Irettag, dm 17. Marz 187t. X. Jahrgang. V,e .Mardurger Snimig" »schtini jeden S-nntag, Mitwoch imd z-iitiig. Preise - silr Marburg: g»n,jShrig S haldijhri, Z si., »ierteliSbrig l fi. 50 kr: für S,iftell«»g ins Ha»« monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljahrig S fi. Insertionßgebithr 6 kr. pr. Zeile. Kunderttausend Hulden jährlich zu ersparen! Marburg, 16. März. Baiern hatte während d Metternichs Pläne. Die Streitfrage jwischkn Baiern uitd Baden in Betreff der Neckarpfalz wurde auch in den Zwanziger und Dreißiger Jahren nicht ausgetragen und endlich von beiden Theilrn vergessen warum denn nicht? Oesterreich zahlte ja pünktlich fort und zahlt noch immer seine hunderttausend lAul-den jährlich, was seit dem l4. April 1816 bis jetzt — also in fünsundfünfzig Javren — ohne Zins die runde Summe von fünf Millionen und sünfmalhundcrttausend Gulden ausmacht. Oeslerriich hatte diesen Bcrtrag als Mitglied des ehemaligen dcutschen Bundes eingegangen und konnte demgemäß auch sein Wort nicht brechen, so lange dieser Bund nicht ausgelöst tvorden. Im Jahre 1866 tvurde aber der alte deutsche Bund zerttümmert. W^-rulN erklärtc Österreich damals nicht, daß es diese Zahlung an Baiern einstelle? Warum schwieg die Aegierung und opferte jährlich hunderttausend Gulden? Warum schwiegen die Abgeordneten, die nach Wien gesandt worden, um die Zntereffen des Volkes zu vertreten? Diese Abgeordneten wußten von der Sache, sie mußten es wiffen — warum haben sie pstichtvidrig gehandclt und den sraglichenPosten nicht aestrichen? — warum nicht? Deutschland hat eilten siegreichen Krieg wider Frankreich geführt ; der Frieden ist geschlossen und ivurde nebst Anderem auch jrneS Gebiet zu Deutschland geschlagen, welchcS Baiern tvahrend der französischen Revolution entriff,n tvorden. Ein neuer deutscher Bund ist entstanden, dessen Mit-glieder auch Baiern und Baden sind, zu dessen Führrr durch den Gang der Ereignisse, durch die Zustimmutlg dks Volkes Picußen beruscn «tiolden. Nicht« ljindcrt Baiern. vom neuen Bunde die alten Gaue zuritckzusordern — nichts därs es uns kümmern, ob diese Fordelun,, gestellt unk' aner-kantU wird . . - das ist eiile intlere Angelegen htit Deutschlands. Wii linlten nur da« Eine fest: die bezügliche Verpflichtilng Oesterreich« ist schvn im Äahre 1866 erloschen — unser Recht, die Z'chlung dieser jährlichen hunderttausend Gulden zu verweigern, unterliegt mindestens von heute an nicht dem leisesten Zweifel. und die Bertheidigungsfähigkeit der Monarchie ln gefährlichster Weise beeinträchtigt seieii. Bis zur Aenderung. beziehiingsweisi^ Ergän-Wollen Regierung^ung der jetzigen Borschriften verlangt dür Erlaß und Abgeordnetenhaus dieses Rechts gedenken — vie genaueste Befolgung der letzteren, macht die wollen Beide sich der leeren Staatskasse, dcs leeren ' ^ Boltssäckels erinnern? Um solche und ähnliche Posten aufzufinden und die Streichung derselben Verlangen zu können, «st. es uothwendig. den Boranschlag, mit größter Genauigkeit ausgearbeitet, nicht allein dem Reichs-rathe vorzulegen, sondern auch und zwar frühzeitig deil Oeffentlichkeit zu übergeben der unböftech-. lich.n