f ü r Vaterland, Saunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Ar 2G. N»n8tn^ a^n 3tt Ma^ 1847. In der Mitte. »^är' ich in dir < o Norden . Mit deiner Sterne Pracht, Mit deinen Meteoren In stiller Mitternacht! War' ich in dir, o Süden, Wo Ullcs farbig glüht, Wo bock die Palmen ragen. Wo still die Lotl,os blüht! Dock weh! so mitten drinnen Im Land, nickt warm, nicht kalt. Dem Sckattcn gleich, der sehnend Am styg'schcn Ufer wallt! Th. Kerner. Barcarole*). (Nach N a p o l c o n e,P i e t l u c c i.) O, komm'mit mir zur See, Du holde Maid; Es lockt zur Fahrt die blaue Welle, Und an der süß gewohnten Stelle Da hält der treue Fischer Dir Den frohgesckmückten Kahn bereit. Komm' Madchen, komm' zur See mit mir! Befürchte nichts, und tritt herzu! Was hast Du nack dem Sturm zu fragen, Sanft wirk» oie Fluth mein Mädcken tragen, Und still vor Dir oie Woge ruh'n; Denn einem Kinde — schön wie Du — Laßt Amor nichts zu Leide thun! R, Rigler- Das vermauerte Stadtthor zu Neval. (Von N c alis.) (Aus dem „N anderer.") ^Dn den Zeiten des Rircerthums lebte unweit Reval der Ritter von Urkull auf seinem Schlosse; er war einer der ersten und tapfersten Ritter des Landes. Eines Tages entfloh ihm einer seiner Leibeigenen, um sich der Strafe für ein begangenes schweres Vergehen zu entziehen. Der Flüchtling suchte in der freien Stadt Reval Schutz und Sicherheit, weil ihm dort ohne Einwilligung der Stadtobrigkeit Niemand etwas anhaben durfte. Herr von Urkull war aber einer jener kühnen Männer, denen kein Hinderniß zu groß ist, und die keine Gefahr ') Proben aus den zum Drucke vorbereiteten „Poetischen Pulsschlägln» dcs Verfassers. scheuen. Er verfolgte seinen Leibeigenen daher ohne Schonung bis in Revals Mauern, ergriff ihn und schlug ihm eigenhändig den Kopf ab, bevor der Stadtrach Zeit gehabt hatte, dagegen zu protestiren. Die ganze Scadt gerieth darüber i» Aufregung; denn der verwegene Ritter hatte alle göttlichen und menschlichen Gesetze verletzt. Nichts war ihm heilig, weder das Asylrecht, noch die Macht der Gesetze, noch die Sitte des Landes, noch die Vorrechte der Stadt. Man beschloß, sich an dem Ritter zu rächen. Aber wie sollte man sich seiner bemächtigen? wie ihn ans seiner sicheren Burg locken? In Reval wohnte eine schone Dame vom vornehmen Stande, welche der Ritter mit seinen Huldigungen beehrte. Er war zwar bisher in derGunst der Dame nichr weit gekommen, er besaß aber so viel Stolz und Eigenliebe, daß er an dem endlichen Erfolge seiner Bewerbung nicht zweifelte. So stand die Sache, als ihm eine) Tages ein Briefchen folgenden Inhaltes eingehändigt wurde: «Theurer Ritter! Lange habe ich die Gefühle, die ich für Euch in meiner Brnst hege, bekämpft und verheimlicht; doch Ihr habt gesiegt; ich liebe Euch und was noch mehr ist, ich gestehe es Euch sogar. Kommt diele Nacht nach Reval; ich selbst werde Euch die Pforte meiner Wohnung öf-nen. Kommt, denn ich zähle bis dahin die Stunden." Dieser übrigens schlecht geschriebene Brief war weder elegant, noch geistreich. Er enthielt auch keine regelrechte Lie-besbocschafr. Es fehlten ihm eine Menge Zartheiten und Zärtlichkeiten; der Styl war roh und die Erklärung plump. So weit konnte sich eine Frau hohen Standes nicht verirren. Jeder Andere hätte an der Echtheit dieses Schreibens gezweifelt, doch Ritter von Uxkull in seinem hohen Selbst-dunkel