Der 5eilige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Meilen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigffen Oberhirten von Mixen, Brünn, Graz, ixeifmeritz, Dinz, Olmütz, Marburg, Crienf, Crieit und Wien. Best 4. April 1927. XXX. Safirgang. Preis ganzjährig: Österreich 2 S, Deutschland 2 Goldmark, Statten 8 hire, Cfchechoilowakef 10 čK, Jugoslawien 24 Dinar, Ungarn 24.000 u. K, Schweiz 2 Franken, Amerika 2 Goldmark. Abschied! Die gedämpften Klänge des Liedes „Harre meine Seele, harre des Herrn!" eröffneten die kleine Feier, die in unserem Missionsseminar in Ellwangen den abreisenden Missionären zu Ehren Veranstaltet wurde?) Sie bildeten auch den Grundton der ganzen Feier. Die oratori-schen Leistungen eröffnete ein kleines Gedicht-chen, das um den Segen von oben bat für die scheidenden Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Es folgte wieder ein Gedicht, das in sinniger Weise die Zuhörer im Geiste die Orte schauen ließ, an denen der hochwürdigste Herr Präfekt P. A. Mohn bis jetzt gewirkt hatte. Dann bringt ein Vierstimmiges Lied Abwechslung. Nach einem längeren Gedichte, in dem ein Pater aus seinem reichen dichterischen Schatze kostbare Perlen an die scheidenden Mitbrüder Verschenkte, ergriff der hochwürdige P. Rektor des Hauses als ehrsamer Hausvater das Wort. Er nimmt von den Missionären Abschied als Mitbruder, überbringt die Abschiedsgrüße der Zöglinge von Ell- *) Über die Abreise der Glaubensboten wurde kurz im vorigen Hefte berichtet. Die Abschiedsfeier fand am 2- Februar statt. Wangen und Schrezheim und begrüßt dann als einstiger Transvaalmissionär die Scheidenden im Namen der Katholiken und Nichtkatholiken der Präfektur Lydenburg. Nicht nur die Katholiken würden sie mit Jubel und Begeisterung empfangen, sondern auch die Andersgläubigen, selbst die Heiden würden ihnen aufrichtigen Herzens ihr Willkomm bieten. In kernigen, markigen Worten pries hierauf Hochw.P.Stang, F.S.C., die göttliche Vorsehung, die es so gefügt habe, daß er gerade am sechsten Jahrestage des Einzuges in Schrezheim zum ersten Male Abschied nehmen dürfe von einer größeren Zahl von Missionären, die ins ferne Heidenland zögen. Mit dankbaren Worten gedachte er der lieben Gnadenmutter vom „Schönenberge", die ihm bei der Gründung des Hauses in den zahlreichen Schwierigkeiten in der schwersten Zeit mit ihrem mächtigen Beistände zur Seite gestanden war. Ihr, als der Königin der Apostel, empfahl er die scheidenden Mitbrüder. Als der stürmische Beifall, der seinen Worten folgte, verrauscht war, erhob sich Seine Paternität, der hochwürdigste Pater Generalsuperior, und nahm als Vater, dessen Kinder in die weite Welt hinausziehen, bewegten Abschied von seinen geistlichen Söhnen. Abschiednehmen sei immer schwer, diesmal aber sei er zu tief bewegt, um viel reden zu können. Er gebe ihnen seine innigsten Segenswünsche mit, in die er alles einschließe, was seine Vorredner ihnen gewünscht hätten. Im Namen der Kongregation nehme er jetzt Abschied, bitte aber den hochwürdigsten P. Präfekten, nichts zu erwidern, um den Trennungsschmerz nicht noch zu steigern. Wohl aber bäte er ihn zum Abschied um seinen heiligen Segen. Bei diesen Worten knieten sich alle Anwesenden nieder, worauf Msgr. Präfekt nach einem kurzen Gebet tiefbewegten Herzens der' kleinen Versammlung seinen Segen erteilte. Daniit war die kleine Feier zu Ende. Gott mit ihnen! Unsere Missionäre, die am 9. Februar die Reise nach Transvaal antraten. ==n £rnte= und Freudentag eines Missionars. Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. S. C. Liest man in den Werken des hl. Augustinus und anderer eifriger Apostel für die Erhaltung und Verbreitung des katholischen Glaubens, so ist man wirklich ergriffen, staunt über ihre helle himmlische Freude, die sie an jenen Tagen kundgaben, an denen sie eine Anzahl Katechumenen zur heiligen Taufe und zum Tisch des Herrn führen konnten. Der Missionär versteht das in besonderer Weise: denn auch er teilt diese himmlische Wonne mit ihnen, so oft es ihm gelungen, wenn auch nach harter und geduldiger Arbeit, einer kleinen Schar der ihm anvertrauten Seelen eben diesen freudigen und seligen Tag verschaffen zu können. Für uns in Maria-Trost war der Weihnachtstag 1926 von besonderer Bedeutung: Vierzehn Erwachsene erhielten an diesem Feste die heilige Taufe; fünf schworen dem Protestantismus ab, wurden bedingungsweise wieder getauft und alle miteinander empfingen während des feierlichen Amtes die erste heilige Kommunion. Das wären in kurzen Zügen die Tatsachen, um die es sich handelt; aber so kurz und schnell, wie sich das alles ausdrücken läßt, ist es doch nicht gereift! Ich halte es der Mühe und des Interesses wert, uns die Leute, die an diesem Tage so glücklich geworden, etwas näher anzuschauen: An erster Stelle stand ein zirka sechzigjähriger Familienvater, der, wie er mir öfters versicherte, eben darum seinen früheren Wohnplatz verlassen hatte, wie Abraham mit allem, was er besaß, dem Rufe Gottes gefolgt und zu uns auf die Farm gekommen war, um unterrichtet und getauft zu werden. Mehrere seiner Kinder waren schon früher getauft worden. Drei hatten bereits auch die erste heilige Kommunion empfangen. Die müssen wohl fleißig für ihn gebetet haben, sonst wäre er auch diesmal noch nicht unter der Zahl der Glücklichen gewesen. Von. Haus ans nicht gar so dumm, wollte die neue Lehre doch absolut nicht in seinen grauen Schädel hinein. Schon fürchtete ich, ihn nochmals um ein Semester zurückschieben zu müssen, da sprang ihm, wie durch ein Wunder, plötzlich der „Knopf" auf und er sah und verstand die heiligen Lehren in ganz neuem Lichte. Nicht als ob er ganz gescheit geworden ■— ein Gelehrter wird er wohl nimmer mehr! — aber doch so, daß er alles gut begriff, was die katholische Kirche für den Empfang dieser Sakramente verlangt, vielleicht gar ein bißchen mehr. Oh! wie strahlten am 25. Dezember seine Augen vor Freude, als er es endlich doch so weit gebracht hatte! '— Gleich neben ihm stand seine bessere Hälfte, die auf den Namen „Anna" hörte. Sie war von Mutter Natur noch spärlicher bedacht worden, doch demütig und geduldig. Gott hilft solchen einfältigen und gutmütigen Seelen und so war es ihr ebenfalls (wie sie jubelnd ausrief) gelungen, „diesmal auch dabei zu sein". — Aus derselben Familie wurde noch ein siebzehnjähriges Mädchen getauft. Das wäre die erste Familie in Maria-Trost, die nun vollzählig katholisch ist. Bald werden wohl noch viele andere folgen! — Eine Großmutter, gestützt auf ihren starken und langen Stab, kam nun an die Reihe: Da die feierlichen