M'fit , I, JSTeue Makrobiotik oder die Kaust Seuchen zìi verhüten und zu heilen, i I t 1 j j Nebst einer Heilmittel-Liste. Für Mcdiciiicr iiiul Bcliördeii. l'OST TESEBKAS LI X. Ol HÖH IS UOC SIGSO VISCES. Stuttgart. Im Selbütverlag vou Julius Hensel, Bilbmburgstr. 136, 1881. Preis: 3 Mark. ^S'eue MakroMotik oder die Kunst Senchen zu verhüten und zu heilen. Nebst einer Heilmittel-Liste. Für Mediciner und Behörden. POST TB3JEBBAS LTJX. HÖH 2J IN HOO 8IGN0 VINCES. Stuttgart. Im Selbstverlag von Julius Hensel, Silbeiburgatr. 136, 1881. Sriick dei- J, B. Metzler'sclien Buchdi'uckerei ia StullgarU Dem Verfasser der Schrift: „Emancipation der Medicin" Dr. med. HEINRICH ROHLFS in Göttingen aus innigster Werfchschätziing gewidmet vom Verfasser. Einleitung. ,Jie ist Kieselsäure-Benzolhydrat-Calcium- * H H H OHO OOOOCO HÖH OaO. Wasserstoffsuperoxyd. « ^ o H H H OHO Obgleich nämlich die Asche der Cellulose niemals ohne kieselsaure Kalkerde gefunden wird, so beharren dennoch unsere Chemiker bei der vorgefassten Meinung, den kieselsauren Kalk als zufällige inkrustirende Substanz anzusehen. Dies würde aber heissen: Wenn wir ein Haus bauen und zu demselben gebrannte Ziegel verwenden, die wir mit Mörtel verkitten: dass diese Ziegel nur das zufällige inkrustirende Material bilden, wogegen das eigentliche Haus durch die Tapeten gebildet werde, mit denen unsere Wände ausgekleidet sind, durch die Teppiche auf dem Fussboden und durch die Malereien an den Decken. " Wer bezweifelt aber wohl, wenn wir den kieselsauren Kalk aus den Eichbäumen herausnehmen, dass sie umfallen würden wie die Waschlappen? Unser Roggen, wenn er auf Sandboden wächst — kümmerlich nur, es ist wahr — der soll seinen Halm >zufällig« aus Kieselerde und Kalk aufbauen und der Schachtelhalm auch blos »zufällig«? — Und die dicke starke Binde der Bäume hätte auch blos zufallig die »inkrustirende« Kieselsäure in ihrer Cellulose? — Nein, sie ist im Gegentheil die grundlegende Bedingung. Cellulose wird aus Traubenzucker erzeug und zwar haben wir uns die Constitution des letzteren, wofür schon seine starre, krystallisirfahige Substanz spricht, als eine Doppelschicht zu denken, so dass seine beiden aus kohlen- saurem Alkoliol beatetenden Hälften cc hh hhh O h o hh c,oc ho . O 0 in ent- oIhhho gegengesetzter Reihenfolge einander bedecken.. Wenn aonacli die untere Schicht Aethylen, Wasser und £olilensäure aufweist, so folgen einander in der oberen Schicht nach der Reihe: Kohlensäure, Wasser, Aethylen. Hiedurch gelangen wir zu folgenden Beziehungen. In den bei- Wir haben 4 Doppelföcher: o OH« 0 hh qo o 0 0. oh den Mittelfächern stehen 2 Moleküle Wasser, die nach Codex §. 6 und §. 9 durch Kieselsäurehydrat ersetzbar sind. Stellen wir jetzt noch die zur Kieselsäure gehörige Kalkerde polar zur Mittellinie auf, so ergibt sich die nach- HO stehende Situation: ocaico ho hhoh 00 Sic hhoh oh co, ob Hier bildet die Kalkerde mit dem Inhalt des ihm nächststehenden Faches: kohlensaure Aethylen-Kalkerde. Im letzten Fach bildet der obere und untere Rand Wasserstoffsuperoxyd. Die Mittellinie enthält (unter Absehung von Kieselsäurehydrat) 6 At. Kohlenstoff, welcher mit dem Wasserstoff der 3 übrigbleibenden Fächer Benzol bildet. Diese Substanzen halten einander durch doppelte Bindung so innig gefesselt, dass lediglich zur Kalkerde etwas hinzutreten, aber nichts daraus fortgehen kann. Dnd zwar kann nur kohlensaures Wasser, Kalkerde, Kieselsäure, und Ammoniak* abwechselnd hinzutreten. Sobald ein Mol. Kohlensäure und 2 Mol. Wasser hereintreten, so stossen die Atome des in der Cellulose wirksamen Wasserstoffsuperoxyds, vom Sonnenlicht unterstützt, ihr gleichartiges Molekül in feindlicher Polarität aus der Gruppe hinaus, während die Elemeute der Oxalsäure zurückbleiben. Diese letzteren sind, nach Zutritt, von Wasser, gleichbedeutend mit Kohlensäm-e und Ameisensäure. Zwei weitere.Mol. Wasser mit 1 Mol. Ammoniak geben kohlensaures Methylen-Ammoniak (Glykocoll)^ und 2 Mol. Wasterstoffsuperoxyd. Wir brauchen nicht weiter zu gehen. GlykocoU liefert uns Zucker, und Zucker liefert weitere Cellulose. Dass Wasserstoffsuperoxyd sein gleichartiges Molekül, welches in der Methylengrappe keine Verwendung finden kann, von sich abweist, ist durch Polarität bedingt. Wir wissen daher, dass auf die gesetzmässigste Weise von der Welt der Sauerstoff aus den vegetabilischen Organismen in Freiheit tritt. Sollte aber Jemand zweifeln, dass der vorgetragene Sachverhalt der Wahrheit entspreche, so findet er den Beweis in den Zellen fast aller Blätter und Binden durch den oxalsauren Ealk. Wenn doch nichts anderes als Kohlensäure und Wasser hineintritt und dagegen Oxalsäure gefunden wird, so hat, mit Wasser verbunden, ein At. Sauerstoff aus 2 Mol. Kohlensäure abgeschieden werden müssen. Uebrigens wird die von uns aufgestellte Formeljfür Cellulose dadurch bestätigt, dass dieselbe bei trockener Destillation thatsächlich Benzol liefert. Freüich treten daneben auch Leuchtgas, Methylalkohol, Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Acetou u. s. w. auf ; aber gerade dies macht die Richtigkeit der aufgestellten Formel zur Gewissheit, denn woher könnte uns Metbylensuperoxyd (Ameisensäure) und Aethylensuperoxyd (Essigsäure) entgegentreten, wenn nicht aus einer Gruppe, in welcher Superoxyd vorhanden ist? — Und dass nebenher kieselsaurer Kalk in der Cellulose nicht mangelt, das beweist unsere Holzasche. Es bleibt jetzt allerdings zuzugeben, dass Cellulose noch keine Zelle, sondern blos Zellwand-Material darstellt ; indessen eine Zelle muss von da ab entstehen, wo eine chemisch zerspaltbare Auflösung, wie z. B. zuckei^ haltiges Glykocoll, sich mit kieselsaurem Cellulose-Nieder-schlag nach dem physikalischen Gesetz der Adhäsion umkleidet. Sobald demnächst ein bestimmtes Maass äusserer Wärme die elektrische Spannung der betheiligten Substanzen nur um ein Geringes modificirt, muss Molekularbewegung eintreten auf Grund der Annäherung und Ab-stossung der vorhandenen Pole. Einmal in Bewegung, treiben die Atmosphärilien: Kohlensäure, Wasser, Ammoniak, nebst den aus dem Erdboden aufgelösten Mine- ralien, indem sie durch die Zwisclienräume der ultramiki'o-skopischen Celluloseplättchen za dem Inhalt der Zelle in Beziehung treten, ein chemisches Spiel ohne Aufhören. Der strotzende Inhalt der angeschwollenen Zelle theilt sich, eine abgesonderte gleichartige Hälfte von sich ab-stossend, in zwei polare Lager; eine neue Zelle entsteht, und Zelle mit Zelle verknüpft sich und streckt sich zu Kugeln, zu Blasen, zu Schläuchen, zu Cylindern, zu Spiralen. Ein Theil kohlensaures Ammoniak setzt sich mit einem Theil kieselsaurem Benzol der Cellulose zu kohlens. Benzol (Benzoesäure) und Kieselerde um, welche femer benutzt und weitergeführt werden kann. Der Zucker, durch seine Kohlensäure Kalk, Eisen und Ammoniak herbeiziehend, durch seinen Alkohol wieder Kohlensäure ab-sorbirend, bäuft Methylen neben Methylen zu ätherischem Oel, zu Harz, zu Alkaloid, indem unsichtbare, unwägbare Atome von Wasserstoffsuperoxyd zur Ausscheidung kommen, die aber in der Gesammtheit beträchtlich sind, weil Millionen Blätter am Baum selbstständig wirken. Und so wird durch Anhydrirung ein concentrirter Nährstoff für die künftige Keimung aufgespeichert, wo dann die harmonisch abgeschlossenen Atomgruppen unter Zutritt von Feuchtigkeit, Wärme und Licht von Neuem in spannende chemische Processe hineingezogen werden können. Er.st wenn der kühle Herbst langsam und langsam die Processe in's Stocken bringt, wenn die Gefässröhren sich verengern und das Aufsteigen von Feuchtigkeit erschweren u;id verhindern ; wenn die elektrische Spannung und der Gegensatz der Flüssigkeiten einschläft vor der herabsinkenden Temperatur : erst dann schweigt die Arbeit der Cellulose; und wo nicht reichlich Kalk- oder Eaesel-erde die Wandungen aufbaute, da faulen die Blätter, da zerbröckeln die Wände, und Wind und Regen zerstreuen ihre Trümmer. Es bedarf dabei keiner besonderen Erläuterung, dass jede eigenartige Glucosidmischung die Ansammlung des entsprechenden Materials bedingt, so dass der Inhalt des Apfelkerns in einer ganz bestimmten Weise nach Mass- gäbe der durch seine chemische Mischung gebildeten Atomgruppeu seine Zellen ausstreckt und auf solche Weise die specifische Gestalt des Apfelbaums hervorbringt. Das folgt unentwegt aus dem Naturgesetz, dass Gleiches sich zu Gleichem gesellt, oder, wenn man will, aus dem ' chemischen Verhalten, wonach charakteristische Gruppen von Elementen charakteristische Figuren bilden, welche neben sich-gleichartige Figuren erzeugen, die, wenn sie auch in ihren kleinsten chemischen Molekülen unserem Auge nicht sichtbar sind, endlich doch sehr deutlich durch die Zellenform, welche ihre Genossenschaft umschliesst, und durch die Sekretionen, die sich in diesen Zellen ansammeln, ihre Eigenthümlichkeit bekunden. Die architektonischen Zierrathen, welche die Pollenkörner uns vor Augen führen (Althaea rosea, Cucurbita Pepo, Tra-gopogon majus), schliessen uns in dieser Hinsicht eine ganze Welt von Wundern auf. Soviel über Cellulose. Unter den Derivaten von Traubenzucker, beziehungsweise Cellulose, sind jetzt noch die aromatischen Substanzen (Säuren und ätherische Oele) und die Bitterstoffe beachtenswerth. Benzoesäure Ce Hg, OCO, ist Benzolkohlensäure, aus Traubenzucker und kohlensaurem Ammoniak hervorgegangen durch die Zwischenstation der Cellulose. An diese Substanz schliessen sich alle duftenden Säuren an. Zimmtsänre C9 Hg Og ist Aethylen-Benzoesäure, welche Sauerstoff aufnahm und sich anhydrirte. Das heisst : in der kühlen Nacht erwärmen sich die Pflanzenzellen durch Absorption von Sauerstoff; am heissen Tag aber scheiden sie Wasser aus. Auf diese Weise erzeugen sich die Weichharze auf den Gewürzinseln und wo der Pfeffer wächst; auf diese Weise erzeugt sich das Euphorbium im kahlen Wüstensand; so bildet sich auch das Mastixharz auf dem vulkanischen Chios, und so haben sich auch die Hartharze der ersten geologischen Perioden, Bernstein und Copal, gebildet. Ihre Constitution kann mit unserem durch Schmelzen erzeugten Colophonium C20 Hso O2 verglichen werden. Die Produkte werden durch wechselweise Aufnahme Ton Sauerstoff und Ausscheidung von Wasser immer kohlenstofiBreicher. Cnmarinsänre C9 Hg O4, ist eine Zimmtsäure, welche & At. Sauerstoff absorbirte und 1 Mol. Wasser abschied. Hippnrsänre Cg H9 NOg, kann immer nur im thierischen Organismus oder künstlich unter den Händen des Chemikers entstehen. Sie wird umgebildet aus Benzoesäure, welche durch leimgebendes Gewebe filtrirt, dessen Substanz, Glykocoll, aufiiimmt und Wasser abscheidet. Auch wird sie direkt aus Cellulose, Stärkemehl oder Zucker im thierischen Organismus erzeugt. Für den antiseptischen Verband kommen in Betracht : Carbolsänre Ca Hg 0 als Benzolaldehyd, daher Sauerstoff absorbirend. Salicylsäure Cg Hb O4 = kohlensaure Benzoesäure = doppeltkohlensaures Benzol. Thymol CioHi^O = Butylen-Carbolsäure = Bu-tylen-Benzol-Aldehyd. Alle 3 Substanzen sind wegen ihrer B enzolgrundlage, welche durch ihre feste Fügung sich antipolar gegen zerfallendes Eiweiss verhält, als faulnissverhindemde Substanzen in Gebrauch. In Folge ihres Benzols, welches keinen Sauerstoff und keine Kohle abzugeben hat, sind sie auch keintj Nährsubstanzen für Pflanzen oder Thiere, welche daher in ilirem Medium zu Grunde gehen; aber' ihre Wirksamkeit beim antiseptischen Verband beruht nicht auf dem letzteren Umstand, sondern lediglich auf ihrer, dem Zerfall von Eiweiss wie überhaupt von Methylengruppen entgegenwirkenden Constitution. Sie geben eben kein böses Beispiel und keine Anregung zum Zerfall. Von den Bitterstoffen sind typische Vertreter: Aloin Ci5 Hi6 O7 = Salicylsaures Methylen plus Oxalsaures Butylen. Qnassiin CioHizOg = Oxalsaures Butylen-Diacetylen. Santonin C15 His Og = Benzoesaures Benzol-Aethy-len-Hydrat. Cantbaridin C^o Hi« O4 = doppelt ameisensaures (Tetra-Acetylen oder) Acetylen-Benzol. Wie die ätherischen Oele constituirt sind, erläutern : Terpenthinöl CmHis = Aethylen-Benzol-AethanC?) Thymiauöl CioHig = Benzol-Butan. Gampher Cio Hie 0 = Aethylen-Benzol-Aetliylal-kohol. Sie leiten sich alle vom Zucker her, d. h. von einer doppelten Schicht Wasser, Kohlensäure und Aethy-1 eu; während die Fettsäuren auf einer dreifachen Schicht, die Fette dagegen auf einer neunfachen Schicht Methylengruppen beruhen. So auch das Bienenwachs, C46 H90, CHa O2, welches im Gegensatz zu den Fetten nur ein einziges Molekül Ameisensäure an 9 Amylen-Gruppen gebunden enthält; die übrige Ameisensäure haben die Bienen verbraucht. Wir stehen hiermit bei dem Schwerpunkt unserer Darlegung, insofern wir beim Nervenöl auf das hier Vorgetragene Bezug nehmen wollen. In der Mitte zwischen Fettsäure und Wachs steht das Wallrath, welches nicht 3 und nicht 9, sondern 6 Amylengruppen an 1 Mol. ameisensaurem Methylen gebunden enthält: C30 Hgo, CHj Oo, CH2. Alle diese thierischen Fette und Pflanzenöle werden übertroffen von dem schwer schmelzbaren chinesischen Fflanzenwachs, welches eine ISfache Schicht von wasserfreiem Glycerin (Aethylen-Ameisensäure) darstellt, von welchen jedoch nur eine einzige Schicht ihren Sauerstoff behalten hat und als ameisensaures Aethylen die übrigen 18 Schichten Trimethylen verbunden hält: C54,Hio8i02- Dies führt uns auf den Blüthen-Xektar, welcher nicht Zucker, sondern klebriges Glycerin (ameisensaures Aethylenhydrat) enthält, und zwar nicht den Ameisen, Schmetterlingen und Bienen zn Liebe, welche zu ihrer rastlosen Thätigkeit durch Ameisensäure genöthigt sind, sondern um den Pollenstaub der Antheren festzuhalten, wozu es einer nicht austrocknenden Substanz bedarf. Aus diesem Blüthennektar ist das Pflanzenwachs hervorgegangen. Nach solcher Richtigstellung des einfachen Sachverhalts können wir die wälschen Ausdrücke: palmitin-saurer Melissylalkohol (für Bienenwachs), und cerotin-saurer Cerotylalkohol (für Pflanzenwachs), und palmitin-saurer Cetylalkohol (für Wallrath), welcher beiläufig wegen seiner nur 6fachen Schicht weit leichter (bei 50°) als das 9fach geschichtete Bienenwachs, und dieses wiederum leichter als das ISfach geschichtete Pflanzenwachs schmilzt, gut und gern entbehren. Die dickflüssigen Oele Crotonöl und Bicinnsöl sind auf kohlenstoffreichem Acetylen m begründet. Z. B. ist Crotonalkohol C4 Hg 0 = Aethylen-Acetylen-Hydrat: h CO H bh CO hh 0 . Das ist ein wasserstoffverarmter oder, wenn man so will, oxydirter und anhydrirter Butylalkohol. Hiergegen ist Crotonsäure O4 Hg O2 = ameisens. Methylen- H h h Acetylen oco to c . Solche Produkte der Anhydrirung nach vorgängiger Oxydation sind charakteristisch für heisse Klimate mit ihren Temperatur-Contrasten zwischen Tag und Nacht, bei Mangel an Ammoniak, um Glykocoll zu erzeugen. Weitere Derivate von Kohlensäure, Wasser und Aethylen, oder, was dasselbe besagt, vom Traubenzucker, sind Stärkemehl und Dextrin. Amylnm, Inulin, Liclieniu und Paramylum, Oe Hio O5, sind sämmtlich isomer und enthalten sämmtlich Methylengruppen neben Kohlensäure und Wasser, aber in verschiedener Schichtung. Das Paramylum der Infiisorien darf mit Rücksicht auf deren secundäre vom Pflanzenschleim abhängige Existenz als milchsaures Methylen neben kohlensaurem Methylen in Anspruch genommen werden; Lichenin wegen seiner durchsichtigen spröden Masse, die sich in heissem Wasser löst, als ein Hydrat und Doppelsalz, mithin als 2 Mol. kohlensaures Aethylen mit einem gemeinschaftlichen Mol. Wasser. lunliu, welches keinen Kleister bildet, und, in Wui-zeln erzeugt, die Vermutliung einer Kohlenstoffverdichtung in Gestalt von Oxalsäure für sich hat, wäre als mesoxalsaures Propan einzureihen (Mesoxalsänre = Oxalsäure + Ameisensäure, Cs Hg Os). Hiergegen kommen zur Definition von Amylum dessen besondere Verhältnisse wie folgt in Betracht: 1. Amyluni geht aus Traubenzucker hervor, welcher 2 Mol. Milchsäure (Aethylenkohlensäurehydrat) entspricht und kann, mit Wasser gekocht, der milchsauren Gährung verfallen. 2. Verdünnte Säuren verwandeln Amylum in Traubenzucker, d. h. zu einer Aethylengruppe tritt Wasser hinzu, um Alkohol zu bilden. Danach mass in dem Amylum alles Andere ebenso sein wie im Zucker, welcher 2 MoL kohlens. Alkohol repräsentirt. 3. Amylum wird als spannendes Material für künftige Nährzwecke von dem rotirenden Zellsafb aufgeschichtet. Es enthält einen Kern, der den polaren Anstoss zu ebenmässiger Schichtung liefert und, da, wir alle Lebenskraft als auf Ameisensäure beruhend erkennen, die Vermuthung einer Ameisensäure-Grundlage für sich hat. Da nun die Amylumkorner, analog dem Inhalt der Fettzellen, schichtenweise abgetragen, langsam in Dextrin umgewandelt und verzehrt werden, wenn die wachsende junge Pflanze Zucker bedarf, so folgt hieraus, dass die einzelnen Schichten durch Wasserabsorption unschwer in Traubenzucker verwandelbar sein müssen, elektrochemische Spannungsverhältnisse vorausgesetzt. ' 4. Jod färbt den Stärkekleister blau, wenn auch in vergänglicher Weise. Dies deutet auf einen ähnlichen Vorgang wie bei der Bildung von Anilin. Im letzteren Falle tritt jNH zum Benzol. Wenn nun statt NH eine schwerere Substanz JH (Jodwasserstoff) sich zu Benzol addirt, welches in geschichtetem Traubenzucker als vorhanden anzusehen, so begreifen wir, dass ein dem Anilin in gewisser Beziehung verwandtes Produkt entstehen kann. Aber, indem violettes, liclitarmes Jod an Stelle von farblosem, weissem ötickstoff in Wirksamkeit tritt, so muss, statt der prismatisch-lichtbrechenden Kraft des hellen Stickstoff im Änilinöl, das Bpesultat vielmehr in einer Licht Verdunkelung bestehen. Wir schHessen folglich, da dieser Sachverhalt vdrklich eintritt, mit allem Fug auf eine Gruppirung von Benzol im Amylum. Nach alle diesem muss die Constitution des Amylum eine solche sein, dass sie sowohl Ameisensäure wie Milchsäure, Alkohol und Benzol neben einander enthält. Dieses aber fuhrt uns zu dem Schluss, dass die empirische Formel für Amylum und Lichenin, welches lettre ebenfalls Jod tingirt, nicht Ce Hi o O5 sein möchte, sondern vielmehr das doppelte CigHaoOio, so dass wir nach Analogie des Traubenzuckers und in Erinnerung an die Schichtungen der Fettsäuren, vier spiralig einander folgende Schichten von kohlensaurem Aethylen, kohlensaurem Aethylenhydrat, ameisensaurem Acetylen und ameisensaureni Acetylenhydrat anzunehmen uns bewogen finden. Unter dieser Voraussetzung lässt sich die Spaltbarkeit und Wandelbarkeit des Amylum, insbesondere auch die Benzol-Reaktion zwanglos erklären. Dass ein solches 4faches Lager durch trockene Erhitzung und noch leichter bei äuöserer Anregung durch bipolare, negative Salpetersäure ohne Weiteres in 2 Hälften zerspalten werden kann, welche alsdann. Dextrin reprä-sentiren, will uns sehr begreiflich vorkommen. Dextrin CgHio Og. Diese Verbindung ist nunmehr ein Halbzucker, denn sie besteht aus 2 Mol. kohlensaurem Aethylen mit gemeinschaftlichem Molekül Wasser nnd geht durch Wasseraufnahme in Ganzzucker über. Dextrin ist der typische Repräsentant für die Gununir arten, welche in Verbindung mit GlykocoU die Glucoside componiren, in denen bekanntlich erst durch Wasserzutritt die Ganzzucker-Bildung erfolgt neben Abspaltung von Benzolgruppen. Der wesentliche Charakter von Gummi oder D ex- trin beruht darin, dass es nicht krystallisirt. Es kann somit, wenn der Abschluss der chemischen Formation in den Samen erfolgt, durch die Ansammlung von Gommi keine Zerreissung der zarten Zellwände stattfinden, wohingegen eine Krystallisation von Traubenzucker, wenn aus den reifen Samen das Wasser fortgeht, eine Beschädigung der Wandungen in sicherem Gefolge hätte. .In dieser Weise bis zum Pflanzensamen oder Pflanzen-Ei gelangt, gehen wir nunmehr über zur thierischen Ei-Substanz oder zum Vitellin. Das Vitellin des Eidotters lässt sich durch warmen Alkohol in 2 Theile zerlegen: in Eiweiss oder Albumin, welches niedergeschlagen wird, und in Lecithin, welches aufgelöst bleibt und den gesammten Phosphorgehalt des Yitellin an sich behält. Dieses Lecithin C42 Hg^NPOg, welches auch in der Gehirnsubstanz und im Nervenmark enthalten ist, lässt sich durch Alkalien zerlegen in Oelsäure, Palmitinsäure, Glycerinphosphorsäure und Neurin. he hhh h Nenrin CkHisNO» = 0 eoo ocohn ist buttersaures h ES] Leuchtgas-Ammoniak. Es besitzt mithin eine Yerwandt-schaft zum kohlensauren Methylen-Ammoniak oder Glyko-coU, von welchem es ein hochverfeinertes Ideal darstellt, so dass die zarten Gewebe unserer Gehimsabstanz der mikroskopischen Anatomie ein sehr schwieriges Thema liefern. Was nun den Rest des Lecithins betrifft, so bestände derselbe nach obiger Angabe aus Oelsäure, Palmitinsäure, Aethylen-Ameisensäure und Phosphorsäure, oder, da wir die Oelsäure tind Palmitinsäure bereits zerlegt haben, so besteht das Lecithinöl aus 32 Methylen, 1 Acetylen, 3 Ameisensäure und 1 Phosphorsäure. Hierzu tritt das Neurin mit 3 Methylen, 1 Leuchtgas, 1 Ameisensäure und 1 Ammoniak. Wir ersehen nun unschwer, dass ein Acetylen und ein Leuchtgas mit einander 3 Methylene componiren, also dass im gesammten Lecithin 38 Methylene, 4 .^ünseisen- säure, 1 Ammoniak und 1 Phosphorsäure enthalten sind, die Zuverlässigkeit der chemischen Angaben vorausgesetzt. Jedenfalls kann kein Zweifel walten, dass unser 6e-himfett, Lecithin, in wohlgegliederten Reihen mit einem sehr zarten, vöUig wasserfreien Gewebe, sei es nun hutter-saures Leuchtgas-Ammoniak oder phosphorsaures Methylen-Ammoniak, in Verbindung steht. Zwischen der Zartheit solchen Gewebes und grobem Platinschwamm besteht ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht; d. h. Alles was der Platinschwamm leisten kann wird von dem Gehirnsubstanz-Gewebe nicht blos ebenfalls geleistet werden können, sondern vielmehr, da nach Codex §. 1 mit der Feinheit der Materie ihre verdichtende Kraft zunimmt, so wird unser Gehirngewebe unvergleichlich wirksamer an seinen elektroposi-tiven Methylenen Sauerstoff zu verdichten im Stande sein als es Platinaschwamm thut, und das können wir mit unseren Augen bestätigt sehen. Denn, wenn wir das Missgeschick haben, dass eine Eidechse, die wir fingen, bei der Bemühung sich zu befreien, den Schwanz abbricht, so sehen wir das aus beiden Bruchstellen heraus-fliessende Nervenöl des Rückenmarks fast in demselben Augenblick durch Absorption des atmosphärischen Sauerstoffs in langen Fäden erstarren, so intensiv ist die sauerstoffverdichtende Kraft des mit zartem Neuringewebe durchsetzten Nervenöls, dass es in Gedankens-Schnelle Fäden zu spinnen vermag. Von demselben Material spinnt offenbar auch die Spinne und die Raupe aus einem ganzen Kranz von Mündungen ihre Fäden, und diese Beobachtung legt uns die Frage nahe, ob nicht alle Gewebe unseres Körpers, die widerstandsfähige Aponevrose (welche der Chitinsubstanz der Spinnenhülle und der Maikäferflügeldecken wie ein Ei dem andern gleicht), mit ihrem ganzen Lihalt an Muskelfasern, sowie sämmtlichem Bindegewebe trotz Mangels an jeder Aehnlichkeit als ein direktes Effluvium des Nervenöls aufeufassen seien? Es spricht Alles dafür! Die chemische Beschaffenheit des Methylens HCH zeigt nns an, dass es sich mit einem At. Sauerstoff zn Methylaldehyd zu oxydiren Termag, und von diesem wissen wir, dass es sich zu einer festen Substanz zu poly-merisirea pflegt. Aber das einzelne Methylen kann sich auch, wenn Alles ordnungsmässig verläuft, mit 2 und mit 3 At. Sauerstoff verbinden. Zwei At. Sauerstoff verflüssigen das Methylen zu Ameisensäui-e, und das dritte verbrennt es zu Kohlensäure und Wasser. Da nun die Capillarien überall, wohin sie von den Nervenendigungen herbeigerufen werden, genügend Sauerstoff überbriligen, so ist der Mechanismus mit aller Genauigkeit vorgeschrieben. Das Nervenöl wird zu Kohlensäure und zu Wasser verbrannt, mit welchen beladen das Venenblut zurückkehrt. Wie gering auch die Verbrennungsprocesse sein mögen, ihr wirkliches Vorsichgehen ist nicht zu leugnen. Es findet wirklich ein thatsächliches Verbrennen statt, es wird Licht erzeugt, und wir beginnen zu ahnen, dass es ein physikalischer Vorgang sei, was wir mit Seelen-thätigkeit bisher zu bezeichnen gewohnt waren. Indem das Nervenöl aus dem Blute beständig sich erneuert und ergänzt und dem Verbrauch entsprechend vorwärts rückt, ist unser Bewusstsein vergleichbar mit einer ewig brennenden Lampe, die allerdings zuweilen, wie im Schlaf, nur ein leises Glimmen ist, die aber mit jedem Morgen wieder hell zu brennen beginnt, nachdem der Docht, aus Achsencylindern gewoben, mit einem neuen Vorrath von Oel versorgt worden ist. Und dieses Oel gelangt nach einem ganz bestimmten Plan zur Verbrennung, insofern als die Methylengruppen in ganz bestimmter gesetzmässiger Reihenfolge durch Ameisensäure verknüpft sind, welche mit aller Strenge die Methylengmppen im Bann ihres elektrochemischen Wirkungskreises hält, so dass immer nur ein einzelnes Methylen und dann das nächstfolgende, an welches die Reihe kommt, in Function treten kann, obschon wir dies mit dem Mikroskop nicht beobachten können. Nach die- sem Plan wird unsere logische Gedankenthätigkeit ver-stäudlich, und die Abweichung davon, der Irrsinn, wird durch die Abweichung von dem Plan begreifbar. Wie trostlos nun, wenn es an Ameisensäure im Blutstrom mangelt; alsdann kann kein Nervenöl verbrennen. Dann verlöscht das Leuchtgaslicht unserer Nerven überraschend schnell ; es ist, wie wenn ein Würgeengel hantiert. Einem solchen Mangel an Ameisensäure erliegen wir, so oft sieb Harnstoff in der Blutbahn zu kohlensaurem Ammoniak zurückverwandelt. Alsdann zersetzt sich die Ameisensäure unseres Bluts mit dem Ammoniak zu Blausäure und Wasser, die Blausäure bildet mit dem Eisen des Hämoglobin lebloses, mineralisches Berlinerblau; in Folge dessen hört das Blut auf, magnetisch zu sein und hört auf zu fliessen; die Methylene der Nervensubstanz empfangen keinen Sauerstoff mehr und das Nervenleuchtgas unserer Seele erlischt. Ein solches Bild bietet die Cholera dar. Es sind dabei keine Bakterien im Spiel, wie die Mikroskopiker behaupten, sondern es handelt sich um Schlimmeres: die Keiswasserstühle bedeuten die An-hydrirung der Ameisensäure, und die Cyanose bei Cholera ist identisch mit Blausäurevergiftung, worüber Weiteres an seiner besonderen Stelle. Dass unser Blut mit Ameisensäure in den Lungen versorgt werde, haben vrir schon bei Besprechung des Lungenzuckers angedeutet; dass auch das Glycerin des Fettes Ameisensäure enthalte, haben wir ausführlich dar-gethan; aber dass auch die Methylene des Nervenöls zu Ameisensäure werden, wie wir behaupten, könnte uns als Hypothese ausgelegt werden, wenn wir nicht durch ein Reichspatent den glänzendsten Beweis zu erbringen im Stande wären. Es wird nämlich gegenwärtig kraft Patentes jedes beliebige Fett durch blosse Zufuhr von Luft und Wasserdampf in Glycerin umgewandelt, und dieser Vorgang ist leicht zu verstehen. Das endständige Methylen eines Triamylena addirt sich mit dem Sauerstoff der Luft bei Gegenwart von Kalk zu ameisensaurem Kalk. Zu den nächsten beiden Methy-lenen gesellt sich Wasser und bildet Alkohol. (In dieser Weise erzeugt man sogar Alkohol aus Petroleum). Dieser Alkohol nun mit der zuerst gebildeten Ameisensäure ist Glycerin. Der Chemiker folglich, der dieses Patent nahm und durch Zufuhr von Wasserdampf und Luft aus 1 Pfund Fett 2 Pfund Glycerin gewann, wusste ganz sicherlich, wie Glycerin zusammengesetzt ist, aber er hat es Niemandem gesagt; die Leute machen heute alles zu Geld. Nun denn, wenn im Dampfkessel Methylen zu Ameisensäure werden kann und wenn Platinmohr Methylenhydrat in Ameisensäure umzuwandeln vermag, so kann es auch durch die verdichtende Kraft des organischen Gewebes stattfinden und ganz entschieden in den Lungen vor sich gehn. Dass dort eine Oxydation stattfindet, ist kein Streitfall, aber man hat gemeint, die rothen Blutscheibchen seien die »Träger« des Sauerstoffs. Welchen chemischen oder physikalischen Akt man sich wohl dabei vorstellt! — Ganz gewiss, die Sache liegt anders. Im Blut ist wirklich Ameisensäure; wo kommt die her? — Aus den Lungen kommt sie her! Dort werden die Methylene des Leberzuckers zu Ameisensäure oxydirt, und zwar in der Form von Glycerin. Nun ist das Arterienblut roth; aber nachdem die Capillarien um die Nervenendigungen herumgegangen sind, ist das Venenblut dunkel und kohlensäurehaltig. Wo ist denn jetzt mit einem Mal der Sauerstoff verschwunden Tind die Kohlensäure hergekommen? Dort ist der Sauerstoff in Verlust gerathen, wo die Gefässschlinge den Nervenfaden bespülte. Folglich ist das Nervenöl oxydirt H worden, aber nicht zu Aldehyd oo, das reicht nicht aus, H ^ sondern zu Ameisensäure oco wurde es oxydirt, und demnächst allerdings zu Wasser und Kohlensäure, die von der rastlosen Blutwelle mit fortgetragen werden. So ist es denn gewiss: Im Lungenzucker ist Ameisensäure, und auch im Fett ist Ameisensäure. Welcher von beiden Substanzen sollen wir nun das Lob ertheilen? — Wir antworten; Sie stehen beide in gleichem Rang, und wir dürfen sie zusammenfassen als Grlycerin, Li jedem Tropfen unseres Blutes, solange wir gesund sind, rinnt Glycerin; in jedem Nervenfaden und selbst im innersten Mark unserer Knochen ist es zu finden und an jeder Stelle ist es wirksam, wir müssen ihm die Herrschaft eines richtigen Hausgottes zuerkennen. Wie eine Art Halbgott, wie ein Herakles, verrichtet es unermüdlich alle Arten Knechtsarbeit ; aus allen Winkeln, wo es als Oeltröpfchen lagert, ist es auf jeden Ruf augenblicklich bereit, in Action zu treten. Unser Herakles versorgt das ganze Haus; er schafft Nahrungsmittel herbei, er sorgt für Heizung, er sorgt für die Lüftung, er kehrt, ohne zu murren, unseren Darmkanal aus, er reinigt in den Nieren das Blut von Erden und Ammoniak, er giesst unseren Harn aus und thut überhaupt alles. T^ie er sich im Garten um jedes Blümchen bekümmert, in dessen Nektar er sich versteckt; wie er in jede Fichtennadel hineinsteigt, so ist ihm auch jedes einzelne unserer Haupthaare wichtig, denn er ölt es mit Talg, welches er aus zerfallendem Gewebe fabricirt, in welchem mithin Methylen stecken muss; abßr, was das Höchste ist: er steht auch unserer Gedankenfabrik vor; ja, er ist geradezu unsere körperliche Seele oder unser aus Zucker erzeugter seelischer Körper und mit dem, was wir Seelenthätigkeit nennen, so genau identisch, dass, wenn diese Glycerinlampe verlischt, alles damit ans ist. Grund genug, unseren Hausgeist in Ehren zu halten und nicht zu verscheuchen. Uebrigens ist er anspruchslos und verlangt blos Luft, um zu athmen. Er liebt es, ungesehen zu wirken, wie ein gutes Haulemännchen, und versteckt sich seine Vorräthe in Fetttröpfchen, welche die gescheidtesten Anatomen für einfache Polsterkissen ansehen, weil mit dem stärksten Mikroskop an der gefüllten Fettzelle keine Struktur, kein Kern, kein Leben zu entdecken ist. Dass, wenn unser Hausgeist Miene macht, von uns zu gehen, auch die Fetttröpfchen mit ihm verschwinden, hätte uns schon längst stutzig und unseren Spiritus familiaris erkennbar machen sollen. Dass er im fettigen Eiter auftritt und Bauwerke au^ihrt: Bindegewebe und Brücken mit Haut und Haar, während er im faulenden Eiter fehlt, das beweist sehr klar, dass es mit dem todten Fetttröpfchen doch eine eigene Bewandtniss haben muss. Und was wirkt denn nun eigentlich im Glycerin, die Methylene oder die Ameisensäure? Kann das wohl ernstlich in Frage stehen? Sie wirken beide, eines nach dem andern. Das Methylen ist die Raupe, die Ameisensäure der Schmetterling. Indem das Methylen Sauerstoff verzehrt, wird es zum Schmetterling und flattert und schwingt mit seinem aus den Fesseln be&eiten Wasser-stofEflügelpaar. Und was geschieht nun? Der leichte, elastische, elektropositive Wasserstoff, von feuriger Leidenschaft zum Sauerstoff erfüllt, klappt ihn zwischen seine Flügel, sobald welcher in seine Nähe hommt, und das Schmetterlingsleben ist damit vorbei, wir haben Wasser und Kohlensäure ; aber da flattert bereits wieder ein neues Methylen, und die Wasserstoffharmonika unserer Seele klin^ ununterbrochen wie eine Aeolsharfe im Winde, dafern wir nicht aufhören zu athmen. Wenn denn nun auf Glycerin unsere Seelenthätig-keit beruht, so werden sich einige finden, die da sprechen: »Ei, so brauchen wir ja nur tapfer Glycerin zu trinken, Tim so beseelt als nur möglich zu werden.« Indessen: Est modus in rebus. Nicht allein, dass ausser den Mineralsalzen keinerlei in den Organismus eingeführte Nährsubstanz die Zellengewebe durch wandelt, ohne dass eine Atomenverschiebung stattfände, also dass Eiweiss in Zucker und Fett umgesetzt wird, der Zucker in Säuren zerlegt und die Säuren zu Zucker verwandelt werden: sondern ein jegliches Material bedarf auch einer bestimmten harmonischen Vereinigung und Beziehung zu anderen Stoffen, mit anderen Worten: es bedarf einen bestimmten Platz, von welchem aus dasselbe allein in Wirkung zu treten vermag. In Eolge dessen liegt der zum Glycerin einzuschlagende Weg sehr weit entfernt von der direkten Einfuhr, denn es wäre eine zu umständliche und viel zu viel Zeit benöthigende Versorgungsart. Unser Glycerin muss ergiebiger und schneller erzeugt werden; ich sagte es bereits, in welcher Weise es geschehen muss : Wir dürfen blos ordentlich athmen, dann fabricirt unsere Lunge Glycerin, soviel als wir brauchen. Wem aber nun alles Vorgetragene noch nicht genügt, um überzeugt zu werden, dass auf Glycerin, d. h. auf ameisensaurem Aethylen unser Leben beruht, dem können wir sehr leicht den Beweis durch Ausschliessung ei-bringen, vorläufig im Allgemeinen ; bei Besprechung der einzelnen Seuchen wird es im Besonderen geschehen. Es gibt eine Seuche, welche Milzbrand genannt wird, wenn schon mit Unrecht, denn nicht allein die Milz, sondern auch Lunge, Leber und Nieren verfaulen, und zwar weil das Nervenleben stockt. In Folge solcher Fäul-niss duftet das zerfallende Gewebe Ammoniak aus. Letzteres aber zersetzt sich bei der Blutwärme mit Ameisensäure zu Wasser und Blausäure, von der wir schon flüchtig beim Nervenöl, als ' wir die Erscheinungen der Cholera berührten, gesprochen haben. Und diese auch im Falle von Milzbrand aus Ameisensäure und Ammoniak hervorgebende Blausäure ist erkennbar an dem theer-artigen nicht gerinnenden Blut der Milzbrandleichen. Nun kann aber doch einmal die Blausäure in unserem Blut nicht anders entstehen, als durch Anhydrirung von Ameisensäure mit Ammoniak, oder, was damit gleichbedeutend ist, von Kohlenoxyd mit Ammoniak, so dass es völlig gleichgiltig ist, ob wir uns mit Kohlenoxyd oder mit Blausäure vergiften. Denn Ameisensäure mit Ammoniak gibt als erste Anhydrirung natürlich Kohlenoxyd mit Ammoniak, und erst die zweite Anhydrirung liefert Blausäure. So oft wir daher mit Gyanose zu thun haben, so ist der erste Schritt zur Blausäureerzeugung gethan: es herrscht Kohlenoxyd-Vergiftung; wenn aber- der Tod eintritt, so ist auch der zweite Schritt geschehen und Blausäure gebildet worden; indessen dieser zweite Schritt kann nicht geschehen, so lange noch Ameisensäure vorhanden ist; hieraus folgt, wenn thatsächlich Blausäure erzeugt worden ist, dass sämmtliche Ameisensäure Terbraucht sein muss, und dass die Lungen nicht genug neues Material producirten, was in dem Falle des Einathmens von Kohlenoxyd ohne Weiteres einleuchtet. Wenn nun das Licht unserer Seele verlöscht, sobald es an Ameisensäure fehlt, so ist damit bewiesen, dass die Ameisensäure unseres Lebens Bedingung und Grundlage darstellt. Dass es sich im Falle von Anthrax (Milzbrand) wirklich um Ammoniak handelt, welches die Ameisensäure zerstört, und keineswegs um Bacterien, werden wir am rechten Platz näher erläutern. An dieser Stelle zunächst müssen wir noch den Zweiflern Beweise vor Augen führen, dass die Ameisensäure in ganzen Schaaren thätig ist, um beim gesunden Menschen oder Thier die normalen Ammoniak-Entspannungsprodukte unseres Blut- und Nerveneiweiss zu bändigen. Diese Bändigung ist eine so geniale und einfache, dass sie unser höchstes Staunen erweckt. Unser Herakles-Hausgeist packt nämlich die schlangenfeindlich züngelnden Blausäuren immer paarweis beim Kragen; ja manchmal bündelt er sie dreifach und vierfach zusammen und zwar so, dass jede Blausäureschlange die andere in den Schwanz beisst und allzuleicht niemandem mehr etwas zu Leide thun kann. Diese Blausäuren sind nur bei sehr kritischer Beleuchtung erkennbar. Das gewöhnliche Auge, welches ein Bündel von gefangenen Blausäuren betrachtet, erkennt blos Galerien von N'H, welche in abwechselnder Beihe um unzertrennliche Kohlenstoffkerne wie in einen spanischen Bock eingespannt sind. Man betrachte nur als typischen Repräsentanten unsere Harnsäure C5 H4 N4 Og. ro 0. o H N H N 00 C C 0 N H N H Hier sind drei Blausäuren an zwei Seitenstangen aus Kohlensäure und Gyansäure angeschmiedet, nachdem zuvor ihre Pole (Kopf und Schwanz) umgewendet worden sind. Nur Feuersglut vermag dieses festverschraubte Packet zu lockern oder die Ameisensäure in Person; im letzteren Falle verwandeln sich die Blausäuren in cyansaures Methylen; und wenn hierzu Wasser kommt, so entsteht GlykocoU; auf diese Art heilt man die Gicht. Wenn aber Feuersglut waltet, so lösen sich die Seitenwände in Gestalt von kohlensaurem und cyansaurem Ammoniak ab, während die schwarze Kohle mit unverzehrtem Stickstoff zurückbleibt. Da nun von der wunderbaren Fesselung der Blausäuren unser Leben und Sterben abhängen, so ist hier der rechte Platz, um die hauptsädhlicl^ten Geschwister der Harnsäure kennen zu lernen. SarMn C6H4N4O = 000 o|o. Ein Entspannungsprodukt der Nieren, der Leber, der Milz, der Muskeln und des Gehirns. Kohlenoxyd polarisirt zwei übereinan-geschichtete Blausäure-Paare. Die Gruppe entsteht durch Anhydrirung aus 5 Ameisensäure und 4 Ammoniak. Xanthin C5 H4 N4 O2 = 0 [|H b. Ein im Wasser unlösliches Pulver von mikrokrystallinischer Structur. Kommt, wie der oxalsaure Kalk in den Pflanzeiuellen als ein Entspannungsprodukt in zahlreichen animalischen Geweben vor. Ein doppeltes Blausäure-Paar, über einander geschichtet zu denken, ist an Kohlensäure befestigt. Entsteht aus 4 Ameisensäure, 4 Ajnraoniak und 1 Kohlensäure. Gnanin C5 Hg N5 0 = og ! 