Vrämimelqtioiisplelje: Für Laibach ^samni Zustellung in's Haus): Ganzjährig . Halbjährig , Vierteljährig Mit Postue rsendn »z: Ganzjährig , . Hlllbjalirig . . Vierteljährig . Einzelne Nummer» 5 kr. Zeitschrift für vutcllündischc Intrrcjstn. (Erscheint Dillstllg und Freitllg.) Manuskrivtt werden nicht zurückgesendet, anonyme Wittheilungcn nickt berücksichtiget. Jahrgang V. Laibach, Dinstllg Ein slouenisches Nechtsstudmm in Laibach. Unter diesem Titel, der schon so oft einen Punkt der Tabor-programme gebildet hat, bespricht die „Zuk." die allgemein fühlbaren Mißverhältnisse in den slovenischen Ländern, welche zumeist dem Mangel an geeigneten Persönlichkeiten entspringen, obschon es häufig weder an Mitteln noch an Willen fehlt, irgend etwas, ins Werk zu setzen. Von dem allgemeinen auf das besondere übergehend äußert sich das Blatt also: „Namentlich aber ist der Nachwuchs in der Iuristenwelt ein erschrecklich schwacher und geradezu hoffnungsloser. Bei der furchtba­ren Pression, welche die Regierung auf diese Branche übt, gehen mehr als "/,^ der jungen Juristen in de» Staatsdienst über und sind dann bei der heutigen Situation des Slovenenthums für die Nation verloren. Wesentlich trägt dazu auch die bisherige Studien­weise bei. Bei der elenden Einrichtung von heute sind die Studenten des Jus auf die beiden Universitäten Graz und Wien beschränkt. I n Wien geht in dem Sumpfe der Weltstadt ein bedeutender Theil der befähigtesten und edelsten flovenifchen Jünglinge moralisch zu Grunde; was dann noch halbwegs sich aufrecht erhalt, das bringt einen solchen Nihilismus, einen so krassen Egoismus, eine solch' rüve Blasirtheit nach Hause zurück, daß man jeden vollständig an­staunen muß, wer moralisch unverdorben, mit tüchtigen Kenntnissen und mit Herz und Geist auf dem rechten Flecke, die Heimat wieder betritt. Noch ärger sind die Verhältnisse in Graz. Dort vereinigt sich mit dem engen Gesichtskreis der kleinen Stadt auch noch eine solche terroristische Pression des Deutschlhums, die Propaganda der dortigen Germanen übt einen solchen zerstörenden Einfluß, daß unter 100 slovenischen Jünglingen in der Regel 90 als enragirte Deutschlhümler die Universität verlassen. Das Schlimmste aber in Graz, wie in Wien ist, daß an beiden Universitäten den jungen Juristen jede Gelegenheit abgeschnitten ist, sich irgend eine Kenntniß oder Gewandtheit im Gebrauche derjenigen Sprache zu erwerben, in welcher sie mit unbedingter Nothwendigkeit einst ihre Amtspflicht in der Heimat üben müssen. Bor einer Reihe von Jahren allerdings tradirte Dr. Mazgon das bürgerliche Gesetz­buch in slovenischer Sprache und Dr. v. Lehmann trug über das Strafgesetz gleichfalls slovenisch vor — nämlich an dem damals (1849) bestandenen Lyceum in Laibach. Aber die deutsche Hegemo­nisten-Partei hat diese Pflanzschule eines wenigstens einigermaßen beachtenswetthen slovenischen Wissens auszurotten für ihre heilige Pflicht gehalten. Später hielt Dr. Kranjc an der Grazer Univer­sität gleichfalls über das bürgerliche Gesetzbuch und Dr. Sledl über das Strafgesetz slovenische Vorträge; allein der Letztere gelangte glücklicherweise bloß bis zum §. 5, um die Unmöglichkeit einzusehen, bei seiner höchst mangelhaften Kenntniß des Slovenischen diese Vor­lesungen fortzusetzen; und den Dr. Kranjc beeilte sich, das „hoch­liberale" deutsche Ministerium nach Hermannstadt in Siebenbürgen zu versetzen, wo allerdings seine tüchtige slovenische Gesinnung keine schädliche Propaganda macht. Es ist das die Manier, in welcher die hohe Weisheit des k. k, Unterrichtsministeriums seit jeher für die „wahre" Kultur der öster­reichischen Völker gesorgt hat. Die Resultate davon haben wir heute. Da nun aber von dem Ausgleichspatrictismus des