Mchtr TaBlatt. Redaction unb Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15. Nr. 11. SSHIsI Donnerstag, 15. Janner 1880. — Morgen: M-rc-llus. i&Sv« lI.Jahrg. Silt ter P°ft: Ganzjahr. fl. 12. ^ ° b,« 5 rftilen 20 hr._______O Ini «rti o n Sp re i s e : Em. Die Strahentumulte in Pest beginnen einen Umfang unb einen Verlauf zu nehmen, welcher bereits einen Theil der an die Affaire Verhovay sich kniipfenden schlimmen Be-fllrchtungen rechtfertigt. Nachdem die Auflaufe unb Volksdemonstrationen gegen das Adelscasino in ben vorangegangenen Tagen noch ohne An-roenbung strengerer Mahregeln miterdriickt werden fonnten, hat sich vorgestern abenbS ber Krawall in groherem Mahstabe wiederholt. Man begniigte sich biesmal nicht rnit blohen Misstrauensfund-gebungen, fonbern eroffnete mit Steinen ein form-liches Bombarbement gegen die Fenster des Casino-gebaudes. Als die Polizei einschritt, leistete die Menge Widcrstand, bei welcher Gelegenheit ein Constabler dutch einen Schlag auf ben Kopf todt-lich verwunbet rourbc. Erst als von mehreren Seiten Militar aufmarschierte, zerstreuten sich tie Tumultnanteu. Mehrfache Verwnnbungen unb Arre-tierungeti sinb vorgekommen. — Man hat uns Oesterreichern oft ben Vor-wurf gemacht, bass wir hinter ben Magyaren an politischer Neife zurirckstehen, unb nanientlich die beutschc Presse war in ihrem Lobe unb in ihrer Anerkemmng stets etwas gar zu freigebig, sobalb es sich urn ein UrtHeil tiber bie ritterliche Nation ber Magyaren hanbelte. Heute rotrb man wohl von biejern Stanbpunkte abgehen mussen. Denn mag man auch nicht verkennen, bass bie niemals unterdmcfte Autonomic ber Comitate ben Magyaren ein viel energifcheres politisches Selbst-gefiihl verleihen musste, als es im iibrigen Oester-reich unter ber sir eng ett Vormnnbschast beS absolu-tistischen Regiments sich entwickeln konnte, so hangt doch ber ganzen politischen Thatigkeit bes magyari. schen StammeS noch eine mittelalterliche Brutalitat an, wrlche, mit der veralteten Comitatsverfassung im engften Zusammeuhange, sich bet ben Wahlen unb im parlamentarischen Leben ebenso rote bei ber publicistischen Polemik unb bei offentlicheu Vertranens- ober Misstrauenskunbgebungen in hausig sehr unanstandiger Weise bemerkbar macht. Das Cortesunweseu uiib bie unvetmeidlichen Rau-fereien bei ben Wahlen, bie Scanbale im Pester ^ Abgeordnetenhanse, bet ordinare Ton ber vppo» sitionellen Presse, bie politischen Duelle unb bie jungsten Strahentumulte — bas a lies bars doch unmSglich als Beroeis einer politischen Reise im moberneit Sinne betrachtet toerben unb erinnert. noch allzu sehr an bas Faustrecht unb an die Zustanbe vergangener Jahrhuuberte, als bass wir uns bainit nur im geringften einoevsianden er-ftaren fonnten. Noch bedauetlicher ist aber die Thntsache, bass an bent Fortbestanbe dieser Zustanbe zum nicht geringeit Theil jener Staatsmann Schuld tragt, gegen den sich heute bie Brutalitat ber Opposition richtet. Wir wollen baraus beut Mi-nisterprasidenten Tisza feinen Votwuts machen. Seine Vetgangenheit wurzelt eben auf bent Boden bet altmagyatifcheu Tradition, so wie den uber haupt Ungarn, mit Ansnahme Deaks unb einiger seiner Freunbe, feinen liberalen Fiihrer zahlt, der bas Ausehen, bie Bltrgertugenb unb ben reblich en feftcn Willen besesftn hatte, unt fein Vaterlai id unter miiglichster Berucksichtigung seiner historisch icn Erin nerungen zu eittem constitutionellen Staate i m Sinne ber Neuzeit umzugestalten. Heute sieht T isza ein, bass auf jenent Wege, auf welchem er zm Macht unb Einfluss gelangte, Ungarn feitier gebieihlichcn Entwicklung seiner constitutionellen Vei.haltnissc entgegengefichrt roerben ftittne. Aber so oft er auch baran geht, aus biefer seiner 6essere.it Ueber« zeugung praktische Consequenzen zu zieheri, tritt ihm seine Vetgangenheit hinbernb in ben Weg. Steht ja boch bie Opposition bet ai chersten Linken zum Theile ganz auf bent gleichen Boden ben einst Tisza einnahnt, als er noch ben Natnen bes Tigers von Debreczin siihrte. So ist ihm bie Gelegenheit zu einer frastigen Initiative ent* zogen, wahtenb gleichzeitig ber Schutz, ben er gewissen bunflen Ehtenmannetn angebeihen lieh, feinen Gegnetn Anhaltspuukte zu gehassigen Ver--bachtigungcn liefert. Es ist baher faunt zu hofsen, dass es dent jetzigen ungatifchen Ministerprasi-denten gelingett roird, jene Regeneration des Ma» gyarenstaates herbeizusuhren, welche dent grohen Deak vorschwebte. Noch hetrschen die turbulenten, vor feinent Mittel zurucffchrecfenben Elemente in bet gtotzen Masse ber BevSlketung, unb roenit Vethvvay, wie wie nun fast zu fiirchten ist, an ben Fvlgen seiner Wunde stirbt, so witd fofort ein anberer an bessen ©telle treten, urn ben Kampf mit Hilfe bet alten brutalen Mittel fottznfetzen. Heitzt es ja doch, dass die letzten Ktawalle von Ben Re« bacteuren ber ultta-tadicalen Presse sotmlich be-stellt unb organisiert wutden! Die Regierung muss diefetn Unfuge streng entgegentreten; aber indent sic es that, labet sie tuieber zum miu-beften ben Schein einer Untetstutzung jener Abels-pattei im Nationalcasino auf sich, beren Verhal-ten ebenso wenig zn billigen ist, wie bas Vetho-vays unb seiner politischen Ftennbe. Das a ties kaun unmciglich