RN2AUWNN2TA für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigier von Leopold Kordesch^ ^ OK. ' Motttag am 29. Juli 1844. Von ditset Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei üiummern, jedes" Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien uon Meisterhand in Kupfer gestochenes tolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in DoPpelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz» jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. ,k. Post unter Couucrt Portofrei ganzjährig 8, halbjährig' 4 ft.E. M.« und wird halbjährig »orausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Läiboch pränumerirt man in der Buchhandlung' de« Hernf Geo^g Lli^che'^ »m Hauptplafe. Ter Constabler. Episode aus dem lrainischen Kriegerleben im sechszehnten Jahr­hunderte von » ^ Rudolph Puff. (Beschluß,) III. waren vergangen, und Iva n ließ es > recht wohl ergehen in Hassan Beg's >MI>^ - Lager; er war als Geißel vom Domherrn geschickt und behauptete, ihm gehe es viel besser im Hause sei­nes prunkenden Gastfreundes, als dem Gesandten Saffe r Beg in Sissek, und er warte nur den Boten ab mit der Nachricht, daß alles bereit sei zum Domherrnschmause, um Bosniens gewaltigen Gebieter mit seinen Delhi's und Aga's,, hinüber zu geleiten. Der Constabler benahm sich so sicher, so zutraulich, daß selbst die schärfsten Beobachtungen der mißtrauischen Türken an ihm nichts Verdächtiges aufzu­finden vermochten. So waren acht Tage vergangen seit dem Tode der Verräther, als ein Husar dem Constabler ein Schreiben des Domherrn überbrachte, in Folge dessen Iva n in gewählten Worten denstolzen Hassan zum Dom­herrnschmause und in Folge desselben zur Besitznahme von Sissek einlud. Gruß und Freundschaft zuvor verkündet euch, mächtiger Beg, das Schreiben des tapfer« Comman­danten von Sissek, der, wie der Mond am nächtlichen Him­mel vor keinem der Sterne, sondern nur vor der strahlenden Sonne erbleicht, so auch keinem eurer Tapfersten,, sondern nur euch selbst die Veste zu übergeben gedenkt. Dem edlen Bellovi c würde es Schmach dünken, wenn ihr nicht die auserlesensten eurer Krieger, die Zierden des Schlacht­feldes mit euch brächtet. Hassan lächelte listig, ließ dem Constabler einen Ehrenpelz umhängen und befahl ihm, dicht an seiner Seite gegen Sissek zu reiten; indem er zugleich den Auftrag gab, tausend der auserlesensten Saym's, Spa­hi's und Ianitscharen unter Anführung des Hrusta n Be g von Petrinia sollten sein Gefolge bilden. Munter ging es gegen Sissek. Auf allen Thürmen der Veste wehte die weiße Fahne, die Thore waren geöffnet, und statt der Krieger erblickte man auf den Wällen weißgekleidete Dir­nen, die unter dem Schalle der Klosterglocken grüne Zweige schwangen. Nun waren die vordersten türkischen Reiter an dem Festungsthore angekommen und machten Halt. „Wollt ihr euch nicht an die Spitze des festlichen Zuges stellen, Hassan Beg?« fragte' der Constabler. „Gesellt euch zu Hrustan / versetzte dieser, „und eröffnet mit ihm den Zug." Zu drei und dreien ritten die vornehmsten Türken durch das geöffnete Thor. Scl)on mochten ihrer fünfhundert in Sissek sein, da rasselte das Fallgitter hinter ihnen nieder, die Zugbrücke schnellte auf, die grünen Ge­winde, mit welchen Brustwehre und Gasse geziert waren, sanken zu Boden, und die weißgekleideten Dirnen — des Domherrn verkappte krainische Arkebusiere, brannten in ver­derblicher Nähe ihre Büchsen auf die überraschten Türken ab, in welche unter Rosa's Leitung die Karthaunen, mit Nägeln, Kettengliedern und gehacktem Eisen gefüllt, Tod und Verderben hagelte«. Die unter Hassan Beg vor den Wällen stehenden Osmanen nahmen in wilder Verwirrung die Flucht, von