Hüterin deS StaatswohleS und deS Volkse rechtes. Erinnern und Rechnen aber sind die untrüg. lichsten Mittel, in den Haushält des Staates eine gedeihliche Ordnung zu bringen. Hin Krtaß des Kriegsministers. Mit kaiserlichem Handschreiben vom20.No-veinber v. 3. wurde der Kricgsminister beauftragt, über jene Wahrnehmungen Bericht zu erstatten, welche bei den Waffenübungen und bei der im oeifloffenen Herbste s^tattgehabten Erhöhung des Standes der Kavallerie, Artillerie und des Fuhrwesens in Bezug auf das Einrücken der etnbe-ruf nen Urlauber und Reservemänuer gewonnen worden. In einer Zuschrift des «riegsministers an den Minister für Landesvertheidigung werden jetzt die Uebelstände hervorgehoben, welche im Allge-meinen dem unregelmäßigen oder aanz unterblie denen Einrücken der Urlauber und Reservemänner zu Grullde liegen; diese Uebelstände find: „1. Mangelhafte, mitunter gar keine Evidenzführung bei deu Gemeindevorstehungen und politischen Behörden; 2. Die Energielofigkeit der Gemeindevor« steher, insbesondere ans dem Lande, tvelche zumeist ihrer Aufgabe nicht gewachsen siild. und die sich auf die mitunter moralisch verkoinmenen Gemeiitdcschreiber verlallen müssen; 3. Mangel der vollen Gewissenhaftigkeit und der nothwendigen Strenge bei d^r Ausstellung der EttlhebungSzeugaifse ^in außerordentlich rück-slchtstvürdigen Familienverhältnissen, dann krank« heitshalber); 4. die häufig vorkommende Ertheilung von Re»s»bewillignngen an die Urlauber und Reser vemänner für längtre Dauer (mitunter ganz ohne Zeitbefchränkung) und ohne genaue Bezeichnung des Reis-zieles; (so werden Reisebewilligungen für den ganzen Bereich der österreichisch ungarischen Monarchie, für ganz Deutschland, für die Schweiz, für die Donaufürstenthümer. für die Türkei u. f. tv. bis zu drei Iahren ertheilt); ü. meistens unterlassene Berslündigutig der militärischen Evidenzbehörden über die bei der Urlauber- und Reservemannschaft vorgekommenen Veränderungen, über ertheilte Rtisebewilligutigen, Uebersiedlungen.Sterbefälle u. s. w." Dem Erlaß zufl>lge hat die Zahl der bei den legten Cinberusungcn zu spat oder gar nicht eingelückten Urlauber. Reservistc« uiid Landwehr-Männer in vielen Bezirken zwat»zig und mehr Perzent betiagen und iverden die strengsten Maß-regeln iu Aussicht gestellt, da slie den Fall ernster Ereignisse die g'öpten Ä^sar^inisse l».stehen, daß die Schlagferiigkeit dcr lieivassneten Macht politischen Behörden für ihre Ämtsführung i^nd für jene der Gemeinden verantlvortlich nnd droht mit rücksichtsloser Behandlung, wenn von S/ite lier Militärbehörden, tvelche das Gebahren der Zivilämter zu überwachen haben. Klage j,esührt würde. „Dieser HZchft bedenkliche Erlaß." schreibt der „Wanderer", „läßt uns ahnen, mit welch' wohlwollenden Augen Bürgermeister und Gemeindeorgane von Seite der Militärbehörden an-gesehen werden, und was das Schicksal der Gemeindeautonomie wäre, tvenn einmal wieder der Säbel zur unumschränkten Herrschaft gel.u'gen sollte. Wir verkennen nicht, baß eine geiviffe Indolenz der Bevölkerung besonders in militärischen Angelegenheiten sich fühlbar macht, allein die Hauptschull» an