für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. 

Redigier von Leopold Kordesch. 
^? 1V5. Montag am 3<V. Dezember 1844. 
Da mit dem neutigen LIatte die OlT»»«»IilT «!« er8olieinen aufnört, 8« nndet »ien der ge­fertigte Verleger, um allen Ml88ver8tändni88en volliudeugen, geuütniget, Kiemit dem verenrten ?udliilum und re8p. den ?. ^l. Herren Ineilnenmern die8er 2eit8enrift «u erklären: da«8 «eit clem Loginue <Ie8 
2. 8eme«ter8 1844 Herr I^eun. Xurde8ou «.edakteur und »II«z,,»KV» IUv» lT«8M«b«^ der t?arnio1ia ^var, der Lelertigte daner »eit ^ener ^Leit Keine anderweitige I'neilname an dem Llatte geliadt nane, al8 da«» er gegen einen aeoordirten Letrag.olu«« den DruoK de88elden dezorgt, und mit die8em Kontrakte ^ede andere, wie immer geartete VerdindlieKKeit von 8ien abgelennt nade. 
1»»,!^«.«!» »m 30. vosemder 1844. 


1«M LMKU, 
Verleger der Oaruiolia. 

Mein letztes Wort an die Garniolia. 
Sonett. 
Du willst, Carniolia, von uns dich trennen. Willst eine Bahn, bedeckt mit Ruhm, »erlassen. Den du erstrebet dir verdientermaßen. Was selbst die Feinde, die du zählst, erkennen? 
Nimm «on den Treuen, nimm uon allen Jenen, 
Die deine Opfer, dein Vestrcben fassen. 
Das Zeugniß, daß dich alle Standesclasscn 
Als ein Organ des Trefflichen benennen. 

Zwar griffst du nie mit Gier nach Lorbeerkränzen, Doch kann ich scheidend dir zum Trosse sagen: Gar mancher Freund wird deinen Tod beklagen. 
Stets wirst du unter deinen Schwestern glänzen. Und magst du auch des frühen Todes sterben, Fortblüh'n dein Ruhm wird noch bei späten Erben. 
Wciniz im Dezember 18«. 
Bernhar d Thomschitsch. 

Gallerie merkwürdiger Krainer. 
Johann Anton Tuppantschitsch, 
f. k. Gymnasial - Professor. 
nter den gefeierten Dichtern Inneroster­reichs, deren rasches Verklingen nach einer schnell erreichten, weit gepriesenen Blüte voll Kraft und Milde einen schmerzlichen Beweis un­seres Zeitgeistes gibt, nimmt eine sehr ehrenvolle Stelle Professor Johann Anton Suppantschitsch ein. Geboren zu Laibach am 22. Mai 1788, Sohn einer ge­bildeten, aber unbemittelten Bürgerfamilie, besuchte er mit günstigem Erfolge die Lehranstalten seiner Vaterstadt und verliest als Jüngling die theologischen Studien, um dem glühenden Triebe zur Dichtkunst, welche schon den Knaben begeisterte, zu folgen. Seine Stellung als Hauslehrer bei einem würdigen Cavalier gab ihm Musestunden genug, sich mit reger Kraft nebenbei seinen Lieblingswissenschaften, der Geschichte und Alterthumskunde, zu weihen. Die Krieqs­ercignissc, welche damals unser großes Vaterland zu ver­wüsten begannen, machten auf das mehr schüchterne Ge­müth des Jünglings nicht den thatentfiammenden Eindruck, welchen sie auf Korn er und Fellinger hervorbrachten. Noch mehr in sich jenen Frieden, jene harmlose Thätigkeit suchend, welche die Außenwelt nicht zu bieten schien, er­griff er freudig die Gelegenheit, eine Supplcntenstelle am 

k.k. Gymnasium zu Laibach anzutreten. Einige Jahre später wurde er Professor der Geographie und Geschichte zu Cilli, und hier war es vorzugsweise, wo sich der für alles Schöne und Edle rege Sinn des kenntnißreichen und gebildeten Mannes entfaltete. Zahlreiche Journale des In - und Auslandes enthalten glänzende Proben seines dichterischen Geistes, seiner unermüdeten Forschungen im Fache der hei­mischen Alterthümer. Numismatik, Genealogie, Heraldik 

