y HEISE AUF DER A. CONZE. * Art, Glory, Freedoni fail, but Nature still is fair. Mit einem Anhange und XXII lithographirtcn Tafeln. HANNOVER. CARL RÜMPLER. 1 8 6 5. MEINEN FREUNDEN MEYER und ADOLF MICHAELIS GEWIDMET. Vorwort. Meine Bereisung von Lesbos war die Fortsetzung meiner Reise auf den Inseln Thasos, Samothrake, Imbroö und Lemnos, welche letztere ich gleich nach meiner Rückkehr ausarbeitete und unter dem Titel einer „Reise auf den Inseln des thrakischen Meeres (Hannover, Carl Rümpler. 1860)" herausgab. Den Schluss bildet dort meine Ankunft von Lemnos her im Hafen von Tenedos und mit dieser Ankunft beginne ich wieder in den hier vorliegenden Mittheilungen über meine Reise auf Lesbos. Was ich auf dieser Insel — denn der kurze Aufenthalt auf Tenedos lieferte keine Ergebnisse — in Abschriften, Skizzen, Aufzeichnungen sammeln konnte, blieb nach der Bearbeitung der ersten Abtheilung der Inselreise lange ziemlich unberührt liegen. Es folgten inzwischen für mich neue Reiseunternehmungen, Italien öffnete sich mir, ich konnte noch ein Mal nach Griechenland zurückkehren und namentlich das Festland dort etwas genauer kennen lernen, endlich kamen die Anfänge einer Universitätsthätigkeit. So wurde an die lesbischen Papiere nur noch nebenher gedacht. Ich wäre trotz alle dem wohl eher auf sie zurückgekommen, wenn nicht grade für bildende Kunst und deren Geschichte die Reise auf Lesbos im Ganzen sehr unfruchtbar geblieben wäre und für mich persönlich damit den eingebrachten Sammlungen die volle Anziehungskraft gefehlt hätte. Da ich indessen denn doch einmal das Material zusammengebracht hatte, aus welchem andere Richtungen der Alterthumsstudien manchen Gewinn mussten ziehen können, so schien mir die Veröffentlichung des ganzen Vorrathes schon längst eine Pflicht. Dieser habe ich jetzt endlich genügen können. Je mehr Zeit inzwischen verflossen und je weniger frisch die Erinnerung an das Beobachtete geblieben war, desto mehr habe ich es für gut gehalten, mich ohne Versuche einer viel weiteren Ausführung an meine an Ort und Stelle niedergeschriebenen Tagebücher und andern Aufzeichnungen zu halten. So hat vielleicht die Verzögerung der Herausgabe dem Umfange der Arbeit, ich glaube aber versichern zu können, nicht ihrer Zuverlässigkeit geschadet. Eigentlich durchgearbeitet ist der ganze Stoff nun, wie leicht zu ersehen sein wird, durchaus nicht. Einzelnes habe ich allerdings verfolgt und aufzuklären gesucht, so namentlich dem topographischen Theile, der manches Neue bringen wird, mich mit grösserer Liebe zugewandt. Aus Anderem, das mehr oder weniger nur als rohes Material übergeben wird, werden Andere Besseres machen können, als ich vermocht hätte; ich hoffe da wenigstens für manche Untersuchung eine nicht ganz unbrauchbare Grundlage geboten zu haben. An einzelnen Stellen habe ich auch schon bei dieser Herausgabe fremde Hülfe benutzt, wie ich solche u. A. namentlich dem Herrn Hofrath Sauppe in Göttingen und dem Herrn Professor Uenzen in Rom zu danken habe. Die Inseln des thrakischen Meeres waren ein vielfach ganz unberührtes Feld für die Untersuchung, als ich sie sah '). Nicht völlig so war es mit Lesbos; eine ganze Reihe von Berichterstattern hatten vor mir I) Perrot, über dessen Reiseergobnisso auf Thasos mir früher nur ein kurzer Bericht vorlag, hat dieselben jetzt ausfuhr-lichcr initgetheilt in seinem Memoire sur l'ilo de Thasos (Paris 1864. Extrait des archives des missions scientifiques ot littdrairea tonic 1er, 2C adric). die Insel berührt, aber so bedeutend diese einst unter den Stätten griechischen Lobens war, so mannigfache Interessen dem Historiker überhaupt, dem Litteraturforscher nähere Kenntniss derselben wünschenswerth gemacht hätten, so wenig hatten wir vor den meisten Reisenden über sie erfahren. Gewöhnlich hatten sie auch nur einzelne Punkte, die Hauptstadt oder Molivos namentlich besucht; über die vom Weltverkehre abgelegenere West- und Südseite der Insel haben nur wenige berichtet. Richard Pococke (description of the East II; Uebcrsetzung von v. Windheim Hob, III, S. 22 ff.) ist bis vor Kurzem der Einzige geblieben, der eine Rundreise um die ganze Insel gemacht hat; man verdankte ihm manche richtige topographische Bestimmungen. Choiscul-Gouffier, Tournefort, Prokesch-Ostcn, Sestini, die Berichterstatter in Michaud und Pojoulat correspondence d'Orient I [Bruxelles 1841), S. 181 ff. gehören zu den Reisenden, welche nur einzelne Punkte der Insel gesehen haben. Ueberau eigene Anschauimg findet sich nicht einmal in dem Buche eines Griechen von Lesbos, welches unkritisch und höchst unbequem angeordnet neben vielem für uns ganz Ueberflüssigen doch auch manche nutzbare Angabe enthält. Dasselbe ist betitelt: II Ascßtctc, toov] rt toroptxiiv lyxwpjLW xrfi vTjOod Asaßou, fieiÄ ayAüuv xal itapaivloetu; xal YcDpO'Ypap*rta&qo tou Aeaßfat). 'ÄÖTjVTßai 1849.) habe ich nichts Nützliches gefunden. Sonst sind von mir namentlich auch Zanders Beiträge zur Kunde der Insel Lesbos (Hamburg 1827) verglichen worden. Gramer description of Asia minor, wo sich I, 1(52 ff. lesbische Ortsnamen vollständiger als bei Plehn finden sollen, habe ich leider nicht benutzen können. An einer genügenden Karte von Lesbos fehlt es noch, die ältere von Choiseul-Gouffier ist sehr unrichtig, die für die Küstenlinie vortrefflichen Aufnahmen der englischen Admiralität, welche ich meinen Tafeln zu Grunde gelegt habe, lassen für das Innere der Insel grosse Lücken, deren Ausfüllung ausserhalb ihres Zweckes lag. Ueber die einzelnen von mir benutzten Blätter dieser englischen Seekarten giebt die angehängte Nachweisung zu den Tafeln Auskunft. Gieb ich enstein bei Halle a. d. S., den 5. Februar 1865. Inhaltsübersicht. Tenedos S, 1. - Ankunft in Mitilinf, Lage der Stadt S. 2 ff. — Das türkische Kastell und die Alterthiimer dort S. 4 f. — Die Hafen S. 6. — Belagerung der Stadt durch die Athener und Seegefecht des Kallikratides S. 6 ff. — Theater, Kirche des h. Thcrapon S. 9. — Sammlung von Alterthümern in der Schule S. 10 ff. — Andere in der Stadt zerstreute Alterthiimer bis S. 15. — Weg nach Sarlutza S. 15. — Alterthümer an der Nikolaoskapelle S. 16. — Die heissen Bilder S. 16 f. — Weg nach Mandamados S. 17 f. — Aigeiros S. 18. — Mandamados, der h. Stratiarchos S. 18 f. 20. — Inschrift im b. Bte« phanos S. 19. — Weg zum Palaio-Limain S. 20. — Weg nach Molivos S, 20 f. — Molivos, alt Methymna S. 21 ff. — Geschnittener Stein S. 22. — Alterthümer auf dem türkischen Kastell und am h. Panteleimon S. 22 f. — Lage der Stadt S. 23 f. — Weg über Retra nach Kalochori S. 24. — Palaeokastro S. 24 f. — Ankunft in Sigri, Insel Ne3opc S. 25. — Antissa S. 26. — Weg nach Krissos S. 26. — Lage und Ruinen von Ercsos S. 27 f. — Zerstreute Alterthümer S. 28 ff. — Votivsteine mit Fusssohlen S. 31 ff — Andere Alterthümer im Dorfe, die grosse Inschrift S. 34 ff. Weg nach Kalloni, Laktopedia, hellenischer Thurm S. 39 f. — Die Dörfer von Kalloni S. 40 f. — Inschrift in Daphia S. 41. — Arisba S. 41 ff. — Xerokastrini, vielleicht alt Agamede S. 43. — Weg nach den Ruinen von Pyrrha S. 44. — Bemalte Thonscherbe S. 45 f. — Lage von Fyrrha, Inschrift S. 46. — Weg über Vasilika, Polichnitis, Vrisia nach Agiasso S. 47. — Besteigung des Agios llias S. 47 f. — Agiasso S. 48 f. — Weg über Plumari nach Plagia, Alterthümer an der Panagia Papandi S. 49 f. — Weg über Potamos und Plumari nach den Jora-dörfern S. 50 f. — Trümmer einer römischen Villa bei Plakado S. 51. — Rückkehr nach Agiasso S. 52 f. — Lage und Ueberrcstc von Hiera S. 53 f. — Fahrt nach der Kopclla, Rückkehr nach Agiasso S. 54 f. — Die römische Wasserleitung S. 53 f. — Rückkehr nach Mitilini, Abreise nach Smyrna S. 56 f. Anhang S. 5!) Ii'. Nachweisung zu den Tafeln. Seite Titelblatt. Nach dem Originale lithographirt........45 f. Taf 1. Mit Zugrundelegung der englischen Seckarte: The archipelago, shoet4. Lemnos, Samothraki, Mityleni etc. with the coasts of Turkey and Asia- Minor, the Dar-danelles and gulf of Adramyti surveycd by Commander R. Copeland and T. Graves R. N. 1833 — 1844. Ausserdem ist die grössere Karte der Insel in zwei Blattern benutzt: the western part of Mityleni island etc. by Captain Richard Copeland II. M. S. Beacon 1834 und the castern part of Mityleni island etc., aufgenommen von demselben 1834. Diese hier auf zwei Blätter vertheilte Aufnahme ist auch auf einem Blatte herausgegeben: Mityleni island with the gulfs of Adramyti and Sandarlik by Captain Richard Copeland H. M. S. Beacon 1834. Taf. I a. Mit Zugrundelegung der genannten englischen Karten. Mytilenc..................... 2 f. Methymna..........................21 ff. Antissa............................25 f. Hiera.............................53 f. Taf. II. Nach eigenen Skizzen, bei dem Plane von Eresos mit Benutzung der englischen Seekarte. Eresos.... 27 f. Xerokastrini.........................43 Taf. ID. Nach eigenen Skizzen. Arisba...........41 ff. Pyrrha............................44 ff. Taf. IV, 1 - 5..........................11 n » 6............................. 12 Taf. V, 1-5........................... 12 Taf. VI, 1 — 2 c......................... 12 „ „ 3. Bruchstück eines Grabsteines in der Sammlung in der Schule zu Mitilini. Im Texte übersehen, Taf. VII, 1. 2........................... 13 Taf. VIII, 1-8.......................... 13 Seite Taf. IX, 1.............................13 „ „2........:....................17 » »> 3.............................16 1 „4-6..........................17 Taf. X, 1.............................19 n , 2. 3...........................22 „ „4.............................20 , n 5.............................22 Taf. XL 1.............................23 i i- 2.............................22 f. . . 3. 4...........................23 Taf. XII, A. B. C........................34 ff. n. n 1............................81 „ n 2............................34 Taf. XIII, 1-10.........................31 ff. Taf. XIV, 1............................30 f. „ „ 2............................29f. » n 3............................28 „ . *............................31 Taf. XV, 1-4..........................31 n n 5............................29 » » 6............................34 ■ „ 7. 8 ..........................31 Taf. XVI, 1............................50 » n 2............................41 , »3............................46 Taf. XVII, 1 ...........................53 f. „ , 2 ...........................52 . „ 3. 4..........................54 Taf. XVII a. Strangfordsches Relief im brittischen Museum 10 Anm. 3. Taf. XVHI und XIX.......................59 ff. Seite 57 Vignette........................55 Am Abende des 18. Juli 1858 war unser kleines Fahrzeug von Limnos her in den Hafen von Tenedos eingelaufen, aber erst am Morgen des folgenden Tages Hess man uns ans Land, weil die Förmlichkeiten der Quarantaine, um so ärgerlicher, je weniger sie wirklich strenge durchgeführt wurden, es so verlangten. Die heutige Stadt, wie wir sie vom Meere aus sahen, nimmt sich ganz stattlich aus. Zwischen zwei Buchten tritt auf felsigem Vorsprunge das Kastell heraus, an das sieh die Wohnhäuser anschliessen. Die Stadt von Tenedos hat immer an dieser Stelle gelegen. Es bietet die Küste nur hier auf der ganzen Insel mit dem Felsvorsprunge und den llafenbiichten zu dessen beiden Seiten jene; Lieblingsform der griechischen Ansiedler '), wo für eine Stadt Festigkeit zugleich und Bequemlichkeit des Seeverkehres sich zusammenfand. Mit so günstiger Bildung der Küste vereinigt der Platz nun weiter seine Lage an der grossen Verkehrsstrasse zwischen zwei Meeren dicht vor dem Eingange in den Hellespont, wie das der türkische Name Bogas-Adassi, die Insel der Meerenge, bezeichnend ausdrückt. Wir hatten am 19. Juli frischen Nordwind und da war ein wahres Gewimmel von Schiffen auf dem Meere vor dem Hafen; immer fünf sechs hatte man in Sicht, die mit dem Winde südwärts fuhren, während die aufwärts nach den Dardanellen bestimmten gegenüber nahe der asiatischen Küste still lagen. Da begriff man, dass dieser Stadtplatz, wenn auch bei der Kleinheit und dem Mangel an eigenen Hülfsmittcln der Insel im mannigfachsten Wechsel seine Selbstständigkeit, nie aber sein Leben, seinen Verkehr einbüssen konnte. Diese immer erneute Bcwohnung hat dann gewiss die Schuld hier, wie so vielerorts, dass die Spuren einer älteren Zeit sehr verwischt sind. Ich konnte wenigstens Nichts von Ueberresten des Alterthuras in der Stadt erfragen 2) und auch bei einem Ritte, den ich Nachmittags in das Innere der Insel unternahm, Hess sich kaum hie und da in der Umfriedigung des türkischen Begräbnissplatzes ein unbedeutender Stein mit alter Form entdecken. Es ist eine weite nach Norden gegen das Meer hin offene Niederung, in welcher ich auf diesem Ritte bis zu den Gärten der Konsuln, wie man sie mir nannte, kam. Die nirgends erheblichen Höhen der Insel sind überall kahl, das Flachland ist voller Weinpflanzungen, während man nur wenig Korn sieht und an Holz grosser Mangel ist. Das nöthige Brennholz sogar wird von Aussen her auf die Insel gebracht; einträgliches eigenes Product ist nur der Wein, dessen Güte gerühmt wird. Mit dem Grundbesitze geht es jetzt hier wie auch sonst in der griechischen Türkei; Häuser uud Ländereien gehen immer mehr in die Hände der Christen über und diese behaupten, dass sogar eine bemerkliche Verminderung der türkischen Bewohner stattfinde, welche sich bei abnehmendem Wohlstände nach dem asiatischen Fcstlandc, wo sie mehr unter sich sind, zurückzögen. Trotz mannigfach gastfreundlicher Aufnahme konnte nach den Erfahrungen' meines eintägigen Aufenthaltes mir Nichts an einem längeren Bleiben auf Tenedos gelegen sein, so dass ich ungeduldig am folgenden Morgen das Dampfschiff des österreichischen Lloyd erwartete, welches mich nach Lesbos auf einen nach aller Wahrscheinlichkeit für die Beobachtung reicheren Boden bringen sollte. Es war eines der ') Reise auf den Inseln des thrak. Meeres. S. 81. 2) 8o auch frühcro Reisende. Pococke description of the East (III, S. 32 f. der Uebcrs. von v. Windheim) spricht von Trümmern eines Marmorbaus au der Brustwehr vor dem Kastell. grossesten Schiffe der Gesellschaft, die Aquila imperiale, hauptsächlich für die Fahrten im schwarzen Meere gebaut, welches auf der Höhe der Stadt erschien und mich an Bord nahm. Jetzt war ich wieder auf der grossen Strasse, wieder in Europa, so kam es mir vor. Statt dass uns bisher bei den Fahrten im offenen Ka'ike im thrakischen Meere jede Welle hob und senkte, sah ich jetzt auf das nordwinderregte Meer von der unbewegten Masse des Dampfers haushoch hinab. Ich sass in der Kajüte seit Monaten ziemlich zum ersten Male wieder auf einem Stuhle und an einem Tische unserer Art. So voll Behagen über sonst kaum beachtete Dinge wurde die Fahrt südwärts längs der kleinasiatischen Küste hin zurückgelegt. Der Küstenstreifen bei Eski-Stambul, dem alten Alexandria Troas, das Mündungsland des Tuslaflüsschens, des homerischen Satnioeis, endlich Kap Baba, xo Asxxov, der westlichst vorspringende Theil des kleinasiatischen Halbinsellandes, blieben zur Linken und dann fuhren wir ostwärts in den Meeresarm zwischen dem Festlande und der Insel meiner nächsten Bestimmung hinein. Da lag Lesbos, heute wie schon zur Zeit des Eustathios nur Mitilini von den Türken Midüllü genannt. Die Landspitze mit dem Städtchen Mölivos war die erste besonders in die Augen fallende Form auf der Insel; ihre Berge zogen sich fortan ziemlich öde und einförmig, spärlich bewachsen offenbar nur, uns zur Rechten hin. Auch dann noch blieb dieser Charakter der Küste, als wir unsern Kurs nun südwärts steuernd geändert hatten, wobei der lang gegen die ferne Ebene von Adramyttion landeinwärts sieh hindehnende Meerbusen mit der Gruppe der flachen kleinen Inseln der Muskouisia, der Hekatonnesoi der Alten, erst linker Hand und bald hinter uns zurückblieb. Endlich unterbrach die Einförmigkeit der Inselküste wieder ein grösserer Ort, der erste seit wir Molivos sahen, aber mit ansehnlicherer Häusermasse, dieser die Hauptstadt der Insel, Mytilenc selbst. Ein etwas boshafter Franzose hat die Hehauptung aufgestellt: propre au dehors, sal au dedans, c'est la devise de FOrient! Höchstens die erste Hälfte des Vordersatzes könnte man ab und an unrichtig finden, bei Mitilini trifft indess das Ganze zu. Die Stadt bot wirklich, so unansehnlich, winklich, eng und schmutzig sie sich mir später in ihrem Inneren vielfach erwies, von unserm Ankerplatze vor dem Hafen aus ein sehr freundlich anmuthiges Bild namentlich durch die zahllosen Häuser und Häuschen, die sich in immer mehr aufgelösten Gruppen von dem dichten Kerne der Ansiedlung vom Strande aus besonders gegen Süden hin mit ihren hellen Wänden durch die grünen Pflanzungen und Baummassen der ansteigenden Höhen hinaufziehen. Unter den ersten Einwohnern, die zu uns an Bord kamen, traf ich auch den österreichischen Konsularagenten, an welchen ich durch ein Schreiben des auswärtigen Amtes zu Wien empfohlen war, Herrn Dr. med. Bargigly. Gern nehme ich Gelegenheit ihn gleich hier dankbar zu nennen als den, in dessen gastlichem Hause ich die nach langer Reise, auf der es mir nie so gut geworden war, doppelt wohl anmuthenden Annehmlichkeiten europäischer Lebensweise und willigste wirksame Unterstützung für alle meine Reisezwecke fand. Die Stadt Mitilini als mit dem anselmlichsten Kastelle auf der Insel verschen, als Sitz eines Pascha und eines Krzbischofes, so wie als Wohnplatz einer zahlreichen griechischen llandelsbevölkerung und meh-rer fremder Konsularagenten bietet den Anblick einer lebhaft bewegten Gegenwart. Ueber ihre Einwohnerzahl, die ich wohl auf mehr als zehntausend Seelen sehätzen hörte, konnte ich eine zuverlässige Angabc nicht erhalten; ein neuerer einheimischer Beschreiber2) giebt ihr gegen zweitausend Häuser, von denen kaum der vierte Theil in türkischem Besitze sei. Von der im Nordosten hart am Meere hoch gelegenen, von den Türken bewachten Citadelle durch eine kahle Bodenstrecke getrennt, dehnt sich zwischen zwei Hafenbuchten das dicht bebaute Stadtgebiet weniger um den Nordhafen als um den gegen Südosten mit enger Einfahrt geöffneten Hafen herum aus. Der beigegebene Plan (Taf. I a.) zeigt das genauer. Ueber den Wohnhäusern hervorragend bemerkte ich einige, so weit ich sah, als Bauwerke ganz unbedeutende Moscheen, mehre griechische Kirchen und eine als Neubau wie durch ihre bei der Kleinheit der Gemeinde 1) Eustath. Od. 7, S. 14(12. 11. «. S. 741, 12. 2) E-ra'jpdva;; 'A. ' AvaYvoarr)? i] AEoßta« S. 114. auffallende Grösse, auch durch eine gewisse occidentalische Nettigkeit sich auszeichnende römisch-katholische Kirche; als ehrendes Zeugniss für Sinn und Streben der griechischen Einwohnerschaft ist aber die bei den Verhältnissen des Ortes wirklich überraschend stattlich eingerichtete, auch mit Sammlungen verschiedener Art versehene Schule zu nennen, welche rein aus Privatmitteln der Raja gegründet wurde und unterhalten wird. Durch reichlichen Baumwuchs, durch die erquickende Nähe des Meeres und eine entzückende Aussicht auf den Meeresarm und auf die Höhenzüge der asiatischen Küste besonders gehoben lässt die Lieblichkeit der Lage des Ortes, dessen ausgezeichnet gesundes Klima ausserdem von den Bewohnern gerühmt wird *), noch heute es lebendig begreifen 2), dass der vornehmen römischen Welt die Hauptstadt der Insel, welcher sie einen hohen Rang unter allen im mittelländischen Meere gelegenen zu geben pflegten 3), als einer der wünschenswertesten Aufenthaltsorte erschien. Ich darf nur an Horazens Ode an den Plancus erinnern: Laudabunt alii claram Rhodon aut Mytilenen 4). Und welch ein Erdenplatz damals, als in viel früherer griechischer Zeit eine reiche Blüthe feiner geistiger Bildung hier in der Umgebung solcher Natur sich entfaltete! Dahin im Gegensatze zu heute wurden die Gedanken geführt, als ich gleich am zweiten Tage zu der Höhe über dem kleinen Kastell5) zur Mittagszeit hinaufstieg und nun die reiche Aussicht vor mir hatte auf Stadt und Hafen und die mit den Landhäusern, den sogenannten Ttup-foi, überstreuten Berge, das Meer unten glatt und glänzend und drüber hin die Bergreihen von Kleinasien. Eine einzelne Platane stand da oben voll und rund in der Sonnengluth, in ihrer Krone schrillte eine Zikade und unter ihr im Schatten schnarchte ein Türke. Bedeutende natürliche Vorzüge, welche ganz besonders beitrugen, den Ort zu einem seit Anfang unsrer geschichtlichen Kunde bestehenden Sammelplatze städtischen Lebens zu erheben, sind im Laufe der Zeit verwischt und namentlich gründlich in den letzten .Jahrhunderten unter der Herrschaft eines wenn auch nicht so schlechthin barbarisch zu nennenden, aber doch schlecht regierten Volkes, wie das türkische. Zwei llafenbiichten zusammen mit einer in das Meer vorspringenden zu schützender Befestigung geeigneten Höhe zwischen sich bildeten hier abermals, wie ich schon bei Tenedos darauf hinwies, eine solche Gestaltung des Küstenbodens, wie sie die griechischen und vorgriechischen Ansiedler am Mittelmeere ganz besonders zur Städtegründung anlockte, indem feste Sicherheit des Wohnplatzcs und leichte Beweglichkeit im Seeverkehre in ihr sich am vollkommensten zusammenfand. Die Gunst der natürlichen Bildung hatten die alten Mytilenäer mit thätiger Hand noch gesteigert. Sie schirmten jede der beiden Hafenbuchten durch weitvorgeschobene steinerne Dämme noch besser gegen alles Unwetter und gegen feindlichen Angriff und zogen, ganz wie es in dem ähnlich gelegenen Knidos 6) geschah, von Hafen zu Hafen einen quer durch ihre Stadt laufenden Kanal. Durch diesen wurde die leichteste Bewegung des Verkehres erst vollendet; sie konnten mit ihren Schiffen den Wind, der der Aus- oder Einfahrt am einen Hafen zuwider sein mochte, auf der entgegengesetzten Seite als einen günstigen benutzen. Nachdem dann schon längst die selbstständige Volkskraft des Ortes immer mehr erlahmt war, nachdem auch der letzte Glanz, den die Gunst der weltherrschenden Roma hierher warf, mit dem Untergange der ganzen römischen Welt erloschen war, sind diese Werke zerfallen. Von dem Kanäle weiss heute der Besucher der Stadt auch nicht eine Spur mehr zu entdecken, doch gewiss in seiner Richtung läuft heute der Bazar, jetzt die Hauptverkehrs-strasse, von einer Hafenbucht zur andern; die Hafendämme aber, über deren aus den Fugen gerissene Blöcke, wenn der Wind geht, das Meer schäumend seine Wellen schlägt, haben endlich nur dazu gedient, die immer wachsende Versandung beider Häfen ihrer Vollendung näher zu führen. Der nördliche obgleich 1) ganz im Widerspruche gegen Vitruvs sed positum non prudentcr (de arch. I, 6.). 