lLaibaOc'r Zcitllllg.! Vtenstag den i. November, 1803. /^^> Prag, den 19. Okt. Mit höchstem Hof^ekret vom 18. März, und hoher Gubernialintimazion vom 7len April d. I. ist der k. k StHatsgüterverwal-tung aUhier die angenehm? Pflicht auferlegt wsrden, denjenigen Veanmn, welche sich im vorigen Jahre durch besondern Fleiß ausge? zc ch et, und dadurch beigewirkt haben, daß sämmtliche kön. böhm. Staatsgüter nach denen Kon der k. k. Homamenhvfbuchhaltprey aus der Gelo-und Naturalkontieung etho^enen Resultate" gegen das vorige Jahr ansehnlich mehr crlr.^en hab.« , im N men der hoch' sten Hossttlle die Zufri.denhrit zu erkennen zu geben. Brunn vom 21. Okt. Den 17. d. M. sind Ihro Königs. Hobeit ! die Erz;er;ogin Amalia, verwittwete Herzo-g»n von Parma, AbendS um 9 Uhr hier in Brünn angekommen, und haben in dem Gast. Hofe bey den 3 Fürsten einlogirt Hochdiesel« be wurde beym Absteigen von S ite des Mili-tairs durch den kommandirenden General F. Z. M. Grafen Latour, und von Seite d?s Civils, in Abwcstlcheit >es hiesigen Landks' gouverneurs, durch den prasidirendcn ersten Gubernialrath, Freyherrn v. Roden, bewillkommet. Semlin, den 13. Okt. Da nun in der Türkey die Bedrückungen her Unterthanen, besonders deS christlichen Glaubens, unq?m?in groß sind, und auch »sgen der immerwähnud oaunndm Unruhsn das Eigenthum eines iedeu außeroxdentW^OIll/ fährdet ist; so ist die Auswanderung H^Ms sehr häufig. Die an der Rußischen'Granze wohnenden verlassen ihre Heimath hauftnweis. Ein gleschcS geschieht, aber nur in kleinern 3H ilen, in unserer Nachbarschaft. Die guten gedruckten Menschen suchen ein Vaterland, daS ihnen Ruhe und Sicherheit gewährt. VeydeS wird innen sowohl in den k., k. Erbstaaten, als auch in Nußland zu Theil. Von der Türkifcken Seite sind diesen vielfältigen Emigrationen bis jetzt noch keine Schranken ge-seys worden. In Servieu ist die dießjabrige Erndte über alle Maßen reichlich ausgefallen, so daß die Türken ihren Ueberftuß verkaufen müssen, welcheö nur sehr selten zu geschehen pflegt. Schon ist vor etlichen Tagen ein Schiff mit Kukuruy hier angekommen, und mehrere derselben mit andern Fruchtgattungen und Lebensmittel l werden in kurzer Zeit erwartet. Die Türken erhalten dermalen weiter nichtS von uns, als das feine Mehl, welches sie ans Mangel der Veutclmühlen von uns bezieht!?. Dle AuSfuhr aller Fruchtgattungen auS der Türkcy ist völlig frey, nur das Brennholz darf, weil man selbst in kurzem einen Man gel an diesem Produkte befürchtet/ nicht ausge. führet werden. Agram den 12. O?t. Durch den einige Tage fast ununterbrochen anbatZnd?« beftisicn Regen ist der Gaustrom mcht allein allenthalben ausgetreten, sondern tzat auch an der hiesigen Bracks zwey Jochs weggerissen, wodurch die Passage naH Karl-stadt vor der Hand gehemmt ist, — Eben erhält man die unangenehme Nachricht, daß der Herr Graf Thomas Erdödy, auf s iner Hicherreise bey Grapina mit 2 Domestiken ertrunken sey; bey einer Fahrt durchs Wasser gerielh der Reißnagel aus dcm Wagen , und nur die zwey Reitknechts mit den Pferden retteten sich. Schreiben aus Fiume, den 2ss. Okt. Die neue Kommerzial-Straße, welche die Köuigl. Privil. Sckissahrts - Gesellschaft auS Fiume, V::ccari, und I'orte K66 geZkn Brod, und bts Karlstadt sehr zweckmäßig, und mtt äußerordentlichen Kostenaufwands, zwar naH der kürzesten Direktion über die steilsten Berge, jedoch durchaus mit einem nwellirten Falle von 4 Zoll auf eine Klafter errichten läßt, und welch? sckon von dorssiumera-Brücke an fast auf dritlhalb Posten in fertigem Stande ist, zicht durch ibre vortreffliche Bauart, Festig kett, und Gemächlichkeit vieler fremden anse-henden Reisend?