Rr. S?. Mittwoch, IS. August LV««. v Jahrgang Die „Marburger Zeitung" erscheint jede» Sonntag. Mittwvlt) und Freitati. Preise — fnr Marbnr;^: ganWtirig K fl.. halbjähug 3 fl., vierteljährig I sl. 50 kr' fiir Anstellung ins Haut monatlich 19 kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., lialbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zwetmallger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, »vozn fiir jedesmalige ^nischaltung 30 kr. Jnseraten'Siempelgcbühr kommen. Zur Geschichte des Tages. Die Frage, betreffend die Neugestaltung Oesterreichs hat den Bezirksausschuß von Biela veranlaßt, in einer öffentlichen Erklä rung zu fordern: 1. eine bölMische Ländergruppe und Gleichstellnlig derselben mit den Freiheiten und der Autonomie, ivelche den Lcindern t^er ungarischen Krone zu Tlieil wird; 2. Böhmen soll nicht von Wieit, son. dern von Prag auS regiert tverden. tveShalb eine verantivortlZche Landesregierung in Prag einzusetzen ivare ; 3. der böhmische Generallandtag erhält daS Recht der Steuer- und Rekrutrnbewillizlung und daS Recht der Legislative für die böhmische Ländeigruppe; denn die Bcvölkerting hat durch den jetzigen Krieg die Nothivendigteit kennen gelernt, dlifi die Nation auf die Erklärung und Führung deS Krieges Einfluß nehme, und sie muß in Folge dessen daher die WiederhersleUung des Generallandtai^cs der böhmischen Krone mit dem Rechte del' Steuer- und Soldatenbeivilligung für diese Lander auf breiter gesetzgebender Basis fordert!; da alier die Ungarn, die sich eineS gleichen Rechtes erfreuen, sich !)eSselbcn nicht begeben und dasselbe der ReichSvertretung nicht überlassen tvollen. lvozu wir sie lveder zlvingen können noch lvoUen. so würe auf diese Weise der Weg zu einer versöhnlichen und beide Parteien gleich befriedigenden Lösung deS ganzen Streites gefunden; 4. Sanktionirung deS vom letzten Landtag beschloffenen Wahlgesetzes; 5. der Wirkungskreis der Gendarmerie und der k. k. politischen Behörde solle gänzlich in die Hände der Gemeinde- und der BezirkSvertretuugen übergehen. — Die übrigen BezirkSvertretungen in Böhmen tverden zu gleichen Beschlüssen aufgefordert. lZs ist nun beinahe ein Jahr, schreibt das „Innsbrucker Tagblatt." seit Herr Graf Belcredi daS Steuerruder deS österreichischen Staats-schlffeS ergriff. Wlr tvollen heute nicht auSeinaildersetzen. in tvelches gefährliche Gelvässer voller Klippe» und Sandbänke das arme Fahrzeug inzwischen gerathen, nur EineS möchten wir hervorheben, «vorüber man seinerzeit nicht genug Aufhebens machen konnte. „Die Bureaukratie wird vernichtet »Verden." hieß eS in den offiziösen Blättern, als Gras Belcredi ins Kabinet trat, und heute nach Jahr und Tag wird unS Jedermann Recht lassen milssen. lvenn wir behaupten: es ist nie bureaukratischer regiert wordeit. al? unter dem Ministeriun» Belcredi. Wir in unserem Kronlande l^aben uns zivar seit der Rückkehr des Herrn Statthalters Lob-koivitz über Bureaukratismus niclit zu beklagen — über die Annehmlich-keiten während seiner Beurlaubung tvüßten die Vorarlberger Manches zu erzählen — aber die Stimmung. Ivelche gegenwärtig unter allen Parteien in Böhmen üb^r den Liebling unseres Staatsministers, den Herrn Grafen Lazanzky. herrscht, diese gibt uns einen Maßstab, nach ivelchem man leicht beurtheilen kann, ivie es mit der sogenannten Vernichtung der Bureail-kratie steht." ()n Prag cirkulirte. dem „T. a. B." zuslilge. das unglaubliche Gerücht. Lazanzky sei zum Statthalter von Böhmen ernannt.) Das Gerücht. i>aß die ungarische Legion wieder entwaffnet lverden soll, hat sich nicht bestätigt. Dieselbe ist zwar unter ^lapkas Füh-rung über die Oder zurückgegangen, hat aber bei Schillersdorf, dritthalb Meilen südlich von Ratibor. eiti Lager liezogen. Die llngarn sind der Ansicht, daß sie bei der unausbleiblich nothwendlgen uitd zahlreichen Ver-Minderung der Armee im preußischetl Solde verbleiben und hie und dort zur Berwendung kommen werden. Der Schilderung eines Gefechtes bei Skalitz entnehmen lvir folgende Stelle, liielche dieKa »AP fw eise der preußischen Jägerkennzeichnet: „Wir lvaren" heißt es in dem Berichte, „im Farrentraute eines Waldbraude verstekt; der Hauptmann schlich durch die hohen Farrenbüschel, um rekognosziren; er mußte tvohl Wichtiges sehen. Ein zischetides „Pst" brachte uns auf. Jeder prüfte seine Buchse, und gebückt schlichen »vir zuin äußersten Saum. „Kinder", sagt er, „dort auf der Straße kommt österreichische Verstärkung. eine Mu-nitions Kolonne, tveiter leinten Infanterie, die dürfen lvir nicht vorüberlassen. Kamerad." »vendete er sich an den Lieutenant, „lassen Sie die erste Sektion Ihres Zuges Ezplosions-Patronen zur Hand nehmen, ich »verde es auch thun, nehmen Sie die drei ersten Wagen, ich nehme die folgenden. Wir wollen einige Wage» in die Lust schicken." Ein freudiges Gemurmel folgte. Die Sektionen versorgten sich mit ExplosionS. Patronen, und mit gespanntester Aufmerksamkeit er»varteten die Jäger Weiteres. Nochmals begab sich der Hauptmann an die Lücke hinter ihm. die schußbereite Büchse zum Anschlag fertig, die Gruppen seiner Jäger. Das Wakdlilümchen. Äon K. v. K. (Fortsetzung.) Der