wäre über den Gedanken eriöthet, es könne eine Frau geben, welche seine Flamme nichr erwiedere. Er kleidete sich auf das Zierlichste und klopfte mir Einbruch der Nacht an die kleine Pforte des Hauses, wo seine Angebetete wohnte. Aber welch' ein Verrath '. statt von den weichen Armen der Dame fühlte er sich hier von den rauhen Fäusten bewaffneter Männer ergriffen, welche ihn fest nahmen und mit Ketten belasteten. Er war in der Gewalt der beleidig-ten Stadt, die sich verschworen hatte, sich an ihm zu rächen 102 Als die Ritterschaft des Landes die durch eine treu-lose Hinterlist bewirkte Gefangennehmung des tapfern Ul-kull vernahm, ergriff sie die Waffen und forderte seine Freilassung. Die Stadtvorstande erwiederten mit »Trotz, sie harren als freie Stadtbürger von Niemanden Befehle zu erhalten. Die Ritler fingen daher an, Reval zli belagern. Jene hatten für sich die Tapferkeit und dieUebermacht, und diese das Rechr. Was vermag aber das Recht gegen die Gewalt? — Die Ritter waren der Stadt an Mannschaft so überlegen, daß die Bürger nothwendig geschlagen und die Stadt mit Sturm genommen werden mußte. Die Stadt ist jedoch ih-lcs Schwules, sich für die Verletzung ihrer Freiheiten an llrkull zu rächen, eingedenk und sie wird ihn halten. Die Trompete erschallte unter den Wällen, Reoal wird von der Ritterschaft zum letzten Male zur Uebergabc auf-geforderr. »Man offne alsogleich die Thore," rief ein Wa-penherold mir einer Stentorstimme, „oder wehe Euch!" »Ganz wohl," erwiederten die Stadtvorstände, „habt »ur noch eine kurze Geduld!" Mau holte d>'e Schlüssel des Thores und führte den gefesselten Ritter von Ilrkull herbei. Er wird auf den Wall, gerade über dem gothisch gebauten Stadtthore, welches die „Schmiedepforte" heißt, gebracht. „Ritter," riefen die Belagerten hinab, „man wird Euch sogleich die Schlüssel hinabbringen. In der Zwischen.-zeit wollen wir an dem Gefangenen das Urtheil vollziehen, welches das Stadtgericht in gehöriger Form über ihn ge-Mt hat." Und im Angestchte des belagerten Heeres wird Herr von Urkull auf der Stadtmauer enthauptet. Unmittelbar darauf ergab sich die Stadt. Es gehörte in der That ein seltener Muth dazu, ei-ner siegenden Macht in dem Augenblicke, wo man sich ihr auf Gnade ergeben muß, Trotz zu bieten. Und gerade dieser trotzige Muth rettete die Stadt. Die edlen Herren, die es in ihrem Innern wohl erkannten, daß ihr hingerichteter Waffenbruder nach den Gesetzen des Landes das Leben verwirkt hatte, konnten dem hochherzigen, unerschrockenen Benehmen der Bürger ihre An-crkenlmng nicht versagen. Die Folge war, daß sie an Re-val keine Rache nahmen. Es wurde der Stadt bloß befohlen, zur Sühnung für Urkull's Tod die Schmiedepforte, worauf der tapfere Ritter gefallen war, für alle Zeit zu vermauern, was auch geschah. Sie blieb vermauert bis auf die Zeilen der Kaise-lil, Katharina II. von Rußland. Diese erst ließ sie wieder öffnen. Das Schwert des Scharfrichters, durch welches des .Nirters Kopf fiel, bewahrt man noch heute in Reval in ei-ncm Museum, das ein Apotheker, Namens Bunk a r t, ge-gründet hat. Zwei deutsche Reime, die darauf augebracht smd, rufen uns die erzählte Begebenheit ii, das Gedächtniß zurück. Ueber die Mittel, um Verfälschungen von Schriften zu entdecken. Die Fälschung der Schriften geschieht entweder durch Anwendung von mechanischen