Altlllndei «on Humboldt'« Reise in die AcWinoctilll-Gegenden des neuen Continents. In deutscher Bearbeitung von Hermann Hauff. Nach der Anordnung und unter Mitwirkung des Verfassers. Einzige von A, v. Humboldt anerkannte Ausgabe in deutscher Sprach«. Sechster Band. Stuttgart. I. G. C o t t a ' s ch c r Verlag. 1862. Vuchdllicktrei d«r I. V. Lotta'schen Buchhandlung in Stuttgart und Augsburg. FiillfmldMnzigjles Kapitel. Der obere Orinoco von Esmeralda bis zum Einfluß des Guaviare. — Zweite F^hrt durch die Katarakten von Atures und Maypurcs. — Der untcre Orinoco zwischen der Mündung des Apure und Angostura, der Hauptstadt von spanisch Guyana. Noch habe ich von der einsamsten, abgelegensten christlichen Niederlassung am obern Orinoco Zu sprechen. Gegenüber dem Punkte, wo die Gabclthcilung erfolgt, auf dem rechten Ufer des Flusses erhebt sich amphitheatralisch der Granitbergstock des Duida. Dieser Berg, den die Missionäre einen Vulkan nennen, ist gegen 8000 Fusi hoch. Er nimmt sich, da er nach Eüd und West steil abfällt, äußerst großartig aus. Sein Gipfel ist kahl und steinigt; aber überall, wo auf den weniger steilen Abhängen Tammerdc haftet, hängen auf den Seiten des Duida gewaltige Wälder wie in der Lust. An feinem Fuße liegt die Mission EZmcraloa, ein Törfchen mit 80 Einwohnern, auf einer herrlichen, von Bächen mit schwarzem, aber klarem Wasser durchzogenen Ebene, einem wahren Wicsengnmd, auf dem in Gruppen die Mamitiapalme, der amerikanische Eagobaum, steht. Dem Verge zu, der nach ^meiner Messung 7300 Toifen vom Missionölreuz liegt, wird die sumftfigte Wiese zur Savane, Humboldt, Ncise. VI. 1 2 die um die untere Region der Cordillere herläuft. Hier trifft man ungemein große Ananas von köstlichem Geruch. Diese Bromeliaart wächst immer einzeln zwischen den Gräsern, wie bei uns (^lolücum »uwmrml«, während der Karatas, eine andere Art derselben Gattung, ein geselliges Gewächs ist gleich unsern Heiden und Heidelbeeren. Die Ananas von Esmeralda sind in ganz Guyana berühmt. In Amerika wie in Europa gibt es für die verschiedenen Früchte gewi,!e Landstriche, wo sie zur größten Vollkommenheit gedeihen. Man muß auf der Insel Margarita oder in Cumana Sapotillen (Achras), in Lora in Peru Chilimoyas (sehr verschieden vom Corossol oder der Anona der Antillen), in Caracas Granadillas oder Parchas, in Csmeralda und auf Cuba Ananas gegessen haben, um die Lobsprüche, womit die ältesten Reisenden die Köstlichkeit der Produkte der heißen Zone preisen, nicht übertrieben zu finden. Die Ananas sind die Zierde ver Felder bei der Havana, wo sie in Reihen neben einander gezogen werden; an den Abhängen des Duida schmücken sie den Nasen der Savanen, wenn ihre gelben, mit einem Büschel silberglänzender Blätter gekrönten Früchte über den Setarien, den Paspalum und ein paar Cyper-aceen emporragen. Dieses Gewächs, das die Indianer H.na-oulu6, nennen, verbreitete sich schon im sechzehnten Jahrhundert im innern China, und noch in neuester Zeit fanden es englische Reisende Mit andern, unzweifelhaft amerikanischen Gewächsen (Mais, Manioc, Melonenbaum, Tabak, Piment) an den Ufern des Rio Congo in Afrika. In Esmeralda ist kein Missionär. Der Geistliche, der hier Messe lesen soll, sitzt in Eanta Barbara, über 50 Meilen 3 weit. Er braucht den Fluß herauf vier Tage, er kommt daher auch nur fünf oder sechsmal im Jahr. Wir wurden von einem alten Soldaten fehr freundlich aufgenommen; der Mann hielt uns für catalonische Krämer, die in den Missionen ihren Kleinhandel treiben wollten. Als er unsere Papierballen z»m Pflanzentrocknen sah, lächelte er über unsere naive Unwissenheit. „Ihr kommt in ein Land," sagte er, „wo dergleichen Waare leinen Absatz findet. Geschrieben wird hier nicht viel, und trockene Mais-, Platano- (Bananen) und Vijccho- (Heliconia) Blätter brauchen wir hier, wie in Europa das Papier, um Nadeln, Fischangeln und andere kleine Sachen, die man sorgfältig aufbewahren will, einzuwickeln." Der alte Soldat vereinigte in seiner Person die bürgerliche und die geistliche Behörde. Er lehrte die Kinder, ich sage nicht den Katechismus, aber doch den Rosenkranz beten, er läutete die Glocken zum Zeitvertreib, und im geistlichen Amtseifer bediente er sich zuweilen seines Küsterstocks in einer Weise, die den Eingeborenen schlecht behagte. So klein die Mission ist, werden in Esmeralda doch drei indianische Sprachen gesprochen: Idapaminarisch, Catarapeiiisch und Maquiritanisch. Letztere Sprache ist am obern Orinoco vom Einfluß des Ventuari bis zu dem des Padamo die herrschende, wie am untern Orinoco das Caraibische, am Einfluß des Apure das Otomakische, bei den großen Katarakten das Tamanakische und Maypurische und am Nio Negro das Mara-Vitanische. Es sind dieß die fünf oder sechs v.erbreitetsten Sprachen. Wir wunderten uns, in Esmeralda viele Zambos, Mulatten und andere Farbige anzutreffen, die sich aus Eitelkeit 4 Spanier nennen und sich für weiß halten, weil sie nicht roth sind wie die, Indianer. Niese Menschen führen ein jämmerliches Leben. Sie sind meist als Verwiesene (668wrraä08) hier. Um im innern Lande, das man gegen die Portugiesen absperren wollte, in der Eile Colonien zu gründen, hatte So-lano in dm Llanos und bis zur Insel Margarita hin Landstreicher und Uebelthäter, denen die Justiz bis dahin vergeblich nachgespürt, zusammengerafft und sie den Orinoco hinaufgeführt, wo sie mit den unglücklichen, aus den Wäldern weggeschleppten Indianern zusammengethan wurden. Durch ein mineralogisches Mißverständniß wurde Esmeralda berühmt. Der Granit des Duida uud des Maraguaca enthält m offenen Gängen fchöne Vergkrystalle, die zum Theil sehr durchsichtig, zum Theil mit CHIorit (Talkglimmer) gefärbt und mit Actinot (Strahlstein) gemengt sind; man hatte sie für Diamanten und Smaragden (Nämeraläa) gehalten. So nahe den Quellen des Orinoco träumte man in diesen Bergen von nichts als vom Durado, der nicht weit seyn konnte, vom See Parimc und von den Trümmern der großen Stadt Manoa. Ein Mann, der wegen seiller Leichtgläubigkeit und seiner Sucht zur Uebertreibung noch jetzt im Lande wohl bekannt ist, Don Apollinario Diez de la Fueute, nahm den vollklingenden Titel eines (^pitau podwäor und Oado militar des Forts am Cassiquiare an. Dieses Fort bestand in ein paar mit Brettern verbundenen Baumstämmen, und um die Täuschung vollständig zu machen, sprach man in Madrid für die Mission Esmeralda, ein Dörfchen von zwölf bis fünfzehn Hütten, die Gerechtsame einer Villa an. Es ist zu besorgen, daß Don Apollinario, der in der 5 Folge Statthalter der Provinz los Quixos im Königreich Quito wurde, bei Entwerfung der Karten von la Cruz und Surville die Hand im Spiel gehabt hat. Da er die Windstriche des Compasses kannte, nahm er keinen Anstand, in den zahlreichen Denkschriften, die er dem Hof übermachte, sich Kosmograph der Grenzexpedition zu nennen. Während die Befehlshaber dieser Expedition von der Existenz der Nueva Villa de Esmeralda überzeugt waren, so wie vom Reichthum des Cerro Duida an kostbaren Mineralien, da doch nichts darin zu finden ist, als Glimmer, Vergkrystall, Actinot und Rutil, ging eine aus den ungleichartigsten Elementen bestehende Colouie allgemach wieder zu Grunde. Die Landstreicher aus den Llanos hatten so wenig Lust zur Arbeit als die Indianer, die gezwungen „unter der Glocke" lebten. Ersteren diente ihr Hochmuth zu weiterer Rechtfertigung ihrer Faulheit. In den Missionen nennt sich jeder Farbige, der nicht geradezu schwarz ist wie ein Afrikaner oder kupferfarbig wk ein Indianer, einen Spanier,- er gehört zur gvnts 6e 1-92011, zur vernunftbegabten Race, und diese, wie nicht zu läugnen, hie und da übermüthige und arbeitsscheue Vernunft redet den Weißen und denen, die es zu seyn glanben, ein, der Landbau sey ein Geschäft für Sklaven, für ?mws, und für neubekehrte Indianer. Die Colonie Esmeralda war nach dem Muster der neuholländischen gegründet, wurde aber keineswegs eben so weise regiert. Da die amerikanischen Colonisten von ihrem Heimathland nicht durch Meere, sondern durch Wälder und Savanen geschieden waren, so verliefen sie sich, die einen nach Nord, dem Eaura und Earony zu, die andern nach Süd in die portugiesischen Besitzungen. So hatte es mit der Herr« lichkeit der Villa und den Smaragdgruben am Duida nach wenigen Jahren ein Ende, und Esmeralda galt wegen der furchtbaren Insektcnmasse, welche das ganze Jahr die Luft verfinstert, bei den Ordensleuten für einen fluchwürdigen Verbannungsort. Ich'erwähnte oben, daß der Vorsteher der Missionen den Laienbrüdern, um sie in der Zucht zu halten, zuweilen droht, sie nach Esmeralda zu fchicken: man wird damit, wie die Mönche sagen, „zu den Moskitos verurtheilt, verurtheilt, von den summenden Mücken (^uouäns xritones) gefressen zu werden, die Gott den Mensche« zur Strafe erschaffen hat." Einer so seltsamen Strafe unterlagen aber nicht «mmer nur Laienbrüder. Im Jahr 1788 brach in der Ordenswelt eine der Revolutionen aus, die einem in Europa nach den Vorstellungen, die man von den friedlichen Zuständen der christlichen Niederlassungen in der neuen Welt hat, fast unbegreiflich sind. Schon längst hätten die Franciscaner, die in Guyana saßen, gerne eine Republik für sich gebildet und sich vom Collegium von Piritu in Nueva Barcelona unabhängig gemacht. Mißvergnügt, daß zum wichtigen Amte eines Präsidenten der Missionen Fray Gutierez de Aquilera von einem Generalcapitel gewählt und vom Könige bestätigt worden, traten fünf oder sechs Mönche vom obern Orinoco, Cassiquiare und Rio Negro in San Fernando de Atabapo zusammen, wählten in aller Eile, und aus ihrer eigenen Mitte, einen neuen Superior und ließen den alten, der zu seinem Unglück zur Visitation ins Land kam, festnehmen. Man legte ihm Fußschellen an, 7 warf ihn in ein Canoe und führte ihn nach Esmeralda als Verbannungsort. Da es von der Küste zum Echanplah dieser Empörung so weit war, so hofften die Mönche, ihre Frevelthat werde jenseits der großen Katarakten lange nicht bekannt werden. Man wollte Zeit gewinnen, um zu intriguiren, zu negociiren, um Anklageakten aufzusehen und all die kleinen Ränke spielen zu lassen, dnrch die man überall in der Welt die Ungültigkeit einer ersten Wahl darthnt. 2er alte Superior seufzte in seinem Kerker zu Esmeralda; ja er wurde von der furchtbaren Hitze und dem beständigen Hautreiz dnrch die Mos-> kitos ernstlich krank. Znm Glück für die gestürzte Autorität blieben die meuterische» Mönche nicht einig. Einem Missionär vom Cassiquiare wurde bange, wie dieser Handel enden sollte: er fürchtete verhaftet und nach Cadix geschickt zu werden, oder, wie man in den Colonien sagt, buxo Mi-tiäo cie lß^istw; aus Angst wurde er seiner Partei untreu und machte sich unversehens davon. Man stellte an der Mündung des Atabapo, bei den großeu Katarakten, überall wo der Flüchtling auf dem Weg zum untern Orinoco vorüberkommen mußte, Indianer als Wachen auf. Trotz dieser Maßregeln kam er nach Angostura und von da in das Missionscollegium von Pint«; er gab seine College» an und erhielt zum Lohn für seine Aus? sage den Auftrag, die zu verhaften, mit denen er sich gegen den Präsidenten der Missionen verschworen hatte. In Esme« ralda, wo man von den politischen Stürmen, die seit dreißig Jahren das alte Europa erschüttern, noch gar nicht hat sprechen hören, ist der sogenannte »woi-olo ^6 las irniles (die Meuterei der Mönche) noch immer eine wichtige Begebenheit. 8 Hier zu Land, wie im Orient, weiß man nur von Revolutionen, die von den Gewalthabern selbst ausgehen, und wir haben gesehen, daß sie in ihren Folgen eben nicht sehr bedenklich sind. Wenn die Villa Esmeralda mit ihrer Bevölkerung von 12-15 Familien gegenwärtig für einen schrecklichen Aufenthaltsort gilt, so kommt dieß nur vom Mangel an Anbau, von der Entlegenheit von allen bewohnten Landstrichen und von der furchtbaren Menge der Moskitos. Die Lage der Mission ist ungemein malerisch, das Land umher äußerst freundlich und sehr fruchtbar. Nie habe ich so gewaltig große Na-nanenbüsche! gesehen; Indigo, Zucker, Cacao rämen vortrefflich fort, aber man mag sich nichtdie Mühe geben, sie zubauen. Um den Cerro Duida herum gibt es schöne Weiden, und wenn die Observanten aus dem Collegium von Mritu nur etwas von der Betriebsamkeit der catalonischen Kapuziner am Carony hätten, so liefen zwischen dem Cunucunumo und dem Padamo zahlreiche Heerden. Wie die Sachen jetzt stehen, ist keine Kuh, kein Pferd vorhanden und die Einwohner haben oft, zur Buße ihrer Faulheit, nichts zu essen als Schinken von Brüllaffen und das Mehl von Fischknochen, von dem in der Folge die Rede seyn wird. Man baut nur etwas Manioc und Bananen; und wenn der Fischfang nicht reichlich ausfällt, so ist die Bevölkerung eines von der Natur so hoch begünstigten Landes dem grausamsten Mangel preisgegeben. Da die wenigen Canoes, die vom Rio Negro über den Cassiquiare nach Angostura gehen, nicht gerne nach Esmeralda hinauffahren, so läge die Mission weit besser an der Stelle, 9 wo der Orinoco sich gabelt. Sicher wird dieses große Land nlcht i»m:er so verwahrlost bleiben wie bisher, da die Unvernunft des Mönchsregimenis und der Geist des Monopols, der nun einmal allen Körperschaften eigen ist, es niederhielten; ji es läßt sich voraussagen, an welchen Punkten längs des Orinoco Gewerbfleih und'Handel sich am kräftigsten entwickeln werdm. Unter allen Himmelsstrichen drängt sich die Bevölkerung vorzüglich an den Mündungen der Nebenflüsse zusammen. Durch den Nio Apurc, auf dem die Erzeugnisse der Provinzen Varinas und Merida ausgeführt werden, muß die kleine Stadt Cabruta eine große Bedeutung erhalten; sie wird mit San Fernando de Apure concurriren, wo bis jetzt der ganze Handel concentrirt war. Weiter oben wird sich eine neue Niederlassung am Einfluß des Meta bilden, der über dieLlanos am Casanare mit Neu-Grcnada in Verbindung steht. Die zwei Missionen bei den Katarakten werden sich vergrößern, »weil diese Punkte durch den Transport der Piroguen schr lebhaft werden müssen; denn das ungesunde, nasse Klima und die fnrcbtbare Menge der Moökitos werden dem Fortschritt der Cullur am Orinoco so wenig Einhalt thun als am Magdalenen-strom, sobald einmal ernstliches kaufmännisches Interesse neue Ansiedler herzieht. Gewohnte Ueb<'l weiden leichter ertragen, der Provinz Iaen b< Vracamoros. Huml'cltt, Rcist, VI. <) l8 konnten, uns (gegen die allgemeine Annahme) den Beweis geliefert haben, daß die drei Gifte, das der Ticunas, das von la Pcca und das von Moyobamba, nicht von derselben Art kommen, wahrscheinlich nicht einmal von verwandten Gewächsen. So einfach das Curare ist, so langwierig und verwickelt ist die Vereitungsweise des Giftes von Moyobamba. Mit dem Saft des Vejuco de Ambihuasca, dem Haupt-^naredicns, mischt man Piment (Ospncum), Tabak, VarbaSco (^«guium ai-mülai-is), Sanango (ladernäeiiiontäna) und die Milch einiger andern Apocyneen. Der frische Saft der Ambihuasca wirkt tödilich, wenn er mit dem Blut in Berührung kommt; der Saft dcs Mavacure wird erst durch Einkochen ein tödtliches Gift, und der Saft der Wurzel der ^aU-opIm klamliot verliert durch Kochen ganz seine schädliche Eigenschaft. Als ich bei sehr großer Hitze die Liane, von drr das schreckliche Gift von la Prca kommt, lange zwischen den Fingern rieb, wurden mir die Hände Pelzigt; cine Person, die mit mir arbeitete, spürte gleich mir dicse Folgen einer raschen Aufsaugung durch die unverletzten Hautdecken. Ich lasse mich hier auf keine Erörterung der physiologischen Wirkungen dieser Gifte der neuen Welt ein, die so rasch todten, wie die Slrychnosarlen Asiens (die Brechnuß, das Upas-Tieute und die Ignatiusbohne), aber ohne, wenn sie in den Magen kommen, Erbrechen zu erregen und ohne die gewaltige Rcizung des Rückenmarks, welche den bevorstehenden Tod verkündigt. Wir haben während unseres Aufenthalts in Amerika Curare vom Orincco und VambuZrohrstücke mit Gift der Ticunas und von Moyobamba den Chemikern Fiurcroy und Vauquelin 19 Übermacht: wir haben ferner nach unserer Rückkehr Magendie und Delille, die mit den Giften der neuen Welt so schöne Versuche angestellt, Curare mitgetheilt, das auf dem Transport durch feuchte Länder schwächer geworden war. Am Orinoco wird selten ein Huhn gespeist, das nicht durch einen Stich mit einem vergifteten Pfeil getödtet worden wäre; ja die Missionäre behaupten, das Fleisch der Thiere sey nur dann gut, wenn man dieses Mittel anwende. Unser Reisebegleiter, der am dreitägigen Fieber leidende Pater Zea, ließ sich jeden Morgen einen Pfeil und das Huhn, das. wir speifen sollten, lebend in seine Hängematte bringen. Er Hütte eine Operation, auf die er trotz seines Schwächezustandes ein sehr großes Gewicht legte, keinem Andern überlassen mögen. Große Vögel, z. B. ein Guan (?avk äe monte) oder ein Hocco (Hieotor) sterben, wenn man sie in den Schenkel sticht, in 2—3 Minuten; bei einem Schwein oder Pecari dauert es oft 10—12. Bonpland fand, daß dasselbe Gift in verschiedenen Dörfern, wo man es taufte, sehr verschieden war. Wir bekamen am Amazonen ström achtes Gift der Ticunas-Indianer, das schwächer war als alle Sorten des Curare vom Orinoco. Es wäre unnütz, den Reisenden die Angst ausreden zu wollen, die sie häusig äußern, wenn sie bei der Ankunft in den Missionen hören, daß die Hühner, die Affen, die Leguans, die großen Flußfische, die sie essen, mit vergifteten Pfeilen getödtet sind. Gewöhnung und Nachdenken machen dieser Angst bald ein Ende. Mageudie hat sogar durch sinnreiche Versuche mit der Transfusion dargethan, daß das Alut von Thieren, die mit den ostindischen bittern Strychnosarten getödtet worden sind, auf andere Thiere keine 20 schädliche Wirkung äußert. Einem Hund wurde eine bedeutende Menge vergifteten Bluts in die Venen gespritzt: es zeigte sich aber keine Spur von Reizung des Rückenmarks. Ich brachte das stärkste Curare mit den Schenkelnerven eines Frosches in Berührung, ohne, wenn ick den Grad der Irritabilität der Organe mittelst eines aus heterogenen Metallen bestehende!: Bogens maß, eine merkliche Veränderung wahrzunehmen. Aber bei Vögeln, wenige Minuten nachdem ich sie mit einem vergifteten Pfeile getödtet, wollten die galvanischen Versuche so gut wie nicht gelingen. Diese Beobachtungen sind von Interesse, da ermittelt ist, daß auch eine Auflösung von Upas Tieute, wenn man sie auf den Hüftnerven gießt oder in das Nervengewebe selbst bringt, wenn sie also mit der Martsubstanz selbst in Berührung kommt, gleichfalls auf die Irritabilität der Organe keinen merkbaren Einfluß äußert. Das Curare, wie die meisten andern Strychneen (denn wir glauben immer noch, daß der Mavacure einer nahe verwandten Familie angehört) werden nur dann gefährlich, wenn das Gift auf das Gefäßsystem wirkt. In Mayvures rüstete ein Farbiger (ein Zambo, ein Mischling von Indianer und Neger) für Bonpland giftige Pfeile, wie man sie in die Vlaferohre steckt, wenn man kleine Affen und Vögel jagt. Es war ein Zimmermann von ungemeiner Muskelkraft. Er hatte die Unvorsichtigkeit, das Curare zwischen den Fingern zu reiben nachdem er sich unbedeutend verletzt, und stürzte zu Boden, von einem Schwindel ergriffen, der eine halbe Stunde anhielt. Zum Glück war es nur fchwaches (bestemp!nc!«) Curare dessen man sich bedient, um sehr kleine Thiere zu schießen 21 das heißt solche, welche man wieder zum Leben bringen will, indem man salzsaures Natron in die Wunde reibt. Auf unserer Rückfahrt von Esmeralda nach Atures entging ich selbst einer ziemlich nahen Gefahr. Das Curare hatte Feuchtigkeit angezogen, war flüssig geworden und aus dem schlecht verschlossenen Gefäß über unsere Wäsche gelaufen. Veim Waschen vergaß man einen Strumpf innen zu untersuchen, der voll Curare war, und erst als ich den klebrigten Stoff mit der Hand berührte, mertte ich, daß ich einen vergifteten Strumpf angezogen hätte. Die Gefahr war desto größer, da ich gerade an den Zehen blutete, weil mir Sandflöhe (pulsx penktriMZ) schlecht ausgegraben worden waren. Aus diesem Fall mügen Reisende abnehmen, wie vorsichtig man seyn muß, wenn man Gift mit sich führt. In Europa wird die Untersuchung der Eigenschaften der Gifte der neuen Welt eine schöne Aufgabe für Chemie und Physiologie seyn, wenn man sich einmal bei stärkerem Vertehr aus den Ländern, wo sie bereitet werden, und so, daß sie nicht zu verwechseln sind, all die Gifte verschaffen tann, das Ouraw 66 LHueo, das Lurars äs K«i2, und die verschiedenen Sorten vom Amazonenstrom, vom Guallaga und aus Brasilien. Da die Chenlie die reine Blausäure und ,o viele neue sehr giftige Stoffe entdeckt hat, wird man in Europa hinsichtlich der Einführung dieser von wilden Völkern bereiteten Gifte nicht mchr so ängstlich seyn; indessen kann man doch allen, die in sehr volkreichen Städten (den Mittelpunkten der Cultur, des Elends und der Sittenverderbniß) so heftig wirtende Stoffe in Handen haben, nicht genug Vorsicht empfehlen. 22 Was unsere botanische Kenntniß der Gewächse betrifft, aus denen Gift bereitet wird, so werden sie sich nur äußerst langsam berichtigen. Die meisten Indianer, die sich mit der Verfertigung vergifteter Pfeile abgeben, sind mit dem Wesen der giftigen Substanzen, die sie aus den Händen anderer Völker erhalten, völlig unbekannt. Ueber der Geschichte der Gifte und Gegengifte liegt überall der Schleier des Geheimnisses. Ih« Bereitung ist bei den Wilden Monopol der Piaches, die zugleich Priester, Gaukler und Aerzte sind, und nur von den in die Missionen versetzten Eingeborenen kann man über diese räthselhaften Stoffe etwas Sicheres erfahren. Jahrhunderte vergingen, ehe Mutis'Veobachtungsgeist die Europäer mit dem Lejuoo (lei 6uaoo (Nikama 6uako) bekannt machte, welches das kräftigste Gegengift gegen den Schlangenbiß ist und das wir zuerst botanisch beschreiben konnten. In den Missionen herrscht allgemein die Meinung, Rettung sey unmöglich, wenn das Curare frisch und start eingedickt und so lange in der Wunde geblieben ist, daß viel davon in den Blutlauf übergegangen. Unter allen Gegenmitteln, die man am Orinoco und (nach Leschenault) im indischen Archipel braucht, ist das salz saure Natron das verbreitetste.' M«n reibt die Wunde mit Salz und nimmt es innerlich. Ich selbst kenne keinen gehörig beglaubigten Fall, der die Wirksamkeit des ' Schon Oviedo rühmt da« Seewasser al« Gegengift gegen vegetabilische Gifte. In den Missionen verfehlt man nicht, den europäischen Reisenden alle« Ernste« zu versichern, mit Salj im Mund habe man in Curare getauchte Pfeile so wenig zu furchten, als die Schläge de« Gymnotue, wenn man Tabak kaue, Nalegh empfiehlt Knoblauchsaft als Gegengift gegen da« Ourari (Curare). 23 Mittels bewiese, und Magendics und Delillcs Versuche sprechen vielmehr dagegen. Am Amazonenstrom gilt der Zucker für das beste Gegengift, und da das salzsaure Natron den Indianern in den Wäldern fast ganz unbekannt ist, so ist wahrscheinlich der Bienenhonig und der mehligte Zucker, den die an der Sonne getrockneten Bananen ausschwitzen, früher in ganz Guyana zu diesem Zweck gebraucht worden. Ammoniak und Lucienwafser sind ohne Erfolg gegen das Curare versucht worden; man weiß jctzt, wie unzuverlässig diese angeblichen specifischen Mittel auch gegen Schlangenbiß sind. Sir Eoerard Home hat dargethan, daß man die Heilung meist einem Mittel zuschreibt, während sie nur erfolgt ist, weil die Verwundung unbedeutend und die Wirkung des Giftcs eine sehr beschränkte war. Man kann Thiere ohne Schaden mit vergifteten Pfeilen verwunden, wenn die Wunde offen tlcibt und man die vergiftete Spitze nach der Verwundung sogleich zurücksieht. Wendet Man in solchen Fällen Salz oder Zuckcr an, so wird man verführt, sie für vortreffliche specifische Mittel zu hallen. Nach der Schilderung von Indianern, die im Krieg mit Waffen, die in Curare gctaucht gewcscn, verwundet worden, sind die Symptome ganz ähnlich wie beim Schlangenbiß. Der Verwundete fühlt Congestionen gegen den Kopf, und der Schwindel nöthigt ihn, sich niederzusctzcn; sodann Uebelscyn, wiederholtes Erbrechen, brennender Durst und das Gefühl von Pelzigtseyn am verwundeten Körpertheil. Dcn» alten Indianer, dem Giftmeister, schien es zu schmeicheln, daß wir ihm bei seinem Laboriren mit so großem Interesse zusahen. Er fand uns so gescheit, daß er nicht zweifelte, 24 wir könnten Seife machen; diese Kunst erschien ihm, nach der Bereitung des Curare, als eine der schönsten Erfindungen des menschlichen Geistes. Als das flüssige-Gift in die zu seiner Aufnahme bestimmten Gefäße gegossen war, begleiteten wir den Indianer zum Iuvias-Feste. Man feierte durch Tänze die Ernte der Iuvias, der Früchte der Vsrtkollelm oxool^, und überlieft sich dn rohesten Völlerei. In der Hütte, wo die Indianer seit mehreren Tageil zusammenkamen, fah es ganz feltsam aus. Es waren weder Tische noch Bänke darin, aber große gebratene, vom Rauch geschwärzte Affen sah man symmetrisch an die Wand gelehnt. Es waren Mari mono as nimmt, kommt der Rio Manaviche herab. Je weiter man auf dem Orinoco hinaufkommt, desto häufiger werden die Krümmungen und dic kleinen Stromschnellen (okc>ri'08 )' l6inoIlU08). Man läßt links den Cano Chiguire an dem die Guaicas, gleichfalls ein Stamm weißer Indianer, wohnen, und zwei Meilen Weiler kommt man zur Mündung des Gehette, wo sich ein großer Katarakt befindet. Ein Damm von Gränitfelsen läuft über den Orinoco: dieß sind die Säulen des Hercules, über die noch kein Weißer hinausgekommen ist. Dieser Punkt, der sogenannte kauM c«6 kuakai-idoZ, scheint ^ Grad ostwärts von Esmeralda, also unter 67" 38' der Lange zu liegen. Durch eine militärische Expedition, die der Commandant von San Carlos, Don Francisco Bovadilla, unternommen, um die Quellen des Orinoco aufzusuchen, hat man die genauesten Nachrichten über die Katarakten der Guaharibos. Er hatte erfahren, daß Neger, welche in holländisch Guyana entsprungen, nach West (über die Landenge zwischen den Quellen des Rio Carony und des Nio Branco hinaus) gelaufen seyen und sich zu unabhängigen Indianern gesellt haben. Er unternahm eine Lntracia (Einfall) ohne Erlaubniß des Statthalters; der Wunsch, afrikanische Sklaven zu bekommen, die zur Arbeit besser taugen als die kupferfarbigen Menschen, war dabei ungleich stärker im Spiel, als der Eifer für die Förderung der Erdkunde. Ich hatte in Esmcralda und am Rio Negro Gelegenheit, mehrere sehr verständige Militärs zu befragen, die den Zug mitgemacht. Bovadilla kam ohne Schwierigkeit bis zum kleineu Raudal dem Gehette gegenüber; aber am Fuß des Felsdamms, welcher den großen Katarakt bildet, wurde er unversehens, während des Frühstücks, von den Guaharibos und den Guaicas überfallen, zwei kriegerischen und wegen der Stärke des Curare, mit dem sie ihre Pfeile vergiften, vielberufenen Stämmen. Die Indianer besetzten die Felsen mitten im Fluß. Sie sahen keine Bogen in den Händen der Spanier, von Feuergewehr wußten sie nichts, und so gingen sie Leuten zu Leibe, die sie für wehrlos hielten. Mehrere Weiße wurden gefährlich verwundet, und Bovadilla mußte die Waffen brauchen. Es erfolgte ein furchtbares Gemetzel unter den Eingeborenen, aber von den 45 holländischen Negern, die sich Hieher geflüchtet haben sollten, wurde keiner gefunden. Trotz des Sieges, der ihnen nicht schwer geworden, wagten es die Spanier nicht, in gebirgigtem Land auf einem tief eingeschnittenen Flusse weiter gegen Oft hinaufzugehen. Die Guaharibvs blancos haben über den Katarakt aus Lianen eine Brücke geschlagen, die an den Felsen befestigt ist, welche sich, wie meistens in den Pongos im obern Maragnon, mitten aus dem Flußbett erheben. Diese Brücke, die sämmtliche Einwohner in Esmeralda wohl kennen, scheint zu beweisen, daß der Orinoco an dieser Stelle bereits ziemlich schmal ist. Die Indianer geben seine Breite meist nur zu 200—300 Fuß an; sie behaupten, oberhalb des Raudals der Guaharibos sey der Orinoco kein Fluß mehr, sondern ein liiaokuelo (ein Vergwasser), wogegen ein sehr unterrichteter Geistlicher, Fray Juan Gonzales, der das Land besucht hat, mich versicherte, da, wo man den weiteren Lauf des Orinoco nicht mehr kenne, sey er immer noch zu zwei Drittheilen so breit als der Nio Negro bei San Carlos. Letztere Angabe scheint mir unwahrscheinlicher: ich gebe aber nur wieder, was ich in Erfahrung bringen konnte, und spreche über nichts ab. Nach den vielen Messungen, die ich vorgenommen, weiß ich gut, wie leicht man sich hinsichtlich der Größe der Flußbetten irren kann. Ueberall erscheinen die Flüsse breiter oder schmaler, je nachdem sie von Bergen oder von Ebenen umgeben, frei oder voll Riffen, von Regengüssen geschwellt oder nach langer Trockenheit wasserarm sind. Es verhält sich übrigens mit dem Orinoco wie mit dem Ganges,.dessen Lauf nordwärts von Gangutra nicht 4S bekannt ist: auch hier glaubt man wegen der geringen Breite des Flusses, der Punkt könne nicht weit von der Quelle liegen. Im Felsdamm, der über den Orinoco lauft und den Naudal der Guaharibos bildet, wollen spanische Soldaten die schone Art Saussunt (den Amazonenstein), von dem oben die Nrde war, gefunden haben. Es ist dieß eine sehr zweifelhafte Geschichte, und die Indianer, die ich darüber befragt, versicherten mich, die grünen Steine, die man in Esmeralda I>i66rg8 6^ ^»o^ua nennt, seyen von den Guaicas und Guaharibos gekauft, die mit viel weiter ostwärts lebenden Horden Handel treiben. Es geht mit diesen Steinen, wie mit so vielen andern kostbaren Produkten beider Indien. An den Küsten, einige hundert Meilen weit weg, nennt man das Land, wo sie vorkommen, mit voller Bestimmtheit; kommt man aber mit Mh« und Noth in dieses Land, so zeigt es sich, daß die Eingeborenen das Ding, das man sucht, nicht einmal dem Namen nach kennen. Man könnte glauben, die Amulette aus Saussurit, die man bei den Indianern am Rio Negro gefunden, kommen vom untern Amazonenstrom, und die, welche man über die Missionen am obern Orinoco und Rio Carony bezieht, aus einem Land, strich zwischen den Quellen des Essequebo und dcs Rio Branco. Indessen haben weder der Chirurg Hortsmann, ein geborener Hildesheimer, noch Don Antonio Santos, dessen Reisetagebuch mir zu Gebot stand, den Amazonenstein auf der Lagerstatte gesehen, und es ist eine ganz grundlose, obgleich in Angostura stark verbreitete Meinung, dieser Stein komme in weichem, teigigtcm Zustand aus dem kleinen See Amucu, aus dem man die Laguna del Dorado gemacht hat. So ist denn in 47 diesem östlichen Strich von Amenta noch eine schöne geogno-stische Entdeckung zu machen, nämlich im Urgebirg ein Euvho-tidgestein (Gabbro) aufzufinden, das die kieära ä6 Uaea^n» enthält. Ich gebe hier einigen Aufschluß über die Indianerstamme von weißlichter Hautfarbe und sehr kleinem Wuchs, die alte Sagen seit Jahrhunderten an die Qucllen des Orinoco sctzen. Ich hatte Gelegenheit, in Esmeralda einige zu sehen, und kann versichern, daß man die Kleinheit der Guaicas und die Weiße der Guaharibos, die Pater Caulin 6un,rit)08 dl»noo8 nennt, in gleichem Maaße übertrieben hat. Die Guaicas, die ich gemessen, messen im Durchschnitt 4 Fuß 7 Zoll bis 4 Fuß 8 Zoll (nach altem französischem Maß). Man behauptet, der ganze Stamm sey so ausnchmend klein; man darf aber nicht vergessen, daß das, was man hier einen Stamm nennt, im Grunde nur eine einzige Familie ist. Wo alle Vermischung mit Fremden ausgeschlossen ist, pflanzen sich Spielarten und Abweichungen vom gemeinsamen Typus leichter fort. Nach den Guaicas sind die Guainares und die Poignaves die klein« sten unter den Indianern. Es ist sehr auffallend, daß alle diese Völkerschaften neben den Carmben wohnen, die von un-gemein hohem Wüchse sind. Beide leben im selben Klima und haben dieselben Nahrungsmittel. Es sind Nacenspielarten, deren Bildung ohne Zweifel weit über die Zeit hinaufreicht, wo diese Stämme (große und kleine, weißlichte und dunkelbraune) sich neben einander niedergelassen. Die vier weißesten Nationen am obern Orinoco schienen mir die Guaharibos am Rio Gc-hette, die Guainares am Ocomo, die Guaicas am Cano 48 Chiguirc und die Maquiritares an den Quellen dcs Padamo, dcs Zao und des Ventuari. Da Eingeborene mit weißlichter Haut unter einem glühenden Himmel und mitten unter sehr dunkelfarbigen Völkern eine auffallende Erscheinung sind, fo haben die Spanier zur Erklärung derselben zwei sehr gewagte Hypothesen aufgebracht. Die einen meinen, Holländer aus Surinam und vom Nio Esseauebo mögen sich mit Guaharibos und Guainares vermischt haben; andere behaupten aus Haß g/gen die Kapuziner am Carony und die Observanten am Orinoco, diese wcihlickten Indianer seyen, was man in Dalmatien Nusa tii iratL nennt, Kinder, deren eheliche Geburt einigem Zweifel unterliegt. In beiden Fällen wären die Indios blancos Mestizen, Abkömmlinge einer Indianerin und eines Weißen. Ich habe aber Tausende von Mestizen gesehen und kann behaupten, daß die Vergleichung durchaus unrichtig ist. Die Individuen der weißlichten Stämme, die wir zu untersuchen Gelegenheit hatten, haben die Gesichtsbildung, den Wuchs, die schlichten, glatten, schwarzen Haarc, wie sie allen andern Indianern zukommen. Unmöglich könnte man sie für Mischlinge halten, ähnlich den Abkömmlingen von Eingeborenen und Europäern. Manche sind dabei sehr klein, andere haben den gewöhnlichen Wuchs der kupferrothen Indianer. Sie sind weder schwächlich, noch kränklich, noch Albinos? sie unterscheiden sich von den kupferfarbigen Stämmen allein durch weit weniger dunkle Hautfarbe. Nach diesen Bemerkungen braucht man den weiten Weg vom obern Orinoco zum Küstenland, auf dem die Holländer sich niedergelassen, gar nicht in Anschlag zu bringen. Ich lüugne nicht, daß man Abkömmlinge entlaufen« 49 Neger (n6L,ro» klxaclog 6kl palenque) unter den Carai-ben an den Quellen des Esseauebo gefunden haben mag: abcr niemals ist ein Weißer von den Osttüslen so tief in Guyana hinein, an den Rio Gehette und an den Ocamo gekommen. Noch mehr: so auffallend es erscheinen mag, daß Völkerschaften mit weißlichter Haut östlich von Esmeralda neben einander wohnen, so ist doch soviel gewiß, daß man auch in andern Ländern Amerikas Stämme gefunden hat, die sich von ihren Nachbarn durch weit weniger dunkle Hautfarbe unterscheiden. Dahin gehören die Arivirianos und MaquiritareZ am 3tio Ventuario und am Padamo, die Paudacotos und Pa-ravenas am Erevato, die Viras und Nriguas am Caura, die Mologagos in Brasilien und die Guayanas am Uruguay. ^ Alle diese Erscheinungen verdienen desto mehr Aufmerksamkeit, als sie den großen Zweig der amerikanischen Völker betreffen, den man gemeiniglich dem am Pole lebenden Zweig, den Eslimo-Tschugasen, entgegenstellt, deren Kinder weiß sind und die mongolisch gelbe Farbe erst durch den Einfluß der Lust und der Feuchtigkeit annehmen. In Guyana sind die ' Die dunkelfarbigsten (man könnte fast sagen die schwärzesten) Spielarten der amerikanischen Rare sind die Otomaken und die Gua« mos, uud sie haben vielleicht z» den verworrenen Vorstellungen von amerikanischen Neger,!, die in der ersten Zelt der Eroberung in Europa verbreitet waren, Anlaß gegeben. Wa« waren die »gru« «le Ounreea. die Gomara auf denselben Isthmus von Panama verseht, woher uns zuerst die albernen Geschichte» von einem Volk von Albino« in Amerika zugekommen? Liest mau die Geschlchtschreibe« au« dem Anfang des sechzehnten Iahrhuuderls mit Aufmerksamkeit, so sieht man, daß durch die Entdeckung von Amerika, wodurch auch Humboldt, !1l«ise, Vl. 4 50 Horden, welche mitten in den dichtesten Wäldern leben, meist nicht so dunkel als solche, welche an den Ufern des Orinoco Fischfang treiben. Aber dieser unbedeutende Unterschied, der ja auch in Europa zwischen den städtischen Handwerkern und den Laudbauern oder Küstensischern vorkommt, erklärt keineswegs das Phänomen der Indios blancos, die Existenz von Indianerstämmen mit einer Haut wie die der Mestizen. Dieselben sind von andern Waldindianern (luckos 6el mante) umgeben, die, obgleich ganz den nämlichen physischen Einflüssen ausgesetzt, braunroth sind. Die Ursachen dieser Erscheinungen liegen in der Zeit sehr weit rückwärts, und wir sage» wieder mit Tacitus: „Nst äurans «ri^inis vis." Diese Stämme mit weißlichler Haut, welche wir in der Mission Esmeralda zu sehen Gelegenheit gehabt, bewohnen einen Strich des Berglandes zwischen den Quellen von sechs Nebenflüssen des Orinoco, des Padamo, Iao, Ventuari, Ere-vato, Aruy und Paragua. Vei den spanischen und vortugie-sischen Missionären heißt dieses Land gemeiniglich die Parime. Hier, wie in verschiedenen andern Ländern von spanisch Amerika, haben die Wilden wieder erobert, was die Civilisation eine neue Menschenrace entdeckt worden war, die Reisenden große« Interlsse für die Abarten ««seres Geschlechte gewonnen hatten. Hätte nun unter den kupferfarbigen Menschen eine schwarze Race gelebt, wie auf den Inseln der Sübsee, so hätten die Conquistadoreu sich sicher bestimmt darüber ausgesprochen. Zudem kommen in den religiösen Ueberlieferungen dcr Amerikaner in ihren heroische» Zeiten wohl weiße bärtige Männer als Priester und Gesetzgeber vor, aber in feiner dieser Sagen ist von einem schwarzen Voitsstamm die Redt. 51 oder vielmehr die Missionäre, die nur die Vorläufer der Civilisation sind, ihnen abgerungen. Solanos Grenzexpeditüm und der abenteuerliche Eifer, mit dem ein Statthalter von Guyana ^ den Dorado fuchte, hatten in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts den Unternehmungsgeist wieder wach gerufen, der die Castilianer bei der Entdeckung von Amerika beseelte. Man hatte am Rio Padamo hinauf durch Wälder und Sa-vanen einen Weg von zehen Tagereisen von Esmeralda zu den Quellen des Ventuari entdeckt: in zwei weiteren Tagen war man von diesen Quellen auf dem Erevato in den Missionen am Rio Caura gelangt. Zwei verständige, beherzte Männer, Don Antonio Santos und der Cavitän Bareto, hatten mit Hülfe der Maquiritares auf dieser Linie von Esmeralda an den Rio Ereväto eine militärische Postenkette angelegt; dieselbe bestand aus zweistockigten, mit Steinböllern beschien Häusern (e»,8k8 fu6rte8), wie ich sie oben beschrieben ^ und die auf den Karten, die zu Madrid herauskamen, als neunzehn Dörfer sigurirten. Die sich selbst überlassenen Soldaten bedrückten in jeder Weise die Indianer, die ihre Pflanzungen bei den lüakas luerlks hatten, und da diese Plackereien nicht so methodisch waren, das heißt nicht so gut in einander griffen, wie die in den Missionen, an die sich die Indianer nach und nach gewöhnen, so verbündeten sich im Jahr 1776 mehrere Stämme gegen die Spanier. In einer Nacht wurden alle Militärvosten auf der ganzen 50 Meilen langen Linie angegriffen, die Häuser nieder ' Don Mauiirl Centurion. <3ovo> nl>cl<»r ^ ^omencianle ^nrlul llc lü Luil^llu von 17l>6—uc>ui8t«,8 ap03wliea8, hätten sich die Eingeborenen nicht von den Ufern des Stroms weggezogen. Gäbe man das unvernünftige System auf, die Klostcrzucht in den Wäldern und Savanen Amerika« einführen zu wollen, ließe man die Indianer der Früchte ihrer Arbeit 66 froh werden, regierte man sie nicht so viel, das heißt, legte man nicht ihrer natürlichen Freiheit bci jedem Schritt Fesseln an, so würden die Missionäre rasch den Kreis ihrer Thäligkeit sich erweitern sehen, deren Ziel ja lein anderes ist, als menschliche Gesittung. Die Niederlassungen der Mönche haben in den Aequinoctial« ländern der neuen Welt wie im nördlichen Europa die ersten Keime des gesellschaftlichen Lebens ausgestreut. Noch jetzt bilden sie einen weiten Gürtel lim die europäischen Besitzungen, und wie viele und große Mißbrauche sich auch in ein Regiment eingeschlichen haben mögen, wobei alle Gewalten in einer einzigen verschmolzen sind, so würde es doch schwer halten, dasselbe durch ein anderes zu ersetzen, das nicht noch weit größere Uebelstande mit sich führte, und dabei eben so wohlfeil und dem schweigsamen Phlegma der Eingeborenen eben so angemessen wäre. Ich lomme später auf diese christlichen Anstalten zurück, deren politische Wichtigkeit in Europa nicht genug gewürdigt wird. Hier sey nur bemerlt, daß die von der Küste entlegensten gegenwärtig am meisten verwahrlost sind. Die Ordensleute leben dort im tiefsten Elend. Allein von der Sorge für den täglichen Unterhalt befangen, beständig darauf bedacht, auf eine Mission versetzt zu werden, die näher bei der civilisirten Welt liegt, das heißt bei weißen und vernünftigen Leuten, < kommen sie nicht leicht in Versuchung, weiter ins Land zu dringen. Es wird rasch vorwärts gehen, sobald man (nach dem Vorgang der Jesuiten) den entlegensten Missionen außer« ' S. Vand V. Seite <0li. 57 ordentliche Unterstützungen zu TheU werden läßt, und auf die äußersten Posten, Guirior, San Luis del Erevato und Esme-ralda, < die muthigsten, verständigsten und in den Indianersprachen bewandertsten Missionare stellt. Das kleine Stück, das vom Orinoco noch zu berichtigen ist (wahrscheinlich eine Strecke von 25—30 Meilen), wird bald entoeckt seyn: in Süd- wie in Nordamerika sind die Missionäre überall zuerst auf dem Platz, weil ihnen Vortheile zu statten kommen, die andern Reisenden abgehen. „Ihr thut groß damit, wie weit ihr über den Obersee hinaufgekommen," sagte ein Indianer aus Canada zu Pelzhändlern aus den Vereinigten Staaten: „ihr denkt also nicht daran, daß die „Schwarzröcke" vorher dagewesen, und daß diese euch den Weg nach Westen gewiesen haben!" Unsere Pirogue war erst gegen drei Uhr Abends bereit uns aufzunehmen. Während der Fahrt auf dem Cassiauiare hatten sich unzählige Ameisen darin eingenistet und nur mit Mühe säuberte man davon den Toldo, das Dach aus Palmblättern, unter dem wir nun wieder zwei und zwanzig Tage lang ausgestreckt liegen sollten. Einen Theil des 3'ormittags verwendeten wir dazu, um die Bewohner von Wmeralda nochmals über einen See auszufragen, der gegen Ost liegen sollte. Wir zeigten den alten Soldaten, die in der Mission seit ihrer Gründung lagen, die Karten von Surville und la Cruz. Sie lachten über die angebliche Verbindung zwischen dem Orinoco und dem Nio Idapa und über das weiße Meer, durch das ersterer Fluß laufen soll. Was wir höflich Fictionen der ' Diese dlei Punkte liegen auf dcn Grenzen der Missionen am Nio Eatony. «in Nio Cmira und am ober» Orinoco. 58 Geographen nennen, hießen sie „Lügen von dort drüben" (men-til«8 60 par aNä). Die guten Leute konnten nicht begreifen, wie man von Ländern, in denen man nie gewesen, Karten machen kann, und aufs genaueste Dinge wissen will, wovon man an Ort und Stelle gar nichts weiß. Der See der Parime, die Sierra Mey, die Quellen, die vom Punkt an, wo sie aus dem Boden kommen, auseinander laufen — von all dem weiß man in Esmeralda nichts. Immer hieß es. kein Mensch sey je ostwärts über den Raudal der Guaharibos hinaufgekommen: oberhalb dieses Punktes komme, wie manche Indianer glauben, der Orinoco als ein kleiner Vergstrym von einem Gebirgsstock herab an dem die CorotoZ-Indianer wohnen. Dlese Umstände ve-diencn wohl Beachtung: denn wäre bei dcr kömgkchen Grenzexpedition oder nach dieser denkwürdigen Zeit ein weißer Mensch wirklich zu den Quellen des Orinoco und zu dem angeblichen See der Parime gekommen, so müßte sich die Erinnerung daran in der nächstgelegenen Mission, über die man kommen mußte, um eine s° wichtige Entdeckung zu machen, erhalten haben. Nun machen aber die drei Personen, die mit den Ergebnissen der GrenMvedition bekannt wurden, Pater Caulin, la Cruz und Surville, Angaben, die sich geradezu widersprechen. Wären solche Widersprüche denkbar, wenn diese Gelehrten, statt ihre Karten nach Annahmen und Hypothesen zu entwerfen, die in Madrid ausgeheckt worden, einen wirklichen Reisebericht vor Augen gehabt hätten? Pater Gili, der achtzehn Jahre (von 1749 bis 1767) am Orinoco gelebt hat, sagt ausdrücklich, „Don Apollmario Diez sey abgesandt worden, um die Quellen des Orinoco zu suchen; er habe ostwärts von Esmeralda den 59 Stlvm voll Klippen gefunden; cr habc aus Mangel an Lebensmitteln umgekehrt und von der Existenz eines Sees nichts, gar nichts vernommen." Diese Angabe stimmt vollkommen mit dem, was ich fünf und dreißig Jahre später in Esmeralda gehört, wo Don Apollinarios Name noch im Munde aller Einwohner ist und von wo man fortwährend über den Einfluß des Gehette hinauffährt. Die Wahrscheinlichkeit einer Thatsache vermindert sich bedeutend, wenn sich nachweisen läßt, daß man an dem Ort, wo man am besten damit bekannt seyn müßte, nichts davon weiß, und wenn diejenigen, die sie mittheilen, sich widersprechen, nicht etwa in minder wesentlichen Umständen, sondern gerade in allen wichtigen. Ich verfolge diese rein geographische Erörterung hier nicht weiter: ich werde in der Folge zeigen, wie die Verstöße auf den neuen Karten von der Sitte herrühren, sie den alten nachzuzeichnen, wie Trageplähe für Flußverzweigungen gehalten wurden, wie man Flüsse, die bei den Indianern große Wasser heißen, in Seen verwandelte, wie man zwei dieser Seen (den Cassipa und den Parime) seit dem sechzehnten Jahrhundert verwechselte und hin und her schob, wie man endlich in den Namen der Nebenflüsse des Rio Vranco den Schlüssel zu den meisten dieser uralten Fictionen findet. ?lls wir im Begriff waren uns einzuschiffen, drängten sich die Einwohner um uns, die weiß und von spanischer Abkunft seyn wollen. Die armen Leute beschworen uns, beim Statthalter von Angostura ein gutes Wort für sie einzulegen, daß sie in die Steppen (Llanos) zurückkehren dürften, oder, wenn man ihnen diese Gnade versage, daß man sie in die Missionen 60 am Rio Negro versetze, wo es doch kühler sey und nicht so vicle Infekten gebe. „Wie sehr wir uns auch verfehlt haben mögen," sagten sie, „wir haben es abgebüßt durch zwanzig Jahre der Qual in diesem Moskitoschwarm." Ich nahm mich in einem Bericht an die Negierung über die industriellen ,md commerciellen Verhältnisse dieser Länder der Verwiesenen an, aber die Schritte, die ich that, blieben erfolglos. Die Regierung war zur Zeit meiner Reise mild und zu gelinden Maßregeln geneigt; wer aber das verwickelte Räderwerk der alten spanischen Monarchie kennt, weiß auch, daß der Geist eines Ministeriums auf das Wohl der Bevölkerung am Orinoco, in Neu-Californien und auf den Philippinen von sehr geringem Einfluß war. Halten sich die Reisenden nur an ihr eigenes Gefühl, so streiten sie sich über die Menge der Moskitos, wie über die allmählige Zunahme und Abnahme der Temperatur. Die Stimmung unserer Organe, die Bewegung der Luft, das Maß der Feuchtigkeit oder Trockenheit, die elektrisch? Spannung, tausenderlei Umstände wirken zusammen, daß wir von der Hitze und den Insekten bald mehr bald weniger leiden. Meine Reisegefährten waren einstimmig der Meinung, in EZmeralda peinigen die Moskitos ärger als am Cassiquiare und selbst in den beiden Missionen an den großen Katarakten: mir meinerseits, der ich für die hohe Lufttemperatur weniger empfindlich war als sie, schien der Hautreiz, den die Insekten verursachen, in Esmeralda nicht so stark als an der Grenze des obern Orinoco. Wir brauchten kühlende Waschwasser; Citronsaft und noch mehr der Saft der Ananas lindern das Jucken der alten Stiche bedeutend; die Geschwulst vergeht nicht davon, wird aber weniger schmerzhaft. 61 Hört man von diesen leidigen Insekten der heißen Länder sprechen, so sindet man es kaum glaublich, daß man unruhig werden kann, wenn sie nicht da sind, oder vielmehr wenn sie unerwartet verschwinden. In CZmeralda erzählte man uns. im Jahr 1795 sey eine Stunde vor Sonnenuntergang, wo sonst die Moskitos eine sehr dichte Wolke bilden, die Luft auf einmal 20 Minuten lang ganz frei gewesen. Kein einziges Insekt ließ sich blicken, und doch war der Himmel wolkenlos und kein Wind deutete auf Regen. Man muß in diesen Ländern selbst gelebt haben, um zu begreifen, in welchem Maße dieses plötzliche Verschwinden der Insekten überraschen muhte. Man wünschte einander Glück, man fragte sich, ob diese ?6iioi6l«6, dieses Silvio (Erleichterung) wohl von Dauer seyn könne. Nicht lange aber, und statt des Augenblickes zu genießen, fürchtete nian sich vor selbstgemachten Echrcckbildcrn i man bildete sich ein, die Ordnung der Natur habe sich verkehrt. Alte Indianer, die Lokalgelehrten, behaupteten, das Verschwinden der Moskitos tonne nichts anderes bedeuten als ein großes Erdbeben. Man stritt hitzig hin und her, man lauschte auf das leiseste Geräusch im Vaumlaub, und als sich die Luft wieder mit Moskitos füllte, freute man sich ordentlich, dak sie wieder da waren. Welcher Vorgang in der Atmosphäre mag nun diese Erscheinung verursacht haben, die man nicht damit verwechseln darf, daß zu bestimmten Tageszeiten die eine Inseltenart die andere ablöst? Wir konnten diese Frage nickt beantworten, aber die lebendige Schilderung der Einwohner war uns interessant. Mißtrauisch, ängstlich, was ihm bevorstehen möge, seine alten Schmerzen zurückwünschen, das ist so ächt menschlich. 