MITTHEILUNGEN d e S historischen Vereines stir Strain im April !§&<»♦ Redigirt vom Dr. V. Iff, MIgm. Lereiiis-Secretär und Geschäftsleiter rc. rc. Bericht über die am 6 März 1856 abgehaltene Jahresversammlung des histvr. Vereines fur 3{ratn. Vorsitzender: AJerr Anton Codelli Freiherr von Fahnenfeld, Vcrems-Director rc. rc. Gegenwärtig: a) die Directions-Mitglieder: Dr. V. F. Klun, Geschäftsleiter und Vcreins-Secretär; Rebitsch Elias, k. k. einer. Gymnasial-Präfect; Poklukar Johann, Weltpriestcr, Professor; Stock! Emil Ritter v., Dr. Med. &• Chir., Stadtphysicus. d) Die wirklichen Mitglieder (in alphabetischer Folge): Die Herren: Achazhizh, Dr. Jur.; Blasnik, Buchdrucker; Dr. Costa, Gefällen-Obcramts-Director; Cantoni, Handelsmann; Deschmaun, Mnseal-Custos; Dimitz, k. k. Cameral-Concipist; Egger Alois, Professor; Eger Franz, Buchdrucker; Elze, evangel. Pfarrer; Fischer Edler v. Wildcnsce, k. k. Major; Fleischmann, bolan. Gärtner; Fux, Dr. Med. & Cliir., Operateur; Giutl. k. k. Landes-Baudirector; Hitziugcr, Pfarrer; Hotschcvar, Mädchenschul-Katechet; Jellouschek Ant., Vereins-Custos, Staatsbuchh.-Jngrossist; Dr. Kautschitsch, Hof- und Gcrichtsadvocat; Kausche g g, k. k. Professor; Lehrer, k. k. Rcchnungsrath; Melzer C., k. k. Professor; Mcrscholl, Vice-Director im f. b. Seminar; Metelko, k. k. Professor; Neoasek, k. k. Gymnasial-Director; Novak J. B., Domherr, Director der thcolog. Studien; Pauschler, Domherr; Poklukar Joh., Pfarrer; Potozhnik Mich., Beichtvater des Ursuliuen-Conventes; Dr. Nicolaus Nechcr, Handelsmann; Samejz Andr., Normalschul-Katechet; Schaffer I., k. k. Militär-Verpflcgs-Oberver-walter; Schweutner I., Bürger; Stritar J., Coopc-rator an der Stadrpfarrc zu St. Jacob; Dr. L. Toman, Finanz - Procuraturs - Aushilfs - Referent; Dr. L. Won-zhina, Professor der Theologie. — Als Gast wohnte bei: Hr. Adolf Pichler, Dr. Med. & Chir., k. k. Professor in Innsbruck, Ritter des Ordens der eisernen Krone dritter Classe, Director des Ferdinandeums ec. I. Der V e r e i n s - D i r e c t o r Baron Codelli eröffnete die Sitzung mit nachstehender Ansprache an die Versammlung: Verehrte Herren! „Ich erfülle in der heutigen allgemeinen Versammlung die der Direction obliegende Pflicht, indem ich Sie über das Gebaren, so wie über den Bestand unseres Vereines im verflossenen Jahre 1855 in die Kenntniß setze. Die Zahl der Mitglieder ist ungefähr die nämliche geblieben. Im I. 1854 zählten wir 280 wirkliche Mitglieder, welche sich im vorigen Jahre um 4 vermehrt hatten, so daß die gegenwärtige Zahl der wirklichen Mitglieder 284 beträgt. Diese Mitglieder leisten einen Gesammtbeitrag von jährlichen 668 fl. 20 kr. an die Vcrcinscasse, welcher im Entgegenhalte zu dem für das Jahr 1854 mit 718 fl. 40 kr. nachgewiesenen Beitrage eine Verminderung von 50 fl. 20 kr. herausstellt. — Der Grund derselben liegt in dem Umstande, daß mehrere Mitglieder ihre Beiträge für das Jahr 1855 beschränkt haben. Befriedigender sind die Ergebnisse in Bezug auf unsere Sammlungen. Bei allen zeigt sich eine Vermehrung. An Druckwerken wurden dem historischen Vereine theils verehrt, theils aus dem Vereinsfonde angeschafft 180 Bande, deren Anzahl nunmehr 3780 betragt. An Urkunden sind 32 Stücke zugewachsen und ist deren Zahl bereits auf 1506 gestiegen; die numismatische Sammlung wurde Exemplaren vermehrt. Ueber die Gcldgcbarung in Einnahme und Ausgabe für das Jahr 1855 wird Ihnen der Rechenschaftsbericht später vorgetragen werden, so wie auch das Präliminare pro 1856 Ihrer Genehmigung unterzogen wird. Die «Mittheilungen des histor. Vereines für Kram" sind dem in der letzten allgemeinen Versammlung gefaßten Beschlusse gemäß mit einem Diplomatarium Cavniolicum vermehrt worden, welches die interessanteren Urkunden in Bezug auf die Stadt Laibach und das ganze Herzogthum enthält, und die geeignet sind, über die Verhältnisse von Stadt und Land seit den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage Licht und Aufklärung zu verbreiten. Unser Verkehr mit den historischen und gelehrten Gesellschaften des Zn- und Auslandes gewinnt von Jahr zu Jahr an Ausdehnung; bereits mit 61 solcher Gesellschaften und Vereine stehen wir in freundlichen Beziehungen, und ver gegenseitige Schriftenaustansch ist ein bedeutender Gewinn für die Vereins-Bibliothek. Nachdem laut des §. 16 der Vereinsstatuten alljährig ein Mitglied der Direction auszutrcten hat, so wird auch heuer eine neue Wahl erforderlich, welche die verehrte Versammlung später vornehmen wolle. Unser verdienstvolle Geschäftsleiter, Herr Dr. Klun, hat der Direction den für einige, an mehrere hochgestellte Personen übersendete Exemplare des «Denkbuches der Unterthans-Treue" an ihn gelangten Betrag von 70 fl. mit der Widmung zu Vereinszwecken übergeben. Die Direction Rech it u n g über die Empfänge und Ausgaben des historischen Vereines für Krain seit 1. Jänner 1855 bis Ende December 1855. Empfänge: 1) Rechnungsrest mit Ende December 1854: a) An barem Cassareste . 51 fl. 49 kr. b) „ Sparkasse-Büchel Nr. 16.591 . . 139 „ 59 « c) » Activrückständen . 317 „ 20 « 2) Interessen von dem eben benannten Spar- casse-Büchcl seit 1. Jänner 1854 bis Ende December 1855 ..................... 3) An vorgeschriebenen Beiträgen pro 1855 von 268 Mitgliedern..................... 