Kr« tS.	Tonntag, 4. Aebrnar R8SS.	v. Jahrgang.
Die <»Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntlig, Mittwoch und Freitaq. Preise — für Marburg: gauWhrig 6 fl., halbjährig 3 fi.. vierteljährig 1 fl. 50 kr; skr Zustellung in» Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Tinschaltung mit 10, bei zweimaliger mit IS, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 30 kr. Inseraten Skempelgcbiihr kommen.
Monnements-Einladung. Bei Beginn des neuen Monates machen wir die freundliche Einladung znr Prünumeration. Prö«nm<ratto«»-Vrets. ^iir Marburg m»«atlich 50 kr., mit Inftrllnug in « Hau« KV kr., «U virrttljiihrig L fi, halbjährig 4 fl.. ganzjährig » fl Die Administration der „Marburger Zeitung." Zur Geschichte des Tages. Der ungarische Reichstag, auf den gegenlviniig die Blicke Europa s gerichtet sind, »vird die Adreßvcrhandluugen nicht vor Mitte Februar beginnen. GrundsäKlich lvird die Bolksverlretutig Ungarns auf jenen Erklärungen beharren, ivelche im Jahre 1861 gemacht worden ; allein die gorm, in der es geschieht, wird minder schroff sein. „Politifai Hetilap" sagt hierilber: „Wir gestehen, wir gl.mben nicht, daß die 1866er Adresse Deak's nicht alles daS verlangen werde, wnS die 1861er Adressen vcr-langten ; nur der Ton diirfte verschieden sein." Wenn also schon der milde Baron Eütvös eine solche Sprache führt, dann ist wohl um so gewisser anzunehmen, daß der entschiedene Deak seiner Partei, welche die Mehrheit bilden dürfte, nichts vergeben wird. Ob die Aussichten auf Rersöh nung dadurch besser lverden. ist freilich eine andere Frage. Die Entscheidung deS ObertribunalS in Berlin gegen die Abgeordneten Tlvesten nnd Frenzel erregt ungemeines Aufsehen. Alle fleisinnigen Parteien rüsten siä). um Maßregeln zu treffen, durch welche die von der Ä^erfassung gewährleistete Redefreiheit der Volksvertreter ge-lchüht werden soll. Die „Schles. Ztg." sagt: „Dieses Urtlieil deS höchsten preußischen Gerichtshofes ist daö wichtisiste Ereigniß in der konstitutionellen Geschichte Preußens seit dem 31. Januar 1850. Ueber den Ein	druck, welchen dasselbe macht, über die Wirkungen, welche es haben muß, heute schon sprechen zu wollen, wäre leichtfertig. Borläufig ist AlleS auf die „Gründe" gespannt, aus die der Gerichtshof fein Urtheil gebaut hat. Prim'S Uebertritt nach Portugal hat zwar aus die wei-tere Entwicklung des Aufstandes in Spanien lähmend gewirkt; erloschen ist derselbe jedoch keineswegs: in den Provinzen gährt es noch und wur-den besonders in Andalusien zahlreiche Verhaftnngen vorgenommen. Der Guerillasführer Eskoda hat sich mit einer Schaar ihm tren^ebliebener In-surgenten in die C^^ebirge gelvorfen, von wo auS er Streifzüge in daS flache Land unternimmt, um sich dort den nöthigen Proviant zu holen. Die Regierung, anstatt daS Land durch allgemein verlangte Reformen zu beruhigen, hat den Körles gegen die Presse und das Bereinswesen gerichtete Gesetzentwürfe vorgelegt, die auf die Bevölkerung einen schlech. ten Eindruck machen. Ein trostreiches Schauspiel bietet das nun versammelte englische Parlament. Von der Tlironrede der Könil^in Viktoria hat Niemand die Ankündigung einer Maßregel zur Einschränkung der Bolksrrchte er-lvartet: in England vollzieht sich, unbeirrt durch den Einfluß der Regie-rung, der konstitutionelle Fortschritt. Die wichtigste Frage, über welche das britische Parlament diesmal zu entscheiden haben ivird. ist die Ausdehnung des Stimmrechts auf Bolksklassen, die bis jetzt vom Wahlrechte ausgeschlosftn waren. Langsam aber sicher wächst in England von Jahr zu Jahr der Einfluß der Mittelklassen auf die politische Leitung deS Landes, Mit dem Tode Palmerston's sank die letzte: Schranke, welche der Wahlreform den We.^ verlegte. Der greise Russell beschließt seine staatSmän-Nische Lanfbahn mit dem erliebenden Bewußtsein, als erster Minister feineS Landes die kühnst.:» Bestrebungen seiner politischen Jugend zur Geltung gebracht zu haben. Fllr Englands auslvärtige Politik wird die gfgen-wärtige Versammlung dcs Parlamentes wahrscheinlich ohne Bedeutung sein. England hat keinen Zuit nach Meziko, hat kein Schleswig-Holstein einzuverlelben: es ist sich mit seiner Freiheit selbst genug und kann mit befriedigtem Bewnsusein ans die Ränke und Händel herabblicken, in denen sich die festländischen Kabinete wahrlich nicht zum Vortheile der von ihnen regierten Völker abmülien. England ist der einzige europäische Staat, der seine Armee und Flotte ernstlich vermindert, und es erfährt an sich reichlich die Wohlthaten einer in stetiger Entwicklung begriffenen, durch
Der Tanzmeifler. Bon Moritz Hartmalln. (Fortsetzuug.) Ueber den Borfall nachdenkend — denn eS schien mir, als ob der Kapitän nicht ohne Grnnd die Sache so persönlich genommen — sast ich noch spat und allein vor meiner Flasche und mit dem Tschibuk im Munde da und beschloß, nächsten Morgen um Aufklärung zu bitten. Eben wollte ich mich erheben und mich auf meine Stube im selben Hause zurückziehen, als die Thür aufging und der Kapitän wieder eintrat. Er verlaugte eine Flasche TenedoSwein und setzte sich wieder mir gegenüber. Ehe der Wirth die Alasche brachte, saß er schweigend da, den Kopf in beide Händ gestützt. Man HSrte durch das offene Fenster nur daS häß lithe Aechzen der Kameele, die an der Wand vor dem WirthShause an-gebunden waren und lagerten, und daS melodischere kleine Branden der Wellen deS GolfrS an den Balken der zerlirochenen Landungsbritcken. — Nachdem der Wirth die Flasche gebracht, verlangte der Kapitän noch ein Naraileh. Als auch dieses auf dem Tische stand, ging der Kapitän an die Fenster, schloß eines nach de»n andern, sah sich in der dunklen Stube