0. Die Materialien des „ IH Xanthin haben noch 1 Ammoniak absorbirt und Wasser abgespalten, so dass 4 Blausäuren durch Gyansäure verbünden sind. Das Guanin ist ein Excretionsstoff der Spinnen, die von ameisensäurereichen Insecten leben. In Verbindung mit Wasser nnd Luft zerfällt es zu Kohlensäure und Ammoniak; es ist daher ein vorzüglicher Dungstoff. Ereatin C4H9N3O2 = ococ H|hh HHI NH H H [CO. Oy ansaures Aethy- len ist mit Harnstoff verbunden, oder 2 Mol. Cyansaures Methylen (anhydrirtes GlykocoU) mit Ammoniak. Es steht der Knorpelsubstanz und dem Harnstoff gleich nahe und bildet das passive Element des Muskelfleisches. Wenn es sich nochmals anhydrirt, so entsteht Kreatinin. Kreatinin C4H7N3O = cmIotco. Blausaures Ace- ® H H| HN tylen nebst Harnstoff. Ein absoluter Auswurfetoff, der im Harn angetroffen wird und mit Guanin gleichen Dungwerth hat. Carnin CvHgNiOs = oqI c c c 3,occo = Essigsaures S S ( HS Sarkdn. Entsteht aus 5 Ameisensäure, 2 Kohlensäure und 2 Ammoniak. Dieses essigsaure Sarkin kommt neben dem Sarkin in der Muskelsubstanz als ein pulverförniiges Secret vor und hat ausser dem Essig nichts Werthvolles. Da nun die Hauptbestandtheile des Fleischextrakts aus Carnin, Kreatin, Kreatinin und dem oxydirtenLungenzucker, Inositsäure bestehen, so hat dasselbe etwa gleichen Werth mit eingedampftem Harn, welcher eben jene Substanzen : Kreatin, Kreatinin, Sarkin, Xanthin neben Kochsalz, Glaubersalz, phosphorsaurem Natron und Kalk, sowie die Ammoniak-Erzeugnisse : Harnstoff, Harnsäure, Hippur-säure und oxalursaures Ammoniak enthält. Oxalnrsänre C3H4N2O4 = 0 o c co. Kohlens., Wasser, N NH O) Blausäure und Cyansäure. Danach ist unser im Harn vorkommendes oxalursaures Ammoniak nahe verwandt mit dem im Kuhfötus vorkommenden Entspannungsprodukt Allantoin. N H NO H Allantoin CìHbNìOo = oco.cloiif. Dasselbe ent* ° * " HN|H|OH hält im Vergleich zu oxalurs. Ammoniak ein Mol. Blausäure an Stelle von Wasser, d. h. die Gruppe ist um ameisens. Ammoniak vermehrt worden, und dann geschah Anhy-drirung, weil das Wasser mit der Nabelvene fortgeschafft werden musste. Genug, die Aehnlichkeit des Fleischextrakts mit eingedampftem Harn ist so frappant, dass es ein beklagenswerther Irrthum war, das Fleischextrakt als einen Nährstoff zu empfehlen, denn gerade alles dasjenige, was das Fleisch Spannendes besitzt: Fett und Ei weiss, die Methy-lene, sind mit allem Bedacht fast sämmtlich daraus entfernt. HarnstofiF CONaHi- Während die Formel fllr cyan-saures Ammoniak nhochn geschrieben werden muss, weil die Säure einen negativen Pol mit dem positiven Pol der H H Base verbindet, so darf für den Harnstoff die Formel ma co h n angenommen werden, sobald er mit Methylengruppen vereinigt ist, weil ja doch der Kohlenstoff stets dem An-schluss an Wasserstoff den Vorzug vor dem Sauerstoff gibt, indessen im isolirten Zustand sind je nach der Erzeugung des Harnstoffs seine Figuren muthmasslich verschieden. Harnstoff entsteht neben Harnsäure, wenn 3 Mol. Ameisensäure und 3 Mol. Kohlensäure mit 6 Mol. Ammoniak zusammentreten, bei welchem Anlass 8 Mol. Wasser abgeschieden werden. Was hierbei innerlich anhydrirend wii-ksam ist, kann nur der Wasserstoff der Ameisensäure und des Ammoniaks sein. Aber Harnstoff kann auch entstehen, wenn zweibasisches kohlens. Ammoniak 1 Mol. Wasser verliert. hoih höh mhcihn = nhchn-ho;h höh Und in der Erwägung, dass eine zweigliedrige Substanz an Methylen-Gruppen keinen Anschluss finden kann, sind wir sehr geneigt, diese Formel: ^o^ zuzulassen, weü uns dadurch am besten einleuchtet, warum der Harnstoff als ein passives Entspannungsprodukt, gleich dem Kochsalz und anderen Substanzen, durch die Arteria renalis so unschwer die Blutbahn verlässt. Freilich wissen wir, wenn seine Ausfuhr auf Hindernisse stösst, dass der Harnstoff sehr leicht Wasser aufnimmt und sich dann in basisch kohlensaures Ammoniak zuräckverwandelt. Als solches ist er wieder dreigliedrig geworden, und seinem Anschluss an Methylengruppen steht unter solchen Umständen leider Nichts mehr im Wege. Die schweren Nachtheüe, die daraus entspringen, haben wir bereits berührt; sie laufen auf Anhydrirung der Ameisensäure durch Ammoniak hinaus. Ammoniak, so »lehrt die Physiologie, bewirkt Starre, selbst in spurweiser Verdünnung, d.h. in die chemische Sprache übersetzt: Ammoniak reisst der Leben bedingenden Ameisensäure den Sauerstoff fort und verwandelt sie in Methylen, welches keinen freischwingenden Wasserstoff mehr hat, weil derselbe in Ermangelung von Sauerstoff sich dem Kohlenstoff in verdichtetem Zustand nach Codex §. 1. anschmiegen muss. Glücklicherweise stecken in uns so reiche Hilfsquellen, und es sind so geniale Anordnungen getroffen, dass das gefährliche Ammoniak auf alle mögliche Weise unschädlich gemacht wird, dafem wir nicht allzu nachlässig sind. Da gibt es z. B. einen Bruder des Harnstoffs, welcher Gruanidin heisst, CH5 Ns. Dieses Guanidin, auch Imido-Hamstoft' genannt, wird erzeugt, wenn Ammoniak ITHOHIf an Stelle des Wassers im Harnstoff tritt: hnh . Dieses h Guanidin liefert uns das Schauspiel, dass 1 Molekül Blausäure und 2 Mol. Ammoniak ein At. Wasserstoff gemeinschaftlich besitzen, so dass sie in Folge dessen unzertrennlich sind. Kaum wiH dies uns auf andere Art möglich scheinen, als dass solches gemeinschaftliche Waserstoff-Atom die Spitze eines Dreiecks bilde, dessen Figur ebensowenig wie die des zweigliedrigen Harnstoffs an Methylengruppen Anschluss finden kann, so dass die leichtlösliche Substanz auf demselben Wege wie'der Harnstoff die Blutbahn verlässt. Zu diesen natürlichen Hilfsmitteln, kohlensaures Ammoniak durch Anhydrirung unschädlich zu machen, gesellt sich der freie Wasserstoff, welcher in der Lungenausdünstung und in den Darmgasen nachgewiesen ist und keine andere Erklärung für sein Auftreten zulässt, als die elektrolytische Erzeugung aus dem Wasser des Blutserums unter dem elektrischen Einfluss der Nervenstränge. Dieser Faktor scheidet freilich in dem Maase aus, als der Magnetismus des Blutes und die Elektricität der Nerven herabsinken. Ein ferneres natürliches Hilfsmittel, kohlensaures Ammoniak za binden, besitzen wir in dem durch Zerfall von Geweben oder Zerspaltung von Gruppen freiwerdenden Methylen, welches durch seinen einfachen Hinzutritt Glykocoll erzeugt und da, wo in blutreiche Organe (Lippen, Brustdrüse, Uterus, Leber, Magen u. s. w.) zerfallendes Eiweiss übertragen wird, jene nervenlosen Neubildungen erzeugt, die mit dem Namen Krebs belegt werden. Ein solcher Vorgang ist selbstverständlich nicht normal und deutet bereits eine gelähmte Nerventhätig-keit an; im normalen Verlauf wird nicht Methylen, sondern Ae t hy len verwendet, um das kohlensaure Ammoniak in Sar kos in oder kohlensaures Aethylen-Ammoniak h hh umzuwandeln, nhooo, eine in Wasser lösliche Substanz, hhho ' welche in geringen Mengen im Harnsekret auftritt. Ferner gibt es in dem Gallensekret eine Substanz, die T au ri n genannt wird und aus schwefelsaurem Aethy-H TT trio len-Ammoniak nhoc so besteht. Diese Substanz hat nach hhh|o Codex §. 6 die Kreit, zerfallendes Eiweiss, welches in den Lymphgefässen auftritt, zusammenzubinden; eine bisher nirgends berührte Thatsache. Schwefelsaures Ammoniak, aus Schwefelwasserstoff und Ammoniak durch Oxydation erzeugt, indem es in Sumpflachen die zuckerhaltigen Glykocolltropfen zusammenknüpfte, vermochte jene thierischen Eiweisskeime zu condensiren, die in allerlei Gestalten an die Gestade schritten. Diejenigen, welche im Meere verblieben und aus den Dämpfen der Unterwelt keinen Schwefelwasserstoff erhielten, wie die ConchiHen, die konnten auch keinen Hornstoff erzeugen. Statt mit einem Haarkleide bedeckten sie sich mit kohlensaurem Kalkstein, denn sie verfügen nicht über schwefelhaltiges Keratin, sondern nur über schwefelfreies Elastin, ' So begreifen wir denn, zu welchem Zweck das schwefelhaltige GlykocoU des Gallenseki-ets in den Trac-tus intestinalis gelangt: es soll eben jede Spur auftretenden Ammoniaks bändigen und die sog. Peptone zu gleichartigem Blutalbumin zusammenscb weissen. Es hat mithin der Volksgebrauch, gegen die Staupe der Hunde Schwefel anzuwenden, seine voUe Berechtigung; aber der Schwefel hat nicht sowohl blutreinigende Kraft als vielmehr bluteiwelssbinden de Wirkujig. Und auch die Aachener Schwefelquellen, wie schwach sie immerhin sind, bewähren sich gegen den Eiweisszerfall, welcher in dem Lymphsystem syphilitischer Patienten vor sich geht, weil es daselbst an Taurin mangelt. Denn daran mangelt es wirklich, das erkennen wir aus dem Umstand, dass bei den betroffenen Patienten das Haar nicht weiterwachsen kann, eben weil es an Schwefel gebricht; die Ernährung wird deshalb unterbrochen und das Haar fällt aus. Das gleiche Verhalten sehen wir bei Scharlach, Typhus u. s. w. Ueberall, wo im Lymphsystem Eiweiss zerfällt, mangelt es an Schwefel. Daher verschlimmern Eisenpräparate, welche so begierig den Schwefel an sich ziehen, die syphilitischen Erscheinungen, während ein wenig Zinnober ( Schwef'elquecksilber) im Zittmanntrank, und die Gypskrystalle (schwefelsaurer Kalk) aus der Guajakrincle Besserung bewirken. H HH O Taurin NHCG so CaH^NSO« setzt sich mit Chol- HHHO ' ^ ' ö säure zu Taurocholsäure zusammen, welche neben Glyko-cholsäure, beide an Natron gebunden, im Gallensekret enthalten ist. Gholsäure C24H40O5. Enthält: 2 Ameisensäure, 9 Methylen, 2 Benzol, l Leuolitgas und 1 Mol. Wasser. Indessen das Wasser-Molekül kommt bei der Verbindung mit Taurin zur Abscheidung. Glykocholsäure Oze H48 NOg, besteht aus Glykocoll und Dyslysin, die gleichfalls "bei ihrer Vereinigung 1 Mol. Wasser abspalten. Dyslysin O24 Hg g Oa charakterisirt sich als : 1 Ameisensäure, 9 Methylen, 2 Benzol, 1 Acetylen und 1 Wasser. Diese Zusammensetzungen resultiren aus dem Gesetz der Dreigliedrigkeit und Geselligkeit der Methylengruppen. Wenn wir jetzt Cholsäure und Dyslysin addiren, wobei Leuchtgas und Acetylen 3 Mol. Methylen compo-niren, so ergibt sich als Summe: 3 Ameisensäure, 21 Methylen und 4 Benzol, oder statt Benzol noch weitere 24 wasserstoffverarmte Methylene. Welche grosse Aehnlichkeit wird hierbei sichtbar zwischen Taurin und Neurin, zwischen cholsaurem Dyslysin und Lecithin, zwischen "Galle und Vitellin. Die AehnUchkeit des Gallensecrets mit dem Gehirnfett wird noch vermehrt, indem ausser Eisenfarbstoffen auch Cholesterin und Lecithin darin enthalten sind. Das kann kein Zufall sein; vielmehr, da ausser der Pettgrandlage unseres Organismus, auch noch die GewebeGrundlage, das Glykocoll, im Gallensekret zugegen ist, so repräsentirt dasselbe die gesammte Grundlage unseres Organismus. Die Galle ist somit das vollständige Gegentheil von einem Auswarfstoff. Als ein Stück unserer körperlichen Seele steigt sie beständig iu den Tractus intestinalis hinab, wie die schöpfenden Eimer in einen Brunnen, um mehr Körper- und Seelensubstanz herbeizuholen, um das Ernährungsmaterial unmittelhar, wenn es aus dem Magen tritt, von Anfang an zu überwachen, das Commando ergreifend einherzuschreiten neben den frischgeworbenen Rekruten, sie in Reih und Glied zu stellen, einzuexercii-en und zur Aufnahme in die wschiedenen Truppentheile vorzubereiten. Auf weiten Umwegen führt sie die ganze Schaar durch die Chylus- und Lymphgefässe, überall zerstreute Marodeure sammelnd, überall abgenutzte Bindegewebssubstanz mit sich nehmend und Ordnung schaffend, langsam wie eine noch ungeschulte Armee über die zahlreichen Lymphdrüsen-Etappen in den Ductus tho-racicus, um endlich in Jugularis und Subclayia einzuschwenken und die neuen Truppen unter alle Regimenter zu vertheilen. Die Galle bewirkt somit fortwährend eine beständige Neugeburt unseres beseelten Organismus. Und weil sie dem Lecithin so ähnlich ist, so ist ihr der Sauerstoff antagonistisch; sie beherrscht darum ein eigenes System, die Lymphbahnen, in welche kein Sauerstoff eintreten darf, bei Gefahr, Fäden zu spinnen, Fibrin zu erzeugen und Gerinnsel zu bilden, welche die Lymphbahnen verstopfen und jene Störungen bewirken, die wir so schwer überwinden: Peritonie, Pyämie, Typhus, Blattern, Scharlach, Diphtherie. Die Galle gehört in die Lymphbahnen, aber nicht in das Blut. In der Blutbahn, in den Lungen wirkt sie als Gift, wie Icterus beweist. Sobald nämlich der sympathische Nerv gelähmt ist, sei es durch Gemüthsbewegungen oder durch klimatische Einflüsse, so erleidet die Funktion der Gallenblase eine Unterbrechung, während der Lungenmagennerv und der Zwerchfellnerv ihre Thätigkeit noch fortsetzen und das Leberblut nach der aufsteigenden Hohlvene leiten. Unter solchen Umständen vermischt sich das Gallensekret mit dem Venenblut imd gelangt durch die Lunge in das arterielle System. Da nun täglich etwa 500 Gramm Galle sekretirt werden, so absorbirt dieselbe, entsprechend ihrer Zusammensetzung, die wir kennen, beträchtliche Mengen Sauerstoff, und schädigt hierdurch das cerebrospinale System. Hierzu kommt auf der anderen Seite ein Deficit an neuem Nährstoff imd Lymphsaft, weil zugleich mit der Gallenblase die übrigen Drüsensekretionen stocken. Das Gesampitresultat von alle diesem führt den Namen »Gastrisches Fieber« und die schwerste Form heisst »Gelbfieber«. Glykocoll. Wir sagten bereits, dass in der Galle das Glykocoll im wasserfreien Zustand enthalten sei, und so ist es aucli im übrigen Organismus zugegen. Unser Bindegewebe enthält nicht kohlensaures Methylen-Ammoniak (kohlens. Methylamin), sondern vielmehr cyan-saures Methylen. In ganz gleicher Gestalt finden wir es auch in vielen Pflanzen. Die steinharte Testa der Samen von Strychnos Nux vomica enthält cyansaures Methylen, und der Blausäuregehalt des Strychnins in den hornartigen Samen kann uns deshalb nicht befremden. Alles anhydrirte und verhärtete Glykocoll quillt aber im Wasser wieder auf. Es ist daher ein rein physikalischer Process, wenn die Knorpelsubstanz unseres Skeletts, die nach ilirem Austrocknen und Anhydriren in späteren Jahren unsere Glieder steif macht, im warmen, elektrischen Wasser, auf elektrisch isolirtem Kieseltuffboden, sobald solches Wasser von aussen und innen her zur Aufsaugung gelangt, wieder biegsam wird und uns wiederum Beweglichkeit der Gelenke verschafft, wie jene elektrischen Quellen in Wildbad, Gastein, Teplitz, Carlsbad u. s. w., vulkanischer Thätigkeit entstammend, in so wohlthuender Weise bekunden. Die nächste solcher warmen Quellen, die man erreichen kann, muss als die beste gelten. 3. Absclmitt. Entstehung unserer Gattung. Zu einer bestimmten Periode unserer Erdformation, als Baumfam- und Coniferen-Waldungen massenhaft unter die zerbrechende, ursprünglich schwache Erdrinde in die heisse Tiefe versanken und das damals ammoniakalisohe Meerwasser über ihnen zusammenschlug, wurde eben diese Meereslauge von den Röstprodukten der Waldbäume befruchtet. Die Bindekraft des Ammomaks erzeugte atia Glyko-coll, beziehungsweise aus Zucker, eine Albuminsubstanz, die durch Vermischung mit Eisen ia der Form toh Aethyleneisenmercaptid ein elektropositives Material darbot, welches durch Aufnahme Ton. öligen Produliten der Pflanzenwelt, die in das kochsalzhaltige Meer flössen, sich zu DoppelTerbindungen gestaltete. Solche DoppelTerbindungpn, nach Analogie Ton Albumin mit Lecithin. GlykocoU mit Taurin, mussten, entsprechend dem überreichen Material, in den mannich-faltigsten Variationen aufisreten. Die öligen Pflanzenprodukte, zum Theil durch eindringende, Tersteinem.de Kieselsäure nach oben gedrängt, zum Theil durch Feuersglut oder durch Wassersdruck ausgetrieben, Terseiften. die amoniakaHsche Leimzuckerlösung des Oceans, und die beweglichen Flocken schwammen, entsprechend dem speciflschen Gewicht ihrer Ingre-dientien, in de;i Terschiedenen Tiefen des Weltmeers umher. Das schwimmfähige Extrakt der ersten Vegetation, nämlich der Famkräuter, deren Wurzelstöcke, TÖe Filix mas uns lehrt, heute noch Zucker, Oel und phosphorsauren Kalk neben Ei weiss enthalten, war für die RoUe des Lecithin ganz besonder^ geeignet. Noch heute überzeugen wir uns beiläufig, dass fettes Oel in Berührung mit Wasser ranzig wird, indem es Wasser und Sauerstoff aufiiimmt,-sich chemisch modificirt und auflösliche Be-standtheile an das Wasser abgibt, welches daTon den Geschmack annimmt. Derselbe Vorgang fand auch damals statt. Jeder Tropfen Albumin — so sagen wir, ohne dabei an das Volumen eines Wassertropfens zu denken — der Ton einem Tropfen zu ihm passenden LeeithinÖls befruchtet wurde, bedingte die Entstehung Ton 2 Tropfen Vitellin, d. h. Ton 2 lebendigen Thierkeimen; denn nachdem die beiden ähnlichen und dabei doch Terschiedenartigen Substanzen ihre entgegengesetzte elektrochemische Spannung ausgeglichen hatten, stiessen sig einander Tdeder ab. Mittlerweile hatte der Eiweiss- tropfen dem Lecithin etwas von seinem Eiweisscharakter und der Lecithiatropfen dem Eiweiss etwas von seinem Leoithintypus abgegeben: das Lecitliin-Vitellin wurde zum Manne, das Albumin-Vitellin wurde zum Weib, und beide blieben für alle Zukunft behufs gegenseitiger Ergänzung auf einander angewiesen, weil ia jedem Individuum nur eine der beiden in polarem Gegensatz zu einander stellenden Eiweissarten erzeugt werden konnte, so dass diejenigen Gattungen verlöschen mussten, von welchen das eine der beiden Geschlechter zu Grunde ging. Dass im TJebrigen die gemeinschaftliche Hauptquelle des salzigen Meerwassers, in welches von den Gipfeln der Berge die aufgelösten Mineralien und von allen Seiten die Röstprodukte der Pflanzenvegetation zusammenflössen, das Resultat haben musste, dass der einzelne Eiweisstropfen mit dem ihm benachbarten Eiweisstropfen hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung eine starke Aehnlichkeit aufwies, so dass wegen älinlicher Absorptionsfähigkeit auch ähnliche einander auffallend nahestehende Gestalten heranwachsen mussten, ist nicht schwer zu verstellen; und so erblicken wir denn jene anscheinende Verwandtschaft, jene scheinbaren Entwicklungg-Ueber-gänge zwischen Wiesel und Katze im Zobeltbier, zwischen Katze und Hund im Gepard, zwischen Hund und Affe im Dril und die bekannten zahlreichen Annäherungen der Affen an jedwede Thierklasse. In der Wirklichkeit aber bedingen es die feststehenden Gesetze der Polarität, dass keine Thierga^^tung mit der anderen eine fruchtbare Vermischung einzugehen vermag, und dass keine Thiergattung in eine andere übergehen kann, sobald ihre Eiweissarten nicht in sämmtlichen wesentlichen Ingredientien genau übereinstimmen. Andererseits waren es Gesetze der Physik, welche bewirkten, dass die lecithinreicheren, mithin wasserstoffreicheren Eiweissarten an die Gestade geschwemmt wurden, und sogar ein Theil von ihnen sich in die Lüfte erhob, während die lecithinärmeren, je nach ihrem spe- 5 cifischen Gewickt, das Meer in yerschiedeuen Tiefen be-Tölkerten. Was die luftdurclischwirrenden Insekten betrifft, so dürfen wir unnebmen, dass ihre Eiweisskeime vorzugsweise gasförmiges Lecithin an sich zogen, entsprechend der Beobachtung, dass jede beliebige Substanz, sei es eine Oelschicht oder Wein oder Bier oder ein einfacher Wassertropfen, ebensowohl wie ein Glasstab, eine Barometerröhre, eine MetaHfläche oder eine pul verförmige Substanz, nach allgemein^iltigein physikalischen Gesetz an ihrer Oberfläche atmosphärische Luft nebst deren beigemischten Dünsten verdichtet. Es ist danach sicher, dass eine chemisch wirksame Flüssigkeit, wie die am-moniakalische Meereslauge, von solcher Regel keine Ausnahme gemacht haben kann. Unter diesem Gesichtspunkt wird uns die hochgradige Sinnesschärfe verständlich, welche trotz ihres geringfügigen Körpergewichts nicht nur so viele Insekten, z. B. die auf dem Wasser zur Ausbildung kommenden Mücken, sondern auch die zartesten Infusorienthiere zur Schau tragen; und auch die Jagd, welche unsere gefiederten Sänger auf beflügelte und unbeflügelte Insekten anstellen, erscheint uns in besonderem Lichte, sobald wir das aschenfreie, speciflsch leichte, wasserstoffireiche Lecithin als Repräsentanten des geistig beweglichenTheils, des seelischen Elements und der Intelligenz anerkennen. Es ist wahr, dass wir letzteres bei Beleuchtung unserer Nerventhätigkeit, iadem wir uns auf physikalische und chemische Gesetze berufen, erst noch zu erläutern haben werden; aber, die Thatsache einstweilen zugegeben, so folgt daraus, dass Lecithin unentbehrlich war, um beseelte Wesen zu erschaffen. Das leichtbewegliche, wasserstoffreiche Lecithin-Element zwang das büdsame Albumin-Material, gemäss-den waltenden Umständen ihm nach ieder Richtung hin zu folgen. Dem Gesetz der Polarität gehorchend, musste-das absorbirfä^ge Albumin alles vom Lecithin verlangte Material, nach Analogie des Pflanzenwachsthums, durch Anlagerung herbeischaffen, das heisst: die chemische Mischung des Lecithins war der massgebende Befehl, welchem blindlings gehorchend das in abhängigem Yer-hältniss stehende Albumin die gesammte Ausrüstung und äussere Gestalt modulirte. So sehen wir die Gattungen entstehen. Die Lecitibinseele des extremitätenlosen Schlangenleibes verlangte für die Giftzähne leicht zerfallbare» Eiweiss, und das Albumin zersetzte sich zu Gift. Die Kolibriseele, um die Larven in den Blüthen zu überraschen, bedingte sich Schwirrflügel, und das Albumin fertigte sie an. Die stumpfere Pischseele benöthigte Knorpel, Kiemen, Flossen, Schwimmblase und Schuppen, und 'das Albumin gehorchte mechanisch, indem €s GlykocoU anhydrirte und aus Ameisensäure und Ammoniak wasserdichtes, unlösliches Guanin erzeugte. Der bauende Mensch brauchte Hammer und Zange, und die geballte Faust dient ihm als Hammer, und sein Daumen lässt sich mit jedem der Finger zur Zange zusammensetzen. Und zwar nicht langsam, wie wir Alle nach menschlicher Beschränktheit zuvörderst anzunehmen ge-' neigt sind, nicht binnen Jahrtausenden, sondern in Zeit von Monaten, Wochen oder Tagen fand die Erzeugung jeder einzelnen Gattung - ihre vollendete Ausbildung. Sehen wir nicht fortwährend bei Wunden überraschend schnell Bindegewebe wuchern? — Und lässt nicht ein Salamander, der unter günstigen atmosphärischen Umständen Eier legt, unter veränderten Verhältnissen sieh in kurzer Frist eine Bruttasche wachsen, in welcher lebendige Junge auskommen? Ganz gewiss, die Entwicklung der Organismen mit all ihrem Ausrüstnngs-Material kann zu jener Zeit, wo eine hochelektrische Umgebung Mutterstelle vertrat, nicht weniger prompt stattgefunden haben als gegenwärtig im Mutterleib. Im Gegentheil lehrt uns der heutige Gärt- nereibetrieb, dass eine Pflanze bei ununterbrochener Wärmezufuhr weit schneller zu Blüthe und Frucht gelangt, als wenn die kühlen Nächte zeitweisen Stillstand der Processe bewirken, so daas die Pflanzen gewissermassen eine Summe von Wärme und Nährstoff darstellen, auf deren Erzeugung längere oder kürzere Zeiträume verwendet werden können, so dass in nördlichen Gegenden, wo 4ie Sommersonne erheblich viel länger über dem Horizont verweilt, das Getreide in kürzerer Zeit zur Reife gelangt als in scheinbar günstigeren Regionen. Und wie mit den Pflanzen, so muss es auch mit den thierischen Organismen sich verhalten haben zu jener Zeit, als die Erde mit ihrer feuchtwarmen Atmosphäre einem grossen geheizten Treibhaus glich. UnübersehWe Varietäten von Thierkeimen mögen in jener elektrischen Periode der Erde in kürzester Frist erzeugt worden sein, und ein Gewimmel von lebenden Wesen, die niemals ein Paradies besassen, sondern von Uranfang an die Existenz einander strittig machten, muss Wasser, Luft und festes Land bedeckt haben. Im Verhältniss zu jener Zeit ist wegen der Ungunst der herabgesunkenen Elektricität und vegetabilischen Fruchtbarkeit des Erdbodens gegenwärtig grosse Stille und Oede eingetreten; aber noch immer bekundet sich die höchste Fruchtbarkeit in Erschaffung von Keimen auf allen Gebieten. Eine feuchte Umgebung ist noch heute wie ehedem erforderlich, um büdsames Material zu einer vorher nicht bestandenen Gruppe zu vereinigen, folglich in diesem Sinne urzeugend zu vdrken, aber der Schauplatz solcher Urzeugung ist an Stelle des lauwarmen Meerwassers oder der feuchtwarmen Atmosphäre in den umschlossenen Mutterleib verlegt, und so unabsehbar sind die Schaaren der dort urzeugend (!) gebildeten Keime, dass die Heringe allein, dafem sie aUe unverzehrt blieben und ihre sämmtlichen Eier auskämen, binnen 4 Jahren die gesammten Oceanwüsten durch ihre dichtgedrängten Leiber in festes Land umwandeln würden. Und die Kastanienbäume Stuttgarts allein, wenn die Ovula aller ihrer Bliithen zu Früchten, und alle Früchte zu Bäumen würden, besässen in 30 Jahren eine Nachkommenschaft, welche alles feste Land in Anspruch nähme, so dass wir weder Aepfel noch Birnen hätten, weder Weizen noch Gerste noch Reben. Wir würden dann weder Brot backen, noch Bier brauen, noch Wein zu keltern in der Lage sein. Bei solchem ungezählten ßeichthum in der Anlage von Keimen erscheint die Darwin'sche Vorstellung als eine kindlich naive. Unser Schöpfer soll, nach Darwin's Lehre, mit sonderer Sparsamkeit eine, höchstens zwei lebendige Zellen erschaffen haben, aus welchen nach einander in unabsehbaren Intervallen Wurm, Schmetterling, Krebs, Fisch, Vogel, Schlange, Hund, Kameel, Elephant, Pavian und Mensch ullmälig hervorgegangen sei. Kann es wohl noch irgend Jemanden geben, der dem berühmten Darwin dies glaubt? Mit der Descendenztheorie hat es freilich seine Richtigkeit, sie ist völlig am Platze; nur muss man sie über die geformte Zelle hinaus in den unerschöpflichen Born des nichtgeformten, aber formgebenden Wasserstoffgases als die wahre causa propellens zurückverlegen. In dieser Beziehung haben wir in den vorangegangenen Skizzen zu entwickeln versucht, dass wir das an Kohlensäure gebundene Wasserstoffgas als die mechanische Triebfeder anzusehen haben, deren sieh die göttliche Allmacht bediente, um die anscheinend leblosen chemischen Elemente zum Aufbau beweglicher und veränderlicher Gestalten in wechselvollem Spiel zusammenzuspannen. Wir haben angedeutet, wie unter Mitwirkung von Wärme und Electricität aus Wasserstoffgas, Kohlensäure, Wasser und Ammoniak nebst mineralischen Substanzen durch Zusammenschaaren der positiven Elemente unter Zwischenlagerung von polaren, negativen Molekülen zunächst auf dem Wege einfacher physikalischchemischer Processe die Pflanzenwelt entstehen konnte» deren Röstprodukte sodann eine verfeinerte Modification des vegetabilischen Eiweiss in der Gestalt von elektrochemisch hochgespanntem Lecithin erzeugten. Wir haben uns Idaigemacht, wie die kochsalz- und phosphorwasserstoffhaltige Àmmoniaklauge des warmen Meerwassers mit den lecithinliefernden öligen Destillat.n der schwefelkieshaltigen Braunkohle Yerseifangsprocesse einzugehen im Stande war, deren Flockenbildungen in allen Tiefen des salzigen Meerwassers umherschwammen. Diese amöbenähnlichen Gerinnselbildungen von verschiedener Absorptionsfähigkeit haben wir als Befruch-tiingsresultate der Älbuminsubstanzen durch Lecithin und zwar von abweichender chemischer Mischung charak-terisirt. Wir haben erläutert, wie hierdurch die Grandlage zu zahlreichen Thierkeimen gelegt war, deren gesammte Mengen zwar wegen ihrer gewaltigen Ueberzahl nicht zur Entwicklung kamen, unter denen aber doch, wie der Augenschein lehrt, auch verschiedenerlei Menschenkeime aus der Gunst der Temperaturverhältnisse und des reichlichen Absorptionsmaterials Nutzen zogen imd als selbständige Eassen bis zum heutigen Tage kenntlich geblieben sind. Diese verschiedenen Menschenrassen haben unbestreitbar einen gemeinschaftlichen »mythologischen« Stamm-banm, insofern als die phosphorleuchtende, meerschaumgeborene Aphrodite, oder kurzweg die salzige See, unsere Stammmutter und der in den Tiefen der Kalk felsen, bei der Glut der Braunkohlen hämmernde, Leuchtgas destillirende, Schwefeleisen schmelzende Vulkan unser Erzvater ist; indessen weiter erstreckt sich auch die Verwandtschaft nicht, denn was die auf die verschiedenen Rassen ent-fallenexL Qualitäten Lecithin betrifft, so bestehen so sichtbare Abweichungen in der Leistungskraft, dass es uäs zuweilen recht schwer ankommt, unsere stiefmütterlich bedachten Mitmenschen als ebenbürtige Geschwister za respektiren, weil doch nun einmal, wie wir erkennen werden, vom Lecithin alle- Intelligenz, alle seelische Empfindung, alle geiätige Begabung abhängig ist. 4. Abschnitt. Wil'kimgsweise der Jerven-sulbstanz. Wir haben zwar bei Besprechung des Neurin S. 48 entwickelt, dass unsere Nerventhätigkeit mit Oxydation oder Verbrennung gleichbedeutend sei, aber wir sind noch die Aufklärung darüber schuldig, durch welche Kraft und auf welche Weise eine solche Oxydation eingeleitet und im Gange erhalten wird, denn es genügt nicht, Wasserstoff und Sauerstoff mit einander zu vermischen, damit sie brennen, und es genügt noch weniger, den Sauerstoff in die Nähe von Kohlenstoff zu bringen, damit sich der letztere entzünde, es würde zu dem Ende vielmehr der Eothglut bedürfen; hier gilt es mithin, eine Lücke in der Beweisführung auszufüllen, und wir müssen uns zu dem Zweck auf das physikalische Gebiet begeben. Die empirische Formel des Lecithin C42H84NPO9 ergibt fast zwei Drittel des gesammten Atomencomplexes als aus Wasserstoffgas bestehend, diesem elastischsten und spannungsreichsten aller Elemente. Zwar enthält auch das Wasser Hg 0 einen Gehalt von zwei Dritteln Wasserstoff, wenn wir die Atome oder die Volumina zählen, allein dieselben sind im Wasser durch die negativste aller Substanzen, durch Sauerstoff, neutralisirt. Im Gegensatz hierzu bestehen die Lecithin - Elemente, abgesehen von 3 Sauerstoff, an Phosphor gebunden, und 1 Stickstoff, aus lauter elektropositiven Molekülen, denn 6 Sauerstoff als zur Ameisensäure gehörig, partizipiren an der Posivität, weil Ameisensäure den Aldehyd-Charakter, d. h. den Charakter von ungesättigtem Wasserstoff besitzt. Genug, eine Fülle von unentspanntem positivem Material steht uns im Lecithin gegenüber, und wir haben an zahlreichen chemischen Einwirkungen beobachtet, wie der Wasserstoff an den Kohlenstoff so lose gebunden ist, dass er sehr leicht seinen Platz räumt, und zwar ganz besonders locker verknüpft ist der Wasserstoff in der Ameisensäure, so dass er aus derselben abspringt, sobald ihm chemisch verdich- teter Sauerstoff dargeboten wird, der mit geringerer chemischer Affinität von einem anderen Element getragen ist, wie z. B. im Silberoxyd. In letzterem Falle bildet der Wasserstoff der Ameisensäure mit dem Sauerstoff des Silberoixyds Wasser und lässt die in der Ameisensäure steckende Kohlensäure frei. Wir haben uns dementsprechend den Wasserstoff in der Ameisensäure als frei vorzustellen, wennschon in chemisch verdichtetem Zustand; und zwar tritt ein solcher Zustand der Befreiung des Wasserstoffs in demselben Moment ein, wo sich zu dem Methylen Sauerstoff addirt. Eine solche Addition von Sauerstoff zu Methylen ist nicht als Verbrennung aufzufassen, weil der Gleichgewichtszustand des Methylens o und seine Additionskraft durch h 2 At. Sauerstoff nicht erschöpfb werden oco. Denn wir müssen uns überall, wo Ameisensäure neben Methylen- H HH B gruppen steht, wie z. B. im Glycerin: oco eoo, daran er- h hh h innern, dass der Kohlenstoff auf dichten Anschluss an seines Gleichen beharrt, desshalb dürfen wir uns nicht vorstellen, dass der Sauerstoff der Ameisensäure die Reihen der Methylen-Moleküle unterbreche, wie auf der Fläche des Papiers das Bild der niedergeschriebenen Formel vor Augen stellt, sondern wir müssen uns vielmehr klar machen, dass eins der Sauerstoffatome hinter der Fläche des Papiers und das andere vor der Fläche des Papiers neben Kohlenstoff aufgestellt sei, während der Kohlenstoff selbst den Platz an der Seite des nächsten Kohlenstoffs der Aethylengruppe einnimmt. Und darum sagen wir, eine solche Addition sei keine Verbrennung. Erst ein ferneres Atom Sauerstoff kann, wenn es in chemisch verdichtetem Zustand uberbracht wird, den freigewordenen Wasserstoff zur Verbrennung disponiren und gleichzeitig die quergelagerte Kohlensäure zur Abscheidung bringen, so dass, wenn wir von Verbrennung des Lecithins reden, stets nur der Wasserstoff von Torgängig erzeugter Ameisensäure in Frage kommt. Solcher Wasserstoff ist frei und gespannt, wenn schon nicht gasförmig zu denken, und damit betreten wir jetzt das physikalische Gebiet. In dieser Beziehung kann es dem, der die Pendelbewegung eines Luftballons beobachtete, währenddem der Aeronaut zu landen sich bemühte (eine Pendelbewegung im Sinne des Metronoms), nicht schwer fallen, die Wirkungsweise der Ameisensäure im Lecithin durch Zurückföhrung auf physikalische Gesetze zu verstehen. Ein solches Yerständniss