W o ch c n b l a t t zum N ü hen und Vergnügen. Klr6. zz. Freytag den 28. März i3»7. Ueber die Trauerspiele: die Schuld don Müllner m:d die Ahnfrau von Grillparzer. Vl)tUM 86P3l2tUM. "eber den allgemeinen Beyfall eines Trauerspiels dieser Art muß tch, leider! Obgleich ein wenig verlegen/ bekennen, "aß ich anderes Sinnes bin. Hab: es Werth als ein Künststück, wle einetz Mahlers Höllengemählde! Soll denn das menschliche Leben als Hölle dar-Mellt, und diese Hölle noch heißer zu "achen, das hohe Talent eines Kunst-'"s^angestrengt werden? de, ^- ^^ 5'^') Menschen in verirren-5> .^tdenschast verletzt, jetzt tritt der ^en ^ ^"l" , macht aus dem ersten mei-^ate"^^'^ ^ ^"^ ^"" ""bern gar m«uen und /.'^ s""ne Schuld zu verqrößern, Hunde, Rl" ^ der obiger Hölle um D,L >"."' ""ber gekommen "lnn lch aber hienkden von dieser Schuld ja nichts mehr verringern oder gutmachen kann, gibt mir der Dichter den Dolch in die Hand , und ich schleiche mich so , mir nichts dir nichts als Schuldner aus dei Welt, und lasse meinen trostlosen Gläubigern die Wahl, das Gleiche zu thun. Ucberhaupt scheint mk das die Lieblingsidee unserer traurigen Trauerspieldichter zu seyn , die ganze Welt in Angst und Verwirrung zn setzen ^ wo sie sodann ihres Schicksals gordischen Knoten leicht aufiösen oder zerhauen mit Dolchen und Schwertern. Die Schauspieler müssen auf de. Buh-n? aus DienstpfUcht verzweifeln, und das Publicum kann aus Vergnügen darüber die Haare sich ausra tten ' oder vor Wehmuth zerschmelzt! vor dem künstlichen Höllenseuer dieser breniheißcn Gcnie's. Die Menschen tt^un sich in Prcsa schon alles mögliche Leid m,; hier thun sie sogar das Unmögliche, rasen und entleiben sich in Versen. Ich weiß nicht, bin ich vom Gemüthe zu weich, oder sind meine Zeitgenossen zu hart, daß sie zur theatralischen Unterhaltung und Ausregung ihrer Gefühle die Thisrhetzen solcher herzzerfieischenoen Trauerspiele nöthig haben. Boshaft und ehrlos stellen sie die Menschheit dar, und lästern beynahe den Schöpfer derse'ben» ' Zur B-wunderung heben sie solche Dinge heraus, als dsr Zweykamps eines Vaters mit seinem Sohne ist. Auch verstehen sie es, leidenschaftliche aber im Grunde edle Charactsre durch teuflisch ersonnene Kollisionen und durch die menschenftinolichsteil Zagen in Böss-wichter und Selbstmörder mnzustalten, alle die da im Spiele erscheinen, in Abgrund zu stürzen, und selbst die schuldlosen , tugendhaftesten Seelen, wie die einer Ierta, um alle Erdenfreude zu bet ügen. Soll das die ewige Vorsicht rechtfertigen; in .ieser verdorbenen Zeit aus des Lasters allgemeiner Sändfiuth erheben, und im Glaube n an Gott und oie Tugend uns stärken? Die Menschen werden nur durch die Liebe zur Tugend wahrhaft gebessert und fttlich gemacht — nicht durch die Beweggründe der nachtheiligen Folgen des Lasters. Die Häßlichkeit dieses -sehen sie erst , ein, wenn sie die Schönheit und Göttlichkeit jener erkannt und liebgewonnen haben. So stelle man also ihr reitzendes Bild in lebenden Ka-rakteren vorzüglich auf der Bühne zur Schau. Nur die dadurch entstehende Lieb: macht ehrlich und aufrichtig, aus den reinsten Beweggründen zugethan, treu. Durch Furcht, Hochgericht und Hölle, und alle auf Galgen und Rad und auf Theatern aufgestellten und abschrecken ollenden Beyspiele wird bloß zuweilen der roheste Mensch zurückgehalten von deu Ausbrüchsn des Lasters — nie