MITTHEILUNGEN A IJS DEM GEBIETE DER STATISTIK IIKItAUSGUUlilili.N DJKECTION I)KR ADMINISTRATIVEN STATISTIK K. K. HANDELS-MINISTERIUM. HKITTEK JAHKGANG. — III. IIE K T. (Pr«is 4N kr. ('oiiv. Miinze.) W1EN, 181)4. AUS l»ER KAISEHM<’H-KONIGLICHEN HOK- HND STAATSIlHIH'KEIIHI. IN COMMISSION BEI W. BRAUMULLER. Darstellung iler gewerl>llclien umi conimcrciellen Zustandc S|»aiiieii’s mit be s o n d er er Riicksiclit ;tuf (len Vcrkchr dieses Landes mit Oestcrreich. ■ • - ;* A ’ . . f* 4 »• ••" # ■ , 0 )'■ •'>: i ■ ■ ■■'V. r- •: - # Als cin beriihmter franzosiscber Staatsmann umi Diplomat ausrief: „L’ambas-sndeur s’ en va, le Consul ttrrine“, volite er hiermit oflenbar die immer steigende Wiclitigkeit d er Handels-Interessen in unserer Zeit andeuten, welche die Cabinete Enropa’s von den abstracten politisehen Fragen zur praetiscben Auffassung und Wiirdigung dessen, was die Wohlfahrt der Volker und die Maclit der Staaten am sicherstenbegrundet, tiiglichmebrbiniibcrzieht. Nacli deni BeispieleGrossbritannien’s, desseu Staatsklugbeit stets darin bestand, dem nationalen Gewerbfleis.se und Seeluindel den moglichsten Aufschwung zu geberi, streben die ubrigen Regierungen, nacli Aussen lun der Industrie und Marine ibrer Liinder cin neues Feld zu eroffnen und dieselben im anspornenden Wettkampfe mit anderen Naliouen auf fremden Miirkten besser crstarken und gedeihcn zu lassen. Oesterreicb, dessen Handelsflagge bereits im Orient sicli zu einer II ob e emporsch\vang, auf \velcher es keine frcmdc Concurrenz melir zu scbeueu bat, i'ichtet nun sein Augenmerk nacli dem Westen. In dem Augenblieke, wo der Kaiserstaat nacli der verbangnissvollen Krisis des Jabrs 1848 gleicb dem Phonix verjungt unter dem strablenden Scepter seines ritter-licben Monarchen seinc lvraft in jeder Ricbtung cntfaltet, konnte den weisen und erfahrenen Ilalbgeberri der Krone unmoglicli die Wicbtigkeit der pyreniiiscben Ilalb-insel fur Anknupfung erspriesslicber Handelsvcrbindungen entgeben. Und in der That Alles vereint sicli, um einen regen Wecliselverkelir zwiseben Oesterreicb und Spanien zu fordern und zu begiinstigen. Die z\veihundertjabrige Herrscbaft, welcbe Habsburg jenseils der Pyrenaen aus-iibte, bat bis auf die beutige Generation die freundlicbste Erinnerung zuriickgelassen. VVoblgefallig blickt der Spanier auf jene Zeiten liin, welcbe die glorrcichsten Blatter seiuer Gescbiclite ausfiillen. Mit Stolz zeigt er dem Fremden in der cbnviirdigen Katbedrale von Barcelona das Modeli der Galeere, auf welcber der tapfere Johann von Oesterreicb in der Schlacht von Lepanto sicli mit Lorbeercn bedeekte. Don Juan Rufo Gutierrez vervvendete zwolf Jabre seines Lebens, urn in seiuer gefeierten »Austriada", welcbe den Beifall eines Cervantes verdiente, den Rulnn der babs-burgiseben Konige von Spanien zu besingen. An der Hauptfacade der Ralbbauser von Valencia, Sevilla, Burgos, im Marine-Arsenale von Cartbagena, im Artillerie-* Museum von Madrid prangt nocli lieutigen Tags der kaiserliebe Doppeladler neben den Wappen von Leon und Castilien. Iti den Waftcnsalen der koniglichen „Armeria“ Statist. Mittheil. 1854. lil. tleft. I voii Madrid triflft man viele reicli gestickte Kriegsfalinen a 11, welche auf der einon Seite das osterrcichische Wappen und auf der anderen das Bild der heiligcn Jung-frau tragen, die Banner, unter welchen zur Zeit des spanischen Successioas-Kriegs die Volkerschaften voii Catalonien und Arragon fur die Saclie des Hauses Habsburg in den Kampf gingen, dessen Erfolg sie unter den Schulz der Mutter des Erlosers stelllen. Obgleich die politische Ver\vebung der Geschichte beider Volker, welche vom Jabre 1504 bis 1700 gedauert batte, durcb den Tod Karl’s II. aufgelost ward, trug doeli die Glaubensvervvandtschaft machtig dazu bei, unter dem spanischen Volke die alten Sympathien fur Oesterreich /,u niihren, und dieselben bleiben lieule noeli so ausgepriigt, \vie keine andere Nation sicli deren erfreut. Zur Ehre der Wahrheit muss hinzugesetzt werden, dass die zahlreicben osterreichischen Handels-leute, vvelche sich auf alleu Puncten der Halbinsel niederliessen, durch Fleiss, Redlichkeit und Beharrlichkeit sich jederzeit hochst vortheilhaft auszeichneten, so dass sie iiberall als die geachtetsten Kauileute gelten. Die An\vendung der Dampfkraft, welche dem Leben der Volker eine ganz neue Gestaltung zu geben berufen zu sein scheint, wirkt jeden Tag mehr, um die grosse Strasse des NVellhandels vom Norden und Nord-Westen nach Sud-Westen und gegen das Centrum von Europa (Oesterreich) zu rilcken. Wer die geograpbische Lage und Configuration des Erdtheils aufmcrksam betrachtet, muss crkenucn, dass von dem Tage, an welchem ein Eisenbahnnetz vom Gestadc des adriatisehen Meers zur Donau und von den Ufern dieses Stroms durch Siiddeutscbland und Erankreich zum atlantisclien Ocean bis Cadix und Lissahon sich ausdehnen wird, diese beiden Hafen die z\vei wichtigsten Stapelpiitze des Ver-kehrs zwischen der alten und neuen Welt werden mussen. Bekanntlich wird die ScbiflTahrt sclnvieriger und geiiihrlicher, je mehr man vom Norden aus steuert. Ein Fahrzeug, welches vom baltischen Meere oder von der Nordsee nach Amerika segelt, muss den Canal de la Manche und den Golf von Biscaya passiren, wo die meisten Havareien erfolgen, indem es bald auf Untiefen gerath, bald an Felsen strandet, oder, wcnn Gegenvvinde herrschen, die verschie-denen Vorgebirge zu umsegelu nicht verraag und der Wuth der Elemente anheim-fiillt. Darum siud auch die Assecuranz-Pramien durchscbnittlich um die Halfte niedriger fur SchilVe, welche von Cadix oder Lissabon die Fahrt nach Amerika machen, indem ungefahr zwanzig Meilen von Mogador die Passat-Winde beginnen, welche das Scliill' gleichsam von selbst treiben. VVahrend ein SchifF von Biga oder Hamburg aus, besonders in der schlechten Jabreszeit, mebrerc Monate braucht, um Rio Janeiro oder Cuba zu erreichen, ja zmveilen bei starken Gcgenvvinden \vochen-lang im Canal la Manche und hinter diesein oder jenem Vorgebirge liegen bleibt, kann es die niimliche Fahrt von Cadix oder Lissabon aus leiclit in einem Monate zurucklegen. Mit einem Klipper lassen sich von diesen beiden Orten aus jahrlich wenigstens funf solcber Beisen bewerkstelligen, wiihrend von Hamburg aus nicht mehr als zwei moglich sind. Da endlich ein SchifF, welcbes von dort ausliiuft, bei der Verminderung der Beisegefahren und Beiseheschvverden um 20 Percent veniger Mannschaft braucht, kanu man, alle diese Vortheile zusammengerechnet, behaupten, dass ein SehilF, welches dem Hamburger Rheder 10 Percent Ge\vinn ab\virft, dem Bbeder von Cadix 50 Percent eintragen vvird, sobald Cadix mittelst eines Schienen-wegs in ununterbrochene Verbindung mit dem Stromgebiete der Uonau tritt, welches der Mittelpimct der neuen Strasse des Welthandels zu werden berufen ist, die einer-seits in Cadix und Lissabon, anderseits in Triest und Galacz zu milnden haben wird. Im Jiilire 1844 erliess die spaniscbe Begierung unter dem 31. December eine konigliche Ordonnanz, um die Privat-lndustrie zur Anlegung von Eisenbahnen aufzu-tordern. Um dergleichen Unternebmungen kraftig zu fordern, entschloss sicli die Begierung, ge\vissen Eisenbahnen, deren unlaugbarer Nutzen anerkannt ist, ein Minimum von Interessen mit G Percent zu gew8hrleisten, und sogar theilweise die Baukosten derselben zu tragen. Sie hat die Linie von Madrid nach Aranjuez um 00 Mili ionen Reales in das Eigentlium des Staats gebraeht; a m 15. September 1853 wurde die Fortsetzung dieser Linie bis Tembleque eroflnet und die Arbeiten werden rasch betricben, um im Jabre 1854 die weitere Strecke von Temble-que bis Albacete erollnen zu konnen, \velcbes der Ausgangspunct einer doppel-ten Linie, ostlich nacb Grao (der Hafen von Valencia) und sudlich nach Cadix, \verden soli. Da die Eisenbabn von Grao nach Jativa ihrer Vollendung sich nalit, wird nur die a n sich uubedeutende Lučke zvvisehen Jativa und Albacete auszufiillen bleiben, um die Hauptstadt von Spanien mit Valencia in uninittelbare Verbindung zu setzen. Die ganze Distanz wird sodami in 8 Stunden zurUckgelegt und Grao hiernach gleiehsam der llafen von Madrid werden, was fflr den osterreichischen Handel um so wichtiger erscbeint, als die italianische Central-Eisenbabn, welcbe Triest und Livorno — das adriatische mit dem mittellandischen Meere — verbinden soli, sich ebenfalls bereits im Bauc belindet. Nachdem die Provinz von Cadix sich anheischig gemacht bat, die nothige Subvention zum llaue des Schieneinvegs von Cadix nach Sevilla zu leisten, \vurde durch das konigliche Decret vom 22. September 1853 dem Unternehiner seitens des Staats ein Minimum von Interessen mit (J Percent zugesichert. Da diese Eisen-bahu schon seit einem Jahre in AngrifT genommen ist und durchgchends durch ebene Gegenden liiuft, \vo keine Kunstbauten erforderlich simi, wird sie in Kiirze dem Verkehre erolTnet \verden konnen. IJnter dem 2. September 1852 \vurde einer Aetiengesellschaft die Ermachtigung ertheilt, behuts der Anlegung einer Eisenbalm von Albacete nach Sevilla liber Cordova, mit einer Seitenliuie nach Badajoz (portu-giesische Griinze), die Vorstudien zu maclien, und als ich im Octoher 1853 Madrid verliess, \varen diese Studien so \veit vorgeriickt, dass die eruahnte Aetiengesellschaft sich um die formliche Erlanguug der Concession bei dem Ministerium der oflentlichen Bauten bewarb. Zufolge eines koniglicbeu Decrets vom 31. Octoher 1853 vurde verfiigt, dass die Bauarbeiten fiir die auf Staatsrechnung zu erbauende Eisenbabn von Madrid iiber Valladolid, Palencia, Burgos und Bilbao nacb lrun, in vier Ahschnitte abgetheilt, im Wege der Submission vergeben werden sollen. Der Zuschlag solite am 1. Marz 1854 erfolgen. Es steht somit ausser jedem Zweifel, dass in einer nalien Zukunft die Haupt-stadt von Spanien miltelst Scliienenwegen nordlich mit Pariš, ostlieh mit Valencia, sUdlieh mit Cadix und westlich mit Lissabon (indem die portugiesische Regierung ebenfalls einer englischen Compagnie die Coneession zur Anlegung einer Eisen-bahn von Lissabon nach Badajoz ertheilt bat) in directer Verbindung stelien \vird. Von diesem Tage an wird, wie ieh weiter olten bemerkte, der Ilandel zwischen der alten und neuen Welt dem Centrum von Europa ungemein nalier geriickt sein; das mittellandische Meer, die adriatische See und die Donau werden die Scblagadern desselben werden. Unter allen europaischen Handelsstaaten diirfte Oesterreich den grossten Nutzen biervon zu ernten berufen sein; Triest namentlicli darf darin zuversichtlich neue Elemente zunebmender Grosse und Wohlfahrt erblicken. So erfreulich auch eine solehe Aussiclit fiir uns genannt zu werden verdient, darf man nicbt iibersehen, \velche thatige und starke Concurrenz andere Nationen in Spanien uns zu machen nielit aufboren. Sie liaben um so molir freies Spiel daselbst gewonnen, als Oesterreich von dem Tode Ferdinand’s VII. bis zum Jahre 1848 keine diplomatiseben Verbindungen mit dem Hofe von Madrid unterbielt, wodurcb seine Handels-Interessen ibrcin eigenen Scbicksale uberlassen blieben. Die iippigste Ptlanze verdorrt, wenn sie fiinfzehn Jahre lang jeder Pflege entbehrt. Fiir Oesterreich handelt es sicli also vor Allein darum, das verlorene Feld \vieder zu gewinnen, um in Zukunft desto lobnendere Friichte seines Verkehrs mit der pyrenaischen Halbinsel zu sammeln. Zu dem Ende verdienen folgende drei Fragen, welche im Schoosse der Handels- und Gewerbe -Karnmern des Kaiserstaats in letzter Zeit vielfacb erortert wurden, gehorig beleuchtet zu werden. Ein unbc-fangenes Urtheil kann nur aus der richtigen AufFassung der Dinge entspringen. Diese drei Fragen sind: 1. Inwieferne darf man von der spanischen Regierung erwarten, dass sie die Bemiilningen Oestcrreich’s fordern und begiinstigen woIle? 2. Kann die kaiserliche Regierung'durch ihre eigenen Anstrengungen allein das vorgesteckte Ziel erreichen? 3. Ist nielit vielmehr die unermudete und verdoppelte Thatigkeit des oster-reichiscben Privat-Unternehmungsgeists die wesentlichste Hedingung eines sicbern Erfolgs ? Da der Verkehr zwischen Oesterreich und Spanien einen zweifachen Charakter bat, werde ich mit Rezug auf seine doppelte Tendenz die angedeuteten Fragen sowohl vom Gesichtspunete der Schifffahrt, als auch vom Gesichtspuncte des Handels und der Industrie erortern. I. Schiflfahrl. Die Quintessenz der Diplomatie des llofes von Madrid wahrend des sieben-zehnten und achtzehnten Jahrhunderts bestand darin, seine reichen und ausgc-breiteten Colonien dem Einflusse fremder Staaten moglichst zu entziehen. Um diess leichter zu erreichen, suchte das spanische Cabinet, welches in Betren’des Multer-lauds anderen Nationen vviclitige Privilegien und Begiinstigungen einraumte, den Ifandel derselbcn auf dio pyrenSische Halhinsel zu beschriinken. Die cingeborcnen Handclsleute liatten uin so weniger Grund, sieli iiber dic dcn Fremden gcwahrten Zugestiindnissc zu besclnveren, als sie in dcn Colonien, von jeder ausiviirtigcn Con-currenz befreit, deslo ergiebigere Geschafte zu macben siclier waren. Diese Pramissen mtissen wobl im Auge behalten werden, wenn man den Schliissel der in neuerer Zeit von Spanien befolgten Politik haben will, welche darin besteht, den synallagmatiseben Handelsvertriigen mit anderen Staaten Europa’s sich zu entziehen. In dem Maasse, als dic Krone von Spanien die schonsten ilirer Besitzungen in Amerika verlor, scbriinkle sie immer mehr die Handelsbegiinstigungen, deren andere Nationen anf der pyrenaischen Halbinsel genossen batten, cin, \vozu, wie wir gleicli selicn werden, Grossbritannien gernc die Hlinile bot, um sicli ausscbliessend die besle Stellung in Spanien zu sichcrn. Zu F n d e des achtzehnten Jahrhunderts bestanden Handels- und Schilffahrts-vertriige zvvischen Spanien und nachstebenden Staaten: Hanse a ti sebe Stiidte (Madrider Vcrtrag vom 28. September 1607). Frankreich (Pyrenacn -Vcrtrag von 16159, Familien - Vertrage von 1761 und 1783). Grossbritannien (Handelsvertrage von 1666 und 1667, Utrcchter Vertrag von 1713). Portugal (Lissaboner Vertrage vou 1716 und 1778). Niederlande} Sclnveden ( (Vertrage vom 13. Juli und 9. December 1713, und 26. Juni Toscana / 1714). P a r in a J Oesterreich (VViener Vertrag vom 1. Mai 1726). D Sne mark (Vertrag vom 18. Juli 1742). Sardinien (Vertrag vom 13. Juli 1813). Beide Sicilien (in Folge des Familien-Vertrags von 1761). Kraft der bislier angefiibrten Vertrage uurdc den betreffenden Staaten die B e ban dl un g der a m meisten begiinstigtcn Nationen gesichert, ein Princip, \vclches seit der Abschliessung der sogenarinlen Utrecbter Vertrage besonders auf Grossbritannien, Frankreich und Oesterreich die ausgcdehnteste An-\vcndung fand. Mit nachstem Bezuge auf Oesterreich enthiilt der Vertrag vom 1. Mai 1726 fol-gende Handelsbegiinstigungen: Art. 6. Schifle, \velche durch die Ge\valt der Elemente gezivungen werden einzulaufen, diirfen iveder zuruckgehalten, nocb irgend einer Visitation unterivorfen werden. Art. 13. Mit Ausnahme der Municipal-Gebuhren, \verden die Oesterreicher nur eiuen einzigen Zollsatz von 10 Percent zu entriehten haben, Art. 17. Bauholz, SchitTstamme und Fassdauben werden von jedem Zolle befreit. Art. 19. Mit Bezug auf die VVerthschatzung der Artikel, welche im Zoll-Tarife nicht enthalten sind , soli das Namliche, was iin Art. 9 des Utrechter Vertrags bedungen wurde, gelten *). Art. 20. Ungarisches Salz wird in Spanien den niimlichen Zoll wie das spanische zahlen und umgekelirt. Art. 47. Den Oesterreichern \verden ausdriicklich die namlichen Privilegien eingeraumt, welche den Briten durcli die Vertrage von 1607 und 1713, so\vie den Niederlandern durch den Vertrag von Miinster (l(i48) zugestanden wurden. Zu diesen Privilegien gehort: dass dem Scliiffs-Capitiin acht Tage Frist zu-steht, um sein Waaren-Manifest zu reetificiren, falls Fehler oder Mangel darin vor-gefunden werden; dass im Falle des Betrugs nur jene Waare, \velche Gegenstand des Betrugs ist, nicht aber die iibrige Ladung, confiscirt werden darf; dass jedoch der Capitan weder arretirt noch gelangen gehalten Averden darf; dass man vor Gericlit den Kaufmann nicht zwingen kann, sich von seinen Biichern zu trennen, sondern dass deren einfache Vorlage liinreicht; sowie, dass die Kaufmaunsbiicher in jeder beliebigen Sprache gefiihrt werden diirfen; dass man die llauser der Kauf-leute nicht wegen Zollsachen durchsucben darf u. s. w. Schon unter der Ilerrschaft Karl’s 111. begann Spanien die bindende Kraft der mit anderen Staaten abgeschlossenen Handels- und SehilTfahrts- Vertrage zu lockern, indein es, auf die immer grossere Strenge, woinit Grossbritannien die Navigations - Acte handhabte, sowie auf die vielfachen Protections-Massregeln, welche Frankreich zu Gunsten der eigenen Flagge nach und naeh in’s Leben rief2), sich fussend, im Jabre 1788 unter dem Titel „Notas rescrvadas“ (vertrauliche Noten) an seine Zolliimter eine neue Instruclion erliess, welche mit den Bestimmungen der meisten Haudelsvertrage, die es unterzeicbnet liatte, im schroflen Widerspruch stand. Obgleich die beiden Cabinete von Pariš und London sogleieh dagegen Ein-spracbe thaten, beharrte der Hof von Madrid darauf, den Grnndsatz zu vertbeidigen: dass Haudelsvertrage nur insoferne, als die inneren Zustande des eigenen Landes erlauben und strenge Beciprocitat beobachtet wird, zu befolgen sind. Die bald darauf in Frankreich ausgebrochene Bevolution schob diese Streit-frage in den Hintergrund. Sie scbien zwar mit Bezug auf Frankreich beigelegt, als durch den Zusatz-Artikel des Friedens-Vertrags vom 14. Juli 1814 im Allge-meinen bestimmt Avurde, dass die wechselseitigen Handelsbeziehungen zvvischen Frankreich und Spanien \vieder auf den niimlichen Fuss, wie sie im Jahre 1792 gestanden, gesetzt uerden sollten. Grossbritannien aber, \velcbes sich erinnerte, welche Bestrictionen die wecbselseitigen Handelsbeziehungen seitens der spanischen Begierung schon im Jabre 1792 erlitten batten, begnugte sich nicht mit der allge- *) Wenn in Betrefl' des angegebenen Wertlis solcher AVaaren zwisdion den britischen Kauf-leuten und den spanischen Zollbeamten irgend ein Z\vei(el entsteben solite, sind erstere berechtigt 7,u verlangen, dass das Zollamt die Waare ganz oder theilvvcise um den angegebenen Preis iiber-nehme, vvelehei' in klingender Miinze und mit Abzug der betredenden Zollgebubren ausbezablt werden muss (Al t. 9 des Utrechter Vertrags vom 9. December 1713). s) Der Al t. 24 des Familienpacts vom l.S. August 1701 bedingt wechselsei(ig vollkommenc Gleifhheit der Flaggen beider Nationen in den respectiven Hiifcn. meinen Erklarung des angefiihrten Zusatz-Arlikels, sondern erwirkte unter dem 28. August 1814 drči \veitere Zusatz-Artikel, deren erster lautet: „Alle Handels-Vertrage, welche vor dom Jahre 1780 z\vischen Grossbritannien und Spanien bestanden, vverden durch die gegemvartige Acte ratificirt und bestatigt“. Die Ungewissheit, in welcher die \vechselseitigen Handelsbeziehungen z\vischen Frankreich und Spanien durch die obervvalmte Stipulation schwebten, musste neuen Streitigkeiten die Thiire ofTen lassen, die aucb niclit lange auf sicb \varten liessen. So oft Frankreich die Fainilien-Vertrage anrufen wollte, wendete Spanien ein, durch die Vertrage von Basel und Amiens seien die fruheren VVechselbeziehungcn so abge-andert worden, dass die alten Vertriige sich niclit mehr den neuen Zustanden anpassen liessen. Als gar die franzosische Regierung im Jahre 1816 die Kustenfahrt aus-schliessend der National-Flagge vorbehielt, Differenzial-Zolle einfuhrte, und das noch bestehcnde Prohibitiv-System ins Leben rief, drohte Spanien die Vertrage vor dem Jahre 1792 niclit mehr anzuerkcnncn. Frankreich gab einigermassen nacli, indem es die spanische Flagge zur Kustenfahrt \vieder zuliess. So standen die Saehen, als die spanischen Cortes im Jahre 1821 ein Gesetz votirten , kraft dessen alle fremden Flaggen mit einer Gebiihr von 20 Reales (2 11. 10 kr. C.M.) per Tonne belegt \vurden. Frankreich riiclite sich, indem es im Jahre 182(5 mit Grossbritannien einen Handcls- und SchilTfahrts -Vertrag auf der Grundlage vollkommener Gleichheit und Reciprocitat abschloss, mit oflener Ver-letzung des Ari. 2H des mit Spanien bestehenden Familienvertrags von 1701, in \velchem Artikel ausbedungen wurde: „dass an den Privilegien, welche 1.1. Katholi-sche und AUerchristlichste M. M. es fiir angemessen halten \viirden, wechselseitig den respectiven Unterthanen der andern zu gewahren, die iibrigen fremden Nationen niclit Theil nehmen sollten“. Wie nun endlich der Hof der Tuillerien die Selbststandigkeit der von Spanien losgerissenen Staaten in Amerika anerkannte, wahrend Frankreich durch dieFamilien-vertrage vielmehr deren Besitz der spanischen Krone garantirt liatte, erhielt Graf Ofalia, spanischer Botschafter in Pariš, den Auftrag, der Begierung des Konigs Karl X. formlich zu erklaren, dass Spanien die in Fragc stehenden llandels-Vertriige als nuli und nichtig betrachten wiirde. Dieser Erklarung folgte der kiinig-liclie Befelil vom 13. Juli 18150 nacli, laut dessen alle spanischen Schille, welche in Bordeaux, Marseille und den niiher liegenden franzosischen 11 a fen Waaren laden wiirden, bei ilirer Ankunft in Spanien des Vorrechts der einheimischen Flagge ver-lustig werden sollten. Der nacli dem Tode Ferdinand's VII. jenseits der Pyrenaen autlodernde Biirger-krieg, welcher dem Hole von Madrid die Freundschaft und Unterstiitzung Frankreich’s unentbebrlich machte, bewirkte, dass der konigliche Befelil vom 13. Juli 1830 auf die dringenden Vorstellungen Ludwig Philipp's von der damaligen Regentin Maria Christina bed ingungsvveise zuriickgenommen wurde. Doch kaum war der Bilrger-krieg beendet und Espartero zum Begenten crnannt, als unterm 9. Juli 1841 eine neue provisorische Zollordnung erschien, deren 15. Artikel laulele: „Die Begiinstigung der Flagge gelit fiir jene Schille verloren, welche, mit Fruchten und V\ aaren beladen, von Gibraltar, aus den zuisclien der Gironde und der Bidassoa, den zwischen dem Minho und der Guadiana, den z\visehen den Pyrenaen und Marseille einschliesslicli gelegenen Hafen und endlicb »us den Hafen kommen, die curopaiscben Miiebten an der afrikanisclien Kiiste des Miltelmeers geboren". Diesc Restimmung liess das konigliche Decret vom 13. Juli 1830 in seiner ganzen Ausdehnung vvieder aufleben. Der Regent ging noch wcitcr; er liess sieli heimlich mit Grossbritannien in neue Handels-Negotiationen ein, und kurz nach dem Decrete vom 7. Juli 1841 war vvirk-lieli der Entwurf cines solcben fur Grossbritannien gan/, besonders giinstigen Vertrags sebon beiderseits genebmigt, als Ludwig Pbilipp durcli seinea personlieben Einfluss die Sacbc sclmell scbcitern zu maeben wusste. Die franzosiscbcrseits erbobenen wiederbolten Einwendungen gegen das Decret vom 9. Juli 1841 blieben liis z um December 1852 erfolglos. Die spanisebe Regierung promulgirte unter dem 9. Januar letztenvahnteu Jalirs ein Decret, kraft dessen in RelrelT der Entricbtung der Scbiflfabrts- und Hafen - Gebiihren die Scbille jener Nationen, welcbe den gleichen Vortbeil den spanischen Fabrzeugen gewabren \viirden, diesen gleicbgestellt sein sollen. Da Portugal, Grossbritannien, Belgien, Niederlande, Preussen, Russland, Sardinien, Toscana u. s. \v. cine solehe Reciprocitiit bereit\villig zugestanden, komite Frankreicb nicbt umbin, das namliche Princip anzuerkennen. Erst in Folge dessen erscbien das spanisebe Decret vom 10. December 1852, welches das besprocbene Decret Espartero's aufbebt, Ich beschriinke micli darauf, bervorzubeben, dass Spanien erst dann nacbgab, als das franzosisebe Cabinet durch das Organ seines Bothscbafters in Madrid die formlicbe Erklarung abgegeben batte: das Princip der Reciprocitiit allcin wilrde die kunftigeu II and e ls-beziebungen zwiscben beiden Landern bedingen. Dieses Factum \virft ein ganz neues Licbt auf die Zollpolitik, welche Spanien fremden Nationen gegeniiber geltend zu maeben entscblossen zu sein sebeint. Icli liabe sclion ervviihnt, dass Grossbritannien, obvvobl es dureb die Zusatz-Artikel vom 28. August 1814 alle Verlriige, die es mit Spanien vor dem Jabre 178(i abgescblossen batte, neuerdings ratificiren und beslittigen liess, in neuester Zeit kein besonderes Geiviebt darauf legte, dieselben in Wirksamkeit zu erbalten, weil die bevorrecbtete Stellung, welcbe Frankreicb in Folge ahnlieher Vertrage jenseits der Pjreniten zu beansprucben nicht aufhorte, dem Cabinet von St. James ein Dorn im Auge wurde. Was Letzteres vorziiglicb anstrebte, war die Abschliessung eines Handelsvertrags, welclier den britiseben Baumwollenwaaren den spanischen Markt zum Nacbtbeile aller iibrigen Nationen preisgeben wiirde, ein Ziel, dessen Erreicbung unter der Regentsclialt Espartero's sebr nabe stand. Daber darf es nicbt befremden, wenn Grossbritannien, freilich in seinem eigenen Interesse, aus Anlass eines Streits mit Spanien im Jabre 1845 die fraglicben Handels-vertrage so auslegte, dass die NVesenbeit und Wirksamkeit derselben faetiseb ver-scbwindet. Als es namlicb im erwabnten Jabre den Zoll auf die Zueker-Einfubr aus Cuba und Porto-Rico erbobte, legte der damalige Minister der auswiirtigen Angelegenbeiten Spanien’s, Herzog von Sotomayor, sofort bei dem Cabinet von St. James Bescbvverde dagegen ein, indem cine solebe Zoll-Erbobung den zwischen beiden Staaten abgeschlossenen Handelsverlragen zmviderliefe. Lord Aberdeen er-vviderte darauf in einer motivirten Note vom 30. .luni: „dass die mittelst der angeru-fenen Handelsvertrage wechselseitig gewahrten Vorreehte nnr auf die Personen, k e i n e s w e g s a b e r auf d i e W a a r en B e z ug h ii 11 e n“. Der I lerzog v. Sotomayor ergrilF begierig diese giinslige Gelegenheit, um durch Zulassung der Interpretation des britischen Cabinets in zwei Noten vom 13. September und 2>. December 184U die Nullitiil jener Vertrfige aucli Grossbrilannien gegeniiber zu erklaren. Das britische Cabinet suchte dann die Opportunitat der Absebliessurig eines neuen Handelsvertrags zu insinuiren, indem Lord Aberdeen unter Anderem dem Cabinet von Madrid sebrieb: „Naehdem der Wechsel der iiusseren 1'mstande jene Vertrage, welcbe den Schulz und die Begiinstigung des Austausches zum Gegenstand liatten, umvirksam gemacbt bat, naehdem man also von denselben ein namhaftes Besultat nicbt inebr sich verspricht, und naclidem jene Vertrage \venigstens von Seite eines der contrahirendcn Theile durch immer steigende Bestrictionen, ja sogar durch Verbote ersetzt worden sind, \velche die wechselseitigen llandelsbeziehungen beinahe erloschen machten, glaubt die Begierung llirer Britischen Majest&t, dass die Bichtung, welche dieVernunft, die eigenen Interessen und die Bedlichkeit zweier befreundeten Begierungen anrathen, keine andere sein kanti, als zu neuen Vertriigcn die Zufluclit zu nehmen, vvelche zwar im namlichen Geiste als die friihern abgefasst, in ihrer Form und in ihren Bes tim mungen den Erfordernissen der Zeit besser angepasst waren“. Sonderbar genug! Kaum hatte Lord Aberdeen die Unwirksamkeit der er-wahnten Vertrage formlich anerkannt, als Grossbrilannien, ausAnlass der Veriniihlung des Herzogs von Montpensier mit der lnfantin Donna Maria Luisa von Spanien, die Utrechter Vertrage pr o domo sua \vieder hervorsuchte, was in Europa den irrigen Glauben verbreitete, dass es die bindende Kraft seiner Handelsvertrage mit Spanien aufrecht erhalten \volle. Erst in Folge der Aufliebung der britischen Navigations-Acte und der Promul-girung des spanischen Decrets vom i). Januar 18J52, ganz abgesehen von den Handels-vertragen vor dem Jalire 1T86, ist auf der Grundlage \veehselseitiger Beciprocitat die Gleichstellung beider Flaggen in den respectiven lliifen dieser beiden Nationen wieder erfolgt. Unerlasslich schien es mir, die 1’hasen der verschiedenen Negotialionen, welche Spanien mit Frankreich und Grossbrilannien bezuglieh der zvviselien ihnen bestan-denen Handelsvertrage pflog, zu uberblicken, um ermitteln zu konnen, iinvieferne der zvvischen Oesterreich und Spanien im Jahre 172S abgeschlossene Handelsvertrag uocli in Kraft besteht, da sich derselbe fortlaufend auf diejenigen bezieht, welche frtiher zwischen Spanien und Grossbrilannien unterzeichnet wurden. Im Gegensatze zu Frankreich und Grossbrilannien hat die osterreichische Begierung niemals, vveder direct noch indirect, zugegeben, dass der Vertrag vom Jahre 1725 ausser Wirksamkeit sei. Vielmehr hat das kaiserliche Cabinet bei der Begierung Ferdinand’s Vil. durch seinen damaligen Gesandten in Madrid, Graf Brunetti, auf die genaue Beobachtung desselben wiederholt gedrungen. Den diessf&lligen Bcmiilumgen setzte (las Madrider Cabinet wegen des innigen Zusammenhangs, welcher zwischen dem osterreichischen Vertrage mit Spanien und jenen, die z\vischen Spanien und Grossbritannien abgeschlossen wurdcn, besteht, ahnliche Argumente, \vie es sclion gegeniiber Frankreich und Grossbritannien geltend gemacbt hatte, entgegen, und wie nach dem bisher Gesagten sicli leicht denken liisst, bleibt nicht die geringste llodnung, dass die spanisebe Regierung in Zukunft mehr Geneigtbeit zeige, den Handelsvertrag mit Oesterreicb wieder ins Leben zn rufen. Nicht als ob die spanisebe Regierung die Wicbtigkeit ihrerHandelsverbindungen mit Oesterreicb nicbt gehorig \viirdigte. Im Gegentbeile, ich konnte \vahrend meines letzten Aufentbalts in Madrid die positive Ucberzeugung gewinnen, dass es vielleicbt keine Macbt gibt, mit welcber sie die VVechselbeziehungen zu regeln aufriehtiger vviinscht, als Oesterreicb, dessen Hiifen (len spanischen Colonial-Producten einen tiiglich ergiebigern Markt darbieten. Aber die Alternative, entvveder den Vertrag von 172S herzustellen oder einen neuen Vertrag zu sebliessen, gevvahrt nur geringe Aussicbten. Im ersten Falle wiirde Frankreich darnach streben, seine dureb die Fainilienpacte gesicherte bevorrechtete Stellung wieder zu erringen, und Grossbritannien, ungeachtet aller frtiheren Erkla-rungen, in den Besitz der ihm vertragsmassig zustehenden Handelsbegiinstigungen zuriicktreten wollen. Im zweiten Falle wiirde Grossbritannien, Avelches miltelst der Zusatz-Artikel des Friedensvertrags von Pariš sich im Voraus alle jene Vortheile, welche Spanien vertragsmassig einer andern Nation gewiihren wird, gesichert bat, ipso faeto den grossten Nutzen davon ziehen. Denn, wir diirfen uns nicht ver-hehlen, die langjahrige Abbrecbung unserer diplomatischen Verbindungen mit Spanien kam Niemanden mehr als den Britčh zu Statten, deren Concurrenz auf der pyrenai-schen Halbinscl fur die osterreichische Handelsflagge lange noch die sclnverste und gefahrliehste bleiben \vird. Alles wohl er\vogen, ist es vorlaufig jedenfalls hesser fiir Oesterreicb. keinen Vertrag mit Spanien zu sebliessen, als einen, welcher im Grunde der britischen Concurrenz mehr als uns frommen wiirde. Das Gcbiet, auf welchem die kaiserliche Regierung ihre Tbatigkeit zur Hebung der osterreichischen SchiftTabrt in Spanien entwickeln kutin, ist, wie aus dem bisher Gesagten erhellt, ziemlich beschriiukt, weil der Staat niemals vermag, sich dem Privat-Unternehmungsgeiste zu substituiren. Dagegen bleibt der Selbstthatigkeit der Privaten ein desto weiteres Feld ollen. Vor Allem diirfte die DampfschifTfahrts-Gesellschaft des osterreichischen Lloyd, bei ihrem be\vahrten Patriotismus und ihren unermiideten Bestrebungen den See-verkebr des Kaiserstaats zu erweitern, berufen sein, durch eine schnelle und direete Verbindung z\vischen den osterreichischen Hiifen und einigen der wichtigsten Stapelpliitze der pyrenaischen Halbinsel das grosste Hinderniss, \velclies einem leb-haften Handel Oesterreich’s mit Spanien bisher im Wege stand, zu heben. Alle Handelsleute in Spanien, welche Waaren aus Oesterreicb zu beziehen pflegen, klagen einstimmig dariiber, dass ihre Hestellungen nie zur gehorigen Zeit anlangen. VVabrend sie die nitmlichen NVaaren in sechs Wochen aus Frankreich erhalten kflnnen, brauchen dieselben aus Oesterreich in iler Regel sechs Monate. Nicht seltcn kam der Fali vor, dass Bestellungen, welche man zu Anfang des Sommers fiir dcn Winter machte, erst im folgenden Friihjahre realisirt wurden, wo sie dana natiirlich ilirem Zwecke nicht mehr entsprachen. Dergleichen Uebelstande riihren hauptsaehlich daher, weil keinc regelmassige DampfschifTfahrts-Verbinduug zvvischen Triest und irgend einem spanischen H a fen besteht, wie sie die Franzosen und Englander zu untcrhalten bedaeht sind. Dic osterreiehischen VVaaren \verden mcistens auf dem \veiten Umwege liber Hamburg oder liber die Sclnveiz und Genua nach Spanien versendet, oline dass fiir die-selben eine Lieferungszeit sieli ausbedingen liesse. Kine solehe Unsicberbeit lalimt jeden Verkebr, weil der spanische Kaufmanu nie in der Lage ist zu wissen, ob die bestellte Waare zeitig genug eintrelfen \vird, um noeb an den Mann gebracht werden zu konnen. Durch die Anlegung einer directen DampfscbilTfahrts-Linie von Triest nach Cadix vvurde in Folge der Sicherheit, mit weleher der spanische Kaufmann seine Operationen unternehmen konnte, dem osterreiehischen Einfuhrhandel ein ganz neues Leben verliehen werden, denn je mehr unser Import erleichtert \viire, desto mehr wurde der spanische Consument die Giite und Billigkeit unserer Erzeugnisse zu \viirdigen im Stande sein. Im Verhaltnisse hierzu wiirde der Bedavf und die Nachfrage steigen und nicht nur die Dampfer des Lloyd, sondern auch die ubrige Mandelsmarine dabei lohnende Frachten erzielen. Nachdem obnehin der Yerwallungsrath des osterreiehischen Lloyd besehlossen bat, die Fahrten seiner Dampfer bis Malta auszudehnen, liesse sich mit einem im Vergleiche zu den Vortheilen, die er dabei in kur z er Zeit ernten \viirde, geringen Opfer eine monatliche Fahrt von Malta nach Gibraltar, Cadix und Lissabon ein-richten. Man mtisste schon danim Gibraltar beriihren, um die osterreiehischen Fabricate der Begiinstigung theilhaftig werden zu lassen, velche das spanische Decret vom 10. December 1852 der Einfuhr fremder Erzeugnisse aus jenem Freihafen gewahrt. Gibraltar konnte auf solehe Art ein Entrepot osterreichischer VVaaren werden, welche, oline die boben Differenzialzolle zu entrichten, von den kleinen spanischen Kiisten-fahrern nach dem gegenuberliegenden Hafen von Algesiras eingefiihrt vveiden mochten. Da ferner schon jetzt Gibraltar tbatsachlich die eigentliche Niederlage ist, aus weleher Marokko die verschiedenartigsten Producte unseres Gewerbfleisses be-zieht, wiire den Dampfern des osterreiehischen Lloyd auf jeder Fahrt der Transport nicht unerheblicher Partien von dergleichen VVaaren gesichert, welche jetzt liber Livorno oder Genua nach Gibraltar') verfuhrt zu werden pflegen. Im Verfolge dieses Beriehts, wo icli den Austausch zwischen Spanien und Oesterreich in seinen einzelnen Zweigen bespiechen werde, sollen die Gegenstande einer lohnenden Fraeht fiir den osterreiehischen Lloyd mit Bezug auf Cadix besser ') Seit dem Monate October bevvcrkslelligen z.wei kleinc Dampfer, cin britiseher und ein Iranzosisclier, Passagier- und Uiiterfahrten von Gibraltar nach den Kiisten von Marokko, wodureh die Versendung unserer Fabricate nach diescm Lande sich naturlich erleichtert findet. hervortreten. Fiir jetzt beschranke ich micli darauf, anzudeuten, dass die Havanna-Cigarren eine vortrelfliche Riickfracht bilden vviirden, indem die Tabakpflanzcr von Cuba Alles, was sie erfechsen und nicbt ari Ort und Stelle verkaufen, nach Cadix in Commission senden. Vergeldicb baben die Englandcr versucbt, sich bierin den Commissionshausern von Cadix zn substituiren , urn wo mbglich ausschliessend Europa mit diesem Artikel zn versehen. Cadix vvird so lange den Vorzug bebanpten, als fremde Flaggen in den spanischen Colonien das Doppelte der DilFerenzialzolle, die sie in den Ilafen des Mutterlands sclion bezablen, entrichten miissen. Denn nur der geringste Tbeil des nach Cadix gesendeten Tahaks wird dem Pflanzer von Cuba in barom Gelde bezahlt, ein viel grosserer in Waaren ')> tvelche, unter spanischer Flagge auf jener Insel eingcfiibrt, eine Begiinstigung von nicbt vveniger als KO Percent gcniessen, vvodnrcb die britiscbe Concurrenz vollends unmoglich gemacbt wird. Im Besitze so nainbafter Vortbeile niuss Cadix die Vorratbskammer blciben, aus wclcber ganz Europa seinen Bedarf an Havanna-Tabak bezieht. Endlich, da von Cadix ans am ersten Tage jedes Monats ein Dampfer der konigl. Kriegsmarine mit dem Post-felleisen nach den spanischen Antillen abgelit, und ein anderer am 1K. des Monats damit von dort znriickkehrt, liesse sich durch die Anlegung einer Dampfschifffahrts-Linic des osterreichischen Lloyd nach Cadix die directe Correspondenz zvvischen unseren Ilafen und jenen spanischen Colonien auf dem schnellsten Wege anbahnen, indem die Fahrt von Cadix nach der Havanna von den spanischen Postdampfschilfen in weniger als 24 Tagen zuriickgelegt \vird. Die Ausdehnung der Fahrtcn der Dampfscbilfe des osterreichischen Lloyd bis nach Lissabon wiirde durcb den Umstand binliinglich erklart und gerechtfertigt, dass in Portugal fiir die directcn Provenienzen keine Differenzialzblle bcsteben. Wenn schon jetzt die osterreichischen Tiicher, Shawls, Glasvvaaren u. s. \v., vvelche beinahe ausschliessend unter frcmden Flaggen dort eingcfiibrt werden und milbin einem DifFerenzialzoll von 20 Percent unterliegen, die fremde Concurrenz siegreich be-stehen, \vie rascb vviirdo nicbt deren Import sich liebcn, wenn sie, von den sclnveren DiiFerenzialzbllen befrcit, direct aus dem Lande der Production auf dem kiirzestcu Wege durch Dampfer ihrer eigenen Nation auf jenen Markt gebracbt vviirden! Fiir den Fali, als der bsterreichische Lloyd, ebcn so gut in seincrn eigenen Interesse als in dem des gesammten vaterlandischen Handels, sich bestimmen liesse, in der angedeuteten VVeise seine Fahrtcn nach dem Siid-Westen von Europa auszudehnen, diirften ibm von Seiteder spanischen Begierung nacbstehendeBcgiinstigungen ge\viibrt \verden, deren die englischen und franzosischen Dampfscbilfe in Spanien geniessen: 1. Die Erlaubniss zur Griindung eines Steinkohlen-Depots in Cadix. 