L a i b ach W o ch e n b l a tt zum Nutzen und Vergnügen. Frey tag den 23 April. »8^9. Beschreibung des Feldzugs in Rußland von Labamne, Kapltain lm t<,ingi Corps der Ingenieurs.GcographeS zu Paris. (Belchluß.) Nngeachtet der Anstrengungen des Feindes gelingt es uns, zwey Brücken darüber zu schlagen. Wahrend dieser Zeit säumten die Truppen nicht, sich an dem Ufer zu sammeln. Das Gedräng hievon wurde endlich sogroß, daß es unmöglich.war,eine Ordnung mehr w lhrs B'wegnng zu bringen; bleich, abqemattet, mit zum Theil noch blutigen, zum Theil versengten Schafshäuten bedeckt, stürzten sich dieSoldaten, denen derSchmerz angstvolles Geschrey auspreßte, an die Ufer des Flußes. Vergebens versuchten es einige, sich Feuer zu machen, sie blieben vom Frost erstarrt an dem Baume stehen, den sie anzuzünden Willens waren. Andere sah man in der Verzweiflung um die aus Pferden gerinnen Stucke Fleisch oder - vertrocknete Wu-zel sich streiten; man'gönn-. te nun auch n:cht einen Tropfen Wasser mehr einander, setzte sich gleichgültig auf die Haufen der Leichname, die um das Feuer herum lagen, und gab sich der schrecklichsten Gefühllosigkeit hin." „Napoleon, sagt Hr. Labaume, wußte sich durch dieses unbeschreibliche Gewühl mit Hilft seiner Garde Platz zu machen." „Jetzt brach auch die Nacht herein, und mit ihr erreichte das Elend seine höchste Stufe. Die Finsterniß derselben war schrecklich , der Wind wehte in das Gesicht einen eisigteu Schnee; die Offiziere, um sich vor Erstarrung zu retten, liefen ohne Unterlaß hin und her, wiewohl si« vor Ermüdung eher hinsinken mochten. Hügel und Wälder ließen nichts als weiße Massen sehen, nichts konnte man mshr deutlich erkennen, als den leidigen halb zugefrornen, halb mit Treibeise und dazwischen hinströmenden schwarzen trüben Gewässer kennbaren Strom." „Ungeachtet .zwey Brücken, eine für das Fuhrwesen, die andere für die Fußgänger errichtet waren , war doch das Gedrang zu denselben so groß, und sich denselben zunähern, so gefährlich, daß, als man an der Berezina stand die in eine Masse gedrängte Menge, sich in ordentliche Bewegung zu setzen, nicht im Stande war. Nur die Fußgänger überwanden diese Hindernisse, und wußten über die Brücke zu kommen, allein als gegen 6 Uhr des Morgens die andere Brücke gebrochen war, strömte Bagage und Artillerie auf die noch stehen gebliebene Brücke, um sich den Uebergang mit Gewalt zu erzwingen. Jetzt entstand ein fürchterlicher Kampf zwifchen der Reitn'sy und den Fußgängern. Ein großer Theil derselben rieb sich unter einander auf, ein noch größerer aber wurde am Kopfe der Brücke erdrückt, und die todten Körper der Menschen und Pferde versperrten den Zugang dermassen, daß man, um zu dem Flusse zu gelangen, zuerst über Berge von Leichnamen klettern mußte; oft traf man darunter noch mit dem Toderingende^Soldaten an, bemüht, sich in die Höhe zu bringen, und an die Vorbeygehenden sich ankletternd , von denen man sich mit Gewalt und Fnßstöss^n los mächen mußte. Wahrend dieses Kampfes verschlang der nachfolgende, dem tobenden Meer«? gleichende Haufe eine noch größere Anzahl dieser unglücklichen Schlachtopfer. Unter diesem unglaubbaren Gewühls ließ sich nun auch der feindliche Kanonendonner hören, und es währte nicht lange, so sah man die nahen Berge mit russischen Bataillonen besetzt, welche Ohne Unterlaß auf diese dem Tode geweihte Masse feyerten; jeder wollte nun zuerst über die Brücke gehen , der Stärkere warf den Schwächern in das Masser. Die Bagagewägen und Kanonen zermalmten die Kranken undVenvundeten. E'mige stürzten sich in den Strom, andere machten sich mit dem Schwert eins Bahn; eino allgemeine Raserey schien die ganze Armee evgnsssn zu haben, und zum Uebermaß des Unglücks gerieth auch diese Brücke in Brand, und man sah nun ganze Bataillone aus die brennenden Balken sich wa-- gen, in den Flammen verschwinden , oder vch in die Fluten stürzen. Ich komme nnn an die Entwicklung dieser in seiner Art einzigen Schreckensscene. Nur