um »nd setzte sich, nachdem er sich überzeugt, daß wir allein waren, wie-der an de» Tisch, leerte ein Glas und that einen tiefen Zug aus dem Nargileh. Dann neigte er sich zu mir hinüber und lächelte. Aber es war ein Lächeln, das die Franzosen so bezeichnenv nn rirv jsnnv nen-ne«, ei» gelbcs Lächel». Also, lieber jFreund. sagte er so lachend, Sie lvürden Sich mit ei. »e« Tainmtister »icht schlagen wollen? Lasse» wir das, lieber Rechberg. Das Gespräch hat Sie vorhin »» sehr verstimmt; warum wieder darauf zurückkommen? Sprechen wir »icht «ehr davo». I« Geae»thkil, spreche» wir davon! Wir müssen darüber sprechen, ich bi» deßhalb zurückgekommen. Es liegt mir nichts a» der Meinung der Audere«, aber mit Ihne» will ich mich auseinandersetzen. Es handelt sich »« Grundsätze der Ehre; was hat unser ein,r Besseres als die Ehre? Der Sege»sta«d ist wichtig, und keine Auseinandersetzung über	eilten solchen Gegenstand kann überflüssig sein. Ich m u ß mit Ihnen sprechen. Nun. ivenn es Ihnen eine solche Herzensangelegenheit ist, so spre-Sie« — Aber Nechberg sprach nicht, er leiste »vieder den Kopf in die Hand und zeichnete gedankenlos tnit dem giNl^er der anderen allerlei baroel'e Figuren mit Hilfe deS vergossenen Weines aus den Tisch. End-lich sah er auf und s.is^te: Ich habe nicht nur theoretisch mit Ihnen zu diskuriren, ich musi )l»nen auch allerlei anvertrauen uttd erzählen. Gut, sagte ich, wenn Älinen das ein Bedürfniß ist, macheu Sie mich zu Ihrem Vertrauten und erzählen Sie; Sie erzählen so gut. Ich stelle Ihnen mit Vergnüg n diese gattze Nacht zur Versügung. Aber — sagte iviek'er Rechberg und unterbrach sich, indem er einen tiefen Schluck aus dem Glase tl)at — aber — aber lvenn ich Ihnen erzählt habe, müssen »vir uns schlagen, und zivar gleich diesen nächsten Morgen. Dann erzählen Sie nicht! rief ich — schweigen Sie, verstummen Sie, ich will nichts l)öre»l, ich liabe nicht die geringste Lust, mich mit Ihnen zu schlagen Es »väre lnir eben so unaugenetim, mich um meine einzige Gesellschaft in Smyrna selbst zu berauben, alö von Ihnen über den Haufen geschossen zu werden. Rechberg sah mich mit Augen voll Freundschast und Wohlwollen au. — Thun Sie mir den Gefallen — sagt^ er dann bittend hören Sie mich an; es liegt »nir daran, daß Sie »Visse»», mit »vem Sie umgehen, und das; Sie nach meiner Erzählung urtheilen. Sie leisten mir einen »Vahren Freundschaftsdienst. . ^ Zmn Teufel, schrie ich ungeduldig, ich »vill Zlinen ke»neu ^e»»d' schaftsdienst leisten, wenn ich mich dafür schlagen muß. Wenn Sle diese Bedingung wegnehmen, dann will ich hören. Das kann ich nicht, erwiederte der ,Kapitän, das steht fest in mir. wie der heiligste Grundsatz, daß derjenis,e. der das. ivas ich Ihnen erzäh-leu will, von mir weiß, sich mit mir schlagen müsse. Also schweigen Sie. ich will nichts wissen! rief ich mit fast gebte- terischem Tone. . . In der That schwiea er und sah vor nch h»n. Mit Unruhe aber bemerkte ich. daß er ein Glas nach dem andern hinunterstürzte und «it
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keine selbstherrscherischen Gelüste beirrten und gestörten parlamentarischen Regierung.
Ein Beittag zur Straßeuanlage und Kanalifirung Marburg^S.
G (Vom rechten Drauufer.) Wenn die Mitglieder einer Gemeinde mit so hohen Umlagen belastet werden, »vie es bei unS der Fall ist, und die Besteuerung so schwer zu befriedigen ist. wie gegenwärtig, so muß man sich der Hoffnung hingeben, daß die fremewählten Vertreter alleS Ueber-flüssige, und selbst erst in späterer Zeit Nützliche der Zukunft vorbehalten haben, dagegen sich auf die Deckung jener Bedürfnisse beschranken, welche unabweisbar find und nicht ohne Nachtheil verschoben werden können.
Leider wurde die Kanalifirung und Pflasterung der inneren Stadt sistirt und dadurch an gewissen Orten die Fortdauer der Gefahr fiir Fußgänger und Fuhrwerke in Permanenz erklärt, abgesehen davon, daß die kanalifirten Gassen mit ihren Ausgußrinnen weder zur Gesundheit noch zur Verherrlichung der Stadt beitragen.
Im erhöhten Maße trifft man alle diese Nachtheile auf den beiden Draubergen. insbesondere auf dem diesseitigen in der Richtung der Lem-bocher Straße. — Bedenkt man. daß auf diesem Wege die Mehrzahl der auf dem Kärntnerbahnhofe Bediensteten, so wie alle Passanten mm Ka-deten Jnstitute gehen; daß diese Etablissements von jedem Fremden, der den Ruf unserer Stadt in weite Ferne tragen soll, besucht werden, daß hier fast alle Weine, wie andere Lasten verführt werden, welche vom Ab-hang des Zvacherer kommen, so wird man mit Recht über die Sorglo-fjgkeit entrüstet sein, welche dieser frequenten Paflage zugedacht ist. Und doch zahlen die Bewohner der Magdalena-Vorstadt dieselben Umlagen, wie die jenseitigen Stadttheile, ohne für fich erheblichere Bortheile, als Stra» ßenbeleuchtung und Nachtwächter dafür erworben zu haben. —
Sollte es denn den Gemeindevertretern dieser Borstadt nicht möglich sein, für ihre Wähler ein gesondertes Präliminare (nach dem Sinne des LandeSgemeindegesktzes) durchzusetzen, in welchem für fie nur jene Ausla-gen repartirt werden, welche ihnen auch zu Gute kommen? So lange sie aber gleiche Lasten tragen, haben fie ficher wenigstens gerechten Anspruch auf die Herstellung einer Passagr, welche für Menschen und Bieh weniger lebensgefährlicher ist, als diese während deS ganzen Winters beeiste Rutschbahn zur Draubrücke. —
Wenn solche, nicht im Interesse der Verschönerung, sondern einzig der öffentlichen Sicherheit nöthigeArbeiten nicht ausgeführt werden.so sollte den Betheiligten wenigstens der gute Trost bleiben, daß keine Auslagen für Anl^en von zweifelhaftem Werth in Anspruch genommen werden.