zut Autoritat ber Regierung bei-tragen, sowie benn uberhaupt in Ungarn erst ein neues Gcschlecht heranwachfen muss, welches, bas von ben Votsahren ererbte politische Selbstgefuhl mit einem lebenbigcn Verstanbnis fur bie An* forderungen ber Gegenwart verbinbenb, Ungarn den Anspmch anf jene politische Reise verfchafft, welche man ber Osthalfte unferer Monarchic auf einzelne Anzeichen hin allzu voreitig (chon jctzt zuznsprechen pflcgt. Ieuisseton. Der Schattenriss eines BerbrechenS. Novelle von A. Jirger. (Fortsetzung.) Beim Titrkensturze fand ChrysostomuS seine Schutzbcfohlene toieber; dort stand sie auf dem Ge« riille, an bas brSckelndc Gemauer gelehnt mit ver-schlungenen Armen dicht neben bent jahen Abhange, just wie eine, bie bei einem Sturze in die Tiese nicht riskiert, Hals unb Bein zu brechen. Ohne bass sie es bemerkte, sasste Chrysostomus hinzu-schleichend ein Ende ihres Kleides, urn sie sestzu-halten unb bekreuzte sich bann; benn es ward ihm ganz grausig zumuthe. Plvtztich fchauderte sie in sich zufammen unb that einen Schritt riickwarts. — „Was willst bit? Warum Haltst bu mich", rief sie aufbransenb unb sah ihn so blitzenb an, bass er toieber ein Kreuz schlug unb angstlich retirierte, ohne jeboch ihr Klcib lvszulassen. „Jch wollte — ich meiute —" stotterte ber Bnrsche, „Sie kSnnten ba himmterfallen." „Was kiimmerts bich?" „Der Herr Rittmeister haben ntich an f Wache befohlen; ich muss Sie gefunb unb leber ibig ab-liefern." Sie fchwieg einen Augenblick. „Lass' tnich los", sagte sie bantt. „Kommen Sie erst noch ein biss/chcn weiter herein, bort ist's noch so abschiissig", nneiute er zu-traulicher werbenb, „Unsereiner brac’he sich Hals unb Genick, siele er ba hinab. Jhnen freilich fchabet bas vielleicht nicht." Er sah sie ba Jbei mit einer verschmitztseinsollenben Miene an. „Mir nicht? weshalb?" „Jch meine nur so; bamals —" »Was bamals? ich weih von. keinem Damals; ich lenne fein Damals!" — Sie rief bas so heftig, dass bent armen Chrysostomus neuetlich entsetzlich bange ward, unb als sie ihn beim Arme pacfte unb sich uber ihn neigte, ba nteinte er, nun tniisse ihm ein Unglitck gefchehen; aber sie sah ihn nur so burch unb burch an unb fprach : „Wrnn einer bie Geistcr-fbnigin gesehen hat unb er vertath es je einem sterb-tichen Menfchen — so ist er verloren — bie Geister verzeihen es ihm nie! — weiht bu bas auch wohl, Sohn vom Riesengebirge?" »Ja, ja — ich weih", stammelte n — •— »alle gnten Geister." — Plbtz^ich lo.chte sie aus; „bu siehst wohl bort ben gespenstischen Tiitfen" fprach sie, »lasse bich bas nicht anfechten; er hat ja feinen Kopf mehr; sieh nur hin, wie er uns mit bent hauptlosen Rumpfe so sreunblich zuwinft; guten Abend, Herr Turfe, wir wollen Sie weiter hier nicht sttiren. — Komm, mein Ritter, sahren wir zu Thale." Sie legte ihren Arm, wie beim Aufsteigen, auf ben bes Lhryfostomns unb gieng, wiihrcnb er fchSch-tern nach rechtS unb tints fpahte, ruhig mit ihm bent Ansgange ber Burg zu. Herrgott, was einen armen Solbaten alleS trefsen fann! Das war noch iiber baS Wachestehen im Garnifonsfpital, wo allnachtlich ber Teufel in Gestalt eines schwarzen Hnnbes an ben Schilbwachen ootitberlief, sie wohl gar umfnurrte, wenn sie bas Bajonnett saHten. Wohl iiber zwei Stunben noch musste Chrysostomus bei stockfinstcrer Nacht mit seiner Dame im Thale herumwanbern, sie wollte vom Heimfehren nichts HSten, so oft er ihr auch vor-stellte, man werbe sich um sie angftigen. AlS sie enblich in bas Dors zuriicffehrten, war bort alleS in tiesem Schlafe. „S)a oben ruhen bet Herr Rittmeister unb bie junge gnabige Frau", sprach Chrysostomus, auf ein paar Fenster beutenb, beren Scheibm eben im Oesterretch-Ungarn. Fur die heute wieder begonnene parlamentarische Thatigkeit des A bgeordne tenh auses wurde von ber Regierung die Vorlage eines Gesetzentwurfes, be-treffend die Fristen des Reclamationsverfahrens bei ber Grundsteuerregulierung, ferner ein Gesetz-entwurf iiber die Besteuerung ber Vorschusskassen urid Grebitbereine unb im Anschlusse baran tine Voilage, betreffenb bie Ausbehnung ber fur bie regiftrierten Erwerbs- unb Wirtschaftsgenossen-schaften geltenden Stempel- unb Geburenbegiinsti-gungen auf nicht registrierte Vorschusskassen unb Crebitvereine, in Anssicht genommen. Nach ben taut Veroffentlichung ber „Wiener Zeitung" vom 14. b. fanctionierten Statuten uber ben Wirkungskreis unb bie Zusammensetzung bež Lanbes-CultnrrathsfurBohrnen scheint lktztcrer bestimmt zu sein, ganz an bie Stelle bes roegen ihrer verfassungsfeinblichen Demonstrationen im Jahre 1872 aufgelosten patriotisch-okonomischen Gesellschaft zu treten. Denn ber Paragraph, welcher bie Zusammensetzung bes Lanbes-Cultur-rathes normiert, bestimmt unter anberm, bass bie lanbwirtschastlichen Vereine eines BezirkeS je ein Mitglieb in ben Lanbes - Culturrath entsenden. Da nun Bohmen 89 Bezirke zcihlt unb bie cze-chische Bevolkerung alS eine vvrzugsweise Acker-ban trexbenbe hier weitaus bominicrt, so sinb burch das neue Statut ben Czechen bie Wege zur Er> langung ber Majoritat im Lanbes-Cullurrath ge-ebnet roorben, freilich nur zu Gunsten ber Partei Rieger-Clam, welche toie friiher in ber patriotisch-okonomischen Gesellschaft, so nun im