„Fnihtit, Wahlstaxd, Vild«»g flr Alle." Nr. Mittwoch, November V. Jahrgang vi« .Mardurgn Snlimg» erschein» jede» Sonntag, Millwoch »nd greila». Preise — f«r Marburg: gan,jährig S fl>, halbjäh,ig 8 vierteljährig 1 ff. SV krl für guftelliinj, ,»» ?»n« monatlich 1« kr. — mit Poftversendung! ganzjährig S fi., halbjährig 4 fi., «icrteljährig Z fl. Pi- ein Mal gespaltene Sa,mondzeile wird bei einmalige-Sinschaltuim _mlt l0, bei zweimaliger mit IS, bei dreimaliger mit 20 kr. derechiiit, wozu für jedesmalige Einschaltnng Z? »r> Jnserat«n.I>emvelPb>ihr kommen. Zur .geschichte des Tages. Gedrückt wie die Stimmung des ganzen Volkes, ist auch jene der Abgeordneten. Die Ursache dieser betrübenden Erscheinung finden wir nicht allein in dem so enge bcschrSntten Wirkunt^skreise dcs Landtages, sondern auch und wohl noch Mkhr in dem Btwußtseiil. daß die wichtigsten GeseKesvorschlSge nicht genehmigt werden. — Der Abgeordnete Payrhuber hat den lZntwurf zu einem Oesede über das Wasserrecht eingebracht, um einem tief gefühlten Bedürfnis abzuhelfen. Land-wirthschaft und Gewerbe verlangen sehr dringend nach Befreiung von den Aefseln der veralteten Bestimtnunqen. Wird die Arbeit unserer Vertreter den gewünschten Erfolg haben? Während die Linke de» ungarischen Landtages an den Berathungen deS Siebenundsechz^er Ausschusses nicht Theil nehmen »vill. so lange das verantwortliche Ministerium nicht ernannt ist — meint Deak. daß eS unter den gegenwärtigen Umständen am zweckmäßigsten wäre, eine Adresse an den König zu richten und darin zu betonen, daß die Ration, welche daS JnSlebentreten ihrer Gesetze und die volle RechtS-beständigkeit erwartet, durch die bloS grundsätzliche Anerkennung dieser letzteren nicht beruhigt und befriedigt sein kann. Wiederholend also die in den früheren Adressen enthaltene Bitte, möge diefe Adresse auch erklä-ren. daß der Reichstag, indem er eine Kommission zur Ausarbeitung eincS Entwurfs über die Feststellung und über die Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten niedergesetzt hat, seine tommissionelle Thätigkeit nur in der Hoffnung aufnimmt und beenden wird, daß der Köni^^ in der Zwischenzeit den wiederholten Wunsch deS Landes erfüllt haben, und daß der Reichstag seine dieSfüllij^en Beschlüsse schon im Wege der ver-antwortlichen Regierung Sr. Majestät unterbreiten können wird. Ueber die Stellung Oesterreichs zu Preußen veröffent' licht die „Kölnische Zeitung" einen Wiener Bericht, der wahrscheinlich aus unserer StaatSkanzlei hervorgegangen. ES wird darin u. A. gesagt, das jetzig österreichische Kabinet sei entschlossen, an dem alten österrei-chischen Grundsätze der Heiligkeit der Verträge festzuhalten und soivotil die RikolSbur^r Grundlagen. alS die späteren Prager BertragSbestimmun-gen in allen Punkten als bindend und sein Verhalten zu Deutschland regelnd offen und rückhaltSloS anzuerkennen. ES glaube aber auch seiner-seitS erwarten zu dürfe«, daß Preußen ebenfalls den Präger Vertrag treu und redlich eimuhalten willenS ist, daß eS ihn ohne Hintergedanken ausführen werde, „vesterreich ist bereit und aufrichtig entschlossen" der-sichert der Berichterstateer, „die jetzige Situation in den durch den Pra- ger Vertrag geschossenen Grenzen alS eine definitive zu acceptiren; es wird die Auf,labe Preußens, die militärische und polilische Führung NorddeulschlandS in die Hand zu nehmen, auf keine Weise zu durch-kreuzen iuchm; eS hat bis j'tzt, wie in Wien nachdrücklich Versicherl wird, in diesem Sinne gehandelt, und alle von den Gegnern Oesterreichs ausgesprengten