Zeremonien lange Zeit in Anspruch nahmen, mußte sie sich öfters setzen. Knieen konnte sie gar nicht mehr, da ihr im Burenkrieg ein Bein zerschossen wurde. Wie das eigentlich gekommen, wußte sie selbst nicht genau. Doch zur Sache: Knieen konnte sie nicht; zu sitzen schämte sie sich; dafür machte sie aber in ihrem Eifer so tiefe Verbeugungen, daß sie noch unter die andern kam. Bei den Fragen, ob sie dem Teufel widersage, antwortete sie nie kurz und bestimmt (das schien ihrem Eifer ungenügend!) sondern stets das Doppelte und Dreifache. Ich bat sie, nur zu sagen, wie es vorgeschrieben „ich widersage"; aber sie bestand darauf, es so gründlich und ausführlich wie möglich tun zu dürfen. Um nicht noch mehr Zeit mit Korrigieren zu verlieren, ließ ich ihrem Eifer halt freien Lauf. Als Patin fungierte bei ihr ihre Enkelin, ein braves, achtzehnjähriges Mädchen, das voriges Jahr zu Mariä Himmelfahrt getauft wurde und nun der Küchenschwester fleißig hilft, ihr ihre menschenfreundliche Kunst abschaut. — Den schwersten Stand hatte ich mit der darauffolgenden Kandidatin, eine Ur-Nrgroßmutter, die wohl über hundert Jahre alt ist und mehrere Sprachen spricht, natürlich keine rein und deutlich, sondern alles durcheinander: Zulu, Basutu, Swazi, Mashangan, Boerisch, und wer weiß was noch! Aber gescheit ist sie: Sie versteht leicht, auch durch Zeichen, geht noch (oder hüpft vielmehr) ohne Stock und hört so genau, daß man im Flüstertöne mit ihr reden kann. Ihre Antworten waren kurz und bestimmt. Als ich sie nachher fragte, ob sie auch noch nüchtern sei, um die heilige Kommunion empfangen zu können, lachte sie: „Aber selbstverständlich, und wenn es bis abends und morgen früh gedauert, hätte ich gefastet!" (Oh, wenn doch alle Christen ihr ähnlich wären!) In derselben Reihe folgten noch zwei Mütter mit ihren erwachsenen Töchtern. Dann wandte ich mich auf die rechte Seite. Da standen noch sieben größere Schulmädchen mit schön gefalteten Händen und vor Freude strahlenden Augen. Eine möchte ich noch ganz besonders erwähnen. Offen, treu und fromm, sehr fleißig und regelmäßig in der Schule, war sie nun seit fast zwei Jahren der Liebling aller. Daß sie zu Weihnachten die heilige Taufe empfangen könne, war außer Zweifel. Da kamen in den letzten Wochen noch unerwartete Schwierigkeiten: Ihre Mutter, sonst so freundlich und auch (obwohl protestantisch) fast regelmäßig bei unserm sonntäglichen Gottesdienste, widersetzte sich der Taufe ihrer (einzigen) Tochter: Sie sei noch zu jung — ob- j wohl schon elf Jahre alt! —, sie habe kein weißes Kleid und auch kein Geld, um ein solches zu kaufen, sie müsse auch einen Schleier und einen Kranz haben usw. usw. Als ihr jemand riet, diese Sachen bei ihren Verwandten auszuleihen, erwiderte sie stolz: „Nein, ich will für meine Tochter nichts geborgt, noch geliehen, noch geschenkt haben; lieber kaufe ich ihr alles selbst. Aber ich will nicht; sie soll bis Ostern warten!" Was tat nun die tapfere Kleine? An den Tagen, wo sie wußte, daß Taufunterricht war, entschlüpfte sie dem wachenden Auge der Mutter. (Ihr Vater ist seit Jahren tot.) Angeraunzt, wo sie gewesen, antwortete sie freimütig: „Beim Taufunterricht!" — „Aber du wirst ja gar nicht getauft!" — „Mutter, du hast mich nicht mehr lieb?" — „Aber doch; eben deshalb will ich, daß du wartest." — „Mutterle, du machst mich krank!" — „Gehen wir zum Arzt!" — „Der kann mir nicht helfen; ich brauche nur den Baba Bernard, die heilige Taufe und die heilige Kommunion; dann bin ich glücklich und gesund!" So und ähnlich ging es mehr als zwei Wochen. Endlich siegte ihre Standhaftigkeit über das gestrenge Mutterherz. So war sie am Weihnachtsfeste unter der Schar der Glücklichen, weiß gekleidet und Unschuld strahlend, wie ein Engel. Ihre Mutter war stets in ihrer Nähe, ebenfalls und fast wie sie glücklich. Nachher versicherte sie mir, daß sie nun auch katholisch und glücklich werden möchte, I wie ihre glückliche Tochter. So etwas gäbe es bei den Protestanten nicht, und so wahrhaft glücklich, wie sie heute ihre Tochter sehe, habe sie überhaupt noch niemanden gesehen. Das müsse doch etwas Himmlisches, Göttliches sein! Von allen einzelnen hier auch nur das Bemerkenswerteste zu erzählen, würde mich zu weit führen, mache daher Schluß; behalte mir jedoch vor, eventuell auf die eine. ober andere später noch zurückzukommen. Bald kommt unser neuer Präfekt; dann gibt's Firmungen, wohl die ersten feierlichen und in größerer Anzahl hier in unserem Vikariate. Dann muß ich doch auch wieder schreiben, damit unsere werten „Stern"-Leser mit uns auf dem laufenden bleiben und gleichsam das Missionsleben miterleben und sich mit uns freuen können! Schulbau in fDaria-'Croft. Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. 8. C. Seit Monaten habe ich schon die Photographien von unseren zwei neuen Schulen hier in Maria-Trost eingeschickt, ihre Reproduktion jedoch noch nicht im „Stern der Neger" ge- funden. Das war nicht anders zu erwarten, denn wenn man ein Bild zeigt, muß man doch auch wissen und erklären können, was es bedeutet. Leider hat der Schreiber dieses bis jetzt unterlassen, darüber Aufschluß zu geben. Und warum das? Sehr leicht: Während des Bauens hatte ich keine Zeit. Als die erste Schule fertig war, hätte ich Zeit herausschlagen können; aber da oblag mir die Notwendigkeit, erst Kinder für diese Schule aufzutreiben, damit das Bild auch etwas Leben erhalte und das Gebäude eine Seele bekomme. Als dies erreicht, fand ich, daß auf fünf Meilen Entfernung von hier auch noch viele Kinder ohne Schule waren; je größer der Arbeitskreis, desto aussichtsvoller die Zeit der Ernte! So begann ich denn die zweite Schule zu bauen (Jnnenraum: 12 m Länge ju 5 m Breite). In sechs Wochen war auch sie fertig, um eine gute katholische Lehrerin mit ihren Knirpsen und Knirpsinnen aufnehmen zu können. Sie wurde photographiert, das Bild nach Graz geschickt mit den tröstlichen Worten: „Bericht über Schulbau folgt!" Trotz alledem ist bis heute nichts gefolgt! Und warum nicht? Am letzten Arbeitstage an dieser zweiten Schule folgte mir auf dem Wege dorthin eine Gesandtschaft mit der dringenden Bitte, doch auch bald in ihrem Distrikte eine Schule zu bauen. Es seien so viele Kinder da, die noch nichts lernten und die mich ebenso lieb haben würden als diese hier. Da wurde dem Baba Bernard das Herz weich. Noch am selben Abend besprach er die Sache mit den Obern und sie waren der Ansicht, so schöne Gelegenheiten, die uns sicher von Gptt geboten würden, könne man nicht nnbenützt vorübergehen lassen. Ich nahm den Plan der zweiten Schule