Mcher Tagbllitt. Rcdaction und Expedition: Bakmhofgasse Nr. 15 Rr. 218. EEBSÜiB: Dinstaq, 23. Sept. 1879. — Morgen - Rupertus. saSfiVi’5 12. Ja, Mit der ö°ft: G-nzjähr. fl. 12. zeigen bis 6 Zeilen 20 It. J Insertion-preise: Gin- Die Wiener Ministerbegegnung. Vorgestern um die zehnte Vormittagsstunde ist Fürst Bismarck mit dem Salzburger Zuge der Wes'bahn in Wien eingetroffen. Der eiserne Slaatskanzlcr ist heute in physischer Beziehung nicht mehr der Mann, der er war, als er vor sechs Jahren die Wiener Weltausstellung besuchte. Die riesige Arbeitslast, welche auf seinen Schultern ruht, hat auch auf den Gesundheitszustand je rer Hünengestalt störend zurückgewirkt, als welche wir Bismarck uns vorzustellen gewohnt sind. Aber noch lebt der gewaltige Geist im gewaltigen Manne, und als Graf Andrassy, freudig bewegt, dem Fürsten Bismarck entgegeneilte, um ihm beim Aussteigen aus dem Waggon behilflich zu sein, da flog ein freudig zufriedenes Lächeln über die sonst so ernsten Züge des eisernen Kanzlers, als er, beit Händedruck Andrassy's erwidernd, dessen Rechte mit seinen Händen fest umschlossen hielt. Ist auch das Verhältnis, in welchem Bismarck zu Andrassy steht, als das des Meisters zum Schüler zu bezeichnen: am Perron der Westbahn standen sich die beiden Männer ebenbürtig gegenüber, beide nur von dem Wunsche beseelt, die Jntcr-esteneinheit der beiden großen Nachbarstaaten so fest zu knüpfen, daß an eine Trennung des darauf basierten engen Bündnisses so bald nicht gedacht werden kann. Wir stehen in Anbetracht der allgemeinen Aufregung, welche die Kanzlerreise nach Wien gerade im gegenwärtigen Augenblicke in Rußland wie in Frankreich hervorrief, nicht an, den Moment der Begegnung Bismarcks mit Andrassy als einen weltgeschichtlichen zu bezeichnen. Um ihn herbeizuführen, mußten lang eingewurzelte An* schaüungen beseitigt, alte Verhältnisse gelockert werden. In Berlin mußte die hohenzoller'sche Familientradition der Reichspolitik weichen, welche nicht in Petersburg, sondern in Wien ihre natürlichen Verbündeten sucht. In Oesterreich aber, wo noch vor kurzem der Preußenhaß als eine Art von trivialem Patriotismus galt, mußte die bessere Einsicht in die Verhältnisse und Bedürfnisse der Gegenwart alteingewurzelte Antipathien überwinden, welche die so viele Jahrzehnte hindurch währende Rivalität der hohenzoller'schen und habsburgischen Politik erzeugt und großgezogen. Heute ist dieser für das politische Leben der Zukunft hochwichtige Umwandlungsprozeß eine vollendete Thatsache geworden, und daß auch die Bevölkerung, daß auch das Volk in feinet Gesammtheit daran freudigen Antheil nimmt, das bewies der herzliche Zuruf „Hoch Bismarck!", mit welchem die am Perron der Westbahn versammelte Menschenmenge den Kanzlet Deutschlands begrüßte. Zu welchen Erwartungen die Reife Bismarcks nach Wien berechtigt, haben wir bereits vor einigen Tagen in unserem Artikel „Bismarck in Wien" ausgeführt. Heute wird unsere damals ausgesprochene Anschauung, daß eine österreichisch-deutsche Allianz durch die wechselseitige Deckung der beiden Staaten gegen einen eventuellen Angriff Deutschlands durch Frankreich oder Oesterreichs durch Rußland eine Friedenspolitik im vollsten Sinne des Wortes bezeichne, durch einen Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt, nach welchem die Kanzlerzusammenkunft in Wien zwar jedes aggressiven Charakters entbehrt, gleichwol aber für Oesterreich die Garantie gegen den Pan-slavismns, für Deutschland den vollen Rückhalt gegen alle auf Revanchegelüste basierende Allianzen und für Europa eine Bürgschaft des Friedens gewährt. Das offteiöfe Blatt des Fürsten Bismarck vermeidet es absichtlich, Frankreich und Rußland als die Staaten zu nennen, von welchen eine Störung des europäischen Friedens ausgehen könnte. Frankreich gegenüber ist das ein Act des politischen Anstandes; was aber Rußland anbelangt, so klingt es wie eine beißende Satyre, wenn die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt, daß eine öfter-reichisch-deutsche Entente, welche ihr Hauptaugenmerk auf die vollständige Durchführung des Berliner Vertrages richtet, für Rußland, das es mit diesem Vertrage aufrichtig meint, kein Dort».'M;A Auge fein könne. Man weiß, was es mit dieser^ Aufrichtigkeit für Bewandtnis hat, und das Organ Bismarcks ist wo! auch nur mit Rücksicht auf die dynastischen Beziehungen zwischen Berlin unb St. Petersburg höflich genug, die russische Politik von der panslavistischen Agitation zu trennen, der es den Krieg auf Leben und Tod erklärt. „Der Panslavismns, welcher derzeitig gezwungen wurde, sich knirschend in den Winkel znrückznziehen, wird Deutschland und Oesterreich Arm in Arm und Rücken an Rücken finden, sobald er sich es beifallen läßt, von frommen Wünschen zur That Überzugehen." Das ist klar und verständlich genug gesprochen, um der russischen Politik ein klares Urtheil über die Bedeutung der Kanzletbegegnung zu ermöglichen. Ebenso fachlich richtig ist das Urtheil der „National-Zeitnng" über die praktischen Gesichtspunkte der Wiener Ministerbegegnung: „Die Stellung Oesterreichs in Bosnien und der Herzegowina hat etwas