Nichts desto weniger herrscht seit Monaten ein reges Leben auf dem unbelebtesten Theile der Stadt, wo selten ein Spaziergänger abseitige Wege suchend, über die gewaltigen Planirungs- und <Krdverführungsarbeit.'n er-staunend, an die beiden Endpunkte der neuen Großstadtsch:värmerei: einer Rinastraße vom Friedhofe zur Planke eines Privathauses gegenüber dem Bahuhofe, gelangt. ^
Sonderbar ist cS, daß die Abschließnng des Hofraumes jenes Pri-vathauses auS jüngster Zeit zu stammen scheint und daher auf eine Op-Position von Seite des Besttzers gegen das Unternehmen schließen laßt. Sollte fich die Gemeindevertretung bei Beschlußfassung über die Anlage dieser Äraße wirklich der Zustimmung dieses Privaten nicht versichert haben?
Wurde bei Anlage dieser Staubquelle auch bedacht, daß der Stadt mit deren Anllige eine kostspielige Erhaltung und Bespritzung geschaffen wurde; und wenn es bisher nicht möglich war, die Bewohner der Gra-zerVorstadt im Sommer von dem lästigen Staub gründlich zu erlösen, dieß um so weniger bei der viel längeren neu angelegten Straße der F.ill
Eifer an seinem Nargileh zog. daß das Wasser im Gefäß murrte und auf-kochte und Blasen und Strudel bildete. — ein Abbild der Borgänge in seinem eigenen Herzen. Ich stand auf und reichte ihm die Hand zum Abschiede; er nahm sie aber nur um mich auf meinen Sitz zurück zu zwingen.
Hören Sie. nur zwei Worte, sagte er.
Zwei Worte, dachte ich. können nicht so gefährlich sein; sie können die tödliche Erzählung nicht enthalten; hören wir ihm zu. eS scheint ihm so viel daran zu liegen. Bielleicht wälzt er mit diesen zwei Worten eine schwere Last von seinem Herzen ; ich muß sie hören, das bin ich ihm schuldig
Der Kapitän stand auf und schritt einige Male in dem weiten Saale auf und nieder l zwei oder drei Mal blieb er in einem dunklen Winkel stehen, als ob er mir den Kampf verbergen wollte, den er in sich auskämpfte. Plötzlich hielt er vor mir und sagte mit fester Stimme:
Ich bin ein Tanzmeister!
Ich war wie vom Blitz getroffen und hatte doch nur das kleine Gefühl allergewöhnlichster Verlegenheit. 3ch sah vor mich hin und hatte nicht den Muth, ihn anzublicken, oder auch nur eine Silbe zu sagen. Mit jedem Worte fürchtete ich. ihn zu beleidigen, eben so mit jeder Miene, mit einer erschrockenen sowohl, als mit einer gleichgiltigeu oder heiterci!.
Gut. sagte ich endlich, was liegt weiter daran! Mit dem einen Worte haben Sie mich bekehrt, gute Nacht!
Nein, st.'mmelte der Kapitän, setzen Sie Sich. Sie haben nun die Hauptsache gehört; das Uebrige ist Nebensache. Jetzt müssen Sie meine Geschichte hören, da Sie die Pointe kennen, sonst bin ich Ihnen geqen-über in einer schlimmern Lage als vorhin.
Ich setzte mich resignirt wieder liin, mit dem Gedanken, daß ihn die Erzählung beruhigen und daß am Ende aus dem Duelle doch nichts werde. Kapitän v. Rechberg setzte sich mir gegenüber, trank «och einmal und begann mit fester Stimme:
Ich bin zwar der Sohn eineS alten, aber verarmten adeligen Hau-seS im Würtkmberqischen; um mich mit meiner Armuth in große, ren Berkiältnissen unbemerkt zu verlieren, nahm ich Dienste in Oesterreich und setzte eS durch, daß man mich in ein kleines Nest in Ungarn garni-fonine. wo ich halb und halb von meiner Gage leben konnte. Auf den Schlöffern der Umgegend erfuhr ich viel Freundlichkeit und gewann balo Land nnd Leute sehr lieb. Als die Revolution ausbrach, war mir zu
sein dürfte? Selbst durch die Versetzung von Bäumen wird dem Bedürf« niß der Bewohner nach einem ErholungSplatz für Groß und Klein nicht abgeholfen werden, wohl wäre dieß aber durch die. vielleicht weniger kostspielige Anlage eines noch so bescheidenen StadtparkeS mit Wiesengrün und Schatten der Fall gewesen.
Soll diese neue Straße nach dem Muster von Großstädten einzig dem dolce far niente gewidmet fein, so ist jedenfalls der Friedhof kein erheiterndes AusaangS Ovjekt; glaubte man aber dadurch dem Bedürfniß nach einem notywendigen Verkehrsmittel abgeholfen zu haben, so wird mit nnS ganz Marburg der Meinung sein, daß vom Bahnhof biS zum Burgplatz die bestehende Straße vollkommen ausreicht, dagegen wir auf jener vom Burgplatz bis zum Friedhof zu unserem Heile nie auf einen lebhaften Berkehr hoffen wollen, und auf diesem letzten We^e unsere Freunde unS trotz einer weniger brillanten Passage oaS Gelelte geben werden.
Gelänge eS aber wirklich, in diese neue Richtung die Strömung dcS Verkehrs zu lenken, so ist sehr die Fr^e. ob die Besitzer jener Häuser, welche gegenwärtig an den lebhaften Passagen situirt sind, mit so großen Opfern eine Anlage fördern werden, welche zur Entwerthung ihrer Reali-täten führt.
Wir erwähnten dieser Unternehmung nur. um nachzuweisen, daß der Gemeindesäckel noch für Dinge in Anspruch genommen wird, deren Nutzen jedenfalls ferner liegt, als die Bollendung der inneren Stadt und die Zugänge zur Draubrücke. so wie endlich zu den Ufern deS FlusseS selbst.
Sollten die Bcwohner deS linken DrauuferS jedoch mit den neu projektirten Straßen, welche sonderbarer Weise immer den Jntereffen der-selben Gcmeindemitglieder nicht »um Nachtheil gereichen, einverstanden sein, so möge man unS auch verzeihen, wenn die Bewohner deS rechten DrauuferS ihre Bedürfnisse im eigenen Interesse als innere Angelegenheiten zu behandeln wünfchen, und durch die Bildung einer eigenen Gemeinde im Anschluß mit den nächstliegenden OrtSgemeinden, mit wel« chen fie gleiche Interessen haben, sich entweder mit geringen Steuerum-lagen begnügen, oder bei gleicher Belastung wenigstens die Befriedigung der unabweiSlichen Bedürfnisle sichern.
