ßXxW? ?» V5V lür Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 4O. Freitag am ^. Juni Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheine« wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Oroßquart. Der Preis des Blattes ist in »»ivach-ganz­jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M,< und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postamter nehmen Pränumeration an. I n Laibach prinumerirt man beim Verleger »mNaan, Nr. I9N, im ersten Stocke. Das Armenhaus. Kraimsche Sage von Bernhard Thomschitsch. Die Sonntags-Vesper endet, der Glockcnto» »erhallt. Und »u« dem Dörfchen strömet gesellig Jung und Alt; Ein sclt'nes Schauspiel rufet sie in des Thales Raum, I n diesem Thale streckt sich ei» schöner Lindenbaum. Es steht unter dem Baume ein Tisch aus Marmorstein,, D'ranf aller Art Erfrischung-, es perlt der klarste Nein,-Darüber spannt ein Tuch sich» das bildet ein Gezelt, Zwölf Sessel in der Runie sind um de« Tisch gestellt. »Wer setzt sich nu« zu Tische? Wer gibt den fetten Schmaus?« So fragt die bunte Menge sich gegenseitig aus. Der Tisch bricht schier zusammen «°n seiner schweren Last, Doch ist so fremd der Geber qls unbekannt der Gast. Wie sich im lange» Ruthen, erschöpfet Jedermann, Da kommt de« Graf vom Schloße mit seinem Sohne an. Zwölf Bettler folge» ihnen, zerlumpt, die Füße bloß. Sie steuern turch's Gewühle stracks auf die Linde los. Gleich weiN der Graf de« Dürft'gen den Play nach Altersrang, Bedient sodann sie selber mit Speisen „ wie mit Trank; Als jeder ißt und trinket so recht nach Herzenslust, Da spricht de« Graf zu Allen mit hochbwegter Brust: »Seh't diese armen Leute, durch Gram und Noth gebückt, »Und dem gewohnten Wohlstand durch Unglück herb entrückt; »Sie sind ohn' ihr Verschulden »n Bettelstab gebracht, »D'rum h»b' ich ihres Elends nun auch als Christ gedacht.« »Den» was de« Lebens Freuden von jeher mir vergällt, »Ist's, daß der Arme häufig umsonst auf Mitleid zahlt; »D'rum werden jeden Sonntags die Dürft'gen hier gespeist, »Wie auch der Welt Gerede dies immer nennt und heißt.« »Und dieser Tisch, mein Erbe! — er bleibe immerdar, »Wofür ich ihn bestimmte: des Wohlthuns Neiholtar. »Hier seien künftig Arme durch dich auch dann gepflegt, »Wenn deinen Vater längst schon der Grabeshügel deckt,« Bevor die greisen Gäste sich dann nach Haus »erfügt, Nurd' Jedem eine Münze noch in die Ha«d gedrückt. Und wie im Gau die Kunde von diesem Akt erscholl, D» ward wohl jeden Sonntags der Tisch von Bettlern »oN. Der edle Graf starb leider nach einem Jahre schon; Ward wohl sein Wunsch erfüllet? Was th»t sein junger Sohn? — Er riß die alte Linde mitsammt der Wurzel aus. Zerstört,' den Tisch aus Marmor und baut' — ein Armenhans. Der durchlauchtige Gensor. Skizze aus dem Leben eines Triester Schriftstellers. Von Leopold Kordesch. (Beschluß) prunken und selig von der überschwenglichen ^Hulo Ioseph's II. verließ de Giuliani die Kaiserburg und eilte in seine bescheidene Wohnung. Mit verklärten Zügen ging er die drei Tage herum, doch vergebens bestürmten ihn seine Freunde' mit Fragen, was ihn denn so glücklich mache; vor der gänzlichen Entscheidung seiner Angelegenheit sollte keine Seele auch nur ein Wortchen von der Sache wissen. Zur bestimmten Stunde fand sich unser Triestiner am dritten Tage zur Audienz des Kaisers ein. Nachdem der Monarch mehrere besternte Herren entlassen hatte, wurde de Giuliani vorgestellt. Mit dem Manuskripte in der Hand kam ihm der Kaiser entgegen und sprach, ihm das­selbe übergebend, indem er ihm freundlich auf die Achsel klopfte: „Ich habe mich nicht betrogen. Die Schrift ist, gut; sie zeugt von Patriotismus, den