Ministe­ am 2. August 1870. Insertlouegel! ühren- Für die zweispaltige Petit» zeilc oder deren Raum bei einmaliger Einschaltnng 6lr.,2mc>I8tr., 3ma!l«Ir Eter">el jedesmal 3« kr Viedaktion: Hauptplaß Nr, 313, II , Stock. Administration eben­ daselbst in OttolarKlerr'3 Buchhandlung, Nr. 61. riums Potocki keine andere Spur übrig geblieben, als der polnische Unterrichtsrath in Lemberg zur Unterdrückung der Nussinen, und da andererseits die Berufung des Dr. Streniayr ins Unterrichtsmini­sterium klar genug beweist, baß man den alten germcmisirenden Ten denzen „gewissenhaft treu" bleiben will, so tritt zunächst an das slovenische Volk selbst die Aufgabe, mit aller Energie dafür ein zutreten, daß die gerechten Ansprüche in dieser Beziehung endlick erfüllt und den verschiedenen Regierungsorganen der perfide Vor­wand, als ob sie zur Durchführung der sprachlichen Gleichberechti­gung in den Aemtern nicht die erforderlichen Arbeitskräfte auftreibet, könnten, während sie doch ganz einfach die vorhandenen nicht benutzen wollen , endlich abzuschneiden. Und da scheint es uns, daß die betreffenden Landtage in dieser Sache ein sehr ernstes Wort zu sprechen verpflichtet sind. Wird auch die nächste Session nur wc­nige Tage dauern, so musseir doch die Nationalen in Laibach und Graz, in Görz und Klagenfurt, in Trieft und Istrien, ja auch m Dalmatien diese wenigen Tage dazu benutzen, um alle gleichlautend: 1. an die Regierung die Forderung zu stellen, daß alsbald und wo möglich schon mit dem nächsten Schuljahr für die 2 Millionen Slovenen der gedachten Lander ein flovenisches Nechtsstudium in Laibach eröffnet; 2. daß jeder künftige Aspirant auf ein politisches, judiziellc? oder sonstiges Staatsamt im slovenischen Gebiete vor einem bei diesem Rechtsstudium aufgestellten Priifungskollegium ein Zeugniß der Befähigung, unter Slovenen zu dienen, sich erwerben müsse; daß 3. endlich jeder der genannten Landlage, angemessen der Kopf zahl seiner slovenischen Bewohnerschaft, einen Beitrag zu den für ein solches Lehrinstilut erforderlichen Kosten Votire und sogleich in das laufende Iahresbudget einstelle — es der Zukunft überlassend, die dießfalsige, dem Staate obliegende Verpflichtung durch eine Nachtrag­liche Verhandlung mit dem Unterrichtsministerium zu regeln. Möge dieß der erste Punkt sein, in welchem sich das gesammt­slovenische Bewußtsein znm Durchbruch verhilft. Es ist ein edler, ein humaner Zweck, welcher damit verfolgt wird; es ist ein vcrfas­sungsgemäß zulässiger Weg, welchen Gesammtslovenien hiermit betritt." Kein Reichsrath, sondern Delegationen. Die wahre Vertretung des Reiches liegt nicht in dem Körper, welcher die Abgeordneten eines Theiles — wäre es auch die Hälfte — der Gcsammtmonarchie, sondern in jenem, welcher die Vertreter aller Königreiche und Länder in sich enthält, aus welchen Oester­reich besteht, also, in logischer Konsequenz, nicht im sogenannten „Reichs"rath, denn „Zisleithanien" ist nicht das Reich, sondern in den Delegationen. I n diesen werden auch die definitiven Beschlüsse gefaßt, welche die Sanktion Sr. Majestät des Kaisers erhalten sollen. Der Umstand, daß eine schwerwiegende Zahl von Ländern und Völkern diese Ansicht festhält und in dem jetzigen Reichsrath nur eine Versammlung erblickt, welche unter dem Einflüsse einer Partei, nämlich der deutsch-liberalen, also jener Nationalität steht, welche die Minorität im Reiche und nur künstlich die Majorität in diesem „Parlamente" repräsentirt, hat jedesmal bei den Berathungen und Abstimmungen in den Delegationen die lähmende Erscheinung her­vorgebracht, daß die Polnischen Delegationsmilglieder mit den Un­garn stimmten, und diese hiedurch in allen Fragen, auch in jenen, welche vorzugsweise die nichtungarischen