H>U*« 5^» R84«. __,^>_v___________ Der krainischo Missionar Ignaz Kuoblecher. Mitgetheilt von Joseph Partel. (Fortsetzung.) "«^5ie Propaganda beschäftigte sich damals mit der Theilung des unermeßlichen Erzbisthums von Sidney und wollte, um das Christenthum mit desto größerm Erfolge un-rer den wilden Stämmen Neu-Hollands ausbreiten zu können, ein neues Bisthum an der Westküste errichten. Sie sammelte zu diesem Zwecke eine Anzahl von Missionären und wollte unter andern auch mich an dieselben anschließen. — Wie gerne hätte ich meinen wissenschaftlichen Beschäftigung!,'!, und den Bequemlichkeiten, die man in einem civilisirten Lande genießt, Lebewohl gesagt, ob des tröstenden Gedankens, die harmlosen Wilden Neu - Hollands in ihren unwirthbaren Waldungen aufzusuchen, ihnen die heilsamen Lehren des Christenthums mitzutheilen, die Finsternisse des groben Fetischismus von ihnen zu verbannen, und sie aus ihrem traurigen Zustande von thierischer Verwilderung in die durch das Licht des Christenthums erleuchtete und durch das Evangelium gemilderte Gesittung hervorzuziehen. Doch die Erfüllung dieses meines heißen Wunsches wäre zu freudevoll für mich gewesen, als daß ich hätte hoffen dürfen, ihn realisirt zu sehen ; denn ich wußte wohl, daß Gott, der uns hienieden einen steten Kampf wider unsere Neigungen beschiedcn, nicht zugeben werde, mich in eine Mission zu schicken, die ich, nach meinen Ideen, für mein glücklichstes Loos gehalten habe. Wie ich vorgefühlt, so geschah es auch; bald sah ich einen neugeweihren Bischof mit einer kleinen Zahl von eifrigen Missionären in die ferne Mission abreisen, und mir blieb nUv die Freiheit übrig, für den glücklichen Erfolg ihrer beschwerlichen Reise zu beten und den Segen über ihre mühe-und gefahrvollen Arbeiten in dem neuanzulegenden Theile des Weinberges des Herrn vom Himmel herabznfiehen." »Nun hatte ich von Neuem hinlängliche Gründe, zu hoffen, daß man mich auf die mir zuerst bestimmte Mission schicken werde. Seit meiner Kindheit hatte kein Erdtheil meine Aufmerksamkeit so sehr an sich gezogen, als die durch erhabene Naturscencn großartige und bezaubernde Heimach der Brahminen, und keines der heidnischen Neligionssysteme «-'"l'^ce mchr meine Wißbegierde, als das von den Feindcn des Christenthums so bochgerühmre der brabmanischen Offenbarungen. Ein geheimer Trieb spornte mich an, das Wesen desselben in allen seinen Verhältnissen bis zur Quelle zu erforschen, und nachdem es mir gelungen, mit Hilfe der dcul-schcn und englischen Philologen, die verborgenen Schätze der Sanscrit - Literatur aus dem ewigen Dunkel hervor zu ziehen, in die geheimen Kammern der 1'„!-lm»'5, Vkllil'8 ell-. einzudringen, hier die bizarren Producte einer extasuchcn Phantasie, die Träumereien der indischen Mythologie, ihrer Metempsyhose, ihrer halbewigcn Weltperioden nnd ihrer lethargischen Moral übereinander gehäuft zu sehen: entbrannte in mir das Verlangen, im Vereine mit andern Missionären den vom Alter verhärteten Stamm des Brahmismus in seinen Wurzeln umzureißen, die Bande, in denen seine, alle Seelenthätigkeit erschlaffenden Lehren die vielen Millionen der unglücklichen Bewohner gefangen halten, durch die wahres Leben der Seele und Kraft eingießende heilige Lehre unsers göttlichen Heilandes zu zerreißen nnd so das wahre, ewige Himmelreich unter