Laibachkr TaMatt. Red action und Expedition: Bahnhosgasse Nr. 15 8tänumcration6t)rei|e: "i \ Q Kür Laibach: Ganzj. fl. 8 40; vtt. AtcU* Zustellung in« Hau« vrllj. iS Ir Mit btt Post: Ganzjähr. fl. 12. mpnpprene: ^ . r\rnn 3njetticn«pttife: Sin» . DlNstag, I.Zull 1879. — Morgen: Maria Heims. IZ.Zahrq. Ga»,iähr. fl. 12.________0 ^ '_____icigen bi« 6 Beilen 20 tr.____ ‘v ° , Zum 30. Juni. Wir sind bei dem Wahlkampfe unterlegen. Auch die Stimmen der krainischen Städte, ja selbst das Mandat der Landeshauptstadt sind für die Verfassungspartei verloren gegangen. Wir verkennen die Bedeutung und Tragweite dieser Niederlage um so weniger, als bei dem bisherigen Verlaufe der Wahlaction wenige Stimmen hinreichen dürften, um die parlamentarische Mehrheit des nächsten Reichsrathes auf die Seite der Ver-fassungsfreuude oder auf jene unserer politischen Gegner zu bringen. Was uns aber tröstet, ist der Umstand, daß wir es nicht allein mit der national-klerikalen Allianz, sondern auch mit einem zweiten Gegner §n thun hatten, der sich uns als ruhiger, unparteiischer Zuschauer bei dem Wahlkampfe angekündigt hatte, während er tatsächlich in der Stunde der Entscheidung keinen Anstand nahm, gegen unsere Partei aufzutreten. Nicht wir sagen es, sondern unsere Gegner haben es mit stolzer Zuversicht aller Welt verkündet, daß diesmal die Regierung mit ihnen gehen werde, und die Vorgänge der Wahl selbst haben diese mit wohlberechneter Voreiligkeit gemachte Enthüllung vollinhaltlich bestätigt. Wir gönnen den Herren Voäniak und Bleiweis die zweifelhafte Ehre eines solchen Sieges; wir beneiden sie um den Ruhm des Lorbeers nicht, den sie einzig und allein mit Hilfe eines Theiles derselben Beamten errangen, die sie früher in allen Tonarten als Blutsauger des Volkes bezeichnet hatten, um auf diese Weise gegen sie die niedrigen Instinkte der ungebildeten Klassen aufzustacheln. Dagegen können wir unsere Theilnahme jenen Wählern nicht versagen, welche, einem höheren Winke folgend, ihre bei früheren Anlässen bewährte Ueberzeuauugstreue verleugnen mußten, um durch dieses Opfer der besseren Einsicht ihre materielle Existenz zu sichern. Für sie haben wir kein Wort des Vorwurfes, kein Wort des Tadels. Die Verantwortung für die Folgen ihrer Abstimmung trifft nicht sie selbst, sondern jene vorläufig noch hinter den Coulissen handelnden Factoren, die, zum Theile auch nur wieder das Werkzeug höherer Einflüsse, durch die ihren Untergebenen ertheilte Wahlordre der in Sicht gekommenen Reaction die Wege ebnen halfen. Wir, die Verfassungspartei, sehen allen Eventualitäten offenen Auges und mit gefaßtem Sinne entgegen. Zu wenig sentimental, um mit den Vätern der Nation sofort vom blutenden Herzen zu reden, sobald wir durch die Ungunst der Zeit in die Minderheit gebracht werden, beklagen wir die neueste Frontveränderung der Regierung als einen verhängnisvollen Jrrthum, der mit seinen über die Grenzen unserer engern Heimat hinausreichenden Consequenzen den ganzen L-taat einer Reihe beklagenswercher Wirren preisgeben kann — aber wir werden die drohende Majorisiernng der Versassungspartei mit jener ruhigen Energie zu bekämpfen wissen, welche nur das Bewußtsein des hohen Werthes der eigenen Ziele und bas stolze Selbstgefühl der eigenen Kraft verleiht. Wir haben uns niemals an die Regierung herangedrängt und ebenso, wie wir, frei von jeder Gunstbewerbung, ihre früher eingenommene objektive, aber den Grundsätzen der Verfassungspartei wohlwollende Haltung nur als eine der guten Sache entgegengebrachte Anerkennung hinnahmen, ebenso werden wir im schlimmsten Falle auch ihre offene Gegnerschaft zn ertragen wissen. Unsere Grundsätze sind die alten geblieben, unsere Partei ist zwar diesmal besiegt, aber ungebrochen aus dem Wahlkampfe hervorgegangen und hat dabei mir eine neue Bestätigung der alten Lehre geschöpft, daß im politischen Leben mehr noch als im Leben des Einzelnen nur jener getrost