di.ser wenig ersr,ulichcn ß die persönlichen und materiellen Opfer für Militürzwecke nutzlos seien; man geivöhnte sich, militärischc Einrichtungen und Organisationen mit «inem Mißtrauen zu betrachtet», das im vorhinein überall Unfähigkeit und Egoismus wittert. Und so erntet der Militärstaat jetzt die Fruchte jener Saat, die er selbst gestreut. (Schluß folgt). Zur Geschichte des Hages. Die Reise deS ungarischen Vi i n i-sterpräsident en nach Wien ist noch immer ein Gegenstand verschiedener Auffaffun.,. Während die Einen behaupten, dieselbe düife in gar keine Beziehung zu den „Rcforin n'' der österreichischen Regierung geliraw iv^rSen. versichern die Anderen. e« habe zlvischcn dem Gi^as^n Andrassy uns einigen Flilzrern der föderalistischen (bundesstaatlichen) Partei lier^iti^ eine Verhandlung stattge-fiinden, welche nlier nicht die Entseenung de« !)!eichSkattzlkrl^, sondeii: »inr d,e Unanlaitliarkeit der ungarischeil Rechte ini A>ll einer södeicilisti- scheu Wendu»g der östeireichischen Politik betreffe und wäre demgimäß Andraffy entschlossen, deu Ereignisse» iu Oesterreich gegenüber kin ruhig beobachteadtr Zuschauer zu bleiben. Die Meinung.es werde der aus Elsaß-Loth-ringtn fallende Theil der sranzöfischen Staats-schuld von der Kriegsentschädigung abgerechnet, dürste nach einem Berichte au< Berlrn sich als eine ganz ihrige herausstellen. Diesem Bericht zufolge müßten die fünftausend Millionen Kranken baar gezahlt werden. Der Weith der Eisenbohnen und die Abfindung der Oftbahnge. sellschast würden allerdings besonders gerechnet. Durchaus bestritten wird, daß Preußen ursprünglich zehntausend Millionen gefordert und daß eS auch Ranzig ve»langt habe, wie daS die Freunde des Herrn /khiers verbreiten, um glauben zu machen. daß dieser viel herabgemindert. Bon den zweihundert Millionen. welche die Stadt Paris gezahlt, sowie von der Kriegsbeute hat Baiern bekanntlich ein Achtel erhalten. Daraus war das Gerücht entstanden. Baicru werde auch von den sunftausendMillionen ein Achtel erhalten. So viel ist klar, daß bei der Bertheilung auch die großen Kosten und Leistungen für die Küstenvertheidigung derechnet werden müssen, zu welchen Baiern nicht beigettagen Die Konserenz über die Pontus-srage hat ein klägliches Ende genommen. Der Pariser Beitrag vom Jahre 18ö6 ist aufgehoben Ulld der Pforte das Recht gegeben, auch fremden Kriegsschiffen die Fahrt durch die Dardanellen »u geslotten. Um auch in ernster Zeit heiter zu sein, haben die Großmächte schließlich ein Protokoll unterzeichnet, worin sie versprechen, künftig die Bertrüge zu halten. Bermifcht« Stachrichte«. (Garibaldis Kritik über den deutschfranzösischen Krieg.) Pierantoni in Genua, welcher sich mit Studie» über den franzönsch' deutschen Krieg beschäftigt, hat von Garibaldi einen Brief empfange«, dem wohl noch andere folgen dürften. Dieser ist am 26. Februar geschrieben worden und heißt es darin u. A.: „Es ist gut, wenn sachverständige Leute, wie Sie, sich damit befassen, die Folgerungen uiid Lehren auS dem Kriege zu ziehen, der zwischen den zwei größten miiitärtjchen Nationen Europa s geführt wurde. Ich bin ivie Sie der Meinung, daß die Strategie die Hauptsache bei allen Opera-tionen in großen Kriegen ist. und wenn die Strategie der preußischen Obtileitung großartig dasteht, so war im Bergleiche damit die auf gegnerischer Seite sehr erbärmlich. 