2) Anagnostis führt türkische Beinamen für die Insel an: goldene Insel, Garten des ottomanischen Reichs. 3) Zander, Beiträge zur Kunde der Insel Lebos. S. 5. 4) Zander a. a. O. S. 19 führt noch einige Stellen an. 5) über einer der Südspitzen der Halbinsel, als weisses Viereck auf unscrm Plane gezeichnet. 6) Newton history of the disoverics at Halicarnassus, Cnidua and Branchidae, die ich nicht zur Hand habe. 1« tiefere Hafen ist ganz verlassen und von seinem Strande bat sich das städtische Leben zurückgezogen; auch der südliche ist für grosse Schiffe schon fast unbrauchbar, wie denn die Dampfer immer nur vor ihm in offener See beilegen und vergebens hat sich bis jetzt namentlich die griechische Kaufmannschaft der Stadt bemüht, auch nur geringe Hülfe der türkischen Regierung gegen den immer zunehmenden Verderb zu erlangen. Und wie hier also, weil die Menschenhand zu grösseren Dingen erlahmte, die hervorstechenden Züge der alten Mytilcne unkenntlich geworden sind, so hat andrerseits dieselbe Hand, die denn doch immerfort und immer aufs Neue bemüht gewesen ist, den Wohnplatz auch nach mancher Zerstörung für die Bedürfnisse des Augenblicks neu zuzurichten und umzugestalten, alles übrige Menschenwerk der alten Stadt vernichtet. Das Theater, einst das Vorbild sogar für einen Prachtbau in Rom selbst, ist nur noch eine Höhlung im Bergabhange; unten an diesem liegt das Konak des Pascha, das noch neuerlich aus den Steinen des Theaters aufgebaut ist. Auch sonst, so viel ich weiss, steht kein Trümmer eines Gebäudes aus griechischer oder römischer Zeit noch über dem Erdboden in der Stadt aufrecht Nur weiter ab in einsamen Bergthälern der Insel, welche wir später im Verfolge der Reise berühren, sind noch als Zeugen von der gefallenen Grösse Theile der Leitung übrig, welche in römischer Zeit weither den volkreichen Platz mit Wasser versorgte. Was also die Beschreibung von dem alten Mytilcne noch aufzuweisen vermag, sind einmal die Hauptformen der Akropolis und der Häfen nebst anschliessendem ebenem Stadtraume; daran reihen sich die geringen an ihrem Platze verbliebenen Spuren grösserer Bauanlagen und einzelne kleine Stücke, die anscheinend ihre Stelle nicht gewechselt haben, und endlich lässt sich eine Sammlung doch ziemlich zahlreicher, häufiger durch Inschriften als durch andere Kunstform merkwürdiger Trümmer, die nachweislich auf dem alten Stadtboden gefunden sind oder doch ohne bekannten Fundort dort aufbewahrt werden, zusammenstellen. Wir salien, dass ein flacher Strand, in den von Norden und Süden die beiden IIafenbuchten eingreifen, heutzutage als der eigentlich bewohnte Stadttheil die nach Osten ins Meer vorspringende Felshalbinsel mit der übrigen gleich wieder bergig ansteigenden Küste verbindet. Diese Halbinsel war gewiss ursprünglich eine völlige Insel und wurde erst mit der Zeit durch Anschwemmung des Hachen Isthmos mit dem Küstenlande verbunden, so dass sogar der alte die Häfen verbindende Euripos nur die künstliche Auffrischung der zum Theil noch vorhandenen natürlichen Trennung gewesen sein könnte. Noch die Abbildungen der Reisenden aus dem vorigen Jahrhunderte !) zeigen den Isthmos bedeutend schmaler als er heute ist und sein beständiges Wachsen in die Breite zeigt sich recht deutlich in der merklich steigenden Versandung der Häfen 2), von denen der heute so gut wie ganz verlassene nördliche in dem Berichte und in der Abbildung bei Choiseul-Gouffier (Taf. 32) noch mit Schiffen belebt erscheint:i). Die auf diese Weise dem Festbinde der Insel immer mehr vereinte Halbinsel fallt nach dem Meere zu überall mit steilem felsigem Rande ab und erhebt sich in allmäligem Ansteigen am höchsten im Norden, wo .der längliche von Nordwest nach Südost gestreckte Gipfel gegenwärtig die türkische Festung trägt, vordem die Burg der Herrscherfamilie der Gatelusi4), die byzantinische Feste und gewiss einst die Akropolis der alten 1) Tournefort voyago du Lcvant (Amsterdam 1718) I, S. 119. Focc-ckc a, a. O. III, g, 22 giebt die Breite und Liinge sogar mir auf einen Furlong (1/g englische Meile) an. Dieser jedenfalls übertriebenen Darstellung schliefst sich die hei Plehn wiederholte entschieden unrichtige Knie (! ii o i sc n 1 s an. 2) Die punktirte Linie im Wasser auf unserm Plane giebt die nach dem Ufer zu noch abnehmende Tiefe von einem engl. Faden an. Als grösste Tiefe im Nordhafen ziemlich an seiner Mündung verzeichnet die engl. Seekarte 6 Faden, im Südhafen nur 3. 3) Wenn einmal ein grosses Schiff wirklich einlaufen will, so ist das nur im Nordhafeu möglich, s. Sestini viaggi e opus-coli diversi (Berlino 1837) S. 97. 4) Reise auf den Ins. des thrak. Meeres S. 37. Statt an einen Grimbalt ist dort vielmehr an einen Grimaldi zu denken, wie mir glaube ich Herr Professor Hopf bemerkte und die fünf C, welche Anstoss gaben, sind in der That nur vier in der mittelalterlichen hinten geschlossenen Form CC, woran Herr Münzeonscrvator Dr. Friedlftndcr mich erinnert. Zur Geschichte der Gatelusi wird Hopf Neues bringen, s. Monatsberichte der k. Ak. der Wiss. zu Berlin 18G2, S. 86. Mytilene. Eine Beschreibung des türkischen Festungswerkes hier oben liegt nicht in meiner Absicht; es würde auch wenig Erhebliches dabei aufzuweisen sein. Die; Türken haben auch hier nur die mit dem Schwerte gewonnene Erbschaft angetreten und halten sie nothdürftig zusammen. Die Hauptmauern des Kastells sind, so viel ich sehen konnte, ohne Stücke aus alter Zeit byzantinisch und noch an vielen Stellen mit dem Wappensteine der Gatelusisehon Fürstenlämilic gezeichnet, so wie derselbe auch auf Limnos, Samothraki und Tha30s ') von ihrer Besitzergreifung zeugt. Schon in der Aussenmaucr sah ich ein Fragment des Wappens, über dem Hauptthore prangt es am vollständigsten. Von den vier Feldern des länglichen Steines trägt das zur Linken vom Beschauer den gekrönten einköpfigen Adler von Byzanz, das nächste das Monogramm der Paläologen 2), das folgende das eigentliche Familienwappen, die übereinander gestellten Halbkreise und in dem letzten steht die Inschrift: -f- Äl. CÖC. LXXIII. die prima. Aprilis magni-ficus et potens dominus dominus | Francis |cus 3) Gratel[us]lUS dominus insule Metelini et cetera fecit fieri hoc edificium. Ein anderer Stein am Glockenthurme ist in drei Felder neben einander gctheilt; in dem zur Linken vom Beschauer steht der einköpfige Adler, in dem mittleren die vier einem B ähnlichen Zeichen 4), die sonst im oberen Thcile des Familienschildes über jenen Halbkreisen, auf Münzen aber ebenfalls allein vorkommen. Sie sind hier so gestellt: 1 B Das letzte Feld rechter Hand ist mit den Halbkreisen gefüllt. Wieder auf einem andern Steine stehen nur zwei Felder neben einander, das eine mit dem Adler, das andere mit den Halbkreisen geziert, auf noch einem anderen erscheint der Adler allein. Endlich halten einmal zwei Löwen den unten zugespitzten Schild, in dem oben die vier B liegend angebracht sind und der in seiner grösseren unteren Hälfte in zwei nebeneinander stehende Felder gctheilt ist, links vom Beschauer die Halbkreise, rechts der einköpfige gekrönte Adler, hier nach links vom Beschauer sehend. Auch ein Sarkophagdeckel mit Inschrift, an deren Schlüsse ich nur ein „fecit hediiieari" zu erkennen glaubte, muss in diese Zeit gehören. Ich konnte keinen Eintritt in den verschlossenen Seitenraum der Moschee erlangen, in dem der Sarkophag aufgestellt ist. Ich höre, dass Newton drinnen gewesen ist, von dem wir also wohl Näheres erfahren werden. Der Sarkophag wird derselbe sein, von dem als Sarkophag der Sappho hie und da5) gefabelt ist Einige wenige vielleicht aber aus der Unterstadt heraufgeschleppte Ueberreste der griechisch-römischen Zeit fand ich hier und da in den Befestigungen verbaut. So ist aussen an dem Glockenthurme unter dem Wappen der Gatelusi auf vier Steinen jedesmal ein gewaflheter den Schild vorhaltender Gladiator noch zu erkennen, auch mit Spuren von Inschrift, die mir jedoch der Höhe wegen, in der die Steine angebracht >ind, unleserlich blieb. Zwei andere Steine an derselben Stelle zeigen die Itcliefbilder von bestiarii im Kampfe mit Löwen. Gleichen Bildern römischer Sitte werden wir noch einmal in der Nähe der Stadt begegnen. Auf einem ich glaube auch am gleichen Orte mit den vorigen befindlichen Steine mit griechischer Inschrift aus römischer Zeit konnte ich Nichts als zwei Mal das Wort ttoXitou lesen, dagegen ergab eine an anderer Stelle im Kastell vermauerte Inschrift noch fast vollständig erhalten (Taf. V, n. 3) das Folgende: ©so} tyfattp Tt. AiXio;' Appiavbc 'AX[s];avof>o; ßouK»u[t^<;] Aaxiaz xoXcuvefac ZepjAicsfreJöoäwJi« eu/r^ avsllYjxev 6). 1) Reise u. s. w. Taf. III. 2) Dasselbe Monogramm auf Münzen s. Friediiinder in Berliner Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde I, 1863, 8. 154, Taf. VI, 11. 3) So liest Boutan in Archives des missions scientifiques et litteraires V, S. 277. Die Jahrszahl giebt er als 1363. Franz Gatelusi regierte 1355 —1401, wio Herr Professor Hopf mir angiebt. 4) cf. Mordtmann, Belagerung von Konstantinopel, S. 132. 5) z. B. bei Pococke und sonst. 6) Boutan (a. a. O. S. 276) sali an einem der türkischen Häuser im Kastel die Inschrift: IYr)^ fIo(j.Tr[7)](iu aurrrjpt. Neben der Akropolis, die übrigens in der überlieferten Geschichte von Mytilcne keine Rolle spielt, ist der zweite noch nachweisbare Grundzug in der Physiognomie der alten Stadt die Hafenbildung. Diese war zusammen mit der Akropolis die wesentliche Grundlage des städtischen Lebens an dieser Stelle, Eine so günstige Küstengestalt findet sich auf der ganzen Insel weiter nicht und gewinnt hier gesteigerte Bedeutung durch die Lage des Platzes gegenüber dem asiatischen Festlande, wohin doch die nächsten Verkehrsbeziehungen der Insel gehen mussten. Deshalb entstand also grade hier die Hauptstadt, deren Macht ganz besonders auch auf den Besitzungen am asiatischen Festlande beruhte l). Beide Hafenbuchten bedurften zur vollen Sicherung eingelaufener Schiffe noch der Nachhülfe der Menschenhand, namentlich die nördliche, die von Natur wenig tief ins Land geht und mit weiter Oeffnung grade dem heftigen Nordwinde ganz preisgegeben war. So wurde hier der Bau eines gewaltigen Steindammes nöthig, der auch in seinen Trümmern noch grossartig unter dem Abhänge des Akropolis ansetzend in nordwestlicher Richtung in das Meer vorspringt 2); ihm entsprechend trat ein weit kürzerer Steindamm, auch dieser heute noch kenntlich, von der gegenüberliegenden Seite der Bucht vor. Doch ist die Einfahrt des Nordhafens offenbar nie eine so enge gewesen wie die des südlichen, der auch schon von Natur geschlossener erscheint und zwischen seinen zwei künstlichen Molen, deren alter Ursprung nicht zu begreifen ist, nur eine schmale durch Ketten verschlicssbare Einfahrt behielt. Die Endpunkte der beiden jetzt fast ganz unter dem Wasserspiegel liegenden Steindämme des Südhafens, von denen der an der Westküste ansetzende der längste ist, sind heute auf allerdings erneuten Fundamenten durch zwei Leuchtfeuer bezeichnetStrohe 4) sagt, auch den heutigen Augenschein bestätigend, dass der Südhafen der geschlossene war, bei dem nördlichen hebt er ebenso zutreffend die Grösse und Tiefe und den schützenden Damm hervor, der grade hier wie gesagt am mächtigsten ist. Ueber den heutigen Zustand der Häfen, die grade durch die alten Dämme beförderte Versandung derselben habe ich schon gesprochen, auch erwähnt, dass im Alterthume als weitere Erleichterung für den Seeverkehr ein heute nicht mehr kenntlicher, jedenfalls vorwiegend künstlicher Kanal von einem Hafen zum andern lief. Megalopolis, sagt Pausanias (VIII, 30, 2) wird durch den Fluss llelisson durchschnitten, /.«Da ovj xat Kvt'Sov xal MrtuX7jVTjV or/a o! supmoi vsij.ouciv. Es bildete dieser Kanal also nicht etwa eine Befestigung der Stadt nach der Landseite hin, sondern eine wie der heutige Bazar durch die Stadt selbst schneidende Wasserverkehrsstrasse. Auf diese Weise ist es zu verstehen, wenn bei Strahn 5) von einer Insel die Rede ist, auf der ein Theil der Stadt liege. Der ältere Kern derselben lag natürlich auf der sogenannten Insel, wie Diodor6) auch ausdrücklich sagt. Auch die Beschreibung des Longos (Daphnis et Chloe I, 1) ist mit dein Gesagten im Einklang: \Uhi ioxi xr(; Asojüoo MuxtXr^, ijtsyaXr, xal xaXr/ oiii'XTjTTTai y«P «öpftcoifi u::stap£ouarj; xr(? DaXä-Tr;?, xat xtxöajj.Tj'tat ys^upai; Csoxou xal XsuxoC Xi'Doo. No|*fotiae[av] ob tt6Xiv 6pav aXXa vrjaov 7). Die besprochenen topographischen Verhältnisse sind wichtig zum Verständnisse zweier Vorgänge im peloponnesischen Kriege, der Belagerung der Stadt durch die Athener und des Gefechtes des Kallikratides J) Herbst, der Abfall Mytilencs von Athen (Köln 1861) S. 21 ff, 2) Nach Boutan (a. a. 0. S. 280) sind von Strecke zu Strecke 1,50 M. breite Oeffnungon in diesem grossen Molo gelassen, um einen Theil der Wogen durchzulassen und so den Andrang derselben leichtes zu brechen, 3) Durchaus ungenau ist Boutans Ausdruck a. a. O. S. 279: il ne restc dans lc port du midi, quo los di:ux bases des phares actuels. 4) S. 617. lyti 5' 7] MitlXy'jvt] Xtjjiva; 5uo, iuv 6 vorta; xXsiijto; TptTjpixo; vauoi ~Evr/,xovTa, 6 pa£du.Evo ^■f'jXaosov. ausserhalb der alten Stadt lag, deren Befestigungen also nicht >), wie die heutige türkische Mauer, seine ganze Küste mitumfassten, wird sich bei Besprechung des anderen schon erwähnten Ereignisses zeigen, des Gefechtes des Kallikratides und Konon. Der Bericht Diodors (XIII, 70 — 79) geht hierüber am meisten in das Einzelne. Kallikratides hat sich in Besitz von Methymna gesetzt und fährt von da mit der Flotte nach Mytilene, Konon, der mit seinen Schiffen bei einer der Hekatonncsoi liegt, sieht sie kommen, zu schwach aber um einen offenen Angriff zu wagen, sucht er die Nähe von Mytilene zu gewinnen, indem er zugleich die Spartaner zur Verfolgung lockt und dann die von der Hauptmacht sich dabei trennenden Schiffe angreift. Diejenigen athenischen Schiffe, welche hierbei im Vortheil sind, werden grade weil sie sich im Verfolgen zu weit vorwagen und Konon sich ohne Erfolg seinerseits auf den Hafen von Mytilene zurückzieht, von diesem Rückzüge abgeschnitten und nun von der spartanischen Ueberraacht genöthigt auf den Strand zu laufen, wo sich nur die Mannschaft rettet. Kallikratides folgt darauf mit seiner ganzen Macht dem Konon, der nun die Einfahrt in den Hafen, in den er eingelaufen ist, zu versperren sucht. An den seichten Stellen werden kleine mit Steinen gefüllte Schiffe versenkt, auf die tiefen Stellen Lastschiffe mit Steinen gelegt. Kallikratides landet inzwischen Truppen und errichtet ein Tropaion. Damit geht der Tag zu Ende. Am folgenden Tage beginnt nun der Kampf um die Hafeneinfahrt. Konon bemannt seine Trieren und stellt sie in die Durchfahrt, wo diese durch die Vorkehrungen des vorigen Tages nicht ganz geschlossen war, ändert; Mannschaft hält die Lastschiffe und die llafendämme besetzt. Ks ist klar, dass hier überall nur von dem Nordhafen die Rede sein kann. Erst nach erbittertem Kampfe und wiederholtem Angriffe dringt Kallikratides durch, die Athener fliehen mit ihren Schiffen in den Hafen in der Stadt2), offenbar durch den Kanal in den Südhafen. Der Hafeneingang, um den sie gekämpft hatten, liegt ausserhalb der Stadt, heisst es bei Diodor ausdrücklich 3), worauf ich vorher schon hingewiesen habe. Es folgt die Beschreibung der Stadt mit wenigen Worten, die ältere Stadt auf einer Insel von dem neueren Stadttheile durch den engen Euripos getrennt. Kallikratides liegt nun also in dem Nordhafen und greift von da aus seine Truppen landend die Stadt an, also ganz wie ich es von den Athenern bei der früheren Belagerung als nicht unmöglich annahm. Die weniger genaue 4) Darstellung bei Xenophon (Hell. I, 6, 15 ff.) lässt denselben Verlauf durcherkennen. Zuletzt liegt Kallikratides auch nach ihm im Nordhafen und führt von da aus die Belagerung; von Konon heisst es, er habe seine Schifte unter dem Schutze der Mauer ans Land gezogen0). Die zwei Schiffe, welche um Hülfe nach Athen ausgeschickt werden, müssen wohl aus dem Südhafen gefahren sein. Wenn weiterhin von dein tupnto? t«3v MuTtXT,vauov die Rede ist, wo Diome-don mit den zwölf Schiffen, um Konon zu Hülfe zu kommen, anlegt und geschlagen wird, so verstehe ich das nicht anders, als dass die allerdings am Gebiete von Mytilene gelegene enge Einfahrt in den Meerbusen von Hiera gemeint sein muss 6). Was die Ausdehnung der Stadt nach der Landseite hin betrifft, so haben wir das als sicheres Resultat aus den besprochenen Kriegsereignissen gewonnen, dass der Westrand des Nordhafens wenigstens nicht ganz zum inneren Räume der Stadt gehörte. Weitere Anhaltspunkte haben wir bis jetzt nicht. Mauerreste sind meines Wissens nicht mehr sichtbar7), über Vorkomme nvon Gräbern liegen keine genauen8) Beobachtungen vor. ') wie es auf dorn Plane bei Plehn angenommen ist. 2) efc töv Iv t^j itoXti Xiu.£va. 3) 6 Yjj.tu in Zeile 2, welches der Stein bietet, gebe ich den Text nach Keil: 0s&? xhya a^odla. "'O xs DeXr, Ourjv im xiü ßu)[[x[ r^ua l). Taf. IV, 6. Daselbst. W. M. Auf der rechten Seite vollständiges Fragment (0,13 breit, 0,15 hoch), welches den Schluss der Reihen einer metrischen Grabschrift enthält. Im Philologus a. a. O. n. 10 wird in Zeile 2 vöjKpTjC gelesen, in Zeile 4 ttevöo;, in Zeile 7 llaXdixou«; ergänzt. Taf. V, 1. Daselbst. Marmor. 0,23 breit, 0,42 hoch. Rechts und unten der Rand des Steines erhalten. Bruchstück eines Ehrendekretes. Taf. V, 2. Daselbst. Dunkler Marmor. 0,29 breit erhalten, 0,17 hoch, über 0,20 dick erhalten. Die Inschrift aus vorrömischer Zeit muss eine metrische Weihung enthalten haben. Taf. V, 3. Auf dem Kastell; ist bereits oben mitgetheilt. (S. 5 unten.) Taf. V, 4. Daselbst. Grauer Marmor. Bis 0,60 breit. Sehr verwischte Schrift. _o[?J Efaioujpou. 'Opcp hier muss sich die Schrift auf einem anstossenden Steine fortgesetzt haben. -io[?] o- _10? AtovuaoStopou. ______8po? ) Ercr/rr1To; 1 ) bezeichnet bekanntlich den Vaternamen als gleich mit _os ) Mocxpoßto? K? ' dem vorangehenden Nominativ. _os Maxpoßt'ou. MocpxoC. 'OvY)]aicp|<4]po; 'AÖ7]vai'ou. ' Aörjvaio;. Taf. V, 5. Daselbst. Grauer Marmor. 1,21 breit, 0,70 hoch. Meine Abschrift zeigt deutlich die Anordnung der grossentheils bereits im C. J. gr. (2197, 2207, add. 2197) enthaltenen Grabinschriften, die sich auf anstossenden Steinen eines grösseren Baus fortsetzten. Taf. VI, 1. An dem Hause des Ar^r^ioc, KapaTrava-ps t]q(yqüs iraVtöft txf'oc ^' T0'J* xor/ou? toEs 0- 5; opDojoxäxou? [j-axpoü? rot- 6: ei? xou? paxpou? xo[i^ou? 7: sva op&oaxdxrjV ox- (Keil) 8: xtov xpidiv xat r^l- 9; TxXt'vtlov d- An dieses Bruchstück 2 c schliesst, wie es scheint, das andere 2 a an, an welchem der Rand des Steines links vollständig ist und zwar gehört Zeile 2, 3, 4 auf 2" hinter Zeile 7, 8, 9 auf 2 c; 2 % 8: töjv xpKov xal Tjjjii- 2 :i, 3: oto? 2C 9: rcXlvttav d- 2 *, 4: -vd uicrov tcüv a- 5: ok xd? TtXt'vDoos x- 6: — aTxo[il]sast — 7: — opl)d eullsa Euy<öv|ia 9: -nrapaXXyjXac ^pyfaCssDai? 10: irpo; xd üiroxfaooxa 11: Tr&oa]? 060 x% txMvÜoo. Hinter der folgenden Zeile 12 schliesst sich, so wie mir der Bruch des Steines zusammenzupassen schien, Zeile 1 des dritten Bruchstückes 2h an, an welchem der untere Rand des Steines erhalten ist. Doch fehlt zwischen beiden Bruchstücken Etwas vom Steine. 2a, 14 mit 2 b, 3: opfto]axdBu>v o[s] xat axaöu.«^ 2 % 15 mit 2b, 4: 8ojjlu> xa[l eföxtp 2 a, 16 mit 2h 5: — xal xafxa^saa? — 2a 17 mit 2h 6: — 4itß xd?] &icd? xou 2a, 18 mit 2 b, 7: — opOd [xat eo]l>ea xal Zu den letzten vier Zeilen auf 2 ist kein entsprechender •) Ändert Heispiele des dcpT)p OoißT^ [I.V.] XtOV foitOV. In der Inschrift 2196 im C. J. gr., jetzt in der Sammlung in der Schule, las ich ganz gleich mit der dort gegebenen Abschrift Pocockes, nur in Zeile 1: I31YPMI Fragment eines vierseitigen Altars in der Schule: aüTo] KPATOPIKAI2API ......YlßBEßlEBAS TT«] TPIAO^NATPI A02 Zeile 3 und 4 scheinen verschrieben. Vor, hinter und unter A01 Zeile 4 stand Nichts. In der Schule. Grauer Marmor. 0,15 breit und hoch. Kduos 'Opvuojvo? y.aTpe. Schrift römischer Zeit. Daselbst. Fragment von grauem Marmor.______ a aivt _ X°"P£' Daselbst. Fragment. — ao>v — 4tou ["/at]ps. Daselbst. Grauer Marmor. 0,20 breit. Kupio; T.ysxpärrj '/cupe. Schrift vorrömisch. Mit Keils Bemerkungen im Philologus a. a. O. n. 6. Daselbst. Fragment. Buchstaben 0,07 hoch und mit Apices verziert. . . , I A K . . . . . .ATO. . . . ... ION ... . Daselbst. Auf ungeglättetem Marmor. Links und rechts verstümmelt. Schrift römisch. ....AAMNÜ AI..... ... .KA2ENTE..... AE02 Zeile 3 ist vollständig und enthält den Schluss. Daselbst. An allen Seiten gebrochenes Fragment. Schrift römisch. „.02... .....MÖN.. ...vPA M.... ...EKUYN... ...T0I1AI0.... (Zwischenraum.) ....TOKOIN..... . ...MATP0AS2.