fünf und zwanzig tailsend Unglückliche, die einzig übrig gebliebenen von euur fünfmal hundert tausend Mann starken Armee ent-giengen dem Tod?." „Kaum waren dk'ss Reste zu Smorg-honi eingetroffen, so verließ sie Napoleon von ihren ge> echten Verwünschungen begleitet. O ihr Tapfern, die ihr nach Wien, Berlin, Moskau und Dresden zöget, erhebt euch von dem Schlachtfelds, und erzählt, mit welchen tauschenden Hoffnungen man euch hintergieng? Sagt euer« Freunden und Kindern und der kleinen Anzahl übriger Kammeraden, die der Wuth des Tyrannen zu entkommen das Glück hatten, wie groß euere Leiden, und wie hart euer Todeskampf gewesen. Nennt ihnen euern Henker und jenen von ganz Europa, und wenn ihr dann von ächt französischem Gefühle euch durchdrungen findet, zeigt ihnen euern König, welcher ihr Vater zu seyn schwur, diesen würdigen Sohn Heinrich 1V. und des hcil. Ludwigs , dessen unverhoffte Ankunft uns den Frieden gegeben hat, und unser Glück auf immer befestiget!" Probe eines Volksgerichts. An dem Weserslusse werden die Schiß: fs den Strom hinaus durch Menschen gezogen , um die daran gelegenen Wiesen nicht durch Pferde zertrenn zu lassen. Diese Menschen, welche keine bleibende Stätte, und also auch keine beständige Gerichtsbarkeit haben, hat die Nothwendigkeit gelehrt, eine eigene Vesassung unter sich einzuführen, um Recht und Ordnung unter ihnen aufrecht zu erhaltcn. Sie theilen sich in Gesellschaften, und jede Gesellschaft, welche gewöhnlich aus et- lva fünfzig Köpfen besteht, erwählt einsn der Aeltesten unter sich, den sie, zur Nachahmung der gleichnamigen Befehlshaber auf der See, ihren Kapitain nennet, welchem sie ihre Handel zu entscheiden aufträgt, und dem sie einen unverbrüchlichen Gehorsam leistet. Einst klagte einer vor einem solchen Kapitain, es sey ihm etwas gestohlen worden, er wisse aber den Thäter nicht anzugeben. Man forschte mit vielem Fleiße nach, aber alle Muhe war vergebens, der Thäter war nickt auf-zusinden. Nun stellte der Kapitain alle seine Untergebenen in eine Reihe, schnitt Halme, und erklärte, es muffe jeder einen Halm ziehen, und er wisse, vermütelst einer geheimm Kunst, gewiß, daß der, welcher der Dieb scy , den kürzesten Halm ziehen würde. Er ließ sie ziehcn, abcr sie wuß^n nicht, daß er heimlich alle Halme von gleicher Länge geschnitten hattc/ Als das Ziehen vomber war, sagte er -. „Ich habe "mich geirrt, und wollte sagen, daß derjenige der Thäter sey , der den längsten Halm ziehen würde. Wir wollen nun sehen, wer ihn gezogen hat." Der Dieb, gereizt von seinem bösen Gew-ssen , brach sogleich hmnlich von seincm Halme einen Theil herab, und als sie die Hälmchen nun alle vorzeigten, 'edete der Kapitain den mit dem kurzm Halme sosou als den Dieb an, und gab zugleich der ganzen Gesellschaft seine gebrauchte List zu kennen. Der Schuldige sah sich g'fangen, gestand die That, und nach dem Urtheile des Ka-pitams mußte ihm zur Straft ein jeder von der Innung ein Haar aus dcm Kopfe eaufen- Getränke verschiedener Nazionen. In Rußland und Litthauen begnügt sich das genugs Volk mit Quaas, welcher aus Wasser und Sauerteig zubereitet ivud der Meth und Branntwein aber muß daselbst die Stelle des Weines vertreten-Den Tartaren dient Pferde- und andere Milch zum Getränk» Der Chineser gewöhnliches Getränk ist Thee oderKaffee,auch trinken sie oft Wein, der aus einer Art von Reis verfertigt wird , welcher von demjenigen, den man zu essen pfiegt, verschieden ist. Man hat verschiedene Gattungen dieses Weins und auch verschiedene Arten ihn zu verfertigen. Sie haben auch eine Art von sehr starkem Branmwein, oder abge> zogenes Wasser, welches über Schöpsenfleisch abgezogen wird und auf die Tafel des Kaisers kommt. Es bedienen sich aber desslblNl nur wenige ausser den Tartaren, weil es leicht trunken macht. Sie haben auch noch eins ausserordentliche Art von Wein, der in der Provinz Schensi verfertigt wird, und Kauyangstyn od^'Lamm--wem genannt wird Er ist sehr stark und hat