aus der Schublade, betrachtete nochmals das bereits ausgebaute Modell und beschloß, gleich mit der Verwirklichung, das heißt dem Bane der dritten Schule zu beginnen. Also wiederum die nötigen Werkzeuge und genügend Material auf« treiben. Am 1. Dezember wurde begonnen. Erst war ich mit meinem Boy (Pferdeknecht usw.) allein und die Arbeit ging langsam und müh- selig voran; dann aber bekam ich Hilfe ans der Nachbarschaft. Wie Schwämme ans dem Boden wuchsen die Steine, die Fundamente aus der Erde, immer höher, stets hoffnungsvoller. Heute, am 2. Jänner 1927, wo ich endlich zum Schreiben kam, sind die Mauern (Grobarbeit) fast hoch genug. Das Dach wird zirka zwei Wochen in Anspruch nehmen; dann wird noch verputzt, der Fußboden geglättet, Bänke schön in Reih und Glied gesetzt und die Lehrerin mit ihrer schwarzen Schar kann einziehen. Ich hoffe, daß dies bereits geschehen, wenn dieser Bericht in Europa ankommt. Einstweilen freut sie sich noch ihrer Ferien in Johannesburg. Kurz vor Weihnachten hat sie ihre Reifeprüfung in Mariannhill gemacht. Dies wird ihre erste Anstellung sein. Wie aus ihren Briefen hervorgeht, scheint sie voll Eifer zu sein und zu den schönsten Hoffnungen zu berechtigen. Sie fragte schon, wann sie kommen könne. Ich versprach ihr: „recht bald", sobald ich ihr das Fahrgeld schicke. Natürlich ließ ich mit keinem Sterbenswörtchen durchblicken, daß ihre so schöne Schule erst im Werden sei. Die gute Seele weiß ja nicht, wie wir in Maria-Trost arbeiten können. Sie möchte glauben, ihre Schule würde erst im nächsten Jahre zu Diensten stehen. So, das wäre fast stenographisch der Be-richt über den Ban von drei Schulen. Ich wollte ihn nicht gar zu lang machen, denn bald wird sich wieder genügend Stoff für weitere, interessante Artikel bieten. In ihren Grundrissen sind sie schon empfangen, wann sie das Licht des „Stern der Neger" erblicken, weiß unser Herrgott allein. Unterdessen möchte ich nochmals alle edlen „Stern"-Leser bitten, uns doch stets treubleiben zu wollen: Unser in ihrem frommen Gebete und beim Missionsalmosen zu gedenken. DID DID =o= =o= Überraschungen! noga" DO DO Vs Von Hochw. P. Bernhard Zorn, F. S. C. DO DO z, 1. Die Schule in „Eukeldooru" (fünf Meilen j dem ich erst hier Katechismusunterricht erteilt von Maria-Trost) wurde genau so gebaut, ! hatte, hinaus; hatte jedoch den Weiberkontrakt wie derzeit Hochw. P. Karl Fischer schrieb, schon vergessen. Es war ein herrlicher Morgen: daß man in Centocow ein Kirchlein errichtet j die Sonne blickte so klar und freundlich herhabe: mit in die Erde gerammten starken j nieder, als ob sie erst an diesem Morgen er-Psählen, die dann mit Gerten ausgeflochten ! schaffen worden wäre. Ich war etwas scharf und mit Lehm ausstaffiert werden usw. Als : geritten, hatte wenig um- und auch nicht weit ich mit der ersten Arbeit fertig war und sah, | vorausgeschaut. So geschah es, daß ich ganz Unsere Neugetauften in Maria-Trost am 25. Dezember 1926. daß die Männer bei dem Verputzen zu lang- j sam waren, lud ich mehrere Weiber, die zufällig da standen und zuschauten, ein, diese Arbeit zu übernehmen, denn diese „amadocla“ (Männerleute) verständen ihr Geschäft schlecht. Das schmeichelte ihnen. Sofort gingen sie auf meinen Vorschlag ein. Es war an einem Samstage. „Gut," sagte ich, „wenn ihr es übernehmen wollt, könnt ihr am Montag anfangen; ich will euch geben, was recht ist und das Mittagessen dazu." Da ich ihrem Ernste jedoch nicht ganz traute, behielt ich auch die Männer in Arbeit. Am folgenden Montag ritt ich, nach- unvermutet am Bauplatz ankam. Erst war ich halb erschrocken — dann erstaunt: rings um die werdende Schule wimmelte es von geschäftigen Händen, Kesseln, Suppenschüsseln, gewesenen Eimern, Körbchen und Körben, Weibern, Mädchen mit und ohne kleinen Kindern auf dem Rücken; wispernd, lachend und singend; aber alle rührig und wie bezaubert bei meinem plötzlichen Erscheinen. Doch waren alle guter Dinge, denn sie waren ja regelrecht gedungen worden und hatten ihr Versprechen treu gehalten. Bei diesem Anblicke hielt ich meinen Gaul an und schaute dem bunten Treiben überrascht zu. Dann mußte ich unwillkürlich lachen; immer mehr lachen, bis mir die Tränen in die Augen kamen, und ich ganz vergaß, vom Pferde abzusteigen.. Das machte die rührige Schar zuerst ein wenig stutzig, aber nur für kurze Zeit. Meinen guten Humor taktvoll auslegend, lachten sie bald mit, ohne jedoch ihre Arbeit zu unterbrechen, und das freute mich um so mehr. Nun stieg ich endlich ab und grüßte sie nach Landessitte. Dann schaute ich mir alles besser und genauer an, und was ich sah? Weiber, welche arbeiteten, während die größeren Mädchen die kleinen Kinder herumtrugen, schaukelten und so lange ruhig zu halten versuchten, als möglich. Ging es nimmer, waren die Schreihälse zn hungrig geworden, so rief man die betreffende Mutter. Für einen Augenblick verließ die dann die Arbeit, zog sich mit ihrem Liebling ein wenig zurück und kam bald wieder, um ihn neugestärkt zu baldigem neuen Schreien dem größeren Schwesterchen wieder in Verwahr zu geben. Mit den Körbchen und Körben wurde die Erde herbeigeschafft. In den Kesseln und Eimern trug man das Wasser zum Benetzen derselben herbei. Im Tanzen geübte, starke Beine stampften das mürbe gewordene Material zu „daga“ (Mörtel oder Lehm). War es brauchbar, brachten es hurtige Füße in Kesseln und großen Suppentellern und Schüsseln zur Stelle, wo kundige Hände es zwischen die Latten warfen, kneteten, strichen, schmierten, polierten. Sogar mit Kopftüchern und Schürzen brachte man das fertige Zustopfmaterial herbei, und das ging so schnell, so lustig, so geschickt, daß es eine Freude war. Darum sandte ich gleich einen flinken Burschen nach Hause, um meinen photographischen Apparat zu holen. Ich versprach ihm ein Trinkgeld, wenn er schnell zurückkäme. Das Trinkgeld hat er sich redlich verdient. In unglaublich kurzer Zeit war er mit meinem „Goerz-Doppelanastigmat" da. Ich machte ein paar Aufnahmen. Eine ist sehr gut gelungen. Aber unmöglich war es mir, das Bild, so ich am Morgen vor mir gehabt, wieder herzustellen. Denn sobald sie vor dem Apparat waren, ließen sie die Arbeit und jede wollte sich eine interessante Position geben. (Sieh Bild Seite 61.) 