62 Bei unserem Abgang von Esmeralda war das Wetter schr stürmisch. Der Gipfel des Duida war in Wolken gehüllt, aber diese schwarzen, stark verdichteten Dunstmassen standen noch 900 Toiscn über der Niederung. Schätzt man die mittlere Höhe der Wolken, d. h. ihre untere Schicht, in verschiedenen Zonen, so darf man nicht die zerstreuten einzelnen Gruppen mit der. Wolkendecken verwechseln, die gleichförmig über den Niederungen qelaaert sind und an eine Bergkette stoßen. Nur dle letzteren können sichere Resultate geben; einzelne Woltengrupven verfangen sich in Thälern, oft nur durch die niedergehenden Luslströme. Wir sahen welche bei der Stadt Caracas in 500 Tol,en Meeres-höhe; es ist aber schwer zu glauben, daß die Wolken, d.e man über den Küsten von Cumana und der Insel Margarita sieht, nicht höher stehen sollten. Das Gewitter, das sich am Gipfel des Duida entlud, zog nicht in das Thal des Ormoco herunter; überhaupt haben wir in diesem Thal nlcht die starten elektrischen Entladungen beobachtet, wie sie m der Regenzeit den Reisenden, wenn er von Carthagena nach Honda den Magdalenenstrom hinauffährt, fast jede Nacht ängstigen. Es scheint, daß in einem flachen Lande die Gewitter regelmäßiger dem Bett eines großen Flusses nachziehen, als in einem ungleichförmig mit Bergen besetzten Lande, wo viele Seitenthäler durch einander laufen. Wir beobachteten zu wiederholten malen die Temperatur des Orinoco an der Wasserfläche bei 30" Lufttemperatur; wir fanden nur 26«, also 3° weniger als in den großen Katarakten, und 2? mehr als im Rio Negvo. In der gemäßigten Zone in Europa steigt die Temperatur der Tonau und der Elbe mitten im Sommer nicht über 17 bis 19". Am 63 Orinoco konnte ich niemals einen Unterschied zwischen der Wärme des Wassers bei Tag und bei Nacht bemerken, wenn ich nicht den Thermometer da in den Fluß brachte, wo das Wasser wenig Tiefe Hai und sehr langsam über ein breites sandiges Gestade fließt, wie bei Uruana und bei den Mündungen des Afture. Obgleich in den Wäldern von Guyana unter einem meistens bedeckten Himmel die Strahlung des Bodens bedeutend verlangsamt ist, so sinkt doch die Lufttemperatur bei Nacht nicht unbedeutend. Die obere Wasserschicht ist dann wärmer als der umgebende Erdboden, und wenn die Mischung zweier mit Feuchtigkeit fast gesättigter Luftmassen über dein Wald und über dem Fluß keinen sichtbaren Nebel erzeugt, so kann man dieß nicht dem Umstand zuschreiben, daß die Nacht nicht kühl genug sey. Während meines Aufenthalts am Orinoco und 3iio Negro war das Flußwafser oft um 2 bis 3" bei Nacht wärmer als die windstille Lust. Nach vierstündiger Fahrt flußabwärts kamen wir an die Ctelle der Gabeltheilung. Wir schlugen unser Nachtlager am Ufer des Casfiquiare am felben Fleck auf, wo wenige Tage zuvor die Jaguars höchst wahrscheinlich uns unsere große Dogge geraubt hatten. Alles Suchen der Indianer nach einer Spur des Thieres war vergebens. Der Himmel blieb umzogen und lch wartete vergeblich auf die Sterne; ich beobachtete aber hier wieder, wie schon in Esmeralda, die Inclination der Magnetnadel. Am Fuß des Cerro Duida hatte ich 28« 25 gefunden, fast 3« mehr als in Mandavaca. An der Mündung des Cassi-quiare erhielt ich 28"75; der Duida schien also keinen merklichen Einfluß geäußert zu haben. Die Jaguars ließen sich 6H die ganze Nacht hören, i Sie sind in dieser Gegend zwischen dem Cerro Mavaguaca, dem Unturan und den Ufern des Pa-moni ungemein häusig. Hier kommt auch der schwarze Tiger 2 vor, von dem ich in Esmeralda schöne Felle gesehen. Dieses Thier ist wegen seiner Starke und Wildheit vielberufen und es scheint noch größer zu semi als der gemeine Jaguar. Die schwarzen Flecken sind auf dem schwarzbraunen Grund seines Felles kaum sichtbar. Nach dcr Angabe der Indianer sind die schwarzen Tiger- sehr selten, vermischen sich nie mit den gemeinen Jaguars «nd „sind eine andere Race." Ich glaube Prinz Marimilian von Neuwied, der die Zoologie von Amerika mit so vielen wichtigen Beobachtungen bereichert hat, ist weiter nach Süd, im heißen Landstrich von Brasilien ebenso berichtet worden. In Paraguay sind Albinos von Jaguars vorgekommen; denn dicse Thiere, die man den schönen ume-rikanischen Panther nennen tonnte, haben zuweilen so blasse » Daß die großen Iaauars in einem Lande, wo c« kein Vieh gibt. so häufig sind, ist ziemlich auffallend. Die Tiger am obern Orinoco führen ein elendes Leben gegenüber denen in den Pampas von Buenos Ayres. ill den Llanos von Caracas nnd anf andern mit Heerden von Hornvieh bedeckten Ebenen. In den spanischen Volonicn werden jährlich über 4NNN Iagums erlegt, von denen manche die mittlere Größe des asiatischen Königstigers erreichen. Vnenos Ayres führte früher 2000 Iaguarhä'ute jährlich aus, die bei den Pelzhändlern in Europa „große Pantherfellc" heiße». - OmeUn zählt dieses Thier unter dem Namen reli8 lükcolor auf. Es ist nicht zu verwechseln mit dem großen amerilaiiiscke» Löwen, feliz cnncnlsir. der «om kleinen Löwen (Puma) der Anden von Quito sehr verschiede» ist. 65 Flecken, daß man sie auf dem ganz weißen Grunde kaum bemerkt. Beim schwarzen Jaguar werden im Gegentheil die Flecken unsichtbar, weil der Grund dunkel ist. Man müßte lange in dieser Gegend leben, und die Indianer in Esmeralda auf der gefährlichen Tigerjagd begleiten, um sich bestimmt darüber aus-sdrechen zu tonnen, was bei ihnen Art und was nur Spiclart ist. Vei allen Säugethicren, besonders aber bei der großen Familie der Assen, hat man, glaube ich, weniger auf die Farbenübergänge bei einzelnen Exemplaren sein Augenmerk zu richten, als auf den Trieb der Thiere sich abzusondern ur.d Nudel für sich zu bilden. Am 24. Mai. Wir brachen von unserem Nachtlager vor Sonnenaufgang aaf. In einer Felsbucht, wo die Dun'mundi-Indianer gehaust hatten, war der aromatische Duft der Ge« wachse so stark, daß es uns lästig siel, obgleich wjr unter freiem Himmel lagen und bei unserer Gewöhnung an cm "eben voll Beschwerden unser Nervensystem eben nicht sehr reizbar war. Wir konnten nicht ermitteln, was für Vlüthen es waren, die diesen Geruch verbreiteten: der Wald war undurchdringlich. Vonvland glaubte, in den benachbarten Sümpfen werden große Büsche von Pancratium und einigen andern Liliengewächsen stecken. Wir kamen sofort den Orinoco abwärts zuerst am Einfluß des Cunucunumo, dann am Guanami und Puruname vorüber. Vcide Ufer des Hauptstroms sind völlig unbewohnt: gegen Norden erheben sich hohe Gebirge, gegen Süden dehnt sich, so weit das Auge reicht, eine Ebene b's über die Quellen des Atacavi hinaus, der weiter unten Atabapo heißt. Der Anblick eines Flusses, auf dem man nick/ Humboldt, Ncise. VI. Z 66 einmal einem Fischerboot begegnet, hat etwas Trauriges, Niederschlagendes. Unabhängige Völkerschaften, die Abirianos und Maauiritares, leben hier im Gcbirgsland, aber auf den Grasfluren zwischen Cassiauiare, Atabavo, Orinoco und Nio Negro findet man gegenwärtig fast keine Spur einer menschlichen Wohnung. Ich sage gegenwärtig; denn hier, wie anderswo in Guyana, findet man auf den härtesten Granitfclsen rohe Bilder i eingegraben, welche Sonne, Mond und verschiedene Thiere vorstellen und darauf hinweisen, daß hier früher ein ganz anderes Volk lebte, als das wir an den Ufern des Orinoco kennen gelernt. Nach den Aussagen der Indianer und der verständigsten Missionäre kommen diese symbolischen Bilder ganz mit denen überein, die wir hundert Meilen weiter nördlich bei Caycara, der Einmündung des Afture gegenüber, gesehen haben. Diese Ueberreste einer alten Cultur fatten um fo mehr auf je größer der Flächenraum ist, auf dem sie vorkommen, und je schärfer sie von der Verwilderung abstechen, in dic wir seit der Eroberung alle Horden in den heißen östlichen Landstrichen Amerikas versunken sehen. Hundert vierzig Meilen ostwärts von den Ebenen am Cassiquiare und Conorichite, zwischen den Quellen des Nio Vranco und des Rio Essequebo, findet man gleichfalls Felsen mit symbolischen Bildern. Ich entnehme diesen Umstand, der mir sehr merkwürdig scheint, dem Tagebuch des Reisenden Hortsmann, das mir in einer Abschrift von dcr Hand des berühmten d'Anville vorliegt. Dieser Reisende, dessen l S. Vaud IV. Seite i?9. !47. V. 25. 67 ich in diesem Buche schon mchreremale gedacht, fuhr den Ru-Pmmvini, einen Nebenfluß des Cssequebo, berauf. Da wo der Fluß eine Menge kleiner Fälle bildet und sich zwischen den Bergen von Maracana durchschlängelt, fand er, ^ bevor er an den Cce Amucu kam, „Felsen, bedeckt mit Figuren °der (w«e er sich portugiesisch ausdrückt) v»rili8 ^träs." Dieses Wort Buchstaben haben wir nicht in seinem eigentlichen Sinn zu nehmen. Man hat auch uns am Felsen Culimacari am Ufer des Cassiquiare und am Hafen von Caycara am untern Orinoco Striche gezeigt, die man für aneinander gereihte Buchstaben hält. Es waren aber nur unförmliche Figuren, welche die Himmelskörper, Tiger, Krokodile, Boas und Werkzeuge zur Bereitung des Maniocmehls vorstellen sollen. An den gemalten Felsen (so nennen die Indianer diese mit Figuren bedeckten Steine) ist durchaus leine symmetrische Anordnung, keine regelmäßige Abtheilung in Schriftzeichen zu bemerken. Die Striche, die der Missionär Fray Ramon Bueno von Uruana entdeckt hat, nähern sich allerdings einer Buchstabenschrift mehr, indessen ist man über diese Züge, von denen ich anderswo gehandelt, noch sehr im Unklaren. Was auch diese Figuren bedeuten sollen und zu welchem Zweck sie in den Granit gegraben worden, immer verdienen ' Am 18. April !7<1U. Nlcolau« Horismann schrieb Tag für Tag an Ort «üd Stelle auf, was ihm Vcmerkenswerthe« vorgekommen. Er verdient um so mehr Zutrauen, da er, höchst mißvergnügt, daß er nicht gefunden, was er gesucht (den See Dorado und Gold- nnd Diamanlengruben), auf Alles, was ihm unterwegs vorkommt, mit Geringschätzung zn blicken scheint. 68 sie von Seiten des Geschichtsphilosophen die größte Beachtung. Reist man von der Küste von Caracas dem Aequator zu, so kommt man zuerst zur Ansicht, dicfe Denkmale seyen der Bergkette der Encaramada eigenthümlich; man findet sie beim Hafen von Sedeno bei Caycara, bei San Rafael del Capuchino, Ca-bruta gegenüber, fast überall, wo in der Savane zwischen dem Cerro Curiquima und dem Ufer des Caura das Granitgestein zu Tage lommt. Die Völker von tamanakischcm Stamm, die alten Bewohner dieses Landes, haben eine lokale Mythologie, Sagen, die sich auf diese Felsen mit Bildern beziehen. Ama-livaca, der Vater der Tamanaken, das heißt der Schöpfer des Menschengeschlechts (jedes Volk hält sich für den Urstamm der andern Völker), kam in einer Barke an, als sich bei der großen Ueberschwemmung, welche die „Wasserzeit" l heißt, die Wellen des Oceans mitten im Lande an den Bergen der En-caramada brachen. Alle Menschen, oder vielmehr alle Tamanaken, ertranken, mit Ausnahme eines Mannes und einer Frau, die sich auf einen Berg am Ufer des Asiveru, von den Spaniern Cuchivero genannt, flüchteten. 2 Dieser Berg ist der Ararat der arameischen oder semitischen Völker, der Tlaloc oder Colhuacan der Mexicaner. Amalivaca fuhr in seiner Barke herum und grub die Bilder von Sonne und Mond auf den gemalten Fels (Tepumereme) an der Encaramada. Granitblöcke, die sich gegen einander lehnen und eine Art Höhle bilden, heißen noch heute das Haus des großen Stammvaters 1 Es ist dieß das Atonatiuh der Mexicaner. das vierte Zeitalter, die vierte Griieuenmg der Welt. 2 S. Vand IV. Seite 128. 69 der Tamanaken. Bei dieser Höhle auf den Ebenen von Maita zeigt man auch einen großen Stein, der, wie die Indianer sagen, ein musikalisches Instrument Amalivacas, seine Trommel, war. Wir erwähnen bei dieser Gelegenheit, daß dieser Heros einen Bruder, Vochi hatte, der ihm zur Hand ging, als er der Erdoberfläche ihre jetzige Gestalt gab. Die beiden Brüder, fo erzählen die Tamanaken, wollten bei ihren eigenen Vorstellungen von Perfektibilität den Orinoco zuerst so legen, daß man hinab lind hinauf immer mit der Strömung fahren könnte. Sie gedachten damit den Menschen die Mühe des Ruderns zu ersparen, wenn sie den Quellen der Flüsse zuführen; aber so mächtig diese Erneuerer der Welt waren, es wollte ihnen nie gelingen, dem Orinoco einen doppelten Fall zu geben, und sie muhten es aufgeben, eines so wunderlichen hydraulischen Problems Meister zu werden. Amalivaca besaß Töchter, die große Neigung zum Umherziehen hatten; die Sage erzählt, ohne Zweifel int bildlichen Sinne, er habe ihnen die Beine zerschlagen, damit sie an Ort und Stelle bleiben und die Erde mit Tamanaken bevölkern müßten. Nachdem er in Amerika, diesseits des großen Wassers, Alles in Ordnung gebracht, schiffte sich Amalivaca wieder ein und fuhr ans andere Ufer zurück an den Ort, von dem er gekommen. Seit die Eingeborenen Missionäre zu sich kommen sehen, dcnkcn sie, dieses „andere Ufer" sey Europa, und einer fragte den Pater Gili naiv, ob er dort drüben den großen Amalivaca gesehen habe, den Vater der Tamanaken, der auf die Felsen symbolische Figuren gezeichnet. Diese Vorstellungen von einer großen Fluth: das Paar, 70 das sich auf eincn Berggipfel flüchtet und Früchte dcr Mau-ritiaftalme hinter sich wirft, um die Welt wieder zu bevölkern; i diefer Nationalgott Amalivaca, der zu Wasser aus fernem Lande kommt, der Natur Gesetze vorschreibt und die Völker zwingt, ihr Wanderleben aufzugeben — alle diese Züge eines uralten Glaubens verdienen alle Beachtung. Was die Tama-naken und die Stämme, die mit dem Tamanakischen verwandte Sprachen haben, uns jetzt erzählen, ist ihnen ohne Zweifel von andern Völkern überliefert, die vor ihnen dasselbe Land oewohnt haben. Der Name Amalivaca ist über einen Landstrich von mehr als 5000 Quadratmeilen verbreitet: er kommt mit der Bedeutung Vater der Menschen (unser Urvater) selbst bei den caraibischen Völkern vor, deren Sprache mit dem Tamanakischsn nur verwandt ist wie das Deutsche mit dem Griechischen, dem Persischen und dem Sanskrit. Amalivaca ist ursprünglich nicht der große Geist, der Alte im Himmel, das unsichtbare Wesen, dessen Verehrung aus der Verehrung der Naturkräfte entspringt, wenn in den Völkern allmählig das Bewußtseyn der Einheit dieser Kräfte erwacht: er ist vielmehr eine Person aus dem heroischen Zeitalter, ein Mann, der aus weiter Ferne gekommen, im Lande der Tamanaken und Carailen gelebt, symbolische Zeichen in die Felsen gegraben hat und wieder verschwunden ist, weil er sich zum Land über dem Weltmeer, wo er früher gewohnt, wieder zurückgewendet. Der Anthropomorphismus bei der Gestaltung der Gottheit hat zwei gerade entgegengesetzte Quellen, 2 und dieser ' S. Vand IV. Seite 128. 2 Creuzer, Symbolik, lll. 69. 7s___ Gegensatz scheint nicht sowohl auf dem verschiedenen Grade der Geistesbildung zu beruhen, als darauf, daß manche Völker von Natur mehr zur Mystik neigen, während andere unter der Herrschaft der Sinne, der äußeren Eindrücke stehen. Bald läßt der Mensch die Gottheiten zur Erde niedersteigen und es über sich nehmen, die Völker zu regieren und ihnen Gesetze zu geben, wle in den Mythen des Orients: bald, wie bei den Griechen und andern Völkern des Occidents, werden die ersten Herrscher, die Priesterkönige, dessen, was menschlich an ihnen ist, entkleidet und zu Nationalgottheiten erhoben. Amalivaca war ein Fremdling, wie Manco-Capac, Bochica und Quetzalcohuatl, diese außerordentlichen Menschen, die im alpinischen oder civi« lisirtm Striche Amerikas, auf den Hochebenen von Peru, Neu-Grenada und Anahuac, die bürgerliche Gesellschaft geordnet, den Opferdienst eingerichtet und religiöse Brüderschaften gestiftet haben. Der mexikanische Quetzalcohuatl, dessen Nachkommen Montezuma in den Begleitern des Cortes zu erkennen glaubte, hat noch einen weiteren Zug mit Amalivaca, der mythischen Person des barbarischen Amerikas, der Ebenen der hcißen Zone, gemein. In hohem Alter verließ der Hohepriester von Tula das Land Anahuac, das er mit seinen Wundern erfüllt, und ging zurück in ein unbekanntes Land, genannt Tlalpallan. Als der Mönch Bernhard von Sahagun nach Mexico kam, richtete man genau dieselben Fragen an ihn, wie zweihundert Jahre spater in den Wäldern am Orinoco an den Missionär Gili: man wollte wissen, ob er vom andern User komme, aus dem Lande, wohin Quehalcohuatl gegangen. 72 Wir haben oben gesehen, daß die Region der Felsen mit Bildwerk oder der gemalten Steine weit über den untern Orinoco, über den Landstrich (7" 5'—7" 40' der Breite, 68o 50'—69° 45' der Länge) hinausreicht, dem die Sage angehört, di- man als den Lo calmythus der Tamanaken bezeichnen kann. Man findet dergleichen Felsen mit Bildern zwischen dem Cassiquiare und Atabapo (2° 5'—3« 20' der Breite, 69 "-70° der Länge), zwischen den Quellen des Esso-quebo und des Rio Branco (3° 50' dcr Breite, 62° 32' der Länge). Ich behaupte nicht, daß diese Bilder beweisen, daß ihre Verfertig« den Gebrauch des Eisens gekannt, auch mcht, daß sie auf eine bedeutende Culturstufe hinweisen: setzte man aber auch voraus, sie haben keine symbolische Bedeutung, fondern seyen rein Erzeugnisse müßiger Iägervölker, so müßte man doch immer annehmen, daß vor den Völkern, die jetzt am Orinoco und Rupunuri leben, eine ganz andere Menschenart hier gelebt. Je weniger in einem Lande Erinnerungen an vergangene Geschlechter leben, desto wichtiger ist es, wo man ein Denkmal vor sich zu haben glaubt, auch die unbedeutendsten Spuren zu verfolgen. Auf den Ebenen im Osten Nordamerikas findet man nur jene merkwürdigen Ringwälle, die an die festen Lager (die angeblichen Städte von ungeheurem Umfang) der alten und der heutigen nomadischen Völker in Asien erinnern. Auf den östlichen Ebenen Südamerikas ist durch die Uebermacht des Pflanzenwuchses, des heißen Klimas und die allzu große Freigebigkeit der Natur der Fortschritt der menschlichen Cultur in noch engeren Schranken gehalten worden. Zwischen Orinoco und Amazonenstrom habe ich von keinem 73 Erdwall, von keinem Ueberblcibsel eines Damms, von keinem Grabhügel sprechen boren; nur auf den Felsen, und zwar auf einer weiten Landstrecke, sieht man, in unbekannter Zeit von Menschenhand eingegraben, rohe Umrisse, die sich an religiöse Uebeilieferungen knüpfen. Wenn einmal die Bewohner des doppelten Amerika mit weniger Geringschätzung auf den Boden sehen, der sie ernährt, so werden sich die Spuren früherer Jahrhunderte unter unsern Augen von Tag zu Tag mehren. Ein schwacher Schimmer wird sich dann über die Geschichte der barbarischen Völker verbreiten, über die Felswände, die uns verkünden, daß diese jcht so öden Länder einst von thätigeren, gcistcs-träftigeren Geschlechtern bewohnt waren. Ich glaubte, bevor ich vom wildesten Strich des obern Orinoco scheide, Erscheinungen besprechen zu müssen, die nur dann von Bedeutung werden, wenn man sie aus Einem Gesichtspunkt betrachtet. Was ich von unserer Fahrt von Cs-meralda bis zum Einfluß des Atabapo berichten könnte, wäre nur eine trockene Aufzählung von Flüssen und unbewohnten Orten. Vom 24. bis 37. Mai schliefen wir nur zweimal am Land, und zwar das erstemal am Einfluß des Nio Iao, und dann oberhalb der Mission Santa Barbara auf der Insel Minisi. Da der Orinoco hier frei von Klippen ist, führte uns der indianische Steuermann die Nacht durch fort, indem er die Pirogue der Strömung überließ. Dieses Stück meiner Karte zwischen dem Iao und dcm Ventuari ist daber auch hinsichtlich der Krümmungen des Flusses nicht sehr genau. Rechnet man den Aufenthalt am Ufer, um den Reis und die Bananen zuzubereiten, ab, so brauchten wir von Esmeralda nach Santa 74 Barbara nur 35 Stunden. Diese Mission liegt nach dem Chronometer unter 70" 3' der Länge; wir hatten also gegen 4 Seemeilen in der Stunde zurückgelegt, eine Geschwindigkeit (1,05 Toise in der Secunde), die zugleich auf Rechnung der Strömung und der Bewegung der Nuder kommt. Die Indianer behaupten, die Krokodile gehen im Orinoco nicht über den Einfluß des Rio Iao hinauf, und die Seekühe kommen sogar oberhalb des Katarakts von Maypures nicht mehr vor. Hinsichtlich der ersteren kann man sich leicht täuschen. Wenn der Reisende an ihren Anblick noch so sehr gewöhnt ist, kann er einen 12—15 Fuß langen Baumstamm für ein schwimmendes Krokodil halten, von dem man nur Kopf und Schwanz zum Theil über dem Wasser sieht. Die Mission Santa Barbara liegt etwas westlich vom Einfluß des Rio Ventuari oder Venituari, den Pater Francisco Valor im Jahr 1800 untersucht hat. Wir fanden im kleinen Dorfe von 120 Einwohnern einige Spuren von Industrie. Der Ertrag derselben kommt aber sehr wenig den Indianern zu gut, fondern nur den Mönchen oder, wie man hier zu Lande sagt, der Kirche und dem Kloster. Man versicherte uns, eine große Lampe, massiv von Silber, die auf Kosten der Bekehrten angeschafft worden, werde aus Madrid erwartet. Wenn sie da ist, wird man hoffentlich auch daran denken, die Indianer zu kleiden, ihnen einiges Ackergerüthe anzuschaffen und für ihre Kinder eine Schule einzurichten. In den Eavanen bei der Mission läuft wohl einiges Vieh, man braucht es aber selten, um die Mühle zum Auspressen des Zuckerrohrs (trapiolik) zu treiben: das ist ein Geschäft der Indianer, die dabei ohne 75 Lohn arbeiten, wie überall, wo die Arbeit auf Rechnung der Kirche geht. Am Fuß der Verge um Santa Barbara herum sind die Weiden nicht so fett wie bei Esmeralda, aber doch besser als bei San Fernando de Atabapo. Der Rasen ist kurz und dicht, und dvch ist die oberste Bodenschicht nur trockener, dürrer Granitsand. Diese nicht sehr üppigen Grassiuren am Guaviare, Meta und obern Orinoco sind sowohl ohne Dammeide, die in den benachbarten Wäldern so massenhaft daliegt, als ohne die dicke Thonschicht, die in den Llanos von Venezuela den Sandstein bedeckt. Kleine krautartige Mimosen helfen in dieser Zone das Vieh fett machen, sie werden aber zwischen dem Rio Iao und der Mündung des Guaviare sehr selten. In den wenigen Stunden, die wir uns in der Msion Santa Barbara aufhielten, erhielten wir ziemlich genaue Angaben über den Rio Ventuari, der mir nach dem Guaviare der bedeutendste unter allen Nebenflüssen des obern Orinoco schien. Seine Ufer, an denen früher die Maypures gesessen, sind noch jetzt von einer Menge unabhängiger Völkerschaften bewohnt. Fahrt man durch die Mündung des Ventuari, die ein mit Palmen bewachsenes Delta bildet, hinauf, so kommen nach drei Tagereisen von Ost der Cumaruita und der Paru herein, welche zwei Nebenflüsse am Fuß der hohen Berge von Cuneva entspringen. Weiter oben, von West her, kommen der Mariata und der Manipiare, an denen die Macos- und Curacicanas-Indianer wohnen. Letztere Nation zeichnet sick durch ihren Eifer für den Baumwollenbau aus. Bei einem Etreifzug (enträäk) fand man ein großes Haus, in dem 30—40 sehr fein gewobene Hängematten, gesponnene Baum- 76 wolle, Seilwerk und Fischereigeräthe waren. Die Eingeborenen waren davongelaufen und Pater Valor erzählte uns, „die Indianer aus seiner Mission, die er bei sich hatte, haben das Haus in Brand gesteckt, ehe er diese Produtte des Gewerb-fieißes der Curacicanas retten konnte." Die neuen Christen in Santa Barbara, die sich über diesen sogenannten Wilden weit erhaben dünken, schienen mir lange nicht so gewerbthätig. Der Rio Maniftiare, einer der Hauptäste des Ventuari, liegt, seiner Quelle ,u, in der Nähe der hohen Berge, an deren Nordabhang der Cuchivero entspringt. Sie sind ein Ausläufer der Kette des Baraguan, und Hieher setzt Pater Gill die „Hochebene des Siamacu," deren gemäßigtes Klima er Prelst. Der obere Lauf des Ventuan, oberhalb des Einflusses Asisi und der „großen Raudales" ist so gut wie unbekannt. Ich hörte nur der obere Ventuari ziehe sich so stark gegen Ost, daß die alte Straße von Esmeralda an den Rio Caura über das Flußbett laufe. Dadurch, daß die Nebenflüsse des Carony, des Caura und des Ventuari einander so nahe liegen, kamen die Caraiben seit Jahrhunderten an den obern Orinoco. Banden dieses kriegerischen Handelsvolkes zogen vom Rio Carony über den Paragua an die Quellen des Paruspa. Ueber einen Trageplatz gelangten sie an den Chavarro, einen östlichen Nebenfluß des Caura; sie fuhren auf ihren Piroguen zuerst diesen Nebenfluß und dann den Caura selbst hinunter bis zur Mündung des Erevato. Nachdem sie diesen gegen Südwest hinaufgefahren, kamen sie drei Tagereisen weit über große Grasfluren und endlich über den Manipiare in den großen Rio Ventuan. Ich beschreibe diesen Weg so genau, 77 nicht nur weil auf dieser Straße der Handel mit eingeborenen Sklaven betrieben wurde, sondern auch um die Männer, welche einst nach wiederhergestellter Ruhe Guyana regieren werden, auf die Wichtigkeit dieses Flußlabyrinths aufmerksam zu machen. Auf vier Nebenflüssen des Orincco, den größten unter denen, die von rechts her in diesen majestätischen Strom sich ergießen, auf dem Carony und dem Caura, dcm Padamo und dem Ventuari, wird die europäische Cultur in das 10,600 Quadratmeilen große Wald- und Gebirgsland dringen, das der Orinoco gegeu Nord, West und Süd umschlingt. Bereits haben Kapuziner aus Catalonien und Observanten aus Anda« lusien und Valencia Niederlassungen in den Thälern des Carony und des Caura gegründet: es war natürlich, dah an die Nebenflüsse des untern Orinoco, als die der Küste und dem angebauten Strich von Venezuela zunächst liegenden, Missionäre und mit ihnen einige Keime des gesellschaftlichen Lebens zuerst kamen. Bereits im Iabr 1797 zählten die Niederlassungen der Kapuziner am Carony 16,600 Indianer, die friedlich in Dörfern lebten. Am Nio Caura waren es zu jener Zeit unter der Obhut der Observanten, nach gleichfalls ossiciellen Zählungen, nur 640. Dieser Unterschied rührt daher, dah die fehr ausgedehnten Weiden am Carony, Upatn und Cuyuni von vorzüglicher Güte sind, und daß die Missionen der Kapuziner näher bei der Mündung des Orincco und der Hauptstadt von Guyana liegen, aber auch vom innern Getriebe der Verwaltung, von der industriellen Rührigkeit und dem Handelsgeist der catalonischen Mönche. Dem Carony und Caura, die gegen Nord fließen, entsprechen zwei große Nebenflüsse des obern 78 Orinoco, die gegen Süd herunter kommen, der Padamo und der Ventuari. Bis jetzt steht an ihren Ufern lein Dorf, und doch dielen sie für Ackerbau und Viehzucht günstige Verhältnisse, wie man sie im Thale des großen Stroms, in den sie sich ergießen, vergeblich suchen würde. Wir brachen am 26. Mai Morgens vom kleinen Dorfe Santa Barbara auf, wo wir mehrere Indianer aus Esme-ralda getroffen hatten, die der Missionär zu ihrem großen Verdruß hatte kommen lassen, weil er sich ein zwe.stocklgtes Haus bauen wollte. Den ganzen Tag genossen wir der Aussicht auf die schönen Gebirge von Sivavo, l die m 16 Meücn Entfernung gegen Nord-Nort-West sich hinbreiten. Die Vege. tation an den Ufern des Orinoco ist hier ausnehmend mannigfaltig: Baumfarn kommen von den Bergen herunter und mischen sich unter die Palmen der Niederung. Wir übernachteten auf der Insel Minisi und langten, nachdem wir an den Mündungen der kleinen Flüsse Quejanuma, Ubua und Masao vorübergekommen, am 27. Mai in San Fernando de Atabapo an. Vor einem Monat, auf dem Weg zum Rio Negro, hatten wir im selben Hause des Präsidenten der Missionen gewohnt. Wir waren damals gegen Süd, den Atabapo und Temi hinaufgefahren; jetzt kamen wir von West her nach einem weiten Umweg über den Cassiquiare und den obern Orinoco zurück. Während unserer langen Abwesenheit waren dem Präsidenten der Missionen über den eigentlichen Zweck unserer Reise, über mein Verhältniß zu den Mitgliedern des hohen Clerus in ' S. Vand V. Seite 3?. 79 Spanien, über die Kenntniß des Zustandes der Missionen, die ich mir verschafft, bedeutende Bedenken aufgestiegen. Bei unserem Aufbruch nach Angostura, der Hauptstadt von Guyana, drang er in mich, ihm ein Schreiben zu hinterlassen, in dem ich bezeugte, daß ich die christlichen Niederlassungen am Orinoco in guter Ordnung angetroffen, und daß die Eingeborenen im Allgemeinen milde behandelt würden. Diesem Ansinnen des Su« veriors lag gewiß ein sehr löblicher Eifer für das Veste seines Ordens zu Grunde, nichts desto weniger setzte es mich in Verlegenheit. Ich erwiederte, das Zeugniß eines im Schooße der reformirten Kirche geborenen Reisenden könne in dem endlosen Streite, in dem fast überall in der neuen Welt weltliche und geistliche Macht mit einander liegen, doch wohl von keinem gwßen Gewichle seyn. Ich gab ihm zu verstehen, da ich zweihundert Meilen von der Küste, mitten in den Missionen und, wie die Cumaner boshaft sagen, «n «1 plxier 6s los 5lÄ)1o8 (in der Gewalt der Mönche) sey, möchte das Schreiben, das wir am Ufer des Atabapo mit einander abfaßten, wohl schwer« lich als ein ganz freier Willensakt von meiner Eeite angesehen werden. Der Gedanke, daß er einen Calvinisten gastfreundlich aufgenommen, erschreckte den Präsidenten nicht. Ich glaube allerdings, daß man vor meiner Ankunft schwerlich je einen in den Missionen des heiligen Franciscus gesehen hat: aber Unduldsamkeit kann man den Missionären in Amerika nicht zur Last legen. Die Ketzereien dcs alten Europa machen ihnen nickt zu schaffen, es niüßle denn an den Grenzen von holländisch Guyana seyn, wo sich die Prädicanten auch mit dem Alissionswesen abgeben. Der Präsident bestand nicht weiter 80 aus der Schrift, die ich hätte unterzeichnen sollen, und wir benutzten die wenigen Augenblicke, die wir noch beisammen waren, um den Zustand des Landes, und ob Aussicht sey, die Indianer an den Segnungen der Cultur theilnehmen zu lassen, freimüthig zu besprechen. Ich sprach mich stark darüber aus, wie viel Schaden die Entradas, die feindlichen Einfälle angerichtet, wie unbillig es sey, daß man die Eingeborenen der Früchte ihrer Arbeit so wenig genießen lasse, wie ungerechtfertigt, daß man sie zwinge, in Angelegenheiten, die sie nichts angehen, weite Reisen zu machen, endlich wie nothwendig es erscheine, den jungen Geistlichen, die berufen seyen, großen Gemeinden vorzustehen, in einem besondern Collegium einige Bildung zu geben. Her Präsident schien mich freundlich anzuhören: indessen glaube ich doch, er wünschte im Herzen (ohne Zweifel im Interesse der Naturwissenschafi), Leute, welche Pflanzen auflesen und daZ Gestein untersuchen, möchten sich nicht so vorlaut mit dem Woh! der kupferfarbigen Nace uno mit den Angelegenheiten der menschlichen Gesellschaft befassen. Dieser Wunsch ist in beiden Welten gar weit verbrei« tet; man begegnet ihm überall, wo der Gewalt bange ist, weil sie meint, sie stehe nicht auf festen Füßen. Wir blieben nur einen Tag in Satt Fernando de Ata-bapo, obgleich dieses Dorf mit seinen schönen Pihiguao-Pal-men i mit Psirsichfrüchten uns ein köstlicher Aufenthalt schien. Zahme Pauris^ liefen um die Hütten der Indianer her. ' S. Band V. Selte 6N. 85. ' GZ ist dieß nicht Cuvier« Oura? (O2X ?auxi, I.in.), sondern der Oax uleclor. 81 In einer derselben sahen wir einen sehr seltenen Affen, der am Guaviare lebt. Es ist dieß der Caparro, den ich in meinen odskrvktiovZ 66 200I0FI6 6t 6'äng,wmi6 oamp2i-66 bekannt gemacht, und der nach Geosfroy eine neue Gattung (Lagothrix) bildet, die zwischen den Atelen und den Alouatos in der Mitte steht. Der Pelz dieses Affen ist mardergrau und fühlt sich ungemein zart an. Der Caparro zeichnet sich ferner durch einen runden Kopf und einen sanften, angenehmen Ge-sichtsausdruck aus. Der Missionär Gili ist, glaube ich, der einzige Schriftsteller, der vor mir von diesem interessanten Thiere gesprochen hat, um das die Zoologen andere, und zwar brasilianische Affen zu gruppiren anfangen. Am 27. Mai kamen wir von San Fernando mit der raschen Strömung des Orinoco in nicht ganz sieben Stunden zum Einfluß des Rio Mataveni. Wir brachten die Nacht unter freiem Himmel unterhalb des Granitfelsens 61 6ä8ti1lito < zu, der mitten aus dem Flusse aufsteigt und dessen Gestalt an den Mäusethurm im Rhein, Bingen gegenüber, erinnert. Hier wie an den Ufern des Atabafto siel uns eine kleine Art Dro-sera auf, die ganz den Habitus der europäischen Drofera hat. Der Orinoco war in der Nacht beträchtlich gestiegen, und die bedeutend beschleunigte Strömung trug uns in zehn Stunden von der Mündung des Mataveni zum obern großen Katarakt, dem von Maypures oder Quittuna; der zurückgelegte Weg be« trug 13 Meilen. Mit Interesse erinnerten wir uns der Orte, wo wir stromaufwärts übernachtet; wir trafen Indianer wicder, ' S. Vand V. Seite öl. Humboldt, Ncls«. VI. 6 82 die uns beim Botanisnen begleitet, und wir besuchten nochmals die schöne Quelle, die hinter dem Hause des Missionars aus einem geschichteten Granitfelsen kommt; ihre Temperatur hatte sich nicht um 0,3° verändert. Von der Mündung des Atabapo bis zu der des Apure war uns, als reisten wir in einem Land, in dem wir lange gewohnt. Wir lebten eben so schmal, wir wurden von denselben Mücken gestochen, aber die gewisse Aussicht, daß in wenigen Wochen unsere Physischen Leiden ein Ende hätten, hielt uns aufrecht. Der Transport der Pirogue über den großen Katarakt hielt uns in Maypures zwei Tage auf. Pater Bernardo Zea, der Missionär bei den Raudales, der uns an dcn Rio Negro begleitet hatte, wollte, obgleich leidend, uns mit seinen Indianern vollends nach AtureZ führen. Einer derselben, Ze-repe, der Dolmetscher, den man auf dem Strande von Pa-raruma so unbarmherzig geprügelt, ' fiel uns durch seine tiefe Niedergeschlagenheit auf. Wir hörten, er habe die Indianerin verloren, mit der er verlobt gewesen, und zwar in Folge einer falschen Nachricht, die über die Richtung unserer Reise in Umlauf gekommen. Zerepe war in Maypures geboren, aber bei seinen Eltern vom Stamme der Macos im Walde erzogen. Er hatte in die Mission ein zwölfjähriges Mädchen mitgebracht, das er nach unserer Rückkehr zu den Katarakten zum Weibe nehmen wollte. Das Leben in den Missionen behagte der jungen Indianerin schlecht, denn man hatte ihr gesagt, die Weißen gehen ins Land der Portugiesen (nach ' S. Va»b IV. Seite i?3. 83 Brasilien) und nehmen Zcrcpe mit. Da es ihr nicht ging, wie sie gehofft, bemächtigte sie sich eines Canoe, fuhr mit einem andern Mädchen vom selben Alter durch den Raudal und lief »I mouw zu den Ihrigen. Dieser kecke Streich war die Tagesneuigkeit: Zerepes Niedergeschlagenheit hielt übrigens nicht lange an. Er war unter Christen geboren, er war bis zur Schanze am Rio Negro gekommen, er verstand Spanisch und die Sprache der Macos, und dünkte sich weit erhaben über die Leute seines Stammes; wie hätte er da nicht ein Mädchen vergessen sollen, das im Walde aufgewachsen? Am 31. Mai fuhren wir über die Stromschnellen der Guahibos und bei Garcita. Die Inseln mitten im Strom glänzten im herrlichsten Grün. Der winterliche Regen hatte die Blumenscheiden der Vadgiai-Palmen entwickelt, deren Blätter gerade himmelan stehen, i Man wird nicht müde, Punkte zu betrachten, wo Baum und Fels der Landschaft den groß« artigen, ernsten Charakter geben, den man auf dem Hintergrund von Titians und Poussins Bildern bewundert. Kurz vor Sonnenuntergang stiegen wir am östlichen Ufer des Orinoco, beim Puerto de la Expedition, ans Land, und zwar um die Höhle von Ataruipe zu besuchen, von der oben die Rede war, 2 und wo ein ganzer ausgestorbener Volksstamm seine Grabstätte zu haben scheint. Ich versuche diese bei den Eingeborenen vielberufene Höhle zu beschreiben. Man ersteigt mühsam und nicht ganz gefahrlos einen steilen, völlig kahlen Granitfelsberg. Man könnte auf der glatten, ' S. Band V. Seite <5. 2 S. Vand V. Seite l. 84 stark geneigten Fläche fast unmöglich Fuß fassen, wenn nicht große Fcldspathkrystalle, welche nicht so leicht verwittern, hervorständen und Anhaltspunkte böten. Auf dem Gipfel des Berges angelangt, erstaunten wir über den außerordentlichen Anblick des Landes in der Runde. Ein Archipel mit Palmen bewachsener Inseln füllt das schäumende Strombett. Westwärts, am linken Ufer des Orinoco, breiten sich die Savanen am Meta und Casanare hin, wie eine grüne See, deren dunstiger Horizont von der untergehenden Sonne beleuchtet war. Das Gestirn, das wie ein Feuerball über der Ebene hing, der einzeln stehende Spitzberg Uniana, der um so höher erschien, da seine Umrisse im Dunst verschwammen. alles wirkte zusammen, die großartige Scenerie noch erhabener zu machen. Wir sahen zunächst in ein tiefes, ringsum geschlossenes Thal hinunter. Raubvögel und Ziegenmelker schwirrten einzeln durch den unzugänglichen Circus. Mit Vergnügen verfolgten wir ihre flüchtigen Schatten, wie sie langsam an den Felswänden hinglitten. Ueber einen schmalen Grat gelangten wir auf einen benachbarten Berg, auf dessen abgerundetem Gipfel ungeheure Granitblöcke lagen. Diese Massen haben 40 bis 50 Fuß Durchmesser und sind so vollkommen kugelförmig, daß man, da sie nur mit wenigen Punkten den Boden zu berühren schienen, meint, beim geringsten Stoß eines Erdbebens müßten sie in die Tiefe rollen. Ich erinnere mich nicht, unter den Verwit-terungserscheinungcn des Granits irgendwo etwas Aehnliches gesehen zu haben. Lägen die Kugeln auf einer andern Ge-dirgsart, wie die Blöcke im Jura, so könnte man meinen, sie seyen im Wasser gerollt oder durch den Stoß eines elastischen 85 Fluidums hergeschlcudert: da sie aber auf einem Gipfel liegen, der gleichfalls aus Granit besteht, so ist wahrscheinlicher, daß sie von allmähliger Verwitterung des Gesteins herrühren. Zu hinterst ist das Thal mit dichtem Wald bedeckt. An diesem schattigen, einsamen Ort, am stcilen Abhang eines Berges, ist der Eingang der Höhle von Ataruipe. Es ist übrigens nicht sowohl eine Hohle, als ein vorspringender Fels, in dem die Gewässer, als sie bei den alten Umwälzungen unseres Planeten so weit heraufreichten, ein weites Loch ausgewaschen haben. In dieser Grabstätte einer ganzen ausgestorbenen Völkerschaft zählten wir in kurzer Zeit gegen 600 woblerhal-tene und so regelmäßig vertheilte Skelette, daß man sich hinsichtlich ihrer Zahl nicht leicht hätte irren können. Jedes Skelett liegt in einer Art Korb aus Palmblattstielen. Diese Körbe, von den Eingeborenen Map ires genannt, bilden eine Art viereckigter Säcke. Itire Größe entspricht dem Alter der Leichen: es gibt sogar welche für Kinder, die während der Geburt gestorben. Sie wechseln in der Länge von 10 Zoll bis 3 Fuß 4 Zoll. Die Skelette sind alle zusammengebogen und so vollständig, daß keine Nippe, kein Fingcrglied fehlt. Die Knochen sind auf dreierlei Weisen zubereitet: entweder an Luft und Sonne gebleicht, oder mit Onoto, dem Farbstoff der Nixa Orellana, roth gefärbt, oder mumienartig zwischen wohlriechenden Harzen und Heliconia« und Nananenblätter eingc-tnetet. Die Indianer erzählten uns, man lege die frische Leiche in die feuchte Erde, damit sich das Fleisch allmählig verzehre. Nach einigen Monaten nehme man sie wieder heraus und schabe mit scharfen Steinen den Rest des Fleisches von den 86 Knochen. Mehrere Horden in Guyana haben noch jetzt diesen Brauch. Neben den „Mavires" oder Körben sieht man Gefäße von halb gebranntem Thon, welche die Gebeine einer ganzen Familie zu enthalten schienen. Die größten dicscr Graburnen sind 3 Fuß hoch und 4 Fuß 3 Zoll lang. Sie sind graugrün, oval, von ganz gefälligem Ansehen, mit Henkeln in Gestalt von Krokodilen und Schlangen, am Rand mit Mäandern, Labyrinthen und mannigfach combinirten geraden Linien geschmückt. Dergleichen Malereien kommen unter allen Himmelsstrichen vor, bei allen Völkern, mögen sie geographisch und dem Grade der Cultur nach noch so weit auseinander liegen. Die Bewohner der kleinen Mission Maypures bringen sie noch jetzt auf ihrem gemeinsten Geschirr an.- sie zieren die Schilder der Tahitier, das Fischergeräthe der Eskimos, die Wände des mericanischen Palastes in Mitla und die Gefäße Großgriechen-lands. Ueberall schmeichelt eine rhythmische Wiederholung derselben Formen dem Auge, wie eine taktmäßige Wiederkehr von Tönen dem Ohre. Aehnlichkeiten, welche im innersten Wesen unserer Empfindungen, in unserer natürlichen Geistesanlage ihren Grund haben, sind wenig geeignet, über die Verwandtschaft und die alten Verbindungen der Völker Licht zu verbreiten. Hinsichtlich der Zeit, aus der sich die Mapires und die bemalten Gefäße in der Knochenhöhle von Ataruipe herschreiben, konnten wir uns bestimmte Vorstellung bilden. Die meisten schienen nicht über hundert Jahre alt, da sie aber vor jeder Feuchtigkeit geschützt und in sehr gleichförmiger Temperatur sind, so wären sie wohl gleich gut erhalten, wenn sie auch aus weit früherer Zeit herrührten. Nach einer Sage der Guahibos- 87 Indianer flüchteten sich die kriegerischen Atures, von den Carai-ben verfolgt, auf die Felsen mitten in den großen Kataralten, und hier erlosch nach und nach diese einst so zahlreiche Nation und mit ihr ihre Sprache, i Noch im Jahre 1767, zur Zeit des Missionärs Gili, lebten die letzten Familien derselben: auf unserer Reise zeigte man in Maypures (ein sonderbares Faktum) einen alten Papagai, von dem die Einwohner behaupten, „man verstehe ihn nicht, weil er aturisch spreche." Wir öffneten, zum großen Aergerniß unserer Führer, mehrere Mapires, um die Schädelbildung genau zu untersuchen. Alle zeigten den Typus der amerikanischen Nace,- nur zwei oder drei näherten sich dem kaukasischen. Wir haben oben erwähnt, 2 daß man mitten in den Katarakten, an den unzugänglichsten Orten eisenbeschlagene Kisten mit europäischen Werkzeugen, mit Resten von Kleidungsstücken und Glaswaaren findet. Diese Sachen, die zu den abgeschmacktesten Gerüchten, als hätten die Jesuiten dort ihre Schätze versteckt, Anlaß gegeben, gehörten wahrscheinlich portugiesischen Handelsleuten, die sich in diese wilden Länder herausgewagt. Läßt sich nun wohl auch annehmen, daß die Schädel von europäischer Bildung, die wir unter den Skeletten der Eingeborenen und eben so sorgfältig aufbewahrt gefunden, portugiesischen Reisenden angehörten, die hier einer Krankheit unterlagen oder im Kampfe erschlagen worden? Der Widerwillen der Eingeborenen gegen Alles, was nicht ihres Stammes ist, macht dieß nicht wahrscheinlich; vielleicht hatten sich Mestizen, die aus den Missionen am Meta ' E. Vaub IV. Seite 443. ' S. Vand V. Seite I. und Apure entlaufen, an den Katarakten niedergelassen und Weiber aus dem Stamme der Atures genommen. Dergleichen Verbindungen kommen in dieser Zone zuweilen vor, freilich nicht fo häufig wie in Canada und in Nordamerika überhaupt, wo Jäger europäischer Abkunft unter die Wilden gehen, ihre Sitten anneh.nen und es oft zu großem Ansehen unter ihnen bringen. Wir nahmen aus der Höhle von Ataruipe mehrere Schädel, das Skelett eines Kindes von sechs bis sieben Jahren und die Skelette zweier Erwachsenen von der Nation der Atures mit. Alle diese zum Theil roth bemalten, zum Theil mit Harz überzogenen Gebeine lagen in den oben beschriebenen Körben (Nnpirs8 oder Oanggtas). Sie machten fast eine ganze Maulthierladung aus, und da uns der abergläubische Widerwillen der Indianer gegen einmal beigesetzte Leichen wohl bekannt war, hatten wir die „Canastos" in frisch geflochtene Matten einwickeln lassen. Vei dem Spürsinn der Indianer und ihrem feinen Geruch half aber diese Vorsicht leider zu nichts. Ueberall, wo wir in den Missionen der Caraiben, auf den Llanos zwischen Angostura und Nucva Barcelona Halt machten, liefen die Eingeborenen um unsere Maulthiere zusammen, um die Affen zu bewundern, die wir am Orinoco gekauft. Kaum aber hatten die guten Leute unser Gepäcke angerührt, fo prophezeiten sie, daß das Lastthier, „das den Todten trage," zu Grunde gehen werde. Umsonst versicherten wir, sie irren sich, in den Körben seyen Krokodil- und Eee-kuhknochen; sie blieben dabei, sie riechen das Harz, womit die Skelette überzogen seyen, und „das seyen ihre alten 89 Verwandten." Wir mußten die Autorität der Mönche in Anspruch nehmen, um des Widerwillens der Eingeborenen Herr zu werden und frische Maulthiere zu bekommen. Einer der Schädel, den wir aus der Höhle von Ataruipe mitgenommen, ist in meines alten Lehrers Blumen bach schönem Werke über die Varietäten des Menschengeschlechts gezeichnet: aber die Skelette der Indianer gingen mit einem bedeutenden Theil unserer Sammlungen an der Küste von Afrika bei einem Schissbruch verloren, der unserem Freund und Reisegefährten, Fray Juan Gonzales, l einem jungen Franciscaner, das Leben tostete. Schweigend gingen wir von der Höhle von Ataruipe nach Hause. Es war eine der stillen, heitern Nächte, welche im heißen Erdstrich so gewöhnlich sind. Die Sterne glänzten in mildem, planetarischem Licht. Ein Funkeln war kaum am Horizont bemerkbar, 2 5,^ hie großen Nebelflecken der südlichen Halbkugel zu beleuchten schienen. Ungeheure Insektenschwinme verbreiteten ein röthlichcs Licht in der Luft. Der dicht bewachsene Boden glühte von lebendigen« Feuer, als hätte sich die gestirnte Himmclsdecke auf die Grasflur niedergesenkt. Vor der Höhle blieben wir noch öfters stehen und bewunderten den Reiz des merkwürdigen Orts. Duftende Vanille und Gewinde von Bignonien schmückten den Eingang, und darüber, auf der Spitze des Hügels, wiegten sich säuselnd die Schafte der Palmen. Wir gingen an den Fluß hinab und schlugen den Weg zur Mission ein, wo wir ziemlich spät in der Nacht eintrafen. l S. Vand II. Trite 253. ' T. Band II. Eclte 233. 90 Was wir gesehen, hatte starken Eindruck auf unsere Einbildungskraft gemacht. In einem Lande, wo einem die menschliche Gesellschaft als eine Schöpfung der neuesten Zeit erscheint, hat Alles, was an eine Vergangenheit erinnert, doppelten Neiz. Sehr alt waren nun hier die Erinnerungen nicht; aber in Allem, waZ Denkmal heißt, ist das Alter nur ein relativer Begriff, und leicht verwechseln wir alt und räthsclhaft. Den Egyptern erschienen die geschichtlichen Erinnerungen der Griechen gar jung; hätten die Chinesen, oder wie sie sich selbst lieber nennen, die Bewohner des „himmlischen Reichs," mit den Priestern von Heliopolis verkehren können, so hätten sie wohl zu den Ansprüchen der alten EgYPter gelacht. Ebenso auffallende Gegensätze finden sich im nördlichen Europa und Asien, in der neuen Welt, überall, wo die Menschheit sich auf ihr eigenes Leben nicht weit zurückbesinnt. Auf der Hochebene von Anahuac reicht die älteste geschichtliche Begebenheit, die Wanderung der Tolteken. nicht Über das sechste Jahrhundert unserer Zeitrechnung hinauf. Die unentbehrlichen Grundlagen einer genauen Zeitrechnung, ein gutes Schaltsystem, überhaupt die Kalenderreform stammen aus dem Jahr 1091. Diese Zeitpunkte, die uns so nahe scheinen, fallen in fabelhafte Zeiten, wenn wir auf die Geschichte unseres Geschlechts zwischen Orinoco und Amazonenstrom blicken. Wir finden dort auf Felsen symbolische Bilder, aber keine Sage gibt über ihren Ursprung Aufschluß. Im heißen Striche von Guyana kommcn wir nicht weiter zurück als zu der Zeit, wo castilianische und portugiesische Eroberer, und später friedliche Mönche unter den barbarischen Völkerschaften auftraten. 91 Nordwärts von den Katarakten, am Engpaß beim Bara-guan, scheint es ähnliche, mit Knochen gefüllte Höhlen zu geben, wie die oben beschriebenen. Ich hörte dieß erst nach meiner Rückkehr, und die indianischen Steuerleute sagten uns nichts davon, als wir im Engpaß anlegten. Diese Gräber haben ohne Zweifel Anlaß zu einer Sage der Otomaken gegeben, nach der die einzeln stehenden Granitfelsen am Bara-guan, die sehr seltsame Gestalten zeigen, die Großväter, die alten Häuptlinge des Stammes sind. Der Brauch, das Fleisch sorgfältig von den Knochen zu trennen, der im Alterthum bei den Massageten herrschte, hat sich bei mehreren Horden am Orinoco erhalten. Man behauptet sogar, und es ist ganz wahrscheinlich, die Guaraons legen die Leichen in Netzen ins Wasser, wo dann die kleinen Caraibenfische,^ die „Serra-Solmes," die wir überall in ungeheurer Menge antrafen , in wenigen Tagen das Muskelfleisch verzehren und das Skelett „Präpariren." Begreiflich ist solches nur an Orten thunlich, wo es nicht viele Krokodile gibt. Manche Stämme, z. B. die Tamanaken, haben den Brauch, die Felder des Verstorbenen zu verwüsten und die Bäume, die er gepflanzt, umzuhauen. Sie sagen, „Dinge sehen zu müssen, die Eigenthum ihrer Angehörigen gewesen, mache sie traurig." Sie vernichten das Andenken lieber, als daß sie es erhalten. Diese indianische Empfindsamkeit wirkt sehr nachtheilig auf den Landbau, und die Mönche widersetzen sich mit Macht den abergläubischen Gebräuchen, welche die zum Christenthum bekehrten Eingeborenen in den Missionen beibehalten. ' S. Band IV. Seite 284. 92 Die indianischen Gräber am Orinoco sind bis jetzt nicht gehörig untersucht worden, weil sie keine Kostbarkeiten enthalten wie die in Peru, und well man jetzt an Ort und Stelle an die früheren Mähren vom Reichthum der altcn Einwohner des Dorado nicht mchr glaubt. Der Golddurst geht aller Orten dem Trieb zur Belehrung und dem Sinn für die Erforschung des Alterthums voraus. Im gebirgigen Theil von Südamerika, von Merida und Santa Marta bis zu den Hochebenen von Quito und Ober-Peru hat man bergmännisch nach Gräbern, oder wie es die Crcolen mit einem verdorbenen Worte der Inca-svrache nennen, nach Guacas gesucht. Ich war an der Küste von Peru, in Manciche, in der Guaca von Toledo, aus der man Goldmassen erhoben hat, die im sechzehnten Jahrhundert fünf Millonen Livres Tournois wertb waren.' Aber in den Höhlen, die seit den ältesten Zeiten den Eingeborenen in Guyana als Grabstätten dienen, hat man nie eine Spur von kostbaren Metallen entdeckt. Aus diesem Umstand geht hervor, daß auch zur Zeit, wo die Caraiben und andere Wandervölker gcgen Südwtst Streifzüge unternahmen, das Gold nur in ganz unbedeutender Menge von den Gebirgen von Peru den Niederungen im Osten zufloß. Ueberall, wo sich im Granit nicht die großm Höhlungen ' Diese Berechnung gründet sich auf den Ouint, der in den Jahren 1576 und i592 an das Schatzamt («ul»5 re»Ie8) von Trn-lillo bezahlt wurde. Die Register si»d «och vorhanden. In Persien, in Hochasien, in Ggyptcn. wo man auch Gräber ans sehr verschiedenen Zeitaltern öffnet, hat man, so viel ich weiß, niemal« Schatze von Pelang entdeckt. 93 finden, wie sie sich durch die Verwitterung des Gesteins oder durch die Aufemanderthürmung der Blöcke bilden, bestatten die Indianer den Leichnam in die Erde. Die Hängematte (okinokoi-ro), eine Art Netz, worin der Verstorbene im Leben geschlafen, dient ihm als Sarg. Man schnürt dieses Netz fest um den Körper zusammen, grübt ein Loch in der Hütte selbst und legt den Todten darin nieder. Dieß ist nach dem Bericht des Missionärs Gili und nach dem, was ich aus Pater Zeas Munde weiß, das gewöhnliche Verfahren. Ich glaube nicht, daß es in ganz Guyana einen Grabhügel gibt, nicht einmal in den Ebenen a,n Cassiquiare und Essequebo. In den Savanen von Varmas' dagegen, wie in Canada westlich von den Alleg-banis,2 trifft man welche an. Es erscheint übrigens ziemlich auffallend, daß die Eingeborenen am Orinoco, trotz des Ueber» flusses an Holz im Lande, so wenig als die alten Scythen ihre Todten verbrennen. Scheiterhaufen errichten sie nur nach einem Gefechte, wenn der Gebliebenen sehr viele sind. So verbrannten die Parecas im Jahr 1748 nicht allein die Leichen ihrer Feinde, der Tamanaken, sondern auch die der Ihrigen, die auf dem Schlachtfelds geblieben. Wie alle Völker im Naturzustande haben ' S. Band V. Seite <70, 2 Eine Art Mumien lind Skelette in Körben wurden vor Kurzem in den Vereinigten Staalen iu einer Höhle entdeckt. Sie sollen einer Menschenart angehören, die mit der auf den Sandwichöinseln Aehn-lichkeit hat. Die Beschreibung dieser Gräber erinnert einigermaßen a» das, was ich in den Gräbern vo» Ataruifte beobachtet. — Die Missionäre in den Vereinigte» Staate» beklagen sich über de» Gestank, de» die Nanticokrs verbreiten, wenn sie mit den Gebeinen ihrer Ahnen umherziehe». 94 auch die Indianer in Südamerika die größte Anhänglichkeit an die Orte, wo die Gebeine ihrer Väter ruhen. Dieses Gefi'chl, das ein großer Schriftsteller in einer Episode der Atala so rührend schildert, hat sich in seiner vollen ursprünglichen Stärke bei den Chinesen erhalten. Diese Menschen, bei denen Alles Kunstprodukt, um nicht zu sagen Ausfluß einer uralten Cultur ist, wechseln nie den Wohnort, ohne die Gebeine ihrer Ahnen mit sich zu führen. An den Ufern der großen Flüsse sieht man Särge stehen, die mit dem Hausrath der Familie zu Schiff in eine ferne Provinz wandern sollen. Dieses Milsichführen der Gebeine, das früher unter den nordamerikanischen Wilden noch häusiger war, lommt bei den Stämmen in Guyana nicht vor. Diese sind aber auch keine Nomaden, wie Völker, die ausschließlich von der Jagd leben. In der Mission Atures verweilten wir nur, b,s unsere Pirogue durch den großen Katarakt geschasst war. Der Boden unseres kleinen Fahrzeugs war so dünn geworden, daß große Vorsicht nöthig war, damit er nicht sprang. Wir nahmen Abschied vom Missionär Bernardo Zea, der in Atures blieb, nachdem er zwei Monate lang unser Begleiter gewesen und alle unsere Beschwerden getheilt hatte. Der arme Mann hatte immer noch seine alten Anfälle von Tertianfieber, aber sie waren für ihn ein gewohntes Uebel geworden und er achtete wenig mehr darauf. Bei unserem zweiten Aufenthalt in AtureZ herrschten daselbst andere gefährlichere Fieber. Die Mehrzahl der Indianer war an die Hängematte gefesselt, und um etwas Cassavebrod (das unentbehrlichste Nahrungsmittel hier zu Lande) mußten wir zum unabhängigen, aber nahebei wohnenden Stamme der 95 Piraoas schicken. Ms jetzt blieben wir von diesen bösartigen Fiebern verschont, die ich nicht immer für ansteckend halte. Wir wagten es, in unserer Pirogue durch die letzte Hälfte des Naudals von Atures zu fahren. Wir stiegen mehreremale aus und kletterten auf die Felsen, die wie schmale Dämme die Inseln unter einander verbinden. Bald stürzen die Wasser über die Dämme weg, bald fallen sie mit dumpfem Getöse in das Innere derselben. Wir fanden ein beträchtliches Stück des Orinoko trocken gelegt, weil sich der Strom durch unterirdische Canäle einen Weg gebrochen hat. An diesen einsamen Orten nistet das Felshuhn mit goldigem Gefieder (?ipia rupioolg), einer der schönsten tropischen Vögel. Wir hielten uns im Rau-dalito von Canucan auf, der durch ungeheure, auf einander gethürmte Granitblöcke gebildet wird. Dc-ese Blöcke, worunter Ephäroide von 5 bis 6 Fuß Durchmesser, sind so über einander geschoben, daß sie geräumige Höhlen bilden. Wir gingen in eine derselben, um Conserve» zu pflücken, womit die Spalten und die nassen Felswände bekleidet waren. Diefer Ort bot eines der merkwürdigsten Naturschauspiele, die wir am Orinoco gesehen. Ueber unfern Köpfen rauschte der Strom weg, ^ und es brauste, wie wenn das Meer sich an Klippen bricht; aber am Eingang der Höhle konnte man trocken hinter einer breiten Wassermasse stehen, die sich im Bogen über den Steindamm stürzte. In andern tieferen, aber nicht so großen Höhlen war das Gestein durch lang dauernde Einsickerung durchbohrt. Wir sahen 8 bis 9 Zoll dicke Wassersäulen von der Decke des ' S. Vand IV. Seite 245. 