erleichtert sich noch weit mehr fttr den Histologen, der sich erinnert, in welcher Weise die Erzeugung von Nervenfasern vor sich geht. In letzterer Einsicht wissen wir, dass eine absorptionsfähige Zelle sich zunächst in zwei Abtheilungen sondert, deren eine für die Empfindung, deren andere für die Bewegung bestimmt bleibt. Diese beiden Abtheilungen beginnen sich von einander zu entfernen, und ihre Trennungsstelle gibt Anlass zur Entstehung eines sie verbunden haltenden Nervenfadens, gleich der Raphe, welche das vegetabilische Ovulum mit dem Centraiorgan verknüpft hält. Der Nervenfaden wird von dem Zelleninhalt ernährt; seine Substanz vermehrt und verlängert sich und zwar mit dem Resultat, dass die selbständig gewordenen Zellen sich immer weiter von einander entfernen und dabei einer abweichenden Ausbildung unterliegen, indem die eine der Zellen durch ihr zartes Gewebe sieh immer deutlicher als Nervenzelle dokumentirt, während die andere sich zur beweglichen Muskelzelle gestaltet und dementsprechendes Material um sich her versammelt. Diese sichergestellte Art und Weise des Wachsthums von Nervenfibrillen, indem sie gleichzeitig Muskelzelle und Nervenzelle als Geschwister kennzeichnet, cha-rakterisirt den Nervenfaden als einen Leitungsdraht zwischen zwei Polen und die Nerventhätigkeit als eine polare nach Analogie der physikalischen Kräfte Magnetismus und Elektrizität. Damit soll gesagt sein, dass der Effekt an den Endpunkten zum Austrag kommt, während die leitende Verbindung nicht merkbar afficirt wird. In Uebereinstimmung hiermit werden beispielsweise die Lichtschwingungen, welche die peripherische Ausbreitung des optischen Nervs, die Retina, treffen, pünktlich fortgepflanzt, nicht aber diejenigen, welche den Markhügel, den blinden Fleck, berühren. Nun ist aber die Art und Weise der Fortpflanzung von Nervenreizen, wennschon dieselben durch Elektricität bewirkt werden können, dennoch keine elektrische, denn sie benöthigt ja mehr als zehnmillionenmal mehr Zeit als der elektrische Strom, da sie blos 34 Meter pro Secunde durchläuft gegen 61 000 Meilen des elektrischen Stroms. Von welcher Natur ist sie denn aber jetzt? — Sie beruht auf Elasticität, und zwar auf der Elastici-tät des Wasserstoffs, welcher durch seine Bindung an Kohlenstoff weder die Elektroposivität noch die Spannungskraft verloren hat, und damit kehren wir zu unserem Luftballon zurück. Am meisten fähig zu pendeln ist der freie Wasserstoff in der endständigen Ameisensäure, in welcher der Nervenreiz polar zum Austras; kommt, nach Analogie jenes Experiments mit Billardbällen, welche an Fäden hinter einander aufgehängt sind, und von welchen, wenn man einen äusseren Ball, den man an seinem Faden abgehoben hat, zurückfallen lässt, die mittleren Bälle ruhig an ihrem Platz bleiben, so dass nur die beiden äusseren Bälle abwechselnd pendeln. Derselbe Vorgang innerhalb der mit elastischem, wenn auch chemisch verdichtetem Wasserstoff angefüllten Nervenleitung hat die Consequenz, dass wenn eine peripherische Zelle durch äusseren Reiz, welcher Art auch immer, einen Anstoss erhält und in eine Schwingung versetzt wird, die sich auf die polare Zelle fortpflanzt, so muss die polare Zelle, Dank dem Umstand, dass sie in schätzendem Neurilem oder in Muskelsubstanz eingebettet liegt, eben durch diese begrenzende Wandung in ihrer Bewegung gehemmt werden. Nun wissen wir aber, dass jede gehemmte Bewegung sich in Wärme umsetzt, wie das einfache Experiment veranschaulicht, wenn man einen längeren Nagel in trockenes Holz schlägt und mit der Zange alsbald wieder heraushebt; er ist dann durch den Widerstand der Holzfaser, d. h. also: durch die gehemmte Bewegung oder, wie ein anderer Ausdruck lautet: durch die Reibung ganz heiss geworden. Und da uun jede Wärmevermehrung das Maass der Elektroposivität des Wasserstoffs der Lecithinsubstanz erhöhen muss, (durch Kälte wird die Leitungsfähigkeit der Nerven augenfällig verzögert und sogar ^nzlich aufgehoben) und überdies das Nervenöl der AxencyUnder, zufolge der begleitenden magnetischen Blutstömung, sich beständig in elektrisch gespanntem Zustand befindet, so bedarf es keines besonderen Hinweises darauf, dass der Effekt jedesmal in der Verbrennung eines, wenn auch unwägbaren Atoms von Lecithinsubstanz mittels des durch den Blutstrom herbeigeführten Sauerstoffs bestehen wird, und dass das Maass der geleisteten Nerventhätigkeit in einer bestimmten Summe von Verbrennungsprodukten seinen Ausdruck finden muss. Wenn sich nun hieraus für jedwede Nervenleistung die unumgängliche Bedingung einer regelmässigen Zufahr von Sauerstoff durch die Arterien und einer ebenso regelmässigen Abfuhr der Oxydationsprodukte durch die Venen herausstellt, so müssen wir uns fragen, ob nicht am Ende die gesammte Sauerstoffabsorption iu den Lungen einzig und allein für die Zwecke der Nerventhätigkeit erfordert wird? — Und ob nicht, wie wir schon an anderer Stelle andeuteten, bei Lichte l)esehen alles in uns Nerv sei? — Hat irgendwer schon jemals die letzten Endigungen der Nervenfibrillen in den Muskelbündeln deutlich gesehen? Und dürfen wir das, was trans-mikroskopisch ist, als nicht vorhanden beurtheüen? Hyrtl sagt in Hinsicht der Nervenendigungen folgendes: »Nahe ihrem peripherischen Ende wird die Primitivfaser marklos, und ihr Axencylinder pflegt sich in feinere Fasern za spalten. Die Spaltung wiederholt sicli mehr&ch. Es kommt wohl auch durch Verbindung der Spaltongsäste zu Netzen, welche aber nicht als lindgeflechte anzusehen sind, da aus ihnen noch Ausläufer abgehen. Wie endigen nun diese letzten Ausläufer einer Primitiyfaser?« Nach Kühne verlieren die letzten Ausläufer einer motorischen Nervenfaser ihre doppelten Conturen, indem ihre Hülle (!) in das Sarkolemma der Muskelfaser übergeht. Und Frankeshauser hat gefunden, dass die Axen-cylinder der motorischen Primitivfasem in die Kerne der spindelförmigen Faserzellen der organischen Muskeln eintreten. Endlich Langerhans hat konstatirt) dass die marklosen Nervenfasern der Cutis zwischen die Zellen des Mucus Malpighii eindringen xind dort in kleineren Zellen untergehen! Alle diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass Nervensubstanz und Körpergewebe in ihrem innersten "Wesen nicht so sehr von einander veschieden sind als die Histologie, durch den Augenschein getäuscht, uns glauben machen will, und darum bemerkten wir oben, dass alle Sauerstoffabsorption in den Lungen lediglich für die Zwecke der Nerventhätigkeit benöthigt zu sein den Anschein habe. Jedenfalls beweist der Umstand, dass wir ersticken, sobald wir nicht athmen, die Nothwendigkeit einer ununterbrochenen Sauerstoffizufuhr oder vielmehr eines ununterbrochenen Rundlaufs, denn wir müssen eingedenk sein, dass an dem Platz, den das verbrannte Lecithin-Material eingenommen hatte, das nÄchststehende Methylen geschoben worden ist, indem die gesammte Lecithinmasse nachrückt. Eine solche neue Verproviantirung durch die Röhren der Axencylinder ist natürlich auf die Säftemasse angewiesen, und es bedarf dazu der Zufahr von ernährendem Material, mithin ist es in letzter Phase verständlich, dass wir essen und trinken blos zu dem Zweck, dass wir neues Lecithin erzeugen, und dass wir atHmen blos zu dem Zweck, das Lecithin beständig zu verbrennen. Unter diesem Gesichtspunkt erkennen wir, dass der Kreislauf des Blutes lediglich durch unsere Ner-yenthätigkeit in Scene gesetzt wird. Uebrigens bedarf die Neuverproviantirang der Axen-cylinder mit Lecithinsubstanz immerhin gewisser Zeiträume, und damit steht' der Umstand im Einklang, dass, wenn das Lecithinmaterial durch andauernden Verbrauch momentan erschöpft ist, eine Nervenreizung den Effekt versagt; die Physiologie spricht in dem Falle von Nervenermüdung. Die unverkennbar auf ölbüdendem Gras, d. i. Aethylen TTTT 0 0, beruhende Konstitution des Lecithins bedingt nun Ji H femer seine chemische Verwandtschaft zu dem aus Traubenzucker (kohlens. Aethylenhydrat) hervorgegangenen Albumin. Man braucht eben blos die empirische Formel des Albumin C144, Nig, B[ix2> O44, Fes, 82, neben die des Lecithin O42 Hg^ NPO9 aufstellen, um zu erkennen, dass das Lecithin aus dem Albumin durch dessen Verlegung hervorzugehen im Stande ist, sobald man auch die Aachen-bestandtheUe des Eiweiss (insbesondere phosphorsauren Kalk) als wesentliche Gonstituentia anerkennt. Eine solche Ernährung der Nervensubstanz durch die Körpersäfte ist auch keine Streitfrage; man behauptet nur, der Stoffwechsel in den, Nerven könne kein, lebhafter und energischer sein, weil sich nur eine relativ geringe Menge von Capillargefässen im Nervenmark nachweisen lasse. Aber in dieser Einsieht stehen wir vor einer grossen Lücke in der Physiologie. Ich bin nämlich der Meinung, dass die Ernährang der Nerven, soweit dieselbe auf Neuerzeugung von Lecithin beruht, gar nicht durch die Capillarg^iässe geschieht, sondern dvirch die Lymphbahnen stattfinden muss. Denn die Nervenscheide ist seröser Natur, und alle serösen Häute besitzen reichlìclie, zu Netzen verbundene Saugadern. Mit der landläufigen Auffassung, dass die serösen Häute lediglich die Bestimmung haben sollen, die von ihnen berührten Organe schlüpfrig zu halten, reichen mir nicht aus. Die grosse Lymphdrüse »Peritoneum« beweist uns wohl, was es heisst, wenn sie ihre Funktion versagt. Auch hat die bemerkenswertbe Art und Weise, wie sie die Drüsen und Eingeweide begleitet, weit mehr auf sich als blos Schlüpfrigmachung, und die Typhen stehen nicht umsonst mit Nervenlähmung in Beziehung. Der wesentlichste Grund, durch den wir uns bestimmen lassen, nicht das rothe Blut sondern die weisse Lymphe als das die Nerven ernährende Material zu betrachten, liegt in ihrem höheren Grad von Flüssigkeit, da sie nach Marchand und Colberg nur 4,34 pro mille Eiweiss besitzt, wogegen das Blut nach Denis und Le-canu 65 bis 80 pro mille aufweist, und die collo"iden Substanzen doch bekanntlich schwerer diffundirbar sind. Auch setzt jede Flüssigkeit im Allgemeinen um so leichter ihr Material ab, als sie wässriger ist. Hierzu kommt noch der Unterschied in dem Gehalt an flüssigem Fett, welches für das Blut 1,31—2,27 pro mille, für die Lymphe 2,64 pro mille beträgt, so dass die letztere au flüssigem Fett prävalirt und geeigneter erscheint, das Nervenöl zu ergänzen als das Blut. Die Art und Weise, wie solche Ernährung vor sich geht, gehört allerdings zu den Gegenständen,, die sich der Beobachtung durch das Mikroskop entziehen. Jedenfalls kann es keinen Streitfall bUden, dass das Lecithin innerhalb des Organismus sich thatsächlich aus dem Säfte-vorrath ernährt und ergänzt und zwar nach Maasgabe des allgemeingiltigen physikalischen Gesetzes, dass gleichartiges Material sich aneinanderlagert. Beobachten wir doch, wie selbst geringfügige Mengen Vitellin, sobald darin einmal Lecithin und .Übumin zu einander in polaren Gegensatz getreten sind, dafern nur genügendes Absorptions-Material vorhanden ist, ganz beträchtliche Mengen Substanz um sich anzuhäufen vermögen und endlich relativ grosse Organismen (Kameel, Rhinoceros, Elephant und Wallfisch) erzeugen, ganz analog dem aus wenig zuckerhaltigem Glykocoll (Glucosid) hervorgehenden Lindenbaum, Eichbaum und Mammuthsbaum. Hierbei wirkt nun eben, wie uns die angegebene Formel des Lecithin bestätigt, als die mechanische Causa pröpellens, auf welche wir immer wieder zurückkommen müssen, einzig und allein der Wasserstoff. Dieser ist Herrscher über alle Materie, weil er dieselbe an Elasti-cität viele Mal übertrifi't, und wir haben in unserer »Cau-salmechanischen Entstehung der Organismen« erläutert» dass der leichtflüssige »Aether«, welcher den Weltenraum erfällt, aus blauem Wassersoifgas besteht. Derselbe schwingt, wie zu erwähnen nicht überflüssig erscheint, nicht etwa in seiner Gresammtheit, sondern kocht nur da, wo die dissociirteu Fixstern-Gase ihn erhitzen, etwa bis zu 50,000 Meilen von der Sonne; im Uebrigen aber unterliegt er vollständig dem Gesetz der Elasticität, wonach die mittleren Glieder von den Schwingungen unafflcirt bleiben und nur die letzten Glieder pendeln. Es überträgt also der diathermane Weltwasserstoff seine Schwingungen auf unsere gleichfalls diathermane Atmosphäre, und diese schwingt endlich da, wo sie den Erdboden berührt. Oeber heissem Sand, den die Sonne bestrahlt, können Avir die Luft thatsächlich in zitternden WeUen kochen sehen, desgleichen über Zink- oder Eisenplatten oder über dem Sandstein unserer Hausschwellen. Diese Beobachtung gehört nicht allein darum zu unserem Gegenstand, weil sie erläutert, wie die Wirkungsweise unserer Nerven zu verstehen ist, sondern auch darum, weil sie gleichzeitig ahnen lässt, weshalb die Erregsamkeit von Thier und Pflanze auch vom Lichte abhängt. Unser Wohlbefinden wird eben durch Alles, was schwingt und unsern inneren Wasserstoff in Schwingung zu setzen vermag, mithin auch durch Licht befördert, und mit Fug sagt ein italienisches Sprichwort : Dove Sole non entrà. Medico entra. Wir sagten nun also,. der Wasserstoff sei Herrscher über alle Materie, und das ist er wirklich; aber er ist nicht absoluter Selbstherrscher, eben weil er selbst zur Materie gehört. Mit Rücksicht auf diesen Umstand, dass er selbst Materie ist, unterliegt er dem allgemeinen Schicksal aller elastischen Substanzen, durch Anstoss von aussen in Bewegung versetzbar zu sein und im Falle der Befestigung pendelnd zu schwingen, eben weil^jede elastische Substanz, die in gewisser Lage durch Einklemmung festgehalten wird, bestrebt ist, unter pendelnder Schwingung in die ursprüngliche Position wieder zurückzugelangen, nachdem sie durch einen äusseren Anstoss daraus abgelenkt wurde. Solchem Gesetz mit allen Consequenzen unterliegt nun folglich auch das wasserstoffreiche Lecithin, insbesondere in dem Sinne, dass es niemals aus sich selbst herau« in Schwingung gerathen kann, sondern immer nur in Folge einer Anregung, oder, wie die Physiologen sagen, einer »Reizung« von aussen her. Als solche Anregung oder Reizung wirken, einzeln oder gemeinschaftlich, sämmtliche Theilstrahlen des Cen-tralbegriffs »Bewegung«, nämlich: Wärme, Licht, Elek-tricität, Magnetismus, Schall, denn diese sind sämmt-lich Eins. Bewegt man nämlich ein Eisenblech so, ■dass ich seine Schwingungen mit den Augen verfolgen und zählen kann, nun, so sage ich eben: das Blech bewegt sich. Bewegt man es aber so intensiv, dass ich die Schwingungen mit den Augen nicht mehr zählen kann, so zähle ich sie mit dem Ohr; das Blech beginnt zu singen, zu tönen; ich zähle 16^2 Schwingung in der Sekunde als erstes C, 33 Schwingungen als zweites 0, 66 als drittes C und 1056 Schwingungen als dreigestrichenes C. Unser Blech schwingt immer schneller ; die gestossene Luft wurde elektrisch nnd erzeugte in dem Blech Magnetismus; aufgesti-euter Sand wird in symmetrischen Figuren su Haufen gesammelt; aber endlich kann das Ohr die Schwingungen nicht mehr zählen. Das singende Blech ist nicht blos warm, sondern h eis s geworden; bald hört es auf zu tönen und elektrisch zu sein und beginnt dafür zu leuchten, es wird rothglühend, Mithin entstammen, wie wir sehen, wirklich die Theilstrahlen: Schall, Magnetismus, Elektricität, Wärme und Licht, sämmtlich dem CentralbegrifP »Bewegung«, und wir begreifen, dass jede einzelne ihrer Theil-kräfte unsere Seele zu erregen im Stande ist. Das harmonische Zusammenwirken dieser Theükräfte nehmen wir als Chemismus in Anspruch, und wir sagten bereits, dass man die Chemie Ton der Physik nicht abtrennen könne. Dass solcher in unserem Organismus sich abspielender Chemismus dem allgemeinen Gesetz aller chemischen Processe unterworfen ist und mit War me-Produktion einhergeht, folgt schon aus dem dargelegten ßewegungs-Begriff; es kommt dabei aber noch in Betracht, dass die eigenthümliche Anlage unseres Organismus, welche in ihrem innersten Wesen auf Aethylen beruht (einer in chemischem Gleichgewicht stehenden Substanz), zur Be-thätigung normaler Lebenserscheinungen mit aller Strenge auf eine ganz bestimmte Temperatur angewiesen ist. Wird diese bestimmte Temperatur überschritten, so ist die sichere Folge, dass der Chemismus unserer Nervensubstanz in ein rapides Tempo verfällt, welches rasch genug die Erschöpfung des vorhandenen Materials herbeiföhrt, so dass, weil durch das Nervenleben der Organismus zusammengehalten wird, eine Erschöpfung des Lecithinmaterials ohne neuen Ersatz durch Lymphe den Zerfall des Organismus nach sich zieht. Andererseits aber darf auch ebensowenig eine Herabminderung der Temperatur des Organismus unter die normale Blutwärme stattfinden, wenn nicht die Pendelschwingungen der Nervenzellen in den betroffenen Regionen zum Einschlafen kommen sollen, denn das Aethylen tritt unterhalb einer bestimmten Temperatur aus seinem 6 chemisclien Gleichgemcht nicht heraus. Die Kälte wirkt tödtend, und Erfrieren heisst eben Einschlafen. Aufweckung unserer Seele erfolgt dagegen durch Alles, was Bewegung in sich schliesst, folglich durch jede-Art von. Berührung unserer Sinnesorgane, möge es im Krachen von Geschützen bestehen oder in sanfterer Unterhaltung durch Gespräch, Theater, Musik und Vortrag, oder in Betrachtung von Natur und Kunst, oder in schmackhafter Speise, oder in Blomendufb, oder in einem Druck von Freundeshand, oder in Bewegung unseres gesammten Körpers durch Tanz, Tarnen, Reiten oder Marschiren. Auch die Elektricität (Gewitter) ist ein wirksames Erregungsmittel für unsere einschlafende Nerven-thätigkeit; genug. Alles was schwingt, weckt unsere Seele auf, welche mechanisch in demselben Ton erklingt^ von welchem sie berührt wird. In dieser Beziehung ist die Glaviatur nnserer Retina mit ihrer Stabschicht, Kömer-, Zellen- und Faserschicht; die ans spindelförmigen. Kern- und Flimmerzellen gebildete Glaviatur des Geruchsorgans; die palissaden-ähnliche, filamentgekrönte Glaviatur unserer Geschmacks-körperchen und das mechanische Pedal der von keinen Gefasschlingen umspülten Tastkörperchen unserer Haut, bei Weitem nicht so lehrreich wie der complicirte Bau unseres Gehörorgans mit seinem vollbesetzten Orchester aus Tympanum, Tuba und Gochlea, mit Malleus, Incus und Stapes und dem hochentwickelten Cortischen Apparat. Unser Gehörssinn ist jedenfalls der erste und oberste aller Sinne und alles Uebrige dagegen nur »gefrorene Musik«. Zwar ist mit Alledem noch nicht das »Gogito, ergo-sum«, das Bewusstsein, definirt; aber das gehört wohl auch nicht in den Rahmen dieser Schrift, und wir dürfen, uns in dieser Hinsicht mit einigen Bildern abfinden. Ein solches Bild liefert uns die Polarisation des Lichts, welche die Helligkeit in Dunkel und die Dunkelheit wieder in Helle verwandelt. Ein solches Bild liefert uns auch jedes Spiegelbild, das aus einem einzelnen. Gegenstand scheinbar zwei macht. Ein solches Büd liefert uns überhaupt jeder Reflex. Da wir nun in unserem Auge eine reflektirende Hohlkugel besitzen, und da ferner jede einzelne Zelle sich aus der sphärischen Gestalt ableitet, so liegt es für unsere Vorstellung nicht allzufem, sich zu der Ahnung zu versteigen, als ob Licktrefraktion und Lichtreflexion oder auch schon die einfache Stossreflexion, das Gefühl von. einem Widerstande unserer Umgebung, am Ende dazu beitragen mögen, dasjenige zu erzeugen, was als ein schwacher Abglanz der Weltseele, der Gottheit, von uns mit dem Namen »Bewusstsein« belegt wird, und was wir dem allerMeinsten mikroskopischen Geschöpf nicht gänzlich absprechen dürfen, weü seine Bestrebung, Gefahren zu entrinnen, das Bewusstsein von der Existenz anderer Geschöpfe und das Bewusstsein von seiner eigenen Existenz nothwendig voraussetzt. 5. Abschnitt. NeiTensulbstanz und BlutmaterìaL Wir waren uns darüber klargeworden, dass unsere auf Chemismus beruhende normale Blutwärme im Wesentlichen durch eine Art Verbrennung von Sauerstoff erzeugt wird, welchen das rastlos circulirende Blut einsaugt, so dass die beständige sogenannte »Arteriali-sirung« unseres Blutes, d. h. seine unausgesetzte Versorgung mit Sauerstoff die erste und unum^nglichste Grundbedingung unseres Lebens bildet. Hiernach könnte man sich wohl versucht fühlen, dem Ausspruch beizutreten: »The blood is the life«, welcher Ausspruch des Entdeckers der Blutcirculation (Harvoy), wie ich gesehen habe, auf dessen Denkmal in London eingemeisselt ist; indessen dieser,Aasspruch ist keineswegs correct, und es wäre ebensowenig correct, zu sagen, der Nerv sei das Leben; vielmehr muss es heissen: Blut und Nerv bilden das Leben; aber der Nerv ist die Seele. Kein Zweifel ist erlaubt, dass unserem in steter Bewegung befindlichen eisenhaltigen Bluteiweiss, wie von Faraday festgestellt ist, Magnetismus beiwohnt, sowie dass solcher Magnetismus in dem wasserstoffgespannten Lecithin der Nervensubstanz durch Induction Electrici-tät hervorruft, ü^so dass die beiden Materialien Bluteiweiss und Nerveneiweiss zum Zweck der Lebensfunktionen unzertrennlich auf einander angewiesen sind; aber sie sind durchaus nicht von gleichem Rang, vielmehr müssen wir, indem man das Vorwalten des Alles beherrschenden Wasserstoffs in dem Lecithin berücksichtigt, diesem letzteren die Rolle des gebietenden Herrn, dem Bluteiweiss hingegen die Rolle des blindgehorchenden, stets der Controle bedürfenden stupiden Dieners zuerkennen. Genügt doch dem unverletzten Nervensystem nach starken Blutverlusten noch ein geringfügiger Rest von Blut in den Adern, um alles Verlorene neu herbeischaffen zu lassen. Wir haben nun in unserer »Causalmechanischen Entstehung der Organismen« erläutert, wie unmittelbar nach der Vereinigung von Lecithin und Albumin ein Doppelwesen, Vitellin entsteht, welches alle Eigenschaften der Lebewesen zeigt, bei einer bestimmten Temperatur sich zu ernähren und zu wachsen, d. h. geeignete Stoffe zu absorbiren, wenn solche von aussen herbeiströmen, und sogar ein solches Herbeiströmen durch die einmal begonnene polare Scheidung seiner Moleküle aktiv einzuleiten. Aus dem, herbeigeströmten Material wird nicht blos Albumin und Lecithin zusammengesetzt, sondern das Lebewesen Vitellin schmiedet sich auch daraus Wehr und Waffen, mit denen es, sobald die Ernährung durch den Nabelschlauch nicht mehr ausreicht, den Kampf um das Dasein zu führen vermag. Solches herbeiströmende geeignete Material fassen wir zusammen unter dem Namen »Blnteiweiss.« Wir sind auf diese Weise genau unterrichtet über die Natur der beiden Pactoren, welche gemeinschaftlich unseren Lebensprocess einleiten und unterh^alten, nnd können demgemäss nicht in Zweifel darüber sein, dass alles dasjenige was dem einen von beiden dienlich ist, auch dem anderen zu Gute kommen wird; ebenso umgekehrt: dasss alles, was dem einen von beiden schadet, zugleich den andern benachtheiligen muss, eben weil beide von einander unzertrennlich, von einander abhängig sind nnd einander gegenseitig bedingen. Dass wir somit durch das Nervensystem auf die Blutmischung einwirken können und durch eine kraftvolle Blutmischung ebenso die Nervenkraft zu beleben im Stande sind, gehört zu dem ABC der Hygiene. Indessen erscheint es für unser besonderes Ziel von der allergrössten Wichtigkeit, die Thatsache, dass dem Nervensystem die Rolle eines Gebieters, dem Blut hingegen die Bolle eines Dieners zugetheilt sei, in das hellste Licht zu stellen. Dazu dient vielleicht u. a. der Einweis auf den Umstand, dass unserem Nervensystem ein gewisses Maas» innerlicheigener Electricität beiwohnt, wie jener Versuch erweist, wenn man mit dem herausgeschälten Hüftnerv einen blosgelegten Schenkelmuskel berührt nnd auf diese Weise Contractionen hervorruft. Freilich erlischt eine solche elektrische Kraft der Nervenstränge verhältnissmässig rasch nach ihrer Entfernung aus der sie ernährenden Gefässscheide, so dass hierdurch ihre Abhängigkeit von den Körpersäften klar genug erwiesen ist; andererseits aber ist es vollkommen gewiss, dass dem Blutmaterial eine selbstschaffende, aktive, organisirende Funktion gänzlich abgeht, weil alle, der plastischen Ernährung dienenden Umwandlungsprodukte aus dem Blut, die Sekretionen sämmtlicher Drüsen, augenblicklich stocken und aufhören, sobald die zu deü Drüsen hinfahrenden und deren Thätigkeit regulirenden Fäden des sympathischen Nervs abgetrennt oder gelähmt worden sind. Auf diese Thatsache müssen wir mit ganz besonderer Schärfe hinweisen, weil wir damit den Schlüssel zur Erkenntniss des wahren Wesens derBlutentmischungs-Krankheiten in die Hand bekommen. Fügen wir jetzt zu solcher Funktion des sympathischen Systems noch die Würdigung der Thätigkeit der Gehirn-und Bückenmarks-Nerven, so werden wir nicht mehr zögern, dem gesammten Nervensystem, um ein Gleichniss zji wählen, die dirigirende Thätigkeit des Generalstabs, dem Blut hingegen diejenige von maschinenmässig gehorchenden Truppenkörpern zuzuweisen. Gleichwie nun eine Armee ohne Offiziere verwildert, in Anarchie verfällt und sich auflöst, und gleichwie ein Feldherr ohne Armee keine Schlacht schlagen kann, also dass sie beide organisch zusammengehören, so gehören auch, wir wiederholen es, Nerven und Blut unzertrennlich zusammen. Aber, wie die Vorstellung widersinnig wäre, dass ein Feldherr seiner Armee nachläuft, währenddem es naturgemäss ist, dass die Armee ihren Führern folgt und deren Befehle ausführt: so ziehen die Gewebe eines sich aufbauenden Organismus gehorsam überall dahin nach, wohin die Nervenfäden, ihre Anastomosen bildend, voranschreiten. Die aus Vitellin hervorgehenden Organismen moduliren ihre Gestalt nach dem Gebot des Nervensystems, und die Blutwelle, ihre Zellen vor sich herschiebend und Wandungen und Röhren daraus bildend, unter Verflechtung ihrer Gefässschlingen alle erforderlichen Organe herstellend, richtet sich damit nach dem befehlshabenden Nervenfaden, so dass, wenn dieser Faden getödtet ist, beispielsweise Milz und Nieren und Leber dem Absterben unterliegen. Mit vorgehender Darlegung in völliger Ueberein-stimmung steht die Beobachtung, dass unser Blutstrom keineswegs in gleichförmiger Weise nach allen Körper-theilen fliesst, sondern das Blut fliesst immer blos nach den Stellen, wohin, und in dem Masse als es von der Nerventhätigkeit herbeigerufen wird. Aus diesem Grunde haben wir blutunterlaufene Augen, wenn wir übermässig lange wach bleiben. Aus demselben Grunde wachsen gewisse Muskelpartien, die mehr als andere in Thätigkeit gesetzt werden, stärker als jene, wie schon allein die rothen Hände der körperlich arbeitenden Individuen darthun. Aus gleichem Grunde sekretiren aber auch gewisse Drüsen lässiger als die !N'orm ist. Wiederum aus genau demselben Grunde können wir die Substanz unseres Gehirns durch Denkthätigkeit in der Jugend vermehren. Damit ist dann aber zugleich erläutert, warum selbst innerhalb einer bestimmten Gattung, ja innerhalb derselben Familie niemals ein Individuum dem andern vollkommen gleichen kann. Abweichende Thätigkeit bewirkt eben mit Nothwendigkeit eine abweichende Ausbildung der einzelnen Regionen des Organismus, Solche Abweichui^en von der Norm verpflanzen sich von der Mutter auf das End. Denn hierbei kommt ja in Betracht, dass die Nerven, wenn auch nur indirekt, vom Blutuiaterial ernährt werden müssen, und dass die chemische Mischung des Blutes von der allergrössten Mannigfaltigkeit ist, weil es blos solche Stoffe aufnimmt, die von den NeiTen verlangt werden. Hat also die Mutter eine bestimmte Blutmischung, so wird dieselbe zur Ernährung des Kindes verwendet, and wenn nun gewisse, zum Aufbau bestimmter Organe dringlich erforderte Substanzen, wie z. B. phosphorsaurer Kalk für die Eiiochen, im Blut oder in der Milch mangeln, so müssen die entsprechenden Organe in ihrer Ausbildung zurückbleiben. Nur allzuhäufig wird in solcher Weise während der Zeit der Ausbildung des kindlichen Organismus durch ungenügendes Ernährungsmaterial der Grund gelegt zu früher Sterblichkeit oder zu den Leiden des späteren Lebensalters. Hierzu kommt dann noch die zum grossen Theil unnatürliche Lebensweise der Erwachsenen als Sklaven der Civilisation, so dass gewisse Nervengebiete, die in häufigere üebung ünd Thätigkeit gesetzt werden, zu den betroBeneu Regionen einen verstärkten Blutstrom hinlenken, während andere Nervengebiete, weil sie dauernd vernachlässigt werden, kein Blut empfangen und mit der Zeit veröden müssen. Solche Individuen sind nicht selten un-sprechbar flir alles, was nicht stricte mit ihrem täglichen Beruf zusammenhängt. Sie sagen: »das interessirt mich nicht. Das ist nicht mein Revier. That is out of my way.« Und daraus darf man ihnen keinen Vorwurf machen, denn auch das arabische Ross verliert seine Tugenden im Stalle. Aber was wir ihnen zum Vorwurf machen, ist, dass sie nicht hinlänglich athmen und sich auch dann, wenn sie vom Beruf frei sind, in ihren umschlossenen Raum einsperren. Die daraus resultirende ungenügende Sauerstoffzufuhr ist, wie wir sehen werden, eine der ergiebigsten Quellen der Erkrankungen und verschuldet wohl mehr als die Hälfte aller Leiden, welche unsere Civilisation mit sich bringt. Wie könnten wir uns nach alle diesem verwundern, dass es nur so wenig normal gebaute Menschen gibt! Wir sind eben im grossen Ganzen Käfigthiere, und allen Käfigthieren mangelt es an Luft. Die grosse Mehrzahl von uns leidet ausserdem an einem sog. Locus minoris resistentiae, an einer Art Achillesferse, das heisst: irgend ein Organ oder eine Gruppe von Organen, die entweder in der kindlichen Anlage stief-mütterfich bedacht oder im späteren Leben vernachlässigt oder missbräuchlich insultirt worden sind, befinden sich in einer schwachen Position, und zwar in der Regel aus dem Grunde, weil die betroffenen Nervenendigungen nicht mit reichlicher SauerstofiGzufuhr durch die Capillarien versorgt v?urden und desshalb leistungsschwach geblieben sind, nicht ant seltensten die Verdauungswege in Folge unregelmässiger und verspäteter Mahlzeiten. So sehen wir denn, dass in gewissen Fällen eine Störung besonderer Art, die einen normalen Organismus nicht aus seinem Geleise bringen würde, bei einigen Individuen solche schwach gebliebenen Stellen zum Angriff wählt und dort siegreich ist. In anderen Fällen beobachten wir, wie genau dieselben Umstände schädlicher Art bei verschiedenen Individuen anscheinend ganz verschiedene, weil im Krankheitsbilde gänzlich von einander abweichende Erscheinungen veranlassen. Und daraus sind wir berechtigt zu schliessen, dass der specieUe Ort, die specielle Drüse, in welcher die Krankheit zum Austrag kommt, keineswegs das eigentliche Wesen der Erkrankung deutlich macht, und es erscheint -wunderlich, von einer Blutschwärsucht (Funin-culosis) oder von einer Mineurkrankheit oder amerikanischen Pferdekrankheit reden zu hören. — Wir glauben, es sei die Erkenntniss an der Zeit, dass bei allen innerlichen Erkrankungen, welche Namen man ihnen auch immer geben möge, dennoch in Wahrheit immer nur eine und dieselbe krankmachende Ursache waltet, nämlich: von der Norm abweichende Nerventhätigkeit; und dass es nur eine einzige rationelle, für alle Kranklieiten passende Heilmethode geben kann: Wiederherbeiführung normaler Nerventhatigkeit! Eine solche aus der Theorie sich ergebende Schlussfolgerung wird zur Gewissheit, nachdem wir die für die Blutcirkulation massgebenden anatomischen Beziehungen des herumschweifenden Nervs und des sympathischen Nervensystems erwogen haben werden. 6. Abschnitt. Yagus und Sympathicus. Unter den zwölf Paar Nervensträngen, die sich aus unserer Gehimmasse abzweigen und durch ihr harmonisches Zusammenwirken unter einander sowie mit den 31 Nervenpaaren des Bückenmarks als körperliche Grundlage dessen ^enen, was wir unter »Nerventhätigkeit« verstehen, hat das zehnte Nervenpaar einen hervorragenden Charakter als eine Art Schlussstein oder verbindendes Glied. Während andere Nerven absterben oder durchschnitten werden können, ohne dass darum das allgemeine Leben stillsteht, so bewirkt die Durchschneidung beider Aeste des zehnten Paares nahe ihrer ürsprungsstelle den sofortigen Tod. Uebrigens vermag man das zehnte Nervenpaar (Vagus) von dem elften und zwölften (Accessorius und Hypoglossus) nur gewaltsam zu unterscheiden. Würden wir, unter Abweichung von dem Princip des Zertrennens vielmehr zum System des Verknüpfens und Verbindens übergehen, so müssten uns die gesammten 31 Bückenmarksnervenpaare als seitliche Ausstrahlungen erscheinen, welche von einer zwei Pole verbindenden Kabelleitung ausgehen. Der eine, der negative Pol, wäre das kegelförmige Endstück des Rückenmarks, der andere und zwar positive Pol wäre das Encephalum, die Gehirnmasse. Damit würde übereinstimmen, dass die kräftigsten Nervenstämme des Rückenmarks diejenigen sind, welche dem negativen Pol, dem Geschlechts-Gehirn am nächsten stehen: die Nervi sacrales. Bei einer solchen Anschauung des Rückenmarks als einer Verbindung von zwei polaren Gegensätzen gewinnt die Zerspaltung seiner Ausstrahlungen in sensitive und motorische Fasern eine neue Beleuchtung, die noch heller wird, wenn wir den Verlauf des zehnten Nervenpaars, seine innige Verknüpfung mit dem Sympathicus und seine durch diesen stattfindende Verbindung mit dem Rückenmark kritisch verfolgen. Da finden wir denn sehr bald, dass 'weder die gangbare Benennung des zehnten Nervenpaars als Lungen-magennerv, Pneumogastricus, noch als herumschweifender Nerv, Vagus, die Bedeutung dieses wichtigsten Stranges erschöpfen, der seine Aeste nach Hals, Brust und Bauch aussendet. In der Halsgegend verknüpfen sich seine feinsten Zweige spinnengewebsartig mit dem Geflecht des siebenten Paars (Antlitznerv), so dass der Lungenmagennerv mit Mienenspiel und Gehör in Beziehung tritt. Andere Verästelungen gehen zum neunten Paar, zum Zungenschlundkopfherv, der dasS ehm ecken u. Schlucken zu seinen Funktionen zählt. Noch andere gehen zum Halstheü des vegetativen (sympathischen) Nervensystems, der die Schleimhaut des Rachens belebt und Husten bewirkt. Noch weitere Pasern durchsetzen die hintere Fläche des Kehldeckels und die Schleimhaut des Kehlkopfe bis zur Stimmritze für den »Laut, der aus der Kehle dringt«. — Sprechen und Singen. Sodann in der Brustre^on verläuft eia zartes Geflecht des Vagus zwischen Luft- und Speiseröhre nach dem Herzbeutel hin und betheiligt sich an dem Pulsschlag. Weitere Verzweigung«) gehen zu den Luftröhren-Aesten, zu den Bronchien. — Athmung. Ferner: eine Verstrickung der beiderseitigen VagusStränge, nachdem sich dieselben zerspalten haben, zieht an der vorderen und hinteren Wand der Speiseröhre hinab, deren Schleimhaut und Muskelschicht davon durchsetzt und beherrscht wird. — Schlingen. Was die Bauchgegend betrifft, so umstrickt eine Verlängerung und Zerspaltung oder Auflösung des Speiseröhrengeflechts die Magenwand in einer vorderen und hinteren Hälfte. — Appetit. Hier aber treten die zerfaserten Zweige durch zahllose, in ihren Endigungen mikroskopisch nicht mehr zu verfolgende, Spinnegeweben vergleichbare Fäserchen mit ebenso zahlreichen mikroskopischen Ganglien des sympathischen Nervs in die allerinnigste Beziehung, und erlangen hierdurch dié Mitherrschaft über alle und jede vom sympathischen System in Funktion erhaltenen Drüsen, Leber, Milz, Nieren, Pankreas u. s. w., wie auch über die von einem Pasernetz des Sympathicus dicht umstrickten Blutgefässe. Wenn man daher fragt: »Magenre-section?