ich in Jedem ehre. Ich habe sie zum Theil selbst gelesen und finde besonders die Statistik recht gut behandelt. Das „Imprimatur" ist beigefügt. Fahren Sie fort, sich wissenschaftlich auszu­bilden; nach meiner Zurückkunft will ich mich nach Ihnen näher erkundigen." So entließ der menschenfreundliche Monarch einen jun­gen Literaten, der sich in seinem Glücke selbst ein Kaiser dünkte. Glühendroth vor Freude und Entzücken über sein geglücktes Wagestück flogst, e Giulian i nach Hause, wo er sich absperrte und über das Manuskript herfiel. Da stand denn am Schluße desselben neben dem „Imprimatur" von des Kaisers höchsteigener Hand noch humoristisch bei­gefügt : „Iu i amkt ranam, ranam putat e8»e Dianam." R83 Diese politisch-commercielle Broschüre, die den Titel führt: ,.N,iÄe«8i Triester Patriciergeschlechte abstammend, starb zu Triest am 80. Juli 1883 im hohen Alter. Da er außer der bezeichneten Flugschrift nichts anderes geschrieben hatte, so war sein Schriftstellerruhm, den er sich damit erworben, schon früher mit seiner Broschüre über Triest, davon es jetzt wohl wenig Exemplare geben dürfte, in den Hintergrund getreten. — I m Kreise geselliger Freunde pflegte er gewöhnlich das Thema auf seine Ju­gendzeit und den Kaiser Joseph II . zu lenken, wo er dann diese Begebenheit mit aller, dem Italiener eigenen Lebendigkeit und einer Wärme zum Besten gab, die von sei­ner ««geheuchelten und enthusiastischen Verehrung gegen den genannten unvergeßlichen Monarchen zeugte. -' Das Muttermaal und der Fünffranken thaler. (Keine Erkennungsgeschichte.) Von Rndoph Rigler. (Fortsetzung.) Christine bekam so theils von Proska, theils vom Baron eine Bildung, die immerhin vorzüglich zu nen­nen war; allein ihre Begriffe von männlicher Schönheit ließ man, im Gegensatze zu jener des Weibes, der Art krummwachsen, daß sie die Nase des Tartaren, die gelben Zähne des Indiers, dis Statur des Lappen, die tätowirten Flecke des Amerikaners bewunderte, und den Cirkassier für den^Häßlichsten hielt, der auf der Erde lebt; wer immer seit Aesop eine abschreckende Gestalt getragen, galt ihr für reizend, und wer immer reizend gewesen seit dem Zog­linge des P ericles, den verabscheute sie wie ein Scheusal; wer große und edle Thaten verübt, der konnte nicht an­ders aussehen, als der Baron, und es traf sich, daß der­selbe, verglichen mit den vielen Portraits seiner Ahnen, die im Schlosse dahingen, zu Christin en's Vergnügen der schönste Burnu ß war, der je im Schloße regiert. Die Gartenkünste der Erziehung hatten das ihre ge­than;, Christine, ohne Erfahrung, ohne größern Spiel­raum ihrer Wünsche und Neigungen, als den ihr Vur ­nuß selbst eingeräumt, kannte nichts Liebenswürdigeres, als den Baron, liebte Prosta wie ihre Mutter, und ehrte den alten Schulmeister als Freund ihres Wohlthäters; sie trat bereits ins 17. Jahr; der Baron war auf den Ver­mählungstag bedacht; der Schulmeister mußte helfen, das Schloß zu verzieren, Guirlanden und Spaliere zu ziehen, und der glückliche Bräutigam in seinem Entzücken über das R83 Gedeihen seiner Treibhausblume, begann Christinen öf­ ter als gewöhnlich ein trauliches Küßchen zu stehlen. Mitten in dieser seligen Zeitperiode, zwischen Trans­parenten und Blumengewinden traf ein dringender Brief mit Retourrecepifse aus der Hauptstadt ein. Notar Mücken fuß schrieb dem Baron? „Hochverehrter Freund! Staune, freue dich,,und eile Hieher.Lord Pumpion , Oheim des Mediziners Esq. Puggy , ist gestorben; ich weiß «üb rosa, daß der Lord Besitzer eines der Fünf­frankenstücke war, welche, die Perle deiner Wünsche sind. Mach' dich auf, ehe dir Jemand, zuvorkömmt. Dein Freund Mücken fuß." Der Baron, las