2. Die Befreiung von der Entrichtung des Tonnengelds fiir jenen Raum, vvelchcn die Maschinen und die Steinkohlen am Bord einnehmen. Eine gUnzliche Befreiung vom Tonncngelde baben die Dampfboote der britischen Peninsular Steam-Navigation-Company als Post-Paketboote nur unter der Bedingung 1) Oer Grund dieser Zaldungsart liegt in der Curs-Diflerenz, in Folge deren allc Geld-sendungen aus Kuropa, sei es in klingender Miinze, sei es in cdlen Metallcn, in Cuba einen Verlust von 10 Percent erleidcn. envirkt, dass sie die Verpflichtung eingingen, in den spanischen Iliifen weder zn Jaden noch zu loschen. Dor namlichen Verbindlichkcit miissen sicli selbst dio Dampfer der franzosisclien Kriegsmarine unterwerfen , welchc den Postdienst zvvischen Oran, Tanger und Cadix zweimal des Monats versehen. Dio Gc\valt der Stromungen in der Meercnge von Gibraltar ist so gross, dass bei nur etvvas starken Gegenwinden die SegelschifFe sie zu passiren nicbt mehr vermogen. Die franzosische und britiscbo Regierung pllegen in solchon Fiillen die Kauffahrer ihrer Nation durch Kriegsdampfer, \vrelcbe besonders zur VVinterzeit eigens dabin beordert \verden, bugsiren zu Iassen, oin Vortboil, welchen andere HandelsschilTe sch\ver vermissen. Dem abzulielfen, liat sicb unliingst eine Gesell-schaft in Cadix gebildet, deren Z\veck es ist, nacb einem bestimmten Tarife Kauf-fabrer aller Nationen bei ungiinstiger Witterung durch die Meerenge im Scblepptau zu fiihren *). Den osterreichischen Schiffen, vvelche in Gibraltar, in Algesiras oder binter dem Cap Spartel oft wochenlang giinstigeren Windon entgegenharren, wird eiu solcbes Unternebmen gowiss bocbst wiIlkommon sein. Seit einigen Jahren fabren zahlreiche russisobe, niederlandische und bamburgische Schifle den Guadalquivir binauf bis Sevilla, wo sie Wolle, Siidfriicbte und besonders Sfissholz und Lakrizensaft laden. Der Lakrizensaft von Sevilla wird den besten Sorten, die ia Calabrien gevvonnen werden, vorgezogen; der Export davon steigt jabrlicb auf 300.000 Kilogramme, \vovon das Mciste nacb Russland golil. Noch bedeutender ist die Ausfubr von Siidfriichten und Oliven (letztere gelten mit Recht als die schonsten und schmackhaftesten in der Welt), welche im Herbste geladen zu 'verden pllegen. Die Einfabrt in den Guadalquivir wurde lange \vogen derSarulbank, die an der Miindung des Flusses liegt, ftlr sebr bescbwerlich und die Rescbiffung des Flusses selbst durch grossere Kauffahrer fiir utimoglich gebiillen. Die hydrographischen Arbeiten, Avelche im April und Mai des Jabrs 1853 von dem franzosisclien Kriegs-dampfer „Ne\vton“ a) vorgenommen wurden, haben ausser jeden Zweifel gestellt, dass dio Sandbank wahrend der Ebbe vvenigstens 8 bis 9 Fuss und wahrend der Fluth 14 bis lij Fuss Wassor bat. Zur Zeit der Aequinoctien zabit sowohl die Ebbe als die Fluth 3 Fuss Wasser mohr. Man kann daher bei voller See im Durchschnitt auf 15 Fuss VVasser rechnen, so dass grossere Kauffahrer und selbst Kriegsschifle, welche einen Tiefgang von nicbt mehr als 14 Fuss haben, bei giinstiger Witterung mit voller Sicherheit in den Guadalquivir einfabren konnen. *) Nocli bevor dio spaniselien Schloppdampfer ilire Tliiitigkeil beginnen konnten, wur-don im October 18!>3 cin cngliscker Dampfor von 139 Tonnen und cin franzOsischcr von 7(i Tonnen in Gibraltar z« dem Ueliufe aufgcstellt, fremdc llandelssehifie bei ibrer Fahrt nacb den 'vestlich der Meercnge gelegencn Gewassern in’s Scblcpptan zu nebmen. I)ie spaniscbe Concurrenz 'vird gewiss dazn beitragcn, deren Preise, wclcbe durchschnittlicb 100—120 Colonnati fiir Drei-niaster, ?S — 80 Colonnati fiir Zwcimaster und !>0 Piaster fiir (joeletten betragen, herabsetzen zu maehen. s) Es ist die namliclie, vom' Linicnscbifls-CapitUn de Maison neuve befebligte Dampfcorvette, an deren Bord icb im darauffolgcnden Monate .luni mich einschiffte, um cine Fahrt cntlang der niarokkanischen Kiistcn von Tetuan bis Mogador zu machen. Gegeniiber der Stadt San Lucar de Baraineda und drei franzosische Meilen ‘) von der Miindung entfernl, bildet der Strom an seinem linken Ufer eiuen votrelfliclien llafen, der darum „bona ansa“ genannt wird. Von San Lucar de Baraineda bis Sevilla windet sieli der Guadalquivir mit unziibligen Kriimmungen in einer Ausdelmung von mebr als 60 Meilen. Vor Sevilla konnten SebilTe mit einem Ticfgange von 15 Fuss beijuem ankern, allein da im Flussbette bei Puebla und S. Juan einige Sandbiinke vorkoimnen, welche nur SebilTe mit einem Tiefgange von 11 Fuss durchlassen, miissen die Kauffahrer, deren Tiefgang 15 Fuss inisst, bei la Corta ilire Ladung erleiclitern, um in Sevilla landen zu konnen. Nicbts desto \veniger gelang es im Mai 1853 der franzosiseben Dampf-Corvette „Newton“, deren naturlicher Tiefgang 3 Metres und 48 Centimetres -) inisst, mit 8 Kanonen und 140 Mann ain Bord, den Guadalquivir binauf bis vor Sevilla zu dringen. Es war das erste KriegsscbilT, welebes vor den Mauern der Hauptstadt Andalusien’s erscbien. Das bis dabin fiir unlosbar geballene Problem der Befahrung des Stroms durch grossere Scbille wurde auf die glueklicbste Art vom gevvandten Commandanten des „Newton“ gelost, und damit fiir den llafen von Sevilla eine neue Aera erolTnet, welche, wie \vir spiiter sehen \verden, vielfacli verspricht, unsern Seeverkehr mit Spanien zu beleben und auszudebnen. II. Handul und Industrie. Der ausvvartige Handel eines jeden Lands ist das Besultat der Dillerenz, \velcbe zwiscben seiner Produetions-FSbigkeit und seiner normalen Consumtion besteht. Je mebr ein Land selbst erzeugt, desto,weniger braucbt es von Aussen einzufiibren; bei giinstigen Produetions-Verhaltnissen wird es vielmebr ausfubren. Je starker dagegen die Consumtion im Vergleiebe zur Production ausfallt, desto grosser wird die freinde Einfubr werden. Wenn man sieli eine genaue Recbenscbaft von dem zu geben wiinscbt, was der auswartige Handel von Spanien ist und vas er in Z u k u n f t s e i n w i r d, erscheint vor Allein notlnvendig, einen allgemeinen llebei-blick der Hauptelementc des okonomiseben Lebens von Spanien zu gewinnen. Daraus wird dann einleucbtend werden, \velebes von beiden Systemen, das Merkantil- oder das Pbysiokratisclie, als Hebel der Volkswirthschaft Spanien’s zu dienen bat. Obgleicb die Zeiten, \vo ein spaniseber Monarcb sieli rubinen konnte, „dass nie in seinen Staaten die Sonne unterging“, fiir inuner in das Grab der Vergangenbeit gesunken sind, besitzt Spanien auf einem Flacbenraume von 8.598 Quadratmeilen eine Bevolkeruug von mebr als 15 Millionen Seelen 3), welcbe in 145 grosseren ') Der Myriameter = 1318 osteiTcicliischer Strassenmeile. s) S'48 Metres = 11 \Viener l('uss. ;i) Nach8tehcnde Zillern zeiten von der zicmlich raschen Zunahme der lievolkerung ungeaelitet der viclen Kriege, welclie Spanien zu bestelien hatte: Jahr 1787 ... . 10,269.130 Seelen „ 1821 .... 11,248.800 „ „ 1830 ... . 12,032.232 „ „ 1849 .... 14,210.219 „ Stadion, 4.GOO kleineren Stiidten und Flecken, und 13.000 Dorfern vertheilt leben. Hierunter sind dic spaniscben Colonien nicht begriffen, deren Bcvolkerung wenig-stens S Millionen Seelen umfasst, so dass dio Gesammtbcvolkerung des dem Scepter dcr Kiinigin Isabella II. geliorclicnden Liinder-Complexes mindestens 20 Millionen Seelen betragt *). TrelFend liebt Bory de Saint-Vincent, \velcher dem Studium der pbysischen Geograpbie der pyrenaiscben Halbinsel mit Vorliebe sich gewidinet bat, liervor, dass Spanien in seinen vier versehiedenen Abdacbungen oder Regionen das Clima und die Producte eben so vieler VVelltbeile vereint. Die kantabriscbe Region (Nordkiiste) bat einen rein europaischen Cliarakter mit der niimlicben Rodencultur, welche in der Normandie oder in Wales vorgefunden wird. Ackerbau und Fischlang ist die vorziiglicbste Besebiiftigung der Eimvobner. Die lusitaniscbe Region (VVestkiiste) wird von vier Fliissen, Minbo, Duero, Tajo und Guadiana, von Osten nacb Westen durebsebnitten. Neben der Rebe wachst bier dcr Oelbaum, und alle Pflanzen der atlantiscben Inseln, wie jene von Madera und den Canarien, gedeiben vortrelVlicb. Nicbt mir in den siidlicben Pro-vinzen von Portugal, sondern aucb in Galicien webet dem Reisenden gleichsam die Lufl des amerikaniseben liimmels entgegen. Die ib eri sebe Region (Ostkiiste) umfasst die Stromgebiete des Ebro, Llobregat, Guadalaviar, Jugar und Segora und tragt das Geprage des sicilianiscben und griecbiscben Bodens, \velebes, zunacbst Anatolien und Syrien eigentbUmlicb, eigentlicb den asiatiseben Typus darstellt. Der Maulbeerbaum, dic Aloe, der Cactus, die Baumwollstaude, dcr Jobannisbrodbaum, die Palme, das Zuekerrohr prangen neben dem Oelbaum, der Weinrebe, dem Orangen- und Citronenbaum, welcbe in iippiger Fiille die Thaler und Iliigel bedecken. Die bati sebe Region (Siidkiiste), \velcbe die reicben und fruchtbaren Ebenen von Valencia und Andalusien (letztere \vird vom Guadalquivir befeucbtet) umfasst, erinnert dureb den Glanz ibrer Sonne, die Pracbt ibrer Vegetation, die Sebmackbaftigkeit ibrer Friicbte an Afrika, mit dem Unterscbicd, dass die Glut, vvelebe in Folge der geographiseben Lage dieses Erdstricbs berrseben solite, einer-scits dureb dic kalten Luftstiomungen, welcbe von den Scbneeboben der Sierra Morena herab\veben, und anderseits dureb die Seeliiftc abgekublt wird. Man erkennt auf den ersten Rlick, dass die Natur, indem sie Spanien so reicblicb mit den Bodenerzeugnissen der versebiedensten Erdtbeile ausstattete, dasselbe formlicb anwies, in einem blfibenden Ackcrbaue den Scb\verpunct seiner volks-'virthschaftlichen Interessen zu suchen. Leider lasst sicb der Mangel an Hiinden zur Bebauung des Bodens vielleicbt nirgends so stark als in Spanien fiiblen. Nacb den Scbatzungen, welcbe Madoz in seinein „Diccionario geografico -estadistico do Kapuna“ aufstellt, sind von ') Preusson, ol>wohl os die Slellung ciner europiiischen Urossmaclit einniinmt, zfilut nur 17 Millionen Menschun. 48,800.794 Hectaren *) des spanischen Territoriums (mit Einschluss dcr um-liegendcn Inseln) kaum 24,840.000 Hectaren bebaut. Von dem Reste liegen 7.030.000 brach, 1,500.000 bedecken die Walder, und 8,009.794 Hectaren neh-men die Berge, Flitsse und Strassen ein. Zufolge einer approximativen Berechnung gibt es 360.000 Grundherren, 700.000 Pachter, 1,800.000 Bauern und 800.000 Hirten, welche mit Inbegriff der Weiber und Kinder drei Fiinftel der Gesammtbevolkerung des Konigreichs ausmachen. Hierbei sind die Besitzungen des Adels und der Geistlichkeit niclit mit-gerecbnet, \velche unter 1,680.000 Grundherren vertlieilt sind. Wenn man die Ziffer dcr Individuen, welche dem Ackerbaue sicli widmen, mit der Gesammtzalil der Bevolkerung vergleicht, erlialt man das Verhaltniss von 1:7, beilaufig die namliche DurchschnittszifFer, die sicli fiir die meisten Staaten von Europa herausstellt. Allcin \vahrend in Belgien 14.520 Seelcn, in England 9.040, in Frankreicli 0.700, in Preussen 5.660 und in Oesterreich 5.406 auf den Quadrat-Myriameter 2) entfallen, vermag Spanien kaum 2.952 Seelen per Quadrat-Myriamctcr aufzuvveisen, ein sprechender Beleg, dass, l»ei der angebornen Vorliebe des Spaniers fiir den Ackerbau, niclit so leicht cine industrielle Bevolkerung jenscits der Pyrenaen sicli improvisiren liisst. Im Anfange des laufenden Jahrbunderts lioss die spanische Begierung eine amt-liclie Schatzung der Cerealien-Production des Landes vornehmen, welche folgcnde Besultate licfcrte: Da damit der innere Bedarf nicht gedeckt ward, musstcn jahrlich bedeutende Quantitaten von Korncrfriicbten aus andern Landern eingefiibrt werden, boi welchem lrnporte besonders die osterreichische Flagge sebr thatig war. Gegenvvartig ist die Production der Cerealien beinalie verdoppelt, indem der „Boletin official" des spanischen Handelsministeriums den Gesammtertrag im Jahre 1850 auf 120 Millionen Fanegas steigen liisst. Spanien genilgt somit niclit nur der eigenen Consumtion, sondern komite auch im Jahre 1850 80.399 Fanegas Getreide, 80.668 Fanegas Mais und 2,356.070 Arrobas4) Mehi an England und die spanischen Colonien abtreten. Da die Ernte von 1853 in Spanien sebr gesegnet war, Avurden in diesem Jahre aus Galicien liber Coruna, Gijon und Santander so grosse Getreide- und Mclil-Quantitaten in Frankreicli eingefiibrt, dass dieselben zur Bes-serung dcr Preise auf' dem franzosischen Markte nicht vvenig beitrugen. i) Der llectaie = 2779-08 Wicnor Quadratklufter = i-737 Joch. a) Der Quadrat-Myriameter = t'737 osterr. (Juadratmeile. 8) Die castiliseho Fanega liiilt 0-8910 n. o. Melzen. Die (Gewiclit-_) Arrobu liat 2.'i Madrid er Pfundc, deren jedes = 0-8210 Wiencr Pfund. VVeizen Gerste . Boggen. Fanegas zu 54-8 Litres 3) . . 32,949.312 . . 15,946.646 . . 11,111.816 Hafer, tiirkiseber Weizen und sonstige Kornerfruchte . 8,633.998 68,641.772 Wenn einmal die Eisenbahn von Madrid nach Badajoz mit der Zweigbabn nach Sevilla vollendet scin wird, diirfte Sevilla dem Getreidehandel von Odessa mit dem Westen von Europa eine gewichtige Concurrenz maclien. Die Frucbtbarkeit der Provinz Estremadura an Getreide ist so gross, dass Millionen und Millionen von Fanegas seit Jahrzehnten dort aufgespeichert liegen, vveil boi dem Mangel an Communications-Mitteln der Transport vveit mehr als die Waare selbst kostet. Der Hafen von Sevilla verdient, dass die osterreichischen Hheder und Speculanten ihn niebt aus dem Auge verlieren. Wer kennt niebt die kftstlichen Weine von Malaga, Xeres, Alieante, Valde-penas u. s. w., vvelcbe in der ganzen Welt verbreitet sind? Der Census des Jahrs 1797 lieferte fiir die jabrliebc Weinproduction die Zifler von 49,964.854 Arrobas '). wUbrend sie gegenwartig GO Millionen Arrobas ubersteigt. Davon vvurden nach den amtlicben Schatzungen der Gencraldirection des spanischen Zolhvesens im Jabre1850 ausgefuhrt: Ordinare VVeine .... 2,188.72(5 Arrobas Xeres.......................... 1,483.360 „ Malaga......................10li.OOG „ Mit Rccbt wurde im „Osservatore Triestino“ vom 14. September 1853 hervor-geboben, vvie sebr Triest darauf bedaeht sein nmss, seinen bisherigen so \vicbtigen Handel mit Olivenol zu bevvabren, welcher dureb die Einfuhr des Samenols aus Frankreich und des Palmen- und Cocosols aus England ernstlicb bedrobt zu werden anfangt. Das einfacbste und sieberste Mittel bierfiir besteht darin, die in Folge der letzten Missernte mangelnden Einfubren aus Apulien und Sicilien dureb spanisebe Olivenole zu erganzen und zu vertnebren. Naeb dem »Boletin official" des Handelsministeriums zabite Spanien im Jabre 1849: Produetion a n Oelgiirtcn Ausdehnung Zalil der Biiume Oliven Oel Hectares Arrobas 1. Classe . . 670.496 72,880.000 80,168.000 13,66«.000 2. Classe . .1,928.113 209.577.S00 144,084.531 24,555.175 3. Classe . . 784.231 85,242.500 17,581.231 2,996.800 In einer jiingst ersehienenen Abhandlung liber die Oel-Cultur in Europa, vvelebe den geschatzten Agronomen Don Juan Centurion zum Verfasser bat, wird folgender interessanter Vergleicb angestellt: Gcsammte Oel-Production Mittclpreis Geldvverth Arrobas Ueales Frankreicb . . . 2,800.000 42% 120,000.000 Grieebenland . 3,200.000 30 96,000.000 Italien . . . . . 7,452.500 35 230,837.500 Spanien . . . . 52,763.732 30 1,454,254.486 ') Die (\Vein-') Arrolia liiilt H -404S W. Mass Statist. Mittheil. 1854. III. H uit. Somit erzeugt Spanien allein viermal so viel Oel als alle iibrigen Liinder Europa's zusammen. Davon bleiben nacli gedecklem innercn Bedarfe, ungeachtet fiir 10 bis 15 Millionen Gulden jahrlicli ausgeluhrt wird, nocli 8,000.000 Arrobas oline Kaufer. Daber die naeliliissige Fabrication, welche man dem spanischen Oele vonvirft. Wenn jedoch der Bedarf durch die Ausfuhr steigen mochte, wiirden die spanischen Landwirthe, wie deren viele bereits angefangen haben, ilire Erzeugnisse zu veredeln nicht ermangeln, gleich den Franzosen, denen es gelang, binnen weniger Jahre das Samenol trefflich zu vervollkommnen. Barcelona, Valencia, Malaga, Huelva, Cadix und besonders Sevilla sind die vorziiglicbsten Hafen der Oel-Exportation. Im Laufe des namlichen Jabres wurden nebstbei 147.639 Libras (Pfund) Mandelol ausgefiihrt. Der Export spaniscber Siidfriichte wird immer lebbafter. Im Jalire 1850 gingeri ins Ausland 54,737.590 Stiick Orangen, 1,364.7i»2 Arrobas getrockneter Malaga-Trauben, 80.594 Arrobas siisser Mandelu und 138.050 Arrobas Feigen. Der grosste Theil davon gelit nach dem Norden von Europa. Bloss aus dem Hafen von Malaga segeln jahrlicli zur Erntezeit (im Herbst) fiinfzehn bis zvvanzig SchifFe mit der-gleicben Artikeln nach St. Petersburg. Da eben in dieser Jahreszeit die Schillfahrt im Norden sehr besch\verlich zu werden anfangt, kommcn sowohl die Frachten theuerer als die Assecuranz-Pramien bober zu stehen. Ja, wenn das raube Wetter sich bald einstellt und im baltischcn Meere die SchifTfahrt fruli unterbrochen wird, miissen die aus Malaga konimenden Fabrzeuge in norddeutschen Hafen uberwintern. Unter solchen Umstanden ware Nichts leichter, als dergleichen Sendungen von Malaga aus zur See nach Triest dirigiren, und von hier mit teist der osterreichischen Schienenwege nach Warschau und St. Petersburg (die Arbeiten an der Eisenbahn zwischen den zvvei letztgenannten Hauptstadten schreiten rasch vorwarts) weit schneller und sicherer befordern zu lassen. Nach den glaub\viirdigen Schiitzungen, \velchen die miihsamen und genauen Forschungen von Madoz, Canga Arguelles und Block zu Grunde liegen, lasst sich der jahrliche Gesammtwerth der spanischen Ackerbau-Producte reassumiren, wie folgt: Cerealien................ 1,016,000.000 Franken VVeine..................... 176,600.000 „ Oel........................ 365,563.000 Andere Fruchte. . . . 125,000.000 „ 1,683,163.000 Franken. Darunter sind dic Erzeugnisse nicbt begriflen, \velche, wie WolIe, Seide, Honig, Wachs und samintliche Mineralien, ausser dem Bereiche der eigentlichen Bodencultur liegen. Befremden muss es allerdings, dass Spanien, dessen Merinos-Scliafe so wesentlich dazu beitrugen, die VVolle-Erzeugung in Frankreich, Grossbritannien und Deutschland zu veredeln, den Ruf seiner eigenen Wolle giinzlich verloren bat. Statt der Merinos von Leon, Segovia und Soria liefern nun jene von Rambouillet, Sachsen, Bohmen und Ungarn das zarte seidene Vliess, aus \velchem die geschatzten Tiicher von Sedan imd Elbeuf und die elegantesten Mode-Artikel von Roubaix und Tourcoing gewebt werden. Vergebens bildete sich unter den Auspicien der Begierung die Gesellschaft „la Mesta", welche, ibre Verzweigungen liber das ganze Land aus-breitend und mehr als SO.000 Hirten zSblend, sich zum Ziel setzte, den alten Glanz der spanischen Scbafzuebt berzustellen. Die Uandelskammer von Sedan bat die Ursache erklart, warum die spaniscbe Wolle au(' den europaischen Markten gegenwartig so wenig gesuclit wird. „Die spanischen Scbaf/,(icbter“ — sagt die benannte Uandelskammer — „haben die Bacen mit einander verinengt, woraus eine solche Entartung entstand, dass beutigen Tags keine Špur der edlen Gattungen, welcbe vor dem Jahre 1807 bestanden, gefunden wird“. Dem sei wie ihm wolle, Thatsache bleibt es, dass die scbonsten Widder nacli und nacli aus Spanien ausgefiihrt wuiden, und dass man, wahrend jenseits der Pyrenaen die Kreuzung der Haeen allgemein zugelassen wurde, ausserhalb Spanien's die grosste Sorgfalt darauf verwendete, die Ecbtbliitigkcit der spanischen Merinos unangetastet zu erhalten. Die „Yunta Calificadora“ der Gewerbe-Ausstellung, welche im Jalire 1850 in Madrid stattfand, gesteht, dass in BetrelF der Schafzucht und ilires Ertrags in Spanien sich nur Conjecturen anstellen lassen. Nach den wahrscheinlichsten Berechnungen zabit Spanien 3,000.000 Stiick, welche feine, 4,000.000 Sttick, wclche mittelfeine, und 12,000.000 Stiick, welche ordiniire Wolle Iiefern, also im Ganzen 19,000.000 Schafe. Angenommen, dass jedes Schaf jiihrlich (nach Block) 4*/a Libras gibt, wurde die Gesammt-Production an Wolle sich auf 85 Miliionen Libras erheben. Die Vertruibung der Mauren, der Golddurst, welcher die Spanier nach Amerika trieb, und die schweren Steuern, womit der Fiscus die Seiden-Industrie belegte, bevvirkten in gleichem Grade den Verfall der einst in Spanien so bliihenden Seiden-Cultur. Nach dem Zeugnisse des alten Chronikers Navanjo beschaftigte Toledo allein im .lahre 1480 an 200.000 Seidenweber. Sevilla besass 16.000 Webstiible mit 130.000 Arbeitern. Zur Zeit der Mauren halte das Konigreich Granada an der schonsten Seide einen solchen Ueberlluss, dass es die fremden Miirkte damit ver-sehen komite, wessbalb ein arabischer Dichter beim Anblick des Reichthums, der im Lande dadurch sich verbreitete, ausrief: Die Maulbeerbaume von Granada haben sich in reines Gold verwandelt! Zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts war die Seiden-Production von ganz Spanien auf G06.887 Kilogrammes ») herabgesunken. Den Bemiihungen der Regierung Karl’s 1Y. und Ferdinand's VII. gelang es, nach und nach die Production wieder zu heben, und im Jahre 1849 wies der „Boletin official del Ministerio de Comercio“ die Erzeugung von 1,104.000 Kilogrammes Seide nach, repartirt wie folgt: Kilogrammes Valencia...............................552.000 Murcia und Alicante................... 230.000 Granada............................... 184.000 Talavera.............................. 138.000 ’) L)er Kilogramme = i/780 W. Pfund. In (len Jahren 1850 und 1851 Avurden (lic Maulbeerpflanzungen nach Arragori, Galicien, Catalonien und den Leiden Castilien ansgedelint, mul besondcrs iu der Provinz von Valencia, Murcia und Toledo vermebrt. Wenn man jedocli dem geAvesenen Handelsminister D. Joaquin Koca de Togores, weleher iiLcr den Zustand des Ackerbaus seines Vaterlands cin gediegenes Memoire sebrieb, glanben will, ist ungeacbtet der Milile des Climas und der G ute des Bodens der spaniscbe Seidenwurm-Saamen nicbt so ergiebig als jener, der im Auslande ge-wonnen wiril. Als Bcleg bierfur gibt er folgende Datcn an: Block berecbnct den jiibrlichcn Gesammhverth der Thier-Erzeugnisse von Spanien auf 513,106.000 Franken, niimlicb: Viebzucht......................... 239,106.000 Franken Mit Be/.ug auf'din Viebzucht verdient bemerkt zu Averden, dass spaniscbe Ziegen-felle eiu bedeutender Export-Ar(ikel zu Averden anfangen. Die Sorge, vvelche die meisten Staaten von Europa auf' die Erhaltung der Walder ver\venden, fiibrt mittcl-barer Weise die Verminderung der Ziegen mit sieh, weil diese Thiere sicli am liebsten mit jungen Baumsprossen niibren. Die feinsten und besten Handsehuhe werden abor aus Ziegenfellen bereitet, indem letztere viel elastischer und zugleicb dicbter als die Lammfelle sinil. In dem Maasse, als auf dom Continente die Ziegen sellener Averden, sucht die ausAviirtige Ilandscbub-Fabrication ibren Bedarf immer mehr durcb den Bezug spaniscber Ziegenfelle zu decken. Die Pariser Handscbube verdanken denselben grosstentbeils den Vorzug, den man ibncn iiberall schenkt. Der geologiscbe Ban der pyrenitiscben Halbirisel liisst alsogleicb die unermess-lichen Scbatze an Metallen jeder Art erkennen, Avelcbe die spanischen Sierras in ihrem Schoosse bergen. Von Alicante Lis Malaga und Algesiras sind die Gebirge liings der Meereskiiste gleicbsam mit einer Bleikruste bedeckt, als Avenn die reicbe Fiille des Metalls aus allen Adern der Berge iiberfluthete. Die beriibmtcn Quecksilber-BergAverke von Almaden, Avelche seit Jabrbunderten im Bctriebe sind, reichen in drei Provinzen: Estremadura, la Mancba und Anda-lusien; nach dem Urtbeile der Sacbvorsfandigcn diirfen sie als unerscbopflich betracbtet Averden. AID; ScbifFe, Avelcbe liings der Ostkiiste von Spanien segelri, bemcrken an ibrcr magnetiscben Nadel eine fiihlbare AbAveicbung, Avelcbe durcb die vielen Eisenerz-Lager, die von der Iviisfe bis tief ins Lami hinein sicb erstreeken, erzeugt Avird. Italien . . Frankreicb Valencia . Alicante . von 12 Unzcn Snamen (spaniscbe) Pfumle Seidc 6-% Seide, llonig und Wachs VVollc 54.000.000 75.000.000 Verscbiedene Producte .... 145.000.000 Die Zinkgruben sind so reicbbaltig, dass, wenn sie geborig ausgebcutet waren, der Preis dieses Metalls auf der Stelle in ganz Europa bedoulond sinken miisste. Gold, Silber, Kupfer, Bernstein, Acbat, Rubinen, die edelsten Marmorarten, Asbest, Salpeter, warten nur auf die Hand der Industrie, uin klar zu macben, dass die Seliiitze, welcbe die Spanier jenseits der Meere mit Stromen von Blut erkauften, im Mutterlande zu ibren Fiissen lagen. Nacb den amtlieben Daten, ivelche vom Ministerium des Handels zusammen-gestellt \vurden, besass Spanien im Jahre 184!) rnebr als 6.300 Bergwerke jeder A rt, wovon jedoch nur 783 mit 23.000 Arbeitern im Betriebe standen. Die wabrend des namlicben Jabrs gewonneneu Metalle varen: Gesehmiedetes Eisen . . . Gusseisen . . . . 313.704 v> Blei . . . . 618.228 n Kupfer . . . . 13.483 Zink , . . . 3.499 n Queeksilber . . . 18.474 n Sclnvefel , . . . 1.392 Zinn ... 96 » Alaun . . . . 402 n Vitriol n SehwefeI-Soda . . . . 3.773 n Steinkohlen ... 607.939 Ueberdiess 43 Mark Gold und 95).403 Mark Silber. Competente Fachmanner bebaupten, dass Spanien jabrlicb 1 90.000 Mark Silber liefern komite. Factiscb ist es, dass \vabrend des Jahres 1833 mebr als vierTausend Gesucbe um Ertheilung von Bergwerks-Concessionen bei dem spaniseben Ministerium des Handels und der offentlicben Bauten einliefen; die Mebrzabl solcber Gesucbe riihrten von britiscben und franzosiscben Capitalisten her. Der Gesammtvvertb der jabrlicben Metall-Production wird durebselmittlicb auf 86,243.358 Millionen gescbiitzt; wenn man ihn zu dem \Vertbe der Produetion des Pflanzenreichs (1,683,103.000 Franken) und jener des Thierreiebs (313,106.000 Franken) scblagt, stellt siuli das Total - Ertriigniss der spaniseben Urproduction mit 2,282,313.116 Franken beraus. Wenn man diese Ziffern mit jenen des Budgets vom Jahre 1833 (Einnahme 1,233,497.330 Reales, Ausgaben 1,209,708.742 Reales *) vergleiebt, findet man, dass das Einkommen derLandwirtbscbaft in Spanien zu den Ausgaben des Staats sich wie 71/a:l verlialt, ein sprechendes Zeicben der grossen Hilfsquellen, \voriiber dieses Konigreieh, abgesehen von seinen reicben Colonien, gebietet. Ein solebes Land muss notlnvendig den fremden Nationen einen vortheilbaften Markt darbieten, besonders wenn es ervviesen bleibt, dass die spanische Industrie, *) Der (metrische) Quintal = 178 !>08 W. Pfiintl = 2 Zoll-Centnern. 