ihnen auszubreiten. — Gott, der Richcer der Zeiten, hat den Srab über das Heidcnthum gebrochen; das Kreuz, das heilige Siegeszeichen des Heilandes, ist am Hün.ilaya fest aufgepflanzt, nnd in seinem priesterlichen Ornate bringt der katholische Missionär anf den Höhen des höchsten Gebirges unter dem Monde das hochheilige Opfer der Versöhnung der göttlichen Barmherzigkeit dar. Dieser Trinmph des Christenthums über das blinde Heidenthum entschädigt mich demnach vollkommen für den Kummer, den ich haben konnte, nicht nach Hindostan geschickt worden zu seyn." »Das Loos ficl sodann, wie Sie, mein Freund, bereits wissen, für mich auf Persien. — Ich legte somit vor ^.-Hand all' die europäischen und indischen Bücher lvi Seite und zog meine schon etwas bestaubte orientalische Bibliothek hervor. Se. Eminenz der gegen mich sehr freundliche und herablassende Cardinal Mezzofante, brachte mir eine persische Grammatik, und ich machte mich wohlgemuth an's Werk. Mitnebcn suchte ich eine genaue Kenntniß des kläglichen Zustandes der persischen Missionen mir zu verschaffen, und ließ den Barbier nicht mehr zn, Hand an meinen Barr zu legen. Ich konnte mir zwar wenig Hoffnung machen, etwas Erhebliches für die Ausbreitung des Evangeliums unter den eben so feinen, als fanatisch intoleranten Personen, bei denen die Christen in einer höchst traurigen Knechtschaft g-e- 20Ü drückt werde», als Missionär bcwirrV» zl! ko»»e», !var je-doch fest entschlossen, unsern verfolgte» Glaubensbriidern init frohem Muche in jene Gegenden mir den Schätzen zu Hilfe zu eilen, die unser Heiland in den Schooß seiner heiligen Kirche niedergelegt, um sie in reichlichem Maße denjenigen zu reichen, die seines Namens wegen verfolgt und gedrückt werden." »Für diese Mission ward ich im Anfange Aprils im verflossenen Jahre bestimmt; da ich jedoch erst nach geraumer Zeit hätte abreisen sollen, so begab ich mich unter der Lemma, unsers hochwürdigen ?. Rector mit noch einigen »eugeweihre» Alumnen in das Appenninen.-Gebirge der Sa-bi»a, woselbst wir in verschiedenen Ortschaften Missionen hielten. Hier war ich zum ersten Male in der glücklichen Lage, all' den Trost zu fühlen, welchen ein Seelsorger bei Ausübung seines heiligen Amtes findet. Nie werde ich den tiefen Eindruck vergessen, den diese meine erste Mission unter dem edlen Sabinenoolke auf mich gemacht, und ich würde schwerlich heute meinen Brief zu Ende bringen, wenn ich Ihnen all' die trefflichen Anlagen des guten Volkes, den Fleiß und die Aunnerksamkeir beim Anhören unserer Erhorrationen, den Eifer beim Empfang der heil. Sacra-mente und die «»geheuchelte Dankbarkeit, die es uns auf die rührendste Art zu erkennen gab, auseinander seyen wollte. Ich berühre Ihnen daher nur im Vorbeigehen, daß mir jene Tage wahrhaft paradiesisch zu seyn schienen. Wir waren neun Missionäre in brüderlicher Eintracht, obschon von verschiedenen Nationen und aus weit entlegenen Ländern untcr der Anleitung unsers liebenswürdigen Rectorö, de^ p. Rillo, in der Mitte eines Volkes, das unseren Ermahnungen willigen Gehorsam leistete. Dort feierten wir, so zu sagen, uns"' le^eö Abschiedsmahl; den» in kurzer Zeir sollten wir in alle sii»f Wcttcheile zerstreut werden. Und wirklich, von meinen College» bin nur noch ich mit dem I'. Recior in Rom; die übrige», deren Namen ich Ihnen hier mittheilen