4) An nicht vorgeschriebenen Beiträgen, u. z.: a) von Sr. fürstl. Gnaden dem hochw. Herrn Andreas Gollmayr, Fürsterzbischof von Görz ic. :c. . . . . . . . 10 fl. b) von P. T. Hrn. Rich.Knabl, Pfarrer in Graz rc. .....................5 « c) vonP. st. Hrn. Franz Kramer, Dechant in Altlack . . . . . 2 „ 5) Ersatz des für den Einband des «Denk- buches" vorgestreckten Betrages von 6) Reinertrag vom «Denkbuche" . . . Summe der Empfänge Ausgaben: 1) Für Kanzleierforderuisse, Diplomsstämpel und Postporto................. 2) Für Druck der Vereins-Mittheilungen und des Diplomataihims .... hat geglaubt, dem Herrn Dr. Klun für diesen neuerlichen'3) Für 2% Klafter Brennholz zur Beheizung Beweis seiner regen Theilnahme an dem Gedeihen unseres ' ' Vereines, als Organ desselben, die dankbare Anerkennung ^ ^ür Custos-Honorar mittelst einer eigenen Zuschrift aussprechen zu sollen. Ich! 6) Für Diencrlohn................. halte mich jedoch auch verpflichtet, bei diesem Anlasse bež'7) Für Kanzlei-Requisiten.......... hochw. Herrn Pfarrers'Hitzin ger rühmend zu erwähnen,! ®) Für verschiedene Auslagen . • •___• dessen gediegene Aufsätze in unseren Mittheilungen eben fo| kumine der Auslagen den unermüdlichen Forscher wie dessen umfassende Kenntniß Wenn der obigen Einnahms-Summe pr. Betrag kr. 509 668 57 41 9 38 1273 17 50 361 13 17 120 60 25 19 23 9 24 42 der Zustände und Verhältnisse unseres Vaterlandes in den Tagen der grauen Vorzeit beurkiinden. Endlich kann ich nicht unterlassen zu bemerken, daß der Eifer, womit sich der Vereins-Custos Herr Jell on -schcg der schwierigen und anstrengenden Arbeit der Ordnung und Entzifferung der alten Urkunden unterzogen hat, die Herausgabe des Diplomatariums wesentlich erleichterte. Es erübriget mir nur noch den lebhaften Wunsch auszu-sprcchen, die genannten Herren mögen ihren bisherigen Eifer und ihre Thätigkeit auch fernerhin dem Vereine wivmcn und die Ueberzeugung festhalten, daß derselbe ihre Leistungen dankbar anerkennt." II. Der Vereins-Cassier erstattet folgenden Bericht: Prof. Poklukar 667 8 1273 ft. 17 kr. 667 „ 8 .. die nachgewiesenen Ausgaben pr. entgegen gehalrcn werden, so zeigt sich mit Ende December 1855 ein Activrest von . 606 fl. 9 fr. von dem jedoch mehrere rückständige Jahresbeiträge theils verstorbener, theils ausgetretener Mitglieder, zusammen mit . . 142 fl. 30 kr. als uneinbringlich abgeschrieben werden mußten, worauf sich der wahre Activrest zu Ende des Jahres 1855 darstellt mit . 463 fl.^9^r. welcher folgendermaßen gut gemacht wird: An barem Cassareste..................164 ft. 40 fr. „ Sparcassa-Büchel Nr. 16.591 sammt Interessen bis 1. Jänner 1856 151 fl. 29 fr. „ Activrückständen, und zwar: pro 1853 10 fl. 30 kr. pro 1854 34 „ 30 « pro 1855 102 „ 30 .. “------- 147 fC. 30 fr. Summe dem obigen Activreste gleich 463 fl. 39 fr. Mstbei wird auch das Resultat der in der letzten Jahresversammlung versprochenen und nun geschlossenen Rechnung über das im Jahr 1853 herausgegebene „Denkbuch der Unter-thans-Trene im Herzogthume Kram,» von dem der Verfasser, Vereins - Secretär Herr Dr. Klun. den reinen Ertrag dem Vereine gewidmet hat, im Nachstehenden zur Kenntniß der Herren Vereins-Mitglieder gebracht: Die Auflage des „Denkbuches» in 500 Exemplaren sammt Ankündigungen kostete 180 fl. 1 kr. Für den Einband wurden bezahlt 57 „ 41 „ Summe der Kosten 243 fl. 42 kr. Von der v. KleinmayrL Bamberg's Buchhandlung wurden in Commission verkauft 88 Ex. ü 1 fl. iiitb 1 Prachtexemplar um 2 fl., zusammen um.....................90 fl. — kr. Für die an die Herren Vereins-Mitglieder vertheilten Exemplare, deren einzelne Einzahlungen in der Vereins-Matrikel pro 1853 eingesehen werden können, sind eingegangen .......................93 fl. 20 kr. Der Herr Secretär Dr. Klun hat die ihm für vertheilte Prachtexempl. zugekommenen Beträge an die Vcr-kinscasse abgeführt mit . . . . 70 fl. — kr. Summe der Empfänge 253 fl. 20 kr. Rach Abzug der oben ausgewiesenen Kosten pr. 243 „ 42 „ zeigt sich der reine Ertrag mit 9 fl. 38 kr. welcher in vorstehender Rechnung in Empfang gestellt wurde. Das Geld-Journal und die Rechnungs-Documente erliegen stets in dem Vereins-Locale jur Einsicht der Herren Vereins-Mitglieder bereit. Präliminare über die Empfänge und Ausgaben des histor. Vereines für Krain für das Solarjahr 1856. Empfänger I) An barem Cassareste vom I. 1855 . . 164 fl. 40 kr. -) » Activrückständen...............147 „ 30 » 3) „ Beiträgen von den Herren Vereins- Mitgliedern .....................600 „ — „ Summe der anznhoffenden Empfänge 9!2 fl. 10 kr. Ausgaben: !) Auf Kanzlcierfordernisse, Postporto und Diplomsstämpel..............- . 80 fl. — kr. ,) >, Druck - und Lithographickostcn . . 370 „ — „ v „ Buchbinder-Arbeit...............20 „ — „ J) n Beheizung der Vereins-Localitäten . 20 „ — „ 2 « Cnstos-Honorar.................120 „ — „ y „ Dicncrlohn......................60 „ — „ ') » unvorhergesehene Auslagen . . . 20 „ ■— „ Summe der Auslagen 690 fl. — kr. ®enn von dem anzuhoffenden Empfange pr. 912 fl. 10 fr. 6te Auslagen abgezogen werden pr. . . 690 „ — „ zeigt sich am Ende des Solarjahres 185(T ein anzuhoffender Uebcrschnß von . . . 