Erklärung des Allerhöchsten Constitntions Patentes vom 1L. März L 848, für das Landvolk in Krain. Von einem Bauernfreunde. ---- - <§*eine Majestät der Kaiser Ferdinand der I. haben mit a. h. Patente vom 15. Marz 1848, welches unter einem kund gemacht wird, aus liebewarmen Naterhcrzen Ihren getreuen Völkern Geschenke dargebracht: Preßfreiheit! Nationalgarde! Constitution! Geschenke, welche deutlich beweisen, daß der Vater seine Kinder liebt, und daß Er sie für mündig halt. Was haben nun wir, die treuen Kinder zu thun? Vor allem wenden wir unsere Blicke nach Oben zu Ihm, den a llb ar m h erz ig en Lenker der Welten, und bringen wir ihm unfern tiefgefühlten Dank dafür dar, daß das glückliche Oesterreich auf so friedlichem Wege den reichen Segen erlangte, den, wie uns die Blätter der Weltgeschichte, wie die Ereignisse unserer jüngsten Tage lehren, alle andern Völker, sowohl ihre vergangenen Generationen, als ihre Heutige mit Strömen von Blut und Thränen erkaufen mußten, und flehen wir mit heißer Inbrunst zu Ihm, daß Er uns Einsicht und den Willen verleihe, durch Eintracht und Liebe, durch Geduld und Vertrauen, in Ruhe und Frieden, das Werk zu vollenden, das so glücklich begonnen. Und dann wenden wir unsere Herzen zum Kaiser. Vater Ferdinand! wollen wir sagen, liebevoller und vielgeliebter Vater! Du hast uns Geschenke gegeben, Geschenke die wir längst gewünscht. Du hast mit vollen Händen, Du hast Alles gegeben, Du hast mit Vertrauen gegeben! Dein treues Krain hatte, bis Du gabst, geschwiegen — nicht weil cS nicht wünschte, was andere gewünscht, nicht weil eS sich nicht würdig glaubte der Gaben, die Du gabst, nein, Dein treues Krain schwieg, und hätte noch länger geschwiegen, weil Du ihm ein milder Herr, ein freundlicher Vater warst, denn seit Du athmest, ist mit Deinem Willen kein Leid geschehen, kein Haar gekrümmt worden — es hat geschwiegen, weil es auf Dich vertraute, wie Du auf uns — weil es wußte, Du würdest thun was Deiner Völker Glück erheischt, wenn einmal die rechte Stunde schlägt! Diese Stunde hat geschlagen, und der Erfolg und Dein Herz haben unser Vertrauen gekrönt, und unser heißer Dank, und die Freudenthränen, die Dir fließen, mögen Dir sagen, ob wir Deine Gaben zu würdigen wissen, und die Art, wie wir sie genießen wollen, mögen Dir zeigen, ob wir sie verdienen. Wohl stehen auf der Stufenleiter der Bildung und Er- kenntniß — die zuletzt bis zum Himmel führt — nicht alle Völker auf gleicher Höhe, im einzelnen Volke nicht alle Men¬ schen auf der gleichen Sprosse, und auch in unserem Lande werden Viele sein, die heute die Edelsteine Deiner Geschenke besitzen und ihren Werth nicht kennen. Diesen wollen wir liebevoll zu Hülfe kommen, sie belehren. Brüder! wollen wir ihnen sagen: Unser Kaiser, der es von jeher so gut mit uns gemeint, hat uns neue Ein¬ richtungen gegeben, die unser Glück befördern sollen. Er gab uns Preßfreiheit! Zeder von uns, der so glücklich ist, etwas Nützliches, etwas Tugendhaftes — Schönes — zu ersinnen, zu erfinden, was zur Veredlung des Menschen, zur Beförderung seiner Wohlfahrt, oder der Wissenschaft und Kunst dient, kann es sogleich und ohne früher um Erlaubniß zu fragen, durch den Druck bekannt machen, damit es Gemeingut Aller werde. Allein Uebelgesinnte könnten diese Freiheit mißbrauchen. — Es könnte einer drucken lassen — dieses oder jenes Kraut ist für diese oder jene Krankheit gut — und das Kraut wäre ein