will, sind, mit Ausnahme des Herrn Cummings aus den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, der, ob Mangel des gehörigen Alters, noch auf die Ordinarien war-rer, bereits alle von uns abgereis't. Herr O Cannor, ein Irlandcr, der, gleich den übrigen, als kleiner Knabe sein Vaterland verließ, ist in dasselbe zurückgekehrt. — Herr Ab-bas Nomaralla Dahdah, ein Maronite von hoher Ab-kui'.ft, kehrte auf de» von imiere» Zwistigkeiten, so wie von fremden Intriguen zerrissenen Libanon, und erst auf dem Wege yolce ihn die traurige Kunde von der jämmerlichen Verheerung seiner geliebten Heimat ein. — Herr Johann Cyrilli, ebenfalls ei» Maronice, ist schon längst nnter den Seinigen in Cyper». — Herr Georg Bar-Scinu (Bar-Shinu), einClialdäer, ist ebenfalls unter seinen verfolgten Na-rional- und Neügionöverwandten in Persien. — HerrAngelo Con falonieri, ein Priester aus N>>a, in Süd-Tyrol, muß bereits unter de.i Wilde» von Neu-H.>llani> angelangt seyn. — Möge Gott die Arbeiten dieser meiner College», die sie ^zu seiner Verherrlichung umernommen haben, reichlich vgne»!—" (Forlsstzung folg!,) Der (3 eilt ckuz er. Novelle von 2- G. T, (Schluß.) »Du willst meine Frau sey», Cosa? Das gleicht ganz dem Einfall einer großen Dame, der in der ersten kalten Nacht vorbei seyn würde. Weißt Du, daß, als Du fort warst, der alte Chesnocophorus mich nöthigte, Dich in allen Kaffehhäujern, in allen Schenken und in allen Kirchen Venedig's zu suchen? Ich errieth wohl die Ursache Deiner Flucht. Der Stock des alteu Meisters, die harten Brotrinden, welche wir mit seinem Hunde theilten, jeden Abend die Gefahr, den Hals zu brechen, war allerdings nicht das schönste Leben für ein junges Mädchen. Wenn ich Dir nur dieses Leben zu biete» hätte, Cosa, so würde ich Dir rächen, augenblicklich zu entfliehen und zu versuchen, eine große Dame zu bleiben, was wahrhaftig ein weit an--genehmeres Geschäft ist; abrr mein Schicksal hat sich seit einem Jahre sehr geändert. Eines Abends, als es regnete und auf dem Markte so stürmte, daß Chesnocophorus »ickr einmal seine Lichter anzünden konnte, kehrte er so übellaunig zurück, daß er bei jedem Schritte stolperte und alle Heiligen verwünschte. So alt er war, so war sein Zorn doch schrecklich, und ich hatte die Kraft seines Armes so oft gefühlt, daß ich nicht wagte, ihn um meiu Abendessen zu bitten, das er mir stets ungern gab; daher warf ich mich auf meinen Srrohsack und versuchte, mit leerem Magen einzu-schlafen. Der Hu»ger vertrieb den Schlaf, u»d ich blinzelte von Zeit zu Zeit, um zu sehen, ob der alte Meister mich nicht rufen werde, um mir mein Gericht zli gebe». Er harre unter fortwährendem Fluchen eine Schüssel Polenra u»d eine Flasche Wein aus dem Schranke genommen, denen er so zusprach, daß sein Nucke» sich a» die Stuhllehne neigte, seine Arme auf de» Leib und der Kopf auf die Brust sank'. Da staud ich auf und schlich vorsichtig nach dem Tische; schon hatte ich die Schüssel gefaßt, deren Geruch meine» Appetit noch mehr reizte, als ei» gewaltiger Schlag mich zu Boden warf. Chesnocophorus, der alce Ver-räther, schlief nicht, und als ich mich wieder aufrichten wollte, kam er von Neuem mit seinem Stocke auf mich zu. Damals verschwand die Furcht, welche mir der alte Slavo-nier vo» Iugeud auf eingeflößt hatte, vor seiner Harre u»d U»gerechtil,keir. Da