Gerüchte über österreichische Agitationen gegen die Durch-sührung der preußischen Einverleibungen, die Bildung des norddeutschen Bundes Zt. lverden als eitel Lug und Trug bezeichnet. Oesterreich ver. langt aber auch von Preußen, daß es an den vertragsmäßig gezogenen Grenzen mit seinen Ansprüchen Halt mache. Man l)offt in den österrei-chischen Regierunjtskreisen ernstlich und aufrichtig, daß es gelingen iviro, innerhalb ider Vertragsmäßig gegebenen Grenzen fortan ein gutrö. ein offen freundschaftliches Berhältniß zwischen Preußen und Oesterreich her-zustellen. Das jetzige Streben der preußischen Regierung, sich aus die Konsolidirung der erweiterten Machtsphäre zu beschränken und geivisse süddeutsche Anlmherullgsstimmen zurückzuweisen, glaubt man als ein Pfand dafür betrachten zu dürfen, daß Preußen die großen Bedenken anerkennt, welche t'em entgegengesetzten Verfahren gegenüberstehen. Auch die Sprache in den süddeutschen Kammern erregt hier die Hoffnung, daß ^e Ansicht von der Nothwendigkeit einer selbständigen Konsolidirung Süddeutschlands, als Schutzmauer für die Aortexistenz Oesterreichs, des zu Europas Ruhe so nothivendigen Staates, bald allgemein zun» Durch-bruche kommen iperde. Sehr beruhigend hat in dieser Beziehung hier die Rachrichl gewirkt, daß k'er von österreichischer Seite in Berlin ausgedrückte Wunich, baldigst Verhandlungen init Preußen über ein^n neuen Zoll' und Handelsvertrag anzuknüpfen, dort eine gili^stige und srenu^'ilche Aufnahme gesunden hat. uns daß überhaupt in den preußischen Negie-ruugSkreisen eine bessere Stimmung ge,;en Oesterreich sich allmälig Bahn zu brechen scheitit. Hier tvird man eifrig bemüht sein, dieser günstigen Wendung auf jede Weise entgegenzukommen, kurz. AlleS zu thun. um Deutschland eine Katastrophe zu ersparen." Preußen hat mit den einverleibten Ländern ein schweres Stück Arbeit: am widerharrigsten aber benehmen sich die Hannoveraner. AnS diesem Theile von Großpreußen vernimmt man nichts als Prügeleien. Die neuen Wehrpflichtigen und die Tapferen von Langensalza können nirgends mit Stammpreußen zusammenkommen, ohne daß die Keilerei losgeht. Die preußischen Adler — gewöhnlich „Kuckuck" genannt — sind keine Nacht vor d n Händen des Bolkls sicder. namentlich verschivinden sie regelmäßig von den Theaterzetteln. Die hannoverischen Land«»färben werden mit der größten Erfindungsgabe überall angebiacht, sie mögen passen oder nicht. Bei allgemeiner Abstimmung würde vielleicht etn Das spanische Mädchen. Vo« Karl Warteuburg (Fortsetzung.) „Es war ein schöner, stiller Iuliabend, ein spanischer Sommerabend mit lauer, warmer Luft, tiefblauem Himmel und murmelndem Wellenschlag der Flüsse, die zwischen den grünen Ufern dahinströmten. Der IaSmin und HoUunder hauchten ihren köstlichen Duft aus. und durch die alten hohen Oelbäume dcS KlostergartenS, in ivelchem Dolores mit ihrer Tante auf und ab ging, wehten leise flüsternde Winde. Die Priorin erzählte, um ihre Nichte von den tveltlichen Schmerzen, die sie quälten, abzulenken, die Legenden von der heiligen Paula und der heiligen Mathilde von Frankreich; aber Dolores war eine unaufmerksame ZuHörerin für die frommen Sagen der Priorin. ihre Gedanken waren weit weg bei Ramo». dem verlorene« Geliebten. Tante Felizitas begann eben zum ztveiten Male die Geschichte von der heiligen Paula zu erzählen, als ein dumpfer, aus weiter Ferne herschallender Donner die Erz.