den Husaren des bei Scheue gelagerten Vanus verfolgt. Ivan s Nähe bezeichnete den Anführer der Osmanen; unerschrocken brannte Rosa eine Feldschlange gegen ihn ab und Hrustan Beg und Iva n wälzten sich zugleich in ihrem Blute. Die wenigen Osmanen, die dem Gemetzel entkamen, büßten in schmählicher Gefangenschaft. An dem Bette des schwer verwundeten Constablers aber wachte Bel ­lovic mit der Sorge eines treuen, liebenden Vaters, mit noch innigerer Theilnahme jedoch die schöne Rosa, deren gemüthlicher Pflege es schneller gelang, die entweichenden Lebensgeister zu bannen, die finstern Dämone des Todes zu vertreiben und Kraft und Blüthe der Gesundheit wieder zurückzuführen. Als über das Jahr Hassan Beg schmählich von dem schon fast eroberten Sissek zurückgeworfen, als er durch I42 die vereinten Kräfte des innerösterreichischen Aufgebotes und der tapfern Kroaten in der ungeheuer« Schlacht am 22. Juni Heer und Leben verlor, als die vierzig Beg's von Bosnien an Einem Tage den Christen erlegen waren und Iva n mit dem Geschütze aus Sissek nachrückend, die Save und Culpa mit Leichen .besäte, als er M der Spitze der Besatzung, welche im brennenden Türlenlager über 2000 Pferde, das Zelt des Hassan , und vor allem die 1533 den Christen abge­nommene gepriesene Kanone, die große Katzianerin, erbeutet hatte und in Sissek eingezogen war, da lohnte der tapfere Domherr den wackeren Constabler mit der Hand seiner schö­nen Nichte, und nicht bald hatte ein rüstigerer Krainer eine schönere Kroatin heimgeführt. Der Domherrnschmaus von Sissek aber, bei welchem so viel warmes Türkenblut geflossen, lebt noch im Munde der Enkel. Gin moralisches AntiPodium. Von Joseph Demscher. Unter jenen Schattenseiten der Menschheit, die das Tagesgestirn der Civilisation noch nicht zu lichten vermochte, und die' sich sogar zum Pasquile der Aufklärung immer weiter und dunkler verbreiten, steht der Egoismus als ein fürchterlicher Koloß in seiner ganzen Muskel- und Nerven­kraft vor unseren Blicken da. Gleich den Riesenwerken der Pharaonen in Aegyptens ausgedehnten Fluren, denen der sonst so scharfe Zahn der Zeit nichts anderes anhaben kann, als daß er diese furchtbaren Massen fester und fester ge­wettet hat, gleich diesen gigantischen, der Vergänglichkeit trotzenden Bauten, diesem durch Schweiß und Thränen ge­drückter Unterthanen benetzten Conglomerate, ist der Egois­mus groß gewachsen und hat den Zenith seiner Stärke be­sonders in der neuern und neuesten Zeit erstiegen. Schon das zu sehr gepriesene goldene Zeitalter, jene soge­nannte Idillenwelt, hat ihn als Schwächling her­ausgelockt aus Pandora' s verhängnißooller Büchse; jene Graubärte der alten Geschichte haben dem kränkelnden Kinde die Wiege aus festem Eichenbaume gezimmert. Aus der warmen und Heisien Zone bezog der tückische Knabe seine Nahrungsmittel, die ihm Küsten- und Binnenvölker der mittler« Zeit zugesendet haben. In goldenen Pa­lästen, wie in dürftigen Strohhütten hieß die neuere Zeit den gereifte n Jüngling willkommen. Er wiegt sich eben so behaglich auf seidenen Ottomanen, als er sich auf faulem Stroh herumwälzt.' Keine Sitten sind ihm zu rauh, kein Clima zu ätzend, dem leckern Burschen. Es konnte daher nicht fehlen, daß dieser in allen Beschwerden erstarkte Unhold zum riesigen Mann e heranwuchs, unter dessen bleiernem Scepter die jetzige Mitwelt ächzt. Freilich bezeichnen Thränen und Seufzer bedrückter Erdensöhne seine Schritte, aber was kümmert das ihn? Findet doch sein Dogma: „Was ich kann, das darf ich auch," fast überall Anklang, sowohl an den Küsten des Eismeeres, als in den brennenden Steppen des Südpols; streuet, doch Weihrauch seinen Maximen sowohl die östliche