« Aufmerksamkeit an sich. Es fanden sick, schon mehrere Partheyen, bloß um , diese Straße in Augenschein zu nehmen, httr ein. Erst kurzlich wurde von d?r PriÄil. Gesellschaft der Graf von Vatthyan , in ? bsi bt der Lokalvision, cigrnds Hieher geendet. Nächster Tagen erwartet man den Fürftcn von Lichtenstein , welcher von seiner v^genomnnuen Reise nach Italien ln her zu kcmm n, und diesen Straßenbau ebenfalls zu b sichtigen, be» schlossm hat. Auszug eines Schreibens aus Venedig, den 24. Okt. Ich eile, Ihnen die Geschichte einer äusserst sonderbaren, und eben deßwegen auch merk« würdigen Luftfahrt mitMhcilcll: Im vcrstos senen lsrpt. hauender Graf Franz Zamb?ccari von Bologna, der Doklvr Grasseui rou Nom, und Hr. Pasqual Andreoll von Ankona-in der (Htadt Bologna einen großen dauerhaften Luftballon verfertigt. Fnytaqs am 7,Okt Mor gens siengen sie an , denselben zu füllen. Die Füllung gicng, im Ganzen genommen, gut, aber etwas langsam yon Statten, so daß sie erst um Mitternacht vollendet war. Obige Z Herrn wollten die öo? habende Luftfahrt auf den folgenden Tag verschieben; aber das unge-dnldige und ZarM'Nde Volk von Bologna nöthigte sie, Morgens um Dreyviertel auf 1 Uhr aufzusteigen. Sie selbst b?scklossen übrigens, sobald als möglich, wieder auf des Erde herunter zu kommen. Der Ballon erhob sich aber mit großer Geschwindigkeit so schmll über die Wol« ken, daß der Gras Zamdeccari und Doktor Gras« sttti, von Kälte und von ein m Neiz zum Er« brechen betäubt, in eine Art von Ohnmacht, und in einen tiefen Schlaf verfielen. Hr. Andreoli, der allein bey völliger Besinnung blieb, konnte die Höhe, in der sie sich befanden, mittelst des Barometers nicht bestimmen, wnl das Wackslickt, welches sie m einer Laterne bey sich führten, ausgelöscht war. Um halb 3 Uhr Morgens fieng der Ballon merklich an zu sin« ken, und bald darauf vernahm Hr. Andreoli ganz deutlich das Anschlagen der Wellen deS Adslatischen Meeres an den Küste von Nomagna. Durch großes Rütteln und Gcschr y b achte er seine noch immer schlafenden Reisegefährten wi der zu sick selbsten, und es gelang ihm auch, die Wachskerze durch ein gewö nllches Frucr» zeug wieder anzuzünden, nachdem di? phospho-rischcn Kerzchen, die er bcy ssch ha'le, chm ihre» Die,,st v?rs<- gt hatten Bald darauf stü,< zse der Ballon mtt d/m daran d«jcstiglen Scklffcken in daS Adnatische Meermic solÄcr Ge cal; hcn» ein, daß das Wasser Manns hoch lmporftlllzs?. Dle Luftschisser, von statte erstarrt, und vom Weerwasser ganz durchnäßt, warftn in d r 3os desanssst einen Sack mit Sand gefüüt, alle ihre Instrumente, und waS sie sonst noch in d?r Gondel batt ^, über Bord. Der Ballon, hierdurch sehr erleichtert, schwang sich zum zweytenmal mit der größten Geschwindigkeit dnrch die Wolken in die Höhe. Ihre Kleider waren mit einsm diHten Reiss überzogen, und wegen der dünnen Luft konnten sie einander nur mühsam verstehen Sie hatten z Schichten von Wolken passet, und der Mond, welcher blutloth war , beschien die unter ihnen schwel beeide. Atmosphäre. Hier überstel den Doktor Grassetti ein heftiges Nasenbluten. Nach z Uhr sieltZ der Ballon wieder, wttwchl ganz lange fam, an, zu sinken, und ein starker