Mitteln, indem geschriebene Stellen durch Radiren entfernt und durch andere Schrift ersetzt worden sind, oder durch gänzliches Hinwegnehmen der Schrift durch chemische Agentien, Chlor, Säuren u. s. w. Die radirren Stellen entdeckt man leicht, wenn man das Papier zwischen das Auge und Licht hält; sie sind dünner und durchscheinender, a^^i^^thtangegriffeneu. Zuweilen werden auf der entgegengMtztVn Seite der Schrift auf das Papier Streifen von anderem Papier geklebt, um die Entdeckung dieser Stellvü 'dem?luge zu entziehen; in diesem Falle muß man^dWch Eintauchen in Waffer das Papier erweichen und die Streifen" mit Vorsicht zu entfernen suchen. Vermittelst einer Lupe gelingt es ebenfalls, gekratzte, dünner gemachte und zerrissene Stellen zu entdecken; man hat seine Aufmerksamkeit auf die Farbe der Tinte zu wenden, denn nur sehr selten nimmt eine spätere oder frühere Schrift, selbst wenn die Tinte die nämliche seyn sollte, die „ämliche Farbe an. Man hat ferner auf die Gleichförmigkeit in dem Ausehen des Papiers Rücksicht zu nchun'i,; man bemerkt zuweilen Stellen von verschiedenem Ansehen, welches von einem theilweisen Waschen oder Leimen herrühren kann; geflossene Schrift findet man sehr häufig auf den ra-dirten Stellen. Durch das Befeuchten des Papiers entdeckt man leicht, ob eine Stelle radirt, und nachher, um das Fließen der Tinte zu verhüten, mit gepulvertem Harz überstrichen worden ist, denn das Harz nimmt das Wasser nicht an; ist es au einer Stelle mit Leim überstrichen worden, so besitzt es an derselben eine weniger weiße Farbe; fährt man mit einem heißen Biegeleisen über diese Stelle, so nimmt sie eine von den andern Papierstcllen verschiedene Färbung an. Ungleich gefärbte Stellen auf dem Papier, Flecke mit gefärbten Rändern, oder die weißer sind, als das übrige Pa-pier, zeigen häufig eine Bearbeitung der Schrift durch chemische Mittel an. Anwendung der Wärme. Die erste Probe, welcher Ulan eine verfälschte Schrift unterwerfen kann, ist folgende: Man legt das Stück zwischen zwei Blätter Löschpapier und fährt nun mit einem mäßig heißen Bicgeleiseu mehrmals darüber hin und her. Sehr häufig kommt es vor, daß Papier, welches dem Ansehen nach ganz weiß ist, nach dieser Operation sich mit gefärbten Stellen bedeckt und man Ueberreste der hinweggenommencn Tinte mit rölhlichgelber Farbe zum Vorschein kommen sieht, welche sehr häufig so deutlich sind, d^ß man die ehemalige Schrift lesen kann, wenn üian sie mir einer Galläpfclabkochimg befeuchtet. A nwendung desWasse r s. Reines, destillirtes Wasser kann häufig dazu dicnen, um dem Untersuchenden eine Schriftverfälschung zu entdecken. Die radirten Stellen saugen das Wasser leichter ein, und die ausgekratzten Buchstaben erscheinen sehr oft wieder, und lassen sich, gegen das Licht gehalten, lesen, indem sie durch das Wasser durchscheinend werden. Mit diesem Mittel entdeckte Cheoa llier die - 103 - Fälschung eines Todtenscheines, auf welchem die Schrift durch chemische Mittel entfernt und das Parier an den beschriebenen Stellen dünner geworden war. In einem Briefe, den ein Gefangener an eine andere Person schrieb, in welchem er die Mittel an die Hand gab, um einen Wechsel auf eine geringe Summe in einen andern von höherem Werth zu verwandeln, konnte durch Anwendung chemischer Mittel kein einziger Buchstabe zum Vorschein gebracht