der Zukunft entgegenblicken kann, der es eben gelernt hat, unter allen Umständen auf eigenen Füßen zu stehen. Und die Verfassungspartei kann sich dieser ErrnkgeN-schaft rühmen. Unter Belcredi glaubte man sie kurzweg durch die Sistierung aus dem Wege schaffen-zu können. Damals hielt man sie für einen schwächlichen Säugling, dem man durch eine kurze Entziehung der Lebenslust bas Lebenslicht für immer ansblasen könne. Man hat sich darin bitter getäuscht. Belcredi ging — die Verfassung blieb, unb als bcr politische Kurpfuscher Hohenwart den Versuch machte, sie durch feine Experimente langsam zu Tode zu kurieren, trotzte die gute Constitution des vermeintlichen Patienten den Funda-mentalartikelu so lange, bis dieser endlich, der fortgesetzten Nergelei müde, den unberufeuenHeilkünstler mit einer solchen Energie von sich wies, daß er es bis heutigen Tages nicht vergessen kann und die auch zur Genüge den Groll erklärt, mit welchem der Führer des rechten Centrums alles verfolgt, was mit der Verfassungspartei und ihren Traditionen zusammeuhängt. Seit dieser Zeit ist die Verfassungspartei nicht schwächer geworden. Sie wird auch einer allensallsigen Reaction unter dem Aushängeschilde des ^Conservatismus getrost die Spitze bieten und unentwegt und in altbewährter Treue den Kampf gegen jenen Rattenkönig von politischer Gesinnungslosigkeit, Stellenjägerei, Renegatenthum, nationalem Fanatismus und klerikaler Heuchelei aufnehmen, der bei den letzten Reichsrathswahlen Krains als Sieger ans der Action hervorging. Die Regierung möge nur versuchen, dieses Monstrum politischer Allianzen mit so vielen kleinen Köpfen an den Staatswagen zu spannen. Sie wird sehen, wie weit sie es mit einem solchen Vorspann bringt, und früher vielleicht, als wir es ahnen, neuerdings zu einem Appell an die Verfassungspartei genöthigt sein, die, unbeschadet aller fraktionellen Unterschiede, doch eins und einig ist in der Verteidigung der bürgerlichen und der religiösen Freiheit, in ihrem Anfopserungsmuthe für die JeuMon. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. Erstes Kapitel. Im Offizierscasino. Eine regenschwere Herbstnacht des Jahres 184* senkte sich auf die Haupt- und Residenzstabt herab. Der feine, durchdringende Regen, der den ganzen langen Tag in ein unheimliches Gran hüllte, löste sich allmählich in dicke, schwere Tropfen auf, die, von einem heftigen Westwinde getrieben, laut klatschend gegen die zum Theil schon geschlossenen Fensterläden schlug. In den Straßen war es öde und leer, obgleich die Thurmuhr der Marktkirche erst die siebente Stunde verkündigt hatte. Nur bann und wann tauchte momentan eine Gestalt auf, um mit raschem Schritte weiter zu eilen, unb wieder war es still, bis auf das Strömen des Regens unb das Plätschern der Rinnen und Brunnen. „Abscheuliches Regenwetter!" murmelte ein Mann von mittlerer Größe, indem er, seinen Mantel schüttelnd, in das hell erleuchtete Portal eines renommierten Gasthofes trat und, ohne sich aufzuhalten, mit Sporen- und Säbelgeklirr die breite, bequeme Treppe Hinanstieg. „Ah so!" fuhr er, oben angelangt, fort, als er eine Anzahl Uni-sormstücfe in Reih unb ©lieb auf einem Tische neben einander liegen sah, „doch ein Trost! Es scheint wenigstens eine respektable Gesellschaft drinnen zu fein, und bei einem Glase Grog wird die unangenehme Stimmung weichen. Zum Henker auch! Dieser Regen hat mich bis auf bie Haut burchnäßt." Rasch entlebigte er sich seines Ueberziehers, orbncte sorgfältig vor einem Spiegel sein Haar, besah sich noch einmal prüfend von allen Seiten unb schickte sich bann an, eine der Thüren zu öffnen. Es war ein Mann von kräftigem Körperbau unb einer Eleganz ber Bewegungen, um welche ihn selbst ein Dandy betreibet hätte. Sein Gesicht war nicht schön, vielmehr hatte er scharfe Züge, aber seine Augen konnten, wenn sie wollten — ich sage, wenn sie wollten, — recht gutmüthig unb Vertrauen erweckend