giftiges und Ihr würdet es nehmen — und Schaden leiden — oder wie Eurem Körper könnte er Eurer Seele schaden, und statt dem heiligen Glau¬ ben, den Christus der Herr eingesetzt, den Er und so viele Heilige, so viele Märtyrer mir ihrem Blute besiegelt haben, den Ihr von Euren Eltern geerbt — statt diesem heiligen Glauben könnte er Euch einen falschen Glauben pre¬ digen. Damit dieses nicht geschehen könne, wird uns der Kaiser — Er hat cs versprochen — noch ein Gesetz geben, nach welchem jene Bösewichter bestraft werden sollen, welche die Preßfreiheit benützen wollten, um uns an unserem Glau¬ ben, an unseren Sitten, an unserer Ehre oder Gesundheit zu schaden, welche uns »erführen wollten: an unseren Pflichten gegen Gott, gegen unfern Kaiser, gegen unsere Obrigkeiten, gegen unsere Nebcnmenschen, und gegen uns selbst untreu zu werden; wir selbst aber wollen, che sie noch das Gesetz erreicht, solche Verführer verachten, und verabscheuen. So liebe Brüder müßt Ihr die Preßfreiheit verstehen. — Unjer Kaiser bewilligt uns die Narionalgarde! Nach unseren bisherigen Gesetzen war die Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe im Innern, und die Bewachung unseres Eigenthums ausschließlich nur, theils dem Militär, theils Personen anvertraut, die eigens dafür ausgenommen und bestellt waren, z. B. in Städten den Polizei-Soldaten, auf dem Lande den Gerichtsdicncrn u. s. w. und erst in den letztem Jahren, weil die bösen Leute gar zu zahlreich geworden, und die wenigen Gerichtsdicncr nicht mehr im Stande waren, das Eigenthum der Guten zu schützen, wurde in dem am meisten bedrohten Theile deS Landes eine Landessicherhcitswache errichtet, die obgleich ihre Zahl nicht bedeutend ist, doch sehr viel bcigetragen hat, die Ordnung und Ruhe im Lande herzustellcn. Aber die Gerichtsdicncr, die Sicherheitswachc waren nur in wenigen Ortschaften des Landes aufgestellt, und Tausende von Ortschaften und einzelnen Häusern waren ohne Schutz, und der arme Landmann hatte oft nicht einmal den Muth sich gegen die Bösen zu »ertheidigen, weil er ihre Rache fürchtete. Auch hatten nur wenige vom Landvolke Waffen, weil es verbothcn ist Waffen zu besitzen, denn man kann die Waffen zum Guten und zum Bösen gebrauchen. Ihr wißt ja, was alles der Vernünftige mit einem scharfen Messer Nützliches machen kann, bekömmt aber ein Kind, ein Unvernünftiger, ein Irrsinniger oder ein Böser ein scharfes Messer in die Hand — welchen Schaden kann er damit sich und seinen Nebenmenschcn thun. Unser Kaiser nun hält uns für vernünftige und rechtschaffene Leute, und sagt: ich bewillige Euch die Natio¬ nalgarde! das heißt nun so viel, weil Ihr rechtschaffen und vernünftig seid, weil Euch selbst am meisten an der Aufrecht¬ haltung der Ruhe und Ordnung im Lande, am Schutze Eures Eigenthums gelegen sein muß, so theiler mit der Regierung die Sorge für Aufrcchthalrung der Ruhe und Ordnung. Die näheren Bestimmungen, wie das künftig eingerichtet werden wird, sind noch nicht bekannt, aber Ihr könnt auf dem Lande wesentlich zur Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe bei¬ tragen, im Falle als dieselbe in Gefahr einer Störung kommt. Ihr könnt dieses aber in jedem Falle zum größten Theile auf friedlichem Wege erreichen, macht es nemlich so: Tretet in jeder Gemeinde, Ihr die vernünftigen, rechtlichen Männer, die etwas besitzen, und ihr Ei¬ genthum erhalten wollen freundschaftlich zusammen. Sind rechtliche