3ch ivünschte jedoch, daß man bei den kritischen Bemerkungen, die man über den deutsch-französischen Krieg macht, auf zwei Dinge Rücklicht nehme, die einen besonderen yehler in der französischen Armee bilden. Der erste ist die Begünstigung derjenigen Ansührcr. deren Haupteigenschaft die Servllitär istder Mcite ist der Geist der Antipathie gegen jede freiere Ordnung der Dinge und besonders gegen die Republik, der von den Geistlichen unterltalten wird und sich besonders im Landvolk vorsitidet. aus dem die Armee zum größten Theile zusammengesetzt ist. Der Bauernsohn, der mit Widerstreben aus der Heimat abmaschirte und dem der Geistliche eingetrichtert hatte, die Republik sei daS Reich des Satans, und die Republikaner seien lauter Eztommunieirte und Briganlen. nahm jede Gelegenheit wahr, den Gefahren zu entgehen. Das find die beiden hauptsächlichsten Ursachen jener kolossalen AiiSreißereien in der sranzösischen Armee, besonders von Seiten der Mobilen und Mobilisirten; unter den Freischütz,ii, die auS ge-bildeten und von den Geistlichen unabhängigen jungen Leute» bestehen, kommt dergltichen nicht vor. Italien möge an diesern Beispiele lernen, venu eS hat, da es seither sür eine Filiale des napoleonischen Kaiserreiches galt, alle Lasier und Gebrechen desselben." (Ein sranzösischer Denker über „die preußische Raee"). PhilareteChaSlcS, so berichtet der „GauloiS", eröffnete am 8. März im „Kollege de France'^ vor einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft seine Borträge „über die preußische Raee". Der beliebte Professor hatte in seinein Aussehen sehr gealtert; er laS seinen Bortrag vom Manuskripte ab. Bei all> die Pfarrkirche zu Ponigl eingebrochen und Ä. fi. aus der Opferkasse. 6 fi. aus einem Verschluß in der Sakristei, und 6 Altartücher gestohlen. (Todesfall.) Zwischen Prageihof und Kerschbach fiel am 13. d. M. ein Wächter vou einem Bahnwagon herab und blieb augenblicklich todt. Bei einiger Bor ficht des Betreffenden wäre die» Unglück Nicht eefolgt. (Schadenfeuer.) Am 14. März Bor-miitag 10 Uhr gerieth daS Lalpetermagazin der Frau Stampfl zu Feistritz bei Lembach in Broad. Dieses Magazin defindet sich mitten zwischen zwei Pulverstampfen, welche dreißig Klafter von einander entfernt sind. Da in jeder Stampse acht Zentner Pulver lagen, so «vuchS die Gefahr von Minule zu Minute. Dem Sohne der Eigenthü-merin, Hei rn Anton Stampfl und acht Arbeitern verdankt man die Rettung. Mit kaltblütiger Ent- schlossenheit stieg er auf das Dach der tinen Stampfe, ein Arbeiter tlettert^ auf das andere und die übrigen alle trugen Wasser zu. Durch unermüdliches Beftießea der Dächer gelang es, das WeiterAreifen der glammen und damit furcht bares Unglück zu verhüten. (Evangelische Äemein^ e.) Sonntag den I9. März wird die gastenpredigt Nachmittag 4 Ubr ftatlfinden. lLe hrerschule.) Die Direktion der Lehrerschule ist vom Ministerium des