Analoges mit der Stellung Deutschlands in Elsaß-Lothringen. Beide Länder sind zunächst aus militärischen Gründen von den mitteleuropäischen Großmächten besetzt worden, beide repräsentieren eine offensive Stellung zu defensiven Zwecken. Beide Stellungen haben die Volksleiden-fchaften in großen Nationen erregt und können nur behauptet werden, so lange die Machtverhält-nisse die gleichen sind, unter denen sie erworben worden sind. Der Besitz und die Erhaltung dieser Gebiete zieht der Politik beider Staaten ganz besondere Grenzen. Ist der deutsche Kaiser in.dem Augenblick mit der Revibieruitg der Wehrkraft auf der westlichen Grenze deutschen VolksthumeS beschäftigt, fo hat der Reichskanzler in eigentümlichem Zusammentreffen sich in der Hauptstadt deS deutschen Ostreiches mit den Aufgaben zu befassen, die durch die Verschiebung der Truppen bis zu jener äußersten Mark im Osten erwachsen sind. Diese Thatfachen haben ihre eigentümliche Sprache, aber diese Sprache ist sicher keine be-- Jeuisseton. Eine verlassene Residenz. Die parlamentarischen Körperschaften Frankreichs haben augenblicklich Ferien, unb wenn sie nach etwa zwei Monaten wieder zusammentreten, wird es an einem ändern Orte, in Paris im Palais Bourbon sein. Die Sitzungen der Legislatur haben so in Versailles gerade acht und ein halbes Jahr gewährt, und die Stadt des Grand Mo-narque wird wieder auf die Stufe zurücksinken, die sie vor dem Kriege einnahm. Blickt man auf den Verlaus des politischen DramaS zurück, bas sich seit 1870 in Versailles abspielte, so muß man gestehen, baß die alte Stadt in mehr als einem Sinne Vortheil daraus gezogen hat. Ganz besonders glücklich sind bie Hotelbesitzer gewesen. Vor bent Kriege waren sie auf bie etwa etscheinenben Fremden und auf die Offiziere der Versailler Garnison angewiesen gewesen ; jeboch im September 1870, als bie beutfche Armee sich über Frankreich ergossen, stieg Ver-failles plötzlich zu dem Range einer Stabt empor, bie mit vornehmer Welt übervölkert ist. Es beherbergte vier Könige unb eine ganze Schar von Großherzögen unb Prinzen. Man konnte damals in einer halben Stunde mehr Generälen begegnen, als man sonst in einem Monate in irgend einer der Hauptstädte der Welt zu zählen vermöchte; und nachmittags um 5 Uhr brängt sich an ber Tableb'hote des Hotels beS Reservoires eine berartige Anzahl von Potentaten, Kommanbieren-ben unb Staatsmännern, baß ein gewöhnlicher Sterblicher, der sich in den Saal verirrte, sich Vorkommen mußte wie ein junges Hündchen in einer Menagerie von Löwen. Paris ward unterließ belagert und der dumpfe Donner der Geschütze vermischte sich mit dem Knallen der Champagnerpfropfen und dem Klirren des Goldes, das Nacht für Nacht über die Spieltische rollte. In dem Lager der Sieger ging es hoch her und die Wirthe zogen ihren Vortheil davon. Wie sollte es auch anders gewesen fein. Die Sprossen erlauchter Häuser, die morgen von einet feindlichen Kugel ereilt werden konnten, kümmerten sich nicht sonderlich darum, was sie heute ausgaben, und als nach Friedensschluß auf französischer Seite die Bilanz aus den Büchern gezogen wurde, stellte es sich heraus, daß die Sieger auf feindlichem Boden einen nicht unbeträchtlichen Btnchtheil der Summe gelassen hatten, die sie als Kriegsentschädigung forderten. Darauf kam wieberum eine gute Zeit für Versailles, Paris fiel ber Commune anheim unb ber Besitzstanb suchte ben für ihn heißen Boden zu verlassen, lieber bie Hotels unb Privatwohnungen , bie kürzlich noch von ben siegreichen Kriegsleuten besetzt waren, ergoß sich nun ein Schwarm ängstlicher Franzosen, Legislatoren, Stelleninhaber, Stellender unb bie Offiziere ber großen Armee, bie nun für ben Bürgerkrieg organisiert warb. Die Spiegelgallerie beS Schlosses, in ber jüngst erst ber König von Preußen zum Kaiser von Deutschlanb proclamiert worben war, verwanbelte sich in einen Schlafsaal für Mit« gliebet ber Nationalversammlung, bie kein Obbach hatten finben können, unb in dem Marschallssaal, Lrohliche. Vielmehr scheinen sie ben festen Punkt zu geben, an den alle Interessen Europa's, die mit dessen Frieden zusammensalle», ihren natürlichen Anschluß finden." Wir haben diesen Erörterungen mcht§ mehr hinzuzufügen, als den Ausdruck der Erwartung, daß der enge Anschluß Oesterreichs an Deutschland auch die Wirkung des moralischen Einflusses erhöhen werde, welchen schon bisher jeder Sieg des Liberalismus in dem eine» Staate auf die Förderung gleichartiger Bestrebungen im Nachbarstaate ausüble. Aus diesem Gebiete können wir dem Fürsten Bismarck allerdings nicht unsere volle Sympathie entgegenbriugeu. Hat aber auch Bismarck keine Neigung, der Strömung des deutschen Liberalismus mehr freien Lauf zu lassen, als er es im Interesse der Neichspolitik für unumgänglich nothwerdig hält, so darf er doch das Verdienst beanspruchen, her Herrschaft des Junkerthums und den Anmaßungen der Klerikalen Deutschlands ein Ziel gesetzt zu haben. Wir in Oesterreich aber könne» ganz gewiß überzeugt sein, daß die eingestandenermaßen gegen den Panslavismus gerichtete Politik des deutschen Kanzlers niemals Bestrebungen ermuntern wird, welche