().... .... N nOM...... .... ^TENTO..... KIAN02!...... .......stixos. ... .......poirA.... An die Aufzählung der Inschriften schliesse ich noch die Erwähnung eines vertieft geschnittenen Karneols an, welchen Dr. Bargigly, ich weiss nicht ob auf Lesbos gefunden, besitzt. Neben einem Skelette steht mit Schriftzügen römischer Zeit: KP0I202. Der Stein schien mir alt zu sein und entspricht in seinem Sinne unter Andern auch zahlreichen Spöttereien Lucians, bei dem auch die nackten Skelette der Todten vielfach vorkommen und der Gegensatz zum Leben gesucht wird z. B. mort. dialogi 18, 1: la-za \i6va optü xal xpavta Ttov oapxaÜv yup-vd — touti xpaviov v) 'EXsvtj iait'v. So erscheint bei ihm (a, a. O. 20, 2) auch Kroisos: öutos oh Kpotao;. Der vielbcschriebene *) und auch genügend abgebildete2) reichverzierte marmorne Lehnsessel des Potamon steht noch im Hofe der Mitropolis 3). Vielleicht ist dieser Sessel das einzige Stück, welches uns von der Pracht im Theater von Mytilene, wenn er aus demselben herstammt, noch eine Anschauung gewährt. So weit reicht das, was ich über Alterthümer in dem Hauptorte der Insel während eines Aufenthaltes von im Ganzen sieben Tagen in Erfahrung bringen und mir bemerken konnte. Ich verliess Bargiglys gastliches Haus und die Stadt am 25. Juli gegen 5 Uhr Nachmittags, um die Rundreise durch die Insel anzutreten. Zuerst folgte ich der Ostküste gen Norden und hatte zu meinem ersten Quartiere das Dorf Sarlutza, wie die Türken es nennen, das heisst die gelben Bäder, oder Thermi, wie die Griechen es von benachbarten heissen Quellen nennen, mir ausersehen. Ich habe nirgends auf meinen Reisen so viele Wanzen gefunden, wie in diesem Thermi. Ich trat also meinen Weg nach Mittag an; das Packthier und mein Diener waren schon früher vorauf gegangen. Als die letzten Häuser der Stadt hinter mir waren, ritt ich am Ufer des verlassenen Nordhafens hin an einem türkischen Bcgräbniss-platze vorbei. Unter den Grabsteinen mit ihren Turbanköpfen und in der Einfriedigungsmauer war viel altes Material noch zu erkennen, doch Nichts von irgend welcher Bedeutung im Einzelnen. Auch weiter am Wege lag hie und da ein altes Bruchstück. Die unmittelbare Nähe dos Strandes etwa da, wo der Hafen zu Ende ist, verlassend, traten wir in die ausgedehnten Olivenpflanzungen, ganze künstliche Wälder, ein, die offenbar sehr wohl kultivirt die ganzen Höhen der Umgegend hier überziehen. Nicht allein auf Reichthum an Produktion deutet hier Alles hin, auch reich für das Auge an Formen und Farben war die Landschaft: zunächst umher die Höhen vom Fusse herauf mit den graugrünen Oelbäumen besetzt, dahinter heben sich Bergreihen in andern bläulichen Farbtönen, Landspitzen springen ins Meer, auf einer nach Süden das Ge^ immel der Häuser von Mitilini, dann das Meer, und jenseit die verschiedenen durch eben so verschiedene Farben von einander gesonderten Bergreihen von Kleinasien, auf die sich an einer Stelle ein Regenwetter niederliess, das in massigen weissen Wolken am Himmel stand. In solcher Natur spielt der Roman des Longos. Es giebt ganz andere, kahle und unfruchtbare Landstriche auf der Insel; auch hierin ist die Südostseite, das Gebiet der Hauptstadt bevorzugt4). Allmälig näherten wir uns dann wieder der Küste und Hessen eins nach dem andern die Dörfer Morea, Kephaloni, Baflah höher zur Linken liegen. Die ersten erheblichen Spuren griechisch-römischer Vorzeit begegneten auf dieser Strecke an einer kleinen Kapelle des heiligen Nikolaos bei ein paar Landhäusern oder nup-foi. Diese sind in der That 1) C. J. gr. u. 2182. Vorgl. Newton in Gerhards arch. Anzeiger 1854, S. 616 f. 2) In der stattlichen Abbildung bei Texicr voyage en Asic mineure pl. 128 sind die seitwärts gewandten Löwenköpfe der Flügclthiere an den Seitenlehnen Ergänzung und vielleicht keine richtige. Pococke (III, Taf. 30) zeichnet Vogelköpfe, so dass wir in Einklang mit den übrigen Apollinischen Abzeichen des Sessels die gewöhnliehe Gestalt von Greifen haben. — Ueber die Schlange in dem Drcifusse vergl. Stark Niobe S. 162. Die bis in das Mittelalter hinein bekannt gebliebene (z. B. Expedition scientifique de Morde III, pl. 85, Fig. III) Figur am Fussschemel erklärt Wieseler für Delphyno (Gerhards arch. Zeitung 1855, S. 141 f.). 3) Boutan a. a. O. S. 283 spricht von den Stufen eines grossen Gebäudes aus dem Altorthumc im Hofe der Mitropolis (elles sont encore a la place qu'clles occupaient (Luis l'antiquitd). Er wird doch nicht die Stufen meinen, auf denen der Sessel des Potamon steht. Alto Stufen habe ich nicht gesehen. 4) hier besonders passt das etj'öevSpos als Bezeichnung der Insel: C. J. gr. 3019. in der Gestalt kleiner fester Thürme von Steinen gebaut, erklärlich genug bei der früher ausserordentlichen Unsicherheit der Küstengegenden. An der genannten Kapelle sind zwei Reliefsteine eingemauert, welche nach Kieperts Zeichnung schon früher herausgegeben sind (Annali dell' instituto di corr. archeol. Band XIV, 1842, S. 148 f., tav. d'agg. Q, 7. 8.) und zwar der eine fast so gut, wie es das verwitterte Original erlaubt. Ein scheinbar waffenloser Mann liegt vor einem Buckelochsen, auf den doch wohl der übergeschriebene Namen "EXtJj zu beziehen ist. Der Buckel des Thieres besteht aus zwei Höckern, von denen der hintere am höchsten ist. Ein Gurt um den Leib des Thieres ist auf Kieperts Zeichnung nicht angegeben. Das Ganze wird jedenfalls eine Szene aus dem Amphitheater sein. Der zweite Stein ist der Grabstein eines Gladiators l), der als solcher bei Kiepert nicht zu erkennen war. Von der schweren Bewaffnung ist namentlich der Helm auf dem Kopfe noch deutlich erhalten. Die Inschrift schrieb ich so ab: Die drei ersten Züge, welche Kiepert MA schrieb, fand ich in ihrem oberen Theile ganz verwischt. Franz las MaovdXo[s, auf das o folgte auf dem Steine aber kein Buchstabe mehr. Auch das Fragment einer Weihinschrift an Hadrian auf Taf. IX, a, in welcher der Kaiser 'OXd|iltiO?, wt>TT)p, KTtOTt]? heisst schrieb ich von der Wand der Nikolaoskapclle ab. Einen Grund, an dieser Stelle einen alten Bau anzunehmen, giebt das Alles noch nicht, da die Steine zum Kirchenbau von einem andern Orte hergebracht sein können. Weiterreitend kam ich bei den warmen Bädern vorbei, beeilte mich aber um noch vor Dunkelwerden Thermi, dieses winklige und schmutzige Dorf, zu erreichen. Am folgenden Morgen ritt ich dann zu näherer Besichtigung denselben Weg wieder ostwärts hinunter etwa eine halbe Stunde weit bis in die flache Strandebene zu den Bädern, die heutzutage ein trübseliges Bild von Schmutz und Verkommenheit bieten. Einige halb in Ruinen zerfallende Häuser liegen um die beiden innen gewölbten Gebäude herum, in denen ein grosses ausgemauertes Becken das warme Wasser aufnimmt. Eine entsetzlich dumpfe Luft war in diesen Badehäusern. Ich fand sie so gut wie leer. Nur in dem einen lag ein Kranker seitwärts auf einer Pritsche; ein altes Weib bei ihm, seine Wärterin, forderte mich zur ärztlichen Besichtigung ihres Pfleg-lingcs auf. Im Freien war ein einziges schattiges Plätzchen, wo ein Türke sein Nargileh zur Kaffeetasse rauchte. Bis zum Strande hin mag es noch etwa zehn Minuten sein; da stehen ein paar Magasiä und einige Kaike lagen grade an dem kleinen Landeplatze, der Skala, wie der auch hier heisst. So fand ich die Thermen von Mytilene. Alljährlich am Feste des heiligen Konstantin, am 21. Mai alten Styls, ist eine grosse Panigyris hier, die viel Zulauf hat — also doch noch Etwas dem Leben entsprechendes, das hier im Altorth um o am glänzenden Badeorte sich bewegt haben muss. Manche Trümmer zeugen noch heute davon, welche ältere Reisende indessen weit besser erhalten gesehen haben; Pococke erwähnt besonders die Ueberreste einer Säulenstellung, die von Süden auf die Bäder zulief. Jedenfalls waren an dem offenen sandigen Strande Vorkehrungen zur Aufnahme der Schiffe gemacht, welche Besucher herbeibrach-ten, da Mancher gewiss die Wasserfahrt auch von der Hauptstadt her dem Landwege vorzog. Die englische Karte giebt auch wirklich den Steindamm an der Skala als alt an 3). Sonst sind jetzt nur noch einige Bau- und Inschriftssteine zu sehen, manche sind an einem Brunnen und in den Badehäusern verhaut; auch sollen Münzen häufig in den Feldern gefunden sein »). Von den Inschriften haben frühere Reisende schon manche abgeschrieben und mitgethcilt 5) von diesen fand ich aber nur noch einige wenige 1) Gladiatoreninschrift nahe bei den Thermen. C. J. gr. II add. n. 2194 b. 2) cf. C. J. gr. 2179. 3) Boutan a. a. 0. S. 291 ff. beschreibt allerlei kleine Ueberreste; die von ihm gegebene Inschrift steht in C. J. gr. 2176. Die auf der englischen Seekarte angegebenen Ruinen sind Kestc jüngerer Zeit ohne Form und erkennbare Bedeutung. 4) Auch byzantinische mit dem Namen Phokas s. Ausland 1864 S. 643. 5) C. J. gr. 2171 — 2173, 2175, 2176 (am Brunnen), 2185 „prope Mytilenas in D. Irenae" ist an demselben Brunnen, 2186 (ist jetzt zerstörter), 2188, 2189 — 2191. Nur die gesperrten Nummern fand ich. vor, ausserdem an der dem Ufer nahegelegenen Windmühle eine bis jetzt noch nicht bekannte (Taf. IX, 2): 'Aj-^aöa x6y[cf..] a [ß]6XXflt xal 6 oapfo? 'I]o6[Xl]ov 'fooXto — to otbv IxaXov [xjbv elpsa xat ap^fstpsa xal aJ^tovoDsxajv xal TrajvaYuptap^afv eö]as[(Jet]a<; pl[v 7rpos x]oU &eofe[, p{ov M-naxt-fva. Z^u-Epov ^oujtdCExat xö pipo; xoüxo o'Xov i>~b ypirrtavtCv c'jpinaxpttuxoiv f*OU, äyopoiGÜh, S. 156 kommt in einem alten Verzeichnisse von Ortschaften, die zum Erzbisthum Mitilini gehörten, aus einer Handschrift unter n. 27 der Ort Tstpo; vor. Der Herausgeber hält ihn für den sonst rioX^Eipo;, jetzt Kavakli genannten Platz. S. 186 kommt er noch einmal auf Aigeiros (KaßaxXf: x6tto« Xeuxujv t] xaßaxiiuv) ottou atpt"«' v<*t8tov 'A-ffa Mapfva" xal ipehtta, xal p.uX6i:expai, xal 7tExptvot xdyoi xxX .. 2) Auf der Karto Choiseul-Gouffiers, auch bei Plehn ist Aigeiros zu weit südlich angesetzt; die Form der Insel ist dort aber auch ganz ungenau. Auf B out ans gänzlich falsche Ansicht über die Lage von Aigeiros muss ich noch bei Besprechung der Ruinen von Xerokastrini an der Westseite des Golfs von Kalloni kommen. sonst wohl über die Grenzen des Österreichischen Kaiserstaates hinaus in die Türkei verliert. Der Mann war der Dr. med. Photidis, er hatte Längere Jahre in Deutschland Universitäten besucht, sich später aber wieder in sein abgelegenes Heitnathsdorf Mandarnados zurückgezogen, hatte statt unserer Tracht die Hosen wieder angezogen, wie man das beim Volke in Griechenland nennt, das heisst das weite Beinkleid, das charakteristische Kleidungsstück in der Tracht der Inselgriechen. Er zitirte im Gespräche mit Vorliebe Stellen aus Schiller, wozu er wohl lange nicht Gelegenheit gefunden haben mochte, schien sich übrigens in seiner geistigen Einsamkeit ohne besondere Thätigkeit ganz wohl zu fühlen. Er sei leider zu wohlhabend, meint Anognostis, der ihm auch ein Kapitel unter den grossen Männern von Lesbos gewidmet hat, sonst würde er der Welt mehr nützen. Mir ist er indessen mit freundlicher Auskunft, wo ich nur wünschte, zu Hülfe gekommen. Vor Allem durfte ich mich nun dem Wege zu der Hauptmerkwürdigkeit von Mandarnados, dem wundcrthätigen Bilde des heiligen Erzengels Michael (otyio? 2lxpaTiap^o;) nicht entziehen. Ich selbst wollte auch gern die von Anagnostis weitläufiger geäusserte Vermuthung, dass das Bild ursprünglich heidnisch sein und einen Apollon darstellen könne, untersuchen. Es ist nämlich ein Reliefbild, als solches übrigens eine seltene Erscheinung im griechischen Kultus und gegen die strengste Satzung über den Bilderdienst verstossend. Der Despotis von Mitilini soll ihm auch seine Anbetung versagt haben. Es war grade ein Sonntag, so warteten wir früh erst das Ende der Liturgie ab, ehe wir zur Kirche, welche in einer Gegend, die sie AeoßdSo« nennen, ausserhalb des Dorfes steht, hinausgingen. Mit Geschichten von der Wunderkraft des Bildes und wie es furchtbar anzuschauen dastände, war ich schon am Abende vorbereitet. Als wir ankamen, war die Kirche noch voll Frauen, die den Fremdling neugierig angafften. Mein Führer brachte mich vor die reiche Altarwand; da sah mir zur Rechten vom Pfeiler der grosse braune Kopf mit eingesetzten weissen Augen aus seiner Goldfassung heraus. Wenn ich mein Kreuz machte, meinte mein Führer, würde es mir nicht schaden, wenn ich auch nahe ginge. Ich that es auch ohne das und gewann wenigstens gleich die Sicherheit, dass das Bild byzantinische Arbeit und nicht etwa ein antikes Werk sei. Wie wir wieder hinausgingen, sassen noch immer einige von den Weibern vorn in den Stühlen in stillem Anschauen ihres Wunderbildes versunken, an dem die Andacht mancher Tausende gehangen hat. Den Tag über blieb ich in Mandarnados; es gab einen tüchtigen Regen} etwas in dieser Jahreszeit hier ganz Unerhörtes und für die Leute um so störender, da sie grade an dem Tage, es war der Eliastag, in ein paar kleinen Wölkchen ein Zeichen zu erwarten pflegen, ob es für die Oelbäume günstiges Wetter geben wird. Der Regen lag nun ausser aller Berechnung, und so war namentlich mein Wirth, der als Oeimüller besonders bei der Frage interessirt war, ganz rathlos. Der folgende Morgen wurde zu einem Ausfluge nach einer Kirche des heil. Stephanos am Meere den Kumakia-Inseln gegenüber bestimmt, weil dort eine Inschrift zu finden sein sollte. Die bergigen Strecken, durch die wir hinabritten, waren eben so dürr und nur mit Gestrüpp bewachsen, wie die zwischen Mistignä und Mandarnados. In der Richtung nach Süden sah man den fernen Gipfel des Elias beiges, besonders reich aber war der Blick auf die Bergreihen Klcinasiens und das Meer mit den vielen eingestreuten Inseln, weithin jenseits den Muskonisia, ganz nahe dem Kumakia. Ziemlich nahe dem Strande zwischen Oelbäumen liegt das Kirchlein des heil. Stephanos und in ihm am Fussboden fand ich sogleich die gesuchte Inschrift (Taf. X, 1) Sie steht auf einem grauen Marmor, 0,97 M. lang und 0,40 hoch. Nur im ersten Anfange der Zeilen sind Buchstaben ganz glatt weggewischt. Es war gewiss der Untersatz einer Statue und zwar der Tochter eines Dejotaros, ihr vom Volke errichtet als der Wohlthäterin der Stadt. '0 Sap-o? . .oßoYitovav Ar(i'oxäp(u £o£pY£XTjXotaav xav tc6X.iv rcoXXa xat p-s^aXa apsxa? fvvexa (x]at aüvota« ek eauxav. Der Name der Geehrten ist offenbar ein galatischer; sein Schlusstheil ßo^uövav ist wie in Toli-stobogoi. Den Vater kann man für einen der galatischen Fürsten selbst halten. Aber welches ist die I) Nicht ganz genau und sehr nüssverstanden findet sich die Inschrift bei Anagnostis a. a. 0. S. 184. Stadt? gehört der Stein ursprünglich hierher? er könnte sogar vom gegenüberliegenden Festlande hergebracht sein. Von Ueberresten einer Stadt in dieser Küstengegend konnte ich Nichts in Erfahrung bringen, suchte mich aber auch selbst durch einen kleinen Streifzug zu überzeugen. Gleich unterhalb der Stephanoskapelle an einer kleinen Küstenbucht liegt die Gegend Moptaxpi oder Muptocvopi, wie andere es umdeuten; hier sind Pflanzungen um einen kleinen Wasserlauf. Von Myriatri gegen Norden der Küste folgend kam ich in eine zweite Niederung am Meere auch mit einem kleinen Wasserlaufe und mit Anpflanzungen. 'Avotxxo; heisst die Stelle. Hier sah ich Ueberreste eines Ortes verstreut, viele Steine, Ucber-bleibsel von Kirchen, Brückcntrümmer, aber nichts Altes war zu finden. Endlich wieder weiter kam ich bis zum Palaio-Limani, wo ein Magasi und einige andere Häuser liegen. Es ist hier nämlich ein Ueber-fahrtsplatz nach den Muskonisia und eigentlich die Skala von Mandarnados. Jetzt soll sich der Verkehr allerdings mehr nach dem auch auf meiner Karte angegebenen Jeni-Limani hinziehen. Vom Palaio-Limani aus sah man ein paar Schiffe, die Oel einnehmen wollten in einer kleinen Hafenbucht der grossesten der Kumakia-Inseln liegen. Auf dem Rückwege nach Mandamadas passirten wir noch die wüsten Stellen mehrcr früherer Dörfer. Alle Bewohnung ist, wie schon gesagt, in den Schreckenszeiten des Seeraubes landeinwärts gescheucht, hier zunächst nach Mandarnados. So viel war mir auf meinem Ritte heute klar geworden, dass an einer oder an mehren dieser kleinen Küstenbuchten, die im Altcrthume wie heute Uebcrfahrtsplätzc nach den Hekatonnesoi, besonders nach Pordoselene, nach Herakleia boten, damals auch Ansiedlungen gelegen haben müssen. Aber von einer Stadt, die auf der Inschrift genannt wird, ist weder eine Nachricht noch eine Spur erhalten, da die Trümmer von Aniktös neueren Ursprunges sind. Ich bleibe deshalb dabei, dass die Inschrift im Agios Stephanos nicht an ihrem ursprünglichen Orte mehr ist, vielmehr wahrscheinlich vom Festlande oder etwa aus den Ruinen von Pordoselene herstammt, und will dafür als bestimmten Grund noch geltend machen, dass wir nach unsern Nachrichten, namentlich auch nach den Erwähnungen der Gcbictsgrenzen von Mytilene und Methymna, entschieden leugnen müssen, dass zur römischen Zeit, in die die Inschrift gehört, eine Stadt, wie .sie doch in der Inschrift genannt wird, in dieser Küstengegend gelegen haben könne. Von Mandarnados erwähne ich noch als eine Thatsache, die für die an griechische Vasenkunde sich knüpfenden Fragen vielleicht einmal Beachtung verdienen kann, dass im Orte sehr viel Thongeschirr gemacht wird. Auch bei dem Perama am Golfe von Jera wird Töpferei getrieben. Eines Töpfers Sohn von Mitilini, Barbarossa, war einst der Schrecken des Mittelmeeres. Bei der übrigen Dürftigkeit an archäologischer Ausbeute freute ich mich in Mandarnados einen merkwürdigen Ainuletstein (Taf. X, 4 a — 4 '') ') erwerben zu können. Der Mann, der ihn mir verkaufte, sagte, er sei in der Anatoli gefunden. Der Stein ist schwarz, auf beiden Seiten flach mit abgeschrägtem Rande. Auf der kleinen Fläche (4h) befindet sich ziemlich roh geschnitten ein Amor, geflügelt, mit dem Köcher auf dem Rücken und Pfeil und Bogen wie zum Schusse ansetzend in den Händen. Unten vor ihm sieht man eine aufrecht brennende Fackel. Die Umschrift ist mir unverständlich, dagegen steht auf der andern grösseren Flachseite (4*') offenbar als ein Gebet an den Amor gedacht: Äo; tJjv tyr/rp ijxol x, !8o£ev t(j) xoivip tt(; ^uXtqc irfi AioXt'öo]?' EiretSrj 1 Aptoxocpavr,? 'Apioxo^äiv-xo<; sxxpLÖ]sU cpuXotp-/r(c £irepteX7]d7] tri'; r,-cpt]aöat oxecpavotjv 'ApiaxocpdvrjV 'Aptoxocp(üvxo; xajl 9 aüxov 3id ßi'ou toü saoxoo xoü 'AttoX-X]a>vt'ou |AT)VOC tq TrspwmQ irpo; xtj> Eepcp xf^ 'AÖT|Va[; dvaYopsuovxo? xou xTjpuxos* yj cpoXr, r, AioXt? orccpavot ' Ap)taro; äei •yivopi- 15 v]ou; Ttapi<3x[dv]at ai>x(j> obtb xdip. puaöoupivinv tepet- U)]v------ XÖV oe DuElV X"fl 'AÖT,Va 07T£p frfttfafi xal otoXTjpias xco]v ouptcpyXsxwv, aiEcpavouv 8e auxbv _ xal Iv xfj auvooip p.exd xot? auovöd? — dva^opeujovxo; xoo xr,puxo;* rj cp6XT( oxecpavo- 20 1 ' ApioxocpdvTjv] ' AptaxocpojvTo; cpoXapyjfjoav[xa -xtj? el? aÜT7)v oxe«pdv

y]\i.. ^PX- ül ^) fan^ icö n»cnt melir vor- Mcin a^tcr Wirth hatte sie aber noch gesehen und diktirtc sie mir folgendenn.issiin : H BOTAH f KOPNIIAI0N 2EK0TNT0N 11A AK0TNT0N TON MKAQN ÜOIHTHN KAI IIPCKPHTHN 2MINBEQ2 2) Castel Mulgo auf den alteren italienischen Karten. Feinde derselben hinge fortführte. Von einer so günstigen Lage der Stadt wie bei Mytilene kann hier nicht die Rede sein, aber der Stadtplatz ist hoch und so schon von Natur fest in einer Weise, wie wir das bei keiner von den übrigen lesbischen Städten finden. Was also fast überall im alten Griechenland so sehr deutlich hervortritt, der Einfluss der Lage, der Bodengestaltung einer Stadt auf die Rolle, welche sie in der Geschichte zu spielen vermochte, liegt auch hier wieder recht klar vor Augen. Die Festigkeit Mcthymnas zeigte sich bei verschiedenen Kriegsangriffen im Alterthume, so als die Mytilenäer zur Zeit der Belagerung ihrer Häfen durch die Athener den Zug gegen Methymna vergebens machten. Bei der Eroberung durch Kallikrates war nach Diodors Berichte Verrath im Spiele '). Auch die Türken wurden vor der völligen Eroberung der Insel zwei Mal bei Angriffen auf Methymna zurückgeschlagen 2). Südlich unter dem Stadtberge von Molivos dehnt sich an flachem Strande eine weite Gartenebene 3) aus, durch die wir früh am 6. August unsere Reise fortsetzten. Wo eine steinige bis ans Meer vorspringende Höhe im Süden diese Ebene begrenzt, bemerkte ich eine nach Molivos zu laufende trocken liegende unterirdische Wasserleitung, die aber höchstens dem Mittelalter angehören kann. Dann steigt der Weg in die grünende Ebene von Petra hinab, zu der sich hier dünnbcwaldct die Ausläufer der Geliaberge herablassen. Nahe vor der flachen Küste liegt ein kleines Inselchcn 4). In der Mitte der Ebene liegt das Dorf rings um einen hohen Felsen mit einer Kirche obenauf, der sich merkwürdig schroff und steil aus den sonst weichen Formen des Bodens losreisst, ein willkommner Zufluchtsort in den Zeiten der Unsicherheit des Meeres. Er gab dem Orte den Namen. Schönheit der Weiber und Güte des Weins rühmt Anagnostis von Petra, so dass also hier im Gebiete Mcthymnas der alte Ruf sich noch bewährt: Non cadem arboribus pendet vindemia nostris Quam Methymnaeo carpit de palmite Lesbos. Vergib Georg. II, 89 f. Unser weiterer der Richtung der Küste folgender Weg bot nichts eben Merkwürdiges; kleinere Ebenen, nicht grade bebaut wie sie wohl sein könnten, wechseln mit trockenen felsigen Bergausläul'ern. Anpflanzungen gehen besonders hoch hinauf in einem Thale vAva;o, in dem ein wasserreicher Bach von einem üppigen Dickicht voller Oleanderblüthcn herunterkommt. Das erste Dorf, das wir erreichten, war Ka-lochori 5); es liegt etwa eine Stunde von der Küste entfernt. Ich hatte einen Brief von Niketas in Molivos an einen Konsolos, wie sie ihn nannten, da er irgend ein solches Amt einmal bekleidet hatte. Er war nicht im Orte, sondern unten am Meere in seinem Garten, wo ich ihn aufsuchte. Ich musste erst sein Gast bei einem tüchtigen Topfe voll Erebinthen sein und dann die Nacht in seinem Knie, wie man hier türkisch die thurmartigen Landhäuser nennt, zubringen. Mit Tagesgrauen war hier alles auf den Beinen; wir gingen wieder nach Kalochori hinauf, machten einen Abstecher nach einer Ruinenstelle in der Nähe, wo sich aber nur Trümmer eines Dorfes6) fanden und dann trat ich die Weiterreise nach Sigri an, ritt aber zunächst ganz bis an die Küste hinunter, um das etwa westnordwestlich von Kalochori auf einer Landzunge gelegene Palaeokastro oder Ewriokastro näher anzusehen. Es ist eine Anlage ganz wie das 1) So auch in der von Parthenioa Erot. i. 21 bearbeiteten Belagerung durch Achilleus-, 2) S. Plehn a. a. 0. S. 84. 85. 3j Lag hier Nape? Strabo p. 42G: Ndr.f] Iv ™ MT]ftupvTj; 7:eo(cu. S. andere Stellen bei Plehn a. a. O. S. 21. 4) Boutan hat dasselbe besucht und die Gerüchte von Ruinen dort ganz unbestätigt gefunden. 5) Nach meiner Meinung auf der englischen Karte zu weit nach Osten angesetzt. 