f n r Vaterlands Künste Wilsenschaft und geselliges Leben. M^ 38« »RN8W3 ÄON 11. Ma». R847. P r o l o g. Visplochen in Neustndtl am 18. April 1847 bei der, von Dilcttante ^um Westen des Nothspitals gegebenen theatralischen Vorstellung. Xl-in hohes Fest versammelt heut' uns Alle In froher Stimmung hier in dieser Halle. Wir sehen nach Verlaufe wen'ger Stunden Sich uns'rcs Kaisers Wiegenfest erneuern, Und wünschen patriotisch, eng verbunden. Nach Kräften, Seiner würdig es zu feiern. Und wie der schönste Zug in seinem Vilde Die Güte ist — voll Menschlichkeit und Milde; So bieten wir — um liebend Ihn zu ehren — Uns guten Willens zu des Wohlthuns Spende Bei diesem Feste brüderlich die Hände, Um armen Kranken Obdach zu gewähren. — Wir freuen uns des Lebens bester Habe, Wir freu'n uns der Gesundheit süsier Gabe, Dock ack! nur wenig Glücklichen hienieden Ist dieses Gut stets ungestört beschieden: Gar viele, viele uns'rer Vrüder müssen Es lange auf das Schmerzlichste vermissen! Und ist der arm. den schwere Krankheit drückt, Für den die Zeic nur trübe weiter rü'ut; Der nickt gewahrt den schnellen Flug der Horcn, Weil Glanz und Reize sie für ihn verloren: Selbst dann noch arm, wenn all' der Seinen Pflege Ihm z^ erleichtern sucht die Dornenwege: Wie vielmehr Der > der einsam und verlassen Des Wohlseyns frische Noscn sieht erblassen» Dem ohne Wartung Tag um Tag verschleichet. Und keine treue Seele Labung reichet; Dem bei dem Schmerz der Krankheit, die ihn quälet, Auch übrigens das Nöthige selbst fehlet! — Wohl ziemt der Menschheit es, sich solcher Armen Mit brüderlichem Mitleid zu erbarmen, Sie — unter ihrer Obhut mild geborgen — Mit Hilf' und Pflege liebreich zu versorgen! — Gottlob! es fehlt uns nickt an solchem Raume, Nur gleichet er noch einem schwache» Baume, Der noch viel Thau und Sonnenlicht und Regen Bedarf, um zu erblüh'n zu höherm Segen. — D'rum, wie im schönen, christlichen Vereine Ihr sorgsam ihn gepflanzt im milden Scheine Der Liebe, die aus bessern Welten stammet Und uns're Vrust zu edler That entflammet: So pflegt ihn ferner mit vereinten Kräften, Auf daß es nie ihm fehlt an frischen Säften. Und mehr und mehr sein Wachsthum und Gedeihen, Bewohner dieser Stadt, Euch mög' erfreuen! Ja! pfleget ihn vereint, wie Ihr begonnen; Dann wird die Frucht auch seine Gönner lohnen. Und der Euch lohnen, welcher alle Gaben, Die wir den Armen weih'n, um sie zu laben, N Und für die Kranken uns zu thun befleißen — Als Ihm erwiesen, anzuseh'n verheißen. Thut denn für sie in Zukunft auch »ock Mmer Was Ihr vermöget und— verlaßt sie nMmer! — Denn b a nur. wo vereinte Kräfte '»Volt««« , Kann auf d ie Dauer sich ein Wert' gestalten : In vielen Strahlen muß die Sonne scheinen, Viel Tropfen müssen sick zum NeHen einen, Soll Leben, Licht und Fruchtbarkeit auf Erden Die frohe Folge ihres Wirkens werve». — Noch schwache Kräfte sind auch h!er verbunden, Um freundlich Euch zu bieten heit're Stunden; Genießt sie aber froher im Gedanken An die von Euch versorgten armen Kranken; Und laßt in Eeinem Zinne so des theuern — Des guten Kaisers Wiegenfest uni feiern! — ^ Die Schlange von Strobelhof. Vaterländische Sage von I o s. Vuchenhai >». (Fortsetzung.) «^iese Ruine kam in späterer Zeit an einen gewissen Mathias von Strobelhof, weil ihm die Fernsicht von hier so angenehm schien. Er nmstaltete