b')rmeindeschreiber räusperte sich von Neuem, that einen langen Zug aus seinem Glase und sagte dann mit einer Miene, in welcher sich die Erwartung über den Erfolg seiner Worte abspiegelte: „Nun. meine Eröffnungen beziehen sich auf einen Herrn, welcher hier schon jeit längerer Zeit damit beschäftigt ist. seine Malermappe zu süllen und dem das Glück zu Theil wurt'e. auch Fräulein Marie mitunter einige seiner Zeichnungen vorlegen zu dürjen." „Wie. Il)re Mittheilungen betreffen Herrn Müller?" „Herr Müller? — Ja. da eben sttzt der Haken —" „Wie so?" Unser Freund faßte ivieder nach seinem Halskragen und sagte den Kopf in den Nacken werfend: „Man bat im Interesse der Sicherheitspolizei sich veranlaßt gesunden. Nachforschungen über besagtes Individuum anzustellen, und ist dabei zu einer sehr wichtigen Entdeckung gelangt." ..Am Ende auch so »in verkappter Demokrat." murmelte der Förster. „Keineswegs! — Ein ganz anderreS Faktum hat sich dabei ergeben." „Wie?" „Ja?" ..Nun?" ^Ein Faktum, welches auf nichtS Geringeres hinausläuft, alS daß besagter Herr Müller feinetwegS Müller, sondei^n Baron von Wildenhaupt heißt." Der gule Eduard glaubte durch diese Mittheilung den Förster in große Berlegentint zu setzen, und freute sich schon im Boraus des Trium- phes. »velchcn er dadurch über denselben zu feiern Gelegenheit haben lvürde. aber er ward bitter enttäuscht. Die Zlige des alten Mannes hatten sich krampfhast zusammengezogen, sein Auge heftete sich zornglühend auf den armen Gemeindeschreiber. Seine breite Hand legte sich fest »vie ein eiserner Ring um die seines Gesellschafters, und mit einer Stimme, deren Eiseskälte diesem eine Gäl»sehaut ül)er den Nückeu jagte, fragte »»r in einem dumpfen Tone: „Baron von Wildenhaupt lieißt der Fremde? — Nicht so? —Ant-Worten Sie! — Sagten Sie nicht Baron von Wildcnha»lpt?" „Es thut mir leid." erwiederle der eitle, junge Mann, den leisen, jedoch vergeblichen Versuch machend, seine Hand der deS Försters zu entziehen. „es thut mir leid, daß dieser Name über meine Lippen gekommen ist. denn, ivie es scheint, habe ich Ihne»: dadurch einen schlechten Dienst criviesen." „Im Gegentheil. Ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür und Marie ivird es noch »nehr sein." Diese Acußerung sachte den entschwundenei» Muth und vas Verlorene Selbstvertrauen des Gemeindeschreibers vom Frischen an und seine Eitel-keil baute einen neuen Plan aus bereits lialb vernichtete Hoffnungen. „Sie sprechen von Fräulein Märien s Dankbarkeit." jagte er. „Hat mich denn ctivas Anderes als die Besorgniß uiN deren Wol?l veranlaßt, Ihnen diese vertrauliche Mittheilung zu machen?" „Aber, ivie kamen Sie Iiinter das (Heheimniß?" „Wie ich dahinter kam?" sagte Cduard, die Augen verlegen zu Boden schlagend. „Nun. man hat so seine Mittelchen. die ein guter Polizei-beamler nicht außer Acht lassen darf! — Etivas spioniren. Freundchen, etivas spioniren — das lvird nach unserem Katechisinus als keine Sünde angesehen. Uusereins hat große Pflichten gegen i'en Staat und gegen die Gesellschaft zu erfüllen: beide trollen geschützt sein." „Weiter! Weiter!" sagte der Förster mit sichtbarer Ungeduld. „Nun. sehen Sie. um das Wohl von Fräulein Marie besorgt, hatte ich schon längst beschlosien. diesen sogenannten Herrn Müller auf's Korn zu nehmen." „Daran haben Sie Recht gethan." sagte der Alte, indem sein Auge Die „Marburger Zeitung" erscheint jede» Sonntag. Mittwvlt) und Freitati. Preise — fnr Marbnr;^: ganWtirig K fl.. halbjähug 3 fl., vierteljährig I sl. 50 kr' fiir Anstellung ins Haut monatlich 19 kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., lialbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zwetmallger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, »vozn fiir jedesmalige ^nischaltung 30 kr. Jnseraten'Siempelgcbühr kommen. Die Kolonne sollte erst so weit vor. daß ein Umkehren nicht mehr mög-lich. „Fünshundttt Schritt. Lmte. Klappvifir. nehmt volles Korn und haltet mitten c,uf den Wngeii. Vleibt aber gedeckt, llnd nun. „Feuer!" kommandirte er. Die Schüsse weckten^ das Echo des Waldes, nn0 drei Wagen ezplodircnl Große Verwirrung 5 Wer hätte geglaubt, auf diese Entscruung! Aber dit Oesterreicher lassen sich dadurch nicht in Schreck setzen; rasch rasftlt eine Batterie flegen unS herbei und im Nu kracht's und schmettert den eisernen H^igel m die Eichen.. ..Aäitung. Leute. Ach« tung vor den stürzenden Aestcn. Nehmt die BcdienungSniannschast auf's Korn." Die Unteroffiziere schießen auf die Osfizicrc. die Flügellntte aus den Kanonier, der die Kartätsche einsetzt Die Batterie fangt c>n. mürbe zu werden, denn unser Feuer vermindert sich nicht, und ihre VedienungS-Mannschaft ist mächtit^ gelichtet" Ueber den Z u st a n d d er preu ß > sch e n Ar m ee wird geschrie-ben: HtzndeNe von preußischen Kranken und Kampfunsahic^en kehren über die Grenzen zurück, und Alle wünschen nichts sehnlicher als den Frieden. Dieselben sind deS fortwährenden Hin- und Hermaschirens müde und sehr schlecht darüber zu sprechen, daß sie nach so vielen Entbehrungen weder in Wien, noch in Preöburg bessere Quartiere beziehen konnten. Eine