6) Merkwürdig ist und muss von späteren Reisenden weiter untersucht werden, wo Boutan a. a. O. S. 327 f. über eine Apesa genannte Gegend nicht weit von Kalochori zwischen diesem und dem Dorfe Phyla, nach dem Innern der Insel zu, wenn man nach Kalloni geht, berichtet, dass dort eine Nekropolis sich finde, die er der römischen Zeit zuschreibt. Es sollen da zerbrochene Sarkophage, viele Grabsteine ohne Inschriften, ferner Grabsäulen (colonnes funJraires), von denen vier noch aufrecht ständen, sich finden. „Oes quatre colonnes ont un diametro de 30 centimetres; elles uc sont pas cannehics, leur position indique qu'elles entou-raient un monument plus grand que les autres." In ihrer Nähe seien ferner die Fundamente und die Thür eines kleinen Tempels, 7,o() Motor lang und 4,00 M. breit noch zu sehen. Ewriokastro auf der Ostküste von Limnos J) und ebensowenig wie dieses aus altgriechischer Zeit, aber weit besser erhalten. Der Platz der Festung besteht aus einer inselartigen Anhöhe, die durch einen flachen Isthmos mit der Küste verbunden ist. Eine Mauer mit einem breiten Graben nach der Landseite hin durchschneidet vorn den Isthmos, eine andere Mauer auf der Seite nach dem Isthmus zu mit Vorsprüngen versehen umgiebt hinter jener den äussersten hohen Theil der Landzunge ringsum. Es können nur die eben erwähnten Mauer vor sprünge sein, welche Boutan 2) auffuhrt als „les ruines de cinq tours helleniques d'une assez bonne epoque. Oes tours ont ete reparees au moyen ägc et se sont en partie eeroulees depuis." Auch in der Aussenmauer will Boutan alte Baustücke gesehen haben und hält nach alle Diesem den Platz für einen befestigten Vorposten von Antissa oder von Methymna. Ich muss diesen Beobachtungen bestimmt widersprechen, am bestimmtesten was jene sogenannten fünf hellenischen Thürme betrifft. Spätere Reisende mögen entscheiden. Nicht lange nachdem wir weitergeritten waren, bot sich an einem beschatteten Flüsschen ein Ruheplatz, wo uns ein benachbart wohnender Türke aus seinem häuslichen Vorrathe mit einem Inbiss bewirthete. Dann hob sich der Weg die Küstennähe verlassend aufwärts in trockenes unfruchtbares Gebirge; die Korkeichen (ßsXavtSta), welche von Kalochori an bis in die Ebene unterhalb des Dorfes Telonia in Menge zu sehen waren, hören auf, ebenso die Kornfelder, die in diesem Jahre hier Übrigens von den Heuschrecken rein abgefressen waren, haben ein Ende. Linkerhand wurde bald das hohe Johanneskloster 3) sichtbar; es nimmt die höchste Bergspitze im Westen der Insel ein, welche man für den Ordymnos der Alten zu halten pflegt, ohne dass indessen, wie auch Plehn hervorhebt, irgend ein Grund vorläge, grade diesen von den überlieferten lesbischen Bergnamen mit grade diesem Johannisberge zusammenzubringen. Der Namen sollte deshalb auf unsern Karten besser fortgelassen werden. Das Roth der untergegangenen Sonne leuchtete noch über der glatten Meeresbucht von Sigri, als wir deren flachen Strand erreichten. Am Wege waren noch einige Türkenkinder, die, wie ich vorüberritt, mit Sieinen nach dem Giaur warfen. Im Orte mussten wir in der Kaffeeschenke unser Unterkommen für die Nacht suchen. Es wohnen in Sigri nur Türken; einige Mann von ihnen, liegen auch in dem Kastell, das wohl noch weniger zu bedeuten hat, als das von Molivos. Seine Kanonen soll es auch im Krimkriege haben abgeben müssen. Es ist der abgelegenste Theil der ganzen Insel, stiller erscheint er auch wohl durch die türkische Bevölkerung, die weniger Leben macht, als Griechen thun würden. Im Hafen sah ich kein Schiff; man sagte aber, dass im Winter oft eine grosse Menge in der geschützten Bucht Zuflucht sucht. Diese Bucht wird gebildet durch eine lang gestreckte gegen Nordwesten vorliegende Insel und durch die im Süd Weit vorspringende kahle Spitze, das Vorgebirge Sigrion 4) der Alten, dessen Namen geblieben und auf Stadt und Bucht mit übergegangen ist, während Antissa die im Alterthume hier gelegene Stadt war. Es galt hauptsächlich zu bestimmen, wo genauer an der langen Küste der Bucht der alte Stadtplatz anzusetzen sei, zugleich hatte ich aber eine Untersuchung der langen vor der Bucht liegenden Insel, welche nach Stephanos von Byzanz s. v. NtjOuitty) hiess, ins Auge gefasst, namentlich seit mir am Abend die Türken in Sigri von einer Inschrift dort gesprochen hatten. Vor Sonnenaufgang war ich in einer Barke und liess mich nach der Insel hinübersetzen, ging dann so weit auf ihr entlang, dass ich sie ziemlich übersehen konnte, ohne indessen auch das Geringste mehr zu finden, als nackten rauhen Felsboden; keine Spur von Bewohnung. Die Inschrift erwies sich als der Grabstein eines fremden Seemannes aus dem Jahre 1815. Nach Erlangung dieses negativen Resultates 5) 1) Reiso auf den Inseln des thrakischen Meeres S. 119 f. 2) a. a. O. S. 325 ff. 3) xö \j<\ii]Xh povaarrjpi. Boutan hat es besucht und rühmt die weite Auasicht. 4) Anstatt auf die westlichste Spitze der Insel setzt Strabo Sigrion irrig einmal nach Methymna (p. 617), gleich darauf (p. 618) zählt er es ganz richtig zwischen Eresos und Antissa auf. 5) Boutan hat dasselbe gewonnen. setzte ich nach dem sogenannten Palaiökastro oder Eski-Kale über, welches im nördlichen Theile der Bucht an einem kleinen ins Wasser vortretenden Hügel liegt. Auf den ersten Blick erkennt man hier nur die verstreuten Trümmer einer jedenfalls nachchristlichen Ansiedlung, auf dem Hügel selbst sah ich keinen Stein aus einer früheren Zeit. So glaubte ich anfangs, hier könne die alte Antissa nicht gelegen haben und da nun die Landzunge, auf der das Kastell des heutigen Sigri steht, wenn sie auch klein ist, doch so recht die Bildung eines griechischen Städteplatzes hat, so meinte ich, der alte Ort müsse auf der Stelle des neuen gelegen haben. Am Nachmittage, nachdem wir Morgens mit dem Boote nach Sigri zurückgekehrt waren, suchte ich jedoch das Palaiökastro auf dem Landwege noch einmal auf und fand nun, dass ich am Morgen bei weitem nicht die ganze Ausdehnung des Ruinenfeldes kennen gelernt hatte, indem ich damals nur jenen kleinen Hügel bestieg. Dieser füllt nun nicht, wie es durch mein Versehen auch auf unserm Plane (Taf. Ia) nach der englischen Karte wiederholt ist, den grossesten Theil des Landvorsprunges, auf dem er liegt, aus, sondern bildet, im Verhältnisse zu dem ganzen Räume des Vorsprunges nur sehr klein, dessen äusserste Südwestecke. Hinter ihm auf der Strecke nach der nördlichst sich hineinziehenden hier sehr seichten Bucht zu sind nun die alten Trümmer weit zahlreicher, als auf ihm selbst. Auch hier ist kein irgendwie zusammenhängender Theil eines Baus noch vorhanden. Der Boden wird jetzt bebaut und dabei sind die hinderlichen Steintrümmer nach und nach zu kleinen Mauern auf den Felder-grenzen aufgehäuft. Inschriften habe ich nicht gefunden, aber verschiedene Baustücke, Quadern, ein korinthisches Kapital und eine attische Säulenbasis von weissem Marmor, auch von solchem Marmor zwei unkannelirte Säulen aus sehr später Zeit, ein Stück Fussgliederung von grünem Marmor und Geringeres. Ausserdem werden auf den Feldern hier Münzen gefunden; die mir gezeigten waren byzantinische. Nachdem ich also so die Palaiopolis in ihrer ganzen Ausdehnung kennen gelernt hatte, musste ich meine Ansicht über die Lage von Antissa ändern. Es kam dabei noch in Betracht, dass auf der Stelle des heutigen Sigri nach Aussage der Einwohner nie alte Ueberreste gefunden seien und dass der um das Kastell freiliegende Felsbodcn durchaus keine Spur alter Bearbeitung oder Benutzung zeigt. Die Palaiopolis war Antissa *); ihre Ruinenstücke aus später Zeit wie sie sind, beweisen, dass die von den Römern im Jahre 167 v. Chr. für die Beherbergung der Schiffe des Königs Perseus über die Stadt verhängte Zerstörung und Ueberführung der Einwohner nach Methymna ihrer Existenz nicht völlig ein Ende gemacht hat. Von Natur fest war Antissa nicht, der Stadtboden liegt ziemlich in einer Fläche, nur auf der Südwestecke mit dem kleinen Hügel; der alte Hafen kann nördlich von der Stadt gelegen haben. Dass die Stadt anfangs auf einer Insel gelegen hätte und erst nach nnd nach durch Anschwemmung mit der Küste vereinigt worden wäre, wie Strabo, Plinius und Ovid 2) angeben, erschien mir der Bodengestaltung nach nicht sehr wahrscheinlich, ebensowenig aber beim heutigen Sigri. Ich muss es dahingestellt sein lassen, wie es sich mit dieser Nachricht verhält. Sie wird doch nicht etwa aus Namendeutung entstanden sein? eine Stadt Issa oder Issa als Namen der ganzen Insel, der dann Ant-issa sollte gegenüber gelegen und so den Namen erhalten haben, ist grade auch sehr schlecht beglaubigt. Noch gegen Abend verliessen wir Sigri und nach einem Ritte von drei Stunden grossentheils durch ganz kahle Bergstrecken hin war es nahe vor Sonnenuntergang, als wir das grüne Thal von Erissos überblickten, mit einer Menge felsiger sehr mannigfach gestalteter Höhen umher, die im Lichte der Abendsonne lange Schatten warfen. Die Häuser des Dorfes stehen sehr freundlich zwischen Bäumen; in einem der bestaussehenden, welches Papa Nikolaos, so hiess der Eigenthümer, zur Mitgift für seine Tochter neu 1) Boutan a, a. O. ö. 323 hält das wenigstens für möglich. Er spricht gegen die alteren Versuche, Antissa bei Petra oder bei dem Vriokasto bei Kalochori (Pococke) anzusetzen, wogegen noch andere Gegengründo vorzubringen wären. 2) Plehn a. a. O. S. 20 f. Was Boutan a. a. O. S. 324 von einem Zusammenhange von Antissa mit der Insel Nesopo vor der Bucht sagt, ist mir unverständlich. gebaut hatte, quartierte mein Diener uns halb mit Widerstreben der Bewohner ein. Wir bemerkten später, dass sie doch die Tochter erst in ein anderes Haus gegeben hatten, als sie uns wirklich aufnahmen. Sonst wurden wir ganz gute Freunde, namentlich auch Papa Nikolaos und meine BranntWeinflasche, der meist seine erste Aufmerksamkeit galt, wenn er zu mir ins Zimmer kam. Nikolaos musste ein wohlhabender Mann sein; denn es gehörte hier zu einer ordentlichen Aussteuer eines Mädchens zwei Häuser, eins im Orte und eins unten, wo die Gärten sind; er hatte aber schon fünf Töchter so ausgestattet. Dazu war das Haus, in dem wir waren, nach Landesart sehr gut. Ich schlug meine Wohnung im ersten Stocke auf; von da konnte ich unten in der Strandebene die Anhöhe sehen, auf der schon Pococke richtig die Ruinen der alten Eresos erkannte; über das Meer hin erschien darüber fühios mit seinem spitzen Berggipfel. Ich wurde durch reiche Ausbeute in Erissos mehre Tage festgehalten und konnte mich während dieser Zeit ganz besonders der Bekanntschaft des griechischen Schullehrers Dimitrios Ch. Tzann6tos erfreuen. Er hat mich bewirthet, meinen Führer mehrfach gemacht und in allerlei Schwierigkeiten, die sich grade hier boten, mir treulich beigestanden. Gleich am ersten Morgen früh ging mein Weg vom Dorfe hinunter in die fruchtbare Ebene, wo die besten Ländereien der Einwohner von Erissos liegen, um vor Allem den Platz der alten Stadt näher kennen zu lernen (s. die Karte auf Taf. II). Gleich unterhalb des Dorfes beginnen Gärten voll Feigen, Wein und dergleichen, nach abwärts weitet sich das Thal und auf hügligem Terrain dehnen sich Kornfelder aus. Das Jahr waren sie aber völlig von der Heuschrecke abgefressen. Man hatte die gegen diese Plage besonders wirksam gehaltene Reliquie, die xäp«, wie sie schlechthin heisst, den Kopf des heiligen Michael Syn-nadon vom Athos kommen lassen, doch dieses Mal ohne Erfolg. So war wohl damals grade in Erissos das Brod ganz besonders schlecht, wie ich es kaum irgendwo auf der Reise wieder gefunden habe, da, wo vor Alters, wie Archestratos *) sagt, Hermes für die Götter das Gerstenmehl holte weisser als Schnee. Eresos führt auch eine Aehre auf den Münzen. Quer vor dieser Fruchtgegend legen sich nach Süden hin felsige Höhen, von NNW nach SSO verlaufend, deren höchste abgesondert nahe am Meere gelegene die Ueberreste der alten Akropolis von Eresos und einer auf ihren Grundlagen erbauten spätem Festung trägt. Sic heisst das Palaiökastro. Von ihrem Gipfel überblickt man das Meer einerseits und andrerseits das Thal mit den vielgestaltig zerrissenen Bergen, die es umschliessen. Hinter diesen Höhen gen Südwesten wird der Boden flach, die Kornfelder hören auf ihm bald auf und machen einem breiten Ufersande Platz, in dem sich der vom Dorfe herunterkommende Bach verliert. Die ganze Strandgegend, in deren Mitte ziemlich das Palaiökastro liegt, wird eingefasst im Nordwesten von einer vorspringenden Felshöhe mit einer kleinen Eliaskirche, im Südosten von den Bergen, welche am weitesten mit zwei Vorsprüngen 'AvsXi'xi und Koirocvo; in das Meer vortreten. Zwischen dem Palaiökastro und Aneliki bildet ein mit zwei Zungen scharf herausspringender Felsgrat, der von zahlreichen kleinen Klippen umgeben ist, eine Theilung des Ufers in zwei sandige Buchten. Eine eigentliche Jlafcnbildung ist hier nicht; die Schiffe, welche bei der Lage der Küste gegen den Nordwind liier guten Schutz finden, legen vor dem offenen Strande bei, wie es auch bei Diodor 2) heisst, dass Thrasybulos mit seiner Flotte nur am Ufer von Eresos vor Anker ging und bei einbrechendem Sturme verliert er von seinen vierzig Schiffen dreiundzwanzig. Ein kleiner künstlicher Hafen 1) Bei Athenacus III, p. 111 V. "Eoxt yip o'jv ~A xpätiTra XaßeTv ßeXnu-cx te itavrojv eüxaprcou xpc&fj; xa&apiü; ^UXTjpiva ndrvxa zli 'Epeoi» xXttvJj« Aiaßou ntptx6(ACvi |xauTu> Xeuxorep' atöepfa; yi6w Öeol EtTtep ßowcv aXcpit, IxeTösv iüiv 'Epp-fj« adreot; ^yopaC«. Vers 3 nach Mcincke. Vgl. Ribbeck im Rhein. Mus. N. P. XI, S. 214. 2) XIV, 94: h Ttji netpa t^v 'Epeaov dtffiaXtp xa&u>pu.ei. war aber doch vorhanden unmittelbar unterhalb der Akropolis, wo seine Steindämme, obgleich der Hafen selbst unbrauchbar geworden zu sein scheint, noch ziemlich wohl erhalten sind. Eine kleine Klippeninsel (J) ist durch einen im Winkel geführten Damm zum äussersten Punkte der Hafeneinfassung gemacht; auch eine Ufermauer ist noch vorhanden. Am Lande lassen die Ruinen die Lage *) wenigstens der alten Stadt noch recht deutlich erkennen. Viele verstreute Trümmer und besonders mehre erhaltene Brunnen zeigen, dass sich die Unterstadt namentlich nördlich und östlich von der Akropolis breit ausdehnte. Nach Nordwesten ausserhalb der eigentlichen Stadt an den vorher erwähnten Felshöhen hin muss eine Hauptnckropolis gelegen haben; es sind da häufig Gräber gefunden, zwei kürzlich aufgedeckte sab ich selbst, eines mit Stein-, eines mit Thonplatten ausgesetzt, aber schon ohne Inhalt. Alles dieses, auch zwei kleine Kirchen des heiligen Andreas 2) am Nordwestfusse der Akropolis und der Panagia dicht am Hafendamme habe ich auf meinem Plane verzeichnet. Auf dem Palaiökastro sind zwei Befestigungen aus hellenischer Zeit und eine aus dem Mittelalter zu unterscheiden. Noch nicht auf halber Höhe des Abhanges ziehen sich Mauern aus polygonen Blöcken alterthümlichen Ansehens in ansehnlichen Stücken um den Berg, namentlich auf der Nord- und Ostseite; da sind die Abhänge von Natur am zugänglichsten, während sie namentlich gegen das Meer hin steil abfallen. In einem dieser Polygonmauerstücke nach Nordosten gewandt steht noch ein Thor, höchst einfach aus zwei kolossalen schräg nach oben sich einander nähernden, nur theilweise behauenen Felsblöcken errichtet; ein oberer Deckstein ist nicht vorhanden. Die andre griechische Befestigung oben am Rande des Berggipfels war aus Quadern gebaut; man findet Stücke von ihr namentlich wieder nach der Landseite hin, wo sie als Unterlage der im Mittelalter aus allerlei Bruchsteinen und antiken Quadern mit Mörtel zusammengemauerten Festungswerke benutzt sind. Zu dieser mittelalterlichen Festung gehören zwei an der zugänglichsten Stelle des Berggipfels nach Osten hin noch in einiger Höhe erhaltene Thürme. Zwei grosse Friesbalken von grauem Marmor, wohl dieselben, die Pococke erwähnt, liegen noch am Gipfel der Akropolis. Sie gehörten zu demselben Baue; Profil und Ansicht des einen gebe ich auf Taf. XIV, 3. Von den zwei Ehreninschriften auf diesem ist nur die eine einigermassen erhalten: '0 S]aixo; [t6v oeiva At]ovuauo tw ÖsoxXtj [ocpsTJa? svvsxoc. Auf dem zweiten Blocke las ich an gleicher Stelle nur noch das grössere O von Sctfio? und drunter Aiowolmi.... Zahlreiche andere Bild- und Inschriftsteine des alten Eresos sind theils in den Feldern, Gärten und Gartenhäuschen umher zerstreut, theils muss man sie oben im Dorfe suchen, wo einige in der Schulstube durch die Sorgfalt des Lehrers zusammengebracht sind. Was ich auffinden konnte, theile ich mit (s. Taf. XII —XV). Ganz nahe dem alten Stadtplatze liegt ein kleines Kloster Christes. An dem Brunnen desselben befindet sich noch die von Kiepert bereits abgeschriebene Inschrift (C. J. gr. II, add. 21GGb), welche jetzt durch die Zusammenstellung mit der auf Taf. XII mitgetheilten grossen Inschrift an Werth gewonnen hat. Ich theile deshalb, obgleich Kiepert den Stein vielleicht noch besser erhalten sah, meine Abschrift mit, ohne in ihr auch da, wo Kiepert offenbar richtiger las, zu ändern. Die Inschrift, genau otoi/tjo^v geschrieben, steht auf einem grauen Marmor (0,54 M. hoch, etwa 0,22 breit, 0,47 dick), der, so weit die Inschrift angeht, oben vollständig erhalten ist und ebenso in der ganzen Höhe auf der rechten Seite. Dass der Stein auch links hin nicht sehr breit war, ergiebt sich aus den Ergänzungen, welche die grosse Inschrift bietet. 1) Boutan a. a. O. S. 322: On distingue les restes ou plutöt l'emplacemcnt de trois tcmplos, deux a Test, l'autre ä fouest de la villc. Celui de l'ouest a dte* converti en une cliapellc chre'tienne (Ag. Andreas). Ich habe hiervon wiederum Nichts gesehen; die allgemeine Vcruml huug, dass eine Kirche auf dem Platze eines alten Heiligthumes stehe, ist wohlfeil und kann immer richtig sein, mehr aber liegt auch hier nicht vor, 2) In ihr die Inschrift: -|- 6 xflrmxüjv h ßoTjOfct toG 'j'Wotciu, oxehtj toü ütoü xoü o-jpavoü aüXiaJKsETa!, e*pt tu x'jp(«r dvTX-/,aKT(op (sie) p.ou ei -4- (Psalm 91, 1). .....A E T ö T A 2 . . . EKA A T 2 . E. TA 02TANAAMIT A 1 r T NA I KA TÄTE.A2 2TA P H E I: . 2 T NKAJE I2 A AI 2X1 AICHS 02101 22TAT II PATA LePÖAINKAITA 1 I A FA2AI2META . QN A[2TANENEÜ0H AI2TFKATHKAT2E MATATßNnOA I T I N N A I M E N A T T 0 N TTITA I . A . I * P ATA . A I A r ...AN .A 2IAEQ2A AESANA A I TO I 2N0M0 I 2 k \ T A TAd> I20H I \TTQ8ANAI..A MA2A M i: N v ö T A N A E T T E P A N INFO Ii 2 A 2 0 A . A 1 A E I POTONIA 2T I NA OPONAETEI AT T 0 > 00ANHNAAKE29AIA A I 2TNA FOPO I 2 1 0 A I N A E K A 0 . T » N E M 0 2 2 A N T E 2 A N 8 AATKEI ONO 0PH2012I K EÄTNA An demselben Klosterbrunnen befindet sich ausserdem eine viereckige Basis, auf der die vertieften Spuren eines ziemlich gleich gestellten Fusspaares zu sehen sind. Innerhalb jeder Fussfläche befindet sich ein rundes Loch, so dass also vielleicht wirklich eine Erzstatue auf den Fussspuren aufgesetzt gewesen sein könnte. Sonst kommen, wie ich gleich berichten werde, Steine mit eingearbeiteten Fusspuren in Eresos in ganz anderer Bedeutung vor. Ein unbedeutendes Bruchstück des Grabreliefs (Taf. XV, 5) eines Mannes mit der Inschrift _e Nixoq-öpou [*/]atps ist auch im Kloster Christös verbaut. Am Wege vom Dorfe nach dem Palaiökastro, schon viel näher dem letzteren, ist eine Dreschtenne ringsum mit alten Quadern umstellt, unter diesen ein geborstener grauer Marmor, der vom Palaiökastro geholt sein soll, mit Inschrift (Taf. XIV, 2. 1,10 M. hoch, etwa 0,50 hoch, 0,22 dick). Die Bearbeitung des Steines zeigt, dass er zu einem grösseren Ganzen gehörte. Herr Professor Henzen, dem ich meine Abschrift mittheilte, liesst sie folgendermassen: Auxoxpdxopa Tißsptov xfai'oapa, üjsco osßaax<3 r:aT3a, asjBaaxov d[p/is]psa, oap.ap/Lxa; l;ouaioc; xb d[x]x[vbv (?) auxoxpdxopos] xataapo[? asßaaxoj» ö«e>, xaiaapa £o]sp7sx|av Uenzen macht mich auf folgende Schwierigkeiten hierbei aufmerksam: „1) Germanicus wird Claudius genannt, der ja allerdings ursprünglich ein Claudier war, aber durch die Adoption von Seiten des Tiberius in die gens Julia übergegangen, wie dieser selbst durch die Adoption des Augustus. Er heisst daher Germanicus Julius (Orelli 641. cf. III, p. 60), häufiger jedoch Germanicus Caesar und, sobald man deshalb die Abschrift anfechten wollte, wäre xaiV/pv. zu suppliren. Provinzielle Unkenntniss darf man in diesem Falle beim Namen eines kaiserlichen Prinzen kaum annehmen und es bleibt deshalb nur übrig, dass Germanicus auch den Namen Claudius beibehalten habe, wie ja allerdings die Adoptirten in der Kaiserzeit häufiger thaten. Da man aber den Namen Caesar nicht entbehren kann, so muss dieser dann nach hinten verwiesen werden (cf. Orelli a. a. O.). 2) Schwieriger noch ist die Zeile 3. TcocToa statt des gewöhnlichen otbv findet sich grade in Lesbos auch sonst (cf. C. J, gr. 2183 b und die doch auch gewiss nach Lesbos gehörige 3528). Aber was ist IIAIAQ .. . ? Germanicus wird in seinen Inschriften in der Regel nicht bloss Sohn des Tiberius, sondern auch Enkel des Augustus genannt und dass dieses auch hier der Fall war, beweist das folgende xaioapop;. Sollten die Lesbier nun wie sie statt des gewöhnlichen oio? Trais gebrauchten, statt u'uovbs auch TratStovo? gesagt haben, eine wenigstens ganz regelmässig gebildete Wortform? Die Voranstellung des TtaiBtovb? vor den Genetiv ist nicht ganz herkömmlich, aber doch zu belegen. 3) Der Titel asjBacjxco zu Ende von Zeile 2 zeigt, dass Tiberius schon Augustus, also Caesar Augustus bereits gestorben war; folglich muss letzterer als divus, %z6q, bezeichnet sein. Wo das der Fall ist, wird er in der Regel nicht mit alle seinen Namen, sondern einfach stßaorbc Bebe, divus Augustus, genannt; hier finden wir ausserdem noch xaioapo[s und die grosse Lücke zwischen IIAIAß und KAI verlangt dazu noch das aüxoxpäxopo;." An einem andern der kleinen Landhäuser unterhalb Erissos las ich auf einem grossen Quaderblocke von grauem Marmor, der obenauf zwei Einsatzspuren zeigte, nur rechts oben in der Ecke den Rest einer sonst verwischten Inschrift (Taf. XV, 3). Eine Gegend seitwärts im Thale von Eresos, wo früher ein Dorf gelegen zu haben scheint, heisst Papäsia. In der Kirche, welche die Zerstörung der Wohnungen überdauert hat, fand ich einen grauen Marmorbalken mit Inschrift (Taf. XIV, 4. 