Männer in der Gemeinde, die Nichts besitzen, Beamte, Schullehrer, Aerzce oder auch brave und vernünftige Knechte, für die Ihr gutstehen könnt, daß sie nur das Gute wollen, so nehmt sie auch mit und sagt, wir sind die Männer, denen der Kaiser das Vertrauen schenkt, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, und wenn es Noth thut, den Kaiser und das Gesetz zu beschützen! Wie werdet Ihr nun dieS anfangen? Zuerst mit gutem Beispiel! Seid gute Christen, erfüllet Eure Pflichten gegen Gott, Er wird Euch dafür Seinen Segen spenden. Seid treu dem Kaiser und seinen Gesetzen, auch wenn Ihr nicht einseht, warum sie so beschaffen sind, wie sie sind. Zeder von Euch weiß, was eine Uhr ist, was ihr Zweck ist, aber wenn sie stehen bleibt, oder zu geschwind geht, oder zu langsam, so könnt Ihr sie nicht selbst repariren, Ihr würdet sie ganz verderben, Ihr müßt um den Uhr¬ macher schicken. Der Uhrmacher unserer Staatsuhr, wenn sie gut gehen sott, ist unser Kaiser, und weil unser Staat gar groß ist, gegen 40 Millionen Räder, das ist, Umerthanen hat, so braucht der Kaiser Gehülfen, die Ihm helfen, von denen werde ich später mit Euch reden. Darum also habet Vertrauen auf die Gesetze und befolget sie genau! Liebet einander gegenseitig, liebet auch Eure Nebenmenschen, Eure Nachbargemeinden, steht einander gegen¬ seitig bei, wo es Noth thut/thut Andern, wie Ihr wollt, daß sie Euch chun. Habt Ihr Leute in der Gemeinde, die auf bösen Wegen wandeln, so redet ihnen freundlich zu, belehrt sie, aber beobachtet sie auch, und wenn sie Unrecht thun wollen, so wehret es ab. Seid nüchterst, seid fleißig, seid sparsam, wodurch Ihr ja auch wohlhabend werdet. Im Himmel werden alle reinen Seelen im Anschauen Gottes im ewigen Frieden, in seliger Liebe und Eintracht glücklich sein, einen solchen Himmel, ein solches Glück, könnt Ihr Euch schon auf Erden gründen, wenn Ihr meinem Rathe folger. Dieses ist der friedliche Weg, auf dem man Ruhe und Ordnung im Lande aufrecht erhält, auf diese Art seid Ihr die friedliche Wache des Volkes, sein Vorbild, sein Leitstern, der cs zum Glücke führt, wie der Stern der die h. drei Könige zur Wiege Christi führte, Ihr seid dann die Stütze, der Stolz des Vater¬ lands, Ihr seid dann Christen nach der Lehre Jesu! Aber es können auch Fälle eintrcten, wo die bösen, die räudigen-Schaafe der Heerde, gewaltsam auf Unord¬ nung oder auf Euer Eigenthum los gehen. In solchen Fällen machet es so wie Ihr es schon öfter gemacht, wenn man Eure Kirchen berauben wollte, setzet der Gewalt größere Gewalt entgegen, die von Gott gesegnete Gewalt des Rechtes gegen die Gewalt des Bosen, die unterliegen muß. Bildet aus Euch allen eine Gemeindewache! zu diesem Behufe wählet Euch die Vernünftigsten unter Euch zu Führern aus, und diesen gehorchet treu, sonst gibt es nur Verwirrung wie beim babylonischen Thurmbau, und Ihr Führer! gehorchet wieder gewissenhaft den B e zirksobrig kei¬ len, und wo diese zu weit entfernc sind, den Oberrichcern und G cm e i n deri ch t e rn, denn ihnen ist jetzt wie vorher die Leitung aller Sichert) eis maßregeln vom Kaiser übertragen! In solchen Fällen der Noth — aber nur in solchen Fällen müßt Ihr Euch bewaffnen, so gut es geht, aber auch in solchen Fallen vertraut der Kaiser auf Euch, daß Ihr die Waste» nicht mißbrauch!. Seid auch gegen böse Menschen vorsichtig und menschlich! Auch der böse Mensch ist ein Mensch. Das Leben hat Gott dem