Unterrichtes aufgsfordert worden, auf einen möglichst zaljlreichen Besuch dieser Bildungsanstalt liinzuwirken. »-tzt« Vpst Die Negterung hat das v»rb»t der Waff-«a«sf»hr aufgehoben I« »ngartsche« Abgeordnetenhause stellte Z»lm4 Schwarj a« den «»ltuSmiiitster die Krage, »b «nd inwieferue er gegen die ver rNndiguna der Lehre von der pSpstlicken Un fehlvarkett das Reebt der kt^nigllche« Seneh «tg««g geltend «acheu wolle. Die eidgenöffische« Trnppen haben Altrich wieder »erlassen. Eitsgesandt. Herr« Alois Hobacher in Marburg. Nicht ge»g. daß Sie sich weder bei mir. «och bei meiner Ehegattin entschuldigt haben wegen des beschimpfenden Borwurfes gege» lktz« tere. — Sie haben auch, seitdem Sie von der Unschuld derselben überzeugt sein mußten, dennoch vor Zeugen sich geäußert, daß Sie noch immer Verdacht haben. Diese Behauptung nöthigt mich. Sie gerichtlich zu belangen, um endlich die Ehre Meiner Gatti» lvirtsum zu schüren. Marburg. IL. März 1871. Kranz «ottliauer. Schloffermeister. Wom Nüchertifch. ..Off«««- vifir. (Zeitgedichte vo» Friedrich Kraffee, Arzt in Hermannstadt. Hamburg bei Otto Meißner.) Der Bkrfaffer ist den Lesern der „Freiheit" rühmlichst bekannt. Das Bandchen Gedichte, welches obigen Dtel sührt. müssen wir al» ein treffliches Erzeugniß der neuesten politischen Poesie begrüßen — der einzigen, die in unseren stürm -b»»vcg»en.Tapen ^u gedeihen vermag. Namentlich sind es Fragen der inneren Politik, welche darin zur Behandlung kommen. D,r getvaltige. freiheitglühende Zorn über unser Elend findet in den Gedichten Krassers ebenso Ausdruck, ivie der Spott auf die politische Heuchelei. Scheinheilig-kelt und Halbheit, die unser öffentliches Leben vergiften und dm Aufschwung der Freiheit hemmen. Wir bedauern, daß der beschränkte Raum uns nicht gestattet, viele Proben Mitzutheilen — als Beispiel mögen folgende Zeilen dienen: Freiheit schrei'n im Ehor die Völker. Freiheit tönt's durch alle Welt — Schallt's empor zu HimmelShöli^n. Hallt'S zurück vom Sternenzelt. Freiheit fingen die Poeten Am begeisttrungSvollen Wahn, Ja sogar die Herren Minister Faseln von der freien Bahn. Freiheit will der Staat, die Kirche. Freie Konstitution Schreit der Bürger, schreit der Bauer. Und „versprochen" Hat'S der Thron Ja, ein Bure.,utrat gestand mir. Daß kr netillch hirnvcrrückt. Irgend was von Freiheit träumte. Als ihn Nachts der Alp gedrückt. O sprecht mir nicht von Glücklichen und Frohen. Der Menschheit große Masie »oar eS nicht — Es sanken ihre edelsten Heroen Durch Scheiterh^msen. Kreuz und Hochgericht . Die Ben'gen aber, die sich ivohl>^emuthet DeS Lkben» freuten, hatten wohl kein Herz. Sonst Hütten Sie gelitten und geblutet Bei ihier Brüder ungeheirem Schmerz. sin Maskenball. von Z. Temme. „Sind auch Schneider hier?" fragte der Herr don Arnheim den Herrn von VolfSberg. „Still!" sagte der kleine Lieutenant ; der alte Herr scheint noch mehr zu wiffen." Der «ehr. alte Herr wußte in der That noch .Und haben Sie ihre« Schmuck schon ge sehen?" fuhr er zn den Herreu fort, mit denen er leise sprach. „Das kostbare Ohrgehänge! Dieses reiche Armband! Wie die Steine blißen!" Hier aber wollte Einer