blicken. Bei seinem Eintritt in bas Zimmer erhoben sich eine Anzahl Militärs, um ben Angekommenen zu begrüßen. Er nickte leichthin einen Gegengruß, nachdem seine Kameraden die vorschriftsmäßige militärische Verbeugung gemacht unb worin besonders die Secondelieutenants Außerordentliches geleistet hatten. „Guten Abend, meine Herren! Sehr erfreut, Sie hier zu sehen!" rief er aus, indem er einen anscheinend für ihn bestimmten Platz an der Seite eines älteren Militärs einnahm. „Kellner, ein Glas Grog, Sie wissen, wie ich ihn liebe und wie man ihn bei diesem Wetter gebrauchen kann. Wär§ nicht des Versprechens wegen, wahrlich, ich hätte mich nicht herausgemacht." „Sie wollen wol sagen: nicht hierher," flüsterte sein Nachbar mit einem ironischen Lächeln, „ich wette, kein Erdbeben oder Feuerregen hätte Sie vermocht, das verabredete Rendezvous aufzugeben, Graf Horn." „Ah, bah, mein Lieber", versetzte dieser geringschätzig, indem er seinen dunklen Schnurrbart höchsten Interessen der modernen Zivilisation. Gerade in den Seiten der Noth hat sie diese, ihre Jnteressensolidarttät immer wieder auf das glän-zendste bewährt, und so wird denn auch der neue Kamps, der uns erwartet, nur neue Gelegenheit bieten, um unseren Gegnern aus den verschiedensten Lagern den Beweis zu erbringen, daß sie zwar durch einen gemeinsamen Angriff unsere Stellung momentan erschüttern konnten, daß aber die Grundsätze, auf welchen der verfassungstreue Liberalismus basiert, viel zu fest sind, um vor ihrem Ansturme in Trümmer zu sinken. Die Regierung hat durch ihre neueste Allianz bedauerlicherweise wieder eine Reihe politischer Kämpfe eröffnet, dem Nationalitätenstreit, dem staatsrechtlichen Hader von neuem die Thüre geöffnet. Die Verfaffungspartei, so lebhaft sie dies bedauert, wird aber den ihr aufgezwungenen Kampf, Wie gesagt, muthig aufnehmen und erfolgreich zu Ende führen. Mögen sich alle Verfassungsfreunde im Lande diese bereits zur Genüge erhärtete Thatfache stets vor Augen halten. Mögen sie, so wie sie es bisher ethan, treu und fest zur alten Fahne halten, nn-eirrt von hämischen Anfeindungen und das Gejohle unserer Gegner, welche bei ihrem „Siege" darauf vergaßen, auf welche Art sie ihn erworben. Denn der Kampf ist nicht zu Ende — er beginnt erst, und daß wie ihn glänzend zu Ende führen werden, dafür bürgt die Einheit unserer Partei, die es noch niemals nöthig hatte, bei anderen Frac-tionen Anlehen zu machen, wenn die Produktivität an Intelligenz und die Autorität im eigenen Lager nicht hinreichte, um den dringendsten Tagesbedarf an Männern zu decken. Muthig voran, wenn es auch einen Harten Strauß gilt; je härter der Kampf, um so glorreicher der aus eigener Kraft erkämpfte Sieg! politische Tagesgeschichte. Ein Gegenkandidat für Stremayr. In keinem Kronlande der Monarchie hat daS Ministerium Auersperg-Laffer upb das derzeitige UebergangSkabinet Stremayr - Taaffe eine größere Opposition seitens der Verfaffungspartei gefunden, als in Steiermark. Hier wurde das bekannte Grazer Fortschrittsprogramm vereinbart, das mit seinen Forderungen theilweife selbst über das Programm deö St. Pöltener Parteitages und selbstverständlich • auch über das politische Glaubensbekenntnis der „112" hinausging, und daS eben deshalb zum Gegenstände vielfacher Anfeitidungen und Anfechtungen wurde — hier sollte auch der Vorsitzende des MU nisterrathes einen liberalen Gegenkandidaten finden. drehte, „ein Rendezvous! Sie scheinen noch nicht sehr mit meinen Liaisons bekannt zu sein, um zu denken, daß Graf Horn „einer" Frau wegen an einem solchen Abend fein Palais verläßt. Nein, nein, damit ist es nichts. Allerdings interessiert mich dieseö kleine Mädchen, ein superbes Ding, und jedenfalls eine Abwechslung, aber nein — doch lassen wir das, Herr von Riburg, wir sprechen noch diesen Abend weiter darüber, amüsante Unterhaltung das, nur etwas zu prüde." Graf Horn brach kurz ab und wandete sich dann zu