unter dem Aus-hängefchilde der Autonomie in Oesterreich den Verehrern des panslavistischen Prinzips und ihrem klerikal^fendalen oder nach deutscher Ausdrucksweise pfäffifch-junkerlichem Anhänge das Heft in die Hände spielen wollen. Die Gefangennahme Cetewayo's. Die englischen Berichte über die Gefangennahme des Zulukönigs geben der schwarzen Majestät das Zeugnis, daß deren würdevolles Benehmen im Unglück der Größe des letzteren keines, Wegs nachstand. Seit Wochen war Lord Gifford dem Zulukönig hart auf beit Fersen gewesen, und Cetewayo hatte sich in seiner NotH an den König der Amatongas gewandt, den er mit einem Geschenke von mehreren tausend Häuptern Vieh für sich zu gewinnen hoffte. Dieser sandte aber das Geschenk zurück mit der Botschaft, daß er sich dem Borrücken Cetewayo's nach de» Grenzen der Amatongas widersetzen würde. Schließlich hatte er in rotem Kraal in dem nördlich vom schwarzen Umvolosi gelegenen Ngomewalde Zuflucht gefunden. Aber auch dorthin folgte ihm Lord Gifford mit seinen Leuten und kam am 28. August früh morgens im Südosten des Kraals an. Fürchtend, daß, falls er wehrend des Tages über die ihn von dem Kraal trennende Lichtung vorrückte, Cetewayo sich in die Büsche schlagen würde, beschloß er bis zum Eintritt der Dunkelheit sich verborgen zu halten und dann erst zur Umzingelung des Kraals zu schreiten. Inzwischen war Major Marter mit in welchem die Bildnisse säinrntlicher Marschälle von Frankreich aufbewahrt werden und in dem während des Krieges eine Lazarethabtheilung sich bes"itden hatte, war der Minister des Auswärtigen genöthigt, seine Bureaux aufzuschlagen. Und tmeverum ergoß sich ein Golbstrom durch bie alte Stabt, unb die guten Versailler, die als Patrioten das Unglück beweinten,' von dem Frankreich Heimesucht worden war, mußten, wenn sie sich auf ie Tasche klopften, gestehen, daß kein Unglück so groß ist, das nicht ein Glück in seinem Gefolge hat. Versailles ist eine Stadl von Palästen. Die meisten derselben wurden von dem hohen Abel erbaut, ber zur Zeit LudwigsXIV. und Ludwig XV. in der Nähe des Königs zu residieren wünschte. ES befinden sich prachtvolle Häuser unter ihnen, viel zu luxuriös angelegt für den bescheidenen Fuß, auf dem gegenwärtig selbst die reichsten Leute leben. Vor dem Kriege standen die meisten derselben wohnungsweise zu vermiethen Und nur sehr wenige hatten die entsprechende Zahl von Einwohnern. Ueber den Thorbogen der Häuser konnte man allerorts in den Hauptstraßen die weißen seinen Dragonern nordöstlich vom Kraal erschiene» und von der schwarze» Majestät bemerkt worden. Doch machte Cetewayo sich nicht viel aus der Anwesenheit der Reiter, da er annahm, daß sie nicht ohne warnendes Geräusch sich ihm nähern könnten. Er blieb somit ruhig im Kraal liegen. Doch war Major Marter mindestens ebenso schlau als der Beherrscher aller Zulus. Er dachte nämlich , Klappern gehöre nicht zum Handwerk, »itb hieß beshalb seine Reiter bie Sattel von beit Pferden nehmen und sie sammt den Säbelscheiden unter dem Schutze einer Wache zmücklassett. So schlich er sich geräuschlos heran, ihm voraus die unberittenen Eingeborenen, die rascher als die Reiter fortkomme» konnten. In der Nähe des Kraals stürzten sie aus dem Walb, umzingelte» die Hütten unb schrien: „Der weiße Mann kommt, ihr seid gefangen." Major Marter war balb nachher an Ort unb Stelle, stieg vom Pferde, fchritt i» den Kraal hinein gerade auf die Hütte zu, die dem König als Obdach diente, und rief ihm zu, herauszukoinmen und sich zu ergeben. Der König aber fürchtete sich und sprach: „Nein, komme Du zu mir!" Dazu wollte Marter sich iudeß nicht bequemen und bestand darauf / daß Cetewayo zu ihm komme. Demgemäß kroch er schließlich hervor, richtete sich inmitte der ihn umringenden Dragoner würdevoll auf unb ergab sich dem Major. Als er so dastand, i» eilte rothe Bettdecke wie ein alter Römer in seine Toga gehüllt, wollte einer der Reiter Hand an ihn legen, doch winkte er ihn vornehm ab, sprechend: „Weißer Krieger, laß mich ge währen." Dann ersuchte er mit höflichem Ernstedaruin, erschossen zu werde», was ihm indessen abgeschlagen wurde. Vielmehr wurde er gebeten, sich nach Sein Zelte Lord Giffords zu bemühen, der inzwischen von der Gefangennkhme gehört hatte. Langsam, abgemessene» Schrittes, das Haupt stolz in den Nacken geworfen, ging er durch die Reihe» der Soldaten dahin, die Engländer mit stolzen, die Eingebornen mit verächtlichen Blicken messend. Ans dem Marsche nach Ulnndi _ gab er der Begleitmannschaft ziemlich viel Umstände. Ec setzte sich nämlich häufig hin und wollte nicht weiter gehen, da er zu sehr erschöpft sei. Letzteres konnte nicht angezweifelt werden, wie den» überhaupt die, welche ihn in besseren Tagen gekannt und jetzt wiedersahen, ihn körperlich sehr heruntergekommen finden. Andererseits aber weigerte er sich auch, ein Pferd oder ein Mautthier zu besteigen. Von seinem Gefolge machten ihrer elf während des Marsches einen Fluchtversuch. Sechs davon entwischten, bie übrigen fünf aber wurden durch Schüsse niedergestreckt. Am 31. August, morgens gegen 10 Uhr, kam Cetewayo mit seiner Bedeckung in Ulunbi an