gebessert. Kühn tritt es im Leben oft, wie ans Bühnen — in machtig zermalmende« Kraftrollm auf, ,o wloernarmlich, daß die Blicke und-Herzen der Guten mit Abscheu sich w^g wenden. Wozu also dn grellen Farben der Ruchlosigkeit, die Bransmal: der aus-geattestm Mmschennatur, schauderhaft aufgehäuft und zusammengedrängt ant Theatern? IhvZs Gleichen — Halbtsufel von Menschen gehen in kein Schauspielhaus, und werden wenn sie hineingehen, nicht gebessert ^ vielleicht durch den wie» Verholten Anblick eines moralischen Ungs/ heuers daran gewöhnt und verhärtet. W^ könnte aber ein nicht ganz barbarisches Publikum die Absicht haben , D beym Besuche des Theaters, so wie iü Schlachten, spanischen Stiergefechten «nd /Vurd 6a t'e> zur Grausamkeit und Barbarei) zu verhärten? ^ Man vergebe mir, daß ich den Zwect der Sittlichkeit, wenn man ihn auch weder im Schauspielhauss, noch ü" großen Narrenhause der Welt als Hauptzweck gelten lassen will — nirgends gani ausgeschlossen wünsche, . Beispiele der alten und neuern Z^r Von Trauerspielen der größten Meist^ die das Theater zum Tolltzaus der wu> thendsten Leidenschaften gemacht haben, rechtfertigen nichts, und beweisen n chts i alv daß es auch unter den Gelehrten "Ns ansteckende Seuche giebt Ob ich bessere Trauerspiele machs" kann? Daß ich andere machen wmo^ weis ich, ob sie besser seyen wurden, das müste sich zeigen, wenn ich ein. sichern Hafen fände auszuruhen vo. Sturme meinesSchicksals, das selbst ein"" Gerechtigkeit verletzendes Trauerspiel ll - Bergh offer- Vulcane im Meer. Die der ostindischen Compagnie zugehörigen , bnttischen Fahrzeuge, Fairlie "nd Ianus Sibald, hatten Gelegenheit ^lf ihrer neuesten Reise nach Calcutta '^lgenvs merkwürdige Erscheinung zu beobachten. Am i. October 181Z um Mittag, unter 13025' südlicher Breite und 84" östlicher Lqnge bemerkten wir in großer -Nenge einen auf dem Wasser schwimmen-den Körper , den wir anfänglich sür eins ^rt Meergras hielten, allein bey näherer Häufung zu unserem nicht geringen Erstaunen wahrnahmen, daß es eins verbrannte, 0i,endar vulcanische Substanz sey. Am n's^l ." "" Mittagszeit, unter 10' ^ Macher Breiteund 3< 20' östlicher Län-sse war oie See dermassen mit dieser Sub-l"nz überdeckt, daß man unmöglich der Ver-muryllng, sie komme von Weiten her, ^^um geben konnte, da sie in diesem Fall Ungleich viel mehr zertheilt und zerstreut er-'cheinen müßte. Man besaß an Bord eine "lle Karte, auf welcher in gleicher Lange wd umer ä° 3<^ südlicher' Breite, ein ^m Meer bedeckter Vulkan bezeichnet war. Die Entfernung dieser See-Gegend ^" nächstgelegenen Land ist so, groß. daß '!") dle Thatsache kaüm anoers als durch lne„ unter dem Waffer befindlichen Vul-"n ^klären läßt. li-s ^ Heumonat 1814 ward eine ahn- u)e Erscheinung in der St. Lorenzbuchr ^lrgenommen. Ein verständiger Gee- ^'"er jandte Muster, sowobl des Mcer- n^'s,als der auf dem Verdeck gesam- War s s ^" "<"H ^""don. Das Wasser durck f^?