Der Revers. Ein Originallustspiel in fünf Auszügen. Von J. F. Jünger. yu-m recitas M?U8 est, o k'jäemine! libelluz, 8sä msle cum recita incipit eile tuu8. Merrt. Für das kais. kbn. National» Hoftheater. Wien, tedruckt bey Ish. Joseph Jahn, k. k. privil« i^nmrrfltats : Buchdrucker, und zu haben heym Lsgenmsister bevder k. k. Thraker. t 7 8 L. Personen. Graf v. Frohburg. Friz Frohburg, sein Neffe, kn Milit Urdiensten. Fräulein Nanette v. Edelberg, seine Mündel Baron v. Seeburg, ein Landedelmann. Karl v. Seeöurg, sein Sohn, in Civildiensien. Fräulein Henriette v.Fernau, seine Mündel. Dorchen, Henriettens Mädchen. Lischen, Nanettens Mädchen. Johann, Frizens Bedienter. Bediente des Grafen. Die Handlung geht in einem Zause vor, welches der Graf und der Baron Mmeinschaftlich bewohnen. Erster Aufzug. Erster Auftritt. (Wohnung des Baron Seeburg.) Dorchen (mit aufräumen beschäftigt.) ist wahr, auf dem Dorfe ist und bleibt man nur ein halber Mensch! Da ist's doch mit der Stadt ein ganz anders Ding! Ich Habs »ur gestern Abends im Durchfahren gesehn. Was das kür ein Gewühl von gepuzten Leuten war. — Ich wollte nur ich könnte so recht her» umlaufen, und alles recht kesehn. Aber de würd' ich Sey unserm Alten schön ankommen. Wenn er nur erst mit Fräulein Henrietten ver» ^urathet ist, so werd ich schon etwas mehr u.reyhett bekommen. Weil er fezt seine Ge» »ebte eingrsperrt hält, so glaubt er, er muß A 2 ih* 4 Der Revers, ihre Bertraute per Kompagnie mir einsperren. -— Ganz unrecht mag er wohl nicht haben, aber man wird -och rin solches Leben satt! ZWeyter Auftritt. Borchen, Henriette« Zeuriette. (Rommt ans einem Nebenzim- mer gesprungen.) Dorchen! Liebes Dorchen! Ich hab ihn gesehn! Ich hab ihn gesehn! Dorchen. Je wen denn, gnädiges Fräulein? Zenriette. Ich muß nnr'nock einmal nach' sehn! (Sie läuft Wieder hinein.) Lerchen. Was soll denn das heissen? — Ich glaube cs rappelt mit lhr. Zenrietke. (Rommt wieder heraus.) Ja er wars liebes Mädchen, er wars! — Er gicnz -ort die Allee hinan'. — SM ich weiß nicht we Mir für Freuden der Kopf sieht! Dorche». (Zur sich.) Und ich wollte schtvb' ren, sie hätte gar keinen. Zenrist e. (Ganz auser Zfrhem.) Sikh -oÄ ob er etwa wceder zurückkommt. Ich thätt gern selbst, aber ich fürchte, ich kann mich nicht halten: Ich schreye gerade zum Fenster hin» aus! — Nun geh doch, geh doch! — (Sie stößt sie nach dem Nebenzimmer zu, holt sie aber rmeLer zurüch.) Warte, Du kannst's ja aus dem Fenster hier eben so gut sehn. Dorchen. Aber sagen Sic mir nur — Ith weiß ia nicht nach wen ich sehn sott? — Wer soll denn wieder zurückkommen? Zenriette. (welche sich auf einenGttchl ge- Lvorfen und ein Weilchen nachgesonnen hat, springe plötzlich auf.) Dorcben, ick heurathk' den alten Baron schlechterdings nicht! Ds^ ein Origitlallustfpiel. L Dsxchen. Nicht? Das wär schön! Und der Lüg Ihrer Vermahlung ist schon auf den Mon- rag angssezt, die Brautkleider find bestellt- — Zenrietre. (Noch determinirter.) Und wenn ich schon mit rhm im Wagen säß, um zur Trau» ung zu fahren, es wird doch nichts draus. Dorchen. Und das fällt Jhnest so jählinZ rin?. Wir kommt denn das? Lenrierte. (Indem sie immer nach tzemFen¬ ster sieht.) Das will ich Dir sagen : Erinnerst Du Dich wohl noch des Offiziers, dec vor zwey Jahren öey meinem verstorbenen Vater im Quau Aer lag? Dorchen. Ich werde doch ! Der Baron Froh» bürg? senriette. Der wsr's, den ich vorhin vor» beygehn sah. Dorchs^r. Ah, nun ist mir alles klar! — Ja lieber gnädiger Herr von Seeburg, nun werden rvrr Ihnen wohl schwerlich mit unsrer Hand aufwarteu könnens — Also der Baron Froh¬ burg ist hier!—- Und sein Johann wohl auch? Zenriette. ( Immer am Fenster. ) Ach was geht mich sein Johann an! Da hält' ich gleich Zeit, nach dem zu sehn! Dsvchsn. Ev um Vergebung! Uber ich stabe Zeit. Wenn Sie erlauben, so will ich mich nunmehro ein wenig auf die Wache stellen. (Sie wist uns Fenster, genrrette vertritt ihr den Weych Zenriette. Sieh, fiel)! Dort kömmt er wir* der!— Nein, er ist's nicht! — (vertzrüfilich.) Es giebt aßer auch so eine Menge Offiziers hier! Lwrchen. Nun, Sie find wohl das Erste Frauenzimmer hier, das fich darüber beschwert! — Ja gnädiges Fräulein, alles wohl überlegt A Z daß 6 Der Revers/ Laß der Herr von Frohburg hier ist. Las ist ganz Hut, aber wie an ihn kommen? Zenrrette. (lsluch einer Pause,) Hbre Dor» chen, ich habe einen Einfall: Ich werde den Baron an ihn schicken; durch den soll er ersah» ren, daß ich hier bin. Dsrchen. Den Baron ? Unfern alten Herrn? — O du glücklicher, dreymal glücklicher Bräu« tigam! Hat man se so etwas gehört, daß em D ädchen ihren Bräutigam an ihren Liebhaber «bschickt, um ihm ihre Ankunft zu melden! Lenriette. D Du sollst noch Piel tollere Diw ge zu hören bekommen ! Der Baron soll mich richt umsonst fast zweyLahre lang auf dew Lan« Le eingespcrrt gehalten haken l Ließ er wohl eine menschliche Seele zu mir? Hatte ich wohl eine andre Gesellschaft, als ihn, seine keyden Laadhunde und den alten Martin, der immer auf uns ber-de Achtung geben mußte? Ich we'K wohl, warum er das that: ßjn Gänschen woll« te er aus mir machen; aber nun soll er sehn» ob ich eines geworden bin! Lch bin zwar nnr erst achtzehn Jahr, aber Heer °— (indem sie auf die Gtirne zeigt.) Doxchen. (lkinfallend.) Dierzig! Ja, dasi§ immer bry uns Mädchen so der Fall : Immer laufen ynsre KdPfr um volle zwanzig Jahre vor unseren Körper voraus, und wenn sie dann der Körper einarholt Hst, dann verlohnt sicks karM mehr der Mühe, Kopf zu haben. Drum ist s immer besser, MW läßt ihn iw achtzehnten laufe» so weit er will, und behilft sich indessen ohne Kopf so gut man kann. genrierte. L «em! Ich wepde Kopf haben, dafür steh ick Dir. — Ich hätte längst schon ge« handelt, aber tonnt'ich denn? Halt'ich den» semandm auf Len zch rechnen konnte? — Aber jezt ein Sriginallustspiel. 7 jezt ist der Zeitpunkt. §ch will den häßlichen Baron bcy der Nase herumführen, daß Du Leine Lust haben sollst. Er denkt, er hat das arme Bbgelchcn im Bauer, aber ehe er stchs rerßedt wirds ihm davon fliegen, und er selbst soll ihm zu seiner Befreyung die Hand bieten. Dritter Auftritt. Vorige, Baron Seeburg. Henriette. ( Ihm entgegen. ) Nun endlich? Dacht' ich doch, Sie würden gar nicht wieder» kommen! Seeburg. (Rußt ihr zckrtlich -re Zand.) Wirklich?'Hat mein Mäuschen daö gedacht? — Das ist mir lieb! Das will so viel sagen, als daß meinem Jettchen in meiner Abwesenheit die Zeit lang geworden ist, nicht wahr? Zenrrette. Nun, an die Langeweile haben Sie mich so ziemlich gewbhnt! — Es ist mir aus einer andern Ursache lieb , daß Sie kom¬ men. Sie glauben gar nicht, was «ch unter Arer Abwesenheit für Angst auögesianden ha» bc! Nicht wahr Dorchen? Dorchen. Erschreckliche Angst! — (Kür sich) Was will sie denn damit? Seeburg. Das will so viel sagen, als es ist Ihnen Angst um mich gewesen? senriette. Nein das nicht! Um Sie wahr» hastig nicht! Es war ein ganz andrer Gegen» «and der mich in Unruhe versezte. Ich zittre noch über und über! Seeburg. Ach du lieber Himmel! so sagen Sie doch! sagen Sie! . senriette. Sie haben einen Nebenbuhler, Herr Baron! U 4 8 Der Revers, Sechurg. Ich? — heheheNun merk ich erst, daß Sie Ihren Spaas mit mir treiben wollen! hrhehe! loses Jettchen! Henriette. Nein nein, es ist gar kein Spaas Herr Baron! Wirklich nicht! (Näher nachdem Aenster.) Warten Sie — dacht' ich doch dort käm er, aber er ists nicht. Seebuvg. Aber ich weiß gar nicht — reden Eie doch deutlicher. Zenristte. Ich will Ihnen die ganze Sache erzählen. Vorhin, Sie waren kaum weg, steh ich da auf dem Balkon, und sehe einen jungen Offizier — Geeburg-. Einen jungen Offizier?— O weh! o weh! — Nun? einen jungen Offizier — Zenriette. Da mitten auf der Strasse stehn. Seeburg. Nun Mäuschen, wenn er weiter nichts gethan hat— die Strasse ist ja für jeder« mann! das geht noch wohl an! Lenriette. Ja, wenn es das nur gewesen wär! Aber er sah eines Sehens nach unfern Fenstern, winkte mit der Hand, lächelte herauf, und — Seeburg. Er winkte und lächelte? — Puh! es wird mir ganz heiß vor der Stirne! Dorchen. Das wird der Bräutigamskriessel seyn, der heraus will Herr Baron! Henriette. Anfänglich achtete ich nicht dar« auf, weil ich dachte, es gält etwa jemanden in der Nachbarschaft — Seeburg. Ja, so wirds auch wohl gewesen seyn , Mäuschen ! es wird jemanden in der Nachbarschaft gegolten haben! Henriette. Ey ja doch! — Mir galts Herr Baron! Mir! * Dorchen. Ja gnädiger Herr- und mir auch! Seeburg. Dir auch! Dor- ein Origmallustspiel. 2 Dsrchen. Ich meyne die Grimassen die der Bediente herauf machte, denn ich ftand hinter hem F äule-n- Seeburcs. Sehen Sie nun Liebchen, ich hat« te Sie so sehr gebeten, unter meiner Abwrsen« heit ja nicht auf den Balkon zu gehn! Zenrte^te. Freylich wohl! Ich sehe nunmeh« ro die Folgen meines Ungehorsams vollkommen ein, aber eö ist nun einmal gescheht!! Für die Zukunft soll mir das eene Warnung seyn; — Auf einmal, denken Sie nur, auf einmal schickt er seinen Bedienten zu mir herauf, und läßt sich unbekannterweise geradezu bey nur anmelden! GeeburF. Bey Ihnen anmelden I — Welche Unverschämtheit! Henriette. Ja, das sagt, ich auch! O ich ha¬ be den Bedienten schön abgeführt! GeeburA. Haben Sic? recht so, Mäuschen! recht so! Zenr-ette. Ich befahl ihm, er sollte nur sei¬ nem Herrn in meinem Namen sagen, ich fänd es sehr unartig von ihm, sich in einem fremden Hause so mit Gewalt entringen zu wollen. SeeburF. Gerade meine Gedanken! Zenriette. Diese Aufführung brächte mir ek nen sehr schlechten Begriff von der Lebensart der Stadtherrn bey — GeeburF. Hätt' ich auch geantwortet! Aenriette. Ueberdem, fuhr ich fort, hätte 'ch schon einen Liebhaber mit dem ich vollkom¬ men zufrieden wär — Seebury. Haben Sie das wirklich gesagt? Allerliebst! Dafür muß ich Ihnen die Hand küssen. Henriette. Es schickte sich also schon in die« irr Rücksicht ganz und gar nicht für mich, Be« suche von Mannspersonen anzunehmen. A 5 Sre- 10 Der Revers, SeebuLF. Bortreflich! Nun der ist schön ab» - geführt! Der wird so bald nicht wiederkom» men! , Z-nnette. Lum Verzeihung, das wied er! GeedurF. Wie? Er wird Wiederrommen? Wird er? Henriette. Versprochen hat er's! Dorchen. Ja, und in dergleichen Fällen sind solche Herrn immer Männer von Wort. Henriette. Er schickte den Bedienten noch einmal herauf, und ließ mir sagen, Leute sei» nes Gleichen liessen sich nicht so gleich abweisen; wenn mir's jezt nicht gelegen wär, seinen Bc» such anzunehmen, so würde er in einem halben Stündchen wieder vorfragen, und dann sollte rch mich nur gefaßt machen, daß er sogleich dH» ne Umstände zu mir heraufkäm. Seeburg. Ohne Umstände heraufkäm? Wel» che Frechheit! senriette. Ja wohl Frechheit ! Sie müssen Mir schlechterdings Ruhe schaffen, Herr Baron! GeeburF. Das will ich, dafür steh ich Ih¬ nen! Ich werde den Martin mit einem tüchtigen Stock vor unsre Dorhsusthür stellen, und bey Lebensstrafe befehlen, daß er mir niemanden hereinläßt. Martin steht seinen Mann! Zi-nriette. Wo denken Sce hin Herr Baron! Ist das die Art wie man einem Kavalier be» segnet? SeebuvF. Ja so! Er ist Kavalier? Ich dach» te in der Wuth nicht daran. Henriette. Nein, Sie müssen hinunter gehn, und selbst mit ihm sprechen, wenn er wieder kommt. Seeburu. Ich? Das werde ich schön bleiben lassen ! Nein, daraus wird nichts! Zenrrette. Und warum dem nicht? See- ein Srigmtrllustspiel. ? s Seeburx. Nach allem was sch von ihm höre, must es em entschloßner Bursche seyn. Er könn» re mir sttem Mann einen Lirkumstex auf dm Nase geben, und mich fragen, was es mich an» gieiig? 