2. Mein Diener heißt „John". Ist das ein Held! Überraschungen bereitet er mir fast jeden Tag, angenehme und unangenehme; oft beides zugleich, angenehme für mich, unangenehme für ihn und umgekehrt. Hier nur ein Beispiel: Jede Schule muß vorschriftsmäßig auch ein geheimes Nebenhäuschen haben. Für die erste Notwendigkeit mußten wir uns in Enkeldoorn mit einem aus Stroh und Reiser gebauten begnügen. Da es in diesem Jahre lange nicht regnete und dem Vieh aus dem Felde das Futter ausging, hatten mehrere bald mein Strohdach entdeckt und machten es sich zu Nutzen, sich wenig darum kümmernd, ob das der Zweck der Sache sei. Man schickte mir Nachricht davon und ich beschloß, um der gänzlichen Verheerung vorzubeugen, das Ganze mit Stacheldraht einzufrieden. Vier starke Eisenstangen, 16 kleinere (auch von Eisen) und eine Rolle Stacheldraht wurden zusammengesucht. Eines Tages erklärte ich meinem John, er solle alles gut zusammenbinden, ringsherum ziemlich viel Stroh, damit es dem Esel nicht zu hart an die Rippen schlage, und das Ganze an die bezeichnete Stelle bringen. Nachdem ich die Order gegeben, ritt ich voraus, gab Katechismusunterricht in der Schule und wartete geduldig, bis mein Bursche das Material brächte, um ihm beim Abladen und Herstellung des Zaunes behilflich zu sein. Die Entfernung beträgt wie gesagt fünf Meilen. Ich rechnete aus, daß er doch in zwei Stunden ankommen müsse. Es vergingen drei und mehr; endlich kam er in Sicht. Doch wie? Ich traute meinen Augen kaum! Er hatte alles schön und fest mit Stroh zusammengebunden (wie ich ihm gesagt), doch statt es auf den Esel zu laden, ihn vor sich herzutreiben, hatte der Schlaumeier (?) sich selbst auf den Esel gesetzt und — sich das große, schwere Bündel um den Hals gehängt! Er kam mehr tot als lebendig an. Am folgenden Tage kam er nicht zur Mission, sondern meldete sich krank. Ich wunderte mich nicht darüber. Nach der Überraschung von gestern, war ich heute nicht mehr über rascht! Hat er das Opfer gebracht, um den Esel zu schonen, oder weil er glaubte, so spare er sich die Mühe des Gehens? Ich nehme das letztere an. o 6ine auffallende, ärztlich beglaubigte Theilung 0 0 durch die Fürbitte der kleinen Theresia vom □ 0 Kinde Jesu in 'Cransvaal. 0 o Von einer Missionsschwester. a -> Im Krankenhaus von Kensington wurde, Ivor Tennant, ein Knabe von vier Jahren, zur ärztlichen Behandlung ausgenommen. Er hatte in der vorhergehenden Woche beim Spiel infolge eines Stockhiebes durch seinen Bruder eine Verletzung am Auge davongetragen. Sein Auge war sehr stark geschwollen und entzündet und sonderte eine bedeutende Menge Eiter ab, was häufige Verbände notwendig machte. Doch alle Verbünde schienen vergeblich zu sein und sein Leiden nicht zu erleichtern. Der ihn behandelnde Arzt wurde ganz ratlos und sagte, man müsse sich um einen Augenarzt umsehen. Das sagte er gerade, als ich eine Medaille mit dem Bilde der kleinen Theresia vom Kinde Jesu auf den Verband heftete und Ivor sagte, er solle zu dieser Heiligen beten, damit sie ihm von Gott die Heilung seines Auges erbitten möge. Es war der 19. Oktober. Ich begann eine Novene zur „kleinen Blume" vom Karmel und bat sie, uns wissen zu lassen, was an der Behandlung fehle, und sie möge selbst die Heilung des Auges besorgen. Auch am folgenden Morgen betete ich während der heiligen Messe in derselben Meinung. Als ich dann wie gewöhnlich ins Krankenzimmer ging, um den Verband des Knaben zu erneuern, rief er freudig: „Schwester, mein Auge wird besser." Als ich die Binde entfernte und das Auge gewaschen hatte, sah ich etwas aus einer Ecke des Auges sich hervordrängen, zog es heraus und fand, daß es ein 2 V2 cm langer Holzsplitter war. Der nächste Verband um Mittag brachte zwei weitere Holzsplitter zum Vorschein, nachdem ich das Auge mit Wasser, worin ich ein bißchen Erde vom Grabe der kleinen Theresia gelöst, gewaschen hatte. Am nächsten Tage waren alle Spuren einer Geschwulst und Entzündung verschwunden und der kleine Dulder konnte zwei Tage später aus dem Krankenhaus wieder entlassen werden. Sein Auge war vollkommen geheilt. D □ 0 Umschau. 0 0 0 1 Nom. Auf Antrag des Generalrates der Glaubensverbreitung hat der Heilige Vater angeordnet, daß der vorletzte Sonntag im Oktober als allgemeiner Missionssonntag in der ganzen katholischen Welt gefeiert werden soll. An diesem Tage werden die Priester bei der heiligen Messe das Gebet für die Verbreitung des Glaubens I einlegen. In den Missionspredigten sollen die Gläubigen aufgemuntert werden, den päpstlichen Missionsvereinen beizutreten. Alle, die an diesem Sonntage die heilige Kommunion empfangen und für die Bekehrung der Ungläubigen und Heiden beten, können einen vollkommenen Ablaß für sich oder die armen Seelen gewinnen. Stern der Neger 57 Heft 4 Bei Gelegenheit von Missionsfesten und Kongressen ist die feierliche Votivmesse für die Verbreitung des Glaubens gestattet. Wird der W e l t m i s s i o n s s o n n t a g in allen Pfarreien, soweit als möglich, gebührend begangen, so bedeutet er eine neue mächtige Kraftquelle sowohl für die katholische Heidenmission als für das heimatliche Glaubensleben. Von den in den chinesischen Europäer- und Katholikenverfolgungen der Jahre 1820, 1875, 1898, 1900 imb 1904 gemarterten Missionären geleiteten Schulen; 212.000 Kranke erhielten Medizinen und 9100 Kindern wurde in Todesgefahr die heilige Taufe gespendet. Tschechoslowakei. In einem gemeinsamen Hirtenschreiben haben die Bischöfe der Tschechoslowakei die Förderung der.auswärtigen Missionen den Gläubigen wärmstens empfohlen, namentlich die päpstlichen Missionswerke, die überall eingeführt werden sollen. Die Bischöfe weisen mit besonderem Nachdruck darauf hin, wie gerade unser Jahrhundert für die Missionen Arbeiter am Bau der Außenschule in Enkeldoorn. und Christen werden voraussichtlich viele die Ehre der Altäre erlangen. Der eingeleitete Seligsprechungsprozeß zählt die Namen von 2418 Blutzeugen auf; darunter befinden sich die Bischöfe Gregor Grassi, Franz Fogolla, Antonin Fantosati und Theotimus Verhaeghen. Italien. Die von Bischof Daniel Comboni gegründete Schwesterngenossenschaft: „Fromme Mütter des Regerlandes", deren Mutterhaus und Generalsitz in Verona ist, feierte im vergangenen Jahre das 60jährige Gründungsjubiläum. Sie zählt 31 Niederlassungen mit 365 Schwestern. Im Jahre 1926 besuchten über 4000 Mädchen die von den Schwestern eine entscheidende Bedeutung hat, und treten zugleich dem Einwand entgegen, als ob die Unterstützung der Missionen der Heimat Schaden brächte, ihr Priester und finanzielle Mittel entzöge. „Die Missionstätigkeit", sagen sie, „schadet der Entfaltung unseres heimatlichen Katholizismus nicht, ja im Gegenteil, je größer der Eifer und die Opferwilligkeit für die Missionen sein werden, um so schöner wird das christliche Leben in der Heimat blühen." Holland ist das missionsfreudigste Land der katholischen Welt. Das kleine Königreich weist unter 