er seir lä»ger als zehn Jahren gewohnt war, mich zu schlage» und zu peitschen, wie ei»c» Hund, bis aus da5Blut, so hatte er nicht bemerkt, daß der Huud groß geworden war nüd ihm gefährlich werden könne. Ich bewies es ihm. Mit einem Faustschlage streckte ich ihn zu meinen Füßen nieder und rrar mit Freude»- uud Rachegeschrei auf ihn. ^r bat wohl um Gnade, aber ich hörre »icyr auf ihn, ich rächce inci» ^»jähriges Märtyrerchum. D^ch, was soll ich es läuger verschweigen? — als meine Wuch vorüber war, lag er kalt und steif d.'., wie ein Fisch am Strande, den der S.'urm a»'5 L.n:o ^worfen. Ich achtle weiter nicht darauf, de»» ich glaubte, die Pole»ta und dcr Wein halten ihn schneller umgebracht, a!5 mein Fus;, der ihm die K^hle zuschnürte. Nebrigens hatte er Ml,'l:i Abend- 2N7 essen verzehrt! Sel^ dleser Zeit bi^i ich d.'r H.rr, nü> i h fürchte de:l Stock nicht inehrj ich springe für m.'ine eigene Rechnung und esse, wenn es mir gefallt. Ich bin glücklich, und da Du mich liebst, wie Du sagst, so will ich mein Glück mit Dir theilen." Cosa war durch diese Erzählung erschreckt worden. Ach, der Hunger, der bis zum Morde geht, kam ihr entsetzlich vor. »Der Reichthum und die Eleganz, die ich verachtete, geben wenigstens Sicherheit," sagte sie zu sich. Im Reichthum ist der Egoismus fast freigebig, aber blutdürstig wird er im Hunger. »Nun, so komm, Cosa," sagte Belphegor heiter, «und laß uns Deine Rückkunft feiern. Der Meister ist nicht mehr da mit dem Stocke, und wir tonnen ruhig essen." Wahrend er dieß sagte, ging er, um eine Thüre zu verriegeln, welche sich am Ende des Saales befand, nahm ans einem Winkelzwei bestaubte Flaschen, breitete seinen feuchten Mantel über einen alten Stuhl, faßte Cosa zärtlich am Arme und ließ sie neben sich an den Tisch sehen. »Du kommst zu rechter Zeit," sagte er, indem er einen plumpen Teller vor sie setzte, »denn ich habe ein königliches Abendessen." Ein entsetzlicher Geruck von Zwiebeln, Knoblauch und groben Gewürzen erhob sich von der Schüssel nach dem Gesichte der schönen Cosa, so daß dieselbe fast in Olnnnachi ßel. Wie sehnte sie sich nach der französischen Küche, die sie am Bord ihrer Pachl erwartete, und nach den großen weißen gepuderten Lakaien, welche sie auf vergoldetem Geschirr bedienten! Sie versuchte indeß, gute Miene zum böse» Spiel zum machen, zog ihre Handschuhe aus, die sie auf den Tisch legte, und nahm in ihre zarte Hand einen schweren Zinnlöffcl. Belphegor griff nach den Handschuhen und warf sie unter den Tisch, wo sie ein schwarzer schmutziger Hund zerriß. »Weg mit dem nutzlosen Kram, meine liebe Coserta. Morgen versuchen wir wieder das Seil und den aroßen Reifen. Ich fürchte, Du hast das Beste vergessen, aber ich werde Dir die frühere Anmuth bald wieder geben, und die Bajocchi sollen um uns her regnen. Da Du so schön bist, so wird ganz Venedig kommen und Dich sehen wollen. Komm, laß uns trinken und die beiden letzten Flaschen leeren." Cosa lächelte besorgt bei jedem Worte dieses Mannes, der ihr so roh und schrecklich vorkam, daß sie zitterte, ihm zu mißfallen. Bclphegor wurde , ästiger und lustiger, trank, a,;, sang und aab der schönen Cosa, die sich nicht zn wehren wagte, und stets nach der Thüre sah, um ent-siiewi zu können, von Zeit zu Zeit eine,/schmatzenden Kuß. Du> Flucht war schwer, die Thüre fest verschlossen; Belphegor wnrde immer trunkener und die arm. Cosa zitterte wie ein Espenblatt. Endlich stand Bclpbegor wankend auf; er vermochte kaum ein verständliche W^rt heraus ;n bringen; seine Augen funkelten und seine Wamn", .