6-nrietrs. Nun? Und geht es Sir denn et» na nichts an? Lsrchcn. Und wenn er Ihnen auch einen Lir» kuwflex über du Nase gäb, was thät denn das? Desto besser "ürSie; eine Wunde, die ein Lieb» Haber im Dienst? seiner Geliebten empfängt, giebt ihm in edi en Augen nur eine neue Zierde! Nicht wahr gnädiges Fräulein-? Seehukn- Eh ich bedanke Mich für solche Heu» rathen. Ich bin mernemJettSen ohnehin hübsch genug: Nicht wahr? Lxnr-ette, Ich verstehe mich zu wenig auf die Schönheiten des männlichen Geschlechts, als daß ich diele Frage entscheidend beankwvrr ken könnte. — Wer Sie müssen mir durchaus Liesen zudringlichen Menschen vom Halse schaf» km, Herr Baron. Sie müssen Mit ihm reden. Sie sind ja so gut Kavalier als er. SeebuvF. Desto schlimmer Mäuschen, deßs schlimmer.' Wenn zwey zusammen kommen, ss steht immer einer im Genitwv, hab ich Lex lateinischen Schule gelernt, und der Genitives möchte an mich kommen— Daö will ss mel sagen, als: Ich möchte den Kurzem zirhn- ssrnriette. Pfui Herr Baron! Für so per» zagt hält ich Sie doch nicht gehalten! Seebury. Berzagt? Wer ist verzagt? Nur kür mein Leben besorgt Sin ich. Dor dreyßig Jahren hält' ich mir einen Elchen Auftrag Nicht -.rreymal geben lassenBlindlings harr' -ch drnngcschlagen, das versichere ich Ihnen. Aber MM man sich so ein dreh und sechzig Jährchen Der Revers, itt der Welt herumgetummelt bat, so ^ärgk man schon an, mit fernem Leben etwas sparsamer umzugehn. Es ist mit den Jahren wie mit den Dukaten: Je mehr man ihrer hat, je mehr.will man haben, und je besser lernt man ihren Werth schätzen. Zenriette. Drey und sechzig? Was ich da hörel Sie sagten mir doch immer, Sie wären rrst fünfzig? Seeburz. Hst' ich gesagt drey und sechzig? so hab' ich mich in der Augst vnsprechen. Zsnrietts. In der Angst? (höhnisch, h Und Sie find wohl ganz und gar nicht verzagt ? Nur rin wenig für Ihr Leben besorgt, nicht wabr? — Ich sehe schon, wenn Sie mir nicht helfen, so «erde ich es selbst thun müssen. Ich werde den Offizier heraufksmmen lassen, und ihm mri« ne Meinung mündlich sagen. SeeburF. Ey bewahre! — Er könnte — Nein liebes Jettchen, er könnte--lieber will ich -- wenn er aber nur nicht-Ja was wollt ich denn gleich sagen? -- Ja, wissen Sie was? Ich will mich hinunter an die HauS- thür stellen, und auf freyer offner Straffe mit ihm sprechen, da wird er doch keine Händel ankangen? Wenigstens kann ich doch die Poli« ;ey gleich rufen. Henriette. Was das für Anstalten stnd! — Nur geschwind! da kommt er wieder zurück I Sehen Sie ihn dort? Seebürg. Wo ? wo?-— Herr Jemine! Er ha? ja einen rnksezlich langen Degen! senriette. Nun ja! Da er Offizier ist, muß er ja wohl einen Degen tragen? — Nun gehn Sie nur, gehn Sie, sonst kommt er herauf. Sseburg. (Im Äbgchu-) O weh! wie wird düs ablsufen! Zen- ein OrrginallustspN. ^3 Zenriette. (Im Ahgehn nach dem Äerteri- zimnrer.h Das bin ich selbst begierig! (Ar? Oorchen.) Komm, wir wollen drinnen ein wc» Mg hinter dem Vorhänge lauschen. (Ab.) SeeburA. (ZurärkrufenH.) Mer sa nur hin» ter dem Vorhänge! (Ab.) Vierter Auftritt. (Straffe, im Hintergründe deö Barons Hk«us.> FriZ Frohburg, und Johann, «n der Fol¬ ge der Baron Geeburg, (welcher sich von Zeit zu-Zeit an derHausthür sehen läßt ) Iohann. Aber sagen Sie mir gnädiger Herr, werden wir uns hier noch lange so auf gut Glück hermntreiösn? Ich dächte es wär einmal Zeit, daß Sie Ihrem Herrn Lnk->l eine Visite machten. Bedenken Sie, heute ist's schon vier Wochen, daß.wir in Wien sind, und Sir haben Sich noch nicht einmal bey ihm gemeldet. Zriz. Warum will er mich durchaus verheb ralhen? Sein erstes Wort, so wie er mich steht, wird das Fräulein Edeiberg seyn, und ich mag von seinem Fräulein Edelberg durchaus nichts wissen. Ich mag mich überhaupt noch nicht verheurathen. Wenigstens, wenn's ge« schieht, so will ich selbst wählen. Aeberdem muß ich Dir sagen, daß ich mich ein wenig für meinen Onkel fürchte: Nach den tollen Strei¬ chen, die ich diesen Sommer auf seinem Land«, gute angrfangen habe, werd sein Empfang nicht der freundlichste seyn. Johann. O, einen kleinen Ausputzer wirds absetzen, und weiter nichts. — Ein demüthi» Zes: Lieber Onkel, ich wills nicht mehr thun l nur «4 Der Revers, und damit gut. Wir habens frevlich ein weniH toll getrieben. Die Statuen aus dem Garten Verkauft, den vierten Theil vom Waide aus« geschlagen- Zeiz. D ich bitte Dich ver'chone mich mit dem Register meiner Dummheiten I Ich weiß Ae ohnehin auswendig, und ärgere Mich genug darüber! Johann. Sie wissen wohl, seine Verbrechen bekennen ist der erste Schritt zur Besserung. Freylich bringen nur schon so lange als ich die Gnade habe Sie zu kennen, daß heißt, fleben ganzer Jahre iMer diesem ersten Schritte zu, und wenn wir deren noch viele zü Nachen haben, so müssen wir zwey sehr alte Leme wekden! Sriz. Johann ich gebe Dir mein Wort, ich will von nun M anfangen ordentlich zu wer« den. Johann, Topp! ich auch! §riz. Du scheinst es kür Scherz zu halten-° Johann. Cy bewahre! der bitterste, der ernsthafteste Ernst! Wir haben das namlicht einander schon sooft versichert, daß nur sehr falsch thäten, wenn wir's einander nicht glaub¬ ten. — Da es doch aber einmal Ihr Ernst ist, gnädiger Herr, so dächt ich Sie machten Sich die Gelegenheit zu Nutze, die Ihnen Ihr Om kel anßiethet. Die Ehe ist von jeher der beste Kappzaum gewesen , um einen Wildkang zur Raison zu bringen: Lassen Sie Sich also nicht lange nbthigen. Sagten Sie mir nccht einmal, tzas Fräulein Edelberg hätte hunderttausend Gulden? den Henker noch emmal, für so ein Sümmchen thut man schon em Uebrigeö^ Hem Lathen Sie frisch! Thun Sie, als ob Sie Me« Liein nähmetl: Die Augen zugedcückt, den Ldem M sich gehalten, rin herzhafter Schluck, und ein Qrigmallustspiel. iZ und vorbey ifls — Ist denn das Fräulein gar zu häßlich? Friz. Nichts weniger. Ich habe ste zwar noch nicht gesehn, aber wie ich höre, so giebts sogar Leute die sie sehr schön finden. — Genug da» von. — Wie viel Geld haben wir noch? Johann. (Sucht in den Taschen.) Wird nicht arg seyn! — Da ist ein Gulden, und da vier Groschen und zwey Kupferkreuzer. Friz. Was Teufel! sonst nichts? Johann. Stellen Sie mich auf den Kopf, gnädiger Herr, und Sie sollen mich prellen wie einen Fuchs, wenn aus einer Tasche ein Heller fällt. Friz. Hm! ich rechnete Loch — Johann. Ey was das Rechnen betrift, da sind Euer Gnaden ein Meister- das weiß ich wohl ! Zehn von Fünfen kann ich nicht, borg ich zwanzig, zehn von fünf und zwanzig, behalt ich immer noch fünfzehn übrig. Ja, da waren noch gute Zeiten, als wer noch so subtrahiren konnten; aber jezt — wo Henker soll man borgen ? Fünfter Auftritt. Vorige, Baron Seeburg, (der sich furcht¬ sam herbey geschlichen hat,) Hknriette und Dorcheu (sind indessen auf dem Balkon er¬ schienen.) Geehurg. (Mik vielen Bücklingen.) Ich weiß nicht mein Herr, ob Sie die Ehre haben wich zu kennen — wollt' ich sagen, ob ich die Ehre habe Sie zu kennen — Friz. tS Der Revers, 8riz. Ja wenn Sie das nicht wissen, mein Herr, ich weiß cs wahrhaftig nicht. — (Zu. Johann ) Was Henker ist daö kür eine Figur? SeeburZ. (Zilr sich.) Ich weiß für Angst ?aum was ich rede. — (Laue.) Ich wollte sa« gen: Ob ich die Ehre habe von Ihnen gekannt zu seyn? 8riz. Nein wein Herr, die Ehre haben Sie nicht. Sssbur§. Ich Sin der Baron Seeburg. 8riz. Das freut mich recht sehr! — Und was steht zu Ihrem Befehle? GeeLurg. Mir? O ich bitte unterthäniz! Tanz und gar nichts. JmGegenrheil, Sie ha» den Ihrem geringen Diener zu befehlen, - Ich habe nur so — wie soll ich sagen? — So einen kleinen Auftrag von einem Frauenzimmer — 8riz. Von einem Frauenzimmer ? An mich? (Zu Johann heimlich.) Merkst Du was? Der Kerl ist gewiß ein Zubringer.— (Laut) Nun? Und dieses Frauenzimmer? Dermuthlich ein Jungfer Mühmchen von Ihnen , oder rin Nicht» chen? Seeburg-. Meine Braut, unterthänigst auf« zuwarten. 8riz. Ihre Braut ? Immer besser! Johann, (heimlich ) O weh, gnädiger Herr, wenn die Braut des Bräutigams werth lll! ßriz. (Lachend.) Sagen Sie mir vor allen Dingen, meen Herr Baron — Wenns denn Baron seyn soll— JA das Mädchen so hübsch wie ihr Bräutigam? Seeburg-. Hehehc! Sie ßnd zu gnädig! — Die Wahrheit zu sagen, sie hat in der Figur- das will so viel sagen, als m der Gestalt — 'siel ähnliches mit mir! 8riz. ein Originallustsprel. 17 5riz. Ey da muß st'e ja ein wahres Unze« Heuer von Sckdnbeit seyn!—- Wenn dem so ist- mein Herr, so können Sie Sich die Mühe er» sparen : ich schenke Ihnen Ihren Auftrag — Geeburg. Aber ich muß — Hri;^ Ich kann in der Tdat nicht dienen? Geeburg. Ich bitte unrerthänigst " 8riz. Und ick allerunrerthänigst. Ich bitt kein Liebhaber von dergleichen crukgerafften Aven» türen — Geeburg. Nicht? Hm! Das ist sonderbar! Gerade das nämliche was ich Ihnen im Namett meiner Braut sagen sollte! 8riz. Und was geht das mich an? Wenn Are Braut keine Liebhaberin» von Aventuren ist, desto besser für Sie als ihren hofnungövol» len Gemahl. Aber was hat sse ndthig, mir das sagen zu lassen? Geeburg. O, sie läßt Ihnen noch viel mehr sagen. Sie läßt Sie bitten , ste künftig mit Ihrer Zudringlichkeit zu verschonen. 8ri;- Mit meiner Zudringlichkeit? Herr uns» m> Sie was Sle sagen ? Geeburg. (ErschroEen. h Werden Sie nur rächt ungehalten» Ich bin es nccht der das sagt; es ist ein Frauenzimmer das durch mich spricht -- 8riz. Ein Frauenzimmer das Sie foppt, das Are Einfalt mißbraucht, oder, Herr, Sie tret» ten das elendeste Handwerk unter der Sonne! Gerburg. Du mein Himmel — —- 8riz. H, ich verstehe alle Worte! Ich bin kein Neuling. Gehen Sie nur wieder wo Sie hergekommen ffnd, und sagen Sie dem gcrrem den Locktäubchen , daß sie sich an dm Unrechten äddresscrt hat» Geeburg. AN den Unrechten? Nun das be» Sters einmal em Mensch!— Sie Hat mir Sie K durchs AN Der Revers, durchs Fenster gezeigt, hat mir den Platz ge» wiesen, wo Sir gestanden, und zu ihr hinaus gcsehn Huben, hat mirs erzählt, wie Siege» lächelt, mit der Hand gewinkt, wie Sie den Bedienten zu ihr hinauf geschickt haben — (wahrend dieser Rede hat Johann die Frau¬ enzimmer auf den Balkon entdekt, und macht komische Lazzi zu Dorchen. Beyde winken ihm, daß er seinen Zerrn aufmerksam machen solle. Er zupft ihn am Rocke.) Friz. (Mit aufgehobnem Stocke.) Wo Sie vicht den Augenblick gehn, so — (Johann zupft ihn noch einmal, er bemerkt Zenrietten die ihm allerhand Zeichen macht, welche er mit einem Handküsse beantwortet. Auf ein¬ mal eilt er mit ausgebreiteten Armen auf den Baron zu, der furchtsam zurückgetreten ist, und ihm immer noch ausweicht.) Lieber bester Baron, verzeihen Sre mir! Weiter kann ich die Unverschämtheit nicht treiben. Ich will'- Jh» nen nur gestehn, ich habe alles das gethan was Sie mir da vorgehalten haben. Hallen Sie es dem jugendlichen Leichtsinn zu gute. DasFräu» lein fiel mir auf, und ich wollte mein Herl bey ihr versuchen. Hätt' ich gewußt, daß sie die Graut eines so würdigen Mannes wär, so wür» de mich nichts in der Welt dahin gebracht ha< brn, eine solche Unverschämtheit zu begehen. Geeburg. SNi, ftzt girbt er klein zu! (Laut lm ermayuen-va'terlichen Tone.) DsM' jchs doch, daß Sie endlich zur Erkenntniß korm men würden. — Nun, ängstigen Sie Sich nur nicht. Die Sache hat weiter nichts auf sich. Man weiß ja wohl, Jugend hat nicht Tugend. Friz. Ich sehe Sie find ein vernünftiger Mann, der jedes Ding auS dem rechten Ge» fichtö» ein OrigmÄlusispiel. stchtspunkte ansteht. — Aber was wird das Fräulein von mir denken? Seeburx. Hm! Machen Sie Sich darüber Weiter keine Skrupel. Es ist vorbey, und — Zriz. Es wär eigentlich durchaus meine Schuldigkeit, das Fräulein in Person um Der» zeihung zu bitten! Seeburg, O nicht ndthig! Gar im gering» > sten nicht nbthia! 8ri;. Um Verzeihung, Herr Baron- ich weiß was die gute Lebensart erfordert) Seeburg. Aber ich weiß auch, daß meine Braut ganz und gar keine Freundin« von Lere» monien ist. Sie hat mir ausdrücklich aufgetra» gen, Ihre Besuche zu verbitten. Zriz. Das ist doch in der That recht grau» sam von ihr! (Er sucht das Lachen zu verber¬ gen. ) SeeburF. tza. (mit selbstzufriednem Lä¬ cheln. ) Mein Jettchen ist gegen alle Männer grausam, einen Einzigen ausgenommen, (auf Kch deutend) den ich recht gut kenne. 8riz. O, da Sie diesen Mann so gut ken» aen, so sagen Sie ihm doch, daß ich ihn um sein Glück ganz und gar nicht beneide! (Henri¬ ette und Dorchen zieh» sich zurück.) SeeburF. Wirklich? — Unterthäniger Die» ner, ich werde es ausrichten! (Indem er ihn auf die Schulter schlagt.) He he he! Die Trauben sind sauer., hat der Fuchs gesagt! (Gehr fsrr.) 8riz. Nehmen Sie Sich in Acht, daß Jh» nen die Zähne nicht stumpf werden! doch viel» leicht haben Sie von der Seite nichts mehr ZU besorgen ! — Recht viel schbneS von mir an die Fräulein Braut! B 2 See- so Der Revers, Geeburtz- ( Zurückrufend. ) Gehorsamster Diener! Allzuviel Gnade, he he hx! (Adins Laus.) Sechster Auftritt, Friz und Aohürn. (Sie sehen deyde einan¬ der an, und fangen ans vollem Halse an zu lachen.) Johann. (Lauftunter den Balkon, kommt «her gleich wieder zurück.) Ja! Weg war der Schatz! Friz. Das Mädchen ist ein Engel! Johann. Ho! Wenigstens! Friz. Wie sie das so fern angestellt hat! Den alten Narren selbst an mich zu schicken, da» mit ich ihren Aufenthalt erfahre! Johann. Und das Kammermädchen? Was sagen Jhro Gnaden davon? Ich wette, die klei¬ ne Schlange hat den ganzen Plan dazu gemacht!. Friz. Sie muß mein werden, troz der gam zen Welt! Johann. Und allen umliegenden Dörfern! Ich muß sie haben! Friz. Siehst Du Johann, das wär eine Fran die mich allenfalls zu einem ordentlichen Kerl machen könnte. — Oder willst Du nunmehro noch, daß ich zu meinem Onkel gehn, und sein Fräulein ELelberg heurathen soll? Johann. Mir ists wirklich einerley gnädiger Herr, welche von benden Sie heurathen. Mei« Mtwegen genieren Sic Sich ja nicht! Friz. Der alte Kerl sagt , sie sey seine Braut. Wie Teufel muß sie nur zu dem Bräu¬ tigam gekommen serm? Jo- ein Lmgmallustspiel. ,ZL Johann. O - so etwas kommt wie das Fie« Ler! Cs wird noch nicht so weit hinein döse seyn? Friz. Sonderbar! Beynahe zwey Jahre sind es, daß ich sie nicht gesehen habe, und doch ist meine Liebe — Johann. Noch frisch wie die junge Früh« lingsrose, vom Morgenthau getränkt! — Dev Henker, das war schdn gesagt! Friz. Du bist rin Narr! Johann. Würde ich sonst so poetisch re« den? — Aber bcy alledem, gnädiger Herr, wir zwey ffnd wahre Ungeheuer von Treue und Be« ständiakeit. Die zärtlichen Schäfer des ganzen heiligen römischen Reichs setzen uns gewiß nach unserm Lode Ehrensäulen. — Indessen wollte ich doch, sie gäben uns lieber jezt diese Ehre in baarem Gelde. — Sehn Sie nur gnädiger Herr, (er nimmt sein Geld heraus) was uns» re Kasse für eine traurige Physiognomie macht! Friz. Verdammter Streich! Geld müssen wir haben i Johann. Das müssen wir.' Aber woher nehmen? Friz. Liebster bester Johann! Weißt Du kei» tien Rath? Johann. Ich als Ihr erster Finanzminister antworte Ihnen: Unsere Kassen find erschöpft, wir find verschuldet, das Kommerz liegt, nir« gends Hilfsquellen, nirgends Kredit.' — Wenn wir nur irgend so eme kleine Finanzoperation machen könnten! — Aber wo? — Gnädiger Herr, ich werde fast anfangcn zu glauben, daß wir beyde ordentlich find; wir find schon vier Wochen in Wien, und ich weiß noch nicht ein« mal einen frommen Christen hier wohnen,, der lemem Nebenmenschen für fünf Md zwanzig B 3 sd?r Der Revers, L» oder dreyßig Procent aus der Noth hil^t: Und doch saat man, es soll solche ehrliche Leute zu Hunderten hier geben. Am Ende ins sohl das klügste, Sie geben zu Ihrem Onkel. Er wird Sie doch nicht stehenden Fußes verhcmatden? Friz. O, das ist mein geringster Kummer! Seinem Fräulein von Edelberg will ich schon ss begegnen, dafi ihr, wenn sie nur das geringste feine Gefühl hat, gleich in den ersten fünf M» nuten die Lust vergehn soll, nur ihre Hand zu geben. — Aber wenn nur der erste Empfang vorbey wäre! den fürcht ich!