Kleine gewählLe Bibli o t h e k für - Seelsorger. Achten Bandes I V. Th ei l» . .....«NN W». - § t l l j, dey Franz Joseph Jenko. 17 9s. Erklärungen über den Grossen Katechismus in den kaiserlich-königlichen Staaten, hauptsächlich M dem Unterrichte des Landvolks eingerichtet und seiner Pfarrgemeinde tzvrgrtragen von Ioh. Nep. Lang, Pfarrern in der kaiserl. königl. Landbogtey Ortenau. IV. Lheil. Von den heiligen Sakramenten. Cilli, 179F. Bey Franz Joseph Jenko. Inhalt. des vierten T h e ile Seite IV. HaupLstück. Von den h. Sakrament. 5. Erste Abhandlung. I. Abteilung Von denh. Sakramen¬ ten überhaupt. eben-. Zrveyte 2tbhanölung. !l. Abtheilung. Von den h. Sakramen¬ ten insbesondere. »2. §. i. Von dem Sakramente der Taufe. i z. Dritte Abhandlung. §. 2. Von dem Sakramente der Firmung. 28. Vierte Abhandlung. §. z. Von dem allerheiligsten Sa¬ kramente des Altars. z6. Fünfte Abhandlung. s. Von der Vorbereitung zum wür¬ digen Genüsse dieses Sakraiu. §6. Sechste Abhandlung. b. Von demjenigen, was beym Ge¬ nüsse des heiligen Altarssakra¬ ments zu thun ist. 69. e. Von dem, was nach der heiligen Kommunion zu thun ist, 7Z. Sie- Siebente Abhandlung. Seite Z. 4» Von dem Sakramente -er Buße. 78. Don dem, was vorläufig von diesem Sa¬ kramente zu wissen uöthig ist. ebend s. Von der Erforschung des Gewis¬ sens. ZF. Achte Abhandlung. h. Von der Reue und Leid. 94. e. Von dem ernstlichen Vorsatze. »07. Neunte Abhandlung. ä. Von der Beichte. riZ. Zehnte Abhandlung. e. Von der Genugthuung. »ZZ. Anhang von dem Ablasse. 144. Eilfte Abhandlung. §. s. Von dem Sakramente der letzten Oelung. rs2. Zwölfte Abhandlung. §. S.VondemSakramentederPrie- sterweihe. 166. Dreizehnte Abhandlung. §.7.VondemSakramentederEhe. 171. Vierzehnte Abhandlung. Was diejenigen zu thun haben, welche i» den Ehestand treten. 179. Fünfzehnte Abhandlung. Von den Pflichten des Ehestands. 49z. Das IV. Hauptstück. Von den heiligen Sakramenten. Erste Abhandlung. «^Hn der ganzen christkatholischen Religion, zu der wir uns meine geliebten Pfarrkinder bekennen, ist nichts heiliger, nichts für unser Heil kostbarer und fürtrefflichcr, nichts, wodurch uns Gott feine Liebe ge¬ gen uns mehr z» erkennen gibt, als die heiligen Sa¬ kramente. Hievon handelt das vierte Hauptstück un¬ seres Katechismus, welches ich heute zu erklären an¬ fange, und wozu ich mir eure Aufmerksamkeit aus¬ bitte. Ich mache den Anfang von den heiligen, Sa¬ kramenten überhaupt. I. AbLH eilurrg. Von den heiligen Sakramenten überhaupt. Was ist ein Sakrament? Ein Sakrament ist ein sichtbares Zeichen der un¬ sichtbaren Gnade, welches von Christo dem Herrn zu unserer Heiligung eingesetzet ist. A Z Warum — (6) — Warum Heiße« die Heiligen Sakraments sichtba¬ re Zeichen? Die heiligen Sakramente heißen sichtbare Zei¬ chen , weil bev /edem Sakramente etwas vor- kommt , öas man sieht, oder durch einen an¬ dern Sinn wahrnimmt, so sieht man z. B. bev der Taufe das Wasser. Warum heißen dis heiligen Sakramente Zeichen? Die heiligen Sakramente heißen Zeichen, weil sie aus der Einsetzung Christi durch äußerliche Dinge dis innerliche Heiligung, welche sie wir¬ ken , bedeuten. EinZeichenist, wie Augustinus sagt, das, was nebstdem, was es an sich zeigt, der Seele zugleich einen Begriff von einer andern Sache einflößt. So sind die äußerliche» Handlungen, die wir bey den Sakramenten wahrnehmen, vpn Jesu Christo aus- erwahlte Zeichen, welche die innerliche Gnade be¬ deuten , die die unsichtbare Wirkung Gottes in die Seele des Menschen zu eben der Zeit ausgießt, da das äußerliche und sichtbare Zeichen auf den Leib des Menschen angcwendet wird. Jesus Christus zeigt hierin» seine Allmacht, da er durch solche Dinge, die in die Sinne fallen, die Heiligkeit und Gnade in uns hervvrbringt, da doch äußerliche Dinge zu einer so wunderbaren Wirkung natürlicher Weise kein Verhaltniß haben. Auch zeigt er hierinn seine Güte, indem er sich nach der Natur und »ach dem Bedürfnisse des Menschen richtet. Wenn der Mensch ein blosser Geist wäre, spricht der hei¬ lige — l 7 ) - lige Chrysostomus, so Halle stchGottdamit begnügt, ihm bloß geistliche Gaben zu geben, weil aber seine Seele mit dem Leibe vereiniget ist, so theilet er ihm seine Gnade, die ganz geistig ist, unter solchen Zer- chen mit, die sinnlich und körperlich sind. Wie werde» wir durch die heiligen Sakramente geheiliget? wir werden durch die heilige» Sakramente ge¬ heiliget , indem einige uns ordentlicher wei¬ se die heiligmachende Gnade, und die Recht¬ fertigung ertheilen, andere aber diese in uns Vermehren. Es könnte zwar Gott, wenn er wollte, den Menschen ohne alles Sakrament heiligen, und er thut es auch zuweilen , weil er Herr seiner Macht ist, allein ordentlicher Weise, und gemäß seiner Anordnung laßt er diese unsichtbare Wirkung der Hei¬ ligung von den Sakramenten abhangcn, und sogar wenn es ihm gefallt, den Menschen ohne die Sa¬ kramente zu rechtfertigen, thut er dieses nur in so weit , als der Mensch das Verlangen hat, das Sa¬ krament zu empfangen. Diese Heiligung und Recht¬ fertigung, welche die Sakramente wirken, geschieht auf eine zweyfache Art in dem Menschen, je nachdem er ein Sakrament empfangt. Einige heiligen ihn, und machen ihn gerecht, da er zuvor ein Sünder war, und sehen ihn in den Stand der Gnade Got¬ tes, in dem er vorhin nicht war, einige aber sehen den Stand der Gnade Gottes in den Menschen schon zum voraus , und vermehren nur diese in ihm. A 4 Daech — ( 8 ) — Durch welche Sakramente wird uns ordentlicher Weise die Heiligmachende Gnade und die Rechtfertigung ertheilet? Die heiligmachende Gnade und dis Rechtferti¬ gung wird uns ordentlicher weife durch die Sakramente der Taufe und der Buße ertheilet. Diese beyden Sakramente sind eigentlich dazu von Jesu Christo bestimmet, um uns aus Sündern zu Gerechten machen, und uns die heiligmachende Gnade, die wir verlohrenhaben, mitzutheilen. Die Taufe reiniget uns von der Erbsünde, und durch die Buße werden uns die wirklichen Sünden nachge- x lassen. Wie heißt die Taufe und Buße deßhakben, weil sie ordentlicher Weise die heiligmachende Gna¬ de errheilen? Weil uns die Taufe sowohl als die Buße die heiligmachende Gnade ordentlicher Weife er- theilen, so heißt man siebte Sakramente der Todten, denn sie erwecken den Sünder , wel¬ cher geistlicher Weife toöt ist, zum ewigen Leben. Man kann diese beyden Sakramente der Taufe und der Buße auch deßhalben Sakramente der Tod¬ ten nennen, weil sie in dem Stande entweder der Erbsünde oder wirklicher schwerer Sünden, welcher ein Stand des geistlichen Todes der Seele ist, em¬ pfangen werden können. Wie — ( 9 ) — Wie heißen die Sakramente, durch welche die heiligmachende Gnade in uns vermehretwirb ? Die Sakramente, dadurch die heiligmachende Gnade in uns vermehret wird, heissen Sakra? mente der Lebendigen. Warum nennet man diese Sakramente, Sakra¬ mente der Lebendigen? Man nennet sie Sakramente der Lebendigen, weil diejenigen, welche sie empfangen, die heilig¬ machende Gnade, worinn das geistliche Le¬ ben der Seele besteht, schon haben sollen. Welche sind die Sakramente der Lebendigen? Die Sakramente der Lebendigen sind: die Fir¬ mung, das Sakrament des Altars, die letzte Oelung, die Priesterweihe, dis Ehe. Was ist von den Sakramenten noch zu merken? Es ist von den Sakramenten noch zu merken: i. Daß jedes Sakrament auch seine eigene Gna¬ de ertheile- 2. Daß das Sakrament der Taufe, der Firmung, und der Priesterweihe der See¬ le ein unauslöschliches Merkmal eindrüche; wegen dieses Merkmals kann ein Thrist ein solches Sakrament nicht öfters als einmal gül¬ tig und ohne Todsünde empfangen. Alle Sakramente haben die gemeinschaftliche Wirkung, daß sie den Menschen, der sie auf die ge¬ hörige Art empfangt, heiligen, indem sie ihm ent¬ weder die heiligmachende Gnade ertheilen, oder , wenn er sie schon hat , dieselbe in ihm vermehren. A5 Rebft ( ro ) Nebst dieser gemeinen Wirkung hat ein jedes Sakra¬ ment noch eine besondere und ihm eigene Wirkung. So ertheilet-die Taufe dem Menschen die erste hei, ligmachende Gnade, in der Firmung wird er beson¬ ders gestartet, damit er seinen Glauben standhaftig bekenne; das Sakrament des Altars ist besonders eine geistliche Speise und Nahrung der Seele, das Sakrament der Buße ertheilet die durch die Sünde verlohrne Gnade wieder, in der letzten Oelung wer¬ den die Uiberbleibsel der Sünde nachgelassen, und der Mensch wird für den letzten Streit gestärket, sie ertheilet auch vielmal die Gesundheit des Leibes, in dem Sakrament der Priesterweihe wird demjeni¬ gen, der es empfangt, die besondere Gnade, ge¬ wisse Kir-chenamter recht und heilig zu verrichten, ertheilet, und in dem Sakramente der Ehe empfangt man die besondere Gnade, die Pflichten des eheli¬ chen Standes zu erfüllen. Von allen diesen einem jedweden Sakramente besonders eigenen Wirkungen werde ich ausführlicher handeln,wenn ich von einem jeden der Sakramente insbesondere reden werde. Woher haben die Sakramente ihre Kraft zu wirken? Die Sakramente haben ihre Araft zu wirken von ihrem Urheber Jesu Christo. Die Sakramente sind nicht von Menschen einge- sctzet worden, sondern von Jesu Christo dem Golt- menschen, von welchem sie auch die wunderbare Kraft haben, unsere Heiligung zu wirken. Da die Sakra¬ mente äußerliche Zeichen und an sich selbst natürliche Handlungen sind, so können sie die Kraft, uns in¬ nerlich. — ( II ) — nerlich, wahrhaftig, und auf eine übernatürliche Weise zu heiligen, ohnmöglich aus sich selbst haben, indem zwischen natürlichen Zeichen und der überna¬ türlichen Heiligung gar kein Vcrhällniß ist. Die Sakramente können auch diese Kraft nicht von dem Priester, der sie ausspendet, haben, denn da die¬ ser selbst ein Mensch ist, wie andere, so kann erden Sakramenten die Kraft der Heiligung nicht ercheilen, die er oft selbst nicht hat , und die, wenn er sie auch hat, ihm ans Barmherzigkeit Gottes ist mit- getheilet worden. Ebenso wenig können die Sakra¬ mente ihre Wirkung von demjenigen haben, der sie empfangt, so gnt er sich auch immer dazu vorberei- ten mag. Sie haben also ihre Kraft zu wirken von Jesu Christo , unscrm Heylande und Erlöser, wel¬ cher der einzige Urheber und die alleinige Quelle der Gnade ist, und welcher mit den Sakramenten seine Verdienste, seine Genugthuungen und die Früchte sei¬ nes Leidens und Todes verbunden hat. Hieraus fol¬ get, daß derjenige, welcher ein Sakrament wür¬ dig empfangt, allemal geheiliget wird, wenngleich der Priester, der es ihm ausspeudet, nicht heilig ist. Wie viel find Sakramente, «nh wie heißen sie? Es sind sieben Sakramente, sie heißen: i.Dis Taufe, r. Die Firmung. Z. Das Sakrament des Altars. 4. Die Buße. s. Die letzte Oe- lung. 6. Die Priesterweihe. 7. Die Ehe. Daß sieben, und'nicht mehr und nicht weniger Sakramente sind, ist die Lehre der untrüglichen Kir¬ che , der wir Beyfall geben müssen. Durch ^<— (ir ) —— Durch die sieben Sakramente hat Jesus Christus für alle Bedürfnisse seiner Kirche die weiseste Vorse¬ hung getroffen , denn durch die Taufe werden wir dem Geiste nach wieder gebohren, durch die Firmung werden wir in dem Glauben und in der Gnade ge- ssärket, durch das Sakrament des AltarS werden wir gespeiset, durch die Buße werden wir von den Krankheiten der Seele geheilet, durch die letzte Oe- lung werden wir für den letzten Kampf gestärket, durch die Priesterweihe wird die Kirche immer mir geistlichen Vätern und Vorstehern versehen, und durch die Ehe werden die Kinder Gottes und der Kirche fortgepflanzet. Lehren» Lasset uns, meine geliebten Pfarrkinder, dem Herrn unserm Heyland innigst danken, daß er zu unserer Heiligung so kräftige Mittel, als die Sa¬ kramente sind, eingesetzet hat, und ihn bitten, er wolle uns feine Gnade schenken , damit wir sie nütz-, lich gebrauchen mögen. Amen. Zweite Abhandlung. II. A bt h e ilung. Von den heiligen Sakramenten insbesondere. Nachdem ich in der letzten Abhandlung dasjenige kürzlich znm voraus gesetzet, was von den heiligen Sakramenten überhaupt zu wissen nöthig, so komme ich nunmehro auf die Sakramente insbesondere. Die -- ( IZ ) Die heurige Abhandlung wir- von -rm Sakramcntt der Laufe seyn. §. i. Von dem Sakramente der Tausv. Was ist die Taufe ? Die Taufe ist das erste und nothwenöigste Sakra¬ ment, in welchem der Mensch durch daswsf- fer und Wort Gottes von der Erbsünde und von allen andern wirklichen Sünden, wenn er dergleichen vor der Taufe begangen hat, ge- reiniget, und in Christo als eine neue Krea¬ tur Zum ewigen Eeben wieder gebohren und geyeülget wrrd». Die Taufe ist em Sakrament, die Abwaschung mit dem Wasser ist das sichtbare und äußerliche Zei¬ chen , welches Jesus Christus in seiner Kirche er¬ wählet und dazu bestimmet hat, daß es die inner¬ liche Reinigung der Seele von allen vor der Taufe begangenen Sünden nicht nur bedeuten und anzei¬ gen , sondern auch wirken sollte. Warum heißt dis Taufe das erste Sakrament? Die Taufe heißt das erste Sakrament, weil man zuerst muß getauft feyn, eh Man ein anderes Sakrament empfangen kann. Christus hat die heiligen Sakramente in seiner Kirche und für seine Kirche eingesetzet, man muß also zu der Kirche Christi gehören, damit man die Sakramente empfangen könne. Nun kann man aber nicht anders in die Kirche Christi ausgenommen wer¬ den als durch die Laufe, welche das Band ist, wodurch — ( i4 ) wodurch wir mir der Gesellschaft der Kirche verbun¬ den, und mit ihrem Körper als Glieder vereiniget werden, wie sich der Apostel ausdrückt: wir sind alle durch einen Geist zu einem Leibe, welcher die Kirche ist, getauset worden, r. Kor. is, rZ. Warum Heißt die Taufe das nothrverrdigsts Sakrament? Die Taufe heißt das usthwendigste Sakrament, weil ohne die Taufe niemand, ja sogar kein Rind kann selig werden. Die Taufe ist vermöge des göttlichen Gesetzes Jesu Christi für alle Menschen ein zum ewigen Heil so unumgänglich nothwendiges Mittel, daß ohne dieselbe niemand selig werden kann. Diese so unum¬ gängliche Nothwendigkeit gibt der Heyland selbst zu erkennen, indem er sagt: wahrlich, wahrlich sa¬ ge ich dir, es fe? denn, daß jemand aus dem Wasser und aus dem heilige« Geiste wiederge- bohrcn werde, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen. Joh. Z, .5. Gleich darauf gibt er die Ursache der Nothwendigkeit der Taufe an, im dem er sagt: was aus dem Fleische gebohren ist, das ist Fleisch, und was vom Geiste gebohren ist, das ist Geist. Ihr müsset also von neuem gebohren werden. Ebend. 6, 7. Der Mensch em¬ pfängt von seinen Eltern, die ihn nach dem Fleische gcbähren, nur das fleischliche Leben, welches , nach dem Ausspruche Christi, nicht hinlänglich ist, um in den Himmel eingehen zu können, er muß also von neuem durch den Geist wiedergebohren werden, damit er das geistliche Lebeu haben möge, welches nicht --- ( rZ ) — nicht anders als durch das Wasser der Taufe gesche¬ he» kann. Die Nothwendigkeit der Taufe lst so groß, daß ohne dieselbe nicht einmal die kleinen Kinder selig werden können. Der Ausspruch, den der Heyland gethan hat, daß keiner, der nicht aus dem Wasser »nd dem heiligen Geiste wiedcrgebohren ist, in das Reich Gottes eingehen wird, ist allgemein, und nimmt die Kinder nicht aus. Dahero eilet man auch so sehr mit den Kindern, damit sie ja nicht ohne die¬ ses Sakrament sterben, ohne welches sie die Selig¬ keit nicht erlangen können. Eltern sollen sich in die¬ sem so wichtigen Punkte nichts zu Last kommen las¬ sen, -es nicht zu lange anstehen 'lassenihrs Kinder Zur Taufe zu bringen , niemals aber über vier und zwanzig Stunden damit verzögern. Die Manner sol¬ len sich auf alle mögliche Weise in Acht nehme», daß sie ihren Ehegattinnen zur Zeit, wo sie mit einem Kinde gehen, keine akzubeschwerliche Arbeit aufdri«- tzen, sie in keinen plötzlichen Schrecken setzen, nicht schlagen, und ihnen überhaupt nichts zufügen , wo¬ durch der Tod des Kindes inMutterleibe verursachet, dasselbe um die Taufe und um die Seligkeit gebracht werden kann. Eben so sorgfältig sollen die Weiber, die mit einer Leibesfrucht gesegnet sind, sich hüten, damit sie nicht durch Unordnung im Essen, durch schwere Arbeit, durch allzuheftige Bewegung, durch unmäßigen Zorn, oder auf was immer für eine andere Art ihrer Leibesfrucht am Leben schaden, sel¬ be um die Taufe und um die Seligkeit bringen. Ueberhaupt sollen die Eltern Gott öfters und instän¬ dig bitten, damit er ihre Kinder möge glücklich zur Welt Welt komme.und zu der Gnade der heiliEr Tau¬ fe gelangen lassen. WaS wirket das Sakrament der Taufe? Das Sakrament der Taufe wirket: i.DieNachs lassung der Erbsünde und aller andern vor der Taufe Hegangenen Sünden, auch aller e- wigen und zeitlichen Strafen, 2. Unserer See¬ le wird in derselben die göttliche Gnade er- theilet, durch welche wir gerechtfertiget , Rin¬ der Gottes und Erben des ewigen Keils wer¬ den. z. Diejenigen, welche die Taufe em¬ pfangen, gehe» in die Rirche ein , und wer¬ den derselben Glieder. 4. Der Seele wird ei» unauslöschliches Merkmal eingedrücket, deß- wegen kann inan die Taufe nicht öfters als ein* mal gültig, und ohne Todsünde empfangen. Wohl herrliche Vortheile der Tauft, welche un¬ sere ganze Erkenntlichkeit verdienen. Die Gnade der Taufe ist eine Gnade des Heils und der Heiligma- chung, wir werden in der Sünde empfangen, und in der Sünde gebohren, Kraft der Gnade der Tau¬ fe aber werden wir anf einmal in Christo wieder ge¬ bohren, wir werden aus Kindern des Zornes Kin¬ der Gottes, Brüder Jesu Christi, Glieder seiner Kirche, Erben Gottes, Miterben Jesu Christi. Al¬ les dieses wirket vermittelst der wunderbarsten Ver¬ änderung in uns jenes heilsame Wasser, mit wel¬ chem wir in der heiligen Taufe abgewaschen wer¬ den. Vormals, schreibt der Apostel zu den Ephesern, waren wir von Natur Rinder des Zornes, gleich¬ wie die andern, aber Gott der an Barmherzig- ' keit ( *7 ) —- keich ist, hat um ferner großen Liebe willen, mit der erunögeliebet hat, da wir auch todt waren, uns sämmtlich lebendig gemacht in Thrifts Und mit Thrifts. Ephes. 2, Z. 4- .5. Und an einem andern Orte schreibt er: Ihr fevd abgewaschen, ihr fesch gerechtfertiget in dem Namen unsers Kerrn Jesu Thristi, und in dem Geiste unsers Gottes. 1. Kor. 6, ri. Unsere Seele wird in der Taufe mit himmlischen Schaßen bereichert , die herr¬ lichsten und kostbarsten Tugenden, Glaube, Hoff¬ nung und Liebe werden uns eingegossen, wir em¬ pfangen im Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes einen unauslöschlichen Cha¬ rakter, welcher tausendmal rühmlicher ist, als alle Ehrentittel der Welt, ein Charakter, den wir mit uns bis zum Richterstuhlc Gottes bringen werden, damit wir an demselben als die Jünger seines gelicb- testen Sohnes, als sei» Volk, und als seineHkcrds erkennet werden» Wie können Erwüchsen? selig werden , welche nicht Gelegenheit haben, bas Sakrament der Taufe wirklich zu empfangen? Erwachsene, welche nicht Gelegenheit haben, das Sakrament der Taufe wirklich zu empfangen, können selig werden : l. Durch die Legierds taufe. 2. Durch die Bluttaufe. Worin« besteht dre BegieLdtaufe? Die Begierdtaufe besteht in einem heftigen Ver¬ langen das Eakrament der Taufe , wen» eü möglich wäre, zu empfangen, es muß aber be^ Lrtkr.d Rattchism.IV.Thl. B disstM — ( 13 ) — diesem Verlangen eine vollkommene Lrebe ge¬ gen Gott, wahre Reu und Leid über die be¬ gangenen Sünden erwecket werden. Worum besteht die Bluttaufe? Dis Bluttaufe besteht darum, wenn der Unge¬ tanste , welcher das Sakrament der Taufe zwar empfangen will, aber nicht kann, sein Leben für Gott und den Glauben hingibt. Daß die auf die oben beschriebene Art beschaf¬ fene Begierdtauft, oder eine vollkommene Liebe Gor¬ tes, die den Menschen antreibet, alle seine began¬ genen Sünden aufrichtig zu bereuen, und wobey er ein wahres Verlangen hat, sich, wenn es möglich wäre, taufen zu lassen, den Menschen von der Erb¬ sünde sowohl, als allen andern wirklichen Sünden reinige , und ihn selig mache, nehmen wir aus den Worten des Heylandes ab, welcher sagt: wer mich liebet, wird von meinem Vater geliebet werden, und ich werde ihn lieben. Joh. 14, 21. Daß die Bluttaufe eben diese Wirkung habe, erken¬ nen wir übermal aus den Worten Christi: Wer seine Seele, das ist, sein Leben, um meinetwe¬ gen verlieret, der wird sie finden. Matth. 16, ZZ. Wer kann taufen? In Nothfällen kann jedermann taufen, außer diefen aber haben nur die Bischöfe und Pfar¬ rer das Recht zu taufen, mit deren Erlaub- mß können auch andere Priester und Diako¬ nen taufens Die — ( 19 ) — Die Sakramente sind im Schooße der Kirche von Christo hinterlegt, und werden in der Macht und Treue der Kirche aufbehalten, sie theilct sie ihren Kindern ^nrch ihre Diener , die Priester aus. Chri¬ stus selbst hat die Priester dazu bestellet: Gehethin, lehret und taufet. Matth. 28, »9. Ehcdessen war das Taufen das eigentliche Amt der Bischöfe, seit¬ dem aber die Zahl der Gläubigen sich so stark ver¬ mehret hat, und besondere Pfarreycn anfiengen er¬ richtet zu werden, soistesdas Amt der Pfarrer gewor¬ den. Wenn also keine Noth, keine Gefahr des To¬ des für das Kind vorhanden ist, so darf niemand taufen, als der Pfarrer des Orts, ein anderer Priester oder auch Diakon dürfen es nur alsdenn thun> wenn sie von dem Pfarrer dazu bestellet wer¬ den. Ist aber ein Nothfail vorhanden, so erlaubt die Kirche einem jeden die Taufe zu geben, um keinem ihrer Kinder das erste und zur Seligkeit so nothwen- dige Sakrament zu erschweren, die Erhaltung des¬ selben jedem zu erleichtern. Gemeiniglich ist es inden Nothfällen das Amt der Hebammen, welche beson¬ ders hierin» unterrichtet werden, und sich auch ver¬ pflichten müssen, ihr Amt getreu zu verwalten. WaS muß derjenige thurr, der taufet? Der taufet, muß r. Die Meynung haben nach der Einsetzung Jesu Christ» zu taufen. 2. Er muß die Person , welche getaufet wird , mit natürlichem Wasser begießen. z. Er muß Heyn» Begießen diese Worte aussprechen: Ich tau¬ fe dich im Namen des Vaters, und -es Soh¬ nes, und des heiligen Geistes, B s Dsnül — ( 20 ) --- Damir dre Tauft gültig ftp , so müssen diest drey jetzt genannten Stücke dabep genau gehalten und beobachtet werden, man muß die Meynung ha¬ ben zu thun, was die Kirche lhut, was Jesus Chri¬ stus eingcsetzel hat. Man soll und darf bey der Tau¬ fe kein anderes, als natürliches Wasser gebrauchen, Vergleichen das Fluß-Bronnen-und frisches Regen¬ wasser ist , wenn man frisches Weihwasser an Han¬ de» hat, so kann man sich dessen in Nolhfällen be¬ dienen. Man muß der Person , dem Kinde, so man taufet, das Wasser über das Haupt, als den vor¬ nehmsten Theil des Menschen gießen, und zwar so stark, und in solcher Menge, daß es durch die Haa¬ re bis auf die Haut dringen möge, in Umstanden aber, wo der Kopf nicht vorhanden ist, muß man das Wasser über die Hand, oder den Fuß gießen, wie es die Umstände zulasten. Während der Ausgie¬ ßung des Wassers muß man diese Worte sprechen: Ach taufe dich im Namere des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes, an welchen man nichts andern, nichts auslassen, nichts dazu setzen soll. Was muß em Erwachsener thnn, wenn er will getauftt werden? Ein erwachsener, der will getaufet werden, muß i. Die nothwendigften Glaubenswahr- heiten wissen , und diese Wahrheiten glauben. 2. Ein Glied der Rirche Aesu Christi werden wollen. Z. Seins Sünden bereuen. 4. Den Vorsatz haben, und ausdrücklich versprechen, drsa» sein Ende christlich zu leben. Erwachsene, 2 ) «--«° Erwachsene , die sich wollen taufen lassen, müs¬ sen die notwendigsten Religionswahrhcitcn wissen «nd glauben. Dahero befahl Christus seinen Apo¬ steln, die Völker zuvor zu unterrichten, ehe siedie- sclben tauften: Lehret alle Volker, und taufet sie. Matth. 28, 19. Dahero sprach Philippus zudem Kämmerlinge der Königin Kanndazes , der von ihm die Taufe verlangte: Wenn du von ganzem Ker- zen glaubest, so mags wohl sszm, Laß du ge- taufet werdest Apostelgcsch. 8, Z7- Sie müssen Glieder der Kirche Christi werden wollen, weil die Taufe das Band ist, vermöge dessen man mit dem Leibe der Kirche vereiniget wird. Sie müssen ihre Sünden bereuen, weil Erwachsene ohne Bekehrung des Herzens nicht gerechtfertigct werden können. Da¬ her» sprach Petrus zu den Juden: ThutBuße, und lasse sich ein jeglicher taufen. Apostclgesch» 2, z8> Sie müssen endlich den Vorsatz haben und ver¬ sprechen , christlich zu leben. Das letzte verlanget die Kirche auch von den Kindern, weil sie aber noch nicht dazu fähig sind, so laßt sie es in ihrem Namen von andern thnn. Wer verspricht dieß bey den Kindern, die noch nicht versprechen können? Die Taufpathen versprechen im Tssamen der Lin¬ der, welche sie aus der Taufe heben,, alles zu erfüllen, wozu die Taufe verbindet. Diese Pathen versprechen im Namen der Kinder, sich dem Gesetze Christi zn unterwerfen, nach dem¬ selben zu leben , und in der Beobachtung desselben bis in den Tod zu verharren, alles dasjenige, was B Z dieses — ( 22 ) dieses Gesetz verbeut, zuvermciden, undmchtsvon allem dem, was es befiehlt, zu unterlassen. Und weil der allgemeine Feind unscrs Heils, die Well und das Fleisch sich der Ausübung dieses Gesetzes in uns unaufhörlich entgegen setzen, so versprechen sie, -em Satan, und allen seinen Eingebungen, der Welt, und aller ihrer Pracht, dem Fleische und al¬ len seinen Begierlichkeiten zu entsagen. Ist man guch schuldig, das Versprechen der Patherr zu halten? Man ist schuldig das Versprechen der Pathen zu halten, es geziemet sich sogar, das bey der. Taufe gemachte Versprechen öfters zu erneuern. Wie kann man das bey der Taufe gemachte Ver¬ sprechen erneuern? Man kann das bey der Taufe gemachte verspre¬ chen folgendermassen erneuern: Ach glaube an Gott den Vater, Sohn , und heiligen Geist. Ach glaube an Aesum Lhristum den einge- bohrnen Sohn Gottes, der Gott und Mensch zugleich ist, der daS menschliche Geschlecht durch sein Leiden und Sterben erlöset hat. Ach glaube alles, was Gott geoffeiiharet, was Aesus und seine heiligen Apostel gelehret ha¬ ben, und was die katholische Rirche, als de¬ ren Glied ich zu feyn und zu sterben verlan¬ ge, zu glauben vorstellet. Ach widersage von ganzem Herzen dem Teufel, seiner Hoffart, und allen seinen Werke». Ach widersage auch allen Sünden , der Pracht, und allen verfüh¬ rerischen -- ( 2Z ) — rerischen Lehren der weit. Ich bin entsihlosi sen ein christliches Leben zu führen. Gott stärke mich durch feine mächtige Gnade. Amen. Wann geziemet es sich daS bey der Taufe gemach¬ te Versprechen zu erneuern? Es geziemet sich das bey der Taufe gemachte Versprechen zu erneuern: i. Sobald man zum Gebrauche seines Verstandes kömmt. 2. vor der heiligen Firmung, z. Am Geburts¬ tage. 4. Oesters in seinem Leben, besonders vor der heiligen Beichte, und Aommunion. Wozu sind die Taufpathen verbunden? Die Taufpathen sind verbunden diejenigen, wel¬ che sie aus der Taufe gehoben haben, im Ab¬ gänge, oder bep der Nachläßigkeit der Eltern in der christlichen Religion wohl zu unterwei¬ sen. Die Pathen stehen der Taufe nicht bloß als Be¬ stände und Zeugen vor , sondern fie laden sich über dieß auch die Pflicht auf, für den Glaubensunter¬ richt derjenigen, die sie aus der Taufe gehoben ha¬ ben, besorgt zu seyn, im Falle, daß dieses vonEl-- tern und Seelsorgern nicht gebührend geschehen könn¬ te. Die Taufpathen sollen nach Verordnung des Kirchenraths von Trient nur höchstens eine Manns¬ person und eine Frauensperson seyn, niemals aber zwey Manns-oder zwo Frauenspersonen zugleich ge¬ nommen werden. Man soll keine Kinder zu Tauf- palhcn nehmen, sondern solche, die bereitsdieJah- re der Mannbarkeit erreicht haben. Deffrntlichk B 4 Ver» ----- ( 24 ) "" Verbrecher, Unehrliche. Unsinnige können keineTauf- pachen abgeben. Die Pathen tretten mitdcnKindern, die sieaus der Taufe heben, und mit deren Eltern in eine geist¬ liche Verwandschaft, die vormals eine trennende Ehehinderniß war, dergestalten, daß die Pathen weder diejenigen Kinder, welche sie aus der Taufe gehoben, noch deren Eltern gültig hemathen konn¬ ten. Dieses Ehehinderniß ist in den K. K. Länder« durch das allerhöchsteEhepatentnunmehro aufgehoben. Bey der Handlung der Taufe kommen verschie¬ dene Zeremonien vor, die von einer lehrreichen Be¬ deutung sind. Man läßt die Täuflinge anfänglich an -er Kirchthüre stehen. Dadurch wird angedeutct, daß die Taufe die Thür zur Kirche Gottes fcy, und das man ohne die Taufe nicht zur Kirche gehöre. Man hauchet ihn an, um dadurch anzuzeigen, daß er durch die Taufe das geistliche Leben empfange. Man be¬ zeichnet ihn mehrmaleumitdem heiligen Kreuze aufder Stirne, dem Munde, der Nase, der Brust, der Ohren, den Schulter». Dadurch wird zu erkennen gegeben, daß der Täufling allem durch den Kreuztod Jesu Chri¬ sti mit Gatt ausgesöhnet werde, daß er zu der Fah¬ ne des Kreuzes schwöre, daß er dasselbe aufsich neh¬ me, um Christo nachzufolgen, und daß er sich in Nichts anders, als in dem Kreuze Jes» Christi rüh- -men solle. Der Priester gibt dem Täuflinge geweih¬ tes Salz in den Mund. Dadurch wird angedeutet, daß er durch die himmlische Weisheit von der Fäul- niß der Sünde bewahret, nicht an der Bosheit der Welt, sondern an Gott und göttlichen Dingen sei¬ nen Geschmack suchen soll, daß die Reden eines Chri¬ sten — ( sz ) —; sten allzeit freundlich und mit dem Satz der Beschei¬ denheit gewürzct seyn sollen. Man legt ihm einige- male die Hände auf nach dem Beyspiele Jesu Christi, welcher den Kindern die Hände aufgeleget hat. Es geschehen verschiedene Beschwörungen über ihn, da¬ durch angedeutek wird, daß er noch in der Macht der Hotte ist, und durch die Taufe daraus errettet wer¬ de. Der Priester bestreichet die Ohren und die Nase des Täuflings mit Speichel, wie der Heyland die¬ ses an dem tauben und stummen Menschen that, den er gesund machte, dadurch wird die geistliche Taub¬ heit und Stummheit des Täuflings angedeutet. Der Täufling wird mit dem heiligen Oel auf der Brust, und zwischen den Schultern, und nach der heiligen Taufe mit dem Chrisam auf dem Haupte gesalbet, dadurch anzuzeigen, daß er durch die Taufe ein Christ werde, für Christum streiten, und sein heiliges Joch auf seinen Schultern tragen müsse. Man legt ihm ein weises Kleid oder Hemmet über, dadurch wird üngezeiget, daß er in der Taufe durch Jesum Chri¬ stum die Unschuld empfangen habe, daß er sich be¬ streben soll , dieselbe zu bewahren, und unbefleckt vor den Richtcrstuhl Jesu Christi zu bringen. Man reichet ihm eine brennende Kerze in die Hand. Da¬ durch wird angedeutet, daß ein Christ so leben soll, daß er alle» Menschen mit einem guten Beyspiele vorleuchten soll. Man legt ihm auch den Namen ei¬ nes Heiligen auf, den er besonders verehren, an¬ rufen und nachahmen soll. Man soll den Kindern keine Namen geben, welche Gott allein gebühren, keine heydnischen Namen, nicht Namen von Engeln, oder Menschen, die nie gewesen sind, auch soll man B F nach Aach der Vorschrift unsers Ritualbuchs den Kin¬ dern keinen Namen der Heiligen aus dem alten Testamente allein, sondern mit dem Bepsatze eines Heiligen aus dem neuen Testamente geben. Mehre¬ re , oder eine ganze Liste von Namen geben, ist we¬ nigstens etwas sehr überflüßiges, und wäre aber¬ gläubisch , wenn man eine gewisse Kraft darinn se¬ tzen wollte. Auch ist es abergläubisch , wenn man gewisse Namen für glücklich, andere für unglücklich halt, oder meynt, ein Kind, das den Namen ei¬ nes gewiffeu Heiligen hat, werde nicht gleich wie¬ der oder nicht bald sterben und dergleichen. Hier ist zu erinnern, daß die Einführung der Kindbetterinnen in die Kirche ein Gebrauch ist , der zwar gut zu heissen, und löblich, keineswegs aber gebothen und vorgeschrieben ist. Der eigentliche Zweck davon soll seyn, Gott für die überstandene Gefahr Dank zu sagen, ihm das neue Geschöpf anzuempfeh¬ len-, und gleichsam als ein Opfer darzubringen. Die Weiber sind hier vor abergläubischen Meynungep zu warnen. Es ist unter andern abergläubisch, wenn man dafür halt, es sey einer Frau, ehe sie ausge¬ segnetist, nicht erlaubt, aus dem Zimmer zu ge¬ hen, Geschäfte vorzunehmen, oder Messe zu hören. Es ist abergläubisch, wenn man glaubt, eine Frau könne, ehe sie ausgesegnet ist, sich nicht segnen. Es ist abergläubisch, wenn man glaubt, cs sey nicht ein jeder Tag in der Woche gut zum Aussegnen. Lehren. Wenn wir, meine geliebten Pfarrkinder, an den Tag gedenken, an welchem wir sind getaufet worden, s 27 ) —" worden , so soll sich unser Herz erweichen, und un¬ sere Augen sollen vor Freudeuthränen übergehen. Diess ist der Tag , an welchem uns das größte Glück zu Theil geworden ist. An diesem Tage hat sich der güti¬ ge Gott gewürdiget, mit uns ein Bündniß z».errich¬ ten, durch welches wir von ihm an Kindessiätt sind angenommen, feiner Kirche als Glieder eiuverlei- bet, zu seinen Erben, zu Erben eines ewigen Rei¬ ches erkläret, zu lebendigen Tempeln des heiligen Geistes eingeweihet, und mit so vielen kostbaren Tugenden ausgezieret worden. Können wir alles die¬ ses erwäge», ohne dadurch innigst gerührt zu wer¬ den, was wären wir, wenn wir nicht wären getau- fet worden, Kinder des Zornes und des Fluches, Knechte der Sünde und des Teufels. Achl welche Menge der Kinder sterben vor ihrer Geburt, und werden durch einen frühzeitigen Tod außer Stande gefetzet, zur Gnade der Taufe zu ge¬ langen, wie viele tausend unglückliche Menschen le¬ ben in der Welt, denen es an diesem so nothwen- digen Hülfsmittel gebricht, wodurch haben wir vor ihnen dieses Glück verdienet, wir haben es allein dem unendlich liebenswürdigen Gott zu danken. Wenn aber, meine geliebten Pfarrkindcr , die Taufe eine große Gnade ist, so wisset, daß sie auch eine große Verbindung nach sich zieht. Wir haben bey unserer Taufe feyerlich versprochen, das Gesetz Jesu Christi anzunehmrn, dasselbe öffentlich zu be¬ kennen, uns desselben niemals zn schämen, nach demselben zu leben, was es verbiethet, zu vermei¬ den , und nichts von allem dem, was es gebie- thct, zu unterlassen. Wir habe» versprochen, dem Satan, - ( 28 ) Satan , und allen seinen Eingebungen, der Welt und aller ihrer Pracht, dem Fleische und allen sei¬ nen Begierlichkeiten zu entsagen. Halten wir nun aber wohl so feyerliche Verheißungen, die wir bcy unserer Taufe Gott, dem Diener Gottes, in dem Tempel Gottes, und in dem Angesichte der Altäre gemacht haben, führen wir uns auf, wie es Christen, wie es Kindern Gottes gebührt, wehe uns, wenn wir es nicht thun, denn wir sind alsdann weit straf¬ barer, und weit verdammlicher, als fo viele Völ¬ ker, die in den Finsternissen des Unglaubens geboh- ren, der Gnade der Taufe beraubet sind. Lasset uns demnach an die bey unserer Taufe gemachten Versprechen öfters gedenken, und den ernstlichen Vorsatz machen, dieselben treulich zu hal¬ len. Lasset uns Gott öfters bitten, daß er, indem er uns die Gnade gethan hat, uns zu der heilige» Taufe gelangen zu lassen, uns auch seinenBeystand verleihen wolle, alle Pflichten der Taufe zu erfüllen, damit wir als Kinder Gottes, als Kinder eines fo heiligen Vaters, als Brüder Jesu Christi, als recht¬ schaffene Christen leben, und zudem himmlischen Reiche, von welchem wir in der Taufe als Erben eingesctzet worden, einstens eingehen mögen. Amen. Dritte Abhandlung. §. 2. Von dem Sakramente der Firmung» Das zweyte von den heiligen Sakramenten der Kirche ist die Firmung. Lasset mich euch , meine ge¬ liebtem — ( 29 ) — liebten Pfarrkinder, von diesem Sakramente denje¬ nigen Unterricht ertheilen, der euch davon nöthigist. Was ist die Firmung? Die Airmung ist ein Sakrament, in welchem der getaufte Mensch durch den heiligen Chrysam und das göttliche Wort vom heiligen Geiste in Gnaden gestärket wird, damit er feinen Glaubenstandhastig bekenne, und nach sol¬ chem lebe. Firmung nennet man in der katholischen Kirche jene heilige Handlung und Zeremonie, vermittelst welcher denen, die schon getaufet sind, von dem Bischöfe, unter Hersagung gewisser Worte, die Sal¬ bung mit dem heiligen Chrysam ertheilet wird. Diese Handlung halten wir nach der unfehlbaren Lehre der Kirche für ein heiliges Sakrament. Die Salbung mit dem Chrysam, und die Worte, wel¬ che bcy dieser Salbung ausgesprochen werden, und also lauten: Ach zeichne dich mit dem Zeichen des heiligen Rreutzes, und firme dreh mit dem Chry¬ sam des Heils im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes, sind das äu¬ ßerliche Zeichen, welches die übernatürliche Stärke andeutet, die der Mensch dadurch von dem heilige» Geiste empfangt. Was wirket die Firmung? Die Krmung wirket die Vermehrung der Gna¬ de, und ertheilet die besondere, daß der ge¬ taufte Mensch den Glauben standhaftig be¬ kenne, und nach solchem lebe; sie drücket auch der Lev Seele ein unauslöschliches Merkmal ein, deßwegen kann man auch nicht öfters als ein¬ mal gesirmet werden. Indem die Firmung ein Sakrament der Leben¬ digen ist, so muß man, indem man dieselbe em¬ pfangt, sich schon in dem Stande der heiligmachen¬ den Gnade befinden; diese Gnade aber wird dadurch in uns vermehret dergestalten, daß wir daran einen neuen Zuwachs erhalten, und heiliger und gerechter werden. Diese Wirkung hat die Firmung mit den übrigen Sakramenten gemein- sie hat aber auch noch eine ihr besonders eigene Wirkung, welche unsere Aufmerksamkeit verdienet. Das Sakrament der Firmung ist gleichsam die Vollendung unserer Taufte Es ist ein Sakrament der Kraft und Fülle des heiligen Geistes. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes geworden, aber durch die Firmung werden wir, so zu sagen, vollkommene Männer, indem wir dadurch in dem Glauben und in der Liebe gestärkct werden. Sobald die ersten Gläubigen das Sakrament der Handausiegung, welches das Sakrament der Firmung ist, erhalten hakten, so wurden sie weit fester und stärker im Glanben, weit muthiger Jesum Christum zu bekennen, und weit unerschrockener vor denTyrannen. Ebendieses wirket noch heut zu Tage die Gnade dieses Sakraments in uns, wenn wir derselben treu sind.Wenn wir uns schon nicht mehr vor öffentlichen Verfolgern und Tyrannen zu fürchten haben, so haben wir dochvorso vielen andern Feinden uns zu fürchten, gegen welche uns Muth und Standhaftigkeit vonnörhen ist, ist, um uns von ihnen in dem Glauben nicht wankelmü- thig, und von denPflichten desselben nicht abwendig machen zu lassen. Nun ist es das Werk der Fir¬ mung, uns diesen Much und diese Standhaftigkeit zu verschaffen. Wir haben mit der Welt zu streiten, wir treffen in derselben Leute an, die in dem Glauben verder¬ bet sind, die sich Mühe geben, uns in demselben irre zu machen, die mit der wahren Gottesfurcht, mit der reinsten Andacht ihren Spott treiben, die heiligsten Religionsübungen lächerlich machen, von denen man die boshaftesten Grundsätze hört, Grund¬ sätze , die das ganze Gebäude des Glaubens er¬ schüttern, Wir bekommen bisweilen Bücher, Schar- tecken und Schriften unter die Hände, die voll Gift sind , und den Glauben angreifen. Wenn wir nun der Gnade der Firmung getreu sind, und derselben Mitwirken, sd wird sie machen, daß wir uns ent¬ schließen, eher alles andere, als den Glauben zu verlieren. Wir werden mit den Spöttern des Glau¬ bens Mitleiden tragen, und uns von ihren Spötte- reyen keineswegs wankelmüthig machen lassen , wir werden Jesum frep bekennen, wir werden nichts von der Menschenfurcht wissen, welche macht, daß man oft- malnichk dasHerz hat, den Glauben und die Gottes¬ furcht vor denen, die sie tadeln, öffentlich zu bekennen, wir werden alle böse Grundsätze, die wider die Religion sind, verabscheuen, keine gottlose Bücher lesen, noch sie diejenige, die uns untergeben sind, lesen lassen. Vir ( A2 ) Wir haben sogar in uns selbst einen Feind, wi¬ der welchen wir unaufhörlich streiten muffen, und welcher Streit weit erschrecklicher und gefährlicher, als der erste ist. Unsere bösen Leidenschaften empö¬ ren sich gegen die Pflichten des Glaubens, wodurch ihre Freyhcik eingeschranket wird; unsere Eigenliebe widersetzet sich, das Joch des Glaubens zu tragen, sie will frey, und ohne Zwang leben; nun ist es aber die eigenthümliche Wirkung der Firmung, uns gegen diese so gefährlichen Feinde zn starken. Und wen» wir uns diese Gnade zu Nutzen machen, so werden wir unsere Leidenschaften zu unterdrücken, und sie gelehriger zu machen suchen. Die Tugend wird uns leichter und angenehmer auszuüben wer¬ den, unsere Neigungen werden sich leichter zu un¬ fern Pflichten lenken, und sich siel lieber zu densel¬ ben neigen, Sehet, meine geliebten Pfarrkindcr , so fürtrefflich sind die Wirkungen der Firmung.' Ist dis Firmung zur Seligkeit unumgänglich nöthwendifl? Dis Firmung ist zur Seligkeit nicht unumgäng¬ lich nothwendig, sie ist aber wegen ihrer Wir¬ kung von demjenigen nicht zu versäumen, wel¬ cher Gelegenheit hat, dieselbe Zu empfangen. Daß die Firmung kein zur Seligkeit unumgäng¬ lich nokhwendiaes Sakrament s?y, erhellet daraus, weil eine solche Nothwendigkeit in der heiligen Schrift Nirgendwo üngezciget wird. Die Kirche würde auch dasselbe viel öfters ausspenden müssen, wenn sie es als ein zur Erlangung der Seligkeit nokhwcndiges Heils- — t ZZ ) Hcilsmittel ansähe. Unterdessen da die Firmung ih¬ rer fürtrefflichen Wirkungen wegen so nützlich und heilsam ist, da wir durch dieselbe gestartet werden, unsern Glauben standhaft zrr bekennen, und nach der Vorschrift desselben zu leben, so soll und darf man dieselbe nicht verabsäumen, wenn man sie zu em¬ pfangen Gelegenheit hat. Eine solche Gelegenheit tnuthwilliger Weift vcrnctchlaßigen, würde nicht oh¬ ne schwere Sünde geschehen können, weil man ans diese Art eines der herrlichsten Heilsmittcln in den Wind schlagen würde, Wer ertheilet baS Sakrämeut Srr Firmung ? Ordentlicher Weiss ertheilsn nur dis Bischöfe das Sakrament der Firmung. > Was uns besonders in Ansehung der Firmung zn wissen nöthig ist, ist die Vorbereitung, womit man dieselbe empfangen soll. Wie muß man befchLffsii fty«, wenn man das Sakrament der Firmung empfangen will? 'Um dis Firmung würdig zu empfangt, müssen, besonders Erwachsene rm Glauben, und in dein, was dieses Sakrament betrifft - wohl unter¬ richtet, und im Stands der Gnade se'chr; sie sollen sich auch durch das GebSth Und anders gute Werke dazu beteitell. Die Firmung ist ein SakratirSM der Lebendigen, das ist, ein solches, welches die Gnade in demje¬ nigen, der es empfangen will, vorausfchek, Man würde demnach eine sehr schwere Sünde begehen, wenn man sich unterfangen wollte, sich in dem Stan- Erklär, d. Karrchism.lV. Tyf' C re ( Z4 ) — He einer bewußten Todsünde firmen zu laßen. Man würde dadurch der Wirkling dieses so fürtrefflichen Heilsmittels ein vorsetzliches Hinderniß in den Weg legen, dasselbe nicht nur unkräftig, sondern auch zur Ursache der Verdammniß machen. Man muß al¬ so, ehe man sich firmen laßt, sein Gewissen genau untersuchen, und wenn man sich schwerer Sünden schuldig findet, eine reumüthige Beicht ablegen. Auch soll man, um sich zur Empsangung dieses Sakra¬ ments desto geschickter zu machen, vorhero das hoch¬ würdigste Sakrament empfangen. Zur Vorbereitung der Firmung gehöret auch, daß man wenigstens in jenen Stücken des Glaubens, ' welche die wesentlichsten sind, die ein jeder Christ , wenn er selig werden will, nothwcndig wissen und glauben muß, auch indem, was von der Firmung zu wissen ist, unterrichtet sey. Um dieser Ursache wegen wird auch von den Seelsorgern, wenn die Zeit annaht, da diese Religionshandlung von dem Bischöfe vorgenommen wird, besonderer Unterricht gehalten , um diejenigen, die im Stande such, sich mit Nutzen dabey einzufinden, gehörig vorzubcrei- ten. Ueberhaupt soll man sich durch Ausübung al-- ' lerley guter Werke, durch öfteres Gebeth, durch Allmoscn, und andere Werke der christlichen Liebe, durch die Uebung des Glaubens, der Hoffnung und Liebe, zu desto würdigerer Empsangung dieses Sa¬ kraments vorbereiten. Es ist zwar, um dieses Sakrament empfange« zu dürfen, kein gewisses Alter bestimmet, man kann cs in einem jeden Alter empfangen, und man hat es ehedesscn den Kindern gleich nach ihrer Taufe ge¬ geben. — ( ZL ) — geben. Doch ist dorr langer Zeit her schon in der Kirche durchgehends der Gebrauch eingeführet, daß man nur jene Kinder zur Firmung znläßt- welche an die Unterscheidüngsjahre gelanget sind, und be¬ reits den Gebrauch ihrer Vernunft haben. Man muß dieses dem Seelsorger überlassen, welcher dießfalls thnn wird, was er nach den Regeln der Klugheit - am beßten finden wird. Werden zu der Firmung auch Pathen gewählet? Auch zu der Firmung werden Pathen gewählet» Was dieFirmpathen betrifft, so soll nicht mehr als einer oder eine genommen werden. In den K-K, Landen ist dieses Ehchinderniß durch das allerhöchste Ehepatent aufgehoben. Die Firmpathen sollen selbst die Firmung empfangen haben. Da man die Firmung, wegen dem unauslösch¬ lichen Charakter, den sie uns eindrückk, nur ein¬ mal gültiger und erlaubter Weise empfangen kaim und darf, so muß man, wenn man sich nicht erin¬ nern, und auf keinen gewissen Grund kommen kann- ob man gefirmet sey , oder nicht, dieses dem Seel¬ sorger entdecken, und seinem Rathe folgen. Um von den Pathen Geschenke zu erhalten, sich nicht scheuen, die Firmung öfters zu empfangen, ist eine Sache, die alles Abscheuens würdig ist. Bey der Firmung kommen einige Zeremonien vor, die lehrreich sind. Der Bischof bezeichnet mit seinem im heiligen Chryfam eingetauchten Finger die Stirne des Firmlings mildem Kreutze; dadurch wer¬ den wir erinnert, daß wir das Bekenntniß desKreu- C 5 tzes — ( Zü ) — Hes Jesu Christi, an dem wir erlöset worden, öf¬ fentlich tragen, und uns desselben zu keiner Zeit schämen sollen. Es bekömmt der Firmling auch einen kleinen Backenstreich von dem Bischöfe; dadurch wird zu verstehen gegeben, daß wir bereit seyn sollen, um Jes» willen Schmach und Verfolgung geduldig «ttd standhaftig zu tragen, Lehren. Lasset uns, meins geliebten Pfarrkindcr, dis wir schon gefirmet sind, Gott den innigsten Dank abstatten, daß er uns dieses so kostbare Heilsmittel hat »»gedeihen lassen. Lasset uns aber auch der Gnade dieses Sakramentes Mitwirken, lasset uns in dem Glauben, zu dem wir uns bekennen, stand¬ haft bleiben, denselben rein von allem Aberglauben erhalten, und nach der Vorschrift desselben leben, damit wir zu jenen Verheißungen gelangen mögen - die uns der Glaube verspricht, und die in dem Him¬ mel werden erfüllet werden. Amen. Vierte Abhandlung« Z. Z. Von dem allerheiligsten Sakramente des Altars. Ich fange heute an, meine geliebten Pfarrkinder , von demjenigen Sakramente zu reden, welches un¬ ter alle» übrigen das heiligste ist, von einem Sa- ž kra- — ( Z7 ) — krameute, in welchem Gott das größte Wunder sei¬ ner Liebe gegen uns zeiget, und welches er alle Ta¬ ge erneuert, und bis an das Ende der Welt erneu¬ ern wird, von einem Sakramente, in welchem wir nicht nur häufige Gnaden, wie i» den übrigen, sondern den Urheber der Gnade selbst empfangen. Es ist dieses das Sakrament des Altars. Lasset euch von diesem Geheimnisse dasjenige erklären, was ihr davon zu wissen habet, und schenket mir dazu eure ganze Aufmerksamkeit, Was ist Has Sakrament des Mars? Das Sakrament des Altars ist das allerheiligste Sakrament, es ist der wahre Leib und das wahre Blut unftrs Herrn Jesu Christi unter den Gestalten des Brods Und Weins. Das Sakrament des Altars enthalt wahrhaft, wirklich und wesentlich den Leib und Blut Jesu Chri¬ sti unsers Herrn unter den Gestalten des Brods und Weins. Jesus Christus ist wahrhaft in diesem Sa¬ kramente zugegen, man empfängt, indem man das¬ selbe empfängt, den Leib und die Seele Jesu Christi, fein Fleisch und Blut, seine Gottheit und Mensch¬ heit, man empfangt ihn nicht in der Figur, son¬ dern in der That, nicht allein durch de» Glauben , sondern wirklich, wesentlich, und nicht allein durch die Wirkungen seiner Gnade. Diese Wahrheit, so unbegreiflich sie auch ist, so gründlich ist sie sowohl durch die Worte der Ein¬ setzung, als durch die Verheißung, die der Heyland vorher in Betreff dieser Wahrheit seinen Jüngern ge¬ geben hat, erwiesen. Das Brod, das ich euch ge- C Z ben -V-. k Z8 ) be» werde, sagt der Heyland, »st mein Aleifch, welches für das Leben der Welt soll dargegs- -en werden. Joh. 6, L2. Hier redet Jesus von sei¬ nem wahren und wirklichen Fleische, welches daraus abznuehmenist, weil er seine Jünger, die seine Wor¬ te von seinem wesentlichen Fleische verstunden, auf ihrer Meynung ließ, welches er nicht hatte thun können, wenn sie solche in einem falschen Sinne verstanden hätten. Die Worte der Verheißung des Hcylandes wer¬ den durch jene, deren er sich bey der Einsetzung die¬ ses Sakraments bedienet, noch Mrer. Denn, als er im letzten Abeudmahle das Brod nahm, es seg¬ nete, und seinen Aposteln darreichte, sprach er: Das ist mein Leib. Der natürliche Verstand dieser Worte zeigt deutlich an, daß dasjenige, watz Christus den Aposteln gab, sein Leib war. Eben dieses sagen ein¬ stimmig die Apostel und Evangelisten, und es ist zu allen Zeiten die Lehre der Kirche gewesen. Dieses Sakrament des Fleisches und Blutes Je¬ su Christi hat verschiedene Namen, unter denen es be¬ kannt ist. Man nennet es das Abendmahl, das Nacht¬ mahl, den Tisch des Herr». Diese Namen hat es von feiner Einsetzung, welche den Tag vor dem Leiden des Heylandes geschah, als er mit seinen Aposteln zu Ti¬ sche saß, und mit ihnen das letzte Nacht - oder Abend¬ mahl genoß. Man heißt es auch die Kommunion, diesen Namen hat es, weil durch den Genuß dieses Sakraments die Gemeinschaft mit Jesu Christo, als auch mit den Gliedern der Kirche unterhalten und be¬ stätiget wird. Hauptsächlich aber nennet man daffel- He Has allerhciligste Sakrament des Altars. Warum ( Zy ) Warum heißt dieses Sakrament das allerhsiligste? Es heißt das allerheiligste, weil es nicht nur, wie alle andere Sakramente den Menschen heiliget, sondern Jesum Christum den Urheber aller Heiligen enthält. Alle Sakramente sind heilig, weil uns durch alle die Gnade mitgetheilet wird, die uns rechtfertiget und heiliget. Aber das Sakrament des Altars ist auf eine besondere und vorzügliche Weise heilig, weil wir in demselben nicht nur die Gnade, sondern den Urheber der Gnade, Jcsum Christum, der nicht nur an und für sich selbst heilig ist, sondern der auch allein Heili¬ ge machet, empfangen. Warum heißt dieses Sakrament das Sakrament deS Altars? Es heißt das Sakrament des Altars, weil auf dem Altäre dis Wandlung geschieht, dadurch Jesus Christus gegenwärtig wird. Die Altäre unserer Kirche sind es , auf welchen dieses Sakrament zu Stand kömmt, und auf welchen dasselbe beständig aufbehalten wird, um es den Gläu¬ bigen nach ihrem Verlangen und nach ihrem Bedürf¬ nisse im Leben sowohl, als im Sterben mitzutheilen. Die heilige und wunderbare Handlung, vermittelst welcher dieses Sakrament zu Stand kömmt, heißt die Wandlung. Wie geschieht die Wandlung? Die Wandlung geschieht, da der Priester in der heiligen Messe über das Brod die Worte Chri¬ sti: Das ist mein Leib, und über den wein C 4 eben — ( 4» ) — eben dre Worte Christi: Dreß ist der Nrlch meines Blutes, ausspprcht. Wie und was wirken hiess von dem Priester aus¬ gesprochene Worte? Diese von dem Priester ausgesprochene Worts wirken nach den? allmächtigen Wilken Christi, daß das Brod nicht mehr Brod, sondern der Leib, der Wein nicht mehr Wein, sondern das Blut Jesu Christi ist, doch bleiben die Ge¬ stalten des Brohs und Weins unverändert. Darinn besteht das große Wunder, welches täg¬ lich auf unfern Altären vergeht, daß, da der Priester die Worte Christi über Brod und Wein ausspricht, die Substanz und Wesenheit des Brods und Weins dergestalten verwandelt wird, daß da, wo vorhin Brod und Wein war , nunmehro der Leib und das Blut Jesu Christi ist. Doch wollte Jesus Christus, daß durch die Wandlung des Brods und Weins keine Acnde. ung an den Gestalten des Brods und Weins geschehen sollte, sondern diese unverändert bleiben sollten, damit wir unfern Glauben in Ansehung die¬ ses Geheimnisses mit desto größerm Verdienste ausüs ben könnten. Was versteht mau unter den Gestalten des Brods und Weins ? Unter öe» Gestalten des Brods und Weins ver¬ steht man das, was äußerlich am Sakramente des Altars in die Sinne fällt, nämlich das An¬ sehen, die Karbe, den Geschmack und Geruch des Brods und Weins, welches alles unveräns dert —- ' ( Hl ) --- >, HcrL bleibt , ungeachtet unter diesen Gestalten nicht mehr Brod und wem, sondern der wah¬ re Leib und das wahre Blut Jesu Christi zu? gegen ist. Unsere Sinne nehmen an dem Sakramestte des Altars noch alles das Aeußerliche wahr, was sie an demselben wahrgenommen haben, als es noch Brod und Wein war. Wir sehen die Gestalt und Farbe, und empfinden den Geruch und Geschmack des Brods und Weins, wie wir diese vor der Wandlung am Brode nnd Weine empfunden haben. Dabey sagt uns aber der Glaube, und wir müssen es ungezweifelt für wahr halten, daß unter diesen Gestalten weder Brod noch Wein, sondern der .Leib und das Blut Christi gegenwärtig ist. Alles dieses ist unferm schwachen Verstände unbe¬ greiflich , und geht weit über unsere kurzen Einsichten hinaus, will aber unser Verstand Schwierigkeiten machen, es zu glauben, so müssen wir bedenken, daß Jesus Christus, der dieses sagt, die ewige Wahrheit ist, und nicht lügen kann, und daß es ihm als dem allmächtigen Gott und höchsten Herrn über die Natur eben so lcichHscy, zu machen, daß Brod und Wein ohne Veränderung derer Gestalten fein Leib und Blut werde, als cs ihm leicht war, durch ein einziges Wort Himmel und Erde aus nichts zu erschaffen. Lasset uns nunmehro auch vernehmen, wie der Leib und das Blut Jesu Christi in dem Sakramente des Altars gegenwärtig sey. C Z Wir . — ( 42 ) Wir ist der Leib und das Blut Jesu Christi im Sakramente des Altars gegenwärtig ? r. Unter den Gestalten des Brods ist der lebendige Leib Jesu Christi, folglich auch sein Blut und seine Seele gegenwärtig. 2. Unter den Gestal¬ ten des Weins ist nicht nur das Blut, sondern auch der Leib Jesu Christi, er ist unter einer jeden Gestalt und unter einem jeden auch dem kleinsten Theile derselben ganz als Gott und Mensch gegenwärtig. Dieses sagt uns die Kirche, welcher wir als unsee »er untrüglichen Lehrmeisterin» ungczweifelten Bey- fall geben müssen, sie hat in dem allgemeinen Kir- chenrathe von Trient mit den deutlichsten Worten ent¬ schieden und ausgesprochen, daß Jesus Christus in dem Sakramente des Altars unter einer jeden Gestalt ganz gegenwärtig sey. Seff. rz. Kan.Z. Diese näm¬ liche untrügliche Kirche lehret auch, Jesus Christus sey nicht nur ganz unter einer jeden Gestalt, sondern auch unter dem kleinsten sichtbaren Theile derselben mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, Mit Fleisch und Blut gegenwärtig. Was folgst hieraus? Hieraus folget: i. Daß Jesus Christus in dem allerheiligsten Sakramente des Altars anzube- then ist. 2. Daß derjenige, welcher das Sakra¬ ment des Altars auch nur unter einer Gestalt oder auch nur in einem Theile der Hostie genießt- Jefum Christum ganz, das ist, sowohl seinen Leib, als auch fein Blut empfängt, z. Daß Aesus Christus- so lang als die Gestalte» nicht verzehret verzehret sinh, darunter allezeit gegentvärt-cr bleibe» Ohngeachtet wir keinen besonder« und ausdrück¬ lichen Befehl haben, daß wir das heiligste Sakrament des Altars anbekhensollen, so soll dennoch dasjenige was uns der Glaube davon lehret, genug seyn, um dasselbe anzubelhen. Wir halten für gewiß und glan den, daß Jesus Christus unter den Gestalten des Brods und Weins in diesem Geheimnisse zugegen ist, nun ist ja dieser Jesus mir dem Vater der ewige, wahre, und allerhöchste Gott, der unsere tiefeste An- hethung verdienet. Diesen Dienst der Anbethung will auch die Kirche, den wir Jesu Christo in diesem Sa¬ kramente leisten sollen, sie hat ihm denselben zu allen Zeiten erwiesen, und wird ihm denselben bis an das Ende erweisen. Um dieser Ursache wegen laßt unsere heilige Mutter die Kirche dieses heiligste Sakrament so oft auf den Altären öffentlich aussetzen, sie will, ihre Kinder sollen sich vor demselben versammeln, ih¬ rem Bräutigam ihren Weyhrauch opfern , und ihn anhethen. Lasset uns, meine geliebten Pfarrkinder, die wir Kinder der wahren Kirche sind, ihrem Beyspiele ge¬ treulich Nachfolgen, und Jesum Christum in seinen Wohnungen, und in seinem Sakramente anbekhen. Dasjenige aber, worauf es bey dieser heiligen Uebung der Anbethung hauptsächlich ankömmt, ist, daß es eine Anbethung im Geiste und in der Wahrheit sey. Damit es aber eine solche sey» möge, so müsset ihr, indem ihr euch vor den Waren versammelt, mit einem lebhaften Glauben erscheinen, ehr müsset erkennen und euch lebhaft zu Gemüthe führen, haß es weder Brvd^ «sch — ( 44 ) — noch Wem, sondern Jesus Christus, unser wahrer Gott sey , den ihr anbethetl Wenn ihr von dieser Wahrheit lebhaft überzeuget scpd, so werdet ihr vor diesem hochheiligsten Sakrament jederzeit mit Andacht, Ehrfurcht, Eingezogenheit und Demuth erscheinen, ihr werdet euch dabey mit einem chrcrbiethigcn Still¬ schweigen, mit geneigtem Hanpte, mit zusammcnge- schlagenen Händen, und in her Stellung -er Änbe- Lhenden einfinden, Hier ist zu erinnern, daß wir, wir mögen das Sakrament des Altars unter den Gestalten des Brods allein,oder auch zugleich unter denGestaltcn desWcins, in einem Theile der Hostie, oder jn einer ganzen ge¬ niessen, allemal Jesum Christum ganz, das ist, mit Leib und Seele, rnitFlxisch und Blut, mitGott-und Menschheit empfangen. Wir müssen fest glauben, daß das Sakrament des Altars unter einer Gestalt, oder in einem Theile d^r Hostie nicht weniger wirksam sey, als unter beyden Gestatten oder unter einer gan¬ zen Hostie. Die Gnade und Wirkung dieses Sa¬ kraments ist nicht an die äußerlichen Gestalten des¬ selben angcheftek, sondern an die eigene Substanz des Leibes Jesu Christi, mit welchem die Gottheit innigst vereiniget ist, welcher lebendig ist, und weil er lebendig ist, nicht ohne Blut ist. Was den Genuß dieses Sakramentes unter ei¬ ner oder beyden Gestalten betrisst, müssen wir uns an die Verordnung der Kirche halten, welcher Jesus Christus die Frcyheit gelassen, seinen Leib und Blut unter einer oder beyden Gestalten «uszutheilen, wie sie cs für gut und nützlich finden wird. Dicfe Kir¬ che hat dene», die keine Priester sind, die Kommu¬ nion — i 4Z ) — nion bald unter einer, bald unter bepderr Gestalten reichen lassen. Da aber bey Empfangung derselben Unter den Gestalten des Weins aus Verwirrung, Un¬ achtsamkeit und Nachläßigkeit des Volkes oftmals große Unchrerbiethigkcitcn entstanden sind, so wurde die Kirche dadurch bewogen, den Lätzen die heilige Kommunion nur nutet der Gestalt des Brods zu gestatten, dabey behält sie sich aber das Recht vor, dieselbe wiederum unter bcpdcü Gestalten zu erlau¬ ben, wenn ste es nützlich und ersprießlich finden wird, Wann und »vozu Hst Jesus Christus das Sakra¬ ment SsS Altars eingeftsst? Aesus Christus hat das Sakrament öes Altats im letzten Abendmahls eingesetzet, da er mit seinen Jüngern das Osterlamm aß: i. Zum Andenken seines leidens und Sterbens. 2. um die Seelen der Gläubigen zum ewigen Lebtzu Zu nähren» Bon her Einsetzung dieses Sakramentes habe ich in der Abhandlung über das zweyte Rirchengeboth, wo die Rede vstt dem heiliget, Meßopfer war, schon gehandelt / wo ich euch die Geschichte derselben er¬ zählet habe. Wir wollen uns demnach hier dabep nicht aufhalten > sondern die Absichten erwägen, we¬ gen welchen der Hepland dieses Sakrament eittgese- Het hat. Er hatte deren hauptsächlich zwo, die ihm seine Liebe gegen uns Menschen eingab, und zwar er¬ stens hat er dieses Sakrament eingcfetzet, damit wir in demselben ein immerwährendes Denkmal seines Leidens und Todes hätten, damit wir, so oft wir dieses Sakrament empfangen, uuS seines Leidens und -- ( ä-ü ) Md Sterbens erinnern möchten. Diese Absicht gibt er uns selbst zu erkennen, indem er seinen Aposteln, als er ihnen dieses Sakrament zu genießen gab, sag¬ te, daß sie, so oft sie dasselbe empfangen würden, es zu seiner Gedächtniß thun sollten, r. Kor. rr> 2L. Jesus Christus hat zum andern dieses Sakra¬ ment eingeseHet, daß es eine geistliche Speise unse¬ rer Seelen seyn, und diese durch den Genuß dersel¬ ben zum ewigen Leben genähret werden sollten, daS ist, daß wir dadurch a» dem Geiste gestärket werden sollte», Gott eifrig zu dienen, unsere Pflichten zu erfüllen, tugendhaft zu seyn, und überhaupt so zu leben, daß wir der ewigen Seligkeit würdig seyn mögen. Daher» sagt unser Heyland: wer mein Aleisch ißt , und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben. Joh. 6, LL. Hier müssen wir, meine geliebten Pfarrkinder, die Größe der Liebe des Gottmenschen Jesu Christi gegen uns betrachten Diese Liebe war so groß, daß er, um uns dieselbe zu erzeigen, sichs nicht ge¬ nug seyn ließ, sich für uns an dem Kreuße aufzuo¬ pfern, sondern sogar uns sein Fleisch und Blut zur Speise geben wollte, und zwar zu einer solchen Spei¬ se, welche, vermöge des größten Wunders, den Geist belebet. Ist man schuldig daS Sakrament des Altars zu empfangen? Man ist schuldig das Sakrament des Altars zu empfangen, weil es Aesus Christus ausdrück¬ lich befohlen, und eingefetzet hat, um uns zum ewigen Leben zu nähren. Jesus ( 47 ) . Jesus Christus hat es ausdrücklich befohlen, daß wir das Sakrament des Altars empfangen sol¬ len. Dieser Befehl ist in jenen Worten- diebeydem heiligen Johannes stehen, enthalten- wo der Hey- land spricht: --Wahrlich wahrlich sage ich euch, wenst ihr nicht das Fleisch des Menschen Sohnes essen, und sein Blut trinken werdet - so werdet ihr das Le¬ ben nicht in euch haben." Joh. 6, §4. Diese Worr te geben uns zugleich auch die Ursach zu erkennen, wegen welcher wir dieses Sakrament empfangen müs¬ sen. Diese Ursache besteht darinn, weil, wie es Je¬ sus Christus mit einem Eidschwure bezeuget- wir ohne dieses Sakrament zu genießen, das Leben nicht in uns haben, das Lebender Seele, welches in der Gnade besteht- und welches zur Seligkeit so unumgänglich nothwendig ist, daß wir ohne dasselbe nicht zu dem ewigen Leben gelangen können. Es sind also wenigstens die Erwachsenen schuldig, diesrs.Sa- krament bisweilen zu empfangen. Wie oft dieses von ihnen geschehen soll, hat der HcylaNd nicht bestimmet, sondetn es seiner Kirche zu bestimmen überlassen, welche diesfalls verordnen sollte, was sie für das Heil der Gläubigen für gut und nützlich finden wird. Wann ist man schuldig das Sakrament des Altars zu empfangen? Aach Verordnung der Äirche ist man unter einer schweren Sünde schuldig das Sakrament des Altars wenigstens einmal im Jahre und zwar zur österlichen Zeit zu empfangen. Ehedem —° ( 48 ) —- Ehedem cmpficngen die ersten Christen das hoch¬ heilige Altarssakrament alle Tage. Zpostelgesch. 2, 42. Nachgehends geschah dieses alle Sonn - und Feyertage. Dieser heilige Eifer nahm aber nach und nach bcy vielen dergestalten ab, daß, wie der heilige Thomas dafür hält - die Kirchs schon im Jahre 240. die Christen durch ausdrückliche Gesetze anhallen müßte, des Jahres drehmal sich bey dem Tische des Herrn einzufinden, an Ostern, Pfingsten, und Weih¬ nachten- So wenig es auch ist, sich des Jahres drei-mal dieser göttlichen Speise zu bedienen, so geschah es dennoch wegen zunehmendem Maaße der Bösheit von vielen nicht. Es wurde demnach schon im Jahre i2lA. in dem vierten Kirchenrathe des Laterans uüs ter dem Pabste Innozenz dem dritten die Pflicht zü kommunizieren auf ein- einzigesmal im Jahre und zwar auf die Ostern bestimmet, bey welchem Gebo^ the die Kirche es bis zu unfern Zeiten bewenden läßk- Goll mau dieses heilige Sakrament auch noch zü audern Zeiten empfangen? Man soll dieses heilige Sakrament auch ernpfanr gen in der Gefahr des Todes, weil es eine Wegzehrung zur ewigen Seligkeit ist, es ist auch der Wunsch der Rirche- daß es ihre Gläu¬ bige öfters im Jahre empfangen, weil cs dis geistliche Speise und Nahrung der Seele ist. Die Kirche- unsere zärtliche Mütter will, daß ein jeder in der Gefahr des Todes sich mit de n hei¬ ligen Sakramente des Ältars versehen lassen soll. Eine Sache , die man wegen ihrer äußersten Wich» tig- tigkerk nicht vernachläßigen darf. Der Tod, der uns zur Ewigkeit führet, ist eine unerschöpfliche Quelle von Anfechtungen, niemals sind die Anfälle des Fein¬ des unsers Heils starker und gefährlicher, als in die¬ sen letzten Augenblicken, da wendet er alles an, nm unsere Seelen in seine Macht zu bringen. Was ist nun bey so gefährlichen Anfällen uns nöthiger, als die Gnade einer siegreichen Stärke? Diese finden wir aber in dem Sakramente des Altars, welches das Brod der Starken ist. Durch dieses himmlische Brod gestärket, werden wir alle Anfälle des Feindes un¬ sers Heils überwinden, wir werden dadurch in den Stand gesetzet, unsere Schmerzen geduldig zu lei¬ den, den Tod willig von der Hand des Herrn anzu¬ nehmen, und die Reise in die Ewigkeit geirost an¬ zutreten. Man soll demnach, wenn man in eine Krankheit fällt, die gefährlich scheint, fich zeitlich versehen las¬ sen , und mit dieser äußerst wichtigen Sache nicht lange verzögern. Man soll es thun, wo man nvch bey gutem Verstände ist, wo man sich besser dazu bereiten, und wo es mit desto größerm Nutzen ge¬ schehen kann. Deßwegen die Sakramente in der Krankheit anfschieben, weil man befürchtet, mau müsse um so ehender sterben, ist ein abscheulicher Jrr- thum; nein, man stirbt nicht ehender, weil man die letzten Sakramente empfangen hat, aber viele, weil sie immer damit verzögert haben, haben sie entweder gar nicht, oder, ohne sich gehörig dazu vorbereiten zu können, empfangen, und sind darum unglückselig gestorben- LrMr.d.Katechism.IV.Thl. D Sollte — ( HO ) — Sollte der Kranke nicht selbst die Gefahrseiner Krankheit fühlen, und sie für minder bedenklich hal¬ ten, so ist es für diejenigen, die um ihn sind, Pflicht der Liebe und Gerechtigkeit, ihm die Gefahr vvrzu- stellen, und ihn zur Ewpfangung der Sakramente snzumahnen. Hauptsächlich sollen die Aerzte vermöge allerhöchsten Verordnungen vom 24. Dezember 17^1. und vom 9. März 17^4. ihre Patienten, Key ei¬ ner nur anscheinenden Gefahr zu Lmpfangung der heiligen Sakramente anmahnen, und solches ihnen wenigstens be? dem dritten Besuche bey- dringen, sodann aber, falls der Kranke solches zu thün sich weigerte, bey schwerer Verantwor¬ tung denselben nicht mehr besuchen. Bleibt die Krankheit, nachdem mau sich das er¬ stemal hat versehen lassen, noch immer gefährlich, oder wird sic cS auf ein neues, nachdem sie es ei¬ nige Zeit nicht mehr zu sepn schien, wie es bey lang- wahrigen Krankheiten geschieht, so soll man vierzehn Tage , oder höchstens drcy Wochen wiederum ver¬ langen versehen zu werden, denn so fürtrefflichc Heils¬ mittel, als die heiligen Sakramente sind, sind nie¬ mals nöthiger, als zur Zeit einer gefährlichen Krank¬ heit. Den Müttern, die mit einer Leibesfrucht gehen, ist mit allem Ernste und Eifer «nzurathen, daß sie, wenn die Zeit ihrer Niederkunft nahe ist, die heiligen Sakramente der Buße und des Altars mit möglich¬ ster Vorbereitung empfangen; denn wie oft ist nicht mit der Entbindung der geschwindeste Tod der Mut¬ ter, oder doch die nächste Gefahr desselben verbun¬ den. Wenn — ( LI ) — Wenn schon die Kirche nnr zur österlichen Zeit und in einer gefährlichen Krankheit das Kommunk- ziren zu einer Pflicht machet, so wünschet sie doch sehnlichst, daß es ihre Kinder auch noch zu andern Zeile im Jahre thun möchten. Es wäre dem Alter- thume, und allgemeinen Erbauung gemäß, daß bey dem öffentlichen Gottesdienste auch alle Anwesende mit an der Kommunion Theil nehmen, welches die Kirche, obgleich sie es zum Heile ihrer Kinder wünscht, doch nicht befohlen hat. Man kann, was den öf- tcrn, oder seltener« Genuß des Abendmahls betrifft, keine allgemeine Regel geben, sondern ein jeder soll dicßfalls thun, was er glaubt, daß ihm zur Beför¬ derung der Gottseligkeit beyträgt, und zu seinem Heile ersprießlich ist. Gewiß ist, wie der heil. Chry- sostvmus sagt, daß die Frömmigkeit nicht in dem öf¬ ter» oder seltener« Gebrauche des heiligen Abend¬ mahls besteht, sondern darin«, daß man dasselbe mit einem reinen Herzen, mit einem unsträflichen Lebenswandel empfange. Wenn man bedenket, daß dieses Sakrament eine göttliche Speise ist, durch die man an seiner Seele gestartet wird , wenn man die fürtrefflichcn und kostbaren Gnaden bedenket, die man durch den würdigen Genuß des heiligen Sakra¬ ment des Altars empfängt,.so sollte man es frey- lich nicht genug scyn lassen, einmal des Jahres bey dem Tische des Herrn zu erscheinen. Was für Gnade»» erlanget man durch den wür¬ digen Genuß deS heil. Sakraments deS Altars? Die Gnaden, welche man durch den würdigen Ge¬ nuß des heilige» Sakraments -es Altars er- D 2 langet, langet, sind folgende: i. Wird nicht nur di« heiligmachende Gnade dadurch in uns erhal¬ ten, sondern auch vermehret. 2. Jene wer¬ den, welche es würdig empfangen , mit Jesu Christo vereiniget, z. wir werden von den läßlichen Sünden dadurch befreyet. 4. Unsere Seele wird vor zukünftigen Nebeln bewahret, s. Die böse Aust wird in uns gemindert und unterdrückt. 6. Es eröffnet auch den Eingang zum ewigen Leben. Diese so kostbare» Gnaden, deren man durch den Gebrauch der heiligen Kommunion theilhaftig wird, sollten eine» jeden aus uns, wenn wir unser Heil aufrichtig suchen, aufmnnkern, dieselbe bisweilen im Jahre zu empfangen. Sie sollen uns aber auch aufmuntern, unserer Scits alle Hindernisse aus dem Wege zu raumen, welche die Wirkung derGna- den dieses Sakramentes in uns hemmen können. Zu -em Ende darfen und sollen wir uns ja nicht ein¬ bilden, daß die heilige Kommunion die Stelle je¬ ner Mühe vertrete, die wir uns geben sollten, un¬ sere Neigungen nach den Vorschriften des Christen- thums zu mäßigen, unsere bösen Gewohnheiten zu tilgen, und unsere Fehler zu bessern. Was das Alter anbclangt, in welchem man die Kinder zur heiligen Kommunion zulassen soll, ist folgendes zu merken. In was für einem Alter sollen die Kinder das Sakrament des Altars empfangen? Niemand kann das Alter, wenn die Linder das heiligste Sakrament des Altars empfangen sollen, — ( LL ) — sollen , besser bestimmen, als die Elter» und Beichtväter, welche hierüber am beßten ur- theilen und erfor chen können, ob Rinder die gehörigen Kenntnisse und Vorbereitung ha¬ ben. Vor Zeiten erthcilete man das Abendmahl de« Kindern gleich nach der Taufe. Wiewohl man nun das Alterthum nicht tadeln darf, weil es an eini¬ gen Orten diesen Gebrauch gehalten hat, so erthei- let man dasselbe doch nach der gegenwärtigen Kir- chcnverordnung nur denjenigen, welche bereits den Gebrauch derVernunftschon haben, und dieses gött¬ liche Brod von gemeinem Brode zu unterscheiden wissen. Und dieses geschieht darum, weil ein weit größerer Nutzen für die Gläubigen entsteht, wenn man mit den äußerlichen Handlungen der Religion auch Unterricht verbinden, und fromme Gesinnun¬ gen in ihnen hervorbringen kann, welches bey noch unverständigen Kindern nicht Statt hak. Da sich aber die Vernunftskräfte bey manchen früher, bey andern später entwickeln, so sann man keine bestimmten Jahre festsetzen, in denen die Kin¬ der zur hei igen Kommunion zuzulassen sind. Was besonders die Kinder auf dem Lande betrifft, so soll man dieses dem Urtheile des Pfarrers überlassen , und demselben sich nicht durch kahle, und oftmals unanständige, unbescheidene, und grobe Einwendun¬ gen widersetzen, denn da der Pfarrer durch die viel¬ fältigen Prüfungen in den Christenlehren, bey den Schulenbesuchungen, und besonders bey dem Unter¬ richte, den er jährlich die Fastenzeit hindurch mit D Z dey — ( L4 ) — -en zue Kommunion zuzulassenden Kindern halt, ihre Fähigkeiten am bcßten kennet, so weiß er auch am beßten zu entscheiden, welche zu diesem heiligen Sakramente zuzulassen sind, oder nicht. Wenn schoil etwas erwachsene Kinder, ehe sie zu -cm heiligen Abendmahle gegangen sind, krank wer¬ den, und dabey eine Gefahr des Todes vorhanden zu seyn scheinet, so sollen die Eltern hierüber dem Pfarrer Nachricht geben, damit er wegen der heili¬ gen Kommunion in Ansehung der gefährlich kranken Kinder dasjenige veranstalte, was er für gut un- nützlich finden wird. E e h re Wenn wir, meine geliebten Pfarrkinder, das¬ jenige betrachten und überlegen, was uns der Glau¬ be von dem heiligen Geheimnisse lehret, wovon ich euch in der gegenwärtigen Abhandlung unterrichtet habe, so hat ein jeder aus uns Ursache mit dem Kö¬ nig David auszurufen: „Kommet und sehet, was große Dinge der Herr meiner Seele gerhan hat." Psalm 6L, 16. Er hat unsere Seelen erschaffen, er hat sie gereiniget, und von der erblichen Mackel ab¬ gewaschen, er hat sie mit seinem Geiste erfüllet, und geheiliget, er hat den Schooß seines Vaters verlassen, und sich mit unscrm Fleische bekleidet, um unsere Seelen zu suchen, um sie zu erlösen, um sie von dem ewigen Untergange zu retten, er hat so¬ gar seines eigenen Lebens nicht geschonet. Allein mit allem dem begnügte er sich noch nicht, er wollte, -aß sein Leib, den er für das Heil unserer Seelen ange- — ( AL ) — angenommen hat, denselben als ein Crbtheil bleibe, er wollte, daß sein Leib unsere Speise seyn sollte, eine Speise des Lebens, eine Speise des Heils, welche dienen sollte, uns eine neue Starke, nnd ei¬ nen neuen Zuwachs der Gnaden mitzutheilen, das geistliche Leben unserer Seelen zu unterhalten, und uns auf dem Wege des Heils zu unterstützen, unsere Schwachheiten zu heilen, uns wider alle Hindcrni- ße unserer Seligkeit zu starken, und welche endlich ein Unterpfand jenes künftigen Lebens, nach wel¬ chem wir trachten, und jener ewigen Glorie, in wel¬ cher unser Heil bestehl, seyn sollte. Sehet, wohin die Liebe gegen uns diesen göttlichen Erlöser verlei¬ tet hat. Wehe »ns und unserer Gleichgültigkeit, die wir nur allzusehr in unserem ganzen Betragen in Ansehung dieses Sakraments an den Tag legen, in¬ dem wir uns in seiner Gegenwart unehrerbiethig auf- füh, en, so wenig lebhaften Glauben bezeigen, das¬ selbe vielleicht zu wenig, oder nicht auf eine gebüh¬ rende Art, oder vielleicht gar unwürdig empfangen. Lasset ans dießfalls unser Betragen, wodurch wir un- ferm Heylande seine Liebe so schlecht vergelten, voll¬ kommen bessern, lasset uns, indem wir uns vor diesem Sakramente einfinden, mit einem lebhaften Glauben, mit den Gesinnungen einer dankbaren Erkenntlichkeit, in dem Geiste der Demuth und An- bethung, mit einem eingezogcnen Betragen gegen¬ wärtig seyn, lasset uns zu diesem Sakramente, so oft als es unsere geistliche Bedürfnisse erfordern, hinzutreten, dabey aber allen möglichen Fleiß an- wcnden, und uns wohl dazu »orbcrriten, damit cs D 4 für — ( Z6 ) — für uns ein Sakrament des Heils und der ewigen Seligkeit ftyn möge. Amen. Fünfte Abhandlung. A. Von her Vorbereitung zum würdigen Ge¬ nüße dieses Sakraments. Es ist um die Empfangung desjenigen heiligen Sa- kraments, von welchem ich in der letzten Abhandlung zu euch geredet habe, die größte und wichtigste Hand¬ lung. und folglich ist keine zu finden, wo es gefähr¬ licher wäre, sie auf eine unwürdige Art zu unter¬ nehmen. Denn wenn uns der Genuß des heiligsten Abendmahles nicht seiner Gnade theilhaftig machet, so ist er für uns ein Urtheil des Todes und der Ver¬ dammung. Es ist demnach, wenn man dieses hei¬ lige Sakrament empfangen will, alles daran gele¬ gen, daß es auf eine würdige Art geschehe. Welches sind denn also die Mittel, welche so höchst nöthig sind, wenn man dasselbe würdig und nützlich ge¬ nießen will? Eine Frage, welche ich in der gegen¬ wärtigen Abhandlung zu erörtern gedenke, und wo¬ zu ich mir eure ganze Aufmerksamkeit ansbitte. WaS ist zu thun, wenn man das Heilige Sa¬ krament des Altars würdig empfangen will? Wenn man daS heilige Sakrament des Altars würdig empfangen will, muß man sich da¬ zu recht und wohl vorbereiten. Wie — i §7 ) — Ms vielfach ist die