222 fl. 10 kr. Hl. Der Geschäftsleiter Dr. Klun stellte mit Bezug auf den günstigen Stand der Vcreinscasse den Antrag, es möge das »Diplomatarium Carniolicum« in rascherer Aufeinanderfolge erscheinen. Er legte dar, daß er an Materiale hinreichend vorgearbeitet habe, um im laufenden Jahre wenigstens zwölf Bogen auflegen zu lassen; und da die Vercinscassc diese größeren Druckkosten zu bestreiten in der Lage ist, unterziehe er sich bereitwillig dieser größeren Arbeit. — Der Antrag wird beifällig a n g e n o m m e n. In einem weiteren Vortrage erörterte der Genannte die mannigfaltigen Vortheile für den Aufschwung des Vereines, so wie für Aufhellung und Verbreitung der histo-rischen Kenntnisse, wenn öftere Versammlungen der Mitglieder des Vereines zur Besprechung wissenschaftlicher Fragen stattfänden. Eine derartige Anregung und ein gegenseitiger Austausch kaun nur fördernd und eiufluß-nchmcnd für den Aufschwung des wissenschaftlichen Lebens in Krain wirken. Er stellte somit den Antrag, cs mögen wenigstens Einmal im Monate historisch -philologische Besprechungen im Vereine stattfinden. Der Zutritt steht nicht nur den Vereins-Mitglieder», sondern auch eingeführten Gästen frei. Die zu haltenden Vorträge würden mit Erlaubniß der bezüglichen Verfasser in den „Mittheilungen» veröffentlicht werden. — Nach einer kurzen Debatte wurde dieser Antrag beifällig a n g e n o m m e n und vorderhand festgesetzt, daß an jedem ersten Donnerstag des Monates Nachmittag um fünf Uhr diese Versammlungen stattfinden werden. Ein weiterer Antrag des Dr. K l n n, die Direction des historischen Vereines wolle ermächtiget werden, für gediegene Aufsätze auf Wunsch der Verfasser angemessene Honorare zu bezahlen, wurde nach einer Debatte über einzelne Formalitäten im dießfälligen Geschäftsgänge an-g e n o m m e n. Ebenso wird der vom hochw. Herrn Prof. Poklukar gestellte Antrag, daß jedes ncueiutrctcnde wirkliche Mitglied dreißig Kreuzer als Diplomstare zu entrichten hätte, einstimmig a n g e n o m m c n. Der k. k. Gefällen-Oberamts-Director. Herr Dr. H. Costa, hielt nachstehenden Vortrag: „Ein dreifacher Wunsch in Ansehung unserer vaterländischen Geschichte liegt mir am Herzen, den ich der hochgeehrten Versammlung vorzutragen mir erlaube. — Es ist eine leicht wahrnehmbare und erfreuliche Thatsache, daß das Interesse für die Geschichte allenthalben mehr und mehr Leben zu gewinnen beginnt, und daß das umsichtige k. k. Unterrichts - Ministerium auch diesem Zweige der Wissenschaften die Aufmerksamkeit und Unterstützung angedeihcn läßt; zur Erweckung des Patriotismus aber und als Antidot gegen den bedauerlichen Materialismus und Egoismus der Neuzeit erscheint zunächst die Kenntniß, Pflege und Verbreitung der Geschichte des engeren Vaterlandes von höchster Wichtigkeit, und ich meine, daß es insbesondere an uns ist, bei der Jugend die Liebe zur heimatlichen Geschichte zu wecken, sie in dieselbe einzuführen. In Anbetracht dessen erlaube ich mir daher, der hochanschn-lichcn Versammlung zur geneigten Berathung vorzustellen, ob cs nicht angemessen wäre, von Seite des löbl. histor. Vereines beim hohen Ministerium für Cultus und Unterricht die Bitte einzubringen, daß die Geschichte von Kram, welche gegenwärtig in der achten Gymnasial - Classe nur nebenher und gelcgenheitlich, in einzelnen Momenten berührt wird, wieder wie vormals ausführlicher, allenfalls nach dem von Vodnik und Richter verfaßten und bis auf unsere Tage zu ergänzenden Büchlein: „Geschichte des Herzogthums Krain, des Gebietes von Triest und der Grafschaft Görz,“ eingeführt werden möchte, was nur wenige Stunden im Jahre in Anspruch nehmen würde. Wenn sich die hochverehrte Versammlung für die Einbringung dieser Bitte auszusprcchen findet, dann dürste es zweitens zwcckfördcrlich und auch ausführbar sein, alljährlich die vorzüglichsten Schüler in der vaterländischen Geschichte am Ende des Schuljahres von Seite des löbl. histor. Vereines mit einem Preise, und zwar mit einer Ehren-Medaille in Silber auszuzeichnen und zu belohnen. Eine Medaille wie jene, welche Krat» im I. 1790 durch die Landesvertretung dem damaligen Landes - Präsidenten Grafen v. Kh even Hill er pro patria optimo merito verehrt hat, würde dem Zwecke entsprechen. Sie hat zwar nur einen innern Werth von 2 fl. 40 kr., auf'diesen kömmt es jedoch weniger an, als auf jenen, welchen Ehre und Auszeichnung darein legen, und cs ist nicht zu zweifeln, daß die Freunde des Vaterlandes und der vaterländischen Geschichte den Betrag von 250 bis 300 fl. und wohl auch mehr zu einem Fonds-Capitale, aus welchem jährlich zwei solche Medaillen für die beiden Gymnasien unseres Herzogthums beigestellt werden könnten, freudig auf den Altar des Vaterlandes zum Opfer bringen werden, wenn die löbl. Direction des histor. Vereines eine Aufforderung und Einladung erlassen sollte. Als einen kleinen Beitrag und Anfang erlaube ich mir, wenn die Gabe nicht zu gering befunden wird, zu diesem Zwecke 100 Exemplare meines Lebensbildes der Herzogin von A n g o u -lerne gratis darzubieten, welches zwar keinen andern Werth hat, als daß cs in schlichten Worten das Leben einer schwer geprüften Fürstin, die eine Zeit lang in Jlly-rien gelebt hat, schildert, gleichwohl aber des Zweckes wegen zu dem herabgesetzten Preise von 15 kr. pr. Exemplar an Mann gebracht werden und dann den Betrag von fünfundzwanzig Gtilden einbringen dürfte. •— Ich erlaube mir an die hochanschnlichc Versammlung endlich noch eine dritte Bitte zu stellen. Es ist