— (Graf Froh, burF tritt zu dem nämlichen Zause heraus, aus welchem Laron Seebury kam, und zahlt Dukaten aus -er Tasche in den Zut ) Seh ich recht? So wahr ich lebe, mein Onkel! — Wenn ich wüßte daß er mich noch nicht gesehen hätte, so— Doch einmal muß es doch gescheh»! Run Unverschämtheit, stey mir bey! Siebenter Auftritt/ Vorige, Graf Frohburg. Friz, (Geht mit Nonchalance auf -en Gra« fen zu.) Um Beraub nia mein Herr, ich sehr daß Sie mehr Geld haben als ich — Graf. (Gie.n ihm ins Gesicht, und zähU immerfort.) Kann scyn, mein Herr! Friz, sich bin in einiger Verlegenheit— Wollen Sie wohl die Güte haben, mir so ein fünfzig Dukaten zu leihen ? — Sie werden es fieylick ein wenig sonderbar von mir finien, Laß ich Sie um Geld anspreche. da ich ganz und gar nicht die Ehre habe. Sie zu kennen — Graf, lind noch sonderbarer find' ichs von mr, «mn Herr- daß ich Ihnen Geld gebe< ohm etn Qttgmallustspiel. 8Z ohnrrachtet ich die Ehre habe Sie zu kennen — Hier sind fünfzig Dukaten mein Herr! Friz. (Indem er das Geld nimmt, und ihm die Zand küßt.) Liebster bester Onkel! Sie sind die Güte, die GroßmuLh selbst! Graf. Liebster bester Neffe! Sie find der Leichtsinn, die Lüderlichkert selbst! 8riz. Nur dießmal Verzeihung! — Graf. Friz, Friz! Du machst mir's zu bunt! Nimm Dich in Acht ! Meine Geduld hängt an einem verdammt schwachen Fädchen! Ich weiß auch was lüderlich seyn heißt, ich war in immer Jugend selbst nicht viel werth, aber so¬ so-Spizbube, geh her! — (Er reißt ib^ an sich.) Seit wann bist Du in der Stadt? Friz. Liebster Onkel, ich bin — Graf. Erst den Augenblick angekommen? Nicht wahr ? (Er fährt sich mit der Zand über die Augen.) Schurke! Wenn ichs nicht wüßte, daß Du schon seit einigen Wochen hier bist! Ich glaube ich würde aus lauter Gift und Galle über Dich weinen, wenn mir nicht für Freuden dieThränrn in den Augen stünden, daß ich Dich einmal wieder sehe, Du— (Er küßt ihn.) Aber warte! Laß mich nur einmal über Dlch kommen! Du sündigst erschrecklich auf meine Barmherzigkeit los! — Und die allerliebsten Briefe, die ich von meinem Verwalter äsis Rhcmshausen bekommen hade-^- Frir. Bester Onkel, ich wills nicht mehr thun! Graf. Das glaub ich! Ich werde kein Narr seyn, und Dir neue Saturn in den Garten fetzen, damit Du wieder etwas zu verkaufen hast! Johann. Aber nnt Euer Gnaden Erlaub» niß, Euer Gnaden wissen nicht, weswegen mein Herr das gethan hat? D 4 Graf. 44 Der Revers, Graf. AS? Bist Du auch da? Wir haben auch noch ein Ey mit einander zu schälen. Nun? Und weswegen hat ers denn gethan? Johann. Er har Ihren grossen holländischen Lustgarten in einen englischen nach der neuesten Faron umgeschassen, und da schicken sich doch keine Statuen hinein. Die halbe Arbeit ist be¬ reits gethan; Euer Gnaden dürfen nur etwa ein paar tausend Lannen, Fichten und Pappeln so recht wild durcheinander setzen, linkerhand wo das grosse Svargelbeet ist einen Teich gra¬ ben, und rechts wo die Baumschule ist aus der ausgegrakenen Erde eenen Berg aussübren las¬ sen : Wenn See dann volle, ds den Kühstall der von der Mayere» anstößt zu einer Einstedeley, und denMilchkeller zu einer Grotte machen, so haben Euer Gnaden einen Park der es mit man¬ chem im deutschen Reiche aufnehmen kann. Graf. Du bist mir ein sauberer Gärtner Du! Johann. Gnädiger Herr ich verstehe das Handwerk! Mein Bruder ist ein sehr erfahrner Kunstgärtnev, und in dem hgiben Jahre das ich dey ihm war, habe ich ihm drey schöne deutsche Gärten ins Englische übersetzen helfen. Grgf, Das wollt' ich alles noch hingehn las¬ sen, aber meinen schbnen Wald so zu ruiniren! Zriz. Gnädiger Lnkel—- ich brauchte Geld! Gzurf. Könnt' Er denn nicht lieber an mich schreiben? — Mein Lieblingsplätzchcn , den grossen Schloßftznstern geradeüber, wo ich des Abends immer saß und die Sonne untergehn sah, wo im Frühjahr die schönen Nachtigallen — Nein das — das ist — gar zu toll! — (8riZ ^üßt ihm hie Zand.) Nun— diesmal mags ver¬ geben scyn! Johann. Auch das trägt zur Verschönerung Ihres Gutes aukrrordenuch viel hey, gnädiger Herr. ein Originallustspiek. 25 Herr. Bedenken Euer Gnaden nur, was Sie jetzt aus dem grossen Mittelsaale mr eine Herr» liche Ausffrdt haben! Da liegt Mittelburg, da Hochheid, und gerade m der Mitte Präsentier sich der Hochfelder Galgen. Graf. Ein schönes Memsnto mori für Dich? — Aber Herr Nesse, wenn wird man das Glück Haden, Ihn bey sich zu sehn? 8riz. Liebster Onkel sogleich wenn Sie be« fehlen! Aber ich muß zu meiner Schande gestehn, ich weiß nicht einmal recht wo Sie wohnen. Graf. SLohlgesprschen zu deiner Schande! Und schon vier Wochen — Doch es mag gut seyn.— Da en diesem Hause, im ersten Stocke. (Er zeigt auf das Aaus, rvo Baron Seeburz wohnt.) Friz. In dem Hause da, lieber Onkel? Graf. Ja, m dem Hause! Warum fällt Dir das so auf? 8riz. Ich — ich fragte nur, um es gewiß zu wissen. Graf. Meine Wohnung geht auf die andre Seite; doch man wird Dich schon zurecht wen- sen.— Weißt Du was? Deine Braut wird zu Hause seyn: Du kannst indessen immer hingehn, und Bekanntschaft mit ihr machen. Sprich nur, ich schickte Dich. — Oder die Viertelstnn« de kannst Du Dich schon noch gedulden , dis ich weinen Gang gemach: habe, nicht wahr? — Welch Zeit ists jetzt? A'iz. (In. Verlegenheit sucht in der Tasche.) Meine Uhr, Johann ? Johann. (Sucht auch in Her Tasche.) Ich habe sie nicht! Graf. Was? Die schöne goldene Nepetir« Gr, die ich Dir erst vor'm Jahre schenkte? Hnz. Enüdiger Onkel, ich habe sie — B 5 Graf. r6 Der Revers, Graf. Doch nicht etwa auch verkauft wie melne Statuen? Johann. Ey bewahre.' Ich will Euer Gna. den dienen: Die Uhr war zwar eine recht gute Uhr, dagegen ist nichts zu sagen; ein herrliches Werk: Aber sie hatte nur den Einzigen Fehler, daß Ae immer um fünf und zwanzig Dukaten zu spät gieng — Graf. Um fünf und zwanzig Dukaten? Iohann. Ja, gnädiger Herr, und da half Sein richten und kein stellen! W>r schlossen da» raus, daß sie Zeit brauchte, sich zu erholen und neue Kräfte zu sammeln, und deswegen haben wir ffe — Graf. Dsrsezt? Nicht wahr? Johann. Um Verzeihung! Nur einem gu» r'en Freunde ausszuheben gegeben — Graf. Schdn! Da wirds wohl der Dose mit den Brillianten nicht besser gegangen seyn? Johann. Sie ist mit der Uhr in einerlei) Schranke Sey dem nämlichen guten Freunde auf» bewahrt. Aus blosser Lrebe zu dieser Doselge» wdhnte sich mein Herr das Tvbackschnupfen so stark an, daß es ihm der Arzt untersagte, weil es für seinen Kopf hdchst schädlich war. Da war also kein anders Mittel als sich ste aus den Augen zu schaffen, denn mein Herr hätte sich sonst zu kode geschnupft. Denken Euer Gnaden nur, oft brauchte er in einem Tage drey Pfund! Graf. Ey so lüge Du und der Henker.'-^ Hm! hm! Also Uhr und Dose versezt- Iohann. Euer Gnaden sollten unsre Vor» Acht loben! Solche Kostbarkeiten vertraut man niemanden so geradehin auf sein ehrlich Gesicht an , denn die Welt ist heut zu Tage gar zu schlimnz. Wir haben u«S also lassen hundert Du« ein Originallustspiel. 27 Dukaten zum Unterpfand dafür geben. — Wenn Euer Gnaden daS versetzen nennen, so — Friz. Gnädiger Onkel, ech brn wohl recht strafbar — Graf. Ja Bube! wenn ich Dich nicht so ließ hätte! — Wenn Du mir nur mein schönes Lust» ' Wäldchen nicht so ruinier hättest! — Ich muß wahrhaftig gehn, sonst fang ich noch an mit Dir zu zanken! (Er geht.) — Also in einem halben Stündchen! (Ab.) Friz. DaS gieng besser als ich dachte ! Johann. Sagt' ichs doch gleich! O Ihr On¬ kel ist die Gutherzigkeit selbst. Friz. Und nun Johann, denke Dir mein Glück! Henriette, die ich so lange gesucht, nach der ich so lange geseufzt habe, hier — Johann. Und fünfzig Dukaten die wir so lange gesucht, nach denen wir so lange geseu?» zet haben, (auf seine Tasche zeigend) hier — Fr-z. Denke Dir nur das: In demselben Hause, in demselben Stock nut meinem Onkel! Johann. O es ist um für Freuden zu ver¬ zweifeln! Und in demselben Stock, in densel» ben Zimmern mit Ihrem Onkel auch das Fräu» lein Edelberg, Ihre hofnungsvolle Braut. — Zriz. Denke mir daran nicht! Ich will sie Nicht. — Johann. Aker gnädiger Herr, — haare hunderttausend Gulden! Friz. Siehst Du Johann, lege in diese Wag» schaalr eine Mll.on, und in die andre Henriet» tcn— steh wir die Million in die Höhe fliegt! (Geht.) Johann. (Für sich.) Und zwey Jahr nach der Hochzeit legen wir vielleicht die gnädige Trau m dir eine WagschMe, und tausend Eul« den- LI Der Revers, den in die andre, und puh! wie die gnädige Frau in die.Höhe fliegt! (Ab,) Zweyter Aufzug. Erster Auftritt. (Wohnung des Grafen Frohburg.) NcmetLe von Edelberg (allein.) Hm, hm! Schon vier Wochen ist er hier, und hat sich noch nicht bey uns gemeldet. Das ist mir em sauberer Liebhaber! Der Anfang ver» spricht etwas. — Ich wollte, er käm in seinem Leben nicht! — Und gleichwohl wünschte lch doch auch zu wissen, wie er aussiehr? Ob er wohl so hübsch ist wie mein Karl? — — Was mein Anblick wohl auf ihn für eine Wirkung machen wird? Ich dächte, so gar übel hätt' ich mich eben nicht angezogen?— Und ausgeschla« fen hab' ich auch, meine Augen sind ziemlich munter.— Hm! es wär mir doch fatal wenn rr sich in mich verliebte, und gleichwohl würde es mich auch verdrüffen, wenn ich ganz und gar keinen Eindruck auf ihn machte! — Gas das für ein Wirrwarr in meinem Kopfe rst! — Wir Mädchen sind doch sonderbare Geschöpfs : Aus Neugier und Eitelkeit zusrmmengesezt! ein Origitmllustsprcl. «9 Zweyttr Auftritt. Nanette, Lischen. Lischen. (Geheimnißvsll.) Gnädiges Fräu« kein, ist nn Offizier da, der nach dem Herrn Grafen fragt. Nanette. ^Schnell.) So?— (Auf einmal an sich haltend.) Und was geht das mich an? Was interessiren mich die Leute, die nach dem Grafen fragen? Lischen. (Verörüßlich.) Nun, wenn es Tie nichts angeht--mich noch weniger! Nanette. Wie steht er aus? Lischen. Ich hab' ihn nicht so genau befehlt. Nanette. Du wirst doch wissen, ob er alt oder jung ist? Lischen. Wie gesagt, ich weiß kein Wort? Nanette. Was trägt er für Uniform? Lischen, Auch darauf hab' ich nicht Achtung gegeben. Nanette. Weiß Sie wohl Mamsell, daß Sir ein wahres Gänschen ist? Lischen. Gnädiges Fräulein, ich wollte ihn anfänglich genauer betrachten, aber ich dachte nachher: „Mas interessiren mich die Leute, die Nach dem Grafen fragen?" Nanette. Ich glaube gar, Sie beliebt mich zu parodiren? Lischen. Aber ists auch recht, gegen mich die Zurückhaltende zu spielen, gegen mich, die von Jugend auf Ihre Dertraute war? Muß mich das nicht verdrüßen? — Wenn ich nur recht böse seyn könnte.' — Aber — (sie küßt ihr die^and) — und damit gut. — Hören Sie, ich will wetten, der Offizier ist der für Sie be» stimmte Bräutigam. Lm Vertraust, er steht nicht zo Der Revers- nicht uneben aus. Er hat in seinem Gesicht und in seiner Person so etwas — wie soll ich saaen? — so etwas, das einem Mädchen schon gefallen kann. Freylick Sie, die Sie den Kopf von Ihrem Herrn von Seeburg voll haben, Sie werden das schwerlich finden— Aber eben fällt mir ein, daß es unhöflich von mir ist, ihn so lange im Vorzimmer warten zu lassen — DaS Anschn haben Sie ia umsonst — (Im abgehn.) Ich werde ihn indessen hier hereinführen! (ab.) Narrette. Was soll er denn Scy mir? Fübre ihn doch zum Grafen hinüber! — Das ist ein unbesonnenes Ding! Was soll ich nun mit ihm anfangen? L'schen (welche -en jungen Frohburg her^- eknführt.) Haben Sie die Gnade, hier em we« uig zu verziehn, ich werde es dem Herrn Gra« len gleich sagen. (Ab.) Dritter Auftritt. Nanette, und Friz Frohburg. (Einige stumme Komplimente von bcyden Seiten.) Nanette. (Schielt einigemal nach ihm hin. Für sich.) Hm! Nicht so gar übel! — AVer er ist doch nicht so hübsch als mein Karl! Friz. (Für sich.) DaS Dämchen scheint eine Kenneriim zu seyn. Wie sie mich kunstverstän» Lig ansieht! Nanette (Für sich.) Was das für ein stum¬ mer Kavalier ist! Friz. (Für sich.) Sie ist nicht häßlich, aber mich macht sie doch nicht ungetreu! Nanette. (Für sich.) Lch muß nur den An« fang machen, wenn ich erfahren will, ob er re« Len kann. — (Laut.) Sind Sie schon lange nc un ^lari? " — Nanette. Ein herrliches Ideal von einem ehelichen Leben! 