangt. Die in Slowenien verstreuten Archivalien in der Folgezeit in der NUK zusammengeführt; die aus dem Besitz Hans Gerstners 1939 als Erbe zunächst an dessen Sohn, Dr. Hans Gerstner (d.J.), in Wien übergegangen, dann, nach dessen Tod 1985, dem Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien übergeben. Sammeltätigkeit bezüglich des betreffenden Archivbestands an beiden heutigen Standorten im Wesentlichen abgeschlossen. Konservatorischer Zustand Teile des ehemaligen Gesamtbestandes infolge ihrer Zerstreuung nach dem Ersten Weltkrieg nicht erhalten bzw. verschollen. Die erhaltenen Materialien an beiden Standorten in gutem konservatorischem Zustand. 69 Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach – Eine bedeutende Quelle ... Zugänglichkeit An beiden Standorten gemäß der dort geltenden Nutzungsordnungen ohne besondere Einschränkungen zugänglich. *** Bedeutung des Bestandes Der Archivalienbestand der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach (Ljubljana) bietet reichhaltige Quellenmaterialien für Forschungen zur musikalischen Vergangenheit Sloweniens, die detaillierte Einblicke in die musikalische, kulturelle, soziale, nationale und politische Entwicklung dieses Landes erlauben. Dabei dokumentiert er vor allem das Laibacher Musikleben vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der habsburgischen Monarchie und das dortige musikkulturelle Wirken der deutschen Minderheit vor dem Ersten Weltkrieg. Objavljeno v: Musik–Sammlungen – Speicher interkulutreller Prozesse. Teilband A. Erik Fischer (Hrsg.). Stuttgart, Franz Steiner Verlag, 2007. Str. 252–266. Povzetek Arhivska zbirka Filharmoniène drube v Ljubljani – pomemben vir o glasbenem ivljenju na Slovenskem v 19. in na zaèetku 20. stoletja Arhiv ljubljanske Filharmoniène drube kot naslednice slavne Academie philharmonicorum nudi obseno gradivo za raziskovanje glasbene preteklosti, hkrati pa tudi dokaj natanèen vpogled v glasbeni, kulturni, socialni, nacionalni in politièni razvoj obmoèja današnje Slovenije. Poleg tega dokumentira glasbeno ivljenje Ljubljane od zaèetka 19. stoletja do konca habsburške monarhije in kulturno delovanje nemške manjšine pred prvo svetovno vojno. Glavnina arhiva je ohranjena v Nacionalni knjinici v Ljubljani ter v arhivu Gesellschaft der Musikfreunde na Dunaju. V prvem najdemo naèrte drubine "Tonhalle" (danes stavba Slovenske filharmonije), raèune, pogodbe, protokole, èasopisne kritike, korespondenco, èestitke, koncertne programe ter dva izjemno pomembna rokopisa o zgodovini Filharmoniène drube, Friedricha Keespacherja (1901) in Petra von Radicsa (1909). Zbirka drubinih arhivalij na Dunaju pa obsega veè statutov (1801, 1849, 1862), pravila o delovanju drube, kronike (za èas med 1899 in 1907 ter Josefa Haffna), podatke o sodelavcih drube, letna poroèila, povabila, koncertna poroèila in drugo pomembno dokumentacijo. (Darja Koter) 70 PRIMO KURET (1935)