0,73 lang, 0,15 hoch). Die Weihenden sind wohl Kataapes? xujv Trpbs x[u> 'Apvaup. Von Papäsia durch die Gärten bei einer neugebauten Kirche der h. Anna vorbei nach dem Dorfe gehend notirte ich bei dieser Kirche das auf Taf. XV, 7 wiedergegebene Inschriftfragment (0,27 lang) und noch weiter hinauf an einer Kirche des h. Taxiarehos ein Bruchstück vom Giebel des Grabmales eines Alexandros (Taf. XV, 8). Ich komme nun zu den Alterthümern von Eresos, die sich im heutigen Dorfe finden. Ich stelle die im Schulgebäude aufbewahrten voran und mache künftige Reisende auf diesen kleinen Anfang einer Sammlung aufmerksam, da Herr Tzannctos ohne Zweifel bald noch mehr hinzugebraeht haben wird. Da mag zunächst der halb zerbrochene Grabstein einer Frau aus römischer Zeit genannt sein (Taf. XV, 2. W. M. 0,45 M. hoch). Das Relief stellt die Verstorbene sitzend dar, im Hintergrunde eine Herme. Die Unterschrift lautet: Ntxapyk XP^I0^)] Z0"?5, !) Von Skulpturen ist ausserdem noch eine ganz gut gearbeitete Grabstele vorhanden mit einer sitzenden Frau, deren Kopf fehlt, vor der ein Mädchen steht, welches auf der Hand vielleicht ein Schmuckkästchen hält. Dann sah ich einen Kinderkopf von Marmor mit der in römischer Zeit häufigen von hinten nach vorn über den Kopf liegenden Flechte und den Torso einer Nike, die vor einen Pfeiler herabschwebend, etwa wie die beiden Berliner Statuen, angebracht ist. Andere Bruchstücke sind für eine Beschreibung zu unbedeutend. Endlich fand ich noch einen Inschriftstein in der Schule vor, leider sehr verstümmelt. Taf. XII, 1. Grauer Marmor. Von Zelle 1—3 ist die volle Breite des Steines mit unversehrten Rändern (0,51 M.) erhalten. Die grösste erhaltene Höhe misst etwa 0,20 M. So ist nur der Anfang einer pa>p.Tj des Demos von Eresos erhalten. Allerlei Fragmente habe ich dann noch hier und da im Dorfe zusammengesucht. An einem Hause war auf weissem Marmor zierlich geschrieben das auf Taf. XV, 4 mitgctheilte Fragment (0,31 hoch, 0,17 breit) eingemauert. In dem Hofe eines andern Hauses lagen zwei zu einem Grabrelief gehörige Stücke (Taf. XV, 1). Das Ganze wird zwei junge Männer dargestellt haben, die zu beiden Seiten eines Obstbaumes einander gegenüberstehend jeder sein Pferd am Zügel halten, wie gleiche Darstellungen uns auch sonst und besser erhalten bekannt sind 2). Gewiss wollte man die beiden Verstorbenen, von deren Namens-Liberschrift hier nur — of IVloo Moxt^vcuoi erhalten ist, in solchen Darstellungen in verbreiteter Anschauungsweise der römischen Zeit als vsol Atoazouprjt verherrlichen. Weiter komme ich zu einer Reihe eigenthümlicher Denksteine, die grade in Eresos ganz besonders zahlreich gewesen sein müssen, nämlich nicht sehr grosse dicke viereckige Steinplatten mit einem darauf ausgehauenen Paare menschlicher Fusssohlen. Zuerst sah ich zwei solcher Exemplare an einer Gartenmauer in der Gegend, wenn ich mich recht erinnere, wo die Gräber der alten Stadt sich befinden. Das eine mass 0,28 Meter in der Breite und 0,2G in der Höhe, das andere 0,19 M. in der Breite und 0,26 in der Höhe. Sie waren aus porösem Stein und auf der Oberfläche etwas erhaben, als wenn man eine 1) C. J. gr. II, add. 2211 f. 2) Achnlich ist das Relief im Louvrc bei Clarac musde de sculpturc pl. 147, 252; dann die in der Expedition scientif. de Morde II, S. 219 angeführten Reliefs in Verona (Inghirami mon. etr. ser. VI, tav. B, fig. 5.) und ehemals im Musco Nani (Biagi mon. gr. et lat. ex raus. Nanio IV, p. 73). Schuhsohle auf den Stein legte, waren die beiden Fussumrisse gearbeitet. Die Form des einen dieser beiden im Wesentlichen gleichen Exemplare habe ich auf Taf. XIII, 1 angegeben. Der Besitzer der Mauer sagte, dass er dort an Ort und Stelle mehrfach Steine dieser Art gefunden habe und zeigte mir auch zwei jenen erstgesehenen ganz gleichartige in seinem Hause im Dorfe. Eine fünfte ziemlich gleiche Wiederholung fand ich aussen an der Absis der Kirche des h. Konstantin in Erissos eingesetzt, eine sechste und siebente, die eine (Taf. XIII, 2) an einem Brunnen im Dorfe, die andere (Taf. XIII, 3) ebenfalls an einem Brunnen im Dorfe bei der Panagiakirche. Diese beiden letzteren Stücke habe ich wegen der von den früheren etwas abweichenden Gestalt der Fusssohlen abgebildet; auf dem einen würden diese in den beiden Ovalen kaum zu erkennen sein, wenn wir nicht die Reihe von Vergleichungen hätten. Es ist natürlich, dass bei solchen handwerksmässig gewiss in Menge gemachten und zu irgend einem gewöhnlichen Gebrauche dienenden Arbeiten es mit der Form nicht immer so genau genommen wurde. Die Andeutung genügte und Jeder verstand sie, weil die Sache eine Allen geläufige war. Eine Inschrift habe ich auf keinem dieser Steine in Eresos gesehen. Um nun zunächst zu zeigen, dass wir es hier mit den Denkmälern einer jedenfalls im Alterthume sehr verbreiteten Sitte zu thun haben, habe ich auf Taf. XIII, 4—10 eine Reihe ähnlicher meist in Rom erhaltener Steine zusammengestellt; nur einer (9) rührt nach der Angabe im Museum Worsleyanum •) aus den Ruinen von Kyzikos her. Dieser ist in der Art der Ausführung den Exemplaren aus Eresos am ähnlichsten, da nach der Abbildung hier auch offenbar die Fussumrisse wie Sohlen ein wenig erhaben auf dem Steine liegen; es ist ihnen aber durch die Angabe der Nägel doch mehr das Aussehen eines wirklichen Fusses gegeben. Ausserdem kommen hier nun aber die Aufschriften von Namen (—(ovo?, i'vtios, üexouvoou, Mevdvopou) hinzu. Von den römischen Steinen befindet sich n. 4 2) in der Galleria lapidaria des Vatikans in der Wand rechts vor dem Eingangsgitter zum Museo Chiaramonti, n. 5 und n. 7 3) aus den Ausgrabungen bei Tor Marancia herrührend in der Öalleria dei candelabri des Vatikans, n. 6 wieder in der galleria lapidaria links vom dritten Fenster linker Hand vom Eingange, n. 8 an der Treppe im Casino der Villa Albani 4) und n. 10 im Museo Capitolino. 5) Auf allen diesen römischen Exemplaren sind die Füsse vertieft wie in eine weiche Masse eingedrückte Fussspuren gearbeitet. Einen Stein mit zwei mit den Spitzen gegen einander gekehrten Paaren von Fussspuren, auch diese ein wenig vertieft gearbeitet, das eine Paar etwa lebensgross, das andere ein wenig darüber, bat ferner Michaelis auf der Insel Paros östlich vor Parikid liegen sehen. Ein anderes Beispiel sind die beiden Fusssohlen mit Beischrift im Fussboden des Isisteinpels auf der Nilinsel Philai 6). Dann wurde in der Sitzung der Berliner archäologischen Gesellschaft am lö. Januar 18647) ein spanischer Stein aus Italica bei Sevilla mitgetheilt mit der Inschrift: GII.LAVIVS || I.IRMVS || Fuss V.O.T.O Fuss II S.L.R || PROI. LA || SVCCIISSO Diese mir bisher bekannten 8) Beispiele werden so eben durch eine ganze Reihe solcher Fussschemata aus 1) Mus. Worsl. class I, n. 22. the marble is among the ruins of Cyzicus. In Brocklesby - House in Lincolnshire, wohin das Museum Worsleyanum jetzt von der Insel Wight vorsetzt ist, habe ich den Stein nicht vorgefunden, fj. J. gr. 6845. 2) Muratori nov. thes. vet. inscr. lat. I, pag. XVII, n. 9. Diesen wie alle die folgenden Steino gebe ich aber nach den Originalen. 3) ßiondi monumenti Amaranziani tav. X\A. 4) Fabrctti inscr. antiq. explicatio (Homao 1702) Caput VI, n. 117. 5) Fabretti a. a. O. n. 114. Isidi und Posuit fand ich nicht auf dem Steine. Daselbst unter n. 115 noch ein Exemplar mit Ueberschrift QVIE1ANAE und unter 11(3 eines ohne Inschrift. 6) C J. gr. 4946. 7) Gerhards archiiol. Anzeiger 1864, S. 199*. 8) Die Fussplatte als Stempelform der Töpfer arretinischer Gofassc mit ihren eingeschriebenen Namen (nach Detlefs en iu Gerhards arch. Anz. 1861, S. 190* nur die von Freien, nieht von Sklaven oder Freigelassenen) gehört zunächst nicht hierher. Konstantinopel l) vermehrt; sie sind hier mit Nägeln dargestellt wie auf dem Steine von Kyzikos, auch ist wie dort in jedem Fussumriss ein männlicher Namen eingeschrieben. Sie stehen in Reihen, einmal vierzehn, einmal vier, einmal drei und zwei nebeneinander und zwar nur zuweilen als Fusspaare, meistens nur rechte Füsse. Ueber einer Gruppe von solchen Füssen steht gewöhnlich eine besondere Inschrift mit der Aufforderung, derselben Leute, deren Namen in den unterstehenden Füssen eingeschrieben sind, zu gedenken. Ich führe nur ein Beispiel 2J an: 5 AxpoSdu-avxo; xal 'Apfotcovoc xal 'AiceXXa xdSv dö-eXv ui|i,VT|a-Os irc d^aDü) ot vecil. Darunter stehen drei Füsse, ein linker, ein rechter und noch ein rechter, in jedem ein Namen: Axpo8du.avxo;. 'Aptaxojvo?. 'A-nrsXXa. Fragen wir nun nach der Bedeutung aller dieser Steine, so geben bei mehren derselben die Inschriften in deutlicher Weise sie als Weihgeschenke an (Taf. XIII, 4. 6, 7. 8. 10 und der spanische Stein), diese Weihung gilt einmal der Kybele (4), dem Libor (7), einer fruetifera, Ceres oder Isis (cf. C. J. gr. 494G). Gegen die Annahme, dass mit der Weihung ein Dank für Heilung eines Fussübels gemeint sei, wie wir sonst Bilder geheilter Augen, Ohren, Brüste u. s. w. als Weihgaben in Menge aus dem Alterthume kennen und noch heute in der katholischen Christenheit in Gebrauch sehen, spricht zu Vieles. Dann würden wir wirkliche Abbildung von Füssen, und namentlich nicht eingedrückte Fussspuren wie auf den römischen Steinen und dem von Paros zu finden erwarten; es müsste dann in Fresos, so weit die Menge der Fusssteine ohne Vorkommen anderer Gliederabbildungen den Schluss erlaubt, nur Heilung für Fusskranke zu holen gewesen sein und auch in Konstantinopel müssten Schaaren von Fusskranken zusammengekommen sein. Doch das möchte sein, aber auch die von einer Person geweihten zwei Fusspaare sind dann unverständlich und endlich passen die Inschriften in Konstantinopel, auch die der Licinia Philete pro salute sua et suorura schlecht zu dieser Annahme. Bei Dethier und Mordtmann gelten die Fussinschriften für christliche, wogegen sich, wie die Verfasser sagen, O. Jahn bereits ausgesprochen hat, und die Fussspuren selbst als die Fussstapfen von Märtyrern, denen die Jüngeren folgen sollen, Eines so unerweisbar wie das Andere. Ich glaube, O. Müller3), Letronne4) und Boeckh5) mit seinem klaren Blicke haben das Richtige und sehr Einfache erkannt, wenn sie solche Fusssteine ab von Wallfahrern zurückgelassene Weihgaben erklärten 6). Die Fussspur zeigt, dass ein Mensch da stand 7), wird ein Namen noch dazu im t) Dethier und Mordtmann Epigraphik von Byzantion und Konstantinopolis. Denkschr. der phils.-histor. Klasse der K. Akademie der Wiss. zu Wien. Band XIII. 1861. Taf. VII u. VIII, S. 73 ff. des Einzelabdrueks. 2) a. a. O. Taf. VIII, Fig. 29 b. 3) Handbuch der Archäologie §. 436, 2. 4) s. Raoul-Rochette Möm. de Vacad. des inscr. XIII, 8. 233 ff. 5) Zum C. J. gr. 4946. 6) Bei Dethier und Mordtmann a. a. 0. S. 75 heisst es: „in christlicher Zeit kommt es wohl auch sonst vor, dass Fussstapfen gemacht werden ■/..]',. von Pilgern, die ihren Fuss mit dem Namen drin zurücklassen, wenn sie eine lange Pilgerfahrt gemacht haben." Das wäre also noch die alte Sitte. 7) Sie wird zum Gegenstande der Verehrung durch religiöse Sagen verschiedener Zeiten und Völker. Von der Fussspur des Herakles bei den Alten (Ilerod. IV, 82) führt uns ein vergleichender Blick zu der des Adam auf den Pik von Ceylon, der eines einheimischen Propheten in Batoetoelis bei Batavia, denen Mohammeds in der Moschee Omar zu Jerusalem und zu denen des Heilandes, der sie auf den mittelalterlichen Gemälden seiner Himmelfahrt deutlich im Erdboden eingedrückt zurücklägst. In der Kapelle S. Maria della piante oder Dominequovadis vor dem Thore S. Sebastiano in Rom, wo Christus dem Petrus erschienen sein soll, liegt ein Stein mit zwei Fussstapfen am Boden und mit der Umschrift: adoriamo il loco dove.......[C]risto sparve da S. Genetiv hincingeschrieben, so war der Genannte da. Sehr erklärlich ist es so ferner, dass die Fussinschrift in Philai sich grade im Fussboden findet. Häufig wurde ein Fusspaar geweiht, man begnügte sich aber auch als Abkürzung mit einem einzelnen Fusse. Die doppelten Fusspaare, auch wenn nur ein Weihender genannt ist, die dann gegen einander verkehrt stehen, bedeuten am einfachsten das Kommen und Gehen im Heiligthume. Auf den Steinen von Byzanz setzten endlich die Pilger ihr pip-vr^ös 'AxpooäpiavTos u. s. w. über den Fuss, wie später um ein orate pro illo gebeten wird. Wie alle Schwierigkeiten bei dieser Erklärung hinwegfallen, so wird auch die Menge solcher Steine in einem Orte völlig verständlich und grade in Eresos haben wir also einen besuchten Wallfahrtsort anzunehmen, vielleicht, wofür die Fundangaben sprechen, in der Gräbergegend. Uns bleibt im Dorfe Erissos noch die Durchsuchung der Kirchen auf Alterthümer übrig, die meistens Ausbeute verspricht und sie auch hier gewährte. Aussen an der Absis der Kirche des h. Konstantin und der Helena ist ein auf der rechten Seite zerbrochener weisser Marmor mit einem Inschriftstücke (Taf. XV, 6. 0,35 M. hoch, 0,19 breit) eingesetzt; es war eine Grabschrift (Z. 4: Ctuv oder C ((D)lX(i)tc7ti(o>), x(a)l iroXspov £;(a)-pjafisvo; Tcpo; AX£;av5pov xal xok 'LXXava? xol? p.sv TroXixaii; 7ra(p)sX6p.Evos xa o~Xa e;l-xXeias ex xa? Tz6ho<; [Tca]v(o)api, xal? 3s ^oval-xa? xal tak DuYaxspa« ou[XX]aß, I) Sauppe hat vorlaufig einen kurzen Bericht über die Inschrift in den Nachrichton von der Univ. und der K. Gesollschaft der WiM. zu Göttingen 1863, n. 20, S. 359 ff. gegeben, welchen ich hier gleich hinter dorn Texte grossentheils wiederholt habe. 5* 10 15 x]a[l] xaXXa e[v]oxo? [e]v xal xduv £xy[<5- 25 v](uv, TtoTjaaodat 8e xa(l) ercdpav Iv xcf IxXrjOia a[n-a](v)xa xtp ulv SixdCovxt xal (Ttp)[o]t)evxt xa ir<5Xs[t it]d(v)xa Btxata eu sp.p.svai, xoT? 3s rcapa xb ot'xa[t-ov xav iLaeöV (pspovxsoai xa e*vavxta xouxodv. 'E8ix(a)a(av) <5xxa>x4aioi ^YGOTjXovxa xpsT?" dirfb 30 xjauxav (a)rcsXuo(a)v S7;(x)d, ai 8s (a)X(Xa)i xaxeöixa- (<0«v........[ • • fyPW«'"- o](e)v 6 8[ap,o]? icspl cuv oi irpeaßeE? a7raYY£XXoio[i (o)l upb? 'AXs$av8pov duoaxaX^vxE? xal 'AXe- £av8po? xav 8iavp(a)t(8)a xe tcS Tepxtxoiveto) xw TIpaEta) xa[l 'A- YYjotpivs[o]? xto 'Epp^atSsto), xal iiraYYeXXa[pii- v]tov xcpb? '(A)XeSavopov, Ott fxoip.01 s?ai 8rx[a? &],rcoo[x]("?jv Ttd)[vxto](v) x 8d[p> 40 a[i)ai. , . ................ospoXXs..... .....tso........XvX. yootx.... 5 .7]......vx......xax[d] x odpLü)] (ö) (3(a)aiXsu? 'AXeljavSpo? 8iaYpa, (a)l [8J£t Tca[p]-?jv aüxot? xd? 5i'xa?; dxo]u[a]ai? xdv oiaYpa vipup xtp ev xa a]x(d)XX(a) xd [x]e ÜTrdpxr4VTa] irs7ipao[ö]ai atjxoSv xaxd x]bv vop.ov, £TnaxeXX[avxo?] Ss 'AXEsavopm xal u- TCEp xtuv drcb . a. . tops. . . (xa)l xiuv xaoqvrixtüv [x- (5](v) Eppmvo? xal Hpauu, xa>p, rcpoxspov xupavvrr 20 odvxwv xd? tt^Xio?, xal xtiSv aTcoYovtov auxcÜv, [xpi- vat xbv 8ap.ov, 7c6xEpo[v 8ox]£t xaxairopEueaöfat atjxol? t] p.(yj), [fj o]e oap.o? axoiiaai? xd? oiaYpacpd]? Sixaaxr^pjif^jv xs (a)üxot? ouvaYaYs xaxd xbv [v6- p.o]v xat xdv oiaYpacpdv xw ßaatXso? 'AXe$dvop[«), 25 o IfYvtü Xo[y]cdv pYjÜEvxtuv rcap' dp.«p(o)x£pa>v xov xs v[6- fiojv xbv xaxd xciiv xupdvvtov xopiov Ep.p.£vat xa[l cpjeuYTjV auxol? xdx [xb](v v)[o^ov]' 8e8<5)(üai x

, x]6piop. pisv ep-pevat xaxd [xdiv] xupdvvcuv xal xu>[v i]p, tc^Xi olxT(öevxü)v xal xv xo[u- 30 x]tuv xö\ xe vopov xbp. Tcapl [x]ä5v xupdvvtov Yevpa[p.- fijevov Iv xa axdXXa [o](u)[pvrravx]a xal xal? oiavpa- v duoYOvorv xüjv [xoii- x]u>v xt? ETCißaivtuv eVi xdv rav xdv 'Epsouuv, . Su(uv5.... ßoi>(X)s6aaa«)ai x(a)l irp[oxidsvat Iv ax]dXX[, ai xe xaxavvü), 6pütJu[? x]al(o)to)?' ouxto uoifjou) 20 val pid Ata xal "AXtov. OtXtTCTCü). Ai ptsv xaxd xYip.ot os p/rj eVcwaav. Indessen kann er auch aus uns unbekannten Gründen andere Eresier von der Amnestie ausgeschlossen haben. Dass unter diese, welche nicht mit nach Eresos hatten zurückkehren dürfen, auch die Söhne des Agonippos gehörten, sehen wir aus dem letzten Aktenstück, welches der vorliegende Stein enthält, einem Briefe des Königs Antigonos (wohl des ersten) an Rath und Volk der Eresier, dessen allein noch erhaltener Anfang auf ein Urtheil hinweist, durch welches einem früher schon von ihm in derselben Sache geschriebenen Briefe nicht entsprochen worden war. So viel von dem geschichtlichen Inhalt. Aber auch in sprachlicher Hinsicht ist die Inschrift von grosser Bedeutung, da sie uns den lesbisch-äolischen Dialekt in aller Treue und Strenge zeigt." •) Der Aufenthalt in Erissos, erfreulich für mich durch alles Gewonnene, schloss am Morgen des 16. August mit einer unfreundschaftlichen Szene zwischen Papa Nikolaos und mir, da dieser mit einer dem lieblichen entsprechenden Zahlung für gewährtes Quartier nicht zufrieden sein wollte. Die Vorstellungen von meiner Zahlungsfähigkeit waren natürlich seit der Inschriftgeschichte sehr gestiegen. Doch hatte ich wohl die bald an der Hausthür versammelte Corona auf meiner Seite; wenigstens beeilte sich der Pferdetreiber gleich beim Fortreiten mich zu versichern, dass der Papas gar nicht beliebt im Dorfe sei, man hätte sogar zur Erntezeit schon einmal den Versuch gemacht, ihn mit einer Kornstiege, in der er grade Mittags schlief, in Brand zu stecken. Mein nächstes Ziel waren die Dörfer von Kalloni am Meerbusen gleichen Namens, doch machte der Weg dorthin einen Bogen über die Dörfer Misötopos, Agra und Parakcla. Der Weg nach Misötopos führte zunächst in eine Gegend, die ich schon zwei Tage vorher von Erissos ab am Nachmittage besucht hatte. Es ist das ein Thal, welches sich nordöstlich von dem grossen Thale von Eresos abzweigt und ziemlich weit aufwärts in die Berge hineinzieht. So fruchtbar und bedeckt mit Gärten und Feldern das Thal von Eresos ist, so Öde, kahl und felsig ist dieses Seitenthal. Ueber graufarbige Steine kommt ein breites, als ich es sah, trockenes Flussbett herunter, umgeben von den wildesten Bergformen, Abhängen, Felsstürzen, Kcgelkuppen und hohen steinigen Rücken. Es sind diese Beige, welche mit so auffallend wunderlich zerrissenen Formen in das Thal von Eresos hinabsehen und es ist hier auf der Insel der grosseste landschaftliche Gegensatz gegen den weichen, üppigen Charakter der Natur, wie er im Osten, namentlich aber um den Meerbusen von Jera herum herrscht. Nach einem Ritte von fünf Viertelstunden, von Erissos ab gerechnet, erreichten wir auf oft kaum gangbarem Wege die Stelle, welche Aaxxo7T£5ta heisst, wo eine Kirchenruine und zahlreiche jetzt zu Hürden für das Vieh aufgehäufte. Steine den Platz eines früheren Dorfes zu bezeichnen scheinen. Man Übersicht von hier nach Westsüdwesten hin den Strand der Bucht von Eresos, wo von heftigem Nordwinde an der Fahrt nach den Dardanellen gehindert sechs Kaufiahrer vor Anker lagen. Auf gradem Wege fast unzugänglich gleicht diese Stelle von Laktopedia so recht der eines Dorfes in den Piratenzeiten. Altgriechische Reste sind nicht vorhanden, auf dem Rückwege, wie wir ihn nach Erissos nahmen, äfft aber das wie in einzelnen Blöcken gelagerte natürliche Gestein, da es in einiger Entfernung tauchend dem Mauerwerke aus polygonen Steinen, der XeoßixTj o?xooou.r] der Alten, gleicht. So hatte ich die Gegend von Laktopedia bei dem eigens unternommenen Ausfluge dahin kennen gelernt. Auf der Weiterreise zunächst nach Misötopos passirten wir ziemlich dieselbe Strecke, nur nicht den alten Dorfplatz selbst, wieder und fanden auch auf den weiter folgenden Strecken, die wir durchritten, zum grossen Theile kahlfelsige Gebirge. Nur einmal, ehe wir nach zweistündigem Ritte von Erissos ab Misötopos erreichten, kamen wir durch ein Thal mit Gärten und mit Pappeln, das als ein grüner Fleck in der übrigen Oede liegt. Bald hinter Misötopos erschien dann wieder unten nach dem Meere zu ein kleines bebautes Thal. Wo sich Baumwuchs hier zeigte, waren es die Korkeichen, die an der Nordküste um Telonia so zahlreich sind. Wir kehrten nun aber dem Meere den Rücken und setzten, um zunächst Agra zu erreichen, unsern Weg ziemlich in nördlicher Richtung fort. Ziemlich weit landeinwärts schon und kurz ehe vom Wege aus der Eingang in den Golf von Kalloni sichtbar wurde, trafen wir auf die Fundamente eines vereinzelten althellcnischen Thurmcs, dem einzigen dieser Art, den ich auf Lesbos gesehen habe. Der Grundriss bildet ein Quadrat von 9,00 Meter Seitenlange. Der Bau ist aus Quadern aufgeführt, welche nicht glatt behauen, aber an den Thurmecken mit der üblichen Aus- 1) Die ganze Ausführung von Sauppe s. Nachrichten von der Univ. u. der k. Ges. der Wiss. zu Göttingen a, a. O. schärfung versehen und untereinander durch Klammern verbunden sind. Von den umherliegenden Steinen ist dicht an der Ruine eine Hütte und dabei eine Tenne hergerichtet. Der Ort heisst bei den Umwohnern AaTTsotd. Im Alterthume lag hier offenbar ein befestigter Wachtposten, wie wir deren Ueberreste auf dem Festlande und auf den Inseln Griechenlands in immer grösserer Zahl kennen lernen, wahrscheinlich von den Eris-säern gegen ihre Nachbarn am Meerbusen von Pyrrha (Meerbusen von Kalloni) angelegt!). Vom Meere sieht man von der Ruine aus nur drei kleine Abschnitte durch die Berglücken hindurch nach Süden zu. In Kurzem erreichten wir dann auch das Dorf Agra2). Es liegt am Bergabhange und dicht über ihm noch eine kleine Abtheilung von Häusern, ein [xa^aXa?, welche von Pappeln umwachsen ist und davon Lefka genannt wird, also mit gleicher Namengebung, wie wir sie drüben bei Kavakli und dem alten Aigeiros schon fanden. Wir hielten die Mittagsruhe eine Viertelstunde weit jenseit unterhalb Agra an einem von einer Platane beschatteten Brunnen und ritten dann bergaufwärts, bis auf der Höhe des Weges der ganze Golf von Kalloni, der grosseste von den beiden Meerbusen, die von Süden in die Insel hinein-schnciden, vor uns lag. Sobald das Herabsteigen zu ihm begann, umgaben uns Wacholderbüsche und die hellgrünen Fichten 3), die Zierde mancher griechischen Strandgegenden, welche ich hier zuerst seit ich die Insel Imbros verlassen hatte, wiedersah. Wir durchritten das Dorf Parakela (töc IlotpdxeXa) 4), hinter welchem, nachdem wir erst noch über einige felsige ans Meer tretende Bergausläufer hinüber waren, höchst ungewohnter Weise ein Ritt in wirklicher Ebene begann. Es ist die grösste ebene Fläche auf Lesbos, die sich von hier bis an das Ende des Gebietes von Kalloni ausdehnt. Mit ihrem flach sandigem Strande senkt sie sich in den auch nur ganz allmälig sich vertiefenden noch weithin seichten Meerbusen. Als wir sie erreichten, war eben die Sonne hinter die Berge gesunken. Matt bläulich leuchteten die östlichen Uferberge über dem sich grün färbenden Meere herüber, am längsten, als schon alles andere in Schatten lag, der kahle Abhang des Agios Ilias; tiefblau dagegen schienen im Norden die Gelia, der alte Lepetymnos. Es war Nacht, als wir beim schwachen Scheine des ersten Mondviertels Kalloni erreichten, dessen Magasia und Kaffeeschenken ein etwas grösseres Dorf anzeigten. In der Schule fanden wir Quartier. Von Agra bis Kalloni waren wir etwa fünf Stunden unterwegs. Kalloni ist der Gcsammtnaine für die Dörfer Argenna, Daphiä, Osumeria, Angismos oder Tsumachli, Kerämia, Papianä und Akeröna, doch wird vorzugsweise das Hauptdorf Argenna auch schlechthin Kalloni 1) Boutan a, a. O. S. 320 f. erwähnt auf dem Wege von Misotopo (nicht Mczzotopo) nach Erissos Ruinen einer Befestigung, die er auch als Grenzposten der Eresier ansieht. 