2) Rin lieal ist gleicli 2()'li Centimes franzosischor Geldwiihrung = 6 08 kr. osterr. Miinze. weit entfornt dom Bedarfe der inneren Consumtion zu geniigen, jener Haupt-Elemente ermangelt, \velche das Wesen einer National-Industrie bedingen. Vieles ist liber den Aufsclnvnng, welchen der spanische Gewerbfleiss in neuester Zeit genoinmen bat, gesagt und geschrieben worden. Beifiillig hat dio „Yunta Calificadora“ der irn Jahre 1850 zu Madrid abgehaltenen Industrie -Ausstellung die zahlreichen Fortschritte, welcbe die spaniseben Fabricanten w3brend des letzten Decenniums macbten, einregistrirt, und grossmiithig von der Regierung belobnen lassen. Wenn man jedocli binter dem lauten Selbstlobe, welches sicb die cataloniscben Fabricanten ertbeilen, der Wabrheit auf den Grund zu sehen sicb bemiiht, wie erstaunt man nicht, von einer einbeimiselien Industrie sprechen zu luiren, welche, mit Aussehluss der Capitalien, beinabe durcbgeliends auf fremden Elementen beruht! Man besuche nur die Werkstiitten der vorzuglicbsten Baumvvollen-Fabriken in Catalonien und vverfe ein priifendes Auge umher; die Baumvvolle, welehe darin gesponnen wird, kommt aus England, die VVerkmeister, welcbe das Ganze leiten, sind Engliinder. Treten wir in eine Seidenfabrik; die Seide ist zum grossten Theile in Piemont oder in Frankreich gekauft \vorden, die Zeichnungen der schoneren Stofte wurden in Lyon verfertigt oder frauzosischen Stoflen naehgebildet, die\Veber, welelie die sogenannten Artieles fa^onnes erzeugen, sind Franzosen. In den Tucli-fabriken verwendet man nur fur die ordinaren Sorten die einbeimische Wolle; die feinere VVolle wird aus dem Auslande bezogen (bei dem Mangel an inneren Ver-bindungsmitteln kommt die Wolie aus Leon und Estremadura in Barcelona tbeuerer zu stehen als die auswartige), die Tuclnveber sind meistens Franzosen. In den Glasfabriken stosst man nur auf franzosiscbe und deutscbe Arbeiter. Die notbvvendige Folge davon ist, dass die Fabriken in Spanien Alles \veit theuerer erzeugen, und dass sie nur unter dem Scbutze iibertriebener Ziille, welclie die Einkunfte des Staatsschatzes verkiirzen und den Consumenten z\vingen, schleelite Waare tlieuer zu bezahlen, sicli erhalten kiinnen. Ungeachtet des liolien Scbutzes, dessen sie sicb erfreuen1), vermogen dieselben so wenig eigene Lebenskraft zu ent-wiekeln, dass die spaniseben Fabricanten die ersten sind, welelie die heimliche Ein-fuhr britiscber Manufaeturen ermuntern und fordern. Ueber die unerhiirte Art, in weleher dieser Schleichbandel orgariisirt ist, hat ein bekannter spaniscber Oekonomist, Mitglied der Akademie der NVissenscbaften von Madrid, der Jahrelang an Ort und Stelle die genauesten Forscluingen daruber anstellte, mir die interessantesten Aufschliisse mitgetbeilt. Um die britisclien Industrie-Artikel leichter filr ihre eigene Erzeugnisse aus-geben zu konnen, ptlegen die cataloniscben Fabricanten die Ge\vebe, welche in ihrem Auftrage um billigere Preise in Manchester und Birmingham angefertigt \ver-den, noch bevor die Waare von England expedirt \vird, mit spaniseben Fabrications- ') Zur Forderung der cinheimischen Industrie hat die Regierung jedem Eingeborencn, der cine neue Industrie in Spanien einfiihrt, sogar das Monopol davon gesiehert, was zwar die einzelnen Fabricanten beroicliert, aber den Fortschritt der Fabrication zuruekhiilt. Obne Coneurrenz erbebt sich niemals eine Industrie zu dauernder Lebensfiiliigkeit. marke n versehen zn lassen. Ein spanischer Consular-Agent, welclier eigens nach Manchester und Birmingham gesendet wurde, urn den Thatbostand zu erheben, (and daselbst in mehreren VVerkstaltcn dle spanischen Fabrikszcichen, mul komite seiner Begierung aus den envhlmten Sliidten die verscliiedensten StolFe senden, welche dergleichen Fahrikszeichen trugen. Die spanisehe Begierung hofTte diesen Schleichhandel dadurch zu verniehten, dass sie unterm 15. Miirz 1882 ein draconisches Zoll-Manipulations-Beglement ein-fiihrte, welehes mit unerhorter Strenge jeden selhst umvillkiirlichen Verstoss gegen die Zollgesetze bestraft. Nacli dem neuon Zollverfahren muss der Capitan eines KaufFahrers, der im Auslande VVaaren nacb Spanien ladet, vor dem botredenden spanischen Consul die Declaration seiner Ladung machen, wobei Gewicht, Maass, Lange, Breite und Wertli eines jeden Collo nach spanischem Genicht mul Liingcn-inaasse, sowie in spanischer Geldwahrnng genau anzugeben ist. Dor Consul fertigt die Waaren-Declaration in zwei Exemplaren aus, welche, mit doppeltem Amtssiegel (ein VVachs- mul ein Tintensiegel) versehen, dem SchilFscapitan lici der Ahfahrt eingehandigt werden. Diess simi die Documente, welche in der spanischen Zoll-sprache „el registro" genannt werden. Beriihrt der Capitan mehrere spanisehe Hiifen, so ist er verpflichtet, fiir jeden Hafcn einen hesonderen Registro mitzu-nelimen. Der Capitan hal, sobald er zur libera praticn zugelassen worden ist, den Registro dem respectiven Zollamte zu iibergehen, vvelches das cine Exemplar zum cigenen Gebrauche zuruckbehalt und das andere an die General- Direction des Zoll-\vesens in Madrid einsendet, um sclbe dadurch in die Lage zu setzen, den fremden Import auf allen Puncten des Konigreichs zu controlircn. Ermangelt der Capitan zur vorgeschriebenen Zeit den Registro vorzuweisen, so vcrfallt er fiir dieses einfache Factum in eine Geldbusse von 2.000 Reales (202 G Gulden); h at er aber keinen Registro initgenommen, muss er iiberdiess 8.000 Reales als Strafe zahlen, und das Zollamt ist berecbtigt, fiir jede Tonne leeren Raums im Fahrzeuge 10.000 Reales zu verlangen. Ein Kauflhhrer von 300 Tonnen, vvelchcr ohne Registro und mit nur 100 Tonnen VVaaren einlaufen wurde, hatte die unglaublich scheinende Geldbusse von 2,010.000 Reales (202.080 Gulden) zu zahlen. Die ganze Ladung vv ird ferner aus dem Schifle in den Gevvabrsam des Zollamts gebracht, bis der mangelnde Registro vom spanischen Consul jenes llafens, wohcr das SchilFkam, nachgeschickt vvorden ist. Jeder Fehler oder Mangel im Registro zieht starke Geldbusse nach sicli, und wenn ein Consignatar dreimal desshalb bestraft wurde, ist das Zollamt ermachtigt, in Zukunft boi der geringsten Unrichtigkeit die demselben bestimmte VVaare zu confisciren. Um die sprichwortliche Bestechlichkeit der spanischen Zollbeamten zu hehen. und letztere zur strengen Befolgung der neuen Manipulations - Vorscbriften besser anzuhalten, vvurde ihnen die Hiilfte des Ertrags soleher Geldstrafen als Priimie zugesichcrt. Die spanisehe Begierung erreichte damit nichts anderes, als dass die Bestechungssucht ihre Lockungen von den unteren nach den obercn Regionen wandte, und anstatt der einfachen Zollvvachen die Vorsteher der Zollamter fiir sich zu gewinnen verstand. Der spanische Viee-Consul in Ne\vport kam in die Lage zu veriliciren, dass aus dem kleinen Hafen St. Davids (am St. Georgs-Canal gelegen) im Laufe eines ein-zigen Jahrs zwei und zwanzig Schilfe nacli den spanischen Hafen abgesegelt \varen, oline den vorgescliriebenen Begistro mitzunehmen oder irgend ein Waaren-Manifest voin erwahnten Vice-Consul visiren zu lassen, obwolil sie ganz mit Fabricaten aus Manchester, Birmingham und Leeds beladen \varen. Oftenbar konnten die ScliilTe nur im geheimen Einverstiindnisse mit den Vorstanden der spanischen Zollamter ilire Bestimmung erreichen, nachdein es ohnehin ziemlich notoriseli ist, dass gegen eine bestinunte Pramie die Zollamter von Badajoz, Cadix, Sevilla, Malaga u. s. w. alle moglichen Waaren einschwiirzen lassen. Auf' solche Art gelang es dem Director des Zollamts in Malaga, in kurzer Zeit ein Vermogen von 200.000 Colonnati zu sammeln. Da er die Sache zu ollen und zu scandalos getrieben hatte, sah sich die Begierung bemussigt, ihn unlangst abzu-setzen, allein er blieb im ungestorten Besitze seines unredliehen Gewinns. Die Ver-suchung ist zu gross, als dass .lemami ihr leicht \viderstchcn konnte. Bei dem bestiindigen Wechsel der Ministerien in Spanien ist kein hoherer Zollbeamte sicher, die Stelle, \velche er einnimmt, lange zu behalten. Fiillt der Minister, dem er seine Ernennung verdankte, so wird er durch einen Freund oder Gunstling des neuen Finanzministers ersetzt, und wenn er nicbt fiir diesen Fali vorgesorgt bat, muss er nun darben. Wahrend ich in Sevilla weilte, erfuhr ich folgenden charakteristischen Zug: Die Infantin Donna Maria Luisa, Gemaliu des Herzogs von Moutpensier, liess im Sommer 18U3 drei Kisten mit SeidenstolFen aus Cadi.v nacli Sevilla, wo sie gevvohnlich residirt, kommen. Dem geiibten Auge des Zoll-Inspectors von Sevilla entging bei der Waaren-Beschauung nicbt, dass die Štolfe englischen Ursprungs und in Cadix eingeschmuggelt vvorden waren. Die Gelegenheit, auf eine woblfeile Art den Unbestechlichen zu spielen, war zu schon; er confiscirte die Seidenstoffe als eingescbwarzte Waaren. Der namlicbe Zoll-Inspector hatte kurze Zeit vorher einen Freund die Art gelehrt, wie mehrere Ballen Biicber oline den Zoll zu entrichten sich einscbmuggeln Jiessen. Aber er vermocbte nicbt zu verscbmerzen, dass sein College in Cadix die fiir die fraglichen drei Kisten von den Schleichhandlern bezahlte Pramie einstrieb, oline dieselbe mit ibrn zu theilen, und wabrend er durcli die Con-fiscation nur der eigenen Bachelust frobnte, konnte er zugleich seinen vorgeblichen Diensteifer gegeniiber der Begierung geltend macben. , ln der Begel vvird bei den spanischen Zollamtern eine unerbittlicbe Strenge bei Saclien von geringem Belange gefunden; dafur sind aber letztere desto leicbter zu bewegen, dem Schmuggelbandel im Grossen durch die Finger zu sehen, wenn man es versteht, die Chefs fiir sicli zu gewinnen, \velche dann schon dafur sorgen, die Wacbsamkeit ihrer Untergebenen einzuschliifern. Mit grossem Kostenaufvvande unterhalt die spanische Begierung eine wahre Kriegsllotte, urn auf die zahlreichen Scbmuggler-Schilfe Jagd zu machen. Nach dem Budget von 1883 wurden als „Buques Guarda-Costas" (WachtscbilTe gegen den Schleichhandel) verwendet: 4 Goeletten von 14 bis 7 Kanonen, 3 Mistick zu 8 Kanonen, 15 Lugger, 14 Feluken 1. Classe zu 4 Kanonen, 27 Feluken 2. Classe, 04 Escainpavias (kleinere Schnellsegler), 3 Dampfer zu 200 und 3 zu 120 Pferdekraft. Der Schleiclihandel seincrseits gebraucht cine besondere Gattung von Fahr-zeugen, die so leiclil gcbaut und so gute Segler sind, dass sie den koniglichen VVachtschiften leiclil enlgeben. Als ich im verflossenen Juni Alicante besucbte, lag im dortigen Hafen ein solcbes Segelschiff, \velches der Kriegs-Dampfer „Maria Christina“ nur nacli einer Verfolgung von acht vollen Stunden einholen komite. Es \var eine spanische Felukc, „die Schlange von Gibraltar" genannt, welche, obwohl ilire Mannschaft vom Capitan bis z um letzten Matrosen lierab durcbgebends aus Spaniern bestand, mit britischer Flagge und mit britiscbem Patente segelte. An ilirem liord \vurde bloss an britisclien Seidenstoffen fiir mehr als 00.000 Colonnati vorgefunden. Die salbungsreicbe Proelamation, welcbe einige Wocben spater Sir Robert Gardiner, Gouverneur von Gibraltar, erliess, um den Einvvolmern von Gibraltar den Schleiclihandel als von der Religion und der Moral gleich verdammt darzustellen, war nur darauf bereclmet, dem Cabinet von Madrid Sand in die Augen zu streuen. Wenn die Organe der britisclien Regierung solcben Alischeu gegen den Scblcich-bandel liegen, \vober kommt es, dass so biiufig spanische Scbmuggler-Fahrzeuge auf-gefangen werden, denen die britisclien Consuln die niithigen Rord-Papiere erlassen, damit sie unter britischer Flagge segeln konnen? Man bat mir eineri britisclien Consul nainhalt gemacht, welcber von einem eintriiglichen Posten auf Verlangen ein-flussreicher Fabricanten von Manchester und Rirmingham entfernt wurde, \veil er dem Scbleiclihandel nicht so eifrig Vorscbub leistete, als diese Herren es wunschten. Da die Mannscbaft der spanischen Wachtschiife ebenfalls die Hšilfte des Werths der eingebracbten Contrebande-Waaren als Priimie erhalt, ist es den Schmuggler-Scliiften nicht immer leiclit, deni Argus-Auge zu entgehen, besonders \veil die direct von England oder von Gibraltar kommenden Schifle einer verscharftcn Aufsicht unterliegen. Um diese Wachsamkeit leichter zu tauschen, liaben die Englander iu letzter Zeit begonnen, bedeutende Quantilaten ihrer Fabricate nacli Oran zu senden, vorgeblich um sie von dort in das lnnere von Marokko zu verfuhren. IIocligestellle Ofliciere der franzosiseben Kriegsmarine liaben mich versicbert, mit eigenen Augen geseben zu liaben, M'ie solclie britische Waaren sodami am Hord der eigens fiir den Schleiclihandel gebaulen spanischen Schnellsegler eingeschiITt wurden. Die spanischen Scliinuggler-Schide sind durcligebends mit riistigen, entschlossenen Leuten bewaffnet, \velche oft Wacbtscbille, die auch etwas grosser und starker als sie selbst sind, angreifen und nicht selten ilinen die Moglicbkeit benehmen, die Verfolgung fortzusetzen. In der Regel lasst jedes spanische WachtschilT das Schmuggler-Fahrzeug un-gestort von dannen ziehen, sobald es beinerkt, dass letzteres ilim an Sliirke iiber-legen ist. Selbst wenn das Wachtschilf starker ist, ereignet sich oft der Fali, dass seine Mannschalft es vorzielit, gegen eine sofort bar ausgezahlte Summe mit den Schmugglern sich abzuflnden, anstatt auf die von der Regierung zugesiclierte Ergreifer-Pramie monatlang zu vvartcu. Niclit minder bedeutend in seiaer Art ist der Sclileichliandel, \velcher zu Lande von Frankreich aus nacli Spanien getrieben \vird. Wenn auch die Regierung von Madrid ilire ganze Armee aufstellen wollte, um die Engpasse der Pyrenaen zu be-\vaehon, wiirde sie den flinken und riistigcn cataloniseben oder baskiscben Contre-bandisten, der von Kindbeit auf, wie die Gemse, die steilsten Pfade zu erklimmen ge\vohnt ist, niebt abbalten, durcbzudringen. Madrid und der Norden von Spanien bezieben eineu grossen Tbeil ibres Bedarfs an franzosischen Waaren durcli den Sclileichliandel, fiir welchen Saragossa den eigentlichen Stapelplatz bildet. Wie in anderen Handelsstadten VVaareniniikler bestehen, so gibt es in Saragossa zahlreiche Schmuggel-Sensalen, welche gegen eine Pramie von ltt— 20 Percent jede Waare, die man aus Frankreich wilnscht, an jeden beliebigen Ort koinmen lassen. Angesichts solcher Thatsachen, welche auf eine un\viderlegliche Art den Sclileichliandel als die Pfahhvurzel im Fleische des spanischen Markts darthun, \viirde man vergeblich in den amtlicben Daten und Ziffern, welcbe die Regierung von Madrid iiber die einheimische Industrie und den auswartigen Handel ibres Landes veroflentlicht, eincn sichern Anbaltspunct suchen. Nach dem Zeugnisse competenter Sachkenner figurirten bei der Ge\verbe-Ausstellung von Madrid im Jalire 18IiO gar manche Artikel englischen oder franzosischen Ursprungs, \velcbe die „Yunta Cali— licadora“ (Ausstellungs-Jury) als Producte der National-Industrie mit der goldenen oder silbernen Preis-Medaille belolinte. Icb bin weit entfernt, die Fortschritte einzelner natunviichsigcr Gewerbszweige, \vie der Fabrication von Seidenbandern, glatten Seidenstoflen, Papier, Seidenbiiten, Ilandschuhen, Seidenspitzen u. s. w., laugnen zu \vollen. Damit ist jedoch nocli niclit eine National-Industrie gegehen, \velche vor Allem geiibte Arbeiter in jedem ihrer Zweige voraussetzt. \ Um das Gesagte klar zu maelien, \vollen wir die einzelnen Industriezweige Spanien’s durchmustern. A. Gewerbe, welche Pflanzenstoffe verarbeiten. Lei ne n-Industrie. Die fruchtbaren Ebenen der beiden Castilien, der fette Roden von Granada, die wasserreichen Gefilde am Ebro, eignen sicli ganz vor-ziiglicb zum Hanf- und Flacbsbau. Niclits desto weniger gesteht die „Yunta Calificadora" in ilirem Berichte an den Handelsminister iiber die Gewerbe-Ausstellung von 18S0, dass vielleicht keine Industrie in Spanien so tief gesunken ist, als die Leinweberei. Wahr ist es, dass die Baurmvollenzeuge durcli ilire Woblfeilheit ebenso gut in Spanien als in anderen Landern die Leinwand immer mehr verdrangen. Indessen gibt es kein Volk, welcbes das Tragen der Leinwand so sehr liebt, als eben das spanische. Sclion seit dem Jahre 1841 wurden in Catalonien mit grossem Kostenauf\vande mecbaniscbe Flachs-spinnereien angelegt, \vovon aber die einen wieder eingingen, die anderen eine mubsame Existenz fristen. In Galicien und Leon wird nur die Handspinnerei getrie-ben. Ungeachtet der boben EinfubrzoIIe werden meistens britische, franzosisebe und belgisebe Garne verarbeitet. Boi der Aufziihlung der wichtigsten Fabriken dieserArt, will icli zugleich dercn innere Einrichtung andeuten: Die Fabrik »Isahel II.“ in Rojal, unter der Firma »Ortega y Soler“, \velcbe boi der letzten Ausstellung die goldene Eliren-Medaille erhielt, bescliiiftigt 80—85 Arbeiter (Manner, VVeiber umi Kinder) und verarbeitet jithrlich 2.500—3.000 Quintalen schot-tischer Garne. Sie liefert an 10.000 Stuek Zeuge versehiedener Art zu 50 Varaš1) das Stiick, und versieht damit Galicien, die beiden Castilien, Andalusien und Cata-lonien. Ilir Haupt-Depot beiindet sich in Coruna, \vo die Courantpreise nacli-stehende sind: Ordinare Leimvand von.......................2% bis 5 Reales die Vara Tischzeug...................................3 „ (i „ „ „ Servietten mitrolbcr und blauerEinfassung 4*/a „ 8 „ „ „ Geffirbter Zvvillicb........................4 »10 „ „ „ Die Fabrik der Horni Cambier y Colleron in Reus erzeugt vorziiglieli damas-cirtes Tischzeug: 4 Pulgados breit zu 12 Reales die Cana: 8% » » zu 20‘/g „ Tiscb-Servietten 3'/4 Palmos3) breit und 8‘/3 lang von 114 bis 132 Reales das Dutzend; Feinere Leimvaud 121/3 Palmos breit zu 37 Reales die Cana; Starke Leimvaud (Cretonas) von gleicber Breite zu 38 Reales die Cana; Sie besitzt 4G VVebstiihle mit ebenso viden Webern und bescliiiftigt iiberdiess eine gleiche Anzabl von Weibern. Sie versendet meistens nacli Madrid und Valencia. An mittelfeinen Sorten erzeugt das Meiste die Fabrik von Renteria (Provinz Guipuzcoa), welche schon 200 VVebstiihle zšhlt und daran ist, dieselben um 120 zu vermehren. Sie bezieht jahrlieh 250.000 Pfund Zwirn (rob und gebleieht) aus Dundee und Aberdeen und liefert 020.000 Varaš Leimvaud jeder Art, welehe nacli den baskischen Provinzen, Navarra, Arragonien und Madrid zu folgenden lJreisen verkauft wird: Ungebleichte Leinvvand.................zu (i Reales die Vara Gebleichte 8 „ „ Hosenzeuge..................................„10 „ „ „ Matrazen-Leinwand...........................»16 » » » VVeisse und gefarbte Sacktiicher . „ 54 „ das Dutzend Servietten.................................. 60—100 Reales das Dutzend. In der Fabrik des Herrn Galvete in Pampelona \verden durchschnittlich 2.000 spanische Arrohas englischer Garne verarbeitet, \velche auf 550.000 Reales *) Die spanische Vara gleicht 0 835 Metre oder 1 072 Wiener Ellen; zwei Varaš bilden die castilianische Cana = 177 Metre oder 2-144 \Vicner Ellen. Mit dem 1. Januar 18!i4 solite in Spanien das I)ccimiil-Systcm filr das Liingenmass cingefiilirt werden, aher lant eines koniglichen Decrets vom 23. December 1853 ist diese Frist bis zum I. Januar 1855 ausgedehnt worden, um der Kegierung mehr Zeit zur praktischon Durchfiihrung dieser Reform zu lassen. J) Die Vara cnthalt 4 Palmos, zu 0’2(i8 Wienar Kllen; der Pulgado (Zoll) ist der neunte Theil eines Palmo, und betriigt 0'02!) VViener Ellen. (5Ij.715 Gulden) zn stehen konimen, und 118 Arheiter beider Geschlechler be-scbilftigen. Die Preise biuten: 1 Vara breite Leinvvand..................2 bis 10 Reales J/i n n n 3 */. „ 8 „ i3/» - „ * 12 „ 20 „ Dor Absatz davon bescbriinkt sicli auf Madrid und die Nordkiiste von Spanien. Die Fabrik, vvelche unter der Firma „Toria Torresano y Comp.“ im Jahre 1842 in Sevilla gegriindet vvurde, belindet sicli dermalen in den Hiinden englischer Specu-lanten, vvelche durchgehends englische Garne verarbeiten; sie ziililt 50 Webstiihle und 80 Arbeiter. Sie verbrauebt jahrlieb 25.000 Pfund roher Garne von Nr 8 bis 20, vvelche in Sevilla mit 5 — (! Reales das Pfund bczablt werden, ferner 50 bis 40.000 Pfund gebleiehter Garne von Nr. 8 bis (10, zu dem Preise von 4y3 bis 14 Reales fiir das Pfund. Damit werdcn jahrlieb 100.000 Varaš erzeugt, zu nach-stehenden Fabrikspreisen: Gante en crudo (sogenannte toile ecrue de Ganil) von 8 — 1) Faden und 45 Pulgados breit zu....................................32 Cuartos ') die Vara Glanzleinvvand 20—36Pulgados breit zu . 27—40 Cuartos die Vara Z\villicb 30 Pulgados breit ...... O1/, Reales die Vara Drillich ..............................„ . 7—10 Reales die Vara Tisehtucbcr.............................„ . 14—30 „ das Stiick Tafel-Servietten einfach ... . „ . 38—48 „ das Dutzend „ gearbeitet und damascirt 42—108 „ „ „ Die Muster von Leinen - Zcugen jeder Art, welche die „Jndustria Malaguena” (Actien-Gesellschaft in Malaga) zur Madrider Ausstellung von 1850 sandte, zcich-neten sicli so sebr durch Rilligkeit der Preise aus, dass die „Yunta Calificadora“ dem Director derselben, Herrn Larios, einstimmig das llilterkreuz des Ordens KarPs 111. (naeli dem goldenen Vliesse der vornebmste Orden in Spanien) zucrkannte. Sie stellte unter Anderem Drilliche zu 3 bis 4 (4 Reales die Vara aus, welche jedocli bei naherer Prufung Vieles zu wunschen iibrig Hessen. Ueberhaupt mangelt allen Leinen-Zeugen, die in Spanien fabricirt vvcrden, jene festeConsistenz und jenes cnggeschlossene Gewebc, vvodurch sieli die osterreichisclie Leinvvand bis auf den beutigen Tag bei den Spaniern im besten Rufe erhalten bat. Die reicheren Lente gebraucbten sonst nur Leinvvand und Tischzeuge aus Oester-reich, vvelche Artikel besonders durch die sogenannten Gottscheer eingefiihrt vvurden. Nacbdem Letzteren vviilirend der zehnjahrigen Unterbrechung unserer diplomatischen Verbindungen mit dem Hole von Madrid keine Passe naeli Spanien melir ausgefolgt vvurden, begann die belgische und irliindische Leinvvand Absatz zu linden, bis sie nach und nach unsere Erzeugnisse ganz verdrangte. Die belgische Leinvvand vvird in Barcelona zu 4 bis 10 Pecettas2) (1 11. 54 kr. bis 4 Gulden) und jene von Irland zu 3 bis 0 Pecettas die Vara bezahlt. ') Ein Real vvird in t(i Cuartos abgetheilt. -) Eine Pecetta = 4 Reales. Din vcrscliiedenen Vcrsuche, welchc \vahrend der letzten zvvei Jalirc geschahen, um der osterreichischen Leinvvand wieder Eingang zu machen, gelangen vollkoinmen. Aelit Kisteu diescs Artikels, welche cin ungarischer Speculant nach Coruna brachtc, fanden sogleicli wi11 ige Kiiufer. Zvvci Gottscheer kamen im Sommer 18!)2 mit einer ziemlich starken Partie sogenaimter Haus-Leinvvand nach Cadix. Sie verkauften ilire VVaare so schnell umi vortheilhaft, dass sie sogleicli nach Hause zuriickkehrten, um eine z\veite Sendung osterreichischer Leimvand nach Cadix zu holen, mit vvelcher sie nach Porto-Rico ahsegelten, als sie die Gewissheit gewannen, dass ihre VVaare in den Colonien nocli lohnenderen Ahsatz linden wiirde. VViilirend icli im J uiti 181)15 Cadix besuchte, vvar eben ein preussischer Commissioniir anwesend, \velcher mehrere Kisten osterreichische Leinwand eingefiihrt und mit Ge\vinn an den Mann gebracht hatte. In Cadix, Sevilla und anderen Stiidten Andalusien’s pflegt man die ostcrreichi-sclie Leinwand gerne mit 2 bis 0 Pecettus die Vara zu bezahlcn. Ungeachtet der liohen Einfuhrzolle ') hatte Frankreich im Jahre 18!i0 ftir 3.926.000 Reales declarirten Werths an Leinen-Zeugen von 13—18 Faden, fur 3.690.000 Reales solcher von 19—24 Faden, und 1,2!>4.000 Reales solcher von 21)—30 Fiiden eingefiihrt, ohne zu rechnen, was durcli den Sdinmggel nach Spanien kam. Ich fiilire absichtlich dicse Zidern an, um zu zeigcn, wie leicht Oesterreich in den namlichen Artikeln concurriren komite, nachdein Frankreich notoriseh theuerer als Englaml und lielgien fabricirt. Denn die erwahnten Nummern sind eben jene, in \velchen die Leinen-Industrie von Bolimen, Mahren, Schlesien ehenso sebr durcli Feinheit des Gewebes als billige Preise sich stets hervorgethan bat. Von allen diesen Nummern vvcrden aucli vvirklich tlieils iiber Hamburg theils liber Livorno Leinen-Zeuge nach Spanien verfiihrt, welche dem geiibten Auge iliren osterreichisehen Ursprung sogleicli erkennen lasscn, jenseits der Pyreniien aber als Erzeugnisse des deutschen Zollvereins gellen. Die Raunnvo 11 en -Industrie behauptet den obersten Rang in Spanien, wobin sie im Anfange des zehnten Jahrhimderts durcli die Mauren kam. Ahderrahman 1. vvar es, welcher die Bauimvollenstaude aus dem Oriente nach der Ebene von Valencia verpflanzte. Die feinen und zarten Stolic, welche aus ihrer Wolle in den Weik-stiitten von Cordova, Granada und Sevilla gevvebt wurden, gehorten zu den gesuch-lesten atif den Markten des Morgen- und Ahendlands. Mit dem Sturze der Herrschaft der Saracenen gerieth die Baumwollenspinnerei ganzlich in Verfall. Erst zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts vvurden iu Cata- n Unter ' spanischer fremder Flag^e Flngge oder zu Land H ca les C«. Reales Cs. GlatteZeuge i. Gattung bis 8 Fiiden einseliliesslich ... 7 3 9 i 2. „ von 9 — 12 Fiiden „ ... 11 J 13 9 3. „ von 13—18 „ „ . . . 15 9 19 (i 4. „ von 19—24 „ „ ... 20 7 2S 7 5. „ von 21»—30 „ „ ... 27 (i 114 0 Tischneiig, fjlatt oder gcwirkl...............................10 4 lil 4 „ damascirt......................................ii> — IS 4 Dri Ilich und feinere Zuuge fuv Miinncrhosen..................II! 8 17 2 Ordiniire Z e ti g o fur Matrazen und andere................ O 2 11 !> lonien Versuche gemacht, um diese einst so bliihende Industrie \vieder aufleben zu Iassen, wozu die Baumwolle ausschliessend aus der Levante bezogen ward. Da der-gleichen Versuche guten Erfolg versprachen, begann man die Baumwolle aus den spanischen Colonien und die Spinnmascliinen aus England kommen zu Iassen, und schon im Jahre 1792 zabite Catalonien in diesem Zweige 6.800 Arbeiler, \velche jabrlich 4 Millionen Varaš BauimvollenstolFe versebiedener Art erzeugten. Die Cattun-Druckerei breitete sich iu Catalonien immer niebr aus. Barcelona wurde ihr Brenn-punct, von welchem die Strablen naeb Beus, Manresa, Valls, Olot, Igualada, Mataro, Berga, Bipoll, Salent, Vicli, Roda und Mallen liefen. Wenngleicb der Unabhangigkeits-Kampf und die spateren Biirgerkriege dieser Industrie vielen Scbaden ltracliten, war der Zoll-Tarif, welcber vom 1. Jiinner 182(> bis 1. November 1841 iu Wirksamkeit blieb, niebr als binreicbend, ilire VVunden zu beilen. Selten bat eine Industrie einen so langen, so vollkommenen, um nicht zu sagen iihertriebenen, Scbutz genossen, als die spanische Baumvvollen-Fabrication. VViihrend fiinfzehn Jaliren wurde dieselbe durcb das Verbot-System so sebr be-giinstigt, dass laut eines vor den Cortes im Jabre 1841 gemachten Gestandnisses des damaligen Pinanzministers Mon den Consumenten fur die ungesetzliche Einfuhr fremder Baumwollenwaaren eine mittelhare Steuer von 80 Millionen Pecetlas (Franken) auferlegt ward, welche jabrlich der Scbleichhandel einstrich. Als Ludvvig XV. zuerst die Einfuhr der lndiennes in Frankreich gestattete, erboben sich die Fabricanten von Bouen insgesammt, um den Konig zu beschvvoren, dass er eine Massregel zuriicknehme, welcbe den unvermeidlichen Ruin ibrer eigenen Cattun-Druckerei nacli sich ziehen musste. Ludwig XV. bestand auf seinem Ent-schlusse, und Bouen verdankt heute eben jener Massregel die Blute seiner Fabriken. Das Namliche wiederholte sich iu Spanien. Als Mon den neuen Zolltarif vom Jahre 1841 ungeachtet des Zetergeschreies der catalonischen Baum\vollen-Spinner ins Leben rief, erschopften sich letztere in den diistersten Prophezeibungen. Die neuen Zollennassigungcn machten jedoch ihre wohlthatigen Folgen selhst der catalonischen Bauunvollen-Industrie bald bemerkbar. Die amtlichen Ausweise, welche die „Gaceta de Madrid" liber die Einfuhr von Baurmvolle in den drei Jaliren 1848, 1849 und 18ii0 veroflentlichte, liefern folgendes merkwimlige Ergebniss: Einfuhr roher Baurmvolle. lin Jahre 1848 .......................... 23,378.000 Pfund « „ 1849 ....................... 2»,878.000 „ « „ 1850 ....................... 34,835.931 „ Ja, wiihrend vor der Zollreform des Jahrs 1841 die Baumvvollen-Industrie einzig auf die Provinz Catalonien sich beschrankte, ist sie heute daran, auf den balearischen Inseln, in Malaga, Bergara und Santander festen Fuss zu fassen. Die austiihrlichste Darstellung der spanischen Baumwollen-Industrie tindet man im „Diccionario de materin mercantil, indmtrial y agricolar“, vvelchen Dr. Jose Oriol Bonquillo, unter dem Eintlusse der Verfechter des Verbot-Systcms, in Barcelona berausgibt. Nachstehcnde Daten sind diesern VVerke enllelint: Einfulir roher Baum\volIe im Hafcn von Barcelona wahrend des Jahrs 1850. Ursprungsort liallen New-Orleans............................................. 44.4315 Maraiion ................................................ 13.516 Charlesto\vn..............................................12.920 Mobile.................................................... 7.584 Pernambuco................................................ 9.277 Cuba........................................................ 757 Magagiies................................................... 794 Porto-Rico.................................................. 260 Ponče........................................................ 10 Aguadilla................................................... 530 Guaira........................................................ 7 Nueva Barcelona.............................................. 70 Gandia ..................................................... 170 Montril .................................................. 2.082 Para ................................................. 1G Lissabon.................................................... 289 Cadix........................................................ 18 Ciotat...................................................... 470 Palma..................................................... 1.496 94.701 Ballen, oder 34,835.931 spanische Pfunde, iibereinstimmend mit den olien angefuhrten An-gaben der „Gaceta de Madrid". Baurmvollen - Spinnereien. Dampfmaschinen............................................. 76 Pferdekraft der mittelst Dampf ) , ,, ( 1.896 „r bewegten Mascln- , „ Wasser> ° j 1.647 ,, „ „ Tliiere) 'ien..............( 238 Spindeln.............................................. 798.109 f Manner...................................... 2.964 Arbeiter < Weiber....................................... 4.937 ( Kinder...................................... 4.008 spanische Pfund ,, . ( gesponnen . . . 27,760.888 Gegenwartige Production { . , b b \ gezwirnt .... 4,007.382 Maximum, welches man ( gesponnen . . . 38,845.628 erzeugen konnte . . ) gezuirnt .... 4,602.885 Pcrrotincn liaum\vollen - Weberei. Eiiifache.................................... 27.993 ... . ..... J Zusammcngesetzte..................................!5.o37 VVchstulile ■ • < T , . ,.n., Jacquard.......................................I.0.} Mechanische....................................4.187 ( Manner......................................23.021 Arbeitcr . . . | NVeiber.......................................J0.11!» (Kinder........................................15.180 Gegenwiirtige Production.................................... 119,038.410 Varaš Obige Arbeitskraftc konnten erzeugen...........................181,870.410 „ Cattun - Druckerei. Dampfmascbinen..................................................... 17 Pferdekraft derselben............................................ 2!>8 „ der durch Tbiere in Bewegung gesetzten Mascbinen 40 fiir 3 Farben.................................... 7 ,4 I Drucktische....................................................... 889 fiir 1 Fari) e................................... 14 , 2 Farben...................................... 7 Kupfer-VValzen^ «4 „ 8 MSnn er........................................1.401 Arbeiter . . . j Weiber........................................... 101 (Kinder....................................... 8(!(! Gegenwiirtige Production....................................... 29,678.720 Varaš Mit oltigen Arbeitskraften und Vorricbtungen Hessen sicb erzeugen................................................. 49,781.060 „ Obgleicb die Current-Preise, welcbe die spanisehen Fabricanten ausAnlass der Madrider Ausstellung angaben, bei weitem noeli nielit den Vergleich mit jenen der engliscben Baumwollen-Manufaeturen ausbalten, liisst sicb nielit leugnen, dass sie seit zebri Jabren eine bedeutende Venninderung erfaliren baben. Die Actien-Ge-sellscbaft „Espana Industrial", \velclie an der Spitze der eataloniscben Baumwollen-Industrie stelit, stellte ihre Preise \vie folgt: Indiennes 4‘/j Viertel (Palmos) breit zu . . 4*/„ Ileales die Vara Baumwollene Cacbemiriennes.....................0 „ „ „ Toiles perses (Mobelzeuge).....................d1/-, „ „ „ Feine Cacbemiriennes Nr. 10 und 11 ... 10 „ „ „ Mittelfeine Cachemiriennes fflr Frauenkleider . .S 1/2 „ „ „ Gefarbte Percale...............................3% „ „ „ Percalinen.....................................2'/a „ „ „ Im Ganzen sind die Erzeugnisse der spanischen BaumwolIen-Industrie nur fiir den Gebrauch der unteren Volksclassen bereclinet. In den feineren Sorten konnen die eiidieimisclien Fabriken die fremde Concurrenz nieht aushalten. So haben die Gebriider Battlo in Barcelona zur Ietzten Madrider Ausstellung Muster von Mousse-line gesendet, ein Gewebe, das zum ersten Mal in Spanien erzeugt worden ist. Allein die Preise davon waren so lioch bemessen, dass die „Yunta Califieadora" diesem Probe-Versucbe oline Erhohung der bestebenden Einfubrzolle die Moglichkeit eines weiteren Erfolgs ansdriicklich abspracb. Daber geschieht es, dass in Andalusien, Valencia und Madrid engliscbe und franziisische liaum\vollenwaaren noch guten Absatz finden, besonders die Mousselines, Organdins, Linons, Gazes, Tulles und andere dergleicben Stoffe, von welchen wah-rend des Jabrs 1880 nacli den amtlichen Tabellen des franzosischen Zollamts cin Gesammtwerth von 2(5,(529.398 Franken nacli Spanien ausgefiirt wurden. Da aus England das Meiste, was jenseits der Pyrenaen von diesem Artikel verbraucbt wird, eingesclnvarzt zu werden ptlegt, lasscn sich iiber den wirklichen Verbraucb keine gcnaucn Berecbnungen anstellen, welche aucb fiir uns kein sonderlicbes Interesse haben, indem auf diesem Felde die Osterreichisehe Industrie weder mit den Briten noch mit den Franzosen auf eine crfolgreicbe Art zu concurriren hollen darf. Papier - Industrie. Mcbr als 300 Papiermiiblen, in allen Provinzen des Reichs verbreitct, zeigen, \vie rasch die Papier-Fabrication in Spanien sicb gehoben bat. Z\vei Umstande trugen wcsentlich dazu bei: die zablreicben Wasser-krafte, welche in den Nordprovinzen den Fabricanten zu Gebotc stebcn, und die Leichtigkeit, gute Iladern sicb zu verschaffen, indem der spanische Landmann an die Bammvoll- VVasche sicb durcbaus niclit gewohnen mag. Die Milde des sud-lichen Himmels bringt es iibrigens mit sich, dass das Volk den grossten Tbeil des Jabrs hindurch sich in Leinwaiul kleidet. Die Papier-Industrie verbraucbt jabrlich an 30,000.000 Pfund Iladern, womit sie 3,100.000 Uiess Papier erzeugt. Obenan steht die Papier-Fabrik zu Tolosa, welche an 4!)0.000 Pfund Papier jeder Art liefert, wovon der Durchscbnittspreis zu 3 Beales per Pfund ist. In Alcoy gibt es 71» Papiermiihlen mit 8.000 Arbeitern, \velche das gesammte Papier, das fiir Cigarretten verbraucbt wird, erzeugen. Das Druck- und ordiniire Scbreibpapier ist befriedigend, nicht so die feineren Qualitaten, welclie namentlich dem franzosischen Velin-Papier an Schonheit und Gliitte weit nachstehen. Zeichnen-Papier, sowie die besonders festen Gattungen fiir Litbographien und Kupferstiscbe miissen von Aussen eingefiihrt werden. B. Gewerbe, welche Stoffe aus dem Thierreiche verarbeiten. Seidcn - Industrie. Da die Seidenspinnerei mit der Seidenweberei in unmittelbarer Verbindung steht, verdienen die Currentpreise, zu \velchcn die gespormcnc Seide von den cin-heimischen Spinnern geliefert zu werdcn ptlegt, gekannt zu werden. SUtist. Milthoil. 1854. III.Heft. 3 Die Preise, welche die Herren Dotres, Clave y Tabra — ilir Etablissement gilt als das grosste dieser Ari in Spanien — bei der Madrider Ausstellung angaben, \varen: Weisse Seide. gesponnen mit 4 Cocons 110 Realcs die spanische Libra n n n n 6 „ lOJ „ „ „ „ 7 100 99 99 99 99 * 99 IVI/ 99 99 99 99 Gelbe Seide „ „ 5 „ 103 „ „ „ „ m » » rt ^ n n n 55 j, » 55 n 55 8 „ 9 6 s, „ 55 55 Seit einigen Jahren bat in der Provinz Valencia, wo das System Chambron allgemeine Anvvendung Ondet, die Seidenspinnerei solclie Fortsebritte geinacbt, dass allein aus den Werkstatten des Herrn Trenor jabrlicb an 10.000 Pfund gesponnener Seide nacb London versendet werden. Naeli Frankreicb wurde im Jahre 1850 unter spanischer Flagge fiir 8,455.216 Reales und unter franzosiscber Flagge fiir 3,346.192 Reales an filirter Seide, tlieils aus Valencia, tlieils aus Murcia ausgefuhrt. Da, wie wir anderswo geseben liaben, die Gesammt-Production der Seiden-cultur in Spanien nicbt 1,104.000 Kilogrammes jabrlich iibersteigt, und von diesem Artikel verhaltnissmassig in keinem Lande cin so starker Gebraucb gemaclit wird, als eben in Spanien1), erkennt man auf der Stelle, dass die bedeutende Seiden-Exportation aus Spanien nicbt sonderlicb fiir die Rliite der einbeimiscben Seiden-weberei zeugt. Nacli den glaubvviirdigsten Rerechnungen wird der Wertli der gewonnenen Robseide durcli die Fabrikarbeit kaum um 30 Millionen Franken ver-mebrt. Und zwar mit wenigen Ausnahmen ziililt die Seidenweberei in Spanien nur franzosiscbe Arbeiter, deren es in Catalonien allein liber zebntausend geben soli. Da darunter viele der besten Seidenweber aus Lyon sicli befinden, welcbe um tbeuern Lobn von den cataloniscben Fabricanten gewonnen wurden, baben sie aller-dings in der Erzeugung glatter Seidenstode merklicbe Fortsebritte berbeigefiibrt, dagegen lassen die sogenannten fa^onnirten Zeuge vieles zu wiinscben iibrig. Die Sacbe ist leiclit erklarbar: die eingewanderten franzosiseben Seiden\veber vermeiden sorgfaltig, die einbeimiscben Arbeiter ilire eigenen HandgrilTe und Fertig-keiten zu leliren, um dadurch die spaniseben Fabricanten in fortwahrender Abbangig-keit von sicb zu erbalten, und den boben Arbeitslobn, welcben sie selbst verlangen, dauernd zu machen. Der gescbickteste Seidenweber in Lyon vermag nicbt mehr als 4 Metres glatter Seide taglicb zu erzeugen, vvofiir ilim 1 Frank 2Centiines per Metre bezablt wird. Davon muss er die lliilfle dem Contre-Maitre zablen, von welchem er den Webstubl mietbeta), so dass er boclistens 3 Franken taglicb gewinnt. 