unbezweifelte Thatsache ist es. daß die preußische Armee seit der Schlacht bei KSniggraz mehr Leute durch die Cholera verloren hat, als dort auf dem Schlach^elde. Außerdem wüthet in vielen Lazarethen onS Eiler-wnndfieber. nnd eS sind die Lazarethe von Nachod fast ganz ausgestorben. Bon den Landwehr Bataillonen auf dem Schlachtfelde kommen schon 200 Mann vom Bataillon zurück, doch mnrschiren immer auscxerzirte Rekruten dorthin, die aber die vielen nebenbei zurückkehrenden Soldaten, die sich oft in einem sehr abgerissenen Zustand befinden, kuum ersetzen können. Wir hatten nicht geglaubt, daß man je prenßische Clitetruppen. wie eS die Jüaer sind, in einem solchen Zustand sthen könnte, wie wir sie gesehen haben. Die Strapazen und Entbehrungen müssen furchtbar gewesen sein, nnd eS kann nur den befremden, welcher die Zustänc^e nicht kennt, dnß auf dem Kriegsschauplatz auch preußische Soldaten herbeigereiste Neugie-rige weinend um Gaben angesprochen haben. Die preußische BeseKung in Baiern umfaßt den größeren Theil von Unterfranken, einen Theil von ÄNittelsranken und Theile der Oberpfalz — ein Gebiet mit 1.500M0 Bewohnern und den Städten: Aschaffenburg. Würzburg. Bt'Mberg, Hof, Kulmbach. Nürnberg. Fürth und Erlangen. In Sachsen wird der Wunsch Nt^ch einer baldigen Entlassung der sächsischen Truppen in die Heimat laut. Auffällig ist es. dciß über die Mitwirkung der Sachsen in den verschiedenen Gefechten noch bis heute kein amtlicher sächsischer Bericht erschienen. Bis jetzt ist nur so viel er-mittelt, daß die sächsischen 20 Bataillone Insanteue und Jäger mit der Artillerie fast immer vereint zusammengestanden, lvährend die Kavallerie den österreichischen KorpS zugetheilt worden. Das dritte Reiterregiment soll am meisten betheiligt gewesen sein. Im Ganzen rechnet man, i'aß etwa der vierte Theil des Osficierkorps todt, verwundet oder gefangen sei. Der Ausschuß deS deutschen Na t ion^, lv erein s er-laßt solaenden Aufruf an die Mitglieder: „Eine Reihe erschütternder Ereignisse, ivelche Schlag auf Schlag einander gefolgt sind, hat die öffentlichen Verhältnisse Deutschlands binnen wenigen Wochen von Grund auS verändert. Die Nationalpartei steht ohne ihr Zuthun einer neuen Lage der Dinge gegenüber, welche ihr, unbeschadet ihrer Endziele, nene Auf-gaben stellt und neue Pflichten anferlegt. Auf den Trümmern deS bis-herigen deutscheu Bundes soll der Bundesstaat, der seit vielen Jahren daS Ziel der nationalen Bewegung gewesen, unter Umständen aufgebaut loer-den. tvelche die Nationalpartei nicht gewollt hat und nicht voraussehen tonnte. Den veränderten Stand der nation^^len Angelegenheiten ohne von Neuem zornig ausblitzte. „Der Berräther! — Ha. wenn meine Ahnung wahr wäre!" „Wie gesagt also, einzig um das Wol)l von Fräulein Marie zu wahren, die sonderbarer Weise eine auffallende Borliebc für diesen Pseudo« Müller zu hegen scheint, bel^ab ich mich heute in der Dämmerstunde, als ich besagtes polizeiverdächtiges Individunm abwesend wußte, nach seiner einsam gelegenen Wohnung, und nachdem ich der «?lten Susanne, der Besitzerin de» kleinen Häuschens durch eine geschickte Manipulation, die ihre Hand mit meiner Börse in Verbindung brachte. Stillschweigen aus-erlegt tiatte. betrat ich daS Zimmer des angeblichen Malers." ..Und was fanden Sie da?" „O. derartige Leute hüten sich wolil. il,re Geheimnisse zur Einsicht von Jedertnann offen liegen zu lassen. Ich fand d.lliei auch, wie ich dies vermuthet lzatte. Alles fest verschlossen." Bei diesen Worten stützte der Förster enttäuscht das greise Haupt in die Hand. „Aber." setzte der Gemeindeschreiber mir Selbstbefriedigung hinzu. „daS eben ist die Kunst eines polizeilichen Genies, da EttvaS zu finden, wo Nichts ist. Indem ick meine Blicke spähend umherwars, gewahrte ich unter einem Haufen Schriften ein kleines Miniaturbild." „Ein Bild— fragte der Förster gespannt, indem er aus seinen Träumereien auffuhr. „Ja. ein Bild, und noch dazu ein weibliches. Ein sehr verdächtiges Objekt, tvie Sie zugeben iverden. sslr einen Munn. dem das Wohl von Fräulein Marie am Herzen liegt." „Aber der Name? Wie kamen Sie zu dem Namen?" man muß Kombinationsgnbe und einen gewissen Instinkt bei derartigen Dingen besitzen. 3ch ivendete das Bild unl und f^nid. dc,ß aus der Rückseite in etivaS verbleichter Schrift der Name Herrmann von Wildenhaupt stand " „Herrmann von Wildenhaupt!" rief der alte Gruner, indem er in der höchsten Aufregung aufsprang und. seine beiden Hände aus den Tisch gestützt, de« bestürzten Vemeindeschreiber starr anblickte. — „Hercmaiin Vorurtheil aufzufassen und kaltblütig zu beurtbeilen. ist jetzt die erste Vor-auSsetzuNji einer lvirksamen Parteithättgkeit. Wenn die siegreiche preußische Staatsgeivalt den Platz an der Spitze der Nation aus eigener Macht-vollkomtnenheit eingenommen hat. so kann doch daS ohne die Zustimmung und den Beistand der Nation begonnene Werk ohne i diese Zustimmung und diesen Beistand zu keinem gedeihlichen Ende geführt werden^ Ungeachtet aller glänzenden Erfolge auf dem Schlachtfelde bleibt die preußische StaatSgeivalt aus die deutsche Nation ebenso angewiesen, tvie die