Freptag den 22. April 1826. DeS Kcirntnet's Morgen - Gesang an den drey frvheften Tagen (9., lo. und 11. April) des Jahres 16 2 5. Von S. M. M a y e r. (Nach der Melodie: »Gott erhalte Franz '.c.«> vl?end', 0 Tag, im reinsten Glänze Heut uns deinen gold'nen Strahl, Weil in seinem Felsenkranze« In der Alpen Riesensaal, Kärnten seinen guten frommen Kaiser jubelnd in sich schließt. Der zu unserm Heil gekommen, Er, der unser Vater ist. Haucht die reinsten Vrstlingsdüfte, Kinder junger Lenzcsfiur.' Tragt sie rastlos, Schmeichellüfte! Hin, wo von der Liebe nur ^ Treu bewacht mit eh'rnem Schilde, Unter allgemeinem Fleh'n, Wandelt jetzt der engelmilde Franz durch Carantanien. Schwinge dich zum Atherthrone, Lerche! jubelnder empor, Eisre mit d»'m Vergessohne, Mehr' der Bether Sangeschor; Wie du kündest Vlüthcnregen Nach der Erde Vrautnacht an, So entsprossen Glück und Segen Allenthalben Franzens Bahn. Steigt von euren Alpen nieder In das hochbeglückte Thal, Schließt euch an, ihr schlichten Brüder! Daß der Gute überall, Wo er wallt durch Kärntens Auen, In der Stadt, am flachen Land', Möge Seine Kinder schauen, In dem Blick der Treue Pfand. Nur die Milde, nicht die Strenge Herrscht in Franzens Azur - Blick, Keiner Wache starre Menge Hält den Bittenden zurück; Froh nur in der Seinen Mitten Aller Liehe Sich bewußt, Ruht Er furchtlos in der Hütte, Ihn beschirmt der Kinder Brust. Dieser Schild wird immer glänzen, Frey von jedem Makel, rein, Wie des Landes eif'ge Gränzen In des Morgens Nosenschein. Was mit Macht einst losgerissen Hat Europa' s kräft'ger Feind, Darf der Kärntner nicht mehr missen / Innigst ist es nun vereint. Franz hat dieses Vand geschlungen, Wofür dankend Herzen glühn, Ew'ge Kränze sich errungen In der Kärntner festein Sinn; Darum ivird der Schild auch schimmern, Der den Vater treu bewacht, Vis einst unter Weltentrümmern Uns umziehet grause Nacht. Hör', Allmächt'ger! unser Flehen, Sende des Vollbringens Kraft, Daß Jahrhunderte noch sehen, Was der feste Wille schafft: Liebe, unverletzte Treue, Selbst des grünen Lebens Kranz Opfernd in der Kämpfer Neihe, Stets für unsern Vater Franz! Salbungs- und Krönungs-Feyer der Könige von Frankreich *). Die bevorstehendeK'önuüg undSalbung des Königs Carl X. erinnert an die Feyerllchkeit, welche am 11. Iuny 1776 bey Ludwig XVI. Statt fand, und die um so werkwurdiger war/ da sämmtliche Gebräuche der elten Monarchen mit der größten Genauigkeit beobachtet wurden , und dos heilige Ohlflaichchen (la Lainlc 2Mpou!e) zum letzcen Mahl ihren Dienst verrichtete.— Es siel an gedachtem Tage als ein übles Zeichen auf, daß derKömg mitten im hohen Chor der Cachedrale zu Ptheims, mitten in der Ceremonie, die Hand an die Krone legte und die mertwürdigen Worte sprach: „Sie drückt mlch (ello m« ßöne) !" HeinrichsIII. hatte bey seiner Klönung ungefähr dasselbe gesagt: „Sie sticht Mlcy (ello me piyuo)!