Möge man glauben, die Bedeutung Marburgs als Großstadt durch breite, stauberzeugende Straßen zu fördern, so find wir dagegen der Ueber-zeugung. daß für Fremde auch daS dießseitge Ufer nicht ohne Interesse ist, und die beiden Drauberge mit dem bewußten ekelhaften Winkel nächst der Auffahrt zum Hauptplatz, denselben mehr in Erinnerung bleiben werden, als die neu geschaffenen Anlagen.
Marburg« Berichte.
(Gemeind erechnung.) Die Gemeinderechnung für daS Jahr l86ü, welche nun den stimmberechtigten Mitgliedern der Gemeinde auf dem Rathhause zur Einficht bereit liegt, weift folgende Empfänge nach: Interessen von Kapitalien SS61 fl.. Rückzahlung von Kapitalien 200 fl., Möbelentfchädigung der Offiziere 392 fl., Miethzinfen: für daS RathhauS 2285 fl., für daS Krankenhaus in St. Magdalena 1900 fl., für das Transportfammelhaus 670 fl., für daS alte Krankenhaus Ä82 fl., für daS Theater 28ü fl., für den Keller deS BürgerspitalS 12 fl., für den Pulver-thurm nebst Wachtbütte 41 fl., für die Hütte auf der Lände 42 fl.. für das MeßnerhauS S0 fl. Weitere Empfänge find: daS PlatzsammlungS-und AbmaKgefälle 4800 fl.. daS Ländgefälle für die Stadt 736 fl.. für Melling 75 fl.. Ländplatzzinsen 124 fl.. Zinsen für Aufstellung der Markt-Hütten 21 fl., Pachtzins sür die Thesenweide 43 fl. und für den Bezug deS TheseuschotterS 4 fl.. Entschädigung für Durch-
Muthe. als ob ich mich gegen meine eigenen Landsleute schlagen sollte und zugleich gegen meine eigene Partei; denn ich betrachtete die magyarische Revulotion, und schwerlich mit Unrecht, als eine aristokratische. Aber die Ehre gebot mir. in den Reihen »u bleiben, in denen ich im Frieden gedient hatte; eS wurde mir Gelegenheit gegeben, mich auszuzeichnen, und ich benutzte sie, als ein wahrer Soldat, ver im Detail ntcht immer an daS Prinzip denkt. Mit dem Ende der Revulotion war die Zeit gekommen, da lch den Lohn meiner Dienste, daS ist Beförderung, heimtragen sollte. Aber ich verschmähte den Lohn für Thaten, bei denen mein Herz nicht betheiligt war, ich sehnte mich im Gegentheil nach einer Gelegen, heit, meine innere Schuld zu sühnen. Ich verließ Oesterreich mit dem Titel Kapitän und ging nach Schleswig-Holstein, um daS Glück, für eine Sache deS Vaterlandes gekämpft zu haben, auch einmal zu kosten. Sie wissen, wie es mit Schleswig Holstein geendet hatte.Arm und bar aller Hilfsmittel ging ich nach England, um irgend eine neue Karriere zu beginnen. Ich gab Lektionen. Einer meiner Schüler munterte mich auf. nach Indien zu gehen, wo man Iugenieurs brauchte, bei den hydrographischen Arbeiten und der Regulirung des Ganges. Man machte mir Aussicht auf glänzenden Gehalt und versprach mir goldene Berge. Goldene Berge thaten mir im höchsten Grade uoth. Meine gute Mutter, deren einzige Stütze und Hoffnung ich war, hatte den letzten Rest ihreS Bermögens hergegeben, um mich während meines Aufenthaltes in Oester« reich zu unterstützen. Ich hatte diese Unterstützu^ angenommen, hoffend, daß ich um die Zeit, da ihr Vermögen auf die Neige ginge, einen genug hohen Grad einnehmen werde, um ihr Opfer heimzahlen :u können. Damit war eS nun nichts, da ich ganz dienstloS dastand, uno mit Schauer sah ich die Zeit heranrücken, da meine arme Mutter dem Mangel, einem entbehrungsvollen, unglücklichen Alter hingegeben sein würde. Ith iberstürzte meine Reise nach Indien und brachte nicht alle jene kostbaren Empfehlungen mit. die ich mir hätte verschaffe» und die mir hätten sehr nützlich sein können. In Kalkutta angekommen, fand ich alle Stellen, auf die ich gehofft hatte, besetzt. Niemand interessirte fich für mich, und ich war nicht der Mann, mir die Theilnahme einflußreicher Mensche» durch Zudrinc,lichkeit oder Schmeichelei zu erzwinge». DaS furchtbar theure Leben in Indien hatte meine kleine Baarschaft bald aufgezehrt; von der Gesellschaft war ich ausgeschlossen, weil ich nicht, wie jeder Gentle-mann in Indien, eine Dienerschaft von zehn oder fünfzehn Eingebornen bezahlen konnte- ES war bald so weit gekommen, daß ich mich von den
zugsftraßen 1440 fl.. Gemeindeumlagen: Rückstand an direkten Steuern vom Jahre 1864 2000 fl.. direkte Steuer vom Jahre 1865 14,311 fl., Berzehmngssteuer: Wein und Fleisch 3ü89 fl.. Bier- und Brannt-weiN'Einfuhr 440 fl.. Erzeugung 1446 fl., Hundesteuer 887 st., Heuwage 714 fl.. Schaar- und Wachtgeld 161 fl.. Schulgeld 251 fl.. Vorschüsse: auf Rechnung der Schulkonkurrenz 497 fl.. Vorschüsse der Sparkasse. deS Armenfonds 2559 fl.. Jagdpachtschilling: Kärntnerthor 10 fl., Burgthor 3 fl.. St. Magdalena 25 fl.. OffiziersquartierZinsen sammt StaUgeld 2150 fl.. freiwillige Beiträge für den Brunnen in St. Magdalena 22 fl.. für den Konalbau in der Stadt 710 fl.. für den gleichen Bau in der Webergasse 440 fl., für den Armenfond und die Admonter 1661 fl.. für die Erösfnnng der Theatergasse 410 fl.. Konturrenzbeitrag für die Erwei-terulm des Friedhofes in St. Magdalena 125 fl., Erlös für die verkauften Lirundflecken und Effekten 188 fl.. Beiträge zum Ankauf mehrerer Grundparzellen wegen Eröffnung der Straße von den FranSziSkan^rn bis zur Drau 26 fl.. verschiedene Einnahmen, wie Musikgebühren. Rückvergütungen und dgl. 354 fl. Die Summe dieser Empfänge (Abstattungen) beträgt 49.599 fl. Die Rückstände belaufen sich auf 14257 fl. (Schluß f.)
(Aus der la nd w irt hschaftlichen Filiale.) Dem Rekurse des AentralauSschusseS der steierm. LandwirthschaftS Gesellschaft gegen eine Entscheidung der k. k. Stattlialterei, wurde vom Handelsministerium keine Folge gegeben, daher die Intervention eineS landesfürstlichen Kommissärs bei den Filial-Sitzungen fernerhin noch stattzufinden hat.