^"'^ Dinte, und zwey Tage oder ss.,° Sonne ^ynahe unsichtbar, dichte Zl7" ^,"''"b, wenn sie durch die ^rden "w^"^ ^°""te wahrgenommen Man vewluthete nach ulichen Wochen einen Bericht von dem Ausbruch eines Vulcanes in Nordamerika, oder von einem sehr ausgedchntsn Waldbrand zu erhalten Allein dieß geschah nicht und der Brief war bereits auch ver« gesssu, als der oberwähnte Vorfall wieder daran erinnerte. Der geschwinde Mahler. Vor 50 Jahren lebte zu London ein holländischer Landschaftsmaler, Nahmens Vanderstraaten, der vielleicht der geschwindeste Mahler war, den es je gegeben hat. Man sagt von ihm, er habe 30 Landschaften in einem Tage gemahlt, von der Größe eines gnvöhnliclM Bogens Papier. Auch erzählt man von ihm Folgendes. Er hatte mehrere Töpfe mit Farben neben sich stehen, eincn für die Wolken, einen andern für das Grüne, einen andern für die Schatten, u. s. w. Fing er nun an zu ma Kn, so rief er in holländischem Accentc: He, Junge! eine Wolke her! tau te einsn decken Pinsel in den Farbentopf, und fuhr nun horizontalwöise über die Leinwand fort. Dann rie5 er: Da sind die Wolken! Nun die Schatten her! und so ging es fort, bis die Zo Landschasttn fertig waren. Ferner sagt man, er habe ganze Loinwandstlicke von einem Ende zum ans dcrn bemahlt, und zwar auf die eben gesagte W:ise, indem er nämlich erst das Grüne, oder die Wolken durch das ganze Stück hindurch mahlte, und dann einen andern Theil fertig machte. War nun aus dem Ganzen eine ^andscl>ast geworden, so wurde sie nach den Aufträgen der Käufer in Stücke z.rschnitten« Man konnte bey ihm 1,2,3 oder 4 Fuß Landschafter» kaufen, nach der Größe Hes Kamins, den man damit zieren wollte. Einmal rief ihn seine Frau zum Essen ab. „Nun komme ich, antwortete Vanderstraaten; mit dem Heilande bin ich fertig ich brauche nur noch die zwölf Apostel hinzuzusetzen!" Nachruf an Fellinger. S o n n e t t. Dn hast's vollbracht -— geliebter Freund! verklungen lehnt Deine Harf'am düstern Sarßophage; Die Muse weint; — in ihrem Schmerz verschlungen Erstöhnet tiefder Freundschaft trübe Klage. Zu schnei! verblühten Deine Lebenstage ; Nnd all' die reinen scbönen Huldigungen, Die Dir Dein 5ied, die Dir Dem Hcrz ^ errungen, Ließ'st Du zurück in diesem Thal der Plage. Doch Dir ist wohl! — Dein Geist in hehren Räumen — Entwunden dieser Erd' verworr'nen Traumen, Aars.sich entzückt zum Ouell des Lichts erheben. In Krieg und Sang verwebet war Dein Leben, Du hast mit Ruhm nach einem Kranz gerungen , Der cw!g grünt durch Grabes - Dämmerungen. F. K. . . r. Der Lebensstrom. ^ Eine kleine Allegorie ! von F.L'Savio. ! Vita Kuit «ic aci inorteni vewt aä inare ^ Minen. Am Vlumenufer wallet still vorüber Der süßen Jugend milder Silberbach, Doch in dem weitern Laufe schwillt es trüber Znm lauten (Strome schneller nach und nach; Und unbemerkt dem Kieselbeetentstoblen Sieht man ihn bald durch Felstnstücke rollen. Sanft murmelnd einst, nnd jetzt mitgrößrtt Schwere, Wälzt er erbraust die Wellen schäumend fort; Kein Damm hemmt seinen Lauf und kerne Wehre; Er bobretsich den Weg bald da, bald dort. Die volle Fluth, die -Mächtige, verschlinget Den Nachen bald, der ihr entgegenringet- Es thürmen, nackte Klippen sich entgegen, An denen ervoll Wuth und Grimme stößt, Besieget sie, und waUt aufweitern Wegen, Wo r nur Kluft' und Trümmer hinterlaßt; Doch wenn im Lauf die Riesenkräfte weiche»» Muß er doch matt und langsam wieder schleichen. Dem Ocean, der alles in sich schließet, Gebt er entkrästtt zu, und bald verfchweo' Erdort wo Strom und Bachlein sich ergleßel. Wo Groß und Klein sich menget und ve^ webt. Wer kennet nicht in dieser seltnen Weise^ Ein Ebenbild von unfrer Leben sreize l Auf reiche Ignoranten. , Die ihrem Beutel viel, dem Kopfe «'"?> erwerben, ^ Swb wahrhaft arm für sich, "ick "».r s ihre^be^^.