Vorbereitunz zum würdigen Genuß; des heil. Sakraments de- Mars? Die Vorbereitung, wffche zum würdigen Genü¬ ße des heiligen Sakraments des Altars nsth- wendigist, iß Zweifach: eine betrifft die See¬ le, die andere den Leib. Wir wollen zuerst von der Vorbereitung der Seele, welche die wichtigste ist, reden. Worin» besteht die Vorbereitung, welche die Seele betrifft? Die Vorbereitung, welche die Seele betrifft, besteht in der lreivigkeit des Gewissens, und m der Andacht des Aerzens. WaS beißt ein reines Gewisse» haben? Ern reines Gewissen haben heißt, wenigstens von allen schweren Sünden frey seyn, das ist, sich im Stande der heiligmachenden Gnade befin¬ den. Das Sakrament des Altars ist eines von denje¬ nigen Sakramenten, die man die Sakramente der lebendigen nennet, das ist, ein solches Sakrament, welches in demjenigen, der cs mit Frucht und Nu¬ tzen empfangen will, das Leben der Seele, welches die heiligmachende Gnade ist, als eine wesentlich noth- rvendige Vorbereitung zum Voraus setzet. Es ist al¬ so eine höchst nothweadige Pflicht, daß wir, um das heilige Abendmahl nicht unwürdig zu empfangen, uns in den Stand der heiligmachenden Gnade setzcn- »ud uns bemühe«, unser Gewissen von aller tödtli- -D L chen — l Zs ) — chen Sünde zu reinigen- damit unsere Seele Jesu Christo zu einer Wohnung dienen könne. Wir em¬ pfangen, indem wir kommuniziren, Jesum Christum, unsere Seele wird die Wohnung, wo Gott der Hei¬ ligste aller Heiligen einkehret, welcher Schimpf für ihn, wenn wir nns unterstünden, ihn in ein mit schweren Sünden besudeltes Herz aufzunehmen? Welcher großer Sünden würden wir uns dadurch nicht schuldig machen? Ist es eine große Sünde das heilige Sakrament des Altars zu empfangen, da mau noch eine schwere Sünde auf sich hat? wer das heilige Sakrament des Altars empfangt, öa er wissentlich noch eine schwere Sünde auf sich hat, begeht von neuem eine so schwere Sünde, daß er sich sein Gericht und seine ver- Hamsirniß ißt, und des Leibes und Blutes Jesu Christi schuldig wird. Unwürdig Kommuniziren heißt, nach dem Dafür¬ halten des heiligen Paulus, sich eben derjenigen Bosheit und Grausamkeit schuldig machen, welche die Juden an Christo Jcfu verübten, indem sie ihn ermordet haben: „Wer dieses Brod unwürdig ißt, schreibt dieser Apostel, und diesen Kelch unwürdig trinkt, der wird an dem Leibe und Blute Jesu Chri¬ sti unsers Herrn schuldig." i. Kor. ri, 27. Und welche erschreckliche Strafe muß man sich durch ein so schreckliches Laster nicht zuziehen? Der eben angeführte Apostel, der heilige Paulus, gibt uns — ( Z9 ) -- Es dieselbe zu erkennen, indem er schreibt: „Wer von diesem Brode unwürdig ißt, und von diesem Kel¬ che unwürdig trinkt, der ißt und trinkt ihm selbst das Gericht. i.Kor. ri, 29. Das heißt, wer unwürdig kommunizirt, dem gereicht der Leib und das Blut Jesu Christi zu seinem größten Schaden; dieser Leib und dieses Blut des Heylandes, welche die fürtrcff- lichste und kostbarste Speise unserer Seelen sind, wer¬ den für ihn das tödtlichste Gift; dieses heilige Sakra¬ ment, welches das kräftigste Heilsmittel und das Un¬ terpfand unserer Seligkeit ist, wird für ihn dieQuettc des entsetzlichsten Verderbens; dieses göttliche Brod, dieses Brod des Lebens gereicht ihm zum Tode. Er¬ schreckliche Wahrheit, meine geliebten Pfarrkinder! möchte sie uns doch bis in das Innerste unserer Her¬ zen erschüttern, und uns abhalten, daß wir uns nie- mal getrauen, uns bcy dem Tische des Herrn einzu- sinden, wenn wir unser Gewissen mit einer Todsünde beschweret zu seyn fühlen. Möchte sie uns doch über¬ zeuge», daß es für uns eine höchstnothwendige Pflicht ist, um uns in den Stand zu setzen, das heilige Abend¬ mahl würdig zu empfangen, unsere Seelen durch das dazu verordnete Mittel zu reinigen. Was muß man thun, wenn man sich vor dem Ge¬ nüsse deS heiligen Altarssakraments einer schwe¬ ren Sünde schuldig weiß? Wenn man sich einer schweren Sünde schuldig weiß, so muß man sie von Herzen bereuen, aufrichtig beichten, und erst nach erhaltener priesterlicher Lossprechung das heilige Sakra¬ ment des Altars empfangen. Dieses — ( 6o ) — Dieses ist die Grundregel, die Christus seiner Kirche hinterlassen, die er dem heiligen Petrus eingegeben, und welche dieser fürtreffliche Apostel in diesen schriftlichen Ausdrücken abgefaßt hat : „Der Mensch prüfe sich selbst, ehe er von diesem Bro¬ de ißt." i.Kor. n,28. Diese Selbstprüfung, die wir vor dem Genüsse des Abendmahls mit uns selbst anstelle» sollen, besteht nach dem Aussprüche des tri- dentiuischen Kirchemathes, darinnen, daß wir unser Gewissen vorhero genau und fleißig erforschen , und wenn wir uns einer schweren Sünde schuldig befinden, eine reumüthige Beichte ablegen, und erst nach em¬ pfangener priesterlicher Lossprechung das heilige Sa¬ krament empfangen. Allein, merket es wohl, meine geliebten Pfarr- kinder, daß die Prüfung, die ihr nach dem Befehle des Apostels mit euch selbst anstellen sollet, ehe ihr zur heiligen Kommunion gehst, nicht nur darinnen beste¬ het, daß ihr eure Sünden beichtet, euch ihrentwegen anklaget, und sie verabscheuet, sondern auch darin¬ nen, daß ihr die Gelegenheit, sie zu begehen, vermei¬ det, die Ursache derselben abschaffet, das dadurch gegebene Aergerniß gut machet, daß ihr, wenn ihr in Haß und Feindschaft lebet, euch mit euren Feinden aussöhnet, allen Groll aus eurem Herzen vertilget, daß ihr, wenn ihr ungerechtes Gut besitzet, es zurück¬ gebet, eurem Nächsten allen Schaden gut machet, den ihr ihm an feiner Ehre, Gütern und Rechten zugefü- get. Ohne alles dieses zu thun, thut ihr der unum¬ gänglichen Pflicht nicht genug, welche der heilige Pau¬ lus vermöge dieser Regel aufleget: „Der Mensch prü- , ft sich selbst." Und ohne alles dieses zu thun, werdet ihr (Ft.) — ihr niemals jene Reimgkcit des Gewissens haben, welche nothwendigist, um das heilige Altarssakrament nicht unwürdig zu empfangen. Wenn nun aber dem also ist, wie ihr nicht zwei¬ feln dürfet, habet ihr. meine geliebten Pfarrkinder, nicht Ursache, euch wegen einem großen Theile eurer Kommunionen zu fürchten? wegen so vielen Kommu¬ nionen, die ihr aus bloßer Gewohnheit verrichtet, zu denen eure ganze Vorbereitung in einer obenhin ab¬ gelegten Beichte, in einigen flüchtig hingpsagtcn Ge¬ deihen bestund, wobey ihr weder an die Erstattung des ungerechten Gutes, der verletzten Ehre, noch an die Gutmachnng des gegebenen Aergerniffcs gedacht, und wobey ihr zu nichts weniger entschlossen wäret, als daß ihr die Gelegenheit der Sünde vermeiden wolltet. Obzwar gleich die kleinen und läßlichen Sünden nicht machen, daß man das heilige Sakrament des Altars unwürdig empfangt, weil bey denselben der Stand der Gnade besteht, so ist cs dennoch sehr nütz¬ lich , wenn man vor der Kommunion auch von diesen seine Seele durch die Beicht reiniget. Um unsere Seele zum Genüsse des heiligen Abend¬ mahls recht und wohl sorzubcreiten, wird nebst der Rcinigkeit des Gewissens auch noch die Andacht des Herzens erfordert. Worin» besteht die Andacht des Herzens? Die Andacht des Aerzens besteht : I. An der Ue- bung des Glaubens, der Hoffnung, und Lie¬ be. 2. An der Anbcthung des allerheilrgste» Sakraments des Altars, z. In der dankbarli- chen Erinnerung des Todes Jesu clhrifti, zrr dessen — c 62 ) — Lesse» Gedächtnisse dieses Sakrament eingess- tzet, und zu geniessen befahlen ist. In der Demuth und Uedung anderer christlichen Tu¬ genden, hessnders aber in der Liebe desNächsten. Bernehmet, meine geliebten Pfarrkinder, kürz¬ lich die Art und Weise, wie ihr euch in den eben be¬ sagten Tugenden vor der heiligen Kommunion üben sollet. Ihr müsset einen lebendigen Glauben haben, daß Jesus Christus im heiligen Abendmahle wirklich zugegen seh; ihr müsset vermittelst des Glaubens ü- berzeuget seyn, daß ihr nicht gemeines Brod, sondern unter den Gestalte» des Brods den wahren Leib Jesu Christi empfanget; ihr müsset fest glauben, daß es Jesus Christus selbst sey, der, ob er sich gleich in der Herrlichkeit des Himmels befindet, dennoch unter die¬ sen Gestalten verborgen ist. Ihr müsset es glauben , und ihr müsset noch weit mehr davon versichert seyn, als wenn ihr es mit Augen sähet, weil euch eure Au¬ gen betrügen können, das Wort Gottes aber Untrüg¬ lich ist. Ihr sollet, indem ihr zur heiligen Kommunion gehet, die sichere Hoffnung fassen, daß Gott, weiter sich vermittelst derfelben euch selbst mittheilet, euch auch alles übrige Gute geben wolle. Ihr sollet beden¬ ken, daß er euch zu der Zeit, da er sich euch ganz ü- bergibt, nichts abschlagrn werde. Ihr sollet also das heilige Abendmahl als den Thron der Barmherzigkeit Jesn Christi betrachten, vor welchen ihr zu trettcn das Recht habet, um ihm euer Elend, eure Schwach¬ heiten , und alle Bedürfnisse eurer Seele bekannt zu machen, und sollet versichert seyn, er werde, vermö¬ ge — c sz ) — ge dieses Sakraments, wenn ihr ihm keine Hinder¬ nisse in den Weg leget, denselben abhelfen. Ihr sol¬ let euch mit dieser Hoffnung zu dem Tische des Herrn nahen, die sich auf seine unendliche Macht und Güte gründet. Ihr müsset euch mit einer vollkommenen Liebe bey dem heiligen Abendmahle einfinden. Denn wenn ihr schuldig sepd, Jesum Christum von ganzem Her¬ zen zu lieben, wie es im göttlichen Gesetze befohlen ist, so sollet ihr ihm am meisten von dieser Liebe Merk¬ male bey dem Genüsse dieses Sakraments geben, welches auf eine ganz besondere Art das Sakrament seiner Liebe gegen uns ist. Es besteht aber die Liebe, von welcher ihrJisu Christo bey der heiligen Kom¬ munion Merkmale geben sollet, darinnen, daß ihr ihm die aufrichtige Versicherung gebet, daß ihr ihn mit einer wahren und aufrichtigen Liebe lieben wol¬ let, die nicht bloß in Worten, sondern in der Erfül¬ lung eurer Pflichten, in der genauen Beobachtung seiner Gebothe, in einer unverbrüchlichen Neigung zu seinem Gesetze, in der Furcht, ihn zu beleidigen, in der Vermeidung alles dessen, was ihm mißfallt, und alles dessen, was dem Chnstenthume, zu dem ihr euch bekennet, zuwider ist, bestehet. Ihr sollet Jesum in dem allerheiligsten Sakra-- mente des Altars andethen. Diese ehrerhielhige Anbe- thung ist gleichsam die natürlicheFolgc dieserGlaubens- handlung. Denn weil ihr Jesum Christum selbst em¬ pfangen werdet, i. 26. Das ist, ihr sollet euch an den Tod des Heylandes erin¬ nern, den er um eures Heils willen an dem Kreutze gelitten, ihm dafür innigft danken, und ihn bitten, daß er euch vermittelst der heiligen Kommunion die Verdienste seines Todes zucigne» wolle. Jkr sollet nicht anders als mit den Gesinnungen einer tiefen Erniedrigung zu dem Tische des Herrn gehen, ihr müsset euch darüber verwundern, daß sich ein so majestätischer Gott gefallen laßt, vom Him¬ mel hcrabzukommen, euch zu besuchen. Ach, 0 mein Gott! sollet ihr öfters im Geiste und im Herzen sa¬ gen: Woher kömmt mir das ausnehmende Glück, daß du mein Herr und mein Gott zu mir kommen willst? Oder wie derHanptmann: „Ach! Herr, ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach' einge¬ hest." Matth. 8, 8- Und wer bin ich, ich Sünder, um mich zu einem so heiligen Gott., als du bist, zu nahen, und an deiner Tafel zu sitzen, und an der¬ selben mit deinem göttlichen Fleische gespeiset zu wer¬ den. Auch ist es eine Hanptpsiichk, daß ihr dep Em- pfaugung der heiligen Kommunion euch in der Liebe des Nächsten übet. Die heilige Kommunion ist das Band, welches uns nicht nur mit Jesu Christo, sondern auch mit allen Gläubigen vereiniget und ver¬ bindet, und vermittelst dessen die Gemeinschaft zwi¬ schen — ( 6L ) — scheu uns und den übrigen Gliedern der Kirche un¬ terhalten und bestättiaet wird. Ihr sollet und müsset demnach dabei) alle Feindschaften Ablegen, allen Groll und Haß auf die Seite setzen, und euch entschlie¬ ßen, alle Menschen, auch eure Feinde, in Christo und wegen Christo zu lieben. Hier sollet ihr euch er¬ innern, was Christus in dem Evangelium sagt, daß wir ihm keine Gabe opfern sollen, so lange wir mit unscrm Nächsten uneinig sind, weil ihm in diesem Falle unsere Opfer nicht angenehm sind : ,,Wenn du deine Gabe auf den Altar legest, und erinnerst dich , daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß dei¬ ne Gabe auf dem Altar liegen, und geh zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm, und opfere deine Gabe." Matth. 5, 25.24, Wie vielmehr soll man dieses thun, wen» man sich bey der heiligen Kommunion, bcy diesem heiligen Liebcsmahle einfindet. Die Anleitung zu diesen Tugendübungen findet man in gut eingerichteten Bethbüchern, deren man sich nützlich bedienen kann, nur muß es mit Auf¬ merksamkeit des Geistes, mit versammeltem Gcmü- the, und mit inbrünstigem und andächtigem Herzen geschehen, denn sonst sind die schönsten, kräftigsten und anmuthigstcn Gebethe nichts, als ein leeres Ge¬ schwätz. Wer nicht lesen, und also sich der Bcphulfe der Bethbücher nicht bedienen kann, der übe sich in besagten Tugenden, auf eine solche Art, wie es ihm eine heilige und fromme Einfalt eingibt. Um mit Gott zu reden, braucht cs keine Kunst, noch ausge¬ suchte Reden, nur ein gutes und aufrichtiges Herz wird erfordert, hatmandieses, so wirdes einem nicht Erklar.d.Ratechism.IV.THl. E an -- ( 66 ) — an Sachen fehlen, die man Gott zu sagen hak, noch an der Art, wie man sie ihm sagen soll, man wird fein Herz reden, und sich vor Gott ausgießen lassen, eine Art des Gebcthes, welches besser ist, als all das viele Wortgeprange, wobey meistentheils nur die Lefzen zu thun haben, das Herz aber ganz ruhig ist, und oftmals von allem dem nichts weiß, was der Mund spricht. Hier ist zu erinnern, daß ihr nicht bis auf den Augenblick, an welchem ihr zum Abendmahle gehen wollet, warten sollet, um euch zu demselben vorzu¬ bereiten, sondern euch etwas mehr Zeit, als es ge¬ meiniglich zu geschehen pflegt, dazu erwählet. Vor¬ nämlich sollet ihr euch schon am Vorabende vor ei¬ nem so heiligen Tage, als derjenige ist, an dem ihr zum Abendmahle hinzugehen wollet, euch vorberei¬ ten, und zu dem Ende müsset ihr ein geistliches Buch lesen, das euren Verstand und Herz mit solchen Ge¬ danken anfülle, von welchen ihr in Ansehung eines so wichtigen Gegenstandes sollet eingenommen segn. Ihr müsset gute Werke, einiges Gebet!), und beson¬ ders Allmosen damit verbinden, welche euch die Gna¬ den verschaffen , die ihr uöthig habet, auf eine hei¬ lige und nützliche Weise zum Abendmahle zu gehen, ihr müsset euch aller der Dinge enthalten, die eure Gedanken zu sehr zerstreuen, als gewisser Ergötzlich-- kciten und Gesellschaften, deren Eitelkeit einer so heiligen Handlung zuwider ist. So wie es eine Vorbereitung zur heiligen Kom¬ munion gibt, welche die Seele betrifft, und von welcher ich bishcro geredet habe, so gibt es auch ei¬ ne, — < 67 ) — ne, welche den Leib betrifft, und von dieser habt ihr folgendes zu merken. Wie soll man sich dem Leibe nach vorbsreiten , um das heilige Sakrament des Altars würdig zu empfangen? Um das heilige Sakrament des Altars würdig zu empfangen, soll man außer einer gefährli¬ chen Krankheit i. Von zwölf Uhr der vor¬ hergehenden Nacht nüchtern seyn. 2. Soll man in ehrharer Kleidung erscheinen, und mit der größten Lhrerbiethigkeit zum Tische des Herrn hinzutreten. Die gegenwärtige Kirchcnverordnung fordert, daß diejenigen, welche das heilige Abendmahl em¬ pfangen, von Mitternacht an keine Speise und kei¬ nen Trank zu sich genommen haben. Die Ursache, wodurch die Kirche bewogen worden, dieses Gesetz zu machen (denn ehemals gab es keines, und Chri¬ stus selbst gab seinen Jüngern das Abendmahl, nach¬ dem sie schon zu Nacht gegeßen hatten) ist, daß manche Ausschweifungen und Unordnungen verhin¬ dert würden, welche beym nicht nüchtern Genüße des Abendmahls begangen wurden. Eine andere Ur¬ sache dieser Kirchenverordnung mag seyn, um unsere Ehrerbiethigkeit gegen diese göttliche Speise unserer Seelen dadurch an den Tag zu legen, indem wir sie der natürlichen Nahrung des Leibes vorziehen. Von der Schuldigkeit nüchtern zu kvmmnnizircn sind diejenigen Kranken ausgenommen, welche die heilige Kommunion als eine Wegzehrung empfan¬ gen. Zur E 2 ( 6 8 ) "°- Zur Vorbereitung des Leibs gehört auch noch die äußerliche Anständigkeit in der Kleidung, wel¬ che Hwar nicht nach dem Staate und Hoffart, sondern nach den Regeln der Ehrbarkeit eingerichtet seyn soll. Ueberhaupt gehört zur Vorbereitung des Leibs, daß man an seinem Gesichte sowohl, als Stellung und Gebärden eine solche Eingezogenheit, Demuth und Sittsamkeit blicken lasse, die sich für eine solche hei¬ lige Handlung schicken, und die zn erkennen geben, daß man diese heilige Handlung für die heiligste und ehrwürdigste halte. Die Hände soll man im Hinzu- lreten Zusammenlegen, sich' nicht fürwitzig umsehen, «och mit Gewalt und Ungcstümmigkeit durch andere drängen. Lehren. Wenn ihr, meine geliebten Pfarrkinder, euch den Unterricht, den ich euch in der gegenwärtigen Abhandlung gegeben, zu Nutze machen würdet, welche kostbare Vortheile würdet ihr nicht von so vie¬ len Kommunionen haben? Eine einzige ist, wenn man sie mit der gehörigen Vorbereitung empfängt, hinlänglich, uns zu heiligen. Aber, ach, ihr seyd, nachdem ihr euch schon so oft und vielmal bey diesem heiligsten Sakramente eingefunden, nicht nur noch nicht frömmer geworden, sondern ihr seyd vielleicht noch immer die alten bösen Menschen , ihr findet euch von einer Zeit zur andern bey dem göttlichen Tische ein, aber ihr werdet dadurch weder keuscher, noch gerechter, noch mäßiger, noch friedfertiger, noch sanftmüthiger, noch liebreicher, noch eifriger für die Pflichten der Religion und eures Standes, ihr kom¬ met — ( 6y ) — Met ordentlich zu dem heiligen Abendmahles aber beynebens bringet ihr die kostbarsten Tage eurer Ju¬ gend in einem bösen und ausgelassenen Leben zu, und eure Jugend ist nichts, als eine Kette von Frech¬ heit, Mnthwillen, Ausschweifungen, Schande und lasterhaften Streichen, ihr kommuniziret ost, aber bcy allen euren Kommunionen lebet ihr in beständi¬ gen Unordnungen, in immerwährendem Haße und Feindschaft, in ehelichem Unfrieden, eure Haus- rvirthschaft wird niemals in Ordnung gebracht, die Kindcrzucht bleibt immer vernachlässiget. Eine er¬ schreckliche Sache! Welche Rechenschaft wird wohl strenger seyn, als diejenige, die Gott von so vielen Kommunionen von euch fordern wird, die ihr ohne die geringste Besserung eures Lebens empfangen habt? Und was habt ihr von euren Kommunionen gewisser zu befürchten, als daß sie, weil sie euch aus eurer Schuld nicht heiligen, euch verdammen werden. Suchet diesem Unglücke zuvorzukommen, indem ihr euch Mühe gebet, so viele unnütze Kommunionen durch so viele eifrige gut zu machen. Aznen. Sechste Abhandlung. b. Vvn demjenigen, was bey dem Genüße des heiligen Altarssakrament zu thun ist. Die gegenwärtige Abhandlung ist eine Fortsetzung des in der letzten Abhandlung angefangenen Unter¬ richtes, wie man sich bey der heiligen Handlung der Kommunion zu verhalten habe. Ich bitte euch, auf E Z das- — ( 70 ) — dasjenige, was ich euch über diese so wichtige Sache noch vorzntrageu habe, aufmerksam zu seyn. Was foü manthun, wen» vorder Kommunion das Koufikeor gebethct wird? wenn vor der Kommunion das Konfiteor gede¬ ihet wird, soll man nochmals Reu und Leid über seine Sünden erwecken. Da die Reinigkeit des Gewissens das Wesent¬ lichste ist, was zu dem würdigen Gebrauche des heiligen Abendmahles erfordert wird, so soll man auch nach schon verrichteter Beichte die Uebung einer vollkommenen Reue mchrmal erwecken, um seine Seele noch mehr von allen Befleckungen der Sünde zu reinigen, um sie völlig zu reinigen, und ihr zu dem Grade der Reinigkeit zu verhelfen, in welchem sie sich befinden soll, wenn sie Jesu Christo würdig werden will. Zu dem Ende kann man sich der rüh¬ renden Worte des heiligen bußfertigen Königes, des Davids bedienen: Ich hoffe zwar, o Herr, du ha¬ best mich bereits durch das Sakrament der Buße gewaschen, aber wasche mich noch mehr, und rei¬ nige mich von neuem von allen Befleckungen mei¬ ner Sünde. Psalm Lv, 4-, damit ich im Stande seyn möge, vor dir zu erscheinen. In dieser Absicht laßt die Kirche unsere heilige Mutter noch' ehe und bevor sie uns die heilige Kommunion reichet, durch den Altardienerdas Konfiteor, oder die öffentliche Schuld, welche eine Uebung der Reue ist, öffentlich vorbe- thcn. und ermahnet uns gleichsam dadurch, daß wir uns diesen letzten Augenblick noch zu Nutzen ma¬ chen sotten, um uns durch eine eifrige Zerknirschung des — ( 7> ) — des Herzens, und durch eine aufrichtige und herzli¬ che Verabscheuung aller Sünden in den Stand derje¬ nigen Reinigkeit des Gewissens zu setzen, in wel¬ cher wir uns befinden müssen , wenn wir das Brod des Lebens empfangen wollen. Wie soll man sich verhalten, wenn der Priester dem Volke die Hostie zeiget? Wenn der Priester dem Volke die heilige Hostie zeiget, so soll man dieselbe dsmüthig anbe- then, an die Brust schlagen, und sagen : Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehest unter mein Dach, sondern sprich nür ein Wort, so wird meine Seele gesund. Wie hat man sich beym Empfang der heiligen Hostie zu verhalten ? Beym Empfang der heiligen Hostie öffnet man sittsam den Mund, leget die Zunge aus die untere Lefze , nimmt das weiße Tuch, wenn eines vorhanden ist, vor sich , genießt die h. Hostie ohne sie zu käuen, oder lang im Mun¬ de zu behalten. Beym Empfange der heiligen Hostie muß man mit einer besondern Aufmerksamkeit auf die Worte des Priesters Acht geben , die er spricht, wen» er uns den Leib Jesu Christi darrcichet: "DerLcibun- sers Herrn Jesu Chriui bewahre deine Seele bis in das ewige Leben." Diese Worte sollen einen lebhaf¬ ten Eindruck in uns machen, indem sie uns den Zweck zu erkennen geben , warum wir das heilige Abendmahl genießen, nämlich, daß wir in der Gna- E 4 -e — ( 7- ) — de verharren, und zu dem ewigen Leben gelangen mögen. Beynebens soll man allen Fleiß anwenden, um eine so heilige und ehrwürdige Handlung, als der Empfang der heiligen Hostie ist, mit möglichster Vorsicht gegen alle Unehrerbiethigkeit zu verrichten. Zu dem Ende soll man folgende Stücke genau beob¬ achten: das weiße Tuch, welches an der Kommu¬ nikantenbank angeheftet ist , soll man zur Vorsicht vor sich nehmen, damit die heilige Hostie, wenn sie dem Priester entfallen sollte, nicht auf die Erde falle, man soll es mit beyden Händen ausgestreckt und flach vor sich nehmen. Wenn dem Priester die heilige Hostie entfallt-, so muß man dieses Tuch so lang aüsgestrecket, sich selbst aber still und ruhig halten, bis er dieselbe von dem Tuche hinwegge¬ nommen hat. Wenn uns der Priester die Hostie rei¬ chet, so soll man das Haupt nicht unter sich , son¬ dern aufrecht und still hatten. Den Mund soll man so weit öffnen, daß der Priester Platz genug habe, uns die heiligeHostie in den Mund zu legen, ohne daß er an denZahnc» oder Lefzen anstoße. DieZun- ge soll man auf die untere Lefze legen, und nicht über dieselbe hinaus. Mansoll dieZunge flach ,und nicht gespitzt oder gehöhlet, gerad, und nicht unter¬ such oder übersich, allezeit aber unbeweglich halten. Nachdem man die heilige Hostie auf der Zunge lie¬ gen hat, soll man dieselbe nicht schnell, sondern langsam zurückziehen, und den Mund nicht eher schließen, als bis der Priester die Finger zurückge¬ zogen hat. Man soll die heilige Hostie nicht mit den Zahnen — ( 73 ) — Zahnen käuen, welches unanständig wäre, sondern dieselbe sogleich hinabschlucken. Was hat man zu thun, wenn nach der Kommu¬ nion Wein gereichet wird? wenn nach der ÄomMUnion wein gereichet wird, kann man davon etwas weniges nehmen ,doch muß man nicht glauben, als wäre dieser wein das Blut unseres Herrn, oder zu nehmen noth- wendig. Warum wird Wein zu nehmen nach der Kom¬ munion gegeben? Nach der Kommunion wird Wein zu nehmen gegeben, damit die heilige Hostie desto leichter genossen werde, und nicht anklebe, wenn aber solches dennoch geschieht, so soll man die h. Hostie mit der Aung ablösen, ohne die Kin¬ ger dazu zu gebrauchen. c. Von dem, was nach der heiligen Kom¬ munion zu thun ist. Was soll man nach der heilige» Kommunion Ihun? Nach der heiligen Kommunion soll man t. Je¬ su Christo danken für die unendliche Gnade. welche er uns dadurch erwiesen, daß er sich ge würdiget hat, zu uns zu kommen. 2. Ihn in Demuth anbethen. z. Sich ihm ausopfern. 4, Ihn bitten, daß er mit seiner Gnade bestän- E .5 dig — ( 74 ) — big in uns verbleiben wolle. Glauben, KoGnung und Liebe erwecken, und alle ge¬ machte Vorsätze erneuern. 6. "Ihm alle unsere NVthen und alle Bedürfnisse der Seele und deö Leibes vortragen. Lasset euch über alle diese Punkte einen ausführ¬ lichen! Unterricht erkheilen. Nachdem ihr die heilige Kommunion empfangen habet, so gehet von dem Allare mit einer tiefen Ehrcrbicthung gegen die Ge¬ genwart Jesu Christi, der sich mitten in euren Her¬ zen befindet, hinweg, und begebet euch an euren Ort. Hier betrachtet und überleget die Glückseligkeit und den Vorthcil, den ihr habet, indem ihr Jesum Christum besitzet, der euer Herr ist, und welcher sich vermöge der Kommunion zum Unterpfande eu¬ rer Seligkeit macht. Beobachtet die vornehmste Pflicht, die Jesus Christus nach der Kommunion von euch erwartet, und welche darinnen bestehet, daß ihr ihm für die unschätzbare Woblthat, welche ihr von ihm empfangen habet, danket. Denn was für eine Undankbarkeit würde es nicht scyn, wenn ihr, da ihr mit seinen Gaben und mit ihm selbst erfüllet sepd , dennoch keine Empfindung davon hättet. Und würdet ihr nicht verdienen, als ein Ungeheuer der Natur angesehen zu werden , wenn eine so vollkom¬ mene Liebe, als jene eures Gottes ist , in eurer Seele keine Dankbarkeit antrafe, erwäget die Größe der Gnade, daß ein so großer Gott sich gewürdiget hat, euch zu besuchen, und in eurem Herzen einzu¬ kehren, und indem er sich so tief erniedriget hat, um sich mit euch zu Lheilcn, desto dcmüthiger bethet ihn an. Opfert euch Jesu Christo ganz und gar auf, und - (75) - und gebet ihm die Versicherung, nachdem ihr ihn in dem heiligen Abendmahle empfangen hattet, so wolltet ihr nur für ihn allein leben. Ihr wolltet in Zukunfteure Ge¬ sundheit, eure Kräfte, eureGemüthsgabcn, euer Ver¬ mögen nur zu seiner Ehre anwendcn. Bittet Jesum Christum, so lange er sich noch in euch befindet, uzn alle die Gnaden, die ihr vonnöthcn habet, saget zu ihm, wie Jakob zu dem Engel: "Ich will dich nicht gehen lassen, du habest mich dann gesegnet. „ Genes. Z2, 26. Bittet ihn aber nicht nm bloß zeit¬ liche Gnaden, um Ehre, Reichthum, Glück und Wohlergehen, denn diese Güter würden vielleicht zu nichts dienen, als euch in das Verderben zu stür¬ zen. Bittet ihn hauptsächlich um die Gnade eures Heils und eurer Seligkeit, um einen demüthigen Geist, um ein christliches Herz. Bittet ihn nm den Haß der Sünde, um eine ewige Verabscheuung der Ruchlosigkeit, um eine heilige Liebe. Bittet ihnum die Stärke und Standhaftigkeit des Geistes, die ihr nöthig habet, um euch vor dem Verderbnisse der Welt zu bewahren, um euch nicht von dem Stro¬ me böser Gewohnheiten hinreissen zu lassen, nm der Versuchung, und dem Aergernisse des bösen Bep- spieles zu widerstehen , um euch über die Menschen¬ furcht zu erheben, um euch vor dem Gifte der Schmeichelet) zu bewahren , um dem Eigennütze nicht zu unterliegen, um die schädlichen Fallstricke zu vermeiden, welche euch der Teufel des Fleisches allenthalben leget. Bittet ihn um die christlichen Tu¬ genden, um einen festen Glauben, um eine unbe¬ wegliche Hoffnung, um eine brünstige Liebe, um ei¬ nen Eifer eure Pflichten zu erfüllen, um die Gna¬ de, — 76 ) _ de, gerecht, liebreich, sanftmüthig, freygebig, mäßig, freundschaftlich, mit einem Wort, ein recht¬ schaffener Christ zu seyn. Ob ihr zwar das Recht habet, Gott zu allen Zeiten um diese Gnaden zu bitten, so werdet ihr ihn doch niemals mit mehrerem Glauben, und mit mehrerer Versicherung, sie zu erhalten, darum bitten, als damals, da ihr ihn besitzet, der der Urheber derselben ist. Endlich müs¬ set ihr alle gemachte gute Vorsätze erneuern, un- heilige Entschließungen fassen , besonders in Anse¬ hung der besonder» Punkten, in welchen eine Aende- rung und Besserung eures Lebens hauptsächlich von nöthen ist, z. B. eure Christenpflichten weit ordent¬ licher und genauer zu beobachten , mehrere Liebege- gen euren Nächsten zu hegen , die Freyheit, von andern zu reden, einzuschranken, den Frieden in der Ehe herzustellen, mehr Gottesfurcht in euren Fami¬ lien zu unterhalten, mäßiger zu leben, euer Haus¬ wesen besser in Ordnung zu bringen, und so ferner. Und damit eure Entschliessungen weit fester und dau¬ erhafter seyn mögen , so müsset ihr Jefum Christum um seine kräftige Gnade und Beystand bitten. Wie soll man sich an dem Tage der Kommunion verhalten? An dem Tage der heiligen Kommunion soll man vorzüglich i. den Müßiggang vermeiden, und zu Hause die Zeit mit Verrichtung guter Wer¬ ke, mit Lesung geistlicher Bücher , und in Versammlung des Geiste«! zubringen. 2. Die Kirche besuchen, und dem Gebethe mit beson¬ derer Andacht obliegen. Z. Dem Getümmel der Welt, so vielmöglich ist, ausweichen. Alles — < 77 > — Alles dieses erfordert die Heiligkeit der Hand¬ lung, die man an diesem Tage vorgenommci: hat. Und was' für ein Acrgerniß ist «s nicht selbst nach dem Urtheile der Welk, einen Christen zu sehen, der an dem Tage, da er das heilige Abendmahl genos¬ sen, weder einen christlichem , noch erbaulicher« Le¬ benswandel führet, als sonsten? Was für ein Aer- , gerniß ist es nicht Menschen zu sehen, welche an eben dem Tage, an welchem ste sich bey dem göttlichen Ti¬ sche eingefunden, stch sogleich wieder in alle Aus¬ schweifungen ausgießen, die Zeit mit einem verderb¬ lichen Spiele verschwenden, sich betrinken, bey den Gesellschaften unehrbar reden, bey den öffentlichen Lustbarkeiten Ausgelassenheiten treiben, nächtlicher Weile hernmschwarmen, auf Handel ausgehen, und derley Unordnungen mehr begehen? Scheinet es nicht , als hätten solche Leute nur darum Jesum Christum in ihr Herz ausgenommen, um ihn sogleich wieder aus demselben zu vertreiben. Lehren. Niemals, meine geliebten Pfarrkinder, niemals mehr wollen wir dieses Aergerniß begehen, wir wol¬ len den Tag, an dem wir uns bey dem Tische des Herrn eingefunden, für einen besonders heiligen Tag halten, und ihn heilig und erbaulich zubringen, wir wollen daran seyn, nm unserm Gott die Woh¬ nung, die er in unserm Herzen genommen hat, an¬ genehm zu machen , ihn darinnen z» erhalten, und niemals zu verlieren, damitt, wir, nachdem wir ihm hier eine beständige Wohnung in unserm Herzen vcr- schaf- — ( 78 ) — schaffet haben, von ihm in die ewige Wohnung sei¬ ner Herrlichkeit ausgenommen werden. Amen. Siebente Abhandlung. §.4. von dem Sakramente der Buße- Ach fange heute an, meine geliebten Pfarrkinder, euch über das vierte Sakrament, welches die Buße ist, zu unterrichten. Ihr habet zwar in jenen ersten Unterweisungen, die man euch als Kindern gegeben hat, davon vielfältig reden gehöret, allein damals wäret ihr nicht im Stande, dasjenige, was man euch vortrng, gründlich zu begreifen, und ihr habet davon nur ein verwirrtes, und geringes Andenken behalten. Unterdessen ist es ja doch um ein Sakra¬ ment zu thun, welches nach dem guten, oder Übeln Gebrauche, den wir davon machen, entweder zu un¬ serer Rechtfertigung, oder zu unserer Verdammniß dienen solle. Was ist demnach nothwendiger, als in einem schon erwachsenen Alter, wo das Urtheii reifer ist, nnd wo man die Sachen besser einsieht, euch davon einen richtigen Begriff zu machen? Und wie viel ist nicht daran gelegen, daß ihr diesen Unterricht aufmerksam anhsret? Von dem, was vorläufig von diesem Sakraments zu wissen nothig ist. Mas — ( 79 ) — Was ist das heilige Sakrament der Buße ? Das heilige Sakrament der Buße ist ein Sakra¬ ment, in welchem der dazu verordnete Prie¬ ster an Gottes Statt dem Sünder die nach der Taufe begangenen Sünden nachläßt, wenn er st'e reumüthig und vollständig beichtet, auch den ernstlichen willen hat sich zu bessern, und wahre Buße zu wirken. Die Buße überhaupt kann als eine Tugend, und auch als ein Sakrament betrachtet werden. Wenn sic als eine Tugend betrachtet wird, so besteht sie in dem innerlichen Schmerzen, den mau der Sünden wegen empfindet, daß man durch selbige Gott belei¬ diget hat, und in dem aufrichtigen Vorsätze, sich zu bessern. Betrachtet man aber die Buße als ein Sa¬ krament, so besieht dieselbe in der Loßsprechung von Sünden, die ein dazu verordneter Priester einem reumüthig beichtenden Sünder ertheilct. Die rcnmü- thige Anklagung des Sünders, das Bekenntniß seiner Sünden, welches er dem Priester mündlich ableget, und die mündliche Loßsprechung des Prie¬ sters sind das äußerliche Zeichen, welches nach der Einsetzung Jesu Christi den Sünder unsichtbarer Weise heiliget und rechtfertiget. Jesus Christus, unser Herr und Heyland hat dieses Sakrament cingesetzet; dieses geschah damals, da er nach seiner Auferstehung von den Lodren seinen Jüngern erschien, und zu ihnen sprach: „Nehmet hin de« heiligen Geist, welchen ihr die Sünden ver¬ gebet, denen sind sie vergeben, find welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." Jvh. 20, 22.2Z. Der — ( 30 ) — Dcc eigentliche Verstand dieser Worte des Heylan- des, die an sich selbst so deutlich und klar sind., zeigt genugsam an, daß er den Aposteln die Gewalt, Sünden nachzulassen, gegeben hat. Jesus Christus hat diese Gewalt, die Sünden zu vergeben, den Aposteln nicht dergestalten gegeben, daß sie mit ihrer Person aufhörcn, sondern von ih¬ nen aus ihre Nachfolger kommen, und also beständig in der Kirche bleiben sollte, in welcher der verordnete Priester das Sakrament der Buße verwaltet. » Wer ist der verordnete Priester? Der verordnete Priester ist jener, welcher von seinem Bischöfe zum Leichthören bestimmet ist. Obgleich alle Priester, vermöge der Weihe, die Gewalt haben, von Sünden loßzusprechen, so kön¬ nen doch nur diejenigen diese Gewalt ausüben, die von ihrem Bischöfe zum Beichthörcn bestimmet wor¬ den. Dabey aber ist die Gefahr des Todes ausgenom¬ men, wo ein jeder Priester von Sunden loßsprechen kann. Die Gewalt, die Jesus Christus den Dienern seiner Kirche erkheilet hat, den Gläubigen, deren Hirten sie sind, die Sünden nachzulassen, ist so all¬ gemein, daß sich dieselbe auf alle Sünde» ohne Aus¬ nahme erstrecket. Kön- — ( Li ) — Können alle Sünden, die man «ach der Taufe begangen hat, durch das Sakrament der Buße nachgelassen werden? Alle Sünden, wenn sie such noch so schwer sind, können Lurch das Sakrament der Buße nach¬ gelassen werden. Dieses nehmen wir ans den Wortendes Erlösers ab, die ohne Vorbehalt, ohne Ausnahme, und oh¬ ne Einschränkung sagen, daß alles, was die Apo¬ stel und ihre Nachfolger, die Priester lösen würden auf Erden , auch im Himmel gelößt seyn soll. So sehen wir auch, daß die Apostel die größten Sün¬ der losgesprochen, so hat der heilige Paulus einen, der mit seiner eigenen Stiefmutter eine Blutschand begieng, losgcsprvchen. 2.Kor. 2, 7. Ist das Sakrament der Buße allen «ethwrndig? Das Sakrament der Buße ist allen nolhwendig, welche nach der Taufe schwer gesm.diget ha¬ ben. Wenn man nach derLaufe schwer gcsündigethak, so ist das Sakrament der Buße zur Seligkeit noth- wendig, weil man die Verzeihung der schwere» Sün¬ den bey Gott nicht erhält, es sey denn, daß man sic bereue, beichte, und die priesterliche Lossprechung empfange. Diese Wahrheit wird aus den Worten des Heylandes erwiesen : "Denen ihr die Sünden ver¬ gebet, denen sind sie vergeben, und denen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. ,, Diese Worte zeigen an, daß Jesus Christus die Priester als Rich¬ ter gesetzet, die untersuchen und urthrilen sollen, Erklär, d. Ratechism. IV.Thl, § welchen < 3 2 ) — welchen die Sünden nachzulaffen , oder nicht nack- zulaffen waten. Nun ist es aber eine unmögliche Sa¬ che , daß die Priester dießfalls ein vernünftiges Ur- cheil fallen können, es sey denn, daß sich die Men¬ schen vor ihnen anklagen, und ihren Zustand offen¬ baren. So wenig die weltlichen Richter ein Urtheil in einem Handel, von dem sie nicht unterrichtet sind, fallen können, so wenig können es die Beichtväter, welche das geistliche Richtcramt verwalken. Wenn die Beichtväter, ohne von demZustande der Sünder unterrichtet zu seyn , ihnen die Losspre¬ chung erkheileten oder versagten, so würde dieses von ihnen nur auf gerathc wohl, blindlings, unvernünf¬ tiger und verwegener Weise geschehen, die Losspre¬ chung würde mcistentheils Sündern gegeben werden, die derselben unwürdig sind, es würde auf diese Art der gottesrauberifche Gebrauch dieses Sakraments vervielfältiget, und auf eine solche Weise verwaltet werden , die dem Sünder selbst nachthcilig, und für das allgemeine sowohl geistliche als leibliche Bcßke schändlich wäre. Die Nothwendigkeit der Beicht ist durch die standhafte Erblehre der Kirche fcstgestellet, und der heilige Augustinus sagt, daß derjenige, der sich be¬ gnüget, Buße bey sich selbst zu thun, ohne feine Zu¬ flucht zu der sakramentalischen Beicht zu nehmen, der Schlüsselgewalt, die Jesus Christus seiner Kirche gegeben hat, eine Unbilde zufüge, das Evangelium vereitle, und die von dem Heylande festgesetzte Ord¬ nung unnütz mache. Es ist also nicht zu zweifeln, daß Christus entweder mündlich, oder durch Einge¬ bung des heiligen Geistes die Apostel belehret habe, daß ( 8Z ) — daß sie die Gewalt , Sünden nachznlassen, unter keiner andern Bedingniß gebrauchen sollten, als wenn sich die Menschen darüber anklagen. Was erlange« wir durch taS Sakrament der Buße? Durch das Sakrament der Buße erlangen wir i. Verzeihung der Sünden. 2. Nachlassung der ewigen Strafe, z. Die Gnade Gottes. 