Länder betrafen, den majo­ risirenden Ausschlag gaben. Dieser Uebelstand und die Ursache desselben, der Widerwille Hegen die Beherrschung durch die deutsch-liberale Reichsrathsmajo­ritiit, würde wegfallen, die Abstimmungen in den Delegationen in das rechte Gleichgewicht kommen, wenn die Mitglieder derselben statt aus dem Reichsrathe direkt aus den Landtagen gewählt würben. Heute, wo jeden Augenblick die Mitwirkung der Vertreter aller Königreiche und Länder Oesterreichs bei Fassung eines speziellen, auf die Kriegsfrage bezüglichen Beschlusses nothwendig weiden kann, würde dieser Modus bei weitem jenem der Berufung des „Reichs­rathes" vorzuziehen sein. Die Landtage sind in Bälde versammelt, denn die Wahlen sind geschlossen; nur der böhmische wäre aufzu­lösen und neu zu berufen. Die Böhmen, Rechen, Polen, Südslaven, Tiroler würden den Reichsrath schwerlich oder gewiß nicht, die De­legationen aber bereitwillig beschicken. Die Gewährung der Mittel, sei es für die Sicherung einer wachsamen, für alle Eventualitäten bereiten Neutralität, fei es für eine durch die Entwicklung der Er­eignisse aufgenöthigte Aktion der Selbstvertheidigung, würde rascher erzielt und freudiger geleistet werden, als auf dem langwierigen Wege des Reichsrathes. Die berechtigte Besorgniß der staatsrechtlichen Opposition, von den Deutsch-Liberalen für ihre Zwecke mißbraucht zu weiden, wäre beseitigt. ("Vtld.") Zur Situation. Die amtlichen Blätter bringen zwei Allerhöchste Handschreiben, datirt vom 29. und 30. Juli. Durch da« erste ist der Landtag von Böhmen aufgelöst und sind Neuwahlen sofort vorzunehmen; das zweite beruft die zisleithanischen Landtage (mit Aus­nahme des böhmischen und des Stadtraths von Trieft) auf den 20. August ein. Der Landtag von Böhmen soll am 27. August und der Stadtrath von Trieft am 2. September zusammentreten. Da zugleich der Reichsrath auf den 5. September einberufen ist, so wird die Sessionsdauer sämmtlicher Landtage eine außerordentlich kurze fein. Die Zusammenberufung der Vertretungslörper wird durch die bedrohete Lage motivirt, in welcher sich Österreich durch den Krieg befindet. Feuilleton. Preußische Generäle. Die preußische Armee, welche immer den Hauptbestandtheil der norddeutschen Vundesarmee bilden wird, stand bekanntlich nicht in dem Rufe, während der langen Friedensepoche von 1815 bis 1848 tüchtige Generale erzogen zu haben. Dieß als Thaisache zugegeben, muß man bemerken, daß ohne Krieg auch kein bedeutender Heer­führer denkbar ist. Zur Erwerbung dieser Routine wurde den preu­ßischen Heerführern erst in neuerer Zeit, besonders 1864 und 1866 Gelegenheit gegeben, und man muß gestehen, sie haben sich da« Nöthigste derselben rasch angeeignet. Nachstehend theilen wir nach der „Fr. Z." folgende Notizen über die preußischen Generäle mit: König Wilhelm wird selbst nicht den Anspruch erheben, als Stratege oder Taktiker das entscheidende Wort zu sprechen. Cr wird den Kriegsrathssitzungen Präsidiren und allerdings nominell den Oberbefehl führen; die Entwerfung und Ausführung der Opera» tionspläne wird der 73jährige Monarch jedoch anderen Händen überlassen. Als Kommandeur der ersten Armee (Nordarmee oder auch Rheinarmee) in dem gegenwärtigen Kriege wird allgemein be­zeichnet: Prinz Friedrich Karl von Preußen. Derselbe (Neffe des Königs) ist schon seit dem Jahre 1861 General der Kavallerie, er rangirt von dem Kronprinzen (der erst im Juni 1866 zum General der Infanterie ernannt wurde) und ist auch 3 Jahre älter als dieser. Prinz Friedrich Karl ist 42 Jahre alt und focht 1849 in Baden, 1864 im deutsch-dänischen Kriege, sowie im Kriege von 1866. Der Prinz hat seit Jahren besonders aufmerksam die Eigenschaften der französischen Armee studirt und schon im Jahre 1860 eine als Ma­nnskript gedruckte Schrift über die Kampfweise der Franzosen erscheinen lassen, welche heute noch in ihren Grundzügen Geltung hat. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der designirte Ober­lommandant der süddeutschen Bundesarmee, hat den deutsch-dänischen Zugleich ist eine andere wichtige Nachricht eingetroffen: das Konkordat ist in Oesterreich aufgehoben und zwar aus Anlaß der Protlamirung des päpstlichen Infallibilitätsdogmas. Wir werden auf diese Sensationsnachricht nochmals zurückkommen. Ueber die Vorgänge am Kriegsschauplatze theilen preu­ßischoffizielle Telegramme folgendes mit: „Mittwoch den 27. Juli Früh ist ein französisches Detachcment von 3 Kompagnien und 80 Pferden aus der Richtung von Forbach (im Moseldepartement, 1 Meile südwestlich von Saarbrücken) gegen Völklingen (Dorf im Regierungsbezirk Trier, 1 Meile nordwestlich von der Kreisstadt Saarbrücken) vorgegangen und hat daselbst einen Zug des preußi­schen Infanterieregiments Nr. 69 angegriffen. Das französische De­tachcment wurde mit Verlust von 1 Offizier und 8 Mann abge­wiesen; dießseits ist 1 Mann verwundet worden. Sonst ist im Laufe Mittwochs längs der ganzen Grenze nichts neues passirt." — „Die im Laufe des 28. Juli bei Saarbrücken vorgegangenen preußischen Relognoszirungen trafen jenseits der Grenze überall auf das fran­zösische Heer. Trotz lebhaften Feuerns desselben halten sie keine Ver­luste. Am Nachmittag rückte der Feind mit Artillerie vor und feuerte mit Granaten, welche jedoch nur Häuser trafen und den dießseitigen Truppen keine Verluste beibrachten. Nach kurzer Kanonade zog sich der Feind wieder über die Grenze zurück. Bei der Station Perl überschritt der Gegner ebenfalls am Vormittag die Grenze mit Hu­ßaren und Infanterie, kehrte jedoch auch hier fehr bald auf sein Gebiet zurück." Nach Privatnachrichten aus der Schweiz sollen die Franzosen in vollem Vormarsch begriffen sein und den Rhein bei Vrcisach überschritten haben. Aus Paris, 30, Juli, wird der „Pol." telegrafirt: Eine Unzahl preußischer Spione ist bereits aufgefangen; in der Kirche zu Forbach allein sind 300 eingesperrt. Wirtlich sehrcharakteristisch für Preußen. Ueber die neulich von uns angedeuteten „Enthüllungen" tele­grafirt man dem „W. Tagblatt" aus Paris: Das „Journal offiziel" veröffentlicht ein Schreiben des Grafen Venedetti vom 29. Juli an den Herzog von Gramont, welches be­sagt: „Es ist von allgemeiner Notorielät, daß Bismarck vor und Krieg von 1864 mitgemacht und bekanntlich 1866 die zweite Armee lommandirt. Er bewies in diesem Feldzug große persönliche Bra­vour; als Stratege hat er sich nicht bekannt gemacht, doch ist das ja auch mehr Sache des Chefs des Generalstabs. Der Kronprinz steht in feinem 39. Lebensjahre. Die nächsten Rathgeber des Königs, die Generale der' Infan­terie Freiherr von Mottle und von Roon verdienen zunächst genannt zu weiden. Beide ergänzen sich gewissermaßen; der erstge­nannte, Chef des Generalstabs der Armee, ist der Hauplstratege, der die Operalionspläne zu entwerfen hat, und General von Roon hat das lebendige und todte Material zur Ausführung dieser Pläne bereit zu stellen. General von Steinmetz gilt für einen besonders energischen, tüchtigen Geneial. Steinmetz steht heute in seinem 73. Lebensjahre, trat bereits als 16jähriger Jüngling in das preußische Heer und erkämpfte sich in den Befreiungskriegen das eiserne Kreuz, 1848 focht er mit Auszeichnung bei Schleswig, später wurde er Chef des Kadettenkorps und kommandirte dann das 1., später das 5. Armee­korps. I m Feldzug 1866 eröffnete er mit Glück die 7tägige Cam­pagne: insbesondere war es das Einleitungsgefecht bei Nachod, dann die Treffen bei Stalitz und Schweinschädel, welche der „alte Löwe