96 Gewölbes herabkommen und durch Spalten entweichen, die auf weite Strecken zusammenzuhängen schienen. Die Wasserfälle in Em ova, die aus einem einzigen Sturz oder aus mehreren dicht hinter einander bestehen, können keine so mannigfaltigen Landschaftsbilder erzeugen. Diese Mannigfaltigkeit kommt nur „Stromschnelle»" zu, wo auf mehrere Seemeilen weit viel kleine Fälle in einer Reihe hinter einander liegen, Flüssen, die sich über Felsdämme und durch aufge-thürmte Blöcke Bahn brechen. Wir genossen des Anblicks dieses außerordentlichen Naturbildes länger, als uns lieb war. Unser (5anoe sollte am östlichen Ufer einer schmalen Insel hinfahren und uns nach einem weiten Umweg wieder aufnehmen. Wir warteten anderthalb Stunden vergeblich. Die Nacht kam heran und mit ihr ein furchtbares Gewitter ; der Negen goß in Strömen herab. Wir fürchteten nachgerade, unser schwaches Fahrzeug möchte an den Felsen zerschellt seyn, und die Indianer mit ihrer gewöhnlichen Gleichgültigkeit beim Ungemach Anderer sich auf den Weg zur Mission gemacht haben. Wir waren nur unser drei; stark durchnäßt und voll Sorge um unsere Pirogue bangten wir vor der Aussicht, eine lange Aequinoctialnacht schlaflos im Lärm der Raudales zuzubringen. Bonpland faßte den Entschluß, mich mit Don Nicolas Sotlo» auf der Insel zu lassen und über die Flußarme zwischen den Granitdämmen zu schwimmen. Er hoffte den Wald zu erreichen und in der Mission bei Pater Zea Beistand holen zu können. Nur mit Mühe hielten wir ihn von diesem gewagten Beginnen ab. Er war unbekannt mit S. Vand IV. Seite 84. 97 dem Labyrinth von Wasserrinnen, in die der Orinoco zerschlagen ist und in denen meist starke Wirbel sind. Und was jetzt, da wir eben über unsere Lage berathschlagten, unter unsern Augen vorging, bewies hinreichend, daß die Indianer fälschlich behauptet hallen, in den Katarakten gebe es keine Krokodile. Die kleinen Assen, die wir seit mehreren Monaten mit uns führten, hatten wir auf die Spitze unserer Insel gestellt: vom Gewitterregen durchnäßt und für die geringste Wärmeabnahme empfindlich, wie sie sind, erhoben die zärtlichen Thiere ein tläg« liches Geschrei und lockten damit zwei nach ihrer Größe und ihrer bleigrauen Farbe sehr alte Krokodile herbei. Bei dieser unerwarteten Erscheinung war uns der Gedanke, daß wir bei unserem eisten Aufenthalt in Atures mitten im Raudal gebadet, eben nicht behaglich. Nach langem Warten kamen die Indianer endlich, als schon der Tag sich neigte. Die Staffel, über die sie hatten herab wollen, um die Insel zu umfahren, war wegen zu seichten Wassers nicht fahrbar, und der Steuermann hatte im Gewirre von Felsen und kleinen Inseln lange nach einer besseren Durchfahrt suchen müssen. Zum Glück war unsere Pirogue nicht beschädigt, und in weniger als einer halben Stunde waren unsere Instrumente, unsere Mundvorräthe und unsere Thiere eingeschifft. Wir fuhren einen Theil der Nacht durch, um unser Nacht» lager wieder auf der Insel Panumana aufzuschlagen. Mit Vergnügen erkannten wir die Plätze wieder, wo wir bei der Fahrt den Orinoco hinauf botanisirt hatten. Wir untersuchten noch einmal am Ufer die kleine Sandsteinformation, die unmittelbar dem Granit aufgelagert ist. Das Vorkommen ist dasselbe Humboldt, Ncist. Vl. 7 98 wie beim Sandstein, den mein unglücklicher Landsmann Burckhardt an der Grenze von Nubien dem Granit von Syene aufgelagert gesehen hat. Wir fuhren, ohne sie zu betreten, an der neuen Mission San Vorja vorüber und hörten einige Tage darauf mit Bedauern, die kleine Colonie von Guahibos-Indianern sey «I moiitL gelaufen, da sie sich eingebildet, wir wollen sie fortschleppen und als Poitos, das heißt als Sklaven verkaufen, i Nachdem wir durch die Stromschnellen Tabaje und den Raudal Ca-riven am Einfluß des großen Rio Meta gegangen, langten wir wohlbehalten in Carichana an. Der Missionär, Fray Jose Antonio de Tone, nahm uns mit der herzlichen Gastfreundschaft auf, die er uns schon bei unserem ersten Aufenthalt hatte zu Theil werden lassen. Zu astronomischen Beobachtungen war der Himmel nicht günstig; in den großen Katarakten hatten wir wieder welche gemacht, aber von dort bis zum Einfluß des Apure mußte man darauf verzichten. In Carichana konnte Bonpland zu seiner Befriedigung eine neun Fuß lange Seekuh feciren. Es war ein Weibchen und ihr Fleisch glich dem Rindfleisch. Ich habe oben vom Fang dieses grasfressenden Wasser-säugcthiers gesprochen. 2 Die Piraos, von denen einige Familien in der Mission Carichana leben, verabscheuen dieses Thier so sehr, daß sie sich versteckten, um es nicht anrühren zu müssen, als es in unsere Hütte geschafft wurde. Sie behaupten, „die Leute ihres Stammes sterben unfehlbar, wenn sie davon essen." Dieses Vorurlheil ist desto auffallender? da die Nachbarn der Piraos, die Guamos und Otomacos, nach dem Seekuhsteisch l S. Vand IV. Seite 202. ' S. Band IV. Erite 1U9. 99 sehr lüstern sind. Wir werden bald sehen, daß in diesem Ge. wirre von Völkerschaften das Fleisch des Krokodils bald verabscheut, bald stark gesucht ist. Ick erwähne hier eines wenig bekannten Umstandes, als Beitrag zur Geschichte der Seekuh. Südlich vom Meerbusen von Xagua auf Cuba, mehrere Seemeilen von der Küste, sind Quellen süßen Wassers mitten im Meer. Man erklärt sich dieselben aus einem hydrostatischen Druck von den hohen Gebirgen von Trinidad herab durch unterirdische Canäle. Klemc Fahrzeuge nehmen in diesem Strich zuweilen Wasser ein, und was sehr merkwürdig ist, große Seekühe halten sich beständig dort auf. Ich habe die Forscher bereits darauf aufmerksam gemacht, daß die Krokodile aus den Flußmündungen weit in die See hinausgehen. Bei den alten Umwälzungen unseres Planeten mögen ähnliche Umstände das sonderbare Gemenge von Knochen und von Versteinerungen, die der See, und solchen, die dem süßen Wasser angehören, wie es in manchen neuen Formationen vorkommt, verursacht haben. Der Aufenthalt in Carichana kam uns sehr zu statten, um uns von unsern Strapazen zu erholen. Bonpland trug den Keim einer schweren Krankheit in sich: er hätte dringend der Ruhe bedurft, da aber das Nebenfluß-Delta i zwischen dem Horeda und dem Paruasi mit dem üppigsten Pfianzen-wuchse bedeckt ist, tonnte er der Last nicht widerstehen, große botanische Excursionen zu machen, und wurde den Tag über mehrere male durchnäßt. Im Hause des Missionärs wurde l S. Vand IV. Seite 113. 100 für alle unsere Bedürfnisse zuvorkommend gesorgt: man verschaffte uns Maismehl, sogar Milch. Die Küche geben in den Niederungen der heißen Zone reichlich Milch, und es fehlt nirgends daran, wo es gute Weiden gibt. Ich erwähne dieß ausdrücklich, weil in Folge örtlicher Verhältnisse im indischen Archipelagus das Vorurtheil verbreitet ist, als ob ein heißes Klima auf die Milchabsonderung ungünstig wirkte. Es begreift sich, daß die Eingeborenen des neuen Continents sich aus der Milch nicht viel machen, da das Land ursprünglich keine Thiere hatte, welche Milch geben: aber billig wundert man sich, daß die ungeheure chinesische Bevölkerung, die doch großentheils außerhalb der Tropen unter denselben Breiten wie die nomadischen Stämme in Centralasien lebt, eben so gleichgültig dagegen ist. Wenn die Chinesen einmal ein Hirtenvolk waren, wie geht es zu, daß sie Sitten und einem Geschmack, die ihrem früheren Zustande so ganz angemessen sind, ungetreu geworden? Diese Fragen scheinen mir von großer Bedeutung sowohl für die Geschichte der Völker von Ostasien als hinsichtlich der alten Verbindungen, die, wie man glaubt, zwischen diesem Welttheil und dem nördlichen Mexico stattgefunden haben können. Wir fuhren in zwei Tagen den Orinoco von Carichana zur Mission Uruana hinab, nachdem wir wieder durch den vielberufenen Engpaß beim Baraguan gegangen. ^ Wir hielten öfters an, um die Geschwindigkeit des Stroms und seine Temperatur an der Oberfläche zu messen. Letztere betrug 27« 4, die Geschwindigkeit 2 Fuß in der Secunde (62 Toisen in ' S. Vanb IV. Seite 256. 105 3 Minuten 6 Secunden), an Stellen, wo das Bett des Orinoco über 12,000 Fuß breit und 10 bis 12 Faden tief war. Der Fall des Flusses ist allerdings von den Katarakten bis Angostura höchst unbedeutend, l und ohne barometrische Messung ließe sich der Höhenunterschied ungefähr schätzen, wenn man von Zeit zu Zeit die Geschwindigkeit und die Breite und Tiefe des Stromstücks mäße. In Uruana konnten wir einige Sternbeobachtungen machen. Ich fand die Breite der Mission gleich 7« 8', da aber die verschiedenen Sterne abweichende Resultate gaben, blieb sie um mehr als eine Minute unsicher. Die Moskitoschicht am Boden war so dicht, daß ich mit dem Richten des künstlichen Horizonts nicht fertig werden konnte, und ich bedauerte, nicht mit einem Quecksilberhorizont versehen zu seyn. Am 7. Juni erhielt ich durch gute absolute Sonnenhöhen eine Länge von 69" 50'. Seit Esmeralda waren wir um I Grad 17 Minuten gegen West vorgerückt, und diese chronometrische Bestimmung verdient volles Zutrauen, weil wir auf dem Hin« und dem Herweg, in den großen Katarakten und an den Mündungen des Atabapo und des Apure beobachtet hatten. Die Mission Uruana ist ungemein malerisch gelegen: das kleine indianische Dorf lehnt sich an einen hohen Granitberg. Ueberall steigen Felsen wie Pfeiler über dem Walde auf und ragen über die höchsten Baumwipfel empor. Nirgends nimmt sich der Orinoco majestätischer aus als bei der Hütte des Missionärs Fray Ramon Bueno. Er ist hier über 2600 Toisen breit und läuft gerade gegen Ost, ohne Krümmung, wie ein ' Del Nil hat von Cairo bis Rosette auf einer Strecke von 5t» Meilen nur 4 Zoll Fall auf die Meile. 102 ungeheurer Canal. Durch zwei lange, schmale Inseln (IM 66 UruLna und IM vieja äo lg, lilantso») wird das Flußbett noch ausgedehnter: indessen laufen die Ufer parallel und man kann nicht sagen, der Orinoco theile sich in mehrere Arme. Die Mission ist von Otomacos bewohnt, einem uersunke-nen Stamm, an dem man eine der merkwürdigsten physiologischen Erscheinungen beobachtet. Die Otomaken essen Erde, das heißt sie verschlingen sie mehrere Monate lang täglich in ziemlich bedeutender Menge, um den Hunger zu beschwichtigen, ohne daß ihre Gesundheit dabei leidet. Diese unzweifelhafte Thatsache hat seit meiner Rückkehr nach Europa lebhaften Widerspruch gefunden, weil man zwei ganz verschiedene Sätze: Erde essen, und sich von Erde nähren, zusammenwarf. Wir , tonnten uns zwar nur einen einzigen Tag in Uruo.na aufhalten, aber dieß reichte hin, um die Bereitung der Poya (der Erdkugeln) kennen zu lernen, die Vorräthe, welche die Eingeborenen davon angelegt, zu untersuchen und die Quantität Erde, die sie in 24 Stunden verschlingen, zu bestimmen. Uebrigens sind die Otomaken nicht das einzige Volk am Orinoco, bei dem Thon für ein Nahrungsmittel gilt. Auch bei den Guamos findet man Spuren von dieser Verirrung des Nahrungstriebs, und zwischen den Einflüssen des Meta und des Apure spricht Jedermann von der Geophagie als von etwas Altbekanntem. Ich theile hier nur mit, was wir mit eigenen Augen gesehen oder aus dem Munde des Missionärs vernommen, den ein schlimmes Geschick dazu verurtheilt hat, zwölf Jahre unter dem wilden, unruhigen Volk der Otomalcn ;u leben. 103 Die Einwohner von Urucma gehören zu den Savanen-- Völkern (Inäiog tmäautes), die schwerer zu civilisiren sind als die Waldvölker (Iu6ic>8 äsl monte), starke Abneigung gegen den Landbau haben und fast ausschließlich von Jagd und Fischfang leben. Es sind Menschen von sehr starkem Körperbau, aber häßlich, wild, rachsüchtig, den gegohrenen Getränken leidenschaftlich ergeben. Sie sind im höchsten Grad „omni-vore Thiere:" die andern Indianer, die sie als Barbaren ansehen, sagen daher auch, „nichts sey so ekelhaft, das ein Oto-make nicht esse." So lange das Wasser im Orinoco und seinen Nebenflüssen tief steht, leben die Otomaken von Fischen und Schildkröten. Sie schießen jene mit überraschender Fertigkeit mit Pfeilen, wenn sie sich an der Wasserfläche blicken lassen. Sobald die Anschwellungen der Flüsse erfolgen, die man in Südamerika wie in Aegypten und Nubien irrthümlich dem Schmelzen des Schnees zuschreibt, und die in der ganzen heißen . Zone periodisch eintreten, ist es mit dem Fischfang fast ganz vorbei. Es ist dann so schwer, in den tiefen Flüssen Fische zu bekommen, als auf offener See. Die armen Missionäre am obern Orinoco haben gar oft keine, weder an Fasttagen, noch an Nichtfasttagen, obgleich alle jungen Indianer im Dorfe verpflichtet sind, „für das Kloster zu fischen." Zur Zeit der Ueberschwemmungen nun, die zwei bis drei Monate dauern, verschlingen die Otomaken Erde in unglaublicher Masse. Wir fanden in ihren Hütten pyramidalisch aufgesetzte, 3—4 Fuß , hohe Kugelhaufen: die Kugeln hatten 3—4 Zoll im Durchmesser. Die Erde, welche die Otomaken essen, ist ein sehr feiner, fehr fetter Letten; er ist gelbgrau, und da er ein wenig am Feuer 104 gebrannt wird, so sticht die harte Kruste etwas ins Nöthe,, was vom darin enthaltenen Eisenoxyd herrührt. Wir haben von dieser Erde, die wir vom Wintervorralh der Indianer genommen, mitgebracht. Daß sie spcclsteinartig sey und Magnesia enthalte, ist durchaus unrichtig. Vauquelm fand keine Spur davon darin, dagegen mehr Kieselerde als Alaunerde und 3 bis 4 Procent Kalk. Die Otomaten essen nicht jede Art Thon olme Unterschied; sie suchen die Alluvialschichten auf, welche d.e fetteste, am feinsten anzufühlende Erde enthalten. Ich fragte den Missionär, ob man dm befeuchteten Thon wirklich, wie Pater Gumilla behauptet die Art von Zersetzung durchmachen lasse, wobei sich Kohlensaure und Schwefelwasserstoff entwickeln, und die in allen Sprachen faulen heißt; er versicherte uns aber, die Eingeborenen lassen den Thon niemals faulen, und vermischen ihn auch weder mit Maismehl, noch mit Schlldkrötenöl oder Krokodilfett. Wir selbst haben schon am Ormoco und nach unserer Heimkehr in Paris die mitgebrachten Kugeln untersucht und keine Spur einer organischen, sey es mehligten oder ölig-ten Substanz darin gefunden. Dem Wilden gilt Alles für nahrhaft, was den Hunger beschwichtigt; fragt man daher den Otomaken, von was er in den zwei Monaten, wo der Fluß am vollsten ist, lebe, so deutet er auf seine Lettenkugeln. Er nennt sie seine Hauptnahrung, denn in dieser Zeit bekommt er nur selten eine Eidechse, eine Farnwurzel, einen todten Fisch, der auf dem Wasser schwimmt. Ißt nun der Indianer zwei Monate lang Erde aus Noth (und zwar ^ bis ^ Pfund in vierundzwanzig Stunden), so läßt er sie sich doch auch das 105 übrige Jahr schmecken. In der trockenen Jahreszeit, beim ergiebigsten Fischfang, reibt er seine Poyaklöhe und mengt etwas Tlwn unter seine Speisen. Das Ausfallendste ist, daß die Otomaken nicht vom Fleische fallm, solange sie Erde in so bedeutender Menge verzehren. Sie sind im Gegentheil sehr kräftig und haben keineswegs einen gespannten, aufgetriebenen Vauch. Der Missionär Fray Ramon Bueno versichert, er habe nie bemerkt, daß die Gesundheit der Eingeborenen während der Ueberschwemmung dcs Orinoco einc Störung erlitten hätte. Das Thatsächliche, das wir ermitteln konnten, ist ganz einfach Folgendes. Die Otomakcn essen mehrere Monate lang täglich dreiviertel Pfund am Feuer etwas gehärteten Letten, ohne daß ihre Gesundheit dadurch merklich leidet. Sie netzen die Erde wieder an, bevor sie sie verschlucken. Es ließ sich bis jetzt nicht genau ermitteln, wie viel nährende vegetabilische oder iHierische Substanz sie während dieser Zeit in der Woche zu sich nehmen; so viel ist aber sicher, sie selbst schreiben ihr Gefühl der Sättigung dem Letten zu und nicht den kümmerlichen Nahrungsmitteln, die sie von Zeit zu Zeit daneben genießen. Keine physiologische Erscheinung steht für sich allein da, und so wird es nicht ohne Interesse seyn, wenn ich mehrere ähnliche Erscheinungen, die ich zusammengebracht, hier bespreche. In der heißen Zone habe ich aller Orten bei vielen Individuen, bei Kindern, Weibern, zuweilen aber auch bei erwachsenen Männern einen abnormen, fast unwiderstehlichen Trieb bemerkt, Erde zu essen, keineswegs alkalische oder kalkhaltige Erde, um (wie man gemeiniglich glaubt) saure Säfte 106 zu neutralisiren, sondern einen fetten, schlüpfrigen, stark riechenden Thon. Oft muß man den Kindern die Hände binden oder sie einsperren, um sie vom Erdeessen abzuhalten, wenn der Regen aufhört. Im Dorfe Banco am Magdalenenstrom sah ich indianische Weiber, die Töpfergefchirr verfertigen, fortwährend große Stücke Thon verzehren. Dieselben waren nicht schwanger und versicherten, „die Erde sey eine Speise, die ihnen nicht schade." Vei andern amerikanischen Völkerschaften werden die Menschen bald krank und zehren aus, wenn sie sich von der Sucht, Thon zu verschlucken, zu sehr hinreißen lassen. In der Mission San Vorja sahen wir ein Kmd von der Nation der Guahibos, das mager war wie em Skelett. Die Mutter ließ uns durch den Dolmetscher sagen, d,e!e Abzehrung komme von unordentlicher Eßlust her. Seit vier Monaten wollte das kleine Mädchen fast nichts Anderes zu sich nehmen als Letten. Und doch sind es nur 25 Meilen von San Vorja nach Uruana, wo der Stamm der Otomaken wohnt, die, ohne Zweifel in Folge allmähliger Angewöhnung, die Poya o!me Nachtheil verschlucken. Pater Gumilla behauptet, trete bei den Otomaken Verstopfung ein, fo führen sie mit Krokodilöl, oder vielmehr mit geschmolzenem Krokodilfett ab; aber der Missionär, den wir bei ihnen antrafen, wollte hicvon nichts wissen. Man fragt sich. warum in kalten und gemäßigten Himmelsstrichen die Sucht Erde zu essen weit seltener ist als in der heißen Zone, warum sie in Europa nur bei schwangern Weibern und schwächlichen Kindern vorkommt? Dieser Unterschied zwischen der heißen und der gemäßigten Zone rührt vielleicht nur von der Trägheit der Function des Magens in Folge der 107 starken Hautausdünstung her. Man meinte die Beobachtung zu machen, daß bei den afrikanischen Sklaven der abnorme Trieb Erde zu essen zunimmt und schädlicher wird, wenn sie auf reine Pflanzenkost gesetzt werden und man ihnen die geistigen Getränke entzieht. Wird durch letztere das Lettenessen weniger schädlich, so hätte man den Otomaken beinahe Glück dazu zu wünschen, daß sie so große Trunkenbolde sind. Auf der Küste von Guinea essen die Neger als Leckerbissen eine gelblichte Erde, die sie Caouac nennen. Die nach Amerika gebrachten Sklaven suchen sich denselben Genuß zu verschaffen, aber immer auf Kosten ihrer Gesundheit. Sie sagen, „die Erde auf den Antillen sey nicht so verdaulich, wie die in ihrem Lande." Thibaut de Chanvalon äußert in seiner Reise nach Martinique über diese pathologische Erscheinung sehr richtig: „Eine andere Ursache des Magenwehs ist, daß manche Neger, die von der Küste von Guinea herüberkommen, Erde essen. Es ist dieß bei ihnen nicht verdorbener Geschmack oder Folge einer Krankheit, sondern Gewöhnung von Afrika her, wo sie, wie sie sagen, eine gewisse Erde essen, die ihnen wohlschmeckt, und zwar ohne davon belästigt zu werden. Auf unsern Inseln sehen sie sich nun nach der Erde um, die jener am nächsten kommt, und greisen zu einem rothgelben (vulka» Nischen) Tuff. Man verkauft denselben heimlich auf den Märkten, ein Mißbrauch, dem die Polizei steuern sollte. Die Neger, welche diese Unsitte haben, sind so lüstern nach Caouac, daß keine Strafe sie vom Genuß desselben abzuhalten vermag." Im indischen Archipel, auf Java, sah Labillardiöre zwischen Sourabaya und Samarang tleine viereckigte, röthlichte Kuchen 108 «erkaufen. Diese Kuchen, Tanaampo genannt, waren Waffeln aus leicht geröstetem Thon, den die Eingeborenen mit Appetit verzehren. Da seit meiner Rückkehr vom Orinoco die Physiologen auf diese Erscheinungen von Geofthagie aufmerksam geworden waren, so machte Leschenault (einer der Naturforscher bei der Entdeckungsreise nach Australien unter Ca-pitän Baudin) interessante Angaben über den Tanaampo oder AmPo der Javaner. „Man legt," sagt er, „den röth-lichten, etwas eisenschüssigen Thon, den die Einwohner von Java zuweilen als Leckerei genießen, in kleinen Rollen, in der Form wie die Zimmtrinde, auf eine Vlechplatte und röstet ihn; in dieser Form heißt er Ampo und ist auf dem Markte feil. Die Substanz hat einen eigenthümlichen Geschmack, der vom Rösten herrührt; sie ist stark absorbirend, klebt an der Zunge und macht sie trocken. Der Ampo wird fast nur von den javanesischen Weibern gegessen, entweder in der Schwangerschaft, oder wsil sie mager werden wollen, denn Mangel an Körperfülle gilt dort zu Lande für schön. Der Erdegenuß ist der Gesundheit nachtheilig: die Weiber verlieren allmälich die Eßlust und nehmen nur mit Widerwillen - sehr wenig Speise zu sich. Aber der Wunsch, mager und schlank zu bleiben, läßt sie aller Gefahr trotzen und erhält den Ampo bei Credit." — Auch die barbarischen Bewohner von Neu-Caledonien essen zur Zeit der Noth, um den Hunger zu beschwichtigen, mächtige Stücke eines weißen, zerreiblichen Topfsteins. Vauauelin fand darin bei der Analyse, neben Magnesia und Kieselerde zu gleichen Theilen, eine kleine Menge Kupferoxyd. Eine Erde, welche Gol-berry die Neger in Afrika auf den Inseln Vunk und los Idolos 109 essen sah und von der er ohne Beschwerde selbst gegessen, ist gleichfalls ein weißer, zerreiblicher Speckstein. Alle diese Fälle gehören der heißen Zone an: überblickt man sie, so muß es auffallen, daß ein Trieb, von dem man glauben sollte, die Natur werde ihn nur den Bewohnern der unfruchtbarsten Landstriche eingepflanzt haben, bei verwilderten, trägen Völkern vorkommt, die gerade die herrlichsten, fruchtbarsten Länder der Erde bewohnen. In Popayan und mehreren Gebirgs-strichen von Peru sahen wir auf offenem Markte an die Eingeborenen unter andern Waaren auch sehr fein gepulverten Kalk verkaufen. Man mengt dieses Pulver mit Coca, das heißt mit den Blättern Nr^tkrox^Iou peiuvianum. Ve-tanntlich nehmen die indianischen Votenläufer mehrere Tage lang teine andere Nahrung zu sich als Kalk und Coca: beide befördern die Absonderung des Speichels und des Magensaftes; sie benehmen die Eßlust, ohne dem Körper Nahrungsstoff zuzuführen. Anderswo in Südamerika, am Nio de la Hacha, verschlucken die Guajiros nur den Kalk ohne Zusatz von Pflanzenstoss. Sie führen beständig eine kleine Büchse mit Kalt bei sich, wie wir die Tabaksdose und die Asiaten die Betel-büchse. Diese amerikanische Sitte war schon den ersten spanischen Seefahrern auffallend erschienen. Der Kalk schwärzt die Zähne, und im ostindischen Archipel, wie bei manchen amerikanischen Horden, gelten schwarze Zähne für schön. Im kalten Landstrich des Königreichs Quito essen in Tigua die Eingeborenen täglich aus Leckerei und ohne Beschwerde einen fehr feinen, mit Quarzsand vermengten Thon. Dieser Thon macht das Wasser, in dem er suspendirt ist, milchigt. Man sieht in 110 ihren Hütten große Gefäße mit diesem Wasser, das als Getränke dient und bei den Indianern n^ua oder I^oke äe Llanka (Thonmilch) heißt. Ueber» man alle diese Fälle, so ze'gt sich, daß dieser abnorme Trieb zum Genuß der Thonerde, Talkerde und Kalk am häusigsten bei Bewohnern der heißen Zone vorkommt, daß er nicht immer Krankheit zur Folge hat. und daß manche Stämme Erde aus Leckerei essen., während andere (die Oto-maken in Amerika und die Neu-Caledonier m de, Südsee) sie aus Noth verzehren, um den Hunger zu beschwichtigen. Aus sehr vielen physiologischen Erscheinungen geht hervor, daß der Hunger augenblicklich gestillt werden kann, ohne daß d.e Substanzen, die man der Wirkung der Verdauungsorgane unterwirft, eigentlich nahrhaft sind. Der Letten der Otomaken, der aus Thonerde und Kieselerde besteht, enthält wahrscheinlich nichts oder so gut wie nichts, was zur Bildung der Organe des Menschen beiträgt. Kalkerde und Talkerde sind enthalten in den Knochen, in der Lymphe des Vrustgangs, un Farbstoff des Bluts und in dcn weißen Haaren; Kieselerde m sehr kleiner Menge in den schwarzen Haaren und, nach Vauquelin, Thonerde nur in ein paar Atomen in den Knochen, obgleich sie in vielen Pflanzenstoffen, die uns als Nahrung dienen, in Menge vorkommt. Es ist beim Menschen nicht wie bei belebten Wesen auf niedrigerer Organisationsstufe. Bei jenem werden nur die Stoffe assimilirt, aus denen die Knochen, die Muskeln, das Nervenmark und das Gehirn wesentlich zusammengesetzt sind; die Gewächse dagegen saugen aus dem Boden die Salze auf, die sich zufällig darin vorfinden, und die Beschaffenheit ihres Ill Fasergewebcs richtet sich nach dem Wesen der Erdalten, die an ihrem Standort die vorherrschenden sind. Es ist ein Punkt, der zur eifrigsten Forschung auffordert und der auch mich schon lange beschäftigt hat, daß so wenige einfache Stosse (Erden und Metalle) in den Geweben der belebten Wesen enthalten sind, und daß nur sie geeignet scheinen, den chemischen Lebensproceß, wcnn man so sagen darf, zu unterhalten. Das Gefühl des Hungers und das unbestimmte Schwäche-gefühl in Folge von Nahrungsmangel und andern pathologischen Ursachen sind nicht zu verwechseln. Das Gefühl des Hungers hört auf, lange bevor die Verdauung vorüber oder der Chymus in Chylus verwandelt ist. Es hört auf entweder weil die Nahrungsstosse auf die Magenwände tonisch wirken, oder weil der Verdauungsapparat mit Stoffen gefüllt ist, welche die Schleimhäute zu reichlicher Absonderung des Magensaftes reizen. Diesem tonischen Eindruck auf die Magrnnerven kann man die rafche heilsame Wirkung der sogenannten nährenden Arzneimittel zuschreiben, der Chocolate und aller Stoffe, die gelinde reizen und zugleich nähren. Für sich allein gebraucht ist ein Nahrungsstofs (Stürkmchl, Gummi oder Zucker) zur Assimilation und zum Ersatz der Verluste, welche der menschliche Körper erlitten, weniger geeignet, weil es dabei an einem Nervenreiz fehlt. Das Opium, das nicht nährt, wird in Asien mit Erfolg bei großer Hungcrsnoth gebraucht: es wirkt als tonisches Mittel. Ist aber der Stoss, der den Magen füllt, weder als ein Nahrungsmittel, das heißt als afsimilirbar, noch als ein tonischer Nervenreiz zu betrachten, so rührt die Beschwichtigung des Hungers wahrscheinlich von der reichlichen 112 Absonderung des Magensaftes her. Wir berühren hier ein Gebiet der Physiologie, auf dem noch manches dunkel ist. Der Hunger wird beschwichtigt, das unangenehme Gefühl der Leere hört auf, so bald der Magen angefüllt ist. Man sagt, der Magen müsse Ballast haben; in allen Sprachen gibt es figürliche Ausdrücke für die Vorstellung, daft cine mechanische Ausdehnung des Magens ein angenehmes Gefühl verursacht. Zum Theil noch in ganz neuen physiologischen Werken ist von der schmerzhaften Zusammenziehung des Magens im Hunger, von der Reibung der Magenwände an einander, von der Wirkung des sauren Magensaftes auf das Gewebe der Verdauungsorgane die Nede. Bicha.ts Beobachtungen, besonders aber Magendies interessante Versuche widersprechen diesen ver. alteten Vorstellungen. Nach 24-, 48-, sogar 60stündiger Ent. ziehung aller Nahrungsmittel beobachtet man noch keine Zu. sammenziehung des Magens; erst am vietten und fünften Tag scheinen die Dimensionen des Organs etwas abzunehmen. Je länger die Nahrungsentziehung dauert, desto mehr vermindert sich der Magensaft. Derselbe häuft sich keineswegs an, er wird vielmehr wahrscheinlich wie ein Nahrungsmittel verdaut. Läßt man Katzen oder Hunde einen unverdaulichen Körper, zum Beispiel einen Kiesel, schlucken, so wird in die Magenhöhle in Menge eine schlcimigte, saure Flüssigkeit ausgesondert, die nach ihrer Zusammensetzung dem menschlichen Magensafte nahe steht. Nach diesen Thatsachen scheint es mir wahrscheinlich, daß, wenn der Mangel an Nahrungöstoff dio Otomakcn und die Neu-Calcdonier antreibt, einen Theil des Jahres hindurch Thon und Speckstein zu verschlingen, diese Erden im Verdauungsapparat dieser 113 Menschen eine vermehrte Absonderung der eigenthümlichen Säfte des Magens und der Bauchspeicheldrüse zur Folge haben. Meine Beobachtungen am Orinoco wurden in neuester Zeit durch direkte Versuche zweier ausgezeichneter junger Physiologen, Hip-Polyt Cloquet und Breschet, bestätigt. Sie ließen sich hungrig werden und aßen dann fünf Unzen eines grünlich silberfarbigen, blättrigen, sehr biegsamen Talks, und eine Nahrung, an welche ihre Organe so gar nicht gewöhnt waren, verursachte ihnen keine Beschwerde. Bekanntlich werden im Orient Bolus und Siegelerde von Lemnos, die Thon mit Eisenord sind, noch jetzt stark gebraucht. In Deutschland streichen die Arbeiter in den Eandsteinbrüchen am Kiffhüuser, statt der Butter, einen sehr feinen Thon, den sie Stein butter^ nennen, auf ihr Brod. Derselbe gilt bei ihnen für sehr sättigend und leicht verdaulich. Wenn einmal in Folge der Aenderungen, welche der Verfassung der spanischen Colonien bevorstehen, die Missionen am Orinoco häufiger von unterrichteten Reisenden besucht werden, so wird man genau ermitteln, wieviele Tage die Otomaten leben können, ohne neben der Erde wirklichen thierischen oder vegetabilischen Nahrungsstoff zu sich zu nehmen. Es ist eine bedeutende Menge Magensaft und Saft der Bauchspeicheldrüse erforderlich, um eine folche Masse Thon zu verdauen oder vielmehr einzuhüllen und mit dem Koth auszutreiben. Daß die Absonderung dieser Säfte, welche bestimmt sind, sich mit dem Chymus zu verbinden, durch den Thon im Magen und im ' Diese Steinbutter ist nicht zu verwechseln mit der Verg« butter, einer salzigten Substanz, die aus der Zersetzung de« Alaun« schiefer« entsteht. Humboldt. Rtis«. VI. " 3 N4 Darm gesteigert wird, ist leicht zu begreifen: wie kommt es aber, daß eine so reichliche Secretion, die dem Körper keineswegs neue Bestandtheile zuführt, sondern nur Bestandtheile, die auf andern Wegen bereits da sind, anderswohin schafft, auf die Länge kein Gefühl der Erschöpfung zur Folge hat? Die vollkommene Gesundheit, deren die Otomaken genießen, so lange sie sich wenig Bewegung machen und sich auf so unge« wohnliche Weise nähren, ist eine schwer zu erklärende Er, scheinung. Man kann sie nur einer durch lange Geschlechts« folge erworbenen Gewöhnung zuschreiben. Der Verdauungs-apparat ist sehr verschieden gebaut, je nachdem die Thiere ausschließlich von Fleisch oder von Pstanzenstoff leben -. wahrscheinlich ist auch der Magensaft verschieden, je nachdem er thierische oder vegetabilische Substanzen zu verdauen hat, und doch bringt man es allmählig dahin, daß Pflanzenfresser und Fleisch, fresser ihre Kost vertauschen, daß jene Fleisch, diese Körner fressen. Der Mensch kann sich daran gewöhnen, ungemein wenig Nahrung zu sich zu nehmen, und zwar ohne Schmerzgefühl, wenn er tonische oder reizende Mittel anwendet (verschiedene Arzneimittel, kleine Mengen Opium, Betel, Tabak, Cocablätter), oder wenn er von Zeit zu Zeit den Magen mit erdigen, geschmacklosen, für sich nicht nährenden Stoffen anfüllt. Gleich dem wilden Menschen verschlucken auch manche Thiere im Winter aus Hunger Thon oder zerreiblichen Speckstein, namentlich die Wölfe im nordöstlichen Europa, die Rennthiere, und, nach Patrins Beobachtung, die Rehe in Sibirien. Am Ienisei und Amur brauchen die russischen Jäger einen Thon, den sie Felsbutter nennen, als Köder. Die Thiere wittern den 115 Thon von weitem; sie riechen ihn gerne, wie die Weiber in Spanien und Portugal den Bucaros-Thon, ^ die sogenannten wohlriechenden Erden (tierras Oloroso). Brown erzählt in seiner Geschichte von Jamaica, die Krokodile in Südamerika verschlingen kleine Steine oder Stücke sehr harten Holzes, wenn die Seen, in denen sie leben, ausgetrocknet sind oder sie sonst keine Nahrung finden. Im Magen eines eilf Fuß langen Krokodils, das Bonpland und ich in Batallez am Magdalenenstrom zergliederten, fanden wir halbverdaute Fische und runde, diei bis vier Zoll starte Granitstücke. Es ist nicht anzunehmen, daß die Krokodile diese Steine zufällig verschlucken, denn wenn sie die Fische unten im Strome packen, ruht ihre untere Kinnlade nicht auf dem Boden. Die Indianer haben die abgeschmackte Idee ausgeheckt, diese trügen Thiere machen sich gerne schwerer, um leichter zu tauchen. Ich glaube vielmehr, sie nehmen große Kiesel in den Magen auf, um dadurch eine reichliche Absonderung des Magensaftes herbeizuführen. Ma-gendies Versuche sprechen für diese Auffassung. Was die Gewohnheit der körnerfressenden Vögel, namentlich der Hühner« artigen und der Strauße betrifft, Sand und kleine Steine zu verschlucken, so hat man sie bisher dem inftinktmüßigen Trieb der Thiere zugeschrieben, die Zerreibung der Nahrung in ihrem dicken Muskelmagen zu beschleunigen. ' Luc«lu, v»8 Lclile oäusilerum. Man trinkt gerne aus diese« Gefäßen wegen des Geruchs de« Thons. Die Weiber in der Provinz Alemlejo gewöhnen sich an. die Vucaroerde zu laue», und sie empfinden es ali eine große Entbehrung, wenn sie diese« abnorme Gelüst« nicht befriedigen können. 116 Wir haben oben gesehen, daß Negerstämme am Gambia Thon llnter ihren Reis mischen; vielleicht hatten früher manche Familien der Otomaten den Brauch, Mais und andere mehligte Samen in ihrer Poya „faulen" zu lassen, um Erde und stärkemehlhaltigen Stoss zugleich zu genießen: vielleicht ist es eine unklare Beschreibung einer solchen Zubereitung, wenn Pater Gumilla im ersten Band seines Werkes behauptet, „die Guamos und Otomacos nähren sich nur deßhalb von Eide, weil dieselbe mit8ud8<.2noi» 6sl m»i2 und Kaimanfett getränkt sey." Ich habe schon oben erwähnt, daß weder der gegenwärtige Missionär in Uriana, noch Fray Juan Gonzales, der lange in diesen Ländern gelebt, von dieser Vermengung thierischen und vegetabilischen Stoffes mit der Poya etwas wissen. Vielleicht hat Pater Gumilla die Zubereitung der Erde, welche die Eingeborenen essen, mit einem andern Brauche derselben verwechselt (von dem sich Vonpland an Ort und Stelle überzeugte), nämlich die Bohnen einer Mimosenart in den Boden zu graben, dieselben sich zersetzen zu lassen und ein weißes, schmackhaftes, aber schwer verdauliches Brod daraus zu bereiten. Die Poyakugeln, die wir dem Wintervorrath der Indianer entnommen, enthielten, ich wiederhole es, keine Spur von thierischem Fett oder von Stärkmehl. Gumilla ist einer der leichtgläubigsten Reisenden, die wir kennen, und so sieht man sich fast versucht, an Umstände zu glauben, die er meint läugnen zu müssen. Zum Glück nimmt der Jesuit im zweiten Band seines Werkes großentheils wieder zurück, was er im ersten behauptet: er zweifelt jetzt nicht daran, „daß das Brod der Otomacos und Guamos wenigstens (a Io ni6no8) zur Hälfte 117 Thon enthält,- er versichert, Kinder und Erwachsene essen, ohne Schaden für die Gesundheit, nicht nur dieses Vrod, sondern auch große Massen reinen Thon (muokos wrrons« 6« pur» grßtig.)." Er sagt weiter, wer davon den Magen beschwert fühle, führe ein paar Tage mit Krokodilfett ab, und dieses Fett bringe ihnen die Eßlust wieder, so daß sie von neuem bloße Erde essen können. Ich bezweifle, daß die Nauteoa 6? Onimnn ein Abführmittel ist, da sie aber sehr flüssig ist, so mag sie die Erde, die nicht mit dem Koth weggeschasst worden ist, einhüllen helfen. So viel ist gewiß, daß die Guamos wenn nicht das Fett, so doch das Fleisch des Krokodils, das uns weiß und ohne Bisamgeruch schien, sehr gerne essen. In Sennaar ist dasselbe, nach Burckhardt, gleichfalls gesucht und wird auf dem Markt verkauft. Ich kann hier Fragen nicht unberührt lassen, die in mehreren Abhandlungen, zu denen meine Reise auf dem Orinoco Anlaß gegeben, besprochen worden sind. Leschenault wirft die Frage auf, ob nicht der Gebrauch des Ampo (des javanischen Thons) dadurch gute Dienste leisten könnte, daß er augenblicklich den Hunger beschwichtigt, wenn man keine Nahrungsmittel hat oder zu ungesunden, schädlichen, wenn auch organischen Substanzen greifen müßte. Ich glaube, bei Versuchen über die Folgen langer Entziehung der Nahrung würde sich zeigen, daß ein Thier, das man (nach der Art der Otomaken) Thon verschlucken ließe, weniger zu leiden Hütte als ein anderes, in dessen Magen man gar keine Nahrung brächte. Ein italienischer Physiolog hebt hervor, wie wenig phosphorsaure Kalt- und Vitter-erde, Kieselerde, Schwefel, Natron, Fluor, Eifen und Mangan, 118 und dagegen wie viel Kohlensäure, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff in den festen und flüssigen Theilen des menschlichen Körpers enthalten sey, und fragt, ob die Athmung nicht als ein fortwährender Ernährungsakt zu betrachten sey, während der Verdauungsapparat mit Lehm gefüllt ist? Die chemische Analyse der eingeathmeten und der ausgeathmeten Luft spricht nicht für diese Annahme. Der Verlust einer sehr kleinen Menge Stickstoff ist schwer zu ermitteln, und es ist anzunehmen, daß sich die Funktion des Athmens im Allgemeinen darauf beschränkt, Kohlenstoff und Wasserstoff dem Körper zu entziehen. Ein befeuchtetes Gemische von phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk kann nicht nährend seyn, wie gleichfalls stickstofflose aber dem organischen Reich angehörende Substanzen (Zucker, Gummi, Stärkmehl). Unsere Verdauungsapparate sind gleich, sam galvanische Säulen, die nicht alle Substanzen zerlegen. Die Assimilation hört auf, nicht allein weil die Stoffe, die in den Magen gelangen, keine Elemente enthalten, die mit denen, aus welchen der menschliche Körper besteht, übereinkommen, sondern auch weil die Verdauung (die chemische Zersetzung) nicht alle Verbindungen ohne Unterschied in ihren Bereich zieht. Beschäftigt man sich übrigens mit solchen allgemeinen Physiologischen Problemen, so fragt man sich unwillkürlich, wie es mit der Gesellschaft, oder vielmehr mit dem Menschengeschlecht stände, wenn der Mensch keine Produkte der Organisation und der Lebenskraft als Nahrungsmittel nöthig hätte. Keine Gewöhnung kann die Art und Weise der Ernährung wesentlich abändern. Wir werden niemals Erde verdauen und assimiliren lernen; 119 feit aber Gay-Lussacs und Thenards wichtige Forschungen uns belehrt haben, daß das härteste Holz und das Stärlmchl sich nur dadurch unterscheiden, daß die Verhältnisse zwischen Sauerstoss, Wasserstoss und Kohlenstoff dort und hier ein klein wenig anders sind, wie sollte man da bestreiten, daß es der Chemie noch gelingen könnte, jene ungeheuren vegetabilischen Massen, jene Gewebe verhärteter Fasern, aus denen die Stämme unserer Waldbäume bestehen, in Nahrungsstoss zu verwandeln? Von Belang könnte eine solche Entdeckung nur werden, wenn das Verfahren einfach und nicht kostspielig wäre; unter dieser, allerdings keineswegs wahrscheinlichen Voraussetzung müßten aber dadurch in der ganzen Verfassung des Gesellschaftskörpers, im Taglohn, in der Vertheilung der Bevölkerung über die Erdoberfläche die größten Veränderungen eintreten. Einerseits würde der Mensch damit unabhängiger, andererseits wäre die noth< wendige Folge, daß die Bande der Gesellschaft sich lösten und die Grundlagen des Gewerbsteihes in der Cultur untergraben würden. Das kleine Dorf Uruana ist schwerer zu regieren als die meisten andern Missionen. Die Otomaken sind ein unruhiges, lärmendes, in seinen Leidenschaften ungezügeltes Volk. Nicht nur sind sie dem Genuß der gegohrenen Getränke aus Manioc und Mais und des Palmweins im Uebermaß ergeben, sie versetzen sich auch noch in einen eigenthümlichen Zustand von Rausch, man könnte fast sagen von Wahnsinn, durch den Gebrauch des Niopo-Pulvers. i Sie sammeln die langen Schoten einer ' Maypurisch Nupa; die Missionäre sagen Nopö. 120 Mimosenart, die wir unter dem Namen H.oa«m Aiopo bekannt gemacht haben; sie reißen sie in Stücke: feuchten sie an und lassen sie gühren. Wenn die durchweichten Samen an» sangen schwarz zu werben, kneten sie dieselben wie einen Teig, mengen Maniocmehl und Kalk, der aus der Muschel einer Ampullaria gebrannt wird, darunter und setzen die Masse auf einen Rost von hartem Holz einem starken Feuer aus. Der erhärtete Teig bildet kleine Kuchen. Will man sich derselben bedienen, so werden sie zu feinem Pulver zerrieben und dieses auf einen fünf bis sechs Zoll breiten Teller gestreut. Der Otomake hält den Teller, der einen Stiel hat, in der rechten Hand und zieht das Niopo durch einen gabelförmigen Vogelknochen, dessen zwei Enden in die Naslöcher gesteckt sind, in die Nase. Der Knochen, ohne den der Otomake diese Art Schnupftabak nicht nehmen zu können meinte, ist sieben Zoll lang und es schien mir der Fußwurzeltnochen eines großen Stelzenläufers zu seyn. Ich habe das Niopo sammt dem ganzen seltsamen Apparat Fourcroy in Paris Übermacht. Das Niopo ist so reizend, daß ganz wenig davon heftiges Niesen verursacht, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Pater Gumilla sagt, „dieses Teufelspulver der Otomaken, das von einem baumartigen Tabak komme, berausche sie durch die Naslöcher (emboraok» par Ills N8,rio68), raube ihnen auf einige Stunden die Vernunft und mache sie im Gefechte rasend." Die Samen, Säfte und Wurzeln der Familie der Schotengewächse haben auffallend verschiedene chemische und arzneiliche Eigenschaften; wenn aber auch der Saft der Frucht der Wmasa nicoticn stark adstringirend ist, so ist doch nicht wohl zu glauben, daß 12l die Schote dcr H.oaom Aiopo dem Tabak der Olomakcn zunächst seine reizende Eigenschaft verleiht. Dieselbe rührt vielmehr vom frischgebrannten Kalk her. Wir haben oben geschm, daß die Bergbewohner in den Anden von Popayan und die Guajiros, die zwischen dem See Maracaybo und dem Rio la Hacha umherziehen, auch Kalk verschlucken, und zwar als Reizmittel, um die Absonderung des Speichels und des Magen-.saftes zu befördern. Dadurch, daß die umständliche Vorrichtung, deren sick die Otomaken zum Aufziehen des Niopopulvers bedienen, durch mich nach Europa kam, wurden die Gelehrten auf einen ähnlichen Brauch aufmerksam gemacht, den La Condamine am obern Maragnon beobachtet hat. Die Omaguas, deren Name durch ihre Züge zur Entdeckung des Dorado vielberufen ist, haben denselben Teller, dieselben hohlen Vogelknochen, durch die sie ihr Curupapulvcr in die Nase ziehen. Der Samen, von dem dieses Pulver kommt, ist ohne Zweifel auch eine Mimose; denn die Otomaken nennen, dem Pater Gili zufolge, noch jetzt, 260 Meilen vom Amazonenstrom, die ^oaoia Niopo Curupa. Seit meinen neuerlichen geographischen Untersuchungen über den Schauplatz der Thaten Philipps von Hütten und über die wahre Lage der Provinz Papamene' oder der Omaguas hat die Vermuthung einer früheren Verbindung zwischen den Otomaken am Orinoco und den Umaguas am Amazonenstrom an Bedeutung und Wahrscheinlichkeit gewonnen. Erstere kamen vom Rio Meta, vielleicht aus dem Lande zwischen diesem Fluß ' S. Band V. Ecitt l<5. 122 und dem Guaviare; letztere wollen selbst in großer Anzahl über den Rio Iapura, vom östlichen Abhang der Anden von Neu. Grenada her, an den Maragnon gekommen seyn. Nun scheint aber das Land der Omaguas, das die Abenteurer von Coro und Tocuyo vergeblich zu erobern suchten, gerade zwischen dem Guayavero, der in den Guaviare fallt, und dem Caqueta zu liegen, der weiter unten Iapura heißt. Allerdings besteht ein auffallender Gegensatz zwischen der jetzigen VersunkenheU der, Otomaken und der früheren Civilisation der Omaguas: vielleicht waren aber nicht alle Unterabtheilungen dieser Nation m der Cultur gleich vorgeschritten, und an völlig versinken können, ist die Geschichte unsercs Geschlech s leider nur zu reich. Zwischen Otomaken und Omaguas laht sich noch eine weitere Uebereinstimmung bemerkl.ch machen. Beide sind unter den Völkerschaften am Orinoco und am Ama-.onenstrom deßhalb berufen, weil sie vom Cautschuc oder der verdickten Milch der Euphorbiaceen und Urticeen so ausgedehnten Gebrauch machen. . . Der eigentliche trautartige Tabaks denn die Missionare nennen das Niopo oder Curuva „Vaumtabak," wird sett unvordenklicher Zeit von allen eingeborenen Völkern am Orinoco ' Da« Wort Tabak (wbücco) gehört, wie die Worte Savane, Mai«. Eazike. Maguey (Agave) und Manati (Seekuh), ^cr a'ten Drache von Haiti oder St. Domingo t au« bt'efcr Stelle, ba§ man durch die Nase rauchte, während man am Hofe Montezumas in der einen Hand die Pfeife hatte mcd mit der andern die Nase zuhielt, um den Rauch leichter schlucken zu können. 125' Wenn sich die Otomaken in Uruana durch den Genuß des Niopo (ihres Baumtabaks) und gegohrener Getränke in einen Zustand von Trunkenheit versetzt haben, der mehrere Tage dauert, so bringen sie einander um, ohne sich mit Waffen zu schlagen. Die bösartigsten vergiften sich den Daumennagel mit Curare, und nach der Aussage der Missionäre kann der geringste Ritz mit diesem vergifteten Nagel töotlich werden, wenn das Curare sehr start ist und unmittelbar in die Vlutmasse gelangt. Begehen die Indianer bei Nacht in Folge eines Zanks einen Todtschlag, so werfen sie den Leichnam in den Fluß, weil sie fürchten, es möchten Spuren der erlittenen Gewalt an ihm zu bemerken seyn. „So oft ich," äußerte Pater Bueno gegen uns, „die Weiber an einer andern Stelle des Ufers als gewöhnlich Wasser schöpfen sehe, vermuthe ich, daß ein Mord in meiner Mission begangen worden." Wir fanden in Uruana in den Hütten der Indianer denselben vegetabilischen Stoss (^esoa äs kormiZäs, Ameisenzunder), den wir bei den großen Katarakten hatten kennen lernen und den man zum Blutstillen braucht. Dieser Zunder, der weniger uneigentlich Ameisennester hieße, ist in einem Land, dessen Bewohner nichts weniger als friedfertig sind, sehr gesucht. Cine neue schön smaragdgrüne Art Ameisen (^ormiea Lpinioolliä) sammelt auf den Blättern einer Melastomenart zu ihrem Nest einen baumwollenartigen, gelbbraunen, sehr zart anzufühlenden Flaum. Ich glaube, daß der „Yesca oder Ameisenzunder" vom obern Orinoco (das Thier kommt, wie versichert wird, nur südlich von Apures vor) einmal ein Handelsartikel werden kann. Der Stoss ist weit vorzüglicher als die „Ameisennester" 126 von Cayenne, die man in Europa in den Hospitälern verwendet die aber schwer zu bekommen sind. Ungern schieden wir (am 7. Juni) vom Pater Ramon Bueno. Unter den zehn Missionären, die wir auf dem ungeheuren Gebiete von Guyana kennen gelernt, schien mir nur er auf alle Verhältnisse der eingeborenen Völkerschaften zu achten. Er hoffte in Kurzem nach Madrid zurückkehren und das Ergebniß seiner Untersuchungen über die Bilder und Züqe auf den Felsen bei Uruana bekannt machen zu können. In den Ländern, die wir eben bereist, zwischen dem Vwa Arauca und Apure, fand man bei den ersten Entdeckungszügen an den Orinoco, z. B. bei dem des Alonzo de Herrera im Jahr 1535, stumme Hunde, von den Eingeborenen Maios und Auries genannt. Dieser Umstand ist in mehr als Einer Beziehung interessant. Was auch Pater Gili sagen mag, es unterliegt keinem Zweifel, daß der Hund in Südamerika einheimisch ist. Die verschiedenen indianischen Sprachen haben Namen fük das Thier, die nicht wohl von europäischen Sprachen herkommen können. Das Wort Auri, das Alonzo de Herrera vor dreihundert Jahren nannte, kommt noch jetzt im Maypu-rischen vor. Die Hunde, welche wir am Orinoco gesehen, möqen von denen abstammen, welche die Spanier an die Küsten von Caracas gebracht; aber nichts desto weniger steht fest, daß «Z vor der Eroberung in Peru, Neu-Grenada und Guyana eine unsern Schäferhunden ähnliche Hunderace gab. Der Allco der Gingeborenen in Peru, und fast alle Hunde, die wir in den wildesten Strichen von Südamerika angetroffen, bellen häusig: die ältesten Geschichtschreiber sprechen aber alle von 127 stummen Hunden (pei-ros mu6c)8). Es gibt noch dergleichen in Canada, und, was mir sehr zu beachten scheint, die stumme Spielart wurde in Mexico und am Orinoco vorzugsweise gegessen. Ein sehr unterrichteter Reisende, Giesecke, der sechs Jahre in Grönland gelebt hat, versicherte mich, die Hunde der Eskimos, die beständig in freier Luft sind und sich Winters in den Schnee graben, bellen auch nicht, sondern heulen wie die Wölfe. ^ Gegenwärtig ist der Gebrauch, Hundefleisch zu essen, am Orinoco ganz unbekannt: da aber diese Sitte im östlichen Asien ganz allgemein ist, scheint mir der Beweis, daß dieselbe früher in den heißen Strichen von Guyana und auf der Hochebene von Mexiko zu Hause war, von großem Belang für die Völkergeschichte. Ich bemerke auch, daß auf den Grenzen der Provinz Durango, am nördlichen Ende von Neuspanien, die Cu° manches-Indianer noch jctzt große Hunde, die sie auf ihren Zügen begleiten, mit ihren Zelten aus Büffelfellen beladen. Bekanntlich dient auch am Stlavcnsce und in Sibirien der Hund gewöhnlich als Last- und Zugthier. Ich hebe solche Züge von Uebereinstimmung in den Sitten der Völker absichtlich hervor; sie erhalten einiges Gewicht, wenn sie nicht für sich allein dastehen, und Achnlichkeiten im Sprachbau, in der ' Sie hocken im Kreise umher; zuerst heult einer allein und dann fallen die andeiu im selben Tone eiu. Gerade so heule» die Nudel' von Alouatos, unter denen die Indianer den „Vorsänger" heraue-tcnuen (ugl. Vand V. Seite t5N). In Mexiko wurde der stumme Hund (Techichi) velschnitten, damit er fett werde, und dieß mußte zur Veränderung des Stimmorgans des Hundes beitragen. 128 Zeitrechnung, im Glauben und den gottesdienstlichen Gebräuchen dazu kommen. Wir übernachteten auf der Insel Cucuruparu, auch LiavH 66 I«, ^lorwAg, genannt, weil die Indianer von Uruana dort Schildkröteneier holen. Es ist dieß einer der Punkte am Orinoco, deren Vreite am genauesten bestimmt ist. Das Glück wollte, daß ich drei Durchgänge von Sternen durch den Meridian beobachten konnte. Ostwärts von der Insel ist die Mündung des Cano de la Tortuga, der von den Bergen der Cer-batana herunter kommt, an denen beständig Gewitterwolken bangen. Am südlichen Ufer dieses Cano liegt die fast ganz eingegangene Mission San Miguel de la Tortuga. Die Indianer versicherten uns, in der Nähe dieser kleinen Mission gebe es eine Menge Fischottern mit sehr feinem Pelz, welche bei den Spaniern perritos äs ^ua, Wafserhunde heißen, und, was merkwürdiger ist, Eidechsen (wzarto») mit zwei Füßen. Dieser ganze Landstrich zwischen dem Rio Cuchivero und der Stromenge am Varaguan sollte einmal von einem quten Zoologen besucht werden. Der Lagarto ohne Hinterbeine ist vielleicht eine Art Siren, abweichend vom 8iren la-okrting, in Carolina. Wäre es ein Saurier, ein eigentlicher Bimane" ((Hirotes, Cuuier), so hätten die Eingeborenen das Thier nicht mit einer Eidechse verglichen. Außer den Arau-Schildlröten, von denen ich oben ausführlich gesprochen, i leben am Orinoco zwischen Uruana und Encaramada auch Landschildkröten, die sogenannten Morocoi, in zahlloser Menge. ' S. Vand IV. Seite l34. 