1) Die seidene Mantille ist durcligeliends die Kopfbodeekung des weil»lichen O e s o I i ! e c 111 s in Spanien. Krauen atis den holieren Stfindcn und selbst atis der Mittelclasse sind nie anders als in Seide gekleidet. In Andalusien tiiifft sogar das Weib des Handvverkers am Sonntag seidene Striiiupfe. 2J Es gibt in Lyon eigentlieh keine Seidenfabriken im cchten Sinnc des Worls. Hat ein gescliiekter Arbeiter im Auslande durcli Fleiss und Sparsamkeit einige Tausend Franken znsammen-gebracht, so kehrt er nacb ljyon znriick, stelit in einem oder zwei Zimmern einige Webstiible auf, die er iirmercn Arbeitern unter der Bedingung vermietbet, mit ibm den Lobn der Arbe.it zu tbeilen. Kr wird so Werktneister (Contre-Maltre), dessen Aufgabe dann ist, von den Lyoncr Commissionitren Hestellungen zu erbalten, um seine Werkstiitte mit Arbeit zu versorgen Im Allgemeinen verdient der Lyoner Seidemveber kaum 2 Franken. In Spanien hingegen, \vo dic Lebensmittel ungleich billiger sind, gewinnt cin franzbsischer Seidenarbeiter taglicb zwischen 5 mul 6 Franken, wodurch die Fabrieation schon beziiglich des Arbeitslohns zvveimal und dreimal llieuerer als in Frankreich zu stelien kbmmt, al)geseben davon, dass in Spanien ein Arbeiter kaum die Hiilfte von dem leistet, was der Lyoner Weber erzeugt. Durchscbnittlich vvird die Einfuhr fremder SeidenstofTe im spanischen Zoll-Tarif mit einer Stener von 28 Percent btdegt. Ein er der achtbarsten und erfahrensten Seidenfabricanten von Lyon, in dessen Begleitnng ich im verflosscnen Monat Juni die dortigen Werkstatten besuelite, versiclierte mich, dass, wenn der spanische Einfuhr-zoll nur um 7 Percent ermassigt wiirde, die catalonischen Seidenfabriken eingehen miissten, indcm sie die franzbsische Coneurrenz nieht langer aushalten konnten. I)a nun die franzbsische Seidenfabrication selbst, gering gerecbnet, 10—15 Percent theuerer erzeugt als die namlicbe Industrie in Oesterreich, und nacbdern, ungeacbtet des hohen Tarifs, die Lyoner Seidenfabricanten iliren vortheilhaftesten auswartigen Markt in Spanien besilzen, wird von selbst einleuchtend, dass aucli unter den gegen-\vartigen Umstanden die Einfuhr osterreichischer (namentlicli die lombardischen glatten) Seidenfabricate nach jenem Lande eines beachtenswerthen Aufsclnvungs fahig ist. Bloss an Foulards (seidene Sacktucher), die bei den spanischen Zolliimtern declarirt worden waren, bat Frankreich im Jahre 1850 fur 10,500.000 Reales nach Spanien versendet. Nach dem amtlichen „Tableau General da Commerce de la France“ belrug wahrend des namlichen Jahrs die Ausfuhr von Seidenfabricaten aus Frankreich nach Spanien im Ganzen 12,021.756 Franken. Den bsterreichischcn Seidenfabricanten wird auf dem spanischen Markte die Coneurrenz noch durch den Umstand erleichtert, dass die franzosischen Stolic, weil sie bekanntlich schwerer sind, verhaltnissmassig einen grossern Einfuhrzoll ent-richten. Es zahlen : Unter spanischcr fremder Flaggo SeidenstofTe, glatte, gestreifte, gedruckte, Heales Reales gewirkte jeder Art per Kilogramme . . 115 138 Seidenstolle, brochirte 138 166 Sammet und Plusche 155 186 Sammet, gestickt fur Kleider und Mantelets 210 250 Seiden-Gaze 115 138 Seiden-Tulles 138 166 Seiden-Bander aus Talfet, Gros de Naples uud Atlas 69 83 Sammetbander jeder Art 83 100 Unter den inliindischen Fabricaten zogen bei der letzten Madrider Ausstellung am meisten die Anfmerksamkeit auf sich: die Gros de Naples, Talfet, Taftetas-glaces, Atlas. Damast- und Brokatel-Štolfe des D. Manuel de San Vincente von a' Valencia; die glatten und gewirkten Sammete, Plusche, Moircs und Brokateln des 1). Vincente Orduiia ebenfalls von Valencia; die weissen und scliwarzen lilonden und Seidenspitzen der Herren Tite y Margarit von Barcelona; die Damast- und goldgewirkten StolVe der Fahriken de los Gremios in Talavera und Ezcaray; die Alepines und Tallet der Fahriken von Malaga; die Foulards der Gehriider Arano von Barcelona u. s. w. Im Ganzen gelang es bisher den spanischen Seidenfabricanten hesser, die franzosischen und englischen StolVe nachzuahmen, als deren Preise zu erreichen. Die ohon erwiihnte Fahrik des 1). Manuel de San Vincente, \volche verhaltnissmassig die hilligsten Preise stellt, verkauft im Grossen: Leichten TalVet 2/4 hreit............................ 5 Beales die Vara Doppelt-Taffet 2/3 hreit..........................12—14 „ „ „ Gros de Naples a/3 breit....................14—18 „ „ „ Quadrillirte Zeuge zu Damenkleidern . . 7—1!) „ „ „ Gros Vs l>reit.............................. 22—24 „ „ „ Doppelt-Atlas zu 120 ............................... 22 „ „ „ « « 140 .............................. 24 „ „ „ ,100................................ 27 „ „ „ Damaststoffe................................21—28 „ „ „ Brokatel....................................34—36 „ „ „ Lames mit Gold und Silber............................. 120—200 „ „ „ Goldstoffe............................................ 300—600 „ „ Ein Wehstuhl fiir TalVet, Gros, Atlas oder Damast liefert monatlich...................................60 Varaš Ein VVebstuhl fiir ordinare Saininete..................25 „ „ „ fiir feine Sammete...........................15 „ Die Seidenband-Fabriken, welche in Granada und Malaga bestehen, beschranken sich auf die Nachahmung der ordinaren Artikel aus der Schweiz und St. Etienne; dic feineren Sorten werden meistens aus Frankreicb bezogen, die mittelfeinen aus der Sclnveiz und England. Es ist diess ein Fingerzeig, welcher sicherlich von den Wiener Seidenband-Fabricanten, die so Vortreffliches leisten, nicht unheachtet hleihen wird. WolIen - Industrie. Die Ursache des Verfalls, in welchen die spanische Schafzucht gerathen ist, wurde schon angedeutet. Obgleich die Zalil der Tuchfahriken im Zunehmen begrilVen ist, bat dieser Industriezweig, seitdem die Franzosen zur Zeit der Eroherung von Spanien dureb Kaiser Napoleon die beriihmten Tuchfahriken von Segovia zerstorten, sich nicht mehr liber die Mittelmassigkeit erheben koimeu. Der Hord der spanischen Wollenweherei liegt in den baskischen Provinzen, in Castilien, Catalonien und Valencia. Die Fabrik der Herren Trueba und Čampo in Revedo (Neu-Castilien), welclic durchgehends von franzosisehen und belgischen Werkmeistern geleitet und mittelst Dampfmaschinen getrieben wird, beschiiftigt 150 Arbeiter. Sie verbraucht jahrlicli bloss an deutscher Wollc 8.600 Kilogrammes, welclie sie zu 5 bis 10 Franken por Kilogramme bezahlt, woraus zu ersehen ist, dass sie nur mittelfeine Tucher erzeugt. Sie liefert 25 bis 30.000 Varaš Tuch im Preise von 45 bis 100 Reales die Vara. Sie versorgt mit ihren Erzeugnissen zunachst Madrid. Die Fabriken von Tarrasa (das spaniscbe Elbeuf) hatten vor einigen Jaliren versucht, mit saehsisclier Wolle feine Tucher zu weben, aliein mit Ausnabme der Gebriider Gali, \velcbe melir aus Liebhaberei denn aus Gewinnsucbt dergleicben Versuche, obgleicli in hochst beschranktem Massstabe, fortsetzen, haben die librigen Fabricanten sie vollends aufgegeben, weil die boben Einfuhrzolle, welche die frcmd-landische Wolle entrielilet, verbunden mit den hoheren Fabricationskosten in Spanien, ihnen die Moglichkeit benebmen, die fremde Concurrenz auszubalten. Die Fabriken von Tarrasa, welebe vor einiger Zeit jiibrlicb 80.000 Stiiek Tuch erzeugten, liefern jetzt kaum 50.000 Stiick. Die Fabriken von Sabadell (Catalonien) verbrauchen nur einbeimisehe Wolle aus Leon, Salamanca, Estremadura und Arragon. Dessenungeachtet sind ibre Preise nichts Aveniger als biliig zu nennen, wie aus nacbstehenden Currenfpreisen der Herren Casanovas und Solin, deren Etablissement als das vorziigliehste von Sabadell gilt, erbellt: Tucher 1. Classe...........................120 Reales die Vara 2. „ 106 „ „ „ m 3. -• ....................88 ,, „ n » 4. „ ....................72 „ „ „ n **• « ....................60 „ „ „ m 6. „ ....................46 „ n „ „ weicher Wollc..........................48 „ „ „ Die Erzeugnisse der Fabrik Victa, welche mit jener der Herren Casanovas gleiehen Schritt halt, sind vielleicht diejenigen, welche dem allgemeinen Bedarfe des spanisehen Markts am besten entsprechen wiirden, wenn ibre Preise billiger gehalten waren. Die ganz ordinaren Tiicher vverden in Bejar, Alcoy, Ezcaray und Segovia fabricirt. Bejar zahlt iiber 4.500 Arbeiter beiderlei Geschleehts, welche Tucher or-zeugen, die zvvischen 20 und 40 Reales die Vara kosten, und nur in den iirmeren Provinzen, \vie Asturien, Castilien, Galicien, Absatz finden. Die Fabriken von Bejar, sowie jene von Aleov liefern das gesammte Montur-Tucli fiir die spaniscbe Armee. In ordinaren Tuchern lasst sicli keine fremde Einfuhr lohnend etabliren. In Tarrasa und Sabadell verlegt man sicli seit einiger Zeit auf die Nachabmung von franzosisehen und englischen Satineloths, Castortuchern und Castorinnes, Mousse-line-laines, sowie von sogenannten Nouveautes (Moden-Artikcl) fiir Manner-Bein-kleider und West:en, jedoch oline Aussicht auf Erfolg, indem das Gewebe, die Zeichnung und die Preise selir viel zu wiinschen tibrig lassen. Die eleganten Classen der Bevolkerung tragen aus Wolle nur franz5sisclie Giletstofle und franzosische oder englisclie Hosenzeuge. Niclit leicht diirfte ein Handels-Artikel mit grbsserem Vortheile aus Oesterreich nacliSpanien sich einfiihren lassen, als die starken Winterzeuge, weiche nacli englischen Mustern in Briinn fiir Hosenzeuge verfertigt werden, und die man Buskings nennt. Sie wiirden in kurzer Zeit eben so gut die franzosischen als britischen Waaren dieser Ari verdrangen, deren Einfuhr in štetem Wachsen begriffen ist. Laut den amtlichen Erhebungen des franzosischen Zollamts hatten die franzosischen Fabricanten im Jahre 1850 fiir 19,369.174 Franken WolIenzeuge jeglicher Art nacli Spanien versendet. Und doch beklagen sich die Franzosen iiber die starke Concurrenz, welche die belgischen Tucher ihnen auf dem spanischen Markte machen. Thatsache ist es, dass die Tucher der belgischen Fabrik Nollet in ganz Andalusien verbreitet sind, weil sie wegen ihrer Leiehtigkeit zu dem dortigen milden Clitna besser als die schweren franzosischen Tucher passen, und durch eine glanzende Appretur dem Auge schmeicheln. Die franzosischen Tucher, welehe nacli Spanien versendet werden, ptlegen aus deutscher oder ungarischer Wolle verfertigt zu werden, die einen Einfuhrzoll von 22 Percent‘) zu ertragen hat. DasOliveniil, welches im Verhaltniss von l/5 ein Klement der Tuehfabrication bildet, zabit beim Import 35 Franken per 100 Kiio-grammes. Zu dein hohen Lohne des franzosischen Arbeiters gesellt sich endlich der starke Einfuhrzoll, womit alle Farbestofle in Frankreich belegt sind. Wenn ungeachtet alles desseu die franzosische Wollen- Industrie ilire gute Bechnung auf dem spanischen Markte findet, welche giinstige Aussicht eroffnet sich niclit erst den osterreichischen Fabricanten, deren Erzeugnisse bei der Welt-Industrie-Ausstellung in London sowohl wegen ilirer vortrefllichen Qualitiit als ihrer billigen Preise die allgemeinste Anerkennung fanden! Die competentesten Handels-manner, die ich diessfalls in Spanien zu Rathe zog, \varen einstimmig der Meinung, dass es nur et\vas melir Unternehmungsgeist und einige Ausdauer seitens der osterreichischen Fabricanten bediirfte, um den lohnendsten Tlieil des spanischen Markts fiir die Wollen-Industrie wieder zu gewinnen und allmahlig sogar zu beherrschen. Ausser den Tiichern, Westen- und Hosenzeugen, Winterstoflen u. s. w. wiirden die osterreichischen Fabricanten die Wollen-Shawls, vvorin sie excelliren, von den feinsten bis zu den ordinarsten Gattungen um so vortheilhafter jenseits derPyreniien absetzen, als dort dergleichen Artikel entweder gar niclit oder so schlecht erzeugt werden, dass die fremde Concurrenz sich hierin niclit im Geringsten vom inlandi-schen Ge\verbfleisse gehemmt tiudet. Die franzosischen Shawls-Fabricanten, welche die Londoner Ausstellung besuchten, gestehen otlen, dass keine Nation in der Erzeugung mittelfeiner und ordiniirer Shawls mit Oesterreich melir vvetteifern kann. Gerade diese Artikel eignen sich am besten fiir Spanien. *) Wahr ist es, dsiss die Ausfiiiir-Priimie der verarbeiteten Wolle in Frankreich 20% botrlip;t; allein zwischen der Gntrichtung des Einfuhrzolls und der Auszahiung der Ausfuhr-Prfimic vergelit wcnigstens ein lialbes Jahr, oft Jahre, so dass der Einfuhrzoll immer auf der inlšindisehen Tuch-fabrication scliwer genug iastet. Da der spanische Zoll-Tarif zwischcn feinen und ordinaren Tuchern kcinen Unterschied macht, sondern alle Gattungen bei der Einfuhr gleich besteuert — 30 Reales (3 Gulden) per Aune — sagt es den auswartigen Fabrieanten ani meisten zu, breite und ganz feine Tiicher nach Spanien zu senden, welche bei dem in Madrid und anderen grosseren Sladten, wie Valencia, Malaga, Cadix, Sevilla, zunehmenden Luxus weit leichter als sorist Abnebmer finden. Fremde Wollenwaaren zablen bei der Einfuhr: Unter spanischer auswfirtiger Flagge Flagge u. zu Land Glalte und leichto Zeuge wie Mousseline-lainos gestreift oder gedruckt . . per Quadratmetre Reales 3 Cs. 8 Reales 4 Cs. 6 Ordinare Merinos, Alpincs u. andere dergleichen Zeuge y> 3 6 ti 7 Damentuch, Casimir, Castor, Castorine, Cuire-laine und uberhaupt alle Tucbgattungen . 99 18 3 22 0 Alle Štolfe aus sogenannter weicher Wolle . . 99 11 4 13 7 Alle durchsicbtigen Zeuge, sei es in Stiicken, sei es als Sha\vls n 2 4 2 9 Brochirte Zeuge, so\vie Poile de chevre . . . r> 7 6 9 1 Feine Merinos, Cachemirzcuge, mit Seide ver-mengt oder nicht, brochirt oder gewebt, in Stucken oder Shawls n 22 7 27 2 Pliisch, Tricots, Wollen-Sammet und sonstige gevvirkte Zeuge 99 7 6 9 1 Jede Gattung gewirkter Hosenstoffe das Dutzend Stiick 33 2) 64 Lederbereitung. Die Araber besassen von jeher eine besondere Geschicklichkeit in der Bereitung des Leders. Als sie Spanien eroberten, vervollkommneten sie die Fabrication so sehr, dass man noeh beutigen Tags die besten Qualitaten mit dem Namen Corduan-Leder bezeichnet. Wenn Spanien damit die fremden Markte nicht mehr so versieht wie sonst, liegt die Ursacbe nicht in einem thatsachlichen Verfalle dieses Industriezweigs, sondern in den raschen Fortschritten, welche andere Lander darin sp&ter maclilen, indem das Geheinmiss der Fabrication, vvelches die Spanier den Mauren abgelernt hatten, allgemein in Frankreich, England, Deutschland u. s. w. nicht mir sich verbreitete, sondern aucli so vervollkommnet wurdc, dass heute die Spanier bei den obgenannten Nationen in die Seliule gehen kbnnen. *) In ninder Zalil = 30 Reales (3 fl. osterr. Miinze) die franzosische Aune. 2) Stiick bedeutet hier, was die Franzosen „Coupe“ nennen, niimlich das nothige Zcug fiir cin Paar Beinkleider. Die Lohgarberei beschiiftigt in Spanien nocli immer an 12.000 Arbeiter, vvelche 2V* Millionen Stiick gegiirbles Lctler erzeugen. Das Sohlenleder von Reuss (Cata-lonien) ist wegen seiner vorziiglichen Giite ein niclit unerheblicher Ausfuhr-Artikel geworden *)■ Audi gefarbtes Leder wird nach den spanischen Colonien, Brasilien, Peru u. s. w. ziemlich stark ausgefuhrt. Dagegen wird das Glanzleder mcistens aus Frankreich bezogen. In neuester Zeit haben preussische Commissionshauser mit Erfolg Sendungen von Mainzer Glanzleder nach Spanien unternominen. Bei dem tiiglich grossern Fortschreiten der Fabrication des Glanzleders in Oesterreich, verbunden mit ihren verhaltnissmassig billigen Preisen, liesse sicli mit der Zeit eine niclit unerhebliche Ausfuhr dieses Artikels nach Spanien anbahnen. Der Einfuhrzoll davon betriigt 11 Reales per Kilogramme unter spanischer, und 13 Reales unter fremder Flagge. Auch in Pelz- und Rauhwaaren liessen sicli um so leichter gute Geschafte er-mitteln, als der Verbrauch davon in Madrid jedes Jahr mehr steigt, und der Zoll selir niedrig bemessen ist. Astraclian-Felle zahlen 3 Reales 2 Cuartos, Marder 4 Reales 8 Cuartos, feinster Zobel lij Reales das Stiick. Handschulimacherei. In diesem Gewerbsz\veige liat Spanien unbestritten es so weit gebracht, um die fremde Einfuhr iiberflussig zu machen. Die vortreflflichen Ziegenfelle und die Geschickliclikeit der spanischen Nahterinen vereinigen sicli, um die im Inlande erzeugten Handschuhe den schonsten Erzcugnissen Frankreich's gleich zu machen, besonders da viele Handschuhmacher aus Grenoble sicli jenseits der Pyrenacn etablirt haben, um dem fraglichen Artikel das Gepriige der Eleganz zu verleihen. Dabei sind die einheimischen Fabricate 20 bis 30 Percent billiger als die auslandisclien. Das griisstc Etablissement diescr Art ist jeues des llerrn Perrier zu Sevilla, \vo die echten Zickelfell-Handschuhe (Clievreaux) im Detail zu 2 Pecetas (2 Franken) das Paar verkauft werden, ein Preis, der jede fremde Concurrenz unmoglich maclit. England und Frankreich zusammen haben im Laufe des Jahres 18i»0 laut den Ausweisen des spanischen Zollamtes nur 639 Dutzend Handschuhe eingefuhrt. Ilutraaeherci. Die Mode bat in Spanien wie in andern Landern die Filz- oder Castorhiite durch die Seidenhiitc stark verdriingen lassen, obgleich die grosse Menge llasen, wovon die spanischen Sierras wimmeln, den Hutmachern eine Anzahl trefllichster Felle Jiefern wiirde. Indessen passen Seidenhiite wegen ihrerLeichtigkeit liesser f(ir heisse Lander, und da die Pltisch-Erzeugung sowohl in Catalonien als in Andalusien allgemein ver-breitet ist, crklart cs sicli leicht, wie die Fabrication der Seidenhiite in kurzor Zeit sicli so vervollkommnet bat, dass ihre Erzeugnisse mit den schiinsten franzosischen *) Im Jalire 18S0 wurden davon 2.250 Quintalen bloss nach Oeslerreich ausgefuhrt. Fabricaten den Vergleich aushalten konnen. Indessen vermag die einheimische Industrie den Bedarf des Landes nicht ganz zu dceken, denn im Juhre 18!i0 \vurden 13.377 Hiite, tlieils Seiden-, theils Filzhiite, meistens aus Frankreich eingefiihrt. l)ie ersteren zahlen untcr spanischer Flagge 1K Reales das Stiiek and 10 Reales unter fremder Flagge, die anderen beziehungsweise 8 und 10 Reales das Stiiek. C. Gewerbe, welche Stoffe aus dem Mineralreiche verarbeiten. Fayence- und Porzellan - Fabrikcn. Aus einern Epigramm von Martial entniramt man, dass die saguntinisehen Vasen schon im alten Rom beriihmt waren. Unter Carl IV. liess man aus den Philippinen eine Anzalil tiichtiger Arbeiter kommen, um die konigliche Porzellan-Fabrik „del Buen Retiro“, welehe spater nacli Moneloa verlegt wurde, zu griinden und zunachst durch Nachahmung des chine-sisehen Porzellans die einheimische Industrie zu heben. Die vielen Geldopfer der Regierung blieben fruchtlos, bis dem Englander Piekmann die Idee kam, in einem alten Karthiiuser-KI oster unweit Sevilla eine grosse Fabrik zu erriehten, wo Porzellan-und Fayence-Gesehirr nacli den Mustern von Wedgwood fur den allgemeinen Redarf des Landes erzeugt wird. In kurzer Zeit gelang es dieser Fabrik eine solehe Aus-dehnung zu gevvinnen, dass sie fast aussehliessend den lieimisehen Markt mit ihren Produeten versielit, welche den sehonsten englisehen Fabricaten gleichen und bei-nahe um die Iialfte billiger sind. Ich babe Gelegenheit gehabt, sowohl die Werkstatte des Herrn Piekmann als einige der vorziiglichsten Fabriken von Staffordshire in Englnnd zu besiehtigen, und muss gestehen, dass erstere verhaltnissmassig mehr meine Be\vunderung erregte, indem es ilir gelang, in weniger als zehn Jahren jede fremde Concurrenz und ganz besonders die englische aus dem Felde zu schlagen. Porzellan und Fayence heute in Spanien einfiihren zu wollen, hiesse walirhaftig so viel als Vasen nacli Korinth tragen. Eisen - Industrie. Unter den verschiedenen Gusseisen-Fabrikcn Spanien’s gibt es zwei, deren eine im Siiden, die andere iin Norden gleichsam diesen Industriezweig concen-triren. Die eine, in Malaga gegriindet, gehort dem Herrn Heredia, die andere in Rolueta st<>ht unter der Leitung des englisehen Ingenieurs Hickman. Schon der Um-stand, dass die Anstalt des Herrn Heredia eingerichtet ist, um 300.000 Quintalcn Gusseisen jiihrlich zu liefern, wahrend sie im Grunde hochstens 100.000 Quintalen erzeugt, bestiirkt den Verdacht, dass, wie Viele behaupten, diese Fabrik dazu dient, um den britischcn Schleichhandel in diesem Artikel zu verdecken. Man will bemerkt haben, dass Muster von Gussstahl, welche Herr Heredia zur Madrider Ausstellung sendete, ollenbar das Gepriige des englisehen Ursprungs an sich trugen. Die Iloeh-ofen von Rolueta sind ebenfalls fur 100.000 Quintalen eingerichtet und erzeugen kauin die lliilfte davon. Die besten Eisengattungen vvorden in Calalonien fabricirt, woher das bekannte System a la Catalane herriihrt. Darum beslelion aucli in Catalonien einige gute Mascbinen-Fabriken, dio freilich von Engliindern geleitet werden. Die Maschincn-Fabrik, welchc im alten Kloster St. Auguslin zn Barcelona angelegt wurde, kostote bei ilirer Griindung 1,300.000 Franken und bescbafligt 300 Arbeiter. In den Diirfern von Asturien und I5iscaya gibt es bcinabe kein llaus, wo niclit eino Eisenscbmiede vorgefunden wird. Hier werden vorzuglich Nagel, Mufeisen, ordinare Eisen-Instrumente und Feilen verfertigt. Aus den Provinzen Guipuzeoa, Santander und Catalonien wurden im Jalire 18K0 an IS.000 metrische Quintalen Eisen nacli Frankreich ausgefiihrt. Die Stahl-Fabrication \vurde bisber mir in den Eisenwerken des Herrn Heredia (in Malaga) versucbt, aber wie gesagt, es bestelit die mehr als gegriindete Ver-mutbung, dass die Stahlmuster, welcbe die Yunta Calificadora der letzten Madrider Ausstellung als einbeimiscbe Fabricate belohnte, engliscben Ursprungs waren. Die bei den spaniscben Zollamtern declarirte Stableinfubr des Jabrs 1850 betrng 14.014 Quintalen. Das meiste davon war osterreichischer Stalil, indem ungeacbtet aller Fortscbritte der franzijsischen und britisehen Stahl-Fabrication es unbestritten bleibt, dass die specifische Giite und Vorti'eflliebkeit des karntneriscben Stahls durcli keine chemiscbe Operation erreicht, gescbweige iibertroften werdeu kann. Seit Kurzem bildeten sicli in der Provinz Guipuzeoa einige Feilen-Fabriken, welebe die Fabricate von Sheffield oder jene der Herren Poncelet, Couvin und Brizard aus Belgien nachzuabmen streben. Das mecbanische Verfahren, welcbes nach dem Beispiele Englands dabei angewendet wird, vermag die treffliche Hand-arbeit der geiibten steieriseben und karntnerischen Schmiede so wenig zu ersetzen, dass die Fabriken von St. Etienne in Frankreich, um ihren Feilen in Spanien und Portugal bessern Absatz zu sicbern, sicli notbgedrungen fiihlen, die osterreichischen Fabrikszeicben nachzuabmen. Das namlicbe wiederholt sicli in Betreff der Sensen und Sicheln, welche man ebenfalls von St. Etienne mit dem Sonnenzeiclien als Fabriks-Marke nach Spanien sendet, um sie dort fur osterreichische Erzeugnisse auszugeben. Die Bauart der Hauser in Spanien, besonders in den siidlichen Provinzen, \vo alle Fenster gegen die Gasse hinaus mit Balkonen und der innere Hofraum (patio) mit Eisengittern versehen sind, bat einen besonderen Industriezweig entwickelt, vvorin dio Spanier \virklich Meister sind. Die schonsten Gelander und Gitter aus Gusseisen, wie man sie in England und Frankreich fabricirt, erscheinen plump und schwerfallig gegeniiber den leichten und eleganten Arabesken-Zeichnungen aus ge-triebenem Eisen, womit man in Andalusien die Balcone, die Patios, die Stiegen u. s.w. verziert. Wahrend der heissen Jahrszeit werden in Sevilla die Hofraume in Empfangs-Salc umgewandelt, die mit Blumen und duftenden Pflanzen geziert, des Abends glSnzend beleuchtet werden. Man setzt eine gewisse Eigenliebe darein, durcli kunstvoll gearbeitete leichle Eisengitter den Blick des Voriibergehenden hereindringen zu lassen. Obgleich in Toledo noch tiichtige Messerschmiede bestehen, welche dic be-riihmleii Degenklingen und damascirten Dolclie dieses Namens fabriciren, wcrdcn die Tafelmesser and Gabeln durchgehends aus England bezogen; der j&hrliche Bedarf wird auf 100.000 Dutzend angescblagen. Ucn Fabriken aus Remscheid ist cs indessen gclungen, die englischen Rasirmesser beinahe ganz zu verdriingen. Namcntlich thut sich dic Firma Lucas Giinther liierin liervor. Sie liisst den von ihr fabricirten Rasirmessern das in Spanien vor-IhcilUaft bekannte Fabrikszeicbcn „John Brown“ aufdriicken und verkauft dann dieselbcn gleieh den besten Erzeugnissen von Sheffield. J)a nach dem spaniscbcn Tarif Rasirmesser, \velche zu den Reise-Etuis gehiiren, iiicht besteuert werden, indem letzterer Artikel an und jur sich einen besonderen Zoll zabit, so haben die Remscheider Fabricanten, deren Unternehinuugsgeist nicht genug gelobt werdcn kann, begonnen, auch die englischen Reise-Necessaires nacli-zuahmen, welche sie mit Rasirmessern garniren und dieselben sonach zollfrei auf den spanischen Marki bringen. Mehrere Handlungsh&user von Cadix gestanden mir, dass sie dabei ebenso gut als die Remscheider Fabricanten ihre Rechnung linden, und danim vollig darauf verzichtet haben, englische Rasirmesser zu bezieheu. Sie haben sogar die Remscheider Fabricanten aufgefordert, auch die britischen Federmesser und Scheeren in gleicher Weise nachzuahmen, wovon mit nicht geringerem Erfolge schon der Anfang gemacht vvorden ist. Das Haus Munsch in Offenbach ist dem Bei-spiele gefolgt, und versendet bereits eine betrachtliche Anzalil von Reise-Necessaires nach Spanien. Und doch steht demselben ebenso vvenig als den Remscheider Fabricanten der trelHiche karntnerische Stalil zu Gebote, und es fehlt ilinen zum Tlieile die Gewandtheit und der Geschmack der Wiener Arheiter in der Erzeugung von Reise-Necessaires. Bekanntlich zeichneten sich auf der Welt-lndustrie-Austellung in London die von den Oesterreichern eingesendeten Eisen-Instrumente und Handwerkszeuge durch ihre Soliditiit und Nettigkeit selbst vor den englischen und franzosischeu so vortheil-liaft aus, dass die grosse Jury daran war, mehrere davon eher als Cabinetsstiicke zu betrachten. Da Spanien im Jahre 18!.>0 an dergleichen Werkzeugen jeder Ari 327.980 Pfund aus England, Frankreich und den Rheinlandern eingefiihrt bat, bedarf es kaum eincs Rexveises, dass auch liierin dem osterreichischen Gevverbsfleisse sich leicht neue Abzugsquellen jenseits der Pyrenaen eroirnen liessen. Die Tarifsatze fur jene Zweige der Eisen - Industrie, worin Oesterreich eine erspriessliche Concurrenz unterhalten kiinnte, sind: Unter spanischerFlagge fremdcr Fla}fgo Rohstahl.........................per 100 Kilogr. 01 Reales 114 Reales Gussstahl....................................„ 138 „ 161 „ Rasirmesser mitStiel ausBein, Fischbein und Elfenbein . das Dutzend H „ 7 Cs. G „ 9 Cs. „ mit Stiel aus Perlenmutter .„ 12 „ 7 „ 15„2„ „ ganz ordinare mit Stiel aus schvvarzem Holze ...„ — — „8„ Unter spanischcr Flagge fremdcr Flagge Federmesser jeder Art .... das Dutzend 15 Reales 2 Cs. 3 Rcales 8 Cs Scheeren aus Eisen und Stalil . • • • » 4 „ 8 „ K „ 8 Ordiiiiire Eisen-Instrumente und lland- werkzeuge . per Kilogr. 1 * 4 „ 1 n 7 Feinere dergleichen 2 „ 7 „ 3 n 4 Quincaillerie - Messing- unil Packfong-Waaren. Mit Ausnahme ganz ordiniirer Gegenstande, welche eigentlicli in das Fach des Klempners cinschlagen, erzeugt Spanien keine Quincaillerie-Waaren, sondern bezielit dieselben aus England, Frankreich und deti Rheinprovinzen. Namentlich kommcn aus Remscheid und Solingen alle Arten von Charnieres, Schlosser und Vorhangschlosser, Messingdraht, Messingplatten, Gardinen-Ornamente, Ringe, Knopfe, Schrauben, lauter Artikel, worin unsere eigenen Fabriken excelliren. Da in Spanien weder Oefen nocli Kamine bestehen, gebraucht man \vahrend des Winters grosse Kohlenbecken (braseros) aus Messing, die ebenfalls meistens vom Auslande eingefiilirt werden. Messing-Quincaillerie, sei es vergoldet und gepresst fur Ornamentirung der Wolmungen, sei cs in Form von Caffee-Mascbinen, Caffee-Kannen, Bechern und anderen hausliehen Geratbscbaften, Schlosser, Charnieres, Glockenziige u. s. w. zahlen bei der Einfuhr unter spanischer Flagge 7 Reales 40 Cs. und unter fremdcr Flagge 8 Reales 71» Cs. die spanische Libra. Unter den deutschen in Spanien etablirten Handelsleuten herrscht nur eine Stimme iiber den Vorzug, welehen das \Vicner Packfong verdient. Alle Versuche anderer Nationen, diesen Artikel voin spanischen Markte zu verdriingen, haben nur dazu bcigetragen, den Vergleich zu Gunsten des osterreichischen Gowerbfleisses besser hervortreten zu lassen. Namentlich sind es die Paekfong-Platten (Alpacca) aus den Werkstiitten der Herndorfer Metalhvaaren-Fabrik des Herrn Scholler, welche des besten Rufs sicli erfreuen. Die Silberschiniede in Cadix verfertigen daraus Loflel, \velche nicht nur in Andalusien, sondern selbst in den spanischen Colonien reissenden Absatz finden. Die Wahrheit gebietet hinzuzusetzen, dass in friiheren Jahren die Packfong-LSffel direct aus Wien bezogen \vurden. Da jedoch, wie es scheint, die osterreichischen Silberschiniede das electrische Vcrsilberungs- System von Ruolz und Elkington weniger anwenden als die Silberschiniede von Cadix, vermiigen letztere die Versilherung um 30 Percent billiger zu besorgen. Dieses Factum wurde mir von dem Chef des llauses Sievert, welches mit Wicn zahlreiche Geschiiftsverbindungen unterhalt, verbiirgt. Ebenso bat Herr Sievert, eiu geborener Oesterreicher, dessen llerz auch iu Mreiter Entfernung warm fur das Vaterland schliigt, bedauert, dass die Packfong-Waaren zweier anderen Wiener Fabriken zu \venig die eleganten Formen der franzosischen und englischen nach-alimen, da sie sonst wegen der Vortrelllicbkeit des Melalls am meisten gesehatzt werden. HofTentlich wird ilieser Ideine Wink geniigen, um der osterreichischen Packfong-Industrie demnachst auf den Marktcn der Halbinsel den obersten Rang in jeder Beziehung dauernd und unbestritten zu siehern. filas- und Krystall-Fabrication. Ungeachtet der zahlreichen und bedeutenden Geldopfer, wodurch man diese Industrie in Spanien einzubiirgern gesucht bat, braucht man nur die fiinf Etablisse-ments, vvclehe in Coruna, Gijon, Cartbagena, Aviles und Santander bestehen, zu betreten, um sich zu iiberzeugen, dass man etwas Unmbglicbes anstrebt. Kiesel-erde, Aschensalz, Potasche, Salpeter miissen dazu aus Frankreicb, die Steirikohlen aus England bezogen vverden. Man urtheile, wie Iioch die blossen Urstoffe, welebe in den spanischen Glashutten verarbeitet werden, zu stehen kommeu. Die Arbeiter sind durchgehends Deutsche oder Franzosen. Lctztere verdienen sich tiiglich lb bis 18 Franken, \vie ich es mit eigencn Augen in den Btichern der Fabrik der Herren Brauna, Abella und Comp. in Coruna gelesen babe. lndem die spanischen Glashutten bisher nur sehr ordinares Hohlglas, Fenster-scheiben und griine Flaschen zu liefern vermochten, geriethen die Herren Brana, Abella und Comp. auf den Gedanken, auch Krystall zu erzeugen. Sie Hessen zu Anfang des Jahrs 18S3 fiinfzig der besten Arbeiter aus Lothringen kommen. Kaum waren lctztere installirt, ergab es sich, dass die Productionskosten dreifach den Ertrag der Fabrik iiberschritten. Die fiinfzig Arbeiter vvurdcn schnell verabschiedet, und der franzosische Consul in Coruna erwirkte nur mit Miihe fiir jeden Arbeiter einen Ersatz von Tausend Franken. Laut der letztcn Nachrichten haben die Herren Brauna, Abella u. Comp. Crida gemaeht und ihre Fabrik, welche als die vorziiglichste in ihrer Art auf der Halbinsel galt, wird zweifelsohne geschlossen werden miissen. Nicht viel besser diirfte es dem Etablissement des Ilerrn Schlcsinger ergchen, Avelches in Puerto de Santa Maria (Cadix gegeniiber) kiirzlich angelegt wurde, zu dem Endzweck, Hohlglas und schwarze Flaschen fiir Xeres- und Malaga-Weine zu fabriciren. Kaum hatte Herr Schlcsinger hundert und melir Arbeiter, die er aus Baiern bestellt hatte, im Solde, als die spanische Regierung cin Decret erliess, zufolge dessen ausliindische Flaschen, wclche mit spanischen Weinen gefiillt wiedcr exportirt werden, den erlegtcn Zoll zuriickgezahlt erhalten, d. h. zollfrei eingefuhrt verden. Die Fabrik des Ilerrn Schlcsinger erhiolt dadurch den Todesstoss. Die einzige Fabrik, welehe sich in einem etwas besseren Stande erhiilt, ist jene von Gijon, weil die Steinkohlenlager von Langres nicht so weit von ihr entfernt sind, als von den friiher genannten Etablissements. Sie erzeugt indessen gleich jenen von Cartbagena, Aviles und Santander nur dunkles ordinares Hohlglas, welches, neben das bohmische gehalten, grun aussieht, Fensterglas und Weinflaschen von schvvarzer Farbe. Durch liohe Zolle geschiitzt, verinogen die einheimischen Fabriken, was ihrer Waare an Giite abgeht, durch die Billigkeit der Preise bis zu einem gewissen Grade zu ersetzen. Dessenungeachtet zieht es der gemeinste Spanier vor, das gepresstc franzosische Glas zu kaufen, wennglcich letzteres etwas melir kostet. Es ist unglaublich, wie der spanisdn; Landmaun gegcn alles, \vas ihm ilie ein-heimiscbe Industrie darbielet, sieh cingeuommen zeigt. Das bbhmische Glas bleibt von jelier im besten ltnfe auf der ganzen Halbinsel, kommt jedoch ain theuersten zu stehen, weil die schweren Transportkosten durcli den weiten Umvveg von Bbhmen liber Hamburg den Preis der Waare ungemeiu erlibhen; nur das gepresste franzosische Glas macht dem bbhmischen eine wirkliclie Con-eurrenz. Die englischen und belgischen Erzeugnisse finden \veit iveniger Eingang, als man vvalinen solite, denn vvahrend in den Gevvblben von Barcelona, Bilbao, Coruna, Madrid, Sevilla und Cadix bedeutende Niederlagen bbhmischen Glases angetrollen vverden, ist englisches und belgisches Glas kauin sichtbar. Wie gesagt, die Art und Weise, in \velcher die Franzosen das gepresste Glas zu vervollkommnen wussten und hetlisscn sinil, nichl nur wohlfeil zu verkaufen, sondern aucli durch die eleganten Formen ihrer Fabricate das Auge zu fesseln, bat allein dem Absatze des bbhmischen Krystalls in Spanien Abbruch gethan. Audi darf nicht iibersehen iverden, dass in friiheren Jahren die spanischen Colonien ihren Bedarf an bbhmischem Glase und Krystall aus den Niederlagen zu Cadix, Coruna und Barcelona zu bezichen pflegten, \vahrend sie heutigen Tags diesen Artikel dircct aus Triest einfUhren. Dessenungeacbtet konnte ich bei genauer Prufung die erfreulicbe Wahrnehinung machen, dass der Import des bbhmischen Glases eine steigende Tendenz zu nchmen anfiingt. So z. B. vvurden nach dem Zeugnisse des k. k. General-Consuls in Barcelona friiher nicht rnehr als 40 bis KO Kisten bbhmischen Glases jiihrlich daselbst einge-fiihrt; jetzt iibersteigt die Einfuhr die Zalil von 100 Kisten. Diess ist um so he-merkenswerther, als die siid-franzbsischen Glasfabriken iiber Marseille hiibsche Krystallgliiser Nr. 3 und 4 sendep, ivelche vom Boden bis zum Bande kantenartig ab-geschlillen und in Barcelona freigestellt, zwischen 40 bis KO Franken das Ilundert kosten. Freilicb sorgen die franzbsischen Fabricanten aucli dafiir, dass ihr Glas so leicht als mbglich ausfalle, weil der Zoll nach dem Gevvichle entrichtet vvird. Darin liegt zunachst die Ursache, dass das sclnverc englische Glas im Vcrglcich zu dem franzbsischen theuerer zu stehen kommt. Um meine Behauptung, dass die Einfuhr des bbhmischen Glases auf dem spanischen Markte sich liebt, \vahrend jene des englischen und belgischen Glases abnimmt, zu rechtfertigen, entnehme ich dem amtlichen „Cuadro general del com-mercio esterior d' Espana“ folgende Parallele: Jalir 1849 Jahr i8!