6,865.000 Einwohnern nur 2,440.000 Katholiken auf, zeigt also fast den nämlichen Bekenntnisunterschied wie Deutschland. Auf dem Eucharistischen Kongreß von Chikago hielt der holländische Erzbischof van de Metering eine beachtenswerte Rede über den erfreulichen Zustand der katholischen Kirche in seinem Vaterland. Wir heben daraus die Stellen über die Missionsbewegung hervor. Zunächst verbreitete sich der Erzbischof über die innere Mission, die das Bekehrungswerk der Katholiken unter den Protestanten des eigenen Landes zum Ziele hat. Da arbeitet der Petrus-Kanisius-Verein, dann der Geert-Groot-Verein. In den großen Städten schrecken mutige Katholiken nicht vor Straßenpredigten und der öffentlichen Verbreitung katholischer Schriften zurück. Auch die Exerzitien für Andersgläubige leisten prächtige Arbeit. Dann fährt er weiter: „Was die Mis' sionsbewegung für das Ausland betrifft, so leistet das kleine Land Großartiges. Holland zählt nur 2[/2 Millionen Katholiken, liefert aber den Missionen mehr als 1500 Priester, beinahe 800 Scholastiker und Brüder und über 1400 Orvensfrauen, zusammen rund 3700 Missionäre. Von diesen sind 23 Bischöfe und 6 Apostolische Präfekten mit der Leitung eines Missionsgebietes betraut. Von je 675 Katholiken ist also ein Mann oder eine Frau Missionär. Es gibt in den Niederlanden 36 eigentliche Missionshäuser und noch 29 andere, deren Schüler zum Teil als Missionäre ausgebildet werden. Die Zahl der Seminaristen dieser Anstalten übersteigt 3600, wovon 2200 ausschließlich für den Missionsberuf vorbereitet werden. Der niederländische Zweig des Priestermissionsbundes zählt 3700 Mitglieder. Vor allem arbeitet die Pfarrgeistlichkeit kräftig an der Verbreitung der päpstlichen Vereine, so daß der Glaubensverein und Kindheit-Jesu-Verein fast in allen, das Liebeswerk vom hl. Petrus in der Hälfte der Pfarreien eingeführt sind. 1925 wurden vom Verein der Glanbensverbreitung 263.000 Gulden vereinnahmt, vom Kindheit-Jesu-Berein 164.000 und vom Petrusverein 200.000, zusammen also über 600.000 Gulden, gegen 1 Million Mark. Der holländische Zweig des St.-Petrus-Vereines unterstützt 430 einheimische Seminaristen in den Missionsländern. Außer den päpstlichen Vereinen gibt es in Holland noch 40 besondere Mijsionsvereine und werden mehr als 50 Missionszeitschriften herausgegeben. Wo so viele Missionshäuser, Missionsvereine und Missionszeitschriften bestehen, dürfen wir ruhig annehmen, daß außer den 600.000 Gulden das Dreifache an die besonderen Vereine abgeliefert wird. Daß also 21/ä Millionen Katholiken auch 2]/2 Millionen Gulden = 4 Millionen Mark für die Mission aufbringen, ist nicht zu hoch gerechnet. In Deutschland spricht man öfters die Befürchtung aus, das steigende Misstonsbewußtsein schädige den Nachwuchs an einheimischen Weltpriestern. Welche Erfahrung macht darin Holland? Indem der Erzbischof darauf hinweist, daß womöglich keine Pfarrei mehr als 5000 Seelen zählen soll, fragt er, woher Holland die dafür nötige Priesterzahl herzunehmen gedenke. „Die Priestcrberufe nehmen seit den Kommuniondekreten — in Holland werden die Kinder mit sieben Jahren zum Tische des Herrn geführt — stetig zu. In den letzten fünf Jahren, wo das Missionswesen in Holland besonders aufblühte, stieg die Anzahl der Schüler in den kleinen Seminarien von rund 3700 auf etwa 5700 und in unseren Priesterseminarien von 1600 auf rund 2000." So lohnt Gott der Herr die Folgsamkeit gegenüber den päpstlichen Weisungen, worin sich Holland bekanntlich von keinem andern Land übertreffen läßt. Amerika. In Mexiko dauert die Katholikenverfolgung ungeschwächt fort. Der öffentliche Gottesdienst hat aufgehört. Die Priester können nur noch im geheimen, in Privathäusern, die heilige Messe lesen und die Sakramente spenden. Man spürt ihnen nach und macht Jagd auf sie wie auf wütende Hunde. Eine Anzahl Welt- und Ordenspriester wurde neuer- dings erschossen. Im Erzbistum Durango sind 61 Priester gefangengenommen und in das Militärgefüngnis geworfen worden. Trotz aller Vorsichtsmaßregeln kommen immer wieder Entweihungen des Allerheiligsten Sakramentes vor. Jn Tulancingo wurde ein Priester in seinem eigenen Hause beim Messelesen überfallen. Man warf die heiligen Hostien auf den Boden und schüttete das heilige Blut aus. — Auch die Katholiken, die ihren Glauben öffentlich verteidigen, sind den schwersten Verfolgungen ausgesetzt. General Rodrigo Talamentes ließ an den Bäumen der Hauptstraße von Colina neun vornehme Damen ausknüpfen, weil sie katholische Blätter verteilt hatten. Der Kampfruf der Katholiken in ganz Mexiko lautet: „Es lebe Christus der König!" Das Königsfest Christi wurde vom Volke mit größtem Eifer gefeiert. Der Erzbischof von Mexiko-Stadt Mora y del Rio und die übrigen Erzbischöfe und Bischöfe richteten Hirtenbriefe an die Gläubigen und luden sie ein, dieses Fest als Tag der Buße und Sühne zu begehen. Alle Katholiken der Hauptstadt und Umgebung wurden aufgefordert, am 31. Oktober die Wallfahrtskirche der Mutter Gottes von Guadalupe zu besuchen, die sich in der Nähe der Hauptstadt befindet und das größte Heiligtum des Landes ist. An dem Pilgerzuge nahmen fast 300.000 Personen teil. Die Zahl der Automobile betrug mehr als 10.000. Umsonst versuchte die Polizei, den Zug aufzulösen. Die Verfolger waren machtlos gegen eine solche Menschenmenge, die betend und singend daherzog. Kein Priester durfte sich in der Basilika am Altare blicken lassen. Rechtsanwalt Coni-coros y Villareal las die Weihe an Jesus Christus, den König der Welt, und an die Gottesmutter vor. Das ganze Volk rief in höchster Begeisterung, die Hände erhebend: „Es lebe der Christuskönig!" Am Nachmittag besuchte auch der Erzbischof verkleidet die Basilika. Das Volk erkannte ihn trotz seiner Verkleidung, und begrüßte ihn mit stürmischem Beifall. Der ehrwürdige Greis segnete unter Trä- nen alle und kniete vor dem Muttergottesbild nieder. Dort betete er eine Weile und verließ dann rasch das Heiligtum unter den Beifallsrufen der Menge. Die Behörden wagten nicht einzuschreiten und die Katholiken zu stören; denn sonst hätte es ein entsetzliches Blutbad gegeben. Durch die grausame Verfolgung gewinnt die Kirche jeden Tag neues Leben, neue Kraft. Jesus Christus herrscht heute in Mexiko mehr denn je. Immer wieder erklang an diesem Tage das Weihelied: „Heiligstes Herz, unser König du bist, Mexiko dein auf ewig ist!" Philippinen. Zu den schrecklichsten Krankheiten gehört der Aussatz, der in den meisten Missionsländern viele Opfer fordert. Man schätzt die Zahl der Aussätzigen auf ungefähr 1 Million. Von Seite der Heiden