8riz. Um Verzeihung mein gnädiges Fräu» lein es ist Portrait! — Wo war ich denn nun gleich mit meiner Malerey?—(8ortf«hrend.) Wenn ich Sie ja einmal mit einem Besuche von mir belästigen will, so laß ich mich gewisser Ur« fachen wegen ganzer zehn Minuten vorher an» melden. Ich gebe Ihnen aber mein Wort, daß das äusserst selten gescheh» soll ; nur bey besondern wichtigen Vorfällen die sich etwa in unsrer Familie ereignen, als zum Brysyiel, wenn etwa eines von meinen Wagenpferden krank ist. Ich trete in Ihr Zimmer, und finde Sie in einer reizenden Morgrnkleidung neben Ihrem Liebhaber auf der Ottomane. Er will «ufstehn; „R.sstss äonL! II n'/a x>rs czuoi!" sagen Sie, indem Sie ihn hasten, und näher an ihn anrücken, damit ich auf der andern Sei» re Plaz habe. Ich trage Ihnen meine Noth »ob, und bitte Sie um Ihren Wagen, weil ich schlechterdings zu meiner Schönen fahren, und ihr zu ihrem Namenstage Glück wünschen muß. Sie sind so artig und bewilligen mir ihn, ich küsse Ihnen die Hand, und hüpfe trällernd aus dem Zimmer, so froh, so heiter, als nur im» wer ein Ehemann seyn kann, der von seiner Frau geht. Ihr Liebhaber, der mich seit unsrer leztern Entrevue im Augarten schon lange w>e» der aus dem Gedächtnis verlohren har, fragt wieder „Hui sst cst OKcisr, lVlLäams?"" „He ruon visu lVlonlisur," antworten Sie lN einem verdrüßlichen Tone, „c'est encors mov man!" Na» ein Sriginallustsplel. Nanette. (AerFerttch.) Um Vergebung mein Herr, wird das noch lange fo fortgehn? > Friz. (Als verstund er sie nicht.) O nein, mit den fahren ändert sich unser Ton. Wenn wir erst sechs sder acht Jahre verheurathet find, dann fanM wir schon an von rrnsthaftern Din» gen zu sprechen. Zum Beyspiel, Sie treffen mich bey einem Feuerwerk, oder in einem Lon» jert' „^pro^oz, moncdsr," sagen Sie zu mir, „wissen Sie nicht, was meine Kinder „ machen?" — „ Nein ms ckere, ich weiß kein Wort.' Warum?"— „Die Gräfinn Sperl sag- „te mir vor acht Tagen, mein ältestes Fräu» „lein hätte die Blattern; ich habe hundertmal „wollen nachfragen lassen, aber mein Gott, „man hat so tausenderley Dinge im Kopfe!"-- Sechster Auftritt. Vorige, Graf Frohburg , welcher Hen¬ rietten geführt bringt. Graf. Seht einmal Kinder, was ich da für einen Fund gerhan habe! Liebe Nani, da bring ich Ihnen eins allerliebste Hausgenossinn.' Nanette. (Rüßt sie.) Ich freue mich unend» lich— Aber wie kommts, daß wir nicht eher das Glück hatten Ihre Bekanntschaft ;u machen? 8-nriette. Ich bin erst gestern Abend ganz spät hier angekommen, Graf. Ja, und wenn ich Sie nicht ausge» stöbert hätte, mein schönes Fräulein — kann ich mich doch nicht auf Ihren Namen besinnen — La so! Jetzt besinn' ,ch mich. Sie haben mir >hn sa noch nicht gesagt. Zenriettr. Henriette von Fernau. L Z Hrqf, Der Revers, ö§ Graf. Henriette! Allerliebst! Ein recht lic» Ser Name daS! Ich weiß nicht, von Jugend auf bin ich in den Namen Henriette vergebt gewesen! — Apropos! Ich muß Ihnen doch auch meinen Neffen vorstellen! Das ist ein lm siiger Zeifig. Aber im Lertraun, das fielt im Frohburgschen Blute ; wenn das ausgcbraußt hat, so werden immer die besten Leute draus. Zenriette) So wie aus den lustigen Mädchen immer die besten Weiber werden. Graf. Erne herrliche Bemerkung! Zum küs» sen schön! — Nun Neffe , was stehst Du denn da wie eine hölzerne Bildsäule? So küsse doch dem Fräulein die Hand! Du bist ja sonst nicht so blöde?— (Friz geht zu Henrietten, und spricht leise mit ihr.) Oder henkst Du etwa/ Maui wird eifersüchtig? Nanette. Nein wahrhaftig, das werd' ich Nicht! Wenn er vor allem so sicher ist—- Graf. Wird noch kommen! — Apropos, was sagen Sie von meinem Friz? Wird er nicht einen guten Ehemann abgeben? Nanette. O den besten von der Welt! ZD mal wenn er dem Plane getreu bleibt, den er mir von seinem künftigen ehrlichen Leben vor¬ gelegt hat — Graf. Was? — Der Wetterjunge hat einen Plan gemacht? Hm, das Plan machen ist doch sonst der Frohburge Sache nicht, so lange str noch in dem Alter find; hält ich doch das nicht in idm gesucht. — (Zu Fiiz der immer noch leise mit Zenrietten spricht.) Aber man seht doch! — Herr Neffe, sag' Er dock seine Gallan» lerien laut, wenn ich bitten darf, damit man auch etwas davon hört. Nanette. Ww werden so viel nicht verlohn NN haben! Graf. ein OriginallujWeft Graft Sieh Neffe, lauter verliebter Ver» druß! (Er stößt ihn zu Nanetten.) Kourage! Schmide das Eisen, weil es warm ,st! — (Zu Henrietten.) Ihr Mädchen seyd doch rechte kiei« ne Tyraninrn!-- Sehen Sir nur wie dre Nani die Grausame allerliebst zu spielen weiß, ste sieht ihn nicht einmal an : Und das b!oö weil rr mit Ihnen gesprochen Hst! senr-ette. Ts sollte mir unendlich leid thun, wenn ich unschuldiger weise Anlaß gegeben—- Graf. Unschuldiger weise? Wie das so al» lerliebst unschuldig klingt! Nein mein schönes Fräulein; mit Ihren Augen, mit Ihrem Mun» de, mit Ihrer Gestalt giebt man einer Verlieb» ten nicht so ganz unschuldigerweise Anlaß me Eifersucht. — Mer machen Sie Sich keine So» gen. Ohne das hätte sich das Mädchen viel¬ leicht noch lange nicht verrathen, und nun weiß ich doch hübsch wie ich mit ihr dran bin. Da sse ihn doch einmal heurathen soll — Lenriette. Wen? Den Herrn von Frohburg ? Graf. Ja, es ist schon so gut als richtig. In einigen Lagen denk ich sollen sie ein Paar seyn. — Und Sie mein schönes'Fräulein, wie siehrs mit Ihnen? WirdS Nicht auch bald heis¬ sen, gnädige Frau? Henriette. Leider will mich der alte Baron dazu machen, aber noch sperre ich mich aus allen Kräften dagegen. Graft Da haben Sie auch sehr Recht, daß Sie den alten Esel — Siebenter Auftritt. Vorige, Baron Seeburg. Graf. (Der ihn zur Thür hereintreten steht, bricht auf einmal ab, und lauft auf ihn zu.) L 4 Je, Der Revers, Le , liebes Herzensbrüderchen, gehorfamstee Diener! Gerburg. Ey, lieber Graf!-— Alfs wohn' ich mit Dir in eenem Hause? Das freut mich ! — Wußt ich doch nicht wo mein Jettchen hin» gekommen wärIhr Mädchen sagte mir, es rvär een Herr zu ihr gekommen, und hätte sie hier herüber geführt. Graf. Der Herr war ich. Ich gieng dran» fen durch den Avrsaal, sgh Zimmer halb »ffen, kuke hinein, und seh das liebe Kind mutterallein drinn sitzen. Du weißt von Al» kers her, daß iS nicht kldde bin, sobald dis Zstede von einem hübschen Mädchen ist; ich mach» te allo Bekanntschaft, und erfuhr, daß sie mit meinem alten Freunde Seeburg hier wäre -» Du bist doch nicht böse? Seebnrg, L), gar nicht! Mir Dir hat das fo viel nicht zu bedeuten! Graf. Hbre, sage das nicht so laut, gewisse Leute kdnnten glauben, der Need spräch aus Dir, Sesbury. (Leise.) Hbre, wer ist denn der Offizier dort? Graf. Mein Neffe, untcrthänig aufzuwar« len. Seeburg. So? (Er winkt Henrietten mit Ler Zand,, daß sie sich entfernen soll.) Graf. Ich glaube gar alter Knabe, Du bist eifersüchtig? — Unter uns: Von dem hast Du rückts zu besorgen; der sizt dorten (uufNn- nette zeigend ) fest. Seeburg. Nun, nun, nun, solche Herren nehmens nicht so genau. Sie flattern um di? Mädchen, wie die Schmetterlinge um die Ro» sen. (Laut.) Liebes Jettchen, ich habe deq Schneider bestellen lassen, ich glaube er wird - schon drüben warten» Hxgf. ein OrigirmllujWel. 41 Graf. O, so laß ffe doch noch da. GeebrrrF. Es geht nicht ! Der Mann hat mehr zu thun, und es ist wegen der BrauMeH der. Graf. Aber ob er nun fünf Minuten —7 Henriette. (Dem Gxafen einfallen-.) Las» sen Sie das, ich bitte— Sie sehen, der Here Baron sucht alles mögliche hervor, sich mir recht sehr angenehm zu machen. (Sie beur¬ laubt sich.) Nanette, Ich werde das Vergnügen haben Sie zu begleiten. (Ub mit ihr.) 8riz. (Kür sich.) Die Gelegenheit muß ich nützen!- (Laut.) Lieber Lnkel, ich habe einen Gang — Graf. Geniere Dich nicht- (Ariz ab.) Achter Auftritt. Graf Frohburg, Baron Seeburg» Baron. ( Kür sich.) Ah, dem muß ich den Paß verrennen. (Er will ab.) Graf. (5'alt ihn fest.) Nun? Wo willst denn Du schon hin? Sesburg, Ich habe BerrichNMcn — Graf. Die wohl einigen Aufschub leiden kdnnen, denk ich? GceburF. Wahrhaftig Brüderchen, ich muß-^ Graf. Dableiben, und mit mir plaudern wußt Du! Wir haben einander fast in neun nähren nicht gesehen -- Teebury. Eben deswegen kanns doch wohl lwch einige Minuten anstehen? .Graf. WaS fällt Der denn so geschwind ew? Ich härre grosse Lust Dich weidlich aus» Machen. EH Sge- 4» Der Revers, - öSrsbuvF. Warum denn auslachen? Graf. Daß Du so ein Narr bist. Was gilts Du bist eifersüchtig auf meinen Neffen? Seebur§. Und was gilts, ich habe Ursachen dazu? Graf. Höre Brüderchen, Du mußt ein ver« dämmt schlechtes Zutrauen zu Dir selbst haben, wenn Du so leicht Ursachen zur Eifersucht stn« Len kannst? Seedurg. Mit Deiner Erlaubniß, eben nicht so gar leicht! — Was meinst Du : Er hat schon diesen Morgen von der Straffe hinauf zu ihr geliebäugelt — Graf. Hat er? Ha ha ha! Das ist em Wetterjunge l GeeburF. Hat den Bedienten zu ihr hinauf» geschickt — Graf. Das hat er dumm gemacht s In der« gleichen Angelegenheiten gehn die Frohburge sonst allemal selbst: Das stekt so in unserm Blute. SeeLury. Nun ja, das wollte er auch. Ec ließ sich bey ihr anmelden. Aber sie hat lhn schdn abgeführt. Graf. Hat sie? SeeburF. So wie ich nach Hause kam, er« zählte sie mirö. Ich gierig gleich hinunter, und laS ihm den Text. Graf. Und er ließ sich ihn von Dir lesen? SeeburF. Nun ja! Was wollte er machen? Ich hatte ja das Recht m Händen, und abläug« neu konnte ers nicht. — Kurz ich traue ihm nicht, sage ich Dir.' Graf. Du machst gleich aus der Mücke einen Eleyhanten. Was Du mir da gesagt hast, das ist nichts weiter, als einer von den närrischen tollen Einfällen, die in der Frohbmgischen Fck ge» blendet haben, nicht wahr ? He he he! Nur zu, Neffe, ich sehe es gern daß Du so recht m sie verliebt bist. — Wieder auf das Fräulein zu kommen: Stell Dir vor Friz, das arme Kind soll die Frau des alten Barons werden! Friz. So?— D« ist sie wirklich recht seht zu beklagen! Graf. ein Originallustspiel. 47 Graf. Das mein ich auch! — Höre, vbs denn gar kein Mittel gäb, sie dem alten Knau» ser aus den Zähnen zu rücken? Kriz. Das käm darauf an! — Hätten Sie eine andre Parthie für sie? Graf. Ich?— Je nun, ich— wüßte wohl allenfalls cine,— aber — nttn, es geht nicht! Friz. Warum denn? Es muß alles in der Welt gehn, so bald mans recht anfängt. Graf. In der Regel fängt man so eigent¬ lich— bey dem Anfänge an! Aber der Henker finde den!— Ich kann Dir sagen, das Mäd» chen dauert mich herzlich! Friz. Mich auch, lieber Onkel! — Ick kann unmdglich glauben, daß sie den alten häßlichen Baron gern nimmt. Graf. Den Teufel wird sie!— Höre Friz, es ist mir da vorhin ein Gedanke durch den Kopf gelaufen — aber — es geht nicht! ' Friz Nun? Und dieser Gedanke? Graf. Ich dachte so bey mir selbst: Daß Mädchen ist so hübsch, so allerliebst, so schar» mant, daß sie wohl verdiente, in die Familie der Frohburge zu kommen. Friz. Aber die Art, wie sie in unsre Fami» lie kommen sollte, lieber Onkel? Graf. Ja, siehst Du, eben da stecktS! — Drum, ich sagte es ja gleich daß es nicht gieng! Friz. (Für sich.) Ah, guter Onkel, auf dir Art fängst Du mich nicht! Graf. Durch einen von uns Seyden müßte es nothwendig gescheh». Du hast aber schon das Deinige, und ich? — He he Hel — Ich? (Lacht gezwungen.) Friz. (Für sich.) Was Teufel? Ich glaube er ist selbst geschossen!»»' (Laut.) Nun , und Vie, lieber Onkel? Graf. 4S Der Revers, Graf. (Zwingt ffch noch starker zu ?a» chen.) Ich? — ach geh doch weg! Frir. Nun warum denn nicht? Da seh ich Nichts lächerliches! Graf. Geh doch!— Ich!