und wurde in einem Zelte nächst der Lagerwache untergebracht, wäh- Zettel gewahren, die unmöblierte, und die gelben, die möblierte Wohnungen ausboten, und wenn man damals ein Haus miethen wollte, hatte man nicht nur reiche Auswahl, sondern konnte auch die Bedingungen nach Belieben stellen. Während des Krieges stieg mit einem male die Hausrente um 200 Perzent, unb bie Hausherren, bie ihre Häuser zu billig vermiethet hatten, machten qualvolle Stunben durch, wenn sie ihre Mietverträge in ben hänben hin unb her brehten, um zn erspähen, ob nicht in ben Bestimmungen ein gesetzliches Hinterthürchen gelassen sei. In vielen Fällen konnten bie Miether für Aufgabe ihres Coutractes eine ganz anstänbige Abstanbs-sumnte erhalten. Die Gier ber Hauseigentümer trieb inbetz sehr viele Personen fort, bie sich unter anderen Verhältnissen sehr gerne an dem Sitze der Regierung und der Legislative niedergelassen hätten, und die Agitation für Verlegung des Parlamentes erhielt dadurch ihre hauptsächlichste Stärke, daß in Versailles alles zu theuer geworden war — Wohnungen sowol wie Lebensmittel, Luxusgegenstände sowol wie das Allernöthigste. Nichtsdesto- rend feinem männlichen und weiblichen Gefolge ein Zelt »eben dem seinigen eingeräumt wurde. Am 1. September sollte er, von dein Artillerie» hciuptntoim Poole begleitet, nach Fort Victoria anfbrechen. Sei» Land soll nunmehr in sechs oder acht Bezirke getheilt und jeder dieser letzteren einem Zuluhäuptliug zur Regierung übergeben werden. Zwei englische Residenten werden eingesetzt, einer für das nördlich, der andere für bas südlich des weißen Umvolosi gelegene Gebiet. Irgendwelche Machtvollkommenheit i» Verwaltung?- oder Gerichtssachen wird ihnen nicht beigelegt, sonder» sie sollen nur die englische Regierung in den ihnen zugewiesenen Bezirken vertreten, den Häuptlingen auf deren Ersuchen Rathschläge ertbeilen, bei etwa zwischen den Stämmen ausbrechenden Streitigkeit als Vermittler und Schiedsrichter walten und namentlich darüber wachen, daß die Häuptlinge die Bedingungen beobachten, unter denen ihnen bie Regierung übertragen wird. Die hauptsächlichsten dieser Bedingungen bestehen in der Abschaffung des bisherigen Militärfistenis, dem Verbot der Zauberei, dem Versprechen einer unparteiischen Aburtheilnng angeklagter Personen unb dem ferneren Versprechen, vor einer etwaigen Kriegserklärung bie Vermittlung des Residenten anzurufen. Im übrigen können die Häuptlinge frei schalten und walten. * * * Die cittezechische „Politik' fährt fort, dem Ministerium Xaosse die Ueberzeugung nahe zu legen, daß es nur bei vollständiger Berücksichtigung der nationalen Wünsche auf eine Unterstützung Vonseite ihrer Partei rechnen körnte. „Wenn das Ministerium auf die Unterstützung der Autonomisten reflektiert, so wird es nicht nur guten Willen, an den wir glauben wollen, sondern auch Energie und Tha-ten zu zeigen haben, die wir bisher durchaus vermissen. Erst wenn die Böller sehen, daß ihre nationale Existenz gewährleistet und ihnen das gleiche Recht verbürgt ist, werden sie an den „großen Fragen, welche in Oesterreich zunächst der Lösung harren", als da sind: die „Erhaltung der Wehrkraft der Monarchie", die „Sicherung unserer Interessen im Orient" und andere, welche tinv die Offieiösen ans Herz legen, sich „gleich interessiert« finden." So lange also die Herren Czechen nicht ein besonderes Hnhn im Topfe erhalten, find ihnen die Reichsinteressen ganz gleichgiltig. Ein recht sauberer Patriotismus das, der es wirklich ganz unbegreiflich scheinen läßt, daß die offieiöse „Montags-Revue" sich noch immer sehr viel auf die Majorität zugute thut, über welche das Kabinet angeblich verfügt. Wir glauben zwar dem betreffenden Officiosns herzlich gerne, daß sich Graf Taaffe zu keinem direkten Angriff auf die Verfassung bewegen weniger mietheten mehrere ber nnternehmenbsten Parteiführer Häuser in Versailles, nm ihren politischen Frennben nach allzulangen Parlaments* bebatten eine Erholung zu bieten; unb mehr als eines dieser Häuser hat feinem Inhaber zu einer politischen Machtstellung verholfen durch die zwanglosen kleinen Diners, die regelmäßig gegeben wurden, wenn die Sitzungen über die gewöhnliche Zeit gedauert hatten. In manchen Wohnungen wieder vollzogen sich wichtige Ereignisse. So war das Haus des Generals Changamier der gewöhnliche Sammelplatz für die Jntriguanten der con-servativen Partei, durch deren Kabale Thiers zum Sturze gebracht wurde; der General mit den zuvorkommenden Manieren hatte übrigens ein Stuck Arbeit zu verrichten, bis er es endlich bahin brachte, baß Orleanisten unb Bonapartisten an einem Orte friebtich mit einanber verkehrten. Im des Herzogs von Harcourt wohnte ber Marschall Mac Mahon, als bet Herzog von Broglie unb Buffet bei ihm erschienen, um ihm die Präsidentschaft anzubieten; hier auch wurde die Art von Staatsstreich geplant, infolge deren Jules Stmon demis- lassen wird. Aber wir glauben kaum, daß er, wie die „Montags^Nevue" zuversichtlich behauptet, im staude sein wird, zu verhindern, daß eine staatsrechtliche Discnssion mit praktischen Ziele» vom Reichsrathe inauguriert werde. Denn