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und Topographie danken ihm die schönsten Bereicherungen aus jener Epoche. Bei Her Organisirung des neuen Stu­dienplanes wurde Suppantschitsch (1819) Humanitäts-Professor in Marburg. Feuriger, gehaltvoller Vortrag machen ihn noch Allen unvergeßlich, die den Kreis seiner Zöglinge bildeten; im städtischen Kunstvereine aber, der da­mals in Marburg die Blüte seiner Leistungen erreichte, dessen Repertoir Suppantschitsch selbst durch einige dra­matische Leistungen bereichert hatte, glänzte er als geistvoller Declamator. Körperliche Leiden, Mißverhältnisse und Ver­kanntsein als Literat trübten das Gemüth des gefühlvollen Mannes und untergruben längst sein inneres Wesen, wäh­rend sein Aeußeres noch den frohen, an tausend Wortspie­len, Anekdoten und Scherzen unerschöpflichen, in jedem 

Kreise hochwillkommenen Gesellschafter zeigte. I m Jahre 1831 vertauschte er freiwillig mit höchster Genehmigung seinen Lehrplatz mit dem des Verfassers dieser Zeilen, und begab sich im Oktober desselben Jahres nach Capo d'Istria. Seine zunehmende Kränklichkeit beurkundete bald den Ein­fluß der ungewohnten Lebensweise; er erlag nach schmerz­lichen Leiden am 26. Juli 1833. Von nah und ferne folg­ten Einheimische und Fremde dem Sarge des edlen, men­schenfreundlichen Sängers, welchen seine dankbaren Zög­linge auf ihren Schultern zu Grabe trugen. Leider schei­nen mit seinem Tode sein reicher poetischer Nachlaß und die wichtigen, Beiträge zur Geschichte Innerösterreichs, die er jahrelang mit ««ermüdetem Fleiße sammelte, begünstigt durch die allgemeine Beihülfe, welche sein liebevolles, hu­
manes Benehmen gewann, für immer verloren gegangen zu sein. 
I . A. Suppantschitsch war von kleiner, etwas voller Gestalt, sein schönes dunkles Auge sprühte von edler Gluth, welche durch weiche Milde gedämpft erschien. Die reine/ ungezwungene Sprache beurkundete den gebildeten Weltmann. Sein edles Herz legte die meisten Leistungen seines schönen Talentes auf den Altar der Wohlthätigkeit. Von seinen prosaischen Schriften, Geschichten, Erzählungen, Biographieen, Nekrologen u. s. w. sind die Ausflüge von Cilli nach Lichtenwald, und Tüffer, nach Neuhaus und in die Sulzbach von hohem Interesse für vaterländische Ge­schichte und Alterthumskunde. Minder heimisch schien er im dramatischen Fache sich zu fühlen, und gerade sein groß, tes Drama: „Der Türkensturm auf Marburg," beurkundet mehr den Lyriker und gewandten Erzähler, als den Dichter für die Bühne. I n lyrischen Schöpfungen, in der Ballade, 
in der poetischen Erzählung war er indeß auch höchst ausge­zeichnet. Wer könnte seinen „Maltheser von Melling", wer sein „Schloß Wurmberg", seine Volkssage von der „Glocke im Pfarrthurme zu Marburg", seinen „Carl VI . zu Marburg" lesen, ohne mit seinen eigenen Worten dem zu früh Verblichenen nachzurufen: 
»Schlaf' sanft in deines Sarge« trauter Kühle Und ruh' vom Kampf de« Erdenlebens aus. Es folgt vielleicht i» bald auch unsre Hülle 
Dem Todten nach in's dunkle, Mlle Haus. O mog' dann über uns'ren müden Trümmern Auch wolkenlos der ew'ge Morgen schimmern!« — 
llr. Rudolf Puff, 