>0 Aus 14.83S Arrobas . . . 17.470 Arrobas . . . Hamburg 13.460 „ ... 1K.400 „ ... Frankreich 1.780 „ ... 1.7K0 „ ... Grossbritannien K29 „ ... 2K1 „ ... Belgien 24 „ ... 431 „ ... Triest. Indcm das nach Spanien bestimmte bbhmische Glas beinahe aussehliessend iiber Hamburg ausgefiihrt zu vverden ptlegt, bat die sich fiir 18K0 ergebende Mebrzabl von 2.045 Arrobas an der Einfulir dieser Provenienz offenbar das bolimische Glas zum Gegenstande, um so melir als gleiclizeitig im namlicbcn Jabre iiber Triest die Einfulir von 24 auf 431 Arrobas sicb gelioben bat. Trotz des Vortbeils seiner unmittelbaren Naehbarscbaft bat Frankreieb seinen Iinport nar urn 1.1540 Arrobas vermebrt, dagegen sowobl England als besonders Belgien bierin eine Verininderung erfabren. Wenn die bobmiscben Glasfabricanten sicb angelegen seiu lasscn wollen, durcb die Ainvendung der Steinkohlenfeuerung die Preise ibrer Fabricate zu ermiissigen, und durcb den Gebraucb von Modcllen aus Bronze und durcb Mannigfaltigkeit und Eleganz der Formen mit anderen Nationen besser zu \vetteifern, \verden sie auf der Halbinsel keine Mitbewerber zu scbeuen braucben. Die specifiscbe Giite des bobmiscben Glases isl durcb langjabrige Erfabrung in den Augen des spanischen Con-sumenten gleicbsam zum Axiom ge\vorden. Auf den zablreichen Landmarkten in Asturien, Galicien, Andalusien u. s.w. ist bohmisches Glas nocb iinmer die gangbarste Waare; selten kehrt ein Bauer beirn, obne einen Becher, eine Flasche oder sonst etwas davon nacli Hause mitzubringen. Den Franzosen, Engliindern umi Belgiern ist es einige Zeit gelungen, das bobmiscbe Glas dadurch zu verdrangen, dass sie zum Flusse des Glases Blei gebrau-chen. Das so gewonnene Glas erhalt einen schonen Glanz, und indem der Gebraucb des Bleies die Fabricationskosten vermindert, kommt die Waare woblfeiler zu stebcn. Bald wurde jedocb der spaniscbe Consument gewabr, dass der selione Glanz nacb Monaten schon wieder verscbwunden war und das Glas triibe und dunkel zu werden anfing, \vabrend das bobmiscbe Glas nacb vielen und vielen Jahren iinmer gleicb beli und klar sicb erbalt. In dem Grade, als sicb diese Wabrnebmung verbreitet, steigt die Nacbfrage nacb ecbtem bobmiscben Glase, und es bedarf nur eiuiger ausdauern-den Bemubungen der bobmiscben Glasfabricanten, um siegreicb das Feld jenseits der Pyrenaen zu bebaupten. Vor allem ist dazu erforderlich , dass sie vollkommene Assortiments ihrer Fabricate auf z\veckmassigen Puncten fortvvabrend unterbalten und die ibnen zu-kommenden Bestellungen mit grosscrer Piinctlicbkeit und Scbnelligkeit, als diess bisher der Fali war, erfullen. Dem Mangel an Assortiments muss zunachst zugc-scbrieben werden, wenn die bobmiscben Luster, die nocli immer uniibertroflen dasteben, weniger als friiber importirt \\erden. Es gibt in Madrid, Barcelona und Cadix franzosische Hauser, \velcbe aus Bobmen Luster-Zacken und Kronleucbter-Arme kommen lassen, womit sie dami die Luster zusammenstellen und verfertigen. In Betreffder Spiegelfabrication enthalt der oben ervvabnte „Cuadro general tlel commercio esterior d’Espaha“ nicbt mindererfreulicbeDaten fur unserc Industriellen. An fremdlandischen Spiegeln wurden eingefubrt: Jalir 1849 Jahr 18!iO Aus 10 bis 15 Zoll (Pulgados) messend 15.875 Stiick 49.344 Stuck Hamburg „ 40.314 „ 42.936 „ Frankreieb ...................... 13.048 „ 15.300 „ den Niederlanden „ 1.040 „ 970 „ Gibraltar Jalir 1849 .Tahi' t8!i0 Aus 10 bis 20 Zoll (Pulgados) messend 1.(159 Stiick 4.452 Sliiek Hamburg 9» 4.655 99 Frankreich 6 717 99 den Niederlanden 59 118 y> 12 99 Grossbritannien n 83 n 184 99 Gibraltar 10 bis 30 Zoll 400 99 417 99 Hamburg M 97« 99 1.818 99 Frankreich y> 439 99 193 99 den Niederlanden 10 bis 35 Zoll 18 99 35 99 Hamburg » 182 99 310 99 Frankreich n 70 99 G8 99 den Niederlanden Ausserdem \vurde im Jahre 1850, was im vorhergehenden Jahre nicht der Fali gewesen \var, direci aus Triest 02 Stiick von 20 bis 30 Zoll und 4 Stiick von 30 bis 40 Zoll eingefiihrt. Aus diesen Ziflfern erkennt man aufden ersten Blick, mit \velchcn Biesen-schritten der Bezug der deutschen Spiegel jenseits der Pyreniien wiichst. Wenngleich die Fabriken desZollvereins ilircu guten Antheil an diesem Handel nelnnen, behauptet die bohmiscbe Industrie dabei unlaugbar den obersten Platz, indem, wie ich ervvahnte, sogar auf dem ungleicb theuereren Wege liber Triest die bohmischen Spiegel an der Ostkiiste von Spanien sicb den Weg zu babnen beginnen. Der Erfolg, dessen die bohmiscbe Glas-Industrie ungeacbtet so violer Mitbe-uerbcr in Spanien sicb erfreut, solite sie anspornen, nacb dem Beispiele Frankreiclfs sicb auf die Fabrication der gegossenen Spiegel zu verlegen, weil sie sonst in Spiegeln grosserer Dimensionen, nicbt nur in Spanien, niemals wird concurriren kiinnen, sondern sogar auf dem deutschen Markte durch die so eben in Aachen ge-grundete Spiegel-Fabrik ernstlich bedroht werden durfte. Wahrend die Franzosen und Hollander Spiegel von 40 bis 100 Zoll nacb Spanien einfuhren, hort der oster-reichische Import bei 40 Zoll ganzlicb auf. Zur Welt-Industrie-Ausstellung in London balten die Gebriider Abele aus Bohmen einen geblasenen Sjiiegel von 88 Zoll Lange und 43 Zoll Breite gesendet, woriiber einer der erfahrensten franzosischcn Glasfabricanten ') folgendcs Urtheil fiillte: Personne plus que nous riadmire la bcaute de ca prod uit, surtout en dgard nux procddčs da fabrication at quand on a.vaminc last difficultes qua lan ouvriers ont du dprouver pour souf/ler unc pieca da nar ra d’une aussi tjranda dimension, on stara d'antant plus atonna da lu rjualitd da catta tjlaca, qui ant d’un bcau blanc al assez affina e; mais an mama tempa on ragratta quc tant d’c/forts at da travail aient ata emploijas pour produire par la soufflage unc piccc, qui aut ate faite si facilcmcnt au moyen du coulage. ') Bontemps in somem E.vam en hislorifpic et critiijiie (les verres, vilrau.v, crintau.v com-pusunt la classe 'i4'1’ de 1'E.rpositioH universellc de 1S51, Seite •}!. So schmeichelhaft dieses Zeugniss eines compctenten Fachmanns fiir die ltoli-misehen Glasarbeitcr lautet, so sehr bekrittelt es das alte Verfahren, zufolge dessen Spiegelflachen grosserer Dimension mit grossem Aufwande von Zeit nnd Arbeits-kriiften geblasen werden, nachdem man sie weit leichter und woblfeiler durch den Guss erhiilt. Wenn dic bohmischen Fabricanten es so weit in dem scluvereren Systeme des Spiegel - Blasens gebracbt liaben, wie leielit \viirde es ilmen moglich werden, auch im Gussverfahren dic Palme zu erringen! Die franziisische Glasfabrik zu Saint Gobain bat kiirzlicbst aus Belgien einen Marmortisch kommen lassen, vvelcber sieben Metres in d er Lange misst und woranf fiir die allgemeinePariser Ausstellung von 18!>5 gegossene Spiegel vou nie gesebener Grosse gewalzt werden sollen. Es ware uberfliissig zu ervvahnen, dass, nachdem die einbeimiscben Fabriken nur gemeines Glas liefern, die feineren Gattungen zu jedem moglicben Gebraucbe vom Auslande nach Spanicn eingelubrt werden miissen. Del' Tarif hierfiir lautet: Untcr spanischer frcmder Flaggo Krystall-Glas u. verarbciteterKrystall: Flascben, Flagge oder ?.u Land Gliiser, Becber, Zuckerbiichsen, Tassen, Kcales Cs. Ilcales Cs. Leucbter, Vasen u. s. vv per Kilogr . 2 G 3 1 Flacber Krvstall (Spiegel) jegliclier Dimension „ 3 2 3 8 Krystall fiir Augenglaser, Linsen und Ubrglaser „ 9 2 11 — Krystall fiir Barometer, Tbermometer und drci-eckige oder prismatische Gliiser .... „ 4 G S S Ganz ordinares Glas und scbwarze Flascben . „ — 9 1 1 VVerden die Glaswaaren in Fassern oder Kisteu eingelubrt, so ist bei der Ent-ricbtung des Zolls 40 Percent Tara abzuzieben, und 24 Percent, wenn sie in Korben oder sonstigen Hebaltnissen eingepackt sind. D. Verschiedene Gewerbe. Saiten-Instrumente. Es gibt, selbst mit Einscbluss des italianiseben, kein Volk, welcbes leidenscliaft-licher die Musik liebt, als das spanisebe. Der Tagloliner greift mitten unter der Arbeit nacb der Guitarre oder der Mandoline, um die Miidigkeit zu verscbeuehen. Die VVerkstiitten ertonen nur von Gcsang und Lied. Selbst der Soldat tragt au( Miirscben seine Guitarre auf dem Tornistcr. Unter den besseren Standen gibt es kaum ein Haus, welchcs nicbt cin Clavier besitzt. Obgleicb in Barcelona und Madrid in letzler Zeit mebrere Clavier-Fabriken entstanden sind, \velcbe die IVanzosiscben und englischeu Fortepianos nacbzuabmen streben, ist die Einfubr der letzteren im forl\vabrendeu Sleigen begriflen. Statist. Millheil. 1854. III. Hcit. 4 so Fin Jalire 18S0 wurdcn 210 fremdlandische Pianns eingeffihrt, darunter: 2 aus Oesterreich 49 iiber IlamLurg 113 aus Frankreich 44 aus Grossbritannien 1 aus Belgien 1 aus dcu Niederlanden. Ueber Hamburg kommen jetzt die Erzeugnisse der Berliner und Leipziger Clavier-Fabricanten nacli der pyrenaischen IlaII*insel, und zwar nicht ohne lohnen-dcu Gevvinn, indem durchschnittlicb jedes gute Clavier in Spanien zu acbtliundert bis tausend Gulden, die Transport- und Zollspesen abgerechnet, verkauft \vird. Ganz ordinare viereckige Claviere, wie sie Larru oder Balvi in Barcelona und Slocher iu Madrid fabriciren, kosten scbon 4.000 bis 15.000 Beales; die besseren von Boisselot (Barcelona), Fcrrer oder Weis (Madrid) (>.000 bis 12.000 Beales. Der Bul’ der klangvollen Instrumente von Streicber und anderen Wiener Fabri-canten ist bis nacli Spanien gedrungen, und wenn davon Depots angelegt wiirden, konnten sie oline Zweifel den franzosischen und britiscben Clavieren die gefiibr-licbste Concurrenz machen. Das Namliehe gilt von den Musik-Orgelu, welcbe in vielen Callee- und Gast-Hiiusern von Madrid und anderen Stadion eingefubrt vvorden sind, um den Spanier, welcber den Lockungen der Musik selten widerstebt, desto leicbter zum Hereintreten zu verleiten. Blas - Instrumente. Bereits baben die osterreichiscben Blas-lnstrumente die vielgeriihmten franzii-sischen Saxophons aus dem Felde gescblagen. Herr Sax, ein in Pariš etablirter Bbcinlander und Musik-Instrumentenmacber, gerieth vor etwa 15 Jahren auf den Gedanken, die hohen Tiine der chromatischen Scala, \velcbe bisber nur durcb Instrumente aus Holz, \vie: Clarinette, Ilautbois, Fliiten, Ottavino u. s. w. ausgedriickt wurden, durcb Blecli - Instrumente hervorzu-rufen, welcbe nacli dem Namen des Erfinders „Saxopbons“ genannt wurden. Es gelang ihm aucli, durcb den scbmetternden Ton seincr Blecli-Harmonie das Olir so gewaltig zu tanscben, dass die Einfiibrung des neuen Systems unter den Musik-Banden der franzosischen Armee allgemein angeordnet wurde. Durcb die Pariser Blatter iiberscbalzt, dauerte es nicht lange, dass die Neuerung auch iu den Beihen des spanischen Heers nachgeahmt ward. Das verhangnissvolle Jalir 1848 brachte osterreicbische und spanische Truppen in der Bomagna zusammen. Die berrliche Harmoniefulle der kaiserlichen Musik-Banden, welche die Spanier zum ersten Male borten, liess sie die Mange! des Sax’schen Systems unlaugbar fiiblen. Der Clief' des spanischen Jager-Bataillons Baza war der Erste, welcher seinem Capellmeister befabl, die Saxophons wegzulegen und die Musik-Bande ganz nacli osterreichischem Vorbilde zu reorganisiren, wozu die Instrumente aus Wien bestellt wurden. Als die Jager von Baza nach Spanien zuruekkehrtcn, konntcn die iibrigcn Begimenter deren schone Militar-Musik nicht genug bewundern, und die bctreflen-den Commandaiiteii im Einverstandnisse mit dem Officier-Corps beschlossen, auf eigene Kosten ilire Militiir-Musik nach dem namliehcn Beispiele einzurichten. Als ich im Juli 1853 den spanisehen Presidio von Ceuta an der Nordkiiste von Afrika besuchte, liess der Militar-Gouverneur dieses Platzes absicbllieb die Musik-Bande eines dort in Garnison liegenden Infanterie-Begiments vor mir spielen, um mir zu zeigen, dass sie durcbgehends mit Instrumenten versehen war, \velche den Namen des Wiener Instrumentenmachers Theodor llell trugen. In Barcelona, Cadix, Coruna und Madrid traf ieli Musik-Banden, welche theils Instrumente vom Herrn Theodor Hell, theils vom Herrn Cenveni in Konig-gratz hatten. Da nicht nur die Militar-Musiken, sondern aucli die ubrigen Kiinstler in Spanien osterreichiscben Instrumenten entschieden den Vorzug geben, verspricht der Absatz derselben dahin immer ergiebiger zu werden. Ich muss jedoch hinzusetzen, dass einige Berliner Musik-Instrumentenmacher, sobald sie erfuhren, wie beliebt unsere Instrumente jenseits der Pyrenaen zu werden anfangen, sich beeilten, Assortiments ihrer eigenen Fabricate in Madrid zu etabliren. Ein solches Depot Berliner Instrumente besteht in der Musik-Handlung des Herrn Carrafa, Calle del Principe Nr. 15. Die intelligente Thiiligkeil der Berliner Fabricanten verdient voll<‘ Beachtung und schnelle Nachahmung seitens der osterreichiscben Industriellen. Herr Bernareggi in Barcelona und Herr Bamis in Madrid sind die einzigen einheimischen Musik-Iiistrumentenmacher, welche genannt zu werden verdienen. Ersterer, ein geborner Lombarde, sucht die osterreichiscben Blech-Instrumente, Letzterer die franzosiscben Saxophons naclizuahmen, Jteide jedoch ohne uber die Mittelmiissigkeit sich emporzusclnvingen, wesshalb Herr Bernareggi in jiingster Zeit die Einfuhr osterreichischer Musik-Instrumente vorzieht. Besser gelingt es den Spaniern, die sogenannten Harmoniken nacbzuahmen, deren Einfuhr von Jahr zu Jahr abnimmt. Im Jahre 1840 \vurden davon liber Hamburg 2.148 und aus Frankreich 2.737 Stiick eingefiihrt; dagegen im darauf-folgenden Jahre liber Hamburg kaum 1.011 und aus Frankreich gar nur 106 Sliick. lndessen werden die deutschen, namentlich die Wiener Harmoniken von einer einzigen Octave, ihres billigen Preises wegen stets Kiiufer iinden. Claviere, deren Werth nicht 4.000 Beales iibersteigt, zahlen bei der Einfuhr unter spanischer Flagge je 1.0G0 Beales und unter fremder Flagge je 1.270 Beales. Steigt der declarirte Wertb iiber 4.000 Beales, so wachst der Zoll um 25 Percent bei dur Einfuhr unter spanischer und um 30 Percent bei jener unter fremder Flagge. Harmoniken von einer Octave sind per Stiick mit 8 Beales 5 Cs. bei der Einfuhr unter spanischer und mit 10 Beales 2 Cs. bei jener unter fremder Flagge besteuert. Haben sie rnehr als eine Octave, so verdoppelt sich der Zoll. Blas-Instrumente entrichtcn durchschnittlich 20 Percent des VVerths bei der Einfuhr unter spanischer und 24 Percent bei jener unter fremder Flagge. Kutschen - Fabrication. Es ist sehr zu bedauern, dass dieser Zvveig des osterreichischen Gevverbsfleisses Lei scincin wohlverdienten Rufe doch so mittelmassig auf der Londoner Ausstellung vertreten war. Hatte man wenigstens cin Paar sogenannter Wiener Fiakcr-Wagen dahin gesendct, sicherlich ware einc namhafte Anzahl davon seitens der spanischen Speculanten bestellt worden, welehe im nandichen Jalire zu Madrid nacli dem Muster anderer europaischen Hauptstadte die „oflentlichen Wagen“ einzufuhren bcgannen. Da die einheimische Industrie zu sehr boben Preisen nur schlechte Wagen zu liefern im Stande gewesen ware, und die Unternehmer moglichst elegante Kutschen sieli zu verschaffen wunscbten, ertheilte ilmen die Regicrung die Erlaubniss, dieselben zu ermassigten Zollen vom Auslande zu beziehen. Gering gereclmet wurden einige Hundert Wagen von dieser Gesellschaft importirt. In dem alten Klostergebaude de Recolletos zu Madrid besteht seit einigen Jahren eine grossartige Kutschen -Fabrik, \velche von franzosischen Werkmeistern geleitet wird. Sie Iiat allerdings fur die Konigin Isabella einige Wagen gebaut, die selbst in jenen Landern, wo diese Industrie im hochsten Flore steht, sclion genannt \verden konnten, weil cin gewisser Ehrgeiz darein gesetzt vvurde, zu zeigen, dass Spanien ebenso gut als Frankreich und Englaud fabricire. Aber ein soleher Wagen aus den Werkstatten de Recolletos kostet aucli wenigstens das Doppelte von dem, was er in einem andern Lande kosten \vilrde. Man darf nur in einem spanischen Malle - Post\vagen oder in einer Diligence fahren, vvie sie die Fabrik Recolletos liefert, um auf eigene Kosten zu lernen, wie schlecht es im Allgemeincn mit dieser Fabrik steht. Die reicheren Classen bestelleu ibre Equipagen im Auslande. Im Jalire 1850 \vurden 50 Wagen aus Frankreich nacli Madrid gebracht und durcbschnittlicli zum VVerthe von je IG.000 Reales bei dem spanischen Zollamte declarirt. Da namlich der Einfuhrzoll nacli dem Werthe und zwar zu 30 Percent fur die Einfuhr unter spanischer und zu 36 Percent fiir jene unter fremder Flagge entrichtet vvird, suclit man naturlich den Werth so gering als mdglich anzugeben. Factisch vvird ein fran-ziisischer oder englischer VVagen, die Zoll- und Transportspesen abgerechnet, in Spanien um 18 bis 20.000 Reales abgesetzt. Im Jalire 1850 vvurden iiber Hamburg z\vei Wagen und iiber Genua cin Wagen eiiigefiihrt. Wenngleich nicbt genau ermittelt ist, dass dieselben osterreichischen Ursprungs waren, erscheint eine solche Vermuthung ziemlich gegriindet. Jedcnfalls liegt in dem Dargestellten fur die osterreichischen Fabricanten ein Wink, der von ilmen nicht unbeachtetet bleiben solite. Gold- und Silberarbeiterkunst. Wenn man die herrlichen Kathedralen von Rurgos, Sevilla, Malaga, Toledo besueht, crstaunt man iiber die grosse Anzahl von Prachtstiicken aus Gold und Silber, vvelche in ihrem Kirchensehatze aufbevvahrt werden, so dass man kaum \veiss, ob man mehr den Reichlbum ali kostbaren Steinen und edlen Metallcn oder die kunstsinnige Arbeit daran beivundern soli. Von deri Zeiten der Mauren her wurde die Gold- nnd Silberarbeiterknnst in Spanien mit besonderer Vorliebe betrieben. lin Mittelalter waren die spanischen Gold- und Silberschmiede wahre Kiinstler im vollen Sinne des Worls. Die Kandelaber, Kreuze, Kelelie, Monstranzen, Kirchengefasse, Vasen, Pectorale, Tafelgescbirre und andere getriebene Arbeiten eines Cetina, Castelnou, Roda, Martinez aus Valencia, eines Becerril, Orna, Arfe aus Burgos, eines Voz-mediano, Dorante, Fernandez, Alfaro aus Sevilla, eines Horrado, Diaz, Bracho, Ordonez aus Toledo u. s. w. erinnern an die Epoche von Miehel Angelo und Ben-venuto Cellini. Cordova, Sevilla und Valencia batten eigeno Schulen fiir derlei Arbeiter, deren Traditionen nicbt ganz erloschen zu sein scbeinen, wenn man die Arbeiten der von Karl lil. in Madrid gegriindeten Plateria (Silberschmiede) betrachtet, obwobl in der-selben zunachst der Renaissance-Styl vorherrscht. Ausserdem gibt es in Madrid und Barcelona Gold- und Silberscbmiede, wie vvenige Lšinder sie aufvveisen konnen. Unter den ersteren zeichnet sicli vorzugsweise die Fabrik Moratilla aus, wclehe unlangst fiir die Kathedrale von Arerjuipa eine Monstranz verfertigte, die 7'/a Fuss mass, 400 Mark Silber wog, 480.000 Reales kostete und von dem geiibtesten Auge fiir eine Arbeit aus dem fiinfzehnten Jahrbundert gehalten worden ware. Bronze- und Bijouterie- Industrie. So sehr Spanien in Gold- und Silberschmied-Waaren vom Auslande unabhangig bleibt, so iiberwiegend versehen fremdlandische Fabriken seinen Markt mit Rronze-und Bijouterie-Waaren. Da uberbaupt, wo es auf Eleganz und Gescbmaek ankommt, den Franzosen die Palme gebiibrt, erklart es sich leicht, dass ihre Bronze- und Bijouterie-Waaren auf der pyrenaischen Halbinsel, wie auch sonst iiberall, am meisten anziehen. Der fran-zosische Arbeiter versteht trefflieb, leichte und sonach billige Bijouterie-Waaren zu verfertigen, wel(die mit eleganten Formen scheinbar eincn weit bohern Werlh, als sie \virklicb entbalten, verbinden. Frankreich fiibrte im Jahre 1850 nicbt weniger als 15.981 Hectogrammes ') dieses Artikels nach Spanien ein. Indessen liesse sicli bierin zu Gunsten der osterreicbischen Industrie wenigstens theiliveise eine erfolgreiehe Concurrenz ermoglichen. Unter den verschiedenen Artikeln, welcbe iiber Frankreich auf den spanischen Markt gelangen, bemerkte ich eine bedeutcnde Menge von Braceloten, Brocben, Halsscbmuek u. s. vv., welche mit Tiirkisen und bohmischen Granaten verziert sind und den osterreicbischen Ursprung deutlich beurkunden. Ueberhaupt finden Schmuckwaaren mit bohmischen Granaten oder Tiirkisen selbst in Pariš starken Absatz. Nur lassen sich die franzbsischen Bijouterie-Fabricanten angelegen sein, diesen Waaren cine gefiilligere Form zu geben und die Granaten und Tiirkisen, welche in Oesterreich nur leicht auf schlech-tes Metali angeklebt werden, in eehtem Golde solid einzufassen. So worden sie dann als franzosischc Fabricate nach Spanien, Portugal und Amerika verfiihrt. '_) Die Hectogramme ist — S-T142 W. Loth. Kino nadere Gattung von VViener Bijouterie, die ebenfalls in Pariš selir beliebt zu \verden anfangt, sind die Ohrgebange, Brochen, Hraceleten aus vergoldetem Sillicr mit echten Steiiien minder edler Qualilat im byzantiniscben Slyl. Dergleiclien \viirden in Spanieu ilirer billigcn Preise \vegen der franzosiscben Bijouterie starke Concurrenz machen. Nacbdem das electriscbe Vergoldungs-System von Buolz und Elkington allgemein in Fraukreicb adoptirt \vorden ist, fanden sicli die Prcise der nacb demselben ver-goldeten Bronze-Waaren plolzlicb so selir vermindert, dass sie jede andere Mit— be\verbung ausscblicssen. Dagegen wiirden Stoek- und Pendel-Uliren, wie man sie in Wien fabricirt, viole Kaufer jenseits der Pyreniien finden, indem die einbeimische Industrie hierin \venig oder nichts leistet, und die mittleren Classen nicht immer in der Lage sind, cine tbeuere Bronze-Pendel-Ubr sieb auzuscbaften. Besonders \viirden Wand-Ubren mit Musik ein selir gangbarcr Artikel werden. Der franzosiscbe Import iu diesem Zvveige ist selir thiitig; denn er betrug im Jalire 1850 an Wand-Ubren....................... 9.233 Stiick Pendel-Uliren.....................2.016 „ Sack-Ubren........................9.944 „ Der Einfuhrzoll wird nacb dem Wertbe bemessen, und betriigt (i Percent bci der Kinfubr unter spaniscber und 8 Percent bei jener unter fremder Flagge oder zu Lande fiir Saek-Uhren und beziebungsweise 20 und 25 Percent fiir VVand- oder Pendel-Uhren. So utivollstandig aucb das Bild sein mag, \velcbes ieb von der Industrie des spauiseben Mutterlands entworfen babe, reiclit es vvohl bin, genau die lliebtung vorzuzeicbnen, in \velcber die versebiedenen Zweige des osterreichiscben Gewerb-fleisses ibre Tbiitigkeit jenseits der Pyrenaen entfalten uiiissten, um des Erfolgs sicher zu sein. Wabrend die lamhvirlbscballliebe Production Spanien's die Suinme von 2.280 Millionen Franken iibersteigt, erbebt sicb nacb deu Scbatzungen von Block und Canga Arguelles der Wertb seiner industriellen Production auf bocbstens 700 Millionen Franken. Unter soleben Umstanden erscbeint es unmoglicb, dass die spanisebe Begierung in ibrem bisberigen okouomiscben Systeine nicbt eben so baldige als wesentlicbe Aeuderungen eintreten lasse. Und iu der Tliat vvard im liudget von 1854, vvelches das Ministeriuni San Luis iu der Sitzung vom 29. November 1853 den Cortes vor-legte, cine umfassende Bevision des Zolltarifs in nabe Aussiebt gestellt. Spanien ist dureb die Milde seines Klimas, die Frucblbarkeit seines Bodens, die angeborne Vorliebe seiner Eiuwobner fiir die Land\virthscbaft vorzugsweise berufen, dem pbysiokratiscben Systeme zu huldigen. Die vielen und langjabrigen Anstrengungen kurzsiclitiger Oekonomisteu, im Treibhause der Prohibitiou einc einheimische Industrie kiinstlicb zu erzieben, liaben einerseits dem Staate seine natiirliclisten Uesoureen geschmalert, anderseits die wahren Quellen des National-Ileicbtbums beeintriiclitigt, dessen Lebens- Element der Ackerbau stets war und bleiben \vird. Revor der Zolltarif vom 17. Juli 1849 eingefiihrt wurde, kam der Gesannnt-ertrag der Zijlle Spanien's nicht jenem von Marseille, der Hauptzollstatte Frankreieh's, gleieli, und betrug im Jalire 184K kaurn 00 bis 70 Millionen Reales. In Folge des neuen Zolltarifs ist er auf 100 bis 170 Millionen gestiegen. Je mehr der Tarif herabgesetzt sein \vird, dcsto ergiebigcr werden die Staatseinkiinfte ausfallen, und darauf reebnet eben die Staatsverwaltung, um die Mitfel zur Ausfiihrung der pro-jeclirlen Eisenbabn sicli zu sicbern, ohne den Steuerpllicbtigen neue Lasten auf-biirden zu miissen. In dem oben ervviihnten Budget tur 1804 ist zugleich davon die Rede, Salz und Tabak von den bisherigen driickenden Steuern zu befreien. Man bezvveckt dabei den ungebeuern Gevvinn, welcher bisber den Schmugglern mit naliezu 240 Millionen Reales Jahr aus Jalir ein zutliesst, dem Staatsscbatze zuzuvvcnden Man sieht es der spanischen Regierung deutlich an, dass sie ernstlich zn den gesundcn Maximen der practischen Staatsvvirthschaft zuriickzukehren gedenkt, welche als Axiom aufstellt, dass es einem Volke nicbt freisteht, vvillkiirlieli die Basis seines bkonomisehen Lebens zu andern. Spanien, \velches Jahrbunderte lang ein Ackerbau treibendes Land vvar, liisst sicli nicbt so leicbt, als Mancbe geglaubt haben, in cin industrielles verwandeln. Tiiglich vvird diese VVahrhcit eiideucbtender; sie ist von den Organen der spaniscben Presse, mit hochst vvenigen Ausnabtnen, anerkannt, ja sie zabit unter den Ratbgebern der Krone einige ilirer vvarmsten Verfechter. Das falsche System, welches die spaniscbe Geselzgebung nacli dem alleinigen Reispiele des franzbsischen Nacbbarlands bisber befolgte, bricht in dem Grade zusammen, als die koline und gewandte Hand Napoleon’s 111. einen Stein nacli dem andern von dem Bolhverk, hinter welchem die Prohibitiou unter der Juli-Regierung sicli in Frankreicli zu verschanzcu \vusste, binvvegnimnit. VVenu sclion unter dem beutigen mindcr giinstigen Zolltarile die bsterreichische Industrie nur einer lebbaftern Selbsilliatigkeit bedarf, um in den meisten Zvveigen des fremdlandischeii Handels auf der spanischen llalbinsel mit Aussicht auf Erlblg aulzu-treten, ja sogar in einigen Artikcln jede fremde Mitbewerbung siegreich aus dem Felde zu schlagen, welche schone Zukunft vvird sicli ibr nicht erst jenseits der Pyrenaen crblliien, vvenn eben zu Gunsteu jener Artikel, vvoriu der bsterreichische Gevverldleiss das Vorzuglichste leistet, die beabsichtigte Zoll-Reform zuerst sicli vervvirklichen vvird 2)! ') Hloss aus Gibraltar vvcrilen durchsclinittlich laut der in 1'orter’s „Progress of tke Nntio>i“ aiigefiihrteii amtlichcn Zahlen iiber 8 Millionen Pfund Tabak im Jahre nacli Spanien einge-schvvarzt. a) Unter Anderem ist stark davon die ltede, den Einfubrzoll auf Glas und Krystul! nicht mehr naeli deni Gevviehte, sondern nach dem Werthe zu erheben. Von den landvvirthschaftlichen umi industriellen Zustanden Spaniens, die ich bisher beleuehtete, ist dur Uebergang auf dessen iiusseren Handel eben so natiirlich als unserrn Zwecke entsprechend. Ein blosser Blick auf die Karte von Europa lasst crkennen, dass die Lage Spanien’s fiir den Seehandel die allergiinstigste genannt zu werden verdient. Zwiscben dem mittellandischen Meere und dem Ocean gelegon, bat die Halbinsel auf der eiuen Seite den Orient und Afrika vor sicb, auf der andern Seite iiflnet sieli der kiirzeste und bequemste Weg nach der ncuen Welt. Der Verkehr zvvischen Spanien und den fremden Liindern, mit Ausnabme von Frankreich und Portugal, vir d nur zur See unterhalten. Das mittellandische Meer bespiilt den spanisehen Continent auf einer Strecke von 315, der Ocean auf eincr Strecke von 285 Meilen. Schfine llafen, sicbere Budilcu. der Besitz der Imleari-scben und eanariscben lnseln, sowie der reicheu Colonien in Asien und Amerika erklaren, woher es kommt, dass, wahrend der Landhandel auf die innere Con-sumtion sicli beschrankt, in den Hafenstadten der auswartige Verkelir, wenn aucli nicht mehr so bliihend als sonst, doch thatig bleibt und mit jedem Tage an Bedeu-tung gewinnt. Wenn die pyrenaiscbe Halbinsel schon durcb ihre geograpbiscbe Lage an und fiir sicb vvenig fiir den Transito-Handel sicb eignet, erschwert der Mangel an bec|uemen und woblfeilen Verbindungsmitteln ungemein den Binnenverkehr, um so mehr also den Transito-Handel. Ebro, Tajo, Guadalquivir, M in ho, Guadiana simi \vegen der Unregelmassigkeit ilires Flussbetts und der vielen Felsen, welcbe ihren Lauf hemmen, nur fiir kleinere Fabrzeuge schilVbar. Erst in neuerer Zeit bat sicb cine Gesellschaft gebildet, welche die Canalisation des Duero bezweckt. Anderseits bat Graf de Sassenay vor drei Jahren die Concession behufs der Canali-sirung des Ebro erbalten, welche, indem gleicbzeitig die Eisenbahn von Alar nach Santander ihrer Vollendung entgegen schreitet, den Golf von Biscaya mit dem mittel-landischen Meere in unmittelbare Verbindung setzen wird. Spanien besitzt zwar an kiinstlichen Wasserstrassen den Canal Kaiser KarPs V., ein Biesen\verk, welches, an die grossen Bauten der romischen Kaiserzeit erinnernd, von Tudela bis Saragossa gebt. Leider bat der missliche Stand der spanisehen Finanzen bisher nicht erlaubt, die herrliche Idee des berilhmten Monarchen voll-standig auszufiihren. Ein zweiter Canal, jener des Manzanares, obwohl nicht so aus-gedehnt als der andere, wiirde trelfliche Dienste leisten, wenn er zu einem wohlcombinirten Communications - System gehorte, welches erst nach erfolgtem Ausbaue der projectirten Schienenwege ins Leben zu treten beginnen wird. Bis dahin und so lange der Transport mit Mauleseln beinahe das ausschliessende Mittel des Binnenhandels bleiht, wird der Handel der pyreniiischeti Halbinsel in den Hafenstadten derselben sicb concentrirt finden und der Seeverkehr allein ilm nahren und cntwickeln. Welche sind nun die Elemente des auswartigen Handels von Spanien mit nachstem Bezuge auf Oesterreich? Das rerhštngnissvollc Jahr 1848 mit seinen politisehen ErsehUtterungen verfeliltc iiiclit, auf den Seeliandel zwischen Oesterreich mul Spanien die ungiinstigste Hiirk-vvirkung za aussern. Man muss daher, um einen sicliern Anhaltspunct der Betraehtung zu gevvinnen, den wechselseitigen Verkehr zwischen Oesterreich und Spanien niclit so sehr nach jenem und den folgenden Jaliren alnnessen, als vielmehr auf die Jalire 1845, 184(5 und 1847 zuriickgelien, welche die steigende Tendenz dieses Verkelirs handgreiflieh darthun. Der filnfjahrige Zeitabschnitt von 1845 bis 1849 verdeutlieht ain besten zuerst die vvaebsende Zunahine, danil die im Jahre 1848 eingetretene Slorung, endlich die neuerliehe Besserung des Verkebrs z\visclien beiden Liindern. Aus\vcis der spanischen und fremden Schiffe, vvelclie vom Jahre 1845 bis 1849 in Triest aus- oder naeli Spanien, den Canarien und dem spanischen Amerika cin- und ausliefen: Jahr A n g e k 0 111 111 c n spaulscbc Sr hi Ho fremde ScliiHo aus Amerika aus der llalhiusel und deu Ilalearcn aua deu cnnari-8clien Inseln zusammen Wertli der Kinfiihr in Iteales aus Amerika aus der llalhinsel und den Halearen aus den canari-schen 1nscln zusammen Werth der Kinfiihr in Iteales 1845 5 2 7 2,947.080 14 6 20 18,949.770 1846 7 3 10 6,209.610 39 10 . 49 58,498.048 1847 14 2 16 19,201.420 31 4 38 33,682.780 1848 3 3 3,876.000 21 3 24 22,737.910 184!) 7 3 10 7,461.490 22 3 28 23,898.800 36 10 40 39,398.870 127 26 183 184,761.278 Jahr A 1) g e g il 11 g c n sjianischc Sc h IHV fmiide ScIiiHV nach Amerika nach der llalhinsel und den Halcaren nach den cauari-schen Inseln a 4> S i n = Werth der Ansfuhr in Heales nach Amerika naeli der llalhinsel und den Haleuren nach den canari-schen Inseln zusammen Werth der Ausfulir in lieales 1848 8 i 6 732.880 2 8 10 127.110 1846 10 i 11 739.610 3 3 38.000 1847 10 10 1,084.960 1 1 2 184.020 1848 4 4 772.760 14 . 14 86.000 1849 8 i 9 1,181.740 31 31 190.100 37 3 40 4,481.980 3 87 • 60 862.230 Vom Jalire 184ii bis 1849 sind mir 3 spaniselie Scliille in Venedig ein-gelaulen. Aus oliiger Tabelle gelit hervor, dass im Laufe der Jalire 1845 bis 1841) direct von der Insel Cuba oder von Porto-Hico !!