^hluna unterbrach. „Was ist das?" riefen erschrocken die beiden Frauen und blieben in banger Spannung horchend stehen. „ES wird gedonnert habe» in der Ferne," murmelte unsicher die Zonte Priori». „Aber ich sehe kei» Wölkchen am Himmel," entgegnete Dolores, „»icht einmal drüben am GebirgSsaume." Die Priori» antlvortete «icht, »nd eS verginge« wieder einige Sekunde». bis derselbe dumpfe Knall, aber jeKt schon etwas näher, erschallte. Aengstlich blickte» fich die beide» Kraue» an «»d Keine »vagte. ihre Be- fürchtungen auszusprechen, als plötzlich die Pforte deS Klostergartens ans-gerissen wurde und schreiend und klagend, wie ein Flug gescheuchter Tau-ben, eine Schaar junger und älterer Nonnen mit dem Rnf: „Man schlägt sich, die Franzosen drängen die Spanier nach unserer Stadt zu l" hereinstürzten. Die nun näller und immer näher schallenden Kanonenschüsse liestätigten die Schreck'nSnachricht. und L'ie bestürzten Nonnen ivaren noch zu keinem Entschluß gekommen, als der erschrockene .^loster.^ärtner mit bleicher, entstellter Miene die Kunde brachte, daß sich schon einzelne verwundete Spanier durchs Ltädlchen flüchteten und man die Ankunft der siegreichen Franzosen, die das spanische Hauptkorps vor sich Vertrieben, mit jeder Stunde erlvartete. In diesem Augenblick gewann die Priorin ihre Ruhe wieder und die zitternden Non»en nm sich versammelnd, sprach sie: „M.ine Schwestern! ES ist Euch nicht unbekannt, lvie der ruchlose Feind, der bald vor den Mauern dieser Stadt erscheinen wird, weder Sch''U noch Furcht vor dem geheiligt'U Ast)l des Klosters hat. ivelcher Schmach, tvelchen Mißhandlungen so oft unsere Sch'vestern in den Schrecken dieses Krieges ausgesetzt gewesen sind. Ihr ivürdet selbst in der Kirche nicht vor iliucn sicher sein. Das einzige >vas uns noch retten kann. ist. daß wir uns in der Stadt einzeln bei guten Patrioten verbergen und.daS Kloster verlassen, die der Feind wieder abgezogen." Einige ältere Nonnen waren zwar im Anfang nicht mit diesem Vor-schlag einverstanden, und wollten sich licher das Märivrertdum und dadurch den Himmel erobern, als das Kloster verlassen, aber die Mehrzahl der jüngeren Schwestern stimmte der Pliorin bei, und in wenigen Minuten darauf waren die weiten hohen Räume deS Klosters dde und leer. Der Tumult und der Sturm des Gefechts zog sich indessen immer näher, spanische Kavalleristen sprengten flüchtend und mit verhängtlM Zehntel des Landes sich für den jehigen Zustlind erklären. Der blinde König Georg, der zur Zeit seiner Regierung nicht viel merkte und die Welscn-Hose als das Reichspanier schwang, äußerte jüngst zu einem abgesctzten Staatsmann: „Der gegenwärtige König von Preußen lvirdS noch ausl)allen, vielleicht genießt der Kronprinz noch eine Weile dcn Raub; später kommt ganz Deutschland doch wieder zusammen, aber mal)rscheinlich ohne —Fürsten!" Wer hätte die Bundesrepublik hinter einem deutschen Dynasten gesucht, dessen eigenes Haus bekanntlich „kiis ans Ende der Tage" regieren sollte?! Der Sommer 1666 hat gcwaltige Kuren vollbrachl, und Herr v. Bismarck kann sich zuletzt noch auf eine ehrenvolle Erwälinung im Tempel der Freiheit gesaßt machen. Sobald sein großer Meist-'r zu Paris die Augen schließt nnd doS aligemeine Stimmrecht ohne polizeiliche Ueber« wackung in Frankreich ausgeübt wird, merkt der große Staatsmann an der Spree vielleicht sckon etwas. D a s p r e u ßi s ch e K a b i ne t hat sich in einer besonderen Note an die Bundesregierung in Bern gewendet, worin auf die Thatsache auf» merksam gemacht wird, daß in der l.