Menschen gegeben, und nur Er oder das Gesetz soll es ihm nehmen, vergossenes Blut schreit zum Himmel! und Du sollst nicht tödten! sagt das Geboth Gottes! bestrebt Euch allso, die Bösen, die Euch gewalt¬ sam bedrohen zu fangen und den Behörden zur Bestrafung einzuliefern. Der böse Mensch kann sich noch bessern, und unsere heilige Religion lehrt uns, welche Freude Gott an einer wiedergcwonnenen Seele hat, denkt nur an die Ge¬ schichte vom verlornen Sohne. Aber auch unter Euch duldet jene Rohheit nicht länger, mit der bei Streitigkeiten, oder im Rausche in Kram jchon so viele Leben verloren giengcn, so viel Blut geflossen. Der Arm der weltlichen Gerechtigkeit erreicht denje¬ nigen der tödtet oder verwundet, durch die irdische Strafe aber ist jene noch nicht erloschen, die dem Uebelthäter jen¬ seits bevorsteht. Ueber die künftige Einrichtung der Nationalgarde wird uns der Kaiser ein Gesetz geben. Für den ersten Au¬ genblick wird diese Einrichtung der Nationalgarde, die mit Wissen der Obrigkeit an jenen Orten, wo es nothwendig war, errichtet worden ist, genügen, um die im Lande bedrohte Ordnung und Ruhe herzustellen. Aber warum ist die Ordnung im Lande bedroht! Ich will es Euch sagen. Als Gott Adam und Eva erschuf und ihnen das Paradies anwies, damit sie dort glücklich leben sollten, kam eine Schlange unter sie, und verführte sie, und sie wurden aus dem Paradiese gewiesen, und darum haben auch wir, ihre Nachkommen, daS Paradies verloren- Solche Schlangen aus dem Paradiese schleichen wieder unter uns herum, stören den Frieden und die Eintracht, untergraben die Liebe und das Recht. Solche giftige Schlangen, durch die die Hölle Eure Seelen zu gewinnen sucht, sind die V oIksaufwiegler, die jetzt in so vielen Gestalten unter uns Herumschleichen, in Röcken kurz und lang, von allen Farben. Der Räuber tritt mit der Waffe in der Hand auf, ich kann ihn erkennen, mich gegen ihn vertheidigen, er greift nur Einzelne, Wenige an. Der Aufwiegler ist hundertmal gefährlicher, tausend¬ mal schlechter — seine Waffe ist die giftige Zunge, man sieht sie nicht, er tritt nicht, wie der Räuber, feindlich, gewaltsam gegen Einzelne auf, nein, der Gleißner sucht Euch zuerst glauben zu machen, er sei Euer Freund, um dann, wenn er Euer Vertrauen gewonnen, Euch so schaden zu können, daß Ihr ihm noch Dank schuldig zu sein glaubt, er sucht nicht Einzelne, er will Euch Alle verführen. Und was will er mir Euch? Euer Geld; der saure Schweiß Eurer Mühen, soll in seinen Taschen, und Eure Seele soll demjenigen verfallen sein, der ihm gesandt — dem Teufel! Solche Aufwiegler, solche Verführer, solcher Auswurf der Hölle schleicht unter uns umher, in der Stadt hetzt er den Städter gegen den Land mann, auf dem Lande hetzt ec den Land mann gegen den Städter, gegen die Regierung, gegen die Behörden, gegen die Grundobrigkeiten. Alle sucht er gegenseitig zu Feinden zu machen, während nach der Lhre Jesu, nach dem Wunsche unseres guten Kaisers, und zu unserem irdischen Glücke und zum Heile unserer Seelen alle in brüderlicher Liebe ein Herz und eine Seele sein sollten, denn wir brauchen ja Einer den Andern. Der Landmann bauet die Felder, und was er erntet, bringt er uns Städtern, und wir nähren uns damit, und geben ihm dafür das Geld, die Stoffe, die Werkzeuge und die Tausende von Gegenständen, die er braucht, und die auf seinen Feldern nicht wachsen, und die unser Gewerbsmann erzeugt, und die unser