(> spaniselie Kauffahrer oder durch-scliuitllich 7 im .lahre in Triest ankamen. l)ie Zalil der direeten Provenienzen von der Halhinscl miter spariischer Flagge betrug in dem ganzon Quinqiierinium III Scliille oder 2 a ul’ das Jalir. Wahrend der niimlichen lipoche liefen 127 fronule Fahrzeuge aus Cuba und Porto-Rieo umi 20 aus (len spanisclien llafen der Halbinsel in Triest ein. Die Durchsehnitlszahl ist hcziehungsweise 2!» und 5 Scliille jalirlicb. I)ie spanisclien Scliille giugen durcligeliends mit Ladung von Triest vvieder ab (darunter lil nacli Barcelona, 3 nacli Palma, 3 nach Santa Cruz de TeuorifTa, 1 nacli Cadix, I nacli Valencia u. s. w.); die bezeicbneten fremdeu Kauflalirer kehrten dagegen meistens in Ballast zuriick, -— ein sprecliender Beleg, dass, so lange zwischen Oesterreicli und Spanien in BetrelT der ScliiHTahrtsgebiibren das Princip der ReeiprocitSt niclit z ur Geltung gelangt, andere Flaggen von der Er-sclnverurig des Seeverkelirs z\visclien Beiden Gewinn zielien werden, ohne Nutzen fiir Oestei'1'eicli's Mandel und Industrie Wahrend aus deri angefulirten Zillern erbellt, dass die fremden Flaggen im Verhallnisse zu der spanisclien melir bei der Importntion als bei der Exportation betheiligt waren, gilt das Crngekelirte von der spanisclien Flagge. I >io spaniselie Flagge ist nainlicb im eigenen Lande durcli starke Scbutzzolle begiinstigt, welche ilir erlauben, die osterreicliischen Produete um billigere Preise daliin einzulubren, als andere Flaggen es zu tliiin vermogen. Die Ladung der von Triest nach spanisclien llafen abgesegelten spanisclien Kauflalirer bestand aus folgenden Artikeln: Stalil in Kisten, Glas- und Krystall-VVaaren, Retorten, Flaelis in Stengeln, feine und ordinare Leinwand, Blecb-und Quincaillerie-Waaren, Fortepianos, Siebe, Miindmelil, turkiscber VVeizen, Bosoglio, Mais, arabiseber Gummi, Aiitimonium, Zinnober, Carinili, Dauben- und Bauholz, Unscblittkerzen u. s. \v. Dass bisher iiber Triest mir der geringste Tlieil unserer eigenen Produete nacli Spanien ging, ist mebrnials in diesem Bericlite ervvahnt und nacligevviesen \vorden. HolFentlicli wird das Jahr 18i)!i niclit voriibergeben, oline dass der grosse Schienemveg, welcher durcli die gewerbreichsten Provinzen des Kaiserreirhs lauft, am Gestade der wogenden Adria inilnde. Dami wird der osterreichische Ausfulir-handel von Triest aus seinen natiirlichen VVeg nach Spanien um so clier nehinen, als schon jetzt die Ausfuhr vou Livorno und Genua in der niimlichen Uicbtung auf 8 Mi11iouen Beales jalirlicb steigt, wobei die osterreicliischen Artikel, welche als Durehfuhrgut aus diesen beiden llafen nacli Spanien expedirt werden, den wiehtig-slen Posten bilden. Wenn, wie zu er\varten stelit, der osterreichische Lloyd sicli dazu entsehliesst, eine Dainpfsehiiriahrts-Linie von Malta nach Cadix anzulegen, wird der bezeichnete Transito-llandel, ^elclien Livorno und Genua mil unseren ’) Von (len Producten spanisclien Urspriings, welehe Triest aus der llalhinse! und den spanisclien Oolonien liezoff, war mir ’/5 unter spaniseher Flagge eingefiilirt worden. Die andern Vs gehorcn den fremden Flaggen an. Fabricaten treiben, aufhoren, umi in Tricst ein directer, liir uns desto erspriess-lichcrer Verkehr mit Spanien sich begriinden. Aus demjenigen, was ieli iiber den Slami der spanischen Industrie gesagt babe, kanu Jedennann entnebuien, dass der spanische Gewerbfleiss erhebliebe Factoreu des aussern Handels der llalbinsel weder jetzt liefert noch demnachst liefern wird. I)ie Urproduetion allein ist die Quelle und der Hebel des spanischen Exports. Dafiir aber enlliiilt sie ebenso reichbaltige als zahlreiche Elemente. Ohne der ColoniaI-Producte zu erwahnen, vvelclie am geborigen Orte nabor besproebeu werden sollen, bilden nachstebende Erzeugnisse der llalbinsel den Stoli’ eines selir thatigen Ausfuhr-handels: Wolle, Blei, Kupler, Cochenille, Korkholz, Oel, Citronen, Orangen, Hosinen, getroeknete Friicbte, Safran, Rbieinus-Oel, Lakrize, lilmm, Weine, Branntwein, Mandelu, Feigen, Anis, Jobannisbrod, Tabak und Cigarren, Felle, Salz, Pfriemen-taue und Pfriernengeflecht >), Kalb- und Soblenleder, Farbholz ti. s. w. Es ist bekannt, dass in der Lombardie und in den Herzogtbiimern von Modena und Parma, welehe nun zum osterreichischen Zollverbande geboren, die piemonte-sischen \Veine starken Absatz iinden. Wenn einmal die italianische Central-Eisenbabn vun Livorno naeb dem Po auslaufen wird, diirfte sicb die Specnlation gut rentiren, die vortrefilichen cataloriischen Weine bei ilircu billigen Preisen mit den piemon-tesiseben in Concurrcnz treteu zu lassen. Ein cngliscber Specuiant Namens Godbauss bat in wenigen Jabren sicb ein colossales Vermogen dadurcb ervvorben, dass er den sicilianiscben Weinen von Maršala mittelst einer besonderu Bebandlung den Ge-schmack der Weine von Madera, Xeres und Tenerilla verleibt. J)ie weissen Weine von Villanueva und Gettra in Catalonien lassen sicb so leiebt mit den natiirlichen Weinen von Maršala verwechseln, dass man sclion aniangt die Concurrcnz der letz-teren mit den eigenen Waffcn des Herrn Godbauss auf fremden Markten zu bekampfen. Icli sprecbe bier nocli gar niclit von den ecliten Madera- und Xeres-Weinen, deren Absatz nacb Ober-ltalien, Sud-Deutscbland, den Donaufurstentbumern und Bussland fortwabrend sicb erlialt, so dass sie den osterreichischen Kauffabrern cine lobnende Riickfracbt aus Spanien sichern. Nacbdem das spaniscbe Oel auf dem Marki von Marseille mit dem namlicben Artikel aus dem Konigreicbe beider Sicilien, Griechenland und den joniscben lnseln concurrirt, begreift man kaum, warum Oesterreicb, \velcbos durcbscbnittlicb 400.000 Quintalen Olivenol jabrlieli vom Auslande beziebt, niclit ernstlicher darauf denkt, seincn Bedarf rnoglicbst d ure h die Einfuhr aus Spanien zu decken. Die spanischen Ocle sind allerdings niclit so fein wie jene aus Apulien oder Lucca; allein die Insel Majorca und die cataloniscbe Provinz Ampurdan erzeugen gute Gattungen, welche aus Marseille Iheilvveise als Provencer Oel wieder ausgefiihrt vverden, nach-dem man sie einer kleinen Liiuterung unterworfen bat. Uebrigens befasst man sicb in Spanien ernstlicb damit, bei der Fabrication der (Jele die von anderen Nationen eingefiihrten Verbesserungen iiacbzuabmen. Binnen weniger Jalire versprecben die spanischen Oele fiir die gevvbbnliche Consumtion ganz brauchbar zu vverden. 1) hs wiril d a v o n seli r vid in der Lombardie /.ur Bedeckmig der Zimmerbcidon gegenwiii’tig liber Gcnuu liezo^en. Die Orangen, Citronen, Mandeln der lnsel Majorca iibertrelfen ari Giite jene voii Sieilien, sowie die getrockneten Trauben and Feigen von Malaga den gleichen Frllchten aus Smyrna oder aus Griechenland \veit vorgezogen werden. Safran gedeiht vortrefflich an der Ostkiiste von Spanien. Jener, der in den Uingebungen von Barcelona, Alicante und Almeria erfecbst wird, ist wegen seiner reielihaltigen Farbe im Handel vortheilhaft bekannt. Wiibrend Oesterreich durch-schnittlich 215.000 Pfund Safran Jalir aus Jalir ein verbrauebt, bezielit es kanin einige Hundert Pfund aus Spanien. Oesterreich empfangt voin Auslande fiir 8 Millionen Gulden Thierhaute, sei es im rohen Zustande, sei es verarbeitet. Nachdein ohnebin Triest aus Catalonien viel Sohlenleder bezielit, bedarf es nur einer bessern Hegelung unserer Schilffahrts-Interessen durcli die Annalime des Princips der Reciprocitat beziiglich der SchilT-falirtsabgaben, um diesen einer grossen Ausdehnung fabigen Ausfubrartikel gilnzlich der osterreiehischen Flagge zuzinvenden. Man wiirde es kaum glaubcn, dass das spanische Korkliolz, welclies seiner Giite wegen zum Stopfen der Mineral-Wasserkriige am besten sicli eignet, nacli Bolimen erst dann gelangt, wenn es iiber Marseille, die Sehvveiz, Wiirtemberg und Baiern gegangen ist. Von 1.500 bis 2.000 Ballen Korkliolz, welche Catalonien jiibrlicb nacli Oesterreich sendet, nimmt nicht die Hiilfte die Richtung nach Triest, sondern der griisste Theil wird auf dem angefiihrten theuren Wege zu Lande nach Bohmen belordert. Letzteres Factum wird voin Herrn Baguer y Ribaš, spanischem Consul und Kanzler der Legation Ihrer Katholischen Majestat in Wien, in seinem interessanten Werke: „Noticia estndistica, agricolar, industrial y comercial dol imperio d’ Austria“ verbiirgt. Man vvird daraus entnehnien, wie viole andere Artikel des wechselseitigen Verkehrs z\vischen Oesterreich und Spanien den fremden Transito-Handel, zum Nachtheile unserer directen Verbindungen mit der Halbinsel, naliren mogen. Unser eigener Vortheil muss in dem Grade abnehmen, als andere Lander vom Transito Gewinn ziehen. Als der Mineral-Beiehthum Spanien’s besprochen \vurde, babe ich angedeutet, \velchen Aufschwung der Export von Blei und Kupfer zu nelimen verspricht. Nach den amtlichen Ausweisen des spanisehen Consulats in Triest waren in jenem Hafen aus Spanien eingefiihrt worden: Laut des „Cuadro general del comercio esterior d' Espnnn“ wurden im 564 Quintalen Blei aus Spanien nach Oesterreich verschifTt. Eine langjalirige Erfahrung bat gelelirt, dass das englisclie Kupfer, welches bisher zur Verkleidung der Schilfskiele verwendet wurde, heterogene Materien ent-liiilt, \velche die Oxydation fordern und, anstatt die Dauer der SchilVe zu sichern, Im Jalire 1845 1846 1848 10.298 Blei-Blocke 6.357 917 6.919 Jalire 1850 unter diiiiiscber Flagge 2.231 Quintalen und unter toscanischer Flagge vielmelir derselben Abbruch thun. Dcr franzbsisehe Admiralitats-Rath bat vor Kurzem in allen Scbiffsiverften des Landes den Gebraucb des englischen Kupfers z ur Ver-kleidung dcr Kriegsscbide abgestellt, cin Beispiel, welches von den andcrn see-fahrenden Nationen zweifelsobne nachgeahmt werden wird. Zn gleicher Zcit bewahrt sicli abcr das spanische Kupfcr fiir den fragliehen Zweck ebcn so gut als das beste Kupfcr aus Sibirien, womit man anfanglich in dcr franzosischen Kriegsmarine das englische ersetzte. I)ie Folge dieser Entdeckung ist, dass die Ausfubr des Kupfers aus Spanien einen unerhorten Aufsebvvung zu nebmen beginnt. Das Haupt-Depot des Kupfers von Riotinto, \velches in geivisser Bezielmng jenes von Sibirien iibcrtrcflcn soli, liegt in Sevilla. Von dort vvurden iin Jabre 1852 kaum 80 Quinta!en Ku|tfer nacli Frankreich verscndet, wahrend vor Ende des Jabrs 1853 die Ausfubr in gleicber Ricbtung 500 Quintalen iiberstieg. Es wiirde micb zu \vcit fiibren, wenn icb mebr ins Detail die Naturerzeugnisse verfolgen wollte, welche zum Export-Handel von Spanien gebbren. Icb beabsichtige nnr anzudcuten, dass, \venn aucli beute die spanischen KaufTahrer die Colonial-Producte direct von der Insel Cuba und Porto-Rico nacli den osterreichischen Hiifen vcrfracbten, wahrend vor Jahren die osterreichischen Fabrzeuge solcbe Producle auf der Halbinsel abholten, unsereFlagge noeb iinmer in Spanien auf vortbeilhafte Riickfrachten recbnen kanu, obnc welebe cin tbiiliger directer Seeverkebr sicli dauernd nicbt begriindcn liesse. Wabr ist es aucli, dass, seitdem im Jabre 1821 die Einfuhr fremdlandiscber Getreidearten und Hiilsenfriicbte in Spanien verboten ward, die osterreicbiscbeFlagge, \velche bis dabin grosstentbeils diesen Imporl besorgt batte, in ilirci' fruhern Thatig-keit sebr gebemmt \vurde. Dieser Verlust ist jedocb theils dureb die kiirzlicbst angeordnete Zollbefreiung des Raubolzes in Spanien, wobei der osterreicbiscbe Handel und die Marine in gleicber Art betbeiligt sind, wabrend bei dem Getreide-Transporte nur die letzterc Gevvinn fand, theils dureb die mittclst koniglicber Dcerete vom 17. December 1851 und 5. Januar 1852 eingcfiihrte wesentlicbe Reduetion der Hafenahgaben und endlieb dureb den neuesten Zolltarif bereits mebr als ausgeglicben. Und in der Tliat \veist die vergleiebcnde Darstellung des Handels von Spanien ualirend der Jabre 1849 und 1S50, zufolge des amllichen „Cuadro general del comercio ester inv d’ Esj>ana“ cine merkliche Zunabme mit Bezug auf Oesterreieh nacli, wie folgende Ziflern ') uiilier dartbun vverden: Aus osterreichischen Ilafen beladen angekonunenc Sebilfe: Jahrgang Zald Tonncngchalt Mannsebi 1849 15 3.163 179 1850 20 3.865 229 Ballast: 1849 25 =) 5.973 279 1850 14») 4.354 190 ’) Sic betreffen die SchiflTahrts-Bcwegung zwischcn unter seluvcdiscber und G unter diinischcr Flagge. a) Wovon 4 spanisebe, it hanscatiscbe, 2 danissbo und !i schwedisclic Sebide. An.s snanischen Halen beladen nacli Oesterreich abgegangen: .lahrgang Zalil Tonnengchalt Mannschaft 1849 12 1.538 120 1850 19 3.521 204 Abgegangen in Ballast: 1849 1 324 12 18 SO 4 705 37 Die Zalil dcr beladenen Schiffe, wolche sms osterreichischcii Hafcu kamen oder dahin absegelten, 1) etru g im Jahre 1849 mir 27; im folgcnden Jalire war sie auf 39 gestiegen. Dagegen sank die Zalil der Schiffe in Ballast von 20 im Jahre 1849 auf 18 im Jahre 1850 herab. Wenn man ijberhaupt die Schifffahrtsbevvegung der pyrenaischen Halbinsel \vahrend der Jahre 1849 und 1850 aufmerksam priift, wird man gewahr, dass in dem Grade, als die handelstbatigen Scliiffe an Zalil zunahmen, jene, welche in Ballast ein- oder ausliefen, sieli verminderten. Naehstehende Tabellen vverden diess noeli liesser anschaulieb maclien. .lalir INit!). I. Beladene Schiffe. s|inmsche Irenin« NchillV Tonuengelinlt .M-iiinscIiiift ScIiillV Toimeugehnlt Mannsclinfl Angekommen . . 2.Iti«) 276.948 27.317 1.675 274.127 15.802 Ausgolaufen . . 2.367 258.034 25.916 2.078 297.225 18.477 Sunimo . 4.536 534.982 53.233 3.753 571.352 34.279 Angekommen Ausgclaufcn S ('hi Ut' 809 225 Sumine . 1.034 II. Schiffe in Ballast. F 1 a g g e spnnische Tonneug-ehnlt 37.832 17.020 iMiinnschnrt 6.728 1.896 54.852 8.624 Schiffe 1.253 448 1.701 frernde Tonncngehnlf. Mimiiscliiiil 170.563 10.898 69.499 4.101 240.062 14.999 Angekommen . Ausgclaufcn . SciiitU’ 2.978 2.592 Rera|iiliilalion. F I a g g spnnisclie Tonnengehalt 314.780 275.054 IVlnmischnft 34.045 27.812 Schiire 2.928 2.526 freinde Toinicngehsilt 444.690 366 724 Summc . 5.570 589.834 61.857 Gesammtzalil der angekommenen Schiffe der ausgelaufenen „ 5.454 Schiffe 5.906 5.118 811.414 M:.... 26.700 22.578 49.278 Tonnengehnlt Mnnnschaft 759.470 (50.745 (»41.778 50.390 Summc. 11.024 1,401.248 IH.135 Jalir ■ H50- I. Beladene Schiffe. F 1 a g g o spanische fremde Schiffe Tonnengehnlt Mannschaft Schiffe Tonnengehnlt Mannschaft Angekommen . , . 2.567 303.742 29.005 1.911 270.232 15.625 Ausgelaufen . . 2.198 250.507 25.526 2.072 304.362 18.477 Summe. 4.765 554.249 54.531 3.983 574.594 34.102 II. Schiffe in Ballast. F la g g e spanische fremde Schiffe Tonnengehalt Mannschaft Schiffe Tonnengehalt Mannschaft Angekommen . . 550 28.458 4.639 881 106.851 7.072 Ausgelaufen . . 249 20.433 2.125 549 102.881 5.006 Sunimo . 799 48.893 (i.704 " J .430 209.732 12.678 Rcr,a|>l(ulatloti. F I a g g c spanische fremde Tonnengehalt Mannschaft Schiffe Tonnengehalt Mnnnschnft 332.200 33.044 2.792 377.083 23.297 270.942 27.681___________2.621_______407.243_______23.483____ Summe . 5.564 603.142 61.29!» 5.413 784.326 46.780 Schiffe Tonnengehnlt Mannschaft .... 5.909 709.283 56.941 . . 5/168_______678.185 51.134 Summe . 10.977 1,387.468 108.075 Allsemelne S c hi flTah r Is-Bc wegn ng. Schiffe Tonnengehnlt Mannschaft Jahr 1849 ......................... 11.024 1,401.248 111.135 „ 1850 ............................. 10.977 1,387.468 108.075 Es orgibt sicli smnit. fur das Jahr 1850 allerdings cino Minderzahl von 47 Schiffen und 13.780 Tonnen. Allein wahrend im Jalirc 1849 die Ziffer der beladencn Schiffe, welche cin- oder ausgelaufen vvaren, nur 4.530 mit 534.982 Tonnen betrug, war sie im Jalirc 1850 auf 4.705 Schiffe mit 554.249 Tonnen gestiegen, was im Vergleiche zn dem vorhergelienden Jalire als End-Rcsultat eine Mehrzahl von 229 liandels-Ihatigen Schiffcri mit 19.207 Tonnen orgibt. Die Minderzahl des Jahrs 1850 trifft aussehliessend die in Ballast segelnden Schiffe, und wird durch die Zunalime der handelsthatigen Fahrzeuge auf die vortheilhafteste Art iibenvogen. Nocli deutlicher tritt die Zunalime des iiussern Handels der Halbinsel sowohl im dirccten Verkehrc mit Oesterreich als auch im allgemeincn Verkebre mit anderen Nationen, aus der vergleicbenden Darstellung der Ein- und Ausfuhr wahrend der Jalire 184(1 und 1850 hervor, dercn Daten ich ebenlalls dem „Cuadro general del comercio esterior d’ listnima* entlehne. Gcsammtzahl der angekommenen Schiffe „ .88(5 Stiick 301.609 Arrobas 138.598 „ 80.399 Fanegas 169.914 Pfund 85.765 Arrobas 154.310 34.1562 Quintalen 177.770 Varaš 4.799 Quintalen 20.668 Fanegas 37.916 Quintalen 82.586 Pfund 13.834 Arrobas Hanf . . Oliven Weingeist Wenn die Ausfubr im Jalire 1850 nicht in gleicheni Grade \yie die Einfubr stieg, bielet sie in den meislen Artikeln, vvelcbe Oesterreich fur seinen eigenen Bedarf aus Spanien beziebt, wie: Cochenille, Korkliolz, Oel, Lakrizensaft, Oliven, Mandeln, Indigo, Weingeist, Branntwein n. s. \v., oder die osterreicliische Flagge als Retour-Fracht beniitzen kann, wie Xeres- und Malaga-Weine, lilei, Salz, getrocknete Friiclite und dergleicben, cine merkliche Zunahme. Der Gesammtwertb der Ausfubr findet sieh im Jalire 1850 um beinabe 7 Millionen Reales verinebrt; er bob sicli von 481,982.674 Reales (im Jalire 1849) auf 488,666.6(52 Reales. Dank den regelmassigen Einsendungen der k. k. General-Consulate in Barcelona und Cadix, liegen der osterreichisclien Regierung iiber die Scliifl'fabrtsbewegung in den Hiifen der Ost- und Siid-Ktiste von Spanien wabrend der letzten Jalire zu genaue Daten vor, als dass icb in meinem Berichte neuerdings darauf zuriickkommen solite. Nur iiber den Hafen von Cadix und Sevilla vviinsche icb ausfiibrlicher zu sprecben, weil einerseits Cadix den Centralpunct des Seeliandels zwiselien dem Mutterlande und den spanischen Colonien bildet, mithin der Verkehr dieser transatlantiscben Besitzungen, vvovon am Ende meines Bericlits die Bede sein wird, mit der ScliilT-fabrtsbe\vegung von Cadix in engster Verbindung stelit, und anderseits in Sevilla, dessen commerciclle Bedeutung raschen Scbritts steigt, bis zur Stundc kein iister-reicliiselier Consular-Agent bestellt ist. Die fremdlandische Einfubr im Hafen von Cadix \valirend des Jalirs 1850 erreichte den Wertb von 19,781.800 Franken, und bietet im Verglcicbe zu dem Jalire 1849 einen Zmvacbs von 377.214 Franken. Den Artikel, dessen Einfubr am meisten zugenommen bat, bilden Baurmvollen-zeuge, \velcbe im Jalire 1849 im VVertbe von 222.000 Franken und im darauf folgenden Jahre im Wertbe von 1,937.500 Franken eingefiihrt wurden, vvorunter fiir (538.000 Franken aus Frankreicb und fur 42.000 Franken iiber Hamburg. Da die ■ Pflanzer aus den Colonien, wenn sie sich einmal bereichert Ii:iben, in Andalusien sicli niederzulasscn pflegen, so herrscht dort grosser Wohlstand, und da die cata-lonischen Caltun-Druckereien nur ordiniire Waai'en liefern, zielit dor Ein\vohner von Cadix und Sevilla die feineren Bauimvollcnstofie aus Grossbritannien und Frankreich weit vor. — Ebenso bemerkt man im Jabre 18!>0 eine Zunabmc au der Einfuhr der Wollenstoffe, des Fassdaubenbolzes, der Quincaillerie- und Schnitt-waaren, des Indigo u. s. \v\ Verhaltnissmassig findet sich die Einfuhr aus Frankreich am meisten vermehrt; sie stieg im Jahre 181)0 anf 3,911.030 Franken, d. h. 723.200 Franken melir als im vorhergehenden Jabre. Die Artikel, deren Einfuhr abgenommen hal, waren: Hutter aus Hamburg, Bauholz aus dem Norden von Europa, Kakao aus Peru und Columbien, Thierhaute aus Buenos-Ayres, Eisen aus Grossbritannien und Tabak aus Nord-Amerika. Die vier Slaaten, \velche an der Einfuhr den thatigslen Antheil genommen hatten, sowie der Werth der betrelfenden Artikel iu Franken, waren: S t a a t o n Dauben- u. Bauholz 1 1 S? 0< 13 SO — \VolIen- stoffe ' 0) .2 Z j ' K 2 tD • - l m i -c o .2 c v <0 u= M O <*> a (/> 3 _= iJ * U. 1 2 .s .a u ‘s — C/ c •k ~ o -< “ S H Grossbritannien .... 1257500 597000 \17000 133500 :»133(10 441370 905100 102850 392720 1036790 Frankreich 638000 1194!» 00 427500 «s 17:»u (> 23400 148850 24730 566516 Husslund 836850 143490 Vereinig-te Staaten von Nord-Amerika .... 1 649960 2504700 Der Import unter osterreichiseher Flagge betrug nur 79.000 Franken, wovon 30.GOO Franken Daubenholz, 28.000 Franken Schnitt\vaaren und 20.000 Franken vcrschiedcncr Waaren. Allein die bedeutende Einfuhr von Dauben- und Bauholz unter russischer und amerikanisclier Flagge, so\vie von Wollen-, Seiden- und Leinenzeugen und ^uincaillerie unter franzosischer oder britischer Flagge be-weisen zur Geniige, wie vici nocli hierin zu Gunsten unserer eigenen Flagge sich erreichen liesse. Ungemcin bob sich die Ausfuhr von Cadix im Laufc des Jahrs 1830; sie er-reichtc einen Gesammhverth von 48,070.983 Franken, somil 4,634.979 Franken mehr als im Jabre 1849. Von Xeres-Wein wurden 1,781.317 Litres ') im NVerlhe von mehr als 3,000.000 Franken ausgefiihrt. Dcmselben zuniichst kommt die Cochenille aus den canarischen Inseln, welche thcils nach Frankreich, theils nacli England bcstimmt war. Indigo, Zucker, Tabak bieten ebenfalls eine bedeutende Zunabmc dar, dagegen hahen Kalfce, Brannt\vein, Oel und Salz erhebliche Bcductionen crfahrcn. Bcim Salz 1) Der Litre — 0’707 W. Maass. nllcin betrug dic Abnahme der Ausfuhi' 26.057 metrischc Tonnen ’), was vorziig-licb dem Umstandc zugeschrieben werden muss, dass, nachdem im Jalire 1850 die spanischen Sanitats-Beliorden ans Furcht vor der Cholcra die Schiffe verscharften Quarantainen unterwarfen, fremdc Fahrzeuge, anslatt in Cadix Salz zn laden, licber nacli dem benachbarten Setubal (Portugal) sieli begebeti, \vo sie von dergleichen Plackereien giinzlicli verscbont bleiben. Der Antheil der franzosischen Flagge an dem Export von Cadix im Jabre 1850 betrug 2,722.400 Franken; 846.795 Franken mebr als im Jabre 1849. Diese Ver-mebrung bat vorziiglicb die Cochenille aus dcn canariscben lnseln zum Gegenstande, deren Einfuhr nacb Cadix jahrlich zunimmt; es Murde davon im Jabre 1850 fur 2,428.365 Franken nacli Marseille verschifTt, wo Oesterreich seine Einkaufe in diesem Artikel zu machen pllegt. Wie bei der Einfuhr, stehen bei der Ausfubr oben an: Staaten #g ’5 e « u cc Indigo Zucker M H 'Z N t/7 Verschiedene Artikel Grossbritannien 131140 631260 274260 704370 2080030 180000 1018688 Frankrcicli 18000 10960 32130 4370 2718640 Russland 2370 2627113 101300 12050 Vereinigte Staatcn v. Noril-Amorika 14400 24600 1676350 81115 331730 Gesa m m t - Ki n- umi Ausfulir dieser vier Stnaten. Slaaten Zalil dar Seliifle Tomiengcliall Merili dar Ginfulir Merili der Ausfulir Grossbritannien 505 88.547 5,927.330 36,111.037 Frankrcicli 234 (darunler 12 1 Dampfer) 52.360 3,011.050 2,722.400 Uusslaml 77 22.335 980.340 2,743.821 Vereinigte Staatcn v. Noril-Amcrika 111 37.483 4,233.390 2,128.301 Die Ausfuhr nacli Oesterreich war nuli. Nacli Preussen wurden fiir 3.735 Franken Salz und 72.000 Franken Wein, nacli den banseatischen Stiidten fiir 580 Franken Haute, 1.200 Franken Specereien, 4.510 Franken Olivenol, 32.340 Franken Indigo, 3.840 Franken Salz, 347.540 Franken Tabak, 396.560 Franken Weino ausgefiihrt. ’) Die metrisclic Tonne = 1.000 Kilograinnics. Die fremde Scbifl'fabrtsbewegung von Cadix war, wie folgt: Pruvciilcnz oder Bcslliniiiiiiig Gcsamnitzalil der Einfahrten Gesammb.ahl der Aiisfahrtcn Gesammtzahl der Ein-und Aiisfahrtcn Schiffe Tonneii Scliifle Tonnen Seliiffe Tonnen Grossbritannien 292 43G83 303 44804 595 88547 Oeslerreicli ;> I9!i1 1 453 0 2404 Belgien 20 4170 10 1727 30 5903 Diinemark 1 74 1 74 Beide Sicilion t!> 2700 14 4002 29 6768 . , ( SegelschifTe 08 12867 45 0705 113 19572 ( Dampfer 01 16450 60 10347 121 32797 Niederlande 9 1053 7 1290 10 2343 Portugal 34 1925 20 2740 60 4065 Preussen 4 1000 3 813 7 1873 ltussland 32 10284 45 12551 77 22835 Sardini™ 12 1957 3 472 15 2429 Schwedcn und Norvvcgcn 14 3183 23 4204 37 7447 Toscana und Kirchenstaat 24 3722 1 545 25 4267 Hanseatische Sladte 10 2889 14 2252 30 5141 Barbaresken-Staaten 00 1932 37 880 97 2812 Tiirkei . 2 005 2 605 llrasilien ‘1 294 40 8055 42 8349 Columbien 4 573 4 534 8 1107 Vcreinigtc Staaten von Nord-Amerika .... 71 23740 40 13737 111 37483 Mcxieo 11 2117 0 1201 17 3318 Peru und Boli vicu 2 470 2 524 4 1000 Rio de la Plata 8 1094 55 12233 03 13927 Smilim' . 704 138738 742 136928 1506 275606 Sunime des .Talirs 1849 . 809 154819 820 152270 1089 307089 Unterscliicd lOU 10081 78 15342 183 31423 Dicse nielit unerheblicbe Verminderung der Hafen-Tbiitigkeit von Cadix im Jalire 1850 hat lediglicli ihren Grund in dem unsinnigen Systeme der spanischen Sanitats-Vorkehrungen, zufolge deren ein ScbifT bei dem leisesten Verdaebte, dass cs aus einem Lande, wo die Cholera ausgebrochcn ist, kiimint, kaum besser behandelt wird, als hatte es die Pest am Bord. Indessen ist es mir gelungen, wiihrend meines jiingsten Aufentbalts in Madrid gehorigen Orts das osterreicbiscbe Saniliits\vesen in ein besseres Licbl zn setzen, so dass unter dem 17. November 1853 ein konigliebes Deeret die seit dem Jalire 18150 gegen die Provenienzen aus dem adriatiseben Meere verbangte aclittiigige Beobachtiings-Quarantaine endlieli abscbaiTte. Iliermit ist ein wesentlicbes Hinder-niss, \velcbes den direeten Seeverkebr z\visclieli den osterreicbisrben und spaniseben Hafen hemmto, gliicklieb beseiligt \vorden. Die Schifffahrts - Bewegung von Cadix unler spanischer Flaggc wahrend des Jahrs 1850 liisst sich nachweisen, wie folgt: Angekommen: aus fremden Landern....................207 Schiffe mit 26.743 Tonnen aus den spanischen Colonien ... 107 „ „ 26.211 „ aus anderen Ilafen Spanien’s . . . 1.839 „ „ 170.539 „ 2.153 Schiffe mit 223.493 Tonnen Angekommen im Jahre 1849 . . . 2.210 „ „ 223.017 „ Unterschicd gcgen 1849 I mehr . . — Schiffe mit 476 Tonnen ( weniger . 57 „ Abgegangen: nacli fremden Landern.................167 Schiffe mit 25.902 Tonnen nacli den spanischen Colonien ... 77 „ „ 20.952 „ nach anderen Hafen Spanien’s . . 1.882 „ „ 75.025 „ 2.126 Schiffe mit 121.879 Tonnen Abgegangen im Jahre 1849 ... 2.186 „ „ 123.006 „ Unterschied gegen 1849 mehr . . — Schiffe mit — Tonnen weniger . 60 „ „ 1.127 „ Niclit ohne Interesse fiir uns ist die Zergliederung des Seeverkehrs von Cadix miter dritten Flaggen: I. Einfalirt. Provcnicnz der Flaggc s 'S a il -c o O rt S a ■rt Q F rankreich O) s rt O" a> a a> i/i B 0) £ -d s B Cs B ;s 'S u rt 10 b) osterr. Schiff Niedcrlande Portugal • 1 • 1 6 Preussen Itussland . 1 . 1 Sardinien Scluvedcn und Norvvegen . . Toscana und Kirchenstaat . 22 1 23 Ilanseatische Stiidte .... 1 1 2 Barbaresken-Staaten . . . 6 . t 7 Brasilien 2 Vcreiniglc Staatcn von Nord-Amerika 7 2 1 1 7 6 2fl c) 'i osterr. Schiffe Peru und Bolivicn 1 1 Bio de la Plata 2 /iiisaiiiinen nacli Flaggen . 66 3 4 6 3 10 4 18 11 6 i 10 141 II. Abfalirt. PlOVCIlIdlZ 'a a c ja "a •3 u C/3 a 3 a S to 11 -Ji 4) «> 'Z 4> 2 is X a a — r“ 15 t" a I i i le'« '5 o 'v v >■ Andere Lander a 0) e e a N Bcmerkuiigcii Grossbritannien .... 2 3 4 \ 2 :t 2 20 Ocsterreich Iielgicn \ Heide Sicilicn i t 1 1 3 4 H Frankreich 1 Niederlande 1 1 i °> 3 n) neapol. Schiir Portugal 3 . i 2 1 1 1 9 Preussen 1 1 Itussliliul i !5 b) tisterr. Schiir Sardinien Schvvoden und Nonvegcn 1 1 Toscanaund Kirelienstaat i 1 Tiirkci 1 i ‘> 2 c) tisterr. Seli id Hanseatische Stiidte . . 1 , 2 2 1 (i Harkarcsken-Staatcn . . , i 2 3 Urasilien 7 2 1 9 3 2 7 4 5 40 Columbicn Vcrcinigte Staaten von Nord-Arncrika.... K i ■» 17 d) osterr. Schifl' Mexieo 1 3 2 6 Rio de la Plata .... i t 1 t t 2 i •> 43 c) toscan. SoliilT ZiisaniintMi n arh 1'laggcn 64 ."t 4 IS 7 6 (i it 0 19 13 11 s 170 Diese zwei Tabellen machen anschaulich, wie die osterreichische Flagge nicht nur am directen Verkehre mit Spanicn, sondern aueh am indirecten Seeliandel in steigendem Maasse sich betlieiligl, trot/, der sch\veren Schifffahrtsabgaben, welche auf ihr wie auf keiner andern europaischen Flagge in den llafen der Halbinsel lasten. Die Gesammteinfuhr aus den spanischen Colonien im llafen von Cadix wahrend des Jahrs 18!)0 erreichte den Werth von 12,188.434 Franken, oder von 507.020 Franken weniger als im Jahre 1849. Diese Verminderung hat zunaclist Farbeholz, Kakao, Kaflee, Baumwolle, Wolle, Thierbiiute, Indigo, Zucker und Tabak zum Gegenstande, indem, wie.schon gesagt worden ist, dergleicben Artikel, vvelche man friiher aus dem Depot von Cadix zu beziehen pflegte, jetzt direct aus den spanischen Colonien nacli den europaischen Hafen und namentlich nach Triest versendet werden. Dagegen hat sich die Einfuhr aus den Philippinen nach Cadix, vvelche im Jahre 1849 nur einen Werth von 4,107.190 Franken darstellte, im folgenden Jahre auf einen Werth von S,972.S94 Franken gehoben. Am meisten stieg die Einfuhr von Mahagony-Holz, Schildkrijten-Schalen und Seiden-Crepons aus China, welche liber Marseille nach Frankreich gehen. Selbst die Franzosen miissen gestehen, dass sie vergeblich die chinesischen Crepons nachzuahmen streben, sei es, dass die Weich-heit der chinesischen Seide, sei es, dass irgend ein Verfahren, vvelches den Europaern noch ein Geheimniss ist, solchen Geweben des himinlischen lteichs den Vorrang sichert. Die Franzosen fiihren daher die glatten Crepons aus China liber Manilla nnd Cadix ein, lassen sie im eigenen Lande mit reicben Stickereien ver-sehen, und versenden sie dami als eclit cbinesiscbe Damen-Shawls nacli Mittel-und Nord-Europa. In der Hegel kann man in Cadi.v einen gcsticklen cbinesi-schen Crepon-Shawl um die Hiilfte wohlfeiler liaben, als auf dem franzosisclien Markte. Unter den fremden Flaggen, welcbe den llafen von Sevilla besuchen, steht die franzosische oben an. An der Gesammtziffer von 102 Fabrzeugen im Jalire 1850 und von 120 Fabrzeugen im Jalire 1851 bat sie sieh beziehungsweise mit 27 und 41 Scbiffen betbeiligt. Ilir zunacbst steben die britiscbe, scbwedisebe, danisebe und russiscbe, obwobl in viel geringerem Maassstabe. Da Sevilla scinen Bedarf an auslandiscben Waaren beinabe durcbgebends aus den Depots von Cadix durch die liiglieb zwisehen beiden Stadten auf dem Guadal-(juivir fahrenden Dampfer beziebt, so landen die meisten fremden SebifTe in ersterein llafen nur im Ballast, um die reichen Naturproducte der Provinzen Estremadura und Andalusien abzubolen, als: Getreide, Oel, Oliven, Blei, Kupfer, Wolle, Korkbolz, Lakrizensaft, Ziegenfelle, Feigen, Orangen, Weiu u. s. w. Die franzosisclien Sebifle bringen jedoeb Glas- und Krystall - VVaaren, Tttcber, VVagcn, Maschinen, Erdpeeb, Steinkolilen und namentlich aus Marseille osterreiebi-sclies Bau- und Daubenbolz, ein Artikel, welcber in Spanien in dem Grade gesuebt wird, als man von der alten Silte, den Wein in Scblaucben zu bevvabren und zu transportiran, immer melir abgeht. Dergleichen Seblaucbe, indein sie aus scblecbt gegarbter Schweinsbaut besteben, verleiben dem Weine einen borben, liocbst unan-genehmen Gesebmack, an \velchen der Frcmde sieh nicbt ge\v6bnen kann. Daber die Notlnvendigkeit, den fiir die Ausfuhr bestimmten Weiu in bijlzernen Fassern zu bewab-ren. Je edler der Wein ist, von desto besserer Qualitat muss das Daubenbolz sein, damit der Wein durcli den Transport niebt leide. Das nordamerikaniscbe, sowie das russiscbe und nonvegisehe Holz lassen in dieser Beziebung vieles zu \viinschen iibrig. Nur das sogenannle bosniscbe Holz, unter \velcbem Namen dieser osterreicbische Ausfuhr-Artikel im Westen von Europa gemeiniglieb bekannt ist, entspricbt allen Forderungen der NVeinkenner. Jedenfalls wurden Triester Speeulanten, welche nach Sevilla Bau- und Daubenbolz senden vvollten, um dafiir Oel, Korkbolz, Oliven, Kupfer u. s. \v. an Zalilungsstatt anzunebmen, bei oinem solcben Austausche ibre gute Becbnung finden. Aucli konnten, wenn der directe Seeverkebr zvviscben Triest und Sevilla ange-babnt ware, die Erzeugnisse unserer Industrie besser in das Herz von Andalusien dringen, \vo sie von jeber vortheilhaft bekannt sind, und bei dem allgemein lierr-sebendcn NVohlstand der Einwohner starken Absatz (inden wilrden. Scbifle, welcbe aus osterreichischen Iliifen nacli Cadix segeln, mussen die Meerenge von Gibraltar passiren. Einige praktische Andeutungen tiber die bydro-graphischen Eigenscbaften dieser Meerenge und der Buclit von Cadix werden daber den Bsterreicbiscben Seefahrern nicbt umvillkommen sein, wobei die kiirzlichst von der franzosisclien Kriegsmarine angestellten Beobaclitungen und Forscbungen zunacbst beriicksicbtigt werden sollen. Die Haupt-Stromungen der Meerenge von Gibraltar ziehen von \Vesten nacli Osten mit einer verSnderlichen Schnelligkeit, welclie durchsclinittlich 4 bis 5 Knoten betragt, bei starken Westwinden 5 Knoten und dariiber erreicht. In einzelnen Theilen des Canals stosst man zu jeder Zeit auf Stromungen von 7, 8 und sogar 10 Knoten, indein zufolge der neuesten Entdeckungen der franzosischen Hydro-graphen der Grund der Meerenge mit fclsigen Gebirgsketten besiiet ist und die Tiefe au manchen Puncten 480 Metres misst. Jene Gebirge, so\vie die unterseeischen Hiigel, die sicli an sie reihen, bewirken nielit nur die grosse Verschiedenheit der Stromungen der Meerenge selbst, sondern bedingen auch wesentlicb die Bewegung der Ge\vasser im Mittelmeere. Die Ermittlung dieser Bewegung, welche so lange eiii ungelostes Problem blieb, diirfte in Folge jener Entdeckung erreichbar \verdeu. Die franzSsische Regierung bezweckt dessbalb demnacbst die hydrograpbiseben Vermessungen der Meerenge von Gibraltar in allen Richtungen wieder aufnehmen zu lassen. Schifle und besonders Dampfschifle, welche vom adriatischen Meere kommend nach dem atlantischen Ocean steuern, thun am besten, \venn sie der afrikanisclien Kiiste entlang in geringer Entfernung vom Gestade segeln, und dabei die Seekarten und Instructionen der Capitane Berard und Herbergbem zu Ratbe zieben. Die fran-zosisehen Kriegs-Dampfer, welcbe regelrnassig zwischen Cadix umi Tunis zu fahren ptlegen, segeln des Tags und bei starkem Westwinde in der Enlfernung von kaum einem Mille1) von der Kiiste. Es ist namlich erkannt worden, dass nalie amUfer eirie bestandige Stromung von Osten naeb Westen zieht und dass die Fluten des Mittel-meers langsam und theilweise nach dem Ocean zuriickfliessen. Dieser Biickfluss erfolgt liings der Kiisten, d. b. dort, wo die Fluten nicht die gehorige Tiefe baben, um ihrer Masse eine eigene Impulsions-Bewegung zu verleihen. Das Zuriickfliessen der Fluten nach dem Ocean, die nordwestliche Richtung des marokkanischen steilen Felsenufers und die starken Winde, welche wahrend der strengeren Jabreszeit hier brausen, erklaren binlanglicb die vielen Gefahren, denen die Seefahrer ausgesetzt bleiben. Es gibi Falle, wo Fahrzeuge, welche von Mogador ahgesegelt waren und in einer Richtung von 25 Seemeilen \vestlich vom Cap Spartel steuerten, durch Windstosse vom Siid-Westen getrieben, am Fusse des Caps selbst zu landen genothigt waren. Solche starke VVirkungen lassen sicli am meisteu zur Zeit des Neu- und Vollmonds fiihlen. Vor einigen Jahren schrieb dessbalb die britische Admiralitat ibren Kriegsschiflen, welcl>e aus dem mittellandischen Meere in den Ocean steuern, um nach dem Siiden sicli zu begeben, vor, 100 Seemeilen gerade nach Westen hin zu segeln, bevor die siidliche Richtung eingeschlagen wiirde. Die Ostvvinde hindern selten die Segelschide daran, in das mittellandische Meer zu dringen, wahrend die Westwinde immer dem Auslaufen aus diesem Meere ein Hinderniss sind. Zu gevvissen Epochen des Jahrs iindet man in der Bucht von Algesiras Tausende von Kauffahrern aller Nationen, vvelche 30, 40, ja 60 Tage vvarten miissen, bis der Westwind sicli gelegt bat. ') Der Mille marin = 5.857 W. Fuss. Nur \vahrerid der schonen Witterung im Sornmer wagen einzelne Sehifle, die von erfalirenen Capitans befehligt werden, mit Seitensegeln zu laviren, um die Meerenge zu passiren. Allein abgeschen davon, dass dergleichen SchifTe eigens gebaut sind, um mit Presswiuden zu segeln, konnen solchc isolirte Falle der Handelsmarine niclit zur Regel dicnen, weil dabei eine libchst genaue Kenntniss der Kiiste unerlasslicli ist und das Fahrzeug in die Noth\vendigkeit geriith, mit dem Eintreten jeder neuen Flut ankeru zu milssen, was boi der bescbrankten Zalil der Mannschaft der HandelsschifTe gewohnlich die Matrosen vor Miidigkeit erschopft, bevor das Scliill' die Meerenge zuriickgelegt bat. Fabrzeuge, welcbe die SchifTfahrtsabgaben niclit entrichfen \vollen, denen sie nacli den spanischen Gesetzen im Hafen von Algesiras auch iin Falle de relnche /brede unterliegen wiirden, und nocli weniger den Gefaliren des schlechten Anker-platzes von Gibraltar boi brausenden Westwinden sicli auszusetzen wunschen, pflegen, wie man sich ausdriickt, cnppeggiarre alla vda, bis die Gewalt der Winde sie zwingt, hinter den sogenannteu britischen Felsen in der Mal-Bai sicli zu fliichten, von wo jedocb die britischen Beborden sie sofort zu vertreiben auch niclit verfehlen. Eben so wenig dulden die spanischen Beborden, dass fremdc Kauffahrer am Cap Carneiro die Anker weifen, um der Entricbtung der Schifffahrtsabgaben im Hafen von Algesiras zu entgehen. Wenn, wie zu hoden steht, die spanisebe Begicrung sich be\vegen lasst, das vom Ministerium Bravo Murillo eingefiihrte, mehr einem barbarischen Volke zu-sagende als eines civilisirten Staats vviirdige Gesetz, zufolge dessen SchifTe, welche durch die Wuth der Elemente gezwungen werden, die spanisebe Gastfreundschaft anzurufen, dieselbe mit sclnveren Ankergeldern eben so bezablen miissen, als wenn sie in spanischen Hafen Mandel trieben, — wcnn, sage ich, dieses inhumane Gesetz abgesehafft wird, muss der Hafen von Algesiras der Sammelplatz aller Kauffahrer, welehe die Meerenge passiren, ipso fucto werden. Es bestebt die mehr als gegriindete Vermuthung, dass dieser unverzeihliche Missgriff der Vervvaltung Bravo Murillo’s eine britische Inspiration war, um den Hafen von Gibraltar, welcher mit der schonen und beipieinen Buclit von Algesiras sicli niclit vergleichen lasst, vom unvermeidlicben Verfalle zu retten. Das Ministerium San Luis bestellte desshalb eine Qigene Unter-suchungs-Commission, deren Gutachten der Begierung als Anhaltspunct ihrer eigenen definitiven Entseheidung dienen wird. So lange jedocb die heutigen Uebelstande von Algesiras dauern, bleibt den Kauf-fahrern kein anderer Ausweg, als einen Ankerplatz in Tetuan oder hinter dem Cap negro und jenem von Ceuta zu suchen, vvobei jedocb zwei neue Gefaliren sich darbieten: 1. Die schwierigen und unangenehmen Beriihrungen mit den Marokkanern und die Eventualitat eines Ueberfalls durch die Seerauber vom BiH'. 