^üh-"». Cosa wich entsetzt zurück. Er trat zu dem zitternde:! Madchen li-,-,5 wo^v sie U'Nfasscn. Cosa schrie laut auf. I:i demselben Aügl! blicke r'loime man f'cfti,'; an die innere Thüre, welche Belphegor verschlossen batce, ehe er sich zu Tische setzte. »Ach," sagte er, »Carlina kommt endlich. Einen Augenblick, Carlina; Du würdest mein Taubchen erschrecken." Sobald er die Thüre geöffnet hatte, sprang ein Weib mit hochrorhem Gesicht, das die schmutzigen Haare auf dem Wirbel mit einer Schnur falscher Perlen zusammen gebunden hatte und an den großen Füßen Stiefelchen von Rosa-Atlas mit Flitterchen und Kothflecken trug, mitten in das Zimmer. »Deßhalb also hast Du mich nicht mit auf den Platz genommen, infamer Spitzbube?" rief sie Belphegor zu, indem sie die geballte Faust nach der unglücklichen Cosa ausstieckre, welche halb ohnmächtig auf den Stuhl zurück-gesunken war. »Bin nicht ich Dein Weib und bist Du ein türkischer Pascha geworden, Todrschläger? Während Du Dich hier mit einer Landstreicherin betrinkst, läßt Du mich und meine armen Kleinen hungern!" Bei dem Geschrei dieser schrecklichen Mntter kamen zwei häßliche zerlumpte Kinder herbei, die sich weinend an sie hingen. Belphcgor nahm ohne weitere Umstände ein derbes Züch:igungswerkzeug von der Wand. »Dieß," sagte er mit imposanter Ruhe, »ist der Stock meines Meisters Ches-nocophorns; ich habe ihn oft auf meinen Schultern gefühlt, und ich schwöre Ench zu, er macht gehorsam und mäßig." Der schwere Stock war geschwungen und sank schon auf das arme Weib herab, als Cosa den Arm Belphe-gor's aufhielt. »Juan," rief sie, »laß mich gehen im Namen des Himmels. — Ich glaubte, Du wärst noch frei, — ich glaubte — aber ich irrte mich. Sey glücklich, Juan, genieße das Glück, wie Du es wünschest — aber Gnade! Oeffne mir diese Thüre und laß mich gehen. Ich darf Dich nie wieder sehen." »Ist Dein Einfall schon vorüber, meine Schöne? Du bist wahrhaftig ganz zu einer großen Dame geeignet. Auch bist Du nicht mehr die Cosa, die man sonst bewunderte; Cosa war braun und keck, Du bist schüchtern und bleich. Cosa liebte eine Flasche dunkeln Weines, Du wendest das Gesicht von einer solchen ab. Ich bin überzeugt, daß Du zittern würdest, wenn Du ein Seil beträtest, während meine dicke Carlina auf einem Drahte wie eine Gemse springt. Die Herzoge und großen Herren haben Dich verdorben — ich halte Dich nicht zurück, denn Du langst zu nichts mehr. Geh und werde Herzogin!" Velpheqor öffnete die Thüre und Cosa flog blitzschnell durch das Dnnkel dahin. — In demselbe Jahre wurde die Herzogin Cosa Beau-clerc in das lii-nnmss romn der Königin von England eingeführt und nahm Platz neben der Herzogin Hannah Minto, die sie lächelnd empfing. Seit diesem Tage gibt es in London keinen rout, der nicht durch die Anwesenheit der Herzogin Cosa geehrt und verschönert würde. 