(Schulwesen.) Veranlaßt durch die gesetzwidrige Bestrafung des Schülers Kornberger und da Ausschreitungen bei Anwendung der Schul-strafen auch in anderen Schulen vorkommen sollen, hat die Statthalterei die Ordinariate ersucht, den Direktoren, Katecheten und Lehrern der unter-stehenden Volksschulen mit Hinlveisung auf ß. 283 der politischen Schul-versaffung, so wie aus die AK. 413 und 420 deS allgemeinen Strasgesetzes nachdrücklichst einzuschärfen, daß sie von der ihnen eingeräumten Zucht-gewalt nur in Fällen dringender Rothwendigkeit Gebrauch zu machen, hiebe! mit aller Mäßigung. Nuhe und pädagogischer Umsicht vorzugehen und sich überhaupt die bezüglichen Bestimmungen der Kg. 242 und 243 der politischen Schuiverfaffung vollinhaltlich und unverrückt gegenwärtig zu halten haben.
(Privilegium.) DaS Handelsministerium hat dem Herrn Heinrich Gautsch v. Frankenthurn, Ingenieur der Südbahngelellschaft in Marburg, auf eine Verbesserung bei der Darstellung eineS Ersatzmittels für Weißgärber-DegraS ein ausschließendes Privilegium für die Dauer von fünf Iahren ertheilt.
(Vom Marktplatz.) Ze flauer die Geschäfte gingen, desto schnel-ler verschwand eine Hütte nach der andern am Hauptplatze: der Jahr-markt ist nun zu Ende. Abgesehen von der allgemeinen Stockung im Handel und Wandel glauben wir, daß die Zeit der Jahrmärkte vorüber. Die einst so berühmte Leipziger RcujahrSmesse gab ihren Besuchern aus der Handelswelt Anlaß zu bitteren Klagen über den geringen Umsatz: der Stuttgarter Möbelmarkt zeigte ebenfalls nicht mehr die gewohnte Lebhaftigkeit deS Verkehrs. In Berliner Handelskreisen bereitet sich eine Bewegung vor. die Jahrmärkte, als dem heutigen Handelsbetriebe nicht mehr angemessen, abzustellen. DaS Berliner Aeltesten-Kollegium der Kauf-Mannschaft hat sich über diese in die HandelS-Jntercssen tief einschneidende Zeitfrage mit den Handelsgesellschaften und Handelskammern de» Landes in Berathung gesetzt.
(Aus dem B ereinSleb en.) Herr Dr. F. Duchatsch «st auS der Leitung drS MännergesangS-Vereines geschieden, indem er unterm 30. V. M. seine Stelle als Borstandsstellvertreter und Sekretär niederlegte.
Früchten der Bäume vor der Stadt nährte. Wenn ich da hinausging, um meine tägliche Nahrung zu holen, war es mir. als ob die Affen und Pap^eien aus den Bäumen mich verhöhnten. In dieser schrecklichen Zeit der Roth, die ich nur überlebte, weil ich das Leben als eine Pflicht gegen meine Mutter ertrug, kamen von ihr Briefe mit uttterdrückten Klagen. Zwischen den Zeilen los ich eine lange Geschichte ihrer Entbehrungen. Ich war zu Allem bereit; ich hätte mit den Sudras arbeiten und die niedrigsten Geschäfte verrichten mögen; da erfuhr ich. daß man für eine Art von Kadettenschule, die in Kalkutta besteht, einen Tanzlehrer suche und deßhalb nach Europa schreiben wolle. Mein Entschluß war gefaßt; ich berechnete, daß ich mit der Hälfte deS Gehaltcs leben könnte, daß die andere Hälfte meiner Mutter in Würtemberg eine nicht nur sor-genfreie, eine beinahe glänzende Existenz sichern würde? Was kümmer-ten mich alle Borurtheile ? Und war ich nicht in einer fremden Welt ? Und Sie wissen, daß man sich in fretnden Verhältnissen, abgelöst von unferer ganzen Vergangenheit, leichter zu Dingen entschließt, die uns zu Hause und in der gewoliuten Umgebung eine Unmöglichkeit scheinen würden. Zudem war das Institut ein militärisches; ich konnte mir mit der Sophistik deS Unglückes und des inneren Widerstreites einreden, daß ich eigentlich in der Karriere bleibe. Habe ich nicht dumme Banernjungens gehen gelehrt? — warum sollte ich junge Gentlemen nicht tanzen lehren? — Ich stellte mich dem Major, dem Vorsteher deS Institus. vor und wurde angenommen, trotzdem ich ihm nicht, wie er es gern gewünscht hätte, eine Probe vortanzte. — ^lS ich deS Abends im Tanzsaale des Institutes erschienen war. lvaren nicht nur die jungen Kadetten da, sondern auch ihre Mütter und Schwestern. Frauen und Töchter der Civil-und Militär Beamten der Königin und der Kompanie. Alles wollte mit tanzen und tanzte auch mit; so war eS immer gewesen, und es verstand sich von selbst, daß eS auch sürder so sein sollte. — Erlassen Sie eS mir. Ihnen zu beschreiben, wie mir zu Muthe gewesen ist. als ich mich hinstellen und den JungenS und den Damen die pAs vormachen mußte. Als ich auf den Schlössern Ungarns mit den liebenswürdigen Magy«rinnen tanUe, hätte ich eS nicht geglaubt, daß der Tanz, den ich so sthr liebte, mich dereinst so tief unglücklich machen, so demüthigen, so i» «einem Innersten zurichten würde. — Natürlich war ich von diesem Auaenblicke an als ein prokessiovsl w»» und als Tanzmeister von der Gesellschaft ganz und gar ausgeschlossen. Niemand ging mit mir um. als ei» guter Deutscher, ein Kaufmann, der mein Unglück sab und mich bedauerte. Der gute Landsmann arbeitete, ohne mein Wissen, daran, mein Lebe» z» verbessern, während ich mich d»mpf und stumpf darein ergab.