und glühte. Er empfahl dem Schul­meister die weitere,Ausstaffirung des Schlosses, versprach in einem Tage wieder hier zu sein, stieg in den Wagen, dachte an sein Fünffrankenstück und rasselte der Haupt­stadt zu. , II. Folgen eines Podagra's. Unglücklicher Weise trat am Tage nach der Abreise des Barons Regenwetter ein, und der Schulmeister, der bei schlechtem Wetter gewöhnlich am Zipperlein zu leiden hatte, wurde von seinem Uebel so heftig befallen, daß er das Bett nicht mehr verlassen konnte. Der Hochzeitstag stand vor der Thüre, die Zufriedenheit des Barons auf der Spitze und der Angstschweiß dem Schulmeister auf der Stirne; — da kam sein Vetter Klärm an daher, der an der Maler- Akademie der Hauptstadt seine Brotstudien eben vollendet hatte, und zwar mit so glänzendem Erfolge, daß er kurz nach seinem Austritte zum Adjunkten einer landes­fürstlichen Vildergallerie ernannt worden war. Klar ­man hatte sich ein Paar Monate Ferien erbeten, um seine Verwandten besuchen zu können; niemand war froher als der Schulmeister; der Maler mußte im Schloße voll­enden, was der Schulmeister begonnen hatte. Klar man war ein hübscher, brünetter, junger Mann, also für Chri­stine häßlich und auch nicht gefährlich; die alte Prosk a glaubte daher so gut wie der Schulmeister, man könne ihm ohne Weiters auch noch den Auftrag geben, Christine zu malen, um dem Baron durch dieses Seitenstück seines eigenen Portraits eine angenehme Ueberraschung zu bereiten. Christine, als sie den Maler das erste Mal erblickte, entsetzte sich in der That über seine Häßlichkeit; der Herr Schulmeister, dachte sie sich, ist gewiß häßlich, aber sein Vetter ist gar abscheulich; wie eckelhaft wespenartig seine Taille! wie abgezirkelt sein Gesicht, und vollends seine Haare, als wenn er Kohlen auf dem Kopfe trüge! Klarman hatte Christine anfänglich nicht sehr be­achtet; als aber Prost a die Bestürzung entschuldigen wollte, welche das Mädchen bei seinem ersten Erscheinen gezeigt hatte, und als Proska , um Widersprüche gegen das B urnuß'sche Erziehungssystem zu vermeiden, den Ma­ler ins Geheimniß zog, da kam die Geschichte mit den Schönheits - Ideen und der Geschlechtsästhetik Christi­nens an den Tag; — nun betrachtete "Klarman das Mädchen mit größerer Aufmerksamkeit und fand es reizend, lieb, ja unwiderstehlich; er ward empört über den Seelen­hochverrath, den man an dem blonden Kinde verübte, und beschloß die Vorurtheile Christinen's, so gut und so lang er konnte, zu bekämpfen, während er Proska durch be­sondere Artigkeit sicher machte. — Die Arbeiten des jungen Malers im Schlosse schritten zwar mit Geschmack und sinniger Vertheilung, aber nicht sehr rasch vorwärts. — Christine kam oft aus Neugierde, um nachzusehen; der freundliche, treuherzige Ton, womit Klarma n sprach, ihr zeigte und erklärte, was ihr neu erschien, verminderte das abstoßende Gefühl in ihrer Brust gegen den Häßlichen Fremden; sie gewöhnte sich mehr und mehr an seine Züge und fand es selbst lächerlich, sich so sehr über ihn entsetzt zu haben; Prosk a bestärkte sie in dieser Meinung und fügte hinzu, daß auch ein Mann, des­sen Gestalt uns nicht zusagt, Anspruch auf unsre Achtung habe. Christine wollte nun durch Freundlichkeit gut ma­chen, was ihr Vorurtheil versündigt hatte, und ging recht oft die zierlichen Werke des Malers bewundern; bald that sie aus'Interesse, was sie aus Gutmüthigkeit begonnen; Klarman benützte nämlich diese Augenblicke, um dem jun­gen Mädchen so viel Ueberraschendes und Anziehendes von der Außenwelt, von dem Glänze der Hauptstadt, manche spannende Reisebegebenheit oder lustige Anekdote zu erzählen, daß Christine gerne mit Aug' und Ohr am Munde des Fremden hing, so unschön er ihr auch erschienen war; all­mälich ging er sodann auf sich selbst über, schilderte seine Jugend und manches rührende Erlebniß aus den eigenen Erfahrungen, und offnere sich dadurch den Weg zu näherer Vertraulichkeit. (Fortsetzung folgt,) Anekdoten. Ein Landschulmeister las den Kindern die Bibel; als er an die Stelle kam, »und Petrus hieb dem Knecht Malchus das Ohr ab«, mußte er umblättern, erwischte aber 2 Blätter und las weiter: »er starb.