208 Feuilleton. (Gin Schritt zur Ingendbildunst.) In München findet man seit einiger Zeit in den Kaffeehäusern, ausier den Zeitschriften, auch sehr lehrreiche Bücher aufliegen, und wie man erzählt, finden dieselben jVhr einsige LejVr. Wenn's wahr ist, so ist das sehr erfrenlich. (Vraver Korporal!) Bei der Franziskanerkirche in Pesth war dieser Tage ein achtjähriges Kind nahe daran überfahren zu werden, als ein vorübergehender Corvoral mir uersö'nlicher Lebensgefahr hinzustürzte und das Kind fast unter dem Rade unverletzt hervorriß, wobei aber der Netter vom Rade am Arme gestreift wurde. Die Aeltern des Kindes woll-ten den wackeren Mann belohnen, was der Corporal mit der Bemerkung von sich wies, daß er sich so etwas nicht bezahlen lasse. -— Braver Corporal! (Chinesischer Tabak.) Als ein bisher beinahe völlig unbekannter Ausfuhrartikel aus China wird Tabak angeführt, von welchem es zwei Sorten, eine gelbe und eine braune gibt; die erste wird die japancsische, die zweite die combuschanische genannt; beide, besonders die gelbe, sollen sehr wohlschmeckend seyn. (Merkwürdig.) Ein Reisender, der kürzlich die Insel Manilla besucht hat, beschreibt unter andern Merk.-Würdigkeiten auch die Arr, wie die Bewohner der Insel sich — Hammer wachsen lassen. Es ist sehr einfach. Sie suchen sich den Stamm einer gewissen kriechenden Pslanze aus, machen einen Schnitt in den Stamm, stecken in die Oeffnung einen Stein und binden denselben mit dem Schößlinge einer andern Pflanze derselben Art fest, die eben treibt. Nach einem Jahre ist der Stein unlöslich umschlungen und festgewachsen; der Stamm, welcher den Stein trägt, wird abgeschnitten und der Hammer ist fertig. (Ghret die Franeu — aber.....) Selbst die gegen das zarte Geschlecht stets so galanten Franzosen schei.-nen ein solches „aber" ihrer Galanterie anzuhängen. Seit Kurzem sind nämlich beim Theater-fran^ais die weiblichen Mitglieder von dem Lcse-Comit«, das über die Anf-nähme der neuen Stücke zu entscheiden hat — a u s g e-schloss e n. (N5ie kann man den Gernch der Rosen erhöhen?) Zwiebeln, klein geschnitten und unter die Wurzeln der Rosen stocke gelegt, sind ein kräftiger Dünger und heben den Geruch der Kelche bedeutend. (Gin Wunderkind.) Ein 10'^ Jahre alter, bisher unbekannter Knabe, Namens Camille SaintSeaus, macht gegenwärtig durch sein hervorragendes, musikalisches Talent großes Aufsehen. Er wird als ausgezeichneter Cla-vierspieler gepriesen. Nebrigcns soll er schon a!5 Kind von 20 Monaten deutliche Kennzeichen seines merkwürdigen Talentes gegeben haben. Papierkorb des Amüsanten. Ein gar lustig-tragischer Vorfall hat dieser Tage in Paris Scatr gefunden. In eine Bierkneipe kam früb Morgens ein nettgekleideter M.inn und behauptete der Wirrhin gegenüber, er habe ein untrügliches Mittel, aus hiesig ein Bier ein Oberländer von der schmackhaftesten Sorte zu fabriciren. Die Wirthin gan^ entzückt darüber, meint, er möchre eine Probe seiner Kunst machen; die zu leisten, findet sich der Fremde bereit und ersucht die Wirthin, ihm in d.'n Keiler ^u folgen. Dorr offner er den Spund eines Fas- ses und sagt der Wirthin, sie möge denselben mit der Hand fest zuhalten; bei dem nächsten Fasse thut er dasselbe und lasit auch die Wirthin dasselbe thun — geht dann, unter dem Vorwande, noch Etwas holen zu müssen, in die Gaststube, leert die Geldlade aus, brennt sich gemüthlich eine Cigarre an und schreitet zur Thüre hinaus. Als man die ängstlich schreiende Wirthin im Keller fand, die 3pund-löcher ihrer Fässer haltend, war der Spitzbube schon längst über alle Berge. Zu einer