gewiß, daß auf den Schlössern unseres Vaterlandes, in Städten und Märkten noch Urkunden und Documente von historischem Werthe vorhanden sind. Daß aber solche Documente oft wenig beachtet und daher schlecht verwahrt werden, und daß ihr Verlust in den meisten Fällen unersetzlich ist, brauche ich nicht erst auseinander zu setzen; mit tiefem Bedauern jedoch muß ich erwähnen, daß tut I. 1837 das überaus schätzbare und reichhaltige Archiv des verstorbenen k. k. Gubcrnialrathcs Frcih. v. 93ujet, der selbst ein fleißiger Sammler war, und die Archive eines Vaters und des Herrn v. R e i g e r s f e l d geerbt Me, hierorts um 25 fl. 30 kr. in öffentlicher Versteigerung als Maculatur- und Eiumachpapier verkauft wurde. Ich war nach meiner Rückkunft in mein Vaterland so glücklich, einen Theil jenes Schatzes bei Käsestechern, Tabakkrämer,! u. dgl. noch vorzufinden, ihn käuflich an mich zu bringen und dem löbl. histor. Vereine zu übergeben; er findet sich in den „Mittheilungen vom I. 1847“ in 99 Nummern verzeichnet. Wie werthvoll aber das Vuset-Reigersfcld'schc Archiv gewesen, beweiset schon jener Rest und noch mehr das von mir ebenfalls aufgefundene Fragment des dicß-fälligen Index, welches zwar nur die fünf Buchstaben: A, F, G, K und L umfaßt, aber 72 Bogen in Folio füllt. Welcher historische Schatz ging also da verloren! Damit aber ein ähnlicher Barbarismus oder Vandalismus nicht auch dasjenige vernichte, was noch vorhanden ist, bitte und beschwöre ich den löbl. histor. Verein, durch irgend einen vollkommen geeigneten und für die Sache begeisterten Mann die Archive des Landes durchforschen zu lassen und so im Original oder in wortgetreuen, ja buchstäblichen Abschriften noch zu retten, was zu retten ist. Die Kosten der Aussendung eines derlei Forschers dürften wohl nicht übermäßig und vom Vereine, wenn nicht auf ein Mal, so doch in Raten leicht zu erschwingen fein; die Wissenschaft aber, die Mit- und Nachwelt werden es mit Dank und Lob anerkennen. — Ich bitte somit das hochgeehrte Präsidium unserer heutigen Versammlung, abstimmen lassen zu wollen: 1) Ob an das hohe k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht die Bitte wegen einer ausführlicheren Behandlung der vaterländischen Geschichte an den hierländigen Gymnasien zu stellen sei? 2) Ob die Begründung von Ehren - Preisen für die ausgezeichnetsten Studircnden in der vaterländischen Geschichte in der beantragten Weise anzustreben und rücksichtlich die löbl. Direction um die Einleitung und Ausführung zu ersuchen sei, wobei ich mit Freuden mit meinen schwachen Kräften die Hand bieten will, wenn es die lot)!. Direction wünscht? Und endlich 3) ob zur Durchforschung der Archive ein Fachmann auszusenden sei und unter welchen Modalitäten? Nach meinem unvorgreiflichen Dafürhalten wäre die Ausführung dessen ebenfalls der löbl. Direction, der die Gesellschaft ein volles Vertrauen und großen Dank schuldig ist und zollt zu überlassen.“ Der Vereins-Director eröffnete die Debatte über diese Anträge. Die Betheiligung daran war äußerst lebhaft, insbesondere nahmen die Herren: Baron Codelli, ll>-Klun, Dr. Acha z h i z h, D e schm a n n, Director Nesi a s c k, Prof. M e l z e r, Pfr. H i tz i n g e r Theil an der Matte. Ueber das Zeitgemäße, Ersprießliche und höchst Wünschcnswcrthc in diesen Anträgen war man ziemlich einig, doch scheiterten die zwei letzten Anträge zunächst an den schwachen Finanzkräften. Der erste Antrag wurde nach einigen vom Gymn.-Director N e o a s ek und Prof. M e l z e r gegebenen Erläuterungen einstimmig a n g e n o m m e n, so wie Pfr. H i tz i n g e r und Dr. Klun die Einladung annahmen , ein geeignetes „Handbuch der Landes-gcschichte von Krain" zu verfassen und cs seiner Zeit dem h. Ministerium behufs der Zulassung als Lehrbuch vorzulegen. Bezüglich des zweiten Antrages wurde die Zweckmäßigkeit der Vcrtheilung von Ehren-Medaillen bestritten, und dieser Antrag blieb deßhalb und in Bezug auf den Kostcnpimct in der Minorität; dcßglcichen der dritte Antrag lediglich wegen finanzieller Hindernisse. IV. Statutenmäßig hat alljährlich ein Dircctions-Mitglicd ans der Direction auszutreten, und wird die erledigte Stelle durch eine Neuwahl ersetzt, wobei der Austretende wieder wählbar ist. Dermalen traf die Reihenfolge den Herrn k. k. einer. Gymn.-Präfect Elias Rebitsch zum Austritte. Per acclamationcm wählte die Versammlung den Austretenden wieder in die Direction. V. Ueber Antrag des Geschäftsleiters Dr. Klun wird zum Ehrcnmitgliede gewählt der hochwürdige Herr Dr. Beda Dud jk, mährischer Historiograph in Brünn, und zu corresponvircnden Mitgliedern die Herren: Dr. Eth. Heine. C o st a, Privatgelehrter in Wien. Dr. Aoolf Ficker, k. k. Ministcrial-Secrctär in Wien. Dr. Gustav Heider, k. k. Ministcrial-Sccretär in Wien. Dr. Emil Wilh. Wablberg, k. k. Professor in Wien. Ueber Antrag des k. k. Gymn.-Directors J. N e o a s e k zum correspondirenden Mitgliede: Herr Wenzel Wladiwoj Tomek, k. k. Professor in Prag. Nachdem die Gegenstände des Programms beendet idareu, lud der Herr Director zum Vortrage der wiffcn-schuftlichen Arbeiten ein, worauf folgende wissenschaftliche Vorträge gehalten worden sind: I) „Die politischen Verhältnisse Krain's im Mittel-alter," vom Pfarrer H i tz i n g e r. 2s „Die Ehre Krain's," von Dr. Ethbin Costa (gelesen vom Professor Egge r). 