Lanbes-Cultur-rathe bas grosze Wort sprechen toirb. D r. Gregr, welchem bie Wcihler ber Raubnitzer Lanbgenteinben bas burch Kutscheras Riicktritt erlebigte Reichsrathsmanbat anboten, hat abgelehnt, wcil er als „Wilber" nicht im Ab-georbnetenhause sein wollte, als Cludmitglieb aber bte reactioniire Politik Clam-Mattinitz nicht unter-stutzm f5nnte. — Auf welchem Wege gebenfen nun wohl bie Jungczechen ber iiberhanbnehmenben Reaction mirffame Opposition zu machen, roenn ihnen ber Muth sehlt, ben nationalen Unterzeichnern bt’S „Vaterlanbs"-Programmes auf parlamentari-scher Arena mit ossenem Visier entgegenzutreten? Die Prager Uuiversitatsfrage war biesertage Gegenstanb vertraulicher Besprechungen zwischen ben beutschen unb ben czechischen Profes-soreti ber genannten Hochschule, bei roelchen es sich inSbesonbere urn bie Erzielung eines Com-promisses bei Ereierung von czechischen Professuren unb Docenturen hanbelte. Die beutschen Professoren gaben trotz ber beleidigenden Aeutzerungen Riegers Mondlichte hell erglkinzten. Fraulein Johanna setzte sich auf eine Bank gerade unter diesen Fenstern unb legte beide Hande vor ihr Gesicht, unb als ber Diener leise ihreii Arm bertihrte unb bat: „Gnci<-biges Fraulein, Sie etkalten sich hier, kommen Sic both ins H-ms", bn sagte sie nur kurz unb befch-Icnb: „Augenblicklich anspannen— ich will weiter-sahren!" „Jetzt, mitten in bet Nacht? „Ja, jetzt, mitten in bet Nacht." An mititarischen Gehotsam gewLhnt, schritt Chrysostomus zur Ausfuhtung bcs Befehles, klopfte ben Hansknecht herauS, spannte rniigtichst getausch-los eiit unb trat itach einer halbcn Stunbe zn bem Fraulein. Er fanb sie in berselben Stellung, wie cr sie vetlassen; boch sprang sie bei seinem Nahen augenbticklich anf unb wollte ben Wcigen besteigen. Aber Chrysostomus hielt sie noch zuruck. „Da, gnabiges Fraulein", meinte et, ihr ein Glas Wein entgcgenhaltciib, „ttinken Sie ein wenig, es wirb Ihnen gut thun, Sie sinb ja ganz blass unb burchfaltct."" Sie nahm nach einem Augenblicke bes ZSgetns schweigenb bas Glas aus seiner Hanb, leerte es auf einen Zng unb sptach: „Auf bas Wohl bes jungen Paares!" bann lieh sie es tuhig geschehen, bass im ^Eesky Klub" ihre Geneigtheit zur Unterftiitzung aQer toiffenfchaftltchen Zwecke ber czechischen Lehrkrafte zu etkennen, ertlarten jedoch, etroaige Besttebungen, bie Universitat zu national-politischeu Zwecken zu missbrauchen, entschieden abwehren zu wollen. Deutschland. Die Londoner »Times" ver-offentlichen eine allgemeines Auffehen erregende Correspondenz aus Berlin, welche mit denbisherigen Versioneu uber die Stellung des Berliner Hofes zum neuen franziisischen Minister i u m in Widerspruch die Erklarung abgibt, bass die deutsche Regierung iiber die autzere Politik Freycinets grotze Bebenken hege. Nach ber Ver-stcherung bieses Berichterstatters soll auch bie deutsche Regierung sich ruckhaltslos dahin aus-gesprochen haben, bass Herr Challemel-Lacour, ber vorgeschlagene Nachfolger des Grafen Saint-Vallier, in Berlin nicht willkoinmen sein wurde. Aus biefent Grunbe sei ber Name bes Herrn Challemel-Lacour zuruckgezogen warden, nachbeni man kaum erst von ihm gesprochen hatte. — Dass Challemel-Lacour vermoge seiner Vergangenheit zu jenen Politilern gehore, welchen man in Berlin bas verhaltnismatzig geringste Vertrauen entgegen-bringen kSnne, haben wir seinerzeit schon bei ber ersten Namhaftmachung Challemel - Lacours als Nachfolger Saint-Valliers betont. Einen interesanten Beleg, toie ties ber Deutschenhass in Russianb bereits ge-brungen ist, liefert ein von ber „Augsb. Allg. Ztg." mitgetheiltes Rencontre zwischen russischen unb pteuhischen Ofsicieten in einer Garnifonsstabt nahe ber russischen Grenze. Alter Ueberliefcrung gemah, welche bie Heere Russlanbs unb Preutzens als Alliierte, beziehungsweise bas preuhlsche Heer als die Reserve Rnsslands betrachtete, bestcht zwischen ben deiberseiiigeu Garnisoneu langst ber polnischeu Greuze eine Art von Kamerabschast. Rnssische Officiere besuchen bie prenhischen Garnisoneu unb umgekehrt. So geschah es bis auf die neuefte Zeit. Nunmehr scheinen aber die Ausfiihrungen ber russischen Officiofen uber ben Unbanf Deutschlanbs auch im Heere platzgegriffen zu haben. Weuigstens wurben jungst preuhische Officiere, welche, einer Einlabung Folge leistenb, ihre russischen SEamerabeu befucht hatten, von letzteren mit ben ebeit erwahnten Vorwurfen tractiert. Die Preuhen verwahrten sich bagegeit, ein Wort gab bas anbere, unb schliehlich brangen einige von ben russichen Osfi-cieren mit gezogeneui SDegeit auf bie preuhischen Gaste ein, so bass bet Oberst alle Miihe hatte, bie bebrohten preutzischen Officiere vor that-fachlichen Jnfulten zu schlitzen. Unter Ausbietung Chrysostomus sie in einen Mantel feints Herrn hitllte, ben er aus bem Hause gebracht hatte. Sie fchflttette bas Hanpt, als et ihr bie Ziigel ubergeben wollte, unb blieb bie ganze fechsftiinbige Fahrt in sich zusammengefauert ftumm neben ihm sitzen, ohne ein einziges mat rechtS obet links zu fehen. Nach ber Anfunft in Schwarzau, woselbst Hett v. Roden-stein mit seiner Gemahlin ben Sommer zuzubtingen beabsichtigte, legte Fraulein Johanna sich zn Belt unb schlief einige Stunben, bann