129 In der großen Sonnenhitze und Trockenheit stecken diese Thiere, ohne zu fressen, unter Steinen oder in Löchern, die sie gegraben. Erst wenn sie nach den ersten Regen spüren, daß die Erde feucht wird, kommen sie aus ihrem Versteck hervor und fangen wieder an zu fressen. Die Terekays oder Tajelus, Süßwasserschildkröten, haben dieselbe Lebensweise. Ich habe schon oben vom Sommerschlaf mancher Thiere unter den Tropen gesprochen. ^ Die Eingeborenen kenncn die Löcher, in denen die Schildkröten im ausgetrockneten Boden schlafen, und graben sie 15—18 Zoll tief in Mcnge auf einmal aus. Nach Pater Gili, der solches mit angesehen, ist dieß nicht gefahrlos, weil sich im Sommer häufig Schlangen mit den Te-relays eingraben. Von der Insel Cucuruparu hatten wir bis zur Hauptstadt von Guyana, gemeiniglich Angostura genannt, noch neun Tage zu fahren; es sind nicht ganz 95 Meilen. Wir brachten die Nacht selten am Lande zu; aber die Plage der Moskitos nahm merklich ab, je weiter wir hinab kamen. Am 8. Juni gingen wir bei einem Hofe (Haw äe 82» üataei M lüapuokiuo), dem Einfluß des Rio Afture gegenüber, ans Land. Ich konnte gute Breiten- und Längenbeobachtungen machen. Ich hatte vor zwei Monaten auf dem andern Ufer Stundenwinkel aufgenommen, und diese Bestimmungen waren jetzt von Werth, um den Gang meines Chronometers zu con« troliren und die Beobachtungsorte am Orinoco mit denen an der Küste von Venezuela in Verbindung zu bringen. Die Lage ' T. Vand lV. Seite 6U. 1s Apure und Angostura, sind eben so elend. Ich habe oben erwähnt, daß cs bei den Präsidenten der Missionen und den Statthaltern der Provinzen Brauch war, wenn eben der Grund zu einer Kirche gelegt wurde, in Madrid für den Ort das Privilegium als Villa rder Ciudad nachzusuchen. Man wollte damit das Ministerium glauben machen, daß Bevölkerung und Wohlstand in den Colonien in rascher Zunahme begriffen seyen. Bei Caycara, am „Cerro del Tirano," sieht man Bilder von Sonne und Mond, wovon oben die Rede war, eingehauen. „Das ist ein Werk der Alten" (das heißt unserer Väter), sagen die Eingeborenen. Man versichert, auf einem Fels weiter vom Ufer ab, Tecomo genannt, stehen die symbolischen Figuren hundert Fuß hoch. Die Indianer kannten früher einen Landweg von Caycara nach Demerary und Esseauebo. Sind etwa die Völker, welche die vom Reisenden Hortsmann beschriebenen Bilder eingehauen, auf diesem Wege an den See Amucu gekommen N Caycara gegenüber, am nördlichen Ufer des Orinoco, liegt die Misson Cabruta, die als vorgeschobener Posten gegen ' S. Band V. Seite 4«. 67. 133 die Caraiben im Jahr 1740 vom Jesuiten Rotella angelegt wurde. Schon seit mehreren Jahrhunderten hatten die Indianer an diesem Fleck ein Dorf Namens Cabritu. Als der kleine Ort eine christliche Niederlassung wurde, glaubte man, derselbe liege unter dem 5. Grad der Breite, also um 2° 40' weiter nach Süd, als ich durch direkte Beobachtungen in San Rafael und an der Mündung des Rio Apure gefunden. Man hatte damals keinen Begriff davon, welche Richtung ein Landweg nach Nueva Valencia und Caracas haben müßte, von welchen Orten man sich unendlich weit entfernt dachte. Ein Weib ist zu allererst von Villa de San Juan Vaptista del Pao über die Llanos nach Cabruta gegangen. Pater Gili erzählt, Donna Maria Bargas habe mit solcher Leidenschaft an den Jesuiten gehangen, daß sie es unternahm, auf eigene Hand einen Weg in die Missionen zu suchen. Man wunderte sich nicht wenig, cus man sie in Cabruta von Norden her ankommen sah. Sie ließ sich bei den Jüngern des heiligen Ignatius nieder und starb in ihren Missionen am Orinoco. Von dieser Zeit an bevölkerte sich der südliche Strich der Llanos ziemlich start, und der Weg aus den Thälern von Aragua über Calabozo nach San Fernando de Apure und nach Cabruta ist jetzt start begangen. Am letzteren Ort hatte auch im Jahr 1754 der Befehlshaber der vielberufenen Grenzexpedition Werften angelegt und die Fahrzeuge zum Transport der Truppen an den obern Orinoco bauen lassen. Der kleine Berg nordöstlich von Cabruta ist sehr weit in den Steppen sichtbar und dient den Reisenden als Landmarke. Wir schifften uns Morgens in Caycara ein und fuhren 134 mit der Strömung des Orinoco zuerst am Einfluß des Nio Cuchivero, wohin eine alte Sage die, Aikeam-benanos oder Weiber ohne Männer l versetzt, dann a.n kleinen Dorf Alt a Gracia, nach einer spanischen Stadt so genannt vorüber. Hier in der Nähe hatte Don Jose de Ilurriaga den pueblo 66 Oiu^8.6 ke^I angelegt, der noch auf den neuesten Karten vorkommt, obgleich der Ort wegen der ungesunden Laqe seit fünfzig Jahren gar nicht mehr besteht. Unterhalb der Stelle, wo sich der Orinoco gegen Ost wendet, hat man fortwährend zur rechten Hand Wälder, zur linken die Llanos oder Steppen von Venezuela. Die Wälder, die sich am Strom hinziehen, sind indessen nicht mehr so dicht, wie am obern Orinoco. Die Bevölkerung nimmt merkbar zu, je näher man der Hauptstadt kommt; man trifft wenige Indianer mehr, dagegen Weiße, Neger und Mischlinge. Der Neger sind nicht viele und leider ist hier, wie überall, die Armuth ihrer Herren daran Schuld, daß sie nicht besser behandelt weiden und ihr Leben nicht mehr geschont wird. Ein Einwohner von Caycara, V__a war vor Kurzem zu vierjährigem Gefängniß und hundert Piastern Geldbuße verurtheilt worden, weil er in der Zornwuth eine Negerin mit den Beinen an den Schweif feines Pferdes gebunden und sie im vollen Galopp über die Savane geschleift hatte, bis sie vor Schmerz den Geist aufgab. Mit Vergnügen bemerke ich, daß die Audiencia allgemein getadelt wurde, weil sie eine fo schändliche Handlung nicht härter bestraft habe. Nur einige wenige Personen (und zwar gerade die, welche sich S. Vaud V. Seite l30. <3Z für die aufgeklärtesten und klügsten hielten) meinten, einen Weißen zu bestrafen, während die Schwarzen auf St. Domingo in offenem Aufstand begriffen seyen, erscheine nicht als staats-klug. Wenn Institutionen, die sich verhaßt gemacht haben, bedroht sind, fehlt es nie an Leuten, die zu Aufrechthaltung derselben den Rath geben, daran festzuhalten, wenn sie auch der Gerechtigkeit und der Vernunft noch so offen widersprächen. Seit ich von diesen Ländern Abschied genommen, hat der Bürgerkrieg den Sklaven die Waffen in die Hände gegeben, und nach einer schrecklichen Erfahrung haben es die Einwohner von Venezuela zu bereuen, daß sie nicht auf die Stimme Don Do-mingo Tovars und anderer hochherziger Bürger gehört, die schon im Jahr 1795 im Cabildo von Caracas sich laut gegen die weitere Einführung von Negern ausgesprochen und Mittel, ihre Lage zu verbessern, in Vorschlag gebracht haben. Nachdem wir am 10. Juni auf einer Insel mitten im Strom (ich glaube auf der, welche bei Pater Caulin Acaru heißt) die Nacht zugebracht, fuhren wir an der Mündung des Rio Caura vorüber, der neben dem Aruy und Carony der größte Nebenfluß des untern Orinoco von rechts her ist. Da ich während meines Aufenthalts in den Missionen der Francis-'kaner viel geographisches Material über den Caura sammeln konnte, habe ich eine Sftecialkarte desselben entworfen, l Alle christlichen Niederlassungen befinden sich gegenwärtig nahe an der Mündung des Flusses, und die Dörfer San Petro, Aripao, Urbani und Guaraguaraico liegen nur wenige Meilen hinter ' S. iibrr den Rio Caura Band IV. 229. Vl. 30. «9. ?7. 136 einander. Das erste ist das volkreichste und hat doch nur 250 Seelen; San Luis de Guaraguaraico ist eine Colonie freigelassener oder flüchtiger Neger vom Essequebo und verdient Aufmunterung von Seiten der Regierung. Die Versuche, die Sklaven an den Boden zu fesseln und sie als Pächter der Früchte ihrer Arbeit als Landbauer genießen zu lassen, sind höchst empfehlenswerth. Der zum großen Theil noch unberührte Boden am Rio Caura ist ungemein fruchtbar: man findet dort Weiden für mehr als 15.000 Stücke Vieh.- aber den armen Ansiedlern fehlt es gänzlich an Pferden und an Hornvieh. Mebr als sechs Siebentheile der Uferstnche am Caura liegen wüste oder sind in den Händen wilder, unabhängiger Stämme. Das Flußbett wird zweimal durch Felsen eingeengt, und an diesen Stellen sind die Raudales Mura und Para oder Paru: letzterer hat einen Trageplatz, weil die Piroguen mcht darüber hen können. Bei der Grenzexpedition war am nördlichen Katarakt dem von Mura, eine kleine Schanze angelegt worden Der Statthalter Don Manuel Centurion hatte alsbald ein paar Häusern, welche spanische (das heißt nicht indianische) Familien Weise und Mulatten, bei der Schanze gebaut, den Titel Ciudad de San Carlos gegeben. Südlich vom Katarakt Para, gerade am Einfluß des Erevato in den Caura, lag damals die Mission San Luis und von da führte ein Landweg nach der Hauptstadt Angostura. Alle dlese Cwll.sa-« n ve^uche führten zu nichts. Oberhalb des Raudals von Mura steht kein Dorf mehr, und die Eingeborenen haben so zu saaen das Land wieder zurückerobert. Indessen kann das Thal des Caura wegen seines reichen Ertrags, und wegen der 137 leichten Verbindung mit dem Rio Ventuari, dem Carony und Cuyuni, eines Tags von großer Bedeutung werden. Ich habe oben auseinandergesetzt, wie wichtig die vier Flüsse sind, die von den Gebirgen der Parime in. den Orinoco gehen. In der Nähe der Mündimg des Caura, zwischen den Dörfern San Pedro de Alcantara und San Francisco de Aripao, bildete sich im Jahr 1792 durch einen Erdfall und in Folge eines Erdbebens ein kleiner See von 400 Toisen Durchmesser. Ein Stück Wald bei Aripao senkte sich 80 bis 100 Fuß unter das Niveau des anstoßenden Bodens. Die Bäume blieben mehrere Monate grün; man glaubte sogar, manche haben noch unter Wasser Blätter getrieben. Diese Erscheinung verdient um so mehr Beachtung, da der Boden dort wahrscheinlich Granit ist. Ich bezweifle, daß die secundären Formationen der Llanos sich südwärts bis zum Thale des Caura erstrecken. Am 11. Juni landeten wir, um Sonnenhöhen aufzunehmen, am rechten Orinocoufer beim Puerto de los Frail es, drei Meilen oberhalb Ciudad de la Piedra. Der Punkt liegt unter 67« 26< 20" der Länge oder 1" 41' ostwärts vom Einfluß des Apure. Weiterhin zwischen den Villas de la Piedra und Muitaco oder Real Corona kommt dcr Torno und der Höllenschlund, zwei Punkte, die früher von den Schiffern gefürchtet wurden. Der Orinoco ändert anf einmal seine Richtung; er stießt anfangs nach Ost, dann nach Nord-Nord-West und endlich wieber nach Ost. Etwas oberhalb des Cano Maraviche, der am nördlichen Ufer hereinkommt, theilt eine sehr lange Insel den Fluß in zwei Arme. Wir fuhren 138 ohne Schwierigkeit südwärts an derselben vorbei; gegen Norden bildet eine Reihe kleiner, bei hohem Wasser halb bedeckter Felsen Wirbel und Stromschnellcn. Dieß heißt nun 80« a > nirgends stärkere Hindernisse zu überwinden, als auf der Donau zwischen Wien und Linz. Große Felsschwellen, eigentliche Wasserfälle kommen erst oberhalb des Meta. Daher bildet S. Vaiid lV. Seite 183. 495. 139 auch der obere Orinoco mit dem Cassiquiare und dem Nio Negro ein besonderes Fluhsystem, das dem industriellen Leben in Angostura und auf dem Küstenland von Caracas noch lange fremd bleiben wird. Ich konnte auf elner Insel mitten irr der Lo» lliloliiNÄ ist. Da diese Rinde von Nueua Guayana kam, so nannte man sie cnrl,«?» „der ««»carl l Iil 6 el ^n^ustui-u, «-orlex ^ l>8»8tu rue. Die Botaniker wußten so wenig, woher diese geographische Veucnnuna rührte, daß sie Anfang« Angustura und dann Augusta schrieben. 147 Katastrophe in Cumana am 4. Februar 1797 fühlte man in Angostura nichts, aber beim großen Erdbeben vom Jahr 1766, das jene Stadt gleichfalls zerstörte, wurde der Granitboden beider Orinocoufer bis zu den Katarakten von Atures und Mayvures erschüttert. Südlich von denselben spürt man zuweilen Stöße, die sich auf das Becken des obern Orinoco und des Rio Negro beschränken. Dieselben scheinen von einem vulkanischen Herd auszugehen, der von dem auf den kleinen Antillen weit abliegt. Nach den Angaben der Missionäre in Iavita und San Fernando de Atabapo waren im Jahr 1798 zwischen dem Guaviare und dem Rio Negro sehr starke Erdbeben, die nordwärts, Mayftures zu, nicht mehr gespürt wurden. Man kann nicht aufmerksam genug Alles beachten, was die Gleichzeitigkeit der Nodenschwingungen und die Unabhängigkeit derselben auf zusammenhängenden Landstrichen betrifft. Alles weist darauf hin, daß die Bewegung sich nicht an der Oberfläche fortpflanzt, sondern durch sehr tiefe Spalten, die in verschiedene Herde auslaufen. Die Umgebung der Stadt Angostura bietet wenig Abwechselung ; indessen ist die Aussicht auf den Strom, der einen un« geheuren von Südwest nach Nordost laufenden Canal darstellt, höchst großartig. Nach einem langen Streit übcr die Vertheidigung des Platzes und die Kanonenschußweite wollte die Regierung genau wissen, wie breit der Strom bei dem Punkte sey, welcher der Engpaß heißt, und wo ein Fels liegt (si kenon), der bei Hochwasser ganz bedeckt wird. Obgleich bei der Pro-vinzialregierung ein Ingenieur angestellt ist, hatte man wenige Monate vor meiner Ankunft in Angostura aus Caracas Don 148 Mathias Yturbur hergeschickt, um den Orinoco zwischen der geschleiften Schanze San Gabriel und der Redoute San Rafael messen zu lassen. Ich hörte in nicht zuverlässiger Weise, bci dieser Messung haben sich etwas über 800 vnräs okswilgnng ergeben. Der Stadtplan, welcher der großen Karte von Südamerika von la Cruz Olmedilla beigegeben ist, gibt 940 an. Ich selbst habe den Strom zweimal sehr genau trigonometrisch gemessen, einmal beim Engpaß selbst zwischen den beiden Schanzen San Gabriel und San Rafael, und dann ostwärts von Angostura auf dem großen Spaziergang (Alameda) beim NmdarLääkro clßl Fanaä«. Ich fand für den ersteren Punkt (als Minimum der Breite) 580 Toisen, für letzteren 490. Der Strom ist also hier noch immer vier bis fünfmal breiter als die Seine beim Pflanzengarten, und doch heißt diese Strecke am Orinoco eine Einschnürung, ein Engpaß. Nichts gibt einen besseren Begriff von der Wassermasse der großen Ströme Amerikas als die Dimensionen dieser sogenannten Engpässe. Der Amazonenstrom ist nach meiner Messung beim Pongo de Rentema 217 Toisen, beim Pongo dc Manseriche, nach La Condamine, 25, und beim Engpaß Pauxis 900 Toisen breit. Letzterer Engpaß ist also beinahe so breit als der Orinoco im Engpaß beim Baraguan. ^ Bei Hochwasser überschwemmt der Strom die Kais, und es kommt vor, daß Unvorsichtige in der Stadt selbst den Krokodilen zur Beute werden. Ich sehe au3 meinem Tagebnche einen Fall her, der während Bonplands Krankheit vorgekommen. ' Ich fand deusclben 889 Toisen breit. S. Vand lV. Seite «öl. 149 Ein Guayaueri«Indianer von der Inscl Margarita woNte seine Pirogue in ciner Bucht anbinden, die nicht drei Fuß tief war. Ein sehr wildes Krokodil, das immer in der Gegend herumstrich, packte ihn beim Vein und schwamm vom Ufer weg, wobei es an der Wasserfläche blicb. Das Geschrei des Indianers zog eine Menge Zuschauer herbei. Man sah, wie der Unglückliche mit unerhörter Entschlossenheit zuerst ein Messer in der Tasche seines Beinkleids suchte. Da er es nicht fand, packte er den Kopf des Krokodils und stieß ihm die Finger in die Augen. In den heißen Landstrichen Amerikas ist es Jedermann bekannt, daß dieses mit einem harten, trockenen Schuppenpanzer bedeckte fleischfressende Reptil an den wenigen weichen, nicht geschützten Körpcrtheilen, wie an den Augen, den Achselhöhlen, den Naslöchern nnd unterhalb des Unterkiefers, wo zwei Bisamdrüsen sitzen, sehr empfindlich ist. Der Guayqueri ergriff das Mittel, durch das Mungo-Parks Neger und das Mädchen in Uritucu, von denen oben die Nede war, ^ sich gerettet; aber er war nicht so glücklich wie sie, und das Krokodil machte den Nachen nicht auf, um seine Beute fahren zu lassen. Im Schmerz tauchte aber das Thier unter, ertränkte den Indianer, erfchien wieder auf der Wasserfläche und schleppte den Leichnam auf eine Insel dem Hafen gegenüber. Ich kam im Moment an Ort und Stelle, wo viele Einwohner von Angostura das schreckliche Ereignih mit angesehen hatten. Da das Krokodil vermöge des Baues seines Kehlkopfs, seines Zungenbeins und der Faltung seiner Zunge seine Beute unter ' E. Vaild IV. Seite 89. 150 Wasser wohl packen, aber nicht verschlingen kann, so verschwindet selten ein Mensch, ohne daß man ganz nahe an der Stelle, wo das Unglück geschehen, nach ein paar Stunden das Thier zum Vorschein kommen und am nächsten Ufer seine Beute verschlingen sieht. Weit mehr Menschen, als man in Europa glaubt, werden alljährlich Opfer ihrer Unvorsichtigkeit und der Gier der Reptilien. Es kommt besonders in den Dörfern vor, deren Umgegend häufig überschwemmt wird. Dieselben Krokodile halten sich lange am nämlichen Orte auf. Sie werden von Jahr zu Jahr kecker, zumal, wie die Indianer behaupten, wenn sie einmal Menschenfleisch gekostet haben. Die Thiere sind so schlau, daß sie sehr schwer zu erlegen sind. Eine Kugel dringt nicht durch ihre Haut, und der Schuß ist nur dann tödtlich, wenn er in den Rachen oder in die Achselhöhle trifft. Die Indianer, welche sich selten der Feuerwaffen bedienen, greifen das Krokodil mit Lanzen an, sobald es an starken, spitzen eisernen Haken, auf die Fleisch gesteckt ist und die mit einer Kette an einem Baumstamm befestigt sind, angebissen hat. Man geht dem Thier erst dann zu Leibe, wenn es sich lange abgemüht hat, um vom Eisen, das ihm in der obern Kinnlade steckt, loszukommen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß man es je dahin bringt, das Land von Krokodilen zu säubern, da aus einem Labyrinth zahlloser Flüsse Tag für Tag neue Schwärme vom Ostabhang der Anden über den Meta und den Apure an die Küsten von spanisch Guyana herabkommen. Mit dem Fortschritt der Cultur wird man es nur dahin bringen, daß die Thiere scheuer werden und leichter zu verscheuchen sind. Man erzählt rührende Fülle, wo afrikanische Sklaven ihr 151 Leben aufs Spiel setzten, um ihren Herren das Leben zu retten, die in den Rachen eines Krokodils gerathen waren. Vor wenigen Jahren ergriff zwischen Uritucu und der Mission äk »dgxo in den Llanos von Calabozo ein Neger auf das Geschrei seines Herrn ein langes Messer (machte,) und sprang in den Fluß. Er stach dem Thiere die Augen aus und zwang es so, seine Beute fahren zu lassen und sich unter dem Wasser zu verbergen. Der Sklave trug seinen sterbenden Herrn ans Ufer, aber alle Versuche, ihn wieder zum Leben zu bringen, blieben fruchtlos; er war ertrunken, denn seine Wunden waren nicht tief. Das Krokodil scheint, wie der Hund, beim Schwimmen die Kinnladen nicht fest zu schließen. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß die Kinder des Verstorbenen, obgleich sie sehr arm waren, dem Sklaven die Freiheit schenkten. Für die Anwohner des Orinoco und seiner Nebenflüsse sind die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, ein Gegenstand der täglichen Unterhaltung. Sie haben die Sitten des Krokodils beobachtet, wie der Torero die Sitten des Stiers. Sie wissen die Bewegungen des Thiers, seine AngrWmittel, den Grad seiner Keckheit gleichsam voraus zu berechnen. Sehen sie sich angegriffen, so greifen sie mit der Geistesgegenwart und Entschlossenheit, die den Indianern, den Zambos, überhaupt den Farbigen eigen sind, zu all den Mitteln, die man sie von Kindheit auf kennen gelehrt. In Ländern, wo die Natur so gewaltig und furchtbar erscheint, ist der Mensch beständig gegen die Gefahr gerüstet. Wir haben oben erwähnt, was das junge indianische Mädchen sagte, das sich selbst aus dem Nachen des' Krokodils losgemacht: „Ich wußte, daß es mich fahren ließ, 152 wenn ich ihm die Finger in die Augen drückte." Dieses Mädchen gehörte der dürftigen Volksklasse an, wo die Gewöhnung an physische Noth die moralische Kraft steigert; es ist aber wahrhaft überraschend, wenn man in von schrecklichen Erdbeben zerrütteten Ländern, auf der Hochebene von Quito Frauen aus den höchsten Gesellschaftsklassen im Augenblick der Gefahr dieselbe Kaltblütigkeit, dieselbe überlegte Entschlossenheit entwickeln sieht. Ich gebe zum Beleg dafür nur Ein Beispiel. Als am 4. Februar 1797 36,000 Indianer in wenigen Minuten ihren Tod fanden, rettete eine junge Mutter sich und ihre Kinder dadurch, daß sie im Augenblick, wo der geborstene Boden sie verschlingen wollte, ihnen zurief, die Arme auszustrecken. Als man gegen das muthige Weib Verwunderung über eine so außerordentliche Geistesgegenwart äußerte, erwiederte sie ganz einfach: „Ich habe von Jugend auf gehört: überrascht dich das Erdbeben im Hause, so stelle dich unter die Verbindungsthür zwischen zwei Zimmern; bist du im Freien und fühlst du, daß der Boden unter dir sich aufthut, so strecke beide Arme aus und suche dich an den Rändern der Spalte zu halten." So ist der Mensch in diesen wilden oder häusigen Zerrüttungen unterworfenen Ländern gerüstet, den Thieren des Waldes entgegenzutreten, sich aus dem Rachen der Krokodile zu befreien, sich aus dem Kampf der Elemente zu retten. So oft in sehr heißen und nassen Jahren bösartige Fieber in Angostura herrschen, streitet man darüber, ob die Regierung wohl gethan, die Stadt von Vie ja Guayana an den Engpaß zwischen der Insel Maruanta und dem Einfluß des 153 3lio Orocopiche zu verlegen. Man behauptet, der alten Stadt seyen, da sie näher an der See gelegen, die kühlen Seewinde mehr zu gut gekommen, und die große Sterblichkeit, die dort geherrscht, sey nicht sowohl örtlichen Ursachen als der Lebensweise der Einwohner zuzuschreiben gewesen. An den fruchtbaren, feuchten Ufern des Orinoco unterhalb des Einflusses des Carony wachsen in überschwenglicher Menge Wassermelonen (?NÜ1Iä8), Bananen und Papayas, ^ Diese Früchte wurden roh gegessen, sogar unreif, und da das Volk zugleich dem Genuß geistiger Getränke übermüßig ergeben war, so nahm in Folge dieser unordentlichen Lebensweise die Volkszahl Jahr um Jahr ab. In den Archiven von Caracas liegen eine Menge Schriften, die davon handeln, daß die jeweilige Hauptstadt von Guyana nothwendig verlegt werden müsse. Nach den mir mitgetheilten Aktenstücken schlug man bald vor, wieder in die Furtaleza, das heißt nach Vieja Guayana zu ziehen, bald die Hauptstadt ganz nahe an der großen Mündung des Orinoco (zehn Meilen westwärts vom Cap Barima, am Einfluß des Nio Acquire) anzulegen, bald sie 25 Meilen unterhalb Angostura auf die schöne Savane zu stellen, auf der das Dorf San Miguel liegt. Es war allerdings eine engherzige Politik, wenn die Negierung glaubte, „zur besseren Vertheidigung der Provinz den Hauptort in der ungeheuern Entfernung von 85 Meilen von der See anlegen zu müssen und auf dieser Strecke tcine Stadt erbauen zu dürfen, die den Einfällen dcs Feindes bloßgestellt wäre." Zu dem Umstand, daß europäische ' Die Frucht der l^ri«» pn,,.-,?». 154 Fahrzeuge den Orinoco sehr schwer bis Angostura hinaufkommen (weit schwerer als auf dem Potomac bis Washington), kommt noch der andere für die Agriculturindustrie sehr nachtheilige, daß der Mittelpunkt des Handels oberhalb der Stelle liegt, wo die Ufer des Stroms den Fleiß des Colonisten am meisten lohnen. Es ist nicht einmal richtig, daß die Stadt Angostura oder Santo Thrme de la Nueva Guayana da angelegt worden, wo im Jahr 1764 das bebaute Land ansing: damals wie jetzt war die Hauptmasse der Bevölkerung von Guyana in den Missionen der catalonischen Kapuziner zwischen den Flüssen Carony und Cuyuni. Nun ist aber dleses Gebiet, das wichtigste in der ganzen Provinz, wo sich der 6«nd Hülfsmittel aller Art verschaffen kann, eben durch Vieja Guayana geschützt —oder man nimmt dieß doch an — m keiner Weise aber durch die Werke der neuen Stadt Angostura. Die in Vorschlag gebrachte Stelle bei San Miguel liegt ein Stück ostwärts vom Einfluß des Carony, also zwischen der See und dem bevölkertsten Landstriche. Legt man den Hauptort der Provinz noch weiter unten, ganz nahe am Ausfluß des Orinoco an, wie de Pons will, so hat man weniger von der Nähe der Caraiben zu besorgen, die man sich leicht vom Leibe hielte, als vom Umstand, daß der Feind über die kleinen westlichen Mündungen des Orinoco, die Canos Ma-careo und Manamo, den Platz umgehen und in das Innere der Provinz vordringen könnte. Bei einem Flusse, dessen Delta schon 45 Meilen von der See den Anfang nimmt, kommen, wenn es sich von der Anlage einer großen Stadt handelt, zwei Interessen ins Spiel, die militärische Vertheidigung 155 und die Rücksicht auf Handel und Ackerbau. Der Handel verlangt, daß die Stadt so nahe als möglich bei der großen Mündung, der Loo» 6s Mvios liege; aus dem Gesichtspunkt der militärischen Sicherung stände sie besser oberhalb des Beginns des Delta, westlich vom Punkt, wo der Cano Ma-namo vom Hauptstrom abgeht und durch mannigfache Ver« zweigungcn mit den acht kleinen Mündungen (Loeas otiions) zwischen der Insel Caugrejos und der Mündung des Rio Gua-rapiche in Verbindung steht. Die Lage von Vieja wie von Nueva Guayana entspricht der letzteren Bedingung. Die der alten Stadt hat noch den weiteren Vortheil, daß sie in gewissem Grade die schönen Niederlassungen der catalonischen Kapuziner am Carony deckt. Man konnte dieselben angreifen, wenn man am rechten Ufer des Vrazo Imataca ans Land ginge; aber die Mündung des Carony, in der die Piroguen die Unruhe des Wassers von den nahen Katarakten her (ßllito äs (^roii)') spüren, ist durch die Werke von Alt-Guayana vertheidigt. Ich bin bei dieser Erörterung ins Einzelne gegangen, weil diese dünn bevölkerten Länder durch die politischen Ereignisse in neuester Zeit große Wichtigkeit erhalten haben. Ich habe die verschiedenen Plane besprochen, so weit ich bei meiner Lage und meinem Verhältniß zur spanischen Regierung die Oertlich-keiten am untern Orinoco habe kennen lernen. Es ist Zeit, daß man der in den spanischen und portugiesischen Colonien herrschenden Sucht, Städte zu versetzen, wie Nomadenlager, entgegentritt. Nicht als ob die Gebäude in Angostura zu bedeutend und zu fest wären, als daß man an eine Zerstörung der 156 Stadt denken könnte; bei ihrer Lage am Fuße eines Felsens schcint sie sich schwer weiter ausdehnen zu können: aber trotz dieser Uebclstiwde läftt man doch lieber stehen, was seit fünfzig Jahren gediehen ist. Unmcrklich verknüpft sich mit der Existenz einer Hauptstadt, so klein sie auch seyn mag, das Bewußtseyn gesicherter öffentlicher Zustände, und wenn das Han-delsintcresse eine theilweise Abänderung durchaus verlangt, so könnte man ja später, während Angostura der Sitz der Verwaltung und der Mittelpunkt der Geschäfte bliebe, näher an der großen Mündung des Orinoco einen andern Hafen anlegen. So ist ja Guayra der Stapelplatz von Caracas, und so mag eines Tags Vera Cruz der Hafen von Xalapa weiden. Die Fahrzeuge aus Europa und aus den Vereinigten Staaten, die mehrere Monate in diesen Strichen verweilen, könnten, wenn sie wollten, bis Angostura hinauf gehen, die andern nähmen ihre Ladung im Hafen zunächst der Punta Barima ein, wo sich in Friedenszeit die Magazine, die Seilerbahnen und die Werfte befänden. Zur Deckung des Landes zwischen der Hauptstadt und dem Stapelplatz oder dem kuerto 6<3 Ia Looa, Fi-anäe gegen einen feindlichen Einfall befestigte man die Ufer des Orinoco nach einem dem Terrain angepaßten Verthcidigungssystem, etwa bei Imawca oder Zacupana, bei Varancas oder San Rafael (an der Stelle, wo der Cano Ma-naiuo vom Hauptstrom abgeht), bei Vieja Guayana, bei der Iufel Faxardo (den, Einfluß des Carony gegenüber) und beim Einfluß des Mamo. In diese Werke, die ohne große Kosten zu beschaffen wären, flüchteten sich auch die Kanonierschaluppen, die an den Punkten stationirt sind, welche die feindlichen Fahrzeuge, 157 wenn sie gegen die Strömung heraufsegeln, in Sicht haben müssen, um ncue Schläge zu machen. Diese VertlMigungs-mittel scheinen mir um so dringender geboten, da sie nur zu lange vernachlässigt worden sind. ^ Die Nordküsten von Südamerika smd größtentheils durch eine Bergkette gedeckt, die von West nach Ost streichend zwischen dem Uferstrich und den Llanos von Neu - Andalusien, Barcelona, Venezuela und Varinas liegt. Diese Küster, haben die Aufmerksamkeit des Mutterlandes wohl zu ausschließlich in Anspruch genommen: dort liegen sechs feste Plätze mit schönem, zahlreichem Geschütz, nämlich Carthagena, San Carlos de Ma-racaybo, Porto Cabello, la Guayra, der Moro de Nueva Barcelona und Cumana. Die Ostküsten von spanisch Amerika, die von Guyana und Buenos Ayres sind niedrig und ohne Schutz, einem unternehmenden Feinde fällt es nicht schwer, ins Innere des Landes bis zum Ostabhang der Cordilleren von Nen-Grenada und Chili vorzudringen. Die Richtung des Nio de la Plata, ^ der durch den Uruguay, Parana und Paraguay gebildet wird, nöthigt das angreifende Heer, wenn es ostwärts vordringen will, über die Steppen (Pampas) bis Cordova oder Mndoza zu ziehen: aber nördlich vom Aequator, 1 Man sollte es kaum glauben, daß während meines Aufenthalt« m Angostura die Gesammtvertheidignngsmittel der Provinz aus ? loin l,.l8 ciMlii«>s«8 nud 6U0 Mann aller Farben und Wasseugattuna.cn bestanden, ringerechnei die sogenannten Garnisonen der vier Grenz-fortö, der «1«'8l,!<'i»m<'ill,u8 von Nueua Guayana, San Carlos de i>iio Negru, Gninor nnd Cuy»»i, 2 Von Süd nach Nord ans 22 Vreitegrade. 158 in spanisch Guyana bietet der Lauf des Orinoco < und seiner beiden großen Nebenflüsse Npure und Meta in der Richtung eines Parallelkreises eine Wasserstraße, auf der sich Munition und Lebensmittel leicht fortbringen lassen. Wer Herr von Angostura ist, dringt nach Gefallen nordwärts in die Steppen von Cumana, Barcelona und Caracas, nordwestwärts in die Provinz Varlnas, westwärts in die Provinzen am Casanare bis an den Fuß der Gebirge von Pamplona, Tunja und Santa Fe de Bogota vor. Zwischen der Provinz spanisch Guyana und dem reichen, stark bevölkerten, gut angebauten Uferstrich liegen nur die Niederungen am Orinoco, Apure und Meta. Die festen Plätze (Cumana, la Guavra und Porto-Cabello) schützen diese Länder kaum vor einer Landung an der Nordküste. An diesen Angaben über die Vodenbildung und die gegenwärtige Vertheilung der festen Punkte mag es genügen. Man ersieht daraus wohl hinlänglich, daß zur politischen Sicherung der vereinigten Provinzen Caracas und Neu-Grenada eine Deckung der Orinocomündungen unumgänglich ist, und daß spanisch Guyana, obgleich kaum urbar gemacht und so dünn bevölkert, im Kampfe zwischen den Colonien und dem Mutterlande eine große Bedeutung erlangt. Diese militärische Bedeutung des Landes erkannte der berühmte Ralegh schon vor zweihundert Jahren. Im Bericht über seine erste Expedition kommt er öfters darauf zurück, wie leicht es der Königin Elisabeth wäre, „auf dem Orinoco und den zahllosen Flüssen, die sich in denselben ergießen," einen großen Theil der spanischen ' Von West nach Ost auf ls Längengrade. 159 Colonien zu erobern. Wir haben oben angeführt, daß Giro« lamo Venzoni im Jahr 1545 die Revolutionen auf St. Domingo, „das in Kurzem Eigenthum der Schwarzen werden müsse," vorhersagte. Hier finden wir in einem Werke, das 1596 erschien, einen Feldzugsplan, der sich durch Ereignisse der jüngsten Zeit als ganz richtig erwiesen hat. In den ersten Jahren nach der Gründung stand die Stadt Angostura in keinem unmittelbaren Verkehr mit dem Mutterland. Die Einwohner beschränkten sich darauf, dürres Fleisch und Tabak auf die Antillen und über den Rio Cuyuni in die holländische Provinz am Esseauebo zu schmuggeln. Man erhielt unmittelbar aus Spanien weder Wein, noch Oel, noch Mehl, die drei gesuchtesten Einfuhrartikel. Im Jahr 1771 schickten einige Handelsleute die erste Goelette nach Cadir, und seitdem wurde der direkte Tauschhandel mit den andalusischen und catalomschen Häfen sehr lebhast. Seit 1785 nahm die Bevölkerung von Angostura, i nachdem sie lange sehr zurückgeblieben war, stark zu; indessen war sie bei meinem Aufenthalt m Guyana noch weit hinter der Bevölkerung der nächsten englischen Stadt Stabrock zurück. Die Mündungen des Orinoco haben etwas vor allen Häfen von Terra Firma voraus: man ver- ' Im Jahr l?68 hatte Angostura nur 5N0 Einwohner. Eine im Jahr 1780 vorgenommene Zählung ergab <513 (nämlich 455 Weiße, 449 Neger. 363 Mulatten uud Zambos. 246 Indianer). Im Jahr 178!) war die Bevölkerung anf 459N und l8«0 auf 660N Seelen ge> stiege». Der Hauptort der englischen Colonie Demerary, die Stadt Etabiock, liegt nur SO Meilen sübostwärts von der Mündung des Orinoco. Sie hat, nach Bolingbroke, gegen 10,UNU Einwohner. 160 kehrt aus denselben am raschesten mit der spanischen Halbinsel. Man fährt zuweilen von Cadir zur Punta Barima in 18 bis Z0, und nach Europa zurück in 30 bis 35 Tagen. Da diese Mündungen unter dem Winde aller Inseln liegen, so können die Schiffe von Angostura einen vortheilhafteren Verkehr mit den Colonien auf den Antillen unterhalten als Guayra und Porto Cabello. Die Handelsleute in Caracas sehen daher auch immer mit eifersüchtigen Blicken auf die Fortschritte der Industrie in spanisch Guyana, und da Caracas bisher der höchste Regierungssitz war, so wurde der Hafen von Angostura noch weniger begünstigt als die Häfen von Cumana und Nueva Barcelona. Der innere Verkehr ist am lebhaftesten mit der Provinz Va-rinas. Aus derselben kommen «ach Angostura Maulthiere, Cacao, Indigo, Baumwolle und Zucker, und sie erhält dafür „t^u6lt)8/ das heißt europäische Manufakturprodukte. Ich sah lange Fahrzeuge (I^nokas) abgehen, deren Ladung auf acht bis zehntausend Piaster geschätzt wurde. Diese Fahrzeuge fahren zuerst den Orinoco bis Cabruta, dann den Apure bis San Vicente, endlich den Rio Santo Domingo bis Torunos hinauf, welches der Stapelplatz von Varinas Nuevas ist. Die kleine Stadt San Fernando de Apure, die ich oben beschrieben, ! dient als Niederlage bei diesem Flußhandel, der durch die Einführung der Dampschiffsahrt noch weit bedeutender werden kann. Das linke Ufer des Orinoco und alle Mündungen des Stroms, mit Ausnahme der Boca de Navios, gehören zu der ' S. Baud IV. Seit« 66. 161 Provinz Cumana. Dieser Umstand hat schon lange Anlaß zum Projekt gegeben, Angostura gegenüber (da wo gegenwärtig die Batterie San Rafael steht) eine neue Stadt zu gründen, um vom Gebiet der Provinz Cumana selbst, und ohne über den Orinoco setzen zu müssen, die Maulthiere und das dürre Fleisch der Llanos ausführen zu können. Kleinlichte Eifersüchteleien, wie sie immer zwischen zwei benachbarten Negierungen im Schwange sind, werden diesem Plane Vorschub leisten: aber beim gegenwärtigen Zustand des Ackerbaus im Lande ist zu wünschen, daß er noch lange vertagt bleibt. Warum soNte man an den Ufern des Orinoco zwei concurrirende Städte bauen, die kaum 400 Toisen auseinander lägen? Ich habe im Bisherigen das Land beschrieben, das wir auf einer 500 Meilen langen Flußfahrt durchzogen; es bleibt jetzt nur noch das kleine 3,52 Längengrade betragende Stück zwischen der gegenwärtigen Hauptstadt und der Mündung des Orinoco übrig. Eine genaue Kenntniß des Delta und des Laufs des Rio Carony ist für die Hydrographie und den euro« Püischen Handel von gleichem Belang. Um den Flächenraum und die Bildung eines von Flußarmen durchschnittenen und Periodischen Ucberschwemmungen unterworfenen Landes beurtheilen zu können, hatte ich die astronomische Lage der Punkte, wo die Spitze und die äußersten Arme des Delta liegen, zu ermitteln. Churruca, der mit Don Iuacquin Fidalgo den Auftrag hatte, die Nordküsten von Terra Firma und die An-t'llen aufzunehmen, hat Länge und Breite der Boca de Ma-"amo, der Punta Baxa und von Vieja Guayana bestimmt. Aus Esvmosas Denkschriften kennen wir die wahre Lage der Humboldt. N«« amboinischen Dialekt Mehl). Crawfurd, der sich so lauge auf dem iudischen Archipel aufgehalten hat, berechnet, daß auf einem englische» Acre (W29 Quadratmeter) 435 Eagobaume wachsen können, die über 8NU0 Pfund Mehl jährlich geben. Dieser Ertrag ist dreimal sy h^ al« beim Getreide, und doppel so hoch als bei der Kartoffel in Fla„f-reich. Die Bananen geben auf derselben Vodenfiä'che noch mehr Nahrungsstoff als der Sagobaum. 2 S. Band VI. Seile l. 167 Vaumästen aufgehängten Wohnungen der Guaraons (Raleghs Tivitivas und Uarauetis). Diese Völkerschaften spannen Matten in der Luft aus, füllen sie mit Erde und machen auf eincr befeuchteten Thonschicht ihr Haushaltungsfcuer an. Seit Jahrhunderten verdanken sie ihre Freiheit und politische Unabhün-teit dem unfesten, schlammigten Boden, auf dem sie in der trockenen Jahreszeit umherziehen und auf dem nur sie sicher gehen können, ihrer Abgeschiedenheit auf dem Delta des Orinoco, ihrem Leben auf den Bäumen, wohin religiöse Schwärmerei schwerlich je amerikanische Styliten ' treibt. ' Ich habe schon anderswo bemerkt, daß die Mauritiapalme, drr „Lcbensbaum" der Missionäre, den Guaraons nicht nur beim Hochwasser des Orinoco eine sichere Behausung bietet, sondern ihnen in seinen schuppichten Früchten, in seinem meh-ligtcn Mark, in seinem zuckerreichen Saft, endlich in den Fasern seiner Blattstiele, Nahrungsmittel, Wein und Schnüre zu Stricken und Hängematten gibt. Gleiche Gebräuche wie bei den Indianern auf dem Delta des Orinoco herrschten früher im Meerbusen von Darien (Uraba) und auf den meisten zeitweife unter Wasser stehenden Landstrichen zwischen dem Guara-Piche und der Mündung des Amazonenstroms. Es ist sehr merkwürdig, auf der niedrigsten Stufe menschlicher Cultur das ' Simeon Sisaniteß, ein Syrier, war der Stifter dieser Sekte Gr brachte in mystischer Veschaulichleit 3? Jahre auf fünf Säulen zu, von denen die letzte 36 Ellen hoch war. Die Säule» he iligen, »an«! c<»Imnnc Flüsse entgegengesetzte Richtungen haben (dem Nrquati-r oder den gclnajngtei! Erdstrichen zu), äußert Einfluß auf den Eintritt und die Größe der Uebcrschwcmmmigen. auf die Art und die Mannigfaltigkeil, der Produkte la'u^s der Ufer. auf die größere oder geringere ^rbhaf-ligleit des Handel«, und, darf ich nach dem, was wir über die Völlvr ^ünpten«, Meroes und Indien« wissen, wohl sagen, auf dc» Gang drr Cultur die Strömt Haler entlang. 176 Rio Guaviare verwechselte und die Ouellen des Orinoco süd-westwärts am Ostabhang der Anden suchte, schrieb man das Steigen des Stroms dem periodischen Schmelzen des Schnees zu. Dieser Schluß war so unrichtig, als wenn man früher den Nil durch das Schneewasser aus Abyjsinien austreten lieh Die Coroilleren von Neu-Grenada, in deren Nähe die west, lichen Nebenflüsse des Orinoco, der Guaviare, der Mtta und der Apure entspringen, reichen, mit einziger Ausnahme der Paramos von Chita und Mucuchies, so wenig zu der Grenze des ewigen Schnees hinauf als die abyssinischen Alpen. Schneeberge sind im heißen Erdstrich weit seltener, als man gewöhnlich glaubt: und die Schneefchmelze, die in keiner Jahreszeit bedeutend ist, wird zur Zeit der Hochwasser des Orinoco keineswegs stärker. Die Quellen dieses Stroms liegen (ostwärts von Esmeralva) in den Gebirgen der Parime. deren höchste Gipfel nicht über 1200 bis 1300 Toisen hoch sind, und von Grita bis Newa (von 7^ bis 3 Grad der Breite) hat der östlicbe Zweig der Cordillere viele Paramos von 1800 bis 1900 Toisen Höhe, aber nur Eine Gruppe von Nevados das heißt Bergen, höher als 3400 Toisen, und zwar die fünf Pichacos de Chita. In den fchneclosen Paramos von Cundinamarca entspringen die drei großen Nebenflüsse des Orinoco von Westen her. Nur kleinere Nebenflüsse, die in den Meta und Apure fallen, nehmen einige gFuag 6e niev^ auf wie der Rio Casanare, der vom Nevado de Chita, und der Rio de Sanlo Dommgo, der von der Sierra Nevada de Mrida herunterkommt und durch die Provinz Varinas läuft. Die Ursache des periodischen Austretens des Orinoco wirkt 177 m gleichem Maße auf alle Flüsse, die im heißen Erdstrich entspringen. Nach der Frühlings- Tag- und Nachtgleiche verkündet das Aufhören der Seewinde den Eintritt der Regenzeit. Das Steigen der Flüsse, die man als natürliche Regenmesser betrachten kann, ist der Regenmenge, die in den verschiedenen Landstrichen fällt, proportional. Mitten in den Wäldern am obern Orinoco und Nio Negro schienen mir über 90 bis 100 Zoll Regen im Jahr zu fallen. ^ Die Eingeborenen unter dem trüben Himmel von Esmeralda und am Atabapo wissen daher auch ohne die geringste Kenntniß von der Physik, so gut wie einst Eudoxus und Eratosthenes, 2 daß das Austreten großer Ströme allein vom tropischen Regen herrührt. Der ordnungsmüßige Verlauf im Steigen und Fallen des Orinoco lst folgender. Gleich nach der Frühlings- Tag- und Nachtgleiche (das Volk nimmt den 25. März an) bemerkt man, daß der Fluß zu steigen anfängt, anfangs nur um einen Zoll in vier-Undzwanzig Stunden; im April fällt der Fluß zuweilen wieder: das Maximum des Hochwassers erreicht er im Juli, bleibt voll (im selben Niveau) vom Ende Juli bis zum 25. August, und fällt dann allmählich, aber langsamer, als er gestiegen. Im Januar und Februar ist er auf dem Minimum. In beiden Welten haben die Ströme der nördlichen heißen Zone ihre Hochwasser ungefähr zur selben Zeit. Ganges, Niger und Gambia erreichen wie der Orinoco ihr Maximum im August. ^ Der Nil bleibt um zwei Monate zurück, sey es in Folge ' S. V.nid V. Seite <60. 2 Strabo. I.il). XVlI. Diodmus Eitülu« I.ib. l. o. 3. 2 Gtwa 4N bis 5U Tastr nach dem Sommersolstitillin, Humboldt. Reise, VI. 12 178 gewisser local« klimatischer Verhältnisse in Abyssinien, sey es wegen der Länge seines Laufs vom Lande Verber oder vom 17. Vreitegrad bis zur Theilung am Delta. Die arabischen Geographen behaupten, in Sennaar und Abyssinien steige der Nil schon im April (ungefähr wie der Orinoco): in Cairo wird aber das Steigen erst gegen das Sommersolstitium meltlich und der höchste Wasserstand tritt Ende September ein. l Auf diesem erhalt sich der Fluß bis Mitte October; das Minimum fällt im April und Mai, also in eine Zeit, wo in Guyana die Flüsse schon wieder zu steigen anfangen. Aus dieser raschen Uebersicht ergibt sich, daß, wenn auch die Form der natürlichen Canäle und locale klimatische Verhältnisse eine Verzögerung herbeiführen, die große Erscheinung des Steigens und Fallens der Flüsse in der heißen Zone sich überall gleich bleibt. Auf den beiden Thiertreisen, die man gewöhnlich den tart arischen und chaldäischen oder egyptischen nennt (auf dem Thierkreis, der das Bild der Ratte, und auf dcm, der die Bilder der Fische und des Wassermanns hat) beziehen sich bejvndere Konstellationen auf die periodischen Ueberschwemmungen der Flüsse. Wahre Cykeln, Zeiteintheilungen, wmden allmählig zu Thei, lungen des Raums; da aber die physikalische Erscheinung der Ueberschwemmungen eine so allgemeine ist, so konnte der Thier-treis, der durch die Griechen auf uns gekommen und der durch das Vorrücken der Tag- und Nachtgleichen ein geschichtliches Denkmal von hohem Alier wird, weit von Theben und dem heiligen Nilthal entstanden seyn. Auf den Thierkreisen der ' Etwa 80 bis 9U Tage nach dem Sommersolstitium. 179 neuen Welt, z. V. auf dem mexicanischen, kommen auch Zeichen für Regen und Ueberschwemmung vor, die dem Chu (der Ratte) des chinesischen und tibetanischen Cyclus der Tse und den Fischen und dem Wassermann des zwölftheiligen Thierkreises entsprechen. Diese zwei mexicanischen Zeichen sind das Wasser (atl) und der Cipactli, das Seeungeheuer mit einem Horn. Dieses Thier ist zugleich die Fischgazelle der Hmdus, der Stein bock unseres Thierkreises, der Deucalion der Griechen und der Noah ((üoxoox) der Azteken. So finden wir denn die allgemeinen Ergebnisse der vergleichenden Hydrographie schon auf den astrologischen Denkmälern, in den Zeiteintheilungen und den religiösen Ueberlieferungen von Völkern, die geographisch und dem Grad ihrer Geistesbildung nach am weitesten auseinander liegen. Da die Aeauatorialregen auf den Niederungen eintreten, wenn die Sonne durch das Zenith des Ortes geht, das heißt wenn ihre Declination der Zone zwischen dem Aequator und einem der Wendekreise gleichnamig wird, so fällt das Wasser im Amazonenstrom, während es im Orinoco merklich steigt. In einer sehr scharfsinnigen Erörterung über den Ursprung des Rio Congo hat man die Physiker bereits auf die Modifications aufmerksam gemacht, welche das periodische Steigen im Laufe eines Flusses erleiden muß, bei dem Quellen und Mündung nicht auf derselben Seite der Aeauinoctiallinie liegen. Bei den hydraulischen Systemen des Orinoco und des Amazonenstromes verwickeln sich die Umstünde in noch auffallenderer Weise. Sie sind durch den Rio Negro und den Cassiqmare, einen Arm des Orinoco, verbunden, und diese Verbindung bildet zwischen 1»tt zwei großen Flußbecken eine schiffbare Linie, über welche der Aequator laust. Der Amazonenstrom hält nach Angaben, die mir an den Ufern desselben gemacht worden, die Epochen des Steigens und Fallens lange nicht so regelmäßig ein, als der Orinoco; indessen fängt er meist im December an zu steigen und erreicht sein Maximum im März. Mit dem Mai fällt er wieder und im Juli und August, also zur Zeit, wo der untere Orinoco das Land weit und breit überschwemmt, ist sein Wasserstand im Minimum. Da in Folge der allgemeinen Bodenbildung kein südamerikanischer Fluß uon Süd nach Nord über den Acquator laufen kann, s° äußern die Ueberschwemmungen des Orinoco Einfluß auf den Amazonenstrom, durch dle des letzteren dagegen erleiden die Oscillationen des Ormoco keine Störung in ihrem Gang. Aus diesen Verhältmssen ergibt sich, daß beim Amazonenstrom und dem Ormoco dle concaven und die converen Spitzen der Curve, welche der steigende und fallende Wasserstand beschreibt, einander sehr regelmäßig entsprechen, da sie den sechsmonatlichen Unterschied bezeichnen, der durch die Lage der Strome in entgegengesetzten Hemisphären bedingt wird. Nur dauert es beim Orinoco nicht so lange, bis er zu steigen anfängt; er steigt merklich, sobald die Sonne über den Aequator gegangen ist: der Amazonenstrom dagegen wächst erst zwei Monate nach dem Aeauinoctium. Vekannllich tritt in den Wäldern nördlich von der Linie der Negen früher ein, als in den nicht so stark bewaldeten Niederungen der südlichen heißen Zone. Zu dieser, örtlichen Ursache kommt eine andere, die vielleicht auch im Spiel ist, wenn der Nil so spät steigt. Der Amazonenstrom erhält einen großen Theil, seiner l81> Gewässer von der Cordillere der Anden, wo, wie überall m den Gebirgen, die Jahreszeiten einen eigenthümlichen, dem der Niederungen meist entgegengesetzten Typus haben. Das Gesetz des Steigens und Fallens des Orinoco ist in Vezug auf das räumliche Moment oder die Größe der Schwantungen schwerer zu ermitteln als hinsichtlich dcs Zeitlichen, des Eintretens der Maxima und Minima. Da meine eigenen Messungen des Wasserstandes sehr unvollständig sind, theile ich Schätzungen, die sehr stark von einander abweichen, nur unter allem Vorbehalt mit. Die fremden Schiffer nehmen an, daß der untere Orinoco gewöhnlich um 90 Fuß steige: Pons, der bei seinem Aufenthalt in Caracas im Allgemeinen sehr genaue Notizen gesammelt hat, bleibt bei 13 Faden stehen. Der Wasserstand wechselt natürlich nach der Breite des Betts und der Zahl der Nebenflüsse, die in den Hauptstamm des Stroms hereinkommen. Der Nil steigt in Oberegypten um 30 bis 35, bei Cairo um 25, an der Nordseite des Delta um 4 Fuß. Nei Angostura scheint dcr Strom im Durchschnitt nicht über 24 oder 25 Fuß zu steigen. Es liegt hier mitten im Fluß eine Insel, wo man den Wasserstand so bequem beobachten könnte, wie am Nilmesser (Megyas) an der Spitze der Insel Rudak. Ein ausgezeichneter Gelehrter, der sich in neuester Zeit am Orinoco aufgehalten hat, Zea, wird meine Beobachtungen über einen so wichtigen Punkt ergänzen. Das Volk glaubt, alle 25 Jahre steige der Orinoco um drei Fuß höher als sonst: auf diesen Cyclus ist man aber keineswegs durch genaue Messungen gekommen. Aus den Zeugnissen des Alterthums geht hervor, daß die Niveauschwantungen des Nil nach Höhe und 182 Dauer seit Jahrtausenden sich gleich geblieben sind. Es ist dieß ein sehr beachtenswerther Beweis, daß der mittlere Feuch-tigkeits- und Wärmezustand im weiten Nilbecken sich nicht verändert. Wird diese Stetigkeit der physikalischen Erscheinungen, dieses Gleichgewicht der Elemente sich auch in der neuen Welt erhalten, wenn einmal die Cultur ein paar hundert Jahre alt ist? Ich denke, man kann die Frage bejahen, denn alles, was die Gesammttraft des Menschen vermag, kann auf die allgemeinen Ursachen, von denen das Klima Guyanas abhängt, leinen Einfluß äußern. Nach der Varometerhöhe von San Fernando de Apure finde ich, daß der Fall des Npure und untern Orinoco von dieser Stadt bis zur Boca de Navios 3'/2 Zoll auf die Seemeile von 930 Toisen betragt, l Man könnte sich wundern, daß bei einem solchen kaum merklichen Fall die Strömung so start ist; ich erinnere aber bei dieser Gelegenheit daran, daß nach Messungen, die von Hastings angeordnet worden, der Ganges auf einer Strecke von 60 Seemeilen (die Krümmungen eingerechnet) auch nur 4 Zoll auf die Meile fällt und daß die mittlere Geschwindigkeit dieses Stroms in der trockenen Jahreszeit 3, in der Regenzeit 6 bis 8 Seemeilen in der Stunde beträgt. Die Stärke der Strömung hängt also, beim Ganges wie beim Orinoco, nicht sowohl vom Gefalle des Bettes ab, als von der starken Anhäufung das Wassers im obern Stromlauf in Folge der starten Regenniederschläge und der vielen Zuflüsse. Schon seit 250 Jahren sitzen europäische Ansiedler ' Der Apure für sich hat einen Fall von 13 Zoll auf die Seemeile. S. Vand IV. Seite <15. t83 an ben Mündungen des Orinoco, und in dieser langen Zeit haben sich, nach einer von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzten Ueberlieferung, die periodischen Oscillationen des Stroms (der Zeitpunkt, wo er zu steigen anfängt und der höckste Waffer-stand) sich nie um mehr als 12 bis 15 Tage verzögert. Wenn Fahrzeuge mit großem Tiefgang im Januar und Februar mit dem Seewind und der Fluth nach Angostura him aufgehen, so laufen sie Gefahr, auf dem Schlamm aufzufahren. Die Wasserstraße ändert sich häusig nach Breite und Nlchwng: bis jetzt aber bezeichnet noch nirgends eine Bake die Anschwemmungen, die sich überall im Fluß bilden, wo das Wasser seine ursprüngliche Geschwindigkeit verloren hat. Südlich vom Cap Barima besteht sowohl über den Fluß dieses «amens als über den Rio Moroca und mehrere Ngterss (^tuni-i») eine Verbindung mit der englischen Colon« am Wequebo. Man kann mit kleinen Fahrzeugen bis zum Rio Poumaron, an dem die alten Niederlassungen Zeland und Miodelburg liegen, ins Land hinein kommen. Diese Verbin« bung hatte früher für die Regierung in Caracas nur darum einige Wichtigkeit, weil dadurch dem Schleichhandel Vorschub geleistet wurde: seit aber Berbicc, Demerary und Esseauebo einem mäch. tigeren Nachbar in die Hände gefallen sind, betrachten die Hispano-Amerikaner dieselbe aus dem Gesichtspunkt der Sicherheit der Grenze. Flüsse, die der Küste parallel laufen und nur 5 bis 6 Seemeilen davon entfernt bleiben, sind dem Uferstiich zwischen dem Orinoco und dem Amazonenstrom eigenthümlich. Zehn Meilen vom Cap Barima theilt sich das große Bett des Orinoco zum erstenmal in zwei 2000 Toisen breite Arme; 184 dieselben sind unter den indianischen Namen Zacuvcma nnd Imataca bekannt. Der erstere, nördlichere, steht westwärts von den Inseln Cangrejos und Burro mit den baoa« olii«»» Lauran, Nuina und Mariusas in Verbindung. Die Insel Burro verschwindet beim Hcchwasser, ist also leider nicht zu befestigen. Das südliche Ufer des krn.20 Imataca ist von einem Labyrinth kleiner Wasserrinnen zerschnitten, in welche sich der Rio Imataca und der Rio Aquire ergießen. Auf den fruchtbaren Savanen zwischen dem Imataca und dem Cuyuni erhebt sich eine lange Reihe Granithügel. Ausläufer der Cor-dillere der Parime, die südlich von Angostura den Horizont begrenzt, die vielberufenen Katarakten des Rio Carony bildet und dem Orinoco beim Fort Vieja Guayana wie ein vorgeschobenes Cap nahe rückt. Die volkreichen Missionen der Ca-raiben und Guayanos unter der Obhut der catalonischen Ka-vuziner liegen den Quellen des Imataca und des Aquire zu. Am weitesten gegen Ost liegen die Missionen Mianm, Cumamu und Palmar auf einem bergigten Landstrich, der sich gegen Tupuquen, Santa Maria und Villa de Uvata hinzieht. Geht man den Rio Aquire hinauf und über die Weiden gegen Süd, so kommt man zur Mission Belem de Tumeremo und von da an den Zusammenfluß des Curumu mit dem Rio Cuyuni, wo früher der spanische Posten oder öestnollmenw äe Ou^uni lag. Ich mache diese einzelnen topographischen Angaben, weil der Rio Cuyuni oder Cuduvini auf eine Strecke von 2'^ bis Z Längegraden dem Orinoco parallel von Ost nach West läuft, und eine vortreffliche natürliche Grenze zwischen dem Gebiet von Caracas und englisch Guyana abgibt. .