Südwett-wind trieb ihn, wie die Segsl einsS Schisses/ über das adrtatische Meer gegen Istrien hinüber , wobey chre Gondel öfterS die Oberfläche d>s Wassers berührte. Um fi Uhr, Samstag Morgens, waren si? ohngefähr nock 10 italienische Meilen von der Küste von Iftria entfernt, als sie von d?r Manzara (einer Art grosstr Varken) des Schissers Anton Vazol , ausgenommen, und also glücklicherweise ge-rettct wurden. Fünf lange Stunden hattsn sie in der an-genscheinlichftn sl? mit aller Oaftfreundschaft auf, und he stamten von ihrer Fahrt, und von ihren dabcy ausgestandenen Abentheuren ob aen Ve-richt ab Sie scheinen übrigens, kcine Lust wci'r zu haben, eine zweyte Luftfahrt um Mitternacht brym Mondschein vorzunehmen. Ibre Fahrt ist auch in ihrer Art bisher ein-zi; Bianchard hat nur den kaum 7 Stunden breiten Kanal zwischen England nnd Frank, reich vaßirt; ihce Luftreift von den Küsten von Rom^gna nach Istrieu beträgt gegen 20 (deutsche) Meilen. Deutschland. Nach öffentlichen Nachrichten besteht künstig bry den Nonnenklöstern im Erfurlischen die besondere Einrichtung: Kcine Noune kann und durf ourch Mlegung derKiostcrgelübde sich vor dem 4^ten Jahre länger, a!S auf2 Jahre ver-blndllch machen. Alle 2 Jahre erneuert sie ihr Gelübde, und kann bey der Erneuerung aus dem Klost?r treten, ohn? daran von ihrm Ob«en gebindert zu werben, oder Borwärfs nnd Strafe zu befürchten, und ohne au ihremEm-trittsgelde ein beträchtliches zu verlieren. Auch kann, wenn sie wieder der Welt angehören will, k?in Mensch auf ihre Freyheit durch moralische, oder physische Bestechung, durch Ulberrede» oder Belohnung, einen Angriff wagen, ohne deßwegen verantwortlich zu werden. Sobald aber die Nonne daS chy. Jahr erreicht hat, s» wird ihr abgelegtes Gelübde auf den übrige» ganzen Theil ihres Lebens bindend. ! Straßbnrg, den iz. Okt. ! In unserer Nachbarschaft zogen seit einiger Zeit Leute herum, welche die Kunst besitzen, mlttelft eineS chemischen Verfahrens Schrifte» auf dem Papiere auSzulöscheu, und dann fals» sche Schuldscheine und Ouittungeu zu fabrizi» ren. Zwey dieser gefährlichen Menschen sitch dieser Tagen glücklich erwischt worden. Großbrlttanien. Die Regierung ist von allen Landnngspro-jekten abgekommen, weil sie bey der Ueber«» macht der Franzosen an Truppen niemals ei" uen guten Erfolg haben können. Man wird sich dannt begnügen, die französischen un> holländl'chen Kolomen wegzunehmen, und die Handlung b yv^r Lander zu zerstören — We-arn einer feindlichen Landung in Irland sind dls Minister ganz rnhig. Mit platttn Schif« ^ fen können sich die Franzosen nickt in die dortige Meeresgegeud wagen, weil sie b?n stürmischer Witterung unrettbar verloren wären, und daS Auslaufen der Vrefterfiotte, welches möglich wäre, wird von unsern Admiralen sehn? ljch gewünscht, weil, wen d. Sept. General Dümourier hat dem Herzog ro» Vork eme Denkschrift übergeben, in welcher er alle Plane auf das Genaueste detaillirt, welche seit denlezten 30 Jahren in Frankreich zu einer Landung in England vorgeschlagen worden sind, und worinn ?r zu unserer War» nung die nach der Meynung der Franzosen schwächsten Seiten unserer Küsten angiebt. « Er zeigt ferner die Größe aller feindlichen Hä-ven vom Texel biS nach Bayonne, nebst der Anzahl und Beschaffenheit der Schisse, welche sie aufnehmen können, auf daS genaueste an. Diese Nachricht konnte er geben, weil ,r vormals selbst in einigen dieser Häven Kommandant