deutsche Nation auf die preußische StaatSgeivalt. Die erste und unabänderliche BerfassuilgSsorderung der deutschen Nation aber ist und bleibt die Korde-rung der eigenen Integrität. Äne Trennung Deutschlands nach Süd und Nord entspricht weder den politischen und wirthschaftlichen Interessen, noch den berechtigten Ansprüchen des deutschen VoikeS auf Einheit und Freiheit, die unentbehrlichen Elemente seiner Enttvicklung. welche einander ivechselseitig bedingen. Bei dem raschen Gange der Ereignisse läßt sich indessen voraiissehtn. daß die Konstitnirung des Nordens auch ohne den Süden in Bälde vollzogen »Verden «vird. Dnß der Eintritt in den neuen BundeSstnat dem Süden jederzeit offen gehalten tvird. betrachten wir alS sclbsiverständlich. In der Hand vor Allem deS Volkes in Baiern, Wür-temberg. Baden nnd Hessen-Darmstadt liegt es. durch Beschleunigung der zu diesem Eintritte erforderlichen Schritte dem Rechte der Nation auf die ihr in der Reichsverfaffung von 1849 verbürgte StaatSgemeinschaft zur Bertvirklichung zu verhelfen. ES gilt, den dermalen, nicht nur von den Regierungen und ihrem Anhange, sondern auch von einzelnen VolkS-treisrn geleisteten Widerstand baldmöglichst zu beseitigen. Und lvenn die süddeutschen Bevölkerungen eS selbst sind, welche den Anschluß verlangen und nöthigenfallS erzivingen. dann ivird ailch eine etwaige Einsprache deS Auslandes von vorherein unwirksam gemacht. Darausbin mögen alle Organe und Mitglieder deS deutschen NationalvereinS ihre angestrengte Thätigkeit richten." Kontreadmiral Baeea hat. ivie auS Ancona gemeldet wird, bei Uebernahme deS Kommandos einen Tagsbefehl erlassen, worin eS heißt: „Es ist nötlng. daß tvir uns mit allen Mitteln und auS allen Krästen daiauf vorbereiten, wieder ans dem Meere zu erscheinen, um dem Feinde eine neue Schlt^cht anzubieten nnd den Verlust unserer tapfern Brüder zu rächen. Wir »Verden dem Leinde zeigen, daß lmS in der Schlacht bei Lissa nicht die Külinheit oder die Tapferkeit mangelte, son-dern daß wir der unerfoischlichen Fügnng des Geschicks und unserem Fatum tilagen."- Admiral Persano ist mit seinem Sohne nnch Genua libgereist. ivo daS Kriegsgeiicht abgeheilten werden soll. In der Eisen« bahnst^,tion war eine Waehe aufgestellt, um Unzukömmlichkeiren vorzubeugen. Ueber Garibaldis Zustand und den -Zustand seines HeereS wird gemeldet: Die Wunde, welche Garibaldi am 3. Juli erhalten, sei geheilt und der v^eneral tvieder zu Pferde gewesen, dagegen macht die alte Wunde ihm von Neuem viel zu schaffen. Die Ursache läge neben den großen Anstrengungen wohl auch in seiner Gemüthsverfassung, da jeine Lage während drS ganzen FcldzugeS die schwierigste von der Welt gewesen; eS dürse daher auch nicht Wunder nehmen, wenn er bei der großen Masse an seinem Rufe sollte eingebüßt haben. Verwundern muffe man sich vielmetzr. daß er mit den ihm übergebrnen Truppen noch so viel ausgerichtet habe. Bei den Machthaber» sei nach einer viel Verbrei-teten Meinung lvcnig Willigkeit vorhanden gewesen. Garibaldi in einen Stand zu setzen, um große Erfolge erzielen zu können, ja. an gewisser Stelle würde man solche geradezu ungern gesehen haben. „Mir scheint es," bemerkt der Berichterstatter »vörtlich. „nicht viel besser alS Mord, Leute, mit MuSketten ausgerüstet, die un Brauchbarkeit die ehemalige englische uttl kein Haar übertreffen, gegen Tiroler und steirische Schütze» in den Kamps zu schicke»;." von Wildenhaupt. sagen Sie? — Und »vo ist daS Bild? — Sprechen Sie. »vo ist da» Bild, wenn Ihnen meine Ruhe etwas Werth ist!" .,Jch lzut,e es zu mir gesteckt als oorpu» elvlioti für kommende Fälle." Der alte Mann streckte seinem Gesellschaster die Hand ziitternd entge-gen und sagte mit dumpfer, fast tonloser Stimme: „So bitte ich Sie bei der Barmherzigkeit GotteS. zeigen Sie mir vaS Portrait." „Ader lvaS ist Ihnen?" fragte der bestürzte Eduard. „Das Portrait. daS Portrait!" donnerte der. GreiS. „Nnn hier ist eS!" sagte der Erstere. langsain in den Busen greifend und ein kleines, auf Elfenbein gemalteS. mit Gold eingefaßtes Bild her-vorziehend. daS er kopfschüttelnd dem Förster überreichte. Dieser warf einen Blick auf dasselbe und sank dann betänbt in seinen Sessel zurück. „Ja sie ist eS!" rief er. daS Bild an sein Herz drückend. „Es sind die Züge meiner theuren Schlvestcr! — Und dies — ja dieS ist die Handschrift deS treulosen BerrätherS. der sie zu einem Schritte verleitete, ivelcher unsäglichen K»»mmcr über eine Familie brachte. Ha. Schlange, hast Du Nicht genug in meinem Busen «gewühlt, läßt Du jetzt auch noch die Brut gegen m,ch los. um durch sie das letzte und einzige Glück etneS alten Mannes in gleicher Weise, wie Dn es gethan. zu zerstören! — Aber hüte Dich, junge Natter. hiUe Dich! Der Feind Deine« Geschlechtes ist Dir näher, als Du glaubst!" „Er redet irre!" murmelte der Gemeindeschreiber, sich schüchtern nach allen Seiten umsehend. „Ich will ihm zureden, daß er sich nach Hause btgiebt." Diese Ermahnung iväre indessen unnöthig gewesen. Bereits hatte sich der Geis erhoben und stand stolz und aufrecht aus sein Gewehr ge-stützt. Aber ein snrchtbarer Ernst, aus ivelchem der eiserne