einen unangenehmen Geruch, doch wird er, vorzüglich unter den Tartaren, für ein köstliche Getränk gchalrcn, cs wird aber nichts davon in andere Lcmder verführt. Die Chinesen haben noch vcr« schicdms andere Arten Getränke, z. B. den Samsu, der von Milch abgezogen., wird und Bohnenbriihe. Der Isländer Gekränk ist Molken; sie verfertigen dic-selbe aus frischer Milch, von welcher sie den Rham abgenommen und die übrig gebliebene Bltttörmilch darunter gegossen haben; sie nennen es alsdann Syre. Die Indier in Terra firma machen aus Mais (Zo^ I^in,.) verschiedene Getränke, wovon das vornehmste Chiacopa heißt, wobey man den getrockneten und vermittelst glatter Steine zermalmten Reis viele Tage einweichen läßt; sie machen auch noch em cmderes Getränk aus Plantanen, M:a? lo genannt, wovon es zweyerley Arten gibt. Auf den Antillen ist das gemeine Getränk Uycu. Es wird aus Cassaven^ PatHten (Erdäpfeln), Zucker und Syrup gemacht, und ist einem starrVn Bier ähnlich ; es ist erfrischend und nahrhaft, wiewohl es auch leicht berauscht. Die Canadier machen es überaus stark, vornomlich wenn es zu eiuem Schmauß kommen soll. Die Europäer auf den Inseln, welche keinen Wein haben, trinken auch nur Uy-cu, worauf sie einen Schluck Zuckerwasser se^en. Ein anderes gewohnliches Getränk ist der Matzy. Es besteht aus Syrup, Bataten und bittern Pomeranzen. Die Reger auf den Zuckerpstanzungen verfertigen ein Getränk , welches sie Grappe nennen. Es ist Zuckersaft, worin sie, wenn es. wohl abgeschäumt worden ist, den Saft von ein Paar Zitronen drücken. Dieses Gctcänk wird warm getrunken, ist starkend , und hat die Wirkung der besten Brühe. Das Getränk tzer Indianer und Afrikaner ist Palmwein und der Saft aus den Kokusnüssön. Die Persianer trinken Dusche!, welcher aus Traubenmost zu-bn-ntet wird, und welcher bis zur Trockne abgedampft wird; alsdann wird der Traubenzucker mit Wasser und Essig wieder stüss'.g gemacht. Auf den molukkischen Inseln trinkt man Killang. Dieses w:rd aus Kräutern, Zucker und Wasser gemacht And in großen Krugen unter die Erde gegraben. Je länger es daselbst steht, desto vesser und lieblicher wird es zum Trinken; deßwegen lassen es Manche 6 bis 10 Jahre stehen. Von Farbe ist es bräunlich, und klar wie starker spanischer Wein. Züge besonderer Einfalt. ^ Ein Schuldner in schlechten Umständen, nachdem er alles angewandt hatte, um seine Gläubiger zu befriedigen, aber seine Bemühungen fortwährend fruchtlos sand , sagte zu ihnen: ,Meine Herren, ich habe mn> bisher alle Mähe gegeben, Sie zu o^itzdigeu; da ich aber 'sehe, daß meins Anstrengung vergebens ist, so will ich von nun an Ihnm die Sorge überlassen." Ein Dorfcantor, der schon immer besorgt hatte, die Stimme zu verlieren, lehrte seine Frau das Vorsingen. Da er nachher die Stimme wirklich verlor, mußte die Frau sich in die Orgel verstecken, um ungesehen vorfingen zu können, während er sich anstellte, als ob er selbst sänge. Die Bauern, welche ihren Can, tor den Mund bewegen sahen, glaubten, daß er wirklich noch immer ihr Vorsänger wäre, und sagten : „Er singt auch ohne Stimme gut, nur etwas feiner." Ein reicher Mann war durch Aufwand und schlechte Wirthschaft so sehr in Armuth gesunken, daß er endlich noch sroh war, die Stells eines KuhhirUn aus einem Dorfe zu erhalten. Einst traf ihn einer seiner alten Freunde, mit dem er manchen Kapaun verzehrt und manches Gläschen Wein getrunken hatte, auf dem Felde an, und sagte zu ihm: „Was macht ihr hier, lieber Gevatter; seid ihr denn gar ein Kuhhirt geworden?" — „Nein, sprach er, so wett ist es mit mir doch noch nicht gekommen; ich gebe nur Acht, daß das Vlch nicht ins Korn laufe." Charade. Dem Wnsen wird es oft die Welt, Dem Knaben seine Wiege; Den Erdkreis nennet so der Held Am Ende seiner Siege. Das Zweite, das uns alle trägt, Hat oft mit einem Feind gerungen, Der sich des Ganzen Scepter beugt, Und oft das Zneite hat versblunaM. Ein Theil des Zweiten ist das Ganze 5 Es stralet nun in neuem Glänze.