Das «othe Tuch. 
Novellette von Leopold Kordesch. 
(Beschluß,) 

„Wackerer Mann," entgegnete der Polizeirath mit 
sichtbarer Wärme, „das ist Alles recht löblich und schön 
von Ihnen, und es steht Ihnen frei, den Preis zu nehmen 
oder nicht, allein ich muß Sie dennoch wiederholt ersuchen, 
mir auf die gestellten Fragen zu antworten, denn — ich 
habe Ordre." — 
.Ich füge mich gerne. Mein Name ist Adolph 
Winter . Ich bin seit Kurzem Lehrer an der Normal­
hauptschule allhier, habe eine Frau und zwei Kinder und 
wohne in der Hirtenstraße Nro. 9 vier Treppen hoch." 
»Sind Sie nicht auch Privatlehrer bei Steinfelds?" 
„So ist es." 
„So habe ich bereits viel Rühmliches von Ihnen ge­Hort, welches der heutige edle Zug Ihres trefflichen Herzens neuerdings bestätigt. Ich gratulire mir zu Ihrer Be­kanntschaft." 
„Viel Ehre für mich, Herr Polizeirath; vergeben Sie 
jedoch, wenn ich mir die bescheidene Frage erlaube, warum 
ich unter diesen Umständen Namen, Charakter und Woh­
nung angeben muß." 
„Diese Frage, sehr verehrter Herr, wird man Ihnen 
in Kürze anderswo auf eine, wie ich hoffe, sehr befriedigende 
Art beantworten. Das ist Alles, was ich Ihnen vertrauen 
kann, und schon das weit über meine Ordre. Indeß wünsche 
ich Ihnen im voraus Glück, und zwar aus vollem Herzen. 
Leben Sie wohl!" Nach diesen Worten verbeugte sich der 
Polizeirath freundlich zum Abschiede und ließ einige andere 
wartende Herren eintreten. 
Seit diesem Vorfalle mochte etwa eine Woche ver­
flossen sein, als, Winte r eines Tages beim Nachhause, 
kommen ein Billet vorfand, welches ihn zum Rektor der 
Universität beschied. „Sei es auch, was immer," sagte er, 
indem er sich nach dem Essen in seine nothdürftig beste 
GaUa geworfen hatte, „ich mache mir Freuden einen Gang, 
dessen Zweck ich mir nicht zu deuten weiß, aber es ahnt 
mir, als wenn es nur Gutes sein müßte." — „Zieh mit 
Gott!" rief ihm die Gattin bekümmert nach. 
Der Rector empfing ihn sehr freundlich. Er führte ihn durch mehrere prächtige Gemächer in sein kleines Stu­dierzimmer und wies ihm höflich einen Platz neben sich am Sopha an. „Sie sind mir als ein Mann von seltenen Kenntnissen angerühmt worden, und zwar von einer Seite, die keinen Zweifel zuläßt," begann er. 
„Herr Hofrath, ich fühle mich durch die gute Mei­nung, die Sie von mir hegen, hochgeehrt, jedoch crage ich den abschlägigen Bescheid der Stuoienkommission bezugs meiner Competenz um die Stelle der mathematischen Lehr­kanzel bereits seit acht Tagen in der Tasche." 
„Nicht dieses ist der Grund, daß ich Sie heute zu mir habe bitten lassen, Herr Winter, " entgegnete der Rec­tor etwas frappirt. „Die Lehrkanzel der Mathematik an der hiesigen Universität ist nun zwar besetzt — Sie wissen, 