ßten Zeit vielen Frankfurtern die Niederlassung in Schweizerslädten sehr erleichtert worden sei. Wie eS heißt, hat die Bundesregierung in Folge dieser Note Ausschreiben an die Kantonal-Re,Wirkungen erlassen nnd dieseltien um Aufklärung, beziehungsweise genaue Darlegung der thatlächlichen Verhältnisse ersucht. Sind denn die Frankfurter Bürger als Hörige an die Scholle gebunden, so daß sie nicht mehr beliebig auswandern — ein vom stehenden Hee'8(:Iieiii»lisiiiW stmMchtr protokiilirttt /ir«t» des itsten. Kaistrßliatts. Herausgegeben von Leop. Kastner. Circa 50 Bogen gr. Oktav. Subskriptionspreis ö fl. öst. Währ, erscheint bis Ende dieses JahreS und wird in der gefertigten Buchhandlung Pränumeration darauf angenommen. Nachdein biS jetzt kein derartiges Buch existirt und durch dessen Erscheinen einem großen Bedürfniß abgeholfen wird, so läßt eS sich leicht ermessen, mit welcher Spannung dasselbe in merkantilen Kreisen allerorts erwartet wird, daher um die Auflage zu sichern, eine Vormerkung der Subskribenten nöthig ist. Marburg. November 1666. 4«4) Friedrich Leyrer « jv«chhai»dl»«g. jA 13696. 8ekr isu vvrkauten: 1O Stück Lederer' Bottiche aus bestem Lerchenholz und Eisengebinde, 3 Jahre alt, mit Waffer ge-fillt, in einer Ledererwerkstütte. 6 Stück 4 Schuh hoch, 4 Schuh breit; Preis 25 fl. 2 „ 4 „ »5 „ „ ,» 30 fl. 2 „ 5 „ „ 7 „ pr. Stuck 40 fl. beim Erker, Post Sauritsch. (440 Ein Quartier (-tZS mit 4 Zimmern, Küche, Tpki« «ad Holzlage ist am 1. Jänner 1867 zu beziehen^ Anzufragen im Hause Rr. lvl in der Pfarrhofgasse. Die k. s. l. pri» Fabrik de« Joses Vastner in Zmz (oberer Mariahilfer - Platz) empfiehlt ihren ausgezeichneten (467 lüiWpWer Vei z« de« billigst,« zabriks-Vreis»« Dieses einheimische Produkt auS dem »heiße» ßtitischei De-«ach «»em st«>Ztßschtr Mtt>»»»t esze«!,». befitzt ein sehr sliit» «nd titdlich»» «Iiffir» «nd erfreut sich «icht blo« im In- und Auslände de« besten Rufe«, sonder« e« wird Gditt. (468 Freie Versteigerung von neuem Pickerer-Wein. Am 3. Dezember 1866 von 10 Uhr Vormittags angefangen wird die diesjährige Weinfechsung von der Weinaartrealität der minderjährigen Agnes Rath, bestehend in 16 Startin, theilS mit. theilS ohne Gebinde, am Orte der genannten Weingartrealitüt in der Gemeinde Hrastje gegen sogleiche Barzahlung öffentlich versteigert werden, wozu Kauflustige ein« geladen sind. K. k. Bezirksgericht Marburg am 6. November 1866. Gin Lehrjunge (462 der sich mit guten Schulzeugnissen ausweisen kann, wird in einer Spe-zereihandlung aufgenommen. Anzufragen im Komptoir dieset Blattes. Ein Weinteller (466 für 60 Starrin in Halbgebinden, wie auch eine schöne HKob««NA mit 2 oder 3 Zimmer» nebst Sparherdküche und Speis ist im Ziegner'schen Hause. Lendplatz Nr. 242. sogleich oder bis 1. Dez. d. I. zu vergebe». E>Ms Kit«! (428 Mit dieser hübschen und oftbewährten Glücksdevise empfehle ich zum Preise von nur L Gulden für 1 Stück inclusive Stempel Pro«effe« a»f tWV4er Ttaattlose a«« de« Serie« IZ4, W8, »ZI. IlZ«, I»IZ, A««. AZ«, A«4. e««. N«4, ZW. Die Gewinnziehuug findet schon am Samstag den 1. Dezem-der hier in Wien statt, und ist der Haupttreffer dieseSmal SSV VVV Gulden. Aufträge auS den Provinzen mit Beifügung deS Betrages werden prompt ausgeführt. Auf Wunsch erhält man die amtliche Ziehungsliste, so wie die gewonnenen Gelder allsogleich zugesandt. Man biete de« Klncke sie Ha»t! ««>»»«»< Wien, Wolizeile 9. Eisenbahn-Fahrordnung fiir Marburg. «.ch «t«»: »«ch»ei«ß: »bf«hrt. « Uhr 2» «i». Sn»h A f«hrt: 8 Nhe 14 W». YlRH. 7 Uhr » Mi«. Nd-d,. S Nhe 4S «i». «»»ds. «ach «illach: Abfahrt: 9 Uh» Anch v,i»»t»o?tlicher Red«k»«>r: Ar>»t »Aießthaler. D«< »H» Verlag »o» Ttz»«?» Sa»s4itz i»