Schauspielerin kam unlängst Jemand, nnd versprach, sie zu loben. »Um's Himmels Willen," sagte sie zitternd, »was wird man von mir denken, so Erwas ist man bei mir noch nicht gewöhnt." Auswärtige Kunst und Theaterrevue. Der „Allgemeinen Wiener Musikzeitung" zu Folge, sollen Jenny Lind und Meyerbeer in diesem Jahre gar nicht nach Nien kommen. Die Enthusiasten für die Erstere werden bei dieser Nachricht große Augen gemacht haben, aber— die ,.Musikzeitung" muß das toch wissen! — Der Theater-Director Pokorny in Nien hat durcl, ein Cirkulare an die Mitglieder seines Theaters in der Iosephstadt bekannt gec-,?-ben , dass nöthig gewordene Reparaturen und die in Aussicht stehende Verpachtung die Sperrung dieses Theaters auf einige Zeit nothwendig machen und daß demgemäß dasselbe am 16. Juli geschlossen werden würde, dic Verbindlichkeiten der Mitglieder aber zu gleicher Zeit gegenseitig als aufgelös't zu betrachten seyen. Die neuesten Nachrichten aus Wicn melden, daß der bekannte Prager Theater - Direcior S t ö g e r das eden erwähnte Vorstadllheater in Wien gepachtet habe. Er gedenkt, die Bühne am 1. August d. I. zu eröffnen. Der bekannt? Literat, Dr. Franz Wiest in Wien, hat einen Bruder, Namens Ludwig Wiest, welcher Kammer-Virtuose des Fürsten der Wallache» und Capellmeister in Vukarest ist. Seit 8 Jahren in Bukarest wirkend, soll er einer der ausgezeichnetsten Violinvirtuosen der Gegenwart und der Liebling der feingebildeten Vojarcnkreift in dortiger Stadt seyn. Derselbe hat sich unlängst in Gegenwart des türkischen Kaisers in Rüst« s» Brillanten V0>N Sultan erhalten. — z> — Literarischer Eourier. Die in Carlsruhe bereits seit 6 Jahren erscheinende, von August Lewald redigirtc Zeitschrift „Europa" wird in andere Hände übergel'en unt, wie man spricht, in Leipzig herauskommen. August Lewald wird sich von der Redaction zurückziehen. In Pesth starb vor Kurzem der ansaezeichnete ungarische Gelehrte, Custos der Szöchnny'schen Neichsdibliothek und Professor der ungarischen Sprache und Literatur, Stephan von Horvath, und hinterließ eii'i sehr große Priuatbibliothek, die, reick an seltenen Druckwerken, noch mehr aber an seltenen Manuskripten, nun um 120N00 fl. C. M. für das Pesther National-Museum angekauft werden soll. Wahrlich! Ein solcher Ankauf macht dem ungarischen Nationalismus Ehre! Nach einem Vericlite der „Wiener Theaterzeitung" hat sich ei„ Sprachkundiger die rühmliche Ausgabe gestellt, eine italienische Grammatik in zwei Bänden herauszugeben, die ihrer Form nach aller Empf.-Hlunq würdig scheint. Seine Absicht ist, in diese», Lehrbuche Form und Stufen-ßana, gerade so einzurichten, wie die in den k. k. Gymnasien vorgeschrieben? lateinische Sprachlehre für Anfänger eingerichtet ist. Für Studierende wäre eine italienische Grammatik dieser Form gewiß so erwünscht, als bequem. — h — Eduard Gichler, der bereits annoncirte steiermärkische Lehrer der bildenden Tanzkunst, ist vor 2 Tagen in Laibach eingetroffen. Da sein von den Herren Standen Steiermarks ihm bewilligter Urlaub nur sehr furz ist. so wird er nicht säumen, in einem paffenden Locale seinen Tanzunterricht noch in dielet Woche zu eröffnen, wovon wir das gesellige Publikum hiermit benacl" richtigen. Seine Wohnung ist vorläufig im Gaithofe „;ur Stadt Wien." V c r l o g e r : Igua; Aloiö Edler v. Klein m a y r.