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wie gering der Einfluß eines Einzigen dabei sein könne, allein — es ist ja noch nicht aller Tage Abend die Lehrkanzel der Weltgeschichte ist ebenfalls erledigt, und wenn ich nicht irre, hübe ich in einem Ihrer Zeugnisse gelesen, daß Sie in diesem Fache bereits vor längerer Zeit in Greifs­walde mit Ruhm supplirten." — 
„Man war mit nur zufrieden, Herr Hofrath!" sprach Winter mit einem Seufzer. „Ich wäre wohl längst Pro­fessor und brauchte nicht in der Fremde ungekannt und unbeachtet den Dienst eines Elementarlehrers zu versehen — brauchte — warum soll ich es Ihnen verhehlen? — nicht mit meiner Familie zu darben, wenn nicht ein für mich sehr trauriger Umstand Alles, was ich mühsam aufgebaut, niedergeworfen und mich vielleicht für immer unglücklich gemacht hätte.« 
„Fassen Sie Vertrauen zu mir, Herr Winter , ich bin überzeugt, das Unglück konnte einen Mann, wie Sie, nur unverschuldet treffen." 

„So ganz unverschuldet nicht, jedoch war ich mir selbst immer ein strengerer Richter, als die Welt. Sie sollen Alles wissen. Als Supplent an der Universität zu Greifs­walde hatte ich meine Augen zu der Tochter eines Edel­mannes erhoben. Das Mädchen war eine Perle ihres Ge­schlechtes, dies möge mich Bürgerlichen einigermaßen ent­schuldigen. Wir liebten uns und fühlten, daß wir ohne einander des Lebens nicht froh werden konnten. Der Va­ter des Mädchens aber war geld- und adelstolz, daher von seiner Seite nie eine Einwilligung zu hoffen. Wir wagten es jedoch. Die Folge war, daß der Vater die Tochter ty­rannisirce, ja mißhandelte und ihr mit Enterbung.drohte. Wir beide waren jung und thaten nun, was wir schon tausend Mal bereuten — wir flohen, ließen über der Grenze uns trauen und mußten seit der Zeit, auf das grim­migste von dem erzürnten Vater verfolgt, unter fremdem Namen und sehr kümmerlich in der Fremde uns durchbrin­gen und froh sein, nur ein Asyl zu haben. Nicht nur be­reut, auch bitter abgebüßt haben wir diesen Schritt rascher Unbesonnenheit. Die Jahre schwinden, die Erfahrung 
wächst, das Blut wird kälter, doch Einsicht kömmt da meist zu spät." 
„Ich bedauere Sie herzlich, jedoch nur in Bezug des Ausgestandenen; Ih r Unstern kann schwinden, ja ist viel­leicht schon halb versunken — fassen Sie Muth, kommen Sie um die vakante Stelle ein — ich habe Sie deshalb zu mir bescheiden lassen — und ich kann Ihnen Hoffnung, sehr viel Hoffnung geben." 
„Ich weiß zwar nicht, Herr Hofrath, welche edle Mo­tive Sie zum Protektor eines armen Fremdlings bestimmen, allein das weiß ich, daß ich den innigsten Dank meines Herzens vergebens'in Worte pressen würde," sprach Win ­ter mit bewegter Stimme. 
„Nichts von Dank, gar nichts! Das Verdienst muß endlich aus dem Nebel treten, denn Sie sind mir seit kurzer Zeit bekannter, als Sie glauben. Jetzt noch eine Frage: Ist Ihnen die ausgezeichnete Broschüre: „Versuch einer Literatur-Geschichte von Deutschland" bekannt? — 
°Ia , Herr Hofrath." 
„Der Verfasser heißt auch Winter : vielleicht ein 
Verwandter oder gar Bruder?" 
„Keines von Beiden, denn — ich bin es selbst," ent­
gegnete im bescheidenen Tone der Gefragte. 
„So? Sie selbst? Mann Gottes, alle Achtung vor 
Ihnen! Gehen Sie getrost nach Hause und besuchen Sie 
mich recht oft. Die Stelle aber ist Ihnen so viel als 
gewiß." — 
Man kann sich denken, mit welchen frohbewegten Zü­
gen Winte r bei den Seinigen ankam. „Ich bleibe da^ 
bei," schloß er seinen Bericht, „jener Shawl muß hier 
einen Einfluß'üben, ob ich schon das Räthsel nicht er­
rathe." 
„Weißt du schon, liebe Cäcilie," sprach die Gattin 
des Normallehrers Krumm zu einer ihrer Kaffeefreundinen, 
„daß man seit einigen Tagen von allen Seiten nach den 
Winter'schen da gegenüber sich erkundigt, wie ich dir 
sage. Man will ihn selbst schon aus dem Bureau des 
Herrn Polizeirathes haben kommen sehen, wie ich dir sage. 
Jetzt aber bitte ich, was hat ein Lehrer der 'Normalschule 
auf dem Bureau zu thun? Wie? — Und was braucht 
man in so vielen Gestalten und so ganz heimlich nach ihm 
zu spähen? Da ist's nicht richtig, wie ich dir sage. Der 
Mann ist ohnehin ganz verschlossen, einsilbig, ganz für sich; 
— die Frau, nun, die soll oft und sehr viel weinen — 
merkst du was? Uebrigens«weiß man ja nicht, woher sie 
sind; sie kommen nirgends hin, leben wie Kaninchen abge­
sperrt — da kann man wohl ohne salomonischen Verstand 
zusammen kombiniren, daß da nicht Alles richtig sei, wie 
ich dir sage!" — 
„Vorgestern soll ja gar Jemand von Hof bei dem 
Hausherrn dieser Leute nach Herrn Winte r gefragt ha­
ben," sagte die Freundin. 