« so sollte es darauf nur Eine Antwort geben. Wir begnügten uns zu sagen, der Vagus erlange die Mitherrschaft; es kommt aber vielleicht eine Zeit, wo man das sympathische Nervensystem als ein Erzeug-niss, eine Fortsetzung, eine Provinz des hemmschweifenden Nervs anerkennen wird, und dann wird man sagen müssen: dem Vagus gebührt die Alleinherrschaft über Drüsensekretion und Blutcirculation, und das Rückenmark dient ihm als stationenreiches Kabel zwischen Gehirn-und Geschlechtsapparat. Jedenfalls werden wir, nachdem wir in der vorgetragenen Weise uns die einzelnen Gebiete in's Gedächtniss gerufen haben, die von dem Lungenmagennerv bestrichen werden, und die zahlreichen Pforten berücksichtigen, welche zu ihm hinführen, nicht mehr erstaunt sein, die verschiedenen Wirkungen zu beobachten, die von dem Vagus abhängig sind: Athmen, Husten, Spreqhen, Schmecken, Schlucken, Schluchzen, Lachen, Weinen, Schlingen, Würgen und Brechen sind sein Werk; — Hunger- und Sättigungsgefühl, Athemnoth und Beklemmung, Heiserkeit und Stimm-losigkeit, Magenträgheit, Herzschlag, Angst- u. Schmerzgefühl, Scham und Erröthen, Begierde und Abscheu, Freude und Kummer, Gram und Sorge hängen von ihm ab. — Wenn aber dieses Alles der Fall ist, so sagen wir uns doch in der That: der Vagus ist die eigentliche Seele unserer Seele, und wir begreifen vollkommen, wenn wir die Stränge des zehnten Nervenpaars durchschneiden, dass dann Alles stillstehen muss. Glücklicherweise ist auch das Umgekehrte der Fall. Wir brauchen nur, wenn das Lebenspendel stillezustehen droht, das zehnte Nervenpaar wirksam anzustossen, und das ganze Getriebe wird wieder lebendig, die Lebensuhr macht wieder Ticktack und unsere Sterbenden erheben sich von ihrem Lager. Könntea wir nur jeder vergrämten Braut ihren Verlorengeglaubten, könntea wir der abgehärmten Mutter ihren todten Liebling lebendig in die Arme legen; könnten wir den Verarmten wieder reich machen; könnten wir alle Traurigen in Lachende verwandeln, wie gesund würden sie sein! Aber leider: »Sorge! Sie steiget mit uns zu Ross, sie steiget zu Schiffe«. Um froh zu sein, auch ohne Geld und Gut, dazu gehört so wenig und doch so viel: reine Luft und gesunde Beschäftigung! — Das offenstehende Eingangsthor zum Vagus ist die Lunge, und ohne dass wir derselben Sauerstoff zuführen, kann der Vagus nicht lebendig sein und keinerlei Thä-tigkeit ausüben; daher ist die erste Bedingung kräftiges Athmen, um fröhlich zu sein und durch das Blut auf unsere Seele und wiederum durch die Seele auf unser Blut zu wirken. Wir haben, indem wir den Verlauf und die Verknüpfung des Vagus mit dem Sympathicus uns vergegenwärtigten, erkennen müssen, dass der Respirationsapparat mit dem Gefässsystem als solidarisch betrachtet werden muss, und dass eine getrennte Beurthei-lung dieser beiden als ein Fehler erscheint, weil Eins ohne das Andere nicht verstanden werden kann, weil das Eine lediglich der ergänzende Theil zum Andern ist und weü beide miteinander sammt dem ^mpathischen System als ein Ausfluss des zehnten Nervenpaars angesehen werden müssen, welches seinerseits wiederum durch die Anastomosen des Sympathicus mit dem Rückenmarksnervensystem aufs Innigste zusammenhängt. Ja, wir müssen noch weitergehen und unser Bedauern darüber aussprechen, dass man den Vagus isolirt vom Digestionsapparat bespricht, indem auf den Hochschulen Nervensystem und Circulationsapparat in dem einen Semester zur Abhandlung kommen und der Eingeweide-Apparat in dem anderen Semester. Es ist ja wahr, der Reichthum an Stoff gibt eine theilweise Entschuldigung dafür ab, aber daran liegt es nicht allein, sondern an dem anheilvollen Princip, Alles bis ins Kleinste zu zertheilen. »Da habt ihr die Theile in der Hand! Fehlt leider nur das gei-stigeBand!« Aber wehe dem Hörer der Medicin, der sich einfallen lässt, gemeinschaftliche Gesichtspunkte aufstellen zu wollen; er wird mit harter Hand auf den Weg der Zersplitterung zurückgeführt. Bei Besprechung des Gallensekrets haben wir erkannt, dass die Eingeweide sammt der Leber lediglich ein in die Circulation eingeschaltetes Glied bilden. Die Verkennung dieses Umstandes und eine isolirte Besprechung der Leberfunction ohne Rücksicht auf die Lunge verhiudert alles klare Verständniss und erzeugt Verirrungen von der Art, wie wir nachstehende zwei erlebt haben, die uns aus den physiologischen Vorlesungen in die Flucht schlugen, um dafür die Bibliothek aufzusuchen. 1. Ist es das Blut der Vena portae oder in der Vena portae, aus welcher der Leberzucker bereitet wird ? — Lasst uns sehen! Wir unterbinden alle zur Leber hinführenden Gefässe und leiten das Blut der einen Arteria renalis mittels eines Glasrohrs nahe der Einmündungssteile in die Leber zur Vena portae. 2. Wird gekochtes Hühnereiweiss nur im Magen und Duodenum u. s. w. verdaut, oder kann es auch an andrer Stelle digerirt werden, z. B. zwischen Cutis und Muskelschicht? Lasst uns ein Stück gewogenes Hühnereiweiss zwischen Transversus abdominalis und Cutis einschieben und nach 48 Stunden das Resultat sehen! — »In solchem Wasser fängt man solche Fische.« Das ist nicht mehr Physiologie, das ist Irrenhaus-Geschwätz ! Ein geistig so hoch begabtes Thier, wie ein Hund, auf den Tod verwundet, zitternd und sterbend, in Todes-und Seelenangst, alle Pulse bebend! — Ein todtes Glasrohr anstelle der elastischen, lebendigen, nervendurchsetzten, Sfachen Gefäss-Tunica mit den Vasis vasorum! ■— Weiss der Herr Professor nicht, dass alle Sekretionen unter dem Einfluss des Nervensystems erfolgen und das» uns in der Seelenangst Appetit und Athem vergeht? — Und darf er von einer solchen Schinderei Schlussfolgerungen ableiten für normale Functionen des menschlichen Organismus? — Und weiss er nicht ferner, dass Verwesung und Verdauung zwei verschiedene Dinge sind?? — Um die Funktion der Leber und ihre Zugehörigkeit zur Lunge zu erkennen, müssen wir zurückgreifen auf unseren Commentar zum chemischen Codex, indem wir uns den Leberzucker Glykogen imd den Lungenzucker Ino sit recht genau betrachten. Je schärfer wir nun hinschauen, desto deutlicher erkennen wir, dass der Lungenzucker, Inosit, lediglich ein umgewandelter Leberzucker, und der Leberzucker, Glykogen, bloss ein anhydrirter Traubenzucker ist. In der Leber wird durch die Diffusionskraft der Leberzellen das von der Milzvene herbeigeführte Blutplasma in Leberzucker und Gallensubstanz zerspalten und letztere mit Wasser verdünnt in das Duodenum geleitet, so dass das Blut der Lebervene um soviel, als es Wasser verlor, reicher an Blutkörperchen ist, und um soviel als es Blutplasma verlor, ärmer an Faserstoff, Eiweiss, Fett, Eisenfarbstoff und Salzen, im Verhältniss zum Pfortaderblut. Wir werden übrigens bei der Milz erläutern, dass sie durch Umwandlung der rothen Blutscheibchen zu Plasma die erste Hälfte eines Veijüngungsprocesses ins Werk setzt, während in der Leber der zweite Akt vor sich geht und das Angefangene vollendet wird. Die Gallensnbstanz haben wir bereits, soviel für unsere Zwecke erforderlich, chemisch und physiologisch beleuchtet. Was aber den Leberzucker, Glykogen, betrifft, welcher als ein Tetramethylenhydratbicarbonat pul-verförmig abgeschieden wird, so löst er sich bekanntlich in Wasser zu einer trüben Flüssigkeit, welche sehr leicht dui-cli ohemische Bindung von Wasser in, Traubenzuckei; übergeht. Kurz darauf, nachdem in der Leber Glykogen gebildet ist, von welchem die gesammte Blutmasse circa 1 pro mille enthält, finden wir in der Lunge Inosit. In der Lunge, deren Capillarnetz so dicht ist, dass die Wandungen der Capillargefässe von der Bindegewebsgrund-lage der Lungen gar nicht zu unterscheiden sind ; ia der Lunge, wo die Capillargefässe der ernährenden BronchialArterie mit den Capülargefässen der venösen, vom Herzen herkommenden und zum Herzen zurückkehrenden Lungenarterie, mit einander anastomosirend, so unentwirrbar verwoben sind, dass es auf ihre Vermischung in gleicher Weise abgesehen ist, wie in der Leber, wo die Vena portae und die Arteria hepatica gemeinschaftlich das intralobulare Capillarnetz constituiren; in der Lunge, wohin durch die Capillargefässe nur Glykogen überbracht worden ist, finden wir plötzlich Inosit; wo ist der hergekommen? —~ Die Lunge, das wissen wir, ist keine Zuckerfabrik wie die Leber, sie kann daher nui' eine Art ZuckerRaffinerie sein; folglich ist der Inosit aus dem Glykogen durch Umwandlung hervorgegangen. In welcher Weise dies geschieht, können wir ermessen, sobald wir unsere Athemthätigkeit controliren. Das Erste, was dabei stattfindet, ist die Inspiration, an welche sich demnächst die Exspiration jedesmal ohne Zwischenzeit anschiesst; alsdann tritt eine Pause ein, und danach folgt wieder In- und Exspiration. Hieraus folgt denn doch offenbar, dass das Erste, was vorsichgeht, die Oxydation sein muss, imd erst nachdem diese statt-gefdnden hat, kann und muss die Exspiration erfolgen. Polglich werden die Methylene des Glykogens oxygenirt und zwar zu Ameisensäure oxygenirt, und die entstandene Ameisensäure verdrängt die an das Tetramethylen gebunden gewesene Kohlensäure. Hierbei wirken Millionen Lungenbläschen gemeinschattlich. Da mag es wohl vor-^ kommen, dass ein Theil der ausgeathmeten Kohlensäure Ijei unkräftiger Athmung an anderen Methylenen hängen bleibt und auf diese Weise, gleichwie bei der Alkohol-gährung, Nebenprocesse parallel laufen, so dass die Ex-halation des einen Mitbrnders nach Buttersäure, die des andern nach Essig- oder Capryl-, Captin-, Capronsäure duftet, was beiläufig eine ganz weise Einrichtung ist, da auf diese Weise die treuen Hunde vermöge ihrer durch überreiche Hin- und Herwindung der Nasenschleimhaut potenzirte Riechfähigkeit um so leichter ihren Herrn herausfinden. Aber der Hauptprocess, wenn alles ordnungsmässig von Statten geht, verläuft doch immerhin so, dass Inosit erzeugt wird, d. h, glycerinsaures Glycerin oder essig-ameisensanres Glycerin oder dreifach ameisensaures Tri-methylen, denn dieses alles ist isomer. Eine solche Substanz dreifach ameisensaures Trime-ihylen, wenn sie ihren ganzen Sauerstoff abgibt, vermag 2 Methylene des Lecithin in 2 Kohlensäure und 2 Wasser umzuwandeln und kehrt dann mit diesem beladen als Hexamethylen-Bicarbonat und Wasser, oder als Tetrame-thylen-Carbonat-Hydrat (Glykogen) nebst Aethylenhydrat-Kohlensäure (Milchsäure) durch die Venen zurück Je 2 Mol. der Milchsäure addiren sich zu Traubenzucker, welcher^ indem er zu Ameisensäure und Aldehyd zerfällt, auch in den Venen noch anregende Punktion zu üben Termag. In der Leber sodann vermehrt sich das Glykogen, und das Lungenspiel wiederholt sich. »Halt!« ruft jetzt der aufmerksame Leser. »Hier «oU uns ein X für ein U gemacht werden. Ameisensäure soll aus Methylen entstehen können? Du hast früher gesagt, sie entstehe aus Methylalkohol (Methylenhydrat); aber im Nervenöl ist ja doch kein Wasser. Und femer: ist nicht die eine Ameisensäure so gut wie die andere? Wie soll es zugehen, dass der Sauerstoff von der mit dem Blut überbrachten Ameisensäure fortgeht, um mit einem andern Methylen des Nervenöls eben auch wieder erst Ameisensäure zu bilden und dann Kohlensäure und Wasser?« Wegen des ersten Theils der Beschwerde verweise ich 7 auf Codex §. 4 und wegen des zweiten Theils auf das vorige Kapitel über das Verhältniss zwischen Nervensystem und Blntcireulation. Es ist wahr, dass die Ameisensäure durch Ozygen-ation ans solchem Methylen hervorgeht, welches neben Wasser aufgestellt ist, aber das soll nur soviel heissen, dass das Methylen überhaupt einer Anlehnung bedarf, und wenn solche Anlehnung nun, statt an blosses Wasser, an Aethylen erfolgt, wie im Glykogen oder an eine lange Methylenreihe, die ihrerseits neben Ameisensäure aufgestellt ist, welche Wasser und Kohlenoxyd enthält, wie im Nervenöl, so ist hierdurch das Hydratwasser des Methyl-alcohols entbehrlich geworden ; die fabrikmässige Darstellung von Glycerin aus Fetten mittels Luft und überhitztem Wasserdampf liefert für die Möglichkeit dieses Vorgangs den besten Beweis. Was hiergegen den Austausch des Sauerstofis zwischen den Inosit-Methylenen und den Lecithin-Methylenen betrifft, so ist zweierlei zu berücksichtigen. Nicht nur ist eine gehäufte Gruppe von 15 oder 17 Methylenen, die im Nervenöl neben Ameisensäure steht, elektropositiver als ein einfaches Methylen neben Ameisensäure im Inosit, und daher wohl im Stande der letzteren Verbindung den Sauerstoff zu entziehen., sondern die Nervenöl-Methylene befinden sich auch im aktiven, schwiagenden, gespannten Zustand und sind darum energisch auf Sauerstoff ange-vriesen, während das Blut nicht schwingt, sondern passiv herbeigezogen wird; namentlich ist die Bewegung des Blutstroms in den Capillarien eine sehr langsame und ruhige. Vor allem aber gibt den Ausschlag die Concen-tratioa des Wasserstoffs im Nervenöl. Glykogen ist nur 1 pro Müle im Blutsaft enthalten, und dem ent-^ sprechend gestaltet sich die Verdünnung der daraus erzeugten Ameisensäure. Wie anders im Lecithin, da ist lauter positive Substanz, lauter Litelligenz! Hier wirkt sozusagen die Autorität des Eöchstkommandirenden. Denken wir uns, es marschirte in einem engen Défilé Mann hinter JVIaim bei dem General vorüber und der riefe nun einen Einzelnen an: »Halt einmal still, mein Sohn, hast du noch etwas Brot im Tornister?« — »»Zu Befehl, Excellenz!«« — »Nun, dann gib es mir her! Ich habe einen Hunger, ich könnte Menschen anfallen.« Was glaubt man nun wohl, was der gemeine Soldat antworten wird? Wird er vielleicht sprechen: »»Nein, Excellenz, das thue ich nicht?«« Der gemeine Soldat hat immer nur eine stereotype Antwort: »»Excellenz zu Befehl!«« Das simple Trimethylen des glycerinsauren Glycerin gibt all seinen Sauerstoff her und packt dagegen die Kohlensäure und das Wasser in den Tornister. Dabei kommt in Betracht, dass die Fouragekolonne nicht zufällig anmarschirt kommt, sondern direkt zur Eequisition von Sauerstoff ausgesendet war und im Geschwindschritt, nach 30 Athemzügen, an Ort und Stelle eintreffen muss. Danach tritt die Bedeutung des Athmens für die Nerven-thätigkeit in helleres Licht. Däfern nun aber die Lunge nicht genügend athmet, so wird eben nicht alles Glykogen glycerinisirt und geht zum Theil unverändert, zum Theil als Aethylen-Kohlen-säurehydrat (Milchsäure) mit dem Arterlenblut weiter, welches durch diese Beimischrmg von Anfang an einen venösen Charakter behält. Und damit stehen wir vor einer unabsehbaren Kette von Polgewirkungen. Die Ner^ vensubstanz verbrennt nicht normal, und es hat hiemit, weil die Summe der Verbrennungsprodukte zu der geleisteten Nervenarbeit in direktem Yerhaltniss steht, eine geringere Energie der Lebensprocesse begonnen; dies betrifft auch die Drüsensekrete, die matter und kraftloser ausfallen. Die matten Sekrete zerspalten kein Eiweiss mehr, die Neubildung von Blutsaft stockt immer mehr, und damit bewegen wir uns in einem circulus vitiosus, aus welchem nur Arterialisirung des Blutes uns heraushelfen kann. Kaum gibt es irgend ein chronisches Leiden unserer civilisirten GeseUschaft, welches nicht auf ungenügende Athmung zurückgeflihrt werden könnte; aber auch zahl^ reiche akute Processe hängen damit zusammen. Sobald nun die yon Pankreas, Magen, Darm und Leber erzeugten Sekrete nicht mehr die normale Beschaffenheit haben, besitzt die Galle, welche gemäss ihrer Zusammensetzung, die wir studirt haben, dem Ghymus als zugführende Muster- und Probesubstanz beitritt, gleichfalls eine veränderte Mischung; es werden mithin auch nur solche Produkte, welche dem fehlerhaften Gallensekret gleichartig sind, assimilii.*t werden, und die Blutmischung muss sich fortwährend fremdartiger gestalten, bis sie endlich an den Rand des freiwilligen Zerfalls gelangt. Àuf solcher Grenze der Zersetzung finden wir das Blut namentlich in denjenigen Klimaten oder Jahreszeiten, wo der Organismus von aussen soviel Wärme zugeführt erhält, dass die Athmung nicht nöthig hat dazu beizutragen; die Respirationsthätigkeit sinkt demzufolge auf das geringfügigste Maass herab. Kann in solchem Falle das Nervensystem Arbeit verrichten? Kann es sich bethätigen, wenn es keinen Sauerstoff zum Verbrennen erhält? — Keine Möglichkeit! Man hat nicht Lust, irgend etwas vorzunehmen, man ist genügend damit beschäftigt, in der Hängematte zu liegen. Die Thätigkeit aller vom sympathischen Nerv präsidirten Drüsen stockt in Folge Mangels an Blutdruck. Keine Magenabsonderung und kein Appetit ; keine Darmdrüsensekretion und keine Digestion, keine Absorption und keine Excretio])., weder aus dem Rectum noch aus der Yesica. Einen solchen Zustand sind wir vollkommen berechtigt als ein Lahmliegen, als eine Lähmung des sympathischen Systems zu bezeichnen, und wollen, wenn wir künftig diesen Ausdruck benutzen, darunter verstanden wissen: das Stocken aller Drüsensekretionen. Die Lähmung des sympathischen Nervensystems ist aber nicht einzig und allein von klimatischen Verhältnissen abhängig ; nicht blos heisse, regungslose Luft, nicht blos mangelhafte Respiration, die den Vagus relativ ruhen lässt, kann solche Wirkung haben, sondern auch Sinneseindrücke können ungemein schnell die Lähmung des Sympathicus herbeiführen. Denn unser Auge und Ohr sind oÉFene Pforten, die zum Vagus fähren, ünser Vagus, der mit dem Sympa-thicus gemeinschaftlich das unentwirrbare Fasergeflecht des Herzmuskels innervirt, des Herzmuskels, dessen Textur in keinem andern Organ als in der Zunge zum zweiten Mal existirt und von jedem der beiden Nervensysteme bewegbar ist; unser Vagus, dessen letzte Ausläufer als mikroskopische Ganglien gemeinschaftlich mit den Ganglien des Sympathicus die Blutgefässe der Lunge begleiten, unser Vagus ist nicht blos durch die Luftröhrenäste zugänglich. Prallen wir nicht beim Anblick gewisser Dinge buchstäblich zurück? Oder beim Anhören gewisser Nachrichten? Oder vor gewissen Düften? Unser Athem stockt. Und sofort stockt auch die Thätigkeit des Sympathicus. Alle Drüsen sind augenblicklich wie verschlossen. Keine Magensaftabsonderung, uns vergeht der Appetit, der Magen ist wie zugeschnürt. Keine Speichelabsonderung, unsere Zunge klebt am Gaumen. Keine Schluckbewegung; wir würgen und zwingen den Bissen nicht hinunter, weil auch der Oesophagus keinen Schleim sekretirt. Ja, wie heftig der Vagus gelähmt ist, zeigt die ausbleibende Sprache und Stimme, das Wort bleibt in der Kehle stecken. Und dass sogar der Herzmuskel bei heftigen Gemüthsbewegungen, die stets auf mehr oder weniger intensive Lähmung des Vagus hinauslaufen, plötzlich stillsteht, ist gar kein so seltener Fall, ifls hängt eben, der Vagus wirklich mit dem Zungenschlundkopfnerv und mit dem sympathischen System, und durch den Sympathicus und den Recurrens mit dem Rückenmark wie eÜL einziges Stück zusammen und reicht durch seine Verbindungen bis zur Cauda equina, bis zum Plexus sacralis hinab. Daher kommen denn auch, im Gegensatz zu heftigen Erschütterungen der elastischen Nervensubstanz, sanfte Erregungen durch Auge und Ohr in wohlthuender Weise zum Anstrag in sämmtliclien Ausläufern des sympathischen Systems. Alsdann schmeckt das Essen, die Verdauung geht gut von Statten, alle Drüsen arbeiten und die Ausleerungen sind normal. Die Beredtsamkeit und Mittheilungslust lassen nichts zu wünschen, man singt, pfeift und lacht, hat Gefallen an Kunst, Musik und Tafelfreuden und ist rücksichtsvoll gegen seine Mitmenschen. Vagus und Sym-pathicus sind gar nicht getrennt zu verstehen. Der Mechanismus aber liegt klar zu Tage. Unser Vagus ist der einzige Nerv, dessen feinste Fibrillen im Lungengewebe einer direkten Berührung und Einwirkung von SauerstofP föhig sind. Die Lecithinsubstanz des Vagus b enöth ig t Sauerstoff und saugt denselben durch sämmtliche Alveolen der Lunge ein. Die hierdurch erfolgende mechanische Ausdehnung des Thorax wirkt nun wie ein Flaschenzug auf das gesammte an dem Vagus hängende System des Sym-pathicus lind derMedulla spinaUs »bis zum letzten fernsten Posten«, von der Kaiserstadt unseres Herzens bis — »wo an die Düne rauscht der Belt«, Herzschlag und ßlutbewegung sind das Resultat. Der Strom, der aus den Lungen mit ameisensaurem Methylen fortging, kehrt nach 2 Minuten mit doppeltkohlensaurem Butylen zurück. Kohlensäure und Wasser werden ausgeschieden und das Spiel setzt sich weiter fort. Wer nun aber glauben möchte, dass sich Oxydation und Desoxydation von Lecithin und Albumin unverbrüchlich nach dieser Schablone vollziehen, der hätte die reichen Hilfequellen unseres Organismus schlecht begriffen und unseren Codex nicht genug studirt. Wir haben blos, um nicht zu verwirren, einen einzelnen bestimmten Vorgang scharf begleitet und zahlreiche parallel nebenherlaufende ßeactionen unberücksichtigt gelassen. Z. B. haben wir gar nichts von Wasserstoffsuperoxyd gesagt, welches im Blute auftiitt und auf die Zerspaltung von Traubenzucker in Benzol und Wasserstoffsuperoxyd hindeutet. Dass solches Benzol mit Methylen verbunden Toluol liefert C7 Hg, und dieses in Verbindung mit Kohlensäure zu anisyliger Säure Og Hg O2 (Anisaldehyd) wird, die ihrerseits in den Lungen in Änissäure Og Hg Og übergeht und an der Erzeugung des süssen Blutdunstes theil-nimmt, für welchen besonders Hunde, Marder, Eaubzeug und gewisse blutsaugerisehe Insekten empfänglich sind, ist einer von den vielen stattfindenden Vorgängen. Uns lag wesentlich daran, hervorzuheben, dass die Rolle, welche man bisher den rothen Blutscheibchen zu-getheilt hat, Träger des Sauerstoffs zu sein, vielmehr der Ameisensäure gebührt, und dass keine Ameisensäure erzeugt werden kann, dafern wir nicht athmen. Man braucht eben nur die Erzeugung von Ameisensäure in den Lungen zu verhindern, und das Spiel geht überaus schnell zu Ende. In solcher Weise sollen es die Indianer verstehen, sich durch Verschluss der Stimmritze, indem sie mit der Zunge den Kehldeckel niederdrücken, im Kreis vor ihren Feinden sitzend den Tod zu geben. Eine solche Selbstmordart ist bei uns nicht allgemein im Schwange, dahingegen versteht es eine beträchtliche Zahl von Menschen, sich in langsamer Weise durch ungenügendes Athmen zu erwürgen. 7. AbschBitt. Milzftmktion und Fietoerlbegriff. Nicht etwa darum, weil der Truncus coeliacus der absteigenden Aorta durch seine 3 Aeste: Coronaria stomachica, Hepatica und Splenica unparteiisch das Blut über Milz, Magen, Leber und Pankreas vertheilt, so dass die Splenica gleichzeitig zu Magen, Milz und Pankreas führt, die Coronaria durch-die Pylorica mit der Hepa-tica und durch starke Zweige mit den Vasis brevibus der Splenica communicirt, während die Hepatica durch, die von ihr abgezweigte Coronaria superior dextra gleichzeitig den Magen versorgt: nicht wegen dieser Anastomosen der Blutgefösse, von denen wir wissen, dass sie keiner Schablone unterworfen sind, sondern ans ganz specifischen Gründen nehmen wir die solidarische Zugehörigkeit der Milz zur Circulation, Digestion und Respiration in Anspruch. Unsere bisherigen anatomischen Anschauungen stellen in nur zu vielen Punkten die Dinge auf den Kopf. Da sagt man z. B. j TJeberall, wo eine Arterie unmittelbar neben einem Knochen verläuft, hinterlässt sie ihre Spur auf der Fläche des Knochens durch einen mehi-oder weniger tiefen Eindruck, weil unter dem Einflusa des Pulsschlages eine theilweise Resorption des Knochengewebes stattfinde. — Seltsame Anschauung! Die Ossi-fication der Knorpel beginnt erst lange, nachdem schon Nerven und Blutgefässe in Thätigkei't sind, und die Knochen modeln sich bekanntlich nach dem für sie übrig gelassenen Raum, sonst würden Pemur und Humerus cy-lindrisch sein. Da nun zwei Dinge nicht zugleich an demselben Platz sein können, so müssen die später entstehenden Knochen den Nerven und Blutgelassen natürlich aus dem Wege gehen. Oder Cruveilhier sagt: Alle stärkeren Arterienstämme haben einen schützenden Muskel zum Begleiter, z. B. die Carotis den Stemo-masto'ideus, die Arteria hu-meralis den Biceps, die Cruralis den Quadriceps femoralis. Was sind das für Beobachtungen ! In Wirklichkeit folgen Humerus, Brachialis und Biceps ' alle miteinander dem Medianus. Oder man definirt: Je weiter sich die Gefässe vom Centrum entfernen, desto mehr sind sie der Abkühlung ausgesetzt, daher Hefern die Blutgefässe den Extremitäten um so zahlreichere Verzweigungen, damit diese Regionen, gegen Abkühlung geschützt bleiben; hier wirkt afio da» warme Blut wie eine Warmwasserheizung. — Diese geistreiche Bemerkung ist zu lesen in den Nouveaux elementa d'Anatomie déscriptive et d'Embryologie par Beaunis et Bouchard. Paris 1873, Page 388, Zeile 15 v. u. Und beide Verfasser sind so überaus sorgfältige Anatomen. Wenn ich üter Etwas unklar bin, schlage ich bei ihnen nach. Wir unsererseits haben nun schon an früherer Stelle betont, wie die Capillarien überall dahin fliessen, wohin sie von den Nervenendigungen herbeigerufen werden, daher sind sie gehäuft in der Dura mater, ferner in unserem Sprechapparat, in den Lippen, (bei schweigsamen Leuten sind die Lippen dünn), in der Mamma und überall, wo Nervenendigungen wirksam sind, daher auf der gesammten inneren und äusseren Haut, natürlich auch sehr stark in den letzten Ausläufern der Nervi radialis und tibialis, Pingerspitzen und Zehen, am allermeisten aber in den nervenreichen Drüsenorganen: Magen, Leber, Nieren, Milz, Man darf demzufolge nicht sagen, die Nervenstränge folgen dem Verlauf der Knochen, sondern umgekehrt: die Nervensubstanz beordert Alles herbei, was benöthigt wird: Gefässrölu-enKnorpel, Sehnen, Bänder, Muskeln und Knochen. Unser gesammter Bewegungsapparat ist» unbefangen betrachtet, nichts Anderes als eia Ausfluss der aktiven Nervensubstanz, zwar verlarvt, maskirt, mit unseren Augen und unserem groben Mikroskop nicht wiederzuerkennen, das Alles ist wahr, ändert aber niöhts an der Thatsache. Und folglich ist es falsch, zu sagen: der Plexus coeliacus sende seine Verzweigungen auch in die Milz» indem er die Arteria splenica begleite, und zwar in so feinen Verästelungen, dass dieselben mikroskopisch nicht mehr nachweisbar seien. Man muss vielmehr sagen: die unentwirrbare Ver-häkelung des Plexus solaris strickt u. a. auch ein Gewebe, welches die Milz genannt wd, und wohin er sich von der Arteria splenica begleiten lässt. Was ist das nun für ein Organ, die Milz? — My-s t er i i plenum organon? — Quod non! — Die Milzdrüse ist zu gleicher Zeit Sarg und Wiege. Denn sie hat nicht blos die Function eines regulirenden Controle-Organs für abgestorbene sternförmige oder sonst invalide Blutscheibchen, welche ia ihrem Fasergebälk hängen, bleiben, sondern der wichtigere Zweck ihres Daseins, der nicht deswegen negirt werden darf, weil andere Lymphdrüsen für die Milz Tikariiren können, — der wichtigere Zweck ihres Daseins betrifft den regelmässigen Teijüngungsprocess eines beträchtlichen Theils nnseres Blutstroms, an welchem Verjüngungsprocess Milz und Leber sich gemeinschaftlich betheiligen. Unser vorgängiges Studium des Gallensekrets gestattet uns in dieser Beziehung kurz zu sein. Die Galle wurde" in den Leberzellen gemeinschaftlich mit Leberzucker aus Blutplasma abgespalten, denn die Struktur der Leberzellen gestattet nicht die Verarbeitung geformten Materials. Das erforderliche Plasma aber wird in der Milzdrüse bereitet, wo sämmtliche ältere Blutscheib-chen zurückgehalten werden. Nur ganz kräftige, junge, turgide und widerstandsfähige Blutkörperchen passiren unangefochten das dichtverschlungene Gewebe der Milz, alles übrige Hämoglobin wird in ihrer sauren Pulpa zu Plasma umgewandelt, denn der Milzbrei enthält abgesehen von iEarnsäure, Xanthin, Sarkin, Inosit, Leucinund Tyrosin insbesondere flüchtige Fettsäuren: Ameisen-, Essig-, Butter- und Milchsäure, und wir wissen ja, dass die Fettsäuren ameisensaure Methylene sind, die Milchsäure aber aus Aethylepkohlen-säurehydrat besteht. Während nun schon die schwächsten Säuren, sogar Kohlensäure nicht ausgenommen, das Hämoglobin coa-guliren, findet mit Essig- und Ameisensäure das Gegen-theil statt, da dieselben dem Biweiss gegenüber auflösende Kraft besitzen. Die Analogie haben wir im Gebiet der unbeseelten Chemie. Dort sind kohlensaures Eisen, kohlensaures Zink, kohlensaure Magnesia in Wasser unlösliche Niederschläge; aber wenn zu der Kohlensäure Wasserstoff hinzutritt und Ameisensäure daraus bildet, so werden die genannten Oxyde auflöslich. Auch der Hinzutritt von Methylengruppen zur Kohlensäure verändert die Sachlage, z. B. Aethylenkohlensäure- hydrat ist Milchsäure, mit welclier Magnesia, Eisen-und Zinkoxyd ebenfalls lösliche Salze liefern. Ebenso ist schwefelsaurer Baryt unlöslich, aber äthylenschwefelsaurer Baryt, Blei u. s. w. sind löslich. Im Uebrigen ist die auflösende Kraft der Essigsäure dem Eiweiss gegenüber eine feststehende Thatsache und beruht auf ihrem Superoxyd-Charakter, so dass sie dem Wasserstoffsuperoxyd in dieser Beziehung nahesteht, und da nun die Essigsäure neben Ameisensäure für die Milzpulpa charajiteristisch ist, so bietet die Auflösung des Hämoglobin zu Blutplasma im Innern der Milz nichts Räthselhaftes dar, sondern beruht auf einem einfachen chemischen Vorgang. Die Abwesenheit älterer Blut-scheibchen iu der Vena splenica beweist die geschehene Auflösung, und das herabgesunkene Zahlenverhältniss der rothen Blutscheibchen zu den Lymphkörpern bestätigt den Vorgang, da das Manoo circa 80 Procent beträgt. Demnächst vollzieht sich in der Leber der zweite Akt des Verjungungs-Processes, indem daselbst das ia der Milz bereitete Plasma in Zucker und Gallensubstanz zerspalten wird, welch letztere in ihrer Bedeutung von uns schon gewürdigt worden ist. In solcher Weise geschieht der Vorgang unter normalen Umständen, d. h. wenn das Nervensystem in ungeschwächter Kjraft fungirt. Wenn aber der Sympathicus gelähmt ist und keine Ameisensäure aus dem Blutstrom an sich zieht, so befindet sich die Milzdrüse in einer Lage wie kein zweites Organ. Der Druck des Herzmuskels sendet nach wie vor eine BlutweUe nach der andern durch die Milzarterie, und die eigenthümliche Structur des Organs bringt es mit sich, dass in den von unendlich fein zertheilten Ge-websbalken gebildeten Maschen, die von zerfallendem Gewebe, nämlich von der Pulpa splenica, angefüllt sind, alle mit dem Arterienstrom überbrachten rothen Blutscheibchen nach wie vor -mechanisch hängen bleiben, ohne dass ihre Umwandlung zu Plasma erfolgen kann, weil eben die Nerventhätigkeit ruht. Und die Weiter- führung des Blutstroms zur Milzvene ist durch die in der Milzdrüse ausnahmsweis waltende Unterbrechung des Capillarsystems gehindert. Unter solchen Umständen sammeln sich die Blut-scheibchen in immer grösseren Haufen und bringen die durch ihre elastischen Fasern ausdehnsame Milzdrüse zum Anschwellen. Endlich aber kann die nächstankommende Blutwelle keinen Eintritt mehr finden, der Strom staut sich, und die elektroskopische Erscheinung eines Schüttelfrostes bezeichnet die aufgehobene Leitungsfahigkeit der die Milzdrüse durchsetzenden Nervenfasern. Massige Störungen solcher Art sind alle jene Fieber, die mit Milzanschwellung einhergehen. Tödtlich werden die Affectionen von da ab, wo das stockende Blut in der Milz zu faulen beginnt und Ammoniak entwickelt; dieses zerätzt das Milzgewebe, und die Drüse wird brandig. Indessen solche brandige Milz ist nur ein einzelnes Symptom, nur ein einzelnes Glied in der allgemeinen und zusammenhängenden Kette von Erscheinungen, welche die aus Sauerstoffmangel oder aus anderen Gründen eingetretene Lähmung des Sym-pathicus im Gefolge hat. Zurückkehrend zur normalen Milzfdnktion, so beobachten wir eine vorübergehende Milzanschwellung nach jeder Mahlzeit. Eine solche Schwellung ist anatomisch bedingt durch die zwischen Milz und Magen bestehende Gemeinsamkeit der Arteria lienalis, so dass ein vermehrter Blutzufluss zum Magen mit vermehrter Blutzufuhr zu Leber, Pankreas und Müz stets parallel geht, wie dies ja auch durch die ineinandergreifende Wirksamkeit der 4 Organe als selbstverständlich erscheint. In dem Maasse als der Magen sich entleert, sinkt auch die Müzanschwellung herab. Hieraus folgt, dass, wenn eine Ueberbürdung des Magens stattgefunden hat, solange dieselbe nicht behoben ist, auch Milzdrüse in Mitleidenschaft verbleiben muss. Es ergibt sich daher bei Versündigungen gegen das Maasshalten im Speisengenuss die Anwendung der Laxantia und Emetica als vollkommen zweckgeraäss, wenn nicht ein gastrisches Fieber seinen Einzug halten soll. In solchem Falle ist dann nicht allein der Sympa-thicus, soudern, weil es sich um den Magen handelt, auch der Vagus betroffen, und wir begreifen bei der innigen Beziehung, die zwischen beiden besteht, dass eine bestimmte Affection sowohl von der einen wie von der anderen Seite ausgehen kann. Namentlich braucht es nicht der Magen zu sein, von welchem aus die Störung erfolgt; es kann auch die Lunge den Angriffspunkt bilden. Und so bekannt auch immerhin dieser Sachverhalt, es dient nicht zum Schaden, sich zu erinnern, dass es Einerlei ist, ob ein kalter Trunk in den Magen oder die Einathmung kalter Lufb die mechanische Gefassverengerung und damit eine verhinderte Sauerstoffversorgung der Nervenfibrillen ins Werk gesetzt hat; immer ist es der Vagus, der in leidenden, unthätigen Zustand versetzt ward und durch seine Verknüpfung mit dem Sym-pathicus die Milz beeinflusst, welche ihrerseits Schüttelfrost und Fieber bedingt. Nicht minder kann eine Erkältung der äusseren Haut durch CapillarienVerengerung, welche einen Sauerstoffmangel der die Gefasse umstrickenden Nervenfibrillen des Sympathicus herbeiführt, dessen peripherische Ausläufer lahmlegen und damit eine Unterbrechung der ge-sammten Leitung nach sich ziehen. Auch hier bezeichnet ein Schüttelfirost die Stockung des magnetischen Blutstroms und die damit gleichzeitig bewirkte Unterbrechung des Liductionsstroms im Sympathicus. Dass auch in heisser Atmosphäre die ungenügende Sauerstoffzufuhr ganz gleiche Wirkungen veranlassen kann, ist schon berührt worden. Ueberall trifft es gleichzeitig den Sympathicus, der unserem Wülen nicht unterworfen ist, und auf diese Weise führen alle längerdauernden Fieberzustände zu einer Unterbrechung des in der Milzdrüse ror ' sich gehenden Verjüngungsprocesses, damit zusammenhängend zu einer Ansammlung absterbender Blutscheibchen in den Gelassen, welche ihrerseits zu Zer- setzungsprodukten in der Blutbahn den Anlass geben und den Grund legen können zu langsamem Hinsiechen. In acuten Fällen, bei günstigen atmosphärischen Verhältnissen, findet eine naturgemässe Reaction statt. Die Pforte zum Vagus steht ja offen. Er saugt in starken Zügen Sauerstoff herein, und eine lebhafte In- und Exspiration wird eingeleitet. Ein heftiger Durst verlangt Wasser, um das in den Capillarien und Lymphbahnen stockende Albumingerinnsel zu verflüssigen, demnächst durch die vom Vagus herbeigeschaffte Ameisensäure za zerspalten und durch UmTvandlung in Kohlensäure, Wasser und Harnstoff aus dem Wege zu räumen. Die Nieren, durch den kraftvollen Athmungsprocess mit Ameisensäure versorgt, nehmen ihre sekretorische Thätigkeit wieder auf, und wir finden dem entsprechend die Zersetzungsprodukte des Albumincoagulums so reichlich im Harn, dass er bis zur Sfachen Menge gegen die Norm an Harnstoff aufweist, welcher als Bodensatz niedersinkt. Es ist hierbei gänzlich falsch zu glauben, dass ein nachtheüig vermehrter Stoffwechsel stattfinde, dass eine Schwächung des Organismus durch Eiweisszerstörung vor sich gehe, der man entgegenzutreten habe; sondern es findet blos eine heilsame Entlastung von dem fremdartig gewordenen, durch Zersetzung Gefahr drohenden Coagu-lum statt. Ein unter solchen Umständen auftretendes wohl-thätiges Fieber darf man daher nicht bekämpfen, sondern man muss den dabei stattfindenden Heilprocess begünstigen und unterstützen, insbesondere durch reine Luft unter Oeffhung der Fenster, wenn die Jahreszeit dazu günstig ist, sowie durch Darreichung von Essigwasser zum Getränk, damit so bald als möglich das störende Bluteiweisscoagulum zur Auflösung komme nnd die Blutbahn wieder frei werde. Was das Chinin betrifft, so besteht seine Wirksamkeit darin, dass es als ein Benzolderivat sehr bald diirch die Nieren wieder zur Ausscheidung gelangt und die Ausfuhr von Harnstoff hierdurch begünstigt; jedoch eine Auf- lösung des in der Milz geronnenen Blutalbumins wird dadurch in keiner Weise befördert, so dass in dem Falle einer Gewebe-Ümwandlung der durch längere Zeit un-thätig gebliebenen Milz (Amyloidmilz) oder in dem Fall einer durch Unthätigkeit erfolgten Verfettung der Nieren das Chinin seine Wirkung versagt und dagegen bessere Mittel erforderlich werden. Es bleibt nur noch bei diesem Kapitel zu sagen, dass man in Fieberzuständen nicht glauben darf, das Essigwasser durch Citronensäure ersetzen zu können. Ein so wohlthätiges und belebendes Mittel die Citronensäure als ein dreifach kohlensaures Methylen für Gesunde ist, für Fieberpatienten ist sie nicht geeignet, weil sie keinen Sauerstoff abzugeben hat, sondern im Gegentheil solchen verzehrt. Essigsäui-e hingegen ist Aethylensuper-oxyd oder Methylen-Ameisensäure und als eiweissauflösende Substanz, ausser durch Ameisensäure, durch nichts Anderes zu ersetzen. 