Handelsmann oft aus den entferntesten Welttheilen kommen läßt, damit wir unsere Bedürfnisse und Wünsche befriedigen können — wir sind Einer dem Andern unentbehrlich, wir müssen Freunde sein. Ob einer einen kurzen Rock, oder dec andere einen längern trägt, daS ändert die Sache nicht. Wenn unser irdisches Leben, daS so kurz ist, endet, und wir in das ewige Leben treten werden, wird uns Gott nicht um die Länge um den Schnitt der Röcke fragen, die wir hier getragen, er wird unsere Her¬ zen anschauen, und die die reinsten befunden werden, die die wenigsten SünLenflecke aufweisen, die werden ihm am nächsten stehn. Die Verführer Hetzen Euch oft auch gegen die Regierung gegen die Behörden und Beamten. Die Re¬ gierung ist ja nur dann glücklich, wenn das Land glücklich ist, das Land ist aber nur dann glücklich, wenn die Bewohner glücklich sind, damit aber die Bewohner eines Landes glücklich seien, ist es nothwendig, das gute Gesetze bestehen, und daß diese genau befolgt werden. Dieses zu überwachen, dazu sind die Behörden und Beamten da! Sie haben ja keinen Vortheil davon, wenn Ihr unglücklich seid, und wollen nur Euer Bestes! Wenn zwei von Euch über etwas streiten, und die Behörde darüber entscheidet, so hat einer Recht, und einer hat Unrecht! und das Gesetz, nicht die Laune des Beamten entscheidet. Wenn der Eine behauptet, ein Ding sey weiß, und der Andere behauptet, es sey schwarz, so kann ja nur ein Narr verlangen, daß der Richter beiden Recht geben soll. Wer also unrecht bekömmt, muß sich in Ruhe fügen. Die Verführer, die Euch zum Streit, zu Prozessen und Klagen verleiten, haben gar kein Herz für Euch, sie thun es nur, um Euch für ihre vermeintliche Hülfe, die Euch gar nichts nützt, um Euer Geld, um den Schweiß Eurer Arbeit zu betrügen. Der Freund, der Euch diese Zeilen schreibt, hat viel mit Euren Angelegenheiten zu thun, er versichert Euch, bei Allem was ihm heilig ist, daß unzählige Male Bauern bei ihm waren, um ihm um den Stand dieser oder jener Bittschrift zu fragen, für deren Verfassung sie so einem Volksbetrüger 20 und mehr Gulden zahlen mußten, und die noch bis zum heutigen Tage nicht eingereichc worden ist. So wird Euer Vertrauen mißbraucht! Habt Ihr ein Anliegen so wendet Euch nur an die Obrigkeiten und an die Behörden, die zu Eurem Schutze aufgestellt sind. Die Verführer Hetzen Euch gegen Eure Grundobrigkeiten auf. Wißt Ihr wie die Grund o brig keit en und die Un tert Han en entstanden sind? Ich will eS Euch sagen, früher aber will ich Euch eine Frage stellen: Denkt Euch, ein Bauer hätte eine sehr große Hube, mit so vielen Feldern, daß er sie unmöglich alle selber bestellen könnte, was wird er nun thun? Er wird diejenigen Felder, die er nicht selber bestellen kann, verkaufen oder verpachten. Wenn nun Käufer kommen, die kaufen wollen, aber wenig oder gar kein Geld haben, was ist nun zu thun? Der reiche Bauer kennt einige der Käufer als ehrliche Leute, sie haben Kinder und können sie nicht ernähren weil sie arm sind. Der reiche Bauer sagt nun zum Armen: Da gib ich Dir so viel Feld, um diesen oder jenen Preis, und weil Du nicht genug oder gar kein Geld hast, mich zu bezahlen, und weil Du auch nicht leicht die jährlichen Interessen von dem Kaufschillinge zahlen kanst, den Du mir schuldest, so gib mir, so lange bis Du einmal zu Kräften kommst, jährlich einen Theil von deiner Fechsung, und für das klebrige arbeite einen gewissen Theil des Jahres