werden, und dieser Brief lies; sich nach der Befeuchtung mit Leichtigkeit lesen, indem hierdurch die Buchstaben durchscheinend wurden. — Das Befeuchten geschieht am zweckmäßigsten mit einem reinen, weichen Pinsel. Anwendung von Alkohol. Eine auf einem Blatt Papier radirte Stelle, welche mit pulverisirtem Harz behandelt worden ist, nimmt das Wasser nicht oder nur schwierig an; wird diese Stelle mit Alkohol befeuchtet, durch Pressen zwischen Fließpapier davon wieder befreit und langsam getrocknet, so läßt sich nun auf dieser Stelle nicht mehr schreiben, ohne daß sich die Tinte in dem Papier verbreitet, oder daß sie durchschlägt. Anwendung von Pflanzenfarben. Wenn die Schrift auf dem Papier durch Anwendung von Säuren und Alkalien zerstört wurde, so ist es dem Fälscher unmöglich, ohne das Papier zu verletzen, die letzten Spuren der Säuren oder Alkalien durch Wasser daraus zu entfernen, und das geröchete oder blaue Lackmuspapier gibt ein sehr zuverlässiges Mittel, um diesen Gehalt durch Veränderung seiner Farbe nachzuweisen. Man nimmt ein Blatt mit Lackmus schwach blaugefärbtes Papier, befeuchtet es mit Wasser und legt es auf ein gleich großes Stück sehr dünnes, ungeleimtes Scidenpa-pier (.Fließpapier), so daß beide nur eins bilden. Das Blatt, welches man prüfen will, wird nun, ebenfalls befeuchter, auf das Seidenpapier gelegt und das Ganze zwischen zwei Büchern Papier gepreßt. Nach einer Stunde untersucht man das Lackmuspapier; siud einige Stellen desselben roth geworden, so hat man an diesen eine Fälschung zu vermuthen. Auf dieselbe Art wird durch sehr schwach geröthetes Lackmuspapier ein Alkaligehalt entdeckt. W^nn man nun das Actenstück mit destillirrem Wasser zusammenbringt, so läßt sich durch die gewöhnlichen Ne-agcntien leicht auffinden, welche Säure zu der Zerstörung der Schrift angewendet worden ist; salpetersaures Silber zeigt an, ob das Papier mir Chlor oder Salzsäure behandelt worden war, Barytsalze, die Schwefelsäure u. s. w. A n w cndung v e r sch i ede ner Rea g en ti en. Wenn die Schrift durch Säuren zerstört, aber das Eisenoxyd der Tinte, was sich in der Säure aufgelöst hat, durch Waschen nicht gänzlich entfernt worden ist, so gelingt es sehr oft, durch Anwendung einer Auflösung von Gallussäure, Blutlaugensalz oder Schwefelwasserstoff-Ammoniak die Schrift wieder zum Vorschein zu bringen; man muß, ehe man sein Urtheil abgibt, die mit einem dieser Reagentien befeuchtete Schrift mehrere Tage liegcu lassen, weil oft erst nach vierzehn Tagen die Schrift sichtbar wird. vX Feuilleton. Vaterlandskunde. — In I. Scheible's Buchhandlung zu Stuttgart erschien im Jahre 1840 ein nettes Büchelchen unter dem Titel:/»Das Königreich Illy-rien," in welchem der Belchreibnng unserer Provinzial-Hauptstadt Laibach < l>,,il»limll) 50, sage fünfzig Zeilen gewidmet sind. Da finden wir wörtlich: »Auf dcmHaupt-vlatze eine 30^ hohe Pyramide mit vier kolossalen Heilig ensta tuen von Robba." Dann ist weirers zu lesen: »Auf dem Schloßbcrge stand ein Castell, welches 1813 die Franzosen dcmolirten. Neuerlich errichtet wurden: ein Handlungstranken-Institut und eine Taubstummenanstalt. Belustigungsorte find das Theater, der Redoutensaal, eine schöne Schießstätte am Schloßberge, ein Casinoverein mit einer Lesranstalr. Auf dem Schloßberge wurden sehr schöne An lagen geschaffen (?); außerdem bieten