8. Abschnitt. Beseitigung der Bacterien-Theorie. Unsere ganze Erkenntniss beruht auf allmäliger Entwicklung. Man darf deshalb nicht allzu streng ins Gericht gehen, wenn man die wunderliche Blüthe betrachtet, welche das Streben, die Wahrheit zu finden, in der Bac-terien-Theorie gezeitigt hat. Indessen liegt der Vortheil in der Ersparung von Zeit und im Vorwärtskommen allemal auf der Seite desjenigen, welcher die falschen Wege nicht mitwandelt, und auch deijenige macht 'ne gute Tagereise, der lässt ab von falscher Weise. Die Bacterien-Theorie konnte nur Wurzel fassen auf dem Boden einer ganz verworrenen Auffassung über die Gährungs-Ersclieintingen. Wir müssen, dalier zunächst in dieser Beziehung ein festes Fundament schaffen, denn es gibt noch keins. Worauf beruht also nun eigentlich zunächst die ■weinige Gährung? — Wie? — Ihr meint, Pasteur......? — Nun, ich habe nichts dagegen, dass wir ihn als Sachverständigen befragen ; er hat viel über Wein-, Bier- und Essiggährang gearbeitet. Wenn ihr wollte so telegraphiren wir nach Paris und lassen ihn kommen; ich will dann den Doll-metsch machen. Da kommt er schon! — i>Ah, monsieur le Docteur! Mille fois pardon pour vous avoir dérangé : mais nous voilà dans une mer d'em-barras à cause de la fermentation alcoolique. Gomme nous n'ignorons pas — tout le monde le dit — que vous ètes fort dans ce domaine, voudriez-vous avoir l'obli-geance extreme de nous faire savoir comment cela se passe?« — »»Me voici à votre service et voilà l'affaire: — Jus-ques là on s'est acharné à l'erreur formidable que la chose se fasse en produisant de l'alcool et de l'acide car-bonique, mais grand merci, le sujet n'est pas tellement simple; il s'agit bien de mieux que cela. Gràce à mes traraux analytiques dont voici les chiffres exactes par écrit, je peux vous assurer qu'il y a aussi de la glycérine et de l'acide succinique là-dedans. Voilà la chose!«« »Que diable!« »»C'est comme je tous dis. Vous pouvez bien tous en rapporter à moi.«« »Et voilà tout?« >»Voilà tout!«« »Alors je n'ai qu'à vous demander la faveur de vou-loir bien accepter, monsieur, .— tenez ■— cette lettre de change sur la banque de France, voilà !« »»Je suis tout à vous, monsieur; mais maintenant permettez que je me iàte, parcequ'on m'attend pour la séanoe de iAcadémie. Je peux vous assurer, monsieur, «'est quelquechose d'affreux que d'étre presse comme cela. Bon jour, messieurs!«« »Bon Toyage, monsieur; bien. des clioses à votre dame s'il vous plait, et encore mille merci!« — —^ »Nun^ -v^as hat er denn gesagt? — Die 4>usein-andersetzung ging ja recM geschwind.« — Ja, das ist so die französische Art: scharf, kurz and klarl Indessen diesmal war es mit unserer Hoffnung nichts. Herr Pasteur weiss es auch nicht, wie es ■der Hefenpilz anfängt, um den. Zucker zu zerspalten; er hat nur ermittelt, dass ausser dem gewöhnlichen Alkohol auch noch Glycerin, d. i. ameisensaurer Alkohol, und ausser dem Glycerin auch noch kohlensaures Glycerin, d. i. Bernsteinsäure, bei der Gährung auftritt. Wir bleiben daher auf unseren eigenen schlummernden Witz verwiesen und müssen denselben jetzt in uns aufwecken. Es wird zwar einen kleinen Aufenthalt verursachen, indessenj wir dürfen unter keinen Umständen über diese erste der Fragen eilig hinwegschlnpfen, sondern müssen dem üathe Eulenspiegels folgen, langsam zu fahren, damit wir so bald als möglich in die Stadt kommen; es könnte sonst eintreten, da der Weg zu unserem Ziele fusstiefe Lücken hat, dass das Hinterrad unseres Wagens, die Bacterien-Theorie nämlich, in einer solchen Tiefe versinkt und wir dann gar nicht mehr vorwärts kommen. So wollen wir daher mit einander ernstlich berathen, was bei der Gährung eigentlich vor sich geht. Wir haben Zuckerlösung und Hefenzellen. Die Zellen des Hefenpilzes leben, wachsen und varmehren sich. Sie müssen also Substanz absorbiren, auf deren Kosten sie wachsen. Nichts Anderes ist aur Nahrung für sie da, als Zucker und Pektin, d. h. ammoniakalisches Gly-kocoll, folglich liefern ihnen diese das Material. Frisst nun der Hefenpüz den ganzejji Zucker auf? —^ 8 Nein, das nicht, es bleibt noch Spiritus und Kohlensäure übrig. Aha! Die frisst er also nicht! Er zehrt mithin von der anderen Hälfte des Zuckers; woraus besteht denn die? — Ebenfalls aus Spiritus und Kohlensäure! Da sässen wir also richtig fest? — Das wäre! Wie war es denn nur bei der Cellulose? — Da Latten wir die beiden Hälften des Traubenzuckers wie einen Papierbogen zusammengeklappt, so dass die entgegengesefeten Pole einander bedeckten: hhhoihhho hoihhihh oh 0 0 0 0 clg 0 0 = cdoopcoo. o ho{|hh|eh oh hh.hohIhhi Hieraus ergaben sich 4 Doppelfächer, deren erstes und letztes Kohlenstoff und Ameisensäure, deren zweite» und drittes Alkohol und Wasse-r formirten. Sieh da! Auf diese Weise hätten wir ja die Auflosung des Mthsels. Unsef Püz benöthigt Sauerstoff, weil jedwedes Protoplasma zunächst Sauerstoff bedarf, um sein Glyko-coll zu erwärmei^ und in Bewegung zu setzen. Welche Substanz wäre nun wohl im Stande, ihm Sauerstoff zu liefern, wenn nicht die Ameisensäure? — Unser Pilz benöthigt aber auch Körper, um zu wachsen. Ans dem Erdboden, in den er seine Wurzeln stecken könnte, kann er nichts herbeiziehen, er nimmt deshalb sein Material theUs aus dem Griykocoll, theils aus der Zuckerlösung ; und welche Substanz ist allein geeignet, ihm Körper ^ geben? Das Methylen der Ameisensäure! — Denn das GlykocoU hält fest zusammen und wird unzerstückelt als Baustein verbraucht. Indem daher ein Eckfach des Traubenzuckers zerstückelt wird, müssen die übrigen Fächer, weil ihnen der polare Halt genommen ist, auseinanderfallen. Denn wir haben uns die Vereinigung von 2 Mol. Aethylen-kohlensäurehydrat zu 1 Mol. Traubenzucker so zu denken» wie zwei Clowns im Gircus, wenn sie die »Post« machen. Jeder Clown iält den andern mit dej;i Händen an den Füssen fest, und, so kugeln sie nun wie ein Rad umher. Wenn aber jetzt ein ^Bösewicht einem der Clowns die Arme abschlüge, so wäre die Eadbildung aufgehoben, der eine Clown wäre Terstilmmelt nnd der andere ginge wieder umher. Was an diesem Gleichniss hinkt, kommt davon her, dass die Clowns keine Chemikalien sind, sonst würde der zweite Clown seine Arme ebenfalls fortwerfen. Bei einer solchen Schichtung des Traubenzuckers begreifen wir nun ganz gut, wie ausser gewöhnlichem Aethyl-Alkohol auch ameisensaurer Alkohol, femer Amylalkohol, Essigsäure, Butylalkohol u. s. w. entstehen können. Ja wir begreifen sogar, wie auch die beiden Hälften des Traubenzuckers : Aethylenkohlensäurehydrat oder Milchsäure, isolirt werden können in dem Falle, dass eine Milchsäure-Abspaltung unter den ersten Produkten vorkam. In diesem Falle findet die einfache Ausstreckung des geschichteten Traubenzuckers statt, indem eine polare Gruppirung erfolgt; es lagert sich Pol an Pol Aethylenkohlensäurehydrat; und in solchem Medium, wo faulendes Eiweiss die Spaltung bewirkt, fehlt es an übertragbarem Sauerstoff, denn Milchsäure hat den AldehydCharakter, so dass in dem Medium der Milchsäure Hefenpilze nicht aufkommen könnenund die milchsaure Gährung die weinige Gährung ausschliesst. Denn es ist ein chemisches Gesetz, welches wir bei Besprechung des Vogelbeerzuckers erkannt haben, dass gegensätzliche Substanzen ihre ungleichartigen Pole an-einanderlegen, so dass ganz regelmässige und gleichartige Abschnitte auf einander folgen müssen, deren gegensätzliche Pole einander berühren. Es erfolgt daher bei der Alkoholgährung unter Entlassung von Kohlensäure der Anschluss der Pole in der Reihenfolge : Aethylen, Wasser — Aethylen, Wasser u. s. w. Bei der milchsauren Gährung hingegen ist die Reihenfolge: Wasser, Aethylen, Kohlensäure — Wasser, Aethylen, Kohlensäure u. s. w. Und solche milchsaure oder faulige Gährung gibt nun unglücklicherweise sehr leicht dem gesunden Bluteiweiss den Anstoss zu gleichartigem Zerfall in gleich- artige Abschnitte, namentlich geschieht dies überaus leicht bei Lungenschwindsucht, wie wir sehen werden. Hiergegen verursachen andere Veranlassungen zum Bluteiweisszerfall andere Spaltungsprodukte, weil das eomplicirte Eiweiss in der verschiedensten Art und Weise zerlegbar ist. Die Consequenz hiervon ist: dass eine bestimmte Krankheit von dem Charakter einer specifischen Blutentmischung, die mit specifischen Erscheinungen einhergeht, ganz genau dieselbe Art und Weise der Blutzersetzung mit ganz genau denselben Erscheinungen zu Wege bringen muss, d. h. Blattern erzeugen Blattern, Diphtherie erzeugt Diphtherie, faulende Wunden erzeugen Pyämie, die faulende Mucosa des Uterus erzeugt Peritonie» Syphilis erzeugt Syphilis n. s. w. Hierzu benöthigen wir keiner Pilze, wie sie bei der Zuckergährnng thätig sind, und keiner Fadenwürmer, wie bei Scharlach, ja, nicht einmal einer körperlichen Beirührung mit faulendem Eiweiss, denn es gibt auch gasförmige Zersetzungsprodukte des Eiweiss, welche durch die Luft wandern und, mit dem Athem aufgenommen, bereits in der Lunge den ersten Anstoss geben zu einer Entmischung des Blutsafts in genau derselben Weise, wie solche in dem Gefässsystem des exhalirenden Patienten vor sich geht. Auf diese Weise gelangen beiläufig Miasma und Con-tagium nnter einen, gemeinschaftlichen Gesichtspunkt, Und ein Gefühl ungemeiner Sicherheit muss in uns seinen Einzug halten von da ab, wo wir erkennen werden, dass es in unserer Gewalt steht, jedwede Art von Eiweisszerfall zum Stillstand zu bringen und die anseinanderfallen-den Theile wieder zusammen zu spannen, so lange noch der Athmungsprocess im Gange ist und die Erzeugung von Ameisensäure wieder aufgenommen werden kann. Jetzt zu den Würmern! —■ Ich habe einmal aus Anlass einer Scharlach-Epidemie das genossene Trinkwasser chemisch und mikro-BtopiBch untersucht. Es war weder Kalkerde noch Eisen ^aria enthalten, -wolil aber in jedem Tropfen 3 bis 4 mikroskopische Fadenwürmer. Wer nun etwa zweifelt, dass lebendige Organismen, wenn sie in solchen Mengen in das Darmsystem gelangen, schwere Störungen veranlassen müssen, der möge es thun. Für mich aber besteht kein Zweifel (weü jedes Thier zum Leben Sauerstoff bei-nöthigt, um sein Lecithin zu oxydiren), dass in dem Maasse als die Beweglichkeit der Thierehen blitzartig ist, diese mikroskopischen Organismen relativ bedeutende Mengen Sauerstoff absorbiran. Sie belegen daher unter Umständen sämmtUche, mit dem Blutstrom der Arterien herbeigeführte, dm'ch die Darmzotten austretende Ameisensäure mit Beschlag. Die Funktion der sympathischen Fibrillen muss stocken, Absorption und Nutrition müssen pauairen, der Motus peristalticus wird völlig irregulär, indem er entweder in ein beschleunigtes Tempo verfällt oder gänzlich aufhört, so dass nicht allein die Stuhlverhaltung bei Typhus, Scharlach u. s. w., sondern ■auch im Gegensatz dazu die Stuhlhäufung bei Buhr und Brechdurchfall aus der Einführung von Fadenwürmern, die mit dem Trinkwasser genossen wurden, ihre Erklärung Gnden können. Wir resümiren demnach das, was sich über Gähr-ung sagen lässt, in folgenden Sätzen: 1. Es ist eine Thatsache, dass Pilzsporen, welche in einer Traubenzuckerlösung keimen und sich fortpflanzen, einen Zerfall der im Zucker mit einander verbundenen Moleküle herbeiführen, welcher Yorgang mit weiniger Gährung bezeichnet wird. 2. Auch ist es eine Thatsache, dass Verdünnter Alkohol ans der Luft Sauerstoff anzieht, so dass seine Oxydation zu Essigsäure stattfindet, welcher Vorgang fälschlich als Essiggährung bezeichnet wird. 3. Ferner ist es eine Thatsache, dass der verdünnte Essig, wenn piit dem atmosphärischen Staub mikroskopische Ovula von Fadenwürmem sich zu ihm gesellen, als ein Sauerstoff enthaltendes Medium solche Thiercheij. (Essigälchen) zu ernähren vermag und ihre Fortpflanzung gestattet. 4. Ebenso ist es eine Thatsache, dass faulendes Ei--weiss, z. B. alter £äse, den Zerfall des Traubenzuckers zu Milchsäure herbeiführt, welcher Vorgang mit allem Fug milchsaure Gährang genannt wird, denn unsere Vorstellung von der Gährung als einem mit Blasenwerfen eiahergehenden stürmischen Akt passt nur für die alkoholische Gährung, 5. Endlich noch ist es auch eine Thatsache, dass Fadenwürmer oder überhaupt thierische Organismen, •welche in beträchtlicher Menge mit dem Trinkwasser in den Tractus intestinalis gelangen, indem sie den Sauerstoff der durch die Blutgefässe herbeigeführten Ameisensäure absorbiran, die sympathischen Nervenendigungen lahmlegen, also dass sie hierdurch die Verdauung und ■Ernährung verhindern, weil das vorgeschriebene Tempo des Motus peristalticus gestört wird. Je nachdem zunächst liur die vom Plexus solaris innervirte Mucosa oder aber ■auch die vom Splanchnicus innervirte Serosa von der Lähmung betroffen ist, zeigt die Bewegung der Tunica muscularis ein variables Bild, das heisst : der Motus peristalticus kann, gleich dem Herzschlag, eine Beschleunigung erfahren, wenn die hemmende Wirkung der Fasern des Plexus solaris in der Mucosa aufgehoben ist; andererseits aber muss die Darmbewegung von da ab gänzlich aufhören, wo auch der Splanchnicus der Serosa ruht, weil derselbe kein ernährendes Material mehr zugeführt bekommt, womit dann häufig das gesammte Getriebe unseres Organismus stockt (Typhus, Blattern, Scharlach u. s. w.). Aus diesen gänzlich abweichenden und von einander streng zu unterscheidenden Vorgängen, bei denen eine Differentiirung so recht am.Platze wäre, hat die Prager Schule »generalisirend« in dem allgemeinen Topf der »Bacterien-Theorie« einen Mischmasch zusammengebraut, der sich durch seine Verworrenheit ganz von selbst kritisirfr, so dass wenige Bemerkungen hinreichen werden, die falschen Gesichtspunkte und die vorgefallenen Selbsttäuschungen der Beobachter zu beseitigen. Elebs und Cohn gestehen zu, dass ihr Bacillus Anthracis niemals Bewegungserscheinungen aufweist nnd dass sich ebenso diejenigen Bacterien verhalten, welche nach Klebs ein constantes Vorkommniss bei der Diphtherie sind. Ueberhaupt besteht ihr Bacterium. aus gradlinigen, unbiegsamen Fäden, und über seine Organisation soll sich sehr wenig allgemein Zutreffendes sagen lassen; seine chemische Beschaffenheit aber hat noch Keiner erforscht. Nun dünkt mich aber doch, dies Letztere, die chemische Beschaffenheit, wäre gerade die Hauptsache, wenn man ein Wesen, dem man so gefährliche Wirkungen zuschreibt, charakterisiren will. Indessen benöthigen wir dazu gar keiner chemischen Untersuchung. Denn ein Ding, welches Stabform hat und sich niemals bewegt, das kann weder Thier noch Pflanze sein, sondern es ist eine chemische Substanz und gehört, wenn sie im Fleischsaft gefunden wird, zu den mikrokrystallinischen Substanzen Sarkin, Carnin, Krea-tin u. s. w., die allerdings, wenn einmal das Blut sich zu entmischen begonnen hat, in grossen Mengen auftreten, nach Massgabe der anhydrirten Ameisensäure, und naturgemäss am meisten in der Milz aufgefunden werden müssen, weil dort, wie wir erläutert haben, der Blutstrom ins Stocken geräth, während die grossen Gefasse, wie Klebs und Cohn einräumen, von ihrem Bacterium gänzlich frei befunden werden können. Nun wird zwar noch gesagt, dass die Stäbchen des Milzbrandblutes unter Umständen an der Impfetelle zu langen Fäden heranwachsen können. Aber welche Vorkehrungen hatte der Beobachter getroffen, dass aus der Luft keine Sporen auf die Impfstelle fielen? Wie hat es sein Auge ertragen, stets am Mikroskop zu sein und die Impfstelle ohne Aufhören zu kontroliren? Und woran hat er erkannt, dass der aus- wachsende Faden und das ursprüngliche Stäbchen eine und dieselbe »Person« waren? — R. Koch will nachgewiesen haben, dass bei der »Cultur« (!) solcher Stäbchen im Fall der Anwesenheit reichlicher Luftniengen (aha!) sich in denselben (?) zuerst feine Körnchen ausscheiden, dann vielleicht aus diesen, was nicht weiter betont wird, reihenweis gestellte Sporen hervorgehen u. s. w. u. s. w. Hatte er aber auch als vorsichtiger Mann an jedes mikroskopische Stäbchen ein mikroskopisches Etikett angeheftet, um sie und sich vor Verwechslung zu schützen, und vor unberufenen Strolchen aus der atmosphärischen Luft??? — Errare humanuni, est. — Dass pflanzliche Organismen, die zu ihrem Wachsthum Substanz benöthigen, Traubenzucker zum Zerfall bringen, wenn die Temperatur dazu günstig ist, und dass man auf solche Weise Hefenpilze »züchten« kann, das weiss jeder Bäcker und Brauer. Aber dass Pflanzenzellen auch lebendes Eiweiss zum Zerfall bringen, ist eine Täuschung, die daher entstanden ist, dass wir Schimmelpilze auf Fleischresten, Käse, Milch u. s. w. wachsen sehen. Dieses Wachsthum jedoch erfolgt auf Kosten des Eiweiss, nachdem dieses sich zerspalten hat. Der Eiweisszerfall geht eben vorher, und danach erst wachsen die Pilze. Schimmelpilze wachsen wirklich nur auf abgestorbener, zerfallender Eiweissgrundlage. So lange die Nerventhätigkeit dauert, wird ihnen das Wachsthum nicht gestattet. Der Favuspilz widerspricht dem blos scheinbar, denn das aus den Lymphgefässen ausgeschwitzte Eiweiss ist ja eben nicht mehr organisch zugehörig, es ist dem Einfluss der Nerven entzogen und zerfällt; daher der üble Geruch der Grrindköpfe. Uns bleibt demnach blos noch übrig, ein wenig näher die Art und Weise zu beleuchten, wie man Ba--cillarien »gezüchtet« hat, und wie man erwiesen zu haben glaubt, dass nicht der flüssige Bestandtheil des Blutes, sondern sein geformter Theil der Träger des Virus sei. Pasteur hat Gyps, d. i. schwefelsaure Kalkerde, Kleba hingegen Thonzellen, mithin kieselsaure Kalithonerde angewendet, nm die Flüssigkeit von den Bacillen zu trennen und die Unwirksamkeit der abfiltrirten Flüssigkeit als Impfetoff darzuthun. Diese beiden Chemiker haben folglich zwei wesentliche ohemische Vorgänge unberücksichtigt gelassen: 1. dass zu den Zersetzungsprodukten des Eiweiss kohlensaures Ammoniak gehört, welches sowohl durch schwefelsauren Kalk wie durch kieselsaure Kalithonerde chemisch gebunden wird; 2, dass aus dem Blutplasma unter Zutritt von Luft fibrinogene Produkte hervorgehen, die durch Aussüssen nicht entfernt werden und demnächst durch Trocknen ihre Wesenheit nicht verlieren, vielmehr, sobald sie wieder feucht werden, weiterzufaulen beginnen und natürlich das »Züchtungsmaterial« zu gleichartigem Zerfall bringen. Es ist ja eine glückliche Thatsache, dass Gyps, Sand und Thon jegliches stinkende Wasser reinigen; man wüsste ja sonst nicht mehr, wo man einen Tropfen trinkbaren Wassers hernähme. Darum ist es ganz überflüssig, wenn Herr Klebs und Herr Pasteur uns versichern, dass ihre durch Gyps u. s. w. filtrirten Eiweisslösungen ansteckungsunfähig waren. Auch soll ohne Weiteres zugegeben werden, dass das an ihren Bacillen kleben gebliebene Albuminfibrin, sobald damit geimpft worden ist, gesundes Eiweiss zu Zerfall gebracht hat, denn es genügt zu solcher Ansteckung durch verfaultes Eiweiss eine ganz minimale Spur. Was wir ihnen j^och nicht glauben, weil es auf Täuschung und fehlerhaftem Arbeiten beruht, ist ihre Behauptung, dass der flüssige Bestandtheil des Blutes keine Ansteckungsfähigkeit besitze, denn eine solche kommt ihm leider im vollsten Maasse zu. Von jenen famosen Züchtungsresultaten und dem fröhlichen Auferstehungsfest, welches die Milzbrandbakterien in den Eegenwürmern feiern sollen (— Regenwürmer enthalten natürlich Eiweiss, und warum sollten sich deshalb nicht in ihren Organen die Umwandlungs- produkte von Eiweiss: Sarkin, Xanthin u. s. w. vorfinden, und warum sollte nicht auch das Eiweiss von Regen-wttrmem faulen, stinken und anstecken können? — ) brauchen wir um so weniger ernsthaft zu reden, als es erwiesen ist und allgemein zugegeben wird, dass in den faulenden Thierkadavern schon wenige Tage nach dem Tode die sogenannten Bacterien nicht mehr auffindbar sind, eben weil Sarkin, Carnin, Kreatin u. s. w. unter Wasseraufnahme zu Kohlensäure und Ammoniak werden, und sogar wirkliche Organismen, wenn sie vorhanden wären, durch den naturgemäss eintretenden ammoniiika-lischen Zersetziingsprocess zu Grunde gehen müssten. Im üebrigen braucht man nur persönlich mikro-skopirt zu haben, um zu ermessen, was es mit der Möglichkeit der Beobachtung und Verfolgung eines mikroskopischen Gegenstandes in einer Flüssigkeit bei Luftzutritt (!) auf sich hat. Wir thun deshalb weise, wenn wir dasjenige, was 60jährige Augen auf solchem Gebiet gesehen zu haben glauben, einfach als nicht beobachtet ansehen, zumal die groben Fehlerquellen allzu klar am Tage liegen. 9. Abschnitt. Das Wesen der Dyskrasie. Das Wesen der Dyskrasie beruht auf dem chemischen Gesetz, dass faulendes Eiweiss anderes normales Eiweiss in seinen chemischen Zersetzungsprocess mit hineinzieht. Dieses Gesetz ist sogar in Anlehnung an das faulende Eiweisspektin eines Apfels sprichwörtlich geworden. Der Vorgang bei solcher Ansteckung beruht darauf, dass die abgespaltenen chemischen Verbindungen den An-stoss dazu geben, genau die gleichen Abschnitte Pol neben Pol aneinander zu reihen. Es ist dies dasselbe Gesetz, nach welchem sich Gleiches zu Gleichem gesellt, wegen dessen wir auf unsern Commentar zum Vogelbeerzucker S. 25 verweisen. Und es macht keinen Unterschied, ob 63 sich am Zucker oder um Eiweiss handelt, denn wir haben gesehen, wie Pflanzeneiweiss aus Zuckerstoflf hervorgehen konnte. Dank diesem chemischen Gesetz sind wir im Stande uns zu ernäJiren, denn ganz allein auf diesem Gesetz von der ansteckenden Kraft eines chemischen Processes beruht die Assimilation der Nährstoffe in unserem Magen u. s. w. Es scheint erforderlich, dass wir hierüber eine recht klare Vorstellung gewinnen, und deshalb wollen wir uns vor Allem vergegenwärtigen, in welche Substanzen Eiweisskörper zerfallen, die sich selbst überlassen bleiben. In dieser Hinsicht belehrt uns die Chemie, dass Proteinsubstanzen sich in die nachfolgenden Besiandtheüe zerlegen: Ammoniak, Schwefelammonium, Kohlensäure, Milchsäure, Fettsäuren und Fette. Die Chemie nennt zwar auch noch LeDCin und Tyro-sin, indessen dies sind nur Combinationen aus den oben schon genannten Substanzen. Denn Leucin GgHisNOg ist hhhheh 0 kohlensaures Pentamethylen-Ammoniak nH|Ccocc c. Mit- h'hhhhh.o hin eine Seife aus kohlensaurem Ammoniak und ölbildendem Gas oder auch Glykocoll in Diaethylen aufgelöst. Es ist aber auch milchsaures Propylamin, an.-^drirt, und macht überhaupt den Eindruck einer Alles zum Anschluss disponirenden Gruppe, weil Jegliches darin seines Gleichen vorfindet, die Triamylen-Gruppen unseres Lecithinöls nicht ausgenommen! — Was nun das Tyrosin CgHn NOg betrifft, so besteht es aus AcroleiQ-Chinon-Ammomak C3H40,06H4 02,NH3. Oder aus zweimal Acetylen-Kohlenoxyd -f- Acrolein + 0 c,co HH,( JP H AM. Da nun Acrolein so Ammoniak = co viel wie Aethylen-Kohlenoxyd oder Glycerin minus 2 Wasser bedeutet, so charakterisirt sich das Tyrosin als eine entameiste Fettgrundlage, an Amoniak gebun- den, so dass aus Fettsäuren, Fetten, Milchsäure und Ammoniak sowohl Leu ein wie Tyrosin combinirbar sind. Dureh solche Erkenntniss sind wir nun in Stand gesetzt, den üormalen Zerfall der Eiweisskörper in unserem Organismus kritisch zu verfolgen. Zu dem Zweck steigen wir zunächst in den Magen hinab. Hier hewii-kt die durch die Thätigkeit des Yagus in den Lungen erzeugte und mit dem Blutstrom herbeigetragene Ameisensäure nebst Kochsalz, die mit einander von einigen Physiologen als cMoropeptische Säure bezeichnet werden, den Zerfall des Speise m aterials und verbindet sich mit demselben in der Weise, dass die Ameisensäure neutralisirt wird und nicht mehr Ameisensäure ist, auch das Ei weiss nicht mehr Eiweiss ist, d. h. die Assimilation hat begonnen. An dieser Stelle, im Magen, hätte der Zufluss von Galle mit ihrer Grundlage von ammoniakalischem Glyko-coU keinen Nutzen; dieselbe würde nur störend sein, weil sie die Ameisensäure ablenken und das durch letztere in Lösung gehaltene Eiweiss (Pepton) niederschlagen würde. Anders verhält es sich im Duodenum. Dort ergiesst sich dtirch den Oholedochus eine Fülle von zerfallendem Eiweiss aus dem Pankreas und aus der Leber, als ein Gemisch von Bauchspeichelsaft und Gallensekret, und zwar ist die Galle (S. 62) hochverwandt mit Lecithin, der Bauchspeichelsaft hingegen mit Albumin. Denn die wesentlichsten Bestandtheile des pankreati-schen Saftes sind als Eiweissstoffe neben Leucin und Tyrosin festgestellt, und da gerade die beiden letzteren, wie wir entwickelt haben, für zerfallendes Eiweiss charakteristisch sind, so haben wir im Duodenum das Schauspiel, dass zerspaltenes Eiweiss des Pankreas mit zer-spaltenem Eiweiss des Leberblut-Plasma und zerspal-tenem fremden Eiweiss sich vermengen. Wir müssen dabei wohl unterscheiden zwischen Zerspaltung nnd Zerfall. Denn Zerspaltung ist das Ge- wollte, Aktive, Mngegeu Zerfall das Nichtgewollte, Passive. Von Zerfall, welcher gleichbedeutend wäre mit Päul-nisa, kann hier gar keine Rede sein, weil der pankreatische Saft nnter energischer Aktivität des Nervensystems zur Absonderung kommt ; diese Energie ist so unwiderstehlich, dass sich ein neuer Wirsungkanal bildet, wenn man den ursprünglichen Ausfiihrungsgaqg unterbindet. Einen stärkeren Beweis von aktiver Nerventhätigkeit könnte man schwerlich erbringen; übrigens kommt dabei eine ausgesprochene Polarität in Betracht, welche durch die rückläufige Bewegung der Arteria splenica zum Pankreas charakterisirt wird. Was könnte noch Sichtbareres gezeigt werden, um zu erklären, wesshalb in der Milz die sauren, imPanlureas die ammoniakalischen Spaltungsprodukte des Bluteiweiss auftreten, und wesshalb der Pankreas seine eiweisszerfällende Kraft verliert, sobald man die Milz ausschneidet? Im Duodenum brauchen wir jetzt nur unser chemisches Gesetz anzuwenden, wonach sich Gleiches zu Gleichem gesellt, und alles Weitere wird alsdann klar. Wir besassen nämlich im Lencin oder Butylen-Gly-kocoll das anbydrirend wirkende Ammoniak; im Ty-rosin die wasserfreie Glycerin- oder Pettsubstanzgrund-lage; im Gallensekret hatten wir fertiges Fett (Cholesterin), femer ameisensaure Methylene mit Natron verseift und mit festgefugtem, vriderstandsfähigem Benzol verbunden, sowie ferner Glykocoll undTaurin (schwefel-sam-es Aethylen-Ammoniak). Uebrigens tritt Im Pankre-atischen Saft ausser Leucin und Tyrosin auch Phosphin-amin (Phosphorwasserstoff-Ammoniak) hervor, so dass wir, abgesehen von den Aschenbestandtheilen, in dem Bauchspeichelsaft und dem Gallensekret die ge-sammte Anlagesubstanz unseres Leibes vollständig beisammen haben. Solche verjüngte Leibessubstanz nimmt nun aus dem Chymus dasjenige heraus, was ihr homogen ist; alles Uebrige gelit weiter und verlässt den Organismus. Die homogenen Bestandtheile aber werden absorbirt. Polglich besteht der Begriff »Assimilation« ganz einfach in dem Ansichnehmen des Gleichartigen nach vorgängiger Zerspaltung des Speisematerials. Diese Zerspaltung aber geschieht durch Ameisensäure. Sie verhindert die Fäulniss, d. h. den passiven Zerfall, sie verhindert das Sterben von Eiweiss, denn sie metzget dasselbe, sie schlachtet dasselbe. Wo Ameisensäure waltet, da gibt es keine Fäulniss» denn die eiweissbindende Substanz, daa glykocolische Ammoniak, wird von der Ameisensäure festgehalten. Daher, wo immer auch Fäulniss eintritt, dürfen wir sicher sein, dass die Ameisensäure gänzlich verzehrt worden ist und dass sie gemangelt hat. Denn Ameisensäure ist antiseptisch. Unsere Ameisen suchen die ammoniakalischen Cadaver auf, um ihre brennende Ameisensäure zu neutrulisiren, aber die von ihnen absorbirten Methylene werden in ihren Trachäen unaufhörlich zu neuer Ameisensäure. Es gibt darum beiläufig kein besseres Mittel gegen Lungenfäulniss, als kräftig zu athmen, wie die Ameisen und Bienen. Wie zappelt nicht beständig deren Hinterleib, wo die Trachäen ausmünden. Was sollen wir jetzt noch hinzufügen? — Unser natürliches Sterben (Marasmus) ist ein Verschwinden der Ameisensäure aus unserem Glykocoll. Denn ob wir sagen r kohlensaures Methylen-Ammoniak oder ob wir sagen: ameisensaures Methylen-Amid, das ist chemisch einerlei. Indem nun die Ameisensäure sich anhydrirt, so verwandelt sich das Glykocoll in cyansaures Methylen, d. h. unsere Knorpel werden hart, c onho. Und wenn die An- hydrirung noch einen Schritt weiter geht, so bleibt steinharte StickstofFkohle übrig: CNHC. Däfern wir aber jährlich den Sommer in Schlangenbad zubringen oder in einem anderen warmen elektrischen Wasser baden, so können wir unsere natürliche Öeuche» den Tod, sehr lange von uns fernhalten. Wenn wir hiergegen unsere Haut und alle unsere Gewebe unbekümmert vertrocknen lassen, so sammelt sieb um einen kleinen Kern von steinharter Stickstoffkolile nach dem Gesetz, dass sich Gleiches zu Gleichem gesellt, allmälig ein ganzer Steinberg herum, und die Erde zieht das Ihrige an sich, abermals, weil sich Gleiches zu Gleichem gesellt. Nicht so verläuft der Process bei den akuten Seuchen. Da bleibt unsere Knorpelsubstanz Glykocoll unafficirt, aber die Ameisensäure verschwindet aus unserem Blut in Folge von überschüssigem Ammoniak, und das geht durchschnittlich auf folgende Weise zu. Wir wissen bereits, wenn der Vagus leidet und keine Ameisensäure oder nicht genügend Ameisensäure erzeugt, so pausirt alsbald der Sympathicus, und alle Drüsenthätig-keit stockt. Es findet dann keine Neuproduktion statt, der Organismus findet sich auf seinen augenblicklichen Besitzstand eingeschränkt. Allein die Thätigkeit der Cerebralnerven nimmt ihren Portgang, es wird Aethylen verzehrt und die nachrückende Lecithinsubstanz gibt, so oft die Eeihe daran kommt, ihr bindendes Ammoniak frei. Dieses sollte nun eigentlich als Harnstoff sehr bald durch die Nierenarterien zur Ausscheidung kommen, allein die Nieren theilen das Schicksal aller anderen Drüsen und sind gelähmt, es wird daher kein Harn abgeschieden. Nunmehr circulirt der Harnstoff im Blutstrom weiter, nimmt Wasser auf, wird zu kohlensaurem Ammoniak und neutralisirt die Ameisensäure des Blutes. Diese Verbindung von Ammoniak und Ameisensäure unterliegt unter der Gunst der Blutwärme einer ümsetz- h h ihh ung zu Blausäure und Wasser : nh ooo = nho^oio. ° h h |hh Die erzeugte Blausäure verbindet sich mit dem Eisen des Hämoglobins zu Berlinerblau; und das Wasser, welches wegen der ünthätigkeit der Nieren nicht ausgeschieden wird, sammelt sich in den Gewebsmaschen. Auf diese Weise treten Hydrops und Oyanose stets neben einander auf. Inzwischen werden die Derivate der Harnsäure, die in bestimmtem Verhältniss zum erzeugten Harnstoff stehen, (Kreatin, Xanthin, Sarkin u. s. w.) in der Milz gehäuft. Und so hat man das, was blosse Folge ist, für die Ursache genommen und namentlich das ICreatin, welches a.m deutlichsten erkennbar ist, weil es in rhombischen Bjyställchen auftritt, unter der Bezeichnung eines unbeweglichen Bacillus Anthracis als Veranlasser des Milz-"brandes angeklagt. (Klebs, Cohn, Pasteur.), Zu dem Ammoniak, hervorgegangen aus dem accu-mulirten Harnstoff und aus dem stockenden Blut-Coagu-lum in der Milz, gesellt sich nun noch, wegen der ün-thätigkeit des Duodenum, weil in der Leber der Pneumo-gastricus weiterwirkt, das Gallensekret hinzu, welches in die aufeteigende Cava übergeht, deren Blut sich verdickt, vreil die Leber, von der Milz im Stich gelassen, ihr eigenes Plasma verarbeitet. Mag immerhin das unter normalen Verhältnissen auf täglich 500 Grramm geschätzte Quantum an Gallensekret im Falle von Erkrankungen herabsinken, so bleibt doch zu berücksichtigen, dass je 500 Gramm Gallensekret 130 Centigramm Schwefel enthalten, wie leicht zd berechnen ist. Und es ist zweierlei, ob das durch seinen Schwefelgehalt anhydrirend und concentrirend wirkende Taurin in die Lymphbahnen oder in die Blutgefässe eintritt. Denn in den Lymphbahnen befindet sich kein disponibler Sauerstoff und darf sich kein Sauerstoff befinden, weil sonst der alkalische Lymphsaft äauer werden und gerinnen müsste, wie in pathologischen Zuständen wirldich geschieht. Während daher das Taurin in den Lymphbahnen -die langsam fliessende albuminose Flüssigkeit gegen Gerinnung und Fäulniss zu schützen vermag, weil es dem gesammten LymplisafI; an Sauerstoff fehlt, so 'vralten von ^r Lunge ab in den Blutgefässen ganz andere Verhältnisse. Dorfe soll und muss Oxygenirung des Zuckers er;-folgen, und wenn es daran mangelt, vde bei der Ver- giffcung des Blates durcli Ammoniak, so wird der Sauerstoff genommen aus allen Substanzen, die welchen herzugeben vermögen, mithin auch aus der Schwefelsäure des Taurins; diese wird um so leichter reducirt, als sie mit wasserstoffreichem Äethylen yerbunden ist, und so «ntsteht Schwefelwasserstoff, der im Magen, Darm und Lymphsystem nicht suhädlich wirkt, wolil aber in den Lungen und in den Bluigefèasen. weil er dort Sauerstoff absorbirt und in energischer Weise »entameisend« wirkt, so dass uns der rasche Zusammenbruch des Organismus, wozu beim Zusammenwirken von soviel Factoren oft nur wenige Stunden benöthigt sind, in gevrissen Fällen nicht befremden kann. Fassen wir demnach alles Wichtige zusammen, so charakterisiren sich die Seuchen ohne Ausnahme in gestörter Arterialisirung des Blutes, Mangel an Ameisensäure, Stillstand der Nerventhätigkeit, Auttreten von freiem Ammoniak, Anhydrirung, Bildung von Blausäure, ffilmo-globinzerstörung und überhaupt Eiweisszerfall. Hiernach kann kein Besinnen darüber sein, in welchen Bahnen sich das Heilverfahren zu bewegen habe.' Nicht durch Bekämpfung der Symptome in der gewöhnlichen Weise, sondern allein durch grundlegende Herstellung normaler Verhältnisse, nämlich durch Arterialisirung des Bluts, Neutralisirung des Ammoniaks und eiweissbindende Substanzen muss die Heilung bewirkt werden. Dürfen wir jemals hoffen, ein solches ßesultat zu erzielen, indem wir sauerstoffverzehrende, die Nerventhätigkeit herabsetzende Substanzen anwenden, wie