als die west­liche Hämisphäre. Der Egoismus wuchert, wie die Schma­ rozerpflanzen, eben so leicht in Afrika's glühendem Bodens als in Amerika's frostigen Wäldern; er gedeiht eben so gut in Asiens und Polinesien's schönem Clima, als in Europa's gemäßigter Zone. Unstätt vom unersättlichen Gelddurst um­hergetrieben, schleichtsich der Heuchler bald unter das Panier der Ehre, bald unter die Aegide der.Gewohnheit, bald schwört er zur Fahne falscher MoMprincipe. Unter den Auspicien des Egoismus verhandelt der Afrikaner an den selbstsüchtigen Amerikaner seine Kinder. Unter seiner Aegide erhob die Sclaverei in jeder Zeitepoche ihr schlangenumwundenes Medusenhaupt und verbannte die reine Nächstenliebe hin zu den Küsten der Antropophagen. Die ruchlose Selbstsucht ging an dem durch Sclaven ge­zogenen Pfluge ohne Theilnahme vorüber. Der Egoismus treibt Tausende von Unglücklichen nach den amerikanischen Zuckerplantagen und den Goldminen von Mexico und Peru, und sieht ohne Zeichen von Empfindung die fürchterliche Peitsche an den blutenden Rücken derer fallen, die kein anderes Verbrechen .begangen, .als .daß sie nicht weiß gebo­ren wurden und keine Geldkisten aufweisen konnten. Bar­barei und Gewohnheit halten der schändlichen Selbstsucht eine Maske vor, die aber keinen Blick des Civismus aus­zuhalten im Stande ist. Unter dem blutigen Panier des Egoismus flössen Ströme von Menschenblut bei neun bis zehn Staatsrevo­lutionen. Freiheit und Gleichheit ist das Signal, mit welchem dieser Würgengel der Menschheit wüthet; frevelnd steigt er über die Leichen gemordeter Brüder, mit Wohlgefallen sieht er sich eine Stufe höher, die ihn mit der Gewährung seiner chimärischen Wünsche blendet. »Für Gott und Vaterland!" ruft jeder Parteigänger, wenn er Bruder gegen Bruder hetzt, wenn er seine Waffen schärft zum schrecklichen Bürgerkriege. Schutz gegen aus­wärtige Feinde, Ruhe im Innern, Belebung des Handels und andere nützliche Anstalten verheißt der Egoismus des Usurpators. Diese präsumtiven Motive sollen das Blut aus den Annale« verwischen, das an so vielen Blättern der Geschichte klebt. Zur Fahne des Egoismus schwört Indiens Priester­kaste, wenn sie durch kabalistische Operationen die Vorur­theile der niederen Kasten nährt, und auf diese Art die leuchtende Fackel der Civilisation erstickt. Wäre es uns vergönnt, jenen dichten Schleier, der uns die Motive so mancher Handlung im menschlichen Leben, die wir anstaunen, verdeckt, nur in etwas zu lüften, 0 wir würden staunen über die niedere Triebfeder, die den Mechanismus zu so mancher sogenannten großen That in Bewegung setzt. Wir würden uns überzeugen, mit welcher Aengstlichkeit der raffinirte Egoist alle Mittel aufrafft, die das Getriebe seiner verworfenen Kraftäußerung dem unbe­stechlichen Richterstuhle der Nachwelt entziehen sollen. Schlagen wir endlich die gerichtlichen Protokolle bei Criminal-Verhandlungen auf, so werden wir finden, daß in den meisten Handlungen und Unterlassungen, die der Strafcoder gebildeter Völker als Verbrechen charakterisirt, 243 der Egoist eine Hauptroll e spielt. Wie oft bietet er zum Vater- und Brudermorde seine helfende Hand! Wie oft brütet er den Plan aus zum Raube und zum Diebstahle! Wie oft bietet des Egoisten ruchlose Hand die Mittel zum Hochverrathe, wie oft zur Verfälschung und Nachahmung öffentlicher Kreditspapiere, wie oft zum Betrüge dar! Wie oft rief schon der herzlose Egoist durch Entziehung von Lebensmitteln Hungersnoth in's Land; wie oft auch ihren grausamen Trabanten, die Pest!, Mi t Füßen tritt er die Rechte der Menschheit, denn sie dient ihm blos als Mittel zur Realisirung egoistischer Pläne. Daher nimmt man auch kein zu dunkles