^ 185 Die beiden Arme des Orinoco, der Zacupana und Ima-taca, bleiben 14 Meilen weit getrennt,- weiter oben findet mau die Gewässer des Stroms in Einem sehr breiten Bett beisammen. Dieses Stromstück ist gegen 6 Meilen lang: an seinem westlichen Ende erscheint eine zweite Gabelung, und da die Eftihe des Delta im nördlichen Arm des gegabelten Flusses I'egt, so ist dieser Theil des Orinoco für die militärische Vertheidigung des Landes von großer Bedeutung. Alle Canäle, die den boo28 oilier zulaufen, entspringen am selben Punkt aus dem Stamme des Orinoco. Der Arm (Cano Manamv), der beim Dorfe San Rafael abgeht, verzweigt sich erst nach einem Lauf von 3 bis 4 Meilen, und ein Werk, das man oberhalb der Insel Chaguanes anlegte, würde Angostura gegen einen Feind decken, der durch eine der booas ckioL8 eindringen wollte. Zu meiner Zeit lagen die Kanonierschaluvvcn östlich von San Nafael, am nördlichen Ufer des Orinoco. Diesen Punkt müssen die Fahrzeuge in Sicht bekommen, die durch die nördliche Wasserstraße bei San Nafael, welche die breiteste, aber seichteste ist, nach Angostura hinaussegeln. Sechs Meilen oberhalb des Punktes, wo der Orinoco einen Zweig an die koos« oliiosg abgibt, liegt das alte Fort (los ««8tillo8 cie I» Vikja oder ^nti^ug, (^uLMim), das im sechzehnten Jahrhundert zuerst angelegt wurde. An diesem Punkt liegen viele felfigte Alande im Strom, der hier gegen 650 Toifen breit seyn soll. Die Stadt ist fast ganz zerstört, aber die Werke stehen noch und verdienen alle Aufmerksamkeit von Seiten der Regierung von Terra Firma. In der Batterie auf einem Hügel nordwestwärts von der alten Stadt hat man 186 eine prachtvolle Aussicht. Bei Hochwasser ist die alte Stadt ganz von Wasser umgeben. Lachen, die in den Orinoco mün< den, bilden natürliche Bassins für Schiffe, welche auszubessern sind. Hoffentlich, wenn der Frieden diesen schönen Ländern wieder geschenkt ist und keine engherzige Staatskunst mehr den Fortschritt der Industrie hemmt, werden sich Werften an diesen Lachen bei Vieja Guayana erheben. Kein Strom nach dem Amazonenstrom kann aus den Wäldern, durch die er lauft, so prächtiges Schiffsbauholz liefern. Diese Hölzer aus den großen Familien der Laurineen, der Guttiferen, der Rutaceen und der baumartigen Schotengewächss bieten nach Dichtigkeit, specifischer Schwere und mehr oder weniger harziger Be» schaffenheit alle nur wünschenswerthen Abstufungen. Was im Lande allein fehlt, das ist ein leichtes, elastisches Mastholz mit parallelen Fasern, wie die Nadelhölzer der gemäßigten Land« striche und der hohen Gebirge unter den Tropen es liefern. Ist man an den Werken von Vieja Guayana vorbei, so wird der Orinoco wieder breiter. Hinsichtlich des Anbaus des Landes zeigen beide Ufer einen ausfallenden Contrast. Gegen Nord sieht man nur den öden Strich der Provinz Cumana. die unbewohnten Steppen (^anoe), die sich bis jenseits der Quellen des Rio Mamo, dem Plateau oder der Mcsa von Gua. nipa zu, erstrecken. Südwärts sieht man drei volkreiche Dörfer, die zu den Missionen am Carony gehören, San Miguel de Uriala, San Felix und San Ioaquin. Letzteres Dorf, am Carony unmittelbar unterhalb des großen Katarakts gelegen, gilt für den Stapelplatz der catalonischen Missionen. Führt man weiter gegen West, so hat der Steuermann zwischen der 187 Mündung des Carony und Angostura die Klippen Guarampo, die Untiefe des Mamo und die?ie6r» luuuäo) geweiht. 192 Geistliche von den Caraibcn erschlagen wurden. Dergleichen Unfälle, die früher ziemlich häufig vorkamen, sind jetzt nicht mehr zu befahren, weder in den Missionen am Carony noch in denen am Orinoco; aber die unabhängigen Caraiben sind wegen ihres Verkehrs mit den hollandischen Colonisten am M-quebo für die Regierung von Guyana noch immer ein Gegenstand des Mißtrauens und des Hasses. Diese Stämme leisten dem Schleichhandel an den Küsten und durch die Kanäle oder N8wr68 zwischen dem Rio Varima und dem Rio Moroca Vorschub; sie treiben den Missionären das V.eh weg und verleiten die neubekehiten Indianer (die unter der Glocke leben), wieder in den Wald zu laufen. Die freien Horden habe,/überall den natürlichen Trieb, sich den Fortschritten der Cultur und dem Vordringen der Weißen zu widersetzen. Die Caraiben und Aruacas verschaffen sich in Enequebo und De-merary, Feuergewehre, und als der Handel mit amerikanischen Sklaven (poiws) in Blüthe stand, betheiligten sich Abenteurer von holländischem Blut an den Einfällen an den Paragua, Erevato und Ventuario. Die Menfchenjagd wurde an diesen Flüssen betrieben, wie wahrscheinlich noch jetzt am Senegal und Gambia. In beiden Welten haben die Europäer dieselben Kunstgriffe gebraucht, dieselben Unthaten begangen, um einen Handel zu treiben, der die Menschheit schändet. Die Missionäre am Carony und Orinoco schreiben alles Ungemach, das sie von den freien Caraiben zu erdulden haben, dem Hasse ihrer Nachbarn, der calvinistischen Prädicanten am Cssequebo, z„. Ihre Schriften sind daher auch voll Klagen über die 8kLw lliäbolioa ^ Ouiviu« ^ 6« I.ut6i'0 und gegen die Ketzer in 193 holländisch Guyana, die sich zuweilen herausnehmen, das Missionswesen zu treiben und Keime der Gesittung unter den Wilden ausstreuen zu wollen. Unter allen vegetabilischen Erzeugnissen dieses Landes ist durch die Betriebsamkeit der catalonischen Kapuziner der Baum, von dem die<Üc>rt6xH,uß,08turtl6 kommt, fälschlich „China von Carony" genannt, am berühmtesten geworden. Wir haben ihn zuerst als eine neue von der Oinekona ganz verschiedene Gattung der Familie der Meliaccen bekannt gemacht. Früher meinte man, diescs wirksame Arzneimittel aus Südamerika komme von der Lrucsa ferru^inen, die in Abyssmien wächst, von der ÜInFnoli» Aln,u«g, und der Hlgz-nolia klumitili. Wäbrend der schweren Krantheit meines Reisegefährten schickte Ravago e!ncn vertrauten Mann in die Missionen am Carony und ließ uns durch die Kapuziner in Upata blühende Zweige des Baumes verschaffen, don wir wünschten beschreiben zu können. Wir bekamen sehr schöne Ezvmplare, deren 18 Zoll lange Blatter einen sehr ana/nchimn avomaiischrn Geruch vcrvreilctrn. Wir salien bald, daß der Cuspare (dich ist der indianische Name der Caöcarilla odrr der lÜurw?», ä?1 ^noosturg) eine neue Gattung bildet: und bei U.bl'sscndung von Orinoco-vflanzrn an Willdlnow ersuchte ich dilsm, die Gatiung nach Aonpland zu benenne. Der jcht unter dem Namen Lon-plänciin, ti-isoliat» bekannte Baum wachst 5 bis 6 Meilen vom östlichen Ufer des Carony am Fuh der Hügel, welche die M,ssionen Copapui, Upata und Alta Gracia einschließen. Die Caraibcn gebrauchen einen Aufguß der Rinde des Cmpare als ein stärkendes Mittel. Vonpland hat denselben Baum Humboldt. Rtist, Vl. 13 194 westwärts von Cumana im Meerbusen Santa Fe entdeckt, und dort kann er für Neu-Andalusien ein Ausfuhrartikel werden. Die catalomscken Mönche bereiten ein Extrakt aus der 0ort6x ^NF08turk6, das sie in die Klöster ihrer Provinz versenden und das im nördlichen Europa bekannter zu seyn verdiente. Hoffentlich wird die gegen Fieber und Ruhr so wirksame Rinde der Vonplandia auch ferner angewendet, obgleich man unter dem Namen „falsche Angostura" eine andere Rinde eingeführt hat, die mit jener häusig verwechselt wird. Diese „falsche Angostura" oder ,,^nF0Ltura p^uoo-lerru. Fmoga" kommt, wie man behauptet, von der Lruoe«. an«. 6^886nt6rieN; sie wirkt sehr stark auf die Nerven, bringt heftige Anfälle von Starrkrampf hervor und enthält nach Pelletiers und Caventous Versuchen ein eigenthümliches Alcali, das mit dem Morphium und dem Strychnin Aehnlichteit hat. Der Baum, von dem die ächte oorwx H.nF08tur»6 kommt, ist nicht sehr häusig, und es erscheint daher als wünschenswert!), daß man ihn anpflanzt. Die catalonischen Ordensleute sind ganz dazu geeignet, diesen Culturzweig in Aufnahme zu bringen. Sie sind haushälterischer, betriebsamer und rühriger als die andern Missionäre. Bereits haben sie in einigen Dörfern Gerbereien und Baumwollenspinnereien angelegt, und wenn sie fortan die Indianer der Früchte ihrer Arbeit genießen lassen, so finden sie sicher an der eingeborenen Bevölkerung kräftige Unterstützung. Da hier die Mönche auf kleinem Gcbiet beisammen leben, fühlen sie ihre politische Bedeutung, und sie haben zu wiederholten malen der weltlichen Gewalt, wie der des Bischofs Widerstand geleistet. Die Statthalter in Ango- 195 stura haben mit sehr ungleichem Erfolg mit ihnen gelümpft, je nachdem das Ministerium in Madrid sich der kirchlichen Hierarchie gefällig erzeigen wollte oder ihre Macht zu beschränken suchte. Im Jahr 1768 ließ Don Manuel Centurion den Missionären über 20,000 Stücke Vieh wegnehmen und sie unter die dürftigsten Einwohner vertheilen. Diese auf ziemlich ungesetzliche Weise geübte Freigebigkeit lmtte wichtige Folgen. Der Statthalter wurde auf die Klage der catalonischen Mönche abgesetzt, obgleich er das Gebiet der Missionen gegen Süd bedeutend erweitert und über dem Zusammenfluß des Carvny mit dem Paragua die Villa Barceloneta und bei der Vereinigung des Paragua mit dem Paraguamusi die Ciudad Guirior gegründet hatte. Seit jener Zeit bis auf die politischen Stürme, welche gegenwärtig in den spanischen Colonien toben, vermied die bürgerliche Behörde sorgfältig jede Einmischung in die Angelegenheiten der Kapuziner. Man gefällt sich darin, ihren Wohlstand zu übertreiben, wie man früher bei den Jesuiten in Paraguay gethan. Die Missionen am Carony vereinigen in Folge der Bodenbildung i und des Wechsels von Savanen und Ackerland die Vorzüge der Llanos von Calabozo und der Thäler von Aragua. Der wahre Reichthum dcs Landes beruht auf der Viehzucht und dem Bau von Colonialprodukten. Es ist zu wünschen, daß hier, wie in der schönen, fruchtbaren Provinz Venezuela, die Bevölkerung drm Landbau treu bleibt und nicht so bald darauf ausgeht, Erzgruben zu suchen. Deutschlands und Me-rikos Beispiel beweist allerdings, daß Bergbau und eine blühende ' Kleine Hochebenen zwischen den Bergen bei Upata, Eumamu und Tupuqne» scheinen über 150 Toisen Mecreshöhe zu haben. 196 Landwirthschaft keineswegs unverträglich sind: aber nach Volks-sagen kommt man über die Ufer des Carony zum See Dorado und zum Palast des vergoldeten Mannes, ^ urlo da dieser See und dieser Palast ein Localmythus sind, so ware es gefährlich Erinnerungen zu wecken, die sich allmählig zu verwischen beginnen. Man hat mich versichert, noch bis zum Jahre 1760 seyen die freien Caraiben zum Cerro de Pa-jarcima, einem Berg südlich von Vieja Guayana gekommen, um das verwitterte Gestein auszuwaschen. Der dabei gewonnene Goldstaub wurde in Calebassen der Crescentia Cujete aufbewahrt und in Esseauebo an die Holländer verkauft. Noch später miß.-brauchten mexikanische Bergleute die Leichtgläubigkeit des Intendanten von Caracas, Don Jose Avalo, und legten mitten in den Missionen am Carony, bei der Villa Uvata in den Cerros del Potrero und Chirica große Hüttenwerke an. Sie erklärten, die ganze Gcbirgsart sey goldhaltig und man baute Werkstätten und Schmelzöfen. Nachdem man beträchtliche Summen verschleudert, zeigte es sich. daß die Kiese keine Spur von Gold enthielten. Diese Versuche, so fruchtlos sie waren, riefen den alten Aberglauben 2 wach, daß in Guyana „jedes glänzende Gestein una m^ie 6?! oro sey." Man begnügte sich nicht damit, Glimmerschiefer zu schmelzen; bei Angostura zeigte man mir Schichten von Hornblendeschiefer ohne fremdartige Beimengung, die man unter dem wunderlichen Namen: schwarzes Golderz, oro ueZro, ausbeutete. 1 NI Dorado, t>. h. ei re? ü nombi-e 6os«6o. S. Vand V. Selte 189. 2 S. Vand II. 89. III. l2ä. V. 137. 197 Zur Vervollständigung der Beschreibung des Orinoco theile ich an dieser Stelle die Hauptergebnisse meiner Untersuchungen über den Dorado, über das weiße Meer oder Laguna Pari me und die Quellen des Orinoco mit, wie sie auf den neuesten Karten gezeichnet sind. Die Vorstellung von einem überschwenglich reichen Goldlande war seit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts mit der andern verbunden, daß ein großer Binnensee den Orinoco, den Nio Vranco und den Nio Esse-quebo zugleich mit Wasser speise. Ich glaube durch genauere Kenntniß der Oertlichkeiten, durch langes, mühsames Studium der spanischen Schriftsteller, die vom Dorado handeln, besonders aber durch Vergleichung sehr vieler alten, chronologisch geordneten Karten den Quellen dieses Irrthums auf die Spur gekommen zu seyn. Allen Mährchen liegt etwas Wirkliches zu Grunde: das vom Dorado gleicht den Mythen des Alterthums, die bei ihrer Wanderung von Land zu Land immer den verschiedenen Oertlichkeiten angepaßt wurden. Um Wahrheit und Irrthum zu unterscheiden, braucht man in den Wissenschaften meistens nur die Geschichte der Vorstellungen und ihre allmählige Entwicklung zu verfolgen. Die Untersuchung, mit der ich dieses Kapitel beschließe, ist nicht allein deßhalb von Belang, weil sie Licht verbreitet übcr die Vorgänge bei der Eroberung und über die lange Reihe unglücklicher Expeditionen, die unternommen worden, um den Dorado zu suchen, und deren letzte (man schämt sich, es sagen zu müssen) in das Jahr 1775 süllt; neben diesem rein historischen Interesse haben sie noch ein anderes unmittelbareres und allgemeineres: sie können dazu dienen, die Geographie von Südamerika zu berichtigen, und 198 auf den Karten, die gegenwärtig erscheinen, die großen Seen und das seltsame Flußnetz auszumerzen, die wie auf geralhe-wohl zwischen 60. und 69. Längengrad eingezeichnet werden. In Europa glaubt kein Mensch mehr an die Schätze in Guyana und an das Reich des großen Patiti. Die Stadt Manoa und ihre mit massiven Goldplatten bedeckten Paläste sind längst verschwunden: aber der geographische Apparat, mit dem die Sage vom Dorado aufgeputzt war, der See Parime, in dem sich, wie im See bei Mexiko, so viele herrliche Gebäude spiegelten, wurde von den Geographen gewissenhaft beibehalten. Im Laufe von drei Jahrhunderten erlitten dieselben Sagen verschiedene Umwandlungen: aus Unkenntniß der amerikanischen > Sprachen hielt man Flüsse für Seen und Trageplätze für Fluhverzweigungen; man rückte einen See (den Casslpa) um 5 Breitegrade zu weit nach Süd, während man einen andern (den Parime oder Dorado) hundert Meilen weit weg vom westlichen Ufer des Rio Branco auf das östliche versetzte. Durch solch mancherlei Umwandlungen ist das Problem, das uns hier vorliegt, weit verwickelter geworden, als man gewöhnlich glaubt. Der Geographen, welche bei Entwerfung einer Karte die drei Fundamentalpuntte, die Maße, die Vergleichung der beschreibenden Schriften und die etymologische Untersuchung der Namen immer im Auge haben, sind sehr wenige. Fast alle seit 1775 erschienenen Karten von Südamerika sind, was das Binnenland zwischen den Steppen von Venezuela und dem Amazonenstrom, zwischen dem Ostabhang der Anden und den Küsten von Cayenne betrifft, reine Copien der großen spanischen Karte des la Cruz Olmedilla. Eine Linie darauf, welche 199 den Landstrich bezeichnet, den Don Jose Solano entdeckt und durch seine Truppen und Emissäre zur Nuhe gebracht haben wollte, hielt man für den Weg, den der Commissär zurückgelegt, während er nie über San Fernando de Atabapo, das 160 Meilen vom angeblichen See Parime liegt, hinausgekommen ist. Man versäumte es, das Wert des Pater Caulin zu Rathe zu ziehen, des Geschichtschreibers von Solanos Expedition, der nach den Angaben der Indianer sehr klar auseinandersetzt, „wie der Name des Flusses Parime das Mährchen vom Dorado und einem Binnenmeer veranlaßt hat." Ganz unbenutzt ließ man ferner eine Karte vom Orinoco, die drei Jahre jünger ist als die von la Cruz, und die von Surville nach dem ganzen zuverlässigen wie hypothetischen Material in den Archiven des vespllclw universal äs luäiag gezeichnet wurde. Die Fortschritte der Geographie, so weit sie sich auf den Karlen zu erkennen geben, sind weit langsamer, als man nach der Menge brauchbarer Resultate, die in den Literaturen der verschiedenen Völker zerstreut sind, glauben sollte. Astrono« mische Beobachtungen, topographische Nachweisungen häufen sich viele Jahre lang an, ohne daß sie benutzt werden, und aus sonst sehr lobenswerthem Conservatismus wollen die Kartenzeichner oft lieber nichts Neues bringen, als einen See, eine Vergkette oder ein Flußnetz opfern, die man nun einmal seit Jahrhunderten eingezeichnet hat. Da die fabelhaften Sagen vom Dorado und vom See Parime nach dem Charakter der Länder, denen man sie anpassen wollte, verschiedentlich gewendet worden sind, so ist herauszufinden , was daran richtig seyn mag und was rein chimärisch 200 ist. Um nicht zu sehr ins Einzelne zu gehen, was besser der „Analyse des geographischen Atlas" vorbehalten bleibt, mache ich den Leser vor allem auf die Oertlichkeiten aufmerksam, welche zu verschiedenen Zeiten der Schauplatz der Expeditionen zur Entdeckung des Dorado gewesen. Hat man sich mit der Physiognomie des Landes und mit den örtlichen Umständen, wie wir sie jetzt zu beschreiben im Stande sind, bekannt gemacht, so wird einem klar, wie die verschiedenen Voraussetzungen auf unsern Karten nach und nach entstehen und einander modisicirm konnten. Um einen Irrthum zu berichtigen, hat man nur die wechselnden Gestalten zu betrachten, unter denen er zu verschiedenen Zeiten aufgetreten ist. Bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts war das ungeheure Gebiet zwischen den Bergen von französisch Guyana und den Wäldern am obern Orinoco, zwischen den Quellen des Rio Carony und dem Amazonenstrom (von 0 bis 4 Grad nördlicher Breite und vom 57. bis 68. Grad der Länge) so wenig bekannt, daß die Geographen nach Gefallen Seen, Flußverbindungen, mehr oder weniger hohe Berge einzeichnen konnten. Sie haben sich dieser Freiheit in vollem Maße bedient, und die Lage der Seen, wie der Lauf und die Verzweigungen der Flüsse wurden so verschiedenartig dargestellt, daß es nicht zu wundern wäre, wenn sich unter den zahllosen Karten ein paar fänden, die das Richtige getroffen hätten. Heutzutage ist das Feld der Hypothesen sehr bedeutend kleiner geworden. Die Länge von Esmeralda am obern Orinoco ist von mir bestimmt; weiter nach Ost, mitten in den Niederungen der Parime (ein unbekanntes Land, wie Wangara und 201 Dar-Sarley in Afrika), ist ein 20 Meilen breiter Strich von Nord nach Süd an den Ufern des Nio Carony und des Rio Vranco hin, unter dem 63. Grad der Länge, bereits begangen. Es ist dieß der gefährliche Weg, den Don Antonio Santos von Santo Thome de Angostura an den Nio Negro und den Amazonenstrom eingeschlagen, derfclbe, auf dem in'neuester Zeit Ansiedler aus Surinam mit den Bewohnern von Gran-Para verkehrt haben. ^ Dieser Weg schneidet die terra inooA-nitkl der Parime in zwei ungleiche Stücke: zugleich setzt er den Quellen des Orinoco Grenzen, so daß man dieselben nicht mehr nach Belieben gegen Ost schieben kann, weil sonst das Bett des obern Orinoco, der von Ost nach West läuft, über das Bett des Rio Vranco liefe, der von Nord nach Süd stießt. Verfolgt man den Rio Vranco oder den Streifen Bauland, der zur lüapitania ßeneial von Gran-Para gehört, so sieht man Seen, die von den Geographen zum Thcil aus der Luft gegriffen, zum Theil vergrößert sind, zwei gesonderte Gruppen bilden. Die erste derselben begreift die Seen, die man zwischen Esmeralda und den Nio Vranco verlegt, zur zweiten gehören die, welche man auf dem Landstrich zwischen dem Nio Branco und den Bergen von französisch und holländisch Guyana emand-r gegenüber liegen läßt. Aus dieser Uebersicht ergibt sich, daß die Frage, ob es ostwärts vom Rio Branco einen See Parime gibt, mit der Frage nach den Quellen des Orinoco gar nichts zu thun hat. Außer dem eben bezeichneten Landstrich (dem vor^o 6e ' S. Band V. Seite l22. 202 In, ?3,rim6, durch den der Rio Vranco läuft) gibt es 260 Meilen gegen West am Ostabhang der Cordilleren der Anden ein anderes Land, das in den Expeditionen zur Aufsuchung des Dorado ebenso berufen ist. Es ist dieß das Mesopotamien zwischen dem Caqueta, dem Rio Negro, dem Uaupes und dem Iurubesh, von dem ich oben ausführlich gesprochen, l der Dorado der Omaguas, wo der See Manoa des Pater Acuna, die laZuun, äe oro der Guanes-Indianer und das Goldland liegen, aus dem Pater Fritz gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts in seiner Mission am Amazonenstrom Goldbleche erhalten hat. Die ersten und zumal berühmtesten Unternehmungen zur Aufsindung des Dorado waren gegen den Ostabhang der Anden von Neu-Grenada gerichtet. Voll Verwunderung über den Bericht eines Indianers aus Tacunga von den Schätzen des Königs oder Zague von „Cundirumarca," schickte Sebastian de Velalcazar im Jahr 1535 die Hauptleute Anasco und Am-pudia aus, das valls <^6l Ooraäo zu suchen, das zwölf Tagereisen von Guallabamba, also in den Gebirgen zwischen Pasto und Popayan liegen sollte. Die Nachrichten, welche Pedro de Anasco von den Eingeborenen eingezogen, in Verbindung mit den späteren Mittheilungen des Diaz de Pineda (1536), der die Provinzen Quiros und Canela zwischen dem Rio Naho und dem Rio Pastaya entdeckt hatte, brachten auf die Vorstellung, daß östlich von den Nevados von Tunguragua, Ca-yanbe und Popayan „weite Ebenen liegen, reich an edlen ' S. Band V. Seite 14j ff. 203 Metallen, wo die Eingeborenen Rüstungen aus massivem Golde trügen." Als man mm diese Schätze aufsuchte, entdeckte Go«-Mo Pizarro (1539) zufällig den amerikanifchen Zimmtbaum (I^urus omnklmumnille8) und gelangte Francisco de Orcl-lana über den Napo hinunter in den Amcizonenstrom. Von da an wurden zu gleicher Zeit von Venezuela, Neu-Grenada, Quito und Peru, ja von Brasilien und vom Rio de la Plata aus Expeditionen zur Eroberung des Dorado unternommen. Am längsten haben sich die Züge in das Land füdlich vom Guaviare, Rio Fragua und Caqueta im Gedächtniß erhalten, und durch sie vor allen hat das Mährchen von den Schätzen der Manaos, der Omaguas und Guaypes, wie von der Eriftenz der I.»^ung8 66 oro und der Stadt des vergoldeten Königs (der große Patiti, der große Moxo, der große Paru oder Enim) Verbreitung gefunden. Da Olellana zwischen den Nebenflüssen des Iupura und des Rio Ncgw Götzenbilder von massivem Golde gefunden hatte, so glaubte Man an ein Goldland zwischen dem Papamene und dem Guaviare. Seine Erzählung und die Reiseberichte Iorges' de Esftira (Georg von Sftcier), Hernans Pcrez de Guezada und Felipe's de Urre (Philipp von Hütten) verrathen, neben vielen Uebertreibungen, genaue Localkenntnisse. Betrachtet man sie tein aus geographischem Gesichtspunkt, so sieht man, daß das Bestreben der ersten Conquistadoren fortwährend dahin ging, zum Landstrich zwischen den Quellen des Rio Negro, des Uaupes (Guave) und des Iupura oder Caqueta zu gelangen. Diesen Landstrich haben wir oben, zum Unterschied vom Dorado der Parime, den Dorado der Omaguas genannt. 204 Allerdings h!eß alles Land zwischen dem Amazoneustrom und dem Orinoco im Allgemeinen „l^nvineinH del voi-nclo;" aber auf diesem ungeheuern, mit Wäldern, Savanen und Gebirgen bedeckten Raum strebte man, wenn man den großen See mit goldreichen Ufern und den vergoldeten König suchte, doch immer nur zwei Punkten zu, nordöstlich und südwestlich vom Nio Negro, nämlich der Parime (dem Isthmus zwischen dem Carony, Essequebo und Rio Vranco) und den alten Wohn-Plätzen der Manaos an den Ufern des Iurubesh. Die Lage des letzteren Landstrichs, der in der Geschichte der „Eroberung" vom Jahr 1535 bis zum Jahr 1560 vielberufen war, habe ich oben angegeben: ich habe nun noch von der Bodenbildung zwischen den spanischen Missionen am Carony und den portugiesischen am Rio Branco zu sprechen. Es ist dieß das Land in der Nähe des obern Orinoco, Esmeraldas und von holländisch und französisch Guyana, das am Ende des sechzehnten Jahrhunderts Raleghs Unternehmungen und übertriebene Berichte in so hellem Glänze strahlen ließen. In Folge des Laufs des Orinoco, indem er nach einander erst gegen West, dann gegen Nord und endlich gegen Ost flieht, liegt seine Mündung fast im selben Meridian wie seine Quellen; geht man daher von Alt-Guayana gegen Süd, so kommt man über das ganze Land, in das die Geographen nach einander ein Binnenmeer (Nar dlanoo) und die verschiedenen Seen versetzen, die mit der Sage vom Dorado der Parime verknüpft sind. Zuerst kommt man an den Nio Carony, zu dem zwei fast gleich starke Zweige zusammentreten, der eigentliche Carony und der Rio Paragua. Die Missionäre 205 von Piritu nennen letzteren Fluß einen See (Igzuna). Er ist voll Klippen und kleiner Wasserfälle: ,.da er aber über em völlig ebenes Land läuft, tritt er zugleich häufig sehr stark aus man kann fein eigentliches Bett (8U verdnä^ oax^) kaum und erkennen." Die Eingeborenen nennen ihn Paragua oder Parava, was auf caraibifck Meer oder großer Ece bedeutet. Diefe örtlichen Verhältnisse und diese Benennung sind ohne Zweifel die Veranlassung geworden, daß man aus dem Rio Paragua, einem Nebenfluß des Carony, einen See gemacht und denselben Cassipa genannt bat, nach den Cassi-vagotos, die in der Gegend wohnten. Ralegh gab diesem Nasserbecken 13 Meilen Breite, und da alle Seen der Pa-rime Goldsand haben müssen, so ermangelt er nicht zu versichern, wenn Sommers das Wasser falle, finde man daselbst Goldgeschiebe von bedeutendem Gewicht. Da die Quellen dcr Ncbeuflüsse des Carony. Arm und Caura (Caroli. Arvi und Caora der alten Geographen) ganz nahe bei einander liegen, so kam man auf den Gedanken, alle diese Flüsse ans dem angeblichen See Cassipa eMwnngen zu lassen Sanson ve.größcrt den See auf 42 Meilen Lange und 15 Meilen Breite. Die alten Geographen kümmern sicy wmig darum, ob sie die Zuflüsse an beiden Ufern immer m derselben Weise einander gegenttbersetzcn, und so geben 1>e Mündung des Carony und den See Cassipa, der durckden Carony mit dem Orinoco zusammenhängt, zuweilen oberhalb des Einflusses des Meta an. So schiebt Hendius den See bis zum 2. und 3. Breitengrad hinunter und gibt ihm die Gestalt eines Rechtecks, dessen größte Seiten von Nord nach 206 Süd gerichtet sind. Dieser Umstand ist bemerkenswerth, weil man, indem man nach und nach dem Ece Cassipa cine südlichere Breite gab, denselben vom Carony und Arm loslöste und ihn Parime nannte. Will man diese Metamorphose in ihrer allmähligen Entwicklung verfolgen, so muß man die Karten, die seit Raleghs Reise bis heute erschienen sind, vergleichen. La Cruz, dem alle neueren Geographen nachgezeichnet haben, läßt seinem See Parime die länglichte Gestalt des Sees Cassifta, obgleich diese Gestalt von der des alten Sees Parime oder Rupmmwini, dessen große Achse von Ost nach West gegerichtet war, völlig abweicht. Ferner war dieser alte See (der des Hondius, Sanson und Coronelli) von Bergen umgeben und es entsprang kein Fluß daraus, während der See Parime des la Cruz und der neueren Geographen mit dem obcrn Orinoco zusammenhängt, wie der Cassipa mit dem untern Orinoco. Ich habe hiemit den Ursprung der Fabel vom See Cassipa erklärt, so wie den Einfluß, den sie auf die Vorstellung gehabt, als ob der Orinoco aus dem See Parime entspränge. Sehen wir jetzt, wie es sick mit dem letzteren Wasserbecken verhält, mit dem angeblichen Binnenmeer, das bei den Geographen des sechzehnten Jahrhunderts Rupunuwini heißt. Unter dem 4. oder 4^ Grad der Breite (leider fehlt es in dieser Richtung, südlich von Santo Thome de Angostura, auf 8 Grade weit ganz an astronomischen Beobachtungen) verbindet eine lange, schmale Cordillcre, Pacaraimo, Quimiropaca und Ucucuamo genannt, die von Ost nach Südwest streicht, den Bergstock der Parime mit den Bergen von holländisch und 207 französisch Guyana. Sie bildet die Wasserscheide zwischen dem Carony, Rupunury oder Rupunuwini und dem Rio Vranco, und somit zwischen den Thälern des untern Orinoco, des Esse-auebo und des Nio Negro. Nordwestlich von dieser Cordillere von Pacaraimo, über die nur wenige Europäer gekommen sind ('m Jahr 1739 der deutsche Chirurg Nicolaus Hortsmann, ^m Jahr 1775 ein spanischer Ossicier, Don Antonio Santos, lm Jahr 1791 der portugiesische Obrist Barata, und im Jahr 1811 mehrere englische Colonislen) kommen der Nocapra, der Paraguamusi und der Paragua herab, die in den Carony fallen- gegen Nordost kommt der Rupunuwini herunter, ein Nebenfluß des Essequebo,- gegcn Süd vereinigen sich der Ta-lutu und der Uraricuera zum vielberufenen Rio Parime oder Nio Vranco. Dieser Isthmus zwischen den Zweigen des Rio Essequebo "nd des Rio Vranco (das heißt zwischen dem Rupunuwini einerseits, und dem Pirara, Mahu und Uraricuera oder Nio Parime andererseits) ist als der eigentliche classische Boden des Dorado der Parime zu betrachten. Am Fuße der Berge von Pacaraimo treten die Flüsse häufig aus, und oberhalb Santa Rosa heißt das rechte Ufer des Urariapara, der sich 'n den Uraricuera ergießt, ^1 vklls 6? I» inuu6»«an." 3erner findet man zwischen dem Rio Parime und dem Xurumu große Lachen: auf den in neuester Zeit in Brasilien gezeichneten Karten, dic über diesen Landstrich sehr genau sind, finden sich diese Wasserstücke angegeben. Weiler nach West kommt dcr 6ai:o Pirara, dcr in den Mahu läuft, aus einem Vinsensee. Das ist der von Nicolaus Hortsmann beschriebene See Amucu, 208 derselbe, übcr den mir Portugiesen aus BarceloZ, die am Rio Branco (Rio Parime oder Rio Paravigiana) gewesen waren, während meines Aufenthaltes in San Carlos del Rio Negro genaue Notizen gegeben haben. Ter See Amucu ist mehrere Meilen brcit und bat zwei lleine Inseln, die Santos Islas Ipomucena nennen hörte. Der Rnpunuwini, an dessen Ufer Hortsmann Felsen mit hierogsyphischen Bildern entdeckt hat, kommt diesem See ganz nalie, stcht aber in t.iner Verbindung mit demselben. Ter Trageplatz zwischen dem Nup'.muwini und dem Mabu liegt weiter gegen Nord. wo der Berg Uclicuamo sich erhebt, der bei den Eingeborenen »och jetzt der Goldberg heißt. Sie gaben Hortsmann den Rath um don Rio Mabu herum eine Silbcrgrube (obne Zweifel groschlätterigcr Glimmer), Diamanten und Smaragde zu sucken- d^r Nmende fand aber nichts als Bcrgtlystal!. Aus seinem Bericht sckeint beivorzu-getien, das; der ganze nach Ost streichende Zug der Gebirge am obern Orinoco (sierra ?a>'im?) aus Graniten bcstekt. in denen, wie am Pic Duida, l däusig Drusen und offene Gänge volkommen. In dieser Gegend, d,c noäi immer für sebr goldreich gilt, leben an der Wcstgrenze von bolländisch Guyana die Macusis, Aturajos und Acuvajos: später fand Santos diese Völkerschaften zwischcn dem Rupunuwini, dem Mabu und der Bergkette Pacaraimo angesiedelt. Das glimmerreiche Gestein am Berg Ucucuamo, der Name des Rio Parime, das Austreten der Flüsse Urariapara, Parime und Turumu, besonders aber der See ' S. Vand VI. Seite 5. 209 Amucu (der nahe beim Rio Rupunuwini liegt und für die Hauptyuelle des Nio Parime gilt) haben die Fabel vom weißen Meer und dem Dorado der Parime veranlaßt. Alle diese Momente (und eben dadurch wirkten sie zu Einer Vorstellung zusammen) finden sich auf einer von Nord nach Süd 8 bis 9 Meilen breiten, von Ost nach West 40 Meilen langen Strecke neben einander. Diese Lage gab man auch bis zum Anfang des sechzehnten Jahr« Hunderts dem weißen Meer, nur daß man es in der Richtung eines Parallels verlängerte. Dieses weiße Meer ist nun aber nichts anders als der Nio Parime, der auch weißer Fluh, Rio Branco oder äe aZuas bianoas heißt und diesen ganzen Landstrich, über den er läuft, unter Wasser seht. Auf den ältesten Karten heißt das weiße Meer Rupunuwini, und daraus geht hervor, daß die Sage eben hier zu Hause ist, da unter allen Nebenflüssen des Essequebo der Rio Rupunuwini dem See Amucu am nächsten kommt. Bei seiner ersten Neise (1595) machte sich Ralegh noch keine bestimmte Vorstellung von der Lage des Dorado und des Sees Parime, den er für gesalzen hielt und den er „ein zweites caspisches Meer" nennt. Erst bei der zweiten, gleichfalls auf Raleghs Kosten unternommenen Reise (1596) gab Lawrence Keymis die Oert-lichleiten des Dorado so bestimmt an, daß, wie mir dünkt, an der Identität der Parime de Manoa mit dem See Amucu und dem Isthmus zwischen dem Rupunuwini (der in den Essequebo läuft) und dem Rio Parime oder Rio Branro gar nicht zu zweifeln ist. „Die Indianer," sagt Keymis, „fahren den Esscauebo südwärts in zwanzig Tagen hinauf. Um die Stärke Humdoldt, R«lse, VI. 14 210 des Flusses anzudeuten, nennen sie ihn den Bruder des Orinoco. Nach zwanzigtägiger Fahrt sckasscn sie ihre Canoes über einen Trageplatz in einem einzigen Tage aus dem Flusse Dessetebe auf einen See, den die Iaos Roponowini, die Caraiben Parime nennen. Dieser See ist groß wie ein Meer: es fahren unzählige Canoes darauf, und ich vermuthe (die Indianer hatten ihm also nichts davon gesagl), daß es derselbe See ist, an dem die Stadt M^noa liegt." Hondius gibt eine merkwürdige Abbildung von jexem Trageplah, und da nach der damaligen Vorstcllung die Mündung des Carony unter dem 4. Breitengrad (statt unter 8" 8') lag, so setzte man den Trageplatz ganz nahe an den Aequator. Zur selben Zeit lieh man den Vwpoco (Oyavoc) und den Nio Cayane (Maroni?) aus jenem See Parime kommen. Der Umstand, daß die Caraiben den westlichen Zweig dcs Nio Nranco ebenso nennen, hat vielleicht soviel dazu beigetragen, den See Amucu in der Einbildung zu vergrößern, als die Ueber-schwemmungen der verschiedenen Nebenflüsse des Uraricuera von der Mündung des Taculu bis zum valle clk I» Wun-äaoion. Wir haben oben gesehen, daß die Spanier den Rio Paragua oder Parava, der in den Carony fällt, für einen See hielten, weil das Wort ?äl»va Meer, See, Fluß bedeutet. Ebenso scheint Parime großes Wasser im Allgemeinen zu bedeuten, denn die Wurzel par kommt in carai-bischen Benennungen von Flüssen, Lachen, Seen und Meeren vor. Im Arabischen und im Persischen dienen ebenso dak? und ä6ri» gleichmäßig zur Bezeichnung des Meeres, der Seen 211 und der Flüsse, und dieser Brauch, der sich bei vielen Völkern in beiden Welten findet, hat auf den alten Karten Seen in Flüsse und Flüsse in Seen umgewandelt. Zur Bekräftigung des eben Gesagten führe ich einen sehr achtbaren Zeugen auf, Pater Caulin. „Als ich," sagt dieser Missionär, der sich länger als ich am untern Orinoco aufgehalten hat, „die Indianer fragte, was denn die Pari me sey, so erwiederten sie, es sey nichts als ein Fluß, der aus einer Bergkette komme, an deren anderem Abhang der Essequebo entspringe." Caulin weiß nichts vom See Amucu, und erklärt den Glauben an ein Binnenmeer nur aus den Ueberschwemmungen der Ebenen, 2 I28 inuu6llLi0il68 cÜ1«,tkl8 por los b^jos 6kl p«^s. ^ Ihm zufolge rühren alle Mißgriffe der Geographen von dem leidigen Umstand her, daß alle Flüsse in Guyana an ihren Mündungen andere Namen haben als an ihren Quellen. „Ich zweifle nicht," sagt er weiter, „daß einer der obern Zweige des Rio Branco derselbe Rio Parime ist, den die Spanier für einen See gehalten haben (g, yuieu «uponian w^un»)." Diese Notizen hatte der Geschichtschreiber der Grenzexpedition an Ort und Stelle gesammelt, und er hätte wohl nicht geglaubt, daß la Cruz und Surville richtige Begriffe und alte Vorstellungen vermengen und auf ihren Karten das Mar Dorado oder Mar Blanco wieder zum Vorschein bringen würden. So kommt es, daß, obgleich ich seit meiner Rückkehr aus America vielfach den Beweis geführt, daß ein Binnenmeer, aus dem«der Orinoco entspränge, gar nicht eristirt, in neuester ' Dieß ist auch Naltenaer« und Malt« Vrun« Anficht. 212 Zeit unter meinem Namen eine Karte l erschienen ist, auf der die I.ÄFUUK ä? ?ki-im6 wiederum auftritt. Aus allem Bisherigen geht hervor: 1) daß die Laguna Nupunuwini oder Parime aus Ralegbs Reise und auf den Karten des Hondius ein chimärischer See ist, zu dem der See Amucu und die häufigen Überschwemmungen der Nebenflüsse des Uraricuera Veranlassung gegeben; '2) daß die Laguna Parime auf Survilles Karte der See Amucu ist, aus dem der Rio Pirara und (zugleich mit dem Mahu, dem Tacutu, dem Uraricuera odcr dem eigentlich sogenannten Nio Parimc) der Rio Vranco entspringt; 3) daß die Laguna Parime des la Cruz eine eingebildete Erweiterung des Rio Parime (der mit dem Orinoco verwechselt wird) unterhalb der Vereinigung des Mahu mit dem Xurunm ist. Von der Mündung des Mahu bis zu der des Tacutu betrügt die Entfernung taum 0"40<; la Cruz macht 7 Breitengrade daraus. Er nmnt das obere Stück des Rio Branco (in das der Mahu fällt) Orinoco oder Puruma. Dieß ist ohne allen Zweifel der Xurumu, ein Nebenfluß des Tacutu, der den Einwohnern des benachbarten Forts San Ioaquim wohl bekannt ist. Alle Namen, die in der Sage vom Dorado vorkommen, finden sich unter den Nebenflüssen des Rio Branco. Geringfügige örtliche Verhältnisse und die Erinnerung an den Salzsee in Mexico, zumal aber an den See Manoa im Dorado der Omaguas wirkten zusammen zur Ausmalung eines Bildes, das der Einbildungskraft Raleghs und seiner beiden Unterbefehlshaber, Keymis 1 Carte dc l'Amerique, dressee sur les observations de Mr. de Humboldt, par Fried. SEÜten 1818. 213 und Masham, den Ursprung verdankt. Nach meiner Ansicht lassen sich die Ueberschwcmmungen des Nio Bran:o höchstens mit denen des Ned River in Louisiana zwischen Natchitotches und Cados vergleichen, keineswegs aber mit der Laguna de los Xa-rayes, die eine periodische Ausbreitung des Nio Paraguay ist. l Wir haben im Bisherigen ein weißes Meer besprochen, durch das man den Hauptstamm des Rio Brcmco laufen läßt, und ein zweites, 2 das man ostwärts von diesem Flusse setzt, und das mit demselben mittelst des Cano Pirara zusammenhängt. Noch gibt es einen dritten Eee,^ den man westwärts vom Nio Branco verlebt, und über den ich erst kürzlich interessante Angaben im handschriftlichen Tagebuch des Chirurgen Hortsmann gesunden habe. „Zwei Tagereisen unterhalb des Einflusses des Mahu (Tacutu) in den Nio Parime (Uraricuera) liegt auf einem Verggipsel ein See, in dem dieselben Fische vorkommen wie im Nio Parimc; aber die Wasser des ersteren sind schwarz, die des letzteren weiß." Hat nun nicht vielleicht Surville nach einer dunklen Kunde von diesem Wasserbecken auf der Karte, die er zu Pater Caulins Werk entworfen, sich einen 10 Meilen langen Alpensee ausgcdacht, bei dem (gegen ' Diese periodischen Uebeischwe,m,mngen des Rio Paraguay haben in der südlichen Halbkugel lauge dieselbe Rolle gespielt wie der See Pnrime in der nördlichen. Hondius und Sanson ließe» aus der I.ii-Tun« « l^ilßunÄ l'asimo nennt. 214 Ost) der Orinoco und der Idapa, ein Nebenfluh des Rio Negro, zumal entspringen? So unbestimmt die Angabe des Chirurgen aus Hildesheim lautet, so läßt sich doch unmöglich annehmen, daß der Berg, auf dessen Gipfel sich ein See befindet, nördlich vom Parallel von 2 «"/2 liege, und diese Breite kommt ungefähr mit der des Cerro Unluran überein. Es ergibt sich daraus, daß Hortsmann Alpsee, der d'Anvilles Aufmerksamkeit entgangen ist, und der vielleicht mitten in einer Verggruppe liegt, nordöstlich vom Trageplatz zwischen dem Idapa und Mavaca und südöstlich vom Orinoco, oberhalb Esmeralda, zu suchen ist. Die meisten Geschichtschreiber, welche die ersten Jahrhunderte nach der Eroberung beschrieben haben, schienen der festen Ansicht, daß die Namen Provincias und Pais del Dorado ursprünglich jeden goldreichen Landstrich bedeuteten. Sie vergessen den etymologischen Sinn des Wortes Dorado (der Vergoldete) und bemerken nicht, daß diese Sage ein Local-myth, us ist, wie ja auch fast alle Mythen der Griechen, Hindus und Perser. Die Geschichte vom vergoldeten Mann ist ursprünglich in den Anden von Neu-Grenada zu Hause, besonders auf den Niederungen am Ostabhange derselben: nur allmählig, wie ich oben gezeigt, sieht man sie 300 Meilen gegen Ost-Nord-Ost von den Quellen des Caqueta an die des Rio Branco und des Essequebo herüberrücken. Man hat in verschiedenen Gegenden von Südamerika bis zum Jahr 1536 Gold gesucht, ohne daß das Wort Dorado ausgesprochen worden wäre, und ohne daß man an die Existenz eines andern Mittelpunktes der Cultur und der Schätze als das Reich der 215 Inca von Cuzco geglaubt hätte. Länder, cms denen gegenwärtig auch nicht die kleinste Menge edlen Metalls in den Handel kommt, die Küste von Paria, Terra Firma ((^stilln, 6e1 Oro), die Verge von St. Martha und die Landenge Dänen waren damals so vielberufen, wie in neuerer Zeit der goldhaltige Voden in Senora, Choco und Brasilien. Diego de Ordaz (1531) und Alonzo de Herera (1535) zogen auf ihren Entdeckungsreisen an den Ufern des untern Orinoco hin. Ersterer ist der berüchtigte Conquistador von Mexico, der sich rühmte, Schwefel aus dem Krater des Pics Popocatepetl geholt zu haben, und dem Karl V. die Erlaubniß ertheilte, einen brennenden Vulkan im Wappen zu führen. Ordaz war zum Adelantado allen Landes ernannt worden, das er zwischen Brasilien und Venezuela erobern könnte, und das damals das Land der deutschen Compagnie der Welser (Nelzarcs) hieß, und er ging auf seinem Zuge von der Mündung des Amazonenstromes aus. Er sah dort in den Händen der Eingeborenen „faustgroße Smaragde". Es waren ohne Zweifcl Stücke Saussurit, von dem dichten Feldspath, den wir vom Orinoco zurückgebracht, und den La Condamine an der Mündung des Rio Topayos in Menge angetroffen.' Die Indianer sagten Diego de Ordaz, „wenn er so und so viele Sonnen gegen West hinauffahre, komme er an einen großen Fels (peil») von grünem Gestein"; bevor er aber diefen vermeintlichen Smaragdberg (Euvholitgestein?) erreichte, machte ein Schiffbruch allen weiteren Entdeckungen ein Ende. Mit genauer Noth retteten ' S. Band V. Teile 183 ff. 216 sich die Spanier in zwei kleinen Fahrzeugen. Sie eilten, aus der Mündung des Amazonenstroms hinauszukommen, und die Strömungen, die in diesen Strichen start nach Nordwest gehen führten Ordaz an die Küste von Paria oder auf das Gebiet des Caziken von Yurivari (Uriavari, Viapari). Sedeno hatte die <ÜK8» tuerte äs karin. gebaut, und da dieser Posten ganz nahe an der Mündung des Orinoco lag, beschloß der mexikanische Conquistador, eine Expedition auf diesem großen Strom zu versuchen. Er hielt sich zuerst in Carao (Caroa, Carora) auf, einem großen indianischen Dorf, das mir etwas ostwärts vom Einfluß des Carony gelegen zu haben scheint; er fuhr sofort nach Cabruta (Cabuta, Cabritu) hinauf und an den Einfluß des Meta (Metacuyu), wo er mit großen Fährlichkeiten seine Fahrzeuge über den Raudal von Cariven schaffte. Nir haben oben gesehen, daß das Bett des Orinoco bei der Einmündung des Meta voll Klippen ist. Die Aruacas-Indianer, die Ordaz als Wegweiser dienten, riethen ihm, den Meta hinaufzufahren; sie versicherten ihn, weiter gegen West finde er bekleidete Menschen und Gold in Menge. Ordaz wollte lieber auf dem Orinoco weiterfahren, aber die Katarakten bei Tabaje (vielleicht sogar die bei Atures) nöthigten ihn, seine Entdeckungen aufzugeben. Auf diesem Zuge, der lange vor den des Orellana fällt und also der bedeutendste war, den die Spanier bis dahin auf einem Strome der neuen Welt unternommen, hörte man zum erstenmal den Namen Orinoco aussprechen. Ordaz, der Anführer der Expedition, versichert, von der Mündung bis zum Einfluß des Meta heiße der Strom Uriaftaria, oberhalb 217 dieses Einflusses aber Orinucu. Dieses Wort (ähnlich gebildet wie die Worte Tamanacu, Otomacu, Sinarucu) geHort wirtlich der Tamanakischen Sprache an , und da d,e Tamanacas südöstlich von Encaramada wohnen, so ist es natürlich, daß die Conquistadoren den jetzigen Namen des Stromes erst m der Nähe des Rio Meta zu hören bekamen. Auf diesem Nebe^M erhielt Diego de Ordaz von den Eingeborenen die erste Kunde von civilisirten Völkern, welche auf den Hochebenen der Anden von Neu-Grcnada wohnten, „von einem gewaltigen, emauglgen Fürsten und von Thieren, kleiner als Hirsche, auf denen man nber reiten tonne, wie die Spanier auf den Pferden." Ordaz zweifelte nicht, daß diese Thiere Llamas oder OvHas 6e1 I^ru seyen. Soll man annehmen, daß die Llamas, die man in den Anden vor dem Pflug und als Lastthiere, aber nicht zum Reiten brauchte, früher nördlich und östlich von Quito verbreitet gewesen? Ich siude wirklich, daß Orellana welche am Amazonenstrom gesehen hat, oberhalb des Einflusses des Rio Negro, also in einem Klima, das von dem der Hochebene der Anden bedeutend abweicht. Das Mährchen von einem auf Llamas berittenen Heere von Omaguas mußte dazu dienen, den Bericht der Begleiter Fclipes dc Urre über ihren ritterlichen Zug an den obern Orinoco auszuschmücken. Dergleichen Sagen sind äußerst beachtenswerth, weil sie darauf hinzuweifen scheinen, daß die Hausthiere Quitos und Perus bereits angefangen hatten von den Cordilleren herabzukommen und sich allmählig in den östlichen Landstrichen von Südamerika zu verbreiten. Im Jahr 1533 wurde Herera, der Schatzmeister bei Diegos de Ordaz Expedition, vom Statthalter Geronimo de Ortal 218 mit der weiteren Erforschung des Orinoco und des Meta beauftragt. Er brachte zwischen Punta Barima und dem Einfluß des Carony fast dreizehn Monate mit dem Bau platter Fahrzeuge und den nothwendigen Zurüstungen zu einer langen Reise hin. Man liest nicht ohne Verwunderung die Erzählung dieser kühnen Unternehmungen, wobei man drei, vierhundert Pferde einschiffte, um sie ans Land zu setzen, so oft die Reiterei am einen oder dem andern Ufer etwas ausrichten konnte. Wir finden bei Hereras Expedition dieselben Stationen wieder, die wir bereits kennen gelernt: die Feste Paria, das indianische Dorf Uriaparia (wahrscheinlich unterhalb Imataca an einem Punkt, wo sich die Spanier wegen der Ueberschwemmung des Delta kein Brennholz verschaffen konnten), Caroa in der Provinz Carora, die Flüsse Caranaca (Caura?) und Caxavana (Cu-chivero?) das Dorf Cabritu (Cabruta) und den Raudal am Einfluß des Meta. Da der Rio Meta sehr berühmt war, weil seine Quellen und seine Nebenflüsse den goldhaltigen Cor-dilleren von Neu-Grenada (Cundinamarca) nahe liegen, so versuchte er ihn hinaufzufahren. Er fand daselbst civilisirtere Völker als am Orinoco, die aber das Fleisch stummer Hunde aßen. l In einem Gefecht wurde Herera durch einen mit Cu-raresaft (Aierva) vergifteten Pfeil getüdtet: sterbend ernannte er Alvaro de Ordaz zu seinem Stellvertreter. Dieser führte (1535) die Trümmer der Expedition nach der Feste Paria zurück, nachdem er vollends die wenigen Pferde eingebüßt, die einen achtzehnmvnatlichen Feldzug ausgehalten. ' S. Vand V. Seite 127 ff. 219 Dunkle Gerüchte über die Schätze der Völker am Meta und andern Nebenflüssen am Ostabhang der Cordilleren von Neu-Grenada veranlaßten nach einander, in den Jahren 1535 und 1536, Geronimo de Ortal, Nicolaus Jedermann und Jorge de Espira (Georg von Speier) zu Expeditionen auf Landwegen gegen Süd und Südwest. Vom Vorgebirge Paria bis zum Cabo de la Vela hatte man schon seit den Jahren 1498 und 1500 in den Händen der Eingeborenen kleine gegossene Goldbilder gesehen. Die Hauptmärkte für diese Amulette, die den Weibern als Schmuck dienten, waren die Dörfer Curiana (Coro) und Cauchieto (beim Rio la Hacha). Die Gießer in Cauchieto erhielten das Metall aus einem Bergland weiter gegen Süden. Die Expeditionen des Ordaz und des Hcrera hatten das Verlangen, diese goldreichen Landstriche zu erreichen, natürlich gesteigert. Georg von Speier brach (1535) von Coro auf und zog über die Gebirge von Merida an den Apure und Meta. Er ging über diese beiden Flüsse nahe bei ihren Quellen, wo sie noch nicht breit sind. Die Indianer erzählten ihm, weiter vorwärts ziehen weiße Menschen auf den Ebenen umher. Speier, der sich nahe am Amazonenstrom glaubte, zweifelte nicht, daß diese umherziehenden Spanier Schiffbrüchige von der Expedition des Ordaz seyen. Er zog über die Savanen von San Juan de los Llanos, die reich an Gold seyn sollten, und blieb lange m einem indianischen Dorf, Pueblo de Nuestra Senora, später Fragua genannt, südöstlich vom Paramo de la Suma Paz. Ich war am Westabhang dieses Bergstocks, in Fusagasuga, und hörte, die Ebenen gegen Ost am Fuß der Berge seyen noch jetzt bei den Eingeborenen wegen ihres Reichthums berufen. 220 Im volkreichen Dorfe Fragua fand Speicr cine t?!nnn <^6^ ß<^ (Sonnentempcl) und ein Iungfrauenkloster, ähnlich denen in Peru und Neu-Grenada. Hatte sich hier der Cultus gegen Ost ausgebreitet, oder sind etwa die Ebencn bei San Juan die Wiege desselben? Nach der Sage war allerdings Vochica, der Gefetzgeber von Neu-Grenada und Oberpriester von Iraca, von den Ebenen gegen Ost auf das Plateau vou Bogota heraufgekommen. Da aber Vochica in Einer Person Sohn und Sinnbild der Sonne ist, so kann seine Geschichte rein astrologische Allegorien enthalten. Auf seinem weiteren Zuge nach Süd ging Speier über die zwei Zweige des Guaviare, den Ariare und Guayavcro, und gelangte ans Ufer des großen Rio Papamene l oder Caqueta. Der Widerstand, den er ein ganzes Jahr lang in der Provinz los Choques fand, machte dieser denkwürdigen Expedition ein Ende (1537). Nicolaus Jedermann und Ge-ronimo de Ortal verfolgten von Macaravana und der Mündung des Nio Neveri aus Iorges de Espira Spuren. Ersterer suchte Gold im großen Magdalenenstrom, letzterer wollte einen Sonnen-tempel am Ufer des Meta entdecken. Da man die Landessprache nicht verstand, sah man am Fuße der Cordilleren überall einen Abglanz der großartigen Tempel von Iraca (Sogamozo), dem damaligen Mittelpunkt der Cultur in Cundinamarca. Ich habe bis jetzt aus geographischem Gesichtspunkt die Reisen besprochen, welche auf dem Orinoco und gegen West und Süd an den' Ostabhang der Anden unternommen wurden, bevor sich die Sage vom Dorado unter den Conquistadoren ' T. Band V. Seite !45. 