für mich — und die beiden wer¬ den Handelseinig, und beide sind es zufrieden, und das dauert viele Jahre hindurch fort. Wenn nun plötzlich der »rme Bauer, dem der Reiche in seiner Noch geholfen, oder der Pächter sagen würde, ich habe zwar meinen Grund von Dir, ich habe ihn zwar noch nicht bezahlt oder ich bin Dir noch bedungene Leistungen schuldig, aber ich will Dir nichts mehr leisten, und Dir auch den Kaufschilling nicht bezahlen sagt mir ehrlich: wäre dieses Recht? Euer Herz sagt Euch gewiß: Nein! Seht auf diese Art sind Herrschaften und Unterrhancn entstanden. Vor Zeiten waren alle Gründe Eigenthum der Herrschaften. Sie haben Theile davon, an ihre Knechte, oder fremde Leute verkauft, und mit denjenigen, die kein Geld hatten, den Kaufschilling zu bezahlen, haben sie statt dessen: die Zehenten, Robothen und anderen Leistungen verglichen, und die einen blieben die Grundherrn, die andern wurden ihre Unterthanen. Die damaligen Herren und die damaligen ersten Unterthanen sind längst codt, aber ihre Rechte und Pflichten haben sich auf ihre Nachkommen und Nachfolger vererbt, was Euere Vorfahren verglichen, und was sie sich gegen die Grund¬ herren zu leisten verpflichteten, war übrigens viel mehr, als was Ihr heur zu Tage leistet. Viele von Euch leben ja noch, welche den Nachlaß deS Fünftels erfahren, der ehedem nicht bestanden. Wenn Euch nun ein Verführer gegen Eure Grundobrigkeic aufhetzt, und Euch glauben machen will, Ihr könnt mit roher Gewalt, das Recht umwerfen, und sich für diesen Rath noch von Euch bezahlen läßt, betrügt Euch der nicht? Glaubt denn irgend ein Vernünftiger, das Gesetz wird jemals dasjenige Recht nennen, was Unrecht ist? Sagt Jenen, die schwach genug wären, sich vielleicht zu Gewalthaten verführen zu lassen, sagt ihnen: Wißt Ihr denn nicht, daß unsere Regierung Gewaltthaten nicht zu läßt, daß bei uns nur das Recht, das Gesetz spricht, daß unsere Regierung stark genug ist dem Gesetze mit Gewalt Achtung zu verschaffen, daß ihr eine Armee zu Ge- bothe steht, daß sie wenn so Mann nicht genügen, hundert, tausend, zehntausend Mann, und noch viel mehr verwenden kann, und verwenden wird, um dem Gesetze Gehorsam zu erzwingen, sagt ihnen, daß gewaltsamer Wider¬ stand gegen daS Gesetz geraden Weges in das Strafhaus, ja selbst auf den Galgen führt, sagt ihnen, daß Je¬ der, der fremdes Eigenthum beschädigt, dafür den vollen Ersatz leisten muß, daß in einer Stunde ein Schaden ange¬ richtet werden kann, der viele von Euch und ihre Nachkommen um HauS und Hof, an den Bettelstab bringen kann, sagt ihnen, daß, wenn sie öffentliche Urkunden, Grundbücher, Urbarien und so weiter zerstören, wie leider schon geschehen ist, sie sich selbst damit am meisten schaden, weil sie dadurch die Beweise ihres Besitzes und ihrer Rechte vernichten, so daß wenn sie irgend einer von Haus und Hof vertreibt, sie ihre Rechte aus diesen öffentlichen Büchern nicht mehr beweisen können, daß, wenn die Rekrutirung eintcitt, keiner von Euch sich ausweisen kann Grundbesitzer zu sein, daß die incabulirten Ansprüche Eurer Weiber, Eurer Waisen alle gefährdet sind, daß wenn Ihr in Geldverlegenheiten gerathet, kein Unterchan, dessen öffentliche Bücher zerstört sind, Narren finden wird, die ihm Geld leihen. Wer also, als die Unterhalten, verliert durch die Zerstörung der öffentlichen Bücher — und leider die Unschuldigen wie die Schuldigen! O Landsleute! Wer Euch den Rath gibt, nicht