ein solches Bemühen würde ja der gerade Gegensatz der Bor-bedingnugen sein, unter welchen der Negierung die Unterstützung der Nationalen in Aussicht gestellt wird. Was aber die weitere Bemerkung anbetrifft, daß die Organe der Berfassungspartei dem Ministerium nur deshalb voreilige Leichenreden halten, um ihre eigene Furcht zu betäube», so ist das eine jener albernen Phrase», wie sie die Osficiösen be« sonders dann in blühender Fülle zutage fördern, wenn sie einer peinlichen Verlegenheit gegenüber-stehen. Eine solche wird ihnen offenbar durch die Maßlosigkeit der nationale» Ansprüche bereitet, während umgekehrt die Verfassungspartei gerade dadurch in der Ueberzenguug bestärkt werden muß, daß der Bestand eines, wenn auch nur platonisch verfassungstreuen Sistems aus Grund der Hohen-wart'schen Majorität im Parlamente schlechterdings unmöglich ist. Einen nicht uninteressanten Beleg über die Einigkeit im Schöße dieser „Partei" liefert der Bericht eines Lemberger Blattes, nach welcher die Herren Grocholski und Czartoryski lediglich als Privatpersonen der Konferenz beim Grafen Hohenwart beigewohnt haben, da sie von niemandem die Autorisation erhielten, im Namen der polnischen Abgeordneten irgendwelche Verbindlichkeiten einzugehen. * * * Der ehemalige preußische Cultusniinistcr hat das Schreiben des Chesredactenrs der „Deutsche» Revue", in welchem er um die politische Mitarbeiter-schuft für diese bestrenommierte Wochenschrift ersucht wird, mit einem Briese beantwortet, welcher feinem Inhalte »ach das größte Interesse beanspruchen darf. Nachdem Dr. Falk seine Bereitwilligkeit erklärt, ans die Wünsche des Chesredaeteurs R. Fleischer ein-zugche», spricht er sich über die zukünftige politische Lage i» einer Weise aus, welche keinen Zweifel darüber aufkoinmen läßt, daß der Schöpfer der Maigesetze als Abgeordneter sich in den Reihen der parlamentarischen Opposition gegen das mit seinem Rücktritte inaugurierte coiiservatitie Sistem befinde» werde. Dr. Falk glaubt »icht daran, daß Bismarck freiwillig nach Canossa gehen werde. Aber et glaubt, daß die derzeitige Staatsverwaltung den an sie gerichteten Anforderungen auf eine Revision der Schulgesetze in ganz anderer Weise entgegenkommt, wie er das von seinem Standpunkte aus für statthaft hält. Darum kann sich anch Dr. Falk der lieber« fionierte und im Jahre 1870 die Auflösung der Kammer erfolgte. Eine denkwürdige Szene spielte sich an einem Dezember-Abend des Jahres 1873 in dem Haufe de la Rochelle auf dem Boulevard de la Reine ab, als einige legitimistische Deputierte den Grafen von Chambord zn überreden suchten, unerschrocken in das Schloß und die Nationalversammlung zu gehen, die Tribüne zu besteigen nnd sich zum König ausrufen zu lassen. Der Prinz ging in dem Speifefaale hin und her, argumentierte, schwankte, bis die Stunde vorüber war, wo der abenteuerliche Streich mit Erfolg hätte zur Ausführung gebracht werde können. Viele competenten Benrtheiler sind der Ansicht, daß, wenn Graf Chambord dem an ihn gestellten Ansinnen entsprochen Härte, die Republik in Frankreich jetzt nicht mehr existieren würde: gewiß ist, daß an dem Abende, an dem das Projekt ventiliert wurde, ein Deputierter, der Wind von der Sache bekommen, in dem Speisesaal des Hotels des Reservoires eine vollständige Panik hervorrief, als er mit dem Rufe hereinstürzte: „Heinrich V. hat soeben das Schloß betreten und die Garde ihn mit Zuruf empfangen." Man bemerkte damals, daß verschiedene Deputierte, zeugung nicht cutfchlagc», daß es zunächst vom A»sga»ge der Wahlen abhängig sei» wird, den klerikalen Ansturm auf die Schulgesetze zurückzuschlagen, welcher die Regierung unter Umstände» weiter dränge» kann, als das vielleicht gegenwärtig in ihrer Absicht liegt. * * * Die rumänische Depntiertcnkammer ist noch immer nicht über die Schwierigkeiten der Juden-srage hinausgefoumie». In der Freitagssitzung erklärte der Abgeordnete Vernescu, die Regierung habe durch ihre Aeußerung, daß Rumänien bedroht sei, wenn die Kamm er» de» Artikel 7 nicht nach den Wünschen Europa's revidieren würden, das Land erschreckt. Diese Frage sei eine rein innere Angelegenheit. und könnten die Machte von Rumänien nicht verlangen, daß es den Einwohner» israelitischer Confessio» mehr gebe, als es zu gebe» vermöge. Er bitte die Kammer, den von der Regierung bekanntlich als nicht durchführbar bezeichneten Mehr-heitsentwnrf anzunehmen, der den Wünschen Europa's und den nationalen Interessen gleichzeitig gerecht werde. Dem gegenüber bemerkte Minister Cogal-iticeanu, daß die Regierung einen Gesetzentwurf verlege» werde, welcher nicht, wie der Abgeordnete Vernesc» befürchtete, eine Massenemaneipation bezwecke, sondern eine den Landesinteressen und den Forderungen der Mächte entsprechende Lösung enthalte. Die Regierung werde nicht die Emnncipation von 300,000, auch nicht von 30,000, ja nicht einmal von 3000 Individuen beantragen. Sollte der diesbezügliche Gesetzentwurf nicht angenommen werden, so werde das Ministerium das thun, was sich in solchen Fällen geziemt (d. H. wol seine E»tlass»»g sortier» oder aber die Kammer auslösen.) Damit man aber nicht