Wille eineS zur Reise gelangten Entschlusses sprach, drückte sich auf seinem Gesicht aus. DaS Portrait zu sich steckend, schritt er schweigend an dem überraschten Eduard vorüber und das Dunkel der Nacht durchschneidend, eilte er mit einer Schntlle, die nicht ohne Absicht sein konnte, seiner im Forste gele« .genen Wohnung zu. Die französische Regierung hat ihre Borschläge hinsichtlich der Grenzberichtigung in Berlin überreichen lassen -, sie fordert, wie Einige behaupten, die Grenzen von 1814. also daS Sciargebiet bis zur Lauter und den aus Belgien vorspringenden Winkel. Nach Anderen soll Frank-reich das ganze linke Rheinufer verlangt haben, und zwar auf eine so gebieterische Art. daß eS scheint. eS wolle einen Bruch herbeiführen. Wll-Helm der Eroberer soll daS Eine, wie das Andere verweigert haben. Zwölf Millionen Lehrgeld. Marburg. 14. August. Zu den Opfern, welche der Krieg verschlungen, gehören auch die Borrathe der Tabaksabrik in Sedliß: der Schaden beträtet zwölf Millionen Gulden. Auf die Frage: wie es gekommen, daß der Staat einen solchen Berlnst erlitten, gibt der „Wanderer" Aufschluß; diesem Blatte wird berichtet: ' „Schon am 4. Juli ging das Gerücht von dem unglückliche» Ausgang der! Königgräzer Schlacht in dem nur zehn Minute» Weges von SedliK entfernten Kuttenberg. Eine Masse von Flüchtlingen verbreitete die Nachricht von der nahen Ankunft der siegenden Preußen, und trotz-dem sah man nur wenig Vorbereitungen zur Rettung des Staatseigen-thums treffen. Freilich liegt ein Thei! deS Hindernisses in den unvei-schämten Forderungen der Fuhrwerksbesitzer. Man mußte denselben für die Tagfahrt mit zwei Pferden 10 fl. zahlen, und trotzdem konnte man kaum 60 Fuhren im letzten Momente auftreiben. Da verstanden es die Preußen brsser zu machen. Gleich nach ihrer Ankuuft requirirten sie alle in der ganzen Umgegend befindlichen Fuhrwerke und mancher TagS zuvor noch mit seinem Fuhrwerk so spröde thuende Besitzer mußte nun dieses umsonst auf lange Zeit und mehre sogar aufS Nimmcrwiederseheu beistellen. Samstag den 7. Juli nahmen die Prenßen Besitz von der Fablik und es begann eine Wirthschaft mit den Tabak' und Zigarrenvorräthen, die jedes Maß überschritt. Wagen wurden belade» und der Armee nachgesendet. Preußische Offiziere zu Hunderten an der Zahl kamen, ließei» sich nach Geschmack und öust Kistchen Zi.iarren ausfolgen, die Mannschift fragte gar nicht und nahm sich nach Bedarf und Wunsch. Sie war auch dabei gar nicht eigennützig und theilte Jedem, der es nur annehmen wollte, gleich ganze Kistchen Zigarren und Packete Tabak aus. und erst später kamen die Leute auf den Einfall, »in kleines Geschaftchen damit zu machen. Bon allen Gegenden kamen BorspannSwagen, um Ladungen aufzunehmen und den Truppen nachzuführen, oft zu Hunderten an einem Tage. Selbstverständlich griff man zuerst zu den besten Sorten. Später wurde bewilligt, daß auch für die Tabaktrafiken uud Jedem, der es ver-langte, in der Falirik gegen Bezahlung Tabak und Zigarren auSgefulgl werden können. Nun ging erst der Rummel gehörig los. Von allen Seiten strömten Kauflustige, geschästige Handelsleute herbei, um ihr Profitchen zu machen. Mit einem Zettel, auf welchem das Quantuni. Sorte und der festgesetzte Geldbetrag auSgeivorfen werden mußte, erhielt man in der. Kanzlei von einem Schreibe? nach erfolgter Bezahlung die Anweisung zur Fassuna. Bei Letzterem wurde nun daS eigentliche Ge-schüft gemacht, indem statt so und so wenig gegen ein kleines Entgelt so und so viel erhalten lverden konnte. Auch konnte man noch billiger zu seinem Zlvecke gelangen. Die preußischen, in der Fabrik eiuquartirten Soldaten waren durchaus nicht abgeneigt, gegen ein verabredetes Zeichen an einem bestimmten Platze einen Pack Tabak oder einige Kistchen Zigar-ren über die Mauer zu werfen, auf welche man natürlich nur zu warten hatte. Damit aber der in dem überschwänglichen Tabak- und Zigarren-Überfluß lebenden Besatzung dieser nicht zum Ekel werde, so hat man sowohl die Mannschaft als Offiziere alle fünf bis acht Tage ablösen lassen IV. Während wir so eben den Förster das WirthShanS „Zur schönen Aussicht" in der größten Aufregung l)aben verlassen sehen, herrschte im Forfthause selbst eine tiefe Stille und nichts deutete darauf hin. daß sich daselbst irgend Jemand befinde, der in seinem Frieden gestört sei. Aber dennoch gab eS dort ein Wesen, dessen Herz von Unruhe nicht ganz frei war. obgleich sich darin offenbar nur eine frohe Erwartung aussprach, tvelche vermöge irgend eineS seiner Enthüllung nahen Ereignisses veranlaßt lvurde. Der Mond warf feine hellen Strahlen dnrch das dichte Laltb' wert der alten Eichen und beleuchtete gleichzeitig das liebliche Gesicht Märiens, die, ein Buch vor sich aufgeschlat^en, in einem im Crt»geschoö gelegnen freundlichen Stäbchen am geöffneten Fenster saß. ihre Lektüre indeffea nur wenig beachtete, und sich statt dessen in sichtbarer Aufregunlz von Zeit. zu Zeit mit ihrem Blick in das magische Dunkel des Forstes verlor. Plötzlich tönte durch die Stille der Nacht der Schlag einer Wacht«!, welchem vnmntelbar darauf das heisere Geschrei einer Eule antwortete. Das