Colorit, wenn man den Egoisten als ein Wesen definirt, das alle Menschen, mit denen es in Be­rührung kommt, als eine Zahl betrachtet, die seiner eigenen Lebensnulle einigen Werth zu geben berufen ist. Egoismus! Du Schandfleck der Menschheit, du ihr Begleiter vom Orient bis zum Occident, schaffe wieder, was du zerstörtest; schaffe so viel des Wohlthätigen und Schö­nen, daß Afrika nicht mehr die unglückseligste aus den fünf Töchtern des Erdkreises ist, lege über Sahara's Sandmeer eine Decke fruchtbaren Erdreichs, lasse sie mit dem edlen Samen durch Jene bepflanzen, welche den, deinem Schöße entsprungenen Grundsatz der Gütergemeinschaft predigen. Lösche aus den brennenden Golddurst grausamer Despoten des blühenden Asiens, entwinde ihren befleckten Händen den famosen seidenen Strang, der schon so vielen Unglücklichen, die keine andere Schuld hatten, als daß sie einige Piaster besaßen, die lieber ein Dei, ein Emir, Sherif oder Mol­lah in. seinem Schatze haben wollte, das Lebenslicht aus­blies. Belehre den eigennützigen Amerikaner über den con­tradiktorischen Widerspruch des Moralgesetzes mit der schreck­lichen Parallele, die er zwischen dem übermäßigen Ertrage seiner Besitzungen und dem Preise erhandelter Negersclaven zieht, tauche deinen Pinsel in die Farben der Mitternacht, damit er einsehe und schaudere vor dem Verrathe, den er an der Menschheit begeht, wenn er das Mark seiner Brüder um eine Hand voll blendenden Erzes opfert. Entreiße Australiens Kanibalen ihre vergifteten Pfeile, die sie für den geringsten Gewinn gegen ihre Brüder schwirren lassen. Stelle endlich manch' >civilisirtem Europäer das Gemälde seiner Schandthaten auf, damit er die Thränen gedrückter Mitmenschen trockne und ätze seinem Busen mit Flammenzügen die schreckliche Wahrheit ein, daß jede Zähre, die er dem Auge eines Unglücklichen auspreßt, einst als Fluch auf seinem Grabe lasten werde. Thue Alles, was wir hier dir aufge­zählt, doppelt und dreifach, und doch wirst du nie damit alles Elend ausgleichen können, das du über die Mensch­heit schon gebracht hast, und dann nur kann dein Anden­ken, gleich deinem Namen, verwischt werden aus den An­nale» der Geschichte! — Die Titel: König und Kaiser. Das Volk Israels, die Egyptier und die Griechen hatten Könige; nur war der König Griechenlands nichts, als der mächtigste Landsaße. Den Römern war der König nach der Verjagung des Tarquinius verhaßt. Julius Cä­ sar hat das Wort Imperator, Heerführer, Obergeneral be­ nutzt und unter diesem die höchste Gewalt im Staate an sich gezogen. Später, unter Carl dem Großen, sind zwei Kaiser, der im Orient und jener im Occident entstanden. Deutschland und die Türkei hatten sich diesen Titel eigen gemacht. Darauf traten Rußland, dann Frankreich und Oesterreich als Kaiserthümer in der politischen Hierarchie auf. Frankreich trat bescheiden zurück. — Philipp V., König von Spanien. Dieser kam im Jahre i?o? auf seiner Reise nach Madrid, um sich krönen zu lassen, durch Mont l'Herie. Der Ortsgeistliche kam dem Monarchen an der Spitze seiner Congregation entgegen und redete ihn folgendermaßen an: „Lange Reden, Euer^ Majestät, sind so ermüdend für den Sprecher, als langweilig für den Zuhörer, deßhalb will ich Eurer Majestät etwas singen". — Es waren einige ar­tige Stanzen zu Ehren Philipps, die ihm so wohl ge­fielen, daß er Oesterreich nimmt in Bezug/ anf Salz­reichthum den ersten, hinsichtlich der Bevölkerung den zweiten, seines absoluten Consums den vierten, seiner Produktion des Salzes den fünften, uno in Betreff seiner Mehrausfuhr an Salz den sechsten Rang ein, denn es hat jetzt eine Bevölkerung von 26,000.000, consumirt jährlich 4.172.107 Centner