„Was? von Hof? Da hast du's! Mein Mann ist 20 Jahre Lehrer, aber es fragt außer den Schulbuben Niemand nach ihm, und warum nicht? weil er nichts ver­brochen hat! Sagt, was ihr wollt, ich halte den Winte r für einen fremden Spion, der neben diesem Geschäfte noch in der Eigenschaft als Lehrer anderen ehrlichen Leuten das Brot wegkappert; aber ich glaube, das Netz ist nun ge­spannt, um ihn zu fangen, und was paßt als Reim auf dieses Wort so sehr als — hangen? Wie?" — 
Es war früh Morgens. I n den Vorzimmern des regierenden Herzogs ging der Thürhüter auf und ab und sah von Zeit zu Zeit nach der Schloßuhr, den Fenstern gegenüber. Endlich trat der dienstthuende Kammerherr ein. „Herr Graf, hier ist die Liste für heute!« sprach der Thü^ Hüter mit einem devoten Bückling. 
„Ist Baron Schwarz in seinem Hotel bereits avi­sirt? — er steht ja nicht auf der Liste." , „Er ist avisirt und wird kommen, es ist, aber der höchste Auftrag, daß er nicht auf der Liste stehe." „Gut! Der Lehrer Winter kommt um Zehn. Er 
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ist mir sogleich zu melden!" Der Kammerherr ging in die kommen war, umarmte der Baron den anspruchslosen Leh­
Zimmer des Herzogs. rer. Bett y aber bekam den Shawl von der Prinzessin Mit dem Glockenschlage der Schloßuhr trat eine zum Andenken. schüchterne Gestalt in das Vorzimmer des herzoglichen Em­

Vaterländische Schaubühne. 

pfangsaales. Es war Winter . Sobald er sich genannt, Samstag den 21.Dezember zum Vorthcile der Schauspielerin Dlle.Pau­
wurde er in den Saal eingeführt und ihm bedeutet, sich 

line Holmau: »Das Käthchen von Hcilbronn«, großes romantisches da zu gedulden. Es verging jedoch beinahe eine Stunde, Ritterschauspicl in 5 Aufzügen, ncbs! einem Vorspiele: »Das heimliche Ge­bis die Flügelthüren eines Kabinetts sich aufthaten und der richt« von Holbein, I n diesem Stücke sahen wir abermals das heimliche Gericht, wir sahen 
Herzog heraustrat. Herablassend kam er auf den verblüfft 

dm Blitz und eine Burg in Flammen, horten den Fcucrlärm und den Donner Dastehenden zugeschritten, der nicht wußte, warum er be­
rotten, sahen den Sturz einer Brücke, einen aufsteigenden Genius und ein schieden sei, und sprach in ermunterndem Tone: „Fort mit — Gefecht, Gegenstände, die das Auge, aber nicht den Geist mehr in An­spruch zu nehmen vermochten. Es sei! — Dlle. Holmau gab die Titelrolle 
aller Befangenheit! Sie sind ein Mann, der überall frei 