einem jungen Kameraden, der, erst seit toenifl Wochen zum Secondelientenant avanciert, «och nicht den MutH zeigte, sich in die lebhafte, wenn auch nicht gerade belehrende Unterhaltung W mischen. Es lag etwas durchaus Gehässiges in der Art und Werse, wie er den jungen, etwa vierundzwanzigjährigen Mann auredete, dieser aber schien davon nicht die geringste Notiz zu nehmen, nur zuweilen färbte seine bleiche Wange ein glühendes Roth, welches ebenso schnell wieder entwich und keine SjM von Aufregung zurückließ. „Sie machen sich gut, lieber Donitz, wie ich höre." Zu jener Zeit, als der Abgeordnete und frühere Minister Stremayr dem Cultusminister Hohenwarts die Worte entgegenrief, daß die confejsioneUen Gesetzvorlagen, deren verzögerte Einbringung von der damaligen Regierung mit allzngroßer Geschästs-überbürdung entschuldigt wurde, sich bereits vollständig ausgearbeitet im Archiv des Ministeriums vorfinden müßten, hätte mau eine solche Gegen-faudidatur für unmöglich gehalten. Aber die Zeiten ändern sich. Der Sturz des Kabinets Hohenwart brachte Stremayr neuerdings ein Ministerportefeuille. Leider scheint aber dem Ministerium Auersperg-Lasser, das wir mit Rücksicht auf seinen nahezu achtjährigen Bestand als das lange Ministerium bezeichnen können, die wenig dankbare Aufgabe zugefallen zu sein, sowol die Partei, aus der es hervorgegaugeii war, als auch deren einzelne Mitglieder vollständig abzunützen. Stremayr konnte diesem Schicksale um so weniger entgehen, als schon die Belastung des Grafen Taaffe auf dem Statthalterposten von Tirol den Beweis lieferte, daß dieselbe Regierung , welche dem Staate die direkten Wahlen gab, in Cultusangelegenheiteu eine vermittelnde Rolle spielen und die liberalen Forderungen auf konfessionellem Gebiete und im Schulwesen auf einen möglichst kleinen Raum beschränken werde. Allerdings ist die Stelle eines Ministers für Kultus und Unterricht in einem Staate wie Oesterreich, wo der Ultramontanismus auf die Unterstützung der luitionalen Verfassungsgegner rechnen kann, eine sehr schwierige. Stremayr hat sie aber durch mehrfache Maßregelungen fortschrittlich gesinnter Lehrer, von welchen wir nur den bekannten Volksschriftsteller Julius Lippert und in neuester Zeit Dr. Friedjnng nennen, noch schwieriger gemacht. So kam es denn, daß sich int Lande seiner Heimat, welches ihn schon im Jahre 1848 als einen der jüngsten Volksvertreter in das deutsche Parlament zu Frankfurt entsendet hatte, allgemach die Sympathien verflüchtigten, welche man Stremayr ehedem in so hohem Maße entgegenbrachte. Man erzählt sich, Dr. v. Stremayr sei allzu freigebig im Versprechen gewesen, sein con-eiliantes Wesen habe jede Schroffheit gerne vermieden. Nun sind aber die ernsten Fragen des öffentlichen Lebens nicht darnach angethan, um mit Handschuhen angefaßt zu werden- Sie verlangen Entschiedenheit und Entschlossenheit, und jeder Versuch des Politikers, über den Parteien zu stehen, führt notwendigerweise zu einem Verluste des Vertrauens bei allen Parteien. Stremayr hat dieses Los an sich selbst erfahren, wie schon der Umstand zeigt, daß man ihm gegenüber an die Ausstellung eines Gegenkandidaten denken konnte. Wer dabei als Sieger hervorgehen wird, läßt sich nicht im voraus bestimmen. Thatfache ist, daß Stremayr seiner bisherigen Wählerschaft gegenüber „Sagen Sie einmal, wie kommt es, daß man Sie immer vor dem Hause des Calculators Streitmann findet?