die Benzolderivate, die uns aus allen Narcoticis entgegentreten? Eine vergleichsweise Zusammenstellung der in in den gebräuchlichsten Alkaloiden enthaltenen Elemente gibt die beste Erläuterung. Morphium CiyHigNOg. Enthält die Elemente von 2 Bittermandelöl (Benzaldehyd), 1 Ammoniak und 1 Aethylenkohlenoxyd (Acrolein). In welcher Weise diese 9 Elemente mit einander yerbanden sind, entzieht sich bis jetzt allerdings der chemischen Forschung. Atro p in CirEagNOs = 2 Bittermandelöl, 1 Ammoniak, 1 Grubengas und 1 Methylalkohol. HyoscyaminCisHiyNO? = 1 Ammoniak, 1 Wasser, 3 Methylalkohol, 3 Butylalkohol. Coniin CgHisN = 1 Blausäure, 1 Amylen, 1 Aethylen. Nicotin C10H14N2 = 2 Blausäure, 2 Acetylen, 2 Aethylen. Strychnin CaiHggNaOa =■ 2 Blausäure, 2 Phenol, 1 Toluol. Aconitin CS0H47NO7 = 1 Ammoniak, 1 Palmitinsäure, 1 Salicylsäure, 1 SaUcylige Säure. Chinin CgoHaiNOg = 2 Ammoniak, 2 Bittermandelöl und 1 Benzol. Um nicht Missverständnisse aufkommen zu lassen, •wiederholen wir, dass nicht die Gruppen als solche, sondern deren Elemente in den genannten Substanzen stecken; aber das genügt vollkommen, um ihren chemischen Wirkungswerth zu schätzen und zu erkennen, dass man von diesen Mitteln bei Behandlung von Seuchen keine Hilfe zu erwarten hat; ebensowenig von Ooffe'in and Theobromin, die einem Aethylen-Xanthin und Pro-pylen-Xanthin entsprechen und deshalb ebenfalls keinen Sauerstoff abzugeben haben. ^ Uebrigens begreift es sich ja wohl, dass jede eigen-thümliche Seuche bis zu gewissem Grade eine besondere Berücksichtigung ihrer eigenthümlichen veranlassenden Schädlichkeiten beansprucht, wenn auch bei allen ohne Ausnahme die Arterialisirung des Blutstroms im Vordergrund stehen muss. Eine bestimmte Charakter-Yerschiedenheit der einzelnen Seuchen liegt hauptsächlich darin, ob das Eiweiss des Lymphsystems oder das der Blutgefässe oder das Eiweiss beider Systeme dem Zerfall unterworfen ist; demnächst aber handelt es sich darum, dass die abgespaltenen Eiweiss-Abschnitte, wie schon im Eingang des Kapitels gesagt; eine specifische Gruppirung besitzen, die für die Weiteirerbreitung massgebend ist. Und zwar bedarf es für die Weiterverbreitung nicht der direkten Berührung der Individuen, weü auch die Exhalationen mit Zersetzungprodukten von Eiweiss beladen sein können. Wir erinnern nur an den bei Scharlachpatienten speci-fischen Geruch des Athems nach Häringslake, der auf Trimethylamin hindeutet, welches schon bei 9" siedet, zum Unterschied von Propylamin, welches erst bei 79® siedet. Ebenso spricht man von dem Geruch nach gerupften Gänsen, wodurch ebenfalls ein Fettgeruch gemeint ist. Was aber emstlich zerfallendes Eiweiss bedeutet, das illustrirt der Gestank des Auswurfe bei Bronchitis putrida mehr als genug, und die Ansteckungsfähigkeit von Eiatarrhen kann schwerlich eine Streitfrage bilden. Genug, wenn man einmal dem zerfallenden Eiweiss die Ansteckungsfähigkeit zubilligen muss, so darf man sich weder auf die festen, noch auf die flüssigen Eiweiss-stofe einschränkea, sondern man muss auch ihre gasigen Produkte berücksichtigen, und von diesem Gesichtspunkt aus ist Oontagium und Miasma stammverwandt. Allerdings wird das Wort Miasma vielfältig gemissbraucht, z. B. spricht mau von einem Miasma, welches dem Malariafieber zu Grunde liegen soll; ein solches gibt es nicht, wie wir sehen werden. Hiergegen entsenden faulende Cadaver, faulende Wunden, faulende Sekrete in der That Miasmen. Deshalb sind die Anforderungen an Lüftung und Desinfektion der Umgebungen menschlicher Wohnsfötten, gleichviel ob Gesunde oder Kranke dort athmen, so selbstverständlich, dass wir dies nicht besonders hervorzuheben brauchen. Unverdorbene Luft, unverdorbenes Getränk und unverdorbeneNahrungsmittel sind das Allerunumgäng-lichste, um der Ausbreitung von Seuchen zu widerstehen, und die Zauberformel, die uns reine Luft und reines Wasser verschafft, heisst: Bewegung! Cärculation ! Vermeidung von Stagnation! Frische Zufuhr! — Unser ei- gener Athem wird uns zu Gift, wenn wir ihn nicht fortschaffen. In wieviel Wendungen wir auch dieses Thema varüren mögen, es klingt immer der unveränderte Grundton hervor: Bewegung! — Bewegung eurer Person, eurer Glieder, eures Athems, eurer Excretionen, Alles muss von der Stelle bewegt werden. Wie steht es aber nun mit dem antiseptischen Verband? Mit Pyämie und Hospitalbrand? — Sind da keine Bacterien im Spiel? — Nein! — Die Wirksamkeit des antiseptischen Verbandes beruht nicht auf Fernhaltung von Bacterien, sondern auf Abhaltung der atmosphärischen Luft, so dass zwischen Luft imd Wunde eine unübertretbare Seheidewand gezogen wird, durch Aufnahme von Sauerstoff eine Fibringerinnung nicht geschehen und demgemäss ein Zerfall von Eiweiss, der sich weiter fortpflanzen würde, nicht stattfinden kann. Hierzu kommt in dem Verbandmaterial der reichliche Vorrath eines Benzolderivats, welches durch seine feste Kohlenstoffifügung gegen Zerfall gesichert ist, so dass es dem Bluteiweiss an einem Verführer gebricht. Die Anlehnung an die Benzolgrappen ist dem Eiweiss zu fremdartig, es muss sich daher dem normalen Bluteiweiss harmonisch anschliessen. Die in der Luft umherschwebenden Pilzsporen, auf welche ein. gewaltiger Strahl der Garboispritze gerichtet wird, verhalten sich dabei ganz unschuldig; den sichersten Beweis dafür liefert ein Verband, der in solcher Art gemacht wird, dass, nach Ausspritzen der Wunde mit Wasserstoffsuperoxyd und Trocknen mit Watte, ein in aller Gemüthsruhe appli-cirter Baumwollenpausch, der in verdünnte essigsaure Thonerde getaucht ist, noch weit schönere Resultate erzielt als alle Benzolderivate. Die Thonerde bindet, nach Analogie der Blei- und Quecksilberalbuminate, das oberflächliche Bluteiweiss zu festem Albuminat, und dieses liefert eine so wirksame Decke gegen Luftzutritt, dass der Fäulnissprocess zu einer chemischen Unmöglichkeit wird. Wer nur ein einziges Mal diese ruhige, reinliche. gerucli- und geräuschlose Verband-Manier mit Wasserstoffsuperoxyd und essigsaurer Thonerde zur Anwendung brachte, und die unübertroffenen Resultate davon sah, der schaut die Carbolspritze und den gewaltigen Apparat, der damit zusammenhängt, wie ein fossiles Unicum an. Was wollen denn Pilzsporen besagen gegen die lebendige Kraft unserer Nerventbätigkeit, welche mit immer neuen Mengen Ameisensäure gegen sie zu Felde zieht! Pilze keimen erst dann, und keimen erst da, wo die Nerventhätigkeit ruht, wo sie todtist; Pilze keimen immer nur auf abgestorbener Eiweissunterlage. Darum wächst der Schimmelpilz in der Speisekammer auf gekochtem Fleisch und — im Secirsaal, Aber er wächst keineswegs in unserem Blutstrom ; das ist ihm nicht gestattet, weil Thierleben und Pflanzenleben antagonistisch sind. Anders verhält es sich mit thierischen Organismen. Diese bleiben nicht passiv wie die pflanzlichen Gebilde, die von eineiti ruhigen Keimplatz abhängig sind, so dass man Gerstenkörner in einem Sieb 4 Wochen und länger mit einem ununterbrochenen Wasserstrahl berieseln kann, ohne dass sie keimen, während der Keimprocess in der Ruhe schon nach kürzester Frist vor sich geht. Thierische Wesen, sagten wir, verhalten sich nicht so, weil sie aktiv auftreten, sich festklammem und festsaugen. Sie können thatsächlich, wenn sie mit dem Trinkwasser in grösseren Mengen aufgenommen werden, schwere Störungen vei-anlassen ; und da sie in allen Lebensstadien vorhanden sind, so werden von den mikroskopischen Thieren auch ganz gewiss mikroskopische Eier durch die Chylusgefässe in die Lymphbahnen schlüpfen und dort, weil sie faulen (denn leben können sie in den Lymphbahnen nicht, weil es. an Sauerstoff fehlt), jene Erkrankungen hervorrufen, die in den Lymphdrüsen der Haut zum Austrag kommen und als Ausschlagskrankheiten zusammenfassbar sind. Dass auch mit der eingeathmeten Luft solche Thierkeime ihren Ein- zug halten können, und, statt in die Lymphbahnen, in die Blutbahnen gelangen, wo sie besser gedeihen, und dass bei unreinlichen Individuen auch, durch die offenstehenden Poren der Haut verwesende Stoffe aufgenommen werden können, wie endlich auch der an der Leiche beschäftigte Operateur sein Blut vergiften kann, dies Alles hat mit dem gegen Bacterien gerichteten, in Wirklichkeit aber gegen faulendes Eiweiss wirksamen antiseptischen Verband nichts Wesentliches zu thun. üüd wir wären endlich so weit, zur Besprechung der wesentlichsten Dyskrasien überzugehen. 10. Abschnitt. Therapie. Lenkaemie. Im Auditorium für Therapie der Universität in der Lexington Avenue zu Newyork, ebensowohl wie in dei? Universität der 26. Strasse gegenüber Bellevue macht es die gewaltige Zahl von Hörern — es werden dort jährlich über 500 Mediciner auf ihre Mitmenschen losgelassen — erforderlich, grosse Tabellen mit rother Schrift im Hintergrund aufeustellen. Da wurde denn nun bei dem Thema der Blutentmischnng folgende Tafel aufgerollt: Excess of blood.......Plethora. Decrease of blood......Anaemia. Excess of white corpuscles . . . Leucocythaemia. Decrease of red.......Chlorosis. Destmction of red — with liberating of pigment.......Melanaemia. Excess of sugar.......Diabetes. — — lacl^c acid.....Bheumatism. — — uric acid......Gout. — — oxalic acid.....Oxaluria. Destmction of all corpuscles: ^ (Fyaemia, bepticaemia. Wir sind Meilen weit davon ab, uns mit solcher Pro-krustes-Bettstelle einverstanden zu erklären; im Gegentheil, wir müssen uns darüber verständigen, was bei dem Zustand, den man Leukaemie nennt, vor sich geht. Im Pariser Hotel-Dieu wurde einmal eine leukaemische Leiche secirt, deren Milz in so umfassender Weise die ünterleibshöhle ausfüllte, dass säiumtliche Eingeweide verdrängt schienen. Ich selbst hatte einmal Leber, Milz und Pankreas eines Leukaemischen vor mir, dessen feuerherdrothe Milz den Umfang von etwa 4 Fäusten erreichte und jeden an meinem Tisch voräberkommenden Studenten zum Stehenbleiben bewog mit der Frage : Dites donc, de quel animai est cela? Leukaemie besteht in dem Hängenbleiben sämmtlicher rothen Blutscheibchen mit all ihrem Eisengehalt in der Milz. Dieses Leiden .wird für trostlos und unheilbar gehalten, aber Hensel's Tonicum (s. Heilmittelliste) heilt dasselbe, den Umständen entsprechend, sehr schnell. Man mischt 100 Gramm von Hensel's Touicum mit 200 Gramm weissem Zuckersyrup und gibt stündlich einen Esslöffel voll. Die Verdünnung mit Wasser ist bei Leukaemie nicht zweckmässig. Gelindere Formen von Leukaemie sind als Bleichsucht bekannt und in Gegenden mit eisenarmem Trinkwasser, z. B. dem hochgelegenen St. Gallen iu der Schweiz und in dem niedriggelegenen Holland sehr stark verbreitet. Insofern als die in der Milz zerfallenden Blutscheibchen alle nachfolgenden gewissermassen anstecken, rangiren jwir die Leukaemie unter die Dyskrasien. Derselbe Ge-sicht^unkt leitet uns bei der Schwindsucht. ochwindsncht. Welches ist die Veranlassung zur Schwindsucht? Man hat das Wesen dieser Krankheit zu entdecken gehofft, indem man alle einzelnen Theile des Respirationsapparats sorgfältig mikroskopisch untersuchte. Man hat die todte Schleimhaut auf Kork gespannt, trocknen gelassen, dann in feine Scheiben zerschnitten, die Schnitte wiederum in Essig aufgeweicht und nun das Mikroskop herbeigeholt. Man hat die Sputa untersucht nach ihrem speciöschen. Gewicht, nach Farbe, Geruch, Durchsichtigkeit, Zähigkeit, Flüssigkeit, Schwimmfähigkeit, und hat auch sie mikroskopisch untersucht, in der Hoffiiung, etwas Besonderes zwischen Epithelium, Fasern, Fett und £iterkörperchen zu entdecken. Und auch chemisch hat man den Auswurf untersucht, nach seinem Gehalt an Fhosphorsäure, Schwefelsäure, Chlor, Natron, Kali und Kieselsäure, um, wenn möglich, die Ursache der Verwesung des Secrets herauszufinden; namentlich hoffte man Gährung erregende Organismen à la Hefenpilz zu entdecken. Auch die Individualität der Muskeln, die doch nur ein Effluvium der Nervensubstanz sind, z. ß. die Schwäche des Transversus abdominalis zur Eippenhebung hat man in's Spiel gezogen. Der Thorax wurde gemessen, die Intercostalräume inspicirt, die Grenzbezirke der Lungen und des Herzens durch Percussion ermittelt, auch die besondere Klangfarbe der Lungen selbst, sowie der Respiration in manchen Fällen als metallisch, in anderen Fällen als ein eigenthlim-liches, an den Schall einer Pappschachtel erinnerndes Timbre u. s. w. festgestellt. Die Kraft der Ausathmung wurde durch den Spirometer ermittelt. Es wurde für wichtig genug gehalten, die Art der Basselgeräusche und die Herztöne zu prüfen und streng zu unterscheiden, ob ein bei der Zusammenziehung auftretendes Geräusch von. der Mitralklappe oder von der Tricuspidalis stamme. Die Vermehrung der Respirationen bis auf 40 in der Minute wurde aus der Verschiedenheit des Luftdrucks gegen die innere und äussere Brustwand abgeleitet. Und, um nicht unthätig zu sein, so worden die einzelnen »Symptome bekämpft.« Gegen die Schmerzen gah man Opium in der Form von Dower'schem Pulver oderMoiphium, Bittermandelwasser ondTollkirschenextract; gegen die Schleimabsonderung Lactucarium und Hyoscy-amus; gegen den Durchfall Bleizucker. Die Ursache des Leidens fand man zunächst in Cir-culationsstörungen des venösen Systems, verbunden mit Verfettung des Herzfleischs, Atrophie der Leberzellen und Amyloidenentartung der Nieren; und dazu kam dann noch Atrophie des Lungengewebes und in specie der Untergang vieler Lungen-Capillarien. Dass Rücksichtslosigkeit gegen den Vagus die Hauptursache und der erste Anlass des Leidens sein könnte, darauf verfiel man nicht. Man unterschied aber desto schärfer zwischen Phthisis acuta, typho'idea, thoracica, asphyxitalis, catarrhalis, pneu-monica, pleuralis, abdominalis, peritonealis, tuberculosa, granulosa, suppurans, pepsiniformis, clinica u. s. w. u. s. w. Denn solches »Differentiiren« ist sehr verdienstlich, dagegen »Generalisiren« eins der gebrandmarktesten Vergehen eines Mediciners. Bedurfte es all des Aufwandes, um zu erkennen, was hier im Spiel sei? — War nicht ein Blick auf die blassblauen Lippen und die schwefelfarbigen oder erdfahlen Wangen, ein anderer Blick auf die ganze Gestalt, und endlich die Tonlosigkeit der Stimme hinreichend, um von dem cyanotischen Aussehen und deu hydropischen Symptomen auf Mangel an Sauerstoffzufuhr, mithin auf Lähmung des Vagus und seines Anhangs zu schliessen? — Jedes Gewebe, welches in Unthätigkeit verharrt, ist umlauert von Lymphgefässen, die sich mit ihrem alkalischen Inhalt über alles, was still liegt, auflösend und umwandelnd hermachen. Ein solches Gewebe muss zu Grunde gehen und entarten. Ob käsige Entartung (Tuberculose) oder fettige oder eitrige Entartung (Catarrh), ist ziemlich gleichgültig, denn es handelt sich beidemal um Absterben, und ein solches Zurückgehen des geformten,, unter Nerveneinfluss erzeugten Materials kann nicht auf das Epithelium der Lungenbläschen beschränkt bleiben, sondern verpflanzt sich sowohl nach der Mucosa, wie nach dem Bindegewebe, und überträgt sich, sobald der Sym-patbicus ergnfien ist, auf alle serösen Membranen. Auf welche Art und Weise gelangt man nun zur Schwindsucht? In engen Zimmem^, bei geschlossenen Thüren und Fenstern, zwischen hohen Häuserreihen schmaler Gassen, besonders im feuchten Erdgeschoss, bei sitzender Lebensweise und eingezogenem Unterleib, zumal bei schlechter Ernährung, Kummer, Sorge und Entbehrung bekommt man die Schwindsucht. Ladeninhaber, die wenig Kundschaft und wenig Bewegung haben, ihren Laden fast nie verlassen und ausserdem Tabak rauchen, verfallen der Schwindsticht. Nähterinnen, die nicht so viel erwerben, dass sie im Winter ihr Zimmer erheizen und ihren Magen füllen iönnen, erliegen der Schwindsucht. Steinmetzen, weü sie die Alveolen ihrer Lungen mit Kieselstaub statt mit reiner Luft erfüllen, sind der Schwindsucht aasgesetzt. JEskimos,. die gewohnt sind, dicke, Schwere, kalte Luft zu athmen, sterben, wenn, sie ein paar. Monate lang in wärmeren Ländern, ohne Bewegung zu haben, zur Schau gestellt werden, wegen ungenügender Athmung an der Schwindsucht. Gorilla's, Schimpansen, überhaupt Affen, die in geheizten, luftverdünnten Jßäumen ohne Lüftung und Sauer-stofeufdhr in wollene Decken gehüllt und ausgiebiger Bewegung beraubt, eingesperrt werden, fallen als Opfer der Schwindsucht. Unsere Töchter, die wir hindern, an den wirthschaft-lichen. Arbeiten theilzunehmen, die wir hindern, sich wohl-thuende Bewegung zu machen, die wir abhalten, sich den .geisterheiternden, gemüthbelebenden Genuss eines Wechsels der Umgebung, eines anregenden Gesprächs beim Einholen der Lebensmittel auf dem Markt zu verschaffen, denen •wir das gesunde Treppensteigen, das körperliche Hantieren im Gebiet Ton Küche, Boden und Keller nicht zumuthen; denen vwir den Segen der körperlichen Arbeit entziehen, welchen wir lieber der Köchin zuwenden, die davon blühende Wangen und noch Geld dazu bekommt, unsere Töchter opfern wir auf dem Altar der Schwindsucht. In der Entwicklungszeit vor allen Dingen bedarf das Mädchen rüstiger, körperlicher Bewegnng. Man n^öchte lachen, wenn der Gegenstand nicht zu trübe wäre, so oft man Redensarten hört wie etwa folgende: »Sie ist zu schwach! Wir dürfen sie nicht anstrengen; es thut ihr alles weh. Der Doktor sagt auch, wir sollen sie schonen, sie wäre zu zart.« — Ja, ja, schont sie nur und zwar nach dem Sprichwort: Was man spart für den Mund, das frisst Katze tind Hund. Arbeiten! Schaffen! Athmen! Bewegung! — Das ist alles, was ihr fehlt. — Däfern Luft in die Lungen kommt, so kommt Ameisensäure zu allen Nervenspitzen und auch zum Ovarjum. Andernfalls fehlt der Trieb, Graafsche Follikel zu bilden. Das aber ist doch nun einmal der Pol, um den sich b?im Weibe alles dreht. Und wir wissen ja bereits, wo irgend etwas stockt, da stockt es eben nicht, sondern alles geht rückwärts, was nic^it vorwärts geht. Wie ihr es auch nennen mögt: Atrophie oder Dege-nerescenz, es ist ganz gleich, ein rückläufiger Process findet staÜ. Aus geformtem Material wird nichtgeformtes oder halbgeformtes, aus Zucker wird Milchsäure, und Milchsäure im Blut gibt den Anstoss zu Eiweisszerfall, zu Leudn- und Tyrosin-Abspaltung, zu Fäulniss. Faulendes Secret aber ist Gift. Ob es im Ovarium stockt oder im Uterus; ob es in der Lunge oder im Peritoneum anscheinend zum tödtlichen Auslage kommt, es ist und bleibt Schwindsucht, d. h. rückläiäge Bewegung, Gewebezerfall. Denn es handelt sich ja niemals um die Lunge allein, weil sämmtliche Drüsen degeneriren, die einen schneller, die anderen langsamer, je nach dem locus minoris resi-stentiae und der ererbten oder erworbenen Organvemach-lässigang oder Organinsultirung (memento Schnürbrüste, Lebereinschnürung). Was will daher die so weit getriebene Differentürung in dem variablen Bilde der Phthisis besagen? — Nichts besagt sie, sie lenkt uns blos vom Ziele ab ; wie es denn überhaupt nur als ein conventioneller Nothbehelf erscheint, die Krankheiten nach den einzelnen Organen zu benennen (Krankheiten der Circulations-Organe, der ßespirations-Organe, der Digestions-Organe, der Geschlechtsorgane n. s. w. u. s. w.). Laufen doch sogar Augenkrankheiten in den zahlreichsten Fällen, mit Einem Blick auf den Patienten erkennbar, auf Dyskrasie hinaus. Sobald man das Blut verbessert, heilen die Augen in vielen Fällen^; aber freilich, wo bereits Verfettung der Nervenfibrillen eingetreten ist, lasciate ogni speranza. Dyskrasie heisst Mangel an Ameisensäure, so wie die Armuth Mangel an Geld bedeutet. Man würde mir jedenfalls davonlai^en, wenn ich einen armen Mann in folgender Weise beschriebe: Sein Rock ist zerlumpt, aus den Beinkleidern schauen die Kniee heraus, an dem Schuhwerk sind die Absätze schiefgetreten, und das Oberleder hat grosse klaffende Löcher; Strümpfe hat er gar nicht, sein Hüt ist eingedrückt, die halbe Krempe fehlt, und oben auf dem Deckel befindet sich ein Loch. Seine Taschen sind ganz leer, es fehlt darin nicht allein an Gold, sondern auch an Silber- und Kupfermünzen. Sein Haar hängt ungeschoren am Kopf, sein Bart ist lang und wüst, seine Wangen sind nicht rasii-t. Sein Gesicht ist mager und blass. — Ein einziger Tausendmarkschein vermag all diesen Gebresten abzuhelfen. Und genau dasselbe ist es auch mit der Schwindsucht. Euer Leberleiden ist bei Licht besehen Schwindsucht, und wenn ihr in Karlsbad tüchtig umherlauft und athmet, so wird eure schwindsüchtige Leber gesund. Da bedauert wohl Mancher das Bergvolk bei Triest, wenn es täglich die Zickzackwege über die Berge wandelt, um Lebensmittel in der Stadt zu verkaufen; aber diese Beladenen bedürfen nicht unserer Sorge, sondern die Stillsitzenden. Jene werden alt und trinken sich täglich frischen Sauerstoff ein. Sobald wir die Berge besteigen in der Schweiz, wie mühsam arbeiten in den ersten Tagen die zusammengefallenen Alveolen der Lungen ; aber mit jedem Tage wird das Bergsteigen ein grösseres Vergnügen und wir blühen auf. Unsere Muskeln werden kra^oller, die Energie unserer äeele wächst; wir lachen und singen. Und es ist nns doch nichts Besonderes passirt als das bischen gute Luft. Dagegen, wenn das Zwerchfell ruht, so ist das Athmen kein Athmen, sondern nur ein Seufzen, Die Leber, auf dem Polsterkissen der Gedärme ruhend, am Zwerchfell festhängend, erfährt zu geringen Druck von beiden Seiten, um das Venenblut prompt in die Cava zu speien, und die Lunge saugt es nicht kraftvoll genug an, daher arbeitet die Leber jeden Tag matter, einzelne Regionen veröden, verfetten. Ond an alle dem ist blos ungenügendes Athmen bchuld. Denn der Leberzucker soll in den Lungen zu Inosit werden, aber es fehlt ihm an Sauerstoff. Da muss die Hälfte des Zuckers überschlagen oder vielmehr unterschlagen werden, und statt Ameisensäure wird Milchsäure gebildet, Milchsäure, welche nicht Sauerstoff abgibt, sondern Sauerstoff verzehrt. Natürlich bekommen die Nervenendigungen keine Ameisensäure zugeführt, der Sympathicus sto^t und die Drüsen ruhen. Jetzt geht es sehr schnell Alles folgende Glykogen, welches die Leber zur Lunge sendet, schliesst sich dem Schicksal des Vorgängers an. Gleichwie der Traubenzucker im Ebereschensaft sich als Apfel-säm-e und Alkohol hinlagert, so lagert sich im Lungengewebe Milchsäure neben Müchsäure. Lassen wir doch einmal eine Schwindsuchtspatientin, die wir zu diesem Zweck aus dem Grabe citiren, mit ihrer flüsternden, klanglosen Stimme ihre Sache erzählen: »Der Sanitätsrath gibt sich so viel Mühe mit mir und sieht nach allem; er hat mich überall untersucht, und alle 14 Tage werde ich gewogen. Aber meine Kräfte sind zu schwach. Er hat mir auch verboten, irgend was zu thun oder aus dem Hause zu gehen; ich soll absolut gar nichts thun. Aber ich muss trotzdem (!) so viel schwitzen. Je weniger ich thue, desto mehr schwitze ich. Wenn ich ein klein bischen lese, schwitzt mich ; wenn ich hier ein bischen mit ihnen rede, gleich schwitzt mich. Ich habe solche innerliche Angst, als hätte ich einen umgebracht. Und essen kann ich gar nichts. Äm liebsten möchte ich eine Birne essen, aber der Doktor meint, das wäre ein falscher Appetit. Kaffee darf ich auch nicht trinken, er meint, es regt mich zu sehr auf; er hat mir Lupinenkaffee verordnet; aber der ist mir so zum Ekel, ich kann ihn gar nicht mehr sehen.« — Diese finsteren Zeiten, wo die Theorie einzelner Aerzte die Patienten verhungern Hess, liegen kaum 3 Jahre zurück. Und kaum 3 Monate liegen hinter uns, dass eine Heilanstalt in Baden-Baden S tickst off-Inhalationen an Stelle von Sauerstoff (damit das Glykogen ja nicht zu schnell oxydirt werde!), als durch die grössten ärztlichen Autoritäten gegen Lungenleiden empfohlen, zur Anwendung brachte. Die Patienten schwitzten vor innerer Angst, weil ihnen das einzige Heilmittel, die Bewegung in der Luft, versagt blieb; und wenn sie statt ihrer Fäulniss bewirkenden Milchsäure nach apfelsaurem Alkohol verlangten, wie solcher in den Birnen und in dem meisten Obst enthalten ist, so war es ein »falscher« Appetit. Noch heute sendet' man die Patienten nach warmen Klimaten. Als ob es die äussere Wärme thäte. Von innen heraus, durch Verbrennen von Glykogen muss die Wärme erzeugt werden. Aus seinem eigenen Leibe heraus müssen dem Vogel die Schwingen wachsen, mit denen er fliegen soll; er kann nicht mit Federn fliegen, die man ihm anklebt, nachdem die eigenen ihm ausgefallen sind. Welche Verirrung ferner, durch Kumys die Schwindsucht heüen zu wollen. Es ist ja schon wahr, dass die Kirgisen, die den Kumys trinken, nicht an Schwindsucht leiden, aber wo ist da der Zusammenhang? — Der Kumys ist Sch^iaps wie anderer Schnaps, nur dass er aus Milchzucker durch Gährung aus Stutenmilch gewonnen wird. Und wenn derselbe neben Alkohol auch nock flüclitige Säuren enthält, so thut es dem Magén und Gedärm keinen Schaden, hat aber auch mit der Lungen-föule nichts zu thun. Denn nicht dem Kumys verdanken es die Kirgisen, dass sie vor Schwindsucht bewahrt bleiben, sondern dem Umstand, dass sie schon als sechsjährige Buben, hinter einem zehnjährigen Kameraden auf dem Pferde stehend, durch die sandigen Steppen jagen, deren staubfreie Luft sie athmen, denn die Hufe des Pferdes schleudern den Staub nach hinten fort Man versäumt blos die Zeit, wenn man auf Kumys Hoffnungen setzt. Nichts was in den Magen und Darm gelangt, bleibt was es war, alles wird umgewandelt. Selbst Schlangengift und Wuthgift, bei unverletzter Mundschleimhaut eingesogen, verliert im Magen und Duodenum seinen Charakter und wird genau ebenso zerspalten, wie jedes beliebige andere Eiweiss, welches wir zu unserer Ernährung einführen, eben weil Magen und Darm für unsere Organismen ganz dasselbe bedeuten, wie für den Baum seine Wurzeln, die in den mit kohlensaurem Wasser getränkten Brdboden greifen. Kumys ist Schnaps wie anderer Schnaps, und ohne dass der Patient in die Luft genöthigt wird, kann aller Schnaps der Welt ihm nichts helfen. Uebrigens ist es leichter, sich gegen Schwindsucht zu schützen, als Schwindsucht zu heilen. Darum fragen wir zunächst: Wie schlitzt man sich dagegen? — Die Antwort darauf ist eigentlich schon gegeben: durch Bewegung in reiner Luft, Marschiren, Turnen, Reiten. Daraus folgt dann alles Uebrige von selbst. Wir wollen indessen alles Einzelne namhaft machen: 1. wir müssen unseren Vagus in Thätigkeit halten, mithin : a) kräftig athmen; b) kräftig essen; c) kräftig arbeiten. 2. Wir müssen unsern Sympathicus in Thätigkeit halten und zwar: a) durch zweckmässige Bekleidung, die unsere Haut gegen Erkältung schützt, aber auch durch Erneuerung der Haut mittels Wasser und Seife; b) durch eine trockene sonnige Wohnung, die uns gegen Erkältung schützt, nach dem italienischen Sprichwort: Dove Sole non entra, Medico entra; c) durch Geselligkeit, ura Freude am Dasein zu haben. Nichts schützt so gut gegen Schwindsucht als die tägliche Bewegung in staubfreier Luft, Wohl dem, der die Wahl seines Berufe danach einrichten kann. Jedenfalls sollte Niemand, der eine sitzende Lebensweise führen muss, den Feierabend unbenutzt lassen, um die Alveolen der Lunge in Thätigkeit zu setzen, solange es die Jahreszeit irgend zulässt. Dass man dabei seine £räfte nicht überschreiten darf, ist ja wohl selbstverständlich. Eine zweckmässige Bekleidung, insbesondere bei wechselhafter Temperatur ein wollenes Hemd, welches die jähe Abkühlung der Haut verhindert, gehört ebenfalls zum ABC. Und dass derjenige, der seine äussere Haut nicht durch Waschen erneuert, seine inwendige hergeben muss, zeigt sich beim Katarrh. Dass die Ernährung eine genügende sein muss, ohne der ünmässigkeit zu verfallen, begreift sich von selbst. Insbesondere verbürgt die Abwechslung in den Nährstoffen unseren geistigen Fähigkeiten die höchsten Leistungen. Der Mensch ist, was er isst. Eine «inseitige Ernährungsweise mit Grütze, wovon Hufeland Beispiele anführt, mag das vegetative Dasein verlängern, aber den Lebensgenuss keinenfalls. Geistige Regsamkeit kann daraus nicht in hervorragender Weise erzeugt werden. Im Gegentheil schildert Hufeland einzelne seiner Alten als vollständige Automaten, was uns weder benei-denswexth noch naehahmungswürdig erscheinen will. Ein Glas Wein zur rechten Zeit, reifes Obst zu seiner Zeit, ein Glas Bier zur rechten Stunde beleben die Athmung und schützen gegen Schwindsucht, Nicht zum geringsten wird auch durch Vermeidung vou Verdrass und widrigen Affekten die regelmässige Athmung unverkürzt erhalten. Xa joie est bonne à mille choses, mais le chagrin n^est bon ä rien. (Corneille.) Auch geistige Eegsamkeit, die allerdiags mit körperlicher Eegsamkeit fast immer verbunden ist, erhält uns bei gutem Athem. Wir haben es ja entwickelt: Die Seele ist Alles. Die Psyche ist es, die den Körper jung erhält. Das beweist die Gelehrtenwelt, namentlich wurden die höchsten Lebensaäele von Naturforschern erreicht, deren Gegenstand nur Anregendes, aber nichts Aufregendes hat. Indessen auch Nichtgelehrte können denselben Vortheil ziehen, wenn sie an öffentlichen Angelegenheiten theilnehmen. Sie unterliegen alsdann dem wohlthätigen Zwang, ihre Behausung zu verlassen und in die Luft zu kommen, und haben vor Allem den Genuss, welchen Geselligkeit verleiht. In der Gesellschaffa schwindet von solchen, die zu gedrückter Gemüthsstünmung Anlage haben, der Zustand der Beklemmung, dessen Beute sie in der Einsamkeit werden. Sie athmen frei und athmen sich gesund. AUe »Stadtältesten« werden durchschnittlich alt, namentlich wenn sie nebenbei einen guten Schoppen trinken. Darum, wer vor Schwindsucht geschützt bleiben will, der nehme Antheil am öffentlichen Wohl. Frauen, welche persönlich ihrer Wirthschaffc vorstehen, bedürfen dessen nicht; ihre geistige Regsamkeit entspringt dem Schooss ihrer Beschäftigung: Frauenarbeit ist behende; Aber sie nimmt nie ein Ende. Eins thut uns Allen noth: Thätigkeit! — Du kannst entbehren den Menschentross, Den treuen Hund und das edle Ross, Das Saitengetön' und den frohen Sang, Den Reihentanz und den Beoherklang, Der Frauen Antlitz, süss und hold. Und Pracht und Reichthum und glänzendes Qold, Doch nimmer des Lebens Genius: Des freudigen Schaffens Hochgenuss. (Beminiacenz.) - 10 Gegen einmal begonnene Schwindsuctt, da wir die waltenden Feinde kennen, lässt sich ohne BUcksicht auf das Stadium helfend und heilend einschreiten nach folgendem aUgemeingiltigen Verfahren: 1. Der ferneren Bildung von Milchsäure muss ein Riegel vorgeschoben, die vorhandene Milchsäure muss oxygenirt und der Blutstrom, solange die Lungen ihre normale Thätigkeit nicht aufnehmen, durch Aufsaugung mittels des venösen Systems arterialisirt werden. Das Heilmittel (s. Heilmittelliste) besteht in Wasserstoffsuperoxyd. Der wohlthuende Erfolg, der zugleich eine Desinfection in sich schliesst, lässt nicht lange auf sich warten. Wenige Stunden genügen, um die in die Hände und Füsse und an die Oberfläche der Haut zurückkehrende Wärme als Zeichen wiedereintretender Nerven-thätigkeit und fussfassenden Lebens zu begrüssen. — Aber damit ist es nicht abgethan. Nachdem man alle 5 Minuten einen Esslöffel voll von 2procentigem Wasserstoffsuperoxyd gegeben hat, so lange bis die Hände warm geworden sind, muss man daran denken, dass der Blutstrom an Hämoglobin verarmt ist, und man muss den. zweiten Schritt thun. 2. Nur dadurch kann die künstlich durch Wasserstoffsuperoxyd eingeleitete Arterialisirung in eine natürliche und normale übergeführt werden, dass man das. Blut magnetisirt, d. h. mit Hämoglobin versorgt. In dieser Beziehung lassen uns sämmtliche Eisenmittel der Pharmakopoen im Stich, nur Honsels Tonicum lässt nicht im Stich; es enthält das Eisen in magnetischer,, unmittelbar resorbirbarer Verbindung mit den grundlegenden Methylenen. S. Heilmittelliste. Man reicht es-in der Form von Limonade, indem ein Kaffeelöffel (4 Gramm) von Hensels Tonicum mit Liter Zuckerwasser vermischt wird. Diese Mischung ist von einem so lieblichen Geschmack, dass man sie fe Obstwein trinkt, wenn es Einem nicht anders gesagt wird. Die Wirksamkeit aber ist eine bewunderungswürdig rasche. Man gebe dem Kranken davon soviel, als er nur mag, selbst schon Schwindauclit. 147 ■während der Darreichung von Wasserstoffsuperoxyd, nur dass 5 Minuten dazwischen liegen müssen, damit das Superoxyd resorbirt sei, sonst hat man den aus Superoxyd entwickelten Sauerstoff im Darm statt in den Drusen, was zwar kein Schaden ist, aber nicht dasselbe Maass von Nutzen bringt. Diese beiden Medikamente mit einander bewirken sehr bald die Aufnahme aller Drüsenthätigkeiten, insbesondere die Nierensekretion. Demnächst kommen Appetit und Yerdauung schnell in Gang. Allein die Therapie hat noch einen weiteren Punkt in's Auge zu fassen. 3. Obgleich der Gehalt des venösen Blutes an Kohlensäure in der Hauptsache nicht sowohl in gasförmigem, freiem Zustande als vielmehr an Methylengruppen gebunden vorhanden ist, -wie z. B. als Aethylenkohlensäure (Milchsäure) oder als Glykogen (doppeltkohlens. Diäthylen-hydrat), so wird dennoch auch zugleich auspumpbare Kohlensäure nebst Ammoniak auf dem Wege der Ausdünstung durch die Epidermis entfernt. Solche Ausdünstung der Haut ist bei den Schwindsuchtspatienten durch die excessive Thätigkeit der Schweissdrüsen ausgedruckt, und es ist falsch zu glauben, dass dies ein schwächendes Moment sei, vielmehr ist das Schwitzen noch das letzte Sicherheitsventil, um Ammoniak- hinauszuschaffen, da andernfalls die Cyanose noch rapider vor sich ginge. Diesem Schweiss darf man folglich nicht entgegentreten, wennschon er krankhaft is{; man muss ihm nur durch genügendes Getränk das benöthigte Wasser verschaffen, und er mindert sich ganz von selbst von da ab, wo Superoxyd und Heusers Tonicum die Nierensekretion wieder in Gang gesetzt haben, denn vrir wissen ja, dass Schweiss und Harn antagonistisch sind. Bis dahin muss man alle Hindemisse beseitigen, welche dem Schweiss entgegenstehen, insbesondere müssen die auf der Epidermis abgelagerten Hamsalze fortgewaschen werden. Es ist deshalb von der allergrössten Wichtigkeit, die gesammte Körperoberfläche mit Seifenspiritus und lauwarmem Wasser zu reinigen, und zwar eine Stelle nach der andern, unter prompter Abtrocknung der gewaschenen Stellen, damit nicÙ Erkältung stattfinde. Solche Reinigung der Haut muss jeden Morgen und jeden Abend vorgenommen werden, damit die fiir den Abzug von Kohlensäure und Ammoniak hergerichteten Poren der Haut geöffnet bleiben. Diese strenge Reinhaltung ist fortzusetzen, bis die Harnstoffausscheidung durch die Nieren wieder normal vorsichgeht. 