anderer Meinung sein. „Hm. man hat jetzt viel falsches Gold. Und was die Steine betrifft, so wette ich. daß in diesem Saale mehr nachgemachte, als echte sind." „Aber diese find echt." sprach ein Dritter mit der Stimme eines KennerS. „Und daS Sold ist vom feinsten." Ein Vierter mischte sich in das Gespräch. Auch der würdige alte Ritter mit dem gekrümmte» Rücken hatte sich in den Kreis der Bewunderer der schönen Wahrsagerin ziehen laffen. „Ich kann Sie versichern, meine Herren." sagte er. „daß Gold und Steine echt find." „U»d woher wißt Ihr das. Heir Ritter? Kennt Ihr die Dame? Die Dame nicht, aber die Sachen. Habe ich fie doch selbst gestern Morgen für meine Frau kauien wollen. Aber sie waren schon verkauft, und habe ich müffen andere nehmen." „Ein Jude, der muß eS wissen," flüsterte Einer dem Zweifler in das Ohr. „Ja, ja." sagte der Zweifler, „und eS ist der reiche Rosenstein, der weiß es." „Sie zweiseln also nicht mehr? „Nein. Aber um so räthselhafter bleibt es mir, wer die Dame sein könnte. Ich kenne doch alle Schönheiten der befferen Geselljchast hier. Und unsere beffere Gesellschaft hat viele Schönheiten eben nicht aufzuweisen." „Kennt fie denn Niemand? „Kein Mensch hat eine Ahnung. Sie war erst so eben gekommen, nnd zwar ganz nllein." „Teufel." sagte der kleine Herr vo» Wolsi-berg zn Herrn von Arnheim, „jetzt iveiß ich. wer sie ist. Es ist die Potocka " „Bei Gott! Nur die kann eS sein! Aber schweig! Wir behalttn eS sür uns und beobach» ten weiter." Aeuillet»«. Sie schwiegen und beobachteten weiter, und wenn sie auch nur Weniges hörten, so sahen sie doch Manches, was fie nachher zu wichtigen Zeugen sür die tpäteren. folgenschweren Ereignisse des Abends machte. — Der alte Invalide mit dem Stelzfuße und dem Leierkasten hatte die schöne Wahrsagerin nicht gesehen. Sie war aber hinter ihm, und folgte ihm. Er hatte nur Augen sür die eingetretene Familie Rosenstein, die vor ihm war, und in der Familie Rosenstein nur sür die Gouvernante, die von Berthold Rosenstein gesührt wurde. Er nahte sich ihr. Sie hatte ihn gesehen, doch achtete sie nicht weiter aus ihn, denn sie hatte keine Ahnung, wer er sei. Da hörte fie au ihrem Ohre eine bekannte Stimme. „Marianne!" flüsterte leise diese Stimme. Sie fuhr erschrocken auf. ebenso auch an ihrem Alme ihr Begleiter, Berthold Rosenstein. . „Marianne. Sie kennen mich?" fragte die Stimme. ..Herr —Sie sprach doch den Namen Stlleu nicht aus — fie konnte sich irre». „Herr Leo!" sagte sie. „Marianne, ich muß Sie spreche.! Jctztl Die Zeit drängt Mich. Können Sie mir Ihren Arm geben, den alten, lahmen Invaliden sühren?" Sie wollte zweiftlhast auf ihren Begleiter blicken. Bertbold Rosenstein hatte die Worte deS Engländers halb gehör», halb errathen. Er hatte den Arm seiner Begleiterin schon losgelassen und wollte sich zurückzieyen. „Aber Sie bleiben in der Nähe?" bat sie ihn. „Wenn Sie eS tvünschen." „Ich bitte Sie darnm." Sie nahm den Arm deS Invaliden. iSl ging mit ihr tiefer in daS Getvühl deS SaaleS hinein. Än dem tiefsten Geivühle wurde,» sie am wenigsten beobachtet, am wenigsten gehört Ber-thold Rosenstein folgte ihnen. Auch noch