“ Der Angeredete verfärbte sich leicht, und seine freundlichen blauen Augen loderten einen kurzen Moment flammend auf, dann blickten sie wieder so ernst und ruhig wie immer. „Sie würden mich noch mehr in dem Hause des Calculators finden als davor, wenn Sie in demselben Zutritt hätten", entgegnete er mit sanfter Stimme. „Meine verstorbene Mutter war eine geborene Streitmann." Einem aufmerksamen Beobachter wäre es schwerlich entgangen, wie Graf Horn in diesem Augenblick feine Stirn finster zusammenzog, dann rief er mit etwas erzwungenem Lachen ans: „Ah, also ein Cousin der reizenden Helene!" „Sehr richtig, Herr Graf, Fräulein Helene ist meine Cousine". „Sie Glücklicher!" rief Graf Horn mit komisch sein sollendem Pathos. «Wer bas von sich sagen könnte!" Lieutenant Donitz mußte feine ganze Ruhe zusammennehmen, um dem Grafen die ihm zu« dadurch in eine schiefe Lage kam. daß er bei der in Leibnitz abgehaltenen Wählerversammlyng der Bevölkerung das Recht absprach. politische Wahlprogramme abzufassen und von ihren Vertrauensmännern für die Reichsvertretung deren Befolgung zu fordern. Denn wo bleibt dann in diesem Falle die Controlle, welche die Wählerschaft ihrem Abgeordneten gegenüber nicht nur zu üben berechtigt, ondern vielmehr verpflichtet ist? Auch jener Passus einer Rede mochte unangenehm berühren, in welchem er unter Hinweis auf feine Stellung als Vorsitzender des Ministerrathes die Beantwortung jeder Inter-lellation gleich im vorhinein von sich wies. Und jei diesem wunden Punkte hat denn auch der fort* chrittlichc Gegenkandidat Stremayrs, Dr. Julius Magg, seinen Rivalen gefaßt, indem er bei einer vorgestern zu Leibnitz abgehaltenen Wählerversammlung die Stellung eines Ministerraths-Präsidenteq, welcher nicht in die Lage kommt, berechtigte Interpellationen zu beantworten, für eine unwürdige erklärte. Diese Bemerkung sowie die Besprechung der Novibazar-Convention, welche eine Oesterreichs unwürdige Politik kennzeichne, fanden den Beifall der Wählet ebenso, wie die Erörterung der Steuer-Reformfrage und der Nachweis, daß bei der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage die Bilanciernng des Staatshaushaltes auf dem Wege neuer Steuer-erhöhnngen völlig unmöglich fei. Zwar wurde gegenüber dem Satze, daß eine Widerwahl Stremayrs als Ausdruck der Zufriedenheit mit den gegebenen Verhältnissen des öffentlichen Lebens aufgefaßt werden müsse, von einem Freunde des Ministers der Versuch gemacht, Stremayr von den gegen das Ministerium Auersperg-Lasser gerichteten Anschuldigungen der Gegenkandidaten rein zu waschen. Aber angesichts der vielfach betonten Solidarität eben dieses Ministeriums konnte auch die Versicherung wenig wirken, daß Stremayr den Dualismus nicht liebe, daß er die bosnische Occupatio» niemals gebilligt habe, und daß er jetzt bestrebt sei. die „unglückliche Angelegenheit" in ihren unangenehmen Folgen abzuschwächen. Die Wählerschaft sprach sich süx die Kandidatur Maggs aus, und ein Wähler fand sogar stürmischen Beifall, als er die Worte ausrief : „Wir wollen einen Vertreter haben, der den Bezirk wirklich vertritt und mit den Wählern in Contaet bleibt, nicht aber einen, der nach sechs Jahren einfach sagt, er habe die Ehre, Minister zu sein." Nicht allein in Leibnitz, sondern auch in den Wahlorten Radkersbnrg, Mureck und Voitsberg, wo sich Stremayr vielleicht im Vertrauen auf die alten, nunmehr aber sehr verblaßten Sympathien der Wähler diesen gar nicht vorgefteHt hatte, wurde Dr. Magg mit Beifall als Kandidat begrüßt. Sonach stehen die Chaneen des Ministerpräsidenten für ein Mandat aus der Bevölkerung selbst keineswegs gedachte Zurechtweisung zu ersparen. Nur der Gedanke, daß Graf Horn sein Vorgesetzter und er in feinem Avancement von ihm abhängig fei, vermochte fein unruhig wallendes Blut zu zügeln. „Helene Streitmann ist das schönste, liebenswürdigste Mädchen, welches ich kernte, lieber Donitz. Sie wissen doch, daß ich sie kenne?" fuhr Graf Horn fort, indem er höhnisch lächelnd den Ausdruck des Schreckens in den Zügen des jungen Mannes beobachtete. „Sie scheinen gleichfalls von ihr enchantiert zu fein, und zwar mehr als die Dame von ihrem Cousin erwarten darf. Darum sage ich auch, daß Sie sich gut machen und recht anstellig zeigen, wenngleich ein so jugendlicher Seconde-Lieutenant besser thäte, sich nicht um das schöne Geschlecht zu kümmern, am wenigsten aber um eine Bürgerliche, die niemals die Seine werden kann. Oder haben Sie, lieber Donitz, wirklich noch eine so fabelhafte Romantik in Ihrem Kopfe, um an eine solche Möglichkeit zu glauben?