mit Anmuth und Noivetät, sie hat sich an diesem Abende als eine wahrhaft auftreten darf. Doch zuerst bin ich Ihnen Aufklärung 
routinirte Schauspielerin bewiesen und das Publikum hat solche mit dem schuldig. Der Shawl, den Ihr Kind gefunden, gehörte oftmaligen Avplause nach Verdienst belohnt. Herr Zicglc^r (Theobold Fried­born) gab seinen Part, wie immer, meisterhaft, ebenso Herr Engclbrecht 
meiner ältesten Tochter, der Erbprinzessin. Sie ließ den­

(Graf von Strahl), Diesen zunächst verdienen lobend erwähnt zu werden Mab, selben in der Rosenstraße absichtlich aus dem Wagen fallen, 
Haller (Helene Gräfin von Strahl), Herr Sommer (Gottschalk) und um in Folge einer Wette darzuthun, daß es — noch red­Mab. Mülle r (Kunigunde von Turnet), so wie Herr Beer (Wirth Jakob Pech). Die Uebrigen haben zum Gelingen des Ganzen nach Kräften beige­
liche Finder gebe. Deshalb auch der unverhältnißmäßige 

tragen. Das Haus erfreute sich eines ziemlich starken Besuches. Finderlohn. Die Wette war gewagt, ich muß es gestehen. 
Buchenhain. Ein Bedienter beobachtete von Weitem die Scene, um dem 
Finder unbemerkt zu folgen. Das Uebrige wissen Sie. Erklärung der heutigen Nilderbeigabe. *)^ 
Das edle Ausschlagen des Finderlohns in Ihrer mißlichen (Für Dezember.) 
Lage stellt Sie als einen sehr wackern Mann in's Licht. Mit diesem Trachtenbilde beschließen wir den Ciclus der monatlichen Bilderbeigaben dieses sechsten und letzten Jahrganges der Zeitschrift Cll,r« Ich ließ mich nach Ihnen erkundigen. Sie sind nicht nur niolia, und eine freiwillige, mit großen Kosten verbundene Aufgabe, die wir 
uns selbst gestellt haben, erscheint hier vollkommen gelöst. ein braver Mann, sondern auch ein braver Vater, dazu Die zwei Landleute des heutigen Bildes sind aus der Umgegend von Billichgratz, Dobrov« und Oberlaibach. Der Mann ist in Winter­
ein ausgezeichneter Gelehrter. Ich granilire mir, nicht 
tracht und trägt einen hellblauen Tuchmantcl (z>I»jlli) mit einem einfachen Kragen, Das Tuch zu diesen Mänteln liefen Oberkrain, namentlich die 
Ihnen. Hier eine kleine Belohnung — das Diplom als 
Gegend von Radmannsdorf und Vigaun. Auf die verschiedenen Märkte im Lande werden aus Oberkrain die schon fertigen Mäntel gebracht und entweder 
Professor der Geschichte an der hiesigen Universität." — 

einzeln verkauft oder auch dutzendweise an Landkrämer verhandelt. I n den Unterkrainer Gegenden finden jedoch schwarze Mäntel größeren Absatz. Un» Winte r wollte in die Kniee sinken, Worte brachte serem Billichgratzcr sieht unter seinem stattlichen Mantel ein kurzer Rock »us dunkelblauem Tuche hervor, welcher dicht mit weißmctallcnen Knöpfen besetzt 
der Erstaunte nicht heraus. „Aufgestanden, keine Umstände! <
,ist; unter diesem prangt die beliebte rothe Tuchweste, mit einer G^ldschnur »usgeziert und mit sehr dicken, kugelförmigen Knöpfen dicht besetzt. Das 