Steinmetz" fiimmtlich mit großem Erfolge bestand. Der noch sehr kräftige General, dem der Rang eines Feldmarschall zugedacht sein soll, besitzt eine zähe Energie, eine der Campagne oft unschätzbare Rücksichtslosigkeit, seltene Bravour und dabei große Kaltblütigkeit, — alles Eigenschaften, wie sie ein Feldherr haben muß! Herwarth von Nittenfeld I., General der Infanterie und Kommandeur des 8. (rheinischen) Armeekorps, war bekanntlich 1866 Kommandeur der „Elbarmee". Auch dieser General hat die Befreiungskriege durchgekämpft (er steht in feinem 74. Lebensjahre) und sich besonders 1864 durch den mit Präzision und Sicherheit durchgeführten Uebergang auf Nlsen ausgezeichnet. Die Elbarmee thllt 1866 ihre Schuldigkeit, hatte jedoch leine Gelegenheit, sich be­sonders vor den anderen Armeen hervorzuthun. General von Her» warth ist ein eben so besonnener als unternehmender General. während des Krieges von 1866 Frankreich angeboten hat, zur Ver­ einigung Belgiens mit Frankreich als Entschädigung für die Ver­ größerung Preußens beizutragen. Die europäische Diplomatie hat dieß gewußt. Die Regierung des Kaisers hat diese Eröffnungen be­ ständig abgelehnt. Drouyn de Lhuys kann in dieser Beziehung Aufklärungen geben, die keinerlei Zweifel übrig lassen würden. Zur Zeit des Abschlusses des Prager Friedensvertrages bezeugte Vismarck angesichts der in Frankreich hervorgebrachten Aufregung neuerlich das Verlangen, das durch die preußischen Erwerbungen gebrochene Gleichgewicht wieder herzustellen. Verschiedene Kombinationen, welche die Integrität der Nachbar­ staaten Frankreichs und Deutschlands achteten, traten in den Vorder­ grund. Sie wurden Gegenstand mehrerer Unterredungen, während welcher Bismarck stets dazu neigte, seine persönlichen Ideen zur Gel­ tung zu bringen. Bei einer dieser Konversationen, um mir doch genau Rechen­ schaft von seinen Kombinationen zu geben, willigte ich ein,sie gleich­ sam unter seinem Diktate niederzuschreiben. Die Form, wie der In ­ halt beweisen klar, daß ich mich darauf beschränkt habe, einen von ihm gefaßten und entwickelten Beschluß zu reproduziren. Bismarck behielt diese Abfassung, indem er sie dem Könige unterbreiten wollte. Ich meinerseits berichtete der französischen Regierung über die gemachten Mitteilungen. Der Kaiser wies sie zurück, sobald sie zn seiner Kenntniß gelangten. Das Schreiben Benedetti's fügt hinzu, der König von Preußen selbst schien die Basis derselben nicht ge­nehmigen zu wollen. Seit dieser Zeit bin ich in keinerlei neuen Ideenaustausch dieß­ bezüglich mit Bismarck mehr eingegangen. Der Zweck Bismarck's bei Ueberlieferung dieses Dokumentes an die Oeffentlichkeit war, die öffentliche Meinung irre zu führen, und Indiskretionen zuvorzukommen, die wir selbst uns hätten erlau­ben können." Gerüchtweise wird der „Milii.-Ztg." mitgetheilt, daß FZM. Härtung zum Kommandirenden in Wien ernannt wird, und FZM . Maroiöi ö ein neu aufzustellendes Armeekorps in Böhmen Von Fransecky und von Göben waren die beiden hervor­ragenden Divisionskommandeure im Feldzuge von 1866; beide sind von gleichem Dienstalter, der erste« ist jetzt zum Kommandeur des 2. (pommern'schen) Armeekorps ernannt worden, der letztere soll, wie man sagt, da« Kommando des 3. (brandenburgischen) Armee­korps erhalten. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir der Thätigkeit gerade dieser beiden Generale in dem Feldzuge von 1870 ein be­sonders günstiges Prognostikon stellen. General von Fransecky hat den wesentlichsten Antheil an dem Gewinn der Schlacht vonKönig­grätz; er war es, der seine auf dem äußersten linken Flügel isolirt kämpfende Division trotz ihrer enormen Verluste zum todesmuthigen Ausharren immer und immer wieder anfeuerte. „Wir weichen nicht — hier sterben wir!" waren seine Worte. Der General ist ein wissenschaftlich gebildeter Militärschriftsteller von Ruf. — General von Göben, die rechte Hand des Oberlommandirenden der „Main­armee" von 1866, Generals Vogel von Falckenstein, ist bekannt als glücklicher Heerführer, dem die Hauplerfolge des Mainfeldzuges zu­zuschreiben sind. Das Gefecht bei Dermbach hat General von Göben noch kürzlich in einer ausführlichen Darstellung beschrieben und bei Zcrnin in Darmstadt im Druck erscheinen lassen. Auch das Treffen bei Kissingen hat er ebendort herausgegeben und außerdem manchen triegsgeschichtlichen Beitrag der Darmstädter Militärzeitung über­geben. General von Göben war 1864 in Schleswig gleichfalls aktiv; er hat schon als Jüngling in den Carlistenlriegen in Spa­nien gefochten und überall sich ausgezeichnet. Um nicht weitschweifig zu werden, nennen wir nur noch fol­gende Generäle: von Löwenfeld, von Böse, von Vlumenthal, Frhr. von Wrangel. Der Erstgenannte führte die Avantgarde des 5. Ar­meekorps und erhielt während der schwierigsten ersten Stunden das Gefecht bei Nachod im Stehen; General von Böse bestand mit Bravour das Nachtgefecht bei Podol; General von Blumcnthal war 1866 Chef des Generalstabs der 2. Armee; Frhr. von Wrangel (Neffe des alten Feldmarschalls) focht mit Auszeichnung als Bri­gade-Kommandeur unter Göben bei Kissingen, Laufach, Tauber­bischofsheim :c. („Pol.") übernimmt, ein eventuell weiters in Mähren aufzustellendes Korps soll unter das Kommando de« FML. Ramming gestellt werden. Alle auf auswärtigen Stationen befindlichen österreichischen Kriegsschisse wurden — der „Pr." zufolge — einberufen. Original-Korrespondenz. Aus Unterlrllin, 29. Juli. Vergessen sind die jüngsten Landtagswahlen, die bis jetzt überall das Tagesgespräch gebildet haben; der französisch-preußische Krieg hat alle, selbst die wichtigsten Tagesfragen in den Hintergrund verdrängt. Nur unser l. k. Be­zirksrichter, Herr Josef Podboj , kann die Blamagen, die er sich wieder Heuer bei den Wahlagitationen gesammelt, nicht verdauen. I n der Kanzlei sowohl, wie in jeder Gesellschaft traltirt er nationale Männer mit „Pfaffenknechlen" und anderen Spottnamen, die er sich aus seinem tagblättlichcn Evangelium gemerkt hat. Erlauben Sie uns eine Frage, Herr Podboj! Erklären Sie uns gefälligst, wie es denn doch gekommen, daß Sie die Pfaffen plötzlich so hassen, mit denen Sie bis jetzt ja doch so intim befreundet waren? Haben Sie nicht bis jetzt auf Ihren ämtlichen Kommissionsausflügen am allerliebsten in den Pfaffenhäusern vorgesprochen? Haben Sie nicht jede Einla­dung bereitwilligst angenommen, und wenn sie auch von einem Pfaffen an Sie ergangen? Und die pfäffifche „selenika" und die „pur»ui?" Wollen Sie noch mehr Beweise hören, die deutlich genug zeugen, daß Sie bis jetzt immer noch mit den Pfaffen ge« halten, also auch ein Pfaffenknecht sind? Wir machen Sie freund­lichst aufmerksam, Herr Bezirksrichtcr, von Ihrem bisherigen tollen Treiben abzulassen und Ihre ausgezeichneten Fähigkeiten dem Wohle des Staates und des Landes, dessen Kind Sie sind, zu widmen; nicht aber den Samen des Unfriedens und der Feindschaft unter da« harmlose slovenische Voll zu säen. Tagesneuigkeiten. — Aus Gottfchee schreibt man dem „Vaterland": «Es war am 2l. Mai l. I.