nahm sie bas Haus in Augcnschein, machte sich mit ber nebst Chrysostomus aus KSchin unb Siui-cnmcibchen be» stehenben Dienerschaft befannt unb begann gemein-fchafttich mit biefer bie SBorbereitungen zu einntt fefttichen Empfange bes Brantpaares. Walb unb Fetb wurben geptiinbert, in unglaublich kurzer Zeit Thor uitb HanSflnt mit Festons auS Blumen unb Reisig vetziert, bie Tteppen beleuchtet unb mit ben Abfallen bet Stanje beftreut. Det kLstletische Ge-schmack, bas Anotdnungstalent Johannas, eine cigen* thiimliche Gabe, bie ttageten Genossen burch ihre eigene Sebenbigfeit cmzueifetn, fSrberte bie Arbeit so, bass biunen weiiigen Stunben bie Anfgabe von Tagen gethan war. Als bie jungen Eheleute, welche gerne noch in Gutenstein verweilt hatten, spat abenbs anfamen, waren sie iiber Beleuchtnng unb Aus- aller seiner Autoritat brachte ber Oberst die Officiere aus bem Local, wo bas Mahl ftattgefunben hatte, in seine in ber Nahe gelegene Wohnung unb lietz sie auf bem Heimwege nach ber Grenze von einer grStzeren Anzahl von Cavalleristen begleiten, in ber Furcht, bass bie aufgeregten russischen Officiere ihren Gasten unterwegs auflauern mochten. — Nach biefer Mittheilung scheinen bie russischen Herren Officiere recht atlerliebste ritterliche Ma-nieren zu besitzen. Nussland. Eben jetzt, wo Fiirst L o b a n o w seine fruhere Stellung als Votschaster bei ber hohen Pforte mit ber Bertretung Russlanbs am englischen Hofe vertaufcht, oerbffentlichen englische Blatter einen Brief, in welchem sich Fiirst Lo-banow einem Freunbe gegeniiber in ber abfiilligsten Weise iiber bie Politik Oesterreichs unb Englands ausspricht. Noch ber Ansicht des Brief-fchreibers hatten Oesterreich und England allein die Verantwortung dafiir, dass ber Ktieg auf ber Balkan-Halbinfel so grohe Diinensionen angenom-men Habe unb dass ber Friedensschlnss nicht im Sinne Rnsslands erfolgt sei. Doch sei es den Bemiihungen biefer Staaten nicht gelungen, deu Berliner Bertrag so ganz nach ihrem Gutdunken einzurichten, wahrend anberseits Russland doch wieder territoriale SSeranderungen zugestand, welche es niemals hatte zngeben sollen. Offenbar hat babei Fiirst Lobanow in erster Linie Bosnien im Auge, fowie er benn auch Oesterreich siir bie Fol-gen ber Gusinje-Affaire verantwortlich zn machen kein Bedenken tragt. Was aber Fiirst Lobanow nur anbeutet, wirb vom „ Golos" mit Behagen ausgefuhrt, inbem bas citierte Blatt bie loppifche Behauptung aufstellt, bass Oesterreich im Hinblick auf bte Freunbfchaft Montenegros unb Russlanbs sein Jnteresse an ber Ausrechterhaltung eines Zu-standes habe, welcher ben Fiirsten Nikola nothige, seine Hauptausmerksamkeit gegen bie Albanesen zu fehren. — Glaubt benn ber „Golos" witklich, bass Oesterreich vot Montenegro sich fiirchtet? Allet-bings hat Oesterreich sich geroeigert, bem von Russ-lanb vorgeschlagenen Collectivschritte in ber Gn-sinje-Asfaire bet ber Pforte seine Zustimmung zu geben, nachbem man zur Einsicht gelangt war, ( bass bie Pforte in ber ganzen Aitgelegcnheit eine' ziemlich bemitleidenswerte Nolle spiele. Wentt abet deshalb ber „Golos" bemerkt, bass bie kriegerische Bewegung sich aus Albanien auf osterreichisches Gebiet verpflanzeit (dime, so ist has eben eine von jenen russischen Drohungen, die wir uttmog-lich exitst nehmen fSnnen, obgteich wir felbft bie iiblen Wirfungen nicht unterschatzen, welche eine ldngere Fortbaner ber albanesischen Bewegung auf schiniickung nicht wenig erstaunt unb erfreut. Flora banfte ihrer Frenndin in den geruhrtesten Aus-briicken, bat sie urn Berzeihnng, bass sie gestern in ihrer Aufregung sich wiebet von bem alten Schrecken aus ber Pensionszeit hatte hinteitzen taffcn unb trug Johanna schetzend auf, nun auch bas Matz ber FreunbeSbienfte zu Men, inbem fie ihr fiit ben Abend bie Sotge um ihren Mann ab-nehme, ba sie felbft von ber Fahrt so angegriffen sei, bass sie sich sogleich zu Bett legen mtisfe. „Du musst ihn so gut unterhalten, bass er meiner vet* gisst", sptach sie, „sonst ziirnt er mit, basS ich meiner Migrane nachgebe." So betrat benn Johanna nach bem festlichen Empfange allein mit Herrn von Robenstein baS Gcmach, woselbst Chrysostomus Thee unb Souper mit besonbetet Sorgfatt feroiert hatte unb in seiner fchdusten Sitiree mit glattgebiirsteten unb gefcheitelten Haaren unb Waschhanbschuheu von blenbenber Weihe ber Hcrrschaft harrte. Fraulein Walperg war felten um ein Gesprach vertegen, aber es wollte ihr nicht gtlingen, Floras Auftrage nachzukommen; ftumm fatz sie hinter bem Samovar unb hantierte auf bem Theetifche hetum, wahrenb Herr von Robenstein mit gtohen Schritten auf unb niebergieng unb Chrysostomus an ben die Ruhe der occupierten Provinzen haben diirfte. Denn Russland ist gegenwartig nicht in der Lage, direct oder indirect an einem Kriege theilzunehmen, nachdem, wie ein Petersburger Correspondent der ..Wiener Abendpost" demerit, die Kosten dež letzten panslavistischen Schwindels viel zu hoch auf-gelaufen sind, als dass sich der Zarenstaat leicht-sinnig in neue Verwicklungen stiirzen konnte. Mit der Ernennnng Walujews zum Pra-sidenten des Ministercomites soll eine Erweiterung der Machtdefngnisse dieser Stelle. wie deS Comites selbst eintreten, so zwar