junge Mädchen zuckte bei diesen Tönen erröthend zusammen, und legte gleichzeitig die Hand auf sein Herz. Aber kaum hatte eS diese Be-weg»ng anSgesührt, als ls auch schon den Druck einer andern Hand fühlte und eine ihm wohlbekannte Stimme mit unverstellter Innigkeit leise slinen Nalmu aussprach, während sich zwei Augen zu ihm emporrichteten, deren zärtlicher Ausdruck Diejenige, der er galt, schüchtern und mit zartem Er-röthen auszuweichen bemüht war. „Marie, meine geliebte Marie!" sagte der junge Mann, der niemand anders als der unter dem Namen Müller unS bekannte Fremde war. „wie unendlich muß ich Ihnen danken, daß Sic mir diese Zusammenkunft betvilligt hallen." „Es mag sein, daß ich Unrecht that." sagte diese, „ohne daS Wissen Meitzes Baters hierauf kinzugehen. allein wenn die Glü«de. welche Ihre Bitl» begleiteten, sich wirklich als so triftig bewähren, wie Sie angegeben habch. so hoffe ich, eS wird für mich hierin wenigstens theilwetse eine EntjchltlHignng liegen." müssen, und es war köstlich anzusehen, wie stets die abgelöste Truppe mit Zigarrenkistchen und Päckchen feinsten Tabaks die Ferne suchte. Ob beim Abzug der Preußen ans Böhmen sich noch einiger Vorrath vorfinden ditrste, ist in Zweifel zu ziehen, da doch viel Taliak nach Preußen rxpedirt worden sein muft. ?luch sind preußische Marketender zc. oft init Wagen zur Nachtzeit angekommen, halieu billig aufgeladen und wieder das Weite gesucht." Das ist die wahrheitsgetreue Erzählung des Vorganges. Die Lehre, die wir daraus schöpfen, ist bitter und beschämend zugleich — möchte sie nur auch von gnter Wirkung sein. Wir sprechen i)ier nicht von der Berwüstunl^ durch die Preußen: sie waren Feinde.— wir reden von dem. was die Beamten unterlassen, was die eigenen Landeskinder gethan. DaS herrschende System will keine Selbständigkeit der Beamten; es glaubt durch zahllose Borschriften uud Weisungen die freie Thätigkeit mit persönlicher Verantwortung ersetzen zu können. Selbst denken und selbst handeln — das verträgt sich mit dem Wesen der ^ureaukratie nicht. Die Beamten waren im vorliegenden Falle „ohne Weisung." Die Gefahr nahte, die Gefahr wuchs von Stunde zu Stunde — die Bedrohten. an Regungen und Bewegungen aus eigenem, tiefinnerstem Antriebe nich^ gewöhnt, harrten von Stunde zu Stunde auf eine Weisung der Oberbehörde — die Weisung kam aber nicht, konnte nicht mel)r kommen — ohne höljeren Auftrag, ohne zwingenden Befehl wußten sich die Beamten der Fabrik nicht zu raihcn. nicht zu hellen: als sie endlich zu einem festen Entschluß sich ermannten, war es zu spat und zwölf Millio-nen Staatseilienthum gingen unwiederbringlich verloren. Und die Bevölkerung? Die übertrielienen Forderungen der Fuhr, werker in Aux^enblicke der Gefahr zeugen von einer seltenen Unverschämtheit ja Niederträchtigkeit. Die zuchthausmäßigen Kaufgeschäste, die Augehöri-. ge des beraubten Staates in Sediitz gemacht— welche Rechtsverachtung, welche sittliche Fänlniß bekunden sie« Wir schaudern vor den Feilchten der verwahrlosten Erziehung, vor den Folgen der allgemeinen RechtSverwirrung. Wird das öfsentiiche Recht unverbrüchlich gehalten, dann leuchtet nicht nur dem Bürger ein gutes Beispiel voran — der Staat ist dann auch in der Lage, von seinen Genossen zu fordern, daß sie fremde Rechte nicht verletzen — und wäre die Gelegenheit noch so verlockend, der Gewinn noch so groß. Wie ttanz anders hatte sich die Sache gestaltet, wäre der Staat — was er seiner Bestimmnng nach sein sollte. Schützer und Schirmer dcS Rechtes und der Freiheit. Wäre in Folge guter Erziehung und rechtlicher Ordnung des Staates das Rechtsgefühl geweckt, das RechtSbeiuußtseii; geklärt und gestärkt, wären Gemeingeist und Vaterlandsliebe Tugen-den der Bevölkerung, aus deren Mitte die Fuhrwerker und Tabakhändler von Sedlitz stammen, wahrlich! diese Tugenden hätten sich nie glänzender tiewährt, als im Drange der Noth. Mit Verachtung schnöden Gewinnes, oline Geldsorderung, mlt dem Aufgebote der letzten Kraft hätten sie das Eigenthum des Staates und ihre MauneSehre gerettet—unsere Geschichte wär' um eine edle That reicher. Schande. Scham und Trauer knüpftu sich an den Namen Sedlitz. Die Karte vo« Deutschland, wie sie nach dem Plane Bismarcks vorläufig werden soll, wurde unlängst von kuudit^er Feder entworfen und hat bis jetzt eine amtliche Widerlegung nicht erfahren. Diese Eintheilung wäre: Preußen erhält ganz Kurhessen, das oberhessische Darmstadt, sammt Nassau. Dieses Gebiet wird unter dem Namen: Landgrafschaft Hessen eine einzige preußische Provinz umfassen. „Meine Absichten sind rein, hierüber wird bei Ihnen kein Ziveifel herrschen." „Ich glaube eS." sagte Marie, deu jungen Mann mit dem Ansdruck eines unverkennbaren Vertrauens anblickend, „und es lvürde mich sehr unglücklich machen, daran zweifeln zu müssen." „Ähre Worte sind eine neue Aufforderung für mich, jeden Schein zu eiltfetnen. ivelcher dieses Vertrauen schwächen könnte. Lassen Sie uns nicht verbergen, was in unserem Herzen vorc^eht. meine Ältarie; schlagen Sie das Auge nicht zu Boden —> nein, heben Sie es empor, wenn Äe das für mich empfinden, »vas ich hoffe." I» der That folgte das junge Mädchen mit holder Schamhaftigkeit dieser Auffvrderunj;. indem sie gleichzeitig, halb ab.