Jemand »vollte ihnen solgeu. Die schöne Wahrsager, l hatte eben so lvenig aus ihre Bewunderer und 5 riumphe geachtet, al» der Herr Sillen sie wahrj^enommen hatte. Sie mußte ihn an irgend etwas halb, mehr als halb krtanltt haben; sie mußte ihrer Sache g'Uiz ge wlß scin. Da sah sie die Flimilie Rosenstein. Diese erkannte sie, wie die Anderen sie erktinnten. Sie sah den Invaliden aus die Familie zugehen, sich der Gouvernante nahen, ihr ein Wort inS Ohr flüstern, fie sah die Gouvernante; sie er- schrak. Sie erkaiinte auch den Invaliden ganz sie hatte keinen Zweifel mehr Sie wollte ihnen Beiden folgen, als sie tiefer in den Saal hineingingen. Sie ivurde jetzt aber durch den KreiS ihrer Bewunderer aufgehalten, da alte »vie junge Herren ihre Anbeter gewesen waren. „Schöne Wahrsagerin, prophezeihen Sie mir mein Gestick." Es war ein alter Herr, der darum b.tt. ^Sie tverden der glücklichste Mensch werden." antlvortete ihm die Wahisagerin. „O. schöne Wahrsagerin," jaate der alte Herr, „duNn müßte ich den Glanz Ihrer Au^zen schauen" „Der Glanz würde Sie verblenden. Mkin Herr." „Aber mich nicht, schöne Wahrsagerin." drängte fich ein Anderer vor. Es ivar auch ein alter Herr, der Hkrr David Rosenstein in der Rittermaske. „Euch, edler Ritter," erwide-te ihm die Wahrsagerin, „würde es Eure beiden Augen ganz und gar kosten." „Gotts Wunder, ivic iväre das möglich?" meinte der Herr Rosenstein. „Schaut Euch um. Herr Ritter!" Er sah sich um. Hinter ihm stand seine Gemahlin. S»e hatte die Hände erhoben, als ivenn fie ihm die beiden Augen auskragen wolle. Drr edle Ritter wich entsetzt zurück, und die Anderen lachten. Die Wahis.^gerin wollte entweichen. Sie halte die alten Herren von sich abschütteln können; aber sie hatte nicht an zwei junge Lieutenants gedacht. Die Herren von Arnheim und von Wolfs-berg vertraten ihr den Weg. „Halt! ivir müssen unser Schicksal noch von Ihnen erfahren, schöne Wciljrsagerin." „Ziehen Sie die Handschuhe aus, meine Herren Lieutenants." sagte die Dame. „Aber wir sind ja Möache. holde Maske." „Ziehen Sie nur auS. meine Herren! „An drr rechten oder an der llnken Hand?" „Wer ein H rz hat. zieht den linken Handschuh aus. Bei Anderen ist rS gleichgilti,,." ^^ie zogen beide den linken Handschuh aus. Der Herr von Arnheim hielt ihr dann seine Hand hin. Forlskpung ftilgt. MsA'r's "" Kitlil' > KIiilskiiiizmMlliee VON i^nvrlcaimt uu8Aei:eil!lmetvr >VirIcung I)ei u. KI^LinatisinuZ, ellrou. liaut-ausseliläKön, ofteuen VVuvävu ete. äi686r so^olil äuret» äie überra-8ek6väell Litolxo al8 auol^ 6ur<:1i seiuen liiUiAen ?rei8 alle äluilietien Lr2eugni88e üderÜüKelt, so (?a88 er niekt our m Lteiermarlt, sondern auek in 6en anßrän-2enäen I^änäern einen grossen unä gewiss aueli dsKriinäetSn Kut' erlantzt^ I,at. « VUvckvi'I»aI»aiii. !?ur scliuellen I^inäerunßäerott sekr l^ettigen Zielitisclien, rlieulliat. uuä nervösen Lelimeiiiou i8t äer 61iöäer-iialsam als I^inreil)UNK einsetir beväl^rtes uuä nielit ßövUA üu seliäti?encies I^nterstiitziunzsmittvI. ?reis eines ?a(^. Mees Kl) u. 48 Icr., einer k'lasclie Kljeäerdalsaw's KO kr. ^ »««pl- unö VerÄnilimi;« vep«t svr bei