4» Die Arche des Gewissens. Die Vortheile, die wir durch das Sakrament der Bnße erlangen, sind in Wahrheit sehr kostbar, und wir können der Barmherzigkeit unsers Gottes nicht genug danken, daß er dasselbe zu unscrm Be¬ ßren cingesetzet hat. Wir erlangen durch das Sakrament der Buße Verzeihung der Sünden. Die Priester erlassen uns die Sünden nicht aus eigener Macht, denn sie sind selbst sündige Menschen, welche der Verzeihung be¬ dürfen, sondern sie thun es aus der Gewalt Gottes, dessen Diener sie sind. Indessen erlassen sie uns wahr¬ haftig die Sünden , dergestalten, daß , wenn sie uns auf Erden lossprechen, Jesus Christus uns auch im Himmel losspricht. Dieses erhellet aus den Wor¬ ten des Heylandes : "Denen ihr die Sünden verge¬ bet, denen sind sie vergeben. „ Johan. 20. Da wir durch das Sakrament der Buße Ver¬ zeihung der Sünden erlangen, so erhalten wir auch zugleich dadurch die Nachlassung der auf den schwe¬ ren Sünden haftenden ewigen Strafe, dergestalten, daß, wenn wir nach erhaltener Lossprechung ster¬ ben sollten , wir nicht zu befürchten hgkten, in die L 2 Hölle (f 84 ). --- Hblle zu kommen , wenn wir anders der Wirkung Wests Sakraments kein Hinderniß' in den Weg le¬ gen. Wir erlangen auch durch das Sakrament der Buße die Gnade Gottes wieder, die wir durch schwe¬ re Sünden verkehren haben, wir werden dadurch mit Gott versöhnet, als Freunde und Kinder von ihm angesehen, nachdem wir vorhero Kinder des Zornes und Fluches waren. Auch erlangen wir dadurch die Ruhe des Gewis¬ sens. Ach, was ist wohl, daß uns mehr beunruhi¬ get , ärger martert, als das Bewußtseyn einer schweren Sünde. Man schleppet überall einen Grund des Schreckens mit sich, man hat immerein schwe¬ res Herz. Sobald man aber seine Sunde aufrichtig und renmüthig gebeichtet hat, so ist man wie neü gebohren , und genießt auf ein neues die süße Ruhe des Herzens. - Allein nicht eine jedwede Buße ist hinlänglich, uns diese so kostbare Vortheile zu verschaffen, und sie kommen nur denjenigen zu statten, die eine wah¬ re Buße wirken. Was heißt wahre Buße wirken? Mahre Buße wirken heißt zu Gott wieder zu- rückßehcen, von dem man sich durch die Sün¬ de abgewendet hat, seine Sünden verabscheu¬ en, wahrhaft bereuen, sie beichten, und da¬ für genugthun. Dieser Begriff, den wir uns von der wahren Buße machen, schließt alle die Hauptpunkte und die westnt- — ( ) — wesentlichen Stücke ein, die zum Sakrament der Buße erfordert werden. Was wird zum Sakramente der Buße erfordert? Zum Sakramente der Buße werden fünf Stücke erfordert. Welche sind drese fünf Stücke? Diese fünf Stücke sind : l. Die Erforschung des Gewissens. 2. Reue und Eeid. z. Der ernstli¬ che Vorsatz. 4. Dis Beichte. L. Die Genug- tchuung. So bekannt diese Stücke sind, so unbekannt sind den meisten Menschen die wahren Begriffe der¬ selben. Es ist demnach höchst nothwendig, euch, mei¬ ne geliebten Pfarrkinder, über dieselben ausführlich zu unterrichten. Für heute will ich nur noch etwas von dem ersten Stücke, yon der Erforschung des Ge¬ wissens reden. A. Von der Erforschung des Gewissens. Was heißt das Gewissen erforschen? Das Gewissen erforschen heißt Nachdenken, was man von der letzten Beichte odervon der Zeit - an, da man die Sünde ZU erkennen angefan- gen, gesündiget hat. Das Sakrament der Buße besteht darinnen, daß man sich seiner Sünden anklage, und sie dem von Gott verordneten Diener heimlich entdecke, da¬ mit er sie erkennen, und sie uns vermöge der von § Z Jesit — ( 86 ) — Jesu Christo empfangenen Macht und Gewalt Nach¬ lassen möge. Wir erscheinen in dem Bußgerichte als unsere eigene Ankläger, als solche aber müssen wir alle erforderliche Aufmerksamkeit gebrauchen, um unser Gewissen vor uns aufzudecken , und uns be¬ reit zu halten, dasselbe aufrichtig, und ohne Ver¬ stellung in der Beicht zu eröffnen. Daher» rühretnim -ie Nothwendigkeit der Erforschung, zu der uns ei¬ ne unnachlaßige Pflicht verbindet; denn eben dassel¬ be Gesetz, welches uns verpflichtet unsere Sünden zu beichten, leget uns auch die Schuldigkeit auf, sie zu untersuchen , uns ihrer zu erinnern , indem wir sonsten kein genaues und getreues Bekenntniß davon ablegen können. Was soll man bey Erforschung des Gewissens thun? Bep Erforschung des Gewissens soll man vor al¬ lem andern den heiligen Geist anrufen, damit er uns erleuchte, und zu erkennen gebe, was und wodurch wir gesü idiget haben, alsdann sich bedenken überhaupt: ob man mit Ge¬ danken, und mit Begierden, mit Worte» oder gar im Werke selbst gesundiget habe. Man muß dabep sich auch besinnen über die Gattung und Zahl der schweren Sünden, wie auch über die Umstände, welche die Sünde merklich vergrößern oder verändern. Insbe¬ sondere: i. Gb man wider die zehn Gebothe Gottes, oder die fünf Gebothe der Rirche ge¬ handelt habe. 2. Gb man einer oder mehr, eigener, oder auch fremder Sünden schuldig sey. — ( 87 ) ss^. Z. Ob man die Werke der Barmherzs^- keit an dem Nächsten zu üben , oder anderes Gute, was man zu thun schuldig war, unter¬ lassen habe. 4. Ob man die Pflichten seines Standes erfüllet , oder nicht erfüllet habe. Lasset uns alles dieses in ein etwas helleres Licht setzen. Da man sich zu dem heiligen Sakramente der Buße vorbcreiten will, so soll man damit den Anfang machen, daß man sich zu dem heiligen Gei¬ ste wende, dem unser Zustand vollkommen bekannt , und nicht das geringste von dem, was wir Böses be¬ gangen haben, verborgen ist, ihn demüthig anru¬ fe, und inständigst bitte, daß er uns erleuchten und zu erkennen geben wolle, was und wodurch wir ge- sündiget haben. Hierzu nökhiget uns unsere Schwach¬ heit, die uns außer Stand setzet, in eine vollkomme¬ ne Erkenntniß unserer Sunden zu kommen, wenn wir uns selbst überlassen sind. Unsere Einsichten sind hierzu zu schwach, und es istsittlichcr Weise unmög¬ lich, daß alle Gebrechen, deren wir vor Gott schul¬ dig sind, nnserm Geiste allezeit gegenwärtig fcpn, und daß keines unscrm Gedächtnisse entfalle. Wenn ich sage, Laß wir den heiligen Geist an¬ rufen sollen, ohne dessen Erleuchtung wir unsere Sünden nicht vollkommen erkennen können, so ist dieses nicht dergestalten zn verstehen, als durften wir unserer Seits keine Mühe anwenden, nein, son¬ dern wir müssen, so viel wir können. der Gnade des heiligen Geistes Mitwirken, und durch eine ver¬ nünftige Untersuchung, und durch ein ernstliches Nachdenken , welches die christliche Klugheit von nns F 4 erfordert —. ( 88 ) — «fordert, suchen, in die Erkenntnis nuferer Sün¬ den zu kommen. Damit wir nun aber dieses desto besser zu Stan¬ de bringen mögen, so müssen wir nach einer gewis¬ sen Ordnung zu Werke gehen. Wir müssen wenig¬ stens die allgemeinste Arten, ans welche man sich verfehlen kann, durchgehen, und sehen, ob und wie wir uns auf eine oder die andere Art derselben ver¬ gangen haben. Wir müssen nachdenken ob wir uns mit Gedanken und Begierden versündiget, z. V. ob wir etwas verlanget, was verbothen ist, oder et¬ was , so gebothen ist, verabscheuet , ob wir Haß getragen, neidig waren, freventliche Urtheile gefal¬ let , falschen Argwohn gehabt, in sündhaften Ge¬ danken und Begierden uns aufgehalten, erlnstiget, oder gar eingewilligct haben. Wir müssen nachsinnen, ob wir uns nicht mit Worten verfehlet haben, z.B. ob wir nicht gelogen, falsch, oder ohne Noth ge¬ schworen , geflucht, übel gewünschct, gezanket, ge¬ scholten, Gott gelästert, ehrabgeschnittcn, unzüch¬ tige Reden geführt, oder dergleichen Lieder gesungen, oder auf eine andere Art unsere Zunge misbrauchet haben. Wir müssen untersuchen, ob wir böse Wer¬ ke gethan, z.B. ob wir betrogen, gestohlen,Scha¬ den zugefüget, Ungerechtigkeit begangen, unzüchti¬ ge Werke getrieben , nnd dergleichen. Wir müssen uns erforschen, ob wir das Gute gethan, so wir zu thun schuldig sind, z. B. ob wir dem Nächsten rüder Noth beygesprungen, ihm mit gutem Rache an die Hand gegangen, ihm Liebesdienste und Ge¬ fälligkeiten erwiesen haben, ob wir an gebothenen Tagen Lagen dem Gottesdienste beygewohnet, ob wir ge» bethet, das Wort Gottes angehöret, und so ferner. Eine andere Art, nm leicht in die Erkemttniß seiner Sünden zu kommen, besteht darinnen, daß man die zehn Geboche Gottes, die fünf Gede¬ ihe der Kirche, die verschiedenen Gattungen der Sünden durchgehe, oder daß man sich erforsche, wie man sich in der Kirche bcy dem Gottesdienste, zu Hause, auf dem Felde, bey seinen Verrichtungen, Arbeiten, Gewerbe, Handthierung, in dem Um¬ gänge mit andern verhalten, wie man sich gegen seine Vorgesetzten, Eltern, Herrschaften, Dienstbo- ?hen, Kinder, Hausgenossene, Armen, Feinde und Beleidiger, Freunde, Gutth«rter, und Lertte seines Gleichen betragen, wie man sich bey Lustbarkeiten, in der Krankheit und andern Umständen, in denen man sich etwa befunden hat, betragen habe. Bey Erforschung des Gewissens hat man sich besonders anch über die besondern Pstichten des Stan¬ des, in dem man sich befindet, zu bedenken. Man muß sich erforschen als Hausvater oder Hausmutter, ob man seinem Hauswesen klug vorgestanden, ob man die Furcht Gottes in seiner Familie zu erhalten gesucht, ob man auf eine gute Drdnung getrieben, ob man gegen sein Gesind nicht zu gelind, oder zu streng war. Als Eltern: ob man seine Kinder zum Guten angehalten, ihnen nichts Böses zugelassen, ihre Fehler bestrafet , sie nicht geärgert habe. Als Eheleute: ob man einander aufrichtig, und christ¬ lich geliebt, im Frieden gelebt, getröstet, übertra¬ gen, u. d. g. Als Kinder: ab man seine Eltern ge¬ liebt, geehrek, und ihnen, gehorsam war. Als Dienst- F F bothen: — ( y» ) — Lochen: ob man gegen seine Herrschaften getreu- in seinen Diensten fleißig, und für ihren Nutzen besorgt war. Als Vorgesetzte: ob man seinen Amtspflichten nachgekommen. Wenn ihr, meine geliebten Pfarrkinder, auf eine solche Art euer Gewissen erfprschetet, so würde nicht leicht ge¬ schehe», daß euch eine Sünde entgienge, ihr würdet euch aber auch ganz gewiß über mehrere Sachen an¬ zuklagen haben, als nur diejenige sind, welche ge¬ meiniglich den Inhalt eurer Beichten ausmachen. WaS hat man bey Erforschung der bösen Tedaw ken und Begierden zu beobachten? Bey Erforschung der bösen Gedanken muß man beobachten, ob man ein freiwilliges Wohl¬ gefallen gehabt, und bey Begierden, ob man eingewilliget habe, wenn gleich das Werk nicht erfolget ist. Die bösen Gedanken, die uns einfallen, und die verbothenen Begierden, die sich unser be¬ mächtigen, sind nur alsdann sündhaft, wenn wir uns an jenen freywilliger Weise erlustigen, und in diese einwilligen, wir müsse» demnach untersuchen, ob nichts von bcyden geschehen. In Ansehung der böse» Begierden ist besonders zu merken, daß die Einwilligung in dieselbe eine Sünde ist, wenn gleich das Werk nicht geschieht. So ist z. B. der Willen und die Begierde zu stehlen, einem andern zu schaden , sich z» rachen, u. d. g. eine Sünde, wenn man gleich im Werke weder gestohlen, nach geschadet, noch sich gerochen Hal. Fer- — ( yr ) —- Ferner ist zu wissen, daß man bey den schweren Sünden, deren man sich bey Erforschung des Ge¬ wissens schuldig findet, über die Zahl bedenken muß, wie oft man sie begangen hak. Wie kann man sich bey Erforschung des Gewiss sen§ -erZahl der schweren Sünden erinnern ? Man kann sich vs? Erforschung des Gewissens der Zahl der schweren Sünden erinnern, wenn man nachdenket, oh die Sünde alle Tage - Wochen, oder Monate geschehen se?, und wie oft in einem Tage, in der Woche, im Monate. AuS allem dem, was ich bisher» von der Er¬ forschung des Gewissens geredet, müsset ihr, meine geliebten Pfarrkinder, schließen, daß ihr in dieser Sache eurer Pflicht nicht genug Hut, wenn ihr nur einen geschwinden und übereilten Blick anfeuer Ge¬ wissen werfet. und dasselbe nur obenhin erforschet. Soll mau bey Erforschung des Gewissens großen Fleiß anwenden? Bev Erforschung des Gewissens soll man eben so großen Fleiß anwsndm, als bei? andern wich¬ tigen Geschaffte». Es ist ja hier um eines der wichtigsten Geschäffte zu thu», indem es die Vorbereitung betrifft, um die Gnade eines Sakraments zu empfangen. Man muß demnach mit einem der Wichtigkeit der Sache angemessenen Ernste zu Werke gehen, und dazu die¬ jenige Zeit anwerrden, die mit derjenigen, die seit der — c y2 ) — der letzt vorhergegattgcnen Beicht verflossen ist, in einigem Verhältnisse sieht. Welche müssen bei) Erforschung des Gewissens besondern Fleiß amvenden? Diejenigen müssen bei? Erforschung des Gewissens besondern Fleiß anwenden, welche öfters nach¬ lässig, oder übel gebeichtet Haben, und wel¬ che das Gewissen selten erforschen. In der That lehret es die Vernunft, daß die Untersuchung und Erforschung bey jenem, die lange Zeit, z. B. ein ganzes Jahr lang , oder öfters, aber allemal ohne sich mit Ernsie bedacht zu haben, oder vielleichtgar übel gebeichtet haben, und ein ver¬ wirrtes und ganz in Unordnung gebrachtes Gewiss, sen haben, ein weitläufigeres und längeres Nach¬ denken erfordert, als bey jenen, die nur vor eini¬ gen Wochen gebeichtet haben. Wenn ist die Nachlaßigkeit bey Erforschung des Gewissens eine schwere Sünde ? Die Nachlässigkeit bev Erforschung des Gewis¬ sens ist eine, schwere Sünde, wenn man sich der Gefahr aussetzet, eine schwere Sünde zu ver¬ gessen; dieß geschieht insgemem bez? Personen, weiche ost schwer sündigen, und selten beichten. L e h r e m Meine geliebten Pfarrkinder, unterlasset nichts, indem ihr vor dem Gerichte der Buße erscheinet, nm euch durch eine genaue Untersuchung eures Ge¬ wissens ( 9Z ) 'wissens in den Stand zu setzen, ein vollständiges Be¬ kenntnis eurer Sunden nblegcn zu können. Denket, daß der Leichtsinn und die Unachtsamkeit, die ihr in diesem Stücke begehet, euch der Gefahr anssetzct, ein Sakrament zu entheiligen. Ueberleget, daß die¬ ses Gericht der Buße, in welchem ihr selbst als eure Ankläger erscheinet, eine Vorbereitung ist, vermit¬ telst welcher ihr dem Gerichte Gottes vorkomme» könnet. Wenn ihr vor diesem göttlichen Gerichte er¬ scheinen werdet, so wird Gott das große Buch eu¬ res Gewissens anfmachen, er wird nicht nur allein die Handlungen, die ihr während eurem Leben be¬ gangen, sondern auch die verborgenen Heimlichkei¬ ten eurer Herzen, eure Gedanken, Begierden,. Ge¬ sinnungen, Absichten, Meynungen an das Tages¬ licht bringen, er wird alle Gehemrniße. und alle Winkel eurer Seelen durchsuchen dergcstalten, daß ans allem Bösen, was ihr jemals gethan habt , nicht das geringste seyn wird, was er nicht nach sei¬ ner Art, und Umstanden entdecke. Welche Bestür¬ zung alsdenn für euch, wenn er euch so vieles Vor¬ halten wird, woran ihr ans Unachtsamkeit, aus Aebereilung niemals gedacht habet. Welcher Trost hingegen für euch, wenn ihr dieser Strenge des Gerichtes dadurch zuvorgekvmmen sepn werdet, daß ihr euch selbst genau untersuchet, geprüfct, und ge» richtet habet. Amen. Achte ( Y4 ) Achte Abhandlung. b. Von der Reue und Leid. Das erste, was man zu beobachten hat, indem man das heilige Sakrament der Buße empfangen will, ist, daß man sein Gewissen erforsche. Hat man die gehörige Mühe und Zeit angcwendet, um seine Sünden, so viel als möglich ist, einzusehen, so muß man selbige bereuen. Die Reue und Leid ist also das zweyte Stück, welches zu dem Sakramente der Buße erfordert wird. WaS ist die Reue und Leid? Die Reue und Leid ist ein Abscheu vor der Sünde über alles Uebel, und ein inner¬ licher Schmerz über die Beleidigung Gottes , mit dem ernstlichen Vorsatze, Gottnichtmehc zu beleidigen. Die Rene und Leid ist bey dem Sakramente der Buße so nothwendig, daß , wenn dieselbe ab¬ geht, das Sakrament ohne Nutzen ist, und die Verzeihung der Sünden nicht wirken kann» Es ist demnach alles daran gelegen, daß man euch, meine geliebte» Pfarrkinder, unterrichte, wie die zum Sa¬ kramente der Buße erforderliche Reue und Leid be¬ schaffen scyn müsse. Wie must die Neue und Lei- beschaffen seyn? Die Reue und Leid muß l. innerlich, 2. über¬ natürlich, z. über alles, und 4. allgemein seyn. Wie — ( 9F ) Wie ist die Reue innerlich? Dis Nene ist innerlich, wenn sie nicht nur im Munde, sondern auch im Kerzen ist, das heißt , wenn der Sünder sich nicht nur bloß mit Worten reumüthig ausdrücket, sondern innerlich im Kerzen gerühret ist. Es ist, welches ich euch, meine geliebten Pfarr- kinder, wohl zu merken bitte, nicht genug, um das heilige Sakrament der Buße gültig zu empfan¬ gen, daß man die Worte der Reue und Leid mit dem Munde hersaget. Die Reue ist ein Schmerz, und folglich eine Usbung des Willens, welcher sich betrübet , welcher hasset, welcher verabscheuet. Der Wille muß also durch eine wahre Reue gerühret wirken, die Sünde hassen, verabscheuen, und der Schmerz über die Sünde muß nach dem Ausdrucke des Propheten das Herz zerknirschen. Um es dahin zu bringen, daß der Willen gc- rühret, und das Herz zerknirschet werde, müsset ihr zu Gemüthc führen, was das sey, Gott, das un¬ endlich gute, und unendlich vollkommene Wesen er¬ zürnen, verachten, beleidigen. Ihr müsset beden¬ ken , daß ihr durch eure Sünden Gott auf euch un¬ gnädig gemachet, ihr müsset überlegen, daß derje¬ nige, den ihr beleidiget habet, nicht nur ein in sich selbst, sondern auch gegen euch höchst gütiges We¬ sen, daß cs euer größter Gutthäter, euer beßtrr Vater sey". Wenn ihr dieses reiflich und ernstlich er¬ wäget, indem ihr euch bey dem Gerichte der Buße rinfindet, so wird euch gewiß eine innerliche Reue Über eure Sünden »»kommen. Dies? s 96 ) Diese innerliche Reue, diese Traurigkeit der Seele, diesen Schmerzen des Herzens können die¬ jenigen Menschen schwerlich haben, die mit einer sol¬ chen Uebereilung zü diesem Sakramente hinlaufen, die ihnen kaum die Zeit gestattet, auf. das, was sie thun, zu gedenken, die diese so wichtige Handlung mit dem größten Kaltfinne verrichten, weder die Menge, noch die Größe ihrer Sünden zu Herzen nehmen, und sich damit befriedigen, daß sic gewiße Reuformeln aus einem Buche, oder auswendig her- sagen. Wir haben es in dieser Sache mit Gott zu thnn, der die innere Beschaffenheit unserer Herzen kennet, bey dem folglich die Worte, durch die wir unsere Reue zu erkennen geben, nichts gelten, wenn sie nicht von der inneren Traurigkeit der Seele, von der Rührung des Willens, und von der Zerknir¬ schung des Herzens herrühren, und so lange der Witte Gott nicht zugehöret, kann alles Uevrige vor Gott von keinem Werthe sepn, und ihn nicht rüh¬ ren. Wie ist die Reue übernatürlich? Die Treue ist übernatürlich, wenn der Sünder durch die Gnade Les heiligen Geistes, und aus übernatürlichen Gründen zur Neue be¬ weget wird. Es ist, um unsere Herzen zu erweichen, und sie jene heilige Traurigkeit, welche allein uns mit Gott aussöhnen kann, empfinden zu machen, un¬ umgänglich nothwendig, daß uns die göttliche Ein- sprechung zuvorkomme, und daß wir von Gott durch seinen ' ' l — ( 97 ) — seinen Beystand unterstützet werden. Ohne diesen Strahl der göttlichen Gnade wird unser Verstand das Elend nicht einfehen, in dem wir uns befinden, ohne die Erschütterung der Gnade wird unser Herz unempfindlich bleiben. Wir müssen demnach uns zu Gott dem Herrn wenden, ihm in tiefer Demuth un¬ sere Schwachheit verstellen, und ihn inständigst bit¬ ten, damit er uns mit seiner Gnade zu Hülfe kom¬ men, und unser Herz zur Reue erweichen wolle. Bepnebens muß unsere. Reue aus übernatürli¬ chen Gründen herrühren, das heißt, die ganze Ab¬ sicht, die wir bey der Reue über unsere Sünden ha¬ ben, muß auf Gott gerichtet sepn, weil wir ihn beleidiget, seine Gnade verlohrcn, seinen Zorn ver¬ dienet haben. Entsteht unsere Reue aus einem Beweggründe, der nicht auf Gott gerichtet ist, bereuen wir unsere Sünden bloß dcßwcgen, weil wir dadurch zeitlicher Weise unglücklich geworden, unsere Ehre vor der Welt, unser Geld, Vermögen, oder Gesundheit verlohren haben, so ist eine solche Reue bloß natür¬ lich, sie gilt nichts vor Golt, wir bleiben hernach wie zuvor Sünder, und sie ist nicht hinlänglich , Gott zu bewegen, uns unsere Sünden zu verzeihen. Allein dieses ist noch nicht alles, das wesentlich¬ ste ist, daß die in dem Willen gebildete, durch den Geist GokteS eingegebene, und in Absicht auf Gott gefaßte Reue über alles sepn müsse. Erklär.d.Ratechisw.IV.Thl. G Warm - ( 9Z ) - Wann ist die Reue über alles? Die Neus ist über alles/ wenn es den Sünder Mehr reuet/ daß er Gott beleidiget hat. als wenn er alles in der Welt verlohren hätte. Der Schwerz, den wir über die Sünde fassen/ muß einen jeden andern Schmerz übersteigen, das ist, kein Schicksal, kein widriger Zufall, kein zeit¬ liches Unglück, von welcher Beschaffenheit es auch immer seyn möge, muß uns einen größeren, oder eben so großen Schmerzen, als die Beleidigung Got¬ tes, und der Verlust seiner Gnade verursachen. Wir müssen von dieser Beleidigung Gottes, und von diesem Verluste der göttlichen Gnade weit mehr gerühret seyn, als wir uns über den gänzlichen Ver¬ fall unseres Glückes betrüben würden. Diese Belei¬ digung Gottes, dieser Verlust der göttlichen Gnade muß uns weit mehr zu Herzen gehen, als der blu¬ tigste Schimpf, der uns mit Schande bedecken, als das empfindlichste Uebcl, das uns ohne Unterlaß peinigen würde, als der Tod des allerbeßten Freun¬ des , als der Verlust alles dessen, was wir auf der Welt am liebsten haben können. Erstrecket sich unsere Reue nicht bis dahin, so kann sie nicht hinlänglich seyn, und wir haben jenen vollkommenen Schmer¬ zen nicht, welcher zu dem Sakramente der Buße er¬ forderlich ist. Damit es aber nicht das Ansehen habe, als wollte ich die Sache vergrößern, und damit aus dem, was ich gesagt habe, Niemand Anlaß nehmen möge, den Muth sinken zu lassen, so setze ich hinzu, daß dieser Schmerz, den wir «brr unsere Sünden haben müs- — < P9 ) — müssen, nicht in einer sinnlichen Empfindung besieht, dergleichen wir oft in zeitlichen Unglücken äußern, indem wir häufige Thränen vergießen, in Schrecken gerathen, in Traurigkeit fallen u.d. g., sondern dieser Schmerz besieht darinn, daß unser Willen in¬ nerlich so geschaffen isi, daß er bereit isi, eher alle Arten der Pcinen auszusiehcn, eher alle Gattungen der zeitlichen Trübsalen und Widerwärtigkeiten an-- zunehmen, als in eine Sünde zu verwiegen. In Ansehung eines selchen Schmerzens darf Niemand verzweifeln, weil Niemand zu finden ist, welcher nicht mit dem Beystande der göttlichen Gnade in dem Innersten seiner Seele einen solchen Schmerzen fassen könne. Man muß indessen doch alle mögliche Sorgfalt und Mühe anwcnden, nm der Gnade mitzuwirken, man muß bedenken, daß derjenige, den man belei¬ diget hak, ein Gott sey, der unser Erschaffer ist;, ein Gott, der unser Erhalter, ein Gott, der unser Erlöser isi, daß er der größte Herr, unser zärtlich¬ ster Vater, das heiligste, freygebigste, gerechteste Wesen sey, daß er derjenige sey, dem nichts ab¬ geht, damit er uns liebenswürdig verkomme, der die größten Rechte über unsere Herzen har, der uns so vieles Gutes gethan, täglich Gutes erweiset, und bereit ist, uns in der Zukunft, ja sogar durch eine ganze Ewigkeit Gutes zu erweisen. Wenn wir mit dem Geiste des Christenthnms nur noch wenig er¬ füllet sind, kann es uns bey solchen Ucberlrgungen wohl noch schwer fallen, einen größer» Abscheu vor der Sünde, als vor jedem ander» Uebel zu haben. G L Endlich — s 100 ) — Endlich muß die Reue auch allgemein seyn. Wie ist die Reue allgemein? Die Reue ist allgemein, wenn sie sich auf alle Sünden, keine ausgenommen, erstrecket. Unsere Reue muß sich auf alle Sünden ohne Ausnahme, die der Seele den Tod bringen, und uns der Gnade Gottes berauben, erstrecken. Denn sollte auch nur eine einzige Todsünde seyn, die wir nicht bereuen wollten , so würde eben daher unsere Reue in Ansehung der andern unkräftig seyn, weil sie den wahren Beweggrund, welcher das ganze Verdienst der Reue ist, und welcher Gott ist , nicht zum Grunde haben könnte. Denn gleichwie dieser Beweggrund allen Sünden zukömmt, und alle Sün¬ den eine Beleidigung Gottes sind, so folgt nothwcn- dig, daß, so bald wir eine schwere Sünde deshal- den bereuen, weil sie eine Beleidigung Gottes ist, wir auch auf eine gleiche Art alle andere bereuen muffen, weil sie nicht weniger eine Beleidigung Got¬ tes sind. Wenn wir also hicrinnc» einen Unterschied machen, und wenn wir nicht alle schwere Sünden ohne Ausnahme bereuen , so ist es ein augenschein¬ licher Beweis , daß wir sie nicht wegen Gott bereu¬ en , und daß unsere Reue ein Blendwerk ist. Wie vielfach ist die übernatürliche Nene? Die übernatürliche Reue ist zweifach, die voll^ kommens, und unvollkommene. Was s 101 ) »»»» Was ist d-e vollkommene Reue? Die vollkommene Reue ist ein übernatürlicher Schmerz und Ab scheu vor der Sünde, weil man Gott das allerhöchste Gut, welches mau über alles liebet, beleidiget hat, dabev must ein ernstlicher Vorsatz sezm , Gott nicht mehr zu beleidigen. Wie kann man die vollkommene Reue erwecken? Man kann die vollkommene Reue auf folgende LVeise erwecken: "Mein Gott! alle meine be¬ gangenen Sünden find mir von Herzen leid, weil ich dich dadurch meinen liebenswürdigsten Gott, das allerhöchste, unendliche Gut, welches ich von ganzem Herzen liebe, beleidiget habe. Ich nehme mir ernstlich vor, mit deiner Gnade mein Leben zu bessern , und lieber alles, auch den Tod selbst zu leiden, als dich meinen Gott, das allerhöch¬ ste Gut, mit einer Sünde mehr zu beleidigen. Gib mir die Gnade znr Erfüllung dieses meines Vorsatzes, darum bitte ich dich durch die unend¬ lichen Verdienste deines göttlichen Sohnes unsers Herrn und Erlösers Jesu Christi." Indessen hat man mit diesen oder dergleichen Worten keine Rene und Leid erwecket, wenn man nicht eben so in seinem Herzen gesinnet ist, wie die Worte lanten. Zu dem kömmt es, um eine vollkom¬ mene Reue zu haben , eben auf die Worte nicht an, sondern einzig und allein auf dieGesinnung des Her¬ zens. David hatte bey den wenigen Worten: "Ich habe gestmdiget.,, Psalm. 40. eine vollkommene G z Reue — < IV2 ) - Reue, und der Publikan drückte seine Reue mit die¬ sem kurzen Ausdruck aus. "Gott! sey mir Sünder gnädig. „ Luk. 18, iZ. WaS ist zu thuu, um eine vollkommene Reue zu erwecken? Um eine vollkommene A-ue zu erwecken muß man i. Gott um seine Gnade dazu bitten. 2. Sich wohl zu Gemüthe führen, wer derjenige sev »den man beleidiget hat. z.Muß man sich in Erweckung der Aeu öfters üben. Wenn man aber von allem dem nichts thut, auf was für eine Art kann man glauben, daß man eine wahre vollkommene Rene habe. Wie kann man dieses von einer großen Anzahl Menschen glauben, welche mit der größten Uebcreilung zu dem heiligen Richterstuhle sich nähern , sich nicht Zeit nehmen ei¬ nige Ueberlegungen anzustellen, die Beweggründe, wodurch ihre Seele zu einem aufrichtigen und voll¬ kommenen Schmerzen beweget werden könnte, sich nicht zu Gcmuthe führen, und sich damit begnügen, daß sie gewisse gedruckte, oder geschriebene For¬ meln, aus einem Buche, oder auswendig hcrsagen, ohne gerühret zu werden, nein, einige mit dem grö¬ ßten Kaltsinne, ohne Ueberlegung, in der Eile aus¬ gesprochenen , und gleichsam ungefähr hingeworfe¬ nen Worte können keine vollkommene Reue seyn. Die Erweckung einer vollkommenen Reue ist al¬ lemal eine sehr gute und nützliche Sache, manches¬ mal auch eine nothwendige Sache, wozu man ver¬ bunden ist. Witin — ( I0A ) - Wann ist der Mensch schuldig eine vsllksmmene Reue zu erwecken? Der Mensch ist schuldig eine vollkommene Reue zu erwecken: i. Da er ein heiliges Sakrament empfangen soll, sich aber in dem Stande der Ungnade befindet, und nicht Gelegenheit hat zu beichten. 2. So ost er in einer Todesge¬ fahr ist. So oft man eines von den Sakramenten, wel¬ che den Stand der Gnade IN dem Menschen voraus- setzen, empfangen will, muß man, wenn man sich außer demselben befindet, durch eine vorhergegan¬ gene Beicht sich darein setzen, und wenn man keine Gelegenheit zu beichten hat, eher die Empfangung des Sakramentes unterlassen. Sollte man aber in -en Fall kommen, wo cs nothwendig wäre, ein Sakrament zu empfangen , und wo man nicht Ge¬ legenheit hatte zu beichten, so muß man eine voll¬ kommene Reue erwecken, um sich dadurch in den Stand der Guade zu setzen, in dem man sich be¬ finden muß, um das Sakrament nicht unwürdig zu empfangen. Dieser Fall kann sich bey der. Kommu¬ nion ereignen, wenn uns eine schwere Sünde ein¬ fiele, da wir uns schon wirklich an der Kommuni¬ kantenbank befinden. In einem solchen Falle sind wir nicht schuldig zurückzugehen, denn wir würden uns dadurch vor de» Leuten in Schimpf setzen , und zu aüerley Argwohn , der unserer Ehre nachtheilig wä¬ re, Anlaß geben. Wir sind aber schuldig , ehe als wir die Kommunion empfangen, eine vollkommene Reue zu erwecken. G 4 Eine —— ( ) — Eine solche Reue ist man auch zu erwecken schul¬ dig, wenn man plötzlich in eine Gefahr des Todes kömmt, wo man weder Zeit, noch Gelegenheit zu beichten hat. Wann ist noch sonsten dis vollkommene Reue zu erwecken? Gehr nützlich ist es die vollkommene Neue alle Tage zu erwecken, besonders eh man schlafen geht. Wir wissen niemals, wenn wir schlafen gehen, wenn wir auch noch so gesund zu Bette liegen, ob wir am Morgen noch am Leben seyn werden. Wir sollen uns demnach niemals zur Ruhe begeben, ohne Gott wegen unfern begangenen Sünden herzliche Abbitte gethan, und vollkommene Reue erwecket zu haben, damit, wenn uns der Tod überraschen soll¬ te, wir nicht verkehren gehen mögen. Und da das menschliche Schicksal so beschaffen ist, daß wir keine Stunde vor dem Tode sicher sind, und die tägliche Erfahrung lehret, daß gar viele Menschen in das Grab sinken, wo sie es am wenigsten vermuthen, und am wenigsten dazu bereitet sind, so sollen wir nicht säumen, alsogleich, als wir das Unglück ge¬ habt, in eine schwere Sünde zu fallen , eine voll¬ kommene Rene zu erwecken. Diese Sache ist von der äußersten Wichtigkeit. Denn Was wirket die vollkommene Neue? Die vollkommene Neue wirket dir Vergebung al¬ ler Sünden boy denen, welche nicht Gelegen¬ heit, aber doch den ernstlichen Willen haben, sobald es möglich ist, zu beichten. Gott — ( rvz ) — Gott will keines Sünders Untergang, sondern er will, daß sich alle bekehren und leben sollen. Er ist auch zu allen Zeiten, und in einem jeden Augen¬ blicke bereit, ihnen die Verzeihung zu ertheilen,wenn sie sich aufrichtig bekehren und Buße thun. Und ob er gleich nach seinem allerhöchsten Willen das Gesetz gemacht, daß ordentlicher Weise nur diejenigen die Erlassung der Sünden erlangen sollten, welche sich darüber bey den Priestern anklagen, so wollte er dennoch, daß die vollkommene Reue, im Falle, wo wir uns außer Stand zu beichten befinden, die Ver¬ gebung der Sünden wirken sollte. Dabey muß man aber den ernstlichen Willen haben, sobald es mög¬ lich ist, zu beichten, und man muß auch wirklich beichten, sobald mau Gelegenheit dazu bekömmt. Was ist die unvollkommene Reue? Die unvollkommene Reue ist ein übernatürlicher Schmerz, entweder weil die Sünde an sich ab¬ scheulich ist, oder weil auf sie der Verlust des Kimmels, und die ewige Strafe der Kolle folget, dabe? muß ein ernstlicher Vorsatz fe?n, Gott nicht mehr zu beleidigen. Was muß der Sünder, der eine unvollkommene Rene erwecket, noch ferner thun? Der Sünder, welcher eine unvollkommene Reue erwecket, muß durch die Verdienste Jesu Christ, Verzeihung seiner Sünden hoffen, und Gott als den Urheber aller Gerechtigkeit und seiner eigenen Rechtfertigung zu lieben anfan¬ gen. G 5 Wie Wie karm man die unvollkommene Reue erwe¬ cken? Man kann die unvollkommene Reue auf folgende Werse erwecken: "Mein Gott! es ist mir leid von ganzem Herzen , daß ich dich beleidiget ha¬ be. Ich verabscheue aufrichtig, und Haffe von Her¬ zen meine Sünden, theils wegen ihrer Abscheu¬ lichkeit, theils auch weil ich durch sie den Him¬ mel verlohren, und die Hölle verdienethabe, und so sehr ich die Sünde hasse und verabscheue, eben so sehr liebe ich von nun an die Gerechtigkeit, und dich, o mein Gott, weil dn die Quelle, und der Urheber aller Gerechtigkeit bist. Ich hoffe von deiner unendlichen Barmherzigkeit durch die Ver¬ dienste Jesu Christi meines Erlösers Verzeihung meiner begangenen Sünden, und nehme mir ernstlich vor mit deiner Gnade künftig nicht mehr zu sündigen." WaS erhält man Lurch die unvollkommene Reue? Durch die unvollkommene Reue erhält man in und mit der Beichte auch Verzeihung der Sünden. Die unvollkommene Reue ist zwar, weil sie die Furcht zum Grunde hat, nicht so gut, als die voll¬ kommene, welche aus Liebe gegen Gott als das höchste Gut herkömmt , nichts dcstoweniger ist sie eine hinreichende Vorbereitung zum Sakramente der Buße, und wir können durch dieselbe in und mit -er Beichte Verzeihung der Sünden erlangen. Doch aber Welche — ( io? ) — Welche Reue soll sich der Sünder befleißen zu erwecken? Obwohl die unvollkommene Aeue zum heiligen Sakramente der Buße hinlänglich ist, so soll sich doch der Sünder jederzeit befleißen, die vollkommene Reue zu erwecken. Man hat aber weder eine vollkommene, noch ttnvollkommene Reue, wenn man nicht ernstlich ent¬ schlossen ist, nicht mehr zu sündigen. Der ernstliche Vorsatz ist demnach das dritte Stück, welches zum heiligen Sakramente der Buße erfordert wird. c. Von dem ernstlichen Vorsätze. Was ist ein ernstlicher Vorsatz? Ein ernstlicher Vorsatz ist ein ausrichtiger Mil¬ len sein Erben zu bessern, und nicht mehr zu sündigen. Dieser gute Vorsatz, hinführo die Sünde zu flie¬ hen, nicht mehr darein zu fallen, sich in der Gnade Gottes zu erhalten, ist so wesentlich, daß unsere Reue ohne ihn nur ein offenbarer Widerspruch scpn kann. Denn wie kann man diese zwey Dinge mit einander vereinigen, einen Willen, welcher die be¬ gangenen Sünden verabscheuet, und eben diesen Wil¬ len, welcher sie zu begehen noch ganz und gar berei¬ tet ist. Wäre dieses nicht zugleich, und in Anse¬ hung eben derselben Sache wollen und nicht wollen? Damit also der Schmerz wegen der begangenen Sünden wahrhaft, und vor Gott gültig sey, ist es UNttM- ' — ( IO8 ) — unumgänglich nothwendig, daß ihn der ernstliche Vorsatz für das künftige begleite, indem einer den andern einschließt, und sie von einander uuabsön- derlich sind. Dieser Ursache halber beschreibet »ns der trientinische Kirchcurath die Reue als einen Schmerzen und als eine Verabscheuung der began¬ genen Sünden, mit dem ernsthaften Willen, sie nicht mehr zu begehen. Indem man aber den ernstlichen Willen gefaßet hat, die Sünde nicht mehr zu begehen, muß man darinnen zwey Dinge unterscheiden, einen allgemei¬ nen, und einen besondern Vorsatz. Ein allgemeiner Vorsatz, welcher sich auf alle Sünden ohne Aus¬ nahme, die unserer Seele den Tod verursachen, und uns der Gnade Gottes berauben können, erstrecket. Denn sollte auch nur eine einzige Todsünde seyn, die wir zu vermeiden nicht entschlossen waren, so würde eben daher unsere Entschließung in Ansehung der ander» Sünden »»kräftig seyn, und es würde offenbar seyn , daß wir bcy unscrm Vorsätze den wahren Beweggrund nicht haben, welcher das ganze Verdienst desselben' ausmachet, und welcher sich darauf gründet, daß die Sünde eine Beleidigung Gottes ist. Denn gleichwie dieser Beweggrund allen Sünden gleich zukömmt, so muß er uns auch an¬ treiben, uns zur Vermeidung aller schweren Sün¬ den zu entschließen, und wenn wir hierinnen einen Unterschied machen, und unser Vorsatz sich uicht auf alle Todsünden erstrecket, so ist er uichts als ei» Blendwerk. Ein besonderer Vorsatz, das ist, unsere Entschließung muß sich besonders auf jene Sünden er- — s 10Y ) —- erstrecken, deren wir wirklich schuldig sind, und über die wir uns in der Beichte anzuklagen haben. Bey dem Vorsätze kömmt es hauptsächlich dar¬ auf an,, daß er aufrichtig sey. Diese Aufrichtigkeit hängt nun aber von gewissen Entschließungen ab, die man machen muß. Wozu muß der entschlossen feyn, welcher einen aufrichtige« Willen hat sich zu bessern? Wer einen aufrichtigen "willen sich zu besser» hat , muß entschlossen feyn: i. Alle Sünden, wie auch die nächsten Gelegenheiten und Ge¬ fahren zur Sünde zu vermeiden. 2. Aller Neigung zur Sünde zu widerstehen , und al¬ le zur Bewahrung der Gnade nothige Mittel zu ergreifen, z. Das fremde Gut zurückzu¬ geben, das Aergerniß, welches die Sünde verursachet hat, und den Schaden, welcher dem Nächsten an feiner Ehre, an seinen Gü¬ tern , oder auf rille andere weise ist zugefü- get worden, wiedergut zu machen. 4. Allen Feinden und Beleidigern von Kerzen zu ver¬ zeihen. s. Alle Pflichten feines Standes ge¬ nau zu erfüllen. In diesen Entschließungen besieht gleichsam der Probierstein, welcher uns zu erkennen gibt , ob un¬ ser Vorsatz aufrichtig sey. Denn, meine geliebten Pfarrkinder, umsonst werdet ihr Gott, und den Dienern Gottes, den Priestern, tausend Verspreche» machen, vergebens werdet ihr zu euch selbst sagen, daß ihr hinführo einen ordentlichen Lebenswandel führen wollet, wenn ihr dazu keine Maßregeln neh¬ met, --- ( Ho ) — met, wenn ihr die Mittel, die man euch vorschreibk, verwerfet, wenn ihr immer gewiße Freundschaften unterhaltet, gewiße Gesellschaften besuchet, und beson¬ dere Vertraulichkeiten mit gewißen Leuten pfleget, mit einem Worte, wenn ihr euch allezeit in die Gefahr bege¬ bet, und in der nächsten Gelegenheit verharret , wenn ihr ungeachtet der Ermahnung, die euch der Beichtvater gibt, nichts anwenden wollet, um, so viel ihr könnet, eure Beharrlichkeit sicher zu stellen , so ist es ein Beweiß, daß euer Vorsatz nicht auf¬ richtig ist. Denn wenn man ein Ziel ernstlich und nachdrücklich will, so muß man auch vermittelst ei¬ ner nothwendigen Folge, so viel man kann, alle Hinderniße, die von diesem Ziele entfernen können, aus dem Wege räume», und zu gleicher Zeit alle Kräfte anwcnden, um dahin zu gelangen. Daher kömmt es, baß man bey so vielen Men¬ schen, die zu dem Sakramente der Buße hinzutre¬ ten, so wenig Besserung verspühret. Sic fagenzwar, sie wollten sich bessern, aber indem sie dieses sagen, thun sie nichts, um ihre Entschließung kräftig zu machen, sie enthalten sich nicht von gewißen Zusam¬ menkünften , Vertraulichkeiten, Ergötzlichkeiten, von welchen sie wissen, daß sie für allemal eine Gelegen¬ heit zum Falle sind, sie lassen sich nicht dahin be¬ wegen, den Schaden, den sie verursachet haben, gut zu machen, sich von gewißen ungerechten und übel erworbenen Vortheilen loszurcisscn, sie wolle» sich kerne Gewalt anthun, um die Erbitterung, die sie im Herzen hegen, zu ersticken, sie schämen sich, um das Publikum, das sie geärgert haben, zu er¬ bauen, den christlichen Hebungen fleißiger obzutic- geu, - ( 1ZI ) - gen, gewiße gottesdienstliche Werke ordentlicher Weift zu verrichten, cs ist ihnen zu mühsam, bis¬ weilen eine heilsame Lesung, eine Untersuchung ih¬ res Gewissens vorzunehmcn. Auf diese Art geschieht es , leider! daß sie sich von Zeit zu Zeit bey dem hei¬ ligen Sakramente der Buße einfindcn, ohne den ge¬ hörigen Nutzen davon zu tragen, weil ihnen der auf¬ richtige und ernstliche Vorsatz abgeht. Durch welche Mittel kann der Sünder zu einem ernstlichen Vorsätze sich zu bessern, gelangen ? Der Sünder kann zu einem ernstlichen Vorsätze, sich zu bessern gelangen, wenn er i. Gott um seins Gnade dazu bittet. 