2) Nicht weit von Agra in einer zwischen den kahlen Bergen gelegenen grünen Ebene fand Boutan (a. a. 0. S. 319 f.) Ruinen — „dans un immense chumn cntoiin? u"un mur grossicr, des ruincs considdrablcs. »Sur le flanc d'uno colline connuo sous le nom de „Koudicha", sc tronvent les restca d'un tcmplo dont on voit les fondements ncttenienL RÖCUS&, 8 ml'tres de chaque cote*. Angebaut aus altem Material eine christliche Kirche. Dcvant le temple, du cotd de l'ouest, l'oeil saisit facilement les traces d'un largo escalier qui descetulait vers la vallee. Onze dcgre'h existent encore en partio. Beiderseits von der Treppe liegen viele alte Steine, nicht weniger als dreihundert." Boutan nimmt da eine Stadt an und nennt sie Agamode. 3) Thcophrast. bist, plant. III, 9, 5 spricht von einem Waldbrande: Iv Aiofiw i|MtpT)o84vro( toü ILppafwv ö'pou; tou mnjcooou;. 4) Ich führe hier eine Beobachtung Boutans (a. a. 0. S. 318 f.) über einen Platz, den ich nicht besucht habe, an: „A deux heures de Parachyla am le bord de la mer, dans un licu qui n'est encore connu que sous le nom de Mäxapa, en face des petits ilots qui ferment presque l'ontre'e du port de Kalloni, sc trouve un mur que mon guido grec prdtend etre gdnois, mais qui n'est autro chose qu'une süperbe construetion pdlasgiquc, encore intacto sur un asscz grand espace. Ce mur n'a pas moins de six inetros de haut sur cinquante de long; il sort a soutenir une plateforme." So weit die Beobachtung. Wenn die ltuine dann zu der der „antique villo de Macara" gemacht wird, so hätte, che man über den Platz einer solchen Stadt sprach, wohl ihre Existenz nachgewiesen werden können. Uebrigons ist von diesen Ruinen bei Makara auch bei Anagnostis die Kedo (a. a. O. S. 143), der sie aber auf das gegenüberliegende Ufer setzt: Mdxapa, pipo; xaT£pEiTi(üpivov. KeTv-cu 8c lozinia xaüta 060 nep(Tioa ujpa; pacxpäv toü IIoXtyviTou, e{; t-tjv Öe£to:v itapaMav x-rj; e[ct65o'j xat oü paxpiv toü oxopfou toü xöXtto'j t-Jji KaXXovTJ;, xaTa xvy i)t3iv ttjv xaX.o'jp.dvir]v a^pspov „' ATO&Tjxai •?] Mdhtapa*. Es habe einst einen Bischof MaxaptourcoXeu); gegeben und eine Muhle in jener Gegend hiesso: „p.üXoi toü Mdxap". — Ueber den mythischen Makareus s. Plehn a. a. 0. S. 31 ff. genannt. Iiier residirt der Erzbischof von Methymna, wie der Titel noch lautet. Daphia liegt von allen diesen Dörfern am weitesten landeinwärts, die übrigen liegen in der eigentlichen Ebene, welche sich am nordöstlichen Rande des Meerbusens als die grosseste ebene Fläche überhaupt auf Lesbos ausdehnt. Mit flachem sandigem Strande tritt sie an den Meerbusen, unter dessen seichtem Wasser sich der Boden erst ganz allmälig mehr in die Tiefe zieht. Unzweifelhaft hat hier nach und nach ein Wachsen des Landes und ein Zurückziehen des Meeres stattgefunden; im Nordosten der Bucht bildet das Meer noch einen vom Sandboden schon fast eingeschlossenen salzigen Sumpf, eine sogenannte Aliki. Die Ebene der Dörfer von Kalloni ist sehr fruchtbar, mit Gärten und Getreidefeldern besetzt und die umliegenden Höhen sind alle mehr oder weniger mit Baumwuchs bedeckt, doch steht die Gegend im Rufe besonders schwerer Luft. Es ist die Fiebergegend von Lesbos. Das halb stagnirende Wasser des Meerbusens mag dazu wesentlich beitragen !). Der Boden, der heute trotz dieses Klimas so zahlreich bewohnt ist, wird auch im Alterthume sein Leben gehabt haben. Wir würden aus unserer Ueberliefcrung Nichts davon wissen; aber zwei befestigte Plätze mit Ruinen hellenischer Zeit liegen der eine im Norden, der andere im Osten der Ebene von Kalloni. Ich habe sie beide von Argenna aus besucht; ausserdem ritt ich auch nach dem Dorfe Daphia hinauf, wo eine Inschrift sich befinden sollte. Sic steht sehr wohlerhalten (Taf. XVI, 2) 2) auf einem grauen Marmor (0,80 M. breit, 0,75 hoch), der in der Treppe der Moschee im Dorfe eingesetzt ist: 9s5 |AeydiXTj) 'Apr£|m$t fteppia 3) tyjv xuva KXadSto; Aooxiavb«: 'AXaßavSeb? avii)-/;xsv. Das Bild einer Hündin wird also als Weihgeschenk auf dem Steine, dessen Oberfläche ich nicht sehen konnte, gestanden haben. Man sagte mir, der Stein sei von dem Paläokastro Pyrrha an der Ostseite des Meerbusens von Kalloni, welches wir noch näher kennen lernen, nach Daphia gebracht; indessen klang mir diese Angabe nicht sehr zuverlässig. Ich wende mich jetzt zu der Beschreibung der erwähnten zwei Plätze mit althellenischen Ruinen. Der eine derselben wird von den Umwohnern einfach als das Paläokastro von Kalloni (rifi K«XXu>vr(; xb TtaXatoxcwtpo) bezeichnet. Es liegt dasselbe an dem Wege von Kalloni nach dem Dorfe Paraskewi, welcher unmittelbar ehe er ein kleines Flüsschen (Sxviot; tb -oxotjio, so nannten es meine Leute) überschreitet, die Ruinen auf einer Anhöhe rechter Hand lässt. Jenes Flüsschen macht von Norden kommend um den Fuss der Ruinenhöhe eine Biegung nach Westen, um dann wieder in südlicher Richtung dem Meerbusen zu in die Ebene zu fliessen. Ich habe die Hauptpunkte auf meiner Planskizze auf Taf. III. angegeben. Von ihrem höchsten Gipfel fällt die Anhöhe nach Westen zu unmittelbar steil ab, nach den übrigen Seiten hin lagert sich ihr Abhang sanfter als eine allmäliger absteigende Lehne, die erst da, wo sie an das Flüsschen herantritt, mit einem schroffen meist felsigen Abfalle endigt. Der höchste Gipfel trägt die ziemlich ausgedehnte und in die Augen fällende Ruine einer mittelalterlichen Festung ohne altgriechische Reste irgend welcher Art. Dagegen laufen zwei Mauerschenkel aus altgriechischer Zeit jetzt allerdings in unterbrochenen Stücken in der Richtung vom Nord- und vom Südende des Gipfels nach unten zu sich weiter von einander entfernend bis an den felsigen Abhang über dem Flüsschen hinunter. Längs dieses letzteren Abhanges ist keine Mauerspur zu sehen. Von den beiden Mauerschenkeln ist der nördliche ein sehr gewaltiges Werk. Stollenweise noch bis zu einer Höhe von 2,50 Meter erhalten hat die Mauer hier eine Dicke von 2,80 Meter und ist mit einer geringen Biegung auf eine Strecke von etwa hundert Schritten noch zu verfolgen. Ihre Seiten nach aussen und innen bestehen aus je einer Schichtung grosser unbehauener Blöcke, die ohne Bindemittel auf einander gelagert sind, während die dabei gebliebenen Lücken 1) Die Seichtigkcit des Wassers mag auch der Grund der von Aristoteles erwähnten Erscheinung des Fortziehens der Fische im Winter sein s. Plehn a. a. <). p. 19. 2) auch nütgetheilt bei Boutan a. a. 0. S. 314. 3) Nicht 'Apreptot ttj Süpßoutap x. t. X. wie Anagnostis a. a. 0. S. 1G2, Anm. * angiobt. :'■ •• ■ 6 durch kleinere ebenfalls unbearbeitete Steine ausgefüllt sind. Hie und da ist auch wohl ein grosser natürlicher Felsblock des Bodens in der Mauerlinie stehen geblieben und so benutzt. Der innere Raum der Mauer zwischen diesen zwei Steinschichtungen ist mit einem unregelmässigen Gemische grosser und kleiner Steine ausgeschüttet. Diese ganze Konstruktionsart ist bekanntlich bei altgriechischen Städtemauern mehrfach beobachtet worden '). Der andere südlich liegende Mauerschenkel ist in geringem Stücken als jener nördliche erhalten, erscheint auch als ein Aufbau von vieleckigen roh gelassenen Steinen, steht aber nicht als eine freie Mauer da, sondern ist mit seiner einen Seite an den Bergabhang, der hier einen steileren Abfall bietet, angelehnt, auch das ein nicht vereinzelt stehendes Verfahren. Der Raum innerhalb dieser Mauerschenkel besteht in seinem höheren Theile aus dem erdigen Schrägabhange des Festungsgipfels, der untere Theil unmittelbar über dem Abhänge nach dem Flusse zu bildet ein flacheres mit zahlreichen Felsblöcken bedecktes Plateau. Nirgends konnte ich hier Spuren alter Bauanlagen bemerken; eine kleine Kirche der h. Marina ist auf dem Plane angegeben. Die Gesammtgestalt des hier befestigten Platzes wiederholt sich im Wesentlichen gleichartig an altgriechischen Städten mehrfach in der Art, dass von einem festen Berggipfel hinunter- und auseinander etwa zur Küste laufende Schenkelmauern einen nahezu dreieckigen Raum auf einem Bergabhange einschliessen. Unverkennbar trägt die Befestigung des Paläoka-stron von Kalloni grade in der Unvollkommenheit bei der doch stellenweise aufgewandten gewaltigen Mühe den Charakter eines hohen Alterthumes. Ueberau ist nur der natürlichfesten Gestalt des Bodens nachgeholfen. An dem gar nicht unersteigbaren Abhänge über dem Flüsschen hat gewiss nie eine Mauer gestanden, sehr möglich, dass auch der nach aussen steil abfallende Berggipfel, wo unter dem mittelalterlichen Gemäuer kein älterer Rest zu sehen ist, nie eine künstliche Befestigung hatte 2). Auch im Süden hatte, wie wir eben sahen, man sich begnügt, nur den schon von Natur eine Art von Abschluss des Stadtplatzes bildenden Abhang durch die angelehnte Mauer ein wenig steiler zu machen. Allein im Norden war kein natürlicher Abschluss; einzelne hervorstehende Steine wurden auch hier noch benutzt, sonst musste zu einem wirklichen Mauerbaue geschritten werden und das geschah in der unförmlichsten aber, bezeichnend auch sonst für die ältesten Bauwerke auf griechischem Boden, nach dem Kolossalen strebenden Weise. Auch die Lage der Stadt im innersten Winkel der Ebene ist grade wie die der ältesten Griechenstädte; so lagen das macedonische Aigai, so Krissa, so das argolische Mykenai (jxo/qj vAp7eo? tinroßoTQio). Dieser Anschein sehr alten Ursprungs, den die Ruinen tragen, vereinigt sich aber ferner völlig mit dem, was die Ueberlieferung uns sonst bietet. Es kann nämlich diese Befestigung nur einer Stadt angehören, die schon zu Herodots Zeit nicht mehr selbstständig existirte, also auch keine Mauern mehr baute. Herodot3) sagt, dass es auf Lesbos fünf Städte gebe, eine sechste Arisba sei von den Methymnäern vernichtet; diese fünf Städte sind offenbar Mytilcne, Methymna, Antissa, Eresos und Pyrrha, da sie alle, wenn auch Pyrrha sehr geschädigt, noch bis zur Römerzeit hin als Städte existirten 4). Von ihnen haben wir die Lage von vieren bereits feststehend gefunden, Pyrrha kann aber hier schon deshalb nicht gelegen haben, weil es am Meere lag 5). Ich glaube nun aber, wir dürfen es als höchst wahrscheinlich annehmen, dass das Palaiokastron von Kalloni der Ueberrest der Stadt ArisbaG) ist. Dafür 1) u. A. am sog. Dorna in Attika s. Gell Probestücke von Städtemauern Taf. 34, der wenigstens die Konstruktionsweise der Mauer richtig angiebt. 2) so war es bei der Befestigung von Samothrake. 3) I, 151: cd öe xd; v/jaouj lyouaat ttsvxe pev n6Xiec t-rjv Acaßov veu.ovtcu (t^v pp extinv Iv xtJ Ala$

pav {£y_ouoi MT)9'jp.vaTot. 2) Plehn a. a. O. S. 22. Zander a. a. 0. S. 18. PH", n. h. V, 140: et Agamedo obiit et Hiera. Steph. By/.. aus Nicol. Dainasccnus: 'Ayapdjj&f), toto; rspl Ifuppav ttj; Alußo-j, «tc6 'Afap/fßnifa ttj; xai Oüppa; lrAxkt]3iv. lan xal xp-fjvif) 'AYOCpufjfa], ü>; Nix6Xao; i. Das könnte dann die erwähnte Quelle sein. 3) Boutan, der a. a. O. S. 315 ff. das Xerokastrini nicht ganz genau beschreibt, hält es für das alte Aigeiros, indem er zunächst behauptet, die Umwohner nennten den Platz noch M-(Zipoz, dann hinzugefügt: „le text seul de Strabon sufnra.it pour faire disparaltre toute incertitudo a cet egard." Das Letztere ist auch meine Moinung und deshalb überhebe ich mich einer Widerlegung der hier auf jeden Schritt fehlgehenden Auseinandersetzungen meines französischen Vorgängers. Der Strabonische Text ist oben, wo wir die Lage von Aigeiros nachwiesen, angeführt. Anagnostis a. a. O. S. 162, Anin. * scheint, aber nur nach Hörensagen, von dem Xerokastrini zu sprechen. Ob Prokesch-Osten a. a. O. S. 355 mit der „Ruine von Egina", die er aus dem Fenster des Erzbischofs in Acheruna sah, das Xerokastrini meint, weiss ich nicht. Meine Arbeit in Kalloni war gethan. Das grosse landeinwärts gelegene Dorf Paraskewi, von einer Höhlenkapelle so genannt, wollte ich nicht besuchen. Ein Naturforscher hätte sich vielleicht schon durch die Erzählungen von bedeutenden Hebungen und Senkungen im Boden, welche dort vor etwa zehn Jahren plötzlich eingetreten sein sollen *), hinziehen lassen. Ich schickte meinen Diener mit dem Gepäcke nach dorn nächsten grösseren Orte, nach Agiasso am Fusse des Iliasberges, voraus und ritt selbst allein, um auch das Ostufer des Golfs von Kalloni, namentlich die Ruinen von Pyrrha 2) (xdoxpo eI? X7j Huppa), wie man sie noch heute nennt, zu untersuchen. Durch das Dorf Tsumachli oder Angismos, wie die Griechen es nennen, führte mein Weg anfangs zwischen den Gärten und Getreidefeldern der Ebene hin, dann in die sandigen ganz unbebauten Flächen, welche sich um das schon genannte Salzwasser der Aliki herum ausdehnen. Land und Meer haben sich hier noch nicht auseinandergesetzt, im Winter überschwemmt das Wasser des Meerbusens hier herum Alles, während ich die Aliki trocken fand. Eine Brücke führte über die Stelle, wo sie mit dem Meere noch am meisten in Verbindung steht. Ich folgte dann dem Ufer nach Süden hin und etwa drei Stunden nach meinem Ausritte von Kalloni war ich, zuletzt auf einer Brücke über ein kleines zum Meere gehendes Wasser reitend, am Fusse der alten Akropolis, welche, wie gesagt, noch heute allgemein als xö xdoxpo, to xaXaioxaoxpo ir,; Ilüppa; bezeichnet wird. Ohne Zweifel lag auch wirklich hier die alte Stadt3), welche dem Meerbusen ihren Namen gab und die von den drei Städten, deren Lage um den Golf wir nachweisen können, welche am längsten, wenn auch zuletzt halb verfallen, bestand. Es ist bemerkens-werth, dass von den scheinbar so günstig an den beiden Binnenbuchten der Insel gelegenen Städten die meisten früh ihre Selbstständigkeit verloren haben, die eine länger bestehende sich nie mit den Städten der Aussenküsten hat messen können. Der Stadtberg von Pyrrha ist bei weitem nicht so hoch, wie drüben das Xerokastrini, doch in der Gestalt seiner oberen Fläche einigermassen ähnlich;. Sein westlicher Theil schiebt sich zwischen zwei flachsandigen Uferstellen in den Meerbusen vor. Jetzt bedecken Oelbaumpflan-zungen seine Oberfläche, wie die Niederung rings umher, wodurch das Terrain im Ganzen weniger übersichtlich wird; doch glaube ich dessen Gestaltung in den Hauptzügen richtig auf Taf. III. skizzirt zu haben. Unter dem Nordfusse der Akropolishühc, wo ich mich derselben zuerst näherte, liegt eine kleine Kirche der h. Eudokia; der Platz muss schon im Alterthume seine Heiligkeit gehabt haben, denn an den untern Felsen des Abhanges jener Kirche gegenüber finden sich alte eingehauene Vertiefungen zur Anbringung von Votivplatten. Ich ging von hier unterhalb des Abhanges bis ans Meer vor, wo noch eine kleine Kirche, der h. Photini geweiht, liegt. Dort erstieg ich die Höhe, deren Oberfläche eine einzige grosse Oelbaumpflanzung ist. Wo der Felsboden sich zeigt, sind Spuren alter Behauung oft genug zu sehen, besonders in Menge am OSO-Ende des Berges. Der Rand desselben fällt so ziemlich überall als steiler Fels ab, so dass die Festung von Natur da ist. So viel man jetzt sieht, sind nur da, wo dieser Abhang einmal eine zugängliche Stelle bietet, Mauern in die Felsen eingeschoben. Sie sind aus Polygonen oder 1) Nach Plinius wurde das von mir am Wege nach Paraskewi angesetzte Arisba durch Erdbeben zerstört. V, 139: Arisbe torj.irum motu subversa. % 2) Hieraus wird Pococke Pera, welches er als Namen eines Uferstriches im Osten des Meerbusens anführt, gemacht haben, wenn er nicht das gewöhnliche neugriechische izipa. (drüben) als einen Ortsnamen missverstanden hat. 3) Von den alteren Keisendon scheint Prokesch-Osten die Ruinen von Pyrrha gesehen und richtig benannt zu haben (a. a. 0. S. 350 ff.), soino Beschreibung ist aber für mich ausserordentlich unklar. Anognostis kennt den Platz nur von Hörensagen, dagegen hat Boutan ihn besucht und die Ruinen als die von Pyrrha beschrieben (a. a. O. S. 309 ff.). Er spricht von einem alten Mauerstücke unterhalb der Akropolis, welches 14,00 Meter lang erhalten sei, von dem noch erkennbaren 3,00 Meter breiten Eingänge der Akropolis gegen Südost, von dem Unterbau eines Tempels auf der Nordseite oben auf der Akropolis, alles Dinge, die ich nicht gesehen habe. Möglich ist, dass die Oelbäume sie mir verdeckt haben. Auf der Choiseulsehen Karte bei Plehn ist Pyrrh« im äussersten Nordostwinkel der Bucht angesetzt, wo gar keine Stadt lag. Es beruht diese Ansetzung auf einem Missver-stänänisse der Worte Strabos (C. 617), wo er die Entfernung von Aigeiros an der schmälsten Stelle der Insel bis an den EorifKM der l'yrrhäer (e<; tov Iluppaituv e'jpirrov), das ist der ganze Meerbusen, nicht bis nach Pyrrha selbst angiebt. Ganz unbegründet wäre es, mit Poppo und Zander (a. a. 0. S. 29) Pyrrha gar nicht innerhalb des Meerbusens, sondern an der Küste des äusseren Meeres suchen zu wollen. unregelmässigen Quadern zusammengesetzt. Auch hier also war die Befestigungsarbeit anscheinend nur ein Verstärken der natürlichen Form, wie in Arisba und der Stadt von Xerokastrini, Agamede. Einen merkwürdigen Fund machte in aller Arglosigkeit mein Agogiat, als er bei unserm Umherwandern oben auf der Akropolis eine Scherbe eines Thongefässes auflas, die dann in meinen Besitz übergegangen ist. So unbedeutend sie an und für sich ist, theile ich sie doch auf dem Titelblatte unter 1 in Originalgrosse und in ihren Farben mit, weil sie das ansehnlichste bis jetzt aus Lesbos vor- S^MU^L handene Beispiel griechischer Kcrameutik *) ist. Es ist eine flache Platte, deren Ränder cggjjgjAi auf <]].,.; Seiten theilweise erhalten sind, nämlich oben (von a bis b), rechts (von c bis d) y;W«ir und unten (die linke von d nächste grade Linie unter der Schulter der Frau). Auf ihrer Rückseite giebt namentlich ein dick aufliegender halbrunder Wulst, der in der Breite (von links nach rechts, wie ich eben die Bezeichnung gebrauchte) etwas näher dem oberen Rande querüber verläuft, und auf beiden Seiten abgebrochen ist, Aufschluss über die Ergänzung des Fragmentes. Es lag die Platte horizontal mit der ebenen bemalten Fläche nach oben auf dem Henkel eines Gcfässes; jener halbrunde Wulst auf der Unterseite ist der Rest des eigentlichen Henkels, welcher so unter der Deckplatte ansetzte, wie ich das in der Zeichnung eines solchen Gcfässes auf dem Titelblatte unter nr. 2 und 3 anschaulich gemacht habe. Namentlich bei 3 sieht man deutlicher, wie der abgebrochene Henkel unter der uns allein erhaltenen Deckplatte, so wie es der Fall ist, als ein halbrunder auf beiden Seiten abgebrochener Wulst erscheinen muss. An meinem Fragmente ist die Linie ab, die also am ganzen Gefässe nach aussen zu stehen kommt, nicht grade, sondern leise konkav ausgeschnitten. Ausserdem war die untere Seite meines Fragmentes, also am ganzen Gefässe die gegen innen nach dem Rande des Gefässes zu gekehrte Seite, nicht wie an dem unter 2 gezeichneten Gefässe mit dem Gefässrande verbunden, sondern, wie der erhaltene Rand zeigt, von ihm durch einen Zwischenraum getrennt, so dass also an dem Lesbischen Gefässe die Deckplatte nach allen Seiten frei nur unten mit ihm verbunden auf dem Henkel lag. !) Die einzigen nachweislich von Lesbos herrührenden Exemplare, Scherben allerdings auch nur, von bemalten griechischen Thongefässcn befinden sich von Newton gesammelt in der Vasensammlung des brittischen Museums zu London. So klein die Stücke sind, liefern sie den Beweis, dass auf Lesbos dio verschiedensten Vasenstyle vorkommen. Ich verzeichne dieselben wie folgt: 1) Scherbe, braun auf weiblichem Grunde mit Ornament bemalt, namentlich das aus dem Boden aufsteigende Dreieck erhalten, welches den ältesten Gefässen aus Thera, Melos, Rhodos, Phaleron cigenthümlich ist. 2) Scherbe, braun auf gelb mit Rosetten bemalt, ganz in der Art der sogenannten korinthischen Vasen z. B. der Dodwellschen. 3) Scherbe, mit blindem Schwarz auf wcisslichem Grunde mit Ornament bemalt, wahrscheinlich der erstgenannten Klasse nahe stehend. 4) Zwei Scherbon, mit reinem Schwarz auf gelbrothcrn Grunde gemalte Ornamente, die in ihrer Form einer häufig vorkommenden Verzierung der Vasen mit schwarzen Figuren gleichen, 5) Scherbe, schönste glänzend schwarze Farbe auf rothem Grunde. Bruchstück einer Kampfszene; das Auge des Kriegers in der gewöhnlich schematischen Weise geritzt. 6) Scherbe, schwarz auf roth. Ein Mann steigt auf einen Wagen. Auf seiner Hüfte ein Hakenkreuz geritzt. 7) Scherbe, schwarz auf roth. Bruchstück einer Kampfszene in kleinen Figuren. 8) Scherbe vom Halse eines grossen Gefässes, schwarz auf roth. Hinter einem Pferdehintertheile eine Amazone (ohne weisse Farbe, aber mit schmal geschütztem Auge) mit zwei Speeren. 9) Mohre Scherben, schwarz auf roth, zum Theil mit Ornamenten; alles an bekannte Formen erinnernd. 10) Scherbe in schönem Roth auf Schwarz. Der Profilkopf einer Figur erhalten, die eine siebenseitige Kithara obgleich etwas weit ab doch selbst zu halten scheint. 11) Scherbe, roth auf schwarz in schon etwas flüchtiger Zeichnung. Obertheil eines Jünglings, wie es scheint, aus einer bakchischen Szene, jedenfalls lebhaft bewegt. 