sie zu einem neuen Schlosse, benannte es nach seinem Namen, und dieses gelangte endlich durch das Recht der Erstgeburt an Christian Adam von Strobelhof, kais. Rath und Came-ralrarh in Eisenerz. In dem nahen Buchenwalde, in einer tiefen Thalschlucht, wohin nie ein Sonnenstrahl drang, bei einer klaren Quelle, sah man seit jener Zeit öfter eine sonderbare vier-füßige Schlange sich in tiefem Schlamm wälzen. Schuldlose Kinder und Menschen ohne Fehl durften sich ihr nahen. Viele dieser Art wurden von ihr reichlich beschenkt, doch eine furchtbare Geißel war sie allen Uebelgesinnten. Wenn ein solcher sich ihr zu nahen wagte, so ward er, von ihrem Hauche verpestet, bald ein Raub des Todes. So kannten die Landleute diese Schlange. Die Guten liebten sie und suchten Hilfe bei ihr, während sie die Bösen flohen. Eines warmen Sonntags erzählte Gabriele, die jüngere Tochter des Schloßbesitzers, ihren Freundinen, welche zu ihr von Laibach auf Besuch gekommen waren und mit ihr in dem lauen Bache badeten, der am Fuße des Berges so anmuthig hinrauscht, die früher mitgetheilte wunderbare 151 - Donner lieferte; der grau mit schwarz gemischte Bart nahm mehr als die Hälfte seines sonnenverbrannten Gesichtes ein, aus der seine Habichtsnase, wie eine Pechfackel, loderte. »Das ist mein Vetter Ladislaus," sprach der Angekommene weicer, »ein schmucker Bursche, wie ihr seht, aber kein warmes Herz für Weiber. Er ist arm, wie eine Kirchenmaus und lebt von meiner Gnade; nach meinem Tode sollten ihm, wenn ich kinderlos hinfahre, meine Güter zufallen, aber davon sollst du, schönes Mädchen, mich befreien, und meiner lachenden Erben mit kräftigen Kindern spotten. Aber zum Teufel, nicht so scheu, komm' her und umarme mich." »Laßt sie," sprach der Graf, »das ist der Schauder der Bräute, kommt in mein Schloß." Der Becher kreisete wacker, und noch eh' es Mitternacht wurde, trugen sie den weintrunkenen Bräutigam zu Bette. Wochen vergingen unter Jagden und Gelagen, und Erwine bat ihren Vate-.- flehentlich, sie dem verhaßten Bräutigam zu entziehen. »Er hat mein Wort," war Alles, was ihr der Graf antwortete, und in einigen Tagen ward der unglücklichen Erwine Verlobung und über ein Jahr die Vermählung festgesetzt. Ladislaus konnreim Trunkenheitsfall seines Oheims, also täglich, Erwinen zu Fuß und zu Roß begleiten. Gleich den Blumenknospen, die, wenn der erste milde Sonnenstrahl sie erwärmt, ihre Kelche dem belebenden Lichte und der Wärme öffnen, so öffneten Erwinens und Ladislaus Herzen sich dem milden Hauche der ersten reinen Liebe. Furcht und Gefahr hatten ihre Geständnisse beschleunigt; an einem mondlichten Sommerabend im Garten vor dem Schlosse umschlang Ladislaus seine Geliebte, und mit dem heiligsten Kusse war das Band der Liebe für die Ewigkeit geknüpft — nicht für das Dießseits! »Treu bis in den Tod will ich dir bleiben," rief Ladislaus im schwörenden Tone, »eher sterben als von dir lassen; aber wirst auch du dieß können, meine Erw ine? »Gottes Zorn treffe mich," bat Erwine mit zum Himmel gehobener Rechten, »wenn ich meinen Vater nicht bewege, mich loszureißen von dem verhaßten Bande; der Schleier des Klosters, der Tod von deiner Hand ist mir willkommener, als deines Oheims Herrlichkeit und Güter!" Der Bräutigam brach wenige Tage darnach auf, gab seiner Braut einen kostbaren Ring und verließ, mit