> als Herr v. Fladung, Bezirlshauptmann von Gottfchee, mit Herrn v. Posanner, l. k. Oberfinanzrath von Laibach, und Finanzrespizienten Beida von Gottschee im Gasthaus« zu Petrin«, hart an der kroatischen Grenze, anlangten. Diese drei Herren mit dem Herrn Ahöi n setzten sich zu Tische. Es war zuerst die Rede von den Slovenen und ihren Führern, über die wuchtig geschimpft wurde. Dessen sind wir Slovenen gewohnt und leiden einstweilen diesen Schimpf in christlicher Geduld. Sodann wurde über den slovenifchen Klerus losgezogen. Auch da ertragen wir ultramontane Slovenen gar viel und lachen noch dazu, indem wir uns freuen, für Recht und Wahrheit Schmach zu leiden. Endlich kommt die Rede auf den heil. Vater, den Augapfel unseres reli» giösen Lebens. Herr v. Posanner macht den kühnen, wenn auch unedlen Ausspruch: „Ich würde am liebsten diesen Abgott, diesen Götzen am Scheiterhaufen sehen." Dazu selundirt v. Fladung in recht seliger, serviler Schergenweise: „Und ich wünsche den Scheiter» Haufen unter dem unfehlbaren Papste anzuzünden." Der dritte libe» rale Finanzrath schwieg. Und der vierte, mein Gewährsmann, Herr Ahöin, konnte nicht länger schweigen. Er opponirtc dem hohen l. l. Oberfinanzrath, der vor Kurzem Finanzrath in St. Polten war, und scheute nicht, sein religiöses Vetenntniß über den unfehlbaren Papst offen zu vertheidigen. Er hat seine Pflicht gethan und mir darüber persönlich (über das Aergerniß jedes der beiden Herren noch besondere Bemerkungen machend) seine Entrüstung und gerechten Schmerz ausgedrückt." — Ein Studentenunterstützungsverein ist, wie die „Zukunft" schreibt, in Marbur g im Entstehen. Derselbe will slovenische Uni« versitätsstudenten überhaupt, namentlich aber de« Slovenifchen ganz kundige Juristen unterstützen; und zwar entweder mit Iahresstipendien oder einzelnen Aushilfen. Die erhaltene Unterstützung ist zurückzu» zahlen, sobald der Betreffende einen Gehalt oder eine Einnahme von 1000 ft. bekommt; er zahlt monatlich 10 fl. ab. Mitglieder sind 1. Gründer, welche ö0 fl, auf einmal, 2. Förderer, welche jährlich 5 fl., 3. Wohlthater, welche von Fall zu Fall für die Sache wirken, 4. Teilnehmer, nämlich Studenten, welche jährlich 5 fl. beitrage«. Lokales. Lllibach, 2. August, — (Jahresbericht des l. k. Obergymnasiums zu Laibach.) Die Direktion des t. t. Obergymnasiums zu Lllibach hat seit Jahren die Gepflogenheit, nach Schluß des Schuljahres einen Jahresbericht zu veröffentlichen. Der diesjährige Bericht läßt, obwohl der Statistik zufolge bei einer Schülerzahl von 526 nur 98 Deutsche das Gym­nasium besuchten, nicht eine Idee auftauchen, daß auch Slovenen dasselbe besucht hätten. Nichts, nicht eine Silbe deutet darauf hin, ja man begegnet in dem Verzeichnisse der Schüler Schreibweisen wie: „Saletu", „Globozhnit", „Gertscher", „Rudesch", „Viditz", „Wohinz", „Ratschitsch", „Achtschin", „Suppan" u. s. w., welche darauf hindeuten, daß der Direktion die slovenische Ortografie ganz und gar unbekannt ist, denn als Druckfehler kann man dergleichen nicht wohl hinnehmen, da die löbliche Direktion die Korrektur wohl sehr gewissenhaft vorgenommen haben wird. Fehlerfrei ist also — abgesehen von allem andern — dieser Jahresbericht nicht, er ist aber dafür auch noch weniger interessant. Den Eingang bildet eine sehr gelehrte und gründliche „Note", die indeß außer dem Verfasser, Setzer und Korrektor niemand gelesen haben wird; dasselbe gilt von dem zweiten „Emendations versuch", der gleich allen „Beisuchen" ebenso problematisch als wenig anregend ist; bleiben die Schul­nachrichten. Diese sind wieder eben nicht tröstlich; die deutsche als „Unterrichtssprache" wurde 3 Stunden, die slovenische „als Mutter­sprache der überwiegenden Mehrheit der Schüler" nur 2 Stunden wöchentlich vorgetragen. Dasselbe Verhältniß, wie vor 20 und mehr Jahren. I n den Schulen sind wir also noch gar nicht vorgeschritten. '— Uebrigens ist die weitere Nachricht, daß von den Abiturienten, die sich der Maturitätsprüfung unterzogen haben, nur wenige wirklich reif befunden wurden, ein sehr trauriger Beleg von der Vortrefflichkeit des eisten deutschen Obergymnasiums in Kram. Auf wessen Kerbholz soll man dieses Resultat