Vereinigte Lail'acher Zcltllllg. Gedruckt mit Edlcn von Kleinmayer'schen Schriften. <_ .,______.....,«,», l ss«, > WM»»»»»,», , ,,„ ,,. Dienstag den i. August i8i5. , O e st c r r c i ch i s ch e Staaten. Wien. ^in k. k. Kabincts -Kurier, welchen der Minister der auswärtigen Arlgclcgeubcitcn, Fürst von Metternich, am i^>. .^uly aus Hans abgesendet bat, bringt die offizielle Nachricht, dah Napoleon. Bonaparte sich in der Verwasiruna der AUiirten befindet. Die letzte Penode der Sitzungen der Bo-napartischcn Kammer, war durch die treue Eora.e seiner Anhänger bezeichnet, den Mann, welker in Frankreich und in Europa keine freye Zuflucht mehr zu sindcn vermochte, — wahrscheinlich um noch fernern Nutzen aus seiner Eiistenz zu ziehen — in Sicherheit zu Gleich nach der Ankunft der verbündeten Monarchen zu Paris, richteten dieselben ,h- napartes. S?e forderteu, daß von Seiten der französnschcn Regierung alle in ihrer Gewalt liegenden Anstalten zu Erreichung dieses Zweckes getroffen wurden. Die Ausführung botb jedoch manche Schwirigkcitcn dar. Bonaparte batte Sorge getragen, die Garnison von Nochefort und d:e Mannschaft der Schisse, welche er zum Behufe seiner Entweichung auf der Rhedc dicfts Hafens sta- zionivt hatte, aus ihm ergebenen Individuen zusammen zu setzen. Die Schwierigkeiten, welche die See der engen Bewachung kleinerer Fahrzeuge darbiethet, sind bekannt; wie richtig und strenge aber nun die Maßregeln von den Englischen Befehlshabern berechnet und gehcMdhabt waren, beweißt der Erfolg. Vermöge einer frühern Nebercinkunft unter den Mächten, wird Napoleon Bonaparte als ihr Gefangener nach einem sichern Verwahrungsorte gebracht, woselbst eruutcr die Aufsicht von Kommissaren dieser Machte gestellt, und sofort der Möglichkeit jedes fernern Versuches, die Nuhe Frankreichs oder Europa's zu siören, beraubt wird. Merkwürdig ist es, daß Napoleon Vonaparte das eudliche Ziel seiner Laufbahn gerade zu derselben Stunde uach dem Verlause eines Monaths, nachdem er die Feindseligkeiten auf der Niederländischen Grenze eröffnet hatte, erreichte. Der Monitenr vom itt. enthalt über die näftern Umstände dieses für die Befestigung des Friedens so wichtigen Ereignisses den folgenden Artikel: Paris vom 17. Iusy. Es waren Maßregeln genommen, um Na-polcou Bonaparteö Entweichuug zu verhindern. Aus dem folgenden Schreiben des See- Mefekten in Nochefort an den See-Minister wird man ersehen, daß der Erfolg so war, wie man zu erwarten die Ursache hatte. Rochcfort den i5. Iuly um 10 Uhr Abends. „Um Eu. Erz. Befehle zu vollziehen, habe ich mich von dem Preftktcn der Unter -Charente, Baron Richard, begleitet, in meinen Kabn eingeschifft; noch waren mir die Nhede Berichte vom 14. d. nicht zugekommen; der Schiffs - Capitain Philibcrt, Befehlshaber der Fregatte Amphitrite, hatte mir aber berichtet, Vonaparte habe sich an Vord des zum Parlq,mentairc ausgerüsteten Briggs l'Ep^rvicr begeben, und sey entschlossen, sich der Englischen Flotte zu überliefern.," „Wirklich bey Tagesanbruch sahen wir ihn sich dem Englischen Kriegsschiffe Bclle-rophon nabern, das unter des Capitains Maitlands Befehlen, als es Bonapartc an sich zu steuern sah, die wcisse Flagge am Fockmast aufzog." „Bonaparte wurde an Vord des Englischen Kriegsschiffes, sammt