(Theater.) „Ein GlaS Wasser, oder: Kleine Ursachen, große Wirkungen", so nennt sich das sünfaktige Lustspiel nach dem Französischen des Scribe. das in gelungener Uebersetzung von A. EoSmar am 1. Fe-bruar gegeben tvurde. Die Aufführung schien Anfangs hinter der Dichtung zurückbleiben zu wollen, aber nach Beginn des Meiten AkteS gewan-nen die Gestalten ein immer regeres Leben. Frl. von Sjunyogh spielte den schwankenden Charakter der Königin Anna mit tiefem Verständniß. Ueber die Leistungen der Gäste vom Klagensurter Theater: Frau Bünger (Her-zogin von Marlborough) und Fräulein Schramm (Abigail. eine entfernte Verwandte derselben) dürste daS Urtheil nun feststehen: beide sind gern gesehene Künstlerinnen und was der älteren am Organe der Stimme fehlt, ersetzt das meisterhafte Spiel. Herr Karschin zeichnete den Vieomte von Bolivgbrocke fehr treffend: Herrn Seder ist zur wirksamen Darstellung seiner Rolle mehr Wärme in Sprache und Bewegung zu empfehlen. Die Zwischenakte dauerten zu lange. DaS HanS tvar in allen Räumen gut besetzt, der Beifall lebhaft. — Die Posse von Theodor Flamm: „Ein armer Millionär, oder: Ein fescder Student" vereinigte am Freitag ein sehr zahlreiches Publikum, dessen Beisall aber nur den Schauspielern und nicht dem Dichter galt. Frau Leopoldine Baumann führte im 3. Akte den „schottischen Holzschuhtanz" auf eine Weise aus, für die ihr rauschender Beifall gezollt wurde.
(Aus dem Kasino.) Heute Nachmittag um 3 Uhr wird die ordentliche Hauptversammlung der Kasino-MitgUeder stattfinden, die auf zahlreichen Besuch rechnen dürste, da wichtige Fragen zur Sprache tom-men: außer dem Jahresberichte, der Festsetzung des VereinSbeitrageS, der Wahl von zwei Mitgliedern deS VerwaltungSratheS, der Verlosung von 36 Antheiischeinen zu 50 fl. zusammen mit 1800 fl., soll auch die Höhe der Unterstützung für daS Theater bestimmt und über die beantragte Aen-derung der Statuten verhandelt werden.
(Ball.) Der zweite Maskenball, der heute im Theater abgehalten wird, führt einen neuen Namen und bringt zur Abwechslung tvirklich Neues in den herkömmlichen Gang der Faschingsfreuden. Auf diesem „großen MaSken-Konkurrenz Ball" kommen ztvei werthvolle Preise zur Ver-theilung: den ersten (eine goldene Broche) erhält jene Damen-MaSte, welche die Ballbesucher in Folge allgemeiner Abstimmung für die elegan-teste erklären; der zweite (eine silberne Cylinder Uhr) gebührt jener Her-ren-Maske. die auf gleiche Weise als die originellste erkannt lvird.
Vermischte Rachrichten.
(Turn Wesen.) Ein Korrespondent der „N. Fr. Presse" berichtet über den deutschen Turnverein in London u. A. Folgendes:
Lange Zeit hindurch haben die Deutschen im Auslande sich ihreS Volksthums fast grschämt und mit wenigen ehrenhaften Ausnahmen an den politischen Bestrebungen, tvelche auf Befreiung und Einigung deS Baterlandes gelichtet waren, kaum irgend tvelchen Antheil genommen. In England namentlich, wo der Deutsche einer mächtigen, das Fremde rasch sich assimilirenden Nationalität gegenübersteht, und wo die freiere» Zu« stände so leicht in einem schwächeren Charakter den Wunsch erwecken, alS Theil eines großen Ganzen zu gelten, anstatt sich als verlornes Atom in dem Strudel einer Weltstadt herumtreiben zu lassen — in Englaud find deutsche Generationen um Generationen anglistrt worden.
Wie in Amerika, so hat auch in England die Emigration seit 1848 — 49 einen heilsamen Umschwung in dieser Beziehung hervorgebracht. Die Deutschen in England suhlen sich mehr und mehr »vieder als Glie-
Er besorgte die Geschäfte eineS hohen Beamten. deS Lord B. . .. und wußte diesen für mich ju interessiren und ihn glauben zu machen, daß eS seine Pflicht sei. einen Adeligen unv Offizier aus so demüthigender Stel-lung zu befreien. Nachdem ich an sechs Monate als Tanzmeister fun-girt, brachte mir mein Freund einen Bries. mit dessen Hilfe ich In Bom-bay bei den hydrographtschen Arbeiten angestellt werden sollte. — Ich kündigte meinen Dienst und reiSte mit dem nächsten Dampfschiffe nach dieser Stadt, wo mich in der That ein freier Platz schon erwartete. Es war mir. als wäre ich von den Todten auferstanden. Die Luft der Gesellschaft schien mir wie die Himmelslust nach jahrelanger Einkerkerung. Man wußte nichts von meiner kalknttaer Vergangenheit, man kannte nur meinen adeligen und militärischen Titel und behandelte mich darnach. Doch blieb ich nicht lange in Bombay. Unsere Arbeiten sührten unS fern von aller europäischer Gesellschaft die Küsten entlang und hier und da meilentveit in die Mündung eines Flusses hineilt, in dnrch und durch indische Gegenden. Nach mehreren Mona:en gewisserhafter Anstrengung bekatnen wir Urlaub, um die heißeste Jahreszeit in einer kühleren Gegend zubringen zu können. Wir gingen nach Agra. in dessen Nähe sich wäh-rend der Sommermonate die ganze Gesellschaft der llmgegend in lusti-gen Häusern, im Schatten der Berge versammelt. Wir lebten aufs ar»-genehtnste. Jede Nacht war Reunion; man plauderte, sang, musicirte, tanzte, und tlio xerman KeiZtlemav war sehr beliebt und spielte eine Rolle, wie an den Usern der Theiß. Man unternahm nichts ohne mich; ich war überall geladen; in allen Dingen des Geschmackes verließ mau sich auf Nlich; ich war oberster Richter. Die Damen zeichneten mich aus, die Männer ertviesen mir Achtung, denn ich tvar ihnen als ein tapferer Offizier und als sehr nützliches Mitglied der hydrographischen Expedition gerühmt tvorden. Auch hatte der Prinz Waldemar von Preußen in die-en Ländern ein so schönes Andenken zurückgelassen, daß es jedem Deut-scheu zu Gute kam. Mein Tanzmeisterleben erschien mir n?ie ein Traum, manchmal glaubte ich'nicht mehr an diesen bösen Traum. Ich sollte dar-an glauben.
Kapilän von Rechberg schwieg und athmete tief auf. Dann wischte er sich den Schweiß ab. der plötzlich auf seiner Stirn erschien, setzte daS Glas an die Lipen. leerte eS mit einem Zuge und versuchte, ob das Nar-gileh noch rauchte. Es war aber erloschen. Er wars daS Rohr vo« sich UN sah mich gedankenlos an. Ich forderte ihn nicht auf. fortzufahre», doch begann er nach einem langen Seufzer aufs Neue.