noch Spa;iergänge: die Alleen an der Laibach, die Gärten des Grafen Auersperg und Baron Zois, der Scadtwald. Ober- und Untcrschischka, mit viel Obstbau, der Srrobelhof (!) sind die besuchtesten Unterhaltungsörter." — Man sollte glauben, daß es an der Zeit und verdienstlich wäre, der Welt eine richtigere Beschreibung unsers Vaterlandes zu übergeben. Nehmt euch ein Grempel daran! — D. I. ^)iegl sagt in den »österr. Blättern für Literatur und Kunst," Nr. 156 von 1846: »Wenn wir bedenken, daß, außer den beiden höchst elegant gedruckten Werken: »Mohn körn er" von Ernst Ritter (Frau v. Bin;er) und »der moderne Eulen spiegel" von Tschabu schnigg, im Laufe dieses Jahres auch noch C. Hu g o's »Psalmen eines armen Poeten," der Frau Ida Pfeiffer »sr'andmavische Reise," Lewin Schii ck i n g's Novellen, Fran 5 Stelzham in e r's »Heimgarten" u. s. w., und kürzlich erst das herrlich ausgestattete Album »Iris" für l847, aus Gustav Hecken-ast's Verlag in Pesth hervorgingen, so können wir nicht umhin, dieser Buchhandlung das Zeugniß des eifrigsten Unternehmungsgeistes zu geben, welcher, zumal wenn seine Wahl immer auf so interessante Anikel fallt, wie bisher, auch des lohnendsten Ersatzes gewiß seyn kann." <3in Ilrgnment. — In der »Sriria" steht's: Die Bürger eines Städtchens, welche sich unlängst auf eine keineswegs lobenswerthe Weise gegen ihren wackern und würdigen Vorgesetzten benommen haben, brachten als Hauptbe-schwerdegrund vor, daß derselbe noch nie eine Tafel gegeben hätte. Also mit Rindfleisch könnte er ihnen die Mäuler stopfen? — Nun wohlan, so thue er es; die Römer haben ja auch Herakomben geschlachtet, und die Aegyprier opferten den Apis! Eisenbahn - Fahrten von Wien nach Ham-bnrss. — Am l. Mai sollen die Eisenbahn-Fahrten von Wien i^ach Hamburg beginnen, und man wird, wenn man z. B. Samstag Abends von Wien abfährt, Moinag Früh in Berlin, und um 4 Uhr Nachmittags in Hamburg ein-tressen. Eine Reise nach Hamburg währt also nur 44 Stunden. 5-Vrot ans Nopkastauien. — Die wilde Kastanie enthalt 40 Procent Stärkemehl und liefert demnach —-wenn der dieser Frucht inne wohnende — etwas herbe, bitterliche Geschmack durch längeres Auswässern des enthülsten Kernes entfernt worden ist, ein unserem Roggenbrote mehr als gleichkommendes und äußerst billiges Nahrungsmittel! Das Verfahren, um diesen Zweck zu erreichen, ist ganz einfach folgendes: Man schält die wilde Kastanie ab, legt die innere Frucht in kaltes Wasser und laße sie darin liegen, bis dieses etwas trübe erscheint; dann gießt man das alle Wasser ab und neues dafür auf, — welches Verfahren man drei- bis viermal wiederholen muß. Auf diese einfache Weise wird der wilde Geschmack der Kastanie einfernr, — ohne 104 daß ihr innerer Gehalt darunter leidet. — Wenn die Aus-Wässerung geschehen, läßt nun, die Kastanien trocknen (oder rösten), dann zu Mehl mahlen und zuletzt dieses nach Art des Weizenmehles zu Brot verbacken. Oine neue Orsindunst. — Der Erfinder der Schießwolle, Prof. Schönbein, soll auch zum Besten der lei-denden Menschheit eine neue Erfindung gemacht, nämlich ein Mittel entdeckt haben, jede Wunde sofort zu schließen. So können die Wunden, welche Kranke im Aetherrausche erhielten , ohne Schmerz zu empfinden, vielleicht geschlossen werden,'ehe die Operirten erwachen, so daß kaum eine Spur von dem Geschehenen übrig