« Der Schulmeister wundert sich, blättert noch einmal um, erwischt wieder die 2 Vlätter und liest wieder: er starb.« »Hm«, meinte der Schulmeister, »da muß der Brand dazu gekommen sein!« I n einem Gasthause hart neben einer Lehranstalt, die nicht in der besten Achtung stand, war der Lastesel eines italienischen Krämers durch überzählige Prügel wild geworden, und davon ge­rannt. Nachdem er seine Schläge »erschmerzt hatte, kehrte er wie' der um, »erfehlte aber das Haus und rannte gegen das Institut hin; der Pförtner stand eben davor und schlug schnell das Thor vor dem Esel zu. Am andern Tage las man am Thore der Lehr­anstalt folgenden Spruch des neuen Testamentes aufgeschrieben: »Er kam zu den Seinigen, und die Seinigen nah­men ihn nicht auf.« — Moschus. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Der sogenannte Industriepallast in Paris,) das heißt, das Brettergebäude m den elisäischen Feldern, worin die Industrie-Ausstellung Statt finoet, hat, wenn die Verschiedenen Gallerien zusammengerechnet werden, genau eine Ausdehnung von einer deutschen Meile, und ist mit den verschiedenartigsten Gegen­ständen so gefüllt, daß Ackerbauwerkzeuge ic. wegen Mangel an Platz vor dem Gebäude aufgestellt werden mußten. (I n China) wechseln Braut und Bräutigam nicht die Rin­ge, sondern kleine Theetassen. Der Altar, vor dem junge Ehe­paare ihre Andacht verrichten, ist mit einem allerliebsten kleinen — Drachen verziert­ R84 (Dr . Schubitz) veröffentlicht in der »Stiria« einen Aufsatz unter dem Titel: »Verkürzung des Lebens.« Diese wird nach sei­ner Behauptung herbeigeführt, wenn, man die Nacht zum Tage macht, wenn beginnende Krankheiten vernächläßigt und ausgebil­dete Krankheiten afterärztlich mißhandelt werden; endlich, wenn der Wohnort im hohen Alter verändert wird. Der Doktor mag Recht haben. (Sonderbare Art , Leichen Ertrunkener aufzufin, den.) Eine arme Frau hatte sich während der letzten Tage des März in die Themse gestürzt und war ertrunken. Man suchte ihren Körper vergeblich auf. Während der dazu angestellten Be­mühungen kam ein Mann vorüber, der, als er hörte, was man wolle, den Rath gab, einige Pfcnnigbrote in das Wasser zu wer­fen und ihrem Laufe zu folgen; wo sie anhalten würden, da wäre der Leichnam. Man befolgte dies und warf sechs Brote an ver­schiedenen Breitestellen der Themse ins Wasser. Mehrere engli­sche Meilen schwammen alle ganz ungehindert fort, endlich drehte sich etwas im Wirbel, bis es in dessen Mittelpunkte untersank. Die Nachsuchungen, die genau an diesem Punkte angestellt wur­den, brachten sofort den Leichnam der armen Frau zu Tage-— Auf welche Art läßt sich wohl dieser Umstand erklären? ( Ri o - Janeiro. ) Diese Hauptstadt Brasiliens hat nach ämtlichen Berichten jetzt nahe an 160.000 Einwohner, und die Bevölkerung ist im raschen Zunehmen begriffen. Sie zählt 4724 Kauf- und Handelshäuser nebst andern städtischen Gewerben. (Ungewitter bei Dresden.) Am 12. Mai Nachmittags fiel bei Dresden, wie die »Pannonia« berichtet, eine Wasserhose, zerstörte in der Nähe des königlichen Weinberges zu Wachwitz sechs Häuser und richtete in den Weinbergen und Anlagen großen Schaden an. I n