glaube, daß es ihm nur um eine Drohung zu thun sei, so erkläre er, daß er die Auslösung der Kammern für gefährlich erachte. Es sei ihm unbekannt, was das Kabinet beschließen wird; er wisse blos, daß diejenige», welche den Entwurf verwerfe» werden, eine große Verantwortung auf sich laden. vermischtes. — E i ii e R e m i ii i s c e»z aus d e m I a h r e 1848. Beim Kanalbau in der Glockengasse (Leopoldstadt) in Wien an der Stelle, wo dieselbe in die Bluinauergasse einmündet, stießen kürzlich eines Nachmittags die Arbeiter bei Aushebung eines Grabens auf ein reichhaltiges Saget verwitterter Menfchen-knoche». Diese menschlichen Ueberreste rühren, wie mit Bestimmtheit angenommen werden kann, von jenen Opfern her, die im Jahre 1848 im damaligen „Odeon", das sich in nächster Nähe der Fundstelle befand, verunglückten und deren Leichen in den anstatt nach dem Schlosse zu eilen, schnurstracks die Eisenbahn zn erreichen suchten — ein Manöver, das der Republick sehr wenig geholfen haben würde, wenn sie wirklich in Gefahr gewesen wäre. Merkwürdig und sehr bezeichnend für die französische Eigenart ist es, daß, obgleich das Parlament über acht Jahre in Versailles tagte, zwischen dieser Stadt und dem eleganten Paris nie ein Wagendienst feineren Stils für den regelmäßigen Verkehr eingerichtet worden ist. Ein witziger Engländer meint, es zeige das, daß die sportliebenden Franzosen doch nicht die Vorliebe für Pferdefleisch besäßen, wie es zuweilen behauptet werde. In London würde unter ähnlichen Verhältnissen ein Four-in-hand dem ändern gefolgt sein. Die Fahrt von Paris nach Versailles dauert nur anderthalb Stunden, die Wege sind vortrefflich und das Landschaftsbild ununterbrochen ein ansprechendes. Ein Wagenverkehr nach englischem Sisteme würde sich gewiß rentiert haben: allein Engländer und Franzosen sind nun einmal grundverschieden von einander. Im Pariser Jockeyklub ist einige mal die Rede davon gewesen, eine „Mail" einzurichten, aber über das Projekt Hat man die Sache nie tzinans bringen können. »ebeitliegenden Gärten begraben worden sind. Matt Hat die gefundenen Menschenknochen zur Beerdigung ans den Central-Friedhof übertragen. — Noch ein Sohn Louis Napoleons ermordet. Dem „P. L." wird von feinem Londoner Korrespondente» geschrieben: Man versichert mir auf das bestimmteste, daß der in Kabul ermordete englische Gesandte Sir Louis Napoleon Ca-vagnari der natürliche Sohu Napoleons III. gewesen sei. Der spätere Kaiser mochte als Prinz während seines Londoner Aufenthaltes die Bekanntschaft der Jrländerm Kavannah ober Cavannah und gab dem Sohne, der aus dem eingegangenen Verhältnisse entsprang, den italienisch klingenden Namen, der an denjenigen der Mutter erinnert und nun der englischen Geschichte angehört. Für die Möglichkeit der Behauptung, die ich Hiemit wiedergebe, spricht außer den beiden Vornamen des Majors, nämlich LouiS Napoleon, und dem Alter desselben auch »och die große Ähnlichkeit in de» Gesichtszügen der angeblichen Verwandte», die besonders ausfällt, wenn daS jüngst in der „Illustrated London News“ erschienene Porträt Cavagnati's genauer betrachtet wird. Wäre die Mittheilung richtig, und ich glaube, sie ist es, dann ließen sich ohne Schwierigkeit Betrachtungen über die seltsamen Fügungen des Schicksals anstellen, das den legitimen Sohn des Kaisers einen unnatürlichen Tod im Znlnlande und den illegitimes eilten eben solchen in Afghanistan finden läßt, den eilten wie den ändern im Dienste Englands, welches den Begründer der napoleonischen Familie bei Waterloo besiegte nnd bis zu seinem Tode auf St. Helena gefangen hielt! — Nihilistisches. Der „Deutschen Mosk. Ztg." wird aus Odessa geschrieben: „Vor einigen Jahren gerieth in Kiew ein neunzehnjähriger Gym-nasiast Namens Nikolai Gorinewitsch in nihilistische Kreise, bereit Treiben jedoch bald einen solchen Abscheu in ihm erweckte, daß er sich von ihnen zurückzog. Da man aber fürchtete, daß er zum Bei* räther an seinen bisherigen Kameraden werden möchte, beschloß das nihilistische Exeeutionscomitö seinen Tod. Die ihm drohende Gefahr ahnend, flüchtete sich der junge Mann nach Odessa; aber auch hieher wurde er verfolgt. Auf einem entlegenen Platze, wohin man ihn gelockt hatte, wurde er am Abend von mehreren Personen überfallen und töbt» lich verwundet. Als er besinnungslos am Boden lag, übergossen die Bösewichter, die ihn wahrscheinlich für tobt hielte», fein Gesicht mit Schwefel- säure, um ihn unkenntlich zu machen. In diesem entsetzlichen Zustande fand man ihn am nächsten Morgen und brachte ihn, da er noch Lebenszeichen von sich gab, in ein Hospital. Hier wurde er so weit wieder hergestellt, daß er nach Petersburg transportiert werden konnte, wo inzwischen die Untersuchung in Sachen der nihilistischen Propaganda begonnen hatte. Der Zustand des Unglücklichen besserte sich allmählich, aber seine rechte Hand so wie sein rechtes Bein blieben gelähmt und sein Gesicht gewährte einen wahrhaft entsetzlichen Anblick. Die ätzende Säure hatte fast alle Fleischtheile desselben verbrannt; Nase, Ohren und Haare Ware» fort, die Augen vollständig ausgelaufen. Einen lebendigen