2. Die Moglichkeit, durch die Ostwinde gegen das Gestade getrieben zu werden, oline in der gehorigen Hohe des Winds sich erhalten zu konnen, um das Scheitern an der Kiiste zu vermeiden. SchifTe, welche in der Meerenge vorriicken, fiiulen bei jedem Winde — mit Ausnahme wirklicher Orcane — einen sichern Ankerplatz, sei es in Tanger, sei es in Tarifa. Im letzlen Hafen jedocb miissen sie die spanischen Ankergelder zahlen. Statist. Mittheil. 1854. III. Helt. 6 Die liauptsachlichen Recognoscirungs-Puncte fiir Schiffe, welche vorn inittel-landischen Moore kommen, sind der Affen-Berg (Montana da ion M ono n) im Siiden und das Cap Gibraltar im Nordon. Die Seefahrer pflegen immer langs der nordlichen Kiiste zu segoln, wo sie des Naclits aa doai Leuchthurme erster Classe voa Gibraltar eiae sicliere Leitung findcn. Kbmmt laaa jedoeh vorn Oceaa uad wi11 man ia das Mittelmeer driagen, so nimint man das Cap Spartel im Siiden and das Cap Trafalgar im Nordon als Directioas-Puacto an. Aa letztorem bofiadet sieli eia Leuchtthurm, alleia allo Beiniihnagea der christliehea Miichtc, um auf dem Cap Spartel oiaea Leuchtthurm errichten za lassea, siad bis zur Sluade orfolglos gebliobea. Es ist diess ura so rnehr za bedaaora, als die spanische Kiisto ia der Umgebung dos Cap Trafalgar boi woitem aiolit so sicher ist, als im Ostea voa Gibraltar. Audi sind die Seekartea, die man voa Cadiv aus bis zur Meerongc ia friiheren Jahrea aufgenommen bat, ebenso maagolhaft als jene, die man vorn Cap St. Vincent bis Cadix besitzt. Die franzosische Bogieruag liisst soit der Thronbesteigung Napoleoa's lil. die geaauesto Rovisioa uad Boctili-catioa dieser Seekartea voraehmoa, vvodurch sie den Dank allor Seefahrer sich cnverhen wird. Weaa die starkea Ostivinde, oder die dichtea Nebel, \velche besonders im Sommer auf der afrikaaischen Kiisto uaweit des Meridiaas der Meereage voa Gibraltar hiiulig eiatreten, herrschea, so sucht maa eiaea Ankerplatz etvvas rnehr siidlich vorn Cap Spartel, oder noch besser 2 oder 3 Seemeilea weiter, ia der sogeaanatea Jeremias-Bai. Der Saadgruad ist hier aicht zu aiedrig, nur mass maa sich hiiten, auf Felseabaake zu stossea, dereu Lage erst durch die Forschuagea der fraaziisi-seheu Kriegscorvette „Newtoa“ gehorig ermittelt \vordea ist. llolfeatlich wird die franzosische Bogieruag die voa dea Officierea des „Newton“ mit mathematischer Genauigkcit aufgeaommenea hydrographischen Vermessuagea dieser Kaste ia Biilde dem allgemeiaea Gebrauche iibergeben. Die Ungevvissheit, ia \velchcr man bislier iiber die Lage uad Ausdehnung be-sagter Felseabaake sclnvebte, bestiaaate viole Seefahrer, anstatt die Aaker ia der Jeremias-Bai'zu iverfen, zu lavirea oder za cappcggiare alta vala, ohne zu be-deakea, dass sie dadurch zur Nachtzeit dem Aaprallen anderer Schiffe, besonders der Dampfer, sich ungemeia aussetzen. Die Lange der Meereage, zivischen dea Meridianea voa Ceuta uad Gibraltar einerseits uad jenen voa Trafalgar uad Spartel aaderseits gemessea, betragt kaum 30 Seemeilea. Es darf ferner aicht ubersehen werden, dass die 70 Seemeilea, \velehe die Distaaz zvvischen Cadix uad der Meereage bildea, so \vie die 183 Meilea, \velche die Eatferauag von Cadix bis zum Cap St. Vincent enthalt, sehr sclnver das Segeln mit Seitcnvviadea gestatten. Schifle, welche lavirea wollea, haltea sich mbglichst aa die spanische Kiiste, weil die afrikaaische aoch gefahrlicher ist umi zwischen beidea die wogeade See bei sturmischer Witterung das Fahrzeug geivaltig hin uad her schleudert. Uater solehea Umstiinden wird das Maaovriren beiaahe unmoglieh und bei den zahlreichen Dampfern voa grosser Dimensioa, welche ia diesea Gevvassern fortvvahread hin uad her fahren, das Aaprallen leider aur zu hiiulig. Die Einfahrt in (len Halon von Cadix ist selbst boi gutem Wetter mit Schwierig-keiten verbunden, vvesshalb die spanische Regierung verordnet hat, dass alle Schillc, vvelche ein- oder auslaulen, einen Lootsen am Rord zn nehmen haben; wenn sie es unterlasscn, iniissen sie die betreflcnde Gebiihr eben so entrichten, als wenn sie dcn Lootsen verwendet hiitten. Westlicb von Cadix liings der spanischen Kiiste und gegen die Granze von 1’ortugal hin, lindet man die beiden Hafen von Huelva und Ayainunto, \velelie eben-1'alls schwer zuganglich sind. In den ersteren konnen nur SchilFe, vvelche einen Tielgang von hochstens 14 Fuss, und in den z\veiten nur solche dringen, die einen Tielgang von hochstens 12 Fuss haben. lluelva bildet eigentlieh eine Insel oder ein Delta am Zusammenflusse des Ilio Tinto und Odeil, und ist berufen, in nalier Zukunft eine grosse commercielle Bedeutung zu gewinnen, vorziiglich \vegen des kolossalen Metall-Reiebthums der Provinz, welelie von dem ersteren der beiden Fliisse ibren Namen entlehnt ‘). Zuischen dem Cap St. Vincent mul dem Cap Sagro gibt es mehrere Ankcr-platze, \vorunter jener von Lagos (Portugal) gegen die Westwinde am besten selnitzt. Aucli gegen die Ostwinde, wenn sie nicht zu stark brausen, lindet man sieh in Lagos zicmlich gesichert; allein Segelschille sind bei Winden von Ost-Siid-Ost nach West-Siid-West beinahe immer einein unvermeidliehen Untergange ausgesetzt. Fahrzeuge, welche in das mittelliindische Meer steuern und die Meerenge sclion passirt haben, miissen namentlieh wahrend der schlechten Jahrszeit sieli moglichst in der Mitte der Distanz, welehe zvvisehen der spanischen Kiiste und der kleinen Insel Alboran besteht, halten. Segeln sie nach dein adriatischen Meere oder der Levante, so werden sie wolil thun, zvvisehen Iviza und der spanischen Kiiste zu fahren. Haben sie das Cap Creux erreieht, so verfolgen sie nalie an der Kiiste von Languedoe vorbei ihren Lauf, wenn sie Nordvvest-VVinde antreflen. Die meisten franzosischen Sehille nehmen diese Houte, und lenken dann, am Cap Corso voriiher, in die Meerenge von Messina ein. Sie erzielen dabei die selmellsten und sichersten Fahrten. Es ist allgemein anerkannt, dass sich ftir die Schifffahrt keine festen Regeln aufstellen lasseu, indein die Jahrszeiten, die Witterung, die herrschenden Winde, die Phasen des Monds n. s. w. ihre naturlichen Wirkungen austiben, welche der erfahrenste und kiihnste Seemann nicht immer zu hesclnvoren vermag. Diess gilt vorzugsweise von der SchillTahrt im mittellandischen Meere, deren Bedingungen am meisten veranderlich sind. Die Maxime jedoeli, die man den Capitanen der Dampf-schilTe nie genug einscharfen und einpragen kanu, ist, dass sie beim schlechten Wetter immer am leichtesten auskominen werden, wenn sie zu den niimlichen Manovern, welche unter gleichen Umstiinden ein Segelschill’ vollfiihren miisste, die Zutlucht nehmen. Die Nichtheaehtung dieser Maxime spielt bei Verungluckungen der Dampfer eine grossere Rolle, als man gemeiniglich glaubt. ') Das Kupfcr von Itio Tinto iibcrtrifft an Schonhcit und Giitc das sibirische. Elemente des directen Verkehrs zwischen Oesterreich und Spanien. Wenn man das commercielle Lehen Grossbritannien’s in seinen Ursachen und Wirkungen mit priifendem Auge analysirt, gelangt man zu der Entdeckung, dass nicht so selir der Unternehmungs- und Associationsgeist dieses Volks oder sein Ueberfluss an disponiblen Capitalien, als vielmehr das harmonische Zusammenwirken der Industrie und des Handels, ihr bestandiges Ineinandergreifen, ibre iiberein-stimmenden Wechselbeziehungen, die Bliite, deren sich heute der Verkehr Gross-britannien's mit anderen Nationen erfreut, herbeigefiihrt haben. Mogen die innern Zustande eines Landes noeli so sehr die Entwicklung der Industrie begiinstigen, inoge diese iiber noch so miichtige Capitalien verfiigen konnen, so wird sie, wenn der Handel ihr nicht vortheilbafte Absatzwege eroffnet, friiher oder spiiter in's Stocken gerathen miissen, weil der innere Markt nicht hinreiehen kann, sie in fortdaucrnder Thatigkeit zu erbalten, ohne welche kein \virklieher Fortschritt und mithin kein erfolgreiches Gedeihen denkbar ist. Ein verderblicher Irrthum, welchem man auf dem Continente mehr oder weniger huldigt, iiber \velchen aber der praktische Sinn der Briten liingst den Stab gebroehen hat, besteht darin, die Industrie als Selhstzweck zu betrachten, welcbem die Be-diirfnisse des Handels untergeordnet werden miissen. Die nothwendige Folge davon war, dass bis auf die neueste Zeit die Industrie sich wenig oder gar nicht daruin bekiimmerte, ob ilire Erzeugnisse fiir die Ausfuhr geeignet waren oder nicht *). iSie fabricirte, ohne den Geschmack des Consumenten beriicksichtigen. oder gewissen Anforderungen, welche iiber die gewohn!iche Boutine hinausgingen, entsprechen zu wollcn. Wie ganz anders verfahren die hritischen Fabricanten! Durch zablreicbe Agenten suchen sie genau den Geschmack des Landes, wohin sicli ilire Waare die Balin brechen konnte, zu erforschen und Bestellungen zu sammeln. Sie unterhalten in ihron Waarenlagern moglichst vollstiindige Assortimente, vvo der Handelsmann, \velcher Sendungen zu machen hat, leichl withlen und berechncn kann, oh es ihm convenirt, das Geschaft zu unternehmen. Mit jedem Wechsel der Jahrszeit bieten sie andere Muster dar, welchc durch den Beiz der Neuheit den Absatz im Auslande belehen und ausdehnen. Wie schnell und piinctlich wird jede noch so bedeutende Com-mission erfiillt! Wie gerne und willig wird jeder Wink, jeder Batli aufgenommen und befolgt! Durch die Erfahrung kliiger gcmacht, waren die Franzosen die ersten, welche hierin dem Beispiele der Briten folgten und sich ernstlich bemuhten, die Erzeugnisse ihres Gewerbllcisscs moglichst dem Bediirfnisse und dem Geschmacke der Consumenten anzupassen. Fiir die Franzosen war die Sache schwerer, als man meint, indem sie, was Geschmack und Eleganz anbelangt, mit Beclit den Vorrang ansprechen und darum nur ungerne hierin fremden ldeen weichen mochten. So fabriciren die 4) Ein WienerP'abricant liat erst unlSngst cincn Commis mit mehreren Kisten von Meersehaum-pfeifen nach Ca<1ix geschickt, ohne 7.u ahnen, dass, mit Ausnahme der Lasttriiger und Matrosen, kein Spanier mit der Tabakspfeife im Munde sieh jemals blicken liisst. Lyoner Seidemveber gar viele bunte Stoffe fih' Spanien und Amerika, die Niemand in Frankreich wurde Iragen \vollen, aus Scheu, lacherlicli zu erscheinen. Der franzosische Fabricant gelit indessen noch vveiter als der britische. Er fabricirt selten einen neuen Artikel, ohne friiher die Meinung des Handelsmanns, durcb dessen Canal seine Waare zu dem Consumenten gelangen soli, einzuholen. .lede neue Disposition der Zeichnung oder des Gewebes, vvelche die Seiden-Industrie von Lyon erlindet, wird den vorziiglichsten Pariser Hausern, welcbe damit Mandel treiben, im Voraus vorgelegt, gemeinsam discutirt und erst dann ausgefOhrt. Die Pariser Hiiuser ziehen gevvohnlich noch die beriihmtesten Mode- und Putz-handlerinen zu Rathe, bevor sie ihr Gutachten abgeben. Der Lyoner Fabricant iindert oft vier-, fiinfmal die Zeichnung eines Seiden-stoffs oder eines Sha\vls. Weit entfernt, sich cine solche Muhe verdriessen zu lassen, bringt er jedes Opfer, um den Kaufmann und die Marchande de Mode zufrieden zu stellen, fest uberzeugt, dass diese beiden desto mehr sich angelegen sein lassen \verden, die VVaare zu loben und zu preisen, je mehr sie sich einbilden, die eigent-lichen Schopfer derselben zu sein. Es gibt in Frankreich namentlich beziiglicJi der Fabrication von Mode- und Luxus-Artikeln kaum einen Z\veig, dessen Producent nicht bemiiht \viire, auf iihnliche Art seiner Waare, bevor sie auf den Markt gelangt, die beste Aufnahme seitens des Consumenten zu sichern. Ich iiberlasse es dem Selbstbevvusstsein der osterreichischen Industriellen, zu beurtheilen, was fur sie auf diesem Felde, wo ilire Selbstthatigkeit durcb nichts sich ersetzen lasst, nachzuholen bleibt. Mit nachstem Bezuge auf den spanischen Markt ist es bei weitem nicht gleich-giltig, ob die eingefiihrte fremdlandische Waare dem Geschmacke und dem Bediirf-nisse des Consumenten entspricht oder nicht. In dieser Beziehung sind sogar ver-schiedene Zonen jenseits der Pyrenaen zu unterscheiden, indem die VVaare, \velche hier anziebt, dort zuriickgevvieseu wird. In den Hafenstadten der Ost- und Siidkiiste von Spanien, welche von britischen Fahrzeugen am hiiufigsten besucht werden, haben naeh und nach die Sitten und der Geschmaek der Engliinder tbeihveise Eingang gefunden. In Barcelona, Valencia, Malaga, Cadix und Sevilla zieht man die britischen Zeichnungen und Formen jenen der anderen Nationen unleugbar vor. Die Porcellan- und Steingut-Fabrik de la Cartuja von Sevilla, welche den inneru Markt nun beinahc ausschliessend besorgt, beschrankt sich darauf, die Formen des Tafelgeschirrs von Wedgwood zu copiren. Die Tischbestecke, Tbee- und Kaffee-Kannen, sowie das Kuchengerathe im Allgemeinen, deren man sich inAnda-lusien, Arragonien und Catalonien bedient, sind durchgehends englischen Ursprungs oder den englischen Fabricaten nachgebildet. Die osterreichischen Messing- und Packfong-Fabricanten, vvelche im siidlichen Spanien ihren Erzeugnissen einen vor-tbeilhaften Absatz zu sichern vvUnschen, mussen die englischen Muster vor Augen haben, denen gegentiber die osterreichischen Formen zu klein und zu wenig solid erscheinen. Wie man in Siid-Spanien die englischen Metall-Waarcn ilirci* Soliditat vvegen vorzieht, so werden schivere und kostbarc Seidcnstofle liicr mclir als irgendivo geschiitzt. Die Provinz Andalusien wird durchgehends von wohlhabenden Leutcn beivohnt. Das scbone Geselileclit crscheint auf der tiiglielien Promenade zu Fuss so geputzt, wie kaum die Damen des Nordens in ihren Tanz-Salons. Darum nennt man z. B. in Madrid „el salon del Prado“ die Stelle des bflentiichen Spaziergangs. \vo die Damen aus den Wagen steigcn, um ilire Toiletle bewundern zu lassen. Es ist niclit ungewdbnlich, in Cadix oder Sevilla Biirgerfrauen zu soben, welche in Seidenkleidcrn, die 20 i»is 30 Franken per Metre gekostet haben, an Werktagen auf der Alameda spazieren. Man begegnct zmveilen dort Damen, deren scidene Crepon-Shavvls 2.000 bis 6.000 Franken ivertb sind. Alle liaben den Hals, die Ohren, die Arme mit kostbarem Scbmucke geziert. Kurz, es gibt kein Land, wo man auf blfentlichen SpaziergSngen verhiiltnissmSssig so viele elegante und reiehe Toiletten antritft, als in Andalusien. Der Spanier gilt mit Ilecbt als liochst miissig und niichtern. Seine Nalirung ist die einfachste, die man sieb denken kann. Selbst die besseren Classen begniigen sieb mit einer Kost, \velclie der britisclie Arbeiter verscbmilben wilrde. Dagegen liebt er leidcnscbaftlicb den aussern Prunk. Daber die Putzsucbt des weiblicben Gcscbleclits, dessen einziges Bediirfniss und alleinige Besebaftigung sie gleicbsam bildef. Der Markt von Andalusien und von Siid-Spanien iiberhaupt bat das Eigen-tbiimliche, dass er nur selibne auserlesene Waaren verbrauebt, cine Thatsache, welche ausiviirtige Industrielle iminer vot* Augen haben miissen, wenn sie sieb in ihren Unternehnumgen niclit verrechnen wolIen. Die Granze von Andalusien bildet bekanntlicb die Sierra Morena. \Vie in der sudlichen Abdachung derselben gegen das Mcer liin mehr der englisehe Geschmack vonvaltet, so findet man in nordlicher Richtung von derselben, namentlicb in Estremadura, Castilien, Leon, den franzosischen Gescbmack vorherrschend. Dieser Unterscbicd ist von der grossten Wichtigkeit, denn er zcigt bandgreiflieh, dass die osterreichischen Fabricate, ivelche zum Export nacli Spanien bestiinmt vverden, niclit fiir alle Puncte der Halbinsel in gleicher Form anzufertigen sind, sondern fiir die Provinzen, ivelche nordlich von der Sierra Morena liegen, sicli moglichst den franzosischen nahern miissen, wiihrend siidlich von der Sierra Morena die englischen Formen besser anziehen. Zugleich ivird durch dieses Faetum erklar-bar, ivarum osterreichische Fabricanten, \velebe Musterkarten nacli Andalusien senden, so selten darauf Bestellungen erbalten. Die Formen und Zeiclmungen der bisherigen Musterkarten entsprechen zu \venig dem Geschmacke des andalusischen Consumenten. Nachdem in Folge des mit dem 1. Februar 1832 ins Leben getretenen Zoll-tarifs britisclie und franzosische Fabricanten Depots ibrcr Erzeugnisse im bster-reichischen Kaiserstaate errichtet haben, ist es unseren lndustriellen gar niclit schwer, sicli die britischen und franzosischen Formen anzuoignen. Nocli leichter ist es, deren Musterkarten zu copiren, um unsere eigencn fiir den spanischcn Markt darnach einzurichten. Diese Maassregel wiirde den dirccten Vcrkehr zwisehen Oesterreich und Spanien ungemein begiinstigen , oline unserem vaterliindischen Gewerbfleisse sonderliche Geldauslagen zu verursachen. Als allgcnicine Hegel gill also, dass im Centrum von Spanien der osterreichi-sche Import die Charakterziige der franzosischen Industrie, und im Oslen und Siiden jene der britischen Industrie nachzuahmen hat. Ganz vorzuglich verdient Madrid die Beachtung unserer Industriellen, indem die spanisclie Hauptstadt seit einigen Jahren im vollen Sinne des Worts ein fran-zijsischer Caravanserai geworden ist. Da jedoch die Einvvohner von Neu- und Alt-Castilien durcli die langen Burgerkriege viel gelitlen haben, sind sie bei vveitem niclit in der Lage, die boben Preise, welche der Andalusier sich gefallen lasst, zu zahlen. Die Franzosen senden daher nacli Madrid minder auserlesene Waare, obgleieh ausnahmsweise und besonders fur den glanzenden Hof der jugendlichen Isabella II. die kostbarsten Pariser Artikel den Weg dabin nehmen. Inzwischen sind selbst die Preise von Madrid im Vergleiclie mit jenen des franzosischen Markts boch zu nennen und entsprecben selten dem eeliten Werthe und der inneren Giite der Waaren. Darum baben die preussiseben Commissioniire, welcbe osterreicbiscbe Waaren nach Madrid senden, jederzeit die besten Geschiifte gemacbt. Unsere Fabricate sind nicbt mir billiger als die franzosischen, sondern bei gleichen Preisen bewahren sie sich aucli in der Hegel besser und dauerhafter. Wenngleicli aus dem \vahren Stande der spanisehen Industrie, welcher in diesem Berichte in miiglichst erschopfender Art beleuchtet wurde, hinlanglich zu entnehmen ist, dass es mit wenigen Ausnahmen kaum einen Artikel des osterreichischen Gewerbtleisses gibt, der niclit zum Export nach Spanien sich melir oder \veniger eignen wiirde, scheint mir besonders zvveckmassig, jene Artikel hervorzuheben, welche fiir den Madrider Markt ganz besonders passen, und \vovon mehrere jetzt sclion durcli Vermittlung preussischer Commissioniire aus Oesterreich dahin gebracht zu werden pflegen. Die vorziiglichsten sind: Alpacca-VVaarcn jeder Art, als: Essloflel, Gabeln, Messer, Kaflee- und VorlegliilTcI, Leuchter, Lichtscheren, Spieltellerchen, Prasentirteller, Thee- und Kaffee-Aufsatze; niclit weniger Prasentirteller und dergleichen Gerathschaften aus Papiermache oder Eisenblech. In allen diesen Artikeln sind auf dem spanisehen Markte hoclist vortlieilhaft bekannt die Erzeugnisse der Fabrik von Scholler zu Berndorf u. s. w. Apparate fiir Cliemie, Physik, Mineralogie und Botanik, wie sie W. Batka in Prag fabricirt. Augengl aser und Brillen mit Stalil, Schildkriite- undGold-Garnitur, Theater-Lorgnetten und Theater-Perspective. Bernstein, hauptsachlich fiir Cigarren-Hohrchen. Blumen, kiinstliche, feinere Sorten. C h r o m o - L i t h o g r a p h i e - Producte. Elfenbein. Drcchsler-, Spiel- und Galanterie-Waaren jeder Art. vvorin die Wiener Industrie so sehr excellirt. Schacli- und Domino-Spiele aus Elfenbein sind selir gangbare Artikel. Glasvvaaren in allen Kategorien und Abstufungen, welche man in Haida untl Blottendorf nur antreflen kann, als: Hohlglas, Farbenglas, Kinderspielzeuge von Glas, Glasknopfe (besonders sehwarzer Farbe), Luster-Glassteine, Glas-perlen, Spiegel mit und oline Rahmen. Das Ilaus Friedrich Egermann in Haida und Gebriider Janke in Blottendorf genossen bislier den meisten Rut' in feinen Krystall- Waaren; allein seit der Londoner Ausstellung voni Jahre 1851 hal das fein geschliffene Glas in allen Farben, vorzugsweise aber rubinroth, der graflich Harrach’schen Fabrik in Nemvelt die Anfmerksainkeit des Madrider Markts auf sieli gezogen. Namentlicli empfehlen sieli die von dieser Fabrik in London unter Nummer G, 7, 8, 9, 13, 14, 15, IG, 18, 21, 22, 24, 25, 2«, 27, 28, 29, 30, 35, 37, 38, 39, 43, 4G, 47, 48, 50, 51, 54, 55, 5G, 57, 58, 7G, 79, 84, 85, 88, 89, 100, 1179, 1184 ausgestellten Gegenstande fiir den Madrider Markt, \vo sie in den von preussischen Speeulanten kiirzlichst gegriindeten „Almacen de /os Alemanox“ (Niederlage der Deutschen) aueh wirklich schon (iguriren. Gr a vir-Maschinen fiir Lithographen. Messing- und Q n i n c a i 1 lerie- Waaren, gepresste und gegossene Bander, Rosetten, Garnituren fiir Bett- und Fenster-Vorhange, Bilderrahmen, Tliiirknopfe, Commode-Besehlage, Messing in Platten, Messingdraht u. s. \v. M a tli e m at is che Instrumente von E. Kraft und Solin in Wicn. Musik-Instrumente, Holz-, Messing-, Blech- und Streich-Instrumente von Cenveni in Koniggriitz, Theodor Ilell und F. Bock in Wien; Fortepianos von Streieher und Bosendorfer in Wien; llarmoniken, Musikdosen, Dreh-Orgeln, Maullrommeln, Clavierdraht, Cremoneser Saiten fiir Guitarren und Violinen. Jagd-Gerathschaften und Ziind-Kapseln. Leinenzeuge, glatt oder gestreift fiir Mtinnerliosen, aus Bumburg; feine Leimvand aus Bohmen, Miihren und Sclilesien; Tiselizeug aus Freiwaldau, liament-licli aus der Fabrik von A. Baimann. M e e r s c h a u m-Bohrchen fiir Cigarren. Perl e n m u tter-Galanterie-Waaren und Knopfe '). S c h muck- und B i j o u t er i e - VVaaren jeder Art mit bohmisehen Granaten oder Tiirkisen besetzt, wobei nicht ilbersehen werden darf, dass die heisse spanische Sonne eine solidere Einfassung, als man in Oesterreicli solchen Bijouterie-Artikeln zu geben gewoliut ist, notliwendig macht. Audi \viire zu vviinschen, dass dazu feineres Gold vervvendet werden moclite. Spazierstocke, Reitpeitschen, Regen- und Sonnenschirm-Hefte von Klfen-bein, Gerippe aus Fischbein, seidene Sonnenseliirnie fiir Damen. Beise-Necessaires von jeder Dimension, Brieftaschen, Portefeuilles, Ci-garren-Etuis. Shawls (die sogenannten Wiener Shavvls). Spielzeug fiir Kinder und die sogenannten Niirnberger Artikel. ') Vcrgcblich haben die EnglUndor und Franzoscn gesueht, den Gebraucli der Porzellan-knopfe in Spanien einzufiilircn. I)a man dort nacli alter Sitte die Wiische beim Wasclien seblagt, be\v:iliren sieli dabei die Perlmuttcrkniipfe \veit dauerbafter. Tiicher, besonders «lie leichten Mitteltiicher aus Briinn und die selnvarzen Tiicher vod Fr. Siegmund in Reichenberg, sowie die starken Hosenzeuge von Offcrmann in Hriinn. Seidenzeuge; leichte Marceline - Zenge znin Fiiltcrn dcr Manner- und Damenklcider, glatter schwarzer TaITct und Atlas aus Mailand und Wien; Sammet aus Ala und Wien; Seiden- und Sammctbander; Damastzcuge fiir Mbbel- und Fcnster-Vorhiinge »)• Ubren, Pendel- und VVand-Uhron (letztere in Rahmen und mit Spielmusik). W a ge n, Con pes und Tilburys zu ztvei und vier Riider, Bcrlinen, Phaetons und Reisevvagen. Z e icbnungs - Requisi ten, feiueFarben, chinesische Tinte (Tuscb) und Bleistifte von Hardtmutb in Wien. Aucli mit Zeichenpapier, besonders gescbbpftem Hessen sich vielleicbt Gescbufte von Bedeutung maclien. Eine dritte Zone des spaniscbcn Markts bilden die an der Nordkiiste gclegencn Provinzen von Galicien und Asturien und das Baskenland. Von einem Ackcrbau treibenden Volke bewobnt, tragen diese Gegenden keine Spur des Luxus und der Pracbtliebe, \velcbe man in Madrid und in dcn Hafenstiidten der Ost- und Westkuste bei jedem Sehritte wabrnimmt. Im Gegensatze zu dem reichen Andalusien bat hier der fremdlandische Import keinen andern Zweck, als den bescbcidenen Bediirlhisscn des hauslicben Lebens Geniige zu leisten, oder die gevvbbnlicben Handtbierungen und den Ackerbau mit den ndtbigen Instrumenten zu verscben. Billigkeit der Preise und Dauerbaftigkeit der Waare sind die z\vei Erfordcrnisse fiir jedcu Einfubrgegenstand, welcher hier Fuss zu fassen wiinsclit. Daber die ausgepragte Vorliebe der Eiinvobner fiir oster-reichische Fabricate. Vor elvva 8(1 Jahren entscbloss sich cin unternebmender Oesterreicber, Namens Zincke 2), mit ciner starken Partie bbbmiscben Glases auf der Elbe nacli Hamburg und von da aus nacli Coruua zu segeln, wo er mitten auf dem Hauptplatze unter freiem Himmel seine Waare feil bot. Diess war der Anfang jenes lebbaften und erspriesslicben Vcrkebrs, \velchcm die Stadt Haida ilire beutige Bliitc zum grossen Theile verdankt und wclcher laut der amtliclien Ziffern tiber die Einfuhr des bbluni-schen Glases im fortvvabrenden Steigen begriffen ist. Man bat aus dem Umstande, dass die Bcstellungen seitens dcr Handlungshauser von Bilbao abgenommen baben, den unricbtigen Schluss gezogen, dass der iister-reicbische Glasbandel auf der lialbinsel darniedcrliegt, wobei man den Umstand ganz aus dem Auge verlor, dass in friiherer Zeit der Import davon glcichsam in Bilbao sich concentrirte und concentriren musste, indem daselbst, bevor unter der Regierung Isabella's II. die Fueros (Privilegien) der baskischcn Provinzen abgeschaflt ') Von dicsem Artikel vvcrilcn aus dcn Riieinprovinzcn seit cinigcr Zeit betruchtliche Partien eingcfiihrt und als franzosische VVaare verkauft. Kr war der Grossvatcr des kiirzliclist verstorbenen vcrdicnstvollcn 'ostcrreicbischcn Con-suls in Coruna, Herrn Job. Franz Zincke, dessen Brudcr, Herr Anton Zincke, gegemviirtig als Venveser des vaeanl geuordenen Consulafs fnngirt und fiir llebung des oslerreiehiscbcn Verkcbrs mit Spanien unermiidet tbiitig ist. wurden, das frcmde Glas zollfrei eingefiibrt ward. Da dcr Hafen von Bilbao licute dom namlichen Zollgesetze unterliegt, wie alle anderen Seeplatze Spanien's, iindel sicli die Einfubr des bolnnischen Glases auf Corufia, Barcelona, Valencia, Malaga umi Cadix vertheilt, was natiirlicli deni Iiandel von Bilbao zimi Abbruche gereiclit, um so mehr als die Einfahrt in diesen Hafen durch eine gefalirlicbe Felsenbank ungemein erschwert wird. Mit jedem Tage wendet sicli aucli der friibere Seebandel von Bilbao melir dem llafen von Corufia zu, \velclier nun der Centralpunct des Verkehrs von Deutscbland mit Nord-Spanien geworden ist. Die osterreichiscben Fabricate, welche enhvcder sclion jetzt liber Corufia eingefiibrt zu \verdcn pflegen urni an der Nordkiiste von Spanien Absalz linden, oder in Zukunft mit Vortbeil importirt \verden konnlen, sind: Augengliiser und Brillen mit Bein-, Stalil- oder Scbildkroten-Garnitur, Fernrijhre, Seecompasse, Sonnenubren und Mikroskope. Bernstein, roli oder verarbeitet. Bohmisclies Glas, besonders die gemeinen Weinbecber, gemuselielt und mit Sclmitt zu y3 und 1/2 Seitel oder mit gesclilitlenem Bodeu zu y4, y3, ya und s/4 Seitel, Liqueur-Glaser glatt und mit Sclmitt, Bouteillen, Zuckerschalen, Tinten-zeuge und Caraffinen, deren liolzerne Einsiitze zollfrei sind. Bleistifte, rotli und scbwarz; Carinili, Lack, Ultramarin und Tuscli. Diamanten zum Tafelscbneiden iur Glaser. Ei sen-1 us trii m en te: Hobel (18 bis 24 Linien breit), doppelte Hobel mit Schrauben in dcr Mitte (17 bis 18 und 19 bis 20 Linien breit), Bolirer mit Buxbaum-liefte Nr. 1(5 bis 0; eiserne Zirkel (zu S bis 10 Zoll), Zirkel, halb Messing (zu G bis 10 Zoll); einfacbe Kastenscblosscr, Seliranke- unfl Flascbcnkeller-Sclilosser, ge-presstc Bander fiir Hausmobel (Cliarnieres), Schrauben , Seliubriegel, llamlsagen, Siigeblatter u. s. w. F e der- und Taschenmesser: ordinare Tasclienmesser mit Holzlicft (U bis 10 Zoll o (Ten); Tasclienmesser mit Horn- und Bcinlieft und vergoldeten Zieratben (5 bis 10 Zoll); Sclieren fiir Niibterinen von 1 bis 8 Gulden das Dutzend (selir gesuclit); Leinwand-, Tucli-, Laden-, Schneider- und Papier-Sclieren (verbalt-nissmiissig niclit minder gangbar); Tasclien- und Basirmesser, in \velclien die Fabricantcn von Bemstlieid die engliseben Fabriksinarken naclizualunen nie vcrfeblen. K a steli e u mit Lettcrn fiir Buchbinder, Scbreibtafeln und Lottospiel-Karten. Kronleuchter mul L us ter, Spiegel, Glasknopfe und Glasperlen (letztere von verschiedenen Classen werden vom Landvolke sehr gesuclit). La terne n: Handlaternen und Lampen fiir Bcrgwerke. Leinwand, besonders Lederleinwand aus Bumburg und Zwickau; aucli feinere oder sogenanute hollandische Leinwand und Tisclizeug finden \villige Kaufer. M e s s in g -Ar tik el, ordinare; Quincaillerie jeder Art, gepresst und ge-gossen. Musik-Instrumente, Holz-, Blech-und Streicli-Instrumente, Violinbogen, Metronomes oder Tactmesser, Musikdosen, Clavicrdrabt. 