^ewendet. ilirem Gesellschafter ihre Hand reichte, die dieser tiefbewegt an seine Lippen drückte. Dann wurde sein Blick plötzlich ernst nnd eine gelvisse Melancholie bemächtigte sich seiner Züge. ..Es ist ein kigenthümlicheS Verhän^ptisz. welche^^ uns zusammengeführt l)at. meine Marie." begann er. „und es wird Pflicht für mich, das; ich den Schleier von Verhältnissen lüfte, die uns sür die Zukunft voraussichtlich noch harte Kämpfe bereiten iverden. Haben Sie den ?.^tutti, für die Erreichung eines Zieles, an welches sich das künftige (Aliick nnsereS Lebens knüpfen soll, mit Beharrlichkeit in den Kampf zu treten?" „Sie werden mich hierzu zn jeder Zeit entschlossen finden." ..Selbst wenn die Nothwendigkeit Sie zwänge, dem Willen Ihres eigenen Vaters entgegenzutreten?" „O mein Gott! ?)ieinem eigenen Vater?" „Hören Sie. Marie, mein Name ist nicht Müller, ich heiße —" Hier liest sich der bereits früher von dein Fenster vernommene «Schlag der Wachtel von Neuem sehr laut hören. „Ihr V.iter!" sngte der Innglini^ erschrocken aufspringend. „Et ist Wiltn. welcher uns das verabredete Zeichen glkbt " Kaum «raren diese Worte ausgesprochen, ^ils der ungestüme Druck einer Hand das Zimmer öffnete. (Aorisetzung folgt.) Auch Schleswig Holstein fällt an Preußen (ob mit oder ohne dem nördlichen dänischen Theile. scheint noch nlcht festgestellt zu sein); dage-gen wird Sachsen gegen Abtretung der Lausitz wieder hergestellt. Der rechts von der Elbe gelegene Streifen von Hannover kommt an Mecklenburg. (Da« Amt Neuhaus). Alle Besitzungen Hannovers links von der Weser fallen an Preußen. Die tlcinern Theile iverden mit Westfalen Vereint. Der andere größere Thril wird unter dem Namen „Grafschaft Friesland'^ von t'em' Gloßlierzog von Oldenburg als Erb-stattlialter dieser neuen Provinz verwaltet. So stchkn Nheinland und Westfalen in Verbindung mit der Nordsce. und Prttißen im Vesitz der friefischen Küste wird der Gebieter des „deutschen MeereS." Damit aber die nothwrndige Verblndung zwischen deu beiden Half« ten der preußischen Monarchie erreicht werde, überlassen die Herzoge von Koburg und Weimar ihre Besitzungen an Pr<;ußen. Ersterer wird Geb-statthalter der Landgrafschaft Hessen, der Letztere erhalt Thüringen in gleicher Eigenschaft. Mit Thüringen vereint werden Meiningen und Reuß ältere Linie, sowic derjenige Tlieil Frankens, welcher nördlich von Brückenau und BischofSheim liegt. Baiern tritt diesen Strich an Preu-ßen ab. Ferner überläßt Baiern die ganze Rheinpfal^ an Preußen und Darm-stadt Rheinhessen mit Mainz. Diese neuen GebietStheile sollen mit den bisherigen Regierungsbezirken Koblenz und Trier zu einer Provinz unter dem Namen ..Herzogthum Westfranken", im Gegensatz zu dem östlich ge-leaenen bairischen Franken, vereinigt werden. Als Entschädigung erhält Darmstadt von Baden das rechte Neckar-Ufer mit Ausnahme deS TheileS von Reckarstein bis an den Rhein Der ganze badische SeekreiS fällt an Baiern. dem von Seiten WürtembergS ein Thell von Oberschwaben zugefügt wird. Der Rest Badens bleibt als Markgrafschaft bestehen. Man ist an hoher Stelle der Ueberzeugnng. daß durch zu hochtlingende Titel den meisten deutschen Fürsten da» Bewußtsein ihrer wirklichen Macht abhanden gekommen fti, und wird deshalb darauf dringen, daß nur Baiern den KönigStitel behält. Würtemberg. Hannover und Sachsen sowie Darmstadt nur noch Herzoge haben werden. ES liegt um so mehr Grund zu dieser Aenderung der Titulatur vor, als nur Preußen allein sich das Recht der diplomatischen und militärischen Führung vorbehalten hat." Marburger Berichte. (Das Gesangsfest zum Besten der verwundeten Krieger) wurde am Sonntag bei günstiger Witterung abgehalten. Es begann Nachmittag um 5 Uhr. Das Programm hatte zwölf Nummern: „Festmotto" von Storch. „LiedeSfreiheit" von Marschner. „Oesterreichs Ehre" von Dont. ..Gebet vor der Schlacht" von Storch. „KriegerS-anszug" von Gungl. ..Kriegers Gebet" von Marschner. „Musikstück", ^Nächtliche Heerschau ' von Titl, „BaterlandSlied" von Kücken. „Sennen« neb" von Schmölzer. „Normannssang" von Kücken. ..Das deutsche Lied" von Kalliwoda. Sänger und Musiker ernteten Beifall, den meisten errangen „Des Kriegers Gebet." ein ergreisender Gesammtchor mit Musik-begleilung und „DciS deutsche Lied." Nach 7 Ulir war der gesangliche Theil dcS Festes zu Ende, nnd es wurde zur Berloosung geschritten. Sämmtliche 10,000 Loose hatten Käufer gefunden. Die Zahl der Be-sucher bclies sich auf 1000, Den Sangirvereinen und ihrem Ausschusse gebührt das Beldieiist. zum Besten unserer verwundeten Krieger ein nam« Haftes Schärflein beigetragen zu haben. (Wolkellbruch.) Vorgestern Nachmittag um 4 Uhr wurde die Frauhtimer Gegend von einem schweren Ungkück getroffen: ein Wolken« bruch verwllstete Weingärten Felder und Wiesen: Soldaten, die eben auf dem Marsche waren, standen bis über die Knie im Wasser. (Giftmord.) Herr Anton Fischer von St. Leonhard ist nicht, wie wir gestü^t auf einen irrthümlichen Bericht mitgetheilt. erschlagen worden: die gerichtliche