3) »Jnschriftstcine im Tschcrnembler Boden in Unter« Itatn,“ von Carl Deschm ann. Diese Vorträge werden ihrem vollen Inhalte nach in den „Mittheilungen" veröffentlichet werden, Nach Beendigung derselben erklärte der Vorsitzende die ftahressitzung für geschlossen. -Direction bes Mor. Vereines für )(rtün. Die politischen Verhältniffe Krain's im Mittelalter. Von Peter H i tz i n g e r. I. Die crjlcii Anfange der Arom») Sraitt bis zur Unterwerfung unter die Franken. t. Das heutige Kronland Krain bildete im Alterthum kein für sich abgeschlossenes Gebiet. Vor der Ankunft der Römer hatten cs verschiedene Völkerschaften unter sich vertheilt; es hielten den Norden die Tanrisker ober Noriker, den Südostcn die P a n n o n i c r, den Süd-westen die J a p o d e n und Earner besetzt. Unter den ersten römischen Kaisern bildete das gegenwärtige Krain nur Bestandtheile größerer Provinzen; der nördliche Landstrich gehörte zu Noriku m, der größere südöstliche sammt der Stadt demona, dem heutigen Laibach, zu Pannonien und der kleinere südwestliche zu Venetien und Istrien. Die julischen Alpen bildeten die natürliche Gränze zwischen Venetien und Istrien einerseits, dann Norikum und Pannonien anderseits. Als unter den spätern römischen Kaisern die Gränze Jtalicn's über Aemona hinausgerückt worden, bildete der neu ausgeschiedene Landstrich von den julischen Alpen bis an den Trojanaberg einen Anhang der Provinz Istrien und Venetien; daran gränzte gegen Mitternacht das mittelländische Noriku in. Der südostwärts von Aemona bis an die Knlpa ausgedehnte Landstrich gehörte zur neuen, von Pannonien ausgeschiedenen Provinz Saviču; gegen Mittag gränzte daran die Provinz L i b u r n i e n und Dalmatien *). ■ Die Vorausstellung dieser Landesverhältnisse ist für die Folge von Wichtigkeit; denn bei genauerer Beachtung der hieber einschlagenden späteren geschichtlichen Angaben findet man, daß sich die angeführten älteren und neueren, unter den Römern bestandenen Bcgränzungcn mehr oder weniger bis in's tiefe Mittelalter im Andenken erhalten haben. Diese Bemerkung gibt einen bedeutenden Fingerzeig, nach welchem man sich in den verworrenen Theilen der mittel* alterlichen Geschichte Krain's mehr zurecht finden kann. 2. In der ersten Zeit nach der Auflösung des weströmischen Reiches bildeten die Gegenden Krain's einen Theil des Königreiches Italien unter Odo a ker (seit 476) und dann ein Bruchstück des ostgothischcn Reiches unter T h e o d o r i ch (fett 493). Die römischen Einrichtungen wurden damals noch größtenthcils beibehalten, und so war auch die Eintheilung der Provinzen und ihre Verwaltung ungeändert geblieben. Man findet in den Regierungs-Erlassen des Königs Theodorich die Provinzen Venetien und Istrien, Noricum und Dalmatien erwähnt, den Comes ') Vergleiche darüber Linhart „Versuch einer Geschichte von Krain" I. Band, dann auch den Aufsatz „Bemerkungen über die Gebirge M. Cetius und M. Carvancas" in den Mittheil, des historischen Vereines 1855, S. 77. Colosseus als Statthalter in Pannonien aufgestellt, den Fn'diladus als Vorsteher und den Severianus als Richter für Savien oder Suavien bestimmt, den Cassiodorus nach Dalmatien und Suavien, den Laurentius nach Istrien zur Besorgung von öffentlichen Geschäften entsendet 2). 3. Nach dem Falle des ostgothischen Reiches gehorchte durch kurze Zeit seit 553 nebst Italien auch der am adria-tischcn Meere und am Saveflnsse gelegene Landstrich den byzantinischen Kaisern Justinian und In st in II., unter der Verwaltung des Exarchen Narses. Aber auf dessen Einladung zogen 568 die Longobardcn unter ihrem Könige A l b o i n aus Pannonien nach Italien und eroberten dieses Land von den Alpen bis an die Tiber, mit Ausnahme der vcnctianischcn und ligurischcn Küste; ihr Reich erhielt sich unter mehreren Königen bis in die Zeit Carl des Großen. Während dieser Vorgänge waren slavische Stämme, welche sich selbst Slovencu nannten, in den Drau- und Savc-gegenden erschienen und hatten sich daselbst festgesetzt; die Ucbcrmacht der Avaren drückte dieselben weiter gegen Ober-italien und das nördlicher gelegene Bojoarien. Die Zeit ihrer Ankunft wird gewöhnlich ans das Jahr 568 gesetzt, so daß sie entweder zugleich mit den Longobardcn, oder bald nach ihnen, von den Avaren vorwärts gedrängt, die neuen Wohnplätzc eingenommen hatten. Es ivird bei dieser Annahme auf den Bericht Paul W a r n c fr i c d's hingewiesen, nach welchem A l b o i n die früheren Wohnsitze der Longobardcn den Hunnen überlassen, mit sich aber unter andern Völkerschaften auch Sarmaten, unter welchen häufig Slaven zu verstehen, gegen Italien geführt habe 3 *). Man kann jedoch immerhin behaupten, daß schon früher, namentlich mit dem Falle des ostgothischen Reiches, Scharen von Slaven bis in die Nähe von Italien vorgedrungen seien, da während des gothischen Krieges häufig von ihren Einfällen in 2) Tribuiiis maritimorum: Censuimus, nt Istria vini et olei species ad Ravenuatcm seliciter dirigeret mausionem. — Laurentius, qui ad procurandas species illuc missus est.