Todtenkopf glaubte man zu erblicken l Zerrüttet wie fein Körper war auch feine Seele. Er versuchte Hand an sich zu legen, um feinem elenden Dasein ein Ende zu machen. So fand ihn ein hochgestellter Mann, Herr P—w, der, von edler Menschenliebe getrieben, Gefängnisse und Hospitäler besucht, um deren Insassen mit Trost. Rath und That beiznstehen. Er nahm beit beklagen«# toerthen Jüngling aus dem Gefängnishospitale in sein Haus, ließ ihm dort sorgfältige Pflege attge* deihen. Gegenwärtig weilt Gorinewitsch auf einem einsam gelegenen Gute des Grasen B—i. Eine weiße Kappe verhüllt sein entstelltes Haupt den Blicken der Menschen, mit den Fingern der linken Hand aber liest er eifrig die Blindenbibel, worin er schnell eine große Fertigkeit erlangt hat, und trägt fein hartes Schicksal mit Ergebung." — Die Stadt Kabul, auf welche im gegenwärtigen Augenblicke Äie Augen der zivilisierten Welt gerichtet sind, liegt größtentheils auf dem rechten Ufer des gleichnamigen Flusses. Sie war der Lieblingsaufenthalt des Sultans Baber und ersetzte seit der Negierung Timurs Kandahar als Landeshauptstadt. Ihre Gründung verliert sich in dem Dunkel der Zeit; ihr Klima ist ein überaus angenehmes und Baber selbst hat ihren Laub- und Blumenschmuck verherrlicht. Der Handelsverkehr mit Indien, Kandahar und Bokhara ist ein sehr bedeutender; Gärten und Straßen sind verhältnismäßig sehr rein gehalten und machen für Europäer den Aufenthalt zu einem angenehmen. Mehr als ‘2000 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgegend. Schnee bedeckt vom Oktober an die Bergeshöhen im Süden und Osten, fällt aber vor Dezember selten auf die Ebene hinab und verschwindet im Februar. Dann fängt die Regenzeit an, bis mit dem April das trockene Wetter ständig wird. — Die Vertheidigungswerke der Stadt bestehen aus einer, in einem sehr schlechten Zustande sich befindenden Mauer und einer Art von Citadelle oder Fort auf einer Anhöhe östlich von der Stadt. Von Baber begonnen und von Orang-Zeb vergrößert, trägt sie den Namen Bala-Hissar. Die Citadelle kann fünftausend Mann fassen und beherrscht die Ebene, dürfte indcß den Engländern kaum einen ernsten Widerstand bereiten. Loka!-undprovin)ia1-^ngelegenheitett. — (Hoher Besuch.) Heute abends 6 Uhr wird Erzherzog Rainer zur Jnspieierung des Landwehrbataillons hier eintreffen. Der Aufenthalt desselben ist auf einen Tag festgesetzt, und wird der Herr Erzherzog morgen abends unsere Stadt wieder verlassen. — (Klerikale Herzlosigkeit.) In der gestrigen Nummer haben wir unseren Lesern die entsetzliche That des AmtsdienerS Hofman mit-fletheilt, welchen die Verzweiflung um die verlorene Existenz zum Selbstmord und zum Morde seines 4jährigen Kindes trieb, daS er um keinen Preis allein und hilflos in dieser Welt des Eigennutzes zurücklassen wollte. Es ist Thatsache, daß Hofmann mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit an seinem itinbe hing, und daß seine wahnsinnige That die Bitte zu enthalten schien, daß er auch im Tode von seinem Lieblinge nicht getrennt werden möge. Diesem so entsetzlich zum Ausdrucke gebrachten Wunsche eines Unglücklichen wurde nicht entsprochen; sein Söhn-chen ruht, nach katholischem Ritus eingesegnet und begraben, weit von ihm, während er, der Geächtete, ohne geistliche Intervention gleich hinter der Kapelle eingescharrt wurde. Der functionierende Geistliche hatte sich nämlich gleich nach Beerdigung des Kindes ganz einfach entfernt. Um so ergreifender waren die Worte eines schlichten Mannes aus dem Volke, welcher nach Entfernung des Geistlichen der dichtgedrängten Menge Ruhe gebot, an das Grab des Unglücklichen trat, das Haupt entblößte und laut vernehmbar drei Vaterunser vorbetete, welche ihm von sämmtlichen Anwesenden mit tiefer Rüh rung laut nachgebetet wurden. O, ihr Prediger der christlichen Liebe I wie erniedrigend, wie beschä mend muß für euch das Benehmen dieses schlichten ManneS aus dem Handwerkerstande sein! Wol selten werden vom Orte der Trauer so tiefgefühlte >«nd so innig empfundene, weil nicht bezahlte Gebete zum Himmel gedrungen sein, als eS hier der Fall war. Bei diesem Anlasse können wir nicht umhin, die Thatsache zu verzeichnen, daß wir in unserer Stadt in den letzten Jahren mehrere Selbstmord fälle zu verzeichnen hatten, bei welchen jedoch die hochwürdige Geistlichkeit keinen Anstand nahm, (ich hie und da selbst in größerer Anzahl zu betheiligen; allein hier, bei einem wegen Existenzsorgen zugrunde gegangenen Amtsdiener, den gewiß nur eine an Wahnsinn grenzende Verzweiflung in den Tod trieb, da ist es freilich etwas anderes! — (Der Unfug des Schnellfahrens)! in engen Gassen und bei jähen Straßenweudungen nimmt trotz aller behördlichen Verbote doch wieder in einer Weife überhand, daß es nicht überflüssig! erscheint, die Polizei-Organe auf die mit diesem Unfuge verbundene Gefährdung der Sicherheit des j Lebens aufmerksam zu machen. Namentlich macht sich der gerügte Uebelstand bei der Einmündung der Bahnhofsgasse in die Petersstraße und bei der Einmündung der Barmherzigergasse in die erstgenannte viel befahrene Straße bemerkbar. Einsender dieses entging am 