Untersuchung Hot ergeben, daß er in Folge einer Vergiftung gestorben. Die persönlichen Verhältnisse desselben Genannten lassen nicht auf Selbstmord schließen. (Vom Bahnhof.) Der Personen- und Frachtenvertehr auf der Südbahn und ihren Nebenlinien ist gestern »vieder eröffnet worden. (Musikalisches.) Die ausgezeichnete Musikkapelle deS Regi-mentes Roßbach spielt heute Abends unter der Leitung deS Herrn Smutny im Garten der Bierhalle: bei ungünstiger Witterung findet die Auffüh« rung in der Bierhalle statt. Letzte Post. Die Kaiserin Charlotte verhandelt in Paris über die Stellung Arankrelch» zu Mexiko. Die Krankheit Napoleon» soll ernster Statur sein. Aur weiteren Durchsül^rnng der Friedensverhandlungen dßtrfte Paris bestimmt werden. Die Verpflegung der preußischen Truppen erfolgt nun durch die preußische Militärverwaltung. Der Waffenstillstand mit Italien danert bis September. AbgrSnzungslinie ist der Tagliameuto. TÜdtirol wird vollstSudig geräumt. Die Uebergabe der Kestuugen ist Gegenstand besonderer Verhandlungen. Die Gerilchte von einem Ministerwechsel entbehre» «ach der „Osterr. Zeitung" jeder Begründung. Nr. 973ö. Edikt. (311 Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt gegeben, daß die zufolge dießger. Ediktes vom 17. Juni 1866, Z.7721 aus den 2. d.M. angeordnete zweite FeilbietungStagsatzung zur ezekutiven Versteigerung der dem Augustin Witzmann gehörigen Fatirnisse erstreckt und hiemit aus den 16. August l. I. Bormittags 10—12 Uhr im Wohnorte des Schuld-nerS zu Dobreng angeordnet wurde, wobei die Pfandstücke auch unter dem Schätzwerthe an den Meistbietenden werden hintangegeben werden. Marburg am 1. August 1866. Nr. 225ö. Kundmachung. M9 Die Stadtgemeinde Marburg verpachtet in Folge Gemeindebeschluss^s vom S. August d. I. mehrere zur Ablagerung von Hölzern bestimmte Plätze am städtischen Lendplatze sür die Zeit vom 1. Jänner 1867 bis dahin 1870 und eS findet die dießfSllige LizitütionSverhandlung loco Lendplatz am 21. August Vormittags 9 Uhr statt; ferners werden im Wege der öffentlichen Versteigerung für obige Zeit verpachtet: i») Der städtische Antheil an der Fischerei in der Drau ; b) die Benützung der Wei>e am städtischen Thesengrunde; v) das Recht Markthütten in der Stadt aufzustellen; l!) die Instandhaltung der öffentlichen Brunnen; e) die Besorgung der Kaminfegerarbeiten in den der Stadtgemelnoe eigenthümlichen Gebäuden. Für die Objekte a. b und c findet die Lizitationsverhandlung am 22. August d. Z. Vormittags 10 bis 11 Uhr in der Gemeindekanzlei statt, während für die Objekte (! und v die Minuendo Lizitation ebendaselbst um 11 Uhr stattfinden wird. Die näheren Lizitationsbedingungen können täglich während den Amtsstunden in der Gemeindekanzlei einge-sehen werden. Stadtgemeinde Marburg am 6. August 1866. Der Bürgermeister: AnbreaS Uappeiner ü) Am 17. August 1866 Vormittags 11 bis 12 Uhr: Der Doppelkeller unter dem Nathhanse im einjährigen Ausrufsbetrage von 100 fl. 50 kr. öst. W. e) Am 18. August 1866 Nachmittags 3 bis 5 Uhr nachstehende Gewölbe: Nr. III im einjährigen AusrufSpreise von 36 fl. — kr. Nr. V und VI „ „ „ 96 fl. 36 kr. Nr, X „ „ ,, 33 fl. 50 kr. II TranSporthauS. Am l7. August 1866 Nachmittags 4 bis 5 Uhr: Sämmtliche Räumlichkeiten des TransportsammelhauseS Nr. 209 in der Kärntner-gaffe im einjährigen Ausrufsbetrage von 656 fl. öst. W. III. Lendhütte. Am l7. August 1866 Nachmittags 5 biS 6 Uhr: Die kleinere Abtheilung der Lendhütte im einjährigen AuSrufsbetrage von 42 fl. öst. W. Stadtgemeinde'Vorstehung Marburg am 6. August 1866. Der Bü^ermeister: Andrea» Tappetner. »r. S2S4. W« Knndmachnng. Die Stadtgemeinde Marburg verpachtet in Folge Gemeindebeschlusses vom 2. August 1866 im Wege der öffentliche» mündlichen Versteigerung nachstellende Lokalitäten für die Zeit vom 1. Zänner 1867 biß letzten Dezember 1869 mit dem Bemerken, daß der gegenwartige Pachtbetrag als AuSrufspreiS angenommen und daß die Lizitationsbedingungen während den AmtSstunden täglich in der Gemeindekanzlei eingesehen werden können. Die LizitationSverhandlungen finden im Gemeindeamte an nachstehenden Tagen und Stunden statt: I. Rathhaus. ») Am 16. August 1866 Vormittags 10 bis 12 Uhr: DaS an der Platzseite gelegene Handlungsgewölbe Nr. I im einjährigen Ausrufs-betrage von 333 st öst. W. d) Am 16. August 1866 Vormittags 11 bis 12 Uhr: Das an der Platzseite gelegene Buchbindergewölbe Nr. XIII im einjährigen AuS-rnfSbetrage von 190 fl. öst. W. «) A» 17. Auquft 1866 Vormittags 10 bis 11 Uhr: Der Brodladen Nr. XII «it de» Geivölben Nr. II. IV. Vll «nd dem Keller unter der Einfahrt Nr. XI im einjährigen A»tr»fSbetrage von 684 si. öst. W. lim ilie Islkt« 134 liefert da» der Ersten und Größte^ Leinen-WSsche-Niederlaße in Tuchlauben II die billigste und beste fertige Lelnen wasche für Herren, Dame» und Kinder, in jeder Größe und Qualität, als auch weiße und elegante fär» bige Hemden in alle» Größen, schönste Aa^on. zn solch' erstaunlich billige»^ Preisen, daß selbe unbedingt überraschen müssen und bei dem kleinsten Versuch zu weiteren Bestellungen Veranlassung finden. 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