4. Zwar hemmen Superoxyd und Henael's Tonicum in erfreulichster Weise den Portschritt des GewebezerfaUs, aber ohne Zufuhr von Eiweiss kann selbstverständlich kein Nachschub von Lecithin stattfinden, um die Nervenkräfte zu heben. Daher bleibt die Ernährung das wichtigste Moment. Weil aber die Gallensekretion von fehlerhafter Beschaffenheit ist, so muss man auch hierauf Rücksicht nehmen und dasjenige Material in den Darm schaffen, welches normale, eiweissbindende Kraft besitzt, das Taurin (schwefelsaures Aethylen-Ammoniak). S. HeilmittelKste. Taurin muss im Anfang der Heilung unmittelbar nach jeder Mahlzeit in zweiprocentiger Lösung durch Klystier in den Darm geschafft werden, weil es im Magen schädlich wirkt. Solche Klystiere wirken gleichzeitig dem erschöpfenden Durchfall entgegen. Wir müssen dabei eingedenk sein, dass GlykocoU (kohlensaures MethylaMn) die Grundlage der Knorpelsubstanz: Elastin, bildet, wogegen das schwefelhaltige Taurin die Basis der Hornsubstanz, Keratin, liefert. Taurin macht uns dementsprechend zu widerstandsfähigen gehörnten Siegfrieds. Nicht gänzlich ohne Grund ist Haller'sche Säure, die bekanntlich im Taurin steckt, bei Schwindsucht in Anwendung; sie genügt jedoch ebenso wenig bei Schwindsucht, wie sie bei Typhus genügt; denn es handelt sich nicht allein um die Nothwendigkeit der Neutralisirung von Ammoniak, sondern um Darbietung einer fertig gebildeten zug'führenden Substanz, an welche das zerfallende Eiweiss sich anschliessen und Halt finden kann, wie wir dies beim Gallensekret eingehend erläutert haben. Bedarf es jetzt noch einer besonderen Vorschrift für die Diät? — Schwerlich! — Die Ernährung wird eingeleitet mit erwärmtem, von Kohlensäure befreitem Bier, aus dessen Zucker- und Weingeistgehalt Fett componir-bar ist; die Portsetzung macht Gehirnsuppe, gekochtes Herz, gekochte Zunge, Eier, Austern, Caviar. Vergesst auch nicht das Salz! — Wenn auch danach gehustet wird, schadet nichts; Salz muss sein. Auch gegen Milch ist nichts einzuwenden, aber Alles mit Maassen, denn der Käse liefert Milchsäure, und Kohlensäure und Milchsäure müssen, wie die Sachen bei der Schwindsucht liegen, solange die Nervenkraft noch daniederliegt, welche die Milchsäure in Zucker umzuwandeln vermag, so viel als möglich verbannt bleiben, darum ist Sauerkohl, der an Milchsäure so reich ist, keine Speise für Schwindsüchtige. Aber reifes Obst ist gut. Führt auch euren Patienten zum Gebrauch seiner heilenden Lunge so bald als möglich in die Luft, in trockne, sonnige Luft, in trockne Waldungen von Kiefern und Tannen, und jedenfalls, wenn er im Erdge-schoss wohnen sollte, dislocirt ihn in trockne, höhere Stockwerke. Und wie verfährt man nait dem kranken Gemüth?? ? Wir möchten hier nicht Eulen nach Athen tragen. Kenchhnsten. Der Streit, ob Keuchhusten ein katarrhalisches oder ein nervöses oder ein gastrisches oder ein zymotisches (infektiöses) Leiden sei, ist sehr müssig, da er alles zugleich ist. Namentlich ist jedweder Katarrh eine nervöse Affektion, aber im negativen Sinne, weil die Mucosa, d. h. der Sympathicus, gelähmt ist. Das Leiden beruht auf Erkältung, folglich Capillarien-verengerung und Sauerstoffmangel, und zwar in Folge von Einathmung kalter Luft, wenn Kinder sieh bei scharfem Winde im Freien bewegen. Es wird ein zäher Schleim, das verfettete, absterbende und zei-fallende Epithel der Bronchien abgeworfen, und zwar, indem der ^e Tnnica mnscularis innervirende Vagus gegen die leblos und fremdartig gewordene Mucosa durch convulsivische Exspirationen reagirt. Eins kann aber nur geschehen, entweder Pfeifen oder Schlingen. Da nun der Vagus mit Exspiration beschäftigt ist, so kann er nicht inspiciren. Vielmehr wird die Inspiration über die Norm hinaus unterbrochen, und die Folge ist eine unvollkommene Oxydation des Lungenzuckers mit theilweisem Zerfall zu Milchsäure. Der Aldehydcharakter der letzteren zieht eine ungenügende Arterialisirung des Blutes nach sich mit obligaten Ernährungsstörungen. Die mit dem Athem exhalirten Produkte des zerfallenden Eiweiss können, von anderen Kindern einge-athmet, die gleiche Beschwerde erzeugen. Gibb hat die Theorien von circa 100 verschiedenen Autoritäten zusammengestellt, und zur Bekämpfung des Leidens sind sämmtliche Schabkasten der Apotheke vergebens aufgezogen worden. Die Therapie besteht in täglich einem warmen Vollbad, und Hensel's Tonicum, reichlich auf Zucker geträufelt in Zwischenräumen von einer Viertelstunde zu reichen. Heilung erfolgt danach in wenigen Tagen. Katarrh. Eine Stockung in den Capillarien der Schleimhaut, meistens durch Erkältung erzeugt, führt zum Stillstand des naclirückenden Blutes in allen ana-atomosirenden Gefässschlingen. Das Bluteiweiss muss in Folge dessen gerinnen; die unterbrochene Sauerstoffzufuhr legt, wie immer, die Nerventbätigkeit des Sympa-thicus lahm, und die Unterbrechung der Nervenleitung wird durch Schüttelfrost und Fieber bezeichnet. Ln günstigen Fall kommt durch die Anastomose der Blutgefässe und durch die Neubildung von Gefässschlingen eine neue CSrculation in Gang; das Schleimhautgewebe, welches sich eitrig verfettet, wird abgestossen, und Genesung tritt ein. Wenn aber der Vagus ergriffen wird, der die Mus- kularscliiclit innervirt; wenn dessen Substanz fettig entartet, so handelt es sich nicht mehr um Katarrh, sondern n.n Schwindsucht. Vorbeugungsmittel gegen Katarrh sind Waschen, Baden und Erheuerung des äusseren Epitheliums; denn wir müssen uns ebensowohl häuten wie die Schlangen und Krebse, wenn auch unsere Haut nicht unzerstückelt abgeht, sondern in einzelnen Zellen sich loslöst. Wer hiergegen sündigt, bei dem geht die inwendige Haut ab, uod das thut weh! Die Therapie besteht in einem heissen Bad und dem Gebrauch von Wasserstoffsuperoxyd, einem EsslSffel zweiprocentiger Lösung alle Viertelstunden, bis danach in den Speicheldrüsen Geschmack von bitteren Mandeln auftritt. Von da ab alle Stunden einmal einen Löffel voll. Bei frischem Katarrh ist der Heilerfolg ganz erstaunlich rasch. Bei chronischem Katarrh muss die Behandlung wie gegen Schwindsucht Platz greifen. Ruhr und Brechruhr stehen in gleichem Rang mit Darmkatarrh und Magenkatarrh, von denen sie blos Modifikationen darstellen. Hingegen das Erbrechen und die Diarrhöe der Säuglinge im Sommer rührt von gebildeter Milchsäure her und verschwindet vor 30 Centi-gramm präcipitirtem kohlensaurem Kalk mit Zuckerwasser eingerührt; eine Dosis bei jedesmaligem Erbrechen oder Durchfall zu wifederholen bis zum Erfolg, der sehr bald eintritt. Fast immer entspringen Ruhr und Brechruhr atmosphärischen Einflüssen. Dies gibt uns Anlass die Besprechung der klimatischen Fieber hierauf folgen zu lassen. klimatische Fieber. Alle tropischen Affektionen: Dyspepsie, Dysenterie, Erbrechen und Diarrhöe, Gelbsucht und Inter mittens, eharakterisiren sich so unverkennbar als Lähmungserscheinungen des Sympathicus, mit dessen Pausiren alle Drüsenfunktionen stocken, dass man sie a priori aus einer und derselben gemeinschaftlichen Wurzel entspringend vermuthen darf: aus mangelhafter Ar-terialisirung des Blutes. In Marschgegenden, wo schwerer Dunst über dem Erdboden lagert, wie in Holland; in gräbenumzogenen Festungen, wie zu Cüstrin im Oderbruch ; ferner'in flachen Gegenden in der Nähe Ton Gewässern, wenn Bergzüge im Hintergrund verlaufen und den Abfluss der Dünste verhindern, wie in Hoboken am Hudson mit Jersey Heights im Hintergrund, oder auch in tropischen Zonen zur Regenzeit, namentlich zur Zeit, wenn Mücken und Moskitos schwärmen, ist die atmosphärische Luft arm an Sauerstoff, weil die schwere Wasserdunstschicht die Luft empordrückt, sozusagen über sich hinauspresst. Deshalb sind alle Bewohner der höheren Stockwerke gesicherter gegen Erkranknng als die dem feuchten Erdboden überlieferten Bewohner des Erdgeschoss. Da wir uns nicht unnütz wiederholen möchten, so verweisen wir hier auf unsere Besprechung des »Vagus und Sympathicus«, sowie auf das Kapitel »Milzfunktion und Fieberbegriff«. Mit der Stockung der Drüsenthätigkeit, insbesondere der unzertrennlichen Quadriga: Leber, Magen, Pankreas und Milz, stockt die Ernährung. Das mechanische Filtrum der Nierenkelche arbeitet noch einige Zeit, wenn auch unvollkommen, weiter ; aber die ammoniakalischen Zersetzungsprodukte des in der Milz stockenden Blutkuchens vergiften verhältnissmäs^ig rasch das Hämoglobin unter den Erscheinungen von Cyanose und Hydrops oder Leukämie und Hydrops. Im Anfang vermag Chinin, vermöge seiner Benzolabstammung, die unterbrochene Hamstoffausfuhr wieder in Gang zu setzen, ohne freilich die Blutmischung zu verbessern. Sobald erst aber, bei Portdauer des Zustandes, die Nieren infolge ihrer Unthätigkeit verfettet sind, erweist sich Chinin als machtlos, denn die Verfettung der Nieren bedeutet Verfettung ihrer sympathischen Nervenfibrillen, die durch Chinin nicht behoben werden kann. Auch ohne Schüttelfrost, ohne Erkältung, ohne Re- genzeit, ohne Sumpfgegend, durch blosse Andauer von heisser Witterang, selbst auf trockenen waldlosen Hoch-plateaux, wie in Peru, kann Fieber Wurzel fassen. Denn die Nahrungsaufnahme ^ welche nicht zum kleinsten Theil dem Wärmebedürfaiss entspringt, ist ia heissen Klimaten tief herabgesetzt. Etwas Zuckerrohr,. Datteln, süsse Früchte, oder Reis, Bananen oder Melonen, bei Widerwillen gegen Fleisehgenuss, dessen Enthaltung-sogar bei den Hindus zur religiösen Satzung wird, bildet den Nährstoff. Der Organismus ist in der heissen Jahreszeit bestrebt, durch Verdunstung den Einklang zur äusseren Temperatur herzustellen, und der Sehweiss bricht aus allen Poren. Indessen die Schweissabsonderung ist der Hamsekretion antagonistisch, die letztere stockt, und die als kohlensaures Ammoniak durch die Schweissdrüsen austretenden Mengen Harnstoff genügen nicht, das Blat von Ammoniak zu befreien. Ein Theil des letzteren an-hydrirt einen Theil der Ameisensäure des Blutes zu Wasser nebst Blausäure mit dem gewohnten Resultat: Tödtung von Hämoglobin, Schwellung der Gewebsmaschen. von ausgeschiedenem Wasser und Ansammlung der absterbenden Blutscheibchen in der Milz, die davon anschwillt. Aufgedunsenheit, Gesichtsblässe und seelische Apathie gehen mit einander parallel und gewinnen stetig an. Terrain; das ist Malaria. Malaria ist bedingt durch Eisenverlust des Blutes, wird mit absoluter Sicherheit durch den Gebrauch von Hensel's Tonicum verhindert und ohne einen Gran. Chinin durch Hensel's Tonicum geheilt. Man reicht stündlich einen Löffel voll einer Mixtur aus 100 Gramm von Hensel's Tonicum und 200 Gramm weissem Zucker-syrup. Ein intensiverer Grad des Malariafiebers, insofern; als der Uebertritt des Gallensekrets in die Blutbahn alle Processe beschleunigt, ist das Gelbfieber. In der wasserdunstsatten Nähe des Aequators, auf der Westküste von Madagascar, -wo das die Insel durchziehende Gebirge und die Höhenzüge der gegenüberliegenden Küste Mozambique in Folge des Umschwunges der Erde von Westen nach Osten das Entweichen der unter der Aequatorsonne aufsteigenden Wasserdünste verhindert, ist das Grelbe Fieber endemisch. Am Meerbusen von Guinea, wo das schroffe Kong-gebirge gleichfalls das Abfliessen der unter der Aequatorsonne aus dem Meer gekochten Dunstmassen nach Norden verhindei-t, speciell an der Goldküste, und selbst in Sierra Leona auf der Westküste Afrikas herrscht das Gelbfieber. An den flachen Küstenstrichen des mexikanischen Golfs bis in das breite Thal des Mississippi hinauf, wo wegen des Erdumschwungs die Wasserdünste vor den westlichen Gebirgsketten aufgethürmt werden, desgleichen auf der Ostküste Nordamerikas bis nach Philadelphia hinauf, wo die Rockey Mountains, die Apalatschen und die Alleghany Mountains das Entweichen des schweren Wasserdunstes verhindern; überall, wo tropische Hitze, dunstschwere Luft, äquatorialer Erdumschwung (bis 200 geographische Meilen pro Stunde) und Berge im Hintergrund sich vereinen, herrscht das Gelbfieber. In Asien dagegen, an den Küsten des Bengalischen Meerbusens, wo das tibetanische Hochgebirge dem aus dem indischen Ocean aufsteigenden Wasserdunst eine un-übersteigliche, fast eine halbe geographisclie Meile emporragende Mauer entgegenstellt, steigert sich die Malaria zur indischen Cholera. Immer sind heisse, sauerstoffarme Luft und schwerer Wasserdunst, bei Ausbleiben von Gewittern, welche den Wasserdunst niederschlagen würden, die veranlassenden Ursachen; auch die feuchte Herbstluft, welche schwer über dem Erdboden lagert, kann die Luft sauerstoffarm und elektricitätsarm machen und Cholera erzeugen (Cholera nostras). Cholera und Pest sind nichts Anderes als Schwindsucht, und zwar mit dem Jagdzng reisende Schwind- suchten. Es geht damit so schnell, dass das Lungengewebe nicht einmal Zeit hat zu faulen. Die Therapie ist daher genau dieselbe -wie gegen Schwindsucht: 1. Waschen des Körpers mit Seifenspiritus und Wasser; 2. Arterialisirung und Desinfection des Blutes durch Wasserstoffsuperoxyd ; 3 Neubiiduiig von Hämoglobin durch Hensel's To-nicum ; 4. Hemmung der erschöpfenden Stühle durch Taurin-klystiere ; 5. Leichtverdauliche, rasch Eiweiss liefernde Nahrung. Skorbut ist Hämoglobinmangel in Folge Genusses von Salzfleisch, dessen Eisengehalt in die Lake überging. Hensel's Tonicum als Getränk in ungezählten Gläsern zu reichen. Heilung in 24 Stunden. Intermittens. Kein Gran Chinin ist zur Heilung erforderlich, wenn Hensel's Tonicum als Mixtur und als Getränk zur Anwendung kommt. — Hensel's Tonicum als Getränk macht seuchenfest und tropische Klimate bewohnbar. Diphtherie. Eine gleichzeitige Erkältung der äusseren Haut und der Schleimhaut der Athemwege kann eine tiefgreifende Lähmung des Sympathicus herbeiführen, die sich bis zu den Ganglien des lymphatischen Systems erstreckt, deren Cortical- wie Medullarschicht dem Sympathicus unterliegen. In dem Falle bleibt das beständig zerfallende Bindegewebe oder GlykocoU, welches unter normalen Verhältnissen in Gestalt von verjüngter Lymphe vermöge der Thätigkeit des sympathischen Systems zur Aufbereitung und Zmückfuhrung in die Blutbahn sich verwandelt. unresorbirt. Die flüssige Lymphe sickert durch die gelockerte Schleimhaut nach aussen und oxydirt sich, sobald sie mit Luft zusammentrifft, zu Faserstoff. Es genügt nicht, die so erzeugte nervenlose Membran zu entfernen, weil der in der Bachenschleimhaut zu Tage tretende Gewebezerfall keine lokal begrenzte Affektion darstellt, sondern vielmehr mit einer Lähmung der ge-sammten, vom Sympathicus innervirten Schleimhaut in Beziehung steht; insbesondere sind auch bei der Diphtherie sämmtliche sekretirenden Drüsen in pathologischen Zustand versetzt. Sehr häufig ist durch den Antheil des Sympathicus an der Bewegung des Herzmuskels der tödtliche Verlauf der Affection durch Stillstand des Herzschlags in dem Falle bedingt, dass nicht bereits der Verschluss der Luftröhre durch Faserstoffansammlung Erstickung herbeiführt. Die Wiederbelebung der Nervenfibrillen in der Rachenschleimhaut, sowie die Auflösung und Desinfektion des Faserstoffgerinnsels daselbst geschieht am zweckmässigsten durch Pinselung mit starkem, zehnprozentigem Wasserstoffsuperoxyd; die Belebung der Verzweigungen des Plexus coeliacus und des Splanchnicus durch innerliche Gabe eines Esslöffels zweiproztntigen Wasserstoffsuperoxyds alle fünf Minuten. Daneben vervollständigt Hensel's Tonicum als Getränk durch Magnetisirung des Blutstroms und durch Bindung des zerfallenden Eiweiss die kräftigste Belebung der Ner-venthätigkeit und die Rettung aus der Gefahr. Scharlach, Blattern nnd Typhus. Das Ausgehen der Haare bei Scharlach, Blattern und Typhus, wie auch bei Syphilis ist ein gewisses Zeichen, dass die Haarpa-pillen kein schwefelhaltiges Taurin zugeführt bekommen, so dass sie das Haar nicht mit der demselben zur Hom-stoffbildung nöthigen Substanz versorgen können. Dieses aber deutet auf eine Beeinträchtigung der Thätigkeit des lymphatischen Systems, soweit es den Milch-brusigang betrifft, der, von seinen ersten Wurzeln im Duodenum an, mit dem GaUensecret vermischt, seinen Inhalt an der Vereinigungsstelle von Jugularis und Subclavia unter normalen Verhältnissen ausleert. Die stockenden Drüsen-Sekretionen zugleich weisen immer wieder auf die Lähmung des Sympathicus hin, insbesondere auf unterbrochene Gallenabsonderung. Was aber besonders in's Gewicht fällt, ist der ammoniakalisclie Geruch der Ausdünstungen, der von Ei-•weisszerfall sprechendes Zeugniss ablegt. Und da dieser Eiweisszerfall sich bis zur Pleura und bis zur serösen Aracbnoidea erstreckt, so erweisen sich auch der Pneumo-gastricus und die gesammte Gerebralnerventhätigkeit ergrifiFen. Entscheidend ist hierbei die Lähmung des Pneumo-gastricus, da in Folge dessen die Arterialisirung des Blutes stockt. Es ist hier vor allem der ammoniakalische Eiweisszerfall zu hemmen durch Waschen der ganzen Körperoberfläche mit zweiprocentigem Essig. Bei Scharlach zu wiederholen, so oft als die Rothe der Haut zurückkehrt. Solches Waschen ist wirksamer als Baden, und die Ausführung ist leicht. Sodann ist ununterbrochen Hensel's Tonicum als Getränk zu reichen, es wirkt zugleich als Desinfectivum, als eiweissbindende Substanz und als magnetisirendes Tonicum. Auch die Umgebung muss Hensel's Tonicum als Getränk gebrauchen, und darf dann sicher sein, ge-genUebertragung derBlutentmischung geschützt zu bleiben; ich habe es ausprobirt. Wasserstoffsuperoxyd ist hier gleichfalls zur Unterstützung der nervenspannenden Wirkung von Hensel's Tonicum, durch Arterialisirung des Blutes erforderlich. Je nach Umständen in Zeiträumen von 5, 10 oder 15 Miauten einen Esslöffel voll zweiprocentiger Lösung. Hingegen sind die Injectionen von Taurin in den Darm nur da am Platze, wo, wie im Falle von Typhus, Stuhlhäufung statt hat. Ob exanthematischer oder Abdominaltyphus, macht in der Behandlung nicht den geriugsten Unterschied. — Reine Luft und geöffnete Fenster sind selbstverständlich. Die Nothwendigkeit der Nahrungsenthaltung folgt aus der Stockung der Drüsenthätigkeit. Pyaemie, Septicaemie, Peritonie. Wichtiger als die Herbeischaffung von Ersatz für untergehendes Hämoglobin ist bei fauliger Blutentmischung die Desinficirung der Wunden. Das Waschen und Spritzen der Wunden and das Waschen des ganzen Körpers mit zweiprocentigem Wasserstoffsuperoxyd, sowie die innerliche Darreichung desselben Heilmittels alle 5 Minuten, bis Hautausdünstung und Athem rein und geruchlos sind, muss im Vordergrund stehen. Gegen den Durst Essigwasser oder Hensels Tonicum ungezuckert als Getränk, einen Kaffeelöffel auf Liter Wasser. Die Communikation des Uterus mit dem Peritoneum benöthigt in dem Falle von Puerperalfieber, wo daa Absterben der sympathischen Nervenfibrillen in der Serosa gefahrbringend ist, so dringlich die Anwendung von Wasserstoffsuperoxyd in allen Eichtungen, als Injektion, als Waschung, als innerliche Arznei, dass es gar nicht im Uebermass zur Anwendung kommen kann. Bei wiederkehrender Lebenskraft beschleunigt Hensel's Tonicum als Getränk die Genesung. Syphilis. Es besteht ein entschiedener Gegensatz zwischen den Blutgefässen und den Lymphbahnen, die in unserer Oekonomie streng yen einander gesondert gehalten werden und nirgends mit einander anastomosiren. Nur tropfenweis, langsam und durch Klappenverschluss gesichert, ergiesst sich der Lymphsaft an der Vereinigungsstelle von Jugularis uud Subclavia in die Blutbahn, und immer bleibt die Zahl der ungeformten weissen Blutkörper in den grossen Gefassen geringfügig im Vergleich zu den geformten rothen Scheibchen. Das Umgekehrte aber ist nicht der Fall; rothe Blut-scbeibchen in den Lymphgefässen werden unter normalen Verhältnissen nicht angetroffen. Wenn es dennoch vorkommt, so ist es pathologisch und alles deutet darauf hin, dass ein solcher pathologischer Vorgang bei der Syphilis statt hat. Ein überaus reiches Lymphgefass-Netz in der Schleimhaut der Urethra communicirt nach hinten mit den Lymphgefässen der Blasenschleimhaut und nach vom mit denjenigen der Glans. Diese letzteren, gleichfalls in sehr reicher Zahl, vereinigen sich zu Stämmen, die auf dem Rücken des Penis denselben Verlauf nehmen wie die Vena dorsaUs nnd, nacbdetn sie feine Kanäle ans den Tegu-menten des Penis aufgenommen haben, theils in die Leistendrüsen. theils in die Lymphdrüsen der Beckenregion ausmünden. Mit dieser Disposition müssen wir das specielle Verhalten der Blatgefäsae des erektilen Apparates zusammenstellen, in welchem das für die übrigen Theile unseres Organismus gewohnte Capillarsystem eine Abweichung erfahrt, insofern sich an dessen Stelle membranenlose Lücken vorfinden wie in der Milz. Es schöpfen demnach die Venen aus diesen Behältern oder Höhlungen, in welche die Arterien sich ergiessen. Jetzt braucht man nichts weiter, als die Spannung und Zerrung der Gefässwandungen zu berücksichtigen, die bei stürmischem, illegalem Coitus vielleicht die Regel bilden, um eine verderbliche Communikation zwischen Blut-und Lymphsystem mit hoher Wahrscheinlichkeit Platz greifen zu sehen, zumal unsere Membranen, schon von Natur permeabel, im gelockerten Zustand der Diffussion um so weniger Widerstand leisten. Däfern sich nun auf der Schleimhaut der Urethra oder der Vagina zerfallendes ammoniakalisches Secret nach Art von Propylamin befindet, so besteht damit die Gefahr der üebertragung und der Gewebeanätzung unter catarrh-alischer Form, die zur Syphilis nicht mitgerechnet wird, wenn schon die Ausmündungen der Cowper'schen und Bartholini'schen Drüsen und der Zusammenhang der Schleimhaut oft genug ein relativ grosses Gebiet in chronisch leidenden Zustand versetzen. Für den Charakter der Syphilis ist aber die Affection des Lymphsystems charakteristisch. Leider ist nun bis jetzt das lymphatische System noch viel zu wenig studirt. Dass sowohl die corticale wie die medulläre Substanz der Lymphdrüsen vom Sympathicus innervirt wird, welcher für Schmerzempfindungen nicht eingerichtet ist, so dass gewisse Bubonen indolent gind, deutet auf Unabhängigkeit ■der Lymphbahnen vom cerebrospiualen System. Und doch haben wir beim Studium des Gallensekrets «rkannt, wie das lymphatische System die Bestimmung hat, verjüngte Körpersubstanz und zwar mit Vorwalten -des Lecithincharakters zu producireu, so dass der Inhalt •der Lymph- und Chylusgefèsse zu unserer Nervensubstanz und Nerventhätigkeit, von der wir allerdings wissen, dass physikalische und chemische Vorgänge die Grundlage bilden, in sebr inniger Beziehung stehen muss. Auch beobachten wir, wie die erektilen Organe, die •dem Gebiet des negativen Geschlechtsgehirns angehören, •das mit dem positiven Gedankengehirn in antagonistischem, polarem Zusammenhange steht, derartig durcbsetzt sind von den Nervenendigungen des Sympathicua und des Plexus lumbro-sacralis, dass deren letzte Ausläufer anatomisch nicht mehr nachgewiesen werden können. Dadurch kommen wir immer wieder auf die Schluss-iolgerung zurück, dass alle unsere Gewebe ein direkter Ausfluss der Nerventhätigkeit sein müssen, auch dann, wenn sie mit Schwefel, Kalk und Eisen beladen sind, die •dem Lecithin als solchem nicht zukommen, sondern von demselben perhorrescirt werden. Bemerkenswerth ist hierbei, dass absorbirbares Eisen nicht erst den Umweg durch den Ductus thoracicus be-•darf, um in die Blutbahn zu gelangen, sondern schon im Magen und jedenfalls direkt durch die Membran der Capillarien der Darmzotten aufgesogen wird, so dass ein Xaffeelöffel voll von Hensels Tonicum schon nach 5 Mi-jiuten die Wangen röthet. Ist hierdurch nicht geradezu das Fernhalten des Eisens aus dem Lymphsystem, dessen Inhalt nur Spuren von Eisen aufweist, als etwas Gesötzmässiges «rkennbar? Und steht nicht hierdurch die Lymphe dem Lecithin nahe? — Werden nicht jene Spuren von eisenhaltigem Farbstoff, die mit der Galle in den Tractus iniestinalis gelangen, in den Faeces wiedergefunden, so dass Tdr hierdurch einen täglichen Verlust von circa vier Centi- gramm Eisen erleiden, der durch Nahrungsstoffe wieder znm Ersatz kommen mnss? Die Incompatibilität von Eisen und Lymphe ist überaus deutlich und folgt offenbar aus seiner Eigenschaft, Schwefel zu binden. Wenn wir hiermit die Thatsache zusammenstellen, dass Eisenpräparate die Erscheinungen der Syphilis sichtbar verschlimmern, so drängt sich uns die Schlussfolgerung auf, dass bei Syphilis eine ungehörige Communikation zwischen Blutsystem und Lymphsystem walten müsse. Auch saure Speisen verschHmmem die Syphilis, offenbar, weil sie dem alkalischen Charakter der Lymphe entgegenwirken. Ebenso deutet die Gei-innung von Glyko-coU, durch Knorpelbildung in dem indurirten Geschwür charakterisirt, sowie die Geschwürsbildungen, denen die von geronnener Substanz schwellenden Lymphdrüsen unterliegen, auf die Gegenwart einer für das Lymphsystem ungehörigen Substanz. Da nun eine Beschränkung der Nahrungsaufuahme (Hungerkur), welche die Neubildung von Hämoglobin herabsetzt, ferner der Gebrauch von Quecksilber, welches dem Eisen antagonistisch ist, wie auch eine stärkere Schweissabsonderung, welche die Thätigkeit der Blase beschränkt und damit eine Ablenkung der Blutcirculation von der Genitalregion herbeiführt, ebenso der Genuss von schwefelwasserstoffhaltigem Wasser, welches denEisengehalt des Blutes herabdrückt und den Blutdruck abschwächt, eine sichtbare Verminderung der syphilitischen Erscheinungen bewirken, so spricht dies alles für eine bei Syphilis waltende Communication des Blutsystems mit den Lymphbahnen, herbeigeführt durch Zerätzung der Gewebe mittels ammoniakalischer Zersetzungsprodukte von Eiweisssubstanz, wie solche für die durch Drüsen und schlüpfrige Sekrete excellirende Genitalregion charakteristisch sind. Danach muss heilsam sein: eine Substanz, welche vom Lymphsystem absorbirbar, desinficirende Eigenschaften besitzt und der Plethora entgegenwirkt. Dieses alles vereinigt sieb im Wasserstoffsnper- 11 oxyd, und man wird sich überzeugen, dass künftighin weder Quecksilber noch Schwefel zur Heilung der Syphilis erforderlich sind. Nicht nur, dass Fioselungen oder Injektionen von zweiprocentigem Wasserstoffsuperoxyd überraschend schnell, während wir noch dabei stehen, den Schleimhaut-Catarrh der Grlans wie der Urethra und der Vagina zur Heilung bringen; nicht nur, dass übler Geruch und Schmerzgefühl der brennenden Schankerwanden in dem Augenblick verschwinden, wo der feine Strahl eines Raf-firMchisseurs zweiprocentiges Wasserstoffsuperoxyd darüber zerstäubt, sondern es hat auch mit dem Gewebezerfall TOn da ab ein Ende, und alle äusseren Erscheinungen der Syphilis verschwinden zusehends von da ab, wo der Patient zweiprocentiges Wasserstoffsuperoxyd innerlich gebraucht, und zwar je nach der Intensität der Erscheinungen alle 10 Minuten, alle 15, alle 30, alle 60 Minuten einen Esslöffel voll, bei obligater Hungerkur und Wassertrinken. Nur phagedänisclier Schanker benöthigt nebenher auch den Gebrauch von Hensels Tonicum als Getränk, um dem Kräfteverfall entgegenzuwirken. Zum Verband dient gleichfalls Wasserstoffsuperoxyd. Bheumatismns und Gicht. Rheumatismus und Gicht sind Oyskrasien in dem Sinne, dass, wo sie einmal Wurzel gefasst haben, sie auch weiter um sich greifen. Rheumatismus entsteht da, wo oberflächlich gelagerte Lymphdrüsen in Folge von Erkältung in ihrer Thätigkeit stocken und anschwellen. Ihre Ausdehnung beschränkt den Raum für die benachbarten Capillarien; diese werden zusammengedrückt, das nachfliessende Blut kann nicht weiter, sammelt sich an und muss mühsam auf weiten Umwegen seinen Abfluss gewinnen. Die betroffene Stelle wird deshalb heiss und roth, und die geringste Bewegung vermehrt die Spannung und den Druck auf den benachbarten Nerv. Schon wenige Esslöffel von zweiprocentigem Wasserstoffsuperoxyd schaffen Erleichterung. Von den Lymphgefässen des Magens aufgesogen, vertheilt es sich sowohl in der Blutbahn wie in dem Lymphsystem und wirkt auflösend auf geronnenes Fibrin. In dem Maasse, als die Blutbahn und die Lymphbahn frei werden, lassen Entzündung und Schmerzen nach. Auch älterer Rheumatismus wird jedesmal nach dem Gebrauch von Wasserstoffsuperoxyd beschwichtigt. Gründlicher allerdings wirken heisse Bäder auf elektrischem Erdboden wie Teplitz, Carlsbad, Wildbad, Gastein u. s. w,, weil sie anhydrirtes Gly-liocoll, wohin chronischer Eheumatismus auf die Länge der Zeit sich yersteigt, zum Aufweichen bringen. Bei der Gicht hat eine Austrocknung der Knorpel-aubstanz, welche die Articulationen bekleidet, Platz gegriffen. Warme elektrische Bäder sind unentbehrlich, um das anhydrirte Glykocoll wieder schlüpfrig und beweglich zu machen. Daneben erweist sich Wasserstoffsuperoxyd als einzig wirksame Substanz, um die zwischen die verhärtete Knorpelsubstanz der Gelenkköpfe eingebettete Harnsäure durch Arterialisirung der vorüberziehenden Capilla-rien in Cyansäure umzuwandeln und mit Ammoniak verbunden als löslichen Harnstoff aus der Blutbahn zu schaffen. Stündlich einen Esslöffel voll von zweiprocen-tiger Lösung zu reichen. fixebs. Unser Docent der Physiologie legte mit besonderem Nachdruck den Ton darauf, dass er nur das vortrüge, was nicht in den Büchern stünde. Ich hoffte daher auf besondere Raritäten, von denen ich ein grosser Freund bin, indessen wartete ich von einer Vorlesung zur andern, ohne dass meine Hoffnungen erfüllt wurden, so dass ich es endlich profitabler fand, in der Bibliothek zu stecken als im Hörsaal für Physiologie. Es ist wohl anzunehmen, dass die Leser dieses Büchleins bessere Erfahrungen gemacht haben werden als ich ; aber ich hatte nun einmal kein Glück. Bevor ich nun zur Erkenntniss kam, habe ich dreimal der Anlegung einer Magenfistel beigewohnt, welche den Fortschritt der Verwandlungen des Speisebreis zu demonstriren besimmt war. Der Herr Docent meinte, die dabei eintretende Blutung wäre äusserst geringfügig; und wenn etwa ein paar Tropfen Blut in die Bauchhöhle gelangten, so würden dieselben aufgesogen. Das Unglück wollte nun aber, dass die fistulirten Hunde nicht länger als höchstens zehn Tage am Leben blieben, und so oft dann die Cadaver hereingeholt wurden, zeigte sich das Bauchfell zu breiiger Jauche zerfallen. Die grosse Lymphdrüse »Peritoneum« hatte mitbin die Aufsaugung der paar Blutstropfen verweigert, und die paar Blutstropfen hatten im Gegentheil das Peritoneum »aufgesogen«. Natürlich lag um diese Zeit ein »Miasma« in der Luft, welches daran Schuld war, und es wurde endlich »Digestion ohne Fistel« vorgetragen. An dieser Dlustration kann man sehen, dass es eine eigene Sache mit der Aufsaugung von ein paar Blutstropfen ist. Manchmal glückt es, manchmal aber auch nicht. Und wenn man glaubt, jetzt, wo wir den antiseptischen Verband haben, lustig darauf losschneiden zu können, so soll man sich immer noch lieber 366 Tage lang besinnen. Zu der Zeit, wo die Menstruation erlischt, sinkt die Nerventhätigkeit des Plexus uterinus und ovaricus mehr und mehr herab. Das letzte berstende Graafsche Follikel wird nicht mehr fortgeschafft, und auch im Uterus gerinnt das schwach herausSiessende Blut, bleibt liegen und wird nicht aufgesogen, sondern — verwest. Für das Ovarium kann Hydrops die Folge sein, für den Uterus : Carcinoma. Zuweilen aber geschieht Resorption der faulenden Produkte, und das aufgesogene Secret findet seinen Weg nach blutreichen Organen, Lippen,. Brustdrüse u. s. w. Auch ein häufiger Druck auf die Mamma, auf das Scrotum oder auf die Lippen (z. B. durch eine Tabakspfeife) kann Krebs erzeugen. Oder in dem Falle dass der Magensaft den Magen selbst anfrisst, weil man nicht zur rechten Zeit Mahlzeit hält, können die feuligen Zersetzungsprodukte Krebs erzeugen. Immer ist, wie bei Lues, eine Afiektion des Lymphsystems, auf Eiweisszerfall beruhend, im Spiel. Die ammoniakalischeu Produkte werden im Lymphsystem in tohlensaures Methylen-Ammoniak umgewandelt. Dieses (Glykocoll) anhydrirt sich, liefert Knorpel, wo er nicht hingehört, und die fremdartige Verhärtung erzeugt jene Reaktion der Gewebe, die sich als offenes Krebsgeschwiir charakterisirt. Therapie: Innerlich und äusserlich Wasserstoffsuperoxyd; ausserdem Hensel's Tonicum als Getränk. Ich habe zwar nur Lippen krebs in Behandlung gehabt, aber der ist auch geheilt. Knochenfrass. Da sich bei Neugeborenen in weniger als Jahresfrist feste Zahnsubstanz erzeugt, die nur aus der Eiweissgrundlage der Muttermilch hervorgegangen sein kann, und da zur Bildung des Emails der Zähne Fluor unentbehrlich ist, welches sich nachgewiesenermassen in der Muttermilch vorfindet; da ferner die ge-sammte Eiweissgrundlage auf Ammoniak beruht, so muss die in den Knochen und Zähnen vorhandene Fluorsubstanz in der Verbindung als Fluor-Ammonium her-beigeschaffb worden sein. Es verdient desshalb das FluorAmmonium, in gezuckerter Milch aufgelöst, Berücksichtigung in allen Fällen, wo die Substanz der Zähne oder der Knochen ihre Textur verlie];t. Tollwath. Eiweisszerfall, der so langsam vor sich geht, wie bei der Hundswuth, hat die Vermutljung für sich, dass der Vorgang im lymphatischen System sich vollzieht. Danach möchte ich schUessen, dass Wasserstoffsuperoxyd, innerlich gereicht, und Taurin als Klystier, beim Menschen das fremdartige zerfallende Eiweiss zu bändigen und das gesunde eigene Eiweiss vor Zerfall zu bewahren vermögen, indessen hatte ich keine Gelegenheit, dies zu erproben. Jedenfalls bleibt aber zu beachten, dass Gemüthsbe-wegungen den Secretionen (Milch, Speichel etc.) giftige Eigenschaften zu ertheilen im Stande sind; daher ist die Beraubung der Freiheit und die Verhinderung der Paarung kein geeignetes Mittel, Hunde gegen die Wuthkrankheit zu bewahren. 11. Abschnitt. Vieliseuclieii. Däfern wir den Unterschied im Chemismus gebührend würdigen wollen, der zwischen der Nervensubstanz Lecithin und der Blutsubstanz Albumin besteht, so müssen wir zurückgehen bis auf die von uns für niedrigstehend erachteten Constitutionen der Fadenwürmer. Es hat mit deren niedriger Stellung eine ganz eigen-thümliche Bewandtniss, und die ErgeWsse der vergleichenden Anatomie und Physiologie, wie auch der Embryologie, lassen uns dabei vollständig im Stich. Was in dieser Beziehung den Ausspruch Johannes Müller's betrifft, dass der Eintritt jeder einzelnen Thierart supranafcuralistisch sei, so charakterisirt dieser Ausspruch so ziemlich den Standpunkt der allgemeinen Er-kenntniss; wer davon abweicht, lehnt sich an Darwin an, dessen Theorie wir in unserer »Causalmechan. Entstehung der Organismen« beseitigt haben. Nämlich die wie ein unerschöpflicher Ocean wirkende Fehlerquelle, aus welcher sämmtiiche Forscher ihre wissenschaftlichen Eimer füllen, ist die zufällige äussere Gestalt der Organismen. Was hat es aber mit der Vollkommenheit eines Geschöpfes zu thun, ob es Wirbelknochen hat oder nicht, und ob es überhaupt Kalkerde zum Aufbau seiner Glieder benutzt? Ob es 5 oder 4 Finger hat und wie dieselben gestaltet sind? An der Hand der Maus, — denn sie hat Hände, schaut dieselben nur ordentlich an, — an der Hand der Maus ist der Daumen nur ein Rudiment, weil sie ihn zu 4iiehts gebrauchen kann; aber sie hat Sprache, denn sie spricht mit den Ihrigen und sie jubelt, wenn sie unter dem Teller, der sie fing, echappirt, sobald ihr ihn achtlos hochhebt, weil kein Schwänzchen zum Vorschein kommen wollte; sie hat üeberlegung, Leidenschaften und Seele. Und sind die Mausezähne, die beständig nachwachsen, nicht vortheilhafter als die euren? — Ist der Adler, welcher fliegen kann, nicht ebenfalls vortheilhafter daran, besitzt er nicht eine vollkommenere Bewegungsfahigkeit als wir? Und kann er nicht ebenfalls seine Pinger zur Zange gestalten? — Wenn ich die Wahl hätte, so vriirde ich heute noch Adler. Aber nun der Wurm, den man so gern dem Adler gegenüberstellt, wie steht es mit dem ? »Kann denn der Wurm im Staub ermessen wollen, wohin der Adler seinen Fittig trägt?