genießen die Aussätzigen keine Pflege. Man verstößt sie aus der Familie und läßt sie elend zugrunde gehen. Denn diese Krankheit ist int höchsten Grade ansteckend. Nach dem Beispiele des Heilandes, der so viele Aussätzige heilte, erbarmt sich die katholische Kirche auch dieser Unglücklichen. Die Jnselflur der Philippinen, die Amerika gehört, ist ebenfalls von der Plage des Aussatzes betroffen. Im vorigen November starb auf der Insel Culion der Jesuitenpater Philipp Millan, der Vater und Wohltäter der Aussätzigen, die sich dort befinden. Vor zwölf Jahren war P. Millan Rektor eines Kollegs in Spanien, nachdem er schon vorher mehrere Jahre als Novizenmeister gewirkt hatte. Freiwillig stellte er sich seinen Obern vor und bat, in die Aus-sätzigenmission gesandt zu werden. Der Ordensgeneral entsprach dieser Bitte. Nach mühevoller Reise kam P. Millan auf der Aussätzigeninsel au und traf dort 5000 Menschen, die mit Gewalt dahin gebracht worden waren, in größter Not und Verzweiflung Es waren Leute aus verschiedenen Stämmen, die ein Dutzend verschiedener Sprachen redeten. In geduldiger Arbeit machte P. Millan aus der „Insel des Todes" eine „Schule des Himmels". Unterstützt von einem Mitbruder und einigen mutigen Schwe- stern nahm er sich der Elenden elf Jahre lang unermüdlich an. In den letzten Jahren stieg die Zahl der jährlichen Beichten auf 25.000, die der Kommunionen auf über 100.000, von denen die Hälfte den Kranken an das Bett gebracht werden mußten. Trotz der glühenden Hitze war der Pater den Tag über ständig unterwegs von Hütte zu Hütte. Jedem Rufe folgte er sofort, so daß er manchmal an einem Tage 200 Kommunionen den Kranken an ihr Lager brachte. Daneben sorgte er noch für 800 ganz Arme, denen es an gar allem gebrach. Gleich P. Damian, dem Apostel der Aussätzigen auf j der einsamen Insel Molokai, starb P. Millan als Held und Märtyrer der christlichen Nächstenliebe. China. In diesem Riesenreiche wütet noch immer der Bürgerkrieg, verbunden mit beständigen Kämpfen gegen die Europäer. Am schlimmsten ist das Räuberunwesen. Die bolschewistischen Hetzer suchen das Volk mit Abneigung und Haß gegen die Mission zu erfüllen. In verschiedenen Provinzen wurden Kirchen, Schulen, Krankenhäuser für militärische Zwecke beschlagnahmt und geplündert, Patres und Ordensschwestern vertrieben. Obschon in manchen Teilen des Reiches die Missionsarbeit nicht gestört wird, ist die Lage im allgemeinen doch gefahrvoll. Im August 1926 wurden drei Missionäre ermordet. Es zeigt sich immer klarer, wie notwendig es war, daß der Heilige Vater diesem Lande eingeborene Bischöfe gab. rtad)rid)ten des ül)eologen=fDiffionsverbandes Österreichs. Internationaler akademischer Missionskongreß in Poznan (Polen). Poznan (Polen) rüstet sich zum Internationalen akademischen Missionskongreß, der Ende September d. I. dortselbst stattfinden soll. In dieser so wichtigen Angelegenheit lud am 31.Jänner derErzbischof und Primas vonPolen, Dr. Hlond, eine Reihe einflußreicher Persönlichkeiten zu sich zwecks Bildung des vorbereitenden Komitees. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Hochwürdigsten Herrn referierte P. Turowski, P. S. M., der Leiter der akademischen Missionsbewegung in Polen, über Bedeutung des Internationalen Missionskongresses und über das in Aussicht genommene Programm desselben. Es sind fünf General- und mehrere Sektionsversammlungen vorgesehen. Als Re- I ferenten sollen die hervorragendsten Fachgelehrten aus Frankreich, Deutschland, Belgien und Österreich eingeladen werden, wie Erzbischof de Cuebriant, Msgr. Baudrillart, Professor Dr. Schmidlin, P. Charles, S. «L, P. Dr. Freitag, S.Y. D., P. Dr. Schebesta, S. Y. D., usw. Ehrenmitglieder des vorbereitenden Komitees sind Erzbischof und Primas von Polen, Dr. Hlond, der Wojwode Bninski, der Rektor der Universität in Poznan sowie der Stadtpräsident von Poznan. Präses des Komitees ist Msgr. Nowowiejski, Bischof von Plock. Das Sekretariat des Komitees befindet sich in Poznan, Ostrow Tumski, Biuro Prymasa Polski, Polen. Oer Zauberer der Sahiri. Eine Erzählung aus Kamerun von P. Johannes Emonts, 8. C. J.*) ^ (Fortsetzung.) Jj P. Breuer reimte sich das Gehörte zusammen und machte einen Plan über sein weiteres Verhalten. Tufa mußte entlarvt und unschädlich gemacht werden. Es galt, die geheimnisvolle Seufzerhöhle ausfindig zu machen. Um einen Helfer im Kampfe gegen Tufa zu haben, dachte der Missionär an Ketam, der die Entsendung der Boten nach Opolinda veranlaßt hatte. Wenn der sich auf seine Seite stellte, würde es gelingen. ihm sprechen. Vielleicht kommen wir nachher hierhin zurück." Die Leute rührten die Lasten nicht an und weigerten sich mitzugehen. Es bedurfte guter Worte, ja zuletzt einer Drohung mit dem Gewehr, ehe sie sich entschlossen, die Lasten aufzunehmen und loszugehen.*) Der kleine Zug setzte sich in Bewegung. Kembü machte den Führer, P. Breuer folgte mit vorgehaltenem Gewehre, um den Zug zu schützen und die Träger an Außenschule von Enkeldoorn. den Schleier des Geheimnisses ganz zu lüften. „Kembä", rief der Missionär, so laut er konnte, „packe sofort die Kisten und mach' alles bereit. Wir reisen ab." — „Wohin?" — „Das wirst du schon sehen. Die Kisten gepackt und dann los! Es ist beinahe vier Uhr. Wir haben keine Zeit zu verlieren!" In der Hütte erschallte ein Jubelgeschrei. Die Träger hörten von der Abreise und dachten an die Rückkehr nach Opolinda. In wenigen Minuten standen die Lasten vor der Tür. Die Gesichter der Leute strahlten vor Freude, zogen sich aber gewaltig in die Länge, als sie die Worte des Missionärs vernahmen: „An euren Gesichtern sehe ich, daß ihr nach Opolinda heimzukehren glaubt. Daran denke ich noch nicht. Wir gehen zuerst zum Gehöft Ketams, des ersten Bigmauns. Ich muß mit der Flucht zu hindern. Sie nahmen zuerst den Weg auf das Dorf zu, bogen dann aber nach links ab, wo ein großer Häuserkomplex das Gehöft des ersten Big-mmines Ketam anzeigte. Es mußte dort wohl jemand gestorben fein, denn aus den Hütten drang lautes Klagegeschrei, die.Totenklage der Weiber. Am Gehöfte angekommen, fand P. Breuer das Tor verschlossen. Also auch Ketam fürchtete sich vor dem Weiße». Eine Zeitlang wartete der Missionär, dann aber begann er mit dem Gewehrkolben die Bambustür zu bearbeiten und war gerade daran, sie vollends einzuschlagen, als von drinnen eine leise Stimme sich hören ließ: „Wer ist draußen?" — „Mach die Tür auf, dann wirst du es sehen, Dummkopf!" — „Was *) Um die Wiedergabe der Erzählung in der geplanten Zeit ermöglichen zu können, müssen lvir einzelne Teile derselben, die für den Fortgang der Handlung von keiner Bedeutung sind, in gedrängter Form zusammenfassen. *) Mit gütiger Druckerlaubnis der Aachener Missionsdrnckerei A.