(Fortsetzung folgt.)
der Eines Stammes. MeS was die Heimat geistig und politisch beweqt hat hier seinen starken Widerklang. Die SchiNer-Feier im Rovemt»er 1859, bei welcher Exilirte alS Dichter. Redner. Schriftsteller und Bild-Hauer hervortraten, enthüllte dem Auge der staunenden Engländer eine «icht geahnte Kraft deS Deutschthums in England. Das BereinSleben unter den hitsigen Deutschen ist allmälig zu einer Macht emporgediehen. Politische Associationen, Liedertafeln, mildthätige Gesellschaften u. s. w. fassen viele unserer Landsleutc in sich und wirken belebend und kräftigend nach allen Richtungrn hin, ja selbst fordernd in mancher Beziehung auf
das englische Wesen.	.	^	^ c.
Das hat namentlich auch der hiestge Turnverein gethan! Den ersten Anlaß zur Gründung desselben gab, wie der soeben veröffentlichte Vereins, bericht sagt, die beim Schillerfest ftattgesundene großartige Vereinigung von Tausenden von Deutschen. Ein Aufruf im „Hermann" wurde mit Jubel begrüßt, und gleich im ersten Jahre seines Bestehens konnte der junge Berein eS wagen, mit einem Turnfeste vor die Oeffenklichkeit zu treten. Die Betheiligung von Deutschland auS an diesem Feste war eine rege, wozu die damals eröffnete Weltausstellung ohne Zweifel Veranlas-sung gab. 3n der gejammten englischen Presse sprach man sich anerken «end über die Leistungen der „deutschen Gymnasten" auS, und diese An-erkennung ist seither mit jedem Jahre in reichlicherem Maße erthcilt wor-den. Am 14. Mai 1864 konnte endlich, nachdem man sich bisher mit geringeren RSumlichkcitcn beholfen hatte, der Grundstein zu der gegen-wärtigen prachtigen Turnhalle gelegt werden, die am 28. Jänner 1865 eröffnet wurde, und in welcher der Berein jetzt in der That ein „stattliches HauS" besitzt. ES waren nicht geringe pekuniäre Opfer zu bringen, um ein so glänzendes Resultat zu erzielen. Dank der patriotischen Geiinnunj, von wohlhabenden Männern wurden indessen die Hauptschwiermkeiten überwunden; doch hat der Verein immerhin noch an die kräftige Beihilfe der Landsleute zu appelliren.
Am Schlüsse des JahreS 1864 zählte der Berein 907 Mitglieder, darunter 307 Deutsche. Die Mehrzahl besteht somit jetzt auS Engländern, Schotten und Iren. Auch sind einige Franzosen, Russen. Polen. Romanen, Italiener, Spanier. Ungarn, Belgier, Holländer. Dänen. Norweger. Griechen, Brasilianer, Kubaner und Kanadier darunter, so daß die Völker wohl vertreten sind. Um aber dem Verein den deutschen Charakter zu erhalten, hat man die unter den Umständen wohl gerechtfertigte Bestim-mung getroffen, daß daS Stimmrecht auf die deutschen Mitglieder beschränkt ist. So bleibt der Berein ein Sammelplatz unserer Nationalität und dient den Engländern und anderen Fremden als physische ErziehungS-anftalt. Unter Anderm turnt an einem der Abende regelmäßig das Lon« donee FreiwilligenkorpS der „schottischen Büchsenschntzen" in der Halle. Trotzdem die Deutschen jetzt im Verein in der Minderzahl find, hoben fie ihren Rang als die besten Turner bisher fich zu erhalten gewußt.
Der Berein hat eine Fecht- und Box-Abtheilung und gedenkt jetzt ohne Verzug Damen-. Mädchen« und Knaben-Abtheilungen inS Leben treten zu lassen. Die Vereins Büchersammlung ist bereit» eine reichhaltige ; belehrende Borträge sind während deS verflossenen JahreS mehrfach gehalten worden. Auch eine Gesang Abtheilung storirt im Bereine ; kurz, eS bietet derselbe den jungen Männern in London in jeder Hinsicht einen geselligen Anhalt, da auch Faschingsfestlichkeiten. Weihnachtsfeiern. Turn-fahrten u. f. w. von demselben ausgehen. So ist denn der Turnverein ein Mittelpunkt deS Zusammenhanges der hiesigen Deutschen — in ande« rer Form gewissermaßen ein „Stahlhof", in welchem die Männer vom Rhein und von der Donau, von der Weichsel und vom Belt sich brüder-lich zusammenfinden.
(Aus dem GewerbSlel»en.) Die Stuttgarter Gewerbtreibenden und Kaufleute wollen statt deS bisherigen ZahreSkrediteS den DreimonatS-tredit einführen und somit alle Vierteljahr die Rechnungen ihren Kunden einsenden. Die Sache selbst ist durchaus zu billigen und verdiente auch anderswo Nacheiferung; nur wäre dabei nothwendia. daß alle Betheiligten fich zur Einhaltung deS Beschlusses strenge verpflichte«, sonst wäre die Benachtheiligung der Geschäftsleute, die nur den kurzen Kredit geben, unausbleiblich._______
(Städtischer Haushalt.) Paris hat seine Ausgaben bis auf die Höhe von 218 Millionen Franken, die für 1866 veranschlagt find, emporgeschwindelt Für Stadtverschönerungen find abermals 6 Millionen angesetzt, für den Bolksunterricht aber nur 5 Millionen.
(Eine neue E rfindung), auS Weißrüben künstliches Horn zu fertigen, macht eben in der Schweiz großes Aufsehen. Der „Bund" schreibt darüber, daß Kämme auS solchem Stoff eS an Dauerhaftigkeit mit denjenigen von Horn vollkommen aufnehmen können. Aber nicht nnr Horn kann man aus Rüben machen, sondern auch Becher und Scha» len. Tassen und Teller, ja auch Lederpapier und Anderes mehr. Der Erfinder dieser Seltsamkeit ist Kaspar Schlee, Bildhauer in Bern. Sein Verfahren ist Geheimniß, scheint aber einfach und leicht ausführbar zu sein. Dieses Rübenhorn scheint in seinen Eigenschaften die Mitte zu hal-ten zwischen dem gehärteten Kautschouk und dem echten Horn. Elastischer, bieasamer, als dieses, ist es härter und fester, als jenes, und eignet fich trefflich zur Herstellung von Kämmen u. dgl. Hr. Tchlee gedenkt mit sei« nen Erfindungen an der Weltausstellung in Paris im Jahre 1867 auf-zutreten, wenn ihm Unterstützung zu Theil wird.