2. Sich öfters den VOerth und den N utzen der göttlichen Gna¬ de, welche alles zeitliche Gut öb.rtrifft, und im Gegentheile den Schaden auch der gering¬ sten Sünde zu Gemüthc führet, welcher Schaden für die Seele größer ist, als alles zeitliche Uchel. Um eure gute Vorsätze kräftig zu machen, müs¬ set ihr vor allem eure Zuflucht zu Gott nehmcn, welcher es ist, der uns den Willen und die Vollzie¬ hung des Werkes mittheilet. Ihr müsset aber auch der Gnade Gottes mitwirken, zu dem Ende führet euch ernstlich zu Gemüthe, daß kein größeres und kostba¬ reres Gut, als die Gnade, und kein größeres Un¬ glück, als die Sünde ftp. Ein Freund Gottes, ein Erbe des Himmels ftyn, o! was für ein kostbares Glück ist das nicht! Hingegen was ist erschrecklicher, als ein Feind Gottes, ein Gegenstand seines Flu¬ ches , ein Sklav der Hölle, und des Teufels zu ftpn. — ( 112 ) — seyn. Ueberleget, daß die Sünde niemals fähig fty euch zu vergnügen und zu beruhigen. Nachdem ihr sie begangen, so laßt sie in eurer Seele nichts als Bit¬ terkeit, eine erschreckliche Furcht, marternde Aeng- sten, entsetzliche Bangigkeit und Unruhe des Gewis¬ sens zurück, die ein grausames Bild der Hölle sind. Diese Erwägungen können mit der Gnade Gottes vieles beyrragen, um kräftige Entschließungen zur Besserung unsers Lebens zu fassen. Lehren. Lasset uns, meine geliebten Pfarrkinder, indem wir uns bey dem Sakramente der Buße cinfiuden, allen Ernst anwenden, um unsere Sünden aufrich¬ tig vor Gott zu bereuen, und uns zu einer aufrich¬ tigen Besserung zu entschließen. Wir können zwar den Priester hintergehen, und durch unsere Verstel¬ lungen es dahin bringen, daß er glaubet, wir hät¬ ten eine wahre Reue und einen ernstlichen Vorsatz , uns zu bessern, und daß er uns die Lossprechung erkheilet, aber Gott können wir nicht betrügen. Las¬ set uns den Herrn suchen , aber lasset uns ihn nut der ganzen Aufrichtigkeit unserer Seele suchen, lasset uns ihn mit einem wahrhaft reuvollen, mit einem Herzen suchen , das über den Verlust Gottes äußerst gerührt und entschlossen ist, eher alles als Gott zu verliehren. Amen, Neunte — ( riZ ) — Neurrte Abhandlung. ä. Von der Beichte. Das vierte Stück, welches zu dem heiligen Sa¬ kramente der Buße erfordert wird, ist die Beicht. Von dieser werde ich euch in der gegenwärtigen Ab¬ handlung Unterricht crtheilen. Was ist die Beicht? Die Reicht ist ein reumüthiges Bekenntniß, durch welches sich der Sünder vor einem zum Beicht- Horen rechtmäßig verordneten Priester über feine begangenen Sünden anklaget, um von ihm die Lossprechung zu erhalten. Von der Nothwendigkcit, seine Sünden dem Priester zu offenbaren, wenn man die Nachlassung derselben verlanget, habe ich schon in einer vorher¬ gehenden Abhandlung geredet. Der Hauptinhalt der gegenwärtigen Abhandlung ist demnach ein Unter¬ richt, wie die Beicht beschaffen scyn müsse. Wie soll die Beicht beschaffen feyn ? Die Beicht soll i. demüthig, 2. vollständig seyn. Wie ist die Beicht demüthig? Die Beicht ist demüthig , wenn der Sünder mit wahrer Reue und großer Beschämung seiner selbst sich vor dem Beichtvater anklaget, alles unnöthige Entschuldigen unterläßt, und sich dessen Ausspruche so unterwirft, wie sich ei» Erklär, h. Ratechism. iV.Thl. H Schuldi- — ( '-4 ) — ZchulöigLv Lem Ausspruchs seines Äkchrers unterwerfen soll. Die Demuth ist bey der Beichte eine höchst nö- ! rhige Eigenschaft. Die Ursache hievon ist diese, weil man ohne die Demuth nicht die Starke haben kann, eine vollständige und aufrichtige Anklagnng seiner selbst abzulegen. Und was ist wohl einem bußferti¬ gen Sünder angemessener, als die Demuth, denn waS ist ein bußfertiger Sünder, er ist ein Schuldi- ger, der sich als einen Schuldigen erkennet, der sich sechsten als einen Schuldigen angibt, der als ein Schuldiger kömmt, die Barmherzigkeit seines Rich¬ ters anzustehen, und nm Gnade zu bitten. Dieser Ursache halber erscheinet er auch vor dem Priester als ein Bittender, mit entdecktem Haupte, mit ge¬ bogenen Kmeen, gleich jenem offenen Sünder, der bey der Thüre des Tempels stand , an seine Brust schlug, und sich nicht getrauete seine Augen aufzuhe¬ ben. Dieses äußerliche Wesen zeiget genugsam an, Die dieinnerlichcn Gesinnungen des Herzens beschaf¬ fen seyn sollen. Wie ist die Beicht vollständig ? Die Beicht ist vollständig, wenn sich der Sün¬ der über alle seine noch nicht gebeichteten Sün¬ den vor dem Beichtvater genau, aufrichtig? und ohne Verstellung anklaget, so wie er sich nach fleißiger Erforschung des Gewissens schul¬ dig erkennet. Ihr müsset eure Sünden so genau, und vollstän¬ dig beichten , als ihr immer könnet. Ihr müsset euch so — ( "Z ) — so vor dem Beichtvater anklagen, wie ihr euch vor Gott selbst anklagen würdet, dem ihr als dem All¬ wissenden nichts vertz-eelen könnet. Ihr müsset voll¬ ständig euch zu erkennen geben, und nichts hinter¬ halten , damit der Beichtvater in den Stand gesetzet werde, sein Amt in allen seinen Theilen in Ansehung eurer und zu eurem Beßren ausüben zu können. Der Priester vertritt in dem Beichtstühle die Stelle eines Richters, dem Gott die Macht gegeben, das Urtheik der Lossprechung oder Vorbehaltung über euch zu sprechen, er muß also euren wahren Zustand erken¬ nen, damit er im Stande seyn möge, ein richtiges Urtheil fällen zu können. Er ist ein Artzt, dessen Amt ist, daß er euch dienliche Mittel vorschreibe, um die Wunden eurer Seele zu heilen, er muß al¬ so eure Gebrechen in ihrer wahren Gestalt einsehen, weil er sonst keine schicklichen Mittel dafür vorschrei- bcn kann. Er ist Lehrer, er muß also genau einse¬ hen, in welchen Stücken ihr eines Unterrichtes be¬ dürfet. Vollständig beichten beißt, sich über alle seine noch nicht gebeichteten Sünden genau, aufrichtig und ohne Verstellung anklagen. Genauigkeit, Aufrichtig¬ keit und Vermeidung aller Verstellung sind also höchst wichtige Eigenschaften der Beicht, welche in ihr Licht gesetzet zu werden verdienen. Wie ist die Beicht gena«, aufrichtig, und ohne Verstellung? Die Beicht ist genau, aufrichtig, und ohnever- stellung, wenn l. der Sünder sowohl die Zahl allerschweren Sünden, ohne eine zu verfthwei- H s gen, — < ,i6 ) — ge», als auch die Umstände, welche die Sün¬ de entweder merklich vergrößern , oder die Gattung derselben verändern, richtig angibt, doch muß er die Personen, mit welchen er ge- sündiget hat, niemals nennen, und sich hü¬ ten etwas zu sagen, was der Ehre des Näch¬ sten nachtheilig ist. 2. wenn er das, was von seinen Sünden gewiß ist, als gewiß, und was Zweifelhaft ist, als zweifelhaft beichtet. Wenn mail, indem man sich bcy dem Bußge- richte einfiudet, aufrichtig zu Werke gehen will, si> muß man sich als einen solchen Sünder zu erkennen geben, als man in der That ist; man ist es aber mehr , oder weniger nach der Zahl und Umstanden seiner Sünden. Es ist also nicht genug, daß man sich über die schweren Sünden auf eine unbestimm¬ te. Weise anklage, sondern man muß auch die Zahl benennen, wie oft man sie begangen hat. Kann man aber in Ansehung der Zahl auf keine Gewißheit kom¬ men, so muß man doch wenigstens dieselbe beiläu¬ fig anmerkeu. Es ist aber nicht genug und noch kein genugsam aufrichtiges Bekenntniß, wenn man nur allein die Sünden und ihre Zahl offenbaret, sondern dieses Bekenntniß muß sich auch auf alle Umstände, wel¬ che entweder die Gattung der Sünde verändern, oder ihre Bosheit merklich vermehren und vergrößern können, erstrecken. Z. B. Diebstahl einer Gott ge¬ heiligten , und zum Gottesdienste gewiedmeten Sa¬ che, Entwendung in gerichtliche Verwahrung nicder- gelegter Gelder, oder Urkunden, falscher Eid, oder Lüge — <117 ) — Lüge an de» Gerichtsschranken , alle Gattungen von Unehrerbiethigkcit an heiligen Orken, erzeugungs- widriger Beyschlaf, Aberglauben mittelst Anwen¬ dung heiliger Sachen, Verdrehung der heilig. Schrift zu unerlaubten Possen, Unterschlagung frommer Ver¬ mächtnisse, unkeusche Werke und Begierde mit und gegen Verehelichte, Verwandte, geistliche Personen, Aergerniß, so aus der Sünde entsteht, Beleidigung solcher Personen , die man vorzüglich ehren sollte, als Eltern, Vorgesetzte, Entheiligung der Gott ge¬ heiligten Tage find lauter Umstande, die zum Thcil die Gattung der Sünde verändern, zum Theil der¬ selben eine stärkere Bosheit beylegen, und die darum in der Beicht uothwendig angemerkct werden müssen. In Ansehung der Sünde, die man mit andern Personen begangen hat, muß man zwar ihren Stand, wenn er die Gattung der Sünde verändert, oderih- re Bosheit vergrößert, anmerken, -abep aber alle mögliche Vorsicht und Behutsamkeit gebrauchen, um ihre Person nicht zu erkennen zu geben. Ueberhaupt muß man in der Beicht aste Beschuldigungen Hinweg¬ lassen , welche den guten Namen des andern betref¬ fen, und auf den Nächsten zurück fallen. Endlich gehöret nochzur Aufrichtigkeit der Beicht, daß man, was gewiß ist, als gewiß bekenne, und was zweifelhaft ist, dessen sich als zweifelhaft an¬ klage. Je aufrichtiger der Sünder sich in der Beicht darstellet, um destomehr wird ihm das Sakrament der Buße ein Sakrament des Trostes, der innerli¬ chen Zufriedenheit und Beruhigung seyn. Hingegen hat er von einer Beicht, die nicht aufrichtig ist, H Z keinen — ( us ) — keinen Nutzen, indem eine solche Beicht nicht hin¬ länglich ist, weder ihn mit Gott zu versöhnen, noch sein Gewissen zu beruhigen, noch ihm den Frieden zu verschaffen. Furcht und Schamhaftigkeit sind die stärksten Hindernisse, welche der Aufrichtigkeit im Wege ste¬ hen, bcyde führen zum Tode. Denn Ist die Beicht gültig, wenn der Sünder ans Furcht oder Schamhaftigkeit eine schwere Sünde in der Beicht verschweiget? Wenn der Sünder eine schwere Sünde aus Surcht oder Schamhaftigkeit in der Beicht verschwei¬ get, so ist seine Beicht nicht nur nicht gül¬ tig, sondern ein solcher Münder begeht noch eine neue und schwere Sünde, wodurch er das Sakrament der Buße entheiliget. "Wehe mir, wenn ich schweige, sagte der Pro¬ phet Jefaias in einer ganz verschiedenen Materie. E- ben dieses müssen wir in Ansehung der Beicht von uns selbst sagen, wehe uns, wenn wir auch nur in Ansehung eines einzigen wichtigen Punktes schwei¬ gen - indem eine freywillige Verschwiegenheit, sie mag aus Furcht oder Schamhaftigkeit herrührcn, das Bekenntnis, welches wir von den übrigen Sün¬ den ablegen, unnütz machet, und anstatt uns die Nachlassung derselben zu verschaffen, uns nur noch lasterhafter machet, indem wir zu den vorigen Sün¬ den eine neue, noch weit schwerere und tödtlichere Sünde, welche der Mißbrauch des Sakramentes ist, hiuzusetzen. Gott — ( 1IY ) —- Gott bewahre einen jeden aus euch, meine ge- liebten Pfarrkiuder, vor dem Unglücke einer ungül¬ tigen Beicht, und gebe euch Stärke , daß ihr, in¬ dem ihr beichtet, euch weder von der Furcht, noch Schamhaftigkeit die Zunge binden, und den Mund in Ansehung gewisser Sünden schließen lasset, deren Offenbarung euch harter ankömmt, und die euch grö¬ ßere Beschämung verursachen. Solltet ihr aber das Unglück gehabt haben , jemals eine ungültige Beicht gethan zu haben, die ihr noch nicht wieder gut ge¬ macht, so säumet nicht, es ehestens zu thun. Da¬ bei) habet ihr folgende Punkten zu beobachten. Was muß der Sünder thun , welcher in der Beicht eine schwere Sünde vorftylich, oder auö sträflicher Nachläßigkeit verschwie¬ gen hat? Der Sünder, welcher in der Beicht eine schwe¬ re Sünde vorfetzlich oder aus sträflicher lllach- läßigkeit verschwiegen hat, muß nicht allein die verschwiegene Sünde beichten, sondern sich auch anklagen: i. In wie viel Beichten er die¬ se Sünde verschwiegen habe. 2. Muß er alle Beichten, welche er nach verschwiegener Sün¬ de verrichtet , und in denen er sich von schwe¬ ren Sünden angeklaget hat, vollständig wie¬ derholen. z. Er muß beichten, ob und wie oft er in solchem Zustande das Sakrament de- Altars empfangen habe, und ob solches von ihm auch um die österliche Zeit geschehen fe?. 4. Er muß sagen, ob er auch andere heilige Sakramente in diesem Zustande empfangen habe. H 4 Ans - E 120 ) Aus diesem müsset ihr, meine geliebten Pfarr¬ kinder, erkennen, in was für einen mühseligen und schrecklichen Zustand sich der Mensch durch eine vor- schlich ungültige Beicht sehet. Ein solcher Mensch machet sich sein Heil und seine Seligkeit höchst be¬ schwerlich , besonders, wenn er lange Zeit ungültig gebeichtet hat. Am allerbeschwerlichsten aber machet er sich seine Bekehrung, wenn er es bis auf den Tod aufschiebet, seine übel gethanen Beichten gut zu ma¬ chen. Es kömmt die Kranken meistentheils schon hart genug an, wenn sie sich über ihre von der letzten Beicht an gethanen Sünden anklagcn sollen; wie muß eS denn erst jenen seyn, die eine lange Zeit, vielleicht mehrere Jahre ungültige Beichten gcthan haben? Wie hart muß cs sie nicht »»kommen, eine so lange Wiederholung anzustellen? Wie sehr ist nicht zu be¬ fürchten, daß sie in eine verdammliche Verzweiflung fallen werden? WaS ich bisher» von einer vorsetzlichen Ver¬ schwiegenheit in der Beicht gesagt, ist auch von einer solchen Vergessenheit zu verstehen, die durch unfern Leichtsinn, und durch unsere Unachtsamkeit verur¬ sachet wird. Eine solche Vergessenheit kann uns vor Gott nicht entschuldigen, und da wir nicht unter¬ lassen würden, uns dieselbe in einem zeitlichen Ge¬ schäfte vorzuwcrfen, so kann sie auch in einer der hei¬ ligsten und wichtigsten Uebungen des Christenthums keine Nachsicht verdienen. Haben wir aber allen vernünftigen, und unfern Kräften angemessenen Fleiß angewendet, dem unge¬ achtet aber doch wider unfern Willen, und vermit¬ telst einer Wirkung der menschlichen Gebrechlichkeit eine — ( 121 ) -- eine schwere Sünde vergessen, fv wird der unendlich gerechte, und barmherzige Gott mit unserer Schwach¬ heit Nachsicht haben, und eine keineswegs frevwil¬ lige Auslassung uns nicht zur Sünde anrechneu, noch deswegen das Sakrament der Buße in Anse¬ hung der übrigen Sünden unkräftig seyn lassen. In einem solchen Falle hat man folgendes zu thun. WaS hat -er Sünder zu thun, welcher eine schwe¬ re Sünde in derBeicht entweder aus Unwissen¬ heit oder Vergessenheit verschwiegen bat? Der Sünder, welcher-eine schwere Sü,ih : in der Beicht entweder aus Unwissenheit oder Ver¬ gessenheit verschwiegen hat, muß dis ver¬ schwiegene Sünde in öernächsten Beicht be¬ kenne», wenn er es nicht bald nach dieser Beicht und etwa noch vor der Rommunion thun konnte. Um sich von einer schädlichen Furcht oder Scham¬ haftigkeit nicht einnehmen, und zu einer ungültigen Beicht nicht verleite» zu lassen, muß mau die Be¬ weggründe wohl zu Herzen nehmen, die uns die Re¬ ligion an Händen gibt. Hat man Ursache sich bey der Beicht zu fürchte» oder zu schämen. Man hat nicht Ursache sich bev der Beicht zu schämen oder zu furchten , l. weil man sich nicht geschämet hat, vor Gott, der alles sieht, zu sündigen, und weil man sich nicht gefürch¬ tet hat, von ihm ewig verdammet zu wer- H A den. öen. 2. Weil es besser ist, seine Sünden m Geheim dem Beichtväter zu bekennen, als i» Sünden unruhig zu lebe», unglücklich zu ster¬ ben, und am jüngsten Tage Leßwegen vor der ganzen Welt zu Schanden zu werden. Z. Weil der Beichtvater selbst sich eigener Schwach¬ heit bewußt ist, und deßwegen mit dem Sün¬ der Mitleiden zu tragen Ursache hat. 4. Weil der Beichtvater unter einer schweren Gunde, und unter den scharfesten zeitlichen Mid ewi¬ gen Strafen zur Verschwiegenheit verbunden ist. l . - - Es ist wahr, daß es eine.der härtesten Noth- rvendigkciken in der christkatholischen Religion ist, daß man die Schande seiner Sünden inderBeicht selbst offenbaren muß, und daß eine nicht geringe Ueberwindung vonnöthen ist, um sich dazu zu ent¬ schließen. Unterdessen von was immer für einer Be¬ schaffenheit auch immer die Beschämung ist, die uns das Bekenntniß unserer Fchlcr.verursachet, so fehlet es uns dennoch nicht an genugsam kräftigen Bewe- Zungsgründeli, sie zu überwinden. Denn dieBcicht, die Bekanntmachung unserer Sünden vor einem Prie¬ ster ist eine so genaue und strenge Verbindlichkeit. von welcher uns kein Stand, kein Charakter , kein Ansehen, kein Vorwand, nichts, als die bloße Un¬ möglichkeit ausnimmt. Der Fürst ist eben so wenig, als der Handwerksmann, und der Papst eben so we'- uig, als der Laie davon ausgenommen. Wir sind alle Sünder, und wir sind folglich jn Ansehung un¬ serer Sünden alle ohne Ausnahme, und ohne Anse¬ hen — ( '2 ) — hm der Person demselben Gesetze unterworfen, ent¬ weder müssen wir uns demselben unterwerfen, so viel in unserer Macht ist, oder wir haben niemals Verzeihung zu hoffen. Die Scham, die wir in der Beicht auszustehen haben, ist eine Strafe, allein diese Strafe ist eine der ersten Züchtigungen der Sünde. Wir begierigen die Sünde ohne Scham, oder die Scham hielt uns nicht zurücke, sie zu begehen, so erfordert es denn die Billigkeit, daß eine heilige Scham sie wieder gut zu machen anfangs, und eben dieses wirket sie, in¬ dem sie die Sünde tilget, und verdienstlich ist. Sün¬ digen ist schimpflich, da wäre die Schaamhaftigkeit angemessen, wenn wir uns schäumten, die Sünde zu begehen, aber seine Sünden reumüthig beichten, ist eine Gott wohlgefällige Sache, wobey keine Ur¬ sache sich zu schämen ist. Und wenn man auch eine kleine Beschämung dabep auszustehen hat, ist cs denn nicht besser, dieselbe demüthig annehmen, als län¬ ger in Unruhe, Acngsten, und in den Peinen eines marternden Gewissens lebe»? Ist es denn nicht bes¬ ser, eine vergängliche und stille Beschämung ausste- hcn, als am Ende der Welt, und in der allgemei¬ nen Versammlung aller Menschen »->ine allgemeine und ewige Beschämung leiden? Kann es wohl zu viel sepn, wenn wir vermittelst einer kleinen Beschämung die Ruhe des Gewissens, und die Vermeidung einer ewigen Schande erkaufen? Aber vor wem haben wir uns denn in der Beicht zu schämen? Vor dem Priester? Ist denn dieser aber nicht seblst ein Mensch, der schwach und gebrechlich ist. ( iZ4 ) ist, wenn er sich in eben solchen Umstanden, wie wir, befunden hätte, vielleicht ebenmäßig gefallen wäre. Endlich wie reichlich wird uns nicht die geringe Gewalt, die wir uns durch unsere selbst eigene An- klagung bey dem Diener der Buße authun, verzol¬ len. Sobald man seine Sündem offenherzig und auf¬ richtig gebeichtet hat, so spürt^an alsogleich die Heiterkeit stch in unsere Seele ergießen, mau findet sich gleichsam einer schweren Bürde entladen, Gott schüttet seine Tröstungen aus, nnd man findet in der Beicht, obschon sie einige Beschwerlichkeit hat, eine reiche Quelle innerlicher Tröstungen, und ganz reiner Süßigkeiten. Dieser einzige Vortheil ist doch gewiß schon kostbar genug, daß man sich entschließe, ihn mit der Ueberwindung einer geringen Scham zu er¬ kaufen. Nebst der Vollständigkeit, welche die wesentlich¬ ste Eigenschaft der Beicht ist, ryuß dieselbe auch noch einige andere Eigenschaften haben, welche den Vor¬ trag betreffen.- Wie soll stch der Süuder in -er Beicht auS- -rücken? Der Sünder soll stch i. in der Leicht allezeit deutlich, und so viel als es möglich ist, mit ehrbaren Worten ausdrücken. 2. Er soll so reden, daß er nur von dem Beichtvater, nicht aber auch von den Umstehenden gehöret werde. Der Vortrag dessen, was man in der Beicht anzubringen hat, muß deutlich seyn. Man soll sich keiner zwepdeutigen Ausdrücke bedienen, wodurch der Beicht- r rsz ) Beichtvater, wenn er sich nicht aller Einsicht, nud Wachsamkeit gebrauchet, leicht kann hintcrgangen werden, sondern man muß sich so verständlich ans- drücken, daß er die Sünde sogleich in ihrer wahren Gestalt erkennen möge. Seine Sünden vermankeln und undeutlich oder mit Halo verständlichen Worten sagen, und gedenken, der Beichtvater werde schon hernach der Sache nachforschen, ist nicht aufrichtig gehandelt, und man kann dabey keine «udere Ab¬ sicht haben, als den Beichtvater zu hintergehen. Aber wohl eine vergebliche Absicht, indem man nicht den Beichtvater, sondern sich selbst hintcrgcht, indem man seine Beicht ungültig machet. Matt muß beden¬ ken, daß, indem man sich in dem Beichtstühle be¬ findet, man vor Gott stehe, der nicht kann hinter- gangen werden. Mit der Deutlichkeit, womit mau sich in der Beicht ausdrücken sott, muß mau die Ehrbarkeit verbinden, das ist, mau muß sich von gewißen Aus¬ drücken enthalten, welche die Wohlanständigkeit und Ehrbarkeit verletzen. I» der Beicht muß man nicht zu stille, aber auch nicht zu laut reden, man muß seinen Mund geradezu gegen das Dhr des Beichtvaters richten. Man muß aber nicht lauter rede», als nvkhwcndig ist, um von dem Beichtvater verstanden zu werden. Wenn man unter der Predigt, unter dem Amte, oder sonst unter einem lauten Gottesdienste beichtet, so versteht sichs von sechsten, daß man etwas lauter reden müsse, als sonst, wo eine Stille iu der Kirche herrschet. Niemals muß man mit so lauter Stimme reden, daß es die Umstehenden hören können, was mau — s I2Ü ) — man beichtet. Diejenigen, die ein übles Gehör ha¬ ben, sollen sich an einem abgesonderten Ort zur Beicht begeben. Mit Fleiße aufhorchen, was an¬ dere beichten, ist nicht erlaubt. Das, was ein an» . derer beichtet, ist ein Gcheimniß, was kein anderer zu wissen verlangen darf. Hort man wider Willen und von ungefähr etwas ans eines andern Beicht, so muß man eS bcv sich behalten, und es ist eine Sünde wider die dem Nächsten schuldige Liebe und Gerechtigkeit, wenn man es offenbaret. Ist man schuldig auch die läßlichen Sünden zu deichten? Man ist nicht schuldig die läßlichen Sünden zu beichten, jedoch ist solches sehr nützlich und rathsam. Indem die läßlichen Sünden uns der Gnade Gottes nicht berauben, so ist es keine unumgäng¬ liche Nothwendigkeit dieselben zn beichten, jedoch ist es aber sehr rathsam, daß man sic beichtet, in¬ dem die Beicht ein sehr kräftiges Mittelist, uns auch gegen die kleinen Sünden zu bewahren. Soll man öfters beichten? Man soll öfters beichten, i. weil man öfters sündiget, und weil es gefährlich ist die Aus¬ söhnung mit Gott lang zuverschieben. 2. weil das öftere Beichten wider die Gefahren und Gelegenheiten der Sünde bewahret, und die Seele in der Gnade stärket, z. weil das öf¬ tere Beichten die Aeinigküt und Zärtlichkeit des Gewissens ungemein befördert. Man L -27 ) — Man sündiger oft und schwer. Nun ist ja kein Zustand in Ansehung unfers ewigen Heils gefährli¬ cher, als der Stand einer schweren Sünde. Ja die¬ sem Stande sind wir Kinder des göttlichen Zornes - und Gegenstände seines gerechten Fluches. Sterben wir in diesem Stande, ach! so ist unsere Verdamm- niß sicher, unvermeidlich, und wir sind für allezeit verlohnen. Und vor was haben wir uns alle Stunde und Augenblicke mehr zu fürchten, als vor dem To¬ de, der uns schnell und plötzlich überfallen kann, da wir es am wenigsten vermuthcn. Es erfordert es dem¬ nach die so nvthige Wachsamkeit, die uns derHey- land in dem Evangelium so oft anbefohlen hat, daß wir. wenn wir schwer gesündigel haben, uns nicht säumen, zu der heiligen Beicht zu gehen, um uns mit Gott auszusöhuen. Das öftere Beichten ist auch ein kräftiges Mit¬ tel, unS gegen die Gefahren und Gelegenheiten der Sünde zu bewahren, und die Seele in der Gnade zu starken. Es ist, wenn man die Sache in sich selbst betrachtet , wahr, daß eine einzige Beicht, wennsie mit allen gehörigen Zubereitungen verrichtet wird , hinlänglich scpn könne, uns wider alle Rückfälle zu starken, und in dem Stande der Gnade, in den sie uns wieder gesctzet hat, zu bestättigen, allein es ist übrigens auch wahr, daß die Beicht, so eifrig sie auch immer sey, nicht auf einmal das Feuer der Leidenschaft in dem Herzen auslösche, nicht auf ein¬ mal die Gewohnheit wieder zurecht bringe, nicht auf einmal gegen alle Gelegenheiten und Gefahren un¬ empfindlich mache. Diese Feinde werden zwar gc- schwachet, aber nicht auf einmal gänzlich zu Bo¬ den °— ( 128 ) den geschlagen. Wenn wirzwischen einer und der an¬ dern Beicht einen allzugroffen Zwischenraum lassen, so werden sie in diesem langen Zeiträume ihre alte Stärke über uns bekommen, und uns besiegen. Fin¬ den wir uns aber öfters und ordentlicher Weise bey dem heiligen Richterstuhle der Buße ein, so werden wir nach und nach den gänzlichen Sieg über sie er¬ halten. Setzet euch in den Stand, es selbst zu er¬ kennen, und die Erfahrung wird euch davon über¬ zeugen. Nichts trägt mehr bey, uns mehr und mehr zu reinigen, als die öftere Beicht. Je öfter wir in uns sechsten gehen, je mehr wir den Zustand unsers Ge¬ wissens untersuchen, desto deutlicher nehmen wir die Mackeln desselben gewahr, nnd je mehr und öfters wir sie in dem Baade der Buße abwaschen, desto mehr hindern wir dieselbe zu wachsen, desto mehr bewahren wir uns vor schweren Sünden, in die wir durch die Menge obschon geringer Sünden, die wir zunehmen lassen , fortgerissen werden könnten. Nichts trägt mehr bey, den Eifer ohne Unterlaß zu erneuern, als die öftere Beicht. Je öfter wir da¬ selbst erscheinen werden, desto mehr werden wir an den Gnaden, die in diesem Sakramente enthalten sind, Theil nehmen, desto mehr werden wir »nsern Verstand mit heilsamen Betrachtungen, unfern Wil¬ len mit lebhaften Bewegungen erfüllen, destomehr Salbung werden wir davon tragen, durch die öftere Beicht erinnert man sich öfters an Gott, und seines göttlichen Gesetzes , man führt sich seine Pflichten öfters zu Gemüthe, man beschäfftiget sich öfters mit ewigen Wahrheiten, man ermuntert sich öfters zum Hasse ( 12^ ) - Hasse der Sünde, zur Liebe Gottes, zur Furcht vor seinem Gerichte, zu heiligen Begierden und Entschließungen , und durch alles dieses wird unser Eifer im Guten immer mehr und mehr entzündet. Hingegen welche sind gemeiniglich die Folgen ei¬ ner seltenen Beicht, ein Mensch, der in seinen Sün¬ den verharret, und darinnen eine lange Zeit lebet, verliert von Tag zu Tag die Begriffe von Gott und der Religion, er vergißt die Wahrheiten des Christenthums, er läßt sich von dcn Jrrthümcrn und falschen Grundsätzen der Welt bcthörcn, die Gewis¬ sensbisse werden gefchwächet, er fällt in Ansehung seines Heils in eine Gattung der Schlafsucht, wo er von nichts mehr gcrühret wird, wo keine Ermah¬ nung, keine Vorstellung mehr einen Eindruck auf ihn machet, und fällt solcher Mensch in eine gefähr¬ liche Krankheit, so ist dieß seine größte Last, daß er beichten soll, ermahnet man ihn dazu, so ent¬ schuldiget er sich damit, daß er sagt, er fühle noch keine Gefahr des Todes. und es trägt sich nicht sel¬ ten zu, daß er von dem Tode überraschet wird, eben da er sich dessen am wenigsten versieht. In was für einem Alter sind die Kinder zu beich¬ ten schuldig? Die Rinder sind zu beichten schuldig , nachdem sie den Gebrauch ihrer Vernunft haben , und im Stande sind, das Gute von dem Bosen zu unterscheiden. Man wird am beßtcn thun , wenn man es dem Pfarrer zu bestimmen überläßt , wenn Kinder zur Beicht zuzulassen sind, die vielfältigen Prüfungen, Erklirr, b. Ratechism. IV. Thl. 3 die — ( IZ» ) — die er unt ihnen in der Schule und Christenlehre än- stestet, sehen ihn am beßten in Stand, von ihrer Fähigkeit und Vernunftskräften urtheilen zu können. Wenn Kinder, die noch niemals gebeichtet haben, sich aber nahe an demjenigen Alter befinden, in wel¬ chem sie gemeiniglich zur Beicht angenommen wer¬ den, gefährlich krank werden , so müssen die Eltern nicht säumen, bey Zeiten die Anzeige davon dem Pfarrer zu machen, der alsdenn thun wird, was er für gut und nothwendig findet. Null wolle» wir noch hören »wie man sich in der Beicht selbst zu verhalten habe. Was Hut man, eh als man seine Sünden Zn beichten anfängt? Eh als man seine Sünden zu beichten anfangt , knieet man nieder, machet das heilige Rreuz? spricht zu dem Beichtvater : Ich bitte euer Ehrwürden um den heiligen Segen, damit ich meine Sünden recht und vollständig beich¬ ten möge. WaS ist zu thun, nachdem mau von dein Beicht¬ vater den Segen erhalten hat? Nachdem man von dem Beichtvater den Segen erhalten hat, bethet man, wenn cs Zeit und Umstände zulassen, die offene Schuld, oder das Lonsiteor. Es lautet also : " Ich armer sündiger Mensch beichte und bekenne Gott dem Allmächtigen, Mariä feiner hochwürdigen Mut¬ ter , allen lieben Heiligen, und euch Priester an Statt ----- ( »Zl ) -- Statt Gottes, daß ich seit meiner letzten Beicht, welche (hier wird die Zeit der letzten Beicht ge- nennet) geschehen ist, oft und viel gesündiget ha¬ be mit Gedanken, Worten und Werken, inson¬ derheit aber gebe ich mich schuldig.,, Wenn man zu einer solchen Zeit beichtet, wo die Zahl der Beichtenden groß ist, so soll man diese offene Schuld vor der Beicht für sich selbst in der Stille bethen, um die Beicht desto kürzer zu machen. Wenn sich aber nicht viele Beichtleute einfinden, so soll man sie ip dem Beichtstühle bethen, und zwar langsam, verständlich, andächtig , daß man dadurch seine innere Reue zu erkennen gebe. Hat man die offene Schuld gesagt, so fängt mau an, ohne sich von dem Beichtvater darauf erinnern zu lassen, seine Sünden deutlich und verständlich zu erzählen, so wie man sie nach fleißiger Erforschung seines Gewissens erkennet hat. Hat man seine Sün¬ den alle gesagt, deren man sich bewußt ist, so be¬ schließt man die Beicht. Wie beschließt man die Beicht? Nan beschließt die Beicht mit folgenden Wor¬ ten : "Diese und alle meine andere wissentliche, und unwissentliche Sünden , welche ich entweder selbst begangen habe, oder da ich Ursache war, daß sie von anderen begangen worden, sind mir herzlich leid , weil ich Gott das allerhöchste und liebenswürdigste Gut dadurch beleidiget habe. Ich nehme mir auch ernstlich vor nicht mehr zu sündi¬ gen , und alle Gelegenheit zur Sünde zu meiden. I 2 Ich Ich bitte euer Ehrwürden um die priesterliche Los¬ sprechung und um eine heilsame Buße. „ Mit Erweckung der Reue und Leid muß man nicht warten , bis man von dem Beichtvater geheis- < sen wird, sondern es ungeheissen thun. Was aber die Hauptsachebabey ist, bcstchtdarinneu, daßman sie mit Ernste, und mit solcher Jnnbrunst des Her¬ zens erwecke, als wenn man vor dem Angesichte , Gottes stünde. Ein Gedanke, den man sich wah- rendcr Beicht niemals aus dem Sinne kommen las¬ sen soll. Man verrichtet zwar die Handlung dcrBeicht vor einem Priester, der, weiler ein Mensch ist, hin¬ tergangen werden kann, aber man hat es zu gleicher Zeit mit Golt zu thun , den man nicht hmtergchen kann. Hat man den Beichtvater über etwas um Ra- the zu fragen , so soll man dieses erst nach erzähl¬ ten Sunden thun. Wenn der Beichtvater, nachdem er unsere Beicht angehöret hat, nothwendig findet, über unsere Sünden, und derselben Umstande einige Fragen an uns zn stellen, so muß man ihm wahre und bescheidene Antwort crtheilen. Gibt er uns eine Ermahnung, einen Unterricht, so sollen wir ihn demüthig, ohne Widerrede anhören. Wir müssen auch genau auf die Buße Acht geben, die uns auf¬ erleget wird , und wenn wir dieselbe nicht recht ver¬ stehen, so sollen wir uns nicht scheuen, dem Beicht¬ vater zu sagen, daß wir dieselbe nicht verstanden hätten. Wenn uns die Buße auferleget ist, und weder der Beichtvater, noch wir mehr etwas zu erinnern haben, so warte» wir der Lossprechung ab, alsdcnn und nicht eher gehen wir aus dem Beicht¬ stühle. Lehren. — ( »ZZ ) — Lehren. Suche» meine geli bten Pfarrkinder, euch den Unterricht, den ich euch von der so wichtigen Hand¬ lung , als die Beicht ist, erthcilet habe, zu Nutzen zu machen, und entschließet euch denselben genau zu befolgen. Es ist, indem ihr beichtet, ja darum zu rhun, um euch in den Stand der Gnade, der Freund- und Kindschaft Gottes zu setzen, kann mau wohl bey einer Sache, von der so wichtige Vortheile ab¬ hangen, Fleiß genug anwenden, um sie ordentlich und gebührend zu verrichten. Amen. Zehnte Abhandlung. e. Von der Germgthuung. AHon den fünf Stücken, welche zu dem heiligen Sakramente der Buße gehören, ist noch das letzte , welches die Genngthuung ist, zu erklären übrig. Vernehmet, was ihr davon zu wissen habet. Was versteht man unter der Genngthuung, die zum heiligen Sakramente der Buße erfor¬ dert wird ? Durch die Genugthuung, welche zu dem heili¬ gen Sakramente der Buße erfordert wird , versteht man jene U)erke, welche der Priester dem Sünder zur Buße für die gebeichtete« Sünden auferlegt. I z Warum ) — Warum werden Bußwerke für die gebeichteten Sünden auferleget? Für die gebeichteten Sünden werden Bußwerke auferleget: i. Damit Gott für die Unbilden, welche ihm durch die Sünden sind zugefüget worden, einige Ersetzung geschehe. 2. Damit der Sünder durch die Bußwerke die Sünde an sich selbsten rache. Z. Damit dis verdienten zeitlichen Strafen dem Sünder erlassen wer¬ de». 4. Damit der Sünder künftig behutsa¬ mer werde, und nicht so leicht wieder sündige. Dreß sind doch gewiß genugsam wichtige Urfa- chen, das Gesetz der Kirche zu rechtfertigen , wel¬ ches sie gemacht hat- und welches darinnen besieht , daß die Beichtvater , da sie die Sünder lossprechen, ihnen zu gleicher Zeit eine Buße auferlegen sollen , und zwar eine solche, die ihren Sünden angemessen ist, dergestalt, daß je schwerer die Sünden ihrer Bosheit nach , und je häufiger sie ihrer Zahl nach gewesen sind, auch die Strafe schärfer sey, weites der Vernunft gernD ist, daß jene, die entweder ködt- licher gesündiget, oder in einer langem Gewohnheit zu sündigen gelebet haben, schärfer bestrafet werden. Aus eben den Urfachen geschah es, warum die erste Kirche für eine jede Gattung der Sünden so viele ver¬ schiedenen Strafen bestimmet hatte, denen sich die Christen in der Absicht unterworfen , um Gott für die Beleidigung , die er durch die Sünde von ihnen empfangen hatte, die gebübrende Genugkhuung z» leisten , nm vermittelst eines frommen Hasses, den sie gLgen die Sünden hegten, und wozu sie von der Liebe ( 1ZA ) - Kebe gegen Gott gerühret wurden , an sich stlbstdie Sünde zu rachen, um den Gerichten Gottes vorzu- kommen, und sich jener Strafe zu entziehen, welche er sich zeitlich vorbehielt. Kann der Mensch dem beleidigte» Gott genug thun? Der Mensch kann aus eigenen Kräften auf keine Art dem beleidigten Gott genug thun , denn die Genugthuungen der Menschen können der Beleidigung der unendlichen göttlichen Maje¬ stät niemals gleich kommen, jedoch erhalten die Bußwerke, welche der Priester nach der Beicht auferleget, und auch diejenigen, wel¬ che der reumüthige Sünder selbst freiwillig ausübet, von der unendlichen Genugthuung Aesu Christi ihren Werth. Wozu ist denn aber bep der unendlichen Genug- lhuung Christi die Genugthuung des Sünders noch yöthig. Warum sind die Sünder schuldig Gott noch ge¬ nug zu thun , nachdem Christus für die Sünden genug gethan hat? Sünder sind auch, nachdem Christus für die Sünden genug gethan hat, noch schuldig Gott genug zu thun: i. Weil diejenigen, welche der Genugthuung Christi wollen theilhaftig werden, Mitwirken, und selbst so viel thun müssen, als sie können, und die Unbilden, welche sie Gott angetha» haben, wieder gut machen. 