12) Scherbe vom Rande eines grossen Gefässes, Roth auf schwarz. Umlaufender einfacher Blätterkranz, wie er auf unter-itali.sehcn Gefässen häufig ist. 13) Hals mit Ansatz des Bauches und mit einem Stücke des Henkels von einer grossen Vase späten Styles, wie wir sie namentlich aus Unteritalien kennen. Der Bauch war senkrecht geriefelt. An seinem oborn Ende und am Halse Rosetten, Rankenornament, Guirlanden. Weiss und hellrothgelb auf schwarzem Grunde. Diese ganze Form der Gefässhenkel ist durchaus nicht selten unter den uns erhaltenen Vasen, namentlich kommt sie bei Amphoren mit Malereien des älteren Styls mit schwarzen Figuren mehrfach vor. Solchor Amphoren sind z. B. mehre unter den nach Paris versetzten Vasen der Campanaschen Sammlung und nach einer von diesen ist die Form unter nr. 2 skizzirt. Bei diesen Pariser Exemplaren ist die Henkelplatte auf ihrer oberen Fläche mit verschiedenartigem Bildwerke bemalt, zu vier verschiedenen Malen aber mit einem menschlichen bald männlichen bald weiblichen Kopfe in Profil, also im hohen Grade übereinstimmend mit der Lesbischen Platte, wo wir zwei Profilköpfe, einen weiblichen und einen männlichen neben einander finden. Die Technik ist ganz die von Vasenmalereien dieses Styles bekannte x). Auf dem gelben Thongrunde ist mit Schwarz silhouettenartig aufgemalt, Hauptumrisse sind mit einem spitzen Instrumente hincingeritzt, Einzelheiten, hier die Binden im Haare und was schon cigenthümlicher ist, das Fleisch des Mannes, mit einem Rothbraun aufgetragen und endlich das Nackte an der Frau mit einem dick aufgetragenen Weiss bedeckt. Dieses Weiss ist grossentheils abgescheuert und lässt so den schwarzen Untergrund sehen. Das männliche und das weibliche Auge ist in üblicher Weise2) nach charakteristisch verschiedenem Schema gezeichnet. So viel über diese Thonscherbc; wir kehren zu Pyrrha zurück, dessen Akropolis ich besehrieb. Am Fusse ihres Südwestendes springen in das Meer hinein jetzt unter Wasser die Ueberreste eines Steindam-mes vor. Er bildete den alten Hafen von Pyrrha. Am Ufer dieses Hafens landeinwärts begränzt von einem Vorsprunge der Akropolis!Wiho hat offenbar der in der späteren Zeit des Alterthums noch fortlebende Theil 3) der Stadt Pyrrha gelegen. Zeuge davon sind die Trümmer und Seherben, welche grade hier überall den Boden bedecken. Es liegt da auch eine Ii hone Kirche des h. Dimitrios. Der kleine Rest von Leben, der noch heute an der Stelle Pyrrhas sich gehalten hat, bewegt sich ebenfalls an dieser Stelle. Die Stadtburg ist nur eine Baumpflanzung, verlassen wie gegen das Ende des Alterthums; hier unten, wo dann und wann einige Kaike anlegen, stehen unmittelbar am Ufer etwa drei Magasiä, wo die Schiffer und die wenigen Leute, welche in einer oder der andern Hütte umherwohnon, verkehren. Ich glaubte mit den Uebcrrestcn von Pyrrha fertig zu sein und war schon in dem südwärts gelegenen Dorfe Vasilikä angekommen, als ich dort von zwei Inschriften bei der Magasiä an der Bucht von Pyrrha hörte, die mir entgangen waren. Ich ritt also noch einmal nach dem Platze zurück, wo sich die eine Inschrift allerdings nur als eine natürliche Vertiefung im Steine erwies, obgleich mein Führer denn doch etwas ganz Besonderes darin finden wollte; es sei „xou yaaavtoo xb v_£pi"; das ist ein Ding, welches bei dem allgemeinen Aberglauben an vergrabene Schätze eine grosse Rolle spielt. Dafür war die zweite Inschrift doch wenigstens eine wirkliche und wenn auch kurz, doch merkwürdig. Sie steht (Taf. XVI, 3) auf einem vierseitigen Blocke von grauem .Mariner (O,G0M. breit, 0,44 hoch, 0,43 dick, Buchstabenhöhe 0,015), den ich an einer Stallthür südöstlich oberhalb der Magasia verkehrt eingemauert fand. Auf der Oberfläche des Steines ist nur ringsum ein schmaler Rand gelassen, die übrige mittlere Fläche ist vertieft, so dass ein anderer ziemlich gleich grosser vierseitiger Gegenstand auf ihm gestanden haben muss. Die Inschrift Ho§ocXeipfo> gehört der vorrömischen Zeit an 4). 1) O. Jahn Einleitung zur Beschreibung der Vasensanunlung König Ludwigs in München S. CLVII1. 2) O. Jahn a. a. 0. S. CLIX. 3) Strabo C. 618. '11 3£ Hupp* xatEtirpaircst, tq bk 7rpoäe; 'EXXdvixoc) erkennen zu wollen. 1) Auf der kleinen Insel Garbiä nahe der östlichen Küste bei der Einfahrt in den Golf von Kalloni sollen Ruinen von Ziegelbauten vorhanden sein. Schon die Lage, verglichen mit der der höchstens mittelalterlichen Ruinen auf der kleinen Insel Kastriä an der Einfahrt in die Mudrosbucht auf Limnos, lässt vermuthen, dass auch diese Ruinen auf Garbiä nicht altern Ursprungs sein werden. 2) Boutan (a. a, 0. S. 304 ff.) hat an der Skala von Vrissid zwei kleine Marmorquadern gefunden, in der Kapelle des heil. Phokas auf dem Vorgebirge ebenfalls einige Marmorblöcke und zwei ionische Säulenschäfte. Unterhalb der Phokaskirche soll dann eine kleine Bucht zum Anlanden sein; dazu genommen eine Redensart eines Griechen in Vrissiä und ein Apollontempel und eine griechische Stadt sind fertig. Es fehlt nur noch ein Namen. Da wir nun mehre Namen überliefert haben, von denen wir weiter gar nichts wissen, "freilich auch nicht, dass sie eine Stadt bezeichneten, so sind diese zu beliebiger Verwendung besonders bequem. Man wählt IVipat, als ein Ort genannt, wo Trüffeln vorkamen (Zander a. a. O. S. 11) und tauft so die imaginäre Stadt am Agios Phokas, die übrigens keinenfalls eine -^löpa ürap-poc war, wie Ttdpai ausdrücklich bei Athen II, 60 heisst. 3) Plehn a. a. O. S. 212. 4) Ich habe auf meiner Karte die hergebrachte Identifizirung dieses höchsten Berges der Insel mit dem Olympus bei Plinius angenommen; ein Grund liegt aber, wie ich nachträglich mich überzeuge, hierfür nicht vor, wie auch schon Plehn gestand. umgeben. Nach der lange ertragenen Sommerhitze musste mir dem Nordländer hier Alles doppelt lieblich erscheinen. Eine üppige Vegetation von Fruchtbäumen aller Art bedeckt das tiefe schattige und wasserreiche Thal; besonders zeichnet sich die echte Kastanie aus, die bald in "Wäldchen zusammensteht, bald einzeln ihre feinen Formen auf dem Blau des Himmels abzeichnet. Ihre Früchte sollen indessen um Agiasso nicht besonders gross werden. Ueber die Baumregion des Thaies hinaus erreichten wir dann die freieren Hüben; hinter mir sah ich auf das gross und wohlhäbig in dem Grün gebettete Agiasso, in dem die Kirche und die Schulen der Griechen — Türken giebt es hier nicht — besonders hervorstechen; vor uns auf stieg der nackte Marmorrücken des Eliasberges. Ich fand einen auffallend guten Weg, auf dem das Maulthicr mich bis auf den höchsten Gipfel tragen konnte, bis zu dem ziemlich elenden Kirchlein des Höhenheiligen. Dieses Kirchlein und den Weg hat eine alte Frau als ein frommes Werk auf eigene Hand begonnen, dann hat der ganze Ort mit zugegriffen und beides, Kirche und Weg hinauf, vollendet. Dicht unter der Höhe kamen mir einige Weiber entgegen, die ihre Andacht verrichtet hatten und oben wehte uns der Weihrauchdunst entgegen, ganz beengend hier auf dieser herrlichen Höhe. Die Fernsicht traf ich leider unklar, kaum dass die Gipfel von Chios erschienen. In der nächsten Umgebung des Berges war die Zunahme der Baumvegetation auf der Ostseitc besonders auffallend, dorthin beginnen die dichtestbewal-deten Berge, in deren Schosse von Gärten und hellgrünen Weinbergen umgeben Agiasso liegt. Nach Nordwesten in der Richtung gegen die Aliki des Meerbusens von Kalloni zu fiel mir im Lande die Stelle eines Sees auf, der im Sommer indessen trocken liegt. Nahe im Westen sah man eine Ziegelei. Der höchste Grad des Eliasberges selbst verläuft in einer Längsrichtung von SSW nach NNO. Dieser kahl über den tieferen Waldbergen aufsteigende zu einer scharfen Spitze sich gipfelnde Kamm hat einige Aehnlichkcit mit der Erscheinung des Athos, dem er nach den Messungen der englischen Seekarte ]) an Höhe allerdings um die Hälfte nachsteht. Das Gestein ist auch hier Marmor, weiss mit rothem Geäder oben am Gipfel, in den tieferen Lagen grau oder grau mit weiss durchzogen; unten bemerkte ich auch ein graues schiefriges Gestein, wie es auch auf Thasos neben dem Marmor vorkommt. Der graue Marmor findet sich nicht nur am höchsten Eliasgipfel, sondern das ganze Gebirge um Agiasso besteht aus diesem Gestein, welches unter den alten Inschriftsteinen auf Lesbos ganz überwiegend vorherrscht, wie der lesbische Marmor denn auch2) bei PliniuB, PhilostratOS und Isidoras als dunkel beschrieben wird. Alte Brüche desselben weiss ich nicht nachzuweisen. Von der Bergbesteigung zurückgekehrt verwandte ich einige Zeit auf die Besichtigung von Agiasso. Die Häuser des Ortes sind höher als sonst in den Dörfern der Insel und die Strassen, wie schon erwähnt, enge; auf beiden Seiten derselben sind Steige von kleinen Steinen für die Fussgänger, in der Mitte zwischen diesen bleibt nur ein schmaler Streif mit schwarzer Pfütze, in der sich mit Behagen zahlreiche Schweine bewegen, für welche, ausserdem durch die Anlage der Abtritte nach der Strasse zu in einer ganz besonderen Weise gesorgt ist. Von dieser Sitte haben uns Reisende auch aus andern griechischen Orten erzählt. Mein erster Weg galt der Mitropolis, der Ilauptkirche des Ortes mit anstossenden Gebäuden, in denen der Bischof wohnt, wenn er namentlich zu den grossen Kirchenfesten, wie ein solches in den nächsten Tagen am 27. August unserer Rechnung bevorstand, aus der ytiipv. 3), das heisst aus Mitilini, wo er residirt, nach Agiasso herüberkommt. Ich fand die Kirche voll von Kranken zu ganzen Familien, die den Augustmonat mit ihrem Teppiche und sonstigem kleinen Hausrathe auf dem Fussboden in der Kirche gelagert zubringen. Mir schien, als wenn der 1) Athos 0349, „Olympos" auf Lesbos 3080 englische Fuss über dein Meine. 2) Plehn a. a. O. S. 5. Plin. n. h. XXXVI, 44: Fecere et e Thasio Cycladuni insularum aeque et o Lesbio; lividius hoc paulo. Der thasische Marmor ist blendend weiss mit grossen glänzenden Krystallen. Philostratos erzählt vom Herodes Attikus (vit. sophist. p. 556 Olear.), er habe aus Trauer über den Tod seiner Frau Regula sogar sein Haus dunkel dekorirt TtapaTtetacpaai xal ^piopaoi xal X(8ip Aeo^tu), xairif)Cs Sioou? aütoii; ot'föovov oXßov det. Die zweizeilige Weihinschrift zur Rechten, die offenbar der ersten gleichzeitig ist, bietet dagegen mehr Schwierigkeiten des Verständnisses, jedoch wird sich wahrscheinlich ergeben, dass, wie Herr Hofrath Bergk beim einmaligen Ansehen der Inschrift meinte, es sich hier um die Weihung eines Gegenstandes an drei Göttinnen durch zwei Frauen handelt. Die zwei Weihenden heissen 'Apfoxa und Zorrj, diese wäre dann die Mutter eines Sohnes eines Bakchon, der selbst wieder Bakchon heissen und mit diesem Namen in den metrischen Zeilen als der Weihende erscheinen konnte. Statt Zur*} würde die Mutter dann in den Versen allerdings Zuitö heissen. Ein Berg nahe bei Plagiä gegen das Meer hin wird Polis genannt; doch wusste der Lehrer nichts von irgend welchen alten Ueberresten in der Gegend und eine Stadt im Alterthume hier in der Nähe anzunehmen, liegt gar kein Wahrscheinlichkeitsgrund vor. Ich verliess also Plagiä, nachdem die Alterthümer an der Kirche verzeichnet waren und ritt nach Potamos, welches am Meere liegt, zwar keinen Hafen hat, so dass Schiffe vor heftigem Südwinde hier sich nicht halten können, aber dennoch einen ziemlich regen Verkehr zeigt. Es lag eine ganze Reihe von grösseren und kleineren Schiffen auf der Skala. Der Anblick auch des Städtchens selbst mit netten neuen Häusern, unter denen auch zwei Schulen, eine hellenische und eine autodidaktische, sind, ist sehr erfreulich. Ich ritt indessen nur durch und dem Thale nach aufwärts wieder nach Plumari. Auf dem ganzen Wege sieht man die Berge umher bis oben hin mit wohlgehaltenen üelbaumpflanzungen bedeckt; jeder Baum pflegt seine TtsCouXa zu haben, eine halbrunde Steineinfassung, die an den Bergabhang gelehnt, das Erdreich um jeden Stamm festzuhalten dient. Von den drei Orten Plumari, Plagiä und Potamos ist Plumari der ältere; landeinwärts wohnte man hier bis vor Kurzem sicherer gegen Seeräuberei. Bei Plagiä, bei Potamos hatten damals die Einwohner von Plumari, denen die dortigen Ländereien gehörten, nur ihre Hütten, in die sie zur Besorgung der Olivenernte hinunterzogen. Jetzt hat sich hier der Prozess schon ziemlich weit vollzogen, der augenblicklich fast überall mit den Ansiedelungen >) Vergl. Welcker grieeh. Göttcrlchro II, S. 436 unten u. t S. 443. 2) Poütae lyr. gr. rec. Bergk S. 678, Fragment der Sappho n. 51. Nach Athenäns X, 425 C führte ihn so auch Alkaios ein s. bei Bergk a. a. 0. S. 700, n. 7. auf den griechischen Inseln vor sich geht; die Plätze nahe an der Küste machen sich nach eingetretener Sicherheit als die günstigsten für die Wohnsitze wieder geltend. Potamos ist nun schon der Hauptort der umliegenden Gegend von fast städtischem Ansehen, Plumari dagegen ein einfaches Dorf. Ich blieb die Nacht in Plumari, weil ich andern Tages gleich von hier ab die Jeradörfcr aufsuchen wollte. Es war früh Morgens, als ich in Begleitung des Kaffeewirths, der mir sein Pferd vermiethet hatte, aufbrach; bald hinter dem Dorfe zog der Weg sich an einem hohen fichtenbewachsenen Bergabhange hinunter; still lag unter uns zur Rechten die ganze Wald- und Bergwelt noch im blauen Morgenschatten. Weiterhin beginnen wieder Oelbaumpilanzungen und endlich kamen wir im Ab- und Aufsteigen auf die Berghöhe, wo, wie mein Begleiter sagte, die Gebiete von Plumari und Jera sich trennen. So wie es bergabwärts gegen Jera zu geht, verändert sich einigermassen die Vegetation; oft den Weg einengend beginnt dichtes Gebüsch von Myrten, Erdbecrbäumcn und Anderm. Drüber hin liegt der Golf von Jera, ein schmaler tiefblauer Streifen. Die ganze Ebene an ihm, je mehr ich sie zu Gesichte bekam, war eine einzige grosse Oelbaumpfianzung. Wir erreichten zuerst das Dorf Sköpelos. Alle die Dörfer hier am Meerbusen heissen mit einem Gesammtnamen Jera, so wie Kalloni die Bezeichnung für die Gesammtheit der Dörfer am andern Meerbusen ist. Bei Skopelos im NNW aber noch näher schon bei dem folgenden Dorfe Misägrio, an dem Wege, der nach Agiasso hinaufführt, liegt ein ansehnlicher Marmorberg, auf dem man mir ein Palaiökastro zeigte. Es ist aber nur ein Mauerkranz aus kleinen mit Kalk verbundenen Steinen oben zu sehen und keine Spur hellenischer Konstruktion. Das nächstfolgende Dorf war Papadi und dann kam Plakado, wo wieder ein sogenanntes Kasteiii auf einer Höhe liegt, aber ebensowenig vormittelalterlich, wie jene Ruine bei Skopelos Dagegen winde ich zu einer Stelle am Bergabhange oberhalb Plakado geführt, wo in römischer Zeit ein prächtiges Bauwerk gestanden haben muss. Die Oertlichkeit nennt man \ tJ] [xetvot, bei der Quelle. Es befindet sich auch wirklich eine Quelle da, nur war sie im August, als ich den Platz besuchte, versiegt. Als der llauptfundort der hier vorhandenen Marmorstücke wurde ihr Garten eines gewissen Photios Grimani bezeichnet. Von den Steinen hat man eine Anzahl in der Kirche des h. Blasios in Plakado verbaut und ihnen dabei durch Behauen alle Form genommen. Weiter unten am Bergabhange in einem andern Garten liegen dann mehre ^..................Vr!)$..........................._ Stücke, andere sehr ansehnliche Blöcke sind zu einer Brunncn- r' ffipp^ anläge verwandt. Auch in dem kleinen Flussbette, das von der Mana sich nach Plakado hinabzieht, lag ein mit Fuss- und Simsgliederung versehener Marmor. Das Material ist wieder grauer Marmor. Die einzelnen Steine sind ziemlich gross, 1,K) Meter, 1,67, 1,50 u. s. w. lang. Ich skizzirte ein Gebälk und ein Gesimsstück, wie nebenstehende Figur zeigt. Ein Balken war mit Guirlandcn und Rosetten verziert. Sechs Blöcke aber zeigten ein ganz gleichartiges, sehr reich und schön ausgeführtes Ornament, eine auf beiden Seiten aufgewundene Spirale, das leer bleibende Feld mit aus den Winkeln hervorspriessenden Akanthosranken gefüllt. An einer Stelle sah ich noch die Fussbodenplatten in ihrer alten Lage. Der Bau muss nach den noch vorhandenen Ueberresten ein sehr grosser und prächtiger gewesen sein, nach Form und Arbeit der Ornamente wird man ihn in die römische Zeit, aber nicht spät setzen müssen. Mir schien es durchaus wahrscheinlich annähernd die Augusteische Zeit anzunehmen. Das Ganze kann schwerlich etwas anderes als eine Villa gewesen sein 2) und t) Herr Professor Hopf theilt mir eine Karte von Lesbos aus Rosaccios viaggio pag. 128 aus dem 16. Jahrhundert mit, auf der ein „castel Gero" angegeben ist, welches eine von diesen Festungen bei Skopelos oder Plakado sein wird. Der Meerbusen heisst dort „Golfo Gieremia". 2) Nichts spricht für dio Annahme eines Tempels, für die Boutan, der Erste, der v.ui diesen Ruinen Nachricht gegeben 7* wenn von der Pracht des Baus selbst noch die Trümmer zeugen, so ist dazu die umgebende Landschaft so anmuthig, dass der Eigenthümer wohl von diesem Landhause eigenommen gewesen sein kann, wie der jüngere Plinius von seinem Laurentinum. Der Berg senkt sich hier von reichem Grün bedeckt der Ebene zu, deren weit hingestreckte Olivenpflanzungen durch den schmalen Streifen des Jeragolfs von den jenseits nahe Mytilene gelegenen Bergen getrennt werden. Zum ländlichen Ruheplätze, für den doch auch die nicht zu grosse Entfernung der Hauptstadt allezeit günstig ist, eignet sich keine Gegend auf Lesbos wie diese Umgebung des wirklich wonnigen Golfs von Jera. Es liegt ein unendlich weicher Reiz auf dieser Landschaft mit ihren Olivenpflanzungcn und schlanken Pappelgruppen, mit ihren Wegen durch das dicke Gebüsch Aveindurcbrankter Myrten und Brombeeren, ■ mit dem ruhigen tief blauen Wasser in Mitten, in dem sich von drüben bewaldete Berge spiegeln. Heute liegen wenigstens Landhäuschen wohlhabender Familien von Mitilini, ich glaube auch des Paschas, auf der Ostseite des Golfs *), da wo die Hauptstadt am nächsten ist. Allgemein rühmten mir die Leute auch die Menge und Schmackhaftigkcit der Fische und anderer Seethierc in ihrem Meerbusen; die von Kalloni seien nicht damit zu vergleichen. Auch darauf legte man in römischer Zeit Werth, wie wir bei Plinius 2) sehen. Unten in der Ebene gilt hier wie in Kalloni die Luft für etwas schwer, doch schien man mir trotzdem von Krankheit nicht so viel zu wissen wie dort3). In Plakado schrieb ich eine verstümmelte, an eine Tochter eines Kaisers gerichtete Weihinschrift ab (Taf. XVII, 2. Marmor. Inschriftfläche 0,14 M. breit, 0,21 hoch): —'Acpjpoöi'xa xa waioi xw aeßaora» östu Koct'oapo; xa euepvexwii. Dann hatte man mir gesagt, dass in einem Hause ein Inschriftstein sich befände und ich wollte deshalb erst die Rückkehr des Besitzers, eines Türken, erwarten, richtete mich deshalb zur Nacht hier ein. Als der Mann kam, machte er, ähnlich also wie es in Erissos ging, grosse Geldforderungen, wenn er seinen Stein auch nur sehen lassen sollte. Ich erreichte einstweilen wenigstens so viel, dass ich im fast völligen Dunkel hinzugelassen wurde, wo ich mich denn mehr mit Betasten als mit dem Gesichte überzeugte, dass der Schatz nur eine kleine Grabstele mit Giebel gewiss aus römischer Zeit mit einfacher Namensunterschrift unter einer Relieffigur des Verstorbenen sei. Da unterliess ich weitere Bemühungen und ritt ohne eine Abschrift genommen zu haben am andern Morgen, obgleich da der Türke mir noch ein Mal in den Weg zu kommen wusste und seine Geldforderung sehr ermässigte, weiter durch die liebliche Strandgegend bis zum Nordostendc des Meerbusens, wo der gewöhnliche Landeplatz für den Verkehr mit Agiasso ist. Dip (\ xö Nxfe) nennt man die Stelle. Von hier schlug ich ohne weiteren Aufenthalt den gepflasterten Weg landeinwärts nach Agiasso ein, der alsbald in die bewaldeten oder mit Oel-baumpflanzungcn bedeckten Berge eintritt. Am Wege, ein trauriger Anblick in all der Herrlichkeit der umgebenden Natur, hatte sich eine ganze Schaar von Aussatzkranken in kleinen Laubhütten angesiedelt. Sie bewohnen sonst ein abgesondertes kleines Dorf in der Nähe, aus dem nur die gesunden Kinder, wie man mir sagte, in andere Dörfer in Kost gegeben werden; in diesen Tagen aber waren sie heruntergezogen, um das Mitleid der zahlreichen Festgästc, die nach Agiasso reisten, auszubeuten. Männer und Frauen, Junge und Greise und in allen Altern, verkrüppelt und voll Ausschlag kamen sie und bettelten uns mit heiserer Stimme an. Besonders im Bezirke von Plumari soll diese schreckliche Krankheit, die sogenannte Xotißoc, türkisch Moskini, zu Hause sein. Bald nach dieser Begegnung fanden wir rechter Hand hart am Wege ein klares Quellwasser, das sich gleich an seinem Ursprünge zu einem grossen Teiche sam- hat, sieh entscheidet (a. a. O. S. 300 f.); seine weitere Vcrnmthung, die alte Stadt Hiera habe hier gelegon, rindet in der Art der Ueberreste ebensowenig eine Unterstützung. leb werde eine andere Ansicht über die Lage von Hiera aufstellen. ') Kentron hörte ich die Hegend nennen, Kiopo; nennt sie aber Anagnostis a. a. O. S. 134 Anm. 8. Dass er den Roman des Longus grade hior spielen lassen will, ist ein müssiger Versuch. Er bemerkt aber: „eüj xo pipo? toüto dvaoxomT6peva dvaeped-vovxcti gvtoxe xal ip«(m« dpyafcov o(xo5op<5v und nach dem Volksglauben Schatze." Gewiss gab es auch hier Villen in römischer Zeit. 2) Epist. II, 17, 28 in der Beschreibung des Laurentinum: mare non sane pretiosis piseibus abundat, soleas tarnen et squillas optimas egerit. 3) Boutan stellt es schlimmer dar. melt und unter den schattigen Bäumen einen willkommenen Ruheplatz bietet, an dem auch eine Kaffeeschenke nicht fehlt. Es heisst xh Kaptvi. Um Mittag war ich wieder in Agiasso. Hier hatte sich inzwischen, da der Beginn der Panigyris nahe bevorstand, das Leben um die Kirche bedeutend vermehrt, der Despotis war eben heute angelangt und am Abend mussten schon auswärtige Familien auf der Strasse Nachtquartier nehmen. Auf den folgenden Tag setzte ich wieder einen Ausflug hinunter in die Ebene von Jera an, hauptsächlich um einen Platz, von dem ich inzwischen gehört hatte, aufzusuchen, den die Leute XaXaxai? oder, wie das x in der gewöhnlichen Aussprache auch hier klingt, Chalatschacs nennen. Man lieferte mir die Etymologie zu diesem Namen: d