221 verbreitet hatte. Diese Sage stammt, wie wir oben angeführt, aus dem Königreich Quito, wo Luis Da?a im Jahr 1535 einen Indianer aus Neu-Grenada traf, der von seinem Fürsten (ohne Zweifel vom Ziftpa von Bogota oder vom Zaque "on Tunja) abgesandt war, um von Atahualfta, dcm Inca von Peru, Kriegshülfe zu erbitten. Dieser Abgesandte pnes, wie gewöhnlich, die Schätze seiner Heimath; was aber den Spaniern, die mit Da?a in der Stadt Tacunga (Llactaconga) waren, ganz besonders aufsiel, das war die Geschichte von einem vornehmen Mann, „der, den Körper mit Goldstaub bedeckt, in einen See mitten im Gebirge ging." Dieser See könnte die Laguna de Totta, etwas ostwärts von Sogamozo (Iraca) und Tunja (Hunca) seyn, wo das geistliche und das weltliche Haupt des Reiches Cundinamarca oder Cundirumarca ihren Sitz hatten: da sich aber keinerlei geschichtliche Erinnerung an diesen See knüpft, fo glaube ich vielmehr, daß mit dem, m welchen man den vergoldeten großen Herrn gehen ließ, der heilige See Guatavita, ostwärts von den Steinsalzgrudcn von Zipaquira, gemeint ist. Ich sah am Rande dieses Wasserbeckens die Reste einer in den Fels gehauenen Treppe, die bei den gottesdienstlichen Waschungen gebraucht wurde. Die Indianer erzählen, man habe Goldstaub und Goldgeschirr hineingeworfen, als Opfer für die Götzen des Ääoräwn« ä6 kuutaviw. Man sieht noch die Spuren eines Anschnitts, den die Spanier gemacht, um den See trocken zu legen. Da der Sounentempel von Sogamozo den Nordküsten von Terra Firma ziemlich nahe liegt, so wurden die Vorstellungen vom vergoldeten Mann bald auf einen Overftriester von 222 der Sekte des Bochica oder Idacanzas übergetragen, der sich gleichfalls jeden Morgen, um das Opfer zu verrichten, auf Gesicht und Hände, nachdem er dieselben mit Fett eingerieben, Goldstaub kleben ließ. Nach andern Nachrichten, die in einem Schreiben Oviedos an den berühmten Cardinal Bembo aufbehalten sind, suchte Gonzalo Pizarro, als er den Landstrich entdeckte, wo die Zimmtbäume wachsen, zugleich „einen großen Fürsten, von dem hier zu Lande viel die Rcde geht, der immer mit Goldstaub überzogen ist, so daß er vom Kopf zum Fuß aussieht wie una lizura ä'ow lavorata 6i mauo ä'uu buomssim« «riliee. Der Goldstaub wird mittelst eines wohlriechenden Harzes am Leibe befestigt; da aber diese Art Anzug ihm beim Schlafen unbequem wäre, so wascht sich der Fürst jeden Abend und läßt sich Morgens wieder vergolden, welches beweist, daß das Reich des Dorado ungemein viele Goldgruben raben muß." Es ist ganz wohl anzunehmen, daß unter den von Bochica eingeführten gottesdienstlichen Ceremonien eine war, die zu einer so allgemein verbreiteten Sage Anlaß gab. Fand man doch in der neuen Welt die allerwunderlichsten Gebräuche. In Mexico bemalten sich die Opferpriester den Körper; ja sie trugen eine Art Meßgewand mit hängenden Aermeln aus gegerbter Menschenhaut. Ich habe Zeichnungen derselben bekannt gemacht, die von den alten Einwohnern von Anahuac herrühren und in ihren gottesdienstlichen Büchern aufbehalten sind. Am Rio Caura und in andern wilden Landstrichen von Guyana, wo der Körper bemalt statt tätowirt wird, reiben sich die Eingeborenen mit Schildtrötenfett ein und kleben sich 223 metallisch glänzende, silberweiße und kupferrothe Glimmerblättchen auf die Haut/ Von weitem sieht dieß aus, als trügen sie mit Borten besetzte Kleider. Der Sage vom vergoldeten Mann liegt vielleicht ein ähnlicher Brauch zu Grunde, und da es m Neu-Grenada zwei souveräne Fürsten gab, ' den Lama m Iraca und das weltliche Oderhaupt oder dcn Zaque in Tunja, so ist es nicht zu verwundern, daß dasselbe Ceremonie« bald dem König, bald dem Oberpriester zugeschrieben wird. Auffallender erscheint es, daß man vom Jahr 1535 an das Land des Dorado ostwärts von den Anden gesucht hat. Nobertson nimmt in seiner Geschichte dcs neuen Continents an, die Sage sey zuech Orellana (>540) am Amazonenstrom zu Ohren gekommen: aber das Buch dcs Fray Pedro Sm,on, dem Que-sadas, des Eroberers von Cundirumaica, Aufzeichnungen zu Grunde liegen, beweist das Gegemhcil, und bereits im Jahr 1536 suchte Gonzalo Diaz de Pineda den vergoldeten Mann jenieits der Niederungen der Provinz Quixos. Der Gesandte aus Bogota, den Daya im Königreich Quito getroffen, hatte von einem ostwärts gelegenen Lande gesprochen: that er etwa so, weil die Hochebene von Neu-Grenada nicht nordwärts, sondern Nordostwürts von Quito liegt? Man sollte meinen, die Sage von einem naäten, mit Golostaub überzogenen Mann müßte ursprünglich in einem heißen Lande zu Hause seyn, und nicht auf den kalten Hochebenen von Cundirumarca, wo ich den Thermometer oft unter 4 oder 5 Grad fallen sah i indessen ist das Klima in Folge der ungewöhnlichen Bodenbildung auch in ' Gerade wie im alten Reiche Meroe, in Tibet, und wie der Dairl und del Kubo in Japan. 224 Guatavita, Tunja, Iraca und am Ufer des Sogamozo sehr verschieden. Nicht selten behält man gottcsdienstliche Gebräuche bei, die aus einem andern Erdstrich herrühren, und nach allen Sagen ließen die Muyscas ihren ersten Gesetzgeber und Stifter ihres Gottesdienstes, Vochica, aus den Ebenen ostwärts von den Cordilleren herkommen. Ich lasse unentschieden, ob diese Sagen auf einer geschichtlichen Thatsache beruhten oder ob damit, wie schon oben bemerkt, nur angedeutet seyn sollte, daß der erste Lama, der Sohn und Sinnbild der Sonne ist, nothwendig aus Ländern gegen Aufgang gekommen seyn müsse. Wie dcm sey, so viel ist gewiß, der Ruf, den der Onncco, der Meta und die Provinz Papamene zwischen den Quellen des Guaviare und Caqueta durch die Erpeditionen des Ordaz, Herera und Georgs von Speier bereits erlangt, trug dazu bei, die Sage vom Dorado in der Nähe des Ostabhangs der Cordilleren zu fixiren. Daß auf der Hochebene von Neu-Grenada drei Heerhaufen zusammentrafen, machte, daß sich in ganz Amerika, so weit es von den Spaniern besetzt war, die Kunde von einem noch zu erobernden reichen, stark bevölkerten Lande verbreitete. Sebastian de Velalcazar zog von Quito über Povayan nach Bogota (1536); Nicolaus Federmann kam von Venezuela, von Ost her über die Ebenen am Meta. Tiefe beiden Anführer trafen auf der Hochebene von Cundirumarca bereits den viel-berufenen Adelantadu Gonzalo Nlnencs de Quesada, von dem ich einen Nachkommen bei Zipaquira barfuß das Vieh habe hüten sehen. Das zufällige Zusammentreffen der drei Conqui-stadoreu, eines der merkwürdigsten und dramatischsten Ereignisse 225 in der Geschichte der Eroberung, fand im Jahr 1538 statt. Velalcazar erhitzte durch seine Berichte die Phantasie abenteuerlustiger Krieger: man verglich, was der Indianer aus Tacunga Luis Taya erzählt, mit den verworrenen Vorstellungen von den Schätzen eines großen einäugigen Königs und von einem bekleideten, auf Lamas reitenden Volke, die Ordaz vom Meta mitgebracht. Pedro de Limpias, ein alter Soldat, der mit Federmann auf der Hochebene von Bogota gewesen war, brachte die erste Kunde vom Dorado nach Coro, wo das Andenken an die Erpedition Georgs von Speier (1535—37) an den Rio Papamene noch ganz frisch war. Von dieser selben Stadt Coro aus unternahm auch Felipe de Hütten (Urre, Utre) seine vielberufene Reise in das Gebiet der Omaguas, während Pizarro, Orellana und Hernan Perez de Quesada, der Bruder des Adelantado, das Goldland am Rio Napo, längs des Amazonenstroms und in der östlichen Kette der Anden von Neu-Grenada suchten. Die Eingeborenen, um ihrer unbequemen Gäste los zu werden, versicherten aller Orten, zum Dorado sey leicht zu kommen, und zwar ganz in der Nähe. Es war wie ein Phantom, das vor den Spaniern entwich und ihnen beständig zurief. Es liegt in der Natur des flüchtigen Erdenbewohners, daß er das Glück in der unbekannten Weite sucht. Der Dorado, gleich dem Atlas und den hesperischen Inseln, rückte allgemach vom Gebiete der Geographie auf das der Mythendichtung hinüber. Die vielfachen Unternehmungen zur Aufsuchung dieses eingebildeten Landes zu erzählen, liegt nicht in meiner Absicht. Ohne Zweifel verdankt man denselben großentheils die Kenntniß Humboldt, Ntlse. VI. 15 226 vom Innern Amenlas; sie leisteten der Geographie Dienste, wie ja der Irrthum oder gewagte Theorien nicht selten zur Wahrheit führen; aber in der vorliegenden Erörterung kann ich mich nur bei den Umständen aufhalten, die auf die Ent-werfung der alten und neuen Karten unmittelbar Einfluß gehabt haben. Hernan Perez de Quesada suchte nach der Abreise seines Bruders, des Adelantado, nach Europa von neuem (1539), dießmal aber im Berglande nordöstlich von Bogota, den Sonnentempel slü»««, 6?! 8ol), von dem Gerommo de Ortal (1536) am Meta hatte sprechen hören. Der von Bochica eingeführte Sonnendienst und der hohe Ruf des Heiligthums zu Iraca oder Sogamozo gaben Anlaß zu jenen verworrenen Gerüchten von Tempeln und Götzenbildern aus massivem Golde: aber auf den Bergen wie in den Niederungen glaubte man immer weit davon zu seyn, weil die Wirtlichkeit den chimärischen Träumen der Einbildungskraft so wenig entsprach. Francisco de Orellana fuhr, nachdem er mit Pizarro den Dorado in der kroviuxi», cls los eguelog und an den goldhaltigen Ufern des Napo vergebens gesucht, den großen Nmazonenstrom hinunter (1540). Er fand dort zwischen den Mündungen des Iavari und des Rio de la Trinidad (Jupura?) einen goldreichen Landstrich, genannt Machiparo (Muchifaro), in der Nähe des Aomaguas oder Omaguas. Diese Kunde trug dazu bei, daß der Dorado südostwärts verlegt wurde, denn Omaguas (Om-aguas, Aguas), Dit-Aguas und Papamene waren Benennungen für dasselbe Land, für das, welches Georg von Speier auf seinem Zuge an den Caqueta entdeckt hatte. Mitten auf den Niederungen nordwärts vom Amazonenstrom wohnten 22? dieOmaguas, die Manaos oderManoas und bieGuaypes (Uaupes oder Guayupcs), drei mächtige Völker, deren letzteres, dessen Wohnsitze westwärts am Guaupe oder Uaupe liegen, schon in den Reiseberichten Quesaoas und Huttens erwähnt wird. Diese beiden in der Geschichte Amerikas gleich berühmten Konquistadoren lamen auf verschiedenen Wegen in die Llanos von San Juan, die damals Valle de Nuestra Senora heißen. Hernan Perez de Quesada ging (1541) über die Kordilleren von Cundirumarca, wahrscheinlich zwischen den Paramos Chingasa und Suma Paz, während Felipe de Hütten, in Begleitung Pedros de Limpias (defsclben, der von den Hochebenen von Bogota die erste Kunde vom Dorado nach Venezuela gebracht hatte) von Nord nach Süd den Weg einschlug, auf dem Georg von Speier am Ostabhang der Gebirge hingezogen war. Hütten brach von Coro, dem Hauptsitz der deutschen Faktorei oder Gesellschaft der Welser auf, als Heinrich Rem-boldt an der Spitze derselben stand. Nachdem er über die Ebenen am Casanare, Meta und Caguan gezogen (1541), kam er an den obern Guaviare (Guayuarc), den man lange für den Ursprung des Orinoco gehalten hat und dessen Mündung ich auf dem Wege von San Fernando de Atabapo an den Rio Negro gesehen habe. Nicht weit vom rechten Ufer des Guaviare kam Hütten in die Stadt der Guayves, Macatoa. Das Volk daselbst trug Kleider, die Felder schienen gut angebaut, alles deutete auf eine Cultur, die sonst diesem heißen Landstrich im Osten der Cordilleren fremd war. Wahrscheinlich war Georg von Epeicr bei seinem Zuge an den Rio Caqueta und in die Provinz Papamene weit oberhalb Macatoa übcr 228 den Guaviare gegangen, bevor die beiden Zweige des Flusses, der Ariari und der Guayavero, sich vereinigen. Hütten erfuhr, auf dem Wege weiter nach Südost komme er auf das Gebiet der großen Nation der Omaguas, deren Priester-König Quareca heiße und große Heerden von Llamas besitze. Diese Spuren von Cultur, diefe alten Verbindungen mit der Hochebene von Quito fcheinen mir sehr bemerkenswerth. W>r haben schon oben erwähnt, daß Orellana bei einem indianischen Häuptling am Amazonenstrom Llamas gesehen, und daß Ordaz auf den Ebenen am Meta davon hatte sprechen hören. Ich halte mich nur an das, was in den Bereich der Geographie fällt, und beschreibe weder nach Hütten jene unermeßlich große Stadt, die er von weitem gesehen, noch das Gefecht mit den Omaguas, wobei 39 Spanier (ihrer 14 sind in den Nachrichten aus jener Zeit namentlich aufgeführt) mit 15,000 Indianern zu thun hatten. Diese lügenhaften Berichte haben zur Ausschmückung der Sage vom Dorado sehr viel beigetragen. Der Namen der Stadt der Omaguas kommt in Huttens Bericht nicht vor, aber die Manoas, von denen Pater Fritz noch im siebzehnten Jahrhundert in seiner Mission Yuri-maguas Goldbleche erhielt, sind Nachbarn der Omaguas. Später wurde der Namen Manoa aus dem Lande der Amazonen auf eine eingebildete Stadt im Dorado der Parime übergetragen. Der bedeutende Ruf, in dem die Länder zwischen dem Caqueta (Papamene) und Guaupe (einem Nebenfluß des Rio Negro) standen, veranlaßte (1560) Pedro de Ursua zu der unheilvollen Expedition, welche mit der Empörung des 229 Tyrannen Aguirre^ endigte. Als er den Caqueta hmabfuhr, um sofort in den Amazonenftrom zu gelangen, hörte Ursua von der Provinz Caricuri sprechen. Diese Benennung weist deutlich auf das Goldland hm, denn, wie ich sehe, heißt Gold auf tamanakisch Caricuri, auf caraibisch Carucuru. Sollte der Ausdruck für Gold bei den Völkern am Orinoco ein Fremdwort seyn, wie Zucker und Co ton in den europäischen Sprachen? Dieß wiese wohl darauf hin, daß diese Voller die edlen Metalle mit den fremden Erzeugnissen haben kennen lernen, die ihnen von den Cordilleren 2 oder von den Ebenen am Ostabhang der Anden zugekommen. Wir kommen jetzt zum Zeitpunkt, wo der Mythus vom Dorado sich im östlichen Strich von Guyana, zuerst beim angeblichen Sce Cafsipa (an den Ufern des Paragua, eines Nebenflusses des Carony), und dann zwischen den Quellen drs Nio Essequebo und des Nio Branco, festsetzte. Dieser Umstand ist vom bedeutendsten Einfluß auf die Geographie dieser Länder gewesen. Antonio de Verrio, der Schwiegersohn und einzige Erbe des großen Adelantado Nmencz de O^lcsada, ging westwärts von Tunja über die Cordillcren, schiffte fich auf dem Nio Casanare ein und fuhr auf diesem Fluß, auf dem Meta und Orinoco hinab nach der Insel Trinidad. Wir wissen von dieser Reise fast nur, was Ralegh davon berichtet; sie scheint wenige Jahre vor die erste Gründung von Vicja Guayana im ' S. Vand I. Seite 24«. ' Im Peruviaiiischeil oder dem Qquichua (I^engui! l^ol In8») heißt Gold Cori, woher sshichieori, Goldstaub, und Corikoya, Golderz. 230 Jahr 1591 zu fallen. Einige Jahre darauf (1595) ließ Berrio durch seinen Naese 66 Oampo, Domingo de Vera, eine Expedition von 2000 Mann ausrüsten, welche den Orinoco hinauf, gehen und den Dorado erobern sollte, den man jetzt das Land Manoa, sogar I^kZuna 6y Iü 6ran Uanoa zu nennen ansing. Reiche Grundeigenthümer verkauften ihre Höfe, um den Kreuzzug mitzumachen, dem sich zwölf Observauteu und zehn Weltgeistliche anschlössen. Die Mähren eines gewissen Martinez (Juan Martin de Albujar?), der bei der Expedition des Diego de Ordaz wollte zurückgelassen und von Stadt zu Stadt in die Hauptstadt des Dorado geschleppt worden seyn, hatten Berrios Phantasie erhitzt. Was dieser Conquistador auf der Fahrt den Orinoco herab selbst beobachtet, ist schwer von dem zu unterscheiden, was er, wie er angiebt, aus einem in Portorico aufbewahrten Tagebuche des Martinez geschöpft hat. Man sieht, man hatte damals vom neuen Continent im Allgemeinen dieselben Vorstellungen, wie wir so lange von Afrika. Man meinte tiefer im Lande mehr Cultur anzutreffen als an den Küsten. Bercits Juan Gonzalez, den Diego de Ordaz abgesandt hatte, die Ufer des Orinoco zu untersuchen (1531), behauptete, „je weiter man auf dem Orinoco hinauf komme, desto starker werde die Bevölkerung." Verrio erwähnt zwischen den Mündungen des Meta und des Cuchivero der häufig unter Wasser stehenden Provinz Amapaja, wo er viele kleine gegossene goldene Götzenbilder gefunden, ähnlich denen, welche in Cau-chieto östlich von Coro verfertigt wurden. Er meinte, dieses Gold komme aus dem Granitbodcn des bergigten Landes zwischen Carichana, Nruana und dem Cuchivero, Und allerdings 231 haben in neuerer Zeit die Eingeborenen in der Huebrää«. <1«I t'Frk bei der Mission Encaramada ein Goldgeschiebe gefunden. ^ Ostwärts von der Provinz Amapaja erwähnt Berrio des Nio Carony (Caroly), den man aus eincm großen See entspringen ließ, weil man einen der Nebenflüsse des Carony, den Nio Paragua (Fluß des großen Wassers), aus Unbekanntschaft mit den indianischen Sprachen, für ein Binnenmeer gehalten hatte. Mehrere spanische Geschichtschreiber glaubten, dieser See, die Quelle des Carony, sey Verrios Gran Manoa; aber aus den Nachrichten, die Verrio Ralegh mitge« theilt, ist ersichtlich, daß man annahm, die Laguna de Manoa (del Dorado oder de Parime) liege südlich vom Rio Paragua, aus dem man die Laguna Cassipa gemacht hatte. „Diese beiden Wasserbecken hatten goldhaltigen Sand; aber am Ufer des Cassipa lag Macureguaira (Margureguaira), die Hauptstadt des Caziken Aromaja und die vornehmste Stadt des eingebildeten Reiches Guyana." Da diese häusig überschwemmten Landstriche von jeher von Völkern caraibischen Stammes bewohnt waren, die tief ins Land hinein mit den entlegensten Gegenden einen ungemein lebhaften Handel trieben, so ist nicht zu verwundern, daß man hier bei den Indianern mehr Gold fand als irgendwo. Die Eingeborenen im Küstenland brauchten dieses Metall nicht allein zum Schmuck und zu Amuletten, sondern auch in gewissen Fällen als Tauschmittel. Es erscheint daher ganz natürlich, daß das Gold an den Küsten von Paria und bei den l S. Vand IV. Eeitc 127. 232 Völkern am Orinoco verschwunden ist, seit der Verkehr mit dem Innern durch die Europäer abgeschnitten wurde. Die unabhängig gebliebenen Eingeborenen sind gegenwärtig unzweifelhaft elender, träger und versunkener als vor der Eroberung. Der König von Morcqmlo, derselbe, dessen Sohn Ralegh nach England mitgenommen hatte, war im Jahr 1594 nach Cumana gekommen, um gegen eine große Menge massiver Goldbllder eiserne Geräthe und europäische Waaren einzutauschen. Dieses unerwartete Auftreten eines indianischen Häuptlings steigerte noch den Nuf der Schätze des Orinoco. Man stellte sich vor, der Dorado müsse nicht weit vom Lande seyn, aus dem der König von Morequito gekommen; und da das Land dort lMsig unter Wasser stand, und die Flüsse die allgemeinen Namen: „großes Meer." „großes Wasserstück" führten, so mußte sich der Dorado am Ufer eines Sees befinden. Man dachte nicht daran, daß das Gold, das die Caraiben und andere Handelsvölker mitbrachten, so wenig ein Erzeugniß ihres Bodens war, als die brasilianischen und ostindischen Diamanten Erzeugnisse der europäischen Länder sind, wo sie sich am meisten zusammenhäuft. Verrios Expedition, die, während die Schiffe in Cumana, bei Margarita und Trinidad anlegten, sehr stark an Mannschaft geworden war, ging über Morequito (bei Vieja Guayana) dem Rio Paragua, einem Nebenfluß des Carony, zu; aber Krankheiten, der wilde Muth der Eingeborenen und der Mangel an Lebensmitteln setzten dem Zug der Spanier unübersteigliche Hindernisse entgegen. Alle gingen zu Grunde bis auf dreißig, welche im kläglichsten Zustand zum Posten Santo Thome zurückkamen. 233 Diese Unfälle kühlten den Eifer, mit dem bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts der Dorado aufgesucht wurde, keineswegs ab. Der Stalthalter von Trinidad, Antonio de Verrio, wurde von Sir Waller Ralcgh gefangen genommen, als dieser im Jahr 1595 den vielberufenen Einfall auf die Küste von Venezuela und an die Mündungen des Orinoco Machte. Von Verrio und andern Gcfangenen, die Capitän Presto bei der Einnahme von Caracas gemacht, konnte Na-legh Alles in Erfahrung bringen, was man damals von den Ländern südwäns von Vieja Guayana wußte. Er glaubte an die Mährchen, welche Juan Martin de Albujar ausgeheckt und zweifelte weder an der Existenz der beiden Seen Cassipa und Ropunuwini, noch am Btsteben des großen Reichs des Inca, das flüchlige Fürsten (nack Aiahualpas Tvoe) an den Quallen des Rio Esseaurbo gegründet haben sollten. Die Karte, welche Ralegh entworfen und deren Geheimhaltung er Lord Charles Howard empfahl, besitzen wir nicht mehr; aber der Geograph Hondius hat diese Lücte ausgefüllt; ja er gibt seiner Karte ein Verzeichniß von Längen- und Breitenangaben bei, wobei die La gun a del Dorado und die kaiserliche Stadt Ma no as vorkommen. Während Nalegh an der Punta del Gallo (auf der Insel Trinidad) sich aufhielt, ließ er durch seine Unterbefeklshaber die Mündungen des Orinoco, namentlich die von Capuri, Gran Amana (Manamo grande) und Macureo (Macareo) l untersuchen. Da seine Schiffe einen bedeutenden Tiefgang hatten, hielt es sehr schwer, in die boon« ' S. oben Band VI. Seite 16l ff. die Topographie de« Onnoco-delta. 234 okioas einzulaufen, und er mußte sich flache Fahrzeuge bauen lassen. Er bemerkte die Feuer der Tivitivas (Tibitibies) vom Stamme der Guaraons auf den Mauritiavalmen, deren Frucht, ^ lruotum s^uomorum^ simiiein kglma? kiui, er zuerst nach Europa gebracht hat. Es wundert mich, daß von der Niederlassung, die Berrio unter dem Namen Santo Thome (la ViHa (?u3?Äna) gegründet, so gut wie gar nicht die Rede ist; und doch reicht dieselbe bis zum Jahr 1591 hinauf, und obgleich nach Fray Pedro Simon „Religion und Politik jeden Handelsverkehr zwischen Christen (Spaniern) und Ketzern (Holländern und Engländern) verbieten," wurde damals, am Ende des sechzehnten Jahrhunderts, wie gegenwärtig, ein lebhafter Schleichhandel über die Mündungen des Orinoco getrieben. Ra-legh ging über den Fluß Europa (Guarapo) und „die Ebenen der Saymas (Chaymas), ^ die im selben Niveau bis Cumana und Caracas forlstreichen:" in Moriquito (vielleicht etwas nordwärts von Villa de Upata in den Missionen am Carony) machte er Halt, und hier bestätigte ihm ein alter Ca-zike alle phantastischen Vorstellungen Berrios von einem Einfall fremder Völker (Orejones und Epuremei) in Guyana. Die Katarakten des Caroli (Carony), welcher Fluß damals für den kürzesten Weg zu den beiden am See Cassipa und am See Rupunuwini oder Dorado gelegenen Städten Macureguarai und Manoa galt, steckten der Expedition ein Ziel. Ralegh hat den Orinoco nur auf einer Strecke von kaum 60 Meilen befahren; er nennt aber nach den schwankenden ' S. Vaud VI. Seite l66. ' S. Vand II. Seite 18N. 235 Angaben, die er zusammengebracht, die obern Zuflüsse, den Cari, denPao, den Apure (Capuri?), den Guarico, (Voari?), den Meta, sogar „in der Provinz Varaguan den großen Wasserfall Athule (Aturcs), der aller weiteren Flußfahrt ein Ende macht." Trotz seiner Uebertreibungen, die sich für einen Staatsmann wenig ziemen, bieten Raleghs Berichte wichtiges Mate-rial zur Geschichte der Geographie. Der Orinoco oberhalb des Einflusses des Apure war damals den Europäern so wenig bekannt, als heutzutage der Lauf des Niger unterhalb Sego. Man hatte die Namen verschiedener, weit entfernten Nebenflüsse vernommen, aber man wußte nicht, wo sie lagen; man zählte ihrer mehr auf, als wirklich sind, wenn derselbe Name, verschieden ausgesprochen oder vom Ohr unrichtig aufgefaßt, verschieden klang. Andere Irrthümer hatten vielleicht ihre Quellen darin, daß dem spanischen Statthalter Antonio de Ber-rio wenig daran gelegen seyn konnte, Ralegh richtige, genaue Notizen zu geben: letzterer beklagt sich auch über seinen Gefangenen „als einen Menschen ohne Bildung, der Ost und West nicht zu unterscheiden wisse." Ob Nalegh an Alles, was er vorbringt, an die Binnenmeere, so groß wie das caspiM Meer, an die kaiserliche Stadt Manoa (imperial ^3"' cl^n oit,?), an die prächtigen Paläste, welche der „«cmcr Inga von Guyana" nach dem Vorbild seiner peruanischen Ahnen erbaut, - ob er an all das wirklich geglaubt oder sich nur so angestellt, das will ich hier nicht untersuchen. Der gelehrte Geschichtschreiber von Brasilien, Southey, und der Biograph Raleghs, Cayley, haben in neuester Zett viel ^a?t über diesen Punkt verbreitet. Daß der Führer der Expedition 236 und die unter ihm Befehlenden ungemein leichtgläubig waren, ist schwerlich zu bezweifeln. Man sieht, Ralegh paßte Alles von vornherein angenommenen Voraussetzungen an. Sicher war er selbst getäuscht, wenn es aber galt, die Phantasie der Königin Elisabeth zu erhitzen und die Plane seiner ehrgeizigen Politik durchzusetzen, so ließ er keinen Kunstgriff der Schmeichelei unversucht. Er schildert der Königin „das Entzücken dieser barbarischen Völker beim Anblick ihres Bildnisses, der Name der erhabenen Jungfrau, welche sich Reiche zu unterwerfen weiß, foll bis zum Lande der kriegerischen Weiber am Orinoco und Amazonenstrom dringen; er versichert, als die Spanier den Thron von Cuzco umgestoßen, habe man eine alte Prophezeiung gefunden, der zufolge die Dynastie der Incas dereinst Großbritannien ihre Wiederherstellung zu danken haben werde; er gibt den Rath, unter rem Vorwand, das Gebiet gegen äußere Feinde schützen zu wollen, Besatzungen von drei, viertausend Mann in die Städte des Inca zu legen und diesen so zu einem jährlichen Tribut von 300,000 Pfund Sterling an Königin Elisabeth zu nöthigen; endlich äußert er mit einem Mick in die Zukunft, alle diefe gewaltigen Länder Südamerikas werden eines Tages Eigenthum der englischen Nation feyn." Raleghs vier Fahrten auf dem untern Orinoco fallen zwi« schen'die Jahre 1595 und 1617. Nach all diesen vergeblichen Unternehmungen ließ der Eifer, mit dem man den Dorado aufsuchte, allmählig nach. Fortan kam keine Expedition mehr zu Stande, an der sich zahlreiche Colonisten betheiligten, wohl aber Unternehmungen Einzelner, zu denen nicht selten die Statthalter der Provinzen aufmunterten. Die Kunde vom 237 Goldland der Manoas-Indianer am Iurubesh und von der I^una 6e aro, ' die durch die Reisen der Patres Acuna (1688) und Fritz (1637) in Umlauf kam, trugen das Ihrige dazu bei, daß die Vorstellungen vom Dorado in den Portugiesischen und spanischen Colonien im Norden und Süden des Aequators wieder rege wurden. In Cuenya im Königreich Quito traf ich Leute, die im Auftrag des Bischofs Marsil östlich von den Cordilleren auf den Ebenen von Macas die Trümmer der Stadt Logrono, die in einem goldreichen Lande liegen sollte, aufgesucht hatten. Aus dem schon mehrmals erwähnten Tagebuche Hortsmanns ersehen wir, daß man im Jahr 1740 von holländisch Guyana her zum Dorado zu gelangen glaubte, wenn man den Essequebo hinauffuhr. In Santo Thome de Angostura entwickelte der Statthalter Don Manuel Centurion ungemeinen Eifer, um zum eingebildeten See Manoa zu drin-den. Arimuicaipi, ein Indianer von der Nation der Ipuru-cotos, fuhr den Rio Carony hinab und entzündete durch lügenhafte Berichte die Phantasie der spanischen Colonisten. Er zeigte ihnen am Südhimmel die Magellanischen Wolken, deren weißlichtes Licht er für den Widerschein der silberhaltigen Felsen mitten in der Laguna Parime erklärte. Es war dieß eine sehr poetische Schilderung des Glanzes des Glimmer und Talkschiefels seines Landes. Ein anderer indianischer Häuptling, bei den Caraiben am Essequebo als Capitän Iurado bekannt, gab sich vergebliche Mühe, den Statthalter Centurion zu enttäuschen. Man machte fruchtlose Versuche auf dem Caura ' S. Vand VI. Seite 2V3. 238 und dem Rio Paragua. Mehrere hundert Menschen kamen bei diesen tollen Unternehmungen elend ums Leben. Die Geographie zog indessen einigen Nutzen daraus. Nicolas Rodriguez und Antonio Santos wurden vom spanischen Statthalter auf diese Weise gebraucht (1775 bis 1780). Letzterer gelangte auf demCarony, dem Paragua, dem Paraguamusi, dem Anocapra und über die Verge Pacaraimo und Quimiropaca an den Urari-cuera und den Rio Vranco. Die Reisetagebücher dieser abenteuerlichen Unternehmungen haben mir treffliche Notizen geliefert. Die Seekarten, welche der Florentiner Reisende Amerigo Vespucci ^ in den ersten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts als pilot« mkl^ar der <ÜK8» 66 luoutrataoion zu Sevilla entworfen, und auf die er, vielleicht in schlauer Absicht, den Namen Isrr» 66 ^m6riFo gesetzt, sind nicht auf uns gekommen. Die älteste geographische Urkunde des neuen Continents ist die einer römischen Ausgabe des Ptolemäus vom Jahr 1508 beigegebene Weltkarte des Johann Nuysch. 2 Man erkennt darauf Aucatan und Honduras (den südlichsten Theil von Mexico), die als eine Insel unter dem Namen Culicar dargestellt sind. Eine Landenge von Panama ist nicht vorhanden, sondern eine Meerenge, durch die man geradeaus von Europa nach Indien fahren kann. Auf der großen südlichen Insel (Südamerika) steht der Name I^rrs, 66 <Üar65L, die von zwei Flüssen, dem Rio Lareno und dem Rio Formoso ' Gestorben im Jahr 45l2, wie Munnoz aus Urlünden in den Archive» von Simancas erwiesen hat. 2 Auf den Karten, die dem Ptolemans vou 1506 beigegeben sind, sieht man noch keine Spur von den Entdeckungen drö Columbus. 239 begrenzt ist. Diese Careas sind ohne Zweifel die Einwohner von Caria, welchen Nam-n Christoph Columbus bereits im Jahr 1498 vernommen hatte und mit dem lange Zeit ein großer Theil von Amerika bezeichnet wurde. Der Bischof Ge< raldine sagt in einem Briefe an Pabst Leo X. aus dem Jahr 1516 deutlich: „Insula illa, qune Lurop» et ^sia est ma-^or, qunm inäocti oontiuenwm ^.siae Appellant, st alii ^lnerioklm vei ^riam nunoupünt.« Auf der Weltkarte von 1508 finde ich noch keine Spur vom Orinoco. Dieser Strom erscheint zum erstenmal unter dem Namen liio äulos auf der berühmten Karte, die Diego Ribero, Kosmograph Kaiser Karls V., im Jahr 1529 entworfen, und die Sprengel im Jahr 1795 mit einem gelehrten Commentar herausgegeben hat. Weder Columbus (1498) noch Alonso de Guda, bei dem Amerigo Vespucci war (1499), hatten die eigentliche Mündung des Orinoco gesehen. Sie hatten dieselbe mit der nördlichen Oeffnung des Meerbusens von Paria verwechselt, dem man, wie denn Uebertreibungen der Art bei den Sec. fahrern jener Zeit so häufig vorkommen, eine ungeheure Masse süßen Wassers zuschrieb. Vicente Yanez Pinyon, nachdem er die Mündung des Nio Maragnon entdeckt, war auch der Er,te, der die Mündung des Orinoco sah (1500). Er nannte diesen Strom kic> äuloe, welcher Name sich seit Ribero lange auf den Karten erhalten hat und zuweilen irrthümlich dem Maroni und dem Essequebo beigelegt wurde. ^ Der große See Parime'erscheint auf den Karten erst nach ' S. Vand V. Seite 23l. 240 Naleghs erster Reise. Iodocus Hondius war der Mann, der mit dem Jahr 1599 den Vorstellungen der Geographen eine bestimmte Richtung gab und das Innere von spanisch Guyana als ein völlig bekanntes Land darstellte. Der Isthmus zwischen dem Rio Branco und dem Rio Nupunuwim (einem Nebenfluß des Cfsequcbo) wird von ihm in den 200 Meilen langen, 40 Meilen breiten See Nuvunuwini, Carime oder Dorado, zwischen dem 1^45' südlicher und dem 2" nördlicher Breite verwandelt. Dieses Binnenmeer, grüßer als das caspi-fche Meer, wird bald mitten in ein gebirgigtes Land, ohne Verbindung mit irgend einem andern Fluß, hineingezeichnet, bald läßt man den Rio Oyapok (Waiapago, Ioaftoc, Viapoto) und den Rio de Cayana daraus entspringen. Der erstere Fluh wurde im achten Artikel des Utrechter Vertrags mit dem Rio de Vicente Pinyon (Rio Calsoene oder Mayacari?) verwechselt und blieb bis zum letzten Wiener Congreh der Gegenstand endloser Streitigkeiten zwischen den französischen und den portugiesischen Diplomaten. Der letztere ist eine chimärische Verlängerung des Tonnegrande, oder aber des Oyac (Wia?) Das Binnenmeer (iHFuua karime) wurde anfangs so gestellt, daß sein westliches Ende in den Meridian des Zusammenflusses des Apure und des Orinoco siel: allmäh, lig aber schob man es nach Ost vor, so daß das westliche Ende südlich von den Mündungen des Orinoco zu liegen kam. Dieser Wechsel zog auch Abänderungen in der respektive« Lage des Sees Parime und des Sees Cafsipa, so wie in der Richtung des Laufs des Orinoco nach sich. Diesen großen Strom läßt man von seiner Mündung bis über den Meta hinauf, gleich 241 dem Magdalenenstrom; von Süd nach Nord laufen. Die Nebenflüsse, die man aus dem See Cassipa kommen ließ, der Ca-rony, der Arm und der Caura, laufen damit in der Richtung eines Parallels, während sie in der Wirklichkeit in der Richtung eines Meridians liegen. Außer dem Parime und den» Cassipa gab man auf den Karten einen dritten See an, aus dem man den Aprouague (Apurwaca) kommen ließ. Es war damals bei den Geographen allgemeiner Brauch, alle Flüsse mit großen Seen in Verbindung zu bringen. Auf diese Weise verband Ortelius den Nil mit dem Zaire oder Rio Congo, die Weichsel mit der Wolga und dcm Dnieper. Im nördlichen Mexiko, in den angeblichen Königreichen Guivira und Cibola, die durch die Lügen des Mönchs Marcos de Niza berühmt geworden, hatte man ein großes Binnenmeer eingezeichnet, aus dem man den californischen Rio Colorado entspringen ließ. ^ Vom Rio Magdalena lief ein Arm in den See Maracaybo, und der See Xarayes, in dessen Nähe man einen südlichen Dorado setzte, stand mit dem Amazonenstrom, mit dem Miari (Meary) und dem Rio San Francisco in Verbindung. Die meisten dieser hydrographischen Träume smd verschwunden; » G« ist dieß der mericanische Dorado, wo man auf de» Küste» Schiffe voll Waaren aus Catayo (China) gefunden haben wollte, und wo Fray Marcos (wie Hütte» im Lande der Omaguas) die vergoldeten Dächer einer großen Stadt, tiner der 8iete ^iullacies, von weitem sah. Die Einwohner haben große Hunde, tura bedienen, gleicht dem besten aus dem Thierreich gewonnenen ^'m. Derselbe liegt ganz fertig zwischen Rinde und Splint e>ner Liane aus der Familie der Combretaceen.' Wahrscheinlich wmmt er in seinem chemischen Verhalten nahe überein mit dem Vogelleim, einem vegetabilischen Stoff, der aus den Beeren °" Mistel und der innern Rinde der Stechpalme gewonnen d'rd. Man erstaunt, in welcher Masse dieser klebrigte Stoff ""Meßt, wenn man die rankenden Zweige des Vejuco de .^uayca abschneidet. So findet man denn unter den Tropen 'n reinem Zustand und in besondern Organen abgelagert, was "an sich in der gemilßiaten Hone nur auf künstlichem Wege verschaffen kann. 2 ' S. Vand V. Srite «l». 260 Erst am dritten Tage kamen wir in die caraibijchen Missionen am Can. Wir fanden hier den Boden durch die Trockenheit nicht so stark aufgesprungen wie in den Llanos von Ca-labozo. Ein paar Regengüsse hatten der Vegetation neues Leben gegeben. Kleine Grasarten und besonders jene trautartigen Sensitiven, von denen das halbwilde Vieh so fett wird, bildeten einen dichten Rasen. Weit auseinander standen hie und da Stämme der Facherpalme (Oor^pda wowrum), der Rhopala (Chaparro) undMalpighia mit lederartigen, glänzenden Blättern. Die feuchten Stellen erkennt man von weitem an den Büschen von Mauritia, welche der Sagobaum dieses Landstrichs ist. Auf den Küsten ist diese Palme das ganze Vesitzthum der Guaraons-Indianer, und, was ziemlich auffallend ist, wir haben sie 160 Meilen weiter gegen Süd mitten in den Wäldern am obern Orinoco, auf den Grassiuren um den Granitgipfel des Duida angetroffen. Der Baum hing in dieser Jahreszeit voll ungeheurer Büschel rother, den Tannenzapfen ähnlicher Früchte. Unfere Affen waren sehr lüstern nach diesen Früchten, deren gelbes Fleisch schmeckt wie überreife Aeftfel. Die Thiere saßen zwischen unserem Gepäck auf dem Rücken der Maulthiere und strengten sich gewaltig an, um der über ihren Köpfen hängenden Büschel habhaft zu werden. Die Ebene schwankte wellenförmig in Folge der Luftspiegelung, ^ und als wir nach einer Stunde Wegs diese Palmstämme, die sich am Horizont wie Masten ausnahmen, erreichten, sahen wir mit Ueberraschung, wie viele Dinge an das Daseyn eines einzigen Gewächses l S. Vand I. Seite 21 l. 228. II. 239. IV. 34. 261 geknüpft find. Die Winde, vom Laub und den Zweigen im raschen Zuge aufgehalten, häufen den Eand um den Stamm auf. Der Geruch der Früchte, das glänzende Grün locken von weitem die Zugvögel her, die sich gern auf den Wedeln der Palme wiegen. Ringsum vernimmt man ein leifes Rauschen. Niedergedrückt von der Hitze, gewöhnt an die trübselige Stille der Steppe, meint man gleich einige Kühlung zu spüren, wenn sich das Laub auch nur ein wenig rührt. Untersucht man den Boden an der Seite abwärts vom Winde, so findet man ihn noch lange nach der Regenzeit feucht. Insekten und Würmer,^ sonst in den Llanos so selten, ziehen sich Hieher und pflanzen sich fort. So verbreitet ein einzeln stehender, häufig verkrüppelter Baum, den der Reisende in den Wäldern am Orinoco gar nicht beachtete, in der Wüste Leben um sich her. Wir langten am 13. Juli im Dorfe Cari? an, der ersten der caraibischen Missionen, die unter den Mönchen von der Congregation der Observanten aus dem Collegium von Piritu ^ ' Zu welcher Gattung gehören die Wiirmer (arabisch Loul). welche Capitäu Lyon. der Reisebegleiter meines mi'thigen, «nglückllchm Freunde« Ritchie, in der Wüste Fezzau i» Lachen gefunden, die von den Arabern gegessen werden und wie Caviar schmecken? sollten e nicht Insckteneier seyn, ähnlich dem Nguautle, den ich '" ..^"'^ auf dem Markt habe verkaufen sehen und der an der Oberfläche dc« Sees Tezcnco gefischt wird? ^ Xu<-8lr.'i 8<>nc>!2 <1ol socoiro l'el c»n, gegründet im Jahr 1?«'. ' Diese Missionäre nennen sich p^'^ Ni^ion-"^ 0t,8csVÄl>te5 6c>1 5u!<>ßiib. III. c. <2. ' Ich gebe hier einige Veispiele von diesem Unterschied zwischen der Sprache der Männer (>l) und der Weiber (^V): Insel uubiw (5l). «c»<;rÄ <^); Mensch ourkelli (W, e^eri (^); Mais jcb(m (5l), illic» (>V). 272 Völkergruppe des neuen Continents beobachten. Völlige Verschiedenheit hinsichtlich der Worte neben großer Aehnlichkeit im Bau, das ist die Eigenthümlichkeit der amerikanischen Sprachen von der Hudsonsbai bis zur Magellanschen Meerenge. Es ist verschiedenes Material in ähnlichen Formen. Bedenkt man nun, daß die Erscheinung fast von einem Pol zum andern über die ganze Hälfte unseres Planeten reicht, betrachtet man die Eigenthümlichkeiten in den grammatischen Combinationen (die Formen für die Genera bei den drei Personen des Zeitworts, die Reduplicationen, die Frequentative, die Duale), so kann man sich nicht genug wundern, wie einförmig bei einem so beträchtlichen Bruchtheil des Menschengeschlechts der Entwicklungsgang in Geist und Sprache ist. Wir haben gesehen, daß die Mundart der caraibischeu Weiber auf den Antillen Reste einer ausgestorbenen Sprache enthält. Was war dieß für eine Sprache? Wir wissen es nicht. Einige Schriftsteller vermuthen, es könnte die Sprache der Vgneris oder der Ureinwohner der caraibischen Inseln seyn, von denen sich schwache Ueberreste auf Guadeloupe erhalten haben; andere fanden darin Aehnlichkeit mit der alten Sprache von Cuba oder mit den Sprachen der Aruacas und Apalachiten in Florida; allein alle diese Annahmen gründen sich auf eine höchst mangelhafte Kenntniß der Mundarten, die man zu vergleichen unternommen. Liest man die spanischen Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts mit Aufmerksamkeit, so sieht man, daß die caraibischen Völkerschaften damals auf einer Strecke von 18 bis 19 Breitegraden , von den Iungfraueninseln ostwärts von Portorico bis 273 zu den Mündungen des Amazonenstroms ausgebreitet waren. Daß ihre Wohnsitze auch gegen West, längs der Küstenkette von Santa Martha und Venezuela sich erstreckt, erscheint weniger gewiß. Indessen nennen Lopez de Gomara und die ältesten Geschichtschreiber Caribana nicht, wie seitdem geschehen, das Land zwischen den Quellen des Orinoco und den Gebirgen von französisch Guyana, ^ sondern die sumpfigten Niederungen zwischen den Mündungen des Rio Atrato und des Nio Sinu. Ich war, als ich von der Havana nach Portobelo wollte, selbst auf diesen Küsten und hörte dort, das Vorgebirge, das den Meerbusen von Dänen oder Uraba gegen Ost begrenzt, heiße noch jetzt Punta Caribana. Früher war so ziemlich die Ansicht herrschend, die Caraiben der antillischen Inseln stammen von den kriegerischen Völkern in Darien ab, und haben sogar de» Namen von ihnen. ^Inös Nradau ab orientali prskLnäit or», quam «ppoNaut in6i°6U26 L»ri-bann, uuäe ^arides iusuwi es «rigiuem Kaders uomeu-quS ntinSlk äiountur." So drückt sich Anghiera in den Oceanica aus. Ein Neffe Amerigos Vespucci hatte ihm gesagt, von dort bis zu den Ecyneegebngen von Santa Martha seyen alle Eingeborenen „6 feuere cw'ibium siv6 Oambälium." Ich ziehe nicht in Abrede, daß ächte Caraiben am Meerbusen ' Karte d<« Hondlus von <599. die der lateinischen Ausgabe von Nalegh« Reistbrschieibung beigegew: ist. In der holländischen Aus« ssabe hrißrn die Llanos von <5aracas zwischen den Gebirgen vo» Mc-nda und dem Ni» Pao „<5aribana." Man sieht hier wieder, was so oft in der Geschichte der Geographie vorlommt, daß eine Ve> Nennung allmä'hlig von West nach Ost gerückt wurde. Hümdcldt, Reise. VI. 13 274 von Darien gehaust haben können, und daß sie durch die östlichen Strömungen dahin getrieben worden seyn mögen; es lann aber eben so gut seyn, daß die spanischen Seefahrer, die auf die Sprachen wenig achteten, jede Völkerschaft von hohem Wuchs und wilder Gemüthsart Caribe und Canibale nannten. Jedenfalls erscheint es sehr unwahrscheinlich, daß das caraibische Volk auf den Antillen und in der Parime sich selbst nach dem Lande, in dem es ursprünglich lebte, genannt haben sollte. Ostwärts von den Anden und überall, wohin die Cultur noch nicht gedrungen ist, geben vielmehr die Völker den Landstrichen, wo sie sich niedergelassen, die Name«. Wir haben schon mehrmals Gelegenheit gehabt zu bemerken, daß die Worte Caribes und Canibales bedeutsam zu seyn scheinen, daß es wohl Beinamen sind, die auf Muth und Kraft, selbst auf Geistes-überlegenheit anspielen, l Es ist sehr bemerlenswerth, daß die Brasilianer, als die Portugiesen ins Land kamen, ihre Zauberer gleichfalls Car aides nannten. Wir wissen, daß die Caraiben in der Parinle das wanderlustigste Volt in Amerika waren; vielleicht spielten schlaue Köpfe in diesem umherziehenden Volt dieselbe Rolle wie die Chaldäer in der alten Well. Völler-namen hängen sich leicht an gewisse Gewerbe, und als unter den Cäsaren fo vicle Formen des Aberglaubens aus dem Orient in Italien eindrangen, kamen die Chaldüer so wenig von den Ufern des Euphrat, als die Menschen, die man in Frankreich NZ^tieus und Zok4mien8 nennt (die einen indischen Dialekt reden, Zigeuner), vom Nil und von der Elbe. 1 SBefpucct sagt: Se eorum lingua Charaibi, hoc est magnae sapientiae viros vocantes. 275 Wenn eine und dieselbe Nation auf dem Festland und auf benachbarten Inseln lebt, so hat man die Wahl zwischen zwei Annahmen: sie sind entweder von den Inseln auf den Continent, oder vom Continent auf die Inseln gewandert. Diese Streit« frage erhebt sich auch bei den Iberiern (Basten), die sowohl in Spanien als auf den Inseln im Mittelmeer ihre Wohnsitze hatten;! ebenso bei den Malayen, die auf der Halbinsel Ma-laca und im Distrikt Menangkabao auf der Insel Sumatra Autochthonen zu seyn scheinen. 2 Der Archipel der großen und der kleinen Antillen hat die Gestalt einer schmalen zerrissenen Landzunge, die der Landenge von Panama parallel läuft und nach der Annahme mancher Geographen einst Florida mit dem nordöstlichen Ende von Südamerika verband. Es ist gleichsam das östliche Ufer eines Binnenmeeres, das man ein Becken mit mehreren Ausgängen nennen kann. Diese sonderbare Bildung des Landes hat den verschiedenen Wandersystemen, nach denen man die Niederlassung der caraibischen Völker auf den Inseln und auf dem benachbarten Festland zu erklären suchte, zur Stütze gedient. Die Caraiben des Festlandes behaupten, die kleinen Antillen seyen vor Zeiten von den Aruacas bewohnt gewesen, einer kriegerischen Nation, deren Hauptmasse noch jetzt an den ungesunden Ufern des Surinam und des Berbice ' Wilhelm von Humboldt: „ Urbewohner Hispaniens.« Seite 167. ' Wenn ich das Wort Autochthone brauche, so will ich damit keineswegs aussprechen, daß die Volker hier geschaffen worden, was gar nicht Lache der Geschichte ist, sondern nur so viel sagen, daß wir von keinem andern Volke wissen, da« älter wäre als da« autochthoue. 276 lebt. Diese Aruacas sollen, mit Ausnahme der Weiber, von den Caraiben, die von den Mündungen des Orinoco hinüber-gckommen, sämmtlich ausgerottet worden seyn, und sie berufen sich zu Bcwahrheitung dieser Sage auf die Aehnlichkeit zwischen der Sprache der Aruacas und der Weibersprache bei den Ca-raiben. Man muß aber bedenken, daß die Aruacas, wenn sie gleich Feinde der Caraiben sind, doch mit ihnen zur selben Volkerfamilie gehören, und daß das Aruakische und das Caraibische einander so nahe stehen wie Griechisch und Persisch, Deutsch und Sanskrit. Nach einer andern Sage sind die Caraiben auf den Inseln von Süden hergekommen, nicht als Eroberer, sondern aus Guyana von den Aruacas vertrieben, die ursprüng« lich über alle benachbarten Völker das Uebergewicht hatten. Endlich eine dritte, weit verbreitetere und auch wahrscheinlichere Sage läßt die Caraiben aus Nordamerika, namentlich aus Florida kommen. Ein Redender, der sich rühmt, Alles zusammengebracht zu haben, was auf diese Wanderungen von Nord nach Süd Bezug hat, Bristol, behauptet, ein Stamm der Confachiqui habe lange mit den Apalachiten im Kriege gelegen: diese haben jenem Stamm den fruchtbaren Distrikt Amana abgetreten und sofort ihre neuen Bundesgenossen Caribes (o. h. tapfere Fremdlinge) genannt', aber in Folge eines Zwistes über den Gottesdienst seyen die Confachiqui-Caribes aus Florida vertrieben worden. Sie gingen zuerst in ihren kleinen Canoes auf die Jucayas oder die lucayischen Inseln (auf Cigateo und die zunächst liegenden Inseln), von da nach Ayay (Hayhay, heutzutage Santa Cruz) und auf die kleinen Antillen, endlich auf das Festland von Südamerika. Dieß, 277 Zlaubt man, sey gegen Jahr 1100 unserer Zeilrechnung geschehen.- allein bei dieser Schätzung nimmt man an (wie bei "anchen orientalischen Mythen), „bei der Mäßigkeit und Sitteneinfalt der Wilden" lönne die mittlere Dauer einer Generation 180 bis 200 Jahre betragen haben, wodurch dann eine be-Ammte Zeitangabe als völlig aus der Luft gegriffen erscheint. Auf dieser ganzen langen Wanderung hatten die Caraiben die stoßen Antillen nicht berührt, wo indessen die Eingeborenen gleichfalls aus Florida zu stammen glaubten. Die Insulaner °uf Cuba, Haiti und Vorriken (Portorico) waren nach der einstimmigen Aussage der ersten Conquistadoren von den Ca-ta'ben völlig verschieden; ja bei der Entdeckung von Amerika baren diese bereits von der Gruppe der kleinen lucayischen Inseln abgezogen, auf denen, wie in allen von Schiffbrüchigen und Flüchtlingen bewohnten Ländern, eine erstaunliche Mannigfaltigkeit von Sprachen herrschte. Die Herrschaft, welche die Caraiben so lange über einen 6l"ßen Theil des Festlandes ausgeübt, und das Andenken an 'bre alte Größe gaben ihnen ein Gefühl von Würde und na-Analer Ueberlegenheit, das in ihrem Benehmen und ihren Äußerungen zu Tage kommt. „Nur wir sind ein Volk," '"gen sie sprüchwörtli'ch, „die andern Menschen (oquiü) sind °azu da, uns zu dienen." Die Caraiben sehen auf ihre alten Feinde so hoch herab, daß ich ein zehnjähriges Kind vor Wuth Mumen sah, weil man es einen Cabre oder Cavere nannte, "lo doch hatte es in seinem Leben keinen Menschen dieses unglücklichen Volkes» gesehen, von dem die Stadt Cabruta ' S. Vanb IV. Seite 45. 59. 62. V. 213. 278 (Cabritu) ihren Namen hat und das von den Caraiben fast völlig ausgerottet wurde. Ueberall, bei halb barbarischen Horden, wie bei den civilisirtesten Völkern in Europa, finden wir diesen eingewurzelten Haß und die Namen feindlicher Völker als die gröbsten Schimpfworte gebraucht. Der Missionär führte uns in mehrere indianische Hütten, wo Ordnung und die größte Reinlichkeit herrschten. Mit Verdruß sahen wir hier, wie die caraibischen Mütter schon die kleinsten Kinder quälen, um ihnen nicht nur die Waden größer zu machen, sondern am ganzen Bein vom Knöchel bis oben am Schenkel das Fleisch stellenweise hervorzutreiben. Bänder von Leder oder Baumwollenzeug werden 2 bis 3 Zoll von einander fest umgelegt und immer stärker angezogen, so daß die Muskeln zwischen zwei Bandstreifen überquellen. Unsere Kinder im Wickelzeug haben lange nicht so viel zu leiden als die Kinder bei den caraibischen Völkern, bei einer Nation, die dem Naturzustand noch so viel näher seyn soll. Umsonst arbeiten die Mönche in den Missionen, ohne Rousseaus Werte oder auch nur den Namen des Mannes zu kennen, diesem alten System des Kinderaufziehens entgegen; der Mensch, der eben aus den Wäldern kommt, an dessen Sitteneinfalt wir glauben, ist keineswegs gelehrig, wenn es sich von seinem Putz und von seinen Vorstellungen von Schönheit und Anstand handelt. Ich wunderte mich übrigens, daß der Zwang, dem man die armen Kinder unterwirft, und der den Blutumlauf hemmen sollte, der Muskelbewegung keinen Eintrag thut. Es gibt auf der Welt kein kräftigeres und schnellfüßigeres Volk als die Caraiben. 279 Wenn die Weiber ihren Kindern Beine und Schenkel modeln, um Wellenlinien hervorzubringen, wie die Maler es nennen, so unterlassen sie es in den Llanos wenigstens, ihnen von der Geburt an den Kopf zwischen Kissen und Brettern platt zu drücken. Dieser Brauch, der früher auf den Inseln und bei manchen caraibischen Stämmen in der Parime und in französisch Guyana fo verbreitet war, kommt in den Missionen, die wir besucht haben, nicht vor. Die Leute haben dort gewölbtere Stirnen als die Chaymas, Otomacos, Macos, Maravitanos und die meisten Eingeborenen am Orinoco. Nach systematischem Begriffe sind ihre Stirnen, wie sie ihren geistigen Fähigkeiten entsprechen. Diese Beobachtung überraschte uns um so mehr, ba die in manchen anatomischen Werken abgebildeten Caraiben-schädel l sich von allen Menschenschädeln durch die niedrigste Stirne und den kleinsten Gesichtswinkel unterscheiden. Man hat aber in unsern osteologischen Sammlungen Kunstprodukte mit Naturbildungen verwechselt. Die „fast stirnlosen" sogenannten Caraibenschädel von der Insel Sanct Vincent sind zwischen Brettern gemodelte Köpfe von Zambos (schwarzen Caraiben), Abkömmlingen von Negern und wirklichen Caraiben. Der barbarische Brauch, die Stirne platt zu drücken, kommt übrigens bei mehreren Völkern vor, die nicht desselben Stammes sind: man hat denselben in neuester Zeit auch in Nordamerika angetroffen : aber der Schluß von einer gewissen Uebereinstimmung in Sitten und Gebräuchen auf gleiche Abstammung ist sehr gewagt. ' Ich führe als Beispiel nur eine vom berühmten Pater Camper gezeichnete Tafel an: Visi 2a" genannt, ist eine der merkwürdigsten Urkunden für die Barbarei der ersten Conquistadoren. Nie hatte Systemsucht so tresslich dazu gedient, die Leidenschaften zu beschönigen. Unsere Geographen gehen nicht willkürlicher zu Werke, wenn sie in Centralasien mongolische und tartarische Völker unterscheiden, als Figucroa, wenn er zwischen Canibalen und Guatiaos die Grenze zog. Ohne auf die Sprachverwandtschaft zu achten, erklärte man willkürlich alle Horden, denen man Schuld geben konnte, daß sie nach dem Gefechte einen Gefangenen verzehrt, für caraibisch. Die Einwohner von Uriapari 1 Dati erant in praedam Caribes ex diplomate regio. Missus cst Johannes Poncius, qui Caribum terras depopuletur et in servitutem obscocnos hominum voratores redigat. Anghiera, Decas. I. Lib. 1. Dec. III. Lib. 6. 