von dem Pfade der Rechtlichkeit und Ordnung abzuweichen, der nur ist Euer wahrer Freund, wer Euch aber schlechten Rach ertheitt, wer Euch gegen die Pflich¬ ten eines guten Christen, eines treuen UncerthanS aufwiegelr, dem glaubt nicht, dem folget nicht, den überliefert der Behörde zur Untersuchung und Bestrafung, bald werdet Ihr Euch überzeugen, ob ich Euch wohl gerathen. Ihr aber Gutsbesitzer und herrschaftliche Beamte, seit gütig gegen den treuen ruhigen Unterthan, seid schonend und hülfreich gegen ihn, wann er in Noth geräth, und wenn er sich von den Pflichten, die auf ihm lasten, weil er sie mit seinem Besitze von seinen Vorfahren übernommen, loskaufen will, so behandelt ihn mit Billigkeit, und er¬ leichtert ihm, so viel ihr könnt, die Bedingungen! und ihr Grundherren, überwacht Eure Beamte, oft sind, ohne daß Ihr es wißt, diese hart mit dem Unterhan, und Schuld, daß Euch dieser nicht liebt. Der Kaiser gewährt uns eine Constitution des Vaterlandes! Constitution heißt die Verfassung des Landes. Bisher hat dex Kaiser allein alle Gesetze gegeben. Die österreichische Monarchie ist zu groß, als daß ein Mensch, und der Kaiser ist ja auch ein Mensch, alle die vielen Milionen Unterthanen, ihre Wünsche und Bedürfnisse, uüd was jeden seiner vielen Länder Noch thut, sollte kennen können, er hat also, wie ich Euch schon früher sagte, Gehülfen nöchig, und die waren bei ihm in Wien, und haben darum auch nicht genau gewußt, was in jedem Lande nöchig wäre. Jetzt hat aber unser Kaiser, um die Bedürfnisse der einzelnen Provinzen genau kennen zu lernen, angeordnet, daß aus allen Ländern Männer nach Wien kommen sollen, die die Länder, und was diese brauchen, und was jeder Stand, auch der Eurige, in >edem Lande bedarf, genau kennen. Diese Männer, die aus dem Land selbst gewählt wer¬ den sollen, sollen dem Kaiser künftig helfen, die Gesetze machen, die Steuern bestimmen, die Rechnungen des Staatshaushaltes alle Jahre in Eurem Namen prüfen, und was der Kaiser und diese Männer beschließen wer¬ den, das wird künftig Gesetz seyn. Ihr kennt Euch also denken, daß diese Alle gewiß gute Gesetze geben werden. Bis aber diese neuen Gesetze gegeben werden, gelten unsere jetzigen Gesetze und die jetzigen Steuern genau fort, so hat es der Kaiser befohlen und so muß es sein, sonst hätten wir ja vor der Hand kein Gesetz, und keiner von uns wäre seines Lebens und Eigenthums sicher, wenn Jedermann thun könnte was er wollte. Dieses meine lieben Freunde vom Lande, dieses ist der Wille unseres gnädigen Kaisers, den er uns durch das Patent vom t Z. März 1818 kund gegeben hat. Seid gehorsam gegen Gott, gegen den Kaiser, gegen das Gesetz, dann werdet Ihr würdig sein der Wohlthaten die Euch die neuern Einrichtungen bringen werden, und die Ihr gewiß bald einsehen werdet, wann Ihr sie auch heute noch weniger begreift als die Städter. Allein, macht Euch darum auch keine Hoffnungen die nicht erfüllt werden können. Wenn auch die Nationalgarde in außerordentlichen Fällen, zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung Mit¬ wirken wird, in gewöhnlichen Zeiten wird sie ihren eigenen Geschäften nachgehen müssen, wir leben ja alle von unserer Arbeit. Darum, und um uns gegen auswärtige Feinde zu vertheidigen, braucht die Regierung immer Sol¬ daten, — Behörden, die Recht sprechen, die für die Ruhe und Ordnung wachen, werden immer nothwendig sein, die Straßen werden immer in gutem