setzen? Gott bessere es! — Mehr Licht!) Der sog. Gemeinderath von Laibach scheint von der Idee gänzlich durchdrungen zu sein, daß seine Intelligenz nicht nur bei Tage ausreiche, um in Konkurrenz mit den Sonnen­strahlen die slovenifche Finsterniß zu durchdringen, sondern auch bei Nacht — also wenn die genannte Intelligenz bereits im süßen Schlafe von der Mühe des Erleuchtens ausruht — hinreichend die Straßen erhelle. Mag sein, denn der Einheimische findet sich in den bekannten Straßen auch ohne Gaslicht zurecht, obschon ihm allerdings etwas unheimlich zu Muthe wird, wenn er nach der Geisterstunde seine Wohnung in der Finsterniß herumtappend sucht; allein die Fremden, die mit dem Wiener und Triester Zuge nach Mitternacht anlangen, sind an die gemeinderäthliche Intelligenz noch nicht so ge­wöhnt, daß sie das Gaslicht entbehren könnten. Es ist daher ein wahres Glück für sie, daß es ortskundige Fiaker vor dem Bahnhof gibt, wilche die Angekommenen durch die mit iigiptifcher Finsterniß angestopften Straßen glücklich in ein Hotel führen, sonst könnten die Bejammernswerthen nach 8>8tla, ^e2ioa oder in fönst eine schöne Gegend gelangen, wenn sie nicht die Lichter am Schloßberg als Leuchtthürme auffassen und sich darnach richten. Demnach wäre es dringend wünschenswerth, daß wenigstens die Bahnhofgasse mit eini­gen Gaslaternen illustrirt würde. Oder will man etwa die unnö­thigen Ausgaben für die DeLman'sche Ehrenwache und die Apparate für die famose Feuerwehr dadurch wieder hereinbringen, daß man kurz vor Mitternacht die Stadt in eine ägiptische Finsterniß hüllt? — 56. «Iu8ßt LnmsK , Schwiegersohn. > Zu vermiethen. In einem neugebauten, in der Mitte eines Gartens in der Krakauvorstadt gelegenen Hause ist NN 1. Stocke eine Wohnung, bestehend aus 2 Zimmern, Küche, großer Speis­ kammer, Keller, Holzlege und einem mit einer Glas­ wand versehenen Gange zu Michaeli d. I . z» vermiethen Nähere Auskunft in der Vorstadt Krakau Nr. 27, woselbst auch eine Wohnung im 1. Stocke des Hauses Nr. 17, bestehend aus 2 Zimmern, Küche und Holzlege gassen­ seits, sogleich zu vergeben ist. 51-3. 8teM8^2 ulico, 63N. Die „(üorreLponciano« 8i»vs", welcher es daran gelegen ist, ihren Ruf als eines der best unterrichteten Organe unter der euro­päischen Presse zu erhalten und zu steigern, hat soeben angesichts des bevorstehenden Krieges Ausnahmsmaßregeln getroffen. Von nun an erscheint dieses Blatt dreima l wöchentlich, und zwar Dinstag, Donnerstag und Samstag, in großem Formate. Es hat sich die Mitwirkung zahlreicher Korrespondenten zu Paris, Berlin, Brüssel, München :c. :c. gesichert. Zwei Mitarbeiter der „Ooi'i'eLpouäÄllo« slave" haben sich bereits nach den kriegführenden Lagern begeben, wo sie beauftragt sind, alle Operationen des Feldzuges zu beobachten. Ferner wird besagtes Blatt militärische und strategische Studien, welche einen der kompetentsten Fachmänner zum Verfasser haben, in Feuilletonform veröffentlichen. Unter solchen Umständen wird sich also die „(üai'i'e8z»oiiä»iiLL nlave" zu einem der interessantesten Blätter gestalten. Trotz den bedeutenden Opfern, welche ihr diese große Kraftent­faltung auferlegt, behält die „Oorrsspoii^auLL slave" die bishe­rigen Pränumerationspreise bei. Selbe betragen jährlich: Für Oesterreich 12 fl.; für das Ausland 40 Frks. — Monatliche Abon­nements zu 1 si. 20 kr. für Oesterreich weiden in der Administra­tion der „(üorrkZpouäauoe nlavs" während der ganzen Dauer des Krieges entgegengenommen. — Besagte Administration wird, auf Verlangen mittelst frankirter Briefe, Probenummern der „Oorrk-Zponäaucs slave" gratis versenden. Die Administration der „(lollegponäHiiee slavs", 52—2. 8tep«,u8ka ulice, 639. ^ak. ^lesovo. — Druck von ^oset' L1a8uil! in Laibach.