allen Personen seines Gefolges empfangen. Der >)ffu«r, den ich zur Beobachtung zurück ließ, hatte mir diese wichtige Nachricht schon ertheilt, ' als einige Minuten spater der General Becker ankam, und si? mir bestätigte." (Unterzeichnet:) Vonnefour, Schiffs-Capitain und See-Prefekr. „So hat das von Vonaparte ausgcdach-te, und mit Hülfe der Herrn la Bedoyere, Ney, Vassano, la Valette, Savary, Bertrand, d'Erlon, Negnaud de St. Iean d'An-gely, Lefeore - Desnouettes, Boulay de la Meurthe Defermont, Etknne und der Damen Hortense, Souza und Hamclin ausgeführte Unternehmen unter dem Schutze der weissen Flagge, und am Vord des Englischen Kriegsschisses Bellerophon geendet. (W. Z.) Kriegsschauplatz. Die Armee von Italien hat in einem Zeiträume von nicht mehr als 22 Taa.cn, seit ihrem Ausmarsch aus dcrLombardte, und nach deu Gefechten von Sezane, Mcillerie, Von-neville, Eouflans, Hopital, Ojonar und Charir, nach Erstürmung der verschanzten Stellung vom Iura-Gebürge, dem Fort de l'Ecluse und Macon, der Einnahme des Passes de la Grotte, und der Festung Grenoble, sich in Besitz von Lyon,.der zweyten Haupt- stadt des Reichs, und dcs Mittelpunktes des mittägigen Frankreichs gesetzt, und hi^r alle ibrc Kräfte zu weiteren Unternehmungen versammelt. (W. Z.) Vor seinem Einrücken in Frankreich hatte der General der Cavallcrie, Baron Frnuont, am 1. d. M. einen Ausruf an die Franzosen erlassen, worin derselbe die Einwohner zur Ruhe auffordert und erklärt: Art. 1) Ich werde von dem Lande nur die zum Unterhalt meiner Armee nöthigen Gegenstände fordern. Alle willkührlichen Requisitionen sind streng untersagt. 2) Die administrativen Behörden sollen die Ausübung ihrer Amtsverrich-tungcn fortsetzen, und jede derselben nach ihren Attributen zu Aufrechtbalunig der Ordnung und Rcgulirung des für den Durchmarsch und den Aufenthalt meiner Truppen erforderlichen Dienstes beytragen. 3) Wenn. Staatsbeamte sich vou ^ihren Posten entfer-uen sollten, so werden sie durch diejenigen, welche ihnen in der Amtsordnung folgen, oder in deren Ermanglung durch die Wahl der Gemeinden ersetzt werden. ^) Alles Eigenthum und die Personen sollen rcspektirt werden , und es soll kein Eingriff iu die Rechte einer freyen und unabhängigen Nation geschehen. 5) Dieß ist meine Erklärung für die Oerter und Individuen, die meine Armee als befreundet aufnehmen. 6) Ich verbürge nicht das Eigenthum der Staatsbeamten , odcr irgend anderer Einwohner, welche ihre Stellen und Wohnorte verlassen; sie sollen mit starken Eontributionen belegt, oder der Plünderung preis gegeben werden. 7) Die Gemeinden, welche mit bewaffneter Hand Widerstand leisten, sollen dem Kricgsrecht überliefert-, geplündert und verbrannt werden. 8) Alle Individuen, welche ohne Uui-form, die den Soldaten bezeichnet, mit den Waffen in der Hand ergrissen werden, sollen todt geschossen werden. (P. Z.) Deutschland. Vraunsichweig, 5. Iuly. Den 3. d. Mitternachts war die heilige Stunde, wo die Leiche unseres selig vollendeten Fürsten zu ihrer Ruhestätte geleitet wurde. Des Herzogs von Cambridge königl. Hoheit mit Ihrem Gefolge gab dieser Stunde eine höhere Feyer. Er' war es, der den jungen Erbprinzen hinter dem Sarge des Vaters an seiner Hand führte, so wie des Herzogs August Durchlaucht, den zwey- . ten Prinzen. Rührend und tröstend war dieser Anblick, und das Gefühl eines Jeden, der mit weinendem Harzen dem Zuge nachsah, innigste Wchmuth mi: dankbarer Erinnerung an den lieben Todten dessen Geist und Wesen sick rein und vollkommen in den Worten der nächsten Gcdachmißfeneransspricht (Apo. Gesch. 