Salz, producirt jährlich 4.774.182 Centner Salz und führt jährlich 602.075 Cent­ner desselben aus. (Der See von Leau in Belgien) ist aus den Landkarten auszustreichen. Derselbe ist von einer Gesellschaft binnen sechs Wochen mit 180.000 Franks Kosten trocken gelegt worden. Die Stelle ist jetzt ein abscheulicher Morast, auf dem die zurückgeblie­benen Fische verfaulen. I m künftigen Jahre wird an der Stelle Ackerland sein. (I n Wien ) wird die alte steinerne Brücke über den Wien­fluß abgetragen und eine Kettenbrücke darüber geführt werden. I n der inneren Stadt ist die Erweiterung einiger Straßen und die Rasirung mehrerer sie verengenden Häuser beantragt. (Auszeichnung.) Herr Franz v. Holbein, Direktor des k. t. Hofburgtheaters in Wien, ist von Seiner Majestät dem Kaiser zum k. k. wirklichen niederösterreichischen Regierungsrathe ernannt worden., ­ (Gin schlauer Selbstmörder.) Um den Verdacht des Selbstmordes von sich abzuwälzen, erzählt die »Bohemia,« hat ein Festungsarbeiter, der im Laufe des vorigen Monats ertrunken bei Ulm aus der Donau gezogen wurde. Folgendes in seine Brief­tasche geschrieben: »Ich bin Math. Kröner von Neerenstetten, Oberamt Ulm, und habe blos baden wollen!« — (Naivetcit.) Ein Herr, den die Natur in Betreff der Nase sehr schlecht bedacht hatte, speiste unlängst bei einer vor­nehmen Dame. Während der Tafel drehte sich die kleine Tochter des Hauses immer ungeduldig auf dem Sessel hin und her, als würde sie von einer Bemerkung gequält, die sie vergebens zu un­terdrücken suchte. Endlich konnte sich die Kleine nicht weiter be­herrschen, und rief ganz entschlossen und laut über den Tisch der Mutter zu: »Aber Mama, warum hast du mir denn verboten, von der Nase dieses Herrn da zu reden? Er hat ja gar keine«. (Die Nadeliste von Karlsbad) wies am 14. Juli be­reits 2357 Parteien, also um 517 mehr, als im vorigen Jahre am gleichen Tage aus. Die Kurliste zählt 48 fremde Aerzte oder Chirurgen. Trotzdem, daß es vom 1. bis 15. Juli fast immer reg­nete, ertönen doch stets Trompeten vom Stadtthurme, um die Ankunft von großen und kleinen Fremden anzuzeigen. Gorrespondenz. (Durch Umstände verspätet.) Am Bord des Dampfschiffes »Imperator«» am i. Juli 1844. Liebe Carniolia! Es dürfte dir nicht unwillkommen sein, neben den Berichte», die du vom festen Lande uns bringst, ein Mal auch einen kleinen Correspondenzartikcl vom Bord eines Schiffes deinen Lesern aufzutischen; es ist die oberflächliche Be­schreibung einer sehr angenehmen Seereise, die dem Schreiber dieses Berichte« noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Freitag am 28. Juni nach 2 Uhr Nachmittags fuhr da« große. Pracht­volle, der Gesellschaft de« österreichischen Lloyd gehörige Dampfschiff »Imzie­lÄiore, von Triest nach Dalmatien ab. Nach einer »ierzehnstündigen Fahrt, nämlich gegen 5 Uhr früh am 29,, langten wir bei dem herrlichsten Wetter vor Zar » an. Eine Unzahl »on Barken kam von der Stadtseite heraus, uns entgegen. Nach kurzem Aufenthalte fuhren wir von Zar» «n der dalmatini­ schen Küste zwischen unzähligen Inseln und Inselchen weiter. Es befände« sich 50 Reisende «m Bord. Nachdem wir »uf dem Verdeck ein herrliche« Frühstück eingenommen hatten, während die von Zar» mitgenommene Regi­ ment«m»sik trefflich ausfpielte, langte» wir ungefähr um IN Uhr in Sebe° nie» an, wo wir un« zwei Stunden aushielten, um die dortigen Merkwür­ digkeiten, namentlich die prächtige, große Kirche, eines der schönste« alten Bauwerke, die ich gesehen, zu besuchen. Nach l2 Uhr fuhren wir weiter bis zum Wasserfalle der Kerka, die «n« der Türkei kömmt und bei Sebenic» ins Meer fällt. Dieser Wasserfall ist einer der prachtvollsten, diesich dem Naturfreunde