dem Versprechen, in Jahresfrist zu kommen, mit Ladislaus und seinem Gefolge das Schloß. Jetzt stürzte Erwine zu des Vaters Füßen, bekannte ihm ihre Liebe für Ladislaus und ihren Haß gegen seinen Oheim; sie rang unter Thränen ihre schönen Hände, sie beschwor ihren Vater bei der Asche ihrer seligen Mutter, sie von dem Verhaßten zu befreien, — vergebens. »Er hat mein Wort," sagte der Graf wieder »und ich habe zudem nichts auszusetzen an ihm." »Nichts auszusetzen?" erwiederte Erwine, »seine durch Leidenschaften jeder Art verzerrten Gesichcszüge, sein Zorn, seine Trunkenheit — o Vater, macht Eure einzige Tochter nicht unglücklich!" »Wie ist Dir, frommes, kindischtändelndes Mädchen, denn auf einmal so die Liebe zu dem armen Ladislaus in's Herz geschossen?" »Er ist der Würdigste der Männer!" »Und wenn du eine Legion von Engeln liebtest; fort aus meinen Augen, ich kann mein Wort nicht brechen: Du bist seine Verlobte, Du trägst seinen Ring, und in Jahresfrist bist Du sein Weib." »So laß mich den Schleier wählen, ich will meiner irdischen Liebe entsagen, ich ahne, meine Liebe blüht nur jenseits." »Ich will Enkel von dir auf meinen Knien schaukeln, ich will dich reich und glücklich, nicht als Nonne das Leben verzehren sehen; glaube mir, ein monatlanger Zwang," setzte er sanfter hinzu, »und du wirst dich in deine Lage finden." ^" ^iMw! »Vater —" -no ^n ,' Er kehrte ihr den Rücken und ging zürnend ab. Der Graf war stolz und^nbeugsam; was er befahl, mußte geschehen, und von seknen Kindern war er am wenigsten Widerspruch gewohnt. Er sah selbst ein, sein Eidam sey kein Mann für Erwinett, er hatte ihn Jahre lang nicht gesehen, er hatte sich thn ganz anders gedacht; sein politischer Einfluß aber auf das Reich, seine Schätze hatten ihn geblendet und so wurde die Tochter geopfert-, noch nie hatte er sein Wort gebrochen, er konnte es nun um so weniger. (Schluß folgt.) Feuilleton. Die originellste Wette. — In einer Provinzial-stadt der österreichischen Monarchie ereignete sich vor einigen Tagen folgender höchst komische Vorfall: Der Inhaber eines beliebten und bedeutenden Hotels ist als sehr neugierig bekannt. Zwei angesehene Stammgäste des Gasthofs, S^ und B*, beschlossen daher, ihm einen lustigen Streich zu spielen. »Ich wette ohne Bedenken sogleich 20 Bouteillen Rheinwein," sprach eines Tages halblaut und gewissermaßen geheimnißvoll S* zu seinem Freunde B^, als eben der Gastgeber an ihnen vorüber ging. »Gut, ich wette 20 Bouteillen dagegen!" eiferte B* und schlug in die Hand des Gegners. »Ja was gibts denn da, warum wollt'ihr denn eigentlich wetten?" näselte plötzlich der Gastwirth dazwischen, der sich mit der Neugierde einer Blaumeise horchend den Beiden genähert hatte. »Lieber Freund," sagte der, Eine, »unsere Wette ist ganz eigenthümlich und nicht zum Ausplaudern geeignet; vorläufig nur so viel: Wer von uns Beiden verliert, der zahlt die 20 Bouteillen und der Wein wird hier oder anderswo getrunken." »Hier, hier, das versteht sich!" fiel hastig der Gastgeber ein ; »der Verlierende zahlt mir dann die Bouteillen, und ich will auch gleich, wenn es gefällig ist, 2—3 Bouteillen holen," was er auch ohne auf Antwort zu warten that, in der Erwartung, am Ende doch von der geheim-nißvollen Wette etwas zu erfahren. Die 3 Flaschen standen alsbald leer, weil unterdessen mehrere Freunde