« (Fortsetzung folgt.) günstig. Ja man schädigt sie noch dadurch, daß man den, Landvolke versichert, es möge nur den Vorsitzenden des Ministerrathes wählen, der t der Legitimationsnrkunde. Per Vorsitzende der Wahlkommisfion sprach seinen Zweifel aus, ob dieser junge Mann, der evident noch nicht volljährig war, mit dem auf der Legitimationsurkunde benannten Wähler identisch sei. Ein nationales Mitglied der Wahlkommission — Herr Horak — erklärte jedoch sofort, erkenne den Betreffenden als Wähler N. N. Dessenungeachtet stellte der Vorsitzende an den betreffenden die eindringliche Frage, ob er in der That der Wähler N. N. sei, worauf derselbe gestand, daß dies nicht der Fall und daß er der Bruder des letzteren sei, worauf er selbst* verständlich von der Wahlkoinmission abgewiesen wurde. Ueber dasselbe Thema berichtet uns ein anderer Gewährsmann: Der neu gewählte Abgeordnete von Laibach hat seine Wahl zunächst den Stimmen jener Beamten, die nunmehr eine von oben kommandierte Schwenkung machten, außerdem aber auch den bäuerlichen Wählern der Landeshauptstadt zu verdanken. Es war geradezu auffallend, daß gestern, obwol Jahrmarkt war, kein einziger der in die Wahlliste aufgenommenen rnsticalen Wähler fehlte. Man sah aber auch Physiognomien im Rathhaussaale, die in Laibach zu den ganz unbekannten gehören. Dem Vorsitzenden Herrn Ritter v. Ga-ribcldi fiel dies auf, mehrere der Erschienenen wurde» daher von ihm gefragt, ob sie wirklich auch die Wahlberechtigten seien, niemand in der Kommission kannte sie, mit Ausnahme des Kommissionsmitgliedes Horak, der bei jedem für die Nichtigkeit in der Person des Wählers einstand. Wäre ein inagistrat-licher Beamte oder Diener mit genauer Personenkenntnis von der Kommission znr Constatierung solcher zweifelhafter Existenzen herbeigezogen worden, so hätte sich mancher Wähler als ein Pseudowähler entpuppt. Auch fiel es auf, daß Dr. Bleiweis jun. ein ganzes Paquet von leeren Stimmzetteln mit sich führte, welche bekanntlich nur von den Regiernngs-organen den Wählern als Dnplicate ansznsolgen sind. — (Die Feier des gestrigen kleri« tat-nationalen Wahlsieges) wurde in der Landeshauptstadt durch Aushängen der nationalen Fahne in der Zilalnica eingeleitel, zur Seite derselben befand sich, wahrscheinlich im Gefühle der Verpflichtung als neue Regierungspartei, jedoch erst eine halbe Stunde später, auch die schwarz-gelbe Fahne. Beim Anbruche der Nacht verkündeten Pöllerschüsse vom nahen Schischkaberge, daß in der St. Petersvorstadt unter Anführung eines Lehrbuben des wackeren Tischlermeisters und Gemeinde-rathes Regali vor der Wohnung des durchgefallenen Kandidaten der liberalen Partei unter Vorantragung eines Rechens (pvoklete grablje) eine Pro-cession der Gassenjungen der St. Petersvorstadt stattfinde. Die Herren Lehrbuben fühlten sich durch die Ehrensalven bei ihrem Umzuge in hohem Grade gehoben. In den nationalen Gasthäusern ging es sehr lebhaft zu, mau schwamm in einem Meere von Wonne über die neue für Oesterreich angebrochene Aera. Nachts erscholl in den Straßen und Gassen wildes Gejohle, es fehlte nicht an Pereat-Rufen auf den durchgefallenen verfassungstreuen Kandidaten, auch das von der Jantschberg-Affaire bekannte Schimpflied der Sokolisten: „Hali, balö, jäeloda vefc ne bö!