dass dasselbe zu einer Art von Ministerrath uingestaltet wurde. Die Herren Minister hatten bisher in jeder groheren Specialfrage eine so bescheidene Initiative ent-wickelt, dass von Fall zu Fall „hohe Commis-sionen" zusammengestellt werden mussten, urn die schwebende Frage zu losen. Walujew, dem man nachsagt, dass er in allen Verwaltungszweigen zu Hause sei, wird auch die Energie und Macht nachgeruhmt, seine Collegen zu angestrengterer Thatiqkeit anhalten zu fonnen. Turkei. Ein dem armenischen Patriarchen in Constantinopel zngegangener Brief aus Ma-rache melbet, dass die armenischen Einwohner des Dorses Agimtie ihrer Gewohnheit gematz im Sommer ihr Dors verlassen hatten, urn sich in ihre Weinberge zu begeben. Die Tscherkessen, welche nach Beendigung des Krieges als Ein-wanderer dorthin dirigiert waren, haben unter-dessen das Dorf geplundert und die Kirche in eine Moschee umgewandelt. Die Einwohnerschast hat nun gegen diese Ausschreitungen Protest ein» gelegt; zuerst bei dem vormaligen Bali, Mashar Pascha, und hieraus bei seinem Nachfolger Said Pascha; allein bis zum heutigen Tage wird den* selben ihr Eigenthum, ihr Dorf und ihre Kirche vorenthalten. Zu den Nachrichten betreffs der Bibelaffaire wird erzahlt, dass Sawas Pascha dem englischen Botschaster mittheilte, der Sultan Habe, dem Wunsche Englands Folge gebend, Achmed Tewfik zu begnadigen geruht. In Erwiderung daraus Habe Sir Henry Layard vorgestellt, dass Achmed Tewfik einer Begnadigung nicht bediirfe, und hat verlangt, dass das von den religiosen Behorden uber den Mollah gesallte Urtheil fiir null und nichtig und als den Gesetzen der Verfassung zuwider erklart werde. __________________________________ Vermischtes. — Selbstmord im Palais Rothschild. In bent neuett Palais des Freiherrn v. Rothschild auf der Landstrahe in Wien hat sich am 13. d. M. der Taseldecker Julius Poisson durch einen Revol- Spitzen seiner Handschuhe zupste und von Zeit zu Zeit mit diensteifriger Miene herzusprang, um die Stiihle zurechzustellen oder die Tassen und Glaser aus dem Tische durcheinander zn rucken. Endlich war der Thee bereitet; Herr von Rodenstein ttahm anf Johannas Aufforderung seinen Platz ihr gegennber ein und begann zu soupieren. Aus dem zischenden Samovar stiegen einzelne leuchtende Fiinkchen; in dem weiten, durch eine Astrallampe nur matt er-leuchteten Gemache war alles still, ganz still, wah, rend Johanna, den Kopf in die Hand gestLtzt, ab» wesenden Blickes jenen aussteigenden Funkchen folgte. Sie zuckte zusammen, als Herr von Rodenstein, seiner Pflicht als Hauswirt eingedenk, sich plvtzlich erhob und tine Tasse sullte, die er ihr mit den freutidticheit Worten reichte: ..Fcaulein Walperg, Sie mussen ntir Bescheid thun; ich esse wahrhastig keinen Bissen ntehr, roenn Sie fortsahren, unsere Gastsreundschaft zu verschmcihen." Sie scbrack wie aus wachen TrSumen aus und machte eine abwehrende Handbewegung. Herr von Rodenstein begegnete ihrem Blicke und folgte diesem durch das halbdunkle Gemach, vor semen Augen tauchte plStzlich dasselbe Bild auf, welches die ihren verdunkelte: Ein ditsterer Hiittenraum, verschusS in den Kopf tSdtlich verwundet. Poifson, welcher 35 Jahre zahlt und verheiratet ist, fant erst vorigen Dienstag, den 6. d., aus Paris dort an und trat beim Freiherrn von Rothschild als Tasel-decker ein. Der Franzose war mit seiner neuen Stellung, wie aus Aeutzerungen, die er vor Ber-ubung der That taut werden lieh, hervorgeht, sehr zusrieden, und um so rathselhaster sind daher die Motive, welche ben Unglucklichen zu dem verzwei-setten Schritte getrieben haben. Aus dem Jnhalte eines Arieses, welchen Poisson an seine Gattin ge-richtet hat, glaubt man annehmen zu dursen, dass der Ungluckliche in einem Ansalle von Geisteszer-ruttung Hand att sich gelegt Habe. In sterbenbem Zustande wurde der Berwundete ins Rudolsspital gebracht. — Ein unangenehmerReisckumpan. Man erzahlt dem „N. W. Tagblatt" solgendes ©e-schichtchen: Ein Kaufmann aus Holleschau in Mah-ren trat vor einigen Tagen, nachdem er seine ©e-schaste in Wien ertebigt hatte, seine Rtickreise nach dem HeimatSorte an. Er benutzte ben gemischten Zug der Nordbahn, der von Wien um 5 Uhr ab-geht, und occupierte ein Coupe dritter Klasse mit einem elegant gefteideten Herrn ganz allein. Auf der Fahrt fchlief der bezeichnete Kaufmann ein unb erroachte erst, als er verspurte, dass sich eine Hand an seiner Brusttasche zu schaffen machte. Er war sich gleich bewusst, was der Mann ihm gegeitilber im Sinne hatte, toagte eS aber nicht, ben ©auner, mit dent er, wie erwahnt, allein im Coupe sah, zu ergreifett, sondern wanbte sich, wie im Schlase, nur zur Seite, wobei er unter ber Miitze verstohlen her-oorfchauenb bemerfte, bass fein Wiuterrock an ber Stelle ber Brusttasche durchschnitten war. Erst nach einer Weile that ber in so fatater Situation Be-stndliche, als ob er wache, worauf ihm {ein Vis-a-vis eine Eigarre anbot, die jener aber danfenb resusierte. Wahrscheinlich wollte ihtt der Schwindler durch diese Eigarre betauben. In Lundenburg angefomnten, sprang ber geangftigte Kaufmanu aus dem Coupe uni) rief rasch nach dem Eonducteur, mit dessen Hilse der gefahrtiche Reifefumpan alsbald sestgenom-men