2, Weil (siött dii Sünder, denen er .I 4 . die —. < iz6) — die Schuld der Sündsu vergibt, und die ewi¬ ge Strafe nachläßt , auch oft noch zeitlich strafet. Es ist eine Glaubenslehre, daß Jesus Christus durch sein Leiden und Tod nicht nur eine hinläng¬ liche und genügsame, sondern auch eine unendliche und überflüßige Genugthuung für alle Sünden aller Menschen seinem himmlischen Vater geleistet hat. Dar¬ aus folget aber nicht, .daß wir nicht verbunden sind, ihm selbst auch für unsere Sünden genug zu thun, denn tr verlanget vermittelst seines allerhöchsten Wil¬ lens , unserer Seits eine unsren Kräften angemes¬ sene Mitwirkung, uud er will, vermöge der von ihm festgesetzten Ordnung, daß uns seine Genug¬ thuung nur iy so weit zu Theile werde, als wir mit derselben Mitwirken. So hat es Christus, welcher Herr über seine Verdienste ist, festgesetzet, und er wird es um keines einzigen Menschen willen abän¬ dern. Die Nothwendigkeit der eigenen Genugthuung erhellet noch aus einer andern Glaubenswahrheit. Es ist gewiß , daß die Lossprechung des Priesters uns zwar die Sünden, die wir gebeichtet habe», der Schuld nach, Nachlasse, nicht aber deßwegcn alle Strafe, ich will sagen, alle zeitliche Strafe, die wir der göttlichen Gerechtigkeit schuldig bleiben, nach¬ sehe. Vermöge dieser Lossprechung wird uns die ewi¬ ge Strafe nachgelassen, weil wir damals durch die Gnade gerechtfertigt, und folglich wiederum in das Recht zur himmlischen Erbschaft, und Seligkeit ein¬ gesetzt sind. Indem wir aber auf die eine oder auf die — r -sz ) — die andere Art der göttlichen Gerechtigkeit Genug- thuung leisten müssen, so bleibet uns zu eben der Zeit, da wir die Nachlassung der ewigen Straft erhalten, «ach den gewöhnlichen Regeln eine zeitli¬ che Straft anszustehen übrig , und dieses ist der ent¬ scheidende Ausspruch des tridentinischen Kircheura- thes. Denn es hat nach der Anmerkung dieses heili¬ gen Kirchenrathes keine gleiche Beschaffenheit mit dem Sakramente der Buße und der Taufe. Durch die Taufe erhalt man die gänzliche Nachlassung sowohl der Schuld, als auch der Strafe, da Gott in dem Sakramente der Buße nicht allezeit mit der Schuld, und der ewigen Strafe auch die zeitliche Strafe nach¬ läßt. Dieser Unterschied rühret daher, weil es die Vernunft und Billigkeit erfordert, daß Sünder, die seit der Taufe die Gnade, welche sie empfangen hak¬ ten , verlohren, mit mehrerer Schärfe hergenom¬ men werden, als andere, die ohne diese Gnade der Tanfe gesündiget haben. Ist die Genugtbuung ein uothwendigeS Stück deS Sakramentes der Buße? Die Genugthuung ist ein so nothwendiges Stück des Sakramentes der Buße, daß außer dem Kalle der Unmöglichkeit solche zu leisten das Sakrament der Buße unvollständig wäre. Dbschon die Genugthuung kein wesentlicher, sondern nur ein zum Sakramente der Buße gehöri¬ ger Theil ist, das ist, obschon er das Sakrament der Buße nur vollständig machet, und dasselbe auch ohne ihr bestehen könnte, so ist er dennoch ein noth- wendiger Theil, und zwar von einer zwepfachen Noth- A .5 wendig- ( 'Z3 ) — rvendigkeit: nämlich sowohl in Ansehung des Prie¬ sters, welcher der Diener der Buße ist, als auch in Ansehung des Sünders , welcher der Gegenstand der Buße ist. Eine Nothwendigkcit in Ansehung des Priesters, indem es die Kirche also bestehlt, daß die Beicht- särcr durch den Geist Gottes geleitet, und gemäß den Regeln der Klugheit heilsame, und sowohl der Natur der Sünden, als auch der Schwachheit der Wüstenden angemessene Genugthuungen auferlegen sollen. EineNothwendigkeit in Ansehung des Sünders; denn ebendasselbe Gesetz, weiches den Priesterver- bindet, dem Büßenden eine Genugthuung aufznle- gen, verbindet auch den BüßendenseinerfeitS sie an¬ zunehmen. Ja diese Schuldigkeit ist in Ansehung des Büßenden noch weit vernukzftmäßiger und strenger, weil er her Schuldige ist, und weil er ohne eine offenbare Ungerechtigkeit Gott, nachdem er ihn be¬ leidiget hak, die Genugthuung für die diesem Höch¬ sten Wesen zugefügte Unbild nicht versagen kann. Welche Werke werden im Sakrament hex Buße auferlegt? Bethen, Fasten, Mmosen geben, auch andere Bußwerke, die der Größe und Beschaffenheit .der Sünden angemessen sind, werden dem Sün¬ der zur Büße auferlegt. In den ersten Zeiten der Kirche waren die Buß- werkc viel strenger, als jetzt. Ein Diebstahl mußte zwey Jahre, die Hurerei) sieben, ein Meineid eilf, ein Ehebruch fünfzehn, und ein Todfchlag zwanzig Jahre — t lZA ) Kahre gebüßt werden. Diejenigen, die dibse Laster begangen hatten, mußten am ersten Tage der vier- zigtagigen Fasten in einem Bußkleide vor die Kir- chenthüre stehen, man bestreuete ihnen das Haupt mit Asche, gab ihnen einen Strick, mit dem sie sich umgürten mußten , in diesem Aufzuge mußten sie auf der Erde liegen. Der. Bischof hielt ihnen sodann eins Ermahnung, uud legte ihnen die Buße auf, welche darinn bestund, daß sie mehrere oder wenigere Jahre bang, je nachdem sie eine Sünde begangen hatten, wöchentlich einige Tage bcy Wasser uud Brod fasten, lange Zeit auf der Erde liegend bethen, wachen, auf der bloßen Erde schlafen, Allmosen geben, so lang als ihre Bußzeit dauerte, sich von allen ErgöHlichkciten enthalten , und an den Sonn - Fest» und Stazions- tagen vor der Kirchenthür in einem Bußsack stehen mußten. Vergleichen wir nun mit diesen so strengen, so lang daurendeu und so sehr beschämenden Buß- werken diejenigen, die an ihre Stelle getreten sind, und die jetzt gemeiniglich auferleget werden , so müs¬ sen wir bekennen, daß die Kirche mit uns viel gelin¬ der uud gütiger verfahrt , und wir können und dür¬ fen uns nicht beklagen, wenn uns für große Sünden eine etwas größere Buße gegeben wird/ Wie soll man die auferlegte Buße verrichten? Mau soll die auferlegte Buße verrichten: i. Mit demüthigem Herzen. 2. Getreulich so, wie sie «st auferleget worden, z. Ghnr Verzug, so¬ bald es möglich ist. Mit demüthigem Herzen, so wie sichs für Strast mäßige geziemet, ihre Strafe anszustehe». Gelreu- l — ( ' Getreulich, ohne an dem, was uns der Beicht¬ vater vorgcschricben, etwas zu andern, oder weg- zulaffen, ob eS uns gleich hart und beschwerlich fällt. Es ist keine Sünde, die nicht ewige Thränen verdie¬ net-, wenn nicht die göttliche Barmherzigkeit gütig mit uns verführe, und es ist keine Gcnugthunng , welche hinlänglich seyn könnte, wenn sich Gott in Ansehung unser aller seiner Rechte gebranchete. Nach allem diesem haben wir keinen genügsamen Grund , unsere Nachläßigkeit in Verrichtung der Buße zu ent¬ schuldigen, welche niemals jenem gleich kömmt, was man nach den Gesetzen einer etwas genaueren Gerech¬ tigkeit fordern konnte. Sollte es doch sich zutragen, daß ein Beichtva¬ ter, der von dem Zustande eurer Personen, von eu¬ ren Verbindungen, Kräften, natürlichen Beschaf¬ fenheit, und anderen Umständen nicht unterrichtet ist, euch Sachen auflege, die sich sittlicher Weife nicht thuil lassen, so seyd ihr in einem solchen Falle berechtiget, Vorstellungen zu machen, und euch mit Bescheidenheit zu entschuldigen, um den Beichtva¬ ter dahin zu vermögen, die euch aufgelegte Buße, welcher ihr genug zu thun nicht im Stande scyd, in eine andere zu verändern. Ohne Verzug , je länger man verzögert die Buße zu verrichten, desto mehr setzet man sich der Gefahr aus, sie zu unterlassen. Und da es darum zu thun ist, Gott einige Genugthuung für die ihm zugefügte Unbild zu thun. so muß man damit nicht säumen, weil man durch langes Verzögern an den Lag gibt, daß man wenig Eifer habe, es zu thun. Ob man aber gleich die Buße, sobald als es möglich ist, per- — ( i4r ) —- -verrichten soll, so ist doch nicht nothwendig, daß es noch vor Empfangung der heiligen Kommunion geschehe, indem die dvzu nöthige Zeit oft zu kurz ist. Soll und kann man Gott auch noch durch andere, als die auferlegten Vußwcrke genug thun? Man kann und soll Gott auch durch andere gute Werke genug thun: i. weil der Beichtvater wegen unserer Schwachheit oder aus andern billigen Ursachen nicht allezeit den Sünden ge¬ nau angemessene Strafen auferleget, und folg¬ lich noch manches dem Sünder abzubüßen übrig bleibt. 2. weil wir nach dem Befehls Lhristi würdige Früchte der Buße bringen sollen. Welche Werke sind es, dadurch man auch außer der auferlegten Buße genug thun kann? Die Werke, durch welche man Gott für die Sünden auch außer der auferlegten Buße ge¬ nug thun kann, sind hauptsächlich: i. Gede¬ ihe, Fasten, Allmosen geben. 2. Andere gu¬ te Werke, die man aus dieser Absicht frey- willig verrichtet, z. Trübsalen und Wider¬ wärtigkeiten, die über uns kommen, welche man geduldig und im Geiste der Buße er¬ trägt. Die vielfältigen Verdrüßlichkeitcn und Beschwer¬ lichkeiten eures Standes buchen euch alle Tage die schönste Gelegenheit an, eure Sunden abzubüssen. wenn ihr aus ihnen eine Tugend machet, wenn ihr sie als eine Buße, als eine euren Sünden gebüh¬ rende ----- s Sende Züchtigung , und als ein Mittel, sie auszn- söhnen, betrachtet, und unter diesem Gcsichtspunk te sie mit Unterwürfigkeit amrehmet, und von dem Geiste der Buße beseelet , sie durch eine unveränder¬ liche Geduld heiliget. Mein euer Fehler besteht da¬ rinnen, daß euch bey eurem harten Stande, und bey den großen Beschwerlichkeiten, die damit ver¬ bunden sind, der Geist der Buße mangelt , und ihr -von einem ganz entgegen gesetzten Geiste, welcher -eure Eigenliebe ist, beseelet werdet, woraus das große Uebel entsteht, daß ihr citch die Abiödtungeir eures Standes, so sehr sie auch eurem Willen zu¬ wider sind, nicht zu Nutzen zu machen wisset, und daß ihr durch eure Empörungen, und durch eure Un¬ geduld den ganzen Nutzen davon verlieret, kann nun wohl aber ein betrübteres und beweinungswürdige¬ res Schicksal gefunden werden, als das eurige in diesem Stücke ist, was ist euer Leben auf dieser Welt anders, als eine Kette von Mühseligkeiten, immer¬ währende Arbeiten, oftmaliger Mangel au den nö- Lhigen Lebensmitteln, schlechte Liegerstatt, Unbil¬ den aller Jahrszeiten, Hitze des Sommers, Kälte des Winters, Gebrechlichkeiten des Leibes, Krank¬ heiten und hundert andere höchst beschwerliche Dinge sind es, worunter ihr ohne Aufhören euer Leben zu¬ bringet , und bis zum letzte» Akhem forksctzet. Bey allem dem aber ist euer Leben nichts weniger, als ein christliches Bußlebcn, weil euch der wahre Geist der Buße mangelt, weil euch dabey die christlichen Gesinnungen abgchen, vermittelst welcher ihr die Beschwerlichkeiten eures Lebens verdienstlich machen könntet. Ihr leidet also unaufhörlich, ihr leidet sehr empfind- — < r4Z ) empfiudlich , aber ihr leidet , ohne dadurch etwas an euren Sünden abzubüffen. Eine Wahrheit, dis euch erschrecken muß, aber auch eine Wahrheit, die wenn ihr sie mit Ernste überdenket , es dahin bey euch bringen kann, daß ihr euch alle Mühseligkeiten eures Standes zur Abbüssung eurer Sünden, zur Vermehrung eurer Verdienste für den Himmel zu Nutze machet. Unter allen Bußwerkcn, dadurch man Gott ge¬ nug thun kann und soll, sind jene ohne Zweifel die beßten, und heilsamsten, wodurch man die begange¬ nen Sünden am leichtesten gut machen kann, und die man würdige Früchte der Buße nennet. Diese heilsamen Früchte der Buße bestehen darinnen, daß man die schädlichen Wirkungen der Sünde durch Werke, die der Sünde selbst gerade entgegengesetzt sind , wieder gut machet, das heißt, man muß für die Sünden des Geizes Almosen geben, und andere Liebeswerke ansüben, man muß die Sünden des Zorns und der Rache durch Zeugnisse der Neigung «nd Liebesdienste, die Sünden eines unrechtmäßi¬ gen Besitzes fremder Güter durch die Wiedcrerstak- rung , die Sünden der üblen Nachrede oderVerläum- dung durch die Wiederherstellung der Ehre und des guten Namens, die Sünden des Hasses durch eine aufrichtige Aussöhnung, die Sünden des Aerger- nisses durch die Acmsigkcit in den öffentlichen Uebun- gen der Religion, die Sünden der Unmäßigkeitoder Unzucht durch Abtödtungcn wieder gut machen. Dreß sind die würdigsten Früchte der Buße, weil der Sün¬ der , um sie hervorzubringen, Bemühungen äu¬ genden muß, die ihm sehr hart fallen, und weil sie am — i -44 ) — am geschicktesten sind, ihn für die künftige Zeit in Sicherheit zu setzen. Gibt es noch ein ander Mittel für die zeitlichen Strafen genug zu thun ? Die Ablässe sind auch ein Mittel für die zeitlichen Strafen genug zu thun. Anhang. Von dem Ablasse. Was ist der Ablaß? Der Ablaß ist die Nachlassung der zeitlichen Strafen , welche wir nach verziehener Schuld der Sünden im gegenwärtigen Leben, oder nach dem Tode zu leiden hätten. Was mässen katholische Christenvsn dem Ablässe glauben? Katholische Christen müssen von dem Ablasse glauben: l. Daß dis wahre Kirche von Jesu Christo die Gewalt erhalten habe, Ablässe zu ertheilen. 2. Daß es uns sehr nützlich fev- die von der Kirche ertheilten Ablässe zu ge¬ winnen. Ueber diese beyden Stücke hat der Kirchenrath von Trient den Ausspruch gcthan , indem er sagt: "Da die Gewalt Ablasse zu ertheilen vbn Christo der Kirche ist verliehen worden , und diese die eben be¬ sagte von Gott ihr gegebene Gewalt von den älte¬ sten Zeiten her ansgeübet haft so lehret und gebiethet die — ( I4L ) — ' die heilige Versammlung, daß der Gebrauch der Ab¬ lässe, der dem Christglaubigen Volke höchst nützlich, und durch das Ansehen der heiligen Kirchenrathe bestättiget ist, in der Kirche beybehalten werden soll, und sie verdammet diejenigen, welche entweder be¬ haupten, daß die Ablasse urmützlich sind, oder läug- nen, daß die Kirche die Gewalt solche zu ertheilen habe. „ Wir würden demnach freplich uus selbst Feinde seyn müssen, wenn wir uns dieser Hülfe, uiid Gna¬ den der Kirche theilhaftig zu machen unterließen, oder gar ihre Liebe frech verachten wollten. Denn wer hat nicht immer Ursach zn glauben, und zu fürchten, er sep leider noch weit entfernet der Gerechtigkeit Got¬ tes das, was er schuldig ist, geleistet zu haben? Wenn wir sagen, die Kirche habe die Gewalt Ablässe zu ertheilen, so versteht sichs von felbsten, daß diese Gewalt nur dem römischen Pabste und den Bischöfen zukomme. Wer hat die Gewalt in der wahren Kirche Ab¬ lässe zu ertheilen? Der römische Pabst allein hat die Gewalt in der ganzen Rirche Ablässe zu ertherlen, die Bi¬ schöfe aber haben Gewalt in ihrem Rirchspren- gel, doch nach gewissen von der Lirche ge¬ machten Vorschriften, Ablässe zu geben. Gibt eö mehr als eine Art von Ablaß? Es gibt vollkommene Ablässe, es gibt auch sol¬ che, die nicht vollkommen sind. Erklär.d.Ratechifm.IV. Ihl- K Waö — ( 146 ) — Was ist ein vollkommener Ablaß < Lin vollkommener Ablaß ist eine Erlassung aller zeitlichen Strafen, welche der Sünder verdie¬ net hat. Aus diesem Begriffe eines vollkommenen Ablas¬ ses folget, daß unter den vollkommenen Ablässen von verschiedenen Namen kein vorzüglicher Unterschied ist. ES ist also ein irriger Wahn, wenn man dafür hält, der Ablaß, der auf den zweyten Tag des Au¬ gusts fällt, und Portiunkula genennet wird, sey der größte. Er ist ein vollkommener Ablaß, der dem heiligen Franziskus vom Pabst Honorius für dieje¬ nigen ertheilt worden, die am Jahrstage der Kirch¬ weihung die Porziunkulakirche besuchen würden, und der nachmals ans alle Kirchen des Franziskaneror¬ dens erstrecket wurde, der aber um nichts größer, noch fürtrcfflicher ist, als ein jeder anderer vollkom¬ mener Ablaß. Ein eben so großer Jrrthumist es, vermögedef- sen viele einfältige Leute glauben, daß, so oft man an dem besagten Tage durch die Kirche aus und ein gienge, man eben so oft diesen Ablaß gewinne. Waö ist ein nicht vollkommener Ablaß ? Ein nicht vollkommener Ablaß ist derjenige, da¬ durch nicht alle zeitliche Strafen, sondern nur ein Theil derselben verlassen wird. Dergleichen sind Ablässe von vierzig Tagen, von einem oder mehrern Jahren. Durch Ablässe von vierzig und mehrer» Tagen, von zehn und mehrern Jahren wird uns so viel von der —- ( i47 ) —— -cr zeitlichen Strafe nachgelassen, als uns würde seyn erlassen worden, wenn wir nach den Regelnder ersten Kirchenzucht so viel Tage oder Jahre Buße ge- tban hatten. Ablässe von tausend, oder gar von zehn und noch mehrer» tausend Jahren sind falsche Ablasse, womit Betrüger oftmals das gemeine Volk hintergehen, und denen man keinen Glauben bey- messen soll. Eben so wenig muß man den Pilgrimen trauen, die von Rom, Kompostell, Loretto oder andern Wallfahrten kommen, und allerley Maaren, als Rosenkränze, Amnlete, Agnus Dei, Bilder, kleine Statuen, allerley Gebekhlen, Gürtel, Wachs¬ kerzen, Bändel, Häubchen, und tausenderley an¬ dere Dinge mit sich führen und feil bieten, und wor¬ auf Ablässe gegeben seyn sollen. Um einen Ablaß er- theilen zu könne«, müßen vernünftige, rechtmäßige, und gründliche Bcwegursachen vorhanden seyn, wo sich diese nicht finden, ist der Ablaß unnütz. Worauf gründen sich die Ablässe? Die Ablässe gründen sich auf den S^atz der Rie¬ che, welcher besieht in den unendlichen Ver¬ diensten Jesu Christ», in den Verdiensten der allerseligsten Jungfrau Maria und der übri¬ gen Heiligen. Diese eignet uns die Lirche be? Lrtheilung des Ablasses zu. Das nothwendigste, was man in Ansehung des Ablasses erwägen, und seiner Seele wohl eindrücke» muß, besteht in folgendem. K « Vefreyct — ( i48 ) — Vefreyst uuS nicht die Kirchs durch den Ablaß von der Schuldigkeit für die Sünden genug zu thrm? DieRirche befrevetunü durch den Ablaß nicht gänzlich von der Schuldigkeit für die Sünden genugzu thnn, siewill nur i.in uns denGeist der Buße erwecken- und den Eifer belohnen, mit dem wir die Bußwerks verrichten. 2. Un¬ serer Schwachheit und dem Unvermögen zu Hülfe kommen, die uns zuweilen außer Stan¬ de fetzen, Gott alfo genug zu thun, wie wir sollten. Hieraus folget, daß die Ablässe den Gläubigen nur in so weit zu Nutzen kommen , als sie wahre, aufrichtige Reue über ihre Sünden haben, zu einer wirklich lhatigen Veränderung ihres Lebens entschlos¬ sen sind, der Gerechtigkeit Gottes genug zu thnn ver¬ langen , und soviel sie können, würdige Früchte der Buße hervorzubringen sich bestrebe». Wenn ihr also, meine geliebten Pfarrkinder, euch einbildet, daß euch die Ablässe von der Pflicht der Genugthuung, die ihr Gott schuldig seyd, befreyen, wenn ihr un¬ ter dem Vorwande, daß euch schon der Ablaß heili¬ ge, ein weiches, unkhätigcs Leben führet, wenn ihr, da ihr entweder gar keine, oder für ungeheure Sün¬ den nur eine sehr geringe Buße wirket, so betrüget ihr euch selbst. Gewiß ein höchst gefährlichcrJrrthum, der die betrübte Ursache der Vcrdammniß aller der Christen ist, welche von diesem falschen Schimmer geblendet, sich für erhoben hielten, das ausdrückli¬ che ( r4y ) che Gebsth Gottes, daß sie würdige Früchte der Buße zu wirken verbindet, zu erfüllen. Wozu nutzen denn «ruf diese Art die Ablässe, sie nutzen dazu, daß sie unserer Schwachheit zu Hülfe kommen, das ist , wir müßen selbst unsere Sünden abzubüssen suchen, indem wir bcthen, fasten, Almo¬ sen geben, die Beschwerlichkeiten unseres Standes, unserer Arbeiten, Mühseligkeiten, Verdrießlichkeiten, Krankheiten, Drangsalen, Verfolgungen ans Liebe zu Gott geduldig leiden, unsere Neigungen unter¬ drücken , unsere Begierden bezwingen, unfern Sin¬ nen Einhalt thun , unsere Lustbarkeiten mäßigen. Wenn wir nun aber auch alles dieses gethan haben, so werden wir doch allezeit der göttlichen Gerechtig¬ keit noch unzählig viel schuldig bleiben. Was wir nun aber aus Schwachheit nicht leisten können, und was uns , nachdem wir alles Mögliche gethan ha¬ ben, »och abzubüssen übrig bleibt, das ersetzet die Kirche durch den Ablaß. Wenn nun aber dem also ist, wie wir nicht zwei¬ feln dürfen, so liegt hell am Tage, daß es keine so leichte Sache scy, die Ablässe zu gewinnen, wie man sich gemeiniglich einbildet. Es folgt, daß man vielmehr besorgt seyu müße, durch eine wirklich thatige Besserung seines Lebens durch gute Sitten, durch würdige Früchte der Buße bcy Gott sich sicher zu stellen, als sich allzuviel auf Ablässe zu verlassen. Was wird ferner erfordert, um die Ablässe zu gewinnen? Um die Ablässe zu gewinnen wird ferner erfor¬ dert: r. Daß man im Stande der Gnaden sev. K Z 2. Daß —- ( iL0 ) — 2. Daß man die vorgeschriebenen Bedingnisse erfülle. Niemand kann einen Ablaß gewinnen, der nicht in der Gnade Gottes ist, weil man in dem Stande der Todsünde nichts verdienstliches wirken kann, da- hero ist auch allemal unter den Werken , die vorge¬ schrieben werden, die Ablässe zu gewinnen, diereu- müthige Beicht und würdige Kommunion das erste. Könne» dis Ablässe auch den Seele» imFegfeuer zu statten komme» ? Die Ablässe können auch den Seelen im Aegfeuer sürbittweise zu statten kommen, wenn sie auch dazu verliehen sind, alsdenn aber müssen die Lebendigen öie vonderRirchezur Gewinnung des Ablasses vorgeschriebenen guten Werke Gott für die Verstorbenen aufopfern. Es ist zu hoffen, daß Christus die Fürbitte sei¬ ner Braut, der Kirche für ihre verstorbenen Ange¬ hörigen annehmen und erhören werde. Wir sehen, daß Menschen, die weniger barmherzig und liebreich sind , als Gott, die Fürbitten ihrer Freunde Statt finden lassen, sollen wir nicht ein gleiches von dein unendlich gütige» und barmherzigen Gott hoffen. WaS ist der Ablaß eines Jubeljahres? Der^lblaß eines Jubeljahres ist ein vollkomme¬ ner Ablaß, welchen der römische Papst in ge¬ wissen Umständen und Zeiten mit besonders Vorzügen und Bedingungen zu ertheilen pfle¬ get. Jubel- Jnbeljahresablasse heißen diejenigen, die alle fünf und zwanzig Jahre, und dann wann ein neuer Papst erwählet wird, gegeben werden. Es sind voll¬ kommene Ablässe, wie andere nur mit dem Unter¬ schiede, dass bey dem Jubeljahresablaffe mehrere Feycrlichkeiten verkommen. Die Vorzüge dieses Ab¬ lasses bestehen in dem, daß der Papst z. B. einem jeden Beichtvater die Macht ertheilt, von allen auch sonst vorbehaltenen Sünden loszusprechen , von ge¬ wissen Gelübden, vermittelst einer Verwechslung lvszuzählen. u. d. gl. Lehren. Bemühet euch meine geliebten Pfarrkinder, an der Hülfe, und an den Gnaden der Kirche Theil zu nehmen, die sie euch vermittelst ihrer Ablässe anbie- thet. Vergesset aber dabey niemal, daß diese Gna¬ de nur allein denen zu Theil wird , welche wahrhaf¬ tig Buße thun, das ist denjenigen, welche es nicht dabey bewenden lassen, daß sie die Sünden bewei¬ nen, sondern auch die Ursache der Sünden abschaf¬ fen, die Gelegenheit dazu vermeiden, die schädlichen Wirkungen derselben wieder gutmachen. So muss man beschaffen seyn , wenn man des Ablasses theil- haftig werden will. Amen. K 4 Silstr < rZ- > Eilfte Abhandlung. §. L. Don dem Sakramente der letzten Oelung. Das fünfte von den heiligen Sakramenten ist die letzte Oelung. Von diesem Sakramente werde ich heute handeln, um euch davon den nöthigen Unter» ticht mktzutheilen. Die Sache ist wichtig und eurer Aufmerksamkeit würdig. WaS ist die letzte Oelung? Die letzte Oelung ist ein Sakrament, in wel¬ chen» der Rranke durch die Salbung mit dem heiligen Gele und durch das vorgeschriebene Gebeth des Priesteü die Gnade Gottes zur Wohlfahrt der Seele, und öfters auch des Leibes empfangt. Die schöne Stelle auS dem Sendschreiben des heiligen Apostels Jakobus enthält alles das Wesent¬ liche , was wir vo» diesem Sakramente zu wissen haben, sie lautet also: „Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Priester der Kirche zu sich, diese sollen über ihn bethen , und ihn in dem Na¬ men des Herrn mit Oele salben. Das Gebeth deS Glaubens wird dem Kranken helfen, der Herr wird ihn erleichtern, und wenn er in Sünden ist, wer¬ den sie ihm vergeben werden." Jakob. Z, 14. Diesen Worten des Apostels zu Folge ist die letzte Oelung eine von Gebethern begleitete Salbung, die die ) — die Priester der Kirche an den Gläubigen, wenn sic krank sind, verrichten. Diese Verrichtung der Priester an den Kranken hat man in der katholischen Kirche zu allen Zeiten für ein wahres von Christo eingesetztes Sakrament gehalten. Das äußerliche und sichtbare Zeichen des¬ selben besteht in der von gewissen Gebethern beglei¬ teten Salbung mit dem heiligen Oel, und die Er¬ leichterung der Kranken, und die Erlassung der Sün¬ den ist die Gnade, welche diese Salbung nach dem allerhöchsten Willen Gottes wirket. Warum wird dieses Sakrament die letzte Oeluirg genannt? Dieses Sakrament wird die letzte Gelung ge¬ nannt, weil sie unter allen heiligen Salbun¬ gen, die der Aerr unser Zeyland seinerRirche anbefohlen, auf die letzt zu reichen ist. Es wird dieses Sakrament die letzte Oelung ge¬ nannt nicht darum, als wäre es das letzte, das man in seinem Leben empfangen könnte, sondern weil diese Salbung dem Menschen auf seinem Sterbebette gereichet wird, wodurch man, so zu sagen, die letzte Hand an das Geschäft des Heils leget. Wem soll man die letzte Oelung ertheilen? N7an soll die letzte Delnng de» gefährlich Fran¬ ken ertheilen. Die letzte Oelung soll allen denen gegeben wer¬ den, die, und sobald sie die Ursache des Todes wirk¬ lich in sich haben, woher sie hernach auch immer K S ge- — ( gekommen seyn mag. So befiehlt der heilige Apostel Jakobus, daß es ein eigentliches Sakrament des Kranken seyn soll. Es ist also eigentlich bloß Kran¬ ken in Krankheiten , und solchen Gefahren des To¬ des zu ertheiien, die aus Krankheiten, aus inner¬ lichen Ursachen entstehen. Wan» f»Ü mail den Kranken dir letzte Oekung ertheilen? Man soll, wenn es anders möglich ist, den Rram ken die letzte Oelung ertheiien, da sie noch hey vollkommenen» Verstände sind. Die letzte Oelung ist ein Sakrament der Kran¬ ken, nicht bloß der Sterbenden. Obwohl es ohne Gefahr des Todes nicht zu ertheilen ist, so soll man doch damit das Aeußerste nicht erwarten, und es ist eine unverantwortliche Fahrlaßigkeit, so lange da¬ mit warten, bis man ganz beym Tode, allerKräfte und Sinne beraubt, und also nothwendig auch des vornehmsten Trostes, theilö auch der Früchte des Sakramentes beraubt seyn muß, deren man genie¬ ßen kann, wenn man es mit Gegenwart des Gei¬ stes, mit vollkommener Ergebung in den göttlichen Willen, mit Vereinigung seines Elendes, mit den Verdiensten Christi empfangt. Sobald demnach die Lage der Krankheit bedenklich, die Umstande nur et¬ was dringend zir werden anfangen, so verweile mgu nicht damit, auf daß man die günstigen Augenblicke des noch guten Verstandes benutzen möge, die zur Mitwirkung bey diesem Sakramente von einem höchst verdienstlichen Gebrauche sind. Diese heilige Hand¬ lung — ; iLL ) — kling Hilst die Ungemächlichkeiten der Krankheit, und die Beschwerlichkeiten des Kampfes erleichtern; man kann also diese Hülfe nicht zeitlich genug zu Hän¬ den nehmen, denn damit warten, bis man empfin¬ dungslos ist, und der so gefährliche Streit bereits zum Ende geht, heißt diese Hülfe zu spät ergreifen. Die fantastische Einbildung, daß cs wirklich mit dem Leben des Menschen am Ende sepn müsse, und keine längere Frist zu leben übrig sepn könne, wenn man einmal die letzte Oelung empfangen hak , macht, daß manche sie nicht gerne empfangen, öf¬ ters mit Schrecken und öfters nicht mehr bep Ver¬ stände empfangen, und selten mit der Zubereitung und mit dem Nutzen empfangen, womit sie von Chri¬ sten empfangen werden soll. Diese Einbildung, die ihren Grund in einem betäubenden Vorurthcile hat, ist widersinnig, der Absicht der Einsetzung dieses Sakraments zuwider, welches nicht zur Beförderung und Beschleunigung des Todes, sondern vielmehr zum Aufkommen des Menschen eingesetzet ist. Nicht selten bedienet sich der Feind unsers Heils dieses Vorurtheiks, um uns um dieses HeilSmittcl zu brin¬ gen. Was wirket die letzte Oeluug? Die letzte Oelung wirket r. Die Vermehrung der heiligmachende» Gnade. 2. Nachlassung der läßlichen, oder auch jener schweren Sünden, welche der Rranke aus unsträflicher Verges¬ senheit, oder Unvermögenheit nicht gebeich¬ tet hat. Z. Die Befreyung von den bösen Fol¬ gen der Sünden, und von deren Ueberbleib- selm selu. 4. Starke »m den Anfällen und Versu¬ chungen des! Teufels zu widerstehen, s. Hülfe wider die allzugroße Angst wegen des heran- nahenden Todes und des bevorstehenden Ge¬ richtes. Auch öfters die leibliche Gesundheit, wenn sie zum Seelenheile gedeihlich ist. O wie kostbar sind nicht die Wirkungen dieses heiligen Sakramentes, und wie fürtrofflich sind nicht die Vortheile, die wir ans demselben ziehen. Die erste Wirkung besteht darinnen, daß es in uns die heiligmachende Gnade vermehret, dergestalten, daß, da wir zuvor schon gerecht sind, dadurch vor Gott noch gerechter und heiliger werden. Die zweyte Wirkung ist die Nachlassung der Sünde selbst, der läßlichen sowohl, als auch jener schweren Sünden, die wir entweder ohne unserer Schuld vergessen haben zu beichten, oder etwa nicht vollkommen genug gebeichtet haben, oder die wir nicht erkannt, und also gar nicht gebeichtet haben, und zu denjenigen gehören, wegen welchen wir mit David rufen müßen: Herr, gedenke nicht meiner Unwissenheiten. Psalm 24, 7°, oder die wir zu beichten außer Stand gesetzet sind. Die dritte Wirkung ist, daß dieses Sakrament uns von den bösen Folgen der Sünden befteyet, und die Ueberreste derselben auslöscht, das ist, es be¬ nimmt uus eine gewiße Schwachheit und Schläf¬ rigkeit zum Guten, welche auch sogar nach getilgter Sünde in der Seele noch zurückbleibk. — ( 1F7 ) — Die vierte Wirkung ist, daß es gegen die An¬ fälle und Versuchungen des bösen Feindes stärket, von welchen zuweilen Sterbende in den letzten Stun¬ den ihres Lebens entweder aus Heftigkeit der Schmer¬ zen, oder durch die Erinnerung an ihre begangenen Sünden, oder aus Angst und Verwirrung, die der Teufel in ihrer Einbildungskraft erwecket, befallen werden. Die fünfktz Wirkung ist eine besondere innere Salbung, wodurch die Kranken wider die allzuhef- tigen und niederschlageuden Aengsten des Todes ge¬ startet werden, und eine besondere Gnade, sich an Gott zu halten, auf ihn fest zu vertrauen, und von seiner göttlichen Barmherzigkeit ein gnädiges Gericht zu hoffen. Auch ertheilet dieses Sakrament den Kran¬ ken die Gnade , die Unbequemlichkeiten und Schmer¬ zen der Krankheit mit einer standhaften Geduld zu übertragen. Die sechste Wirkung dieses Sakramentes ist dis Wiederherstellung der Gesundheit des Kranken, wenn ihm diese zu seinem Seelenheil nützlich ist. In Anse¬ hung dieser Wirkung ist zu bemerken, daß der Kran» ke durch die letzte Oelung mehr der Seele nach, als «ach dem Leibe getröstet werde, indem das geistliche Gut die mehr eigentliche Wirkung dieses Sakraments ist. Wir können und sollen demnach zwar, indem wir dieses Sakrament empfangen. Gort bitten, er wolle uns dadurch die Gesundheit des Leibes gestat¬ ten, aber wir sollen ste nicht anders von ihm be¬ gehren, alS wenn sie zu unserm Seelenheile er¬ sprießlich ist. Diese — ( iL8 ) -- M c sc jetzt erwähnten fürtrefflichen und kostba¬ ren Wirkungen der letzten Oelung wird der Kranke üm so mehr empfinden, je mehr er sich zurEmpfan- gung derselben vorbereiten wird. Wie soll sich der Kranke zur letzten Oelung vorberetten? Der Rranke soll sich zur letzten Oelung Vorbe¬ reiten mit lebhaften Glauben, Und festem vertrauen auf Gott, mit gänzlicher Erge¬ bung in den göttlichen Willen; vor allem aber soll er sich durch die heilige Beichte in den Stand der Gnade fetzen, oder wenn er nicht beichten kann, wahre Am und Leid über seine Sünden erwecken. Das Sakrament der letzten Oelung ist ein Sa¬ krament der Lebendigen, welches den Stand der Gnade in dem Menschen, der es empfängt, vvr- aussetzet, und mit einem von schweren Sünden rei¬ nen Gewissen empfangen werden muß. Es ist dem¬ nach nothwcndig, daß, wenn man es nicht unnütz¬ lich, und selbst unwürdig empfangen will, man zu¬ vor beichte, wenn mau sich schwerer Sünden schul¬ dig weiß. Die Beicht ist auch in alle Wege alsdenir anzurathen, wenn man sich keiner groben, sondern nur kleiner Sünden bewußt ist. Sollte jemand gähling von einer solchen Art der Krankheit und Todesgefahr übereilet werden, in der er aus Abgang der Rede unmöglich mehr beich¬ ten können, so muß er, so gut er kann, seine Sün¬ den mit aufrichtigem Herzen bereuen, und wenn es mög- — < »F9 ) -- Möglich ist, durch äußerliche Zeichen seine Rene, deck Priester zu erkennen geben. Nebst der Reinigkeit des Gewissens sind ein le- bendiger Glauben, ein festes Vertrauen auf Gott , und eine gänzliche Ergebung in den göttlichen Wil¬ len die nothwendigste Zubereitung zur letzten Delung. Ein lebendiger Glauben: man soll feinen Glauben an Gott mit der lebhaftesten Inbrunst erneuern, eine aufrichtige Betheurung von sich geben, daß man al¬ les glaube, was er gesffenbaret hat, und daß man inbrünstig verlange, in diesem Glauben zu sterben. Ein festes Vertrauen auf Gott: man soll getröstet hoffen, daß Gott unser» Untergang und Verderben nicht verlange, daß er nichts sehnlicher wünsche, als unser Heil, und unsere Seligkeit, daß er, in¬ dem er uns die letzten Heilsmittel anbierhen läßt, es in der väterlichen Absicht thue, damit wir uns dieselbe zu Nutzen machen , wohl gebrauchen, und dadurch unsere Seligkeit wirken mögen. Eine gänz¬ liche Ergebung in den göttlichen Willen, vermöge welcher wir bereit seyn sollen, Leben und Tod, Ge¬ sundheit und Krankheit, wie es ihm gefällt, auzu- nehmen. Wie oft darf der Kranke die letzte Oelung empfangen? Der Rranke darfdie letzte Gelung so oft empfan¬ gen. als sich bey ihm eine Todesgefahr äußert. Die letzte Delung drückt der Seele kein unaus¬ löschliches Zeichen ein, und kann also öfters in meh¬ rer« Krankheiten, aber in der nämlichen nur ein¬ mal, empfangen werden. Wer es in einer Krankheit em- — ( r6s ) empfangen hat, von der er genesen ist, aber wieder in eben diese Krankheit znrückfällt, kann und sott eS wieder empfangen, weil diese eine zweyke Krankheit ist. Ist die letzte Oelung zuo Seligkeit nöthig? Die letzte Gelung ist zur Seligkeit nicht unums ganglich nöthig, jedoch soll der Branke nicht versäumen sie zu empfangen, und zwar we¬ gen den vielen Gnaden, dis er dadurch erlan- get. Dasjenige, was ich vorher von den fürtreffli- chen Wirkungen der letzten Oelung gesagt habe, zeigt zu-Genügen, daß, obgleich dieselbe zur Seligkeit nicht unumgänglich nvthwendig ist, man sich doch nicht weigern dürft, dieselbe in einer gefährlichen Krankheit zu empfangen. Denn eine solche Weige¬ rung wäre ein offenbarer Ungehorsam gegen den ausdrücklichen Befehl Gottes, der durch de» heili¬ gen Jakobus befiehlt: ,,Jst jemand unter euch krank, w ruft er den Priester der Kirche zu sich." Eine solche Verweigerung würde auch eine große Nach- läßigkcit und Sorglosigkeit gegen sein Heil anzcigen, und eine Verachtung und Geringschätzung gegen die von Christo eingesetzten Heilsmittel seyn. Nichts ist uns nothwendiger, als ein guter Tod, denn von diesem Augenblicke hängt die glückselige, oder un¬ glückselige Ewigkeit ab. Das ordentliche Hülfsmittel die Gnade eines guten Todes zu erlangen, ist das Sakrament der letzten Oelung. Aus allem dem fol¬ get, daß man sehr sträflich seyn würde, wenn man sich —. ( ! 6! ) —- sich dieses Sakrament in einer gefährlichen Krank¬ heit zu empfangen weigerte, oder es zu begehren »erabsäumete. Kindern, die noch den Gebrauch der Vernunft nicht haben, wird dieses Sakrament nicht gereicht, doch wenn sie Niesen erlangt haben, so kann und muß es ihnen ertheilet werden, wenn sie auch nicht gebeichtet und kommuniziret haben. Den Eltern liegt dießfalls die strengste Pflicht ob, dem Pfarrer die Anzeige zu machen, wenn sie gefährlich kranke Kin- der haben, damit sie sich keine Verantwortung auf den Hals laden, ,wenn sie z. B. ein Kind von sie¬ ben, oder mehrern Jahren aus einer sträflichen Schuld ohne die letzte Oelung sterben lassen. Bey Ansspendung des heiligen Sakramentes der letzten Selung kommen verschiedene von der Kirche vorgeschriebcne Zeremonien vor, welche ich zu eu¬ rem Unterrichte sowohl, als zu eurer Erbauung noch erklären will. Der Seelsorger, indem er kömmt, dem Kran¬ ken dieses Hcilsmittcl zu reichen, spricht, wenn er in das Wohnzimmer des Kranken hineintritt: „Der Friede scy mit diesem Hause und allen denen, die darinnen wohnen." Dieses thut er nach dem Befehle Jcsn Christi, den er seinen Aposteln gab, als er zu ihnen sagte: Wenn ihr in ein Haus kommet, st» sprechet zuerst, Friede sey mit diesem Hause." Luk. r o, F. Der Kranke wird dadurch belehret, daß er sich vor der Ankunft und Gegenwart des Seelsor¬ gers nicht fürchten soll, indem er im Frieden zu ihm kömmt, und ihm Trost bringt. Durch den Friedens- wünsch des Priesters soll sich der Kranke sowohl, ErMr.d.Ratechjsm.lv.Lhl, L ass — ( Ii>2 - — ms dre übrigen Hausgenosse» erinnern, daß, wenn unter ihnen eine Feindschaft vorwaltet, sie sich diese letzten Augenblicke zu Nutzen machen, und sich mit einander aussöhnen sollen. Der Seelsorger bespritzet den Kranken , und die Umstehenden mit geweihtem Wasser, wobcy er aus dem fünfzigsten Psalmen Davids diese Worte bethet: Besprenge mich o Herr, mit Jsopen, damit ich reim werde, wasche mich, damit ich weißer werde, dann der Schnee. Dadurch ' wird der Kranke erin¬ nert , mit welcher Reinigkeit der Seele er dieses Sa¬ krament empfangen soll, und daß, wenn feine Seele nicht rein von Sünden ist, er sie durch die Able¬ gung einer aufrichtigen Beicht reinigen soll. Der Seelforger bethet unter der Beantwortung derer, die bey dieser heiligen Handlung gegenwär¬ tig sind, nebst einigen andern Gebethern die Litaney. Dadurch rufet er im Namen der Kirche durch die Fürbitte aller Heiligen Gott an, damit er -em Kran¬ ken die nöthige Hülfe verleihen wolle. Nach verrichteter Litaney tritt der Seelsorger vor das Bett des Kranken, machet anfänglich das heilige Kreutz über ihn, um ihn zu erinnern, daß das Kreutz Jesu Christi der Schild fey, womit er sich bedecken soll, und daß er mit diesem Schilde bedecket, sich in dem Todeskampfe nicht fürchten soll. Er leget sodann dem Kranken die Hand auf das Haupt, und rufet alle heiligen Engel, Erzengel, Patriarchen, Propheten, Apostel, Märtyrer, Beich¬ tiger, Jungfrauen, und insgcsammt alle Heiligen über ihn an, damit er gegen die Macht des Teufels .hinführo geschüßet seyn möge. Her- — ( r6Z ) — Hernach fängt er sogleich an, den Kranken mit dem heiligen Äel an beyden Augen, Ähren, an der Rase, dem Munde, an Händen und Füssen zu sal¬ ben. Diese Salbung wird an den besagten äußerli¬ chen Sinnen des Kranken verrichtet, weil die Sün¬ de gemeiniglich mit und durch die Sinne begangen wird. Bey einer jeden Salbung eines jeden Sinnes werden von dem Priester diese Worte gebethet: „Durch diese heilige Salbung, und durch seine gütigste Erbarmung wolle dir der Herr alles erlassen, was du mit den Augen, Ähren, durch den Geruch, durch den Geschmack und mit Reden, durch das Ge¬ fühl , und durch Gehen gcsündiget hast." Nachdem der Priester noch einiges Gebeth ver¬ richtet hat, wodurch er Gott bittet, damit er den Kranken dieses Heilsmittel am Leibe sowohl, als an der Seele wolle empfinden lassen, so machet er mit einem Kruzifix das Kreutz über ihn, und gibt ihm dasselbe zu küssen, um ihn dadurch aufzumuntern, daß er sein ganzes Vertrauen auf dir unendlichen Verdienste seines am Kreutze gestorbenen Heylandes setzen soll. Lehre n. Ich beschließe, meine geliebten Pfarrkinder, diese Abhandlung mit einem sehr wichtigen Lehrstücke, welches darinnen besteht, wie ein Christ seine Krank¬ heit annehmen, und aus welchem Gesichtspunkte er sic zu betrachten habe. Die Krankheiten sind allemal eine Wirkung der göttlichen Barmherzigkeit. Sie sind zwar Züchtigung L « gen. — ( räch )— gen - aber Züchtigungen nicht eines unerbittliche» Richters, sondern eines zärtlichen Vaters, welcher «ns schlägt, weil er uns lieb hat, und der uns bloß darum straft, nm uns, indem er uns bessert, glück¬ lich zn machen. Eben durch unsere Krankheiten gibt uns die Barmherzigkeit Gottes Gelegenheit an die Hand ei¬ ne Menge von unser» Fehlern abzubüssen. Welch ei¬ nen Gebrauch machen wir wohl öfters von unserer Gesundheit? Sie wird uns gefchenket, nm Gott zu dienen, und an unserm Heil zu arbeiten; aber wie viele Stunden unserer gesunden Tage wenden wir nbel an, müssen wir also nicht Gott als unsern Va¬ ter erkennen, wenn er uns in der Krankheit das Mittel an die Hand gibt, unsere Fehler abzubüssen. Die Krankheiten machen uns auf eine ganz be¬ sondere Weise unserm leidenden Heylande ähnlich ; und da wir dem leidenden Heplande ähnlich werden, werden wir auch mit ihm durch die Lheilnehmung, und Vereinigung mit seinem Leiden aufs innigste vereiniget. Diesem zu Folge ist cs für jeden Christen Pflicht, die Krankheit und ihre Folgen mit vollkommener Un¬ terwerfung gegen die Anordnung Gottes voll auf¬ richtigster Erkenntlichkeit anzunehmen, sie als eine Heimsuchung anzufehen, die ihm Gott in der Fülle seiner Barmherzigkeit schenket. Der kranke Christ soll seine Augen auf Jefum Christum wenden, der für ihn litt, und amKreuße starb. Er sott ihn bitten, daß, da er ihn so glücklich macht, mit ihm die Schmerzen seines Leidens zn tragen, er ihm doch auch den Geist der Ergebung, der — ( i6§ ) — der Buße, der Geduld, der Gelassenheit und des sanften Friedens verleihe, womit er seine Schmers zen trug. Er soll sich Muhe geben, sich, so viel ihm die Krankheit zuläßt, mit Gott zu beschäftigen, öf¬ ters Glaub, Hoffnung, und Liebe zu erwecken, sein Herz durch kurze, aber eifrige Schußgebethe von Zeit zu Zeit zu erheben. Ein Kranker kann kei¬ ne lange Gcbethe aushalkcn, und das Gebeth des Kranken ist überhaupt eigentlich die Geduld, aber doch darf er nicht unterlassen, sein Herz öfters zu Gott zu erheben. Es ist sehr gut, wenn sich der Kranke bisweilen etwas weniges aus einem guten Buche vorlesen läßt, damit er an Gott erinnert wer¬ de, und heilsame Gedanken fasse. Dem Kranken ist es zwar nicht verbothen, die Gesundheit zu wünschen, und Gott darum zu bitte», er muß sich aber darüber nicht beunruhigen, nicht ängstigen. Die erste Pflicht, die uns in der Krank¬ heit obliegt, und die wir uns angelegen scpn lassen müssen, ist, von der Krankheit, die uns Gott zu- schickt, einen garen Gebrauch zu machen, und wir dürfen die Gesundheit in keiner andern Absicht be¬ gehren, als wenn cs Gott gefällig ist, uns dieselbe wieder zu schenken. Schenketuns Gott, nachdem er uns eine Zeit¬ lang hat krank seyn lassen, die Gesundheit wieder, so muß man ihm danken, sich entschließen, seine Gesundheit gut anznwcnden, und sich selbst dasje¬ nige sagen, was Christus zu jenem Kranken in dem Evangelium sprach: „Sieh, du bist gesund worben, sündige hinfort nimmermehr, damit dir nicht etwas schlimmeres wiederfahre." Joh.L, 14. Amen. LZ Zwölftt ( r66 j ! Zwölfte Abhandlung. §. 