— Du willst mich zum Besten hasten ! Ich, auf meine alten Tage noch heurathen ! Frrz. Aus Ihre alten Tage! Wie alt find See denn? Sechs oder acht und vierzig — Graf. Leynahe Fünfzig, Neffe! Friz. Und wenn auch! Immer noch nicht zu Slt. Besonders bey Ihrer Konstitution — Graf. Das ist wahr, gesund bm ech, Gott lob! Friz. Und Setz Ihrem Humor — Graf. Familienblut , Neffe! Friz. Desto dauerhafter ist er. Glauben Sie mir, lieber Onkel, Männer wie Sie machen bey den Mädchen gewiß mehr GUrE als die jungen Lassen, wie man ste in den Mittags» stunden zu Dutzenden auf dem Graben herum« laufen steht; junge Greise, die ichon im zwan» zigsten Jahre so überreif äusseren, wie wurm» stichiges Obst, an denen man den Kopf ganz und gar vermissen würde, wenn es nicht ehre Friseurs durch ihre Zauberkünste so weit ge« Kracht hätten, daß es von Ferne ausfieht als Härten ste einen, und sie das Herz zu weitet nichts haben, als, damit eine Schleuse da ist, Lurch welche das Blut laufen kann. Graf. Also Neffe, Du meinst — Zriz. Ich meine, daß Sie thun können was Sir wollen, ohne irgend jemanden darum zu fragen. Graf. Aber die Welt wird lachen — Zriz. Wer sich daran kehren wollte, müßte zsr nichts vornehmen, ES giebt keine Hand¬ lung, ein Originallustspiel. 49 lung, und wenn sie auch an sich noch so veniüns» lig ist, die nicht wenigstens einem halben Schock Narren lächerlich vorkommt. — Lachen Sie wie» der, und wer zulezt lacht, ist der Klügste. Graf. ( Springt auf ihn zu, und küßt ihn.) Spitzbube ! Das hast Du mir aus der Seele gestohlen! — Also so weit wären wir. Nun kommtö nur noch auf den kleinen Umstand an, ob mich das Mädchen will? Friz. Je nun, eine Frage steht Ihnen j« frey. - < Graf. Ja, aber wie die thun? Mündlich? Der Alte bewacht sie gewiß wie ein Drache. Ueberdem muß ich Dir aufrichtig sagen, ich fürchte mich für der dummen Figur die ich ma» chen würde, wenn sie mir etwa einen Korb gäb. — Was meinst Du, wenn ich an sie schrieb? Friz. Das gieng an. Graf. DaS will ech auch gleich thun. Da mußt ihr aber den Brief übergeben. (Gebt ab. ) Friz. (Allein.) Ha ha ha! Mein OnkeL verliebt, und ich sein Merkur! Ich soll ihr den Brief zustellen? Guter Onkel! Wenn ich sonst mit guter Art an Henrietten kommen könnte, ich hätte andre Sachen bey ihr zu thun, als ihr deine Briefe zu bringen! Graf. ( Romnrt wieder zurüL. ) Hdre Neffe, der Brief braucht wohl nicht gar zu lang ru seyn? Friz. Bewahre lieber Onkel! Je kürzer je kesser ! Graf. Kurz und bündig, nicht wahr? Ohn» refähr so: „ Sie gefallen mir aufferordr-much »schöne Henriette. Wenn ich hoffen dürfte, »daß ich Ihnen bester gefiel als Ihr alter Br» D „ron- AO Der Revers, „ron, und daß Sie mir meine fünfzig Jahre „verzeihen könnten " — Siehst Du, meine fünfzig Jahre verzeihen, das ist ein guter Auf¬ druck , nicht wahr? Friz. KlingtS doch, als ob Sie Sich fie für eine Sünde anrechneten! Graf. In den Augen eines achtzehnjährigen Mädchens ists immer eine schwere Sünde, fünf» zig Jahre alt zu seyn!— also: „verzeihen kdnn» „len, so würde ich Sie um die Erlaubniß bit» „ten/ mich zeitlebens nennen zu dürfen, Ihren „ganz eignen Franz Grafen von Frohburg." Ists so recht? Friz. O ja, lieber Onkel, völlig gut! Graf. Nun so komm. Ich wills geschwind aufschreißen; dann mußt Du aber auch gleich sehn, wie Du ihr den Brief zupraktizirst. Du weißt, ich warte nicht gern lange. (Leyde ab.) Dritter Aufzug. (Wohnung Les Barons,) Erster Auftritt. Baron Gerburg, Karl Secburg. Rarl. Sie haben mich rufen lassen, mein Vater. (Er will ihm die Zand küssen, die der Aaron zurückzieht.) Aaron. Gehorsamer Diener! Keine Ungs^ legenheit!— Höre Karl, ich machte gern mit Dir in Richtigkeit kommen. Rarl ein Qriginallusispiel. §r R«rl. Mit mir, mein Vater? Baron. Man kann nicht wissen: Es ist so um Lebens und Sterbens willen. — Sage mir doch einmal, wie hoch schätzest Du wohl mein Vermögen? Rarl. Wie kommen Sie aus diese Frage? Baron. Ich habe meine bcsondern Ursachen dazu. Sieh es giebt Leute die mich für sehr reich ausschreyen. Weiß der Himmel wie riet Tonnen Goldes ich haben soll. Aber glaube von dem allen nichts. Mein ganzes Vermögen beläuft sich etwa auf vierzigtausend Gulden. Wie, wenn ich Dir nun sogleich die Häufte davon hier in der Stadt auszahlen ließ, und Du gäbst mir einen Nevers, worinn Du Dich von allen Ansprüchen an mich oder mein Der» mögen feierlich los sagtest? Rarl. Ich erstaune! Und wozu das? Baron. Weil ich nicht leiden kann, daß es ein Geschöpf giebt, das den Augenblick kaum erwarten kann, wo ich die Augen zudrücke. Rarl. Und dieses Geschöpf soll ich doch nicht seyn? Baron. Wer sonst? Ich habe ja sonst kein And. Rarl. Mir können Sie so etwas zutrauen, mein Vater? Wodurch habe ich das verdient? Wenn mir je dieser strafbare Gedanke — Baron. Strafbar! Paperlapap! — Sieb Karl, wenn Du auf einem Platze stehst, auf dem ich gern stehn möchte, von welchem ich Dich aber gewaltsam vertreiben entweder nicht kann, oder nicht will, so stell' ich mich wenigstens ne» ben Dich, und laure bis Du weggehst. Darinn Nb ich nichts strafbares. Das ist ja so natür» sich! So machen es die Kinder gerade auch, die »sn ihren Eltern eine reiche Erbschaft erwar» D » len. ZL Der Nevers/ ten, und Du wirsts aewiß um kein Haar kesser machen.— Also besinn Dich nicht lange; setze Len Revers auf — Rarl. Alles in der Welt, mein Vater, nur das nicht! Baron. Weißt Du was? Ich will noch fünft tausend zulegen: Also fünfund zwanzigtausend— Rarl. Nicht für hunderttausend, mein Va¬ ter! nicht für Ihr ganzes Vermögen! Baron. Höre, mach mich nicht böse! Rarl. Wie? Ich sollte mich so ganz von Ih¬ nen losreissen? Wenn ich das Unglück hatte, Ihnen zu mißfallen, so lassen Sie mir doch we¬ nigstens den Trost, daß ich Sie noch Vater nen¬ nen darf. Ich würde mich selbst verachten, wenn ich dieses heilige Recht, das mir die Na¬ tur gab, für Geld an Sie verkaufte! Baron. An mich verkaufte! Rarl. Und was thät ich durch diesen Re¬ vers anders? Nein! ich habe grosse, ich habe geheiligte Ansprüche an Sie, deren ich mich, so viel ich weiß, noch nicht unwürdig gemacht ha¬ be; aber diese Ansprüche betreffen nicht Ihr Vermögen, fle betreffen Ihr väterliches Herz. Baron. Sieh nur was Du da für albernes Aeug schwatzest, und hernach.verlangst Du auch noch,chaß ich Dich lieb haben soll!-Hbce einmal Karl, Du kennst doch einen gewisse» Graf Frohburg? Rarl. Ja mein Vater. Baron. Und auch die gewisse Fräulein Na- nette die bey ihm ist? — — (Rarl schweigt betroffen still.) Siehst Du? Ich weiß Deine Streiche alle! Du hast ein Auge auf sie, gesiebr nur! — Hbre, wenn ich Dir nun zu ihrem Bk' sitz verhälfe? Rarl. Mein Vater! Ba- ein Originallustspiel. Az Baron. Aker den Revers? Rarl. Sie setzen mich auf eine harte Probe! Bacon. Also wir sind einig? Rarl. Nanette! — Du bist der Preiß.' — Eie haben mein Wort! Aber alsdenn müssen Sie mrr erlauben, daß ich nicht nur auf einen Tbeil, sondern auf Ihr ganzes Vermögen Der« zieht thue. Baron. Nun, damit Du siehst, daß ich kein unbilliger Mann bin, auch das bin ich zufrie« den. Du wellst also die fünf und zwanziglau» send Gulden nicht? Rarl. Nein mein Vater, denn ich möchte Eie so gern überzeugen, daß ich das Geschöpf nicht bin, daö auf Ihren Tod wartet. Baron. Wie Du nun bist! Hast Du das schon wieder übel genommen?-- Sag mir einmal, hat Dich Nanette gern? Rarl. Ich schmeichle mir's. Baron. Ah was schmeicheln! Gewiß mußt Du Deiner Sachen seyn! Rarl. Ich habe das feyerliche Geständniß von ihr, daß sie mich liebt. Baron. Wenn das ist, so will ich Dir einen ganz leichten Weg zeigen, wie Du sie erhalten kannst, (vertraulich.) Du mußt sie bereden, daß sie mit Der davon läuft. Rarl. Und diesen Nath können Sie mir geben? Baron. Und warum denn nicht, wenn man so frey seyn darf zu fragen? Rarl. Wie? Ich sollte ein Mädchen, das ich wie meine Seele liebe, deren Ehre mir so theuer ist als mir merne eigne nur immer seyn kann, zu einem Schritte verleiten — Baron. Nun, nun, nun! Da haben wir den HriUenfänser! Ukber den erschrecklichen Schritt D Z wenn ;4 Der Revers, wenn ein Mätzchen mit ihrem Liebhaber «in we» >ig davon läuft, um ffch alle Weitläufigkeiten zu ersparen.' Rarl. Mein Vater, wir denken vielleicht über diesen Punkt verschieden — Baron. Wie über so viele Andre! — Aber das ist heut zu Tage so der Gebrauch der Herren Gbhne: Das Ey will immer klüger sryn als die Henne. Zweyter Auftritt. Vorige, Henriette. Baron. Sieh Karl, da kommt Deine künf» lige Stiefmutter. Rarl. (Mgcht ihr eine ganz gleichgültige Verbeugung, und dreht sich dann schnell zu seinem va er. salb laut.) Und doch können Sie kein Geschöpf leiden, das auf Ihren Tod wartet? Baron. (Drohend.) Bst! Junge! Lenriette. (Empfindlich.) Ich danke Ihnen für dieses verbindliche Kompliment, Herr La» ron. — (Für sich.) Das fehlte noch! Rarl. Ich bitte um Verzeihung, gnädiges Fräulein. Es war von jeher mein Fehler, daß mir das Herz auf der Zunge fitzt. Ich würde heucheln, wenn ich Ihnen sagte, daß mir der Entschluß meines Vaters sich wieder zu verhcu» rathen Freude machte. Aber glauben Sie ja nicht, daß das Eigennutz ist. Nein, nehmen Hie das ganze Vermögen hin, das ich zu hoffen habe, und geben Sie mir das zurück was Sie nur raubten! Das Herz meines Vaters! Zenriette. In der That Herr Baron, Sie könnten Mich um nichts bitten, das ich Ihnen Ml heüerly Herzen -rwilligtt. Ba- em Originallustspiel. Baron. (Zupft sie.) Ist das ähr Ernst? Henriette. (Ein wenig verlegen.) Sie hören ja, daß ich — Baron. Nun nun! Ich merke wohl, daß Sie es nur so sagen, um ihn zu beruhigen! — (Laut.) Hören Sie einmal, liebes Jettchen, ich hatte eben einen Streit mit meinem Sohne, den Sie entscheiden sollen. Er ist in ein jun» ges, reiches und hübsches Mädchen verliebt — Zenriette. Jung, reich und hübsch? Da ent» scheid ich, daß der Herr Baron sehr Recht hat. Rarl. Das gnädige Fräulein find bey sehr guter Laune! Zenriette. Das bin ich gemeiniglich, wenn sich gewisse Leute vornehmen mir fie zu verderben. Rarl. Ich verstehe den Wink! (Er will sich beurlauben.) Baron. (Ihn zurückhaltend.) Wo willst Du denn schon hin? Wir müssen ihr doch erst den Fall ganz auserzählen. — Der Vormund des Mädchens hat aber andre Absichten mit ihr — Henriette. Er will fie vermuthlich für sich selbst behalten? Baron. (Mit wrchtigschlauer Miene.) O nein! So klug find nicht alle Vormünder! — Er hat fie für einen andern bestimmt, und will sie also meinem Sohne durchaus nicht geben. Nun hab' ich ihm gerathen, er soll fie entfüh¬ ren— Lenriette. Nun? Und der Herr Baron? Baron, Denken Sie nur, da hat er mir rin Langes und Breites von Ehre, von Schrit» ten und Gott weiß wovon vorgeschmazt! Henriette. Aber wissen Sie auch, daß der Herr Baron sehr Recht hat, wenn er allerhand Bedenklichkeiten dabey findet? Es läuft sich D 4 nicht z6 Der Revers, nicht so geschwind davon als manche Leute glau» ben. Baron. Ach warum denn nicht! Wenn mans sonst klug anfangt! Henriette. Und glauben Sie denn, daß sich Las Frauenzimmer sogleich wird willig dazu fin» Len lassen ? Baron. Da wär sie wohl nicht klug wenn fie's nicht thät. Ehe sie sich einen Mann auf» dringen läßt, den sie nicht mag, ist'ödochzwan» zigmal gescheuter, sie vergleicht sich mit einem der nach ihrem Geschmack ist. Zenriette Aber das Skandal das ein solcher Schritt giebt — Baron. Gutes Jettchen! Manhbrts, daß Sie noch nicht viel m der grossen Welt gewesen sind! Ueber das Skandal geben und Skandal nehmen ist man in unfern Zelten längst weg: — Ueberdem, muß so eine Sache nicht ruchtbar werden, denn wenn ste es wird, so ist allemal die Einfalt der Eltern vdor der Vormünder schuld. Wer wird denn da gleich Lermen ma¬ chen ? Man sagt, das Fräulein ist ins Bad, eder auf die Güter, oder zu einer Verwandten Kereißt; der Herc G ass, der Herr Baron der und der hat sie ein wenig begleitet, weil ihn sein Weg gerade auch in die Gegend führte. Wenn dann der Paris mit seiner Helena wie»- der zurückkommt, so wird die Vermählung de¬ klarier , und damit gut. senriette. Wahrhaftig, Sie machen Einem Las Ding so süß, daß man ordentlich Lust be» kommt, davon zu laufen! Wenn gleich einer da wär, der es mit mir versuchen wellte, wer wüßte — Rar!. ein Orrgmallusispiel. §7 Rarl. D mein Fräulein, für Sie steh iS. Die goldenen Fesseln die Sie hier binden sind zu stark — Zenriette. (Aeusserst empfindlich.) Wahr» haftig Herr Baron, Sie spielen den Stiefsohn gegen mich schon so natürlich, noch ehe ich Ihre Stiefmutter bin, daß—(sie faßt sich schnell wieder, und nimmt ihren naiven Ton an) ich auch einmal die Stiefmutter gegen Sie spie» len muß. (Römisch pathetisch.) In Kraft und Gewalt also des Ansehns, welches Ihr Herr Later mir über Sie zu übertragen im Begriff steht , befehle ich Ihnen hiermrt, so bald als möglich mit der Geliebten Ihres Herzens auf rind davon zu gehn. Auch ist mein ernstlicher Wille, daß Sie stehendes Fusses zu ihr eilen, und rhre Einwilligung dazu erbitten— (wieder im natürlichen Tone) dl? sie Ihnen auch ge¬ wiß nicht versagen wird, denn ein Mann von Ihrer Gestalt undTalenten, du lreberHimmel! wozu kdnnte der ein Mädchen nicht bringen ! Rarl. Diese feine Art mich gehn zu heißen macht wahrhaftig Ihrer Erfindungskraft Ehre. (Er »nacht eine Verbeugung die sie erwiedert, und geht.) Aaron. (Ihm nachlaufend. ) Karl! Karl! Hdre doch ! Noch ein Wort! (Ab.) Dritter Auftritt. Henriette (allein,) dann Dorchen. Lenristte. Nun das heißt in der That der Geduld eines Mädchens sehr viel zugcmuthet! Was ich habe an mich halten müssen! Nicht ge- twg, daß mich der alte Herr mit seiner unaus« fichlichen Liebe halb tod martert, bewirthet D 5 mich s8 Der Revers/ mich der Herr Sohn auch noch mitJmpertinem zen. — Aber das muß anders werden! — Wenn ich nur zehn Worte mit meinem Friz sprechen könnte I— Hm! Ich könnte ihm ja wohl auf die Nacht ein Nendesvous geben? — Frey^ lich ist das für ein junges Mädchen een wenig gewagt, aber was hilfts? Noth bricht Eisen. Uebrrdem laß ich wein Mädchen nicht von der Seite, und da — ia das will ich! (Sie sezt sich nieder und schreibt.) „Ich habe Ihnen „Dinge von Wichtigkeit zu sagen. Halten Sie „Sich gegen Mitternacht in der Nähe unsers „Borsaals auf. Mein Mädchen wird Sie er» „warten."