Stande bleiben müssen, Schulen brauchen wir auch immer, sonst wachsen unsere Kin¬ der in Unwissenheit auf, für Heilung der Kranken muß auch gesorgt werden, kurz alles Gute bleibt, aber alles die¬ ses kostet Geld, und dieses Geld muß durch die Steuern zusammen gebracht werden, und die guten und vernünftigen Männer aus den Provinzen, die dem Kaiser zur Seite stehen werden, können nur sorgen, daß kein Geld unnöthig verwendet werde. Darum glaubt den Verführern oder Dummen nicht, die Euch sagen, es wird künftig keine Steuer mehr sein! sondern habt Vertrauen zu der Regierung die ja Gott eingesetzt hat, und zzz, den Gesetzen die sie geben wird. Und nun meine lieben Freunde nehme ich Abschied von Etzch mir einer Erzählung, die Euch gewiß eben so schmerzen wird, wie sie mich schmerzt. Vor einiger Zeit hatten einige Bauern daS Unglück durch eine Feuersbrunst ihr Hab und Gut zu ver¬ lieren. Sie gingen zu ihren weit entfernten Grundherrn und klagten ihm ihre Roth. Der Grundherr gab ihnen auS seinen Waldungen alles Holz umsonst, daS sic zum Wiederaufbau ihrer Häuser brauchten. Ich möchte Euch auch gerne Futter für Euer Vieh geben sagte er, — aber ich habe Heuer selbst nicht genug, ich gebe Euch dafür Geld, und er gab ihnen viel, den er ist reich und gut, er gab ihnen mehr als ihre grundherrlichen Gaben in vielen Zähren betragen. Vor einigen Tagen kämmen Nachts Räuber in das Schloß jenes Gutsherrn, und plünderten und stahlen und zertrümmerten und verbrannten AlleS, und verbrannten die öffentlichen Bücher, so daß jetzt alle Unterthemen der Herrschaft ihre Rechte nicht mehr aus diesen Büchern beweisen können. Diese Räuber waren nicht Fremde, nicht Arme, die der Hunger zur.Verzweiflung getrieben, nein, es waren lauter Unterthancn deS Grundherrn, die er gewiß gut behandelt, tzenn sie gehören zu den Wohlha- bensten im Lande. Da kamen auch die kürzlich Abgebrannten und Beschenkten herbei gelaufen, was glaubt Ihr warum? Ihr glaubt wohl, sie kamen um den Gutsherrn ihre Dankbarkeit zu beweisen, um sein Eigenthum zu schützen. Nein! sie kamen um zu rauben, zu plündern, sie kamen alS Mordbrenner! Der Hund, wenn Ihr ihn nur Halbweg menschlich behandelt, ist Euch dankbar, beschützt Euch und Euer Haus! Das wilde Thier im Walde würhet nur, wenn eS der Hunger treibt. — Sind diese undankbaren Ungeheuer nicht hundertmal schlechter als wilde Lhiere, die vom Menschen keine Wohlthar empfangen, nicht tausendmal weniger werth als der Hund, der keine Vernunft hat, und dennoch dankbar ist? Zst es nicht eine Schande für uns, daß diese Uebel- thäter unserem Lande angehören? Die Untersuchung hat gleich begonnen, bald werden die Schuldigen in den Händen der Gerechtigkeit sein, und wenn, wie es gesetzlich ist, sie den Schaden ersetzen müssen, den sie angerichtet, so werden sie nach über¬ standener Strafe am Bettelstäbe einsehen, wie sehr sie gefehlt haben, sich von den V o lks a u fw i eg lern ver¬ führen zu lassen, und es ist nur zu beweinen, daß auch ihre unschuldigen Kinder, um der schlechten Väter Willen wer¬ den leiden müssen. Ihr aber die rechtlichen Männer aus den Gemeinden, die sich so schwer versündigten, Zhr deren Rechte be¬ droht sind, steht die Obrigkeit bei, alle Schuldigen, besonders aber diejenigen, die dis Verführer waren, den Händen der Gerechtigkeit zu überliefern — sie würden Euch ja auslachen, wenn Ihr gestraft würdet und sie nicht! Gedruckt bei Jos. Blasnik in Laibach.