— Dcvotis Ven et is copia subtracts esse dicitur in campis, sed nunc nascatur in hoi reis. — Provinicia-iibus Noricis Allcmanorum bovcs commutari permit-tuntur. (Cass. 1. X. ep. 27, 1. III. ep. 50.) Universis pvovincialibus Suaviae consistentibus: Fridiladum locis vestris praeessse censuimus. — Severianus judex in Suaviam missus est nd moderanda tributa. (Cass. 1. IV. ep. 49, 1. V. ep. 14.) Colosseo Viro Illustri Comiti: Ad Syrmiensem Pannoniain, quondam sedem Gothorum, proficiscere. (Cass. 1. III. ep. 23.) Cassio-<1 o r o Viro illustri : Magnitudinem tuam ad Dalmatia rum et Suaviae provincias iterum credidimus dc-stinandam. (Cass. 1. IX. ep. 8.) 8) Alboinus rex sedes proprias, hoc est Pannoniam, amicis suis Hunnis contribuit. — Certum est , tune Alboinum multos secum ex diversis, quas vel ipse vel alii reges ceperant, gentibus ad It;aliam adduxisse, Gepidas Eul-garos, Sarmatas, Pannonios, Suavos, JMoricos , Pan-nonios. (Paul. Diac, 1. II. c. 7. 26.) Jllyrien berichtet wird *). Es fehlt selbst nicht an Andeutungen, welche schon in ältester Zeit slavische Bewohner in Rorikum und Pannonien vermuthen lassen; durch die neuen Ankömmlinge ist sodann das slavische Element zur vollen Herrschaft in diesen Gegenden gelangt 5 6). Südlich von den Slovencu, in Dalmatien und einem Theile Pannonieu's, erhielt später, um das I. 634, ein anderer slav. Volksstamm seine Wohnsitze, welcher den Namen C h r o b a t e n führte “), 4. In Folge dieser neuen Einwanderungen kamen thcilweise veränderte Benennungen der früheren Provinzen auf, ohne daß hierdurch die älteren Begränzungen bedeutend verrückt worden wären. Die Provinz Istrien in ihrer Ausdehnung bis an die julischen Alpen und den Fluß Timavus behielt noch ihren ursprünglichen Namen. Das alte Caruien, oder der Landstrich zwischen dem Tagliamento und den juli-schcn Alpen, nahm von dem Hauptorte Forum Julii in etwas veränderter Aussprache den Namen Friuli oder Friaul an 7 8 9). Das ehemalige mittelländische Norikum, oder daS Land zwischen den norischcn und carnischen Alpen, östlich bis zum Murflusse ausgedehnt, wurde nun K a r a n t a u i e n (Carantania, Charanla), das ist GebirgSland nach slavischer Bezeichnung, genannt s). Auch finden sich in frühester Zeit ibie Namen slavische Provinz oder Slavin i en (Sclavorum provincia, Sclavinia) vor, welche ursprünglich wohl das ganze Slovenenland bezeichnen konnten, jedoch im engern Sinne nur von Gegenden Karantanien's gebraucht wurden ®). Der Name Savien oder Suavien für das *) Ex que tempore re rum potitus est Justinianus, S da- vi ni et Antae poena quotannis depopulati sunt Illyricum, (Procop. 1. I. c. 18.) 5) Vergleiche den Aufsatz „Zur Frage über die ältesten Bewohner der ittneröstcrrcichischcn Länder" Mittheil, des histor. Vereines 1855, S. 33 ff. 6) A Chrobatis, qui in Dalmatiam venerunt, pars quae-dam secessit, et Illyricum atque Pannoniam occupavit, Chrobatiae aiitein priuceps ab initio, id est, a Heraclii temporibus romauo imperatori subdilus erat. (Const, Porph. c. 30. 31.) 7) Dum Alboinus intenderetanimum, quem in bis locis clucero constitueret, Gisulfum, suum nepotem , For o j u 1 i a n a e civitati et toti region! illius praesicere statuit. (Paul. Diac. 1. II. c. 9.) 8) Warnefridus , me tuen s Grimoaldi regis vires, fugit ad Sclavorum gentem in Carnuntum, quod corrupte voci-tant Carantanum. (Paul. D. 1. V. c. 22 ) Die slavische Benennung Karantan, Koratan, Korutan stammt von kar, kor, koren, Berg, Felsgipfel. (Bergt, die Schrift des Anonymus: De conversione Careritanorum.) 9) Thassilo apud ßojoariam rex ordinatur, qui mox cum exercitu in Sclavorum provinci am trajiciens pa' trata victoria cum maxima praeda remeavit. (Paul. D« 1. IV. c. 7.) — Capellam quandam in SclaviniaC parti bus ad curtcm nos tram, quae Liburna vocatur, consist entem ad 8. Mariae ecclesiam tradidimus. (Dipl. Ar-nulsi reg. a. 891.) — Curium in Treven cum aedibus ct LXX mansos in partibus Carantaniae Sclaviniaeque d Ottigas dedimus, (Dipl. Carlom, reg, a. 878.)" tm mittleren Savegebiete gelegene, nördlich bis an die Dran, südlich bis an die Knlpa reichende Land verlor sich ans der Geschichte; die 'Benennung >vindische M a r k (Marclia Vinidorum), welche schon bei Fr e d e gar vorkommt, scheint gleich ursprünglich dafür aufgenommen worden zn sein, wenigstens erhielt sie sich das ganze Mittelalter hindurch theils im niederen, theils tin beschränkteren Sinne. Eine andere Be-nrmtmig ist auch die Save m a r k (Mavchia ad Souam), mit welcher jedoch ein weniger umfangreicher Landstrich bezeichnet worden zu sein scheint l0). Dem zwischen der Donau und Drau und an der unteren Save gelegenen Lande blieb der Name Pannonien, mehrmal noch mit dem Unterschiede der Name Carniola) von demselben unterschieden worden sei 1S). Die andere Benennung Kram, Chraina, Kramt (eigentlich Krajna) ist slavischen Ursprungs, und bedeutet ein Gtänzland; sie erklärt sich daher, daß die besprochene Provinz eben die äußerste Gränze des Slavenlandes gegen Italien, namentlich gegen das longobardische Reich bildete 14). 6. Die Slaven, welche sich nach den vorangegangenen Bemerkungen in den Drau- und Savegegenden niedergelassen hatten, standen schon gleich Anfangs unter der Herrschaft der Avaren; dieß gilt auch von jenen Slaven, welche das heutige Kram besetzt batten. Diese waren bei den Kämpfen gegen die Langobarden und bei den Einfällen in Istrien vom obern und niedern Pannonien; nach den neuen Bewoh- .