« Der gewaltsame Tod *j Aü6 der allgsm. Thcaterzcitung. Heinrichs III. und die Ähnlichkeit der Äußerungen «»achte damahls die Hosieute Ludwig XVI. stutzen und bangen. — Doch wir gehen zur Beschreibung der Feyerlichkeit selbst über: So^mags den 11. Iuny war seit 6 Uhr Morgens alles in Bewegung. Die Domherrn der Cathedrale, der Erzbischof von Nheims (Herzog de la Noche-Ay-mon), die Cardinäle, Prälaten, Minister, MarschäNe, Scaatsräthe, Deputirte u. s. w. «ahmen die für sie bestimmten Platz« ein. Um 6 l^2 Uhr erschienen die weltlichen Pairs in ihrer Siaatskleidung, und ihrer alten ursprünglichen Benennungen, nähmlich: die Herzoge von Burgund, von Normandie, von Aquitanien, die Grafen von Toulouse, von Flandern, von Cham« pagne u. s. w.; die geistlichen Pairs in Chorrock und Bischofsmütze. — Um 7 Uhr begaben sich die Bischöfe von Laon und Beauvois in Prozession zum Könige, um ihn abzufohlen. Vor ihnen gingen sämmtliche Dom« Herren der Cathedra!«, und vor diesen der Ober-Ceremonienmeister, Marquis de Dreux. Sie tamcn durch eine» langen verdeckten Gang bis an die Thüre des Zimmers, und fanden sie (der ältesten Sitte gemäß) verschlossen. Der Vorsänger (ältester Domherr) klopft mit seinem Stäbe an. Von innen fragt der Ober-Kammerherr, ohne die Thür zu öffnen: „Wen suchet Ihr?"— „Wir suchen den König!" gibt der älteste Bischof zur Antwort.— „Der König schläft (ist todt)!" antwortet der Oder^ Kammerherr. — Der Vorsänger klopft nun zum zweyten Mahl; es erfolgen die nahm» lichen Fragen und Antworten. Endlich, bey dem drit> ten Mahl, erwiederte der geistliche Pair auf den Be« scyeid: „der König schläft!" die Worce: „Wir suchen Lut>w>g den Sechszehnten, welchen unb Gott zum Ko-nige gegeben Hai!"— Jetzt öffnen sich beyde Thürflügel u»o ein zweyter Auftritt beginnt. Der Oder. «Ieremonleilmelster führc die beyden Biscyöfe zum Könige, welcher auf einem Paradebett liegi Die Palrö grüßen ihn, sich tief verneigend. Der Monarch lst angeihan mit einem kurzen Camisol von ccllnioiftnrolhem Zeuge, mit Gold verbrämt, und an den ^,ell.'n, wo gesalbt werden soll, aufgeschlitzt. Über dem Cannsol lrägt er ein langes Oberrleid von Silber« stoff; n,'? auf dem Kopfe ein schwarzsammetnes Ba, reu , mit Demancschnur und Federbusch. Der geistlich.« Pair überreicht ihm das Weihwasser und spricht das Gebeth: „Allmächtiger, ewiger Gott! der du deinen Knecht Ludwig zum Könige erhoben, gewahre ihm die Gnade, daß er im Laufe seiner Regierung das Wohl seiner Unterthanen befördere, und ilch nie von den Fuß. steigen der Gerechtigkeit und Wahrheit entferne!" Nach gesprochenem Gebeth fassen beyde Bischöfe den König bey dem rechten und linken Arm, heben ihn vom Vette, fuhren ihn in Prozession durch den verdeckten Gang, unter Gesang und Gebeth, in die Kirche. Jetzt war es 7 Uhr und nun kam auch das heilige Ohlfläschchen an. Der Grosiprior der Abtey des heiligen Remigius (5t. Nem^) brachte es im feyerlichsten Zuge, auf einem Zelter sitzend, unter einem Thronhimmel, welchen vier Barone trugen, und unter Bede, ckung vornehmer Geißeln (plei^), welche sich vorher eidlich für die Sicherheit der sainte ^nipoule *) y^, bürgt hatten , und sie keinen Augei.^lick aus den Augen lassen durften. — Als sie vor der Hauptthür angekommen waren, empsiüg sie derErzbischof aus den Handen des Großpriors mit den gewöhnlichen Worten : „Mon-seigneilv! ich vertraue ihnen diesen kostbaren Schatz an, welchen der Himmel zur Salbung deö Königs Clovis und seiner Nachfolger dem heiligen Remigius zugesandt; aber ich ersuche Sie, ))em alten Gebrauche gemäß, sich verbindlich zu machen, ihn mir nach der Sal-' bung unsers Königs Ludwig XVI. wieder zxzustelleli." — Der Erzbischof legte hierauf, derSiice gemäß, folgenden Eid ab. Ich empfange mit Ehrerbiethung die 3ainl,L ^in^ouie, und verspreche Ihnen, auf mein *) Die HiniUo ^.m^mile, bey