und Bekannte der zwei Wettenden herbeigekommen waren, die den Tisch umkreisten. Das Imeresse an einer Wette, von der Niemand etwas Näheres wusite, wuchs zusehends und als der 150 Geschichte, wie sie bei dem Volke in der Umgebung allgemein im Schwange war. Gabrielen's Freundinen hatten die baldige Vermählung ihrer Schwester Theresia, die sich in Gratz bei ihren Anverwandten befand, vernommen, und bei solcher Gelegenheit haben die Mädchen immer unter einander viel zu plaudern. »Eine Schlange, eine Schlvnge!" scholl es plötzlich aus dem Munde der Badenden. Einige wollten die Flucht ergreifen und eilends nach ihren Kleidern springen. Aber es war zu spat. Das Ungeheuer, einer großen Eidechse oder «inem Krokodile ahnlich, hatte sich bereits den Bebenden genahet. Man konnte deutlich den mit glänzenden Schuppen reich besetzten Rücken sehen, aus dessen vordern Theile sich der Kopf einer Schlange in die Höhe bäumte, als hätte sie sehr große Eile, das sich vorgesteckte Ziel zu erreichen. Die Krone, welche das Schlangenhaupt schmückte, schien aus den schönsten Perlen geformt zu seyn. Sie hatte auf den Kleidern, welche am Ufer des Baches lagen, zu nicht geringem Schrecken der Badenden, Platz genommen, wodurch den Mädchen die Möglichkeit zum Entrinnen gänzlich benommen war. Die Sonne, deren warme Strahlen ihr sehr wohl thun mußten, ließ dieselbe noch deutlicher sehen. Die Schlange hatte nicht das fürchterliche Aussehen, das sich die Badenden Anfangs dachten. Es hätte nicht viel gefehlt, so wären die Mädchen beherzt zu ihr getreten, so zutraulich soll sie ihnen zugesehen und ihrem leisen Geflüster zugehorcht haben. Jetzt bewegte sie sich. Ein langer, hohler Athemzug war vernehmbar, dann streckte sich der Leib und ein angenehmes Beben und Erzittern schien sich durch denselben zu verbreiten. Sie schüttelte ihren Körper und trat langsam den Weg zurück, nachdem sie jedoch zuvor zweimal das Schloß Strodelhof umkreiste. Der dunkle Bu chenwald nahm die Verschwundene auf. Jetzt sprangen die Badenden an das Ufer und langten besorgt nach ihren Kleidern. Diese lagen unversehrt und hatten nicht die geringste Spur, daß Jemand auf denftlben gelegen wäre; aber als sie solche aufgehoben, welch' ein Wunder! jedes der Mädchen war mit einem bedeutenden, Gabriele aber mit dem bedeutendsten Geschenke von der freundlichen Geberin bedacht. Die Beschenkten lächelten einander sprachlos und mit Thränen zu, und eingedenk der kaum vernommenen Erzählung bemitleideten sie wahrhaft mit. betrübtem Herzen die arme Ruperta, welche, da sie unbedacht geliebt, in der Gestalt einer vierfüßigen Schlange nun schon so viele Jahre und so hart büßen mußte. Daß die Schlange Niemand als Ruperta war, konnte man nicht mehr bezweifeln. Dieses Ereigniß verbreitete sich bald in der ganzen Umgegend. Ein mitleidvoller Schauer erfaßte Jeden, der hievon erzählen hörte, besonders als man schon sehr lange vorher nichts mehr von der Unglücklichen vernommen hatte. Man war einig, daß das Geschick etwas Außerordentliches liber Strobelhof beschlossen haben müßte. Man hoffte und fürchtete zugleich vor der Zukunft. Dieses schien besonders auf den Umstand gestützt zu seyn, weil die Schlange das Schloß zwei Mal umkreiset hatte. Da jedoch Tage vergingen, ohne daß die Lage der Dinge auf Strobelhof eine andere Wendung genommen hätte, so gab