282 (der Halbinsel Paria) wurden Caraiben, die Urinacos (die Uferbewohner am untern Orinoco oder Urinucu) Guatiaos genannt. Alle Stämme, die Figueroa cils Caraiben bezeichnete, waren der Sklaverei verfallen; man konnte sie nach Belieben verkaufen oder niedermachen. In diesen blutigen Kämpfen wehrten sich die caraibischen Weiber nach dem Tode ihrer Männer mit so verzweifeltem Muthe, daß man sie, wie An-ghiera sagt, für Amazonenvölker hielt. Die gehässigen Decla-mationen eines Dominicanermöncbs (Thomas Hortiz) trugen dazu bei, den Jammer zu verlängern, der auf ganzen Völkern lastete. Indessen, und man spricht es mit Vergnügen aus, gab es auch beherzte Männer, die mitten in den an den Caraiben verübte» Greueln die Stimme der Menschlichkeit und Gerechtigkeit hören ließen. Manche Geistliche sprachen sich in entgegengesetztem Sinne aus, als sie Anfangs gethan. In einem Jahrhundert, in dem man nicht hoffen durfte, die öffentliche Freiheit auf bürgerliche Einrichtungen zu gründen, suchte man wenigstens die persönliche Freiheit zu vertheidigen. „Es ist," sagt Gomara im Jahr 155 l, „ein heiliges Gesetz (Isx 52uotis8ima), durch das unser Kaiser verboten hat, die Indianer zu Sklaven zu machen. Es ist gerecht, daß die Menschen, die alle frei zur Welt kommen, nicht einer des andern Sklaven werden." Bei unserem Aufenthalt in den caraibischen Missionen überraschte es uns, mit welcher Gewandtheit junge, achtzehn«, zwanzigjährige Indianer, wenn sie zum Amte eines Algua-cil oder Fiscal herangebildet sind, stundenlange Anreden an die Gemeinde halten. Die Betonung, die ernste Haltung, 283 die Geberden, mil denen der Vortrag begleitet wird, Alles verräth ein begabtes, einer hohen Culturcntwicklung fähiges Volt. Ein Franciscaner, der so viel caraibisch verstand, daß er zuweilen in dieser Sprache predigen konnte, machte uns darauf aufmerksam, wie lang und gehäuft die Schätze in den Neden der Indianer sind, und doch nie verworren und un-llar werden. Eigenthümliche Flexionen des Verbums bezeichnen zum voraus die Beschaffenheit des regierten Worts, je nachdem es belebt ist oder unbelebt, in der Einzahl oder in der Mehrzahl. Durch kleine angehängte Formen (Suffixe) wird der Empfindung ein eigener Ausdruck gegeben, und hier, wie in allen auf dem Wege ungehemmter Entwicklung entstandenen Sprachen, entspringt die Klarheit aus dem ordnenden Instinct, ' der auf den verschiedensten Stufen der Barbarei und der Cultur als das eigentliche Wesen der menschlichen Geisteskraft erscheint. An Festtagen versammelt sich nach der Messe die ganze Gemeinde vor der Kirche. Die jungen Mädchen legen zu den Füßen des Missionärs Holzbündel, Mais, Bananenbüschel und andere Lebensmittel nieder, deren er in seinem Haushalt bedarf. Zugleich treten der Governador, der Fiscal und die Gemeindebeamten, lauter Indianer, auf, ermähnen die Eingeborenen zum Fleiß, theilen die Arbeiten, welche die Woche über vorzunehmen sind, aus, geben den Trägen Verweise, und — es soll nicht verschwiegen werden — Prügeln die Unbotmäßigen unbarmherzig durch. Die Stockstreiche l Wilhelm von Humboldt, „über da« vergleichende Sprachstudium in Neziehuug auf die verschiedenen Epochen der Spracheulwickluilg." (E. 13). S. auch Vand II. Seit? ii»6-217. 284 werden, so kaltblütig hingenommen als ausgetheilt. Diese Akte der vollziehenden Justiz kommen dem Reisenden, der von Angostura an die Küste über die Llanos geht, sehr gedehnt vor und allzu sehr gekauft. Man sähe es lieber, wenn der Priester nicht vom Altar weg körperliche Züchtigungen verhängte, man wünschte, er möchte es nicht im priesterlichen Gewände mit ansehen, wie Männer und Weiber abgestraft werden; aber dieser Mißbrauch, oder, wenn man will, dieser Verstoß gegen den Anstand fließt aus dem Grundsatz, auf dem das ganze seltsame Missionsregiment beruht. Die willkürlichste bürgerliche Gewalt ist mit den Rechten, welche dem Geistlichen der kleinen Gemeinde zustehen, völlig verschmolzen, und obgleich die Ca-raiben so gut wie keine Canibalen sind, und so sehr man wünschen mag, daß sie mit Milde und Vorsicht behandelt werden, so sieht man doch ein, daß es zuweilen etwas kräftiger Mittel bedarf, um in einem so jungen Gemeinwesen die Ruhe aufrecht zu erhalten. Die Caraiben sind um so schwerer an feste Wohnsitze zu fesseln, da sie feit Jahrhunderten auf den Flüssen Handel getrieben haben. Wir haben dieses rührige Volk, ein Volk von Handelsleuten und von Kriegern, schon oben kennen gelernt, ^ wie es Sklavenhandel trieb «nd mit seinen Waaren von den Küsten von hollandisch Guyana bis in das Becken des Amazonenstromes zog. Die wandernden Caraiben waren die Buk-haren des tropischen Amerika, und so hatte sie denn auch das tägliche Bedürfniß, die Gegenstände ihres kleinen Handels zu ' S. Vand V. Seite 59. 468. 183. 285 berechnen und einander Nachrichten mitzutheilen, dazu gebracht, die Handhabung der Quip Pos, oder, wie man in den Missionen sagt, der ooräoncillos oon uu6o8, zu verbessern und zu erweitern. Diese Quippos oder Schnüre kommen in Canada, in Mexiko (wo Voturini welche bei den TIascalteken bekam), in Peru, auf den Niederungen von Guyana, in Cen-tralasien, in China und in Indien vor. Als Rosenkränze wurden sie in den Händen der abendländischen Christen Werkzeuge der Andacht.- als Suampan dienten sie zu den Griffen der ftalpabeln oder Handarithmetik der Chinesen, Tartaren und Russen. i Die unabhängigen Caraiben, welche in dem noch so wenig bekannten Lande zwischen den Quellen des Orinoco und den Flüssen Essequebo, Carony und Parime (3iio Nranco oder liio 6« a«ua8 bläncas) hausen, theilen sich in Stämme; ähnlich den Völkern am Missouri, in Chili und im ' Die Quippo« oder Schnüre der Völker im obern Louisiana heißen Wampum. Anghiera (vrc. III. Lib. 9.) erzählt einen sehr merkwürdigen Fall, au« dem hervorzugehen scheint, daß die nmher-ziehenden Caraiben mit gebundenen Büchern, wie denen der Meiicaner und den imsern, nicht ganz unbekannt waren. Der interessanten Entdeckung von Vilderheften bei den Panos.Indiauern am Ucayale habe ich anderswo gebacht (Vu<>8 cl »ui copi« et qu»8> ponciero impellilur. Humboldt, Reise, VI. 19 290 tausend Toisen hoch liegen, gut fort; nur dort wird die Wolle lang und zuweilen sehr schön. Im glühend heißen Klima der Niederungen, wo statt der Wulfe die Jaguars auftreten, können sich diese kleinen wehrlosen und in ihren Bewegungen schwerfälligen Wiederkäuer nicht in Masse halten. Am 15. Juli langten wir in der Fundacion oder Villa del Pao an, die im Jahr 1744 gegründet wurde und sehr vortheilhaft gelegen ist, um zwischen Nueva Barcelona und Angostura als Stapelplatz zu dienen. Ihr eigentlicher Name ist ^onoeption äei ?ao; Alcedv, la Cruz Olmedilla und viele andere Geographen gaben ihre Lage falsch an, weil sie den Ort entweder mit San Juan Baptista del Pao in den Llanos von Caracas, oder mit el Valle del Pao am Zarate Verwechselten. Trotz des bedeckten Himmels «hielt ich einige Höhen von « im Centauren, nach denen sich die Breite des Orts bestimmen lieh. Dieselbe beträgt 6« 37'57"'. Aus Sonnenhöhen ergab sich eine Länge von 67^6'12", Angostura unter 66° 15'21" angenommen. Die astronomischen Bestimmungen in Calabozo ^ und in Conception del Pao sind nicht ohne Belang für die Geographie dieser Landstriche, wo es inmitten der Grassturen durchaus an festen Punkten fehlt. In der Umgegend von Pao findet man einige Fruchtbäume, eine seltene Erscheinung in den Steppen. Wir sahen sogar Crcosbäume, die trotz der weiten Entfernung von der See ganz kräftig schienen. Ich legte einiges Gewicht auf letztere Wahrnehmung, da man die Glaubwürdigkeit von Reisenden, welche den Cocos- S. Nand IV. Seite 73. 291 bäum, eine Küstenpalme, in Tombuctu, mitten in Afrika, angetroffen haben wollten, in Zweifel gezogen hat. Wir hatten öfters Gelegenheit, Cocosbäume mitten im Vaulande am Mag-dalenenstrom, hundert Meilen von der Küste, zu fehen. In fünf Tagen, die uns sehr lang vorkamen, gelangten wir von der Villa del Pao in den Hafen von Nueva Barcelona. Je weiter wir kamen, desto heiterer wurde der Himmel, desto staubigter der Boden, desto glühender die Luft. Diese ungemein drückende Hitze rührt nicht von der Lufttemperatur her, sondern vom feinen Sand, der in der Luft schwebt, nach allen Seiten Wärme strahlt und dem Reisenden ins Gesicht schlägt, wie an die Kugel des Thermometers. Indessen habe ich in Amerika den hunderttheiligen Thermometer mitten im Sandwinde niemals über 45^6 steigen sehen. Capitän Lyon, den ich nach seiner Rückkehr von Mourzouk zu sprechen das Vergnügen hatte, schien mir auch geneigt anzunehmen, daß die Temperatur von 52 Grad, der man in Fezzan so oft ausgesetzt ist, großentheils von den Quarzkörnern herrührt, die in dcr Luft susvendirt sind. Zwischen Pao und dem im Jahr 1749 gegründeten, von 500 Caraiben bewohnten Dorfe Santa Cruz de Cachipo ^ kamen wir über den westlichen Strich des kleinen Plateau, das unter dem Namen Mesa de Amana bekannt ist. Dieses Plateau bildet die Wasserscheide zwischen dem Orinoco, dem Guarapiche und dem Küstenland von Neu-Andalusien. Die Erhöhung desselben ist so gering, daß es der Schifsbarmachung dieses Strichs der Llanos wenig Hinderniß ' Im Jahr n«läc> 2 niederzulassen und die Heerden zu hüten, macht einen Rückschritt in der Cultur. Wer möchte bezweifeln, daß durch die Fortschritte des Ackerbaus, durch die Anlage von Dörfern an allen Punkten, wo fließendes Wasser ist, sich die sittlichen Zustände der Steppenbewohner wesentlich bessern müssen? Mit dem Ackerbau müssen mildere Sitten, die ' S. Band VI. Seite l5? ff. ' Glne Art Hof, bestehend aus Schuppen, wo die kulei-az und penneg par» el rnäeo wohnen, d. h. die Leute, welche die halbwilden Pferde- und Viehheerden warten oder vielmehr beaufsichtigen. 309 Liebe zum festen Wohnsitz und die häuslichen Tugenden ihren Einzug halten. Nach dreitägigem Marsch kam uns allmählig die Bergkette von Cumana zu Gesickit, die zwischen den Llanos, oder. wie man hier oft sagen hurt, „dem großen Meer von Grün" l und der Küste des Meeres der Antillen liegt. Ist der Ber-gantin über 800 Toisen hoch, so kann man ihn, auch nur eine gewöhnliche Refraction von ^ des Vogens angenommen, auf 27 Seemeilen Entfernung sehen; 2 aber die Luftbeschaffcn-heit entzog uns lange den schönen Anblick dieser Bergwand. Sie erschien zuerst wie eine Wolkenschicht, welche die Sterne m der Nähe des Pols beim Auf» und Untergang bedeckte; nllmählig schien diese Dunstmasse größer zu werden, sich zu verdichten, sich bläulich zu färben, einen gezackten, festen Um. nß anzunehmen. Was der Seefahrer beobachtet, wenn er sich einem neuen Lande nähert, das bemerkt der Reisende auch am Rande der Steppe. Der Horizont sing an sich gegen Nord zu erweitern, und das Himmelsgewölbe schien dort nicht mehr m gleicher Entfernung auf dem grasbewachsenen Boden auszuruhen. Einem Llanero oder Steppenbewohner ist nur wohl, wenn er, nach dem naiven Volksausdruck, „überall um sich sehen kann." Was uns als ein bewachsenes, leicht gewelltes, kaum hie und da hügligtes Land erscheint, ist für ihn ein schreckliches, von Bergen starrendes Land. Unser Urtheil über ' „1.05 I.I2NU8 8UN com« UN m»s eajiEnws am Nergantin endete mit einem leidigen Unfall. Unser Gastfreund hatte uns seine schönsten Reitpferde gegeben. Man hatte uns zugleich gewarnt, nicht durch den kleinen Fluß Narigual zu reiten. Wir gingen daher über eine Art Brücke oder vielmehr an einander gelegte Baumstämme, und ließen unsere Pferde am Zügel hinüberschwimmen. Da verschwand das meinige auf einmal; es schlug noch eine Weile unter dem Wass« um sich, aber trotz alles Suchens tonnten wir nicht ausfindig machen, was den Unfall veranlaßt haben mochte. Unsere Führer vermutheten, das Thier werde von den Caymans, die hier sehr häusig sind, an den Beinen gepackt worden seyn. Meine Verlegenheit war sehr groß; denn bei dem Zartgefühl und dem großen Wohlstand unseres Gastfreundes konnte ich kaum daran denken, ihm einen solchen Verlust ersetzen zu wollen. Lavie ging unsere Betroffenheit näher als der Verlust seines Pferdes, und er suchte uns zu beruhigen, indem er, wohl mit Uebertreibung, versicherte, wie leicht man sich in den benachbarten Savanen schöne Pferdc verschaffen könne. Die Krolodile sind am Rio Neveri groß und zahlreich, besonders der Mündung zu; im Ganzen aber sind sie nicht so bösartig als die im Orinoco. In der Gemüthsart dieser Thiere beobachtet man in Amerika dieselben Contraste wie in Egypten und Nubien, wie man deutlich sieht, wenn man die Berichte des unglücklichen Burlhard und die Belzonis aufmerksam vergleicht. Nach dem Culturzustand der verschiedenen 321 Länder, nach der mehr oder weniger dichten Bevölkerung in der Nähe der Flüsse ändern sich auch die Sitten dieser großen Saurier, die auf trocknem Lande schüchtern sind und vor dem Menschen sogar im Wasser fliehen, wenn sie reichliche Nahrung haben und der Angriff mit einiger Gefahr verbunden ist. In Nueva Barcelona sieht man die Indianer das Holz auf sonderbare Weise zu Markt bringen. Große Scheite von Zygo-Phyllum und Cäsalpinia werden in den Fluß geworfen: sie treiben mit der Strömung fort und der Eigenthümer mit seinen ältesten Söhnen schwimmt bald hier bald dorthin, um die Stücke, die in den Krümmungen des Flusses stecken bleiben, wieder flott zu machen. In den meisten amerikanischen Flüssen, in denen Krokodile vorkommen, verböte sich ein solches Verfahren von selbst. Die Stadt Barcelona hat nicht, wie Cu-mana, eine indianische Vorstadt, und sieht man hie und da einen Indianer, so sind sie aus den benachbarten Missionen, oder aus den über die Ebene zerstreuten Hütten. Beide sind nicht von caraibischem Stamm, sondern ein Mischvolk von Cumanagotos, Palenques und Piritus, von kleinem Wuchs, unterseht, arbeitsscheu und dem Trunk ergeben. Der gegohrcne Manioc ist hier das beliebteste Getränk; der Palmwein, den man am Orinoco hat, ist an den Küsten so gut wie unbekannt. Es ist merkwürdig, wie in den verschiedenen Erdstrichen der Mensch, um den Hang zur Trunkenheit zu befriedigen, nicht nur alle Familien monocotyledonischer und dicvtyledonischer Gewächse herbeizieht, sondern sogar den giftigen Fliegenschwamm (^manitk inuscNi-jä), von dem die Koriäken denselben Saft zu wiederholten malen fünf Tage hinter einander Humboldt, Rtlse. Vl. 21 322 trinken, worauf sie aus ekelhafter Sparsamkeit gekommen sind. l Die Paketboote (oorieoL), die von Corunna nach der Havana und nach Mexico laufen, waren seit drei Monaten ausgeblieben. Man vermuthete, sie seyen von den engliscken Kreuzern aufgebracht worden. Da wir Eile hatten, nach Cu-mana zu kommen, um mit der ersten Gelegenheit nach Vera Cruz gehen zu können, so mietheten wir (am 26. August 18W) ein Canoe ohne Vrrdeä (Lancha). Solcher Fahrzeuge bedient man sich gewöhnlich in diesen Strichen, wo ostwärts vom Cap Codera die See fast nie unruhig ist. Die Lancha war mit Cacao beladen und trieb Schleichhandel mit der Insel Trinidad. Gerade deßhalb glaubte der Eigner von den feindlichen Fahrzeugen, welche damals alle spanischen Häfen blokirtcn, nichts zu fürchten zu haben. Wir schifften unsere Pflanzensammlungen, unsere Instrumente und unsere Assen ein und hofften bei herrlichem Wetter eine ganz kurze Ucbelfahrt von der Mündung des Rio Neveri nach Cumana zu haben; aber kaum waren ' Langsdorf (Wetterauisches Journal. Th. I. Seite 254) hat diese sehr merkwürdige physiologische Erscheinung zuerst bekannt gemacht. 3ch beschreibe fte J)ter boch lieber lateinisch. — Coriaecorum gens, in ora Asiae septentrioni opposita, potum sibi excogitavit ex succo incbriante Agarici muscarii, qui succus (acque ut aspa-ragorum), vel per humanum corpus transfusus, tcmulontiam nihilominus sacit. Quare gens misera et inops, quo rarius mentis sit suae, propriam urinain bibit identidem; continuo-que mingens rursusque haurieus eundcm succum (dicas, ne ulla in parte mundi desit ebrietas) pauculis agaricis producere in diem quintum temulentiam potest, 323 wir im engen Canal zwischen dem Festland und den Felfen-eilanden Borracha und Chimanas, so stießen wir zu unserer großen'Ueberraschung auf ein bewaffnetes Fahrzeug, das uns anrief und zugleich auf große Entfernung einige Flintenschüsse auf uns abfeuerte. Es waren Matrosen, die zu einem Caper aus Halifax gehörten, und unter ihnen erkannte ich an der Gesichtsbildung und der Mundart einen Preußen, aus Memel gebürtig. Seit ich in Amerika war, hatte ich nicht mehr Gelegenheit gehabt, meine Muttersprache zu sprechen, und ich hätte mir wohl einen erfreulicheren Anlaß dazu gewünscht. Unscr Protestiren half nichts und man brachte uns an Bord des Capers, der that, als ob er von den Pässen, die der Gouverneur von Trinidad für den Schmuggel ausstellte, nichts wüßte, und uns für gute Prise erklärte. Da ich mich im Englischen ziemlich fertig ausdrücke, so ließ ich mich mit dem Capitün in Unterhandlungen ein, um nicht nach Neuscho.tland gebracht zu werden- ich bat ihn, mich an der nahen Küste ans Land zu fetzen. Während ich in der Cajüte meine und des Eigners des Canoes Rechte zu verfechten fuchte, hörte ich Lärm auf dem Verdeck. Einer kam und sagte dem Capitän etwas ins Ohr. Dieser schien bestürzt und ging hinaus. Zu unserem Glück kreuzte auch eine englische Corvette (die Sloop Hawk) in diesen Gewässern. Sie hatte durch Signale den Capitän des Capers zu sich gerufen, und da dieser sich nicht beeilte Folge zu leisten, feuerte sie eine Kanone ab und schickte einen Midshipman zu uns an Bord. Dieser war ein sehr artiger junger Mann und machte mir Hoffnung, daß man das Canoe mit Cacao herausgeben und uns des andern Tags werde 324 weiter fahren lassen. Er schlug mir zugleich vor, mit ihm zu gehen, mit der Versicherung, sein Commandant, Capitän Garnier von der königlichen Marine, werde mir ein angenehmeres Nachtlager anbieten, als ich auf einem Fahrzeug aus Halifax fände. Ich nahm das freundliche Anerbieten an und wurde von Capitän Garnier aufs höflichste aufgenommen. Er hatte mit Vancouver die Reise an die Nordwestküste gemacht, und Alles, was ich ihm von den großen Katarakten bei Ntures und May-pures, von der Gabeltheilung des Orinoco und von seiner Verbindung mit dem Amazonenstrom erzählte, schien ihn höchlich zu interessiren. Er nannte mir unter seinen Officieren mehrere, die mit Lord Macartney in China gewesen waren. Seit einem Jahre war ich nicht mehr mit so vielen unterrichteten Männern beisammen gewesen. Man war aus den englischen Zeitungen über den Zweck meiner Reise im Allgemeinen unterrichtet; man bewies mir großes Zutrauen und ich erhielt mein Nachtlager im Zimmer des Capitäns. Beim Abschied wurde ich mit den Jahrgängen der astronomischen Cphemeriden beschenkt, die ich in Frankreich und Spanien nicht hatte bekommen können. Capitän Garnier habe ich die Trabantenbeobachtungen zu verdanken, die ich jenseits des Aequators angestellt, und es wird mir zur Pflicht, hier dem aufrichtigen Danke für seine Gefälligkeit Ausdruck zu geben. Wenn man aus den Wäldern am Cassiquiare kommt und Monate lang in den engen Lebenskreis der Missionäre wie gebannt war, so fühlt man sich ganz glücklich, wenn man zum erstenmal wieder Männer trifft, die das Leben zur See durchgemacht und auf einem so wechselvollen Schauplatz 325 den Kreis ihrer Ideen erweitert haben. Ich schied vom englischen Schiff mit Empfindungen, die in mir unverwischt geblieben sind und meine Anhänglichkeit an die Laufbahn, der ich meine Kräfte gewidmet, noch steigerten. Am folgenden Tag setzten wir unsere Ueberfahrt fort und wunderten uns sehr über die Tiefe der Canäle zwischen den Caracasinseln, die so bedeutend ist, daß die Corvette beim Wenden fast an den Felsen streifte. Welch ein Contrast im ganzen Ansehen zwischen diesen Kalkeilanden, die nach Richtung und Gestaltung an die große Katastrophe erinnern, die sie vom Festlande losgerissen, und jenem vulkanischen Archipel nordwärts von Lancerota,i wo Basaltkuppen durch Hebung aus dem Meer emporgestiegen scheinen! Die vielen Alcatras, die größer sind als unsere Schwanen, und Flamingos, die in den Buchten fischten oder den Pelikans ihre Beute abzujagen suchten sagten uns, daß wir nicht mehr weit von Cumana waren. Es ist sehr interessant, bei Sonnenaufgang die Seevögel auf einmal erscheinen und die Landschaft beleben zu sehen. Solches erinnert an den einsamsten Orten an das rege Leben in unsern Städten beim ersten Morgengrauen. Gegen neun Uhr Morgens befanden wir uns vor dem Meerbusen von Cariaco, welcher der Stadt Cumana als Rhede dient. Der Hügel, auf dem das Schloß San Antonio liegt, hob sich weiß von der dunkeln Bergwand im Innern ab. Mit lebhafter Empfindung sahen wir das Ufer wieder, wo wir die ersten Pflanzen in Amerika gepflückt und wo ein paar Monate darauf Bonpland in so ' S. Band I. Seite 85. 326 großer Gefahr geschwebt hatte. Zwischen den Cactus, die zwanzig Fuß hoch in Säulen- oder Candelaberform dastehen, kamen die Hütten der Guayqueries zum Vorschein. Die ganze Landschaft war uns so wohl bekannt, der Cactuswald, und die zerstreuten Hütten, und der gewaltige Cribabaum, unter dem wir bei Einbruch der Nacht so gerne gebadet. Unsere Freunde kamen uns aus Cumana entgegen; Menschen aller Stände, die auf unsern vielen botanischen Ercursionen mit uns in Berührung gekommen waren, äußerten ihre Freude um so lebhafter, da sich seit mehreren Monaten das Gerückt verbreitet hatte, wir haben an den Ufern des Orinoco den Tod gefunden. Anlaß dazu mochte Bonvlands schwere Krankheit gegeben haben, oder auch der Umstand, daß unser Canoe durch einen Windstoß oberhalb der Mission Uruana beinahe umgeschlagen wäre. Wir eilten, uns oem Statthalter Don Vicente Empaian vorzustellen, dessen Empfehlungen und beständige Vorsorge uns auf der langen, nunmehr vollendeten Reise so ungemein förderlich gewesen waren. Er verschaffte uns mitten in der Stadt ein Haus,l das für ein Land, das starken Erdbeben ausgesetzt ist, vielleicht zu hoch, aber für unsere Instrumente ungemein bequem war. Es hatte Terrassen Oxoteas), auf denen man l 6»8« 6« vnn ?Ä8l>UÄl Hl^ninel, nordwestlich vom großen Platz, an dem ich vom 28, Juli bis 17. November 4799 beobachtet hatte. Alle astronomische» Veobachtimgen, so wie die über die Luftspiegelung, nach dem 29. August l8N0 sind im Hause Martinez angestellt. Ich erwähne dicses Umstand«, da er von Interesse seyn mag. wenn einmal Einer die Genauigkeit meiner Beobachtungen Prüfen will. 327 einer herrlichen Aussicht auf die See, auf die Landenge Araya und auf den Archipel der Caracas-, Picuita- und Vorracha-inseln genoß. Der Hafen von Cumana wurde täglich strenger blokirt und durch das Ausbleiben der spanischen Postschiffe wurden wir noch drittehalb Monate festgehalten. Oft fühlten wir uns verfucht, auf die dänischen Inseln überzusetzen, die einer glücklichen Neutralität genossen; wir besorgten aber, hätten wir einmal die spanischen Colonien verlassen, möchte es schwer halten, dahin zurückzukommen. Bei den umfassenden Befugnissen, wie sie uns in einer guten Stunde zu Theil geworden, durfte man sich auf nichts einlassen, was den Localbehörden mißfallen konnte. Wir wendeten unsere Zeit dazu an, die Flora von Cumana zu vervollständigen, den östlichen Theil der Halbinsel Araya geognostisch zu untersuchen und eine ansehnliche Reihe von Trabantenimmersionen zu beobachten, wodurch die auf anderem Wege gefundene Länge des Orts bestätigt wurde. Wir stellten auch Versuche an über ungewöhnliche Strahlenbrechung, über Verdunstung und Luftelektricität. Die lebenden Thiere, die wir vom Orinoco mitgebracht, waren für die Einwohner von Cumana ein Gegenstand lebhafter Neugier. Der Kapuziner von Esmeralda (8imia oiuropows), der im Gesichtsausdruck so große Menschenähnlichkeit hat, und der Schlafaffe (ßimia, trivir^aw), der Typus einer neuen Gruppe, waren an dieser Küste noch nie gesehen worden. Wir dachten dieselben der Menagerie im Pariser Psianzengarten zu; denn die Ankunft einer französischen Escadre, die ihren Angriff auf Curasao hatte mißlingen sehen, bot uns unerwartet eine treffliche Gelegenheit nach Guadeloupe. General Ieannet und 328 der Commissar Vresseau, Agent der vollziehenden Gewalt auf den Antillen, versprachen uns, die Sendung zu besorgen. Aber Affen und Vögel gingen auf Guadeloupe zu Grunde, und nur durch einen glücklichen Zufall gelangte der Balg des ßimm «kiropotes, dcr sonst in Europa gar nicht existirt, vor einigen Jahren in den Pflanzengarten, nachdem schon früher der Couxio (6imik 8äwim8) und der Stentor oder Alouato aus den Steppen von Caracas (8imia urNna), die ich in meinem kkoueil äs 200I0A6 6t ä'kwat0mi6 eomparse abgebildet, daselbst angekommen waren. Die Anwesenheit so vieler französischer Soldaten und die Aeußerung politischer und religiöser Ansichten, die eben nicht ganz mit denen übereinstimmten, durch welche die Mutterländer ihre Macht zu befestigen meinen, brachten die Bevölkerung von Cumana in gewaltige Aufregung. Der Statthalter beobachtete den französischen Behörden gegenüber die angenehmen Formen, wie der Anstand und das innige Verhältniß, das damals zwischen Frankreich und Spanien bestand, sie vorschrieben. Auf den Straßen sah man die Farbigen sich um den Agenten des Direktoriums drängen, der reich und theatralisch gekleidet war; da aber Leute mit ganz weißer Haut, wo sie sich nur verständlich machen konnten, mit unbescheidener Neugier sich auch darnach erkundigten, wie viel Einfluß auf die Regierung von Guadeloupe die französische Republik den Colonisten einräume, so entwickelten die königlichen Beamten doppelten Eifer in der Veiprovianürung der kleinen Escadre. Fremde, die sich rühmten frei zu seyn, schienen ihnen überlästige Gäste, und in einem Lande, dessen fortwährend steigender Wohlstand auf dem Schleichverkehr mit den Inseln beruhte 329 und auf einer Art Handelsfreiheit, die man dem Ministerium abgerungen, erlebte ich es, daß die Hispano-Europaer sich nicht entblödeten, die alte Weisheit des Gesetzbuchs (Is^ss äe Iu6ias), dem zufolge die Häfen keinen fremden Fahrzeugen geöffnet werden sollen außer in äußersten Nothfällen, bis zu den Wolken zu erheben. Ich hebe diese Gegensätze zwischen den unruhigen Wünschen der Colonisten und der argwöhnischen Starrheit der herrschenden Kaste hervor, weil sie einiges Licht auf die großen politischen Ereignisse werfen, welche, von lange her vorbereitet, Spanien von seinen Colonien oder — vielleicht richtiger gesagt — von seinen überseeischen Provinzen losgerissen haben. Vom 3. zum 5. November verbrachten wir wieder einige sehr angenehme Tage auf der Halbinsel Araya, über dem Meerbusen von Cariaco, Cumana gegenüber, deren Perlen, deren Salvager und unterseeische Quellen flüssigen, farblosen Steinöls ich schon oben beschrieben hade, l Wir hatten gehört, die Indianer bringen von Zeit zu Zeit natürlichen Alaun, der in den benachbarten Bergen vorkomme, in bedeutenden Massen in die Stadt. An den Proben, die man uns zeigte, sah man gleich, daß es weder Alaunstein war, ähnlich dem Gestein von Tolfa und Piombino, noch jene haarförmigen, seidenartigen Salze von schwefelsaurer Thon- und Bittercrde, welche Gcbirgsspalten und Höhlen auskleiden, sondern wirklich Massen natürlichen Alauns, mit muschliglem oder unvollkommen blättrigcm Vruch. Man machte uns Hoffnung, daß wir die ' S. Vand II. Seite 8 ff. 330 Alaungrube im Schiefergebirg bei Maniquarez finden könnten. Eine so neue geognostische Erscheinung mußte unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Fra ja ich möchte sagen gottloses Vorurtheil, zu meinen, es sey ein Unheil für das alte Europa, wenn auf irgend einem andern Stück unseres Planeten der öffentliche Wohlstand gedeiht. Die Unabhängigkeit der Colonien wird nicht zur Folge haben, sie zu isoliren, sie werden vielmehr dadurch den Völkern von alter Cultur näher gebracht werden. Der Handel wirkt naturgemäß dahin, zu verbinden, was eifersüchtige Staatskunst so lange auseinandergehalten. Noch mehr: es liegt im Wesen der Civilisation, daß sie sich ausbreiten kann, ohne deßhalb da, von wo sie ausgegangen, zu erlöschen. Ihr allmähliges Vorrücken von Ost nach Wcst, von Asien nach Europa, beweist nichts gegen diesen Satz. Ein starkes Licht behält seinen Glanz, auch wenn es einen größeren Raum beleuchtet. Geistesbildung, die fruchtbare Quelle des National-Wohlstands, theilt sich durch Berührung mit; sie breitet sich aus, ohne von der Stelle zu rücken. Ihre Bewegung vorwärts ist keine Wanderung; im Orient kam uns dieß nur so vor, weil barbarische Horden sich Egyptens, Kleinasiens bemächtigt hatten, und Griechenlands, des einst freien, der verlassenen Wiege der Cultur unserer Väter. Die Verwilderung der Völker ist eine Folge der Unterdrückung durch einheimischen Despotismus oder durch einen fremden Eroberer; mit ihr Hand in Hand geht immer steigende 349 Verarmung, Versiegung dcs öffentlichen Wohlstands. Freie, starke, den Interessen Aller entsprechende Staatsformen halten diese Gefahren fern, und die Zunahme der Cultur in der Welt, die Mitwerdung in Arbeit und Austausch bringen Staaten nicht herab, deren Gedeihen aus natürlicher Quelle fließt. Das gewerbfleißige und handeltreibende Europa wird aus der neuen Ordnung der Dinge, wie sie sich im spanischen Amerika gestaltet, seinen Nutzen ziehen, wie ihm die Steigerung der Con-sumtion zu gute käme, wenn der Welilauf der Barbarei in Griechenland, auf der Nordküste von Afrika und in andern Ländern, auf denen die Tyrannei der Ottomanen lastet, ein Ende machte. Die einzige Gefahr, die den Wohlstand des alten Continents bedrohte, wäre, wenn die innern Zwiste kein Ende nähmen, welche die Production niederhalten und die Zahl der Verzehrenden und zu gleicher Zeit deren Bedürfnisse verringern. Im spanischen Amerika geht der Kampf, der sechs Jahre, nachdem ich es verlassen, ausgebrochen, allmählich seinem Ende entgegen. Bald werden wir unabhängige, unter sehr verschiedenen Verfassungsformen lebende, aber durch das Andenken gemeinsamer Herkunft, durch dieselbe Sprache und durch die Bedürfnisse, wie sie von selbst aus der Cultur entspringen, verknüpfte Völker auf beiden Ufern dcs atlantischen Oceans wohnen sehen. Man kann wohl sagcn, durch die ungeheuren Fortschritte in der Schifffahrtstunst sind die Meeresbecken enger geworden. Schon jetzt erscheint unsern Blicken das atlantische Meer als ein schmaler Canal, der die neue Welt und die europäischen Handelsstaaten nicht weiter auseinander hält, als in der Kindheit der Schissfahrt das Mittelmeer die Griechen 350 in Peloponnes und die in Ionien, auf Sicilien und in Cyre-naica auseinander hielt. Allerdings wird noch manches Jahr vergehen, bis siebzehn Millionen, über eine Länderstrecke zerstreut, die um ein Fünftheil größer ist als ganz Europa, durch Selbstrcgierung zu einem festen Gleichgewicht kommen. Der eigentlich kritische Zeitpunkt ist der, wo es lange Zeit unterjochten Völkern auf einmal in die Hand gegeben ist, ihr Leben nach den Erfordernissen ihres Wohlergehens einzurichten. Man hört immer wieder behaupten, die Hispano-Amerikaner seyen für freie Institutionen nicht weit genug in der Cultur vorgeschritten. Es ist noch nicht lange her. so sagte man dasselbe von andern Völkern aus, bei denen aber die Civilisation überreif seyn sollte. Die Erfahrung lehrt, daß bei Nationen wie beim Einzelnen das Glück ohne Talent und Wissen bestehen kann: aber ohne läugncn zu wollen, daß ein gewisser Grad von Aufklärung und Volksbildung zum Bestand von Republiken oder konstitutionellen Monarchien unentbehrlich ist, sind wir der Ansicht, daß dieser Bestand lange nicht so sehr vom Grade der geistigen Bildung abhängt, als von der Stärke des Volkscharakters, vom Verein von Thatkraft und Ruhe, von Leidenschaftlichkeit und Geduld, der eine Verfassung aufrecht und am Leben erhält, ferner von den örtlichen Zuständen, in denen sich das Volk befindet, und von den politischen Verhältnissen zwischen einem Staate und seinen Nachbarstaaten. Wenn die heutigen Colonien nach ihrer Emancipation mehr oder weniger zu republikanischer Verfassungsform hinneigen, so ist die Ursache dieser Erscheinung nicht allein im Nachahmungs« 351 trieb zu suchen, der bei Volksmassen noch mächtiger ist als beim Einzelnen: sie liegt vielmehr zunächst im eigenthümlichen Verhältniß, in dem eine Gesellschaft sich befindet, die sich auf einmal von einer Wclt mit älterer Cultur losgetrennt, aller äußern Bande entledigt sieht und aus Individuen besteht, die nicht Einer Kaste das Uebergewicht im Staate zugestehen. Durch die Vorrechte, welche das Mutterland einer sehr beschränkten Anzahl von Familien in Amerika ertheilte, hat sich dort durchaus nicht gebildet, was in Europa eine Adelsaristotratie heißt. Tie Freiheit mag in Anarchie oder durch die vorübergehende Usurpation eines verwegenen Parteihauptes zu Grunde gehen, aber die wahren Grundlagen der Monarchie sind im Schooße der heutigen Colonien nirgends zu finden. Nach Brasilien wurden sie von außen hereingebracht zur Zeit, da dieses gewaltige Land des tiefsten Friedens genoß, während das Mutterland unter ein fremdes Joch gerathen war. Ueberdenkt man die Verkettung menschlicher Geschicke, so sieht man leicht ein, wie die Existenz der heutigen Colonien, oder vielmehr wie die Entdeckung eines halb menschenleeren Continents, auf dem allein eine so erstaunliche Entwicklung des Colonialsystems möglich war, republikanische Staatsformen in großem Maßstab und in so großer Zahl wieder ins Leben rufen mußte. Nach der Anschauung berühmter Schriftsteller sind die Umwandlungen auf dem Boden der Gesellschaft, welche ein bedeutender Theil von Europa in unsern Tagen erlitten hat, eine Nachwirkung der religiösen Reform zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Es ist nicht zu vergessen, daß in diese denkwürdige Zeit, in der ungezügelte Leidenschaften und 352 der Hang zu starren Dogmen die Klippen der europäischen Staatstunst waren, auch die Eroberung von Mexico, Peru und Cundinamarca fällt, eine Eroberung, durch die, wie sich der Verfasser des I^prit 6eg 1m8 so schön ausdrückt, das Mutterland eine unermeßliche Schuld auf sich genommen, die es der Menschheit abzutragen bat. Ungeheure Provinzen wurden durch castilianische Tapferkeit den Ansiedlern aufgetban und durch die Bande gemeinsamer Sprache, Sitte und Gottes-Verehrung verknüpft. Und so hat denn durch das merkwürdigste Zusammentreffen von Ereignissen die Regierung des mächtigsten und unumschränktesten Monarchen Europas, Carls V., die Keime ausgestreut zum Kampfe des neunzehnten Jahrhunderts und den Grund gelegt zu den staatlichen Vereinen, die, eden erst ins Leben getreten, uns durch ihren Umfang und die Gleichförmigkeit der dabei herrschenden Grundsätze in Erstaunen setzen. Befestigt sich die Emancipation des spanischen Amerika, wie man bis jetzt mit allem Grund hoffen darf, so sieht ein Meeresarm, der atlantische Ocean, auf seinen beiden Ufern Regierungsfcrmen, die, so grundverschieden sie sind, einander nicht nothwendig feindselig gegenübertreten. Nicht allen Völkern beider Welten mag dieselbe Verfassung zum Heile gereichen; der wachsende Wohlstand einer Republik ist kein Schimpf für monarchische Staaten, so lange sie mit Weisheit und Achtung vor den Gesetzen und den öffentlichen Freiheiten regiert werden. Seit die Entwicklung der Schifffahrtskunst und die sich steigernde Thätigkeit der Handelsvölker die Küsten der beiden Festländer einander näher gerückt haben, seit die Havana, Rio 353 Janeiro und der Senegal uns kaum entlegener vorkommen als Cadix, Smyrna und die Häfen des baltischen Meeres, nimmt man Anstand, die Leser mit einer Ueberfahrt von der Küste von Caracas nach der Insel Cuba zu behelligen. Das Meer der Antillen ist so bekannt wie das Becken des Mittelmeers, und wenn ick hier aus meinem Seetagebuch einige Beobachtungen niederlege, so thue ich es nur, um den Faden meiner Reisebeschreibung nicht zu verlieren und allgemeine Betrachtungen über Meteorologie und physische Geographie daran zu knüpfen. Um die wechselnden Zustände der Atmosphäre recht kennen 'zu lernen, muß man am Abhang der Gebirge und auf der unermeßlichen Meeresfläche beobachten; in einem Forscher, der seinen Scharfsinn im Befragen der Natur lange nur im Studirzimmer geübt hat, mögen schon auf der klein» sten Ueberfahrt, auf einer Reise von den Canarien nach Ma-dera, ganz neue Ansichten sich gestalten. Am 24. November um neun Uhr Abends gingen wir auf der Rhede von Nueva Barcelona unter Segel und fuhren um die kleine Felseninsel Borrachita herum. Zwischen derselben und Gran Vorracha ist eine tiefe Straße. Die Nacht brachte die Kühle, welche den tropischen Nächten eigen ist und einen angenehmen Eindruck macht, von dem man sich erst Rechenschaft geben kann, wenn man die nächtliche Temperatur von 23 bis 24 Graden des hunderttheiligen Thermometers mit der mittleren Tagestemperatur vergleicht, die in diesen Strichen, selbst auf den Küsten, meist 26 bis 29 Grad beträgt. Tags darauf, kurz nach der Beobachtung um Mittag, befanden wir uns im Meridian der Insel Tortuga i sie ist, gleich den Eilanden Humboldt. Rclst. VI. 2Z 354 Coche und Cubagua, ohne Pflanzenwuchs und erhebt sich auf« fallend wenig über den Meeresspiegel. Da man in neuester Zeit über die astronomische Lage von Tortuga Zweifel geäußert hat, so bemerke ich hier, daß Louis Berthouds Chronometer mir für den Mittelpunkt der Insel 0" 49' 40" westwärts von Nueva Barcelona ergab; diese Länge ist aber doch wohl noch ein wenig zu weit westlich. Am 26. November. — Windstille, auf die wir um so weniger gefaßt waren, da der Ostwind in diesen Strichen von Anfang Novembers an meist sehr stark ist, während vom Mai bis Oktober von Zeit zu Zeit die Nordwest- und die Südwinde auftreten. Bei Nordwestwind bemerkt man eine Strömung ^ von West nach Ost, welche zuweilen zwei, drei Wochen lang die Fahrt von Carthagena nach Trinidad beschleunigt. Der Südwind gilt auf der ganzen Küste von Terra sirma für sehr ungesund, weil er (so sagt das Volk) die fauligten Lffluvien aus den Wäldern am Orinoco, herführt. Gegen neun Uhr Morgens bildete sich ein schöner Hof um die Sonne, und im selben Moment siel in der tiefen Luftregiou der Thermometer plötzlich um 3 l/2 Grad. War dieses Fallen die Folge eines niedergehenden Luftstroms? Der einen Grad breite Streif, der den Hof bildete, war nicht weiß, sondern hatte die lebhaftesten Regenbogenfarben, wahrend das Innere des Hofes und das ganze Himmelsgewölbe blau waren ohne eine Spur von Dunst. Wir verloren nachgerade die Insel Margarita aus dem Gesicht, und ich versuchte die Höhe der Felsgruppe Mocanao ' S. Vand II. Telte 273. 355 zu bestimmen. Sie erschien unter einem Winkel von 0" 16' 35", woraus sich beim geschätzten Abstand von 60 Seemeilen für den Glimmerschieferstock Macanao eine Höhe von etwa 660 Toisen ergäbe, und dieses Resultat l läßt mich in einem Erdstrich, wo die irdischen Reflationen so gleichförmig sind, vermuthen, daß wir uns nicht so weit von der Insel befanden, als wir meinten. Die Kuppel der Silla bei Caracas,, die in Süd 62 o West liegen blieb, fesselte lange unsern Blick. Mit Vergnügen betrachtet man den Gipfel eines hohen Berges, den man nicht ohne Gefahr bestiegen hat, wie er nach und nach unter den Horizont sinkt. Wenn die Küste dunstfrei ist, muß die Silla auf hoher See, den Einfluß der Refraction nicht gerechnet, auf 33 Meilen zu sehen seyn. 2 An diesem und den folgenden Tagen war die See mit einer bläulichten Haut bedeckt, die unter dem zusammengesetzten Microscop aus zahllosen Fäden zu bestehen schien. Man findet dergleichen Fäden häusig im Golfstrom und im Canal von Bahama, so wie im Seestrich von Buenos Ayres. Manche Naturforscher halten sie für Rtstc von Molluskeneiern, mir schienen sie vielmehr zerriebene Algen zu seyn. Indessen scheint das Leuchten der See durch sie gesteigert zu werden, namentlich zwischen dem 28. und 30. Grad der Breite, was allerdings auf thierischen Ursprung hindeutete. Am 27. November. Wir rückten laugsam auf die Insel Orchila zu; wie alle kleinen Eilande in der Nähe der fruchtbaren Küste von Terra firma ist sie unbewohnt geblieben. Ich ' S. Vand I. Seite 2l6. 2 T. Baud III. Seite 65 ff. 356 fand die Vreite des nördlichen Vorgebirges 11" 51'44" und die Länge des östlichen Vorgebirges 68 o 26'5" (Nueva Barcelona zu 6?o 4' 48" angenommen). Dem westlichen Cap gegenüber liegt ein Fels, an dem sich Wellen mit starkem Getöse brechen. Einige mit dem Sextanten aufgenommene Winkel ergaben für die Länge der Insel von Oft nach West 8.4 Seemeilen (zu 950 Toisen), für die Breite kaum 3 Seemeilen. Die Insel Orchila, die ich mir nach ihrem Namen als ein dürres, mit Flechten bedecktes Eiland vorgestellt hatte, zeigte sich jetzt in schönem Grün: die Gneihhügel waren mit Gräsern bewachsen. Im geologischen Bau scheint Orchila im Kleinen mit der Insel Margarita übereinzukommen: sie besteht aus zwei, durch eine Landzunge verbundenen Felsgruppen: jene ist ein mit Sand bedeckter Isthmus, der aussieht, als wäre er beim allmähligen Sinken des Meeresspiegels aus dem Wasser gestiegen. Die Felsen erschienen hier, wie überall, wo sie sich einzeln steil aus der See erheben, weit höher, als sie wirklich sind: sie sind kaum 80 bis 90 Toisen hoch. Gegen Nordwest streicht die ?linta l28n hinaus und verliert sich als Untiefe im Wasser. Sie kann den Schiffen gefährlich werden, wie auch der Mogote, der, zwei Seemeilen vom westlichen Cap, von Klippen umgeben ist. Wir betrachteten diese Felsen ganz in der Nähe und sahen die Gneißschichten nach Nordwest fallen und von dicken Quarzlagern durchzogen. Von der Verwitterung dieser Lager rührt ohne Zweifel der Sand des umgebenden Strandes her. Ein, Paar Vaumgruppen beschatten die Gründe; oben auf den Hügeln stehen Palmen mit fächerförmigem Laub. Es ist wahrscheinlich die kalma äs twmdrero 357 der Llanos (Cor^pkk teowrum). Es regnet wenig in diesen Strichen, indessen fände man auf der Insel Orchila wahrscheinlich doch einige Quellen, wenn man sie so eifrig suchte, wie im Glimmerschiefergestein auf Punta Araya. Wenn man bedenkt, wie viele dürre Felseneilande zwischen dem 16. und 26. Grad der Breite im Archipel der kleinen Antillen und der Bahamainseln bewohnt und gut angebaut sind, so wundert man sich, diese den Küsten von Cumana, Barcelona und Caracas so nahe gelegenen Eilande wüste liegen zu sehen. Es wäre längst anders, wenn sie unter einer andern Regierung als unter der von Terra sirma ftänden. Nichts kann Menschen veranlassen, ihre Thätigkeit auf den engen Bezirk einer Insel zu beschränken, wenn das nahe Festland ihnen größere Vortheile bietet. Bei Sonnenuntergang kamen uns die zwei Spitzen der kooa 66 »lu6va zu Gesicht, die sich wie Thürme aus der See erheben. Nach der Aufnahme mit dem Compaß liegt der östlichste dieser Felsen 0« 19' westwärls vom westlichen Cap von Orchila. Die Wolken blieben lange um diese Insel geballt, so daß man ihre Lage weit in See erkannte. Der Einfluß, den eine kleme Landmasse auf die Verdichtung der 800 Toisen hoch schwebenden Wasserdünste äußert, ist eine sehr auffallende Erscheinung, aber allen Scesahrcrn wohl bekannt. Durch diese Ansammlung von Wolken erkennt man die Lage der niedrigsten Inseln in sehr bedeutender Entfernung. Am 29. November. Bei Sonnenaufgang sahen wir fast dicht am Meereshorizont die Kuppel der Silla bei Caracas noch ganz deutlich. Wir glaubten 39 bis 40 Meilen (Lieues) 358 davon entfernt zu seyn, woraus die Höhe des Verges (1350 Toisen), seine astronomische Lage und den Schiffsort als richtig bestimmt angenommen, eine für diese Breite etwas starke Refraction zwischen ^ und 1/7 folgte. Um Mittag verkündeten alle Zeichen am Himmel gegen Nord einen Witterungswechsel; die Luft kühlte sich auf einmal auf 22^8 ab, während die See an der Oberfläche eine Temperatur von 25" 6 behielt. Während der Beobachtung um Mittag brachten daher auch die Schwingungen des Horizonts, der von schwarzen Streifen oder Vändern von sehr veränderlicher Breite durchzogen war, einen Wechsel von 3 bis 4 Minuten in der Refraction heruor. Bei ganz stiller Luft sing die See an hoch zu gehen; Alles deutete auf einen Sturm zwischen den Caymanseilanden und dem Cap San Antonio. Und wirklich sprang am 30. November der Wind auf einmal nach Nordnordost um, und die Wogen wurden ausnehmend hoch. Gegen Nord war der Himmel schwarzblau, und unser kleines Fahrzeug schlingerte umso stärker, da man im Anschlagen der Wellen zwei sich kreuzende Seen unterschied, eine aus Nord, eine andere aus Nordnordost. Auf eine Seemeile weit bildeten sich Wasserhosen und liefen rasch von Nordnordost nach Nordnordwest. So oft die Wasserhose uns am nächsten kam, fühlten wir den Wind stärker werden. Gegen Abend brach durch die Unvorsichtigkeit unseres amerikanischen Kochs Feuer auf dem Oberleuf aus. Es wurde leicht gelöscht; bei sehr schlimmem Wetter mit Windstößen, und da wir Fleisch geladen hatten, das des Fettes wegen ungemein leicht brennt, hätte aber das Feuer rasch um sich greifen können. Am 1. December Morgens wurde die See allmählig ruhiger, je mehr 359 sich der Wind in Nordost festsetzte. Ich war zu dieser Zeit des gleichförmigen Ganges meines Chronometers ziemlich gewiß; der Capitän wollte aber zur Beruhigung einige Punkte der Insel St, Domingo peilen. Am 2. December kam wirklich Cap Veata in Sicht, an einem Punkt, wo wir schon lange Wolkenhaufen gesehen hatten. Nach Höhen des Achernar, die ich in der Nacht aufnahm, waren wir 64 Seemeilen davon entftrnt. In dicser Nacht beobachtete ich eine schr interessante optische Erscheinung, die ich aber nicht zu erklären versuche. Es war über zwölf ein halb Uhr: der Wind wehte schwach aus Ost; der Thermometer stand auf 23" 2, bcr Iischbein-Hygrometer auf 57". Ich war auf dem Oberleuf geblieben, um die Culmination einiger großen Sterne zu beobachten. Dcr volle Mond stand sehr hoch. Da auf einmal bildete sich auf der Seite des Mondes, 45 Minuten vor seinem Durchgang durch den Meridian, ein großer Bogen in allen Farben des Spectrums, aber unheimlich anzusehen. Der Bog?n rcichte über den Mond hin» ans: der Streifen in den Farben des Regendoa/ens war gegen zwei Grad breit und seine Spitze schien etwa 80 bis 85 Grad über dem Meereshorizont zu liegen. Der Himmel war vollkommen rein, von Regen keine Spur: am auffallendsten war mir aber, daß die Erscheinung, die vollkommen einem Mondregenbogen glich, sich nickt dem Mond gegenüber zeigte. Der Bogen blieb 8 bis 10 Minuten, scheinbar wenigstens, unverrückt: im Moment aber, wo ich versuchte, ob er durch Reflexion im Spiegel dcs Sextanten zu sehen siyn werd?, fing er an sich zu bewegen und über den Mond und Jupiter, der nicht weit -unterhalb des Mondes stand, hinabzurücken. Es war 360 zwölf Uhr vierundfünfzig Minuten (wahre Zeit), als die Spitze des Bogens unter dem Horizont verschwand. Diese Bewegung eines farbigen Bogens setzte die wachhabenden Matrosen auf dem Oberleuf in Erstaunen: sie behaupteten, wie beim Erscheinen jedes auffaNenden Meteors, „das bedeute Sturm." Arago hat die Zeichnung dieses Bogens in meinem Neisetagebuche untersucht; nach seiner Ansicht hätte das im Wasser reflektirte Bild des Mondes keinen Hof von so großem Durchmesser geben tonnen. Die Raschheit der Bewegung ist ein weiteres Moment, das diese Erscheinung, die alle Beobachtung verdient, ebenso schwer erklärlich macht. Am 3. December. Man war unruhig, weil sich ein Fahrzeug sehen ließ, das man für einen Caper hielt. Als es auf uns zukam, sah man, daß es die Balandra del Frayle (Goelette des Mönchs) war. Was eine so seltsame Benennung sagen wollte, war mir unklar. Es war aber nur das Fahrzeug eines Missionärs vom Franciscanerorden (I?ra^i6 0d8er-vauw), eines sehr reichen Pfarrers eines indianischen Dorfs in den Llanos von Barcelona, der seit mehreren Jahren einen kleinen, ziemlich einträglichen Schmuggelhandel mit den dänischen Inseln trieb. In der Nacht sahen Bonpland und mehrere andere Passagiere auf eine Viertels-Eeennile unter dem Wind eine kleine Flamme an der Mceresfiäche, die gegen Südwest fortlief und die Luft erhellte. Man spürte keinen Erdstoß, keine Aenderung in der Richtung der Wellen. War es ein phosphorischer Schein, den eine große Masse faulender Mollusken verbreitete, oder kam die Flamme vom Meeresboden herauf, wie solches zuweilen in von Vulkanen erschütterten Eeestrichen 361 beobachtet worden seyn soll? Letztere Annahme scheint mir durchaus unwahrscheinlich. Vulkanische Flammen können nur dann aus den Wellen hervorbrechen, wenn der feste Boden des Meeres bereits emporgehoben ist, so daß Flammen und glühende Schlacken aus dem obern gewölbten und zerklüfteten Theil hervorkommen und nicht durch das Wasser selbst hindurchgehen. Am 4. December. Um zebn ein halb Uhr Morgens befanden wir uns unter dem Meridian des Vorgebirgs Bacco (Punta Abaccu). dessen Länge ich gleich 76« 7' 50" oder 9° 3' 2" von Nueva Barcelona fand. Im Frieden laufen, nach dem alten Brauch der spanischen Schiffer, die Fahrzeuge, die zwifchen Cumana oder Barcelona und der Havana mit Salzfleisch Handel treiben, durch den Canal von Portorico und über „den alten" Canal nördlich von Cuba; zuweilen gehen sie auch zwischen Cap Tiburon und Cap Morant durch und fahren an der Nordküste von Jamaica hin. In Kriegszeiten gelten diese Wege für gleich gefährlich, weil man zu lange im Angesicht des Landes bleibt. Aus Furcht vor den Capern fuhren wir daher, sobald wir den Parallel von 17 Grad erreicht hatten, gerade über die Bank Vibora, bekannter unter dem Namen Pedro Shoals. Diese Bank ist über 280 Quadratseemeilen groß und ihr Umriß fällt dem Geologen stark ins Auge, weil derselbe mit dem des be« nachbarten Jamaica so große Aehnlichkcit hat. Es ist als hätte eine Erhebung des Meeibodens die Wasserfläche nicht erreichen können, um sofort eine Insel zu bilden, fast so groß wie Por» torico. Seit dem fünften December glaubten die Steuerleute in großer Entfernung nach einander die Ranaseilande (Morant 362 Kays), Cap Portland und Pedro Kays zu peilen. Wahrscheinlich irrte man sich bei mehreren dieser Peilungen vom Mastkorbe aus; ich habe dieser Bestimmungen anderswo Erwähnung gethan, i nicht um sie gegen die Beobachtungen geübter englischer Seefahrer in diesen start befahrenen Seestrichen aufzustellen, sondern allein, um die Punkte, die ich in den Wäldern am Orinoco und im Archipel der Antillen bestimmt, zu Einem System von Beobachtungen zu verknüpfen. Die milchigte Farbe des Wassers zeigte uns, daß wir uns am östlichen Rande der Bank befanden; der hunderttheilige Thermometer, der an der Meercsfläche weit ab von der Bank seit mehreren Tagen auf 27" und 27° 3 gestanden hatte (bei einer Lufttemperatur von 21" 2), siel schnell auf 25« 7. Das Wetter war vom vierten vis zum sechsten December sehr schlecht; es regnete in Strömen, in der Ferne tobte ein Gewitter und die Windstöße aus Nordnordwest wurden immer heftiger. In der Nacht befanden wir uns eine Zeitlang in einer ziemlich bedenklichen Lage. Man hörte vor den: Vordertheil die See an Klippen branden, auf die das Schaff zuliest Beim phosphorischen Schein des schäumenden Meeres sah man, in welcher Richtung die Risse lagen. Das sah fast aus wie der Raudal von Garcita und andere Stromschnellen, die wir im Vett des Orinoco gesehen. Der Capitän schob die Schuld weniger auf die Nachlässigkeit des Steuermanns, als auf die Mangelhaftigkeit der Seekarten. Es gelang das Schiff zu wenden, und in weniger als einer Viertel- 1 Observations astronotni(iue5 T. I. P- XLHI. T. II. P- 7 — 10. 