der Salbung der Könige daä Haupt «Erforderniß, ist ein kleineö rundes Glas-fläschchen, mit einem Wunderbalsam angefüllt, der wie es heißt, nie abnahm, und zuerst bey der Salblina, undKrömmg El ov is I. gebraucht wurde. Damahls nähmlich soll dem heil. Bischof R e m i g i us (gestorben 535), welcher das gewöhnliche Salböl)! vergessen hatte, dieses Fläschchen von einer weißen Taube aus den Wolken im Schnabel zugebracht worden seyn. Sie wurde im Grabe des heil Nemiguis aufbewahrt, dessen wohlerhalcenen Leichnam in der Abcey seines'Nahmens ein Reliquien-Kasten in sich schließt, und lag ebenfalls in einem goldenen, mit Edelsteinen von verschiedenen Farben besetzten Reliquien-Kästchen. priesterliches Wort, sie Ihnen nach vollendeter Sal« bung wieder einzuhändigen!" Hierauf nahm der Cardinal de la Röche-Aymon das Fläschchen dem Groß-Prior ab, begab sich aus das ^ hohe Chor zurück und legte es auf den Altar nieder.^ Dann trat er zum Könige und emvsing von ihm den sogenannten Schuheid für alle der französischen Krone unterchänige Kirchen. Der König sprach diesen Eid sitzend und mit bedecktem Haupte. Nach dieser Eidesformel stellten zwey geistliche Pairs den König der Versammlung vor und fragcen sie: ob sie den gegenwärtigen König Ludwiz XVI. zum König annähme? Ehrerbiethiges Schweigen diente zur Antwort. — Der Erzbischof hielt hierauf dem Könige das Evangelienbuch hin, auf welches derselbe den Eid > leistete: die Orden des heiligen Geistes und des heiligen Ludwig,aufrecht zu erhalten, das Kreuz des letztern Ordens beständig zu tragen, das Duell-Edict beobachten zu lassen, und auf keine Fürbitten zu Gunsten des Schuldigen zu achten. Der König empsing nun das Schwert Carls des Großen und übergab es dem Gioß-Connetable (Krön. Feldherrn), welcher es während der Feyerlichkeit mit nach oben gekehrter Spitze i» den Händen hielt. Wahrend u»d nach der Übergabe oes Schwertes wurde»! Gebethe gesprochen. Nach vollendeten Gebethen öffnete der messelesende Prälat das heilige OHIstäschchen und träufelte ein Paar Tropfen davon in den daneben stehenden Chry» sam.— Der König ließ sich vor dem Altar auf ein vio-leltsammetnes Kissen nieder: zu seiner Rechten kniete der Erzmschof. Beyde bleiben in dieser Stellung bis zum Schlüsse der von vier Bischöfen gesungenen Lita« neyen. Dann stehen beyde auf; der Erzbischof setzt sich wieder auf seinen Armsessel; dcr König kniet vor ihm und wiid »un auf dem Scheitel, ai:f der Brust, zwischen beyden Schultern, auf der rechten, auf der linke«» Schulter und im Gelenk des rechten und deö linke» Arms gesalbt. Während der Salbung spricht der Erz-hlichof Gebethe. Nach de» sieben Salbungen wurden dem Könige vom Ober.Kammerherrn dle Tunica, die Dalmacica lind der königlich,' Hermelin - Mancel, sämmtlich von violettem Sammet, angelegt (sie sollen Symbole der drey Stande, des Unter-Diaconen, Diaconen und Priesters seyn). Jetzt kniete der König vor dem messelesenden Prälaten, und empfing von ihm die achte Sal« bung auf der flachen rechten Haud , und die neunte und letzte auf der linken ; worauf ihm dieser Priester an den vierten Finger der rechten »Yand einen Ring steckte, als Sombol der Einigkeit, welche zwischen König und Volt herrschen soll. Hiernachst »ahm der Erzbischof vom Altar das königliche Scepter, welches er dem Könige in die rechte Hand, und die Hand der Gerechtigkeit (main