„nächst betheiliget, und man findet dieselben hier jederzeit item wurde es mitunter auch A v a r ieu oder H n n u t c u genannt ll). Gleichfalls erhielten sich die Namen L ib urni ett und Dalmatien für die an der Ostküste des adriatischen Meeres gelegenen Landschaften, während häufig auch der neuere Name C h r obatte u gebraucht wurde, zugleich das mehr nach Innen gelegene Gebiet in sich begreifend l2). 5. Zuletzt bleibt noch jener Landstrich zu erörtern, welcher zwischen den jütischen Alpen und dem Trojanaberge int obern Savegebiete gelegen, und unter den Römern Anfangs zu Pannonien und Noriknm, dann zu Italien gerechnet war. Dieser Landstrich wird von neueren Geschichtschreibern häufig als einstiger unmittelbarer Bestandtheil von Kamntauien angesehen, erscheint jedoch, wenn man ältere historische Angaben genau berücksichtiget, von dieser Provinz hinlänglich imterschieden, und schon tut früheren Mittelalter mit dem besonderen Namen Krain (Carniola, Chraina) bezeichnet. Die lateinische Benennung Carniola kommt schon bei Paul W a r it e fr t e b als Bezeichnung einer Heimat der Slaven vor; ein nicht viel jüngerer Schriftsteller bezieht dieselbe ausdrücklich auf das an der Save gelegene und mit Maul benachbarte Land. Man kamt sich die Entstehung dieser Benennung am einfachsten damit erklären, daß der genannte Landstrich nach seiner Verbindung mit Italien Machst als Anhang des alten Karniens betrachtet, und mit der Bezeichnung als Klein-Karnien (das bedeutet eben ”) Wec quisquam ex illis remansit Bulgaria, nisi tarnen Atticcus , cum septingentis viris, uxoribus et liberis, qui in Marc liia Vinidorum salva lus est. (Fredegar 1. IX. c. 71.) — Brazlavus, dux Slavorum inter Savo et Dravo fluiniue, (Annal. Fuld.) — In Harchia ad Souam tres regales mansos in loco, qui dicitur Richem-burch, et curiam ultra Sovam tluvium, quae dicitur Gurc-relde fideli nostro Waltliuin tradidimus. (Dipl. Arnulfi reg- a. 895.) ') Hcnricus dux Forojulianorum, missis hominibus cum Wonimiro Sclave in Pannouiam. Iringum gentis A varov u m principom, exspoliavit. (Chron. Rhegin.) — Eodcm anno misit Carolus Pipinum silium suum in Hun-niam. (De conv. Careut.) ) A Centina autem lluvio Chrobatia incipit, extendi-tunque versus marc ad Istriae usque confinia. (Const. P°rph. c. 30.) int Dienste des Königs der Avaren, welcher in deren Sprache Caeanus genannt wurde 15). Einzelne neuere Geschichtschreiber wollen dabei behaupten, daß die Gegenden Krain's bald den Longobarden unterwürfig geworden seien; allein die von ihnen angeführten Gründe sind nicht haltbar. Die Gegend Zellia, welche längere Zeit unter der Botmäßigkeit der Frianler Herzoge gestanden, ist nämlich keine andere, als das Gailthal, woselbst sich auch der Ort Med aria in Möderndorf findet ls). Auch war das vorbestandene Lehenwesen in Krain keineswegs dem longobardischen, sondern dem fränkischen nachgebildet; denn Krain kannte das Colonen-wesen nicht, wie solches schon bei Görz nach oberitalienischer Art zu finden ist; auch das Zehentwesen in Krain wird urkundlich als deutsches vom friaulischen unterschieden 17). 13) Ratchis , a p u d Foruinjulii dux, in Carniola m, Sela vorn m palriam cum suis ingressus, magnam multitudiiiem eoriim interficiens, omnia vastavit. (Paul. D. 1. V. e. 52.) — Car n iole uses, qui circa Savum fluvium habitant, et Forojuliensibus pene contigui sunt, Baldrico sese dede run t. Idem et pars Carantanorum, qui ad Liu-deuviti partes defecerat, facere curavit., (Annal. Bert.) ") Quasdatn proprietatis nostrae partes, sitas in Ducatu praefati Ducis, et in Comitatu Poponis, quod Carniola vocatur, et qui vulgo Cb rain march a vocatur. (Dipl. Ottonis II. aim. 974.) Das Wort Krajna stammt von kraj, Saum, Rand. I5) Longobardi cum Avaribus et Sclavis Histrorum lines ingressi universa ignibus et rapinis vastarunt. —• Agilulfus rex obsedit civitatem Cremonensem cum Sclavis, quos ei Caeanus, rex Avarorum, in solatium miserat.’— Circa haec tempo, a rex Avarorum, quem sua lingua Cacanum appellant, cum iiinumcrabili inultitudine reniens Vene tiar um sines ingressus est, (Paul. D. 1. IV. 11. 29. 34.) ,6) Hi (Taso et Caco) suo tempore Sclavorum regionem, quae Zellia appellatur, usque ad locum , qui dicitur Med aria, possederunt, unde usque ad teropora Rat-chis ducis iidem Sclavi pensionem Forojulianis Ducibus persolverunt. (Paul. D. 1. IV. 40.) I7) Unam villam , quae dicitur N i d e c h (Nctidek) , item omnes deciraas, quae attinent ad dietam villam secundum morem T h e o t o n i c o r u m. (Dipl. Rai-mundi pair. ann. 1275.) Nur die Gegenden, welche auf der Westseite der julische» Alpen liegen, zeigen den oberitalicnischen ähnliche Einrichtungen; namentlich ist es vom Wippacher Thale anzunehmen, daß es unter longobardischcr Herrschaft gestanden sei 1S). 