— (Sie klingelt. Dorchen er¬ scheint.) Geschwind ein Licht! (Dorchen ab, und kommt gleich rvreder mit dem Lichte.) Dorchen. An wem schreiben Sie denn da, gnädiges Fräulein? Henriette. An meinen Friz. (Indem ße ürgelt.) Ich habe ihn für diesen Abend ein Ren» Hesvous gegeben. Dorchen. Hier? Henriette. Ja! Warum? Dorchen. Aber der Baron? Henriette. Närrchen! Der geht ja immer nach zehn Mr schlafen. Dorchen. Das wär etwas; aber wie soll das Billet an den Grafen kommen? Henriette. Daran hab ich wahrhaftig noch nicht gedacht. — Dorchen wie wär'ö, wenn Du Dir einen Behelf hinaus machtest, und sähst, ob dre ihn oder seinen Bedienten etwa habhaft werden könntest? Dorchen. Der alte Herr steht noch draußen an der Treppe, und spricht mit seinem Sohne. Wenn der weg ist, sg will ichs versuchen. Hen- ein Qriginallustspiel. 59 Zenriette. (Nach einigem Nachstnnen.) Gieb nur das Bittet wieder her; ich habe mich anders reformen. Der Baron mags bestellen, da brn ich sicher daß es in die rechten Hände kommt. Dorchen. Der alte Baron? Ihr Liebhaber? Lenrierte. Ja doch, ja? Mein Bräutigam, wenn Du willst! Dorchen. Der soll dieses Blllet bestellen? Zenriette. Was das für rin Gefrage ist! Vierter Auftritt. Vorige, der Baron. Baron. Liebes Goldjettchen, ich habe mes res Sohnes wegen recht sehr bey Ihnen um Verzeihung zu bitten. Ich hoffe aber, Sie «erden mir's nicht zurechnen, daß er sich so unartig betragen hat. senriette. Ach ich habe ganz andere Dinge im Kopfe gehabt, als auf das zu hdren, was mir Ihr Herr Sohn gesagt hat. Wenn sich nur andere Leute Nicht so unartig betrügen — Baron. Andre Leute? senriette. Jawohl! — Nicht wahr. Sie haben wohl heute früh da auf der Strasse dem Neffen des Grafen Frohburg erschreckliche Din» ge gesagt? Baron. Ich habe ihm den Kopf so gewa» schen, daß er so bald nicht wiederkommen wird- dafür steh ich Ihnen. senrrette. Aber wenn er nun schon wieder» gekommen wär? Baron. Wenn rr wär? — Er wird doch nicht.« . senriette. L, er ist schon! Ich Habs Ihnen gleich gesagt, daß sich solche unbesonnene Bur» Der Revers, 60 Bursche nicht so leicht abschrecken lassen. Als Sie vorhin hier mit Ihrem Herrn Sohn spra» chen, so klingelte jemand an der Vorhausthür. Da ich eben draussen war, so gieng ich selbst zu sehen wer's wär. Ich mache aut, und wer konnte eS anders seyn, als der saubere Lffi» zier? Baron. Er wars? Nun, und? Henriette. Ich wollte ihm die Thür vor der Nase wieder Zuschlägen, aber er hielt ste fest, und fieng an mir eine Menge Dinge hcrzusagen, wovon ich aber für Bosheit kein Wort verstau« den habe. Endlich steckte er mir dieses Billet in die Hand, und drückte mich dabey so zärt» lich, daß ich hätte laut schrcyen mögen, und ehe sch noch antworten konnte, war er wie ein Pfeil die Treppe hinunter. Baron. Nun? Und was schreibt er denn? Henriette. Das weiß ich nicht. Sie müssen ibm das Billet wieder zurückgeben. (Sie giebt ihm das Billet.) Baron. Das will ich auch, aber wir müs» sen doch wissen was drinn steht. ( Er will es erbrechen.) Henriette. (Zält ihm die Zand.) Bey Lei» be nicht! Uncrdffnet muß ers wieder bekommen, damit er steht, daß ich ihn nicht einmal der Mühe werth halte, sein Geschmier zu lesen. Baron. Ey ich sage ihm, daß ichs erbrochen habe. Henriette. So wird er doch glauben was er will. Da kennen Sie die Eitelkeit solcher jun» gen Cäsars nicht. Kurz um, ich gebe es durch» aus nicht zu, daß Sie es erbrechen! Baron. Aber ich möchte doch so gern wis» sen, waS drinnen steht. eln Orkginüllusispiek. 6i Henriette. Was wirdö denn seyn? Fades Liebcsgewäsch, wie mans en unfern Duzendro¬ manen auf allen Seiten lesen kann. Baron. Es ist auch wahr. — Hm! Er muß verdammt eilig gewesen seyn. Er hat nicht ein« mal eine Aufschrift darauf gemacht. Lenriette. Da er selbst der Briefträger war, so war's ja nicht nbthig. — Also Sie geben ihm daöBlllct so geschwind als möglich zurück? Baran. Das versieht sich! Und die Wahr; heil sagen will ich ihm nach Herzenslust! Jezt hab ich schon mehr Muth als diesen Morgen. Lm Dertraun, der Bursche hat kein Herz: Wenn man ihn ein wenig hart anredet, so zieht er gleich ein. senriette. Und Sie versprechen mir auch, Las Billet nicht zu erbrechen? Baron. Ein Mann ein Wort: Hier ist mei« ne Hand drauf. Eher wollt ich für Neugier bersten, als etwas thun». was mein Jettchen nicht Haben will.— Ich will gleich sehn, wo ich den säubern Herrn finde. (Ab.) Dorchen. (Zange aus vollem Zalse an zu lachen.) Verzeihen Sie rmr gnädiges Fräu¬ lein, ich kann mir aber nicht helfen! Ich glau» be, ich wär geplazt, wenn er nicht bald gegan» gen wär! Es ist also doch wahr, was mein ver¬ storbener Barer immer zu sagen pflegte. senriette. Nun? Und was sagte er denn? Dorchen. Die Liebe macht aus alten Män« nern, Kinder, und aus jungen Mädchen, Wei¬ ber. Zenriette. Hm.'Nicht so Übel! (Ab.) 6- Der Revers, Fünfter Auftritt. (Wohnung des Grafen. Frohburg.) Nmf FwhbM'g allein, er klingelt, ei» Bk- dlenter erscheint. Graf. Ist mein Neffe zu Hause? Bedienter. Nem Jhro Gnaden. Er ist vor einer Viertelstunde ausgegangen. Graf. Hat er Euch nicht gesagt, wenn er wieder kommt? Bedienter. Nein Ihrs Gnaden. Graf. Schon gut!— (Bedienter «b. Der Graf geht einmal im Zimmer auf und ad, dann klingelt er wieder, der Bediente er¬ scheint.) Sobald mein Neffe nach Hause kommt, soll er gleich zu mir kommen, ich habe was sehr norbwendiges mit ihm zu sprechen. Bedienter. (Ab.) Graf. (Mein, sezt sich nieder.) Wie ei» nem doch die Zeit lang wird, wenn man auf et» was wartet. — Wenn ich nur wüßte, ob er ihr den Brief hat zupraktiziren können?-(Er steht auf.) Hm! hm! hm! Es ist doch bty al» ledem etwas sonderbares um die Liebe! — Und wie einem das so kommt, man weiß nicht wie? — Man fleht ein Mädchen, das recht ar» tig ausfleht, und das nicht nur recht a tig aus» sieht, sondern auch recht artig spricht; man Horcht ihr zu: Das ist so natürlich als was! — Man kriegt Lust, den Mund ein wenig anzusehn, aus dem solche artige Dinge kommen ! Das ist eben so natürlich! — Man fleht eine Reihe Zähne, die gegen zwey rothe Lippen abstcchen, rpie Perlen gegen Rosenblätter: Man wird neu» zrerrger, man betrachtet dre umliegenden Gc» gen> ein OrigmaüustsM. 6Z -enden eines so allerliebsten Mundes etwas auf» merksamer; man stdßt auf ein paar Wangen, und dann begegnet man einem paar Augen. - Das ist eben der Teufel! Das ist die Klippe an der schon mancher gescheitert ist. So ein paar Augen sind so recht — so — so recht das non plus ultra einer bedeutenden Phisiognomie -- Diese Augen bleiben auf einem ruhen, man bleibt auf ihnen ruhen, und — und drüber ver» liehet man zehnmal mehr Vernunft als man hat!-Wie sie nur meine Erklärung auf* genommen hat? — Gut oder nickt gut?— Da wär eine Wette zu machen — Aber mit wem wetten?-(Er nimmt zrvey Dukaten aus der Tasche, und legt auf zede Zand ei¬ nen. Zur rechten Zand.) Du, du bist die ge» schicktest?, du wirst also auch hier dee kluge spie* len wollen, und gegen nnch wetten?— Also du behauptest, sie schickt mich mit der langen Nase fort. — Aber du (zur linken l^and) du bist auf der Seite des Herzens, und also auf mei« ner Seite. Du sprichst: Sie schickt mich nicht fort! Nicht wahr? Sechster Auftritt. Graf Frohburg, Baron Sceburg. Baron. Ich bitte um Verzeihung, daß ich so geradezu gehe. Lch suche eigentlich Deinen Neffen. Graf. Ich warte schon seit rille.? Stunde auf ihn. Was willst Du denn von ihm? Baron. Das ist wieder ein schöner Streich een er da gemacht hat! Graf. Wer? Mein Neffe? La»- 64 Der Revers, Baron. La, ja, Dein Neffe! Ein sauberes Stückchen! Graf. Und was hat er denn gemacht? Baron. Nicht wahr, von ihm hab ich nichts zu fürchten, gar nichts! Dafür stehst Du wir! Du wärst schlecht weggekommen, wenn ich Dei» ne Bürgschaft angenommen hätte! Graf. Aber so sag doch nur, was — Baron. Weil es bey meiner Braut mit den Visiten nicht recht fort will, so probirt ers mit Briefen. Graf. (Für sich.) O weh! o weh! — (Laut rin erzwungenen schmerzhaften Tone.) Und findet sic das nicht viel bescheidner, als wenn er ihr mit seiner Figur beschwerlich fällt? Baron. Ey sie will weder seine Figur noch seine Briete! Sie hat mich gebethen, ich soll thm den Wisch unerdfnet wieder zurück geben. Graf. (Für sich.) Den Wisch! Hm! Hm! — (Laut.) Weiß sie denn von wem er ist, dieser Wisch? Baron. Doch wohl! Er hat ihn ihr ja selbst in dce Hand gesteckt. Graf. Aber wenn ihr so ganz und gar nichts dran liegt, warum hat sie sich ihn denn in die Hand stecken lassen? Baron. Weil er ihre Antwort gar nicht ab« gewartet hat. Ec ist wie em Blitz die Treppe hinunter geschossen. Graf. (Sieht den Dukaten den er noch im¬ mer in der linken Zand halt wehmüthig an, und wirft ihn in die rechte. Zeimlrch zur rech¬ ten Zand.) Du hast also doch gewonnen! Baron. Was meinst Du? Graf. Ich meine — ich meine — gieb mir yur den Brief her, ich will chn — Ba- em Originallustsprc!. 65 Aars». Nein nein, in seine eigene Hände Nil! lch ihn zurückgeben. Siebenter Auftritt. Vorige, Friz Frohburg. (Der Graf geht den ganzen Auftritt hin¬ durch ängstlich herum, und sagt jedem seine Reden blos indem er an ihm vorbey geht halb» laut ins Dhr.) Baron. Ah, da kommt er ja! — Ich habe schon wieder einen Auftrag an Sie , der dem von diesem Morgen gleich skeht wie ein Tropfen Wasser dem andern. 8riz. Es soll mich unendlich freuen, wenn das wahr ist. Graf. (Leise zu Friz,) Er bringt meinen Brief wieder zurück. Friz. (Zur sich.) Kann unmöglich seyn, gu» ter Onkel, denn der steckt noch ruhig in meiner Tasche. Bacon. (Der indessen Henriettens Billet ge» sucht hat, mit höhnischem Lächeln ) Es thut mir leid, daß ich heute immer derUeberbringee schlimmer Nachrichten seyn muß! Friz. O machen Sie Sich darüber ja keinen Skrupel, es kann alles noch sehr gut werden! Baron. Das wird die Zeit lehren. Indes¬ sen habe ich die Ehre Ihnen den Brief wieder zuzustellen, den Sie vorhin meiner Braut zuge¬ steckt haben. (Friz nimmt den Brief, erbricht ihn, wirft einen Blick hinein, und faltet ihn geschwind wieder zusammen.) Sie sehen er ist noch unerbrochen, wie er aus Ihren Händen kam. Wahrhaftig eS ist Schade um die Mühe, die Sie Sich gegeben habens BermuLhlich ya» H ben 66 Der Revers, ven Ihnen die Süssigkeiten dir alle drinn steheu mögen, manchen Schweißtropfen gekostet! Und ste hat sie nicht einmal gelesen! Graf. (Leise zu Friz.) Laß den alten Narren Mr reden, Neffe! Friz. Ich versichere Ihnen Herr Baron, Sie könnten mir in der Welt keinen angenehmer» Dienst erzeigen, als daß Sir die Mühe über sich genommen haben, nur diesen Brief in Person zu überbringen. Graf, (wie oben.) So ists recht! Bezahle ihn mit gleicher Münze! Baron. Ich hätte in der Lhat nicht ge-. glaubt, daß Sie Sich so sehr in der Gewalt hätten! Friz. Wenn das nicht wär, ich wär Ihnen lange um den Hals gefallen. Baron. Zu meiner Zeit, wenn Sie's nicht übel nehmen wollen, nannte man das Unvec» schämtheit. Graf. (Zum Baron.) Bst! Ein wenig hdsti» cher wenn ich bitten darf. — (Zu Friz. ) Sag ihm nm rechte Ssttisen, wenn Du mich lieb hast! Baron. Aker Herr Bruder, ich weiß auch gar nicht wie Du bist. Du sagst kein Wort dazu? . Graf. Nun! Nun! Nun! Baron. Nein Neffe sollte er seyN! Ich woll» te ganz anders mit ihm herumsprmgen! Graf. Wer wird denn um eine solche Kleü> nigkeit so viel Aufheben machen? Baron. Eine Kleinigkeit nennst Du das? Mit der Bram eines andern Liebcshändel an fangen zu wollen? Friz. Sie sehen lieber Ltikel, der Herr Ba? ron hat viel Selbstkenntniß. Mancher Andrer ein Öriginallustspiel. 