) Auf Seite 57-am Schlüsse. 3) Auf meiner Karte, der durchaus die englische Seckarte zu Grunde liegt, sind diese Terrainverhältnisse nicht zu erkennen, deshalb sind auch diese ersten Stücke der Wasserleitung nicht auf ihr angegeben. von kleinen Steinen. Unser weiterer Weg führte uns noch ein Mal an den Nordstrand des Busens von Jera hinunter; hier tritt wieder besonders hoch über den Bergen sichtbar der Iliasgipfel hervor; auf der Ostküste des Golfs mehr nach Süden hinunter sieht man einige Landhäuser, die Mitilinäern gehören, (xivxpov) l), liegen. Wir kamen an den heissen Bädern vorbei, zu deren Benutzung einige Gebäude vorhanden sind, bei denen aber Reste aus dem Alterthume, so weit ich sehen und erfragen konnte, nicht vorhanden sind. Wir waren nun wieder auf der direkten Strasse von der Chora nach Agiasso; zahlreiche Festgäste, sehr geputzte Frauen rittlings auf Maulthieren, die Männer, wie das hier Sitte ist, seitwärts auf ihren Thicren sitzend wie bei uns die Damen, begegneten uns. Es war der letzte Tag vor dem Feste. Diese belebtere Strasse verliessen wir aber wiederum, indem wir statt auf Mitilini, auf das Dorf Morea zuritten, bei dem das ansehnlichste Stück der grossen Wasserleitung2) noch erhalten ist. Südwestlich vom Dorfe Morea verläuft dasselbe in seiner Längsrichtung ziemlich von NW nach SO, also auf Mytilene zu. Nehmen wir jene schon beschriebenen Stücke hinzu, so sehen wir, dass das Wasser aus dem nördlich den quellenreichen Stock des Iliasberges umgebenden Gebirge hergeleitet war. Auf der bergigen Strecke, welche die Leitung durchläuft, war ein Hochbau nur da angewandt, wo ein Thal zu überschreiten war, so wieder hier bei Morea. Die Thalsenkung ist hier ziemlich breit und deshalb wurde die Errichtung einer grösseren Anzahl von besonders hohen Pfeilern und zwei Bogenreihcn über einander nöthig. Ich zählte ihrer sechzehn 3), von denen drei ganz zusammengestürzt sind. Der mittlere Pfeilcrzwischenraum ist 5,80 Meter weit und durch einen Thorbogen vor den übrigen ausgezeichnet; wie noch heute unter diesem Bogen der Weg von Morea nach dem Meerbusen von Jera, so ging auch im Alterthume eine Strasse hindurch. Noch ein Quaderbogen ist seitwärts zwischen zwei Pfeilern erhalten, füllt aber nur die Hälfte der Pfeilerzwischen-weite und reicht mit seiner obern Rundung nicht höher, als das Sims des mittleren Thorbogens. Die Pfeiler messen unten in der Frontseite 2,30 Meter, in der Tiefe 3,65. Die Steine, aus denen sie gebaut sind, sind wie an jenen Stücken in den Bergen, nur mit dem ersten Meissel ohne Glättung an den Kanten zu regelmässigen Quadern zugehauen, die mittlere Fläche ist ganz im Rohen stehen geblieben. Die Grösse der Blöcke ist ganz ungleich (ich mass einen von 2,30 M. Länge), nur bei der Schichtung ist der regelmässige Wechsel immer einer hohen und einer niedrigen Lage durchgeführt. Etwas mehr Sorgfalt auf die Form ist aber sichtlich bei diesem mehr am Wege gelegenen Stücke der Wasserleitung, als bei jenen in den abgelegenen Bcrgthälern aufgewandt worden. Den Sockel der Pfeiler umgiebt zunächst, an den mittleren Pfeilern an drei Mannshöhen über dem jetzigen Erdboden, ein starkes Kämpfergesims einfachster Art aus Platte und schräger Schmiege bestehend; darüber erhebt sich höher das folgende etwas verjüngte Pfeilerstück, oben abgeschlossen wieder durch dasselbe einfache Gesims, auf dem aus einer Steinlagc bestehende frei Quaderbögen Pfeiler mit Pfeiler verbindend aufsetzen; von diesen Bögen sind noch acht erhalten. Bedeutend höher und stärker verjüngt folgt darauf der dritte Schoss der Pfeiler, über dessen wiederum gleich dem untern gebildeten Gesimse eine Quaderlage als Ansatz der obersten aus Ziegeln zugewolbtcn Bogen 4) dient. Von diesen Ziegelbögen stehen nur noch vier. Sie tragen ein Füllwerk von kleinen Steinen, über die hier einst die eigentliche Wasserrinne lief. So stehen die hohen Bogenreihcn über das schweigende Thal hin, die Stadt überdauernd, der sie sonst dienten, ein Bau von starker Faust in grossen Zügen hingestellt, ein rechtes Römerwerk. Meine Rundreise durch die Insel war beendet; noch ein Nachtquartier in Morea und in aller Frühe 1) ß. Seite 52, Anm. 1. 2) Die.sc bedeutendste Ruine auf der Insel haben fast alle Reisenden gesehen, Keiner, so viel ich sehe, sie genau beschrieben. Eine Abbildung giebt schon Pococke (III, Taf. 40), in sehr primitiver Holzschnittmanier ist sie auch bei Anagnostis (a. a. O. S. 127) dargestellt. 3) Nach seiner Abbildung hat l'ocockc die Ruine noch weit besser erhalten gesehen. 4) Hier ist I'ocodo's Abbildung unrichtig. am 27. August ritt ich nach Mitilini hinüber, wo mich Bargiglys gastliches Haus zu meinem grossen Behagen aufnahm. Die kleine Halbinsel, welche sich bergig zwischen dem Busen von Jera und dem Ausscnmccre südlich von Mitilini hinzieht, habe ich nicht besucht. Von Ueberresten aus dem Alterthume dort konnte ich bei allen Erkundigungen nichts in Erfahrung bringen, als dass man mir am Perama von Jera einmal sagte, es würden in der Nähe des Dorfes Lutrö an einem Platze IlaXat<$pTpo Kirchensteine (lxxX.r1at07tsTpats) gefunden, das heisst, weil man dergleichen zum Kirchenbau gebraucht, in der Sprache der Leute Marmor-Eiberresje alter Bauten. Geblieben aus dem Alterthume ist auf jener Halbinsel noch der Name des Gebirges, welches man heute Amali in unverkennbarer leiser Veränderung des alten Malca, wie das äusserte Vorgebirge bei den Alten hiess, nennt. Erst ganz kurz vor meiner Abfahrt sprachen mir zwei junge Leute, die ich in Mitilini kennen lernte, von Inschriften in jener Gegend; es war zu spät, um danach zu gehen1). Am Nachmittage des 28. August warf das Dampfschiff der französischen Messageries vor dem Südhafen von Mitilini Anker, am Abende ging ich an Bord und als ich am andern Morgen erwacht war und auf das Verdeck kam, fand ich mich im schiffreichen Hafen von Smyrna. l) Als wir uns später in Syra wieder trafen, brachten sie mir Abschriften jener Inschriften, die sie aber glaube ich nicht selbst gemacht haben wollten. Zwei davon waren seltsamer Weise bekannte Fourinontschc Inschriften (C. i. gr. I, n. 50 und 54), wie mir schien, sogar treu nach einer der Publikationen kopirt, aber mit der Ortsangabe versehen: st; 2va noTapiv TTJ; Bapt&C nXfjclov e(; xoij; Ttp6lTO8et< evö; XoT)3TTj xatyc< Darunter: A . 11. f . A . F.. Z . II. « . 1. K . A . M . N . S . 0 . II. I». X . T . V . . X . V . < 1. Vorgl. Ross inscr. gr. ined. n. 127. Endlich erhielt ich noch folgende Inschrift: '() WjfA0{ ß«ctX£a ritoXepcuov ßocotX^tu; 'Lußa täov ßaatX^iu; riToXepafo'.» fxYOVOV 4p*t7J; 8v«x«v xal ejvoia; rr; 'ta'j-'/j. Diese Inschrift mit der Ortsangabe et; üva TttY'iSt xecra xdk Kap.aoo68l« -XtjsIov e<; tt,v Adptcaov (Oertlichkeit auf jener südlich von der Hauptstadt und östlich vom Busen von Jera gelegenen Halbinsel) stützt sich allein auf die bedenkliche Autorität meiner beiden genannten Gewährsmänner. Anhang* ZWEI BILD- und INSCHRIFTSTEINE AUS nikaia in bithynien. Mit Tafel XVIII und XIX. Als einen P>satz für die im Ganzen sehr geringe auf Lesbos mir zu Theil gewordene Ausbeute an Werken der bildenden Kunst füge ich meinem Reiseberichte anhangsweise auf Tafel XVIII und XIX die Abbildung zweier Steine mit Relief und Inschrift hinzu, welche sich gegenwärtig auf der Bibliothek zu Athen ') belinden. Dieselben wurden von einem Herrn Antonios Sideridis dorthin geschenkt und zwar zusammen mit einem angeblich apolloähnlichen Kopfe, den ich nicht gesehen habe und einer merkwürdigen kleinen weiblichen Marmorfigur, die mit dem linken Fusse auf einen Stierschädel tritt; es ist dieses eine Darstellung, welche einmal im Zusammenhange mit einer ganzen Reihe von ähnlich mit dem einen Fusse auf ein Thier oder einen andern Gegenstand tretenden meist weiblichen, aber auch männlichen Figuren behandelt werden muss. Als Fundort dieser vier von Sideridis geschenkten Stücke giebt Post olakkas in der athenischen Zeitung Altüv, 23. Mapxt'oo 1859 die Umgegend von Nikaia in Kleinasien (e6p^Ö7joav xaxa xtjv Trsptcpspsiocv ttJ<; Niv.ata^ lv iXctaaovt 'Aoloc) an. Der Schenker wohnt in Gallipoli. Jedenfalls ist es die eine der zwei Reliefstelen (Taf. XIX), welche nach einer Mittheilung Newtons als in Gallipoli befindlich in Gerhards archäologischem Anzeiger 1854, S. 513 f. beschrieben wurde, das heisst nur ihr Bildwerk; von der Inschrift ist dort auffallender Weise gar nicht die Rede. Dagegen sind die Inschriften beider Steine, aber ohne nähere Angabc des Bildschmuckes, nach nicht ganz genauen Abschriften Mordtmanns in Kursivschrift von Chr. Petersen zum Verzeichnisse der Vorlesungen, welche am Hamburgischen akademischen und Realgymnasium von Gstern 1862 bis Ostern 1863 gehalten werden sollen (Hamburg, 1862) auf S. 45 f. herausgegeben. Es ist dort ausdrücklich bemerkt, dass die Originale sich im Hause des Herrn A. Sideridis zu Gallipoli befanden. Als die Steine in die Bibliothek zu Athen gelangten, lies Post olakkas die Inschriften in Kursivschrift nebst kurzer Beschreibung des bildlichen Theiles im A?<»v a. a. 0. abdrucken. Ich selbst habe die Originale in Athen im Jahre 1860 genau untersucht, mir beschrieben und abgeschrieben. Später erhielt ich durch die unermüdlich freundliche Vermittlung des genannten Herrn Münz-Konservator Pos tolakkas Zeichnungen von der Hand des Herrn N. Gisis, nach -welchen die Lithographieen auf Tafel XVIII und XIX ausgeführt sind. Für die Wiedergabe der Inschriften konnte ich ausser meinen Abschriften auch noch Papierabdrücke, die ich wiederum Herrn Pos tolakkas verdanke, benutzen. Der auf Tafel XVIII abgebildete Stein (A) misst in der Höhe 84—85 Centimeter, in der untern Breite 48, in der obern 43'/2, in der Dicke 8*/2 Centimeter, der auf Tafel XIX jdiitgetheiltc (B) misst in der Höhe 83, in der untern Breite 39*/2, in der obern 39 und in der Dicke 7 Centimeter, Alles nach Postolakkas Messungen. !) Auf der Bibliothek zu Athen habe ich, ganz abgesehen von der Münzsammlung und den mit ihr zusammen aufbewahrten kleineren Gegenständen, an alten Kunstwerken ausser diesen Steinen noch die hübsche und in einer für Griechenland so seltenen Weise gut erhaltene Knabenstatue aus Lilaia (Annali dell' inst, di corr. arch. 1859, tav. d'agg. A) und ein Kelicffragmcnt aus Abdera, vielleicht von einem Grabsteine, gesehen. Das letztere verdient um seines noch in den Formen strengen Styles und um des Fundortes willen, der sonst noch nicht unter den Fundorten von Kunstwerken genannt ist, Beachtung. Die Inschrift auf A lautet: Oi OtaoTxat AcxX.Y(Tuao7jv MeXt&iopou teptuxetioavxa xaXtns xal d;uüs £v xtu xexapxip xat sßSopvYjXoaxip xat £xv.xoax(p Ixet äax£ in Ufjüixe'jaavxa ist auf dem Steine unzweifelhaft deutlich. Zuoberst auf dem Steine ist, jetzt ziemlich verwischt, der in der Inschrift erwähnte Ehrenkranz p-exa xatvias abgebildet. Blumen erkennt man nicht. Das Keliefbild zeigt zur Kochten einen stehenden Gott, dessen scheinbar unbärtiges Gesicht verwischt ist, bekleidet mit einem Chiton und Himation; mit der Rechten stützt er sich auf das Skeptron, in der Linken hält er eine Schale über seinem Altare. Gewiss ist es Zeus 1). Auf dem Baume, der, wie das im Alterthume so häufig der Fall war 2), hinter dem Altare steht, sitzt der Adler des Gottes. Dem Altare nahen sich von Links her, als Sterbliche in kleineren Verhältnissen dargestellt, Opfernde, voran ein Knabe in kurzem Gewände, das Opferthier, ein Schaf, führend, dann ein halbwachsenes Mädchen mit den Opfergeräthen; es trägt auf dem Kopfe eine Wanne und in der linken Hand zum Spenden einen Prochus. Am Ende dieser Seite des Bildes steht ein Mann, der aus dem Himation heraus die rechte Hand wie zu einer anbetenden Bewegung vorstreckt; man sieht auf den Rücken der Hand, Dieser Mann ist ohne Zweifel Niemand anders als der in der Inschrift als durch die Errichtung der ganzen Stele geehrt genannte Asklepiades, des Melidoros Sohn, dargestellt in seiner priesterlichen Amtshandlung, welche er nach der Inschrift für die Genossenschaft der Thiasitai zu deren Zufriedenheit versehen hat. Mehr mit Schrift und Bild bedeckt ist die zweite Stele (B). Ihre Inschrift lautet: Ol OtaoTxat xal Oiaot'xtOc? [£]v xat[vf]a xal aXXq) oteepavtp xr(puxxtp ouv xa'.[vt']a ev xyj xo3 Atoc; auva^arffj__ Z. 3. kptiUEusaaav. Das tu ist hier auf B nicht ganz so deutlich wie auf A, mir aber doch den Zügen nach wahrscheinlich, so wie auch Mordtmann und Postolakkas es geben. In einer Abschrift einer Inschrift aus Aphrodisias (C. J. gr. 2771) findet sich ebenfalls die Form UpouetjoavTa, wo Boeckh in das gewöhnliche et ändert. — Up(o&s6ffaoiav mit % ist ein Fehler in Mordtmanns Abschrift. Auch die Jahrszahl ist dort unrichtig abgeschrieben, so wie auch in Zeile 2, 3, 5, 6 sich Versehen finden. Z. 7. Die Aendcrung Atoü bei Petersen ist gewiss unzulässig. — Zweifelhaft bleibt mir der Schluss. Ambesten scheint zu lesen tf[t]X[a]YctHT1aao[av., was K. Keil mir auf meine Anfrage brieflich vorschlägt. Auf dem Steine steht jedoch kein t zwischen cp und X, auch glaube ich nicht, dass hinter dem letzten AA niedriger ist als das erste, dass an dem A in I'AW der zweite Schenkel im Papierabdrucke deutlich länger zu sehen ist und dass die angegebene Form der übrigen Buchstaben durchaus nicht zweifelhaft ist. Unmöglich sind daher die Lesungen ävelrrjoav bei Mordtmann und Petersens dv^Slirptav ebenso wie p.eXfl'fja« bei Postolakkas. Der in der Inschrift als Ypanxo? ev oxT,XTß erwähnte erste Kranz ist auf dem Steine nicht vorhanden, kann dem vorhandenen Platze nach auch schwerlich etwa aufgemalt gewesen sein. Die beiden Kränze können nach einander zu verschiedenen Zeiten verliehen sein; über die Verleihung des ersten kann bereits eine andere Urkunde auf einer Stele mit Darstellung des Kranzes existirt haben, als nach Verleihung des zweiten die vorliegende Stele gearbeitet und in ihrer Inschrift die ältere Ehre wieder mit aufgeführt wurde. Das Bildwerk zerfällt in zwei Theile; in dem oberen ist Stratonike, des Menekrates Tochter, in ihrer priesterlichen Thätigkeit beim Opfer dargestellt, in dem unteren ist die Genossenschaft bei ihrer Hauptbeschäftigung, bei der Mahlzeit, abgebildet. Die Opferscene oben zeigt zur Rechten die Kybele in gewohnter Gestalt, sitzend, im gegürteten Chiton, ein Obergewand über den Schooss geworfen, den Modius auf dem Haupte, die linke Hand auf das Tympanon gestützt, in der rechten Hand eine Schale. Das Thier zu ihrer rechten Seite soll jedenfalls ein sitzender Löwe sein. Neben Kybele, wie beide in der Inschrift ja auch ausdrücklich als die Götter, 1) Das selten vorkommende Untergewand auch an dem Zeus aus Solus s. Müller-Wieseler Denkm. d. a. Kunst II, Taf. II, n. 15. 2) Beispiele namentlich gesammelt bei Boetticher der Baumkultus der Hellenen. denen Stratonike zu opfern hatte, zusammen genannt werden, steht Apollon als Kitharoede in der langen pytischen Stola. Sein Haar scheint auf der Höhe des Kopfes zu einem Knaufe aufgebunden und fällt auf einer Seite noch kenntlich in langer Locke auf die Schultern herab. In der rechten Hand hält er wieder, wie Kybele neben ihm und wie Zeus auf A die Schale, die hier recht deutlich als Attribut der opferempfangenden Gottheiten erscheint; er hält sie über den Altar, der wie auf A auch hier wieder im Freien unter einem Baume steht. Dem Altare naht Stratonike als Opfernde l); sie bewegt aus dem über den Kopf gezogenen Gewände mit gleicher Bewegung wie Asklepiades auf A die Hand zur Adoration hervor. Vor ihr führt ein kurzbekleideter Knabe wie auf A das Opferschaf, während hinter dem Altare ein Mädchen — so scheint es dem Haare nach — zur gewöhnlichen Opfermusik die Doppelflöte bläst. Auch hier wie auf A der Zeus, sind die Götter durch grössere Gestalt ausgezeichnet, ausserdem ist Kybele sitzend fast ebenso hoch an Gestalt wie der stehende Apollon. Die Darstellung der Mahlzeit in dem unteren Relief ist etwas verwischt, doch scheinen die zehn beim Mahle liegenden Gestalten, wie auch Postolakkas annahm, sämmtlich Männer, die öiaomoe; also nicht mit dargestellt zu sein. Sic stützen sich alle nach gewohnter Weise im Liegen mit dem linken Arm auf das Kissen. Der lange Streifen vor ihnen könnte ein gemeinsamer Tisch sein. Im Vordergrunde ist die Musik und die Dienerschaft nicht vergessen. Ganz rechts lehnen zwei Stäbe mit jedesmal acht aufgereihten runden Gegenständen, gewiss Bratspiesse mit irgend einer Esswaare. Dann folgen zwei grosso Krateres, von deren einem ein nackter Diener grade den Deckel hebt um den Trank auszufüllen. Bei einem dritten etwas höherem und verschieden geformten Krater scheint ein anderer Diener, auch nackt und von kleinerer Gestalt als die Schmausenden, wie ja die Schenken Knaben zu sein pflegten, in gleicher Weise beschäftigt zu sein. Dann kommt eine laufende Gestalt mit gehobener Hand, ich wage bei dem Zustande des Steines an dieser Stelle nicht mit Gewissheit zu sagen, ob es ein hurtiger Aufwärter oder ein Tänzer sein soll. Am Ende links sitzen zwei Flötenspieler; die Instrumente in ihren Händen, eine einfache und eine Doppelflöte sind noch deutlich zu erkennen. Die Errichtung der beiden Steine geschah durch eine jener im späteren Griechenland so sehr verbreiteten Gesellschaften 2), welche sich ähnlich wie z. B. die Kalandsbrüder im Mittelalter unter religiösen Formen verbanden, als Hauptzweck aber häufig geselligen Genuss, bei dem die Tafelfreuden eine Hauptrolle spielten, verfolgten. Opfer und Opfermahlzeiten boten sich ihnen ja wie sie der Stein B zusammenstellt, in besonders bequemer Verbindung und dass der Gottesdienst nur den Vorwand dazu abgab, dass sich die Brüderschaften selbst gehörig Etwas zu Gute thun konnten, wird in der Nikomaehischen Ethik (VIII, 9, 5) ausdrücklich gesagt. Polybius (XX, 6) schildert, wie sehr diese Vereinigungen zu einem schädlichen Uebermasse führten, wie sie Vermächtnisse namentlich von kinderlosen Leuten erhielten, die statt wie sonst den Familien ihre \ erlasscnschaft zuzuwenden, jetzt ihr tneistes Nah und < int diesen Tafelbrüdern vermachten, wodurch deren Mittel oft so wuchsen, dass der Monat für Manchen in Böotien, wie Polybius sagt, mehr freie Mahlzeiten als Tage zählte. Auch in Kleinasien war in hellenistischer und in römischer Zeit dieses und ähnliches Vereinswesen sehr verbreitet 3). An Werth gewinnen beide Inschriftsteine für uns dadurch, dass sie datirt sind, der eine aus dem Jahre 174, der andere aus dem Jahre 178. Es fragt sich nur, nach welcher Aera dabei gerechnet ist. Petersen nimmt an, es sei eine Aera der jährlich wechselnden Priester der Genossenschaft, womit uns eine Berechnung der Zeit unmöglich würde. Petersen kannte die Herkunft der Steine nicht, seit wir ■) Die ganze Darstellung erinnert hier sehr an das Relief bei Clarac musdo de sc. pl. 214, 256 (Hooticher Baumkultus der Hellenen Fig. 13. M iiiler-Wieseler Denkm. d. a. Kunst II, Taf. LXIII, n. 815), wo die am Baume aufgehängten Becken auch auf die Kybele hinweisen. 2) K. F. Hermann Lehrbuch der gricch. Anti(j. II. (2. Aufl. von Stark), §. 7, G. Schoemann gricch. Altorth. Ii, 480 IT. 3) u. A. C. J. gr. 3480. aber wissen, dass sie aus Nikaia in Bithynicn herstammen, werden wir gewiss, ehe wir zur Voraussetzung einer eigenen Zeitrechnung der Thiasoten greifen, die Jahresrechnung herbeiziehen, die auf den Münzen von Nikaia vorkommt. Es finden sich Jahreszahlen auf diesen Münzen sowohl aus der Königszeit des selbstständigen Bithyniens als aus der Zeit, nachdem das Land zur römischen Provinz geworden war. Die Berechnung der in ihnen befolgten Aera hat nun freilich manche Schwierigkeiten gehabt, so dass z. B. Eckhel (d. n. II, 396 ff. IV, 377 ff.) zu keinem reinen Resultate gelangte. Die Schwierigkeiten löst Borghesi, auf dessen Aufsatz sull' era bitinica (Oeuvres mumismatiques II, S. 345 — 357) Herr Dr. Friedländer mich aufmerksam gemacht hat, in der Weise, dass er, wie auch bereits früher geschah, eine Zeitrechnung unter den bitbynischen Königen nach der pontisch-bosporaniseben Aera, beginnend vom Jahre 457 nach Gründung Korns annimmt, an die Stelle dieser Zeitrechnung der Königszeit aber mit der Umwandlung Bithynicns in eine römische Provinz eine neue, jedoch bereits vom Jahre 741 Roms an gerechnete, ungewiss von welchem Ereignisse hergenommene Jahreszählung treten lässt. Diese zweite Aera kann nicht die auf unseren Steinen mit den Jahreszahlen 174 und 178 vorkommende sein, weil erst mit ihrem Jahre 208 Bithynicn römische Provinz wird, die Anwendung der Aera also erst da beginnt. Nach der Rechnung der bitbynischen Königszeit aber, wenn wir sie von dem Jahre Roms 457 oder 297 vor Christo beginnen dürfen, würden unsre beiden Dekrete der Thiasoten in Nikaia in die Jahre 123 und 119 vor Chr. fallen, also in die Regierungszeit Nikomedes II, und gegen diese Zeitbestimmung spricht, so viel ich sehen kann, weder der Styl des Bildwerkes noch die Form oder der Inhalt der Inschriften. Ich finde da Nichts, was uns, um dem Steine eine nachchristliche Entstehungszeit zu geben, zu der Vermuthung nöthigen könnte, es sei noch eine andere Aera, etwa die der Schlacht von Aktium, bei ihrer Datirung befolgt. 1t e r i ch l i g u ii g e 11. Seite 6, Zeile 15 lies bezweifeln statt begreifen. — S. 9, Z. 9 1. Orchestra st. Orchester. — S. 9. Z. 26 1. den st. dorn. — S. 10, Z. 29 1. dem st. den. — S. 11, Z. 32 1. ßu>|/.[u>] st. ßw[f*H. — S. 18, Z. 12 1. eine xwfJ.?] st. ein x. — S. 22, Z. 21 1. Niemand st. Niemadd. — S. 24, Anm. 6, Z. 1 1. was statt wo. — S. 27, Z. 5 1. gehörten st. gehörte. — S. 46, Z. 26 1. den Magasiä st. der M. — S. 48, Z. 25 höchsten zu streichen. — llonnK'li(liuckiTt'l der Gebr. Jl'nccke in Hannover. I <) I. f a. A akropolis l) Kirche Aiju» BudoUa C u Agios Diniitrios RR Viele Trinttrtiet u Srhcrlini m Reste einen Steinclunmes unter Wasser min Marlisi P O A I TA*TA* r 1 i HÄÄH KAITAEP^AOYETA5 B|AI/1ZIAP A E I Z ep( e n KAIOHAYT kai opn i oa .0M O TT IKEOEAHKA CA PA H lilN El El L\ apoy AAEZAN APEYC o k a i tt h aoy c i ath ceyyyx i l i H 8 i i i o n o n K E II i N Y M j H [ ,.A a -TL n TEN o O F-|- E N E K y n ' f o d) h n a e Ia a a moyi %Z etykai oh r pom -O- n TafV TT I T ß N M Y Ei? ETOTT POITAN A PTEMIN YTTO pTA npOEYAcpIZ' nATAENTPE ENEOAI o[oao M EPATAYTA IAP HP.NEAYTON OAINA Ol A I fioN iNOEANIYNAPA £TOIHEYEPrE ITAIZYN EX EL TH N A E T O £ EIA KOtri-O-NrAIANO N A O Y O H A ETOAllf"1 ANÖANtHt TE XNI 01 z 1,1 •'vj LÜ < >- C 0 < 4-- LL < > < c; X l_ 0. 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