bleibt. Es fehlt nun weiter nichts, als daß Jemand das sonst so lange gesuchte Lebenselirir wirklich erfindet, den Tod beseitiat und gleichzeitig den Magen für immer ;ur Nuhe verweiset. Anton Pnssy ^ todt. — Der als Dichter und Mensch gleich hochgeschätzte und vielseitig verehrte Priester ans dem Orden des Erlösers, Anton Passy, ist nach ei-ner am 4. d. M. überstandenen lebensgefahrlichen Operation, am l l. d. M. in den Morgenstunden nach langwierigen und schmerzlichen Leiden in Wien verschieden. Die slavischen Soireen — beginnen in Wien, wie zu gewinnen. Nächstens findet eine Soiree Statt, in welcher sämmtliche slavische Stämme repräsentirt seyn werden. Stra u si S oh n hat den ehrenvollen Auftrag erhalten, ein Potpourri slavischer National-Melcdien zu arrangiren nnd für's Orchester einzurichten. Er wird dasselbe mit seiner Capelle bei der Soi-rüe, welche vermuthlich beim »Sperl" Statt findet, vortragen. Gi« gebratener Mensch. — Die „Pannonia" berichtet aus Preßburg: Hier ist ein entsetzlicher Mord geschehen. Montag am 15. d. M. vermißte man einen hier ansässigen lind ziemlich bemittelten Bauer. Nach längcrem Suchen fand man ihn im Backofen, wohinein er auf einem Brette geschoben war, im eigentlichen Sinne des Wortes — gebraten. Vergiftung durch Percnssions-Iundhiitchen. Vor einigen Tagen starb in Wien, in der Leopoldstadt, ein dreijähriges Kind an den Folgen einer Vergiftung durch Percnssions-Zündhütchen. Man hatte nämlich dein Kinde eine Schachtel voll solcher zum Spielen gegeben und es verschluckte 30 Stück davon, wie die gerichtliche Untersuchung nachwies. — Wie können Altern so gränzenlos unvorsichtig seyn nnd Kinder mir solchem Spielzeug unbeauf-sichtiget lassen! Aigeunerfamjlien. — In der Walachei leben 70,000 Zigennerfamilien als Leibeigene der walachischen Kloster, die von jeder Familie jährlich einen Ducaten in Gold und den Zehnten von allen möglichen Erzengnissen beziehen. Die walachische Negierung will nun diese leibeigenen Zigeu-ncrfamilien von den Klöstern kaufen, und ihnen — gegen eine jährliche Abgabe an Geld und einige Tage Frohnar-beir — die Freiheit schenken. Papierkorb des Amüsanten. Ein junger Mann verfolgte auf einem Balle eine weibliche Maske mir einer, jede gutgesinnte Frau verletzenden Zudringlichkeit. Die Dame wies ihn Anfangs ab. ward aber später nachgiebiger und erlaubte dem jungen Manne, sie nach Hause zu begleiten. In ihrer Wohnung angelangt, hieß sie ihn in einem kalten Zimmer warten; bald darauf brachte eine Dienstmago ein mir Wasser gefülltes Lavoir und ließ ihn dann wieder allein. Endlich kam ein alter H»,'rr in Schlafrock nnd Pantoffeln herein und fragte barsch: „Welcher ist's?" Der junge Mann verstand ihn nicht und obendrein hatte ihm der Schreck die Zunge gelähmt. — ,,Ich werde ihn gleich finden," fuhr dcr Beschlafrockte fort, öffnete dem jungen Manne gewaltsam de,n Mund und — riß ihm einen Zahn aus. In demselben Momente erschien die hübsche Frau, die Gattinn des zahnreißenden Ehirurgeu, in der Thür. Eine herrliche Gruppe! Ein Landgeistlicher wies ein Ehepaar wegen den hau-fig vorfallenden Zwistigkeiten zurechr, indem er ihnen vor» stellte, daß sie dnrch die Ehe beide Eins geworden seyen. „Beide Eins!" rief der Gatte ans, »würden Euer Hoch-würden zuweilen an unserer Thüre horchen, Sie würden glauben, wir seyen zwanzig." Ein katzenjämmerlicher .Pset schildert im „Münchem'r Tagsblatre" den Seelen^st^nd nach dem Fasching auf folgende gewiß malerische N^eise: Das, es im Magen druckt. Durch die Gedärme zuckt. In dem Gehirne juckt, Und,i,n ßer Kehle gluckt, Bayae, das Her; sich duckt, Der Geist sich ganz verruckt, Verend sich nicht m.hr muckt: Ach. das ist das Product. Hat man zu tief in's Glas geguckt. In der „Sciria" war zn lesen: Bei einem unlängst abgehaltenen Schuleramen über die sieben Bitten stellte der Lehrer bei der vierten Bitte die Frage: „Warum bitten wir aber nur um's tägliche Brot, nicht um's wöchentliche, nicht um's monatliche, oder gar um's ganze Jahr?" —> Ein kleines Mädchen antwortete schelmisch lächelnd: «Es würde sonst altbacken." Theater in Laibach. Freitag am 26, März zum ersten Male: „Michel Bremond. der Sträfling,» Drama in h Aufzügen, nach dem Französischen von V l c n-n c t. Mit diesem überrh.'inisGen, sogenannten Effeclstücte hat die Direc-tion, die sich übrigens redlich bestrebt, um das Neueste der Gegenwart auf das Nepcrtoir zu bringen, eben keinen glücklichen Wurf gethan. Der Effect, der in diesem Dram« so reichlich vorherrscht, ist leider kein wohl-thuender; der Zuschauer wird davon schmerzlich berührt, und ein gewisses Unbehagen begleitet ihn durch alle Acte hindurch, weil sich ihm die Ueberzeugung aufdringt, daß die Aufgabe des Verfassers, die an sich zwar viel Löbliches hat, zu den undankbarsten gehöre. Die Macht des hier bekämpften Vorurtheiles ist noch zu gros,. und bis der gebesserte und ehrlich gewordene Sträfling ganz voriircheilbfrcie Aufnahme in der Gesellschaft finde, gehört vorderhand doch nock einer spatern Zeit an, die vielleicht nickt allzufein ist. Das in Nede stehende Drama besitzt übrigens keine besondern Vorzüge, wohl aber manche Unwahrscheinlichkeit auf Koste» des Effectes, der oft mit Gewalt herbeigezogen scheint unl) das Ganze stellt sich als eine französisH »dramatische Fabriksarbeit mit einem ganz gewöhnlichen Alltagsdialecte heraus. Herr T h o in , als No-ris oder der eigentliche Michel Vremond. that alles Mögliche, was man von dieser anstrengenden. aber nicht dankbaren Parthie fordern kann. Auch alle übrigen Darsteller bemühten sich nach Kräften, dieses dramatische Product so gut auf den Beinen zu erhalten, als es eben ging. Die Theilnahme an dielem Stücke war indeß so gering, als der Besuch d^s Theaters spärlich. —Tags darauf wurde, als Scklußvorstelluna vor den Feiertagen, das mit so vielem Peifall aufgenommene Schauspiel: „Eine Mutter aus dem Vürgerstande» wiederholt, worin Dlle- Spengler von Laibach Abschied nahm. Die Künstlerin wurde mit Veifall und Hervorruf an diesem Abend ordentlich überschüttet. Mit ihr zugleich verlies, uns das Grambach'sche Ehepaar und Tags zuvor Herr Goltdant. um vereint der neuen Nestimmung nach liemberg zuzusteuern. Herr Blumen fei d verlies, uns ebenfalls, um in Agram bei Herrn Rosen-schön einzutreten. Die heuer um einen Monat über Ostern hinaus verlängerte Theatersaison wird demnach mehrere beliebte und brauchbare Mitglieder entbehren müssen, allein das Arrangement des umsichtigen Herrn Thom« wird so geartet seyn, daß der Verlust der abgegangenen Mitglieder bei den tüchtigen noch vorhandenen Kräften den Theatcrfreun-dln nicht fühlbar werden soll. Leopold Kordesch. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.