darbieten. Die Mitglieder unserer Reisegesellschaft zählte« über 12 der berühmtesten Wasserfälle auf, diesie bereits gesehen hatten; alle ge» standen doch einstimmig, daß der Kerkafall die gesehenen sämmtlich übertreffe. Gegen «UhrAbends wandte sich unser herrlicher Dampfer zur Rückfahrt. Unterwegs hielten wir wieder «nf dem Verdeck Mahlzeit und waren in Se» benic» zu einem Balle imCasin» geladen, der jedoch wegen der »llzudrückenden Hitze nur eine Tour dauerte. Ich brachte zum zweiten Mole die Hälfte der Nacht »uf dem Verdecke zu. Anfangs warcn auch die Damen, im trauliche« Gespräche un« Mannern Gesellschaft leistend, im Freien; Nach und nach aber verloren sie sich und zogen sich in ihr Appartement zurück. Wie früher das Verdeck das Ansehen eines Salon« hatte, so »erwandelte sich jetzt die Scene i» ein Lager. Mehrere Männer, einen Albanesen in der Mitte, lagen auf dem Boden ausgestreckt d», andere umkauerten einen" lustigen Bruder, der ihnen mit drolligen Erzählungen die Nacht kürzte; wieder Andere gingen, Wachposten gleich, »uf dem Deck »uf und »b, und einige Paare zechten auch wohl in verschiedene« Winkeln. Vom reinen Firmament herab goß der präch» tige Vollmond sein bleiches Licht »uf die Scene und beleuchtete unsere kleine Welt, die,im Grunde nur eine Nußschale, und Hochs» viel Leben, Regsamkeit und Thätigkeit b»th. Ein für jeden Freund der Natur unendlich erhabener Anblick ist so eine Nacht auf der See; ich vermag den Eindruck nicht zu be­ schreibe«, ««aufgehalten schnitt der Kiel in die Wogen; die Räder schaufele ten emsig im Schaum und Gischt, bewegt durch die riesigen Maschinen, weicht durch die so viele Jahrtausende unbekannt gebliebene Kraft des Wasserdampfes in ungestörtem Gange fortarbeitetcn. Wir legten drei deutsche Meilen in der Stunde zurück, fuhren als« beiläufig so schnell, «ls man im Mittel «uf man» cher Eisenbahn fährt. — Nach Mitternacht waren alle Reisenden in ihren Kabinen, gewiegt vom Meere, welche« das Dampfboot in sanfter Schaukelbewegung erhielt; Nur ich konnte mich von der herrliche« Nachtsccne nicht trennen. Am Vorderlheile wachte des Capitäns Auge, da«,unverwandt in die Ferne blickte, »m »ndern Ende yondhabte ein Junge in malerischer Stellung d»« Steuerr»d, den Blick stet« »uf die Magnetnadel geheftet. Zwischen Beiden ging bisweilen im schnellen Laufe der Ueberbringer dcr-Bcfehle des Capitains »b und ,«! Ich gedachte mit aller Innigkeit «einer Ungehörigen. An was mochte wohl der Steuermann denken? Ich rieth »uf allerlei, endlich fragte ich ihn: »An's Schlafengehen,« war die Antwort, die ich zugleich, als Losung benützte, auch endlich meine Ruhestätte zu suchen. (Beschluß folgt.) Den „Wiener Zuschauer" betreffend. In der Nummer 8l de« heurigen »Wiener Zuschauers« erschien da« Gedicht »Die Locke«. Zufällig erhielt ich die »Wiener Zeitschrift« von« Jahre 1823 (redigirt »on Schikh) und finde, daß Luise Br»chm»n« die rechtmäßige Verfasserin de« Gedichtes sei. Die Schmach, in welcher der Herr Plagiator vor sich selbst d» steht, ist wohl die empfindlichste Strafe; wir »ber glauben, diese Erklärung dem Lcsepublikum schuldig zu sein — und noch mehr der Redaktion, damit dergleichen Literoturmännleins ihre Liebenswürdigkeit »nderswo verschwenden, und sammt College« zur Einsicht gelangen: »Es ist Nicht« so fei» gesponnen, E« kommt ein Mal an die Sonnen!« H. PI»uen. Der Trinke«. (Dreisilbige Chor»de.) N»«? - Ich soll nur die Erste« trinken, Indeß mir Bachus Gaben winken. Der einzig doch die Dritt e stillt. Die mir die Brust verzehrend füllt? — Nein! lieber zech' ich kurze Jahre. Dann führ', » Ganzes, mich zur Bahre! — Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.