23. d. vormittags nur mit knapper Noth der Gefahr, von einem der drei an der letzterwähnten Straßenkreuzung im raschen Trab zufällig zusammeutreffenden Comfortables überfahren zu werden. Wenn schon unsere Rvsselenker nicht so einsichtsvoll sind, ihren armen, abgeschnndenen Com-sortablerößleins in engen Straßen oder bei Straßenkreuzungen die Erholung einer langsamen Fahrt zu gönnen, so ist es Pflicht der Sicherheitsorgane, für eine strenge Durchführung der bestehenden Fahrordnung zu sorgen. Man statuiere nur einige Exempel, bestrafe jede verkommende Überschreitung der behördlichen Vorschriften mit unnachsichtiger Strenge, und wir sind überzeugt, daß der gerügte Unfug sehr bald abgestellt sein wird. — (Eine ausgiebige Jagdbeute.) St. Hubertus hat in unseren Tagen der Sonntagsjägerei so viele Kostgänger, daß er nicht im stände ist, allen Anforderungen der Jagdfreuiue zu genügen. Das erfuhr auch zu ihrem großen Leidwesen eine aus circa 20 Köpfen bestehende Jagdgesellschaft, welche am vergangenen Sonntag, mit Hunden und Jagdgeräthe reichlich versehen, auszog, um in den Revieren von St. Veit des edlen Waidwerks zu pflegen. Doch, ob sie auch zogen flnrans flurein, kein Häslein wollt' ihre Beute sein! „Hurrah, trara, hurrah!" Endlich hatte St. Hubertus ein Einsehen und schickte ihnen ein Stück „Rothlvild" zu, welches die wackeren Jäger erlegten und in Gestalt eines — Eichkätzchens glücklich nach Hause brachten. — (Das Ergebnis des Turnfestes) ist infoferne ein günstiges zu nennen, als dasselbe trotz der schlechten Witterung vom Sonntag nachmittag doch noch einen nicht unerheblichen Ueberschuß ergab. — (Zur Bevölkerungsstatistik Krains.) Gegen Mitte der vierziger Jahre hat Professor Dr. Hlnbek eine Untersuchung über die Bevölkerungsverhältnisse Krams veröffentlicht, welcher der Durchschnitt der zehnjährigen absoluten Bevölkerungsdichtigkeit mit 434,474 Seelen zugrunde gelegt war. Die jährliche Sterblichkeit betrug damals unter Abzug des Cholerajahres 1836 11,2ö7. Die Cholera-fälle mit eingerechnet hat die Sterblichkeit im genannten Jahre mit 14,746 Todessällen ihren Höhepunkt erreicht. Beachteuswerth ist, daß sich nicht nur die Durchschnittszahl der Sterblichkeit zu den Todesfällen des Cholerajahres wie 1:13/10 verhält sondern daß sich auch die Durchschnittszahl der Ehen (2456) zu den Eheschließungen des Cholerajahres (3295) wie 1 : 13/10 verhält — ein interessanter Beleg des alten Spruches: „Hymens Fackel wird an der Grablampe angezündet." Die Zahl der Geburten betrug nach HlubekS Angaben durchschnittlich 13,177. Auf 33 Lebende entfiel also eine Geburt, eine Verhältniszahl, welche sich auch heute nur wenig geändert haben dürfte und welche Krain in Bezug auf Fruchtbarkeit der Bevölkerung ziemlich weit zurück in der Reihe der Länder Enropa's stellt. Wie nämlich nachgewiesen ist, wird die höchste Fruchtbarkeitsziffer in Europa mit einer Geburt auf 22 Seelen erreicht, während die geringste auf 33 Seelen eine Geburt zählt. — (Die deutsche Kronprinzessin in C i l l i.) Am 20. d. um 1 Uhr nachmittags traf die Kronprinzessin von Deutschland mit dem Schnell znge von Römerbad in Cilli ein, bestieg auf dem Bahnhofe die von Römerbad vorausgesendete Equipage und fuhr mit ihrer Begleitung nach der 2. R. Schüh'schen Thonwarenfabrik zu Liboje. Daselbst traf sic um l3/4 Uhr ein und wurde vom Fabriks-Jnbaber und dessen Frau in ehrerbietiger Weise begrüßt. Die hohe Frau besah sodann mit lebhaftestem Interesse die im Magazine ausgestellten Kunst-sabrieate, gab ihr Urtheit über einzelne, ihr theil-weise schon von der Münchener Ausstellung bekannte Gegenstände ab und machte in der Fabrik, nachdem sie ihre ganz besondere Aberkennung ausgesprochen, diverse Bestellungen und Einkäufe. Hierauf nahm sie im Park des Herrn Schütz den Thee. Nach vierthalbstündigem Aufenthalte verabschiedete sich die Kronprinzessin in der liebenswürdigsten Weise und fnhr direkt nach Römerbad zurück Witterung. Laibach, 23. September. Trübe, regnerisch, schwacher Ost. Wärnie: morgens 7 Uhr + 13 5", nachmittags i Uhr + 159" C. (1878 + 17-0; 1877 + 5 8“ C.) Barometer im Steigen, 734 59 Millimeter. Dar gestrige TageSmittcl der Wärme + 15'8°, um 2 0° über dem Normale. Angekommene Fremde am 22. September. Hotel Stadt Wien. Schnapp, Privat, Agram. — Freiherr v. Bonlles-Rußig, f. k, pens. Statthaltereirath; Khay, Ministerialsekretär; Duschet, Reis.; Hemke, Schauspielerin; Schwarz, Kfm.; Anßez v. Mirnau s. Tochter und Baron Klesheim s. Sohn, Wien. — Jaschi, Bauunternehmer, Pola. — Komouc, Ingenieur, Stuhlweißenburg. Hotel Elefant. Hartmann, Kaufmann, Graz. — Weber, Private, Klagcnsnrt. — Gornp, Slavonien. — Lnßer, Apotheker, Wicn. — V. Santi, f. f. Aichinfpcftor, Triest. Kaiser von Oesterreich. Klein s. Familie, Agram. — Mogolinik, Hausbesitzer, Gurkfetd. — Harmer, Pola. Mohre». Vodir, k. k. Beamter, Wien. — Verderber^ Rechnungs- Wachtmeister, Landspreis. — KaniiS Marie und Seifet Katharina, Jdria. Aleppo, beste schwarze Schreibtinte. Reiner Gallnscxtract unter' Garantie des Fabrikanten, Vorrcithig bei (412) 64—9 Carl S. Till, Wiener Börse vom 22. September. Allgemein« Sloats-[