wurde. — Ein verriickter Brieffchreiber. Wien, Berlin, Frankfurt und vielleicht auch andere Stadte wnrden in den letzten Tagen mit fonderbaren unfrantierten Briefen tiberfchwemmt, die theils in Turin, theils in Amsterdam unb in Frankfurt auf. gegeben wurden. Das Convert bes Briefes zeigt anf ber Ruckfeite einen grohen Stern, im Mittetfelbe desselben eine grohe Krone und auf derselben einen Heiligen. Deu Jnhalt bildet ein gedrucktes Blatt mit der Vignette eines Heiligen oder eines Friedens« stirsten. Augenscheinlich rtihrt der Text (sehlerhastes ein verlvschendes Feuer, ein zischender Theekessel, briiben der ueugierig unb scheu beobachtende Diener, hier er selbst, einem Weibe von ftrahlendcr, uber-irbifcher Schiinheit beit Sebenstranf bietenb. Schnell setzte er bie Tasse Hitt und trat an ein Fenster, wahrend Johanna ben Kopf wieder in ihre Hand finken lietz und ChrysostomuS ben feinigen verwnnbert fchiittelte. Mehrere Minuten verstrichen in tiefem Schweigen, bann naherte sich Herr von Rodenstein wieder dem Tische, streckte Johanna seine Hand entgegen unb sagte in einem Tone warmer Herzlichkeit, durch dett die innere Erregung zitterte: ..Fraulein Johanna, ich Habe noch nicht ©elegenheit gehabt, Sie in unserem Heim zn begrttfen, wie Sie es wohl alS Floras liebste Freundin erwarten diirfen. Laffen sie mich dies nunmehr nachholen uud erlauben Sie mit, dass ich Sie zum Willfommen uicht nur als lieber ©aft, sondern als Freundin im besten Sinne des WotteS willfommen heihe — filr heute und immerdar." Sie schlng ein, ber diistere AuSdruck entwich rasch von ihrett schSnen Zugen, mit tiefer Rtihrung antwortete sie: „Jch danfe Jhnen filr diefen Grnh, Herr vvu Rodenstein, und ich erwidere ihn, wie er mir geboten wird; so feft ich diefen Hcindedruck Jtalienisch uttb miserable deutsche Uebersetzung) von einem Halbverritckten her, der die Kaiser und KSntge Europas antuft, sich fiir den Frieden und fiir ben ©chreibet, ben fonveranen Retter ber Menfchheit, zu interefsieren. — Mori) aus Eisersucht. Zu Biesam-dors im Pinzgau hat vor einigen Tagen ein Battern-bursche seine ©eliebte, die Tochter eines andern Sauers, aus Eisersucht ermorbet. Die Ermordete scheint sich mit allen Kraften zur Wehr gesetzt zu haben, denn sie hatte an Handeit und Armen zahl-reiche Schnittwunden. Der MOrder ist bereits ver-hastet. — (Excess.) Aus Bazias schreibt matt der „N. Pest. Ztg.": „Am 2. b. sah im Fellner'schen ©asthause in Serbisch-Pozezena ber Lieutenant P. I. vom 43. Linien-Jnsanterieregimente mit bem Zoll-unb Steuerwache-Aufseher Blehky beim flatten« fpiele. I. hatte schliehlich einen Vetlnst von 45 Kreuzern, ben er bei einer nachsten ©elegenheit zu bezahlen versprach. Blehky war mit bem Ver-sprechen nicht zusrieden unb verlangte die fofortige Bezahlnng ber 45 Kteuzet. Hieburch fiihlte sich ber Lieutenant vetletzt unb machte seinem Unmuthe in tauten Worten Lust; er nannte Herrn Blehky dabei einen Schust. Blehky erwiderte: „ Selbst ein Schuft!" Run fannte ber Zorn des Lieutenants feine Mcihigung mchr. Er lieh sich seinen ©abet holen, poftierte zwei Mann mit gesalltem Bajonnett vor das Spielzimmet unb zwei anbere Solbaten vor bas ©asthauS; unb nachdem er alle Leute aujjer Blehky aus bem Zimmer gewiesen hatte, spaltete er bem ZoHaufseher mit bem Sabel ben Schabel. So wurbe Blehky fobantt von ben Solbaten in die Militartafernc geschleppt." — Der Correspondent sugt hinzu, bass ber Sabelhieb ben Tob BlehkyS herbeigesiihrt Habe. — Ein never Cavalierssport ist in Prag erfunben worben, eine — Art SBcttrennen, bei wetchem bie ersinberifchen Aristokraten selbst lausen. Damit jeboch bieseS SBettlaufen schwieriger werbe, verbinben sich bie Wettlciuser bie Augen. Das „Prager Tagblatt" berichtet iiber biefett Sport: Im Laufe bet vetsloffenen Racht ist abermals aus bet abeligen Resource Don mehrerer Cavalieren ein SBettgang mit verbunbenen Augen durch die Stadt vetanstaltet Worden, unb wurden ©rnppen solcher Blindekuh fpielenben Savaliire in der Berg-mannsgasse, Teingasfe unb am Slttstadter Ringe angetroffen. — Ein nicht geistreicher Zeitvertreib I Local- unb Provinzial-^ngelegenheiten. — (Schwurgericht.) Fiir bie erste bies-jahrige Schwurgerichtssessiou wurben vom Ober- entgegne, so sest will ich die mir gebotene Treue unb Frennbschaft halten." ..Chrysostomus, Lichter herbei, wit wollen nicht im Dunkeln sitzen I — Herr von Rodenstein, nehmen Sie Platz uni) sehen wir, ob ich Jhnen ben Abenb zu vetkutzen Dermag!" — Sie vetmochte es gar wohl, denn niemand konnte attmuthiger und phan-tasieooller plaudem als sie; als ware mit bet hel* ten Beleuchtung jeber ©chatten aus ihrem ©emttthe wie von ihtet ©tirne gewichen, entsaltete sie wie nach einem Zauberschkage bie brillanteste Laune. — Herr bon Robenftein war ganz ber Unterhaltung hingegeben, als sie plStzlich ihre Uhr jog unb ihm vorwies. — „Es ist Mitternacht !" rief er erftaunt — ..unmbglich; es scheint mir faum eine Halbe ©tunbe, dasS wir beisammen sitzen." „Flora hat mir ausgetragen, ©ie so gut zu unterhalten, dasS ©ie ihrer oergefsen", rief Johanna. „ich bin ihrer SBeifung nachgefommen — gute Racht I" ©ie war aus bem Zimmer, ehe et ein Wort etwibern konnte. Wie ein vom Traume Erwachter griff