-G., Aachen (Rhld.). willst du hier?" — „Ich muß den Bigmann sprechen. Öffne, damit ich zu ihm sann." — „Ich darf nicht öffnen. Der Bigmann hat es verboten." — „Geh und sage ihm, daß ich nicht fortgehe, ohne ihn gesehen und gesprochen zu haben." Der Mann verschwand, und nach einigen Minuten sah der Pater, der durch die Ritzen der Tür schaute, den Bigmann und eine Anzahl Männer leise heranschleichen, alle waren mit Lanzen bewaffnet. Dann hörte er eine andere Stimme fragen: „Bist du es. Weißer?" — „Gewiß bin ich es, sonst hättest du die Tür nicht verschlossen. Du scheinst mir ein ängstliches Gemüt zu haben gerade wie die Kinder und Weiber, die drüben bei den Häusern vor mir fortliefen." — „Ich bin nicht ängstlich, Weißer. Ich habe sogar mit dem Leoparden gekämpft und bitte, mich nicht zu beleidigen." — „Ach so, dann machst du aus lauter Mut die Türe zu." — „Weißer, verlaß dieses Gehöft. Hörst du nicht, daß wir einen Toten betrauern? Da darf niemand ins Tor hinein." — „Ich aber verlange, daß du sofort aufmachst, denn ich muß dich unbedingt sprechen." — „Weißer, es geht nicht, es ist unmöglich." — „Also auch du, der große Bigmann, willst den Weißen wie einen Hund abweisen. Mach auf! Wenn ich bis zehn gezählt habe und du hast nicht geöffnet, dann schlage ich die Tür entzwei und öffne mir selber den Zugang. Eins — zwei — drei — !" — „Weißer, du machst micht unglücklich." Der Pater zählte langsam weiter. Drinnen lamentierte der Bigmann — der Gewöhrkolben sauste mit aller Gewalt gegen die Tür, die in Stücken auseinanderbrach. Der Eingang war frei, und der Pater sah schnell fortlaufende und in den Türen verschwindende Gestalten. Er kam noch gerade recht, um den letzten der Fliehenden zu erwischen, und das war der mutige Bigmann, der mit dem Leoparden gekämpft haben wollte. „Wo ist der Bigmann?" — „Der bin ich. Weißer, wie kannst du es nur wagen, hier mit Gewalt einzudringen?" — „Also du bist der große Bigmann Ketam, den ich gern einmal sehen und sprechen wollte. Ich muß dir etwas mitteilen, was kein Mensch wissen darf als nur du. Hast du keinen Ort, wo niemand uns stört?" Ketam erholte sich etwas von dem ersten Schrecken. Er hatte sicher gedacht, daß der Weiße nach diesem gewaltsamen Einbruch sich auch nun an ihm vergreifen würde, war daher ganz erstaunt, statt dessen eine solche Frage zu hören. „Du willst mit mir sprechen — allein — ohne gestört zu werden", fragte er. „Darf denn wenigstens mein Bruder dabei sein, vor dem ich keine Geheimnisse habe?" — „Nein, niemand darf hören, was ich dir sagen muß, auch dein Bruder nicht." — „So komm! Folge mir auf den kleinen Platz, an welchem meine Schlaf- und Wohnhütten liegen; dort sind wir ungestört, und du magst mir dein Geheimnis sagen." Der Bigmann ging voran, hinterher gingen die Träger und Kembä, und zuletzt folgte der Missionär. Es ging über zwei kleine Binnenhöfe und durch einige krumme Winkel, dann schob Ketam eine Schiebetür zurück und ließ die Leute eintreten, schloß dann die Tür wieder und sagte: „Hier sind wir ungestört. Während die Träger warten, kannst du mir dort in meiner Hütte dein Geheimnis sagen." Die Wohnhütte des Bigmanns war äußerst sorgfältig gebaut und eingerichtet. Auf dem Boden lagen vier prachtvolle Leopardenfelle ausgebreitet. Mehrere schön geschnitzte Schemel standen da und zeigten an, daß in diesem Raum die höheren Besuche, Biglente und Häuptlinge, sich aufhielten, wenn das Wetter ein Verweilen im Freien unmöglich machte. Die Tür war ziemlich breit und es kam soviel Licht hinein, daß der Raum zur Genüge davon erhellt wurde. „Soll ich die Tür auch noch verschließen, damit die Träger uns nicht hören?" — „Nein, wenn wir leise miteinander sprechen, hören sie nichts, und wenn sie auch einige Worte verstehen, so ist es nicht so schlimm, als wenn einer von deinen Leuten etwas vernähme. Aber zuerst muß ich dich fragen, ob du schweigen kannst. Denn nur dann kann ich dir alles sagen." — „Ich werde schweigen wie das Grab." — „So höre denn! Du weißt, daß der Häuptling Be-schuba Boten nach Opolinda geschickt hat, die um einen Weißen bitten sollten. Ich bin hierher gekommen, aber wie ein Hund abgewiesen worden. Soll ich dir sagen, weshalb der Häuptling mich abgewiesen hat?" — „Weil du LUmtibi nicht mitbrachtest." — „Das ist nicht der Hauptgrund. Er mußte mich abweisen." — „Er mußte. Ein Häuptling tut, was er will, denn er hat niemand über sich, der ihm gebietet." — „Der Häuptling der Bahiri aber hat einen über sich, nach dessen Willen er sich zu richten hat, er tut nicht, was er will, sondern, was der andere ihm gebietet. Soll ich dir sagen, wer das ist?" — „Da wäre ich gespannt, ob du einen solchen Namen nennen könntest." — „Ich kann es und nenne ihn, es ist Tufa, der Zauberer." Der Bigmann sprang auf, schaute den Missio- när mit großen Augen an und wußte nichts zu sagen als: „Weißer, woher weißt du das?" — „Ich weiß es, das muß dir genügen, und deine Miene verrät mir, daß ich den richtigen Namen gesagt habe. Ich weiß noch mehr. So gibt es auch einen großen und mächtigen Big-mann, der der erste unter den Bahiri ist." — „Das bin ich." — „Ja, das bist du, der Big-mann Ketam, aber es ist einer, der ist noch mächtiger als dieser Bigmann. Soll ich dir sagen, wer es ist? Es ist wieder Tufa, der Zauberer." — „Wer sagt dir das. Weißer?" — „Ist es nicht so, dann sage nein.------------ Du sagst nichts, also ist es so. Ich habe noch mehr zu fragen. Weißt du, wer meine beiden Boten gefangen genommen hat, großer Bigmann?" — „Nein, wahrhaftig, das weiß ich nicht, sie sind spurlos verschwunden, und selbst der Häuptling weiß es nicht. Er hat sich wirklich Mühe gegeben, sie zu finden, denn er will keinen Streit mit den Weißen haben, deren Gewehre er fürchtet." — „Es mag sein, daß du und daß der Häuptling nichts weiß, aber einer weiß es ganz gewiß. Es ist Tufa, der Zauberer." — „So! Dann hat er es ganz geheim gehalten. Der Häuptling hatte sie zu dir zurückgeschickt, ich war dabei." — „Ich weiß sogar, auf wessen Veranlassung damals die Boten nach Opolinda geschickt wurden, weiß aber auch, wem ich es zu verdanken habe, daß der Häuptling mich abgewiesen hat." — „Dann muß ich allerdings staunen. Weißer." — „Der eine ist Ketam, und der andere ist wieder Tufa." — „Du bist allwissend, Weißer. Wer könnte dir das alles gesagt haben. Du mußt wirklich ein großer und weiser Mann sein, sonst könntest du das nicht wissen." — „Gewiß bin ich ein großer und weiser Mann, sonst