67 ÜN seiner Stelle würde in sich selbst Gründe ru« hi- zu seyn finden; aber er zittert schon für dem bloßen anfan§en wollen- Baron. Ich verstehe zwar eigentlich nicht recht, was See damit sagen wollen: Was aber die Selbstkenntiüß anbetrift, so wünsche ich Ih« den von ganzem Herzen eene recht tüchtige Por» tiün davon Alsdenn würden Sie Sich wenig» stens nicht einem jungen Frauenzimmer mit Ge» walt aufdringen/ das Sie nicht mag- Graf. (Zu Friz.) Neffe- uw Gottes willen werde nur nicht hitzig! 8riz- Ich? Bewahre! Der Herr Baron meint es ja aut mit mir! Das (auf die Lasche, wo Las Billet stekr zeigend) ist nun schon der zweyrc Beweist den er wir heute davon giebt. Baron (Sich in die Brust werfend.) Nun, wenn Sie es nur erkennen, junger Mann! 8riz. O mit dem verbindlichsten Danke, al« ler MaNN i Baron. Eben nicht gar zu alt, mit Ihrer Erlaubnist! §riz. Auch nicht gar zu jung, mit Ihrer Er« laubniß! Baron: Doch find- Sie immer jung genug, um vöN mir gurr Lehren und Anweisungen an« iünehmen. . . . .8nz° O was das betrilt- diese (auf die Tasche schlttFenö) Anweisung werde ich mir such; zweymal wiederholen lassen, dafür steh ich Ihnen! . ^Baron. Das soll mir recht lieb seyn! Zeit , daß Sie — Graf. (Trier zwischen sie.) Nun hört auf: ohburg „dis Summe von sechzmtausend Gulden als „Reugeld zu bezahlen. So gesckchn- u s. w° Girat'. Recht so!— Hast Dills schon unter» sch'ie.b?n? Btt' ein Qriginallustsoiel. 72 Baron. Unterschreib Du nur zu erst. Rang hat Ehre. Graf. (Mit der Feder.) Possen! ich glaube Du machst Komplimente. (Er schreibt.) Ich glaube kaum, daß man rS wird lesen können. (Er siegelt.) Baron. O ia recht gut! Nun laß mich auch schreiben — (Schreibt.) So! — Und nun noch ein Gläßchen zur schuldigen Danksagung, und keinen Tropfen weiter! (Er legt indeß daß der Graf einschenkt den Revers zusammen, und stecht ihn ein.) Graf. (Lachend.) Du hast Recht, ich glau» be selbst daß es Zeit ist. (Für sich.) Hab ich doch NUN was ich wollte! (Sie trinken.) Baron. Also gute Nacht Brüderchen. Graf. Gute Nacht! Laß Dich den Handel nicht reuen, den Du getroffen hast. He he he! Baron, D ganz und gar nrcht! Morgen wird sich das alles ausweisen! He he he! (Bepde ab.) Fünfter Auftritt. (Zimmer des zweyten Akts.) NannettL- und Aschen. ttanette. Weißt Du, ob der Graf schon zu Bette ist? Lischen, Noch nicht, gnädiges Fräulein. Ich hörte eben erst den Baron von ihm gehn. Nanette. Wenn Hm Karl nur nicht in den Wurf kommt! Lischen. Ö für diesenMend kommt der al' te Herr wohl nicht wieder zum Dörscheln. Es ist glaub ich — (sie zeigt auf die Stirn) hier nicht 86 Der Nevers, nicht recht richtig. — Aker der Herr Hofrath bleibt diesmal ungewöhnlich lange. Es gehr schon stark auf Mitternacht. Nanette. Horch! Ich dächte, ich hörte et« was im Dorsaale! Lrschen. Mir ists auch so!— Ich will doch sehn! Nanette. Ums Himmelswillen kein Licht! (Lrschen ab, kommt aber gleich wieder mit Kriz Frohburg zurüE.) Sechster Auftritt» Vorige, Friz Frohburg. (Löschen thut einen Schrey und hält die Künd vor die Augen, Nanette steht in auser» ster Verwirrung stumm und erschrocken.) Friz. (Für sich, nach einer langen Pause, während welcher er eine um die andere ange« sehn hat.) Aha! Ich merke schon. Ein (>ui xro quo. L>Mr sollt Ihr mir büssen ! — (Laut.) Darf ich fragen mein gnädiges Fräulein, wa» rum Sie mich so geheimnißvoll und zu dieser Stunde Sey sich einführen lassen? Es ist frey« lrch rin wenig ungeschickt, ein hübsches Mäd» chen, das einen zu sich holen läßt, zu fragen, was es bedeuten soll? Aber Sie müssen doch auch gestehn daß der Fall sonderbar ist: Wir können einander Sey Tage so oft und so viel wir «ollen setzen und sprechen, und gleichwohl —° Aber jezt fällt mirs ein: See sind vielleicht ei« ne Liebyaberiun aus der Siegwartschen Schule? Wollen wir etwa einander unter den schmelzen» den Tönen der liebeklagenden Nachtigall im An» gesichte des keuschen Mondes ewigeTreue schwö¬ ren? Ich bin von ganzem Herzen zu Ihrem Be¬ fehl. ein Originallustspiel. 8i fehl. Ich glaube ich kann ganz leidlich schwö¬ ren , wenn es Ihnen beliebt eine Probe von mir zu hören. Und ich will Ihnen meine Treue lieber mit zehntausend der herzlichsten Eidschwü» re, als mit zehn Dukaten Kaution versichern. Nanette. (Aufgebracht.) Sie sind aber auch äußerst unverschämt! Friz. Unverschämt! Ich lasse mich um Mit» ternacht durch Ihr Kammermädchen beym Ermel in snhr Zimmer ziehen ; ich bitte Sie, was kann in unserm Zeitalter bescheidner, was kann ver» schämter seyn? (Man höre an -er Thür ein leises Rlopfen. Nannette winkt Lischen -aß sie hingehn soll; Friz vertritt ihr -en weg.) Ah, bekommen Sie noch mehr Gesellschaft? Erlauben Sie, daß ich die Honneurs vom Haus mache. (Er läuft an-ie Thür , öfnet sie sacht, tritt auf die Seite, und Rarl Seeburg tritt ein, ohne ihn zu bemerken.) Siebenter Auftritt. Vorige, und Karl Seeburg. Rarl. (welcher auf Nanetten, die in -ec sichtbarsten Verwirrung -asteht, zueilt.) Der» zeihen Sie englische Nanette, daß ich so spät komme — Aber mein Gott! Was fehlt Ihnen? (Er will ihre Zand ergreifen.) Friz. (Der hinter ihm her geschlichen ist, kriecht ihm unter -em Arme weg -en er nach Nanetten ausstrekc, und steht auf einmal Na¬ se an Nase gegen ihn.) O es fehlt ihr lM ge¬ ringsten nichts! Sie hat im Gegentheil etwas zu viel! Rarl. (Tritt überrascht zurück , faßt sich aber bald wieder.) Herr wer sind Sie? Und was wollen Sie hier? L ßriz. 8s Der Revers/ Friz. Um Vergebung, dieselbe Frage wollte ich eben Ihnen thun. Ich gehöre nut Ihrer Erlaubnis/ ein wenig hier in's Haus. Äarl. Ich bin em glücklicher Sterblicher, der aus das Herz dieses Engels gegründete An« spräche hat, und bereit ist, diese Ansprüche mit seinem lezten Blutstropsen zu vertheidigen. Friz. Aber mein Gott, warum sagen Sie denn das nicht in einer etwas weniger überirr- dischen Sprache? Wahrhaftig, wenn flch nicht der menschliche Blutstropfen drein gemischt hätte, so verstund ich fte kaum. Sie find also der Liebhaber des Fräuleins; ich bm nur ihr Bräutigam: Nichts billiger also, als daß ich Ihnen Platz mache, denn das ist so in der Re- gel. (Im vorbeygehn zu Nanette.) Daraus können Sie schliessen, was ich einmal für ein toleranter Ehemann seyn werde. (Er geht nach der Thür.) Achter Auftritt- Vorige, und Henriette. Friz. Nun wahrhaftig, das ist Feerey! Sind Sie es wirklich meine Henriette? Henriette. Von ganzem Herzen! (Sie giebt ihm die Hand.) Aber eigentlich vermüthete ich Sie nicht hier. — Sre, liebes Fräulein verzei" Heu, daß ich so geradezu eintrrte. Unsre Be« kanntschaft ist zwar erst von heute, aber ich fühlte vom ersten Augenblicke indem ich Sie sah, ein Verlangen, Sie zu meiner Freundin» zu machen; hätte ich eher auS meinem Keftch entkomnrrn können,, als diesen Augenblick — Aber was seh ich? Mein hsfnungsvoller Herr Stiefsohn auch hier? Friz. ein -OnginallustsM. 8z 8riz. Ihr Stiefsohn? Also wohl der- Zenriette. Baron von Seeburg, der eßen nicht zum besten auf mich zu sprechen ist, stch aber wohl im Kurzen eines andern besinnen wird. Barl. (Büßt ihr die Zand.) Der es schon gethan hat, mein Fräulein ! Ihre Erscheinung hier ist ein deutlicher Beweist, wie sehr ich LH« neu Unrecht gethan habe. Zenriette. Und Ihre Gegenwart hier ist mir ein Beweist — (Indem sie Nannettsn lächelnd ansi»ht.) Jaja! ganz gewiß!—Nehmen Sie Sich in Acht meine Freundin ! Es ist ein schwär» zes Lomvlott gegen Sie im Werke. Sie sollen entführt werden. Nannstte. (Scherzhaft.) Je nun! Wenn Mich nur einer entführt, mit dem ich gern da« von laufe! Frinz. Gehorsamer Diener! Da muß ich auch dabeyseyn! — Oder meinen Sie, schöne Henrict» te, daß ich sie laufen lasse? Sie hat m ch ohnedieß eben plantirt! Denken Sie: Mich läßt sie durch ihr Mädchen hier ins Zimmer führen, damit ich sehen soll, daß fle mir einem Andern ein Ren» desvous hat.— Aber a xi-opo«,! sezt fällt Mirs eben ein: Sie geben mir ein Ncndesvous, und gehn um dieselbe Stunde aus? Wie soll ich mir das erklären? Zenriette. Das will ich Ihnen sagen. Ich hatte das Billet an Sie kaum fortgeschickt, so reute mich auch der unbedachtsame Schritt schon, den ich da gethan hatte. Mein böses Gewissen Mahlte mir jede Gefahr, die ein junges Mad» chen bey solchen Gelegenheiten läuft, mit den lebhaftesten Farben vor. 8riz. Aber mein Gott! Bin ich denn meiner Henriette so furchtbar? § 2 Zen- 84 Der Revers, ZenrietLe. Und möchten Sie wohl ein Mäd« chen lieben, dem Sie ganz und gar nicht furcht» bar wären?-Ich suchte Gründe meineUm besonusnheit zu entschuldigen. Ich erinnerte mich so manches schönen Zuges, den ich ehemals in Ihrem Lharakrer entdeckt hatte, so mancher guten Handlung, die Sie zwar im Verborgnen begangen batten, die aber doch meiner Aufmerk' samkeit nicht entgangen war. Alles konnte mich nicht beruhigen. Halb für Angst, und — warum soll ichs nicht gestehn? — halb für Sehnsucht zitterte ich der Stunde entgegen, die ich Ihnen gegeben hatte, alö ich durch ein Seitenfenster hier im Zimmer deö Fräuleins Licht entdeckte. Ich beschloß sogleich zu ihr zu eilen, um der Gefahr zu entgehn — Nanette. Die Sie eben hier finden! Ja wel¬ cher Mensch kann seinem Schicksale entgehn! Sie sehen, daß ich in gleicher Derdammniß nut Ihnen bin, meine Freundin : Und eben daS soll Lenk ich, unsre Freundschaft desto fester macken- denn waS zieht wohl die Bande der Herzen en¬ ger zusammen, alS gleiche Lagen und Verhält» Nisse? (Sie umarmen sich.) Zciz. Nun lieber Var?n, auch wir wollen dem Bündnisse beytreten : Die Hand her : Sic helfen mir von meiner Braut, und ich helfe Ihnen dafür von Ihrer Stiefmutter. Sind Sie Las zufrieden? Rarl. (Gchlä'gr ein.) Von ganzem Herzen! Nanette. Man höre doch, wie bescheiden die Herren sprechen. „ Sie helfen mir von meiner Braut!" Als ob ich ein Uedel wär, von dem man Ihnen helfen soll. 8riz. Jezt lind Sie noch keines, aber S" könnten eins für mich werden! Wissen Sie nickt daß auch sogar die Strahlen der alles beleben» ein Ql'iginallustspicl» 8A den, alles verschönernden Sonne zuweilen tdd» lich werden können? Nanette Das muß man gestehen, Sie stech' len Ihre Körbe ausserordentlich fein ! — Also lieber Baron, ich muß mich wohl einzig und al» lein an Sie halten, wenn ich unter die Haube kommen will, strir. Wissen Sie was? Ich habe ein Plan» chen. (Zu Henrietten.) Sie müssen nicht wie» der hinüber nach Ihrem Zimmer gehn, sondern die Nacht bcy dem Fräulun rubnngen. Henriette. Und warum das? Zriz. Das sollen Sic gleich hören. — Mich muß der Baron mit zu sich nehmen. Morgen früh komme ich geheimnißvoll nach Hause, ver» bitthe dem ganzen Hausgesinde, meinem Onkel nichts zu sagen, daß ich die Nacht aus war, und so erfährt er's am Ersten, Indessen ver» mist man Sie. Man sucht Sie überall, nur gewiß in des Fräuleins Schlafzimmer nicht, und wenn man sich denn reckt müde gesucht und ge¬ fragt hat, so komm ich mit dem bußfertigen Geständniß zum Vorschein, daß >ch Sce in mei¬ ner Verwahrung habe — Lenriette. Aber mein guter Name — striz. Läuft dabey keine Gefahr, denn der Erfolg muß Sie ja rechtfertigen, - Mit Meinem Onkel will ich dann schon fertig werden, Ihrem Alten sch ich den Daumen aufs Auge, und das Fräulein wird mich auf einmal los, und kann hcurathcn— wen sie will. Ist mein Plan nicht gut? Aauette. Dortreflich! Finden Sie ihn nicht auch so, meine Freundin»? Auf Sie kommt es nun an, ob wir alle glücklich seyn sollsn. Las¬ sen Sie mich nicht umsonst betten: Es ist ja eine blosse Tatularentfübrnng. 8 Z Der Revers, Z6 Henriette. Nun denn, nm Jhrentwillen — Friz. Nicht auch ein wenig um Ihrer Selbst willen, Henriette? (Er küßt ihr -Le Zand.) Henriette. (SchlaAt ihn auf -en Mund,) Pfui doch! Wer berechtigt Sie denn, mir soll chr Gewissenefragen zu thun? Neunter Auftritt. Vorige, und Graf Frohburg. Graf. Ey, cy, ey ! Sieh doch ! Da iß ja noch Gesellschaft ! Und hübsch Paar und Paar, wie in der Arche Noah! — Nun, was steht Phr denn da wie die Bildsäulen? Geyd doch Lustig, ich bin auch lustig. — Sie kleine Gram samkcit, Sie — (Er küßt Henriettens §and-) Ich bedanke mich schön, für die lange Nase! Aber, stumm von der Affaire! DaS bleibt um ter uns! — Aber sagt mir doch einmal, wie kommt denn Ihr alle daher? He? Friz. Lieber Onkel — wir — wir — Graf. Ha ha ha! Es geht Euch wie mir, das hör ich schon! Und wenn Ihr mich tov schlagt, ich könnte es Euch nicht sagen, wie ich hier hergekommen bin. Ich will mir aber auch den Aopf nicht weiter damit zerbrechen — Hört Kinder, den Aiten hab' ich zugedeckt! Den hab' ich angeführt! Ha ha ha! Nanette. (Leise.) Mein Gott! So hab' ich ihn in meinem Leben nicht geschn! Henriette. Wenn ihn der Baron lachen hört, und herüber kommt — Graf. He he he! Wenn ich wollte, so kdnn» te ich Euch die ganze Sache erzählen, aber ich werde kein Narr scyn! Ihr werdet Augen ma» chen, wenn der Revers morgen zum Vorschein kommt! cin Origmallusispicl. 