363 stunde waren wir außer aller Gefahr. Das Senkblei zeigte zuerst 9, dann 12, dann 15 Faden. Wir legten die Nacht vollends bei: der Nordwind drückte den Thermometer auf 19" 7 (15« 7 Reaumur) herab. Am andern Tag fand ich nach chronometrischer Beobachtung in Verbindung mit der corrigirten Schätzung vom vorigen Tag, daß jene Klippen ungefähr unter 16« 50' der Breite und 800 43' 49" der Länge liegen. Die Klippe, an der das spanische Schiff el Monarca im Jahr 1798 beinahe zu Grunde gegangen wäre, liegt unter 16" 44' der Breite und 80« 23' der Länge, also viel weiter gegen Ost. Während wir von Südsüdost nach Nordnordwest über die Bank Vibora fuhren, versuchte ich es oft, die Temperatur des Meer-wassers an der Oberflüche zu messen. Mitten auf de; Bank war die Abkühlung nicht so stark als an den Rändern, was wir den Strömungen zuschrieben, die in diesen Strichen die Wasser verschiedener Breiten mischen. Südwärts von Pedro Kays zeigte die Meeresfläche bei 25 Faden Tiefe 26° 4, bei 15 Faden Tiefe 26« 2. Oestlich von der Bank war die Temperatur der See 26« 8 gewesen. Diese Versuche können in diesen Strichen nur dann genaue Resultate geben, wenn man Ne zu einer Zeit anstellt, wo der Wind nicht aus Nord bläst und die Strömungen nicht so stark sind. Die Nordwinde und die Strömungen kühlen nach und nach das Wasser ab, selbst wo die See sehr tief ist. Südwärts vom Ccip Corientes unter 20« 43' der Breite fand ich die Temperatur des Meeres an dcr Ooeifläche 24« 6, die der. Luft 19« 8. Manche amerikanische Schiffer versichern, zwischen den Vahamainseln merken sie oft, wenn sie in der Cajüte sitzen, ob sie sich über Untiefen befinden: 364 sie behaupten, die Lichter bekommen kleine Höfe in den Regen« bogenfarben und die ausgeathmete Luft verdichte sich zu sichtbarem Dunst. Letzteres Factum ist denn doch wohl zu bezweifeln: unterhalb dem 30. Grad der Breite ist die Erkällung durch das Wasser der Untiefen nicht bedeutend genug, um diese Erscheinung hervorzubringen. Während wir über die Bank Vibora liefen, war der Zustand der Luft ganz anders, als gleich nach-d?m wir sie verlassen hatten. Der Regen hielt sich innerhalb den Grenzen der Bank, und wir konnten von ferne ihren Umriß an den Dunstmassen erkennen, die darauf lagerten. Am 9. December. Je näher wir den Caymanseilanden i kamen, desto stärker wurde wieder dcr Nordostwind. Trotz des stürmischen Wetters konnte ich einige Sonnenhöhen aufnehmen, als wir uns auf 12 Seemeilen Entfernung im Meridian des GranlCayman, dcr mit Cocosbäumen bewachsen ist, zu befinden glaubten. Ich habe anderswo die Lage des Gran-Cayman und der beiden Eilande ostwärts von demselben erörtert. Seit lange sind diese Punkte auf unsern hydrographischen Karten sehr unsicher, und ich fürchte nicht glücklicher gewesen zu seyn als andere Beobachter, die ihre wahre Lage ausgemacht zu haben glaubten. Die schönen Karten des Deposito zu Madrid gaben dem Ostcav von Gran-Cayman zu verschiedenen Zeiten 82" 58' (von 1799—1804), 83" 43' (1809), wieder 82" 59'(1821). Letztere Angabe, die auf der Karte von Varcaiztegui aufgenommen ist, stimmt mit der überein, bei der ich stehen geblieben ' Christoph Columbus hatte im Jahr 15N3 den Caymanseilanden den Namen ?en»8e tugiesischen Orenze am Rio Negro. V. 2U« si. Affin. II. 27«. IV. 1U4. ^7«. 282. VI. 2K0. — 3U« Nahllu,q«mltt«l. VI. 24. ff. — Araguato «Vlüllaffe). II. 141. IV. 2. — Sa'i l3in>i» dgpucw»). IV. 1«8. — Marimontza <3iwi2 I!«l-,ebutt,>. IV. 168. V. 201. — Tltl (8imi3 5ciu!-o2). lV. 169. V. 20l. ^-Viuäitg l8lmia wßyns). IV. 171. V. 2N1. — Ouavapavi i3imi!, a!-bili-on«), IV. 264. — Salvai« IV. 26H ff. ^- Kapuziner (simitz cniro-poles). IV. 268. V. 228. VI. 3», 31. 327. — Douroucouli (Nachtaffe, 3i-mia tnvii^«tg). V. 201. VI. 327. — Cacajao (3imw me!al>ocepl!2l2). V. 2N1. VI. 31. — Capairo ^»ßotkrix). VI. 81. -" Eourio l^imw 8Ät«>>25). VI. 32s. Aa,ua»ltl> «ßbar« Insekteneler. VI. 261. Agullsllgu». Mission. V!. 1W. Aguatir«, Baum, »on Bonpland cut-dectt. III. N8. Aguivre, Lopez d«. tei Ty«ann, I. 246. III. 1W. V. «5. 220. VI. 229. Aauti. VI 31. Alaun, natürlicher, auf der Halbmse. Araya. VI. 329. — Vesuch der Lag«, stätt« desseltln. VI. 337. — Ob da« Mineral primären odt, secundaren Ursprung»? Vl. 337 ff. — Bcdingun-gen der Bildung de« Alauns. Vl. 339 ff. Albino«. VI. 43. Albujar, Juan Martin»«, VI. 230.233. 368 Alcede, Geograph. VI. 290. Alegranza, canarlsche Insel. 1. 58, 60. Algen, s. Tang. Alta Oracla, Villa. VI, 132. 134. Alterthümer, indianische, —8er-s>!1o5 o^ Indi05. IV. 25, Felsen mit eingihauencn Bildern, Tepu» mcrcme, dcr gemalte Fels. IV. 128. — 147. V. I6. — VI, 66 ff, ?N ff. 268. — Grabhöblen. V. 1. VI. 83 ff. «1,132. — Topfscherben und kupfern.' Werkzeuge schreibung seines Besens. IV. !.'v, — Wasserfalle desselben. IV. 233 ff, — L^uf n»d Richtung. IV, 232 ff, — Die Vrise, V. 33 ff. — Hydro» gravbic seiner Nebenflüsse. V. 134, 14 l ff — Insel Ioancs, VI, 16! — Verhältnisse der Mündung desselben VI, 167. Amblhuasca. Giftvssanze, VI. 18 Ameisen I. 242. III. 187. IV. 292 — Vachacrs (Nahrungsmittel), V, 169 210. ?M 2^9. Ameisenzunder «Nester) IV. 1Z8. Amerika. Vcrbältniß der Voller d?r alten Welt zu demselben. VI. 343 ff. — Spanier, Portugiesen und Brlt» ten theilen sich darein. VI, 314. — Das schwarze Element, 344. 346. — Auftreten der Nüssen 345. — Ur> spvünssliche Kulturländer. 346. Vc» völkerunqsvcrhältnissc. 347. Ampo, Thonwaffeln auf Java. VI. 108. Amucu. S«. VI. 46. 67. 132.207. 246. 25!. Ananas ln Esmeralda. V7, 2. Anasco, Pedro de. Erpedition zur Äufsuchuna de? Dorado. VI. 2D2, Anavcnl. Fluß, IV. 211. Anden. Cordillere der, lV. 22. Anqelitos, Bienen auf der Sllla III. 71. Angostura (Santo Tbom: de la Nucva Guavanai, Hauptstadt von Ouv.ina. Ankunft daselbst. VI. 140 — Schicksale dcr Stadt, 143. Projekte zur Verlegung derselben. 153 ff. — Bevölkerung, 159. än«ic>8tur2S, dortex. VI. 143. 1«3 Angostura, falsche (vrucea nnti- c>v5?enteric<>1, IV. 1?3. Angbiera. Peter Martyr von. II. ?lft, — Hcbcr die Varaiben. Vl. 270. — 273 27N. 265, Anqulo, Statthalter, Vl. 31?. Antbrop^pbagie. V. 93. 177, 211. 2>3 ff In Egyvten 217. Antbropomorpl'ismus, doppelte Quelle dcssclbcn, V!. 10. Aniillen. Meer drr — ein Mittel» meer mlt mebrcrcn Ausgüngen. III. 84 VI. 275 Antimano, Dorf, III. 109. 369 Apalachiten, Indianer in Florida. Vl. 272, Apure. Fluß. IV. 66 ff. — Gefalle dc« Flusse«. 114. Apurlto, Insel. IV, 85. 1«. Aauio. Fluß, V. 163. A quire. Fluß. VI. Ni5. 184. Aradorc« (Hautmilbcn). V. 90. Arc,go. VI, 360. Aragua. Thäler von. III. 138. -^ Geschlossenes Flußsystem derselben. III. 153. Araguas, Indianer. VI. 49. Ala pa, Fluß. V. 52. Arauca, Fluß. IV. 147. A ra i,' a, Halbinsel. — Erdbeben, I. 233. — Besuch derselben II. 7. — Schloß von II. 20."— Zweiter Besuch. VI. 329 ff. Arena«, Dorf. II. 68. Ariare. Fluß. VI. 220. Arimulcaipi. Indianer. V! 237, Aripao. Dorf. IV. »35. Aristoteles über den Schall. IV. 256. Arlviriano«, Indianer. VI. 4». Armiaga. Obrist aufTenerlsfa. 1.84 Arn o, die Voltata desselben. V. 235. 246. Aroa. Provinz. III. 236 ff. Aruaca«, Indianer. VI. 216. 272.275. Aru i, Fluß. V!. 139. 205. Asiveru. Fluß. IV. 128. Astronomie, Trockene, heiße Land» striche unter den Tropen für astro« nomische Beobachtungen am günstig- stcn. II. 238, Atabapo, Fluß. Ankluisl auf dem» selben. V. 53 69 Atarulve, Höhle, Grabstätte d« Humboldt, Neise. VI. Ature«. V. 1. — Besuch derselben Vl. 83 ff. Atlanten. I. 89. Ature«, Mission. IV. 212 ff. Zweiter Ausenthalt. VI. 94. Atures. erster großer Katarakt des Ori. noco (Mapara), Umgegend desselben. IV. 230. 243. — Beschreibung dessel. ben. III. 242 ff. — Zweiter Besuch. VI. 94. — Von Ralegh erwähnt, Vl. 234. Ature«, Indianer. IV. 213. — Grabstätte derselben. Vl. 83. Augensteln. II. 3l. Auri, f. Hund. Autochthon««. VI. 275. .4 ViL 8 nnio tom6nto«2, erste Pflanze, von Humboldt und Honpland auf dem neuen Continent gepflückt- I. 219. Avila. Gebirg. II. 293. Azucai, Pan de (Znckerhm). IV, llß. VI. 297. Bacco, Eav. Vl. 361. Vadcn. Bader. l. 238, Hl. 14». - Bei Mariara. M. 164. — IV. 32. 229. 283. V. 7. Bären. V. 1,5. V H'., m e, ungewöhnlich altc und große. l. IU4. 220. III, 127. 144. Bahama.Inseln. VI. 363. Valandra del Frayle, VI. 360. Bambu«. Iagua. II. 62. —N3mbu82, selten blühend gefunden. V. 225. Bananen. I. 84. Ban cos in d«n LlanrS, IV. 1st. V^iaguan, Stromenge des Orinoco. IV. 150. VI. 100. 24 370 Valuta, Ton FranziSco. V. 252. «arbasco. IV. 51. Barbula, Hof. III. 200 ff. Barcelona. Nueva. ll, 2«2. Handel. II, 283 ff, — Zweiter Vcsuch. VI. 315, — Abfahrt. VI 323, Barceloneta, Villa, VI, 185. Bareto. (5apitan, VI. 51. Vargas, Donna Maria. VI. 133, Varia, Fluß, V. 18U. Varigon, Cerro del, VI. 32(1. 33l. Barima. Nuß. VI. 183. Barometer. Gang desselben unter den Tropen II. 45, 231. V. 36. Barquesimeto, Provinz, III 236, Vaudin, französischer Schiffscapitün. l. 6. 23. 122. Bauholz. V. 116. VI. 186. Baumwullenbau. II. 157. III. l50. 223. Hava, da« kleine Krokodil, l.239. V. 75. Veata, n einem Zambo angefallen. II. 228 ff. — VI. W, — Ei trankt in Angostura. VI. 142. L^»>, lllnllill t>>s«!>2t« (doNex H.»803>U!lle). VI. 146, 193. Vordon. Villa. VI. 132. Vorracha. Insel. VI. 323. 353. Barachita, Insel, VI, 353, V otuto, die heilige Trompete der In» diauer. V. 21, 80. 110. Vuugainville, I, !1. Vovadillo, Francisco. VI. 44. 53. Vrande in Wäldern und Savanen. I. 144. II. 56. 9». III. 38. IV. 87. Branco, Rio iParime). V. 179. VI. 197. — Geographisch wichtiger Weg. an demselben. VI 201. 207. 209. Hrigantin, Vergspitzc. I. 235. Krise auf dem Amazonenstrom und Orinoco. V, 35, Bristol, Geschichtschreiber. Vl. 276. 371 Arobbelt. Versuche über die Luft i» der Schwimmblase der Fische. I. 191. Brodfruchtbaum (Hrtacai-swz in- ci8u). VI, 144. Vuache, Geograph, bezweifelt i. I, 1788 wieder die Eriftenz des Eassi« quiare. V. 263. Vubas. Hautkrankheit. III. 148. 186 Vucaro«oro528 Vl. 115. Vuch, Leopold von I. 4. Nucnavista. II. 150. Butno, Fray Ramon, Missionär Vl 67. 105. 125 ff. Burkhard. über dle Sitten des Kro kodll«. VI. 320. Lui-ra, piutta äe l^nong), Fieber Mittel. V. 28. Eababurt. Fluß. V. 176. 179. Cabo «lanco. ll. 281. (!c>do ll6 lres punlu». I. 20!!. Vabrcö, Indianer. IV. 64. V, 45 59. 6l). 63. V. 213. VI. 277. Eabruta. Mission. VI. 132. 2l6. Cabullare, Fluß. IV. 125. reise, III, 7«, — Erdbeben am 26. März 18l2. III. 79. 105. (jlliacas, (^upilaülÄ ßenei'al von — Geographische und geognostische Be» schreibung. Ihre drei Fönen. III. 10? ff. Caracas» und Chimanacas»Inseln. ll. 259, VI. 325. Caiaiben. lV. 64. 123. V. 45. 63. 191. V. 2l3. VI, 47. 52. 76. 184, 1^9, 19l. 19«v-l^8). Vl. 263. — Geschichte de« Volks. Vl. 288 ff. — Stärke der Hevölke» rung. Vl. 268, — ^ulo iud Han. del. V. i>9. 168. 1»!, VI, 284, — Vundcsgenossenschaft. V>. 286. Dyna-stille Erbfolge 28«, — Prüfungen der Iünqlinqe. VI, 287. — Marirris oder P laches (Zauberer und Aerzte! VI. 2ft7 — Echarfc Sinne. VI. 289 Varaiben«Fisch, s. Fische. Caranaca (alter Name für Eaura?) VI, 2l8. Caranaoeni, Fluß. V, 52. Carao, Norf, von Tiego de Ortaz besucht. VI. 21«. <5araval«eda. II. 2?-«. Ccircno, Ton Joseph, Statthalter. Vl. 292. Cari, Torf. VI. 261. Lari, Fluß. VI. 260. 289. Varia, alter Name für einen großen Theil von Amerika. VI. 23». Eariaco, Meerbusen. I. 225. 2«. ,1 jff,, __ Stadt. ll. 151. VI. 330. Car ibana. VI, 273. L aride«. Inseln. VI. 331. 33«. Oriel, pnpllv», s. Melonenbau,». <5 a rich a na, Mission. IV. 18l>. — Zweiter Besuch. V!. uß >^- lZ3. tzariven. Raudal de — !V. 195. VI. 98. 138. 216. Earnero, Vorgebirq. VI. 331. Carao, vou Herera besucht. VI. 218. ^«i-olinyg s>ril>ol!p8. V. 224. Caronh, tzluß, VI, 77. 153. 154. — Missionen der Kapuziner an dcmsel» b«n. VI. 18k ff. — Salto desselben. VI. 190,—Geographisch wichtiger Weg an demselben. VI. 200 ff. 204. 231. <5arora. »l. 242. <5aruto, schwarzer Farbstoff. IV, lK2, VI. 2K5. ^i>»n5 füerte«. V. 199. VI. Zl. ^»5»!, c!ol N«'V. II. 64, Vassipa, fabelhafter See, VI. 5N. 14». l98. 205. 229 23l. 242. Va ssipag oto«, Indianer. VI. 205 (5assic,uiare. Fluß. V. 54. — An- kunl't auf dcmsclvcn. V. 187. — Fruchtbarkeit seiner Ufer. V. 22N. — Ausfahrt aus demselben. V. 232. ^i>5ti!Io, c)I. IV. 180. ^»«tülita, c?>. V. 51. VI. 81. Vataniapo, Fluß. V. 5. Catia. Ankerplatz. I!. 291. (5 aloche. Val.'. VI. 363. <5atuaro, Misslon. II. 146. (5 aulin. Pater, Verfasser der We< schichte von Neu-Antalusien, V, 256 VI. 58. 199. 2ll. 244. 245. Caura. Fluß. IV. 229, VI. 51. <«. 77. — Niederlassungen an demselben. VI. 1!!5. 205. Vautschuc. III. 222. - Dapicho V. 79. !03. — Gewinnung. V. 101. 105 ff. V I. 122. Cavanilles. I. 13. (5 avija, Vaguna, des La Eru;. VI. 243. Varavana (alter Name für (iuchl» vero^). VI. 218. («aycara. Villa. VI. 66. 67. 132. Caymans.Inselu. VI. 364. Centurion, Manuel, Statthalter. VI. 31. 54 136. 195. — Sucht den ! Torado. Vl. 237. > Eeroso, Missionär. V. 9«. 373 slsi-ro <1cl lirano. IV, 11«. VI, 197. sshacachacarreo, Insel, l, 203. Chacharo, der kleine Peeari. IV, 263. Chacovata, Lagune. VI. 33!. Chambcrg. ?use> im Cee ron Va» lcncia. IN, 176. Chateaubriand (Atala). VI. 94. Vhaparro asi!,!, pl,«b!o cil'. V!. !34. («lavero, Don Gabriel, Ingenieur V. 2N7. Ylavijo. Ios,, Redakteur des «--curio !>!8lol-ico c!s >1l,c>ril1, Ueber» setzer der Werke Buffons. I. 13. (^lavijo. Rafael. Brigadier in <3o> ruiia. I. 18. l5 oca, Pulver dcs ^i-vtl^oxvlnn per,!- VI2M1M. VI. 109. ssochc, Insel. I. 213. VI. 331. 354. Co collar. Berg. II. «3. — N»w rlol, Aufenthalt daselbst, II. 94. (5ocuv, Indianerhäuptling. V. öl. Olorieta desselben. V. 177. Cocuyza, Pic de. III. 311. (iocnvzas. la«. Serg, III, 119. <5vd«ra, Vorgebirge, II, 267. 271. <6o!o5an, Bernardo l, 100, 141, 5 Colonien. Hlangcl an Ilebcrlieferun» gen II, ^5. — Antike und heutige. II. 35 ff, — Verwaltung und Recht«, pflege. II, 58. 75. 181. 23U, III. 134. »V. ,99, V. 176.224. VI. kl>. 298.— Militürwesen, V. 172. 178. — Aus« sichten in dic Zuknnft. V, 2ü«, VI, «. 78. 349 ff. — Colonie in Esmeralba. VI. 5, — Ursachen der repnblilani» scheu Verfassungen nach der Revolu« tion. VI. 35N. Eolonisten. Gesellschaftliche und öko» nomische Vcrhülluissc. politischeStim» mung. II. 22 49. 1«0, 2N1. 262.297. III. 5. — 18. 39. 45. 133. 142. 147. 151. 185. 19«. 225 ff. VI. 130. 134. 258, 328. — Sitten und Gebräuche. I. 234. 238. II, 2, 22 ff. — Gast. frcundschaft I. 223. II. 20. Columbus. Ucbcr weiße Iudiancr. II. 218 219. — Ueber Nmazoncn. V. 192. VI. 239. —Maßregeln gegei: die Caraibcu. VI. 281. Concesion, Landgut der Uftari;. III. 139. Confachiqui, Iudiancr in Florida, VI. 27«. Conorichlte (Itinivini), Arm de« Cassiquiaic. V. 165 conquj8t<>5 6e H.IM28 (Zug« zur 374 Eroberung eon Seelen, Vntrnd«»). !V, 181. V. K8. 82. 82. 168. VI. 55. 73, 192. Consejo, Dorf, NI. 133, Conuco. Garten der Indianer. !!.'64. l!0. Eopal.Fackcln. V. !1. «or allen. Ill, 204. Coriente«. Cap, VI. 363. Coro, Stadt, Hauptsih der Gesellschaft der Weiser, VI, 225, (5 or» tos, Indianer, VI, 58, Korn na, Ankunft. I, IN, — Abfahrt von Europa aus dem Hafen von, I. 2l. Cousin, Mlguel. IV. 43. <5ru,ero, Indianerhäuptling. V. 38 Cuba. Landung auf der Insel, VI. 368, Cubagua. Insel. I. 213. II. 3l. VI. 33U. 354. Euca, Fluß, VI, 41. Euchlva no, Cerro und Risco del, II. 84 ff. Cuchivcro, Fluß. VI. 6g. l34. Cucuruparu. Insel im Orinoco VI. 128. Cultur. ContraNe der Cultur bei den amerikanischen Völkern. VI. 266. — Allgemeiner Entwicklungsgang der Cultur. VI, 348. C umadaminarl, Bergkette. V. 5. Cumana, Stadt, Ankunft. I. 218.— Umgegend I, 225 ff. — Bevölkerung, I. 23 l. — Erbbeben. I. 24 l ff. — Zweiter Aufenthalt. II. 22? ff. — Dritter Aufenthalt. VI. 325 ff. — Abreise. VI. 342. Lumanaco». Stadt. II. 71. Cumanagoto, Stadt. VI. 317, (5 »manag oto«, Indianer. VI, 321. li «manches. Indianer. VI. »27. (5unavaml. Berg. V. 11,31. VI. 4«. stundinamarca (<5undirul»arca). VI. 220. 223, («uneva, Berg. VI. 40. Cunucunumo, Fluß. VI. 85. Cup ana, Liane. V. l14. Cupapui. Mission, V!, 188. Cur a, Hof, II. 269. Cur a. Villa de, III. 149. Curacicanos, Indianer. VI, 75. ^ Curare, s. Glftc. Curiqulma. Cerro. IV. III,. VI. «8. Cur up a, Reizmittel der Omaguas. VI. 121. Curvana. Gautschucbaum. V. 1li3, Eusern, indianischer Häuptling, V. 61. 63 ff. Euspa, Baum. II. 58. Cusp are, indianischer Name d«r 5or- tex Hn80«tur»e. VI. 193. Cuyuni. Fluß. VI. 185. 184. 191. Cyanometer, s. Himmelsblau, Da^a, Louis «Ursprung der Sage vom Torada), VI, 220. 223. vn 8>8^ notot«. I. 50. D'Anville, Geograph. Karte von Südamerika. V. 262. VI. 242. 292. Da pa, Inscl im Rio Negro. V. 166. Dapicho, gegrabenes Cautschuc. zu Stöpseln verwendet. V. 79. 103. D aracapo. Fluß. Vl. 43. Davive. Mission, V. 165. Delphine. II. 25». IV. 72. V. 75, 76. 87. VI, 333. Delta, Biltungiproceß der Deltas. 375 VI. 1«2.163. — Vinnendeltci«. IV. 69 V. 244. VI, 99. — Delta de« Orinoco, s. Orinoco. — Mldelta. VI. 162. — Negative Deltas, VI. 183. Diamante, Pflanzung, IV. 86. Diaz de la Fuente, Apollinario. VI, 24^. Dolmetscher, indianische. IV. 165. V. 223. Dorado, die Cage vom, V. 137. — Der vergoldete Honig. V. 189 N. 19ß. — Geschichte der Erpcdi. tionen zur Aufsuchung desselben, VI, 197 ff, — Dorado de la Parime. VI. 201 ff. 207. — Dorado der Omagua«. VI, 202. — pravmoiZL sprung der Sage. VI. 220. — Die Unternehmungen allmahlig seltener, VI. 238. — Der mcricanlsche Dorado, VI. 241. — Der südliche Dorado. VI. 241. Dorado. Laguna del, VI. 46. 140. 242. Drachenbaum, der große, auf Tene» riffa, I. 104. Duida, Geoirgistock. VI. 1 ff. 37. Dura« no, botanischer Garten aus Teneriffa. I. 98. Durtmundi, Indianer. VI, 65. Ebbe und Fluth im Orinoco und an« dern Strömen, VI. l7l ff, Eidechsen mit zwei Füßen (Siren?) VI. 128, <5i«. Eishöhle am Pic von Teneriffa. i. i i,z. Electricität der Luft. ll. 233 ff 278. III. 63. IV. 73. 76. Else und Haas», auffallender Sauf der. selben. V. 24t. Emparan. Vicente, Statthalter von llumana. I. 221. VI, 326. 341. Encaramada, Gebirge. IV. 120, Encaramada, Mission. IV. 120. Engpässe des Orinoco und de« Ama» zonenstrom«. VI. 14? ff. I5l, ts»628 f. (!onqi1!5t38. Erbfolge, dynastische, in der weib-lichen Linie bei verschiedenen Völkern. VI. 28«. Erdbeben. In ßumana. 1.229.241 ff. — Zusammenhang der Erdbeben mit vulkanischen Erscheinungen. I. 254 ff. III. 81 ff. — Erdbeben von Lissabon, l. 256. — 90. II. 234 ff. — Erdbeben von Caracas, 26. März 18l2. III. 79 ff, — Erdbeben am Orinoco. VI. 147. Erdecssen, VI. ,02. Vei den Oto. maken, VI. 102 ff. Am Magdalenen« ström. VI. 10«. Bei den schwarzen Sklaven und auf der Küste von Gui« nea, VI. 107. Auf Java. VI. M. Äuf NeU'Caledonien. VI, 1l>6. In Peru. VI. 109. Vei den Ouajiro«. VI. 109. In Quito. VI. 109. Im Orient. Vl. 113. — Steinbutter. VI. 113, Erd fall am Rio Eaura. VI. 137. Erdmagnetismus. Resultate der Beobachtungen. Verhältniß zwischen Intensität und Inclination, Mass-netischer Pol. Zunahme der Inten' sität gegen den magnetischen Po». V. 192. — 194. Erevato, Fluß, VI. 50, Eskimos. II. 220 ff, VI. 50. 376 Esmeralda, Mission. Anlunft. VI, I ff, — Abreise. VI. 52. Vspana, Ton Iesef. Seine Worte vor der Hinrichtung, Vl 3lN. Espira, Jorge de, s. Spcicr. Essequebo, Fluß, Vl. 187. 209. 2!1. — Da« Reich des großen Inca. VI. 233. Esttvan. Miß. III. 204 ff. Luropa, Rio, s. Guarapo. Farn. Vaumfarn. U. 140, V. 89. Vl. 78. Farardo, Lucas. VI. 317. Federmann, Nicol, Entdeckung«» reise, VI. 219. 220. 224. Felsbutter, Köder der russischen Ja» ger. Vl. IN. Felsen, tönende ll^xas 6o Uuzicu). !V. 193. Felsen, schwarze, angeblich« Ungesund' helt derselben. IV. 2!7. 222. Fclsplatten, Entwicklungsgang der Vegetation darauf. IV. 18?. 237. V. 16. 34. Ferrol, Hafen von. I. 20, VI. 3W. Fetternte. II. 122. Feuermeteore, s. Sternschnuppen. Firniß, indianischer Flecks para pi». cillr?. V. 119. Fieber, bösariige. I, 197. 203 ff. ll. 9ü. 155. VI. 94. — Küslenkrankheit. I!I. 207. Fieber, Wechselfieber ll. 151. III. 207. !V. 216. V. 7. Fieber, gelbes. 11.281.289. —Frühere und jetzige Behandlung desselben. II. 289 ff. 1,1, 35. 205. Fiebermittel, (iuspa. II. 56. — ?rutt» 6e Nurro. V. 28. — Nxtrsc- wm cortici« ^nßnl;t!!ri!ß. Vl. 143. Figueroa, Rodrlgo de. VI. 281. Fintstcrre, Vav, l. 27. Fische, fliegende. I. 1«8 ff. — Im See von Valencia, III. 175. — Ea» raibcnfisch. IV. 10ß. VI. 9l. Fischmehl. VI. 34, Fischottern. VI !28. Flechten unter den Tropen. 11.86. IV. 2!0. V. 40. 77. 198. Fledermäuse. IV. 62. 112. Flieg enschmamm s^mnnitn m»5- carial. Scrauschendes Gclräuk bei den Koriskcn. VI, 321. Fluß. Nl'ch nicht entwickelte Fluß. syfteme. III. 1N8, — Einfluß der Rich. tung der Ströme. V. 35. — Verhüll» niß der Flüsse ;u den alten An» schwemmungen. VI. 164, — Perhillt. nisse rer Flußinündungen. VI, Iß^i ff. — Flüsse, natürliche Regenmesser. VI. 177, — Starke Strömung bei geringem Oefälle. VI. 283. Flußi, ameu, Ursachen der Verwir» rung in denselben. VI. 235. Forcll, sächsisch« Gesandter in Ma< drid. I. 11. Foitaventura, canarische Insel. I. 55. 88. Fossilien, s. Petrefakten. Fragua (puobw clo I^ul?8tr2 8enoi:,). VI. 219. F ra n q ui's Garten auf Teneriffa. I 1N4. Fritz. Pater. V. 137. 156. - Karte des Amazoncnftrom«. V. 235. - VI. 202 228. 237. 253. Froftgefühl unter den Tropen. II. 9. 57. 377 Frosch, neue Art. V, 32. k'uou« nat2N8. I. 185 ff' Fuent«, DonApollinariobela, VI. 4. Fusagasuga. Dorf am Paramo de . VI. 58. 69. 123. 12k. 129. 133. Gofio. «rod au« Farnwurzeln. 1.109. Gol berry, überdc,«Erd««ssen. VI, W. Gold, Angebliche« und wirkliche«Vor. kommen. II. 30, H6, 88, III, 124. 23«. IV, 6, 127, V. 15,'. ff — Kein Geld in den Gräbern in Guyana. VI, 93. 19«, 208, — Verschwinden de» Gol. des aus Guyana, VI, 231 — Geo. gnostische Verbältnlsse zwischen '.'!mc>. zoncnstrom und Orinoco in Veziehunq auf da« Vorkommen dcs Golde«, VI, 246, Uo!fc> ti-i«w. VI. 1«5 ff, 172. Golfstrom, I. 32 ff. Gomara, Geschichlschrelber. II. 218. 378 VI, 49. 273, — Gegen dle Sklaverei. VI. 282. Gonzales, Juan, Laienbruder, ll, 253. VI. 43. 318. 330, Graciosa. Insel. I, 57, «3. Gräser indenLlanus, IV. 38. VI. 304. Granit. Zerfallen in Blöcke und Kugeln durch Verwitterung. IV. 120, 121. 147. 150. 185. 21? ff. V. 39 ff. 88. VI. 84. »5. 312. — Schwärzung desselben. IV. 122. — Chemische Vcr< hültniffe der schwarzen Rinde. IV. 2l7. — Anqebliche Ungcsundhcit der« selben. IV. 222. VI. 146. — Ge>.'° gnostisches Verhalten des Granit« in Guyana. VI. 250. Graphit im Urgebirg. VI. 335. Grau ina, Admiral. I. 164. Grenada, la, canarisch« Insel, I. 202. Grenzstreitigleitcn zwischen Spa» niern und Portugiesen. V. 125. 181. 2V6 ff. Grün, Pflanzcngrün im Dunkeln. I. «0 ff. Ouacainayas, Indianer. V. 28. Ouacara, Dorf. III. 18?. Guacas, Gräber in den Kordilleren. VI. 92. lluaoa, Lsjueo öÄ, Gegengift gegen Schlangenbiß. VI. 22. Guacharo, Höhle. II. 116. 131. — Nachtvogel in der Höhle (Lleälornis), ll. 120 ff. — Fetternte. II. 122. — Berg. VI. 297. Guachi (Vivsri-g N28U3?) V. 202. Guaharibos, Indianer. VI, 44. 47. Guaharibos, Raudal de. VI. 44. Z3, Guahtbn, Indianerin, Geschichte der« selben. V. 81 ff. Guahibo«. Indianer. IV, 199. 2»1. 211. V. 20. Guah ibos, Naudal dc, V. 6. Guaicas, Indianer. VI. 41, 47. 189. Guainares, Indianer. Vl. 42. 47. Guamos. Indianer. IV. «9. VI. !9, Guanaquana, Mission, II. 102. — «Huckn!» clo, II, 10«. Guanaja, Berg, Vl. 4U. Guanami, Fluß. VI. 65. Guanchen, Ureinwohner der Cana» rlen l. 68, 39.1«6 ff. —Ihre Sprache. I. 171 ff. Guanes. Indianer. VI. 202. Guave, Fluß. V. 137. 156. Guapo. Fluß. VI. 87. 53. Guaraguarlco, Dorf. VI. 135 Gu ar a on?. Indianer. VI.9l. 167.1?1. Guaraptche, Fluß. VI. 155. 171. Guarapo, Fluß. Vel Ralegh Eurosa. VI, 234. Guari co. Fluß. IV. 62. Guatavita, der heilige See. VI.221. 224. Guatiao«. Indianer. VI. 28t. Ouaupes. Indianer. VI. 227. Guaviare, Fluß. V. 54. Ist eigent« lich der obere Orinoco. V. 66. — Hy. drographischcs. V. 141 ff. VI. 122. 203. 227. Guayana, Vieja und Nueva, VI. 145. 146. — Vieja. VI. 185. 234. Guayanos, Indianer. VI. 49, 18t. 189. Guayavero. Fluß. VI. 220. Guayca, vegetabilischer Leim (von comdi-elum 6ua?ca.> VI. 259. Guayguazo, Fluß. Hl. ^04 ff. Guaypes. Indianer. VI. 203. 227. 379 Guahpiinabi«, Indianer. V, 60, 213, Guayqucries', Indianer in Kumana, l 212, 230. VI. 338, Guahra, Hafenstadt. Ankunft, II, 275, Vuayre, Fluß bei Caracas. Ill, 2«. 108 Guahuco, indianischer Gür»:l, lV >64, VI, 263. Guiguc, Dorf. IV. 3. Gumllla. Pater. Ueber ten Ori noco. V. 257. — Ueber da« Vurare gift. Vl. 11. 106. — Ueber das Erde tssen. VI. NS. — Ueber da« Nlopo VI, 120. Guirior, Ciudad. VI. 54, 57, 1«5, Guayana, Provinz, Bcschreibun derselben. VI, 144 ff, — Militärische Verhältnisse des Lande«. VI, l58. ff, Gymnotu«. IV. 43 ff. - Mit Pfei> den gefangen. IV. 5l. Had ley, Theorie der Passatwinde, I 180. Hagel unter den Tropen. III, 33. IV, 178. Haifisch, II. 27«. 277. Hanno und Scylar. Ob die Cana» rien ihnen bekannt gewesen? I. 143. Havana, Landung daselbst, Vl, 366. Hemdbaum, s, Marlmcchcmden. Her era. weschichtschreiber. V, 215. Herera, Alonzo be, äntdeckungsreise auf dem Orinoco, VI. 215, 217, 218, 224. Herqen. I, 3. Hiqnerot«, Vucht, II, 26»-!, — Be>g, III l!L, Himmelsblau auf dem Pic von Teneriffa, I, 13K. ll. 237. — In j Caracas. III. 29. — Auf der S!Na II. 193. Hispano.Amerikaner. Rechtfertigung des Ausdrucks. III. 12. Höhlen. Des Guncharo. II. Nß ff, — Soi-rito äs Aougi. III. 241. — Ataruipe, V. 1. Hondills, Geograph. Ueber die Hydrographie des Orinoco und de« Amn» zonenstroms. V, 246. 25l. VI, 205.— 233, 340. 273. Horizont, Momente der Sichtbarkeit desselben. III. 67, — Gemüthlicher Eindruck eines sehr weiten Horizont« in den Llanos, auf Alpengipfeln und zur See, VI. 310. Hornito, indianischer Ofen gegen die Moskito«, IV. 281. Hortiz, Thomas, Dominicaner. VI. 282. ' Hortömann, Nicolaus, Chirurg, Reisender. V, 252. VI. 48, ß«. 132, 207, 208. 213. 237. Humboldt. Wilhelm«. I. 8. Hund. Ter Hund der Reisenden von Jaguars geraubt, V. 231. VI, 63, — Der amerikanische stumme Hund, Majo. Auri. VI. 126 ff. — Allco. peruanischer Hund. VI. 126, — Tcr Hund als Speise. VI, 127, 2l8. — Hunde der Eskimos. VI 127, >utt«n. Philipp v. (Urre). V. 137, 146, 156, VI. 2N3. 225, 227. ydrographische«. Landmcerengc Ic^ti-olt tell08t,i-e> zwischen M«ta und Pichada, zwischen den Anden von Neu. Grenada und der Sierra Parimc, IV. 24. V. 236, - Acrbalt. niß zwischen Orinoco und Ouaviare. 380 V. «ft ff, — Gleich«« Verhalten der sslüfft der alten und der neuen Welt, V. 139, —Delta«, Binncndclta«, IV, «9, V, 241, — G^l'elung und Vcr> zwetstung der Flüsse, V, 13» ff, — 3ilo Varia, scheinbarer Wasserlauf bergan. V. 180 — Gabelung de« Orinoco. V. 24! ff. — Wasserschci» den, Blldunq derselben, V, 139, 23«, — Wichtige V, 14k. — Scheidung der Flußsystemc. V, 139, 24« — Ver> tültnisse der Etrombecken zn einander. V. 239 ff. - Die alten Hypothesen vom Zusammenhang der Flüsse Oua-viare, Inirida, Rio Negro, Vaqueta und Putumayo, Darstellung und Widerlegung derselben, V. 14> ff. - Flußverbindungen und Tragepläpe zwischen Rio Negro und Orinoco. V. 179 ff. — Da« hydraulische System von spanisch Guyana. V. 234. 248 Geschichte der Entdeckung des Gassi, auiare, V. 218. Hygrometer, auffallende Veobach» tung daran, III. 72. Iacio, Vautschucbaum. V. 103 ff. Iacauin, Botaniker. I. 4. Iagua, Bambu«. II. 62. Jaguar, der amerikanische Tiger. II. «4. 8«. III. 187. IV, 93. 100, 10«, 108. 112. 142. 210. 261 ff. V. 75. 23l. VI. «3. — Mbinrs VI. ßi, Jamaica. VI. 361, Iao. Fluß. VI. 73. I a vita. Mission V. 90. Iavita, indianischer Häuptling. V. 92. 103 3dapa. Fluß. V. 209.222, VI. 57.213. Ielcn, kleine Stechflitsse, IV, 2ft1, Jesuiten, als frnbere Missii'nHrc am Orinoco, IV. 2«0. ' V. 3. kl. 2l9. — Pater Ronu.ns Reise vom Orinoco ;nm Rio Negro. V. 259 ff. Ignacio. Don. IV. 97. Igua, Mandelbanm. V. N8. Iguana, eßbare ßltechse, III, 155, Imataca, Fluß, VI, 184. Imposible. Verg, II. 54. Imu, Indianerhäuptling. V, 61, 3nca, da« (fabclbaftc) große Reich des. VI. 233. I»>: ion 8 n 5 (Weihrauch), an der Silla l1>>X!5l III. 60. Indianer Oeschichtllch« und sociale Verhältnisse ll.43ff. 101.168 ff. lll. 3 ff, IV. 15«. 173 174. 215. V.59.106ff. 16«. !«3. 2«5 ff. VI. 269, 2N — Rtli-gioi«, V. INÜff.—Steincultus, V. 18«. — körperliche Organisation. I. 212. 213, ll.18U ff.218.226, IV, 83,123,161. 163, 195, 201 2«N ff, — lin>>o8 Kinn-cos VI. 47 ff, 263. — <5baralter;üge. ll. 21. 28, 34 115. 125 »44, 175 ff. IV. 1«5. 202. 215. 260, 272. V. 10. 131. 164 VI. 82. 125. —Sitten »nb Gebräuche. II. 87. 186 ff. — Bcma» lung des Körpers. IV. 157. VI, II, 122, 265 —Erntefest, Tan,, VI. 25. 34, — Polygamie, VI, 35 ff, — «iclmänncrei, VI, 3«. — Leichcnbe» stattung. VI. 85. 9l. 93. 12Z ?62. 265 — Das Einschnüren der Beine bei den ßaraiben. IV. 123. VI. 278 ff. — Das Plattdrücken der Stirne. VI. 27Z, __ Die Sprayen derselben. II. 196. 197. 216 217. IV. 186. 214. V. 135. 218 ff. VI. 3. 189. 271. 283. 381 Indigo, wlldtr. V. 220. Indigobau II, 79. III. 1«. Ins Rei;milttl VI, !2l. KllMttl. Äuf ten löanaritn. I, 55. 87. — In lev Provinz Caracas, UI. 180 ff. Kapuziner, «talonischc. Missionen dcrsclben am Caron?, VI, 187 ff, 1«4 K irttn, Irrthümer der Seekarten, 1. 200 ff, 2l0 ff. II. 3. Kartoffeln. Verbreitung derselben ll, 7», VI. 124. Kast«nbei den Eingeborenen Ämcrila«. VI. 287 Kat a rat ten, die großen be« Orinoco. IV. 204, — Senkrechte Höbe dersel. ben. IV. 2^9 VI, 96 ff. Kerl. der Mond,«!«. V. 1,8. Kei) mis, Untcrbcfehllhabcr Vialegh«. V. 250, VI, 209 Hlrasagucio. Pflanze mit tlckrig» tem Cast, i«r ,;ur Nereilung lc« (suraregifte« dient, VI. 14, Klima, Auff.illente klimatische Unter» schiede. Santa Viuz und Laguna auf Teneriffa, I, 88, — (5umanacoa und («umnna. ll. 72, — (jaripe und (iumana, II. 113. — Ouayra und Caracas. II. 293. — Iavita und Maypurcs, V. U2, — Abnahme der Warme dem Aequator zu. V, 158, — (iumana und Sau ljarlos am Rio Negro. V, 192, Kloster. Indianische Frauenllöster. VI. 220, Koriäken, Seltsamer Gebrauch ie« Flieaenschwamme«, VI. 321. Kork, Ilnentbehrlichkcit desselbcn. V. 80, ^reuz, da« lüdliche. I, li>5, Kreuzblüthen unter den Trovcn, I!, 117. Krokodil, U. 2«2, 276. IV, I8. 71. 88, 91. 100, 107. 125. 142, 143. 149. 154. 235 V, 74 Vl. 97. 113. — Als NatnungsmMcl, VI, l!7 — Meu» schen durch ticselben anqealiffen oder gelödtct, IV, 90, VI, 149, — Fang deisclben, VI, 150. 320. — (iontrafte 382 in d«r Gemüthsart nach den Locals tüten, VI. 321, Kuhbaum (pnlo cie Vnc.i), III. 212 ff. Kupfermincn. III, 237. La ssondamlne. Ueber die Hvdro» graphic dcs Orinoco und Amazonen« ström«. V. 144. 148. 258. 260. -Ueber die Amazonen. VI, 313. — Ueber das Eurupa der Omaguas. Vl. 121. — Ueber die Messung eine« Erdbogens, VI. 2U4, La Cruz Olmcdilla. Karte von Cüd. amerika 1775, dle Grundlage aller neuern Karten. V. 2ß2. VI 58. — Verhältniß der Karle ;n dcn fabcl» basten Seen. VI, 198 ff, 206. 2«, 280. Laguna, Stadt auf Teneriffa, l 87 ff. Lüßun» ci>i^l> auf der Halbinsel Araya. VI. 333 ff. l>ußuna 6el Vor2 ßunn 6e oro. VI. 2N3. 237. 2S3, Lamantin, s. Manati, Lancerota, canarlsche Insel. 1.54 58. Langsdorf, über den Fliegenschwamm. VI. 32 l ff. Lata, baumartige Grasart. III. 111. 1.3 lirli 5 cinnomoinailles. Entdeckung desselben. VI. 203. I.»uru8 pucksri (Pichurimbohne). Vl. «. Lavit. Don Pedro. VI, 315, I^ecytliiL. VI. 30 ff. Legros, französischer Consul auf Te< neriffa. I. U8. ieguan. III, 151. IV, 1NZ. Leichcnbestattung bei den India» ncrn. VI. 85 93. 125. Lenz, Geometer. VI. 297. Lcschenault, über da« Erdeessen. Vl. 108. 117. Leuchtwürmcr. U 8. Licht, Erscheinungen das Licht betref» fend. V. '!5. Limnomeier. III. 170. Limpias. Pedro de, Hegleiter Feder» mann«. VI. 225, 227. Linien, chronometrische, VI. 295. L'Isle, de, Geograph. V. 22«. Little's Garten auf Teneriffa. I. 141. Llama« (0vein8 0. — Flächeninhalt der südamerilanischen Llanos. VI. 311. Lobo«. Insel, l- <>8. VI. 336. Vöffling, Votaniter. VI. l^3. Logroiio, Stadt. VI. 237. 383 Lozana, Francisco, ier Mann, der sein Kind gesaugt. II. 69. Luft. Made der Durchsichtigkeit, I. 131. —Chemische Zusammensetzung. I. 136, —Zustand ter Luft vl>r Erd» beben, I. 2« ff. — Gang des Varo» meters unter den Tropen. II. 45. — Feuchtigkeit derselben bei scheinbarer Trockenheit, II, lks. Vl. 334. Luftspiegelung. I. 211, 228. II, 2M. IV. 35. VI. 260, khl'N, «Zapltän. VI '^l. Maalstrom, ob er existirt? I. 192. Macanao, Verg auf Margarita. VI. 331, 336. 354. Macapn, indianischer Häuptling. V. 60. Macatoa, Stadt der Guahpe«. VI. 227. Machete. iUZaldmesser. II. 84. Machiparo, Goldlanb am Amazonen» stllm. VI, 226, Macot, Indianer, IV. 214. V. 20. Macureguaira, fabelhafte Stadt. VI. 231. Mad era, ob Wein? V. 165, Mudrir. Aufenthalt daselbst. !. 11. Abganq. I, 14, Mätirchcn, naturbistorischc und geo» graphische. IV. 208. — Der Salraje. IV. 265 ff, V. 3«. Maguey dc Vocuy (V>,l.v2 2(^nul<8). III. I2ft, Mahu, Fluß. VI, 2W<. Mai», f. Hund. Maiquella, Dorf. ll. 275. Maiaspina, I 28. Malpays. I. 113. Mamo, Fluß. VI. 1Z6. 186. 292. Mam on, Dorf. III. 133. Manao«. Indianer. VI. 203.204. Mcinati (S«k»h). IV. 109. Vl. 98. 122. Manariche. Fluß. VI. 43. Manavirl tViverra caullivolvulii) V. 20 l. Mandavaca, Mission. V. 210. Manglcbaum. II. löß, 288. - Ver« suche mit dem Holz desselben. II. 259 ff. Manibarz, V. 100. 119, 16«, Manioc, gegohrencr. VI. 32l, Manitivitanos, Indianer, V. 60. 51. Manlquarez. Dorf. I. 253, II, 28. VI. 341. Manoa, fabelhafte Stadt und S« im Dorado der Parime. VI. 198. 202. 20l1. 228. — Gran Manoa. VI. 230. Manterola, Don Jose de. III. l2l. — Pflanzung. III, 12l. ff. Mantuanos, Adel in Caracas. III. 41. 197. Manzanares, Fluß bei Eumana. I. 229. II. 2Z6. Mavara, Katarakt, s. Atures. Maqulrltares, Indianer. VI. 48. 66. ziar cle Xgrß»8«o. I. 186. Maracay, Dors. III. 146. 147. Maracaybo, Farol te. III. 241, Maragnaga, Namen des Orinoco nach.Eaulin. VI. 246. Maravaca, Verg. VI. 40. Marcos de Niza, Mönch. VI, 241. Marcpizanas, Indianer. V. 61. 384 Margarita, Inscl. I, 2l0. II, 27,— Vodenbildung derselben. VI, 33 l, 336. Maria Magdalena, Tors, IV, 6. Mariara, s. Quellen. Mari ma »Hemden. VI. 33 Marlmara, Ätaudal de. IV, 183. Marirri«, Zauberer und Aerzte bei den Caraiben. VI 287. Mar» a, Mission. V. 183, Marseille, Aufenthalt daselbst, I, "ff Marsll, Bischof. VI. 237. Matacanl. Reh in den Llllno«. IV. 37. Matagorda, 5ürt in den Llanos. VI. 288. Ma tanza auf Teneriffa. I. 97. Mataucni, Fluß. VI, 8,. MauIth lere, II. IN7. 138 ff.—Au«. fuhr. II 263. Ill 211. Vl. 3l. 6». Mavaca, Fluß. VI. 42. Mavacnre, Vejuco de, Lianc, von der da« (Kurareqift kommt. VI. 13 ff MayPu 1 c «, Mission. V, 1«. — Zwei. ter Auftlnhalt taseldft. V!. 82. Manures, zweiter großer Katarati dc« Orinoco (Qultwna). V. 10. — Plan eines Eanal«. V. 32. — Zwei» ter Vesuch. VI. 82. Mcapi;«. Sierra de. II. IZ2. Medusen. I. 49. — Leuchten derselben I. 50 ff. Meer. Strömungen. Aeauatoria!« ftlom. I. 30 ff. — Theorie desselben. I, 50.-48 — 192. 198 203. II. 273. III. 206. VI. 354. — Leuchten des Meere«. I. 91. II. 259. VI 333. 355. — Zurückweichen de« Meere«. II. 153. VI, 33l. — Mecrwllsser. Farbe dez. selben. V. 47. — Flamme an der Mccrcsfiache. VI. 360. Meer, das weiße ' blimco), an» gcblicher Landsce, VI. 57. — Geo» graphisch« Geschichte desselben. VI. 197 ff. 204 ff. — Momente der Fabel. VI. 209 Mei, Sierra. VI. 2«. Melastomen, die erftcn. II. 53. Melonen bäum. Versuche mildem Sasl desselben. III. 2l!> ff. MemnonSsänle. IV. l^. Menschenjagd, s. Stlavenwesen. Menschenfresser, s. Anthropopha» gie. Mesas. Landhöhen in den Llano«. IV. 17. VI. 304. Mesa de Paja. IV. w. — de Pavone« IV. 60. — de Amanll. VI, 291. Messung eines Erdboaens. 'Ijlan zu einer solchen in den Llanos, VI, 293 ff, — Arbeiten der französischen Akade» miler. VI. 2!'3i de« Obristcn Lamd. ton. VI. 29!. Meßgewand aus Menschenhaut bei den Mexikanern, VI. 222. Mestizen. VI. 48. Mc ta, Fluß. Wichtigkeit desselben für die Zukunft dc« Landes. IV. 196 ff. Miasmen. I. 83. II. 151, 155 ff. II. 268 ff. 274. III. 208. IV. 287 ff. — Auf dürren Savauen III. 24U. Michaud. I. 6. Mimosen. II. 166. Misslouswefen. II. 43. 64 ff. 103. IN. 115 133 i46. 173184. III. 4 ff. IV. 62. 65. 166. 173. 181. 196. 258. 385 V. 5, !9, 57. 82, 164. 179. VI. 3, 6. 85 ff, 74. 78 ff, 103. 186 ff. 261. 283 ff, Mocundo, Zucke»Pflanzung, III 187 ff. Modorra, Seuche auf den ßanaricn i. I. 1494. I. 167. Mologagos. Indianer. VI. 49. Monai. Serrito dc. Höhle. III. 2^9 ff. Monchique. Foyn von. I. 48. Mond, Mondhof. II. 4. — Mond- regcnbogen, rüthselhaftcr. VI. 359. Montanna Clara, canarische Inscl. i, 2«. eo. Monte, im Sprachgebrauch der Colo» nien Wald. V. 212. Mi'Ntera, Francisco. Ill, 133, Montesquieu. Ueber Spanien und seine Colonlen, VI. 3Z2, Montmart in, d'Aviiy de. ve^crip- lion c!o V^msrique. ,,I.o5 dorZi- Ke3 pe„ lidörnux." VI. 283. M rose unter dcn Tropen. II. 88, IV. 240. V. 40. Morant, Cap. VI. 381. Morant. Kars, VI. 362. M ore» n de Mcndoza, Oründer von Angostura. VI. 145. Morcquito. VI, 234 ff. Morcquito. König von. VI, 232. Mor oca, Fluß VI, 183, Morro« dc San Juan. IV, 7. VI. 2U7, Moskito«, Verhalten tcr Indianer gegen den Stich derselben. IV. 161. — N7. ^«3, 291. — Geographische Verlheilung derselben. IV. 27U ff. — Mittel dagegen. lV. 289 ff. V. 29. 208, 227. 23i. - Tenn'ovärcs «cv- schwindcn derselben. VI. 60. lul. Humboldt, ilteise. VI. Mosquitero, oder Toldo (Fliegen» netz), IV. 281. 284, 289. Muitaco (Real Corona). VI, 132, 137, 139. Mumien der Guanchen. I, 170. Musaceen auf der Silla. III. Sl. Naga, Piintll de, 1. 77. Napo. Fluß, VI. 226. Naphthaquclle bei der Halbinsel Araya. Il, 10I, VI. 333. Narigual. Fluß, VI. 320. Nntionalhaß zwischen Spaincvn und 'Portugiesen. V. 132 ff, Navaretc. Don Manuel. VI, 330. Nave, Marquis von. I. U8. Nebel, rötblichcr. II. 232. Nebelflecken. V. 45. N6e. I. 13. Neger. II, 8, 148. III. 9 ff. 112, 122, — Alt« Negerin. III. 133. 233, IV, 229, 134 ff 346. Negro, Rio, V. 55. 125 ff. — NW de'.lassungcn an demselben in Guyana, V. 127. —Quellen desselben. V. 136. — Hydrographie desselben. V. 141 ff. 176 ff, — Niederlassungen an dem selben in Brasilien, V, 177. 178. Negros d« Quare«. VI. 49. Nephrit. V. 18? ff. Neu.Andalusien, «csuch <" den Gebirgen von, II. 45 ff. Ncu.Ealcdonicr, Elde essend. VI. 108. Ncvadl's. Plchaco« de Ehita, die einzigen Echnccbcrge in der östlichen Lvrdillere. VI. 176. Neveri, Fluß. II, 264. 25 386 Nlcotlana!><; c^icö«)'. Vanno Ma« careo. VI. 154, 165, !70, — Gamn' Manamo VI, 154. 155. 164, 185, — 6anno Vocuina. VI. 170, — Vcra« Ätariusa« VI, 165. — Boca« Tlcder. nale«, VI, 1N5, 170. — Voca N'iina. Vl. 168 —Plan ;ur Befestigung des Strom«. VI. 156 ff. — Handel auf demselben. VI, 159 ff —Delta des Orinoco. HiMogravbie fesselben. VI. ,52 ff.— Bildung desselben. VI. 163. — Vreitc desselben, VI, 165, — Iabr» lichc Uebenchwemmung, Verlauf und Ursachen. VI. 173 ff. — Wasserstand im Maiimmn VI 181. — Gefalle. V> ,^2, — Erste Nennung dc« Na« men«. VI. 216. — Nio I, III. 52 IV. 40. — Palms cle ßamkrom. III. 193. VI. 356. — ?3lma cis cnbi^o (s!o-!-vpt,a lsctorlim). IV, 39, Vl. 260. I^i-ritu. IV. 40. — Uunc!,i. IV, 40,240. — ^ßua. IV. 240. — t^ucurito (Vllllßiai), IV, 24l, V. 14, VI. 83,— 8H0 (Getränke daraus). V. 20. 113. — rich'lio (Pfirnchpalmc). V. 66. 86. VI. ßo. — ^ivi.i, V. 86. — ci>i-quiclliqln. V. 1ßs>. — <^!,irivi>. V. 205. — Unüritill «Sagobaum). VI, 166. 243. 260. 311. Palm tu hl. VI, 34 Palm wein. VI, 321, ! Pampas, f. Llanos. l Pansflöte. den verschiedensten Völ> ! lern gemein. Vl. 26. Panumana, Insel im Orinoco IV, 204. — Zweiter Besuch Vl. 97. ! Pao. Villa del. VI. 291. , Pao, Fluß, III. 168. Vl. 139. ^Pavamcne. Fluß. V. 145. VI. 121. i 203. 220. ! Pavamene, Provinz VI. 226. 227. Paragua, indianischer Name für den ^ Orinoco oberhalb des Ouavlare. V. ?l. 233. Paraa.ua, Nebenflusi des Earony. VI. 2N4 ff. 207. 23 l. P a raguamusl, Fluß. VI, 207. Paramos ll, IN, III, 236. Paramos vo» Cundinamarca, schnce« los. VI. ,76. —Von Ebita und Mu< cuchics. Schneeberge. VI. 176, Paravara (3npinclu8 8»r)c>n»N2). II, 162, Pararuma. Mission. IV. 154. Paravenas, Indianer. VI. 49. Paria, II, 210, Paria, fester Ort. VI. 2,6. 2<8. Pa rime, Nio (Rio Vranco). VI. 207. 208 209. Parime, Lordlllcre der. IV. <9. V. 76. 179. 235. VI. Z0. — Hydrogra« phie derselben. VI, 176, 184. P arim c, Ee« (das weiße Meer), V. 179. 265, VI. 58, — Geographische Geschichte desselben. VI. 179 ff. — Schlußcrqcbniß. VI. 2ll. —239. 246. — Torado dc la Parlmc. VI. 201 ff. Paruasi. Fluß. IV. 180. Parucni, Fluß. IV. 204. Passatwlnde. I, 31 ff. 1L0 ff. 388 Patiti, der grosie (der Dorado) Vl. 198. «Synonyme: Moro, Par«, Vnim). Panda coto«, Indianer. VI. 4'^, Pav on, Verfasser der Flora von Peru. 1. 13. Pccari, IV. 2K» Pejual, el, Gehölz an der Sllla. III. 53, 75, Pedro Ehoals (Vibora), Vank. VI. 3N1. Pedro Kays. VI. 3«2, Pericantral, Hof. II, 1s>3. Perlenfischerci. II. 23 ff. Petrefacten. 11.82.129,14N. VI. 33>. Pferdein den Llanos. IV. 4i ff. 51 ff. 63, — Vci bcr Ueberschwemmung. IV. 67. Pflanzen, s. Gewächse. Pflanzenschlaf. II. Iß«. Pflanzenthiere. I. 209. Piaches, indianische Gaukler. V. 2l. VI. 267. Pic de Teyde oder von Teneriffa. Sichtbarkeit desselben in See I, K8. — Anblick im Hafen. I. 78. — Vul» kanlsche Thätigkeit. I. 97. 1N2, 146 ff. — Besteigung, I. 101 ff —Eishöhle. I. 113.— Naslöcher. I, 12U—Pilou. I. 121. — Krater (^lclsrQ). I. 124. -. Aussicht. I. 128. — Pflanztnzoncn. I. 10N ff. 154 ff. Picaplca lDoliclioz prurien8). III. 148. 225. Piedra, Ciudad dc la. VI. 13Ä. p ieärll <1e !u M36re. V. 81. P ledra dc Culimacari, wichtige astro» nomische Veobachtnngen daselbst. V. 205. Pi mich in, cüan-. V. 55. — Ankunft darauf. V. 1 !5, — 121, Pinion, 3>incen!e Uanc;, Entdecker der Mündungen des Ama;onenstromö und des Orinoco. Vl. 23«. Plntda, Oon;a!o Dlaz de, sucht den Dorado. VI, 223. Pino, löarlo« del. Indianer. I. 215. Piraos, Indianer. VI, 98. Piritu, Inseln. II. 285. Plritus, Indianer. VI. 321. P ir oqne zur Fahrt auf dem Orinoco > und Nio Ncgro. IV, l?2 NZ Pizarro, Gonzalo, entdeckt den Zimmt» bäum, VI. 2N3. — Sucht den To» rado. VI. 222. 225. Plata, Rio de la, Verhältnisse der Mündung desselben. VI. 188. PI inius. über Erdbeben. I. 221. Plutarch, über den Schall. IV. 255 ff. Poignaues. Indianer. VI. 47. Polygamie bei den Indianern. VI. 35 ff. Pop rod. ungarischer Fluß, auffallt» der Lauf desselben, V. 241. Portachuelr, Vorgebirge. III. 149. Portland, Cap, VI. 352. Porto Cabcllo. Stadt. III. 204. Portorico VI. 361. Pourret, Abbe. I. 13. >Pova, der Letten, den die Otomaco« j essen'. VI. 102. 11«, ! Pozo. Carlos de. IV. 47. Prärien, s. Llano«. ^ Proust. I. 13. Puchery.Lorbeer. V. 180. Puedpa. Mission. VI. 19«. Vug net, Pater Francisco. V. 152. 389 Punzere, Dorf. N. 103. Pur «name, FI»ß, VI, «5, Putumayo (Iya), Fluß. V. 1^1 ff. Quareca, Priester, .ssönig der Oma« gua«, VI. 228. Qucbrada te Tlpe. Schlucht bei Ca. raca«. III. 27 ff. Quellen, Temperatur derselben. I. t07. II, 52. 97. — Heiße, in der See. II. 1L2, — Pct Mariara. III, 1?0 ff. VI. 319. — Bei la« Trinchera«. III. 200. IV, 8. VI. 319, —äfm»8 caül'n- t, Riecieto«, le«. Oit in den Llanos. VI, 289. liio ä« »8U2 clur». VI. 289. Robertson über den Dovalo. VI. 222. Roca de Afuera. VI. 357. Roca de Este. Insel. I. 57. 88. Rodriguez. Nicolas, sucht ten Dorado VI. 238. Rohr. mlturgeschichttichc Bedeutung desselben. VI. 26. 32 ff. Roman. Missionär Wichtige Fahrt auf dem Cassiquiarc i. I. 174-l. V. 259. Roussin, Admiral. VI. 385, Ruiz, Verfasser der Flora von Peru. I. 13. 209. Nupunuwini. das angebliche Vin° nenmeer der alten Geographen VI. 206. 24N. Rupunuwini. Fluß. VI. 207. Russen als Colomsten in Amerika. VI. 345. Ruhsch. Weltkarte desselben, sltefte geographische Urkunde des neuen Con« tinents. VI. 238. Sabrina, neu« Insel. III. 52, Säugende Männer. II, 68 ff. Sagen der Indianer. Da« große Wasser. IV. 128. VI, 88. Sago, Pflanzen, welche denselben geben. VI. 168. Sah a gun, Vernhard von. VI. ?1. Saliva«, Indianer IV. 184. Salvaje, der große Teufel, probte» malisch« Affe. IV. 265 ff. Salz, Kochsalz, als Mittel gegen da« Euraregift. VI. 22. Salz werke von Araya. II. 12 ff, VI. 330. — Vcl Porto Cabello. III. 207. Salz gebrauch bei »en Indianern. Ehivi V. N3. San Antonio, Mission. II. 101. San Antonio, Cap. VI. 365. San Augustin, Gnardla it. II. 37. San Valthasar, Mission, V. 78. San Voria. Dorf. IV. 201. VI. «8. San Carlos ce Rio Negro. Ankunft. V. 171. — 192. San Felir. Torf. VI. 188. San Fernando de Atabapo. An» kunft. V. 53. — 57. San Fernando de Apure IV. 66. San Fernando, Mission der Chay» mas. II. 63, San Francisco Solano, Dorf. V. l99. San Gcronymo del Guayaval. IV. 62. San Ioaquim, Fort. VI. 5^. — Mission. VI. 188. San Josef. Insel im Rio Negro. braiManische Grenze. V. 176. San Juan, Torf. IV. ?. San Juan de los Llanos. VI. 219. V. 153. San Juan, Morros de. VI. 297. San Luis del Ercvato, VI, 57. San Matheo, Dorf. III, 139. San Miguel de la Tortuga. VI, 128. San Miguel de Uriala. VI. 186. San Pedro am Hlguerotc. III. 116. San Pedro am Rio Caura. VI. l35. 137. San Rafael dcl Eapnchino, Hato. VI. 129. 331 San Rafael, an der Spitze des Ori noco°Tclta. VI. 156. 18«. 185. Sand floh (K>8Ul>). IV. 280. Sandwinb in ten Llano«. IV. 10. 41. Vl. 29l. San son, Geograph (Karte vom Orinoco und Amazouenslrem), V. 254. VI. 205. Santa Barbara dc Arichnna. IV. 99. Santa Barbara, Mission. VI, 74. Santa Cruz, auf Teneriffa. I. 63 ff. Santa Cruz, Dorf. II, l^!5 Santa Clara. VI. lött. Santa Maria, Wald von. II. 138ff. Santa Maria, Mission am Caronh. VI. 18^. Santa Rosa. Mission VI, 54. Santiago, Schloß, II, 29. Santo«. Ton Antonio. V. 200. VI, 4s. 51. — Ter geographisch wichtige Weg, den er gemacht. VI. 201. 207. — Sucht den Torado. VI. 238. Sarsaparille l5mi>3xj. Züge der Indianer zum Sammeln derselben. Helmathorte der wirksamsten Arten. V, 181 ff. Sassafras. Schiffsbauholz. V. 9?. Sau so 8j!ve5l!-o. II. 106. Seden o. VI. 2lS. Seekuh, s. Manati. Seen. Frnhcrer und jetziger Zustand. III. 159 ff. — Tiefe der Seen. NI. 171. Seiches im Gcnfers«. I. 45. Sen das. Wasserstraßen in den über» schwemmten Wäldern. V. 87. Sercucumas, Indianer. VI. 123. Scrrania, Bergkette. IV. 125. Scrtorius auf den glückseligen In« seln. I. 14Z. Shawanoes, nordamcrikanlsche In^ dianer. Kasten bet denselben. VI. 287. Sllia, Vergspltze bei Caracas. III. 25. — Besteigung III. 48. — 77. — Aussicht III. 65. — Auf hoher See gesehen. VI. 355. 357. Simaru ba, IV. 189. Sinaruco, Fluß. IV. 153. Sin on. Frah Pedro. VI. 234. ipapo, Fluß. V. 37. Sipapo. Ccrrrs de, V, 38. VI, 40,78. 392 Skiöldebrand, schwedischer Consul, I, 7. Sklavcnwesen l, 1!^6 ff, II, 6 ff. 42 149. — Mcnschenjagd in Süd» amerlka. V, 62, 68. »2, 92, 1). VI. 220, 221. 226, Sot to, Don Nicolas, Humboldt« Be» glcitcr auf dem Orinoco und Rio Negro, IV. 84. V. 9. VI. 96. — A!> schied von demselben. VI. 131. Spanien. Geologisches. I, 14 ff. Speter, Georg von (loi-ße äe Nspira). V. 146, VI. 203. 219. 224. 225. 227. Spinnen (kpeii-a) als Nahrung«» mittel. V. 2l0. Steincultu«. V. 86. Steppen, s. Llanos. Stern. Südliche Sternbilder. I. 193. -^ Schätzungen der relatluen Ltcht« stärke der Sterne. II. 238. Sternschnuppen. I. 52. 2N3. — Gro ßcr Stcrnschmlvpcnfall am 11. bl« 12. Nov, 1799. >l, 239 ff. — Theoretische«. I!. 246 ff, V, 230, Strömungen, s Meer. Stromschnellen, s. Randal«?, R«< mollno«, Katarakten, Allgemeine« darüber. IV. 232 ff, 216 ff, Styliten, VI, 167. Snampan, Ncchtnmaschin« der Chl< ncsen. Vl. 28Z, Suapuare, Muß, IV, 123, Suma Pa;, Paramo de la. VI, 219. Snrville, Geograph. VI. 58.—Karte des Orinoco. VI. 199. 213, 243. Taba go, Insel. I, 201. Tabaje, Raudal dc, IV, 201, VI, 98. 2,6 Tabak, Etymologie. VI. 122.—Sitte dc« Rauchens VI. 123. — Tabakkaucn und Schlucken. VI. 123 ff. — Geschichte der Verbreitung in Europa, VI. 124 ff. Tabakbau. II. 75 ff. III. 178. V. 174. Tacarigua, See. s. See von Na« lencia, Tacunga. Stadt in Quito. VI, 221. Tacutu, Muß, VI, 207, Tamanaca«, Indianer. VI, 68. — Lclchengebräuche. VI. 9l. Tamatama. Fluß. VI. 37. Tanaampo, Thonwaffeln auf Java. VI. 108, Tang. kuous viUlolM5. I. 60. — Schwimmende Tangmassen. I. 185. 2u9, — Fucusbünkc. I, 1h? ff. VI. 355. Tan; der Indianer. VI. 25. 34. 393 Tataraqual, Vergkette. I, 225, Teman fa ha, Vulkan auf Lanccrota. I, 58, Tcmi, Flusi. V. 55. — Anlunft auf demselben, V. 86, Ton pi adores, s. Ohmnotu«.IV.49ff. Temperatur, Dcs Mcere«. Abnahme der Wärme in den Wasserschlchten. I. 2l. 33 ff. 43. — Ueber Untiefen, I. 32. 202.203, II. 265. VI, 3l>3 ss. — Der Höhlen, II. 130 ff. — Te« Y!uß< iv'sser«, VI, 62 ff, — De« sieden» den Wassers auf Verg?n. I. 115. — Ter Landseen. III. 172. — Auf dem Pic von Teneriffa. I, 134, — Mittlere von Guavra, Enmana, Vera Cruz und Havana. II. 278ff. —Höchste in Amerika beobachtete. VI. 2>i1. — De« Innern der Gewächse. VI. 332. Temvrancro«, llelne Schnakenart IV. 275. Teneriffa. I, 82. — 177. — Landung. I. 82. — Pflanzenzonen. I. 153 ff. — Abfahrt I. 179. Tepupano, Berg. IV. 120, Termiten, s. Ameisen. Terra Firma. l. 203 ff, 1'«!'!'» c^ion!« und leri'I sn». gensähe der Vewohner derselben, VI, 301. Tenfelsmauer. III. 180. Thl baut dc (5hanvalon, über da« Vrdecssen. VI, 107. Tbier kreise. Il>r Vczug auf die Ueberschwenilnungen. Vl. 178. Thiersiimmenlm Walde. IV.IWff. Tiburon, Vap. VI, 36l. Ticuna«. Indianer. VI, 17. Tiger, s, Jaguar. Tiger, der schwarze. VI. 64, Tivitivas, Indianer. VI. 234. Töpferqeschirr, indianisches. II. 30. V. 21 ff. VI. 86. Toldr, s. Mosqultero. Tomo, Fluß, V. 6. 163. Ton gab ohne. IV. 189. Torneo, Fluß in Lapplnud. Auffallender Lauf desselben. V. 245. Toro, Marques dc. II. 264. III. 187. Tortuga, Insel. VI. 353. 'lo7tu82. Ilac.i 6e I». IV. 130. Tortuqa«. Try, Inseln. VI. 365. Totta, Laquna de. VI. 221. Tovar, G,af. III. 114. 15l. Traqe platz zwischen dem Tuamlnl und dem Pimichin, Transport der Piioque zu Land, V. 190. — Plan «ine« Canal« daselbst. V. 181. Treibholz. IV. 102. 23l. Trockenheit, scheinbare, mancher tropischen Landstriche. II. 166. VI. 334. Tropen, Naturcharakter derselben. !. 131. 184. 21!!. 235. II. 4. 8, 47, 46. 52. «0. 62, UZ. 117. 135, 139. 2Y7. 266, III, 156. 223 IV. 151. 241. V. 16, 122. 22i. VI. 34. W, Tschuqascn. II. 220 ff. VI. ZV. Tuamini. Fluß, V. 55. 56. — An. kunft auf demselben. V. 82. Tucutnmeno, Fluß. IV. 9, Tumuremo, Mission. VI. 180. Tunal. Morros del. VI. 336. Tunalcs, (»actusgebinche. I. 227. Tunja, der Znque von. VI. 221. 223. Tupac»Amaru, indianischer Haupt» ling. III. 14, Turlmiqulri. Verg. II. 63, 97. Vl 297. 394 Türmer o, Torf. lll. »42. Tutumo s^rr«centii! (!^e. 1N2 ff.—3m Apure. IV. IU3 Verpflanzung tropischer Gewächst mit schwer keimenden Samen, VI. 32. Vespucci, Amerigo. Seekarten des- selbe». Terra de Amerigo. VI. 238. Vibora, Vaitt. VI. 361. Vichada, Fluß. V. 37, ^4. Victoria, Stadt. II». '34. Viehzucht unter den Tropen, l. 23^. — In den Llanos. IV. 2« ff. 37. 43. __Am Orinoco. VI. IN0. Vielmanncrei aus liancerota I. 59. — Vei Indianern. VI. 36, Vincent, C°P. I. 48- Via In 6ecumben3 I. 130. III, 54. Vira«. Indianer. VI. 49. Vögel. Allgemeine«, IV. 117. 239. VI. 325, — Vögel weit vom Lande. 395 I. 54. — Kanarienvögel, I. 67. 139, — Galinazogeier I. 240. — Drosstl Ulster. II. Kl. — Papagaien. II, 61. IV. 105. - Aia«, II, kl. V. 28. — Ana. V. 20l. — Zamurosgeicr (Vul-lui- uur»), II. 166, lV. 67. «3. 154, — ^rotopnaßl». IV, 6l, — Oa«anes< relhcr. V. 182. — Pauri unb Oua» chacara. «V. 84. 114, VI. 80. — Is!» (I«' monie>. V^. 201. Reiher und Kro» lodil. IV. 107. — Parraquasfasanen. «V. 114. —GarzeS. gleiberart. IV. 154, 239. — Gallito« (Felshühner). IV, 16«, V, 201. VI. 95. — Flaming,,'«. Soldados, II. 162, IV, 239, VI, 325. Zugvögel. V. 161. —Enten. V. 162. — Alcatra«. II, 162 VI. 325. No la dor l6vrocnrp»5). m, ß<. Van,, to prielo, s. Fieber, gelbes, Vulkane. Krater der Vulkane. I. 122 ff — Auebrüchc auf den (5ana. lien. I. 14.'an>.'. Il, 85. «I, — Äm Felsen Wuaraco am Orln?s?, V. 233 Vl. 39. — ?lm ('«vri,' de Tuida. VI. 38 ff. — Vulkane am Ost. abdang der 'Anten. V. 143. Wald, Folgen tcr Verheerung der Walter, III. 163. Wai.ipum, Nechenschnüre in Loui» siana. Vl. 285 Wasser. Wasserkunst, ausfallendes Verhalten desselben III. 62. — Farbe desselben. V. <6 ff. — Temperatur des Flußwassers, VI. 63, — Wasser des Orinoco. IV. 153 Wasser, schwarze und weiße. lV. 272 ff. — Ursache der Erscheinung. V. 46. 51. 161. 19«, 209. Wasserfäll«, s. Stromschntllln. Wasserhosen. VI. 358. Welser (Velsares), die deutsche Com. pagnic der. VI. 215. 257. Wespen (giftige?). V. 116. Wetterleuchten unter den Tropen. IV. 210. Wolkenbildung. I. 81. 138. — Schäfchen, ll. 2j2. 236 !II. 72. — Höhe der Wolken. VI, 62. — Ueber Inseln. VI. 357. Wüsten. IV. 13 ff. Tim cues, Fernando. Li-ummittics äo l« !mp»2 l^rike, VI, 288. Xurumu. Flusi, VI, 207. 203. Yar«ro5. Indianer. IV. 86. Uqneris, Ureinwohner der caraibt« schen Inseln. VI. 272. 28«. Vumariauin, Berg. Vl, 40, Yuri pari, CaM VI, 2l6. Yuruma.Vrod. VI, 168. Zama, Fluß. V, 45. Zamangs, groß: Mimosen, III. 144. 1>-6. Zambo. II, 228, — Freistaat derZam» bos, lll, 239. Znmnra, Punta, Dorf. UI- 18«. 396 Zancudo«, Schnaken, IV. 113, 2«ft. — Geographische Verbreitung der» selben, lV. 2«9 ff. V, «9. — 208. Zarza, s. Sarsaparille, Jen, Bernardo, Missionär, Hum» boltt« Begleiter auf bcn, Orinoco und Nio 3i