« — 0 Inconsequenz der kurzsichtigen Menschen! Die Raupe, die an den Zweig der Kiefer ihren Lecithinfaden heftet und sich daran herabsenkt, um über den Sand hinweg nach einem anderen Baum zu kriechen, sie ist ein Wurm ; aber über ein kleines Weilchen ist sie ein Schmetterling geworden, und die guten Menschen machen sie zum Sinnbild der Vollkommenheit, zum Sinnbüd der Seele. Der Maikäfer, dessen Flügeldecken sich etwas härter anfühlen, gilt ihnen für ein solches Sinnbild nicht. Nur was sich rasch, unser blödes Auge berückend, zu bewegen vermag, wie die elektrischen Maschinen, die uns das wohlthuende Arbeiten abgewöhnen sollen, das bethört uns. Und doch wiederum, so blitzschnell sich auch ein mikroskopisches Thierchen bewegt, so gestehen wir ihm dennoch keine Vollkommenheit zu, denn es hat ja keine Wirbelknochen und auch keine Flügel. Dass es mit seinem ganzen Leibe, mit allen seinen Fühlfäden fliegt, dass seine Flügel, seine Fühlfäden nur eine besondere Gestalt haben, das erkennen wir nicht in unserer Blödigkeit. Die im salz&eien Wasser lebenden Würmer sind jedenfalls eigenthümliche Geschöpfe, denn sie bestehen fast nur aus Lecithin, nur aus Nervensubstanz; rothes Blut haben sie nicht, es würde sie zu schwerfällig machen, und wo sollte auch der Platz dazu herkommen! Da sagen wir nuii, sie hätten weisses Blut, weil wir uns nicht denken können, dass ein Wesen ohne Blut leben könne, indem wir stets uns zum Mittelpunkt machen. Um aber das Maass der Inconsequenz voll zu machen, so belehrt man uns in der Histologie, dass unser Organismus eigentlich, aus lauter Würmern, aus lauter lebendigen Einzelzellen, vom Lymphkörperchen an bis zur Knochenzelle, die wie ein leibhaftiger Wurm oder wie eine Spinne aussieht, zusammengesetzt sei. Unsere Lymphkörperchen werden ohne alle Scheu als ÀmSben charakterisirt, die ihre selbstständige Bewegung haben, jede beliebige Stelle ihres elastischen, plastischen Leibes nach jeder beliebigen B,ichtung hin ausstrecken und selbst unassimilirbare Substanzen, wie Zinnober, mit ihrer Leibessubstanz zu umhüllen vermögen. Indessen die äussere Gestalt thut es nicht; jedes Geschöpf ist vollkommen in seiner Art, und es besteht blos ein Unterschied in der chemischen Mischung. Diese chemische Mischung bedingt, dass die verschiedenen Geschöpfe verschiedene Medien benöthigen, in denen sie sich ernähren und gedeihen; werden sie diesem naturgemässen Medium entrückt, so müssen sie zu Grunde gehen. In dieser Beziehung machen wir die Beobachtung, däss wirkliche Parasiten, d. h. tbierische Organismen, die ihren Wohnsitz in anderen Thieren haben, stets solche Stellen bevorzugen, die der Luft oder aber doch chemisch wirksamem Sauerstoff zugänglich sind. Dementsprechend finden vdr krebsartige Wärmer, die sich an die Kiemen der Fische festhängen; auch in den Nasenhöhlen und in der Lunge gibt es Parasiten; und da wir jetzt wissen, dass zu allen Nervenspitzen die sauerstoffhaltige Ameisensäure durch die Capillarien hingeschafft wird, so wird uns das Gedeihen der Eingeweidewürmer im Darmkanal, in den Nieren, im Herzen, in den Muskeln und in den Gehirnhöhlen besser verständlich. Es wird uns aber auch verständlich, dass andere Thiere, welche unfreiwillig in unseren Organismus gelangen, in unserer kochsalz-, eisen- und kalkerdereic^n Blutflüssigkeit nicht zu gedeihen im Stande sind. Sie suchen die Villositäten der Darmschleimhaut zu gewinnen, wo sie sich festsetzen und die Erscheinungen der Buhr veranlassen. Andere Arten werden durch die Solitär-follikel in die Bahnen der Lymphgefösse verschleppt, wo sie aber nicht gedeihen können, weil es dort an Sauerstoff fehlt. Indem nun ihr fremdartiges Eiweiss in den Lymphbahnen zerfällt und verwest, geben sie bei den civilisirten Menschen die Veranlassung zu ScharlachGeber, Blattern und Typhus. Ond so nehmen wir auch wahr, dass Hirsche und Eehe, wenn sie im heissen Sommer aus Pfützen trinken, in denen Frösche und Kröten leben, deren anastomo-siren.de Blutgefässe ihnen zähere Lebensbedingungen gewähren als uns, so dass wir in der Lunge des Froschs sehr häufig den Fadenwurm Ascaris nigrovenosa antreffen (in der Lunge, durch die Bronchien! Weil er Sauerstoff benöthigt!); ich sage, wir nehmen wahr, dass Hirsche und Rehe, welche aus ünkenteichen trinken, die im heissen Sommer von Fadenwürmern wimmeln (Schneider's Leptodera), einer Lähmung des sympathischen Systems verfallen, welche Milzbrand nach sich zieht. Demselben Leiden erliegen unsere Hausthiere, die unter denselben Bedingungen trinken. In dieser Beziehung ist nachstehendes Erlebniss sehr werthvoll. Als einmal bei Jersey City von zwei Heerden Rindvieh, die verschiedenen Besitzern gehöi-ten, aber auf dieselbe Weide gingen, dem einen Besitzer alles Vieh an Milzbrand starb, während das Vieh des andern Eigenthümers gesund blieb, da machte man die Beobachtung, dass das gesundbleibende Vieh beim Nachhausekommen an einer Tränke vorüber^ kam und dort regelmässig seinen Durst löschte ; und ald man das lehmartig aussehende Wasser genauer unter-^ suchte, da fand man auf dem Boden der Tränke ein ii-gend wem in Verlust gerathenes Packet eiserner Nägel, deren Oxydation das Wasser zwar lehmfarbig aber der Gesundheit dienlich machte. In eisenhaltigem Wasser kqnnen eben keine Fadenwörmer existiren. Hiermit stimmt überein, dass auch Krebse, die sonst klares Wasser benöthigen, in trübem Lehrnwasser, weil Lehm Eisen enthält, welches Fäulniss und Würmer vertreibt, sehr gut gedeihen. Wir erkennen hiemach im braunen Eisenrost, besonders im frisch erzeugten, eins der kräftigsten Schutzmittel gegen Müzbrand, der durch mikroskopische Organismen entstehen möchte; denn dass nicht blos durch solche, sondern auch durch in Fäulniss begriffenes Futter, wo von Parasiten nicht die Rede sein kann, weü dieselben dem Ammoniak erliegen, Milzbrand, oder sagen wir lieber Sympathicus-Lähmung, entstehen kann, das sehen wir an den müzbrandigen Schweinen, die man aus Trögen fütterte, in welche faulende Abgänge jeder Art zusammengeschüttet werden. Und auch der Mangel an Trinkwasser überhaupt, so dass das Blut sich verdickt, stockt und fault, erzeugt Milzbrand und viele andere Seuchen. Am allerwenigsten können fleischige Thiere auf Tränkung verzichten, und es ist gänzlich verkehrt, ihnen in der Absicht, sie besser zu mästen, gewöhnliches Trinkwasser vorzuenthalten, wie es auch verkehrt ist, Äe Widerstandsfähigkeit eines Organismus nach seiner Grösse zu schätzen. Schon im gesunden Zustand gleicht unser Durst einer gelinden Art von Fieber. Der Wassermangel im Blute muss nothwendig die Diffundirbarkeit des Plasma erschweren und demgemäss die Sekretionen der Drüsen mehr oder weniger herabsetzen. Aber das Aufhören der Drüsenfunktionen, wenn es sich bis zur Milz erstreckt, nennen wir es nicht Fieber? — Hiermit halte man nun zusammen, dass eine Rinderherde von Podolien nach England geschafft wird und viele, viele Tage unterwegs ist. Ob das Vieh wohl inzwischen Durst bekommt? — Ob es vohl auch genügend getränkt wird? ^ Was unsere guten Ochsen saufen kön- uen, ist nicht uubeträcHtlicIi, und das Wasser möchte wohl nicht immer den Thieren grade zu der Zeit gereicht werden, wenn es Durst verspürt, auch wohl der Eegel nach nicht immer genug. Wir brauchen nur, statt an Yiehtransport, an reisende Menschen za denken. Hat nicht Jeder von uns auf deutschen Eisenbahnen, wo man kein Eiswasser liefert, beschwerliche und durstige Fahrten gemacht, wenn es immer nur hiess: Eine Minute Aufenthalt? — Wenige Stunden auf deutschen Bahnen ohne Erquickung sind anstrengender und erschöpfender als eine ununterbrochene sechstägige Fahrt im Pullmann Car ^on Newyork nach San Francisco. Und nun denken wir uns —- sit venia — in die Seele des Ochsen hinein. Der 3 fache Magen der Wiederkäuer und ihr CeUulose-Futter verlangen noch weit dringender die Wasserzufuhr als unsere Fleischnahrung. Darf man sich hiernach wundern, wenn von einer Rinderherde nach einem Transport, der beträchtlich weiter ist als die Entfernung zwischen Moskau und Paris, nämlich von entlegenen Staaten der Union nach Texas oder umgekehrt, nur der zehnte Theil am Leben bleibt, weil das Vieh nicht genügend getränkt wurde? Es siecht hin und erliegt dem Texasfieber. Und zwar beweist der Sectionsbefund durch eine fast leere Harnblase mit nur sehr wenig übelriechendem, gänzlich zersetztem Harn, sowie durch geschwollene Nieren, aufgetriebene Gallenblase und gallendurchtmnkte Leber nebst hochrother Milz und entzündeter Darmschleimhaut den Stillstand aller .Drüsenthätigkeit in Folge Lähmung des Sympathicus. Nur diejenigen Herden weisen keine so hohe SterblichkeitszifFer (^/lo) auf, die man zu Schiffe den Missisippi herab über den mexikanischen Golf bringt. Von den so transportirten Bindern stirbt nur etwa der vierte Theil^ und das ist sehr begreiflich ; denn die zu Lande getriebenen müssen heftiger athmen und dünsten desshalb mehr Wasser aus, gleichwie wir Menschen durstiger sind nach einem weiten Spaziergang, als wenn wir unbewegt am Schreibtisch sitzen. Jenes Vieh, -xfelches zu Schiffe reist» athmet feuchte Luft, im Golf sogar Meeresluft, und das kann, wie wir wissen, zum guten Theil das Wassertrinken ersetzen; also ist gar kein Zweifel, dass mangelhafte Tränkung das Texasfieber erzengt. Und in ungenügender Tränkung oder in Tränkung mit verdorbenem Wasser besteht auch das wesentliche Geheim-niss anderer Viehseuchen, gleichviel ob wir es Milzbrand oder amerikanische Pferdekrankheit nennen. Denn die in Jersey City Anfang des Jahres 1879 beobachtete Pferdeseuche kenne ich; sie brach zu meiner Zeit in einem Depot der Horsecar Company aus, und die Pferde daselbst wurden getränkt mit Aquaductwasser, welches dem Pas-saicriver entstammte. Wir hatten damals ausnahmsweis keinen Winter gehabt, wogegen der Winter zum Ausgleich dafür in Deutschland sehr streng auftrat; und gleichzeitig mit der Pferdeseuche herrschte Scharlach. In Folge dessen habe ich das von der Wasserleitung gelieferte schlechtschmeckende und trübaussehende Trinkwasser mikroskopisch und chemisch untersucht, und habe darin weder Kalk noch Eisen noch Kochsalz gefunden, wohl aber in jedem einzelnen Tropfen 3 bis 4 Fadenwürmer von der Gattung Leptodera. Ein ganzer Tropfen ist nämlich sehr viel, denn nachdem man das Deckgläschen darüber gelegt hat, so will seine Durchsuchung unter dem Mikroskop gar kein Ende nehmen. Es waren mithin diese Würmer in dem warmen Winter mobil geblieben und hatten ihren Weg in die Röhren der Wasserleitung gefunden, weil der Spiegel des Passaicriver, dem nicht genug Wasser znfloss, tief herabgesunken war. Wir wissen nämlich, dass die Leptoderen auf dem Boden der Gewässer, im Schlamm, ihre behagliche Existenz geniessen. Auf Kalkboden aber können sie nicht gedeihen, daher ist in der Champagne, wo alles Trinkwasser rein und klar ist, der Milzbrand eine unbekannte Seuche. Die Prophylaxis gegen Viehseuchen besteht nach alle.diesem in täglicher Darreichung von Kochsalz mit etwas Kreide vermengt, bei genügender Tränkung mit Wasser i zu dem etwas Essig gemischt wird, der über alteu eisernen Nägeln oder Eisendraht gestanden hat, wovon man sich stets Yorrath halten muss. In solchem Getränk und in solchem Speisebrei können Fadenwärmer nicht lebendig bleiben. Ihre mikroskopischen Leichname werden dann wie anderes Eiweiss durch den Darmsafb verdaut. Die Therapie besteht in fleissigem Bürsten des erkrankten Viehs mit Essig, welcher die ammoniakalische Ausdünstung nentralisirt und durch seine Sauersto&ufiihr zu den Nervenfibrillen der Haut den Sympathicus belebt. Ausserdem muss man Essigwasser zu trinken geben, zu welchem etwas Kochsalz und nicht zu wenig von dem Essig genommen wird, der über den eisernen Nägeln gestanden hat. Bei besonders kostbarem Vieh soll man nicht säumen, Hensel's Tonicum zu geben. Dass auch bei Influenza das Bürsten mit Essigwasser und nachfolgendes Abtrocknen und Zudecken guten Erfolg haben musa, kann man daraus ermessen, dass die nämliche Procedur bei uns Menschen gegen Grippe hilft. Eine solche Essigapplikation ist bei jedweder Seuche von grösstem Nutzen, weil dadurch das vergiftende Ammoniak beseitigt wird, und zwar innerlich wie äusserlich ; es lässt sich darum nichts Besseres und nichts Praktischeres empfehlen gegen unsere decimirenden Viehseuchen als unseren simplen Essig in Verbindung mit unserem simplen Kochsalz und etwas altes Eisen. Bei grösserem Viehstand ist es rationell, auf jeden Eimer Wasser einen halben Theelöffel officinellen Liquor Farri acetici zu mischen, welcher 8 Procent Eisen enthält. Der Preis pro Kilo stellt sich auf circa 3 Mark, womit beinahe blos der Essig bezahlt ist, und jedes Kilo ist hinreichend für 500 Eimer Wasser. Aber ist nicht auch das Impfen gut? — Hat nicht der Gährungs-Chemiker Pasteur kürzlich auf dem internationalen Aerzte-Congress eine Methode erläutert, wie dem Milzbrand bei Thieren durch Impfung vorzubeugen sei? — Wir haben nun zwar bereits in dem Kapitel über die Bacterien-Theorie die fehlerhafte Verfahrungsweise und die unwissenschaftlichen Schlussfolgerungen des Herrn Pasteur beleuchtet, Jialten uns deswegen aber doch nicht für entbunden, zu seiner Impftheorie deutlich Stellung zu nehmen. In No. 28 Jahrgang 1880 der »Bulletins de l'Aca-démie de Medecine« trat Herr Pasteur zuerst mit der Mittheilung hervor, dass von acht Hammeln, die mit gezüchtetem Bacteridienstoff (vgl. S. 120) inokulirt worden waren, nur einer, den man unter der Zunge geimpft hatte, gestorben sei, alle anderen dagegen seien am Leben geblieben, und Toussaint habe die Impfung ebenfalls an einem Hammel vorgenommen, der gleichfalls am Leben blieb. Auf diesem Pfad ist Herr Pasteur weiter fortgeschritten und verkündet nun, dass Schaafe, Rindvieh und Pferde gegen Milzbrand gefeit werden können, wenn sie mit MUzbrandlymphe geimpft würden. Zum Beweise dessen erzählt er, dass er 25 Hammel geimpft habe, die sümmtlich am Leben blieben. Dieselben 25 Hammel wurden nach 14 Tagen gleichzeitig mit 25 ungeimpften Hammeln nochmals mit der bösartigsten Mikrobie (man vgl. fortwährend S. 121) inokulirt. Diesmal seien die doppeltgeimpffcen Hammel am Leben geblieben, dagegen die einfach geimpften sämmtlich binnen 50 Stunden gestorben. Man kann sich nicht verhehlen, dass in dieser Erzählung das Wasser der Logik überaus triibe fliesst. Das erste Mal bleiben sämmtliche erstgeimpften Hammel am Leben, das zweite Mal dagegen sterben sämmtliche erstgeimpften Hammel. Wir präcisiren demgemäss unsere Stellung zu der von Pasteur empfohlenen Impfung deutlich und klar dahin, dass ein Chemiker, welcher gänzlich übersieht, dass faulende* Eiweisskörper, weil sie kohlensaures Ammoniak enthalten, unausbleiblich durch schwefelsauren Kalk des-inficirt werden müssen, und welcher übersieht, dass et- Wfiiges Blut, welches von Milzbrandkadavern in den Erdboden aussickert, wenn es auch nicht sofort fault, doch jedenfalls durch nächtlichen Thau oder durch Regengüsse faulen muss, die innerhalb 360 Tagen nicht gänzlich auszubleiben pflegen, schon hierdurch allein den .À^pruch auf irgend welche Bedeutung seiner Experimente yerwirkt hat, und dass nur das Dunkel, welches bisher über dem Vorgang bei der weinigen Gährung gelagert hat, die Thatsache erklärlich macht, dass Herr Pasteur auf diesem Gebiet als eine Autorität angesehen wird, wozu nicht der geringste Änlass vorliegt, da die zufällige Auffindung von ameisensaurem und oxalsaurem Alkohol (Glycerin und Bernsteinsäure) neben gewöhnlichem Alkohol schwerlich zur Unsterblichkeit berechtigt. Denn die Entdeckung des Glyoerins als Nebenprodukt der alkoholischen Gährung konnte allenfalls Jemandem passiren, der unter einer Schale mit Destillationsrückstand von einer gegohrenen Flüssigkeit die Flamme der Berzeliuslampe niederzuschrauben vergass und erst durch den sich im Laboratorium ausbreitenden Acroleindampf wieder herbeigerufen wurde. Was aber die Aiiffindung der Bernsteinsäure betrifft, so ist Jemandem, der etwa aus einer Spiritusbrennerei mit grösseren Mengen Destillationsrückstand versehen wurde, der Umstand, das charakteristische Eisenoxydprä-cipitat berücksichtigt zu haben, um so weniger fìir ein besonderes Verdienst auszulegen, als diese chemische Reaktion jedem Anfanger in der Analyse geläufig sein muss. Streichen wir diese zwei Zufallserfindungen, so bleiben blos noch Parasitén und immer wieder Parasiten als einseitige, unklare und verworrene Beschäftigung des Herrn Pasteur zu registriren. So ungern wir auch eine so herbe Eiritik üben, so fordert es doch das allgemeine Interesse, dass wir zu einer solchen, immer weitere Dimensionen annehmenden wissenschaftlichen Verirrung nicht länger stillschweigen. Insofern nun das Vertrauen auf Jen Erfolg der Pasteur'schen Impfungen geeignet scheint, den Landwirth in Sicherheit einzuwiegen und eine Vernachlässigung wirk- 176 Heilinittel-Li8te, samer Schutzmassregeln nach sich zu ziehen, so erbliclren wir unter diesem Gesichtspunkt in den Experimenten des betagten Herrn Pasteur fììr die Besitzer von Vieh eine direkte Gefahr und finden uns um so mehr veranlasst, -warnend unsere Stimme zu erheben, als der Pasteur-Cultus, solang Niemand den Muth hat, dagegen Front zu machen, immer weitere Kreise ergreift und schliesslich die Staatsregierungen zu ebenso kostspieligen wie zwecklosen Massnahmen veranlassen möchte. 12. Abschnitt, Heilmittel-Liste. Es ist gewiss überflüssig zu sagen, dass ich wohlbewährte Heümittel wie Natron und Bitterstoffe bei Digestionsbeschwerden, Castoroel, Rhabarber, Fenchel, Glaubersalz, Carlsbader Salz u. s. w. bei Stuhlverhaltung, Eisencblorid bei Hämorrhagien, Hoffmannstropfen bei Krämpfen, Brausepulver bei Kopfschmerz, Malzextract bei Heiserkeit u. s. w. u. s. w., in keiner Weise verachten wül, sondern ich stelle nur diejenigen Substanzen hier zusammen, die zur Bekämpfung von Dyskrasien unentbehrlich sind. Essig. Die Essigsäure ooco ist der Ameisensäure ooo HH H so nahestehend, dass sie füglich als ameisensaures Methylen angesehen werden kann. Ihre leichte Zugänglichkeit und ihre Wbhlfeüheit machen sie zu einem nicht genug zu schätzenden Heilmittel. Ihre antiseptische, Eiweiss gegen Zerfall schützende Wirkung ist hinreichend bekannt, und ihi-e Saturationen mit Natron, Kali und Ammoniak weiss jeder Arzt zu schätzen. Solche Saturationen könnten noch in zehnmal mehr Fallen zur Anwendung kommen als wirklich geschieht, und es wäre noch immer nicht zu viel ; denn alle essigsauren Verbindungen werden überaus leicht in der Blutbahn »verbrannt«, d. h. sie beleben die Nerven-thätigkeit, wovon die vermehrte Harn- tind Schweisssekre-tion den deutlichsten Beweis ìiefern, nnd sind für sich allein im Stande, fieberhafte Zustände in naturgemässer Weise zum heilsamen Verlauf zu bringen. Äber auch unsaturirt, als Getränk, um geronnenes Eiweiss in den Capillarien auflösen zu helfen, verdient Essigwasser den Vorzug vor Citronenlimonade, weil die Oitronensäure ein Methylentricarbonat vorstellt nnd vielmehr sauerstoffverzehrend wirkt, nicht aber Sauerstoff darbietend. Ebenso öbertrifift der Essig die Weinsäure, denn letztere hat die Constitution von oxalsaurer Essigsäure, und Oxalsäure als Kohlenoxyd-Kohlensäure trägt deutlich den sauerstoffverzehrenden Charakter an sich, bewirkt also das Gegentheil von dem, was nöthig ist. Bndlich aber übertrifft auch das Essigwasser in sehr vielen Fällen die kohlensauren Wässer. So überaus wohl-thuend nnd heilsam die letzteren in allen den Fällen sind, wo es blos darauf ankommt, schweisstreibende Wirkung zu erzielen, so wenig reichen sie an die Wirkung des Essigs heran, wo entzündliche Zustände walten. Zwar begünstigt Kohlensäure in der Blutbahn die Neutralisimng des freien Ammoniaks zu Harnstoff, aber die Kohlensäui-e des Selterwassers ist ja verschwindend gegen die durch Athmen erzeugte Kohlensäure; es muss wirklich Essig, sein, weil derselbe nicht alleiu im Blut zu Kohlensäure und Wasser verbrennt, sondern auch durch seinen mitgebrachten Sauerstoff die Nierenthätigkeit anregt, um den gefährlichen Harnstoff hinauszuschaffen. Man darf mithin als Regel sagen: Wo Durst waltet, gebe man Essig; wo aber kein Durst waltet, wie bei Digestionsstörungen, gebe man Natronlösungen oder Sodawasser. Ein Essig, welcher 2 Procent Essigsäure enthält, ist gerade recht zum Getränk, wie auch zu Waschungen bei Scharlach, Blattern, Typhus u. s w. Taurill. Das Taurin haben wir kennen gelernt als 12 einen stärkeren Bruder des Grlykocoll oder kohlensauren Methylamins. Sohwefelweinsäure (Aleohol 1 und Schwefelsäurehydrat 2 Gewichtstheile) wird mit einer Auflösung von kohlensaurem Ammoniak saturirt und bei gelinder Temperatur in flachen Schalen, die mit Fliesspapier bedeckt sind, im Trockenschrank verdunstet. Fluor-Ammonium» Aus chemischen Fabriken zu beziehen. Verdient Berlicksichtigung bei Caries. Präcipitirte kohlensaure Ealkerde. Dienlich gegen Erbrechen und Durchfall der Säuglinge im heissen Sommer bei Milchsäurebildung. Eine Messerspitze voll (circa 30 Centigramm) bei jedesmaligem Erbrechen oder Durchfall mit Zuckerwasser eingeriÜLrt zu geben. WasserstofFsaperoxyd. Bei gewöhnlicher Temperatur vermag destillirtes Wasser etwa 10 Volumina Wasserstoffsuperoxyd zu tragen. Eine solche Concentration ist nur zum Pinseln bei Diphtherie erforderlich. In allen übrigen Fällen verdünne man das Präparat mit der vierfachen Menge Wasser, so dass aus 1 Löffel 5 Löffel werden, was einer zweiprocentigen Auflösung entspricht. Nur die relative Kostspieligkeit des Wasserstoffsuperoxyds macht es erklärlich, dass dieses unvergleichliche Mittel kaum in irgend einer Apotheke zu haben ist und kaum von irgend einem Arzt auf dem Continent verordnet ward. Es scheint eben, dass gewisse Dinge verschiedenemal entdeckt werden müssen, da schon Richardson vor einer Reihe von Jahren auf die grossen Erfolge hinwies, die durch Wasserstofeupero:^d erzielt werden. Ein Arzt, der nur erst einmal nach einem einzigen Strahl Wasserstoffsuperoxyd durch den Raffraichisseur eiternde Augen klar gemacht, stinkende Wunden desin-ficirt hat,'lässt sich dieses Mittel nicht mehr in seiuem Hause fehlen. Von welcher erstaunlichen Desinfectionskraft diese Substanz ist, lernt man Würdigen, wenn man etwas zwei-procentige Lösung in einen kleinen Zerstäuber (Raffrai- cUsseur) füllt und mit demselben einigemal brausend durch ein übelriechendes Krankenzimmer hin- und hergeht: die Luft wird danach geruchlos und wohlthuend rein. Oder wenn man ein faules Ei mit einem Löffel voll zehnprocentigem Superoxyd zusammenrührt, der faule Brei schäumt dann heftig empor, verliert vollständig den Schwefelwasserstoffgeruch und riecht wie gebratenes Fleisch. Ferner habe ich gleiche Theüe frische Milch und Superoxyd jahrelang stehen lassen, ohne dass die Milch gerann oder schlechten Geruch annahm. Eine kleine Faser von gekochtem Fleisch, die man kaum noch für weiter theilbar hält, zerfällt durch Superoxyd in 10 bis 15 äusserst zarte, atlasglänzende, lange Fäserchen, die uns über die Structur der gestreiften Muskelfaser eine ganz neue Anschauung verschaffen, da sie statt an »Sarkous elements« an lecithinerzeugte Spinne-gewebsfäden erinnern. Wenn man solches Experiment in einer verkorkten Flasche vornahm, so wirft der dega-girte Sauerstoff paffend den Stöpsel ab, und der freie Raum in der Flasche erweist sieh als sehr sauerstoffreich, da ein verglimmendes ßeibzündholz darin aufflammt. Eine solche Sauerstoffentwicklung gescldeht auch im Organismus überall da, wo das Superoxyd in den Gelassen auf geronnenes Fibrin trifft, wohingegen normales flüssiges Bluteiweiss wie auch frisches Hühnereiweiss dadurch nicht afficirt werden; nur zerfallendes oder dem Organismus entfremdetes Eiweiss unterliegt in der angegebenen Weise der Auflösung. Dass auch die rothen Blutscheibchen dadurch aufgelöst werden, ist bekannt; das Superoxyd möchte daher wohl bei Plethora günstig wirken, aber das habe ich nicht ausgeprobt. Hiergegen ist das Superoxyd ganz unschätzbar beL faulenden Wunden. Unter dem Strahl des Raffraichisseurs schäumen dieselben zunächst sehr stark; wenn man sie dann .mit einem Pansch gewöhnlicher Watte austrocknet und nochmals spritzt, so schäumt es blos noch wenig, und nach wiederholtem Tampon schäumt es gar nicht mehr: die Wunde wird sehr geschwind ganz sauber und genichlos. Und ob am Fuss oder am Auge, es ist ganz einerlei: die Patiénten halten sehr still und fühlen sich wie im Himmel. Es ist wii-klich keine Frage, dass Wasserstoffsuperoxyd das beste ^ntiseptische Präparat bildet. Die erfreulichsten Wirkungen zeigt der innerliche Gebrauch gegen beginnende katarrhalische und rheumatische Affektionen. Schon nach wenigen Löffeln verschwinden Husten und Stiche, Beklemmung und Schmerzen, sowie Stuhldrang und Erbrechen im FaU von Ruhr oder Magencatarrh. Auch übelriechende Exhalation, die oftmals aus fauliger Zersetzung des Speichelsekrets hervorgeht, wird durch Ausspülen des Mundes und Gargarisiren mit zweiprocen-tigem Superoxyd momentan beseitigt, aber dies reicht allerdings nicht hin, dem üebel aus dem Grunde zu steuern, wozu vielmehr eine Verbesserung der Blutmischung erforderlich ist, die am besten und schnellsten durch Hensel's Tonicum erreicht wird. Die unschätzbarste Wirkung zeigt das Superoxyd bei Schwindsucht, indem es die fäulnisserregende Milchsäure: 000000 in Ameisensäure verwandelt: oooocooco. _ H H| H _ H H H Allerdings darf die Thür des Lebens nicht just im Zuschlagen begriffen sein; dann hilft auch, das Superoxyd nicht mehr; aber zur rechten Zeit gegeben, wirkt es Wunder. Hensel's Tonicum. Darstellung: 30 Gramm Marmorpulver werden in einer Mischung aus 55 Gramm Ameisensäure vom spez.- Gew. 1,20 und 300 Gramm Wasser aufgelöst. Ebenso werden 21 Gramm schwefelsaures Eiseao3?ydul nebst lOQ^-^ramm einer Auflösung schwefelsauren Eisenoxyds vom spez. Gew. 1,318 in einer Mischung aus 100 Gramm Eisessig und 300 Gramm Wasser -aufgelöst. Beide Lösungen werden zusammengethao, mit 400 Gramm Spiritus vom spez. Gew. 0,830 vermischt und die klare Flüssigkeit vom niedergeschlagenen schwefelsauren Kalk abfiltrirb. Im fertigen Präparat geht mit der Zeit eine Bildung von Essigäther vor sich, daher muss man unmittelbar nach der Bereitung 15 Gramm Essigäther hinzusetzen, damit der specifische Geruch von Anfang an nicht fehle. (Great Britain.) Take of White Marble in powder er precipitated Carbonate of Lime.......30 Grammes Formio Acid (specific gravity 1,20) . , 55 Grammes Glacial Acetie Acid.......100 Grammes Sulphate of Iron........21 Grammes Solution of Persulphate of Iron (spec. gr. 1,318)..........100 Grammes Rectified Spirit......... 400 Grammes Acetic Ether..........15 Grammes Distilled Water.........a snfficiency. To the formio acid, placed in a porcelain basin, mix 300 grammes of the water and add gradually the precipitated carbonate of lime. Separately mix the acetic acid with 300 grammes of the water, and in this dissolve the sulphate of iron. Add to it the solution of persulphate of iron. Mix the two solutions and shake them well together. Add the rectified spirit and the acetic ether. Then put the tincture with the .precipitated sulphate of lime upon a filter, and when the liquid has ceased to run through, put as much distilled water upon the filter as will make the filtered product weigh 1200 Grammes. Während die Eisenpräparate der Pharmakopoen nur eine der beiden Oxydationsstufen des Eisens enthalten, finden sich in Hensel's Tonicum gleiche Aequivaleiite Oxydul und Oxyd neben einander, wie sie dem magnetischen Oxyduloxyd entsprechen und wie sie im Hämoglobin enthalten sind. Und während andere Eisenpräparate Verdauungabe-schwerden erzeugen, namentlich die Oxydstufen, weil sie das Pepsin niederschlagen, so kann man dieses ameisenessigsaure Präparat jeden Tag in Form, von Limonade trinken, ohne je eine Beschwerde zu verspüren. Alle Secretioneu bleiben dabei normal, und die geistige Frische, die nach diesem Getränk täglich sich neu erzeugt, ist ganz auffallig in heissen Klimaten, wo alle Ändern hinschmachten, die solches Getränk entbehren müssen. Nicht etwa, dass man immer nur diese Limonade trinken solle und kein anderes Getränk weiter anrühren, sondern im Gegentheil, man hat daneben sehr guten Appetit und wird zur Abwechslung auch durch ein Glas Bier oder Wein nicht hinfällig. Aber dann, wenn wir uns schwach fühlen, gibt es kein Getränk, welches so augenblicklich und geschwind unsere Kräfte hebt, als die mit Hensel's Tonicum bereitete Limonade. Man vermischt zu dem Zweck 1 Kaffeelöffel (4 Gr.) von Hensel's Tonicum mit ^/4 Liter Zuckerwasser. Von lieblichem, weinähnlichem Geschmack gleitet es erfrischend über die Zunge, indem man die restau-rirende Wirkung schon während des Trinkens zu spüren vermeint. »0 that is pleasant, that is splendid!« So lautete die Kritik aller derjenigen, die es in den Vereinigten Staaten getrunken haben. Weder Kaffee, noch Wein, noch Bier sind im heissen Sommer so erquickend wie die mit Hensel's Tonicum bereitete Limonade. Aber auch im Winter ist es ein vorzügliches Getränk, und nicht minder am Krankenbett. Bei schwächlichen Kindern ersetzt dasselbe Ungarwein und Leberthran. Und was das Wichtigste ist: Fieber, die dem Chinin widerstehen, weichen vor Hensel's Tonicum, weil alle Drüsensekretionen danach wieder in Gang kommen. Für Afrika, Lidien, Auslralien, die Vereinigten Staaten u. s. w., wo alkoholische Geti-änke erschlaffend wirken und nicht ohne triftigen Grund befehdet werden, besitzt man in Honsels Tonicum jetzt ein Mittel, welches heisse Länder colonisirbar und die einwandernden Europäer seuchenfest macht. Auch das durchschnittlich schlechteste Trinkwasser, wenn man es mit Zucker und dieser Essenz versetzt, wird dadurch gesimd und schmackhaft. Und wo immer auch es der Atmosphäre an Electricität gebricht, besonders im Falle von Feuchtigkeit, welche die Elektricität unserer Luft und unseres Körpers in den Erdboden ableitet, da macht Hensel's Tonicum als Getränk, indem es das Blut magnetisirt und den Nervensträngen Elektricität verleiht, unseren Üi'ganisnius wiederstandsföliig und fieberfest. Die Aufgabe, die wir unä gestellt haben, ist hiermit zu Ende, und wir fassen nun den Inhalt der Schrift in folgenden Ralimen zusammen: Neue Makrobiotik oder die Kunst, das Leben zu verlängern. §. I. Bewegt euch und schaffet nach eurer Kraft, damit euer verbrennendes Lecithin beständig sich und euch veqiinge. §. 2. Trinkt, wascht euch und badet zur rechten Zeit, um euer Glykocoll gegen Anhydrirung zu schützen. §. 3. Isolirt die Elektricität eurer Nerven und die Wärme eures Blutes gegen Ausstrahlung in die feuchte Atmosphäre und in den feuchten Erdboden durch trockne Kleider, trocknes Schuhwerk und trockne Wohnräume. §. 4. Schützt euch in gleicher Weise wie gegen Erkältung auch gegen üeberhitzung, Erschlaffung und Blutverdickung durch kühles Getränk. Und so oft ihr fühlt, dass euch Schwäche überfällt, so gebraucht ohne Verzug Hensel's Tonicum als Getränk, um euer Blut zu magnetisiren, eure Nervenleitung elektrisch zu erhalten und euer Albumin gegen Zerfall zu schützen. §. 6. Um euch gegen Zerfall von Lecithin, d. h. gegen die Irrwahnsseuche zu schützen, bewahrt euch ein gesundes Gemüth und Frohsinn durch Liebe zur Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, das heisst: durch rücksichtsvolles Betragen gegen eure Mitgeschöpfe; und lasst es eucH nicht anfechten und euren GemUthsfrieden euch nicht rauben, wenn die Andern nicht so rücksichtsvoll sind wie ihr selbst; sondern tröstet euch durch den Spruch: »Sanct Magnus geht über Sanct Justus«. Das Gesetz der Stärke regiert die Welt mit allem Fug. §. 6. Athmet gesunde Luft. § 7. Trinket gesundes Getränk. §. 8. Nährt euch von gesunder Speise. §. 9. Schützet euch gegen Ansteckung durch böses Beispiel, und zwar sowohl auf dem Gebiet des Charakters, der Sitten, der Leidenschaften, der Irrthümer, wie auf dem Gebiet des körperlichen Wohlseins. §. 10. Vergesset nicht: Gesundheit ist Kraftgefühl und Krankheit ist SchwächegefUhl; darum haltet Maass in allen Dingen und überschreitet niemals em-e Kräfte. Errata. S. 11 Z. 10 V. u. lies: vierwerthig. S. 13 Z. 7 V. n. lies: kohlenstofffreie saure oder basische Gruppe. S. 35 Z. 1 und bei allen ferneren Gelegenheiten lies: Penta-propylen statt Triamylen als Grundlage der Féttsauren. Nämlich zu einer 5fachen Schicht Trimethyleu tritt als sechste Schicht bei der 0 elsä ar e: Dimethylen-£ohlensäure oder Acetylen-Alnei8en-H o^ säui-e: o o o; bei der Stearinsäure: Dimethylen-Ameisensäure =0= H H H = Propionsäure = Glycerinanhydrid : c ooo c ; dagegen bei der H H H o Palmitinsäure: das freie Ereuz der Ameisensäm-e, höh. 0 Zur Information. Seit einem Jahre lebe ich in Stuttgart, literarischer BescliUftiguiig hingegeben. Nur ausnahmsweise folgte ich am 20. September, als das letzte Blatt dieser Schrift im Druck war, dem Nothruf der Gemahlin eines leukämischen Patienten, der vom Hausarzt aufgegeben war und sein Ende nahen fühlte. Befund um 5 Uhr Nachmittags: Facies liippokratica. Gegen 6 Uhr, unmittelbar nach meiner Unterredung mit dem Hausarzt, begann Patient mit Hen-sel's Tonicum in Limouadenfoim. Nach Verbrauch von einigen Litern vortrefflicher Schlaf. Àm 21. September tönende Stimme, excellenter Appetit und opulente Nahrungsaufnahme. Am 22. bereits wieder rother Blutschein auf den Wangen, und Patient richtet sich ohne alle Hilfe im Bett auf, um den Consequenzen der wiederaufgenommenen Nierensekretion zu genügen. Seitdem unter fortgesetztem Gebrauch von Hensel's Tonicum schreitet Patient auf der Bahn der Genesung sichtbar vorwärts. Da nun doch die Heilung der Leukämie den Probir-stein für Hensels Tonicum bildet, so setze ich bei der Wichtigkeit der Sache für das allgemeine Wohl von dem Patienten und seinem Hausarzt als selbstverständlich voraus, ihre Namen auf etwaiges Verlangen hiesigen Medicinal-beamten mittheilen zu dürfen. Was nun die Bezugsquellen der benüthigten Chemikalien betrifi't, so ist zwar jeder Apotheker im Stande, das Wasserstoffsuperoxyd aus Baryumsuperoxyd damistellen ; jedoch möchten manche kleinere Geschäftsbesitzer, die an ihre Offizin gefesselt sind, von der Selbstdarstellung abgehalten sein; ich bemerke deshalb, dass ich seit Jahren, so oft ich an der persönlichen Darstellung der von mir benöthigten Präparate gehindert war, dieselben in stets vorzüglicher Qualität, insbesondere auch gesättigtes zehn-procentiges Wasserstoffsuperoxyd aus der chemischen Fabrik von H. Trommsdorf in Erfurt bezogen habe. Stuttgart, 24. September 1881. Julias Hensel. Von demselben Verfasser ist erschienen und direkt von ihm (Stuttgart, Silberhuraistrasse lUG) franco gegen 2 Mark haar oder in Briefmarken zu be/.iehen, als ergänzende Vorstudie der »Neuen Makrobiotik« : Causalmechanische Entstehung der Organismen, Diese Schrift widerlegt den Lehrsatz, dass die Verbindungen des Kohlenstoffs die Grundlage alles organischen Lebens seien. Sie weist beiläufig darauf hin,' wie die SauerstofFverbindungen dos Kohlenstolfs : Eohlenoxyd, Kohlensäure und Oxalsäure unser Blut sogar direkt tödten, und wie andererseits die Diatomeen und üscillarien ohne allen Kohlenstoff bestehen, da sie an desseu Stelle SiU-cium enthalten. • Alles in Allem begründet die Schrift in eingehender Weise an der Hand pliysikalischer und chemischer G-e-setze, dass nur der Wasserstolf, für welchen der Name Biogen vorgeschlagen wird, als lebenerweckendes Agens fllr den Aufbau sänimtlicher Organismen in Anspruch genommen werden dürfe, und sie entwickelt diesen Schluss als eine logische Folge der bisher unerkannt gebliebenen Thatsache,. dass der Wasserstoff auch im Makrokosmus, wo man ihn bisher »Aether« genannt hat, das bewegende Agens darstelle. Zum Beweis desseu werden alle darauf zielenden exacten Resultate der Naturwissenschaft in der ersten Hälfte der Schrift zwanglos aneinandergereiht und sie ergeben dann in ihrer Gesammtheit die Bestätigung der theoretisch gefundenen Wahrheit: Omnis vita es Hydrogenio.