20. 2/..) : ,,,5ch halte mein Leben nicht theuer, auf daß ich vollende mit Freuden l" ja, Freuden in dem Bewußtseyn herrlicher VoUend^ng! Sein Heldentod gab Freyheit und Leben und künftige Freuden dem Vaterland?, ihm selbst aber, nach einem unru-hiaen Leben Frieden über den Sternen! ^ S ch w e i tz. Nach Berichten aus Basel ist am 11. mit dem bey Befort sichendcn franH.Gen. Lccourbe cm Waffenstillstand auf i^tägigeAufkündung abgeschlossen worden. Indessen fuhr Hünin-aen fort, die Belagerer zu beschiessen, und wies alle Aufforderungen zurück. Von unsern Thürmen sieht man durch Fernglaser die Besatzung fast den ganzcu Tag aufden Wallen tanzen. Am verflossenen Sonntage nahm selbst das schöne Geschlecht zuHü-ningen an dieser gefährlichen Belustigung Theil. In den beyden letzten Nachten wurden wieder sehr viele Verwundete hier eingebracht. Gen. Frimont ist zu Lyon eingezogen; die Franzosen scheinen auch dort bis hinter die Loire zurückweichen. Man schätzt die bereits hinter der Loire hersammelte französische Armee auf beynahe Kxxioo Mann. (B. v. T.) Frankreich. In der Bewegung, worin sich Paris in den ersten Tagen des Monaths Julius befand, mußte sich Bonapartes Familie überzeugen, daß ihre Gegenwart dem guten Ausschlagc der Unterhandlungen Eintrag tbue. Joseph und die Königinn Hortensia verließen Paris am 1. Julius unter Tags, am Abend folgte Hieronymus; Lucian begab sicb aus dem Palais-Royal nach Neuilly. Sie hatten den grotzten Thel der Leute verabschiedet, und nur die unentbehrlichsten beybehalten. Aus Pans w;rd unter dem 7. Julius gemeldet: „Gestern Vormittag nm zehn Uhr sind die verbündeten Truppen durch die verschiedenen Schranken m Paris eingerückt, und über die Walle und die Allee her Elisäi-schen Felder gezogen. Man schätzte ibrc Anzahl auf 5n,(x>o Mann. Heute solle-n eben soviel ankommen. Der übrige Theil des Englischen und Preussischen Hce'res bleibt in den Städten und Dörfern, in einem umkreise von einigen Meilen um Paris herumliegen. Die Engländer haben das rechte Ufer der Seine, und die Preussen das linke besetzt. Der Herzog v. Wellington-wird aufder Strasse d'An-tin wohnen. Er wnrde schon am 6. Abends bey Madame Crawford erwartet, wocinKcst zu seiner Bewillkommung bereitet war. Fürst Blücher wird mit dem Preussischen Gencral-siab in der Vorstadt St. Germain wohnen. ' (W. Z.) Beym Einrücken m Paris haben die vsr-bündetenHerrführer der Bürgerwache die Sorge für die innere Sicherheit der Stadt überlassen. Hierauf bat dieUegierungskommission den König der sich zu St. Denis befand; angezeigt, daß sie sich so wie die beyden Kammern, aufgelöst babe. Der König hielt sodann am 8. seinen Einzug ohne großen Prunk und stieg in denTuillcrienab. Noch am 6. hatte Mas-sena der Bürgcrwache das Tragen der dreifarbigen Eocarde bcy Strafe der Verhaftung befoblcn; dann aber derselben bekannt gemach daß Gcn. Desollcs, von König zu deren Befehlshaber an seine Stelle ernannt worden.