würde ich es nicht wagen, den mächtigen Zauberer als einen Bösewicht zu entlarven." Jetzt riß Ketam erst recht die Augen auf und staunte noch mehr als vorher. Zugleich aber huschte etwas wie Freude über seine Gesichtszüge. Als er sich gefaßt hatte, sprach er: „Den Zauberer als Bösewicht entlarven! Das wolltest du? Ganz unmöglich!" — „Gewiß will ich das, oder ist er etwa kein Bösewicht?" Dem Bigmann war, als stehe ihm der Verstand still, er schaute nur unverwandt auf den Weißen, der nun fortfuhr: „Ja, Tufa ist ein Verbrecher, ein Bösewicht, und ich kam zu dir, weil ich wußte, daß du Tufa hassest. Er steht dir im Wege, er ist mächtiger als du. Es wäre dir eine große Genugtuung, wenn er dir nicht mehr im Wege stände. Ich kam, um deine Hilfe gegen Tufa in Anspruch zu nehmen. Willst du mir nicht helfen, großer Bigmann?" — „Dir helfen? Gegen Tufa! Nein, das will, das kann ich nicht. Kein Bahiri vermag etwas gegen ihn, weil er eben der Zauberer ist." — „Und doch wirst du mir helfen, denn du hassest ihn. Du würdest mir sogar mit allen Mitteln beistehen, wenn du dich nicht fürchtetest, und zwar vor der Kesang ke bänu, vor der Seufzerhöhle." Jetzt war die Selbstbeherrschung des Bigmanns zu Ende. Das war zu viel. Wie von einer Tarantel gestochen sprang er auf, schaute verwirrt um sich, als ob Tufa in der Nähe sei, zitterte am ganzen Leibe vor Aufregung und Angst und sagte dann wie geistesabwesend: „Die Kesang ke bänu — Kesang ke bänu. Der Weiße ist allwissend, er kaün die Gedanken der Menschen lesen — ja, wahrhaftig, er wußte, daß ich den Tufa hasse, obschon ich es niemand gesagt habe — — Ich möchte dir helfen, Weißer, aber ich kann und darf nicht, denn ich würde ganz gewiß mein Leben in der Kesang ke bänu beschließen. Ja, ich bitte dich, geh fort von hier, verlaß Buabengi und geh nach Opolinda zurück. Du kannst nichts Besseres tun als unser Dorf verlassen, und zwar schnell. Mach mich doch nicht ganz unglücklich! Du hetzest, ohne daß du es willst, den Kebia ke Tufa auf mich und mein Gehöft. Geh und mach dich selber nicht unglücklich!" — „Gut, ich will gehen, denn ich möchte dich nicht ins Unglück stürzen. Aber vorher mußt du mir sagen, wo die Kesang ke bänu liegt, weil ich dort den Tufa fangen und entlarven will. Wo ist sie?" — „Geh nicht hin! Es wird dein Tod sein. Dort findest du Tufa nicht, aber wohl den Kebia ke Tufa, der dich verderben wird. Steh ab von deinem Vorhaben! Da Hilst keine Klugheit, kein noch so großes Wissen, da versagt sogar dein Gewehr. Die Kugel würde sich gegen dich selber wenden. Geh nicht hin, Weißer, geh nicht in die Kesang ke bänu!" Der Mann flehte so anhaltend und innig, daß der Pater Mitleid mit ihm hatte, aber er mußte um jeden Preis wissen, wo die Höhle war, und so drängte er das mitleidige Gefühl etwas zurück und drohte: „Jetzt auf der Stelle sagst du mir, wo die Seufzerhöhle ist, sonst .. . sieh hier mein Gewehr! Schnell, es wird bald dunkel, und dann muß ich gehen." — Die Angst des Bigmanns stieg ins Ungeheure, denn einerseits wagte er dem Weißen den Ort nicht zu verheimlichen, weil der tüchtig mit dem Gewehr rüttelte, anderseits aber fürchtete er, daß der Kebia ke Tufa sich an ihm auf die schlimmste Weise rachen würde. „Gut, Weißer, ich will es dir sagen. Nimm dein Gewehr fort und schieße nicht!" Zitternd und in der größten Aufregung begann er nun auseinanderzusetzen, wo die Seufzerhöhle lag. Er beschrieb genau den Weg, die Umgebung, die Felswand und fügte zum Schluß hinzu: „Es nutzt dir nichts, ob du hingehst, denn da gibt es keinen Aufstieg und keinen Abstieg, da kann nur ein Geist ein und aus gehen. Kein Bahiri wagt sich in die Nähe, sondern beschreibt einen weiten Bogen,. wenn er da vorbei muß. So, nun weißt du, wo die Seufzerhöhle ist, aber ich bitte dich, Weißer, sage doch keinem Menschen ein Wort von unserer Unterredung; es wäre mein Verderben." — „Niemand wird etwas erfahren, auch der Zauberer nicht. Ja, damit kein Verdacht auf dich fällt, verlafse ich dein Gehöft, und tue, als ob ich im Streit mit dir auseinander gegangen wäre. Ich drohe auch draußen mit meinem Gewehr und verlange Lebensmittel für mich und meine Leute, und dann sage ich, daß alle es hören können, daß ich morgen früh Buabengi verlasse, um mich auf den Weg nach Opoliuda zu machen. Bist du damit einverstanden?" — „Es ist mir sogar lieb. Je mehr böse Worte du gebrauchst, je lauter du schimpfst und je wilder du drohst, desto geringer wird der Verdacht sein, und Tufa wird nicht vermuten, daß ich dir etwas über ihn und die Seufzerhöhle mitgeteilt habe." P. Breuer hatte fein Ziel erreicht und wollte sich verabschieden, aber Ketam hielt ihn zurück: „Weißer, bleib noch einen Augenblick. Ich habe eine Bitte an dich. Willst du wirklich in die Seufzerhöhle einbringen?" — „Zweifelst du denn noch daran?" — „Ja, ich kann kaum glauben, daß es dir gelingt, aber ihr Weißen seid eigentümliche Menschen, euch ist vieles möglich, was uns unausführbar scheint. Sollte dir dein Vorhaben gelingen, dann schau einmal nach, ob du dort meinen Sohn Zimba, meinen Liebling, findest. Er ist in der letzten Nacht verschwunden, und wenn wir auch nichts Bestimmtes über ihn wissen, so bin ich mir darüber klar, daß er vom Kebia ke Tufa durch die Luft in die Seufzerhöhle entführt worden ist. Ich habe in der letzten Zeit mehrere Male dem Zauberer widersprochen. Es war unklug von mir, aber im Zorn und in der Aufregung gebrauchte ich Worte, die ich hätte verschweigen sollen. Ich befürchtete, persönlich die Rache Tufas zu erfahren, aber er hat sich diesmal mit meinem Sohne begnügt, den wir nun als tot betrauern, wie du aus den Klagen der Weiber hörst. Zimba wird in der Seufzerhöhle sein, und darum ist er für uns tot. Wenn du ihn retten könntest, Weißer, würde ich dein Freund sein, solange ich lebe." Pater Breuer erkundigte sich noch nach verschiedenen Einzelheiten und verabschiedete sich, gab ihm die Hand und sagte: „Wir werden uns bald als Freunde wiedersehen." Laut schimpfend und mit dem Gewehr drohend ging der Missionär an den Eingang des Gehöftes und verlangte Nahrungsmittel für die Reise. Ketam tat, als sträube er sich dagegen, und als der Missionär sogar einen Schreckschuß abgab, war das Verlangte bald zur Stelle. Die Nacht über blieb die kleine Karawane in den beiden Farmhütten, um sich am Morgen auf den Weg nach Opo-linda zu begeben. (Fortsetzung folgt.) 7c\ Gz o Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulnstorgasse 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Missionsbruder in Graz, Paulustorgasse 10. — Universitäts-Buchdrucker e> .Styria" in Graz.