et an feine ©time. (Fortsetzung solgt.) landeSgerichtSprSsidium wie biSher 6eim Laibacher LandeSgerichte die Herren: LGPr. Anton Gertscher alS Vorsitzender, OLGR. Johann Kapretz und LGR.1 Raimnnd 0. Zhuber zu desfen Stellvertretern, und beirn RudolfSwerter Kreisgerichte die Herren: KGPr. Bincenz Jeuniker zum Vorsitzenden und LGR. Dr. Andreas Vojska alS deffen Stellvertreter bestimmt. — (Casinokranzchen.) Die gestrige erste diesjahrige Bereinsunterhaltung war recht gut besucht. Wir zahlten 36 Paare, zumeist neue, ebenso junge wie reizende Erscheinungen. welche sich, elek-trisiert von den Klangen der trefflichen Kapelle des Regiments KSnig der Belgier, mit auherordentlicher Lust und Liebe dem Tanze bis nach 3 Uhr sruh hingaben. — (FSr die hungernden Vvglein.) Wie man unS mittheilt, war der Appell an die Mildthatigkeit der Bewohner von Laibach und Um-gebung zu Gunsten der nothleidenden VSglein kein vergeblicher. Die Sammelbiichsen haben bisher einen Betrag von mehr als zwanzig Gulden gegeben, und auherdem warden von mehreren Getreidehandlern zum Theile recht ansehnliche Quantitaten Kvrner-friichte als Bogelfutter unentgeltlich zur Verfiigung gestellt. — (Zur Stati ft if der Volksbewe-flung.) DaS Jahr 1879 weist file die katholische BevSlkerung von Laibach im Vergleiche zum vor-vergangenen Jahre eine Berminderung der Geburten um 79 Falle (758:837) und eine Bermehrung der Todesfalle um 3 Falle (779:776) nach. Ueber-haupt hat im Jahre 1879 die Zahl der TodeSfSlle jene der Geburten um 21 Falle Lbertroffen und fomit der abgeschlossene Jahrgang ein nach jeder Richtung hin auffallig ungllnstiges Resultat der Volksbewegung geliefert. — (AuS der philharmonischen Gesell-schaft.) Das vorgestrige Concert der Philharmoniker brachte unS mit dem Spiele dcs Kammervirtuosen Herrn Hilpert einen Genuss, wie ihn eben nur die vollendete Meisterschaft aitf dem schwierigsten aller Instrumente gewahren kann. Dass in HilpertS Cello spiel die vollendetste Ansgleichung und wechselseitige Erganzung aller Seiten der fiinstlerischen Beherr-schung dee Instruments zu riihmen ist, und dass eben hiedurch dem Zuhvrer ein ganzer voller Genuss ermSglicht roirb, ist hierorts zur Gentige bekannt. Hilpert sand auch bei allen von ihm vorgetragenen Pieeen, namentlich aber bei dem schlichten, unmittel-bar zum Herzen gehenden ..Wiegenlied" von der Prin-zefsin Marie von Sachsen-Meiningen stiirmischen Beisall. Ebenso wurde Fraulein Schnkle, welche ein ..Impromptu" von Schubert und eine ..Saltarella" von Heller aus dem Piano mit bekannter Festigkeit durch-fiihrte, vom Publicum sehr freundlich enipfangen. Einen Glanzpunkt deS Abends bildete das von den Herren ZShrer. Gerstner, NedvSd und Hilpert mit glSn-zendem Erfolge und meisterhaster Correctheit ge-spielte Clavierconcert von F. Kiel, wShrend bei den gemischten Quartetten anfangs eine gcwisse Be-sangenheit herrschte, welche erst bei dem Vortrage der Volkslieder von Mendelssohn-Bartholdy einer wirksamen Sicherheit Platz uiachte. Der Ecfolg des Concerted war ein ebensowohl die Concertisten Wie das Publicum vvllig zusriebenstellender. — (Theater.) Die gestrige AuMhrung der „®Ioien von Corneville" von Planquette hat unser Theaterpublicum mit einer der heroorragendsten Leistungen aus dem Gebiete der Operette bekannt gemacht, welche insbesondere deshalb hervorgehoben zu werden verdient, to:il fie als ein im jeder Richtung gelungener Bersuch erscheint, die Operette sowohl textlich als auch musikalisch von dem Gebiete der albernen Burleske aus ein ernstereS Gebiet zutiick-zufiihren. Unter den Darstellern verdicncn die Damen Frl. Widemann und Frl. Heihig, von den Herren die Herren Weitz und Mondheim lobende Anerkennung. Um Herrn Arenberg daS Auftreten in der Rolls deS ..Grainichenx" zu ermvglichen, musSte dieser Part bedeutend tiefer tranSponiert werden. Die Ausstattung lietz viel zu wiinschen iibrig. Ver-fiigt denn die Direction nicht uber die nbthige Anžah l Leintiicher, um wenigstens die schwarzen Ritter in weitze umzuwandeln? Das Theater war un-geheizt, und machte sich die Salte umfo mehr in den ganz unverantwortlich long hinausgezogenen Zwischen-acten bemerkbar. — Morgen beginnt Herr Carl von Bukovics, eines der beliebtesten Mitglieder des Stadttheaters in Wien, aus unserer Buhne ein drei Abende umsassendes Gastspiel in der Rolle des „v. Ringheim" in Rosens ..GrShenwahn." Eine Rolle, die der Kiinstler in Wien creierte und an fast allen deutschen Buhnen mit grStztem Erfolge spielte. — (Ungliicksfall aus der Stidbahn.) Wie die *2. Ztg." berichtet, treignete sich Samstag nachts aus der Sudbahnstation Foderlach bei Villach ein beklagenswerter UngluckSsall. Als namlich der Lastzug in die Station einsuhr, besanv sich der Bahn-wachter vorschristsmahig aus seinem Posten; plbtz-lich befiel den Bediensteten ein Schwindel, er sturzte zu Boden und (am unglucklicherweise mit dem lilife it Anne unter die Waggonrader, von denen der Arm zermalmt wurde. Der Verungliickte wurde in das allgemeine Kranfenhaus nach Klagensurt ge-bracht, wo sosort die Amputation des Armes vor-genommen wurde; die Aerzte hoffen, den Schwer-verletzten zu retten. Witterung. Laibach, 15. JLnner. Temperatur: morgenS 7 Uhr — 15 