man dieses, wie so manches Andere der Vergessenheit Preis, besonders, weil man dort mir der Ausstaffirung der Schloßtochter There» -sia vollauf zu thun hatte. Theresia war »6 Jahre alt und Braut des Reichs-grasen und geheimen Rathes, Christoph Münich. Der Ruf ihrer Schönheit und sonstigen persönlichen Eigenschaften war sehr groß. Ihr zu Ehren gab der geheime Rath zu Gratz ein glänzendes Fest. Gäste aus den höchsten Ständen waren dazu eingeladen und die Tische ächzten unter der Last der Producte des Südens. There se erschien und Alles freute sich doppelt ihrer Gegenwart. Der überglückliche Reichsgraf stellte sie den Versammelten als seine Braut vor, und der Jubel hatte kein Ende über eine so glückliche Wahl. Auch Therese, welche ihren Bräutigam wahr und innig liebte, war mit ihrem Schicksale zufrieden. Die Glückliche wandelte eine Zeit an der Hand ihres Bräutigams durch die glänzenden Gemächer und hatte Gelegenheit, die Pracht und den Reichthum derselben zu bewundern. Neue Gäste kamen. Die Art erforderte die Gegenwart des Reichsgrafen; er bat um Entschuldigung, weil er genöthiget war, sie auf einen Augenblick allein zu lassen. Sie stand eben vor einem Gemälde, deren der Graf mehrere hatte und die als wahre Meisterstücke der Kunst genannt werden konnten. Das Bild stellte den Heiland im Augenblicke dar, als er sterbend ausrief: Mein Gott, mein Gott! warum hast du mich verlassen? Therese sah schon viele Gemälde in ihrem Leben, doch keines, das sie so angesprochen, und je länger sie es betrachtete, desto wehmüthiger war es ihr um's Herz. Ihr kam es vor, als spreche zu ihr das Gemälde nebst jenen Worten noch diese Laute: »Du gehst zur Lust und Freude, zum Spiel und Tanz, und ich mußte so viel für dich leiden." Diese Worte klangen so trübe in ihrem Innern, daß all' ihr Bemühen, dieselben zu vergessen, umsonst war; sie erklangen wieder und erschütterten dergestalt ihr jugendliches Herz, daß sie sich entschloß, ihrem Heilande zu Liebe, dem irdischen Glücke, ihrer Liebe und der Welt zu entsagen. Und sie hielt Wort. (Schluß folgt.) Die Braut des Blitzes. Eine Sage aus Ungarn. Von Realis- (Fortsetzung.) - »Ist das Eure Tochter, Graf?" fragte der Magnat«, »wahrlich! eine himmelschöne Maid, werth, eines Fürsten Braut zu seyn. Nicht schüchtern Bräutchen, dein Bräutigam ist da und fordert seinen ersten Kuß." Jetzt erst erhob Erwine ihr Köpfchen lmd erblassend trat sie einen Schritt zurück, als sie den Bräutigam sah, der, obwohl riesig gebaut, seine 50 Jahre nicht verbergen konnte; Leidenschaften jeglicher Art hatten tiefe Furchen in ' seinem Gesichte gegraben, aus seinem Auge schien ein greller Blitz zu schlagen, zu dem seine rollende Stimme den 152 gute Gastgeber, der bei seiner Neugierde wie auf Kohlen saß, noch immer nichrs erfuhr, schleppte er in seinem Eifer eine Bouteille nach der andern herauf, bis zuletzt eine Batterie von l2 leeren Flaschen auf dem Tische stand. Bei der allgemeinen Heiterkeit, die da herrschte, und der Neugierde, die sich auch der anderen Gäste bemeistert hatte, erhob sich der Wirth als lebendes Fragezeichen noch ein Mal und meinte: jetzt, da doch schon die Hälfte der Wette vertrunken sey, könnten die Wettenden wohl zum Besten geben, um was es sich eigentlich handele. „Meinetwegen," sprach S^, indem er nur mit großer Mühe das Lachen bekämpfte, »so