(DeutscheS RechtSleben.) Bei den Justizämtern in Sach-sen Koburg wird jede Woche einmal freier Gerichtstag abgehalten, wozu jeder Zivilrechtsanspruch angemeldet werden kann, behufs der gütlichen Beilegung der Sache. Die dieSfallfigen Verhandlungen find kostenfrei. Dieses Institut hat fich ganz außerordentlich bewährt. So wurden im Jahre 1864 bei den sechs Justizämtern deS HerzogthumS ö4s6 Sachen zum freien Gerichtstag angemeldet, wovon 3163 durch Vergleich erledigt und nur 328 zur förmlichen Klage verwiesen wurden, während eS in den übrigen l!.7ü Fällen nicht zur Taafahrt kam Dagegen hat daS Institut der Schiedsmänner (Friedensrichter) weniger Wurzel gefaßt, waS hanpt« sächlich darin begründet sein mag. daß in den aroßtentheils kleinen Ort-schaften des Landes geeignete Persönlichkeiten fehlen. Im Jahre 1864 wurden 422 Sachen bei den Schiedsmännern angemeldet, wovon 385 erledigt wurden, 37 unerledigt blieben.
(Ackerbauschulen in Deutschland und in Galizien.) Deutschland befitzt höhere Schulen, welche Wirthschaftsverwalter ausbilden 35, niedere Schulen und Schulen für Landleute 109. Galizien dagegen hat (bei einer Bevölkerung von 4.476,435) an höhern solchen Schulen 2. In Deutschland also kommt im Durchschnitt eine Ackerbauschule auf 600.000 Einwohner, in Galizien auf 2'/, Millionen! Fürwahr ein ar« ges Mißverhältniß!
Geschäftsberichte.
Marburg, 3. Februar, twochenmarktßbericht.) vtizen fl. S.S0. Korn fi. S.85, GerKe fl. 0.—, Hafer fi. 1.30, «uturutz fl. S.2b, Heiden fi. S.10, «rdSvfel fl. 1.— pr. M-j»en. Rindfleisch 14 kr., Kalbfietsch 22 kr., Schweinfleisch jung S4 kr. pr, Psund. Holz 18" si. 0.—, detto weich fl. 0.— vr. Klafter. Holzkohlen hart fl. 0.60. detto weich fl. 0.48 pr. Metzen. Heu fl. 1.40, Stroh, Lager- fl. 1.»0, Stteu- fl. I.ia pr. Eentner.
Pettau. 1. Februar. (Wochenmarkt»bericht.) Weizen fl. 8.S0. Korn fl.S.eo, Gerste fl. 0.-, Hafer fl. 0.—, Kuturutz fl. 2.10, Heiden fl. 2.10, Srdäpfel fl. 1.— pr. Metzeii. Rindfleisch 16, Kalbfleisch ohne Suwage 20, Schweinfleisch jung 17 ?r. pr. Pf. Holz 36" hart fl. 8.40, detto weich fl. 6.S0 pr. Kiaster. Holzkohlen hart fl. 0-40, dett» weich fl. 0.3ö pr. Netzen. Heu fl. 1.35, Stroh. Lager« fl. 1.»0. Streu- fl. 1.20 pr. Centner.
Kltischprei» im Monate Februar.
Daß Pfund Rindfleisch kostet bei Herrn Vnrkart Karl, Srazervorstadt 91, 12 kr. Burkart Karl, Srazervorft. 22, 1ü kr. Baumann Josef, Postgasse, 12 kr. Mulletz A., Domgaffe. 12 kr. Kammerer L., Magdalenavorft., 12 kr. Kammerer P., Biktri^hofg., 14 kr. Kermek I., Srazervorst., 14 kr. Schreiber A, Kärntnervorst., 14 kr. Wanne» F., KSrntnerg., IS kr. Bollgruber F., Draim.. IS kr. Haring S.» Draug., IS kr. Plaved I., Allerheiligeng., IS kr. Kritz U.. Magdalenavorst., 15 kr. Sarnitz Ä., Srazervorst., 15 kr. Vorder 3., Biktringhofg. 12 kr., Postg. 16 kr.
Verstorbene in Marburg.
Am 1. Februar: Maria veingerl, Magd, 26 I., Lungenoedem. Maria Groß, Magd, 25 I., Lungenblutsturz.
- «m 2.
Vllvater- un<l l)«8iil«-Vvrviii in Mrburx.
Einladmg.
Sonntag den 4. Februar d I Itachmittags s Uhr
findet im großen Cafino Speisesaale die ordentliche General-Ber» fammlnng statt, zu welcher die nach g. 21 der Vereins Statuten stimmberechtigten Mitglieder des Vereines, d. i. die Gründer und jene Theilnehmer, welche zugleich Gründer sind, hiemit eingeladen werden.
Tagesordnung:
Entg^tnnahme des Jahresberichtes.
d)	Die yestsetzuua des VereinSbeitrageS pro 1866 und Bestimmung der
Höhe der Subvention für den Theaterdirektor.
e)	Wahl von zwei Mitgliedern in daS BertvaltungS i^omit^.
ä) Verlosung von 36 Antheilscheinen ü 50 fl . zusammen mit 1800fl ö. W. e) Behandlung einiger Anträge wegen Acndernng der Statuten.
_Da» verwaltmgS-Comite.
34)
Ein Kostott wird gesucht
für einen sechsjährigen Knaben, der bereits die Schule besucht, und für ein zweijähriges Mädchen, beide gut erzogen und gesund. — Nähere Auskunst ertheilt auS Gefälligkeit Herr I. Krenn im Haußner'schen Hause in der Kärtnergaffe.
Till ganz llirines Itidtypilltschtrl,
langhaarig, bis auf den schwarzen Kopf und einem schwarzen Ales auf der linken Seite, ganz weiß, mit einem gestickten rothen Halsbande und auf den Ruf	folgend, hat
fich «»erlaufen oder ist von Jemanden „auS Versehen" miti^e-nommen worden ^?) — ! — Der redliche und selbst der un-redlich« Zurückbringer deS Hündchens erhält hiefür Einen Dukaten in Gold im Comptoir dieses Blattes.
Ta») - UntcrrWs - Anzeige.
Ergebenst Gefertigte gibt einem P. T. Publikum bekannt, daß sie einen Curs eröffnet, welcher Donnerstag den 8. Februar I86S anfängt und mit Palmsonntag endet, und verpflichtet fich, während dieser Zeit alle üblichen ConversationS-Tänze zu lernen. Auch wird ein Separat CurS für Kinder eröffnet, verbunden mit der so nothwendigen Zimmer-Gymnastik. Auf Verlangen werden auch Privatlektionen ertheilt und Ballet- und Rational-Tänze gelernt. Näheres in ihrer Wohnung ! Kärtnerstraße Nr. I.'i, Parterre.
Leopoldint Baumann, Balletmeisterin, ZS)	»»t»r d«r Ausficht ihre« G«mal«.
Der Tanzunterricht-Salon befindet fich: Kärntnerstraße, im Langerschen ^use, links, Parterre.
ReA«ae»r: Fr«»z NiesthRler.
Drwe »ud »erl»g vv« Ud»«r» S««schitz i» U«t»rß.