87 kommt' Ihr werdet Augen machen! — Hören Sie, liebes Mädchen! CZu Henrietten.) Was gäben Sie mir, wenn ich Ihnen statt Ihres al« ten häßlichen Barons einen hübschen jungen Bräutigam verscharre, der — ich will nieman» den nennen — ohngefähr so aussähwie—- (auf Rar! zeigend) der da ! He he he! (Er lacht fort.)' 8riz. (Iu den Frauenzimmern-) Schleichen Sie Sich nur beyde fort. Ich will schon sehn, daß ich ihn zu Bette bringe. — ES bleibt bey unsrer Abrede! (Zenrietre und Nanette gehn dur-ch eine Ssitenthür ab.) Graf. Höre Neffe, das ist ein Meisterstreich den ich da gemacht habe!— Aber wo sind denn die Mädchen hin? Friz. Sie sind schlafen gegangen, lieber Ln» kel. Ich dächte wir tyäten eS auch. Graf. Meinst Du daS es Zeit ist? Ich glaub's keynahe selbst. — Es ist heute aar nicht richtig hier! (RlifdenRopfzeiFsnd.) Aber der Rausch den ich mir heute getrunken habe, reut mich nicht. Morgen Jungens, morgen sollt Ihr erst sehen was der alte Franz Frohburg für ein Vocgtivew ist! Weiter sag ich nichts. Sie Ba» ron. Sic werden mirs am mehresten Dank wls> sen. — Kurz, wenn nickt die Sachen mor¬ gen eine ganz andre Physiognomie haben, so sagt, daß der Weinhändler, der meinen Vuw gunder gemacht hat, ein Pfuscher ist. (Siefüh, ren ihn ab.) F 4 Fünf- S8 Der Nevers, Fünfter Aufzug. (Zimmer wie zu Anfänge des vierten Akts.) Erster Auftritt. Graf Frohburg , (in Morgenkleidung, kommt aus einem Seitcnkabinctt.) Ich glaube doch im Ernst, daß ich gestern et» was mehr getrunken habe, als lch sollte! Mein Kopf ist mir so wüste! - Indessen, es war ein Rausch aus frommen Absichten, und da mags noch so hingehn. — Wo hab ich denn nun gleich den Revers hingesteckt?—- Auf dem Tisch da ist er geschrieben worden, bas besinn ich mich noch ganz deutlich, da wird er wohl noch liegen — (Er sucht unier i^en Papieren.) Nein! da ist nichts davon zu sehen und zu hören! Hm! — (Er klingelt , ein Bedienter kommt.) Sieh doch ob in dem Kleide das ich gestern anhatte ein Pappier steckt. (Bedienter ab, kommt aber gleich wieder.) Bedienter. Nein gnädiger Herr, es steckt Nichts darinn. Grast Nichts? — Hm! Da muß ihn der Baron haben ? — Da hab ich einen feinen Streich gemacht, das muß ich selbst sagen! Lasse das Dokument ,n den Händen des Ausstellers!- (Zum Bedienten.) Weißt Du ob mein Neffe zu Hause ist? Bedienter. Er ist eben erst nach Hause ge<- kommen. Grast ein OriginaLustspiel. 32 Graf. Jezt erst? Bedienter. Ja, gnädiger Herr, aber er hat. befohlen, wir sollen Euer Gnaden nichts davon sagen: Er ist die ganze Nacht ausgewesen. Graf. So?—-(Nach einer Pause.) Sieh hinüber, ob der Baron aufgcstanden ist. Sage nur, ich hätte etwas mit ihm zu sprechen- (Bedienter ab.) Zweyter Auftritt. Graf Frohburg, und Friz. Graf. Du bist mir ein sauberer Zeisig, Du! Gleich die erste Nacht außer dem Hause herum zu schwärmen. Schickt sich das für einen Bräu¬ tigam ? Friz. Hat man mich also doch verrathen? Graf. Und ist das wohl ein Wunder, wenn ein Bedttntengeheimniß ruchtbar wird? — Um meinetwillen ist mir's mcht, aber wenn es Na¬ nnte erfährt- Friz. O die weiß darum, lieber Onkel, es geschah mit ihrer Einwilligung. Graf. So? Wenn das ist, so geht MlchS gar nichts an. Dritter Auftritt. Vorige, und Nanette. Gräf. Jsts wahr, Nanette, daß es mitJH- ter Bewilligung geschah? Nanette. Was denn Herr Gras? Graf. Daß mein Neffe die Nacht außer dem Hause zugebracht hat? Na- §5 §v Der Revers, Nanette. Ilnd braucht er mich deßwegen um Erlaubniß zu bitten? 8riz. (Rußt ihr die Kand.) O mein Fräw lein, ich kenne meine Schuldigkeit! Vierter Auftritt. Vorige, Baron und Kml Seeburg. Aaron. Guten Morgen, Brüderchen! Ich bringe mit Deiner Erlaubniß meinen Sohn gleich mit.. Graf. Das ist mir recht lieb. — Sage mir, hast Du gestern Abends den Revers zu Dir ge« steckt? Larsn. Ja, das hab ich! (Er zieht ihn aus der Tasche.) Er ist in guten Händen, aber er soll in noch besser kommen. — Mein Sohn, Du wirst Dich noch unsers gestrigen Gesprächs erinnern, und des gewissen Reverses, den Du mir unter einer gewissen Bedingung versprachst. Graf. Aber sag mir, warum sprichst Du denn so dunkel? Aaron. D, es wird gleich alles klar und deutlich werden. — Dieses Pappier hier wird Dir beweisen, daß ich diese gewisse Bedingung erfüllt habe. Du wirst also nunmehr wissen, was Du zu thun hast. Graf. Aber was willst Du denn mit Deiner gewissen Bedingung? Larsn. Das sollst Du gleich hbren. (Er siebt seinem Sohne den Levers.) Da lies uns das laut vor. Rarl. (Liest.) „ Endcsunterschriekener, Graf „Franz von Frohburg, macht sich gegen mitun» terschriebencn Baron von Seeburg durch ge» »genwärtigen Revers anheischig, des leztbe» „nann» etn Qngmallustspiel. 91 „nannten Dohne, Karl, Baron von Seeburg, „seine Mündel, Nanette von Edelberg zur Ge» „ mahlinn ru geben —" Graf. Was? — Das steht in dem Nevers ' da? Rarl. Buchstäblich, Herr Gras. Graf. (Er sieht hinein.) Hm! — Aber sag mir, Baron, so hast Du ja gestern Abend nicht gelesen? Und das war ja auch ganz und gar unsre Abrede nicht? Baron. Ey, wir halten uns hier nicht an das was ich gelesen habe, sondern an das, was da geschrieben steht. Graf. Weiter, wenn ich bitten darf: Aarl. (Liest.) „Zugleich macht er sich aber „auch verbindlich, im Fall er diesem Derspce» „eben, es sey auch unter welchem Vorwande „es immer wolle, nicht nachkommen sollte, er „oberwähnten mit unterschriebenen Baron „von Seeburg die Summe von Sechzigtausend „ Gulden als Reugeld zu bezahlen, u. s. w." Graf, (Nach einer kleinen Pause, während der er bald über Rarls Achsel in den Revers, bald dem Baron ins Gesicht sieht.) Aber Herr Bruder, Du hast mir ihn.gestern Abends aus Ehre ganz anders vorgelesen. Baron. Ist diese Unterschrift da Deine Hand oder nicht? Graf. Es ist meine Hand. Baron. Und das Siegel dq? Graf. Das Meinige. Aber es war die Re» de, daß Du Deinem Sohne das Fräulein Hen» riette zur Frau geben solltest. Baron. Siehst Du Brüderchen, das pstegt in der Welt nicht anders zu gehn : Wer andern eine Grube gräbt, fällt immer selbst hinein. Du hattest es drauf angelegt, mich zu fangen, und 6>L Der Revers, ' und sch hake Dich gefangen. Ich danke indes» sen für den herrlichen Burgunder, den Du daran spendirt Haff- Tenn Du etwa bald wie» der Lust bekommst, so einen feinen Streich aus» zuführen, so schicke nur zu mir. Ich bin zu jeder Zeit und Stunde zu Deinem Befehl. Graf. Neffe, was meinst Du? Soll ich die sechzigtausend Gulden Reugeld bezahlen? Friz. Lieber Onkel, ich dächte, Sie fragten das Fräulein darum. Graf. Was sagen Sie, Nanette? Nanette. Das ist schön! Ich soll mich selbst taxiren! Was meinen Sie Baron? Ob ich wohl sechzigtausend Gulden wert!) bin? Rarl. Alle Schätze der Welt, mein Fräulein! Friz. O ho! D-aß doch die Liebhaber heut zu Tage ihre Schemen immer zu solchen enormen Pensen hinauktreiben ! — Nun sehen Sie fa selbst, lieber Onkel, daß ich unmöglich weiter mithiethen kann. A arl. Mein Baker, Sie ricthen mir gestern das Fräulem zu entführen; ich verwarf diesen Vorschlag: Die Art, wie ich jczt zu ihrem Be¬ sitz gelangen soll, ist— erlauben Sie mir es zu sagen — für einen Mann von Ehre noch ver¬ werflicher. Man soll nicht sagen, daß ich mein Glück einem Betrüge zu verdanken habe. Mein Blut, mein Leben gäb ich für Sie, Nanette, aber für diesen Preiß— (Er zerreißt den Re¬ vers.) Varan. Karl! bist Du toll? Graf. Brav junger Mann! Brav! (Um¬ armt Rarln.) Neffe! Jezt kann ich Dir nicht mehr helfen : Jezt bezahl ich die sechzigtausend Gulden nicht! (Er führt Rarln zu Nanette hin.) Na- ein Qriginallusisprel. 93 Nanette. (Indein ste Rarls Zand nimurt() So will ich die Schuld über mich nehmen l Fünfter Auftritt. Vorige, und Dorchen (kommt herein mir der Schürze vor den Augen.) Dorchen. Ums Himmels willen! Mein Fräu» lein ist fort! Baron. Wer? Dorchen. Fräulein Henriette! Nirgends, nirgends ist ste zu finden! (Sie verbirgt ihr Lachen.) Baron. Wie? Was? Und vorhin sagtest Du, fie schlief noch ? Dorchen. La, ich glaubte es, aber es war nicht an dem! — Ich wllls Ihnen erzählen, wie es zugieng: Gestern um Mitternacht sagte ste, ste wollte noch auf ein Liertclstündchrn zu dem gnädigen Fräulein hier herüber gehn. DaS war gut. Ich setze nuch in meine Kammer, und warte immer, brö ste wieder kommen wird, schlafe drüber ein, und schlafe richtig bis um acht Uhr diesen Morgen. Daö war auch gut — Baron. Nein, das war nicht gut, zum Lkw frl! Du hättest sollen munter bleiben — Dorchen. Aber gnädiger Herr, unser eins ist ja auch ein Mensch! — Und nun bilde ich mir ein, fie ist ohne mich zu Bette gegangen. Ich laure und horche immer ob ste mir klingeln oder rufen wird; aber da rührte stch kein Mäus» chen. Endlich denk' ich: du mußt doch sehn, was das heißt? Ich gehe in ihr Zimmer, und finde das Beit gerade noch so wie lch's gestern aufgebettcr habe, und mein Fräulein war wer der zu hdren noch zu sehn' Ba- 94 Der Revers, Baron. Aber wo soll sie denn hin seyn? Du hast nicht gesucht — Dorchen. Was ich Ihnen sage gnädiger Herr, alles oberste zu ratterst gekehrt haben wir, alle Leute im Hause gefragt haben wir, aber keine Seele will etwas von ihr wissen. Baron. (In der äussersten längst.) Ich UN» glücklicher, ick geschlagener Mann! Wenn ihr nur nichts zugestossen ist! Friz. Beruhigen Sie Sich, Herr Baron! Das Fräulein ist in guten Händen , dafür steh' ich Ihnen ! Baron. Ist ste ? Ist ste? Und wo ist sie Lernt? Friz. Sie ist in meiner Verwahrung. Baron. Wie? WaS? In Ihrer Verwah» rung? Friz. Ja Herr Baron: Und ich kann Ihnen sagen, dass ste sich mit mir ungleich besser ge« fällt als mit Ihnen. Baron. Das ist ein Raub, eine Entführung! Friz. Keines von beyden! Sie ist gutwillig mit mir gegangen. Baron. Ich werde es key der Obrigkeit an» zeigen! ( Nanette geht ab.) Friz. Wenn ich Ihnen rathen soll, so lassen Sie das bleiben, Herr Baron. D e Obrigkeit möchte fragen, was der Herr.Vormund für eit Recht hatte, seine Mündel zrvey Jahre lang aut dem Lande bey stch wie eine Gefangene enizu» sperren? Was er für ein Recht hatte, ein sun» geö unerfahrnes Mädchen, .das ohne Schuz, ohne Hülfe war, zu einer Heuratü mit sich zu bereden, wohl gar zu zwingen, um sich auf die» se Art in den Besitz ihres Vermögens zu se» tzen ? — Kurz Herr Baron, lassen Sie die Za» chc wie ste ist. Henriette steht unter meinem Schwz, ein Sriginallustspiel. 9c Schuz, und ich gebe Ihnen mein Wort, daß sie niemand, wer es auch sey, ungestraft anrühren soll. Graf. (Oer bisher Nachdenken- da gestan« den, geht zu Frrz hin.) Hdre Neffe, ich woll» te doch nicht, daß sie mit Dir davon gelaufen wär! 4 Lezter Auftritt. Vorige, Nanette mit Henrietten. Nanette. (Die das tezrere gehört.) ES ist auch so arg nicht, Herr Grat. Das Fräulein hat diese Nacht bey mir zugebracht. Graf. Hat sie? 8riz. Ja lieber Onkel. Ich hielt das für das beste Mittel, sie mir guter Art auö der Ge-, walt deS Herrn Barons zu bringen. Nach al» lem was vorgefallen ist, hoff ich nicht daß er noch Umstande machen wird. Graf. Für den Streich bekommst Du noch zehntausend Gulden Heurathsgur mehr, Nef» fe!— Und Du Brüderchen, was schneidest Du denn für Gesichter? Pfui doch! Du mußt ein« mal zu bdsem Spiel gute Miene machen! Schul-, dige Revange für den Revers! Baron. Ich wollte, daß Du, und der Re verö, und Ihr alle-Aber sagen Sie mir nur, wie sind Sie denn mit dem Menschen da zusammengekommen? Zenrietts. Sonderbar, daß Sie daö fragen, da Sie es doch waren, der uns zusammen» brachte. Baron. Ich? Ich hätte das gethan? Lenriette. Ja. Unsre Verbindung ist nicht von gestern, sie ist schon fast drey Lahr alt. Der Tod meines Baterö und dir dadurch veran» laßt? -6 Der Revers, rc» laßte Veränderung meines Aufenthalts hatte uns getrennt. Sie hatten gestern früh die Gin re, uns wieder zusammenzubringen. Baron. Als ich — Je verdammt! Jezt geht mir ein Licht auf! (Alle lachen.) Zenriette. Sie waren so gar so gefällig, ge« stcrn nachmittag rin Billet an ihn zu bestellen, worin ich ihm ein Rendcsvous gab. Graf. Also war das wohl nicht emmal mein Bellet? Friz. Nein, lieber Onkel. Das hab ich noch unversehrt hier in der Tasche. Glauben Sie denn, eS sind alle Liebhaber so gefällig, wie dec Herr Baron, daß sie bey ihren Schönen Brief- trägerdienste verrichten? ( Alle lachen.) Karl. Nunmehro, da die Sachen so stehen, mein Vater, verlangen Sie wohl den bewußten Revers nicht mehr. Graf. Wollte er noch einen haben? Potz Re« vers und kein Ende! — Ich will Dir ^Hvas sagen, Brüderchen : Laß Dir ihn sa nicht'beym Burgunder ausstellen! Mich har man gewitzigt. Baron. O, mich auch! (Mit einem Sei¬ tenblick auf Zenriettsn. ) Mich hat man ge¬ lehrt, daß man keinem jungen Mädchen heut zu Tage mehr trauen darf — Zenriette. (Einfallend.) Versteht sich, wenn man schon in die Sechzig ist' Friz. Aber wenn man so zwischen zwanzig und drcyßig ist, meine Henriette? Zenriette. Hm! — Da kann mans vielleicht schon eher wagen! — In einigen Jahren sol« len Sie mir es wieder sagen, ob Sie zu viel wagten! — Verlangen Sie etwa darüber auch einen Revers? (Sie g-ebt ihm die Zand, der Vorhang fällt.)