sollen Sie es denn erfahren. Stellen Sie sich vor: Mein Freund B^ behauptet eigensinnig, unser Stadtpfarrthurm werde, wenn er einmal fällt, gegen die St. V^ Vorstadt fallen — ich aber sage, er fallt auf jeden Fall gegen die innere Stadt! — und das ist jetzt unsere Wette!" Das homerische Gelächter, das nun in der Versammlung einem Sturme gleich ausbrach, und das ellenlange Gesicht des gefoppten Wirthes, der auf die Bezahlung der 12 Bouteillen bis zum Einsturz des Thurmes warten muß, kaun sich jeder Leser mit eigener Phantasie ausmalen; kurz, die Geschichte ist noch gegenwärtig das unterhaltendste Tagsgespräch der betreffenden, bekalmclich sehr jovialen Stadt. L. K. Liebe Freunde. — Im »Wanderer" lesen wir: Kein höheres Glück auf Erden, als liebe Freunde. Ich hörte jüngst eine Geschichte von solchen lieben Freunden, die zu pikant ist, als das; ich sie zur Warnung für alle um ihre Kinder besorgten Aeltern nicht mittheilen sollte. — Jemand fand sich durch Verhältnisse verschiedener Art bestimmt, seine Kinder, zwei hübsche, hoffnungsvolle Knaben, von Wien fort in eine öffentliche Erziehungsanstalt in L* zu geben. Er begleitete die Kleinen an den Ort ihrer Bestimmung, von dem er viel Vortheilhaftes und Rühmliches gehört harre, und dankte dein Himmel dieses letztern Umstandes wegen, dann aber auch darum, weil er in L^ zwei liebe Freunde, die Herren A. und B. hatte, die sich, sammt ihren Familien, um die Knaben rastlos anzunehmen und umzusehen betheuerten, daß er diese ohne viele Schwierigkeiten unterzubringen so glücklich war. Ein Aufenthalt von einig-n Tagen in L'^ und unmittelbare Anschauung änderten übrigens seine vorgefaßten güu-stigen Ansichten in Betreff der erwähnten Anstalt so total, daß er erbittert die Kinder sogleich wieder heraus lind mit sich zurück nach Wien nahm. In der Hast der Abreise hatte er nur Zeit, bei seinem lieben Freunde A. sicy zu empfehlen und ihm seinen geänderten Entschluß mitzutheilen; Herrn B. wollte er gelegentlich von Wien aus davon verständigen. Wer beschreibt aber sein Erstannen, als er kürzlich, sechs Wochen nach seiner Rückkehr mit den Knaben von L^, von B. einen Brief erhielt, worin der liebe Freund mit rührender Gemüthlichkeit ihm das Wohlbefinden seiner Kinder in der Anstalt mittheilte, und die liebe Freundin Frau von B. in einem Postscript ausführlich betheuerte, was für eine große Freude sie mit den Knaben habe, die sie schon einige Male zu besuchen nicht umhin gekonnt, und wie sie insbesondere finde, daß der ältere auffallende, wahrhaft erfreuliche Fortschritte, sowohl in seiner körperlichen, als geistigen Ausbildung mache. — Der Vater traute seinen Augen kaum beim Durchleseu dieser Mittheilung der liebenFreu n d e, sandte der Frau von B. mit vielen Danksagungen für die freudenvolle Nachricht einen Gugelhupf mit der Bitte, ihn den Kindern, an denen sie so viele Freude habe, zukommen zu lassen und erwartet nun im Namen seiner Knaben eine Danksagung von den lieben Freunden! Papierkorb des Amüsanten. Ein deutsches Blatt macht sich über die, durch alle Stände verbreitete Manie, den Kindern Taufnamen zugeben, welche durch die neuesten Romane und Schauspiele in Ruf gekommen sind, lustig, wie folgt: Jetzt dreschen Gustav's unsern Weizen, Und Eduarde schobern Heu; Indeß Mathilden Stnben heizen, Besorgt Amanda Stall und Streu; Und