Pillnitz lagen die Schloßen eine Viertelelle hoch. Auf der Festung Königstein wurde ein Fremder, der den großar­ tigen Anblick eines Gewitters in dem engen Clbthal genießen wollte, vom Blitze erschlagen, und in der Nacht darauf wurde das zwei Stunden von Dresden gelegene Dorf Nätzsch ein Raub der Flammen. (Schnee und Eis in Rußland.) Mit dem Eintritt des Maimonats lag in Rußland in den meisten Gegenden noch Schnee und Las Eis so hoch, daß man weder zu Fuß, noch zu Wa­gen fortkommen konnte, deshalb auch die Truppenmärsche nach dem Kaukasus nur langsam vor sich gehen konnten. Man glaubt, daß der Fcldzug gegen die Tscherkessen vor Mitte Juni nicht werde beginnen können. (Mittel, ein volles Theater zu machen.) Nimm Ei­nige, die nichts zu thun haben, als den ganzen Tag in den Kaf­feehäusern zu sitzen, und la»e sie aussprengen, daß Abends ein Scandal oder eine Prügelei im Theater vorfallen werde, und man wird der Neugierde und Kuriosität wegen hinein gehen, ob­gleich die thätige und umsichtige Polizei bei der geringsten Spur alles vereitelt. (Ueberfluß an Fischen.) An den Küsten von Pommern und Rügen hat man in diesem Frühjahre so viele Fische, als: Hechte, Lachse und Häringe gefangen, daß man in Stralsund achtzig Häringe für drei Groschen kauft und die ganze Umge­gend nur von Fischen lebt. (Altgewordeue Leute der neuesten Zeit.) Man liest häufig in den Journalen Nachrichten von sehr alt gewordenen Leu­ten, daher die nachfolgende Notiz zeitgemäß erscheint: I m Jahre 1841 lebten in der österreichischen Monarchie (Ungarn nicht mit­gerechnet) nicht weniger als 405 Menschen, die das hundertste Lebensjahr überschritten hatten, und zwar in Galizien 157, in Böhmen 86, in Oesterreich unter der Enns 28, in Mähren und Schlesien 28, in Steiermark 23, in Dalmatien 22, in der Lom­bardie 19, in Kärnten und Krain 18, in Oesterreich ob der Enns 8, in Tirol 6, im Küstenlande 6, und in Venedig 4, was obige Summe ausmacht. Theatralische Revue. De« bekannte Tenorist'Wild will noch immer nicht auf seinen Lor­beere« ausruhen. Er trat »m 2l. Mai d. I. zu Wien in der Iosephstadt, die seit einiger Zeit eine große Thätigkeit für Opernvorstellungen entwickelt, im Rossini'schen »Othello« in der Titelrolle »uf, und erntete reichlichen und verdienten Beifall. Othello war uon jeher Wild' s beste Parthie, die ihm vielleicht noch jetzt kein Länger streitig macht. Auch die Dresdner Hofbühne beschäftigt sich gegenwärtig mit Fest» stellung der Tantieme, jedoch nach einem andern System, als die Wiener. Hofrath Winkler (Theodor Hell) ist mit der Ausarbeitung eines Pla­nes zur Vorlage «n den Konig beauftragt. Es soll, wie man erfahrt, dem Autor jedenfalls ein bestimmter Honorarsatz zugesichert werden, und erst nach der dritten Aufführung ein Gewinnantheil eintreten. I m k. k. Hoftheater nächst der Burg in Wißn gastiten gegenwärtig Herr Baison vom Frankfurter Vtadttheater und Emil Devricnt vom Hofthcater in Dresden. Ersterer gefällt mehr, »ls letzterer. Nächster Tage wird auch Herr Hofler , Herzog!, braunschweigischer Hofschaufpieler, zu Gastrolle» erwartet. Verdi's neue Oper: »Li2»ui« wurde in verflossener Woche im f. l. Hofoperntheotcr in Wien zum ersten Male aufgeführt. Die Talolin i hatte darin die Hauptparthie. Die Oper fand wenig Beifall. Fanny Elßler tanztc am 24. dieses Monats im Divertissement »des Malers Traumbild« in Wien zum letzten Male unter enthusiastischem Beifalle, und verließ tagsdarauf Wien, um in Pesth fünf Mal aufzutreten, worauf sie sich sogleich nach London begibt. Die kleinen Vianes i werden in Wien nächster Tage, und zwar im Iosephstädter Theater mit »Barbier von Sevilla« ihre Vorstellungen