1’ackfong-Waaren jeder Art, jedoch moglicbst wohlfeil. Reis e -N ec e s s n ir e s, Cigarren-Etuis, Brieftaschen, Portemonnaies. S e i d on z c u ge: leichte S torte, Seidenbander und Foulards zu Preisen, wie man sie in Elberfeld zu fabriciren prtegt; Sammetbiinder finden starken Absatz in Santiago, am meisten von den Nummern (i bis 24 zu 10 bis 30 Ueales, das Stiick voh 24 bis 30 Ellen; einzelne Partien Sammet. Senscn und Sicbeln aus Steiennark oder Oberosterreicli. Schleifsteine, feine fiir Rasirmesser. Tal)akdosen aus Bein, Buchsbaumholz, Scbildkrotenscbale u. s. w. Tiicher, feines leiehtes Tuch, Hosen-und Westenstoffe (Buskings) und andere starke Winterzeuge fiir Manner; indem Galicien und Asturien ilirer geograpbiscben Lage wegen die zwei kaltesten Provinzen Spanien’s sind. Wiener Galanterie-Waaren aus Perleninuller, Elfenbein und Messing. Der vom Herrn J. N. Szebenyi in Wien entdeckte Getreidestein, um Bier zu maehen, erschien einein in Coruna etablirten Deutschen so vortheilhaft, dass er sogleieh z\vei Fiisser davon bestellto. Wenn der damit anzustellende Versucli den Envartungen des Bestellers entspricht, diirfte der Getreidestein ein erheblicher Ausfulir-Artikel nicht nur nacli Nord-Spanien, sondern aucb nach Cuba werden. Es gehort zu den allgemein anerkannten Axiomen der politischen Oekonomie, dass der Handel zwiscben z\vei Landern um so ergiebiger und vortheilbafter ausfSlIt, je mehr er dureli directe Verbindungen unterhalten wird. In dieser Beziehung liisst der vvecliselseitige Verkehr zwiscben Oesterreicb und Spanien nocb gar viel zu wilnschen iibrig. Frankreicb, Grossbritannien, Toscana, Sardinien, der deutscbe Zollverein sind die Vermiltler jenes Verkehrs, so dass nur der geringste Tbeil direct zwiseben den zwei betrertenden Nationen stattfindet. Naehdem es erwiesen ist, dass der Austausch zwiscben Oesterreicb und Spanien eines grossen Aufschwungs und einer weiten Ausdebnung fiihig ist, muss unsere Hauptaufgabe sein, dem indirecten Verkebre directe Ilandelsbezieliungen immer mebr zu substituiren, um den Gewinn, welchen die vermittelnden Nationen aus dem erstern ziehen, zwischen dem \vahren Producenten und dem Consumenten allein zu vertbcilen. Die Commissionsgebiibren , welcbe die vermittelnden Nationen ein-streicben, erboben den Preis jener Waaren, welcbe Gegenstiinde des Austauscbes zvviscben Oesterreicb und Spanien bilden. Dureli die Anbabnung directer Handels-verbindungen liisst sicli der Waarenpreis merklicb herabsetzen und unsere Con-currenz auf dem spaniscben Markte um so fester begriinden. Der VVaarentransport aus Oesterreicb nacli der spaniscben Iuiste bat kiirzlicbst dadurcb eine wesentlicbe Erleichterung erfabren, dass am 18. jeden Monats cin Dampfscbirt' von Nantes nach Lissabon abgelit, welcbes in Coruna anhalt. Auf solclie Art Averden die aus Oesterreicb kommenden Colli mittelst der Eisenbabn von Strass-burg bis Nantes ununtcrbrochen und rascb befordert, um direct nacli Coruna ein-gesebiirt zu werden, wobei sovvobl an der Zeit als an den Spesen eine merkliche Oekonomie, im Vergleicbe mit der bisherigen Versendung liber Prag, Leipzig, Koln, Belgien nach Havre oder nach Nantes, sicli erreichen liisst. Dei\weitc Umweg iiber Hamburg convenirt nur mebr fiir sclnvere Waaren, wie: Glas, Eisen-Instrumente, n Fortepianos, Wagen; denn sowohl die franzosischen Fabricanten als die preussischen Commissionare vervvenden auf die schleunige Realisirung erhaltener Bcstellungcn mit Recht die grosste Aufmerksamkeit. Ich brauche niclit vveiter die Momente zu zergliedern, welcbe geeignet sind, der Industrie Oesterreicli's durch einen ausgedelmten und vermehrten Import auf der pyrenaischen I lalbinscl den lolmendsten Absatz zu sichern. Was ieb bishcr bieriiber gesagl liabe, reiebt bin, um die verschiedencn Zivcigc des vaterlandiscben Gewerbfleisses iiber ibre Interessen und die Mittel zur gedeihlichen Hebung der-sclben aufzukliiren. Die osterreichischen Industriellcn kcnnen jetzt genau die Pfade, auf wcleben sie nach dem Wablspruche des vcrjiingten Kaiserstaats „ Viribus u?iitis“, cin jeder in seiner Spliare, zur Erreicliung des grossen gcmeinntitzigen Zwecks zu rvandeln haben. Fin lebenskrSftiger Aufsclnvung des ausseren Verkehrs ofTenbart sofort seine vvohlthatigen Wirkungen in allen Gebieten des einheimischen Lebens. Die Arbeit, welelie die Familie erniihrt und deren Loos bessert, begriindet durch das Wohl der Einzelnen die VVohlfahrt Aller; cin bliibender Handel vermebrt die Maebt des Staats und die Grosse der Nation. Die kiihn aufstrebende Industrie der osterreichiscben Monarcbie, vvelche im Krystall-Pallast, jenem grossartigen Tempel, den das britiscbe Volk zur Verberr-lichung der Arbeit des menscblicben Geschlecbts erricbtete, so viele Palmen davon trug, wird im Jahre I8SS abermals berufen sein, an dem grossen Wetlkainpfe der Welt-Industrie zu Pariš Theil zu nelimen. Es gilt dabei, nielit nur den Rubin, welcben sie auf der Londoner Ausstellung errang, zu bebaupten, sondern aucb den Markt der pyrenajsehen Halbinsei vollends wieder zu erobern. Die Giite der bster-reichiscben Fabricate und deren billige Preise haben sclion im IIyde-Park die Aufmerksamkeit der spaniscbcn und portugiesischen llandelslcute erregt. Wahrend inciner jungsten Reisc nach Spanien' und Portugal gelang es mir, viele dieser llandelslcute zu bereden, die allgemeine Industrie-Ausstellung in Pariš zu dem Ende zu besucben, um die Fortscbritte des bsterreicliischen Gcwerbfleisscs noch besser kennen zu lernen und mit unseren Fabricanten in unmittelbare Verbindung zu treten. Demnacb erscheint es dringend notlnvendig, dass die Aussteller des Kaiserstaats, vvelcbe ilir Augcnmerk auf die Halbinsei richten, sich die speciellen Andeutungen, \vclclie in diesem meinem Beriehte iiber die Eigenthiimlichkeiten und Bediirfnisse des spaniscben Markts enthalten sind, gegemvarlig balten, und darnach die nacliste Pariser Ausstellung bescbicken mdgen. Da ferner der personliche Verkehr und die miindlicbe Besprecliung zvvischen Geschaftsleuten scbneller und leichter als langjalirigcr Briefvveclisel zum Ziele fuhren, ist unsern Fabricanten dringend anzurathen, vvahrend der Dauer der er\vabnten Ausstellung, insofern es ilinen ibre Privat-Interessen erlauben vverden, in Pariš personlicli anvvesend zu sein, oder vvcnigstens durch tiiebtige Stellvertreter sich ersetzen zu lassen. Niclit so bald diirfte eine giinstigere Gelegenbeit sich darbieten, um die allen commerciellen Verbindungen zvviscbeu Oesterreieli und der pyrenaischen Halbinsei direet wieder aufzunelnnen, fester zu scbliessen und \veiter auszudebnen. S|»anis<-li«‘ lt<'si° 40' und 20° 30' westlicber Lange von Pariš. Er besteht aus 7 Inseln: Lancerote, Fortaventura, Gran-Canaria, Teneriffa, Gomera, Palma und Ferro. Einzelne Felsen, die kaum er\vabnt zu werden verdienen, fiihren die Namen: Alegranja, Clara, Graciosa und Lobos. Die eigentliche Hauptstadi der lnsel Teneriflfa ist Laguna. Seitdem jedoeh ihr Hafen Guaracbieo dureh einen vulcanischen Ausbruch im Jahre 170(> zerstort wurde, vvanderte ihre dem Handel sieb \vidmende Bevolkerung aus, und griindete die Stadt Santa-Cruz, die im raschen Aufbliiben begriffen ist, besonders naclidem das konig-liebe Decret vom 11. Juli 1852 sie zum Freiliafen erkliirt bat. Ausser Santa-Cruz, Laguna und Orotava zabit die lnsel Tenerifta, deren Peripherie etwa (50 franzosische Lieues misst, mebrere andere Ortsehaften mit einer Gesammtbevolkerung von !)0 bis 100.000 Seelen. Sie ist reieh an Getreide und VVein, indem sie jahrlich liber 21J.000 Pipen vom letztern ausfiihrt. Sie liefert ferner geschiitzte Farbwaaren (Orseille), Olivenol, kostliebe Siidfruchte, llanf, Seide und Cochenille. Der Winter ist bier unbekannt, wesshalb eine Menge reieber Fremder aus alleri Gegeuden Europa's und selbst Afrika's in Santa-Cruz sicli niederzulassen pflegen. Die Scbi(Tfahrtsbewegung der canarischen Inseln im Jahre 1850 ‘) war f olgende I. Beladen angekommene Schiffe. spaniselie Flagge fremde Flamce Provemenz - 1 pb - hh SehiHe Tonnongehalt Mannschnll Schifle Tonnengehalt Mannschal'1 Oesterreich.................. 1 83 9 Hunsestiidte............................... . . 10 1.591 92 Frankreich.................. 13 1.168 107 10 2.621 158 Grossbritannien .... IS 3.120 204 16 2.263 116 Portugal................................... • - 1 49 11 Toscana...................... 1 137 !) *) Bevor das Freihafcn-Sj^stom dureh das konigliche Dccrel vom 11. Juli 18S2 proclamiil wurde. Die letzten amtlichen Ausweise, welche die spaniselie Kegierung iiber den llandel und die Schiflfahrt iiires Landes veroffentliclit, beschriinkcn sich auf das Jalir 1850. Provenienc Afrika spanische Flagge SchilTc Toriiicii^eliaU^Maiiiisoliiift fremde I1'!;i Scliille Touneii^i-liiilt Ma nscliall Franziisischc Bcsitzungen 3 200 20 Poriugiesisehe „ 1 207 10 Amerika Insel Cuba 12 2.390 Hiti Porto-Rico i 81» 12 Vercinigte Staaten von Nord-Amerika . . . i 190 8 4 755 34 Zusanmien . 47 7.374 541 48 7.1)40 427 It crujii t ii lallon. Flaggeu Schifle Toimcngehall Mamisehait spanische. . . 47 7.374 «41 fremde . . . ■ 48__________7.540 427 Suiiime . Do 14.920 !*(iS Ueberdiess waren 4 Sehillc mit cincrn Gehalt vou 48(1 Tonneii mul 38 IVI a m i in Ballast angekorninen. II. Beladen abgegangene Schiffe. P r o v e n i e n z sp anische Flagge fremde Flagge Kurupa Schitte Toimongcliall Mati usekali Sl' h i H i' Tonnengelialt Mnimsclialt Bclgien 1 130 10 Hanscstiidte . . . . . 1 180 12 !) 748 48 Frankreich . . . . 1 120 10 1 53 8 Niederlande . . . 1 108 0 Grossbritannicn . . . . 8 1.397 91 4 328 23 Afrika Franzosische Besitzungen 1 ii4 7 Poriugiesisehe „ 4 7U3 H4 Amerika Insel Cuba . . . . . , 17 3.001) 230 Porto-Rico . . . . 5 1)03 1)4 Brasilien 1 137 9 Vereinigte Staaten von Nord-Amerika . 12 2.424 95 Hayti 2 444 22 Mexico 1 217 9 Uruguay . . 1 136 11 Venezuela . . . . . . 2 172 20 Zusammen . 42 0.734 507 30 4.235 212 Itrra|>llulalhin. Flaggen Schiir« Tonnengehalt Maniisehaft spanische . . . 42 6.734 507 fremde . . . . 30 4.235 212 Siimme . 72 10.969 719 In Uallast war ein einziges Schiff abgegangen. Der Werth der Gesammteinfuhr, \veleher im Jahre 1849 nur 11,897.142 Keales betrug, war im Jahre 1 Si»() auf 17,371.630 Heales gestiegen. Unter tlen Einfuhr- Artikeln sind die vvichtigsten: Stalil in Barren................................................. 882 Quintalen Leinol.................................................... 19.182 Pfund Nahnadeln (aus Oesterreieh)............................... 38.000 Stiiek Handspiegel (aus Oesterreieh).............................. 180 Dutzend Luster (aus Oesterreieh)........................................... 9 Stiiek Wandspiegel (aus Oesterreieh).................................... 780 „ Wandspiegel (aus Frankreieh)..................................... 208 „ Wasserflasehen................................................. 9.320 „ Ordinares Hohlglas (das ineiste aus Oesterreieh) . . 728 Arrohas Feines Krystall-Glas............................................. 203 „ Kinderspielzeug (aus Oesterreieh)................................ 127 Dutzeud Mannerhute (aus Frankreieh)...................................... 788 Stiiek Mšinnerlnite (iiber Hamburg)..................................... 130 „ Bauholz (aus Toseana, eigentlich Oesterreieh) ... 7.180 „ Daubenholz aus Toseana (wohl aus Fiuine).................. 8.015 „ Unschlittkerzen.............................................. 7 088 Pfund Feuersehwanun (aus Toseana)................................ 282 Arrohas Glatte Bauimvollenzeuge (theihveise aus Toseana) . . 2,867.781 Varaš Baumwollentiieher (aus Oesterreieh 517 Stiiek) . . . 23.612 Stiiek Leinenzeuge, glatt und gearbeitet........................ 308.230 Varaš ') Leinenzeuge (4.488 aus Toseana)........................... 47.902 Varaš Wollen-Shawls (280 aus Toseana)........................... 1.403 Stiiek Seidenzeuge, glatt und gearbeitet (1.830 aus Toseana) 8.886 Varaš Seidenbander (70 aus Toseana).............................. 744 Pfund Seidentucher (800 aus Toseana)............................ 8.001 Stiiek. Aus diesen kurzen Andeutungen lasst sieli entnehmeu, wie tliiitig der Verkehr ist, welehen Livorno mit osterreiehisehen Erzeugnissen und Fabrieaten naeh den eanariseheu Inseln treibt. IMc Pliilippiiiischen fnscln -). Diese Colonien bilden im \vestliehen Oeeanien einen Arehipel, weleher in einer Ausdehnung von 300 Seemeilen mehr als 1.000 Inseln umfasst, deren wiehtigste Manila oder Luzon genannt wird. Die Insel Luzon liegt zwisehen dem 13° und 19° nordlieher Breite und dem 118° bis 122" ostlicher Lange. Ilire llauptstadt Manila zabit mit ihrem Weiehbilde eine Bevolkerung von 180.000 Seelen, \v6lche als die ’) Davon 4.810 Varaš direct aus Triest bezogen, 2.78f! Varaš aus Toseana, die eigentlich ijsterreichischen Ursprungs waren, 14-.8U0 Varaš iilier Hamburg. 2) Die statistiseben und commereiellen Oaten iilier die spaniseben Colonien in Asien sind den officiellen Werken: Informe sobrc A eslailo ile las Išias Filiphias en IN42 por Dr. Sinibaldo de Mos; Memorias Historicas y estudistirus de las Islas Filipinas en JN50 /tor Dr. llufuel Diaz Arenus, sowie dem Cnadro general tlel comercio esterior d' Espana, entlebnt. thiitigste unil unternehmendstc des ganzen grossen Archipelagus gilt. Die Gesammt-bevolkerung der Philippinen, welchc nocli im Jahrc 1819 kaum 2,249.852 Kopfe betrug, war laut der neuestcn Zahlungen dcs Jahrs 1 Si>0 auf 3,815.878 Seelen gestiegen, \vovon wenigstens drči Funftel auf die In sel Luzon kommen, dic in ihrein lnncrn melirere eingeborene Stamme besitzt, wolclie die spanische Herrschaft nie anerkannt baben, und mit dene« kein Verkebr moglich jsl. Manila war einst der Mittelpunct eines selir bltlbendcn Handels, von vvelcbcin die fremden Nationen ferne zu baltcn dic kurzsichtige Politik des Madrider Hofs unablassig bemiiht war. Ueber Manila bezog das Mutterland die Speeereicn, Gewiirze und sonstigc Erzeugnisse des liimmlischen und japanischen lteiebs, \velebe mit den Scbiitzen von Mexico und Peru bezahlt wurden. Der Aufstand der sudamerikaniscben Colonien, so\vie dic Rcvolution, \velelie auf der pyrenaischen Halbinsel sclbst ausbracb, fiilirten den Verfall dieses Vcrkehrs lierbei, so dass nacli dcin Fricdensschlusse von 1814 Manila beinahc keine Spur seincr friibern Handelsbliite mehr aufzuweisen vermoehte. Obwohl spiit, erkannte dic spanische Regierung endlicb die Notli\vendigkei(, ibr absurdes System aufzugeben, wenn den philippinischen Besitzungen wieder auf-geholfen vverden solite. Es wurdc allen Nationen gestattet, mit Manila direct zu verkehren, sowic den fremden Kaufleuten die Erlaubniss ge\viilirt, sieli dort zu etabliren. Dicsen liberalen Maassregeln verdanken die Philippinen ilircu heutigen VVolil-stand und dic rasche Zunahme ilires Handels. Ilir auswartigcr Verkelir vermehrte sieli binnen dreizehn Jahren um 50 Percent: \viilirend im .lahre 1837 im Ilafen von Manila 134 SchilTe einliefen, stieg im Jahrc 1850 deren Zalil auf 208. Der Binnen-und Kiisten-Mandel nalim in noeli grosserm Maassstabe zu. Die Ziffcr der immatri-eulirten Fahrzeuge, welche im Jahre 1842 nur 043 SchilVe mit cincr Tragfahigkeit von 28.609 Tonnen betrug, stieg im Jabre 1850 auf niclit \voniger als 2.011 SchilVe mit 69.230 Tonnen. Die olfentlichen Einkiinfte haben sieli binnen 36 Jahren vervierfaeht: sic betrugen im Jahre 1816 kaum 1,094.255 Patacas '), im Jahre 1850 hingegen 5,595.640 Patacas. Dic Philippinen sind \vunderbar reicb an Rcis, Tabak, Bauunvolle, Zucker, Kaffee, Indigo, Flaclis, Ebenholz, Specereien und Gewiirze. Dic Beisernte liefert durchscbnittlich 5 Millioncn Quintalen des Jahrs; dic Zuckerausfuhr sinki nie unter 300.000 Quintalen, jene des Indigo erreicbt 6.000 Quintalen und jene dcs so ge-schatzten Manila-Flacbses 80.000 Quintalen. Vor einem lialben Jahrhundert war die Cultur des Kaflecs dort nocli unbekannt. Jetzt werdcn 10 bis 15.000 Quintalen jahrlich exportirt, und gelten fiir eine der besten Sorten, die auf dem VVeltmarkte bekannt sind. Die Insel Luzon allein komite mit Tabak den ganzen Erdkreis versehen, aber die Cultur derselben wird nur in zwei nordlichen Provinzen von der Regierung erlaubt, ') Eigentlich brasilianische Miinze, welche 3 Frankcn 86 Ccntimen gilt. und die ganze Lese sorgsam in den Aerarial-Magazinen aufgespeichert, um dic Preise dieses Tabaks, welcher als der beste in der Welt gilt, in der Hobe zu erhalten. Grossbritannien Ireibt den meisten Ilandel mit Manila. Es fiihrt dabin eine bedeutende Quantitat von Baumwollen- und Wollen-Zeugen, Quincaillerie, Acker-gerathschaften, Instrumenten und Handwerkszeugen jeder Art, sowic alle Artikel, \velehe der Luxus und die Bequemlicbkeit erfunden bat. Die Nordamerikaner bin-gegen verseben Manila mit allem, was zur Marine gehiirt: Mastbiiume, Sehiffstaue, Tlieer, Hanf, Werg, Segeltuch, Molil in Fiissern, gesalzenes Fleisch u. s. w. Nachsteliende Ziffern werden die steigende Ein- und Ausfuhr sowie die Scbill-falirts-Bewegung des Hafens von Manila anschaulich macben: Werth der Jahi-gang Einfuhr Ausfuhr Patacas 1810............................. 9ooTootT iTooTooo 1835................................ 1,900.397 2,563.179 1839 ............................... 2,153.248 2,674.220 1847 ............................... 3,789.381 3,126.141 1850 ............................... 3,954,074 4,053.447 j ^ ^ angekommene Sehiffe ahgegangene Schilfe Zalil Tonnengehalt Zalil Tonnengehalt 1837 ... 134 48.779 134 48.739 1840 ... 187 56.578 187 56.578 1847 ... 181 62.732 172 58.467 1850 ... 208 77.861 198 72,987 Das fiir Manila am 23. November 1830 erlassenc Zoll-Reglement ist seit dem 23. Mai 1831 in Wirksamkeit getreten. Laut desselben liaben alle fremden Fabr-zeuge, welcbe zum Betriebe von Handelsgesebaften einlaufen, ein Ankergeld von 2 Reales fiir die Tonne zu entrichten. Sehiffe, vvelche in Ballast ankommen oder einlaufen, um dem Sturme zu entgehen, ilire Havereien auszubessern oder Lebensmittel einzunebmen, zahlen nur die Iliilfte des Ankergelds. Als verbotene Waaren, dercn Einfuhr nicht gestattet ist, vverdcn betrachtet: Rlium und Arak, Kaffee, BaumwolIe, Kakao-Oel, Indigo, Opium (letzterer Artikel wird fiir die Wiederausfuhr und gcgen Entriehtung des Zolls zugelassen), Zueker, Schiesspulver, Tabak. Zollfrei diirfen eingefiihrt werden: Baumpflanzen, Gold und Silherin klingender Miinze oder in Barren, Baumvvollengarne, welcbe nieht weiss, dunkelblau, dunkelbraun oder sehwarz gefarbt sind, Blumen, Samenkorner, Ackergeriithsehaften, Maschinen, Zeiehenpapier von grossem Formate, Farbestotfe mit Ausnabmc der Cochenille. Der Einfuhrzoll auf auslandisehe Waaren betragt bei der Einfuhr unter fremder Flagge durchschnittlich 50 Percent. Silber und Gold sind nur bei der Ausfuhr nach Spanien zollfrei; bei jeder anderen Bestiminung zabit Silber in Barren 6 Percent und in klingender Miinze Statist. Mittheil. 1854. III. Heft. 7 8 Percent, Gold in Barren 0 Percent, in klingender Miinze 3 Percent, Goldsfaub V* Percent. Alle importirten Waaren diirfen fiir die Wiederausfuhr ausgeschiirt werden, gegen Entrichtung einer 2 percentigen Zollgebiihr. Porto - Itico. Ohvvohl die kleinste unter (len grossen Antillen, hal die Insel Porto-Rico einen Flachenraum von 4.140 franziisischen Quadrat-Meilen. Ilire Hauptstadt, San Juan de Porto-Rico, liegt an der Nordkiiste der Insel, unter dem 18° 29' 10" nordlicher Rreite und G8° 25' 34" westlieher Lange, und zabit eine Bevolkerung von mchr als 30.000 Seelen. Der Hafen hat cine tauscliende Aelinliclikeit mit jcnein von Havanna (Cuba) und ist ebenso bequem und sieher. Die Insel Porto-Rico bat lange Zeit das Loos der ilbrigen spaniscben Besitzungen getbeilt, aber seitdem die unvcrniinftige Colonialsperre aufgeboben wurde, entfaltet sicli ibr Gedeiben nicbt minder rasch als jenes von Cuba *). Ilire Bevolkerung, \velelie im Jahre 1778 kaum 80.050 Menscben zabite, war im Jahre 1834 auf 357.086 Seelen gesticgen, wovon 188.8(59 Weisse, 101.275 freic Mulattcn, 41.818 freie Neger und 25.124 schvvarze Sclaven. Im Jalne 1850 wurde die Gesammtbevolkerung auf 700.000 Menscben angescblagen. Zucker und KalTee sind die zwei Haupt-Ausfuhrartikel, demniichst kommen Tabak, Zuckersyrup, Rluim, Kakao und Baurmvolle. Die Einfubr bestebt in Mehi, gesalzcnen Fischen, Pokelfleisch und anderen Lebensmitteln aus Nord-Amerika; Baumwollenzeugen, Quincaillerie, Ackergeratli-schaften, Maschinen, Handvverkszeugen aus Grossbritannien; Wein, Branntvvein, Liqueurs, Essig, Seidenzeugen, Bijouterie aus Spanien und Frankreicb; Glas, Lein-\vand und Tiicbern aus Deutschland. Im Jahre 1850 licfen 120 Schifle mit einem Gehalte von 132.000 Tofinen in den Hafen von Porto-Rico ein. Seit 1828 hat sovvohl der Import als der Export sicli melir als verdoppelt, wie folgende Ziffern naelnveisen: Wcrlli iler Jahrgang Einfulir Ausfuhr Patacas 1828 ............................... 2,0391)28 T570Ž726 1829 ............................... 2,220.340 2,821.893 1849 ............................... 4,981.583 5,402.371 1850 ............................... 5,222.028 5,877.318 l)ic Flaggen, welche sicli am Seehandel mit Porlo-Bico zu betlieiligen pflegen, sind ausser der spaniscben jene von Nord-Amerika, Grossbritannien, Diinemark, Hamburg und Bremen, Schweden, Sardinien und den Niederlanden. 'J Die olTcntlichen Kinkiinftc von Porlo-ltico, wclche im Jahre 1814, als die Colonialsperre noch bestand, cino Inilhe Million Patacas nicht ubcrscbrittcn, hetnigen im Jaliro 1850 sclioii 1,712.297 Patacas. Cubu *)• Diese schiinste und grbsste InscI von Amerika liegt zvvischcn dem 20° und 23" nordlicher Jireite und dem 76° und 87° \vestlielier Liinge. Ilire Hauptstadt Havanna ist zugleich der Centralpunct des auswartigen Verkehrs dieser Insel; obgleich nocli sieben andere Puncte (Matanzas, Puerto-Principe, Trinidad, Santiago de Culia, Baraeon, Cienfuegos und Nuovilas) den fremden Kauffabrern ollen sind, betragt die SchiflTlahrtsbevvegiing dieser sieben Hafen zusammen nicbt die lliilftc von Dem, \vas der Seeplatz von Havanna scbon leistet oder gar zu \verden versprieht. Seine Handelsthatigkeit iibersleigt bereits jene von Bristol, Nantes, Bordeaux, Anhverpen, Philadelphia, Baltimore, welebe Stiidtc durcb die starke Zalil der SebilVe, von denen sie besucht zu werden pflegen, vortheilhaft bekannt sind. Der Hafen von Havanna, dessen Eingang des Naebts dureb.cinen Leuchttburm angezeigt \vird, ist \veit, lief und sicher. An der Einfahrt belindet sich cin 237 Metres breiter und 1.272 Metres langer Canal, welcber sicb allmahlig ungemein erweitert und einen der schonsten Hiifen in der Welt bildet. Die Bevolkernng von Havanna im Jahre 1827 betrug 112.023 LSeelen, worunter 22.830 schivarze Sclavcn. Gegemviirtig sebiitzt man die Zalil der Eiinvobner auf 1 til).000 Menschcn, darunler etwa (5.000 Cbinesen, welcbe die spanischc Regierung aus den Philippinen einvvandern l&sst, um die seit der Abschalfung des Selaven-handels seltcn werdenden sclnvarzen Arbeiter zu ersetzen. Dank ibrer herrlieben Lage, der Sieherbeit ilires Hafens, der Mannigfaltigkeit, und Eiille ibrer reiehen Producte, der steigenden Zunabmc ibrer Bevolkerung, der Thatigkeit und dem Scbarfsinn ibrer Einwobner, bat sieb die Insel Cuba zu einer wunderbaren Woblfabrt emporgesebvvungen. Ilire Einktlnfte, welebe zur Zeit der Colonialsperre unter einer Million Pataeas standen, bieten folgenden hoehst merk-ivilrdigen Zinvacbs dar: Jahrgang Pataeas 1814 ............................................... 2,430.693 1819.................................................4,103.336 1824 .............................................. 3,034.639 1826 ............................................... 6,566.791 1827 .............................................. 7,624.465 1828 ............................................... 8,454.809 1839 .............................................. 11,204.433 1848 12,248.712 1850 12,922.572 Die Zalil der Schiffe (die Kustenfahrt nicbt einbegrillen), welche in den acht dem ausvvartigen Handel ollen stehenden Hafen der Insel Cuba, vom Jahre 1842 bis ') Alte Ziffern und Daten, welche folgen, sind enttveder dem gesehiitzten NVerkc la Sagra's iiber Cuba, oder den „ll<■ Unter Unter ■11 >■ gsng spanischer Klapge fremder Flaggc 1772 t773 1774 : 182(5 2,838.793 10,307.339 1827 2,S41.322 12,744.885 1828 4,523.302 12,978.111 1829 4,961.043 11,213.371 Im Depot Zusammen • 2,285.798 1,759.021 14,925.753 2,060.'I46 17,352.853 2,033.508 19,534.921 2,521 442 18,695 856 Jalirgang- U uter spanischer Flagfge Uiiter fremrter Flagge Im Depot Zusiimmeii 1830 1831 • ' 1832-1 J 4,739.776 10,195.503 1,236.283 16,171.562 1833 li 1834 | “| 1835 o 1836 ' 1837 | J ) 7,198.000 9,558.000 952.000 17,708.000 1838 "ž 1839 | “1 1840 o > 10,956.000 10,098.000 2,394.000 24,048.000 1841 14,113.783 10,967.625 (25,081.408 1842 14,387.736 10,249.790 Mit Kinsehluss \ 24,637.526 1843 13,363.741 10,058.381 der / 23,422.092 1844 13,218.853 11,837.377 Dcpots J 25,056.230 1845 16,969.793 11,037.764 [ 28,007.557 1846 13,651.329 8,974.069 Mit Ausschluss / 22,025.398 1847 15,648.870 16,740.248 der ] 32,389.118 1848 15,222.318 10,213.247 Depots ( 25,435.565 1849 16,366.844 9,953.(515 1,869.481 28,189.940 1850 18,455.071 10,528.155 1,623.426 30,606.652 l)ie Ausfuhr - Gegenst&nde bestelien fast aussehliessend in Natur-Erzeugnissen dieses gesegneten Bodens, worunter Zucker, Zuckersyrup, KafToe, Tabak in Blatlern, Cigarren hauptsaclilich zu nenncn sind. Der Ausfuhrhandel offenbart die namliche steigende Tendenz, wic sie bei der Einfuhr wahrzunehmen ist. Gesammtwerth der ausgefiihrten Waaren in Pat a ca s. Unter Unter Im Depot Z u siu ume n Jahrgang 1772 ) spaniseher Flagge iVeiniler Flagge 1773 | 1774 ) 1,197.779 1826 1,992.689 10,504.309 1,312.839 13,809.837 1827 2,284.250 10,517.975 1,483.966 14,286191 1828 1,556.224 10,085.117 1,473.020 13,114.361 1829 2,292.580 10,000.677 1,653.170 13,952.427 1830 1831 . 1 1832 1 u 3,740.747 10,609.076 1,521.144 15,870.967 1833 11 1834 1 3 | 1835 o , 1836 j, ' 1837 -g J ) 3,056.000 9,831.000 926.000 13,813.000 1838 1 £ 18391 "| 1840 o \ 4,378.000 14,120.000 2,230.000 20,728.000 Unter Unter Janrgang1 spanischer Flag-ge fremder Flagge Unter Im Depot Zusammen 1841 7,148.674 19,628.940 1842 6,976.884 19,708.117 1843 6,980.888 18,078.903 1844 8,882.740 19,873.848 1848 6,708.801 12,084.310 1846 8,818.881 16,181.707 1847 6,849.387 21.449.413 1848 6,048.093 20,031.974 1849 8,873.838 16,863.021 1880 0,020.639 19,611.308 Mit Ausscliluss Mit Einschhiss (tar Depots (tar Depots 2,032.186 1,887.883 / 22,000.888 ] 27,998.770 ( 26,077.067 24,468.712 27,819.830 l 26,774.614 \ 26,684.701 / 28,029.791 | 28,426.891 ( 18,792.811 Binnen fiinfundzvvanzig Jahren, von 1826 bis 1860, haben also sovvolil clie Ein-fuhr als ilie Ausfuhr um das Doppelte sicli vermchrt. Das Jahr 18151 bat ungeaehtet der allgemeinen Agitation, welehe in Folge der Expedition der nordamerikanischen Abenteurer gegen die Insel Cuba hervorgebracht ward, cine Vermehrung von 20 Percent an der Ausfuhr der vorztiglichsten Artikel, wie Zucker, Zuckersyrup, Kalfee, Tabak n. s. w. geliefert. So sind im ervvahnten Jahre 1,1548.000 Kisten Zucker ausgefuhrt wordeu; 298.000 Kisten mehr als im Jahre 1850. Der Export des Tabaks in Blsittern war \viihrend des namlicben Jabrs auf 9.240.000 • Pfund gestiegen ; 1,261.800 Pfund mehr als das Jahr vorher. Nacli der Behauplung des ., Diario de la marina de llabana" bat der Werth des Gesammt-Exports im Jahre 18152 die Sumtne von JO Millionen Patacas iiber-schritten. Im Jahre 18150 zabite die Insel Cuba 687 Zuckermuhlen, vvovon 168 scit dem Jahre 1846 neu errichtet und mit Dampfmaschinen verseben sind. Die meisten neuen Etablissements sind so grossartig, dass es darunter einige gibt, vvelebe 215 bis 30.000 Kisten Zucker jahrlich zn erzeugen pflegen. Zu dieser macbtigen Entwicklung des Ackerbaus und des Handels auf der Insel Cuba bat wesentlich die Anlegung und Ausdebnung der Eisenbabncn bei-getragen. Im Jahre 18151 \varon bereits llOLeguas (spanische Meilcn) 1) Sebienen-\vege beendet und 30 andere Midlen im Bau begrillen. Die vorzliglichsten Import-Artikel sind: Reis, Stockfiscb, Scbinken, Pokel-fleiscb, Mehi, Hutter, Speck, Unschlitt, Leiler, Schube (es sind im Jahre 18550 aus Spanien allein 168.0158 Paar eingefiihrt worden), Glas- und Krystallwaaren, Baum-\voll-, Leinen-, Seiden- und WolIen-Zeuge, Eisen-Instrumente, Stalil-, Quincaillerie-, Messing- und Packfongwaaren, Pendel- und Wand-Uhren, Fortepianos, Wagen u.s.w., kurz, alle Artikel, welebe in Andalusien Absatz tinilen, indem der Markt der Insel Cuba mit jenem von Sud-Spanien die grosste Aebnlicbkeit bat, mit dem Unterscbied, dass auf der Insel Cuba der Luxus und der hausliche Comfort noeli mehr entwickelt ist, und mithin die fremdlandiscbe Waare desto gesucbter bleibt, je mehr sie sicli durch Wabl und Schonheit auszeichnet. ') Die Legna nueva = 21.138 \V. Fuss. Der franzflsische lmport-Handel diirfle daboi den osterreichischen lndustriellen am besten als Bichtscbnur dienen. Er war im .lalirc 1850, \vic folgt: Waarengattung Kinlieit Quantitllt Werth in Franken Baurmvollenzeuge Kilogr. 93.334 2.345.049 Seidenzeuge 17. IS« 1,989.508 Lederwaaren SK.422 823.172 Bijouterie-Waaren 3.204 445.058 Parfmnerie Kilogr. 02.687 438.809 Wein «.401 362.489 Wollenzeuge 15.378 349.277 Modc-Artikel und kunstliche Blnmen . . . Franken 327.150 Glas und Krystall 289.374 330.971 Knijpfe aus Bein und Perlenmutter . . . • n 40.536 312.676 Gegarbtes Leder 52.471 266.108 Marinirte Fisclie 106.239 265.579 Scbreibpapier, Bijchcr, Kupferstiebe . . • M 17.214 256.616 Fertige Miinnerkleider 12.523 250.530 Leinenzeuge 8.290 245.930 Feines Tafelcil • n 131.097 222.865 Maschinen 169.493 211.510 Arzeneien 18.961 166.080 Stearin-Kerzen 27.798 138.990 Eiserne Handwerkszeuge 64.780 117.778 Branntwein und Liqueur 1.139 101.681 Saek- und Pendel-Ubren Franken 98.784 Galanterie-Waaren 5.654 75.740 Begen- und Sonnenscliirme voit Seide . . . Franken 59.158 Trockene Niisse und Mandelu 58.752 53.074 Mobeln . 52.011 Cement-Kalk 48.627 Drecbslerwaaren 8.814 47.721 VVaflen und Scbiessgevvelire » 3.957 41.787 Filzbiite 38.144 Verscbiedcno Artikel Summe . 585.969 11,068.841 ])ic Sdiifffalirts-Gebiihren, \velchen der Seebaitdel unterliegt, sind: 1. Die allgemeinen Schiffsgelder, welehe hoi der Einfuhr nnd hei der Ausfubr behohen werden; 2. das Tonnengeld; 3. die Zusatzgebtthren. Die allgemeinen Schiffsgelderwecbseln bei der Einfubr nacb folgendemMaasstabe: National-Erzeugnisse, unter National-Flagge importirt, zahlen 6 Percent. Fremde Erzeugnisse unter fremder Flagge 21'/* bis 27'/* Percent. Fremde Erzeugnisse unter spanischer Flagge und spanische Producte unter fremder Flagge 14J/4 Percent. Fremde Erzeugnisse unter spanischer Flagge, aus einem Hafen der Halbinsel eingefiihrt, 103/4 bis 133/4 Percent. Ferner haftet auf allen fremden Natur- und Industrie-Erzeugnissen ein additio-nelles Einfuhrgeld von 3 Percent. Pas Tonnengeld betragt fiir spanische Schiffe S Silber-Realen (Reales de Plata) und fiir fremde Scbilfe 12 Silber-Realen ‘) perTonne; Kauffahrer, welche nur in der Absicht landen, um Wasser einzuneliineii, entrichten ein Ankergeld von 4 Silber-Reales per Tonne. Ferner muss jedes Schill', die spanischen nicbt ausgenommen, 1 % Silber-Real per Tonne fiir den Unterhalt der Pontons (Kriegsschiffe, welclie dariiber zu wachen haben, dass keine Neger eingeschwarzt vverden) beisteuern. Die Zusatzgebiihren sind zweifacher Natur: a) derecho de Balama (Wagegebiibr) von 1 Percent von den gesammten Zollgebiihren, welcbe dem Schiffe im Verhaltnisse zu seiner Ladung auferlegt werden. It) derecho de lieneficencia (zum Unterhalt der Spitaler und andern Wobl-thatigkeits-Aiistalten) von 4 Silber-Realen per Pipa a) und 2 Silber-Realen die lialbe Pipa der importirten Weine, geistigen Getranke, Liqueurs, Rosoglio u. s. w. Zu den vorziiglicbsten Privilegien der Insel Cuba gehort die Refugniss, jedes Jahr ihren eigenen Zolltarif durcli eine besondere Commission revidiren lassen zu diirfen. Diese Commission bestebt aus den Delegirten der Grundeigenthiimer, des Handelsstands und der Staatsverwaltung. Sie pruft und erortert die Griinde und Umstiinde, welclie die Modification irgend eines Artikels im Zolltarife wiinschens-werth machen. Der so abgeanderte Tarif tritt dami mit dem 1. Januar ins Leben, oline die Sanction der spanischen Central-Vervvaltung erst abwarten zu miissen, die nur der Form wegen jedesmal nachtraglich ertbeilt wird. Man muss der er-wahnten Commission die Gerecbtigkeit widerl’abren lassen, dass sie mit jedem Jahre den Zolltarif zu ermiissigen sucbt, obgleich die Deputirten der Regierung alles auf-bieten, um die spanische Flagge im Genusse der bisherigen Vorrecbte der Nationalitiit zu erhalten. Ungeachtet des jahrlicben Wechsels des Tarifs lassen sich zunacbst fiir jene Artikel, welche den osterreichiscben Import-llandel interessiren, folgende Zollsatze durchschnittlich aufstellen : Artikel Provenienc Flagge Zollsat/. Eisen, Stalil und Wollen7.ouge . . . . frenulc fremde 33% % 9f * * • * rt spanische 23% % » • • . . spanische fremde ‘7% % ft • • . . spanische spanische 7% % ') In tlcn spanischen Colonien wird nur naoli Healcs de plnla gcrcchnet, wovon ein Stiiek don zelmten Theil (les ('ulonmitu ausmaelit, mitliin etwa 13 Kreuzer iistciTciehiselie Miinze betriijft. a) Uie Hipa = 7-7 W. Eimer. Artikel Provenienz Flagge fremdc fremdc Zollsatz Glas, Krystall, Seife, Unscfilitl, Spock . fremdc Molil tt . . „ spanische . . spanische fremdc . . „ spanische . . fremdc frenule fremdc !)'/„ Colonnati per Fass (plus 2°/() (les \Verllis) . . spanische spanische 8 fremde (i spanische 2 n Der Ausfuhrzoll Iasst sicli bemesscn. wie folgt: 2% Percent nach (len Hafen der pyrenaischen Halbinscl obne Untersehied der Flagge. 4% Percent nacli fremden Landern untcr spanischer Flagge. '/i, Percent nacli fremden Landern miter fremder Flagge. Zucker jeder Art wird bei der Ausfuhr nur mit 3% Reales die Kiste von 16 Ar-robas unter spanischer, und mit 41/> Reales unter fremder Flagge besteuert. Den gleicben Zoll von 4‘/3 Reales zabit der Zuekersyrnp per Bocayo (150 Arrobas), sowie Branntwein aus Zuckerrohr per Pipa. Goldmiinzen, Goldstaub und Silber, welche nacli Spanien ausgefUhrt werden, sind zollfrei; dagegen zablen Goldmiinzen und Goldstaub l'/4 Percent und Silber 2% Percent, \venn sie nach anderen Landern exportirt werden. Der Export des Kaffees unterliegt einer doppelten Zusatzgebiihr: derecho de Auxilio von 2'/a Reales die Arroba; derecho de Au.vilio consular von i/z Real per Sack. Alle Handels-Artikel, \velcbe sich leicht aufbewahren lassen, kiinnen wabrend eines vollen Jabrs im Depot niedergelegt werden, gegen eine Zollgebiihr von I Percent, sei es bei der Einfubr oder Ausfuhr. Das Mehi jedoch darf wegen des beissen Klirna’s nur vier Monate im Depot bleiben. So sehr der Handel liber die unzahligen Plackereien der spanisclien Zoll-iimter in den Hafen des Mutterlandes sich zu bescbvveren Grund bat, so sehr lindet er auf der Insel Cuba , besonders seit der aufgeklarten Verwaltung des Grafen Villanueva, alle moglicbe Erleichterungen. Die vorziiglichsten darunter sind: bequeme Fristen zur Entrichtung der Zollgebiihren; unentgeltlicbe Unter-kunft der Waaren in eigenen der Regierung gehorenden Localitiiten wahrend der Ladung oder Loscbung; die Moglichkeit fiir den Consignatar, das Waaren-Manifest, zwolf Stunden nacbdem das Schifl’ eingelaufen ist, rectificiren zu lassen; Nachlass oder Reduction der Zollgebiihren im Verhaltnisse zur Ab-nahme oder Beschadigung der Waaren in Folge von Havereien; billige Wertb-schatzung der VVaaren Seitens des Mauthamts bei Erbebung der Zollgebiihren nach dem Werthe. Es ist gehorigen Orts bereits angedeutet worden, wie der Verkehr zwischen den osterreichischen Hafen und den spanischen Colonien in Amerika, welcher friiher den indirecten Weg uber die pyrenaische Halbinscl zu nehmen pllegte, immer mehr <1 irocl umi unmittelbar 7.11 werden strebt, uud dubei die erfreulichste Zunahme untl Ausdehnung offenbart. Ein osterreichischer Ausfuhr-Artikel, welcher dazu \vesentlich beitragt, ist das Molil aus der bekannten Dampfmiihle von Fiumc, \velcher Artikel scit einigen Jahren auf der InselCuba so beliebt gevvorden ist, dass er die nordamerikanische Concurrenz in den Nummern 1 und 2 taglich melir uberfliigelt. Da in der Dampfiniihle von Fiume das Getreide trocken gemahlen wird, behiilt das so gewonnene Mehi melir Kraft und Consistenz, und wird danim im Verhiiltnisse zu dem nordamerikanischen Melil gleiclier Gattung mit 1 bis 2 Colonnati das Fass von 150 Wiener Pfuml theuerer bezali It. Aucb weisen die Tabellen des Ausfulirhandels von Triest naeli, dass es miter den nacli Porto-Rico und Culia exportirten Artikeln viele gibt, die niclit iisterreicliiscbcn Ursprungs situl, welche aber durch unsere Vermittlung nacli den spaniscben Colonien versendet werden, indem namentlich Triest berufen ist, niclit mir die Pulsader des Austauscbes zvvisclien den spaniscben Colonien umi dem Kaiserstaate zu werden, sondcrn aucli den Verkehr von Siid-Deutschland und Siid-lUissland, so\vie der Levante und der Donaufurstenthiimer, mit den Antillen und Brasilien in seinen Hiinden zu vereinen. Durch die vortheilliafte Lage Oosterreich’s im Herzen von Europa begiinstigt, durcli die Fulle und Manniglaltigkeit seiner Natur- uud Fndustrie-Erzeugnisse belebt, durch den Unternehmungsgeist seiner Hheder und die Kiihnheit seiner Seeleute angeregt, durch den kraftigen Schulz der kaiserlichen Hegierung gefordert, ent-wickelt sicli die siegende Macht unserer vaterlandischeu Handelsthatigkeit vom fernen Osten nacli den weiten Kiisten der neiien Welt hin, und umfasst sclion beide llemispliaren. Schiine Morgenrothe einer noch schoneren Zukunft! — Pariš, den 15. Februar 1854. \Uiys Deliran/. It. k. Sectionsruth im llandels-Ministerium