“ wurde intoniert. In der Quergasse, in der sich das Hans des Gemeinde-rathes Deschrnann befindet, ging es nach jener Proeession noch ziemlich ruhig zu. Erst um 1 Uhr nach Mitternacht fand sich abermals eine Rotte ein, die dort eine förmliche Katzenmusik inszenierte. Es flogen Steine gegen die Fensterbalken, sogar ein beim nächtlichen Bachanal aus einem Wirthshanse mitgenommener Porzellanteller wurde als Projectit benützt. Nach dem letzten Brandbriefe des „Slov. Natod" gegen Herrn Defchmanu, worin dieser in den tiefsten Pfühl der Dante'schen Hölle verdammt und das slovenische Volk aufgefordert wird, dieses Uriheil zu exequieren, hätte man erwarten sollen, daß die Katzenmusikanten, welche vormittags als Einpeitscher der Wähler für Hofsekretär Schneid fungiert hatten, in der Nacht an dem gegnerischen Kandidaten Lynchjustiz üben würden. Allein es herrscht in diesen Kreisen, wie figura zeigt, noch wenig Verständnis für Dante, bei solcher Appli-eation der Verse des italienischen Dichters laufen nur die Wirthe Gefahr, um ihr ganzes Porzellanferviee zu kommen. Anerkennenswerth war daS sofortige Einschreiten der städtischen Polizei, welche die frechen Ruhestörer auf frischer That attrapierte und dem nächtlichen Skandal ein Ende machte. Es wurden der gewesene Hausbesitzer Leuz, ein Sohn des Tandlers Kosjek und ein ehemaliger Schriftsetzer, jetzt Advokatenschreiber, Ivan Pajk festgenommen, die übrigen Commentatoreu des Dante nahmen schleunigst Reißaus, ein Diurnist Namens Simon Paternoster zeichnete sich insbesondere als Schnellläufer aus. * * * Aus Stein werden uns nachfolgende Details über den Verlauf der gestrigen Wahl gemeldet: Die Betheiligung bei dem Wahlaete war Vonseite der National-Klerikalen eine noch niemals dagewesene. Unter den 72 Wählern, welche von 99 Wahlberechtigten bei den Wahlaeten erschienen, fehlte auch nicht ein Mann des gegnerischen Lagers. Von der Wahl enthalten hatten sich überhaupt nur solche Wähler, welche infolge des maßlosen Druckes von oben her uud der geradezu unerhörten Agitation der Verfaffungsseinde eine gänzliche Verzichtleistung aus ihr bürgerliches Recht einer Verleugnung ihrer Gesinnung oder aber den aus einer überzeugungstreuen Stimmenabgabe vielleicht erwachsenden Unannehmlichkeiten und Feindseligkeiten vorzogen. Charakteristisch für die Zusammensetzung der durchwegs nationalen Wahlkommission, welcher der hierortige Dechant präsidierte, ist der Umstand, daß ein Mitglied derselben (Julius Stare) den Stimmzettel eines Gerichtsbeamten anrief, offenbar nur zu dem Zwecke, um nachträglich dessen Votum controllieren zu können. Doch wurde durch dieses perfide Manöver die angestrebte Absicht nicht erreicht, da über Protest des Beamten, welchem dasselbe galt, demselben eilt neuer Stimmzettel ausgehändigt werden mußte. Eingesendet. Parteigenossen! Bei den Wahlen des gestrigen Tages sind wir nach hartem Kampfe unterlegen. Unseren national-klerikalen Gegnern wären wir, wie so oft im Laufe der letzten Jahre, auch diesmal gewachsen gewesen, allein diese fanden plötzliche und unerwartete Unterstützung. Die Regierung, ungeachtet ihrer Devise: verfassungstreu und objektiv, neigte sich unfern Gegnern zu und machte ihren Einfluß gegen unsere Kandidaten geltend. Diese Erscheinung war um so überraschender, als hierzulande selbst unter Belcredi und Hohenwart die Regierung eine ähnliche Haltung eiiizunehmen nicht für gut fand. Wider die in solcher Weise verstärkten Gegner vermochten wir allerdings unsere Stellung nicht zu behaupten. So kam die Niederlage des gestrigen Tages. Dieselbe wird uns nicht entiimthigeu, wir werden den Kampf für unsere Grundsätze unerschrocken fortfetzen. Wir thim es mit fester Ueberzeugung, daß trotz der unerfreulichen Lage des Augenblicks die Zukunft uns gehört; denn nur die Verwirklichung unserer Ideen kann dem Vaterlande Gedeihen und Macht, dem Volke Entwicklung und Wohlfahrt bringen. Wir haben uns nie übernommen in den Tagen unserer glänzenden Erfolge, wir sind aber auch ungebeugt und zuversichtlich bei dem Mißgeschick, das uns diesmal betroffen. Den Wählern der Städte und Märkte, die gestern — und zwar ein wackerer Theil unter ihnen trotz der gegenseitigen an sie herangetretenen Zumuthung — in so großer Zahl für unsere Kandidaten eingetreten sind, wie überhaupt alle Gesinnungsgenossen in Stadt und Land, die mit Eifer und Hingebung unserer Sache gedient, sagen wir den