6. Von dem Sakramente der Priesterweihe. Die Priesterweihe, welche das sechste von den hei. liqen Sakramenten «st, ist der Gegenstand der heuti¬ gen Abhandlung. Eine Materie, welche, ob sie gleich euch nicht anzugehen scheint, dennoch abge¬ handelt zu werden verdienet, um euch einen würdi¬ gen Begriff von dem Priesterthume beyzubringea. Was ist das Sakrament der Weihe überhaupt? DaS Sakrament der weihe überhaupt ist ein Sakrament, wodurch denen, welche sich dem Dienste der Lirche widmen, eine geistliche Ge¬ walt, und besondere Gnade verliehen wird, gewisse Rirchenämter zur Ehre Gottes, und zum Heile der Seelen recht und heilig zu ver¬ richten. Was ist das Sakrament der Priesterweihe insbesondere? Das Sakrament der Priesterweihe insbesondere ist ein Sakrament, durch welches denen, die zu Priestern gewcihet werden, die Gewalt so¬ wohl in den wahren Eeib Jesu Christi, als auch in den geistlichen, welcher die Gläubi¬ gen sind, gegeben wird. Nach —- ( 167 ) —- Nach der von Jesu Christo selbst festgesetzte« Srdnung, und gemachten Einrichtung darf nicht je¬ dermann die heiligen und göttlichen Aemter der Kir¬ che verrichten, sondern es müssen besonders dazu verordnete, bestimmte, ausgestellte, uud eingeweihte Menschen seyu. Man heißt solche Menschen Priester, Wer sich anmaffet, sich in die Kirchenämter einzu¬ dringen, und dieselben ohne den ordentlichen Beruf, ohne dazu aufgestellet, und eingeweihek zu sepn, zu verwalten , der ist kein Hirt der Heerde Jesu Chri¬ sti, sondern ein Dieb, ein Mörder, der würget und verwüstet, er ist nicht ein Diener Christi, und Aus¬ spender der heiligen Geheimnisse Gottes, sondern ein gottloser Betrüger, und Religionsschänder. Die Handlung, vermittelst welcher man zum Priester geweihet wird, nennet man Priesterweihe, sie ist eine der heiligsten Handlungen der Religion, ein wahres von Jesu Christo eingesetztes Sakrament, dafür müssen wir sie nach der Lehre der Kirche hal¬ ten. Das äußerliche Zeichen, das wir bey dieser Handlung mit unsern Sinnen wahrnehmen, besteht in der von gewissen Gebethern begleitete» Auflegung der bischöflichen Hände über den, der zum Priester geweihet wird. Mit dieser Auflegung der Hände des Bischofes ist nach dem höchsten Willen Gottes die Gnade verknüpfet, und eine besondere Gewalt. die den Priestern mitgetheilet wird. L4 Worrrm — ( 168 -) — Wokittn besteht diese Gewalt der Priesterweihe? Diese Gewalt der Priesterweihe besteht darinn, daß i. die Priester Brod und wein in den wahren Leib und in das wahre Blut nnserü Herrn Jesu (shristi verwandeln, nnd densel¬ ben dem himmlischen Vater aufopsern können. 2. Daß sie den Gläubigen die Sünden Nachlaß- ' sen oder Vorbehalten können. Was wirket die Priesterweihe? Die Priesterweihe wirket i. nebst der heiligma« chendenGnade auch die besondere Gnade , wo¬ durch die geweihten Personen fähig und ge¬ schickt gemacht werden, ihre Rirchendienste recht zu verrichten, und die Sakramente ge¬ bührend zu verwalten. 2. Sie drückt ein un¬ auslöschliches! Merkmal der Seele der Geweih¬ ten ein, wodurch sie von andern Gläubigen unterschieden, und zum Dienste Gottes eigen- thümlich gewidmet werden, deßwegen kann man die Priesterweihe nicht öfters als einmal empfangen. Lehren. Wenn wir, meine geliebten Pfarrkinder, die Macht, welche Gott den Priestern seiner Kirche ver¬ liehen hat, und die großen Vortheile, die wir durch ihren Dienst erhalten, betrachten, so haben wir Ursache Gott zu danken, der zu unserm Beßtcn ihnen solche Gewalt verliehen hat. Die Priester segnen Brod — s 169 ) —— Brod und Wein, und diese natürliche 5dahrung des Leibs wird durch ihren Segen eine geistliche Speise unserer Seelen. Sie sprechen uns von Sünden lost, und wir werden auch im Himmel davon losgespro« chen. Sie waschen unsere Leiber in dem heiligen Taufbrnnnen, und unsere Seelen werden dadurch von aller Ungerechtigkeit gcreiniget. Sie salben uns auf unserem Krankenbette mit dem heiligen Del, und wir bekommen dadurch au der Seele und oft auch an dem Leibe Hülfe. Sie segnen die nenangchen- den Eheleute, und Golt gibt seine Bcncdeihung über sie herab. Was anders sollen wir in Betrachtung dessen thun, als Golt loben und preisen, daß er uns solche Lenke, die wir Priester nennen, gegeben hat. Verdienen aber nicht Leute, welche in Ansehung unser ein so heiliges und fürrreffliches Amt versehen, unsere ganze HochschäHung, freplich wohl, und eben dieß ist, was uns der heilige Paulus anbefiehlt, wenn er schreibt: "Die Priester soll man doppelter Ehre würdig halten.,, i.Tim.F, 17. Es ist selbst Befehl Gottes. daß man die Priester in Ehren hal¬ ten soll, so strenger Befehl, daß er die Verachtung, die man ihnen anthut, ehen so aufnimmt, als wenn man sic ihm selbst anthate , denn er hat gesagt: "Wer euch verachtet, der verachtet mich. „ Luk. 10, 16. Niemals war ein so rohes uüd ungesittetes Volk auf dem Erdboden, das nicht seine Priester in Ehren behalten hatte. Selbst die Heyden haben ihren Prie¬ stern eine ausnehmende Ehre erwiesen, die Aethioper und Perser nähme» keinen König an , der nicht zu» L L gleich — ( ) — gleich Priester war. Die Aegypker ehreten ihre Prie¬ ster so hoch > daß sie ihre wichtigsten Streithandel von ihncü entscheiden ließen. Ben den Romern war das Priesterthum in einem solchen Ansehen, daß sie nur Leute damit beehreten, die vorhin schon in de» ansehnlichsten Aemtern, eines Bürgermeisters, ei¬ nes oberste» Feldherrn, oder in sonst großes Ehren¬ stellen gestanden waren. So sehr ehrte das Heyden- Ihum seine Priester und Gößeiipfassen. Lasset uns nun auf die Priester des jüdischen Vol¬ kes kommen. Ihr Ansehen hatte nicht großer seyn können, sie wurden zu den ersten Ehrenämter» ge¬ zogen , sogar war die Strafe des Todes daraufge- setzet, wenn einer die Priester entehrte. Deut. 17, i». Was für eine Ehre und Hochachtung müßen denn nun nicht die Priester der wahren Kirche Chri¬ sti verdienen, deren Verrichtungen weit heiliger sind, als jene der Priester des alten Bundes , sie sind die Gesandten Gottes, die täglich vor dem Throne des Herrn stehen, die jenes große Opfer der heiligen Messe verrichten, sie sind die Verwalter der größten, heiligsten, und ehrwürdigsten Geheimnisse, die Je¬ sus Christus in seiner Kirche hinterlassen, sie sind die Mitarbeiter Gottes an dem Heil unserer Seelen. Wenn sich gleich die Priester nicht allemal und durchgehends so aufführen, wie es ihr hoher Stand fodcrt, so sollen wir sie doch ihres Amtes wegen eh¬ ren, gleichwie wir unsere Eltern und Vorgesetzten ehren müssen, ob sie gleich schlimm und böse sind. Lasset uns demnach , meine geliebten Pfarrkin¬ der, die Priester auf eine ihrem Stande gebührende Art in Ehren halten, die vielfältigen Wohlkhaken, die die wir durch ihren Dievst von Gott erhalten, dank¬ bar erkennen, und Gott eifrig bitten, daß er seiner Kirche beständig Längliche, fromme, und würdige Priester bescheren möge. Amen.. Dreizehnte Ab h and lung. §- 7- Von dem Sakramente der Ehe. Die-Ehe, welche das letzte von den sieben heiligen Sakramente« ist, ist der Gegenstand der heutigen Abhandlung. Eine Materie, welche in vielfältiger Betrachtung von der größten Wichtigkeit ist. Was ist da- Sakrament der Ehe? Das Sakrament der Ehe ist eine unauflösliche Verbindung, durch welche zwo ledige christ¬ liche Personen Wann und Weib sich ordentli¬ cher weise zusammen verheurathen, dazu ih¬ nen Gott durch dieses Sakrament die Gnade gibt, daß fie in ihrem ehlichen Stande bis in den Tod gottselig verharren, und ihre Lin¬ der christlich auferziehen. Die Ehe ist an und für sich ein Vertrag, wo¬ durch zwo ledige Personen Mann und Weib sich ge¬ geneinander verbinden, gesellschaftlich mit einander zn leben, nm Kinder zu erzeugen und dieselbe» zu erziehen. Gott — < 1/2 ) — Gott selbst, der Urheber der Natur, hat dm Ehestand gleich bep Erschaffung der ersten Mensche», des Adams und der Eva eingesetzet, noch eh, als sie die Sünde begangen hatten. Mopses erzählet uns dieses in seinem ersten Buche also: "Gott der Herr sprach nachdem er den Adam erschaffen hatte, es ist nicht gut, daß der Mensch allein sey. Lasset uns ihm eine Gchülfe machen, die ihm gleich ist , (das ist, ein vernünftiger Mensch, wie er.) Aber cs fand sich für den Adam keine Gehülst», dieihm gleich wa- - re, Derohalben sendete Gott einen tiefen Schlaf auf den Adam, und als er entschlafen war, nahm er eine von seinen Ribbcn, und bauete aus der Ribbe, die er von Adam genommen hatte, ein Weib, und führeke sie zu Adam, Gott segnete sie und sprach: Wachset, und vermehret euch, und bevölkert die Erde. Und Adam, als er das Weib sah , sprach: das ist nun Bein von meinen Beinen, und Fleisch von meinem Fleische , diese wird Männin heißen, dieweil sie vom Manne genommen ist, und deswil¬ len wird der Mensch Vater und Mutter verlassen, und seinem Weibe anhäugcn, und werden zwep in rinem Fleische scyn.„ Jesus Christus hat den Ehestand zur Würde und Hoheit eines Sakramentes erhoben. Dieses ist die Lehre der unfehlbaren Kirche, welche die Ehe der Christen von den Zeiten der Apostel her immer für ein wahres von Jesu Christo eingesetztes Sakrament des neuen Bundes hielt. Wir ) — Wie nennet der Apostel Paulus dieses Sakra¬ ment ? Der Apostel Paulus nennet dieses Sakrament ein grosses Sakrament in Christo und in der Rirche, weil eü die geistlicheVereinigungChri¬ sti mit seiner Rirche vorftellet. Wozu ist der Ehestand eiugesetzet? Der Ehestand ist eingesetzet. i. zur Fortpflan¬ zung des menschlichen Geschlechtes. 2. zur ge¬ meinschaftlichen und wechselweise» Hülfe der Verehlichten. z. zum Mittel wider die unor¬ dentliche Begierlichkeit des Fleisches. Die Bevölkerung der Welt, und die Fortpflan¬ zung des menschlichen Geschlechtes ist die Hauptab¬ sicht , wegen welcher Gott den Ehestand eingesehct hat. Diese Absicht gibt er dem Adam und der Eva , dem ersten Ehepaare mit ausdrücklichen Worten zu erkennen, indem er zu ihnen spricht: "Wachset und vermehret euch, und bevölkert die Erde. „ Genes I, 28« Der Ehestand ist auch deswegen eingeseßet, da¬ mit die Vcrehlichtcn von einander eine gemeinschaft¬ liche und wechselweise Hülfe geniessen , das ist: da¬ mit sie in ihren Geschäften von einander Beystand, und Hülfe in ihren häuslichen Sorgen haben. Die¬ se Äbstchtgibt uns Gott za erkennen, wenn er spricht: " Lasset uns dem Menschen eine Gehülfln geben. „ Genes, s, r8> Auch l '74 ) Auch ist der Eheflaltd eingeseHet, damit die Men¬ schen ein erlaubtes Mittel gegen die unordentliche Begierlichkeit des Fleisches hatten. Daher» schreibt der heilige Paulus: "Um der Hnrerey willen (das heißt, damit man nicht in die Hurerey. und ande¬ re schändliche Lüster falle) soll einjeglicher Mann sein Weib, und ei» jegliches Weib seinen Mavu haben.,, r. Kor. 7, 2. Ist der Ehestand nothwendig? Der Ehestand ist überhaupt zur Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes nothwendig, nicht aber für /eden Menschen insbesondere, denn der ledige Stand ist für einzelne Perso¬ nen vollkommener. Die Ehe ist nöthig, damit das menschliche Ge¬ schlecht fortgepflanzet, die Erde mit vernünftigen Bewohnern, die Kirche mit vernünftigen Anbcthern Gottes, und die Staaten mit arbeitsamen Menschen bevölkert werden, welches ohne ordentlichen Ehestand nicht würde geschehen können. Ist aber gleich die Ehe dem menschlichen Ge¬ schlechte , der Kirche, und den Staaten nothwen- dig, so ist doch Niemand insbesondere verbunden zu heurathen. Die Worte Gottes : "Wachset und ver¬ mehret euch," zeigen nur die Absicht an, wozu der Ehestand eingesetzet ist, sie enthalten aber keinen alle und sede zum Heurathen verbindenden Befehl. Sic waren Befehl für den Adam und Eva, nicht aber für alle und jede seine Nachkömmlinge. Es ist sogar oer ledige Stand für einzelne Personen vollkomme¬ ner. — < «er , wann er so , wie sichs gebührt , züchtig und ehrbar gehalten wird. Dieses erhellet aus dem. was der heilige Paulus schreibt: "Wer seine Jungfrau verheurathet, der thut wohl, wer sie aber nicht ver- heurathet, der thut besser, r. Kor. 7, Z§. Dabey ist aber wohl zu bemerken, daß dasjeni¬ ge, was hier des Apostel sagt, nichtbefehlweise, sondern nur rathweise gesagt sey. Dieser Apostel er¬ kläret sich selbsten darüber, indem er an dem nemli- chen Orte sagt, daß er von Gott keinen Befehl ha¬ be, die Jungfrauschaft zu befehlen, sondern er rach sie nur an. "Von den Jungfrauen, schreib ter, habe ich kein Geboth des Herrn, ich gebe aber einen Rath.,, i.Kor. 7, sz. Ja dieser Apostel befiehlt sogar in gewissen. Umständen sich zu verhcurathen, denn er schreibt an der nemlichcn Stelle: "Ich aber sägedcrr Ledigen und Wittwen, wenn sie sich nicht enthalten, so sollen sie zur Ehe schreiten, denn es ist befferheu- rathen, als Brunst leiden. Zum ledig bleiben gehört schon ein besonderer Beruf, den nur wenige haben, nnd der sehr genau geprüft werden muß. Es gehört die Gabe der Ent¬ haltsamkeit dazu, welches Glück nicht viele haben. Sie Lage, die Beschaffenheit, die Umstände, die Geschäfte, die Handthierung der mehresten MenschrU bringen es mit sich , daß sie sich verehlichen, und wenige sind dazu beruffen, daß sic ledig bleiben sol¬ len. Bey Leuten, die sich mit der Landwirthschafk abgeben, kann man als eine allgemeine Regel fest- setzen, daß sie sich verehelichen sollen , indem eine Landwirthschaft ohne Hausmutter, oder ohne den Stand der Ehe nicht lang gut thut- Was — ( ) — Wss wirket das Sakrament der Ehe? Das Sakrament der Ehe wirket nebst der "Vers mehrung der heistgmachenden Gnade diese be¬ sondere : i. Daß die Eheleute fromm mit ein¬ ander bis in den Tod leben. 2. Daß sie ihre Rinder in der Furcht Gottes erziehen. Dir Wirkungen, die der Gnade des Sakraments der Ehe angchefket sind, sind sehr groß und fürtreff- lich, und verdienen von allen, die in diesem Stan¬ de leben, oder denselben anzutreten gedenken, über¬ leget zu werden. Vor allem verleihet Gott durch die¬ ses Sakrament denen die cs würdig , und mit der gehörigenDorbereitung empfangen, die Vermehrung her hciligmachenden Gnade, dergestalten, daß sic dadurch wahrhaftig heiliger und gerechter werden. Die besondere diesem Sakramente eigene Wir¬ kung besteht i. in der Gnade, welche die Eheleute von Gott empfangen, ohngeachtet -er großen Be¬ schwerlichkeiten, die mit diesem Stande verbunden sind, fromm und gottselig mit einander zu leben, und den Himmel zu verdienen. 2. In der Gnade, ihre Kinder christlich zu erziehen. Lasset mich dieses zu eurem Unterrichte in sein Licht setzen. Grosser Gott! wir viele Beschwerlichkeiten trist man nicht in dem Ehestand an, ohne daß man sie vorsehen kann, man verbindet sich, ohne zu wissen, mit wem, man lernet den Sinn, das Naturell, die Neigungen und Eigenschaften einer Person, mit der man lebenslänglich leben, und umLehen soll, nicht eh kennen, als bis man sich mit ihr wirklich verbun¬ den hat, und ihrer nicht mehr los werden kann. Leute < 177) Leute, die einander zu Heurachen gedenken, sind ost von der Leidenschaft einer narrischen Liebe verblen¬ det , welche sic hindert, daß kein Thcil des andern Fehler erkennet. Erst, nachdem sie bepsammcn sind, und wo die narrische Liebe ein wenig ausgetvbethak, gehen ihnen die Augen auf, da sieht ein Thcil des andern Fehler, die einen gegenseitigen Abscheu ver¬ ursachen , man sicht, daß man sich in der Wahl betro¬ gen, man bereuet seinen Fehler. Daraus entstehen aber gegenseitige Abneigungen,Unzufriedenheit,Haß, dahcro kommen die beständigen Klagen, die man ge¬ geneinander führet, schändliche Vorwürfe, die man einander machet, Murren, Zankercy, Bekümmcr- niß und Verzweiflung, dahcro so viele Unordnun¬ gen , die der Vernunft und den Gesetzen der Reli¬ gion zuwider sind, dahcro die Quelle so vieler La¬ ster, die in das ewige Verderben stürzen. Nun ist es aber das Werk der Gnade, die diesem Sakra¬ mente eigen ist , die Eheleute gegen alles dieses zu bewahren. Diese Gnade wird , wenn sie derselben getreu sind, unter ihnen eine ehrerbiethige Liebe er¬ halten, die ohngeachket des vertranten Umganges niemals zur Verachtung führen wird, eine dienstfer¬ tige und nachgebende Liebe, die bey den Schwach¬ heiten Nitleiden trägt, welche die Herzen vereini¬ get, und bep verschiedenen Neigungen eine vollkom¬ mene Uebereinstimmung der Gesinnungen erhalt, ei¬ ne beständige und dauerhafte Liebe, die allem vcr- drüslichen Wesen, den Bitterkeiten, der Abneigung zuvvrkvmmt, eine christliche Liebe, vermöge wel¬ cher ein Thcil des andern Besserung suchen, und ein Theil des andern Heiligung sepn wird, Erklär, h, Ratechift». IV, Thl, M Dis — ( -78 ) — Die andere dem Sakramente der Ehe eigene Wirkung besteht in der Gnade die Kinder christlich zu erziehen. Darinnen besteht die wesentlichste Pflicht der Eheleute, daß sie ihren Kindern eine christliche Erziehung geben , daß sie dieselben zu Gott führen v.ad in der Furcht Gottes erhalten. Eine Pflicht, zu deren genauen Erfüllung man einen besondern Bey-- stand des Himmels vonnöthen hat, und welcher diesem Sakramente angeheftet ist. Lehren- Das Lehrstück, womit ich diese Abhandlung be¬ schließe, besteht darinnen , daß diejenigen, welche sich in dem Ehestände befinden, niemals unterlassen sollen, mir den Gnaden, die sie vermittelst dieses Sakramentes empfangen haben, mitzuwirken, und sich unaufhörlich bemühen sollen sich dieselben zn Nu¬ tzen zu machen. Denn woher kömmt es, daß es manchen aus euch so schwer fällt, einander zu er¬ tragen , woher kömmt es, daß manche aus euch in einem so unglückseligen Ehestände leben, der der Hölle gleich ist. Es rühret daher, weil sie die Gna¬ de dieses Sakramentes außer Acht lassen und diesel¬ be vernachlaßigen. Würden sie dieser Gnade Mit¬ wirken, so würde dieselbe ihnen ihre Last erleichtern, sic würde nicht ermangeln, ihnen in der Roth zu Hülfe zu kommen, und es bev ihnen gewiß dahin bringen, daß sie ihre Beschwerlichkeiten als Christen ertragen, sich dadurch heiligen, und in dem Inner¬ sten ihrer Seele die Annehmlichkeiten eines heiligen Friedens genießen. Amen. Vier- " ( r/9 ) vierZehrrte 2lbhandlung. was diejenigen z» thun Haden, welche in den Ehestand treten. Ach habe euch, meine geliebten Pfarrkinder , in der letzten Abhandlung unterrichtet, was das Sakra¬ ment der Ehe sey, und worinnen dessen Wirkungen hestehen. Heute will ich euch unterrichten, ums die Kirche von Personen, die in diesen Stand treten, erfodere. Ich bitte euch, mich mit Geduld und Auf« merksamkeit anzuhören. Was fodert dis Kirchs von Personen, welche in den Ehestand treten? Die Rirchs fordert von Personen, welche in den Ehestand treten: i. Dass Zwischen ihnen kein Hinderniß se^ 2. Daß sie aus solchen Absich¬ ten welche der Einsetzung gemäß find , in die¬ sen Stand treten, z. Daß sie auch in der Furcht Gottes mit einem reinen Gewissen sich in diesen Stand begeben, und deßwegen zu¬ vor zu der heiligen Beicht und Rommunion gehen. Es ist zu wissen, daß es gewisse Hindernisse ge¬ be, welche von der rechtmäßig gesetzgebenden Macht aus wichtigen Ursachen und zum allgemeinen Beßren sind ftstgesetzet worden, und welche machen, daß zwischen Personen, bey denen sich solche Hindernisse einfinden, kein gültiger Eheverlrag bestehen kaum Nach M s ( iZo ) Rach allerhöchsten ur- l er m 16tenJannek r 78Z. er* lassenem Ehepatent sind folgende Hindernisse. "Minderjährige sind zur Schließung eines Eher Vertrags nicht fähig, wenn sie nicht ihres Ehelcib- lichen Vaters, oder in dessen Ermanglung des Gro߬ vaters väterlicher Seite Einwilligung darüber eingc- holet haben. §. Z. Wenn Vater oder Großvater ih¬ re Einwilligung versaget, so dürfen sich Kinder an die Gerichtsbehörde wenden. Z. 4. Wenn Vater oder Großvater väterlicher Seite gestorben sind, können die iniudcrjahrigcn Kinder ohne Einwilligung derje¬ nigen, unter deren Obsorge sie stehen, sich nicht vcr- rhlichen. In einem solchen Falle aber soll es an de; Einwilligung des Vormunds allein nicht genug seyn, sondern auch die gerichtliche Genchmhaltung angc- suchet werden. §. 8. Minderjährige Unterthemen der k. k. Landen können auch in fremden Ländern eine für diese Länder gültige Ehe nicht anders eingehen, als wenn die väterliche, großväterliche, vormund¬ schaftliche oder obervormundschaftliche Einwilligung dazu erhalten worden. Verordn, vom rs.Sept. i/8L. "Ehen zwischen einem k. k. Uuterthanen, der der christlichen Religion zugethan, und einem andern, der der christlichen Religion nicht zugethan ist, z.B. zwischen einem Christen, nnd einer Jüdin, sindnich- rig, und ungültig. §. 10.,, "Ein Mann, der bereits mit einem Weibe, oder eine Weibsperson, die bereits mit einem Man¬ ne verheurakhet ist, soll, so lauge diese Ehe besteht, nicht befugt jeyn, einezwepte Ehe einzugeheu. Wür¬ de eine solche zweytc Ehe dennoch geschlossen, so soll sie ungültig seyn. §. r 1.,, Bluts- s -8l ) '-Blutsverwandte sind unfähig sich untereinander zu verchüchcn. In der auf-und absteigenden Linie dauert diese Unfähigkeit fort und fort. So kann z. B. ein Ururururgroßvater keine von seinen Ururup- urenkelinnen heurathen, weil er mit ihnen in der geraden absteigenden Linie, obgleich schon im sechs¬ ten Grade blutsverwandt ist. Unter Scitenverwand- ten aber erstrecket sich diese Unfähigkeit nicht weiter, als zwischen Bruder und Schwester, dann zwischen Bruder und seines Bruders , oder seiner Schwester Tochter, glüchwie auch auf die Heurach zwischen Schwester, und ihres Bruders, oder ihrer Schwe¬ ster Sohn, und auf die Heurach zwischen Geschwi¬ sterkinder. §. IZ. „ "Diese Unfähigkeit zur Ehe zwischen erstgedach¬ ten Seitenverwandten besteht ohne Unterschied, nicht nur wen» die Brüder und Schwestern von einem Va¬ ter , oder von einer Mutter abstammen, sondernauch wenn sie bloß den Vater, oder bloß die Mutter ge¬ meinschaftlich haben, auch nicht allein, wenn die Verwandtschaft ans ehelicher, sondern auch, wenn sie aus unehelicher Erzeugung ihren Ursprung hat. §. r4- "Auch die Schwagerschaft, welche aus der voll¬ kommenen fleischlichen Vermischung zwoer Personen entspringt, machet die.Ehe unfähig. rz- „ Diese Vermischung mag hernach ehrlich oder un¬ ehrlich seyn. Diese Unfähigkeit erstrecket sich ebenfalls bis auf den zweyteu Grad, diesen mit eingefchloffen. Dem zu Folge kann ein Wittwer keine Weibsperson heurathen, die mit seiner gewesten Frau im ersten oder zweyten Grade verwandt ist, und eine Mitt- M A we — s l82 ) wekaun keine Mannsperson Heurath en, die mit ih¬ rem gewesten Manne in diesen Graden verwandt ist. Eben so, wer fich mit einem Weibsbilde vermischet hat, kann keine Bcfteundte von ihr im ersten und zweyten Grade henrathen. So darf auch ein Weibs¬ bild in diesen Graden keine Blutsfreunde von dem heurathen, dem sie sich vollkommen ergeben hatte. Wofern jedoch in einem besondcrn Falle sehr wichtige Ursachen vorhanden waren , welche eine Ehe zwischen Personen räthlich machen, deren Verwandt¬ schaft, oder Schwägerschaft die Verbindung hin¬ dert, dann muß der Fall allzeit vorlausig am aller¬ höchsten Orte angezeiget, und nur erst nach von da¬ her erhaltener Erlaubnis mag sich weiters darüber an das geistliche Gericht gewendet werden. §. i6. Die weiseste Absicht des Kaisers bey dieser Ver¬ ordnung ist diese, daß die vorhin so häufig crtheil- ten, und selbst auch geringen, und gemeinen Leuten gegebenen, und mit großen Unkosten verbundenen Di¬ spensationen, im ersten und zweyten Grade der Schwägerschaft und Verwandtschaft eiugeschränket werden sollen, und damit die kluge Verordnung des tridentinischen Kirchenrathcs handgehabt werde, wel¬ che befiehlt, daß in dergleichen nahen Graden nie¬ mals, als nur bey großen Fürsten, und wegen ei¬ ner solchen Ursache, wo das allgemeine Beßte daran gelegen ist, dispensirt werden soll. Es habendem zu Folge Seine Majestät der Kaiser vermöge eines un- term r y. Jul. erlassenen Hofdekrets gejammten Pfar¬ rern auftragen taffen, daß sie ihren Pfarrkindcrn begreiflich machen solle«, dass sie umsonst und ver¬ geblich um die allerhöchste Bewilligung anhalten., 'sich —» ( i8Z ) — sich rm ersten oder zweyten Grade der Schwagerschaft And Verwandtschaft dispenstren lassen zu dürfen , und sich also von fruchtlosen Vorstellungen und sträf¬ lichen Vergehungen, wozu sie durch den Jrrthum , daß sie dispcnsirt werden können, verleitet werden, enthalten sollen. Jene Verwandten, und verschwägerten Personen hingegen, welche zur Schließung der Ehe untersichin dem allerhöchsten Ehegesetze nicht für unfähig erklä¬ ret werden, das ist, jene, welche im dritten oder vierten Grade verschwägert oder verwandt sind, können sich lediglich hey ihrem Bischöfe dießfalls melden. §. 16. Ohne daß sich selbe auch bcy der politischen Landesstelle zu melden haben. Verord. vom 6.May 1783- Die bischöfliche Dispensazion in diesen dnrch das Ehepa¬ tent nicht verbothenen Graden, muß vermöge Vcr- vrd. vom 6. März 1783- allezeit ohne selbe jemals abzuschlagen, und unentgeltlich ertheilet werden. Derjenige, so eine Weibsperson gewaltthatiger Weise entführet, ist nicht befugt, mit derselben eine gültige Ehe zu schließen. Wenn jedoch die Weibs¬ person, nachdem sie sich wieder außer der Gewalt des Entführers befindet, denselben zu heurathen, einwilliget, so steht dieser Ehe nichts im Wege. §. 17. Ein Ehebrecher und eine Ehebrecherin sind un¬ fähig mit einander eine gültige Ehe zu schließen, wo- ferne der von ihnen begangene Ehebruch, vor der zwischen denselben geschloffenen Ehe, gerichtlich er¬ wiesen worden. §. i8. Nicht minder sind auch jene miteinander eine gültige Ehe einzugchen unfähig, die den ihrer Heu¬ rath im Wege stehenden Ehegatten des einen ThcilS M 4 ermor- ( ) ermordet haben, die Ermordung möge nun von ih¬ nen selbst, oder von einem andern durch ihre Ver¬ anlassung vollbracht, und entweder mit beyderseiti- ger Einwilligung, oder auch nur von einem Theile, ohne Wissen und Willen des andern Thcilcs verübet worden seyn. §. 19. Mililärpexsonen sind ohne eine, von ihren Regimentern, Korps, oder sonst von ihrer vorge¬ setzten Obrigkeit beygebrachten schriftlichen Erlaub- uiß, sich zu hcnrathen nicht fähig. §. 20. Auch köunen im K, K. Dienste stehende Militär¬ personen in fremden Landern eine für die K.K. Län¬ der gültige Ehe nicht anders eingehen, als wenn die Erlaubnis-des Regiments, Korps, oder dersel¬ ben vorgesetzten Obrigkeit dazu «hatten worden. Verord. vom 16. Sept. i?8L. Eben dieses ist auch von allen denen K. K. Un- terthanen zu verstehen, bey welchen die bishero be- rvähnten Hinderniße eintreten, dergestallen, daß sie außer Land eine für die K. Ä. Staaten gültige Ehe nicht schließen können. Verord. vom r 6. Sept. I7SL- Diejenigen, die ihrer Vernunft beraubet sind, können, wenn sie nicht heitere Zwischenstunden Ha¬ len, in welchen sie die Rechte, und Verbindlichkeit des Ehestandes einsehen, keine gültige Ehe schließen. Tauben, und Stummen hingegen, die ihre Einwil¬ ligung durch Zeichen ausdrückeu können, stehet zur Schließung der Ehe nichts im Wege. §. 24. Ungültig ist auch der Vertrag der Ehe, wenn in der Person, mit welcher die Ehe geschlossen worden, ein Jrrthum vorgeht, der daS Wesentliche des Kon¬ trakts, — ( tZF ) —- trakts-; oder auch eine Eigenschaft, welche die gan¬ ze Wesenheit der Person verändert, betrift sofern von der einen Seite die zur Ehe gegebene Einwilligung darauf ausdrücklich beschranket, von der andern Sei¬ te aber diese Eigenschaft betrüglicher Weise vorgege? den worden. §. 2F. Auch haftet ein Ehehinderniß ans dem Fall, da eine Weibsperson zur Zeit der cingcgangenen Ehe- Verbindung von einem Dritten wirklich schwanger feyn sollte, und dieser Umstand ihrem künftigen Ehe¬ mann keineswegs bewußt war, auch dieser, sobald als er von der vergangenen Schwangerschaft Be¬ weise gehabt, bey Behörde die Anzeige macht, und darthun kann, vorher keine Wissenschaft davon ge¬ habt zu haben. §. 26. Auch steht der Gültigkeit der Ehe entgegen, wenn die Einwilligung durch Furcht und Gewalt er¬ zwungen worden, woferne nur die Furcht zu dem Ende um die Einwilligung zur Ehe dadurch zu er¬ zwingen, eingejagt, auch so beschaffen war, daß eine Person, wie diese, welche diese Furcht unsichrer, derselben nicht hat widerstehen können. §. 27. Das Befugniß, eine aus Jrrthum oder Furcht eingegangene Ehe als ungültig anzufechten, steht bloß demjenigen zu, der in den Jrrthum versetzet, oder dem die Furcht eingejaget worden; wenn er aber nach entdecktem Jrrthume, oder null- vcrüber- gegangcner Furcht seine Einwilligung entweder ausdrücklich oder durch freywillig fortgesetzte eheliche Beywohnung erneuert hat, so wird er mit keiner Klage wider die geschloffene Ehe gehöret werden» 5. 28. Fändtz M § »c-«- 8 O'' Fände sich nach wirklich geschlossener Ehe, daß einer von den Eheleuten die wesentlichste Pflicht des Ehestandes, nämlich die ehrliche Beywvhnung, we¬ gen Unvermögenheit nichr erfüllen könnte , so bleibt dem dadurch benachtheiligten Gatten das Recht Vor¬ behalten, bey dem weltlichen Gerichte zu dem Ende Klage anzubringcn, damit die geschloffene Ehe für ungültig erkläret werde. §. Z7- Wäre eine Ehe wegen eines zwischen den Ehe¬ leute» vorhandenen Hindernißes ungültig, dieses aber den Partheyen unbekannt gewesen, so muß man dasselbe, in so weit eS möglich ist, allezeit in Ge¬ heim heben lassen. In denjenigen Fällen aber, wo die Partheyen das vorhandene Hinderniß gewußt , dennoch aber die Ehe geschloffen haben, sott nicht nur die Ehe ungültig seyn, sondern die Partheyen sind nach Verschiedenheit des Standes auch mit ei¬ nem dreyjahrigen Arreste und Arbeit, oder mit einer andern angemessenen Strafe zu belegen. §. 42. Da die Che nicht nur ein bloß bürgerlicher Ver¬ trag, sondern auch ein heiliges Sakrament ist, so hat inan nicht nur darauf zu sehen, daß man mit keinem Hinderniße bestrickt sey, welches der Gültig¬ keit des Vertrages im Wege stehe, sondern man muß sich auch auf eine solche Art in diesen Stand bege¬ ben, die sich für einen Christen schicket, und die der Heiligkeit des Sakramentes angemessen ist. Ich will sagen, man muß aus solchen Absichte , welche der Einsetzung gemäß sind, in diesen Staad treten, und sich in der Furcht Gottes mit einem reinen Gewissen darein begeben. Man — ( »L? ) — Man sott diesen Stand antreten, um das mensch¬ liche Geschlecht fortpflanzen zu helfen, um dieDoe- khcile des gesellschaftlichen Lebens zu gemeßen, um einen Gchölfen zu haben, welchen man für die Um¬ stande seines Standes, Gewerbes, seiner Haus¬ haltung für nöthig findet, oder um stch der Ge¬ fahr nicht auszuseHen, den Versuchungen des Flei¬ sches zu unterliegen, und in schändliche Laster zu fallen. Man sott diesen Stand in der Furcht Gottes mit einem reinen Gewissen antreten. Die Ehe ist keine bloß bürgerliche Gesellschaft, noch eine bloße Zere¬ monie der Religion, sondern ein Sakrament, das die Gnade Jesu Christi mittheilet, und welches ein- gesetzet ist die Seelen zu heiligen. Was fließet aber hieraus? Pflichten, auf welche man wohl Acht zu haben nicht unterlassen darf. Denn da der Ehestand rin Sakrament des neuen Bundes ist, so ist es al¬ so nicht erlaubt, ihn anders, als mit einem reinen und von aller schweren Sünde befreyten Gewisse» anzunehmeu. Wer diese Pflicht unterlaßt, der bege¬ het eine Sünde, eine schwere Sünde, weil er ein Sakrament entheiliget. Daher» verlangt die Kirche, daß diejenigen, die stch in diesen Stand begeben, vor ihrer Einseg¬ nung beichten, und das Sakrament deS AltarS em¬ pfangen sollen, um ihre Seelen von aller Sünde zu reinigen, und sich würdig bey dem Altäre eiuzufiu- den. In Ansehung der Beicht, weiche Brautleute nach der Vorschrift der Kirche vor ihrer Trauung ablegen sollen, ist zu merken, daß sie keineswegs verbun¬ den — ( 188 ) — -en sind, dieselbe ihrem eigenen Pfarrer abzulegen, sondern es ihnen frey stehe, sie abzulegen, wo sie wollen. Dem Pfarrer steht nur das Recht zu, den Begiaubigungsschein der von ihnen verrichteten Beicht zu fordern. Was muffen diejenigen thu», die irr den Ehestand treten? Diejenigen, welche in den Ehestand treten, müst fen sich die eheliche Treue nach vorhergegan- gener dreimaliger Verkündigung in Gegen¬ wart zweener Zeugen vor ihrem eigenen Pfar¬ rer versprechen, und sich einsegnen lassen. Personen, die sich entschlossen haben einander zu henrathen, müssen sich, nachdem sie die herr¬ schaftliche Erlaubniß sich verglichen zu dürfen, er¬ haltenhaben, ihrem Pfarrer darstellen, und ihn um die gesetzmäßige Verkündigung ersuchen. Vor der Verkündigung geht die Ansftagung vor¬ her, die der Pfarrer mit den HochzeikSleuten vor¬ nimmt. Diese Ausfragnug Heilet sich in drey Ge¬ genstände: r. Werden die Brautleute über die wich¬ tigsten Stücke, die ein jeder Mensch nothwendig wis¬ sen und glauben soll, befraget. 2. Wird untersu¬ chet, ob kein Hinderniß unter ihnen sey, welches sie unfähig machte, einander zu heurathen. Z. Wer¬ den ihnen die wesentlichsten Pflichten des Ehestandes erkläret, und sie ermahnet, sich zur Empfangnng die¬ ses Sakramentes wohl vorzubereiten. Was die Verkündigung der Brautleute betrift , gibt das allerhöchste Chepatent folgende Vorschrift, Jede ( r8h ) Zeds Che soll bevor sie geschlossen wird, in der Pfarrkirche der Brautleute an einem Sonntage, oder gebothenen Feiertage zur Zeit der Predigt, oder wenn sonst das Volk hinlänglich versammelt ist, öffentlich aufgebothen (verkündiget) und dieses Aufgeboth: (die Verkündigung) noch an zween folgenden Sonn¬ oder Feycrtagen wiederholet werden. §. zi. Gehören die Brautleute unter verschiedene Pfarr¬ bezirke, so soll die drcymalige Verkündigung in der Pfürr von bcyden geschehen , und hätte einer von den Brautleuten sich in seiner dermaligcn Pfarrey noch nicht durch sechs Wochen aufgehülten, so soll dir Verkündigung dazu noch in derjenigen Pfarrer- ge¬ schehen, unter welche er vorher gehört hat. §. Z2. Zn außerordentlichen Fällen jedoch, oder wo Gefahr auf dem Verzüge haftet, wird den Parkhep- en gestattet, um die Nachsicht der drepmaligen Ver¬ kündigung anzulangen, sie haben sich aber diesfalls immer an die weltliche Behörde zu wenden. §. ZZ. Diese weltliche Behörde ist vermöge einer unterm 7, Jul. i/sZ. über das Ehepatent erlassenen allerhöch¬ sten Erläuterung nicht Gcrichts-sondern die politische Behörde, welche auf dem Lande die Kreis und Ober¬ ämter sind. Die dreyrnalige Verkündigung der Brautleute ist eine so nokhwendige Sache, daß eine ohne die vor- geschriebcne Verkündigung, oder ohne eine dießfalls erhaltene Nachschung oder endlich ohne gesetzmäßige Erlaubniß geschloffene Ehe gänzlich ungültig und nichtig ist. §. Z4- Die dreymalige Verkündigung der Brautleute ist darum beföhle», damit ein jeder ein ihm etwa« be¬ kanntes 1. ) — künmes dreser Ehe iu Wege stehendes Hindernis Ge¬ hörig zu entdecken, Zeit gewinne. §. Zi. Ein jeder ist verbunden, wenn er weiß, daß unter Brautleu¬ ten ein noch nicht bekanntes Hindrrniß vorwalte , solches anzuzeigen, damit der Ungültigkeit der Ehe vsrgcbogcn werde. Hier ist zu erinnern , daß einem oder dem an¬ dern Theile der Brautleute» auch nach geschehener Verkündigung noch immer frey stehe, zmückzugehen, indem unser weisester Monarch in seiner allerhöchsten Verordnung vom August 1782. alle Ehcverspre- chen, das ist jene Verträge , wodurch eine Manns¬ und Weibsperson stch vorhinein gegen einander ver¬ bindlich machen, sie zu hevrathen, gänzlich aufge¬ hoben, und würde dennoch ein solches Eheverspre¬ chen cingegaugen, so soll dasselbe, es möge auf was immer für eine Art abgefasset, und mit was immer für Feyerlichkeiten versehen seyu, doch weder eine Verbindlichkeit zur künftigen Ehe nach sich ziehe», noch auch sonst die mindeste rechtliche Wirkung ha¬ ben. Um so weniger soll eine nach vorhergegangenem Eheversprechen geschehene Schwängerung, eine Ver¬ bindlichkeit zur künftigen Ehe begründen, sondern eine solche Schwängerung soll nicht anderst angese¬ hen werden, als jene, welche ohne ein vorheriges Eheversprechen geschehen ist. Die Trauungshandlnng ist ein so ausschließen- des Recht deS eigenthümlichen Pfarrers entweder des Bräutigams, oder der Braut, daß es als ein zur Gültigkeit der Ehe unumgängliches Bedingniß vvrgcschriebenist, daß die benderscitige Einwilligung zur Ehe in Gegenwart des Pfarrers deS einen oder deS —» 2YI ) —— des andern Theils geschehe. §. 