war. Mehrere Fremde, Franzosen nnd Hollän-dcr , vorzüglich französis. Frauenzimmer , wel< che Eng'and, den königl. Befehlen gemäß, verlassen müssen, haben den russischen Gesandten, Graf Wyronzow, um Reisepässe nach Ruhland vrsucht Er hat aber, wie unsere Hss ntllcken Blätter versichern , gegen dieselben die wichtige Aeusserung gethan, daß sie, im Falle Rußland an dem gegenwärtigen Kriege zu Gunsten Englands Theil nehmen sollte, dann vielleicht daS russische Reich wieder verlassen, und einen andern Aufenthalt wählen müßten AuS diesr Aeusserung schließt man aus eine günstige Snmmung des KalserS Ulexanders für England. T ü r k e y. Aufdie dringendst n Vorstellungen derPfors te haben endlich die Engländer nachgegeben, und die von ihnen weggenommenen neutralen Schiffe, die ans dem schwarzen Meere kamen, find zurückgegeben worden. Ein anderer Fall beweist die Standhaf!igkeit der Pforte auf der Neutralität: En Englisches Linienschiff wollte durch dn Dardanellen ins schwarz,. Meer fahren, Am dort die Schisse seiner Feinde zu kapern. Der Kommandant der Dardanellen wollte es «icht zugeben. Demungeachtet segelte der Engländer voran, nnd wollte die Passage erzwingen. Der Kommandant gab Vefchl, zu > schiessen, und schickte ihm die ganze Ladung > der Batterien eines der Forts zu. Der Eng' ländcr mußte endlich umwenden, nnd nach temnvs zurückgehen, nm sich auszubessern. Der Englische Gesandte führt darüber Klage, «ber die Pforte bleibt fest auf ihrem Vorsatze. Der Divan ist ohnehin schon über die Eng, länder ungehalten, weil er zuverläßig weiß, daß sie die Veys in Egypten in ihren Empörungen unterstützen. Vermischte Nachrichten. Am 9. Okt. war zu Mien bey des Hsrr« Erzherzogs Karl tönigl. Hoheit, als Hoch-und Deutschmeister» die erste Vlsite der in Wien anwesenden Ritter des deutschen OrdenS, unter denen sich auch des Erzherzogs Maximi< lian K. H. befanden. Am 10. war ein Hochamt bey den Oberen Hesuiten, dem alle Herren Ritter in Ordenskleidern beywohnten. Künftigen Montag wird der Ritterschlag Sr. K. H. des Erzherzogs Anton, und hiernäckst. Höchstdero Wahl zum Koadjutor des Groß-meifterthums ftyrrltckst vollzog?« werden. Bey Sr. K. H. dem Erzherzog Ka l waren indessen mehrere glänz, nde Tafeln. Die K. 5. Fami!i? feyerte gestern in saxemberg die Oktave des Namensfestes Sr M j stat, wozu alle Pri zlN eingeladen waren. Unter die mannigfaltigen M'rk vürdigketten Ungarns verdient das vor kurzem auf Anord« nnng deS Grafen Franz Estcrhazy von Ga-lancha ucuerbaute, in Dotis aufgestellte grosse Weinfaß mit Reckt a/zählt zu werden, um so mehr, da es bis jetzt gewiß daS größte in Ungarn .ft. Dieses F?ß mißt ) Klafter, 2 Flß in der Lanze, und bestehet aus 83 Dau« ben, w lcbe aus den Kroatischen Waldungen dazu geliefert wurden; es ist ferner mit «8 eisernen 6 Zoll breiten Reifen gebunden, die zusammen 50 Centner wiegen. Beym sechsten Neife hat es z6 Fuß im Umkreise. Beyde Böden wiegen 30 Centner, das ganze Faß aber 275 Centner. Nack genauer Berechmmg köanen in selbes 1468 Eimer gefüllet werden, und ist also dieses Faß, nächst dem Königstei-uer und Heidelberger, so mel bekannt ist, ge>« wiß das größte. Der dazu bestimmte Keller ! ist in vier Gassen getheilt. In der Miete liegt das grosse Faß, zu dessen Seiten werden noch z kleinere Fässer, nämlich eines mit 600 Eimer und 2 mit 5oO Eimern aufgestellt, so, daß diese 4 Fasser zusammen 3068 Eimer in sich enthalten werden.