7. Der große Druck der Avarcn veranlaßte die Slaven um 623, sich gegen ihre Dränger zu erheben und das Joch derselben abzuschütteln; dieß gelang ihnen auch durch die Tüchtigkeit des Samo, welcher sich im Kampfe vor Allen bewährt hatte und daher als König des ganzen Volkes ausgerufen worden war ls). Daß in dieser Befreiung auch die Kraincr-Slaveu mitbegriffen waren, dafür spricht der Umstand, daß von nun an dieselben in ihren Kämpfen mit den Frianler-Hcrzogen als selbstständig handelnd erscheinen; der Sieg neigte sich wohl nicht immer nach ihrer Seite, doch wendeten sie den Versuch des Herzogs R a t ch i s zu ihrer Unterjochung um 744 glücklich ab 20). Inzwischen mögen die Avarcn gleichwohl zu Zeiten wieder die Obergewalt über die Gegenden Krain's erlangt haben; so zur Zeit des Longo-barden-Königs Grimoald, welcher den Avarenfürsten gegen den Herzog von Friaul aufgerufen hatte; so wahrscheinlich später, wo auch die Karentancr - Slaven durch die Hunnen bedrängt wurden 21). Von eigenen Fürsten des Kraincr-landcs fehlt in dieser Zeit jede Meldung; nur Walduch, Herzog der windischen Mark, dürfte auch auf einen Theil von Kram Bezug gehabt haben; bei ihm hatte der Bulgaren-Fürst A t t i c e u s mit seinen Leuten Zuflucht gefunden 22). Ob aber die Karantaner - Herzoge Borut, C h e t u m a r und Walduch auf Krain welchen Einfluß gehabt haben, mag dahingestellt bleiben; wenigstens lassen sich aus den älteren Gcschichtsquellcn keine Beweise dafür herleiten 23). ,8) In loco, qui Fluvius dicitur (Reka? an Frigidus?), per Ires dies Lupas cum Forojulianis adversus Cacani exer-citum conüixit. (Paul. D. 1. V. c. 19.) ,9) Samoa Slaviš ad regeudum expetitus. eo quod egregia ejus delectarentur fortitudine, de negotiatorc rex con-stitutus. (Aimoin. 1. IV. c. 9.) 20) Sel a vi congregata valida multitudine voluerunt super Forojulianum castrum irruere, — Nuntins venit, S davor u m multitudinem immensam in locum, qui Lauriana dicitur, adventasse. (Paul. D. 1. V. c. 23 45.) — Ratchis in Carniolam , Sclavorum patriam cum suis ingressus, omnia vastavit. At Sel a vi ex improviso ilium adorti penc extinxissent, inclava armigeri sui hostem in se pro-ruentem interemisset. (Paul. D. 1. VI. c. 51.) 2') Grimoaldus regi Avarorum Cacano mandavit, ut in Forojulii contra Lupum due ein cum cxercitu veniret. (Paul. D. 1. V. c. 19.) Non multo post tempore cepe-runt Hunni eosdem Quarantanos hostili seditione graviter aflligere. (De convers. Garent.) 22) Atticeus — in Marchia Vinidorum salvatus est. Post haec cum Valduco, Vinidorum duee, annis pluribus vixit cum suis. (Fredegar 1. IX. c. 71.) 2S) Mall vergleiche darüber die ganze Schrift des Anonymus: De conversione Carentanorum , welche in dieser Beziehung bisher Am ehesten dürfte sich die Muthmaßung bewähren, daß das Krainerland in der letzten Zeit vor dem Eintritte der Franken-Herrschaft dem Einflüsse der Avarcn unterwürfig gewesen sei; der siegreiche Kampf der Franken gegen die Avaren von Italien aus mag 788 die Krainer unter die Macht Carl des Großen gebracht haben, da gleich im folgenden Jahre auch Istrien und Liburnien unterworfen wurde n), (Fortsetzung folgt.) Wissenschaftliche Notiz. Der „Moniteur" enthält ein ausführliches, an alle Kenner und Förderer der Landes - Archäologie erlassenes Rundschreiben des Unterrichtsministers in Bezug auf eine Sammlung der gallischen und französischen Inschriften von den ältesten Zeiten bis zur Revolution von 1789, Das Werk soll in drei Serien zerfallen, deren erste alle alten Inschriften bis zum fünften Jahrhundert umfassen wirb; die zweite Serie werden die Inschriften von der Errichtung der fränkischen Monarchie bis 1328, wo Philipp von Valois die Regierung antrat, und die dritte jene von 1328 bis 1789 bilden. Der vom Minister gebildete Ausschuß, dem die obere Leitung und die Sorge für die planniäßige und übereinstimmende Leitung des Werkes übertragen, ist daher in drei Sectionen getheilt worden, deren jede sich mit einer jener drei Serien befassen soll. Dem Text der Inschriften sollen als Commentar möglichst vollständige Erläuterungen über die in den Inschriften benannten Personen, Gebäude, Oertlichkeiten k. beigegeben werden. Schon seit länger als einem Jahre ist Herr Leon Renter vom Minister beauftragt worden, die zur ersten Serie gehörigen Inschriften zu sammeln, in Reihenfolge zu bringen und zu commentirm. Denselben Auftrag empfing von ihm ein anderer Archäologe, Baron de Guilhermy, in Bezug auf die Inschriften der zweiten Serie, und man ist auch schon beschäftigt, die Inschriften der dritten Serie provisorisch zu ordnen. Die Herausgabe des ganzen Werkes soll möglichst rasch vor sich gehen, und der Minister erbittet sich zu diesein Zwecke die Beihilfe Aller, die sich für die Archäologie des Landes interesstren. Die Inschriften jedes Abschnittes der Sammlung sollen nach topographischer Ordnung, d. h. provinz-weise, veröffentlicht werden. Sobald für einen Band einer Serie hinreichendes Material beisammen ist, soll er erscheinen, ohne daß Rücksicht darauf genommen wird, wie weit die andern Serien vorgeschritten sind. Für einen ErgänzungS-Band der Sammlung sind die in Italien, Belgien, England und andern Ländern zu sammelnden Inschriften vorbehalte», die für die französische Geschichte ein Directed Interesse darbieten * *). bic einzige Quelle ist und zunächst nur nördlich von der Drau gelegene Landstriche bespricht. 2‘) Per id tempus pugna commissa est inter Ava ros et Francos, qui in Italia habitant, et Deo las" giente victoriam consecuti sunt Franci. (Chron. Wiegln.) Rex Pipinus Histriam quoque el Liburni am , el-ceplis maritimis civitatibus subjecit, (Eginhard vita Carol! M.) *) Auch für Oesterreich wäre ein derartiges Werk von höWs Bedeutung. Die Central-Commission für Erforschung der Bau-denkmale könnte daran Hand legen, wobei sie durch die Coiistr-vatoren und Correspondcuten gewiß kräftigst unterstützt würde. K l u n. Druck von Jgn. v. Kleinmayr 8$ Fedvr Bamberg in Laibach.