aufrichtigen, herzlichen Dank. Sie alle mögen unfein Grundsätzen unwandelbar ergeben bleiben und für Verfassung und Fortschritt zum Heile des Landes mit Kraft und Zuversicht weiter wirken. Laibach am 1. Juli 1879. Vom Centralwahleomit« für die Nkichsrathswahlen in Kram. Geehrte Redaction! In der Samstagsnummer Ihres Blattes ivurde eine meine Person betreffende Mystifikation des „Slov. Narod" in ganz richtiger Weise dementiert. Seit jener Zeit hat sich jedoch wirklich ein Fall ereignet, der jener nur in der Phantasie des „Narod" existicreliden, mir zugedachten rnsti-calen Ovation auf ein Haar ähnlich sicht. Ich würde cs unterlassen haben, ihn an die journalistische Glocke zu hängen, wenn er nicht für die Signatur der jetzigen Zustände in Kram immerhin einige Beachtung verdiente. Als ich nämlich am verflossenen Samstag ans dem Laibacher Felde mit einem Buche in der Hand abends promenierte, begegnte mir eilt einspänniger, mit Garben beladener Wagen, ans dem zwei hoffnungsvolle slovenische Jungen, beiläufig 14 Jahre alt, der Vorstadtbevölternng ungehörig, saßen. Ich wurde sie erst gewahr, als der Wagen an mir vor-übcrfnhr. Ein wüstes Gejohle: „Zivili Slovenci! ProWoti nomäkntar, prokleti hndii, prokleti ronegat u. s. w. u. s. w. riß mich aus meiner Lektüre, ich glaubte in eine (jitalnica acrathen zu fein, allein die drohenden Peitschen der beiden Rosselenkcr, mit denen mir als Zeichen ihres tiefsten Respektes in nicht mehr zu erreichender Ferne zugeschwungen ivurde, überzeugten mich, daß ich mich ans offenem Felde befinde. Ruhigen Blutcs dachte ich ntir: „Was für zwei Prachtkerle von Jungsloveucn sind doch das! Wie verständnisinnig wissen sie die edlen Lehren, die der Vater der Nation und seine journalistischen Gehilfen schon seit Jahren predigen, ins Praktische zu übersetzen! Es nahm mich nur wunder, in ihren Händen nicht die letzte Nummer des „Sloveuski Narod", der sich bereits als Regie-rnugsmoniteur proclamicrt, wahrgenommen zu Haben. Mancher Leser würde zwar meinen, es wäre die Züchtigung der frechen Jungen mehr am Platze gewesen, als die ruhige Hinnahme solcher Beschimpfungen. Bei Leibe nicht! Nach den neuesten nationalen Theorien könnte die Inanspruchnahme behördlichen Schutzes gegen derlei Bübereien nur als Provocierung einer „Animosität gegen die slovenische Nation" anfgesaßt werden, die ja Minister Taaffe aus das entschiedenste' perhorrescicrt. Die beiden Rangen betätigten ja nur ein lebhaftes Nationalgcsühl, indem sie einem von der slovenischen Presse Geächteten ihren vollen Abscheu fühlen ließen. Es erübriget mir daher zu einer gewissen Art moralischer Genugtuung nur der eine Weg, die Regierung zu der dem Nationalitätcnhader und allem, was drum und dran hängt, wieder geöffneten freien Bahn zu beglückwünschen und den Führern der slovenischen Nation sür die in so herzcrhcbender Weise ausgehende Saat ihrer volksbeglückenden Ideen ein „Slava" zuznrufen. Laibach, 30. Juni 1879. Carl Deschmaun. Witterung. Laibach, 1. Juli. Bormittags trübe, nachmittags theilweise Aufheiterung, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr + 20-7“, nachmittags 2 llbr + 25 0" C. (1878 + 23 8": 1877 + 26 61' C.) Barometer im Fallen, 735 43 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme + 21 8", um 2 8° über dein Normale. Telegrafischer Kursbericht am 1. Juli. Papier-Rente 66 75. — Silber-Rente 68 10. — Gold-Rente 77 90. — 1860er StaatS-Anlehen 126 75. — Bankaktien 819. — Kreditactien 263 50. —■ London 116'—. — Silber —. — K. k. Münzdukaten 5'49. — 20-Francs-Stückc 9 21'/,. — 100 Reichsmark 56 95. Link kleine Wasserkraft von 15 bis 20 Pserdckräften in der Nähe einer Bahn in Kram wird zu kaufen gesucht. Offerte sind unter „Wasserkraft" an die Administration dieses Blattes zu richten. (309) 4-1 Druck von Jg. v. Kleinmayr & geb. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für dir Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.