Laura mit den seid'uen Locken Sitzt spinnend hinter ihrem Rocken. Seht, Bert ha steht am Butterfasse, Und Thekla sorgt für's Federvieh, Die Rudolphine kehrt die Gasse, Und Hugo füttert Schaf' und Küh'; Der Großknecht Arthur schirrt die Pferde, Und Robert wachet bei der Heerde!" Ein Offizierbursche wurde von einem seiner Collegeu gefragt, wie er mit seinem Herrn auskomme. »Ganz vortrefflich," war die Antwort, »wir leben auf dem freundschaftlichsten Fuße mir einander. Wir klopfen uns gegenseitig alle Morgen den Rock aus, nur mit dem Unterschiede, dasi ich den meinigen anbehalte." Answartige Knnst und Theaterrevue. °7 In Prag wurde unlängst das vom Director Stöger vor wenigen Jahren neu aufgebaute Theater in der Rosengasse um den Vetrag von 143,000 fl. C. M. erstanden, um zunächst für das k. k. Versatzamt bestimmt zu werden. -j- Am 26 April wurde in Wien die diesjährige Kunstausstellung dem Publikum geöffnet. Wir werden seiner Zeit hierüber Ausführlicheres berichten. -j- Herr Remmark. mit dessen neuen Opernpersonale sich di» Gratzer durchaus nicht zufrieden geben wollen. befindet sich gegenwärtig in Wien, wohin er nur in der Absicht, gereis't ist. uu, neue tüchtige Mitglieder für die Oper zu acquiriren. Die Primadonna Schober-lechner will nicht ansprechen; man lobt zwar ihre Schule, ihr Spiel, aber die Stimm,: hat zu wenig Umfang. 1- Nestroy will sein neuestes Stück: „Der Schützling" nicht früher an die Theaterdirectionen, die ihn darum angehen, verkaufen, als bis er von seiner großen Kunstreise aus Deutschland zurückgekehrt seyn wird, weil er in diesem Stücke überall aufzutreten gedenkt. 1- Donizetti soll endlich doch nach Italien gebracht werden; es werden ernstlich Anstalten dazu getroffen, weil man doch noch hofft, den kranken Maestro dem Leben, wenn auch nicht der Kunst, zu erhalten. -p Mad. Virch-Pfeiffer, die fruchtbare dramatische Schriftstellerin, die in neuerer Zeit. namentlich durch ihr neuestes vortreffliches Product: „Eine Familie, oder: Eine Mutler aus dem Vürgerstande," ihre Neider und Feinde verstummen gemacht hat, wird noch in diesem Monate im Theater an der Wien auf Gastrollen erwartet. 5 Man munkelte, daß der Volksdichler und Komiker Nestroy beabsichtige, den Pacht des Gratzrr Theaters zu übernehmen; Wiener Blätter melden jedoch, das; der Director Carl unlängst den Nestroy auf volle sechs Jahre weiter für seine Vühne engagirt habe. Bestätigt sich diese letztere Nachricht, so sieht man daraus, wie werth dieser Dichter und Darsteller dem klugen, umsichtigen Director Carl seyn müsse- Schreier's Affentheater in, Wien erfreut sich eines ungeheuern Zulaufes. Nachdem die Lind - Enthusiasten in Ruhe gesetzt sind, gibt es dort jetzt Affen-Enthusiasten, die den Assen täalich (hört. hört!) Kränze und Vlumenbouquets in Masse zuwerfen. Die zwei» und vierfüsiigen Künstler. Menschen und Affen, stehen so auf gleicher Cathegorie. V-»nl». lni» Vünitn,! — ->- Die Wiener sind doch originell! Di? «Gegenwarl» berichtet nämlich, daß für die erste Vorstellung des noch unbebauten Theaters in der Leopoldstadt schon jetzt einige Personen auf Sperrsitze sich haben varmer» ken lassen; das nenne ick doch eine Theaterlust! aber wer die Wiener kennt, wird diese Nachricht gar nicht unwahrscheinlich finden. Leopolo Kordesch. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.