4°, nachmittags 2 Uhr — 9 6° C. (1879 — 2 0°, 1878 - 12° C.) Ba-romctcr 735 28 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Temperatur — 145°, um 12 0° unter dem Normale. Lebensmittel-Preise in Laibach am 14. Sautter. Weizen 10 fl. 56 ft., Korn 6 fl. 82 kr., Gerste 4 fl. 87 ft., Hascr 3 fl. 25 (r., Buchweizen 5 fl. 36 kr., Hirse 5 fl. 4 tr., Kukuruz 6 ft. 60 kr. per Hektoliter; Erdiipfel 3 fl. 5 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 9 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 90 kr., Echweinsett 70 kr., Speck, ftischer 52 kr., geselchter 60 kr., Butter 70 kr. per Kilo gramm; Eier 4 kr. per Stiick; Milch 8 kr. per Liter; Rindfleifch 58 kr., Kalbfleifch 50 kr., Schweinfleisch 42 ft., SchLpsenfleisch 36 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 94 kr., ©troh 1 fl. 69 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 8 fl. — kr.. weiches Holj 5 ft. — kr. per vier E.-Meter; Wein, rother 20 fl., weiher 16 fl. per 100 Liter. Gedenktafel iiber die am 16. Janner 1880 stattfindenden Lici-tationen. 2. Feilb., Klander'sche Real., Unterottok, BG. Rad-mannsdorf. — 3. Feilb., Rauber'sche Real., Rudolsswert, KG. Rudolsswert. — 2. Feilb., Eernii'sche Real., Marndul, BG. Nassensutz. — 3. Feilb., Petrovtti'schc Real., Klein* pule, BG. Wippach. — 2. Feilb., Rojanc'schc Real., Topol, BG. Loilsch. — 1. Feilb., Trost'sche Real., Podbreg, BG. Wippach. — 2. Feitb., Rosovet'sche Real., Michcl-stetten, BG. Krainburg. — 2. Feilb., Logar'sche Real., Oberdorf, BG. Loitfch. — 1. Feilb., Novak'fche Real., Weiniz, BG. Tscherncmbl. — 1. Feilb., Krasovec'sche Real., Tschernembl, BG. Tscherncmbl. — 1. Feilb., Pojek'sche Real., Gorenze, BG. Tschernembl. — 1. Feilb, Janja'fche Real., Seitendors, BG. Tschernembl. — 3. Feilb., Sker-dec'sche Real., Podgoro, BG. LaaS. — 3. Feilb., Zakraj» žeCfchc Real., Grohoblak, BG. LaaS. — S. Feilb., Cel-har'sche Real., St. Peter, BG. Adelsberg. — 2. Feilb., Meze'sche Real., Brod, «G. Loitfch. — 3. Feilb., Uranii'fche Real., Tabor, BG. Krainburg. — 3. Feilb., Zelc'sche Steal., Slavina, BG. Adelsberg. — 2. Feilb., Ropret'fche Real., Michelsteiten, BG. Krainburg. — 2. Feilb., Svet'sche Real., Niederdorf, BG. Loitfch. — 2. Feilb., Devjak'fche Real., Kalce, BG. Loitfch. — 2. Feilb., Krasovic'sche Real., Niederdorf, BG. Loitfch. — 2. Feilb., Molk'sche Real., Oberdorf, BG. Loitfch. — 1. Feilb., Sladii'fche Real., Ofredek, BG. Ratfchach. - 1. Feilb., Ukmar'sche Real., Ustje, BG. Wippach. *0* iO w 0 . g§ 8 o a -A 8 a O jj o R co r »00 K L >§- Theater. Heute (gerader Tag): Zum zweitenmale: Die Glocken von Corneville. Komifche Operette in 3 Acten und 4 Bildern von Clair-ville und Gabet. Musik von Robert Planquette. tTJi. it a Q C |l Z § vD JO C 3 .5 .5 I'5 - 5| 'Z. .3» a 1 - -y"5' - c 2 c ” c e ^ 3 5 O'? cd S R ^ 2,° s«M. 2 'EbŠ rji g ^ a s, «i-r n rt “ M $peifen~ und letrimle-IIarife fur Gastwirthr, elegant ausgestattet, stets Dor* rathig bei Kleinmayr 8 Bamberg, Laibach. Trostlos «ii etai, zerriittet an Leib und Seele, fo siechen vielc tau-send Jiinglinge und Manner dahin. Gesallen als Opfer der schmachvollsten Leidenschaft: der Selbst-befleckung (Onanie) und Ausschweisung, sristen fie ein bedaucrnswertes Da-sein, gepeinigt von man* nigsachen Leiden. In wahrhast eindringlicher Weife schildert diese Fol-gcn des Lasters das be-riihmte Work: Dr. Retaus Selbstbewahrung, 77. STuft., mit 27 Ab-bild. Preis 2 fl. Es schitdert die geisti-gen und leiblichen Qualen jener ungliicklichen Opfer, doch zcigt es auch den allein richtigen Weg znr Rettung und sicheren Hei-lnng, seine eindringlichen Warnungen retten jiihr-lich Tausende vom sicheren Tode. Zu beziehen durch Gr. Pfiniokes Schul-buchhandlung in Leipzig, fowie durch jede Buch-handlung in Laibach. (1) 10-2 Wiener Biirse vom 14. Janner. Aflgemtioe Stoats- vd-^kicllichasl . . 96 *5 88».' 86 60 88' 110— 10886 111 86 $89 60 81»- 96 60 87 86 87-60 88 7: 110-26 109 76 117*0 289 75 840 — 160 — 160 60 61* - «11- 189—ile9-6(i 8M6 I 8360 165 — 166-60 864 60 864 7.' 160 60 161--644 -! 646 - idcib Viorbirdtbabn . . . Ruboll«-Bahn . . . StaatSba^n .... Siibbabn Ung. Norbostbahn . •61-50 152 25 271-0 87.— 140 50 PfanJBtief«. Scbenctcbitanflalt in ®oIb in ofterr. Wahr. . . 118 — 10 ) so 101 80 101.25 Ungar. iBobcntrebit. . priori lll»-6Uig. 61ila6elbba6n, l. 4m. 3erb.»91otbb. i. Silde, Rrana-Oofcpb-Sabn . Baliz.L-Ludwigb.l.L. Deft. !>toibweft-Labn 6iebtnbiitgcr Ladn Btaa!6babn, 1. čm. Sitbbahn * 3 Perz. . » 6 „ . . 96-75 106 — 97-25 104 25 98 fiO 80'— 169 75 104*25 $ri*al(ofc. 176 — 18-75 117*05 6eId[orien. Dufatcn siO Hrane» 100 d. Meich-mark . . Silver 5-68 9 84' , 57-90 Ware 168 -168-60 118 60 101 — 101— 101-60 97 — 1*6 50 97-60 104 76 i-8-76 80-85 i;o — 119-60 104.60 17(60 19-86 117 IS 665 9 35 67 95 Telegraphifcher Cursbericht am 15. Janner. Papier-Rente 69 60. — Silber-Rente 7110. — ffiold-irtcnte 82 80. — IStiOcc Staats-Auleheu 132 —. — Bank-actien 842. — Crcditactien 288—. — London 117 05. — Silbcr —. — K. t. Miinzducaten 5 53.— 20-Francs-Stucke 9-34-/,. — 100 Reichsmark 57 90. Druck von J g. v. K l e i n m a y r & Fed. Bamberg. Berleger: Ottomar Bamberg. Fur die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.