A. E. «letnschuster. Beim Gute Jahringhof sind 1Ü000 Mosler und 4000 schwarze Zimulttraube, 2jähr. Reben k 14 fl. pr. 1000 zu ver kaufen. ,i«o) Zahl 137. l4S LizitationS Ausschreibung, Die Umltstuns^ der Straße über dkn Schu-scheqhüsitl NN dcr St. Georqenrr Bezirksstraße 1. Klasse in der Gemeinde Jedlonegg wird Nlit einem AuSrufspreise von 6910 fl. 2 kr. im Mi-nuendolizilntionSlvesit hinlangktiebrn und wird die d'essällitte Verhandlunt^ auf Donnerstag den A. April l. I. Vormiltaj^ 10 Uhr in der hie-siqen Amtskanzlei anberaumt. Lei dieser Lizitationsverhandlunt^ «verden auch Osfeit« ani^cnommrn. wenn sie vor Btj^inn der Berhaudlunst d.r Lizitationskommission schritt-lich, veisiej^elt und jtksttMpklt iil)si,^kbcn werden und mit dem Vadium der Anbotsummc in bnarem Gelde. Spaikasstbücheln oder iu Staats-papicren nach den Kourewertlie verschen sind. Pläne, VorauSMiche. Kosteniiberschlät^e, dann allt^rmkine und spezielle Vaubedin^luisse llegrn in der liissigci, Amtskanzlei zur E'nsicht auf. Bezilksant^schuß Marburg cim 8. März 1871. Dt» Olimannsttllvt'rtrtler: Heini ich Gasteiger. GroppenMbklitlitt« I.08k«l Iirgkli ZialenDl^sung für die niichsten Ziehungen, am SM l. lS. l.S^lS.^uni. Gleich nach Erlaa dcr ersten 9iate und wahrend der Abziiylnng spielt man A»U2 aUein »vt «Uo Vroffer der in der Grnppe verzeichneten Lose und erhnlt diese sukzessive nach den Äestimmungeu des RmendriefeS ausgefolgt. Ma« gelangt daher schon wihrend der Ab-zahlnng in den Aeßh von Original-Losen. t Kredit'LvS, Ziehung 1. April. !Brau,ischweiger-Lo». Zielinng I. MtN. Mrnnn, j^udolplj.Loö, Ziehung I. April. "" ^Sachseu-Meiningeti-Los, Ziehung 1. Juli. , volleinqezahlte» Kr. 4l10.Tilrren.Lo«, ^ Zieluing 1. April. 15. .«io.lLV Zweite Gruppe 18V4er Los, Ziehnng 1k. April, fl. 50 nng. Prämien-Los. Ziehg. 15. Mai. StaniSlaN'Lo». Ziehuug 15. Juni, i Keglevich-Lo», Ziehung 1. Mai. Drittt» ^ Küustel lggger LoS, Ziehung 1. Juni. 2^'1664cr LoS, Ziehung 15. April. Grnppe ^ Rudolph'LoS. Ziehung 1. April. Jährlich spielt man in mel^r als k'it Ziehungen ans Haupttreffer von kder eine Ilillivn. Je eine obiger Gruppen verkaufe ich bei einer ersten Rate von nur fl. 10 und wrileren 26 monatlichen Raten a fl. 10. Stempel ein« für allemal pr. Grnpve 2 fi. üs kr. Ille ii» Veftermch nikirenden Lose werden sowohl titeln, als anch in beliedig zvsamme«' gestellten Kröppen billigst aus «aten verkaust. Dlinkhaiis W'üi'st, 4. Märjl87I. Wien, StephanSplatz. ^139 Zu verkanfen: E n (Hiskasten 500 Ckntner Heu und Grummet. Austilnste hierüber werden im Comp!vir dieses Vlattes ertheilt. Ein großes Gewölb mit Portal, nebst Magazin und Keller, skr jedes Geschäft geeignrt. ist in der Draugaffe zu vermiethen. sowie mehrere HMttkniinxs». Auzufrastkn im Hl,usc Nr. 80. slS6 I>erren»r»t. LZ'^S ___^ ^ .Zi L ^ --V'v.S ^ s V a .. a 0 K"« L . L H s--N K. e» « s iS ^ -SF« ZZ (4g Für Einheimische und Fremde s>ie Kr'ttsstLA unä llsrröMÄävr- Ulsilsrlilji« von tlois kioävr ii» Wl»rl»nix, Ecke drr Herren- und ^ Nr. U2. Vil»ttr-Prle?»t von „ Hosen von Sch»vl?r?e Hosen vou Eilet von . . . Iagd-Nölt e von . 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