29. Doch wird dem Pfarrer das Befugniß eingeräumt, daß er statt sei¬ ner eine» andern Priester bestellen möge, um in sei¬ nem Namen bey Schließung der Ehe gegenwärtig zu scyn. §. 29. Auch ist es ein zur Gültigkeit der Ehe wesentli¬ ches und unumgängliches Bedingniß, daß die bey- detseitige Einwilligung zur Ehe in Gegenwart und in Beyscynzweener Zeugen ausgedrückt werde. §. 29^ Lehre n. Den Schritt zu Ehebindnissen muß Man als ei¬ nes der wichtigsten Geschäfte ansehen, als ein Ge¬ schäft, wo es unumgänglich nvthwendig ist, Gott zu Ralhe zu ziehen , und ihn um seinen Beystand zu bitten. Von der glücklichen Wahl, die man dieß- falls trift, hangt alles ab , die Eintracht, die Zu¬ friedenheit, das Vergnügen, das Aufkommen und gar ost die Seligkeit selbst. Nun kann man aber bey dieser so gefährlichen Wahl nicht sicherer zu Werke gehen, als wenn man sie unter der Negierung und Anleitung Gottes oornimmt, dessen Vorsehung nicht ermangeln wird - uns zu jenem Gegenstand zu füh¬ ren , der sich für uns schicket. Bey dieser Wahl nur auf eine flüchtige Neigung, auf Schönheit, auf Reichthum, auf die Triebe ei¬ ner übel geordneten Liebe sehen , heißt sich der au- s genscheinlichsten Gefahr ansseßen, in feiner Mahl angeführt zu werden. Die Neigung für sich allein ist niemals ein sicherer Gewehrsmann, daß die Wahl glücklich — ; iA2 ) — glücklich ausfallen werde , die Neigung ist blind, weil sie fast durchgehends übertrieben ist, sie ist un¬ beständig , weil sie an eingebildeten Vorkheilen haf¬ tet, und bey dem ersten Misverguügen Fehler ent¬ decken wird, die sie in der ersten Hitze nicht sah. Nur auf den äußerlichen Glanz der Schönheit schauen heißt nicht vernünftig handeln. Bey einer solchen Wahl wird man sehr oft abscheulich hinter- gangen: "Ein schönes , und thörichtesWcib istwis eine Sau mit einem goldenen Ringe an dem Rüffel,, sagt Salomon in seinen Sprüchen. 7 K.22.V. Grosses Vermögen kann auch für sich allein die Ehe nicht glücklich machen. Man trift in den ärm¬ sten Hütten mehr vergnügte Ehen an, als in den Hausern der Reichen. Es kömmt bey dieser Wahl nicht wenig darauf an, baß man auf die Gleichheit des Standes, der Lebensart, der Neigungen, des Alters, hauptsäch¬ lich aber auf Rechtschaffenheit , auf wahre Tugend und Frömmigkeit sehe. Die Ungleichheit des Stan¬ des und der Neigungen ist eine reiche Quelle bitterer Vorwürfe, einer znspäten Rene, grober Verachtun¬ gen , wodurch die Ehe in die betrübteste Lage gese- tzct wird. Die Ungleichheit des Alters ist bey dem älteren Theile gar oft die Ursache, sich verachtet zu glauben , mistrauisch, eifersüchtig zu werden, und sich mit allerley Verdacht zu beunruhigen und zn mar¬ tern , bey dem jünger» Theile aber ist sie nicht selten die Ursache, in Ausschweifungen, in Untreue, und sogar in Ehebrüche zu fallen. Wo man aber auf Rechtschaffenheit, auf gründliche Tugend, auf wah¬ re reine Frömmigkeit sieht, da wird man am glück¬ lichsten — ( IYZ ) — lichsten wählen, weil Gott nicht ermangeln wird, eine solche Wahl zu segnen. Möchten doch alle, welche in den Ehestand zu treten gedenken, sich dasjenige tief zu Herzen neh¬ men, was der Geist Gottes sagt, und folglich un¬ trügliche Wahrheit ist. „Ein gutes Weib wkrd die Belohnung des Mannes für seine guten Werke seyn." Ekles. 26, Z. Ein frommes und christliches Leben wird Gott mit einer glücklichen und wohlgerathenen Ehe belohnen , da hingegen ein böses Leben gar oft die Ursache unglücklicher Ehen ist. Am allermeisten ist das böse Leben, welches Personen, die einander zu heurathen gedenken, oft lange Zeit vor ihrer Ver¬ ehelichung mit einandcr.führen, die Ursache böser Ehen. In der That, wie können solche Leute in ih¬ ren Ehen glücklich seyn, die durch ein unzüchtiges Leben sich Gott zum Feinde gemacht, Gott ist e§, von dem alle gute Gaben kommen, und ohne dessen Segen keine Ehe glücklich seyn kann, um diesen Se¬ gen muß man ihn bitten, und ihmdurch ein frommes Leben zu verdienen suchen. Amen. Hünfzehente Abhandlung. Von dm Pflichten des Ehestandes. Ach habe euch, meine geliebten Pfarrkiuder, noch nicht alles gesagt, was ihr in Betreff der wichtigen Materie von der Ehe zu wissen habet. Die heutige Abhandlung wird den ganzen,Unterricht, der euch davon nolhwcndig ist, vollenden, in welcher ich euch Ertzlar.d.Ratechisin.lv.Thl. N die die Wichten des Ehestandes vertragen werde. Von der genauen Erfüllung dieser Pflichten hängt die zeit¬ liche Glückseligkeit dieses Standes sowohl, als auch daü ewige Heil der Eheleute ab. Es ist demnach für euch eine höchst nothwendige Sache/ in diesen Pflich¬ ten gründlich unterrichtet zu werden. Weil ich aber weiß, wie vielem Anstöße mich diese Materie aussc- tzet , so nehme ich meine Zuflucht zu Gott, und bitte ihn, er wolle meinen Mund bewahren, und nicht znlaffen, daß meine Zunge ein Wdrt rede, welches die Bosheit der Welt misbrauchen könnte. Welche sind die Pflichten der Eheleute gegen einander? Die Pflichten der Eheleute gegen einander sind : - i. Daß sie frieösam und christlich mit einan¬ der leben. 2. Daß der Mann sein Pveib wie seinen eigenen Leib liebe, nähre, und schü¬ tze, das VOeib aber dem Manns in billigen Sachen gehorsam sey. z. Daß keines das an¬ dere in Trübsalen verlasse, sondern beyde treu bis in den Tod beyfammen bleiben. Die Pflichten des Ehestandes sind zum Theile beyden Eheleuten gemein; es gibt aber auch welche, die besonders dem Manne, und andere, die beson¬ ders dem Weibe obliegen. Beyder Eheleute gemeinschaftliche Pflichten sind hauptsächlich folgende: i. Eheleute sollen christlich mit einander leben, sie solle» einander zu allem Guten aufmuntern, ein Theil soll des andern Fehler, Sünden und Laster zu ver- — ( lyL ) -— verbessern suchen, sie sollen sich mit vereinigten Kraft teil bemühen, daß sie in ihrem Stande den Himmel verdienen mögen. Darinnen besteht, ihr christlichen Eheleute, die wesentlichste Pflicht, wenn ihr sic ver¬ nachlässiget, so versehlet ihr das Hauptziel und En¬ de, wegen welchem ihr auf der Welt, und in die¬ sem Stande euch befindet. Was würde es euch hel¬ fen, alles Vergnügen dieses Standes genossen zu haben, wenn ihr dermaleinst ewig unglückselig mit einander segn würdet, 2. Eheleute sollen fricdsam mit einander leben. Der Friede unter den Eheleuten machet den be¬ trächtlichsten Thcil des Ehestandes aus. Wo Friede ist, werden die Eheleute auch bep dem Abgänge der übrigen Bedürfnissen vergnügter und glückseliger seyn, als jene, denen bep dem größten Ueberfluße aller Güter der Friede abgeht: „Ein trockener Bissen mit Frieden ist besser, denn ein Haus voll Gefchlach- Les mit Hader." Spruch. Sal. 17, r. Wo Mann und Weib einig sind, da werden die Kinder wohl er¬ zogen, die Hausgenossen gut unterrichtet, Befreund- te erbaut, und erfreuet, und jedermann genießt den Geruch des guten BeyspieleS. Sind sie hingegen un¬ einig, so geht alles in Verwirrung darüber und dar¬ unter. Wo der Friede nicht ist, da ist däs lebhafte Bild der Hölle, da ist nichts als Abneigung, als Klagen, als Murren, als Bekümmerniss, alsVor- würfe, als grobe Begegnungen, als Verzweiflung, uild man thut weiter nichts , als dass man aus einer Hölle in eine andere, aus einer Hölle der Sünde und des Lasters, in eine Hölle der Straft und Züchki-- N s gung, — ( ry6 ) — Mig, aus der Hölle des Ehestandes, in die wahre Hölle der Teufel übergeht. Zur Erhaltung des ehelichen Friedens muß ein und der andere Theil etwas beytragen. Mann und Frau muffen einander genau kennen lernen, und ei¬ nes muß sich gegen das andere zu mäßigen und ein¬ zuhalten wissest, eines dem andern uachgcben, vie¬ les übersehen, dazu stillschwcigen. Hat der Mann an seinem Weibe, oder das Weib an ihrem Manne etwas zu erinnern, oder zu ahnden, so muß es mit Liebe, mit Bescheidenheit, mit Sanftmuth, nicht mit bittern Vorwürfen, nicht zur Unzeit geschehen. Hart auffallende Ausdrucke, schändliche Schimpf¬ namen, und dergleichen dienen zu nichts, als daß die Gemütherdadurch noch mehr aufgebracht und ver¬ bittert werden. Der Hansfriede wird durch eine gegenseitige Verwaltung der gemeinen Hausvbliegenheiten am beßten befördert. Wenn der Maun ein Grübler und die Frau ein Sonderling ist, da kann es unmöglich ftiedsam zugchen. Wenn der Mann in allem Recht, und die Frau niemal gefehlt haben will, so muß es nokhwendig Streit geben. Wenn der Mann nur gx- biethen, und die Frau nur ihrem Eigensinne folgen will, so muß der Friede weichen. Z. Eheleute müssen suchen die gegenseitige Nei¬ gung und Liebe dauerhaft zu erhallen. Eine ehrer- biethige Liebe, weil ein vertrauter Umgang ohne Ehrerbiethung unvermerkt zur Verachtung führet, eine treue Liebe, welche eine jede andere, die es würde fesseln können, ausschließt, eine dienstfertige und uachgebende Liebe, die den Bedürfnißen zuvor« kömmt, ( i97 ) kömmt, oder ihnen abhilft, bep den Schwachhei¬ ten Mitleiden trägt, die Herzen vereiniget, und unter den Gesinnungen eine vollkommene Ueberein- stimmung erhält, eine Liebe, vermöge welcher eines dem andern an die Hand geht, eines das andere un¬ terstützet, tröstet, überträgt, eine Liebe, welche an den glücklichen und leidenden Umständen des andern Theil nimmt, an dem, was dem andern gefällt, Freude bezeiget, eine Liebe, welche in der Krank¬ heit zur Hülfe und Tröstung eilet, eine Liebe, wel¬ che alle auch gleichgültigen Gelegenheiten zu einem Verpachte vermeidet, um so mehr aber sich von al¬ lem bedenklichen Umgänge hütet, der ein Dorn in des andern Auge wäre, eine Liebe, die nicht um eines jeden nichtigen Scheines wegen einen Verdacht schöpfet, der nur zu ihrer eigenen Marter, und an¬ dern Leuten öfters zum Gefpötte dienet. 4. Eheleute müssen einander treu seyn. Die ehe¬ liche Treue besteht in folgenden Stücken, allf die ich euch wohl Acht zu geben bitte. Erstens dürfen Ehe¬ leute sich einander nichts versagen. Hiervon schreibt der Apostel folgende bedenkliche Worte: „Der Mann leiste dem Weibe die eheliche Pflicht, desgleichen das Weib dem Manne. Das Weib ist nicht Herr über ihren Leib, sondern der Mann, desgleichen aber ist auch der Mann nicht Herr über seinen Leib, son¬ dern die Frau." 1. Kor. 7, z. 4. L. Die eheliche Pflicht verbindet, so ost sie vernünftig gefordert wird, sie wird aber allemal weislich abgeschlagen, so oft sie in eine Unordnung fallt, die sich wider Zeit, Ort, Gesundheit, Anständigkeit verstößt, oder Ge¬ fahr bringen kann, wobey aber eine vernünftige und N z beschei- ( *98 ) bescheidene Vorstellung mehe wirket, als eine tro¬ tzige Abkchlagung. Die Besorgung einer harten Ge¬ burt, oder die Menge der Kinder sind keine hinläng¬ liche Ursachen, die eheliche Pflicht zu versagen. In Ansehung dieses so wichtigen Punktes, wel¬ cher die eheliche Pflicht betrifft, wisset ihr, ihr christ¬ lichen Eheleute. was euch das christliche Gesetz er¬ laubt, und was es euch verbiethet. Oder wenn ihr es nicht wisset, so besteht alles, was ich euch davon sagen kann, darinnen, daß euch sehr viel daran ge¬ legen seyn soll davon unterrichtet zu werden, weil es eure Seligkeit betrifft. Der Gebrauch der Ehe ist euch erlaubt, aber alle Unmäßigkcit, Unordnung, undÄusschwcifung sind dabey verbothen, alles, was euch in diesem Stücke erlaubt ist, besteht in dem, was sich auf die Hauptabsicht der Einsetzung dieses Standes, welche die Erzeugung der Kinder ist, be¬ zieht; alles andere, was dieser Absicht entweder zu¬ wider ist, oder sich nicht auf dieselbe bezieht, und was nur um der bloßen viehischen Wollust wegen ge¬ schieht, ist Greuel, der die heiligsten Rechte des Ehe¬ standes verletzet, welcher nur zur Erzeugung der Kin¬ der, und zur zarten Vereinigung der Gemüther ein- gksetzet ist, die aber nothwendig bald unter unbändi¬ gen Ausschweifungen ersticken muß, und welcher den so nöthigen Haussegen sehr leicht verscheuchet. Die Worte des Tobias sind sehr bedenklich, und für Ehe¬ leute- die nur von einer verderbten Wollust, oder von einer rasenden Begierlichkeit geleitet werden, sehr schreckbar: „Welche den Ehestand also anneh¬ men, daß sie Gott von ihnen, und von ihren Her¬ zen ausschließen, und dergestalt ihrer Lust pflegen, nae v — ( 499 ) --- ein Roß lind Maulthier, die keinen Verstand haben, über die hat der Teufel Macht." Tob. ü, 17. Zur ehelichen Treue gehört andertens, daß die Eheleute es nicht mit andern halten. „Der Ehestand, befiehlt der Apostel Paulus, soll ehrlich gehalten , und das Ehebett nicht beflecket werden.^ Hebr. iz, 4- Eheleute find auf eine ganz besondere Weise und weit strenger verbunden, als Ledige, sich nicht nur von allen äußerlichen Handlungen, die im sechsten Gcbothe Gottes verbothen sind, sondern auch von allen Begierden gegen andere zu enthalten. Die ehe¬ liche Untreue ist nicht nur schlechterdings Sünde der Unkenschheit, sondern auch Sünde der Ungerechtig¬ keit, Sünde des Mepneides. Unter die gemeinschaftlichen Pflichten der Ehe¬ leute gehöret auch noch 4. daß sie lebenslänglich bis in den Tod beysammen bleiben. Unter der Ehescheidung versteht man entweder die gänzliche Trennung des Ehebanbes, so, daß jeder Lheil von dem andern loß, sich von neuem mit einer andern Person verheurathen kann, wie er will, oder es versteht sich darunter nur die Absonderung der Eheleute von einander bey Tische und Bette, und bcpder Aufenthalt in verschiedenen Wohnungen, oh¬ ne daß das Band der Ehe deswegen zwischen ihnen aufgelöset würde. Die Ehescheidung im ersten Verstände hat ver¬ möge ihrer Natur nicht Platz, "Wenn der Ehevcr- trag auf die verordnete Art eingegangcn, sagt die k. k. Verordnung, so soll derselbe unauflößlichftyn, und dieses Band so lange bcyde Eheleute leben, un- N 4 ter ( 200 ) -- 1er keinem Vorwande gctrennet werden können. „ §- Z6. So verlangt es das Gesetz der Natur. Sollte dieses heilige Band nicht unauflößlich scyn, so wür¬ de es selbst dem Endzwecke der Ehe entgegen strei¬ ten , welcher Endzweck die vflichtmäßige Erzeugung, die schuldige gute Erziehung der Kinder, und die in¬ nigste Verbindung der Herzen der Eheleute ist. S» verlangt es die gegenseitige Gerechtigkeit, das theure Versprechen, das von der Kirche selbst gesegnete, mit dem heil. Sakramente versiegelte Versprechen im Ange¬ sichte Gottes, und der Kirche, am Fusse des Altars des allerhöchsten Stifters und Richters .einander eheliche Treue und Glauben zu halten. So verlangt es das aus¬ drückliche Gesetz Gottes selbst, wo Christus sagt, daß die Natur der Ehe immer die nämliche bleibe, wie sie Gott von Anbeginn der Welt eiugesetzet hat: "Der den Menschen im Anfänge erschaffe» hat, hat sie als Mann und Weib erschaffen, und hat zu ih¬ nen gesagt: Darum wird der Mensch Vater und Mut- jer verlassen, und seinem Weib anhängen, und sie werden zwey in einem Fleische sepn. Derowegen sind nicht mehr zwey sondern nur ein Fleisch. Was Gott zusammen gefüget hat, soll der Mensch nicht schei¬ den. „ Matth. 19, 4. L. 6. Diese letzten Worte zeigen, daß es keinen Fall gibt, wo Menschen eine gültige, rechtmäßige Ehe zu trennen Macht hätten. Dieß sagt Christus auch an andern Orten aus¬ drücklich: "Ein jeder, der sein Weib verläßt, und nimmt ein anders, ist ein Ehebrecher. Und wer eine von - ( 201 ) - von einem andern Entlassene nimmt, ist auch ein Ehe¬ brecher. „ Luk. i6, 18. Unterdessen, obwohl eine einmal gültige geschlos¬ sene Ehe nnauflößlich ist. so wird doch die Scheidung von Tische, Bette, und Wohnung in dringenden Fallen-.»gelassen, ohne daß dadurch das Band der Ehe sich trenne. Das k. k. Ehepatent sagt: "Obwohl das Band der Ehe zwischen Eheleuten aufihre ganze Lebenszeit währet, so ist gleichwohl unscre Mevuung nicht / den¬ selben auch in jenen Fällen , die Erfüllung der durch den Ehevertrag ihnen obliegenden Pflichten aufzubür¬ den , wo diese mit wichtigen Beschwerden verbun¬ den ist.,, §-44- Für dergleichen Fälle sind folgende Maaßrcgeln zur genauesten Beobachtung vorgcschrieben. "Wenn ein Ehegatt von dem andern gröblich mißhandelt, oder der Ncrtührung zu Lastern, und verderbten Sitten ausgesetzct wird , so ist dem be¬ leidigten Theile Vorbehalten, durch die gewöhnli¬ chen Rechtswege Hülfe und Sicherheit zu suchen. Eine Sonderung zwischen Eheleuten vom Tisch und Bette aber soll in keinem Falle auf eine andere Art geschehen können, als wenn beyde Eheleute überein¬ gekommen sind, getrennet zu werden. ,, §. 45. "Dann sollen sie, noch vor der Trennung, sich bey ihrer Obrigkeit, oder Gerichtsstcllc persönlich melden, und versichern, daß beyde zur Trennung .freywillig cinstimmen. Um jedoch die Vervielfälti¬ gung solcher Trennung zu verhüten, soll die Obrig¬ keit oder Gerichtsstelle derley Eheleute nicht anders N L anhöreu, —- ( 202 ) snhoren, als wenn dieselbe zugleich ein schriftliches Zeugniß von ihrem Pfarrer mitbringen. „ §. 46. "Den auf solche Ars getrennten Eheleuten steht zu allen Zeiten frey, " gegen bloße Anmeldung bey ihrer Obrigkeit oder Gerichtsstelle sich wieder zu ver¬ einigen. ,, §. 48. Ja sie sind so gar im Gewissen schwer verbunden, wen» die Ursachen, wegen wel¬ chen sie sich haben scheiden lassen, gehoben sind, sich wiederum zu vereinigen, und beysammen zu woh¬ nen. Ehescheidungen, obgleich nur vom Tische und Bette, sind allemal eine sehr bedenkliche Sache. Und es bleibt allemal, wenn sie auch von Obrig- keitSwegen zugelassen werden , auf dem schuldigen Theile eine erschreckliche Verantwortung liegen, die rr mit sich vor den Richterstuhl Gottes bringen wird, Bedenket, ihr christlichen Eheleute, um euch niemals zu einem so gefährlichen Schritte, als die Ehescheidung ist, verleiten zu lassen, bedenket, sage ich , den Schwur, den ihr Gott beym Altäre ge¬ schworen , im Angesichte der Kirche, als ihr dort einander die Hand gäbet. Ihr habet dazumal be- thenert, daß ihr einander Treue und Glauben hal¬ ten, daß ihr einander lieben, in keiner znfallenden Widerwärtigkeit und Trübsal einander verlassen, sondern bey einander verbleiben, und verharren wollet, bis daß euch endlich der Tod scheiden würde. Dieses Versprechen habet ihr beschworen, bis in den Tod unverletzt zu halten. Und so wurdet ihr darauf von dem Priester mit dem Bande der heiligen Ehe verbunden. Diese wurde vom Priester zum Sakra¬ ment Jesu Christi erhöhen, gesegnet, und beschlos¬ sen , sen , im Namen Gott des Vaters und des Sohnes, nnd des heiligen Geistes. Nun war es euch dazumal Ernst oder nicht. War es euer Ernst nicht, so seyd ihr die ärgsten Betrüger von der Welt gewesen. War es aber euer Ernst, so muß es Ernst bleiben, das Versprechen muß gehal¬ ten , der Schwur nicht gebrochen werden. Denket, daß dieser Gott, v.or dem ihr geschwo¬ ren habet, euer Richter seyn wird, denket, daß ihr heute oder morgen vor seinem Richterstuhle erscheinen müsset, denket, das euch euer Betragen den Tod bitter, den Schritt in die Ewigkeit schwer, und furchtbar machen wird. Und was werdet ihr endlich durch die Scheidung gewinnen, getrennt setzet ihr euch der Gefahr aus, schwer in Sünden zu fallen. Denn es ist gut, daß der Mann sein Weib, und das Weib ihren Mann habe, Ehebruches wegen, denn der Teufel wird euch in der Unenthaltsamkeit versuchen. Durch die Schei¬ dung gebet ihr grosses Aergerniß, ihr setzet die Haus- wirthschaft ins Verderben , die Liebe für die Kinder verschwindet, und die ganze Erziehung höret auf. Nebst den bepden Eheleuten gemeinschaftlichen Pflichten gibt es auch noch einige, die einem jeden Theile insbesondere eigen sind , der Mann hat die seinige, und das Weib die ihrigen. Es ist Pflicht des Mannes sein Weib von Her¬ zen zu lieben: "Ihr Manner, schreibt der heilige Paulus, habet eure Weiber lieb. Koloss. Z, 19. Er muß die Fehler und Schwachheiten des schwa¬ cher» Geschlechtes mit Geduld nachsehen, er darf seiner Fran nicht übel begegne«, dieß verbiethet der Apostel« - ( 204 ) —- Apostel, wenn er schreibt: "Ihr Männer selch nicht bitter gegen eure Weiber. Koloss, z, iy.,, Er muß seine Frau als Gattin, nicht als Skla¬ vin«, nicht als eine Magd betrachten, bittere Vor¬ würfe , Schelt-Fluch-Schimpf-Lästerworte sollen weit von ihm entfernet seyn, er soll in allem Bescheiden¬ heit gegen sie gebrauchen, ihr nichts über ihre Kräf¬ ten zumuthen, sie besonders in gewissen Umstanden schonen, bey geringen Fehlern nicht gleich heftig auffahren, wenn er ihr etwas zu verweisen hat, soll ers zwar mit Nachdruck, aber ohne Heftigkeit thun, er soll ihr gebjethen, weiter Herrist, aber nicht mit Trotz, sondern mit Freundlichkeit, er soll das Gute nicht für sich allein genießen, sondern sei¬ nem Weibe auch davon mittheilen. Der Mann muß seine Frau schützen und nähren , zu dem Ende muß er Müssiggang, Spielen, und andere Laster, die kostspielig sind, vermeiden, und der Arbeit fleißig obliegen. Die Frau muß ihren Mann ehren, ihn als das Oberhaupt der Familie ansehen , und als ihr eige¬ nes Haupt betrachten. Sie muß ihn fürchten, diese Furcht aber darf keine sklavische Furcht sehn, son¬ dern eine solche, welche die Liebe zum Grunde hat, und welche machet, daß sie sich sorgfältig hütet, ih¬ ren Mann zu beleidigen, und znm Zorne zu brin¬ gen. Sie muß ihrem Mann untergebej» scyn, und ihm willig Gehorsam leisten, ohne Murren, ohne Widerrede. Sie darf und soll ohne Rath, Vorwis¬ sen , Erlanbniß ihres Mannes nichts unternehmen, das Hauswesen wohl und klug versorgen, das Ge¬ such verpflegen , auf die Kinder Acht haben. Wie - t 20L ) - Wie glücklich würden nicht, ihr christlichen Ehe¬ leute, eure Ehen feyn, wenn ihr diese Pflichten beiderseits genau beobachtet, man würde alSdcnn bey euch Ruhe, Zufriedenheit, Vergnügen, Glück und Segen antreffen, man würde in euren Hausern das Bild des Himmels sehen. Nebst den Pflichten , 'welche Eheleute gegen sich selbst haben, haben sie auch noch besondere gegen ihre Kinder. Welche sind dis Pflichten der Eheleute gegen ihre Kinder? Die Pflichten der Eheleute gegen ihre Rinder sind, daß sie solche christlich erziehen, für ihr ewiges und zeitliches Herl sorgen. Lehren. Ihr christlichen Eheleute, warum hat Gott den Ehestand eingesstzet? Warum war die Einrichtung dieses Standes das erste Geschäft, welches der gött¬ liche allmächtige Schöpfer sogleich vornahm, als er den Menschen erschaffen hatte, warum hat Gott euch selbsten in diesen Stand berufen, er hat es haupt¬ sächlich um einer rechtmässigen Fortpflanzung und um der Erziehung der Kinder wegen gethan. Äieses ist nun der Grund der höchstwichtigen und wesent¬ lichsten Pflichten des Ehestandes, es ist also nicht genug, daß ihr Kinder erzeuget, ihr müsset sie auch ernähren, ihr müsset euch vemühen , und durch eu¬ ren Fleiß und Schweis euch bewerben, daß ihr im Stande seyn möget, sie zu kleiden, und ihnen zu verschaffen, ( Zr>6 ) »»-. verschaffet:, was zu ihrem Unterhalte nökhig ist. Daß ihr für den Unterhalt des Lebens derjenigen sorget, die von euch das Leben bekommen haben, dieß sägt uns die Natur. Eine Pflicht, der selbst die wildesten Thiere aus einem ihnen von dem Schö¬ pfer eiugegebenen Triebe nachkommen. Der wilde Bar > der unbändige Löw , der grausame Lieger nähren ihre Jungen. Es ist aber nicht genug, daß ihr eure Kinder ernähret, ihr müsset fie auch ver¬ sorgen, ihr müsset besorgt seyn, daß sie gesund und mit geraden Gliedern aufwachsen, ihr müsset sic in den Kenntnissen nützlicher Dinge unterrichten oder unterrichten lassen, ihr müsset ihnen etwas zu ersparen suche», denn von allem dem hangt die zeitliche Wohl¬ fahrt und eine gute Versorgung eurer Kinder ab. Es ist aber noch nichtgenug, daß ihr eure Kinder versorget, eu¬ re wesentlichste Pflicht ist, sie christlich zu erziehen, sie zu Gott zu führen, und in der Furcht Gottes zu erhal¬ ten. Es ist eure Pflicht, ihre lasterhaften Neigun¬ gen frühzeitig zu verbessern, und sie auf die Tugend zu lenken. Es ist eure Pflicht, euren Kindern heili¬ ge Unterweisungen zu verschaffen, sie in dem Chri- sieuthum zu unterrichten, sie von allem zu entfernen, was sie verderben kann, und besonders ihnen heilsa¬ me Beyspicle zu geben. Amen. Kdös des vierte» Theils. Der- ( 2 07- ) Verzeichniß der rn diestm vierten Lheile enthaltenen merkwürdig^ Materien. L Ablaß was er fey. 144- Was die katholischen Christen von dem Ablaß glauben müßen, rbend. Werin der wahren- Kirche Gewalt habe Ablässe zu ertbeilen. 145. Was em vollkommener, und was ein unvollkommener Ablaß seye. 146- Worauf sich der Ablässe gründen. 147- Ob uns die Kirche durch die Ablässe von der Schuldigkeit für die Sünden genug zu thun, brsreye- 148. Was erfordert werde, um die Ablässe zu gewinne». 149. Ob die Ablässe auch den Seelen im Frgfeüer können zu statten kommen- rZO. Was der Ablaß eines JubeliahrS- ebend- Altarssakrament was es sey. 67. Hak verschiedene Namen z8. Warum dieses Sakrament das allerheiligstr heiße. 39. Waruni man es auch das Sakrament des Altars nenne, eb. Wie die Wandlung geschehe, ebend- Wie und was die von dem Priester ausgesprochene Worte wirken. 40. Was man unter den Gestalten des Brods und Weins verstehe, eb- Wie der Leib und Blut Jesu Christi im Altarssakra^ mente gegenwärtig- 42. Wir müssen Jesum Christum in dem heiligsten Sakramente anbechen. eb. Derjenige, wel¬ cher dieses Sakrament auch nur unter einer Gestalt genießt, empfängt Jesum Christum ganz-44- Go lange als die Ge¬ stalten nicht verzehrt sind, bleibt Christus allzeit darunter gegenwärtig- eb- Wann und wozu Jesus Christus dieses Sakrament eingesetzet- 45. Ob Und wann man schul¬ dig dieses Sakrament zu empfangen. 46.47- Was für Gna¬ den man durch den würdigen Genuß dieses heiligsten Sa¬ kramentes erhalte. 51. In was für einem Alter die Kin¬ der dieses heilige Sakrament empfangen sollen. 52. Vor¬ bereitung zum würdigen Genuß dieses Sakramentes. Z6. Sieb Vorbereitung. Andacht des Herzens wird zu einer würdigen Kommunion erfordert. 6i. Wonnen sie bestehe, ebend folg. Begierd- - ( 208 ) - L. Lcaierdtaufe worin» sie bestehe. 17. Leicht was sie sei,, uz. Wie sie soll beschaffen sei)». ebend. Wie die Beicht demülhig, cbend. wie vollständig, 114. Wie die Beicht geuaw, aufrichtig und ohne Verstellung, uz. Ob die BeichtMiltig, wenn der Sünder aus Furcht oder Schamhasligken eine schwere Sünde in der Beicht verschweigt. u8- Was der Sünder zu thun habe, der in der Beicht eine schwere Sünde vorsetzlich oder aus strallicher Nachlässigkeit verschwiegen har. 119. Ob man Unache habe, sich bey der Beicht zu fürchten oder zu schift wen rat. Wie sich der Sünder in der Beicht ausdrükeil soll. 124. Ob nia» schuldig auch dir läßliche» Sünden zu brich"». 126. Ob mau öfters beichten soll, ebend. In was für einem Alter die Kinder zu beichten schuldig. 129. Was man thun muffe, ehe man'seine Sünden zu beich¬ ten anfange. IZO. Was zu thun, nachdem inan von dem Beichtvater den Segen erhalten hak. ebend. Wie maii die Beicht beschließen soll- iZt. Bluttanfe. Worin» sie besiehe. 18. Busse. Was das Sakrament der Buße seye- 79. Wann die- ! sts Sakrament eingestellt worden, rb. Ob alle Sünden, d,e man nach der Tause begangen, durch das Sakrament der Busse können nachgelassen werden. 81. Ob dieses Sa¬ krament allen nolhweuvig. ebend- Was mir durch dieses Sakrament erhalten- 8Z- Was da« heiße, wahre Buße wirken- 84. Was für Stücke zu diesem Sakramente er¬ fordert werden. L5- D. Demuth. In dieser Tugend müssen wir uns vorzüglich üben, ehr wir zu dem heiligen Abendmahl hinzulrellen- 64/ E. Ehe. Was bas Sakrament der Ehe seye- 171- Wozu der Ehestand nvkhwrnbig. 174. Was das Sakrament der Ehe leiste. 176. Die Kirche fordert von den Personen, die t» den Ehestand krmen, daß erstens zwischen ihnen keine Dindecniß s L0A ) »»" -stsinderniß fey. Was dieß für Hindernisse. r?9- solg- Kweytens , daß sie aus solchen Absichten, welche der Ein¬ setzung gemäß sind, in diesen Stand trettrn- r86. Drit¬ tens, daß sie auch in der Furcht Gottes mit einem reinen Gewissen in diesen Stand sich begeben, und deswegen zuvor zur heiligen Beicht und Kommunion gehen- 187- Jene die den Ehestand anzutrettrn gesinn« sind, müssen sich zuvor dem Pfarrer .zur Auskragung stellen- 188. dann muß die Verkündigung der Brautleute geschehen. 189- Was von dieser Verkündigung besonders zu merken, «bend. folg. Don wem die Trauungshandlung müsse vor- genommen werden. 190. Don der glücklichen Wahl die man bey dem Ehebindnisse trift, hänget alles ab- 191. Auf was in dieser Wahl sonderbar zu sehen- ebend.Pflich- reu der Eheleute gegen einander. 194. Gemeinschaftliche Pflichten beyder Eheleute worinn sie bestehen. r95- Zu Er¬ haltung des ehelichen Friedens muß ein und der andere Theil etwas beytragen- 196. Eheleute müssen suchen dir gegenseitige Liebe und Neigung dauerhaft zu erhalten eb. Müssen einander treu seyn. Worinn die eheliche Treue bestehe. 197. Besondere Pflichten, welche dem Ehemann, und welche dem Chewsibe obliegen. 20z. Ehescheidung. Es gibt keinen Fall, wo Menschen eine gül¬ tige , rechtmässige Ehe in Ansehung des Bandes selbst zu trennen Macht hakten. 199. Unterdessen wird doch die Scheidung von Tische, Bette, und Wohnung in drin¬ genden Fällen zugrlaffen. 201. Was dieß für Fälle- rbend. Ehescheidungen , obgleich nur vom Tische und Bette sind allemal eine sehr bedenkliche Sache. 202. Erforschung des Gewissens. Was das heiße, sein Gewis¬ sen erforschen. 8Z- WaS man bey Erforschung des Ge¬ wissens beobachten muß, 86. folg. Was man bey Er¬ forschung der bösen Gedanken und Begierden beobachten soll. 90. Wie man sich bey Erforschung de« Gewissens der Zahl der schweren Sünden erinnern könne. 91. Welchen Fleiß man bey Erforschung des Gewissens anwenden soll- ebend- WaS für Personen bey Erforschung des Gewissens besondern Fleiß anwenden müssen. 92. Wann die Nachlä¬ ssigkeit darinn eine schwere Gunde seye. ebend. Erwachsene. WaS sie rhun müssen, wenn sie wollen getauft werden- 20. ErMr. h. Ratechism, lV.sshl. — ( LIO ) - — K. Lirmung. Was das Sakrament der Firmung. 29. Was dir Firmung wirke, eb. Ob die Firmung uir Seligkeit unumgänglich nvthwendig. Z2. Wer der ÄuSspender die¬ ses Sakramentes, zz. Wir man beschämen senn müsse, , wenn man diesrS Sakrament empfangen will, rdend- Ob zur Firmung auch Parken gewählt werden Z5- WaS zu thun, wenn man sich nicht erinnert, dieses Sakrament empfangen zu haben- ebend-Zeremonien der Firmung wer¬ den auSgrlrgt- rb. G. Grnugthuung Ma« man unter der Genugthuung, die zum heiligen Sakramente der Buße erfordert wird, verstehe, iz!?. Warum Bußwerke für die gebeichtete Sünden auf- erlegt werden iz4- Ob der Mensch dem beleidigten Gott könne genug thun. iZZ. Warum die Sünder schuldig sind, Gott noch genug zu thun, nachdem Christus für die Sün¬ den genug gethan. ebend. Ob bie Genugtbuung ein noch« wendiges Stück des Sakraments der Büße- 137. Welche Werke in dem Sakramente derBuße auferlegt werden- iz8. Wie man die auferlegte Buße verrichten soll- iZ9 Ob man Gott noch durch andere als die auferlegte Bußwer- k« soll und könne genug thun. 141- WaS dieß für Werke sind, eb- Glauben. Vor der Empfangung des heiligen Abendmahles muß man sich in einem lebendigen Glauben üben. 62. Gnaden, welche man durch den würdigen Genuß beS hei¬ ligsten Sakrament des Altars erlangt- 5t. folg. A. Hoffnung. In dieser Tugend soll man sich jederzeit vor der Empfangung des heiligen Abendmahles üben. 62. Aus was für eine Weise es geschehen müsse- ebend. Jesus Christus. Welche Absichten er hatte in Einsetzung deö allerhriligsten Sakrament des AlkarS. 45. Wann er das Sakrament der Buße eingestellt. 79. R. ( 2ri ) R. Rinbbetterinnen. Dir Einführung derselben in di« Kirche ist rin Gebrauch, der zwar löblich, aber keineswegs ge- bolhen ist. 26. Mas sie hierinnsalls für Aberglauben zu rermeiden haben, eb. Rinder die kleine können ohne die Taufe nicht selig wer¬ den- 15. In was für einem Alker sie das Sakrament des Altars emvfangeii sollen 52. In was für einem Alter sie zu beichten schuldig sind. iry. Rommumon Was von der öfkern und seltnern Kommu¬ nion zu halten. Zi. Es ist eine überaus schwere Sünde die heilige Kommunion zu empfangen, da man noch eine schwere Sünde auf sich hat- 58. WaS zu thun, wenn man sich vor der Kommunion einer schweren Sünde schul¬ dig weiß. 59- Was man für Lugenden, und auf was Art und Weise man selbe vor der Kommunion üben soll- 60. 6r. Was man thun soll, wenn vor der Kommu¬ nion das Konfiteor gebethec wird- 70. Wie man sich ver¬ halten soll, wenn der Priester dem Volke die Hostie zeigt. 71. Wie man sich beym Empfange der heiligen Hostie zu verhalten- eb. Was man zu «hun hat, wenn nach der Kommunion Wein gereicht wird. 73. Warum Wein zu nehmen nach der Kommunion gegeben wird- eb. WaS nach der heiligen Kommunion zu thun ist. eb. Wie man sich am Lage der heiligen Kommunion verhalten soll. 76. L. Liebe. Wir müssen un« jederzeit mit einer vollkommenen Liebe bey dem heiligen Abendmahl« einfindrn. 6z. Diese Liebe muß sich auf unsrrn Nächsten, unsere Feinde selbst nicht ausgenommen, erstrecken. 64. M. Mittel, durch welche man zu einem ernstlichen Vorsatz sich zu bessern, gelangen könne- m. Mütter sind schuldig vor der Niederkunft die heiligen Sa¬ kramente der Buße und des Altars zu empfangen- 50. Vs . — ( SIS ) - G. Oelung die letzte was ste sey. 152- Warum diese« Sakra, ment die letzte Ortung genannt werde- iZZ. Wem, und wann man die letzte Oelung ertheilen soll- eb. 154. Was sie wirke. iZg. Wie sich der Kranke zur letzten Oelung Vvr- bereiien soll- 158- Wie ost der Kranke die letzteOclung empfangen dürfe. 159. Ob die letzte Oelung zur Selig' keil nolhwendig. 160. Es werden die Zeremonien, welche die Ausspendung dleseS heiligen Sakramentes begleiten, erkläret. 161. P. Pathen, was sie im Namen der Kinder bey derTaufe ver¬ sprechen- ar. Sieh. Taufpatbcn. Priester. Wer der verordnete Priester sey, dem man seine Sünden beichten müsse. 80. Priesterweihe. Was das Sakrament der Priesterweihe. 166. Worin» die Gewalt der Priesterweihe bestehe. i6z. Was die Priesterweihe wirke, rb. R. Reinigkeit des Gewissens wird zu einer würdigen Kommu¬ nion erfordert- 57. Worin» diese Reinigkeit bestehe, eb. Reu und Leid was sie sey. 94. Wie sie müsse beschaffen seyn. eb. Wir die Reue innerlich. 95. wie sie übernatür¬ lich. 96. Wie sie über alles ist- 98. Wie die Reue allge¬ mein. rov. Wie vielfach die übernatürliche Reue. eb. Was die vollkommene Reu, und wie man sie erwecken könne. ioi Wann der Mensch schuldig eine vollkommene Reue zu erwecken- 10z. Was die vollkommene Reue wir¬ ke. 104. Wag die unvollkommene Reue, und was der Sünder noch ferner thun muß, der eine unvollkommene Reue erwecket. 105. Wie man dir unvollkommene Reue erhalte. 106. Was für eine Reue der Sünder sich beflei- tzw soll zu erwecken. 107. S. Sakrament was es sey. Z. Warum die heiligen Sakra¬ mente sichtbare und heilige Zeichen heißen- 6. Wie wir durch dir heiligen Sakramente g,heiliget werden. 7-Durch welche ( 2IZ ) - weiche Sakramente uns ordentlicher Weise die hrikigma- chenbe Gnade und die Rechtfertigung ertheilet werde. 8- Welche Sakramente man der Lobten nennet. eb. Wie die Sakramente heißen, durch welche die heiligmachende Gna¬ de in uns vermehret wird- 9- Welche die Sakramente der Lebendigen, eb. Was von den Sakramenten noch zu merken, eb. Woher die Sakramente ihre Kraft haben. 10. Wie viel es Sakramente gebe, und wie sie heißen» T. Tauft was sie seh. rz. Warum man dir Laufe das erste Sakrament heiße, eb. Warum die Taufe das nothwen- digste Sakrament. 14. Was das Sakrament der Laufe wirke. 16. Wie Erwachsene können selig werden, welche nicht Gelegenheit haben, das Sakrament der Laufe wirk¬ lich zu empfangen. 17. Wer taufen könne. l8. Was der¬ jenige rhun müsse, der taufet- 19. Was ein Erwachsener thun muß, wenn er will gekauft werden. 20. Was die Pathsn im Namen der Kinder versprechen- 21. Ob man schuldig sey, das Versprechen der Pathen zu halten. 22. Wie man das bey der Taufe gemachte Versprechen erneu¬ ern könne, eb. Wann es sich gezieme, diese« Versprechen zu erneure»., rZ. Es werden die Zeremonien der Lause erkläret. 24. Welch eme große Gnade die Gnade der hei¬ ligen Taufe. 27. Welch eine große Verbindung sie nach sich ziehe, eb- Taufpathen. Wozu sie verbunden, rz. V. Versprechen. Wir man das bey der Laufe gemachte Ver¬ sprechen erneuern könne. 22. Wann es sich gezieme, die¬ ses Versprechen zu erneuern. 2g. Vorbereitung. Wie vielfach die Vorbereitung zum würdi¬ gen Genüsse des heiligsten Altarssakramentes. 57. Wo¬ rin» die Vorbereitung, welche die Seele betrift, bestehe, «b. Wir man sich dem Leibe nach vorbereite» soll, dieses heil. Sakrament würdig zu empfangen. 67. Vorsatz. Was ein ernstlicher Vorsatz seyc. 107. Wozu je¬ ner muffe entschlossen seyn, welcher einen aufrichtigen Willen hak sich zu bekehren. 109. Durch welche Mittel der Sünder zu einem ernstlichen Vorsatz sich zu bessern gelangen könne, m. — ( 2 t 4 ) w. Wandlung Ivie sie geschehe, zy. weihe. Was das Sakrament der Weihe überhaupt seye. 166. wein. Was man zu tbun habe , wenn nach der Kommue nion Wein gereichet wird. 7z. Warum Wein nach der Kommunion gegeben werde, eb. Z. Zeremonien 'die gewöhnliche, welche-bey der Taufe-24 bep der Firmung, zs- nnd bey der letzten Oelung »or- kommen, werden erkläret- i6r. E n ö e<