ich liebe es nicht, wenn Leute für das danken, was ihnen 
Beinkleid ist aus schwarzem Bockslcder, von dem schon erwähnt wurde, in­längst gebührt von Rechts wegen," sprach der leutselige 
gleichen von den Stiefeln, deren Kappen man über die Kniee ziehen kann. Den Hals ziert ein buntes Seidcntuch («IiielAu» ^utl>). Die warme, runde Fürst. „Ich habe überdies noch weitere Nachrichten über Pelzmütze endlich ist aus kleinen Bilchfellen zusommcngeseüt und an der Seite mit Bändern aufgeputzt. Der Bilch, Billich, auch Siebenschläfer (<lipu5 j». Sie erhalten, als Sie wohl selbst ahnen, ick hatte einen cutiiz, «eu gl!« e8c>il«ntuz), in der Landessprache ?<»ik, besser kolk ge­nannt, ist ein aschgraue«, in der Lebensart mit den Eichhörnchen übereinkom­Monat Zeit dazu; es erwartet sie noch eine andere, große mendes Thicr, welches nirgends in solcher Menge vorkömmt, als in einigen Gegenden Krams, weswegen es gewissermaßen zu den Naturmerkwürdigteiten 
Ueberraschung." Der Herzog klingelte. Sogleich sprang 
dieses Landes gerechnet werden muß. I n den Gegenden um Zirkniy . Laas, Zhuber, Sittich, Oblak, Gottschee und in, großen Birn­

eine Kabinettsthüre auf und — herein trat die junge Erb­
baum erw aide werden diese Thicrchen am häufigsten angetroffen und im prinzessin, Lottchen und Betty an jeder Hand führend, Herbste gefangen. Das Fleisch wird gegessen, die Nilchfelle aber verarbcitet man zu einem zierlichen, hellgrauen und beliebten Pelzwerk. und Hintenher Louise, Winter's Gattin, an der Hand Das Weib ist ebenfalls winterlich angezogen. Wir haben im Iännerbildc einen Mal« im Pelze vorgeführt, liier erscheint «un ein Weib in einem der­
— ihres Vaters, des Barons Schwarz. 
lei Kleidungsstücke, Der Pelzroik (KusliuK) besteht »us weißen Schaffellen, ist mit einem feinen, weiße» Schaflcdcrbonoe, etwa drei Finger breit, zierlich ausgcnaht, oft auch mit Blumen und Schnörkeln ausgcstickt und es werden 
Der neue Professor stand einer Bildsäule gleich, nur 

die »ordern beiden Enden, wie hier ersichtlich, hinten zurückgeschlagen und im Gesichte war der Wechsel der Gefühle ausgedrückt. eingeheftet. Der Rock besteht aus dem bekannten Wollenzcug (m««I«n) und ist unten mit einem breiten grünen Seidenbande besetzt. Die Schürze ist feine, Der Herzog aber nahm, zu Winter gewendet, das Wort: dunkelblaue, geqlänzte Leinwand, Die Bcschuhung besteht in Stiefeln und 
das Kopftuch (piin,») ist winterlich gebunden. »Der Vater hat den Flüchtlingen verziehen, das sagt schon 
Mögen die 12 zierlichen Bilder krainischcr Trachten, die der Carnioli a der erste Anblick, und wäre dies noch nicht geschehen, beigcbunden, eben so den Jahrgang schmücken, als sie in Rahmen gefaßt eine passende Zimmerverzicrung abgeben, alle edlen Gönner und Freunde dieser an meiner Fürsprache hätte es nicht gefehlt; ein Mann Zeitschrift noch lange »uf diesen so eben auslaufenden Jahrgang freundlich 
erinnern!!! 

aber, auf den unsere Residenz hier stolz ist, kann Ihnen, Leopold Kordcsch. Herr Baron, kein unwillkommener Eidam sein." Und in 
*) Das Dezemberbild wird der Ordnung wegen dem Blatte N«, .9? Gegenwart des Herzogs und seiner Familie, die dazu ge­beigcbunden. 
Allen Exemplaren dieser letzten Nummer wird neben dem Dezemberbilde auch Titel, In­haltsanzeige und Umschlag für diesen Jahrgang beigegeben. 
Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.