eroffnen. Herr Leithne» vom k..k. Hofoperntheater in Wie» wird Anfangs- Juni in Gray »nf Gastrollen eintreffen. Wiener Gisenbahnbriefe. Von A. E. Näsle. (Beschluß.) Mitte Mai 1844. ?u«t llublll, riinebu«! Nach mancherlei traurigen und unerquickli» che« Ereignissen werden uns Heuer noch recht freundliche Tage winken. G., M. Perissutti's ausgezeichnete Lotterie, diesich einer ungewöhnlichen Theil» «ahme erfreut, ist jetzt die nächste, welche zur Ziehung gelangt. Wir haben die namhaften Vortheile und die höchst interessanten Nuancen dieser in ihrer Art vortrefflichen Ausspielung bereits auseinander gesetzt, und müssensie «ls ein der wärmsten Theiluahme würdiges Unternehmen wiederholt anpreisen. Der ungemein starke Loiabsatz und die sich fortwährend erneuernden Beste!« lungcn aus allen bedeutenden, selbst den entferntesten Städten der Monarchie begründen die Nermuthung, daß noch vor der 1. Ziehung im September d. I . alle Lose vergriffe», fein werden und die Hauptziehung auch noch früher Statt finden dürfte. Äußer den vielen Northeilen, die diese Ausspielung bie» tet, hat sie noch das Angenehme, daß man schon in drei Monaten zum Ziele gelangt, während bei andere« derlei Unternehmungen neun Monate selbst vom Gesetze »us bewilligt werden. Die überaus reiche Ausstattung und die zahlreichen, wahrhaft bedeutenden Treffer haben die Sache mehr empfohlen, als es jeder Schilderung und Anpreisung möglich wird. Wer sich einen Begriff von de« luxuriösen Leben Wiens machen will, der begebesich jetzt dahin, jetzt, wo der Elßler-Enthusiasmus keine Glänzen kennt. Bei einer Vorstellung zu einem wohlthätigcn Zwecke wurde der Preis eines Sperrsitzes aus 3 fl. (sage: fünf Gulden) C, M. festgesetzt, und drei Tage vor der Produktion war keiner mehr zu habe«. Bei den gewöhnlichen Vorstellungen dieser Künstlerin muß mansich für Sitze vormerken lassen, und nur Protettionskindcrn der Herren Theaterkassiere werden solche gegen ein Se­parat-Honorar zu Theil. Das Parterre und alle Räume des großen Hauses sind überfüllt, j» man sieht oft schon um halb 3 Uhr ganze Massen von Men» schcn »« Theaterthore stehen und die Eröffnung desselben ängstlich erwarten. Wie wir vernehmen, wird die Künstlerin noch in einer Vorstellung mitwir­ke«, welche zum Vortheile einer Klcinkindcrbew»hr»nst»lt jenes Pfarrbczirkes gegeben wird, wo sie, geboren ward. Es ist der Pfarrbezirk Wargarethen. Die italienische Saison macht dagegen Heuer gar kein Aufsehen, und man ist bloß auf die erste neue Oper gespannt, deren Aufführung so lange yinausge­schoben wird. Dem Vernehmen nach soll selbe aber demnächst von Stappel gehen. Der ebenso productioe als glückliche Bühncnschriftsteller Herr Fr. I . v. Told hat mm auch drei Operntcxte geschrieben und die Composition der» selben den Kapellmeistern Fr. v. Suppe, Ä. C. Titl und C. Binder über­tragen. Somit wäre also die Hoffnung vorhanden, wieder einmal eine Oper uon einem vaterländischen Compositeur zu hören. Möge es Gedeihen bringen» das redliche Streben dieser drei wakcren Compositeure, die uns schon so viel des Outen lieferten! — Ein neues Vaudeville, das auf den Pariser Theatern viel Aufsehen macht (I,e« bnliemienz äe ?l>riz) hat ebenfalls in Herrn v. Told einen Bearbeiter gefunden und wird demnächst zur Aufführung gelangen. Ein hiesiger Schriftsteller, dessen Name in der literarische« Welt mit Achtung genannt wird, schreibt gegenwärtig einen mehrbändigen Roman: »Die Geheimnisse von Wien.« Stoff gibt es genug hierzu; aber yulluzclll« t»n­cleui mit den Geheimnissen??? — Auslesnng der Prachtmaudel in Nro. 43. Schlüsselbund. Laib ach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.