L a i b a ch e r Wochenblatt z u m Nutzen und Vergnügen. Nro. 22. Fre'ytag den It. May l3»6. Türkische Gerechtigkeitspfiege. ^v. Mayer erzählt in seiner Neise nach Jerusalem einige merkwürdige Beyspiele von türkischer Poljzey Es ist hierbei) besonders der Unters, ied in Hinsicht auf Europa bemerkbar. Wenn bey uns ein Gouvemeur :c. einzieht, iß das erste Geschäft, daß ch:n die Reichen und Vor-, Uchmen ih.e Aufwartung machen und dergleichen. In der Turkey beschäftigt er sick znevst mit dcn Zustano des Gemeinwesen.'. So gieng der Pas.-a von Sa-lontchi, Z Tage nacl> ftinern Einzug verkleidet ducch die schmutzigen Strassen der Staot, u)id untersuchte Waaren und Gewichts. Unter andern kaufte er von einem Juden Tvauben, das Gewicht war um mehrere Drachen zu leicht; augenblicklich erhielt er 500 StockschläZe auf die Fußsohlen für den Betrug. Einem Metzger ward dieselbe Strafe zu Thnl. Zwey Tage später waren die Preise von Brod auf die Hälfte, und v'e von Butter, Eyer, Früchten:c ebenfalls bedeu-. tend tzerabgegcmgen. „Einige Tage vor meiner Abreise, sagt Hr. Mayer kam um Mittag ein Bekannter mit der Nachricht in's Haus: „Der Pascha habe wieder Revue gehalten, und hin und wieder sehs man die Ergebnisse davon; unter andern gleich eines in der benachbarten Gasse." Ich rannte schnell nach dem bestimmten Orte; da war ein Bäckerladen ganz leer, aber an einem großen Pfosten stand der Eigenthümer dessen - em Grieche — mit auf den Rücken ^bundenen Händen, angenagelt durcbs Ohr mit Fingerdickem Nagel, und in den Pfosten hineingeschlagen, so ho"' , daß er auf den Zchenstehen mußte, um nicht das Ohr im Stich zu lassen. Spätechin wind chm ein Block unter die Fuße gegeben , daß er ekvas weniger unbequem zu stehen kam ; die entblößte Bl-ust und das ganze Gesicht waren mit Homawasse überstrichen, so daß Fliegen und Insekten sich dem Tausend nach darauf setzten; das Gesicht war gegen die heissen Sonnenstrahlen gerichtet, und schon dieß allein , ohne sich um ein Haar regen zu können, gieng statt einer Tortur ; das Blut träufelte herunter. Ich' hörte von den Umstehenden äussern : „der Mann -Habs von Gliick z« reden. „Ich dachte mir alles Mögliche seiner Lage, und könn, te, angenagelt an die Waüd,halb gebraten von der Sonnenhitze, und von Fliegen und Wespen halb zerrissen, blutwenig Gluck sinden! „Ja," gaö man mir Aufschluß, „wenn der Pascha nicht so gütig wäre, so läge schon lange der Kopf voc seinen Faßen." Das Gewicht des Brodes war wieder nicht in Ordnung. Zwey anders Bäcker hatten denselben Tag aus den nämlichen Gründen, die gleiche Strafe auszustehen ; so ein dritter, weil das Brod nicht genug gebacken war, und also mehr «n Gewicht hielt, als es, gehörig ausgebacken , gehabt haben würde Die Leute blieben so angenagelt bis zum Sonnenuntergang. Ob der Laden der Plünderung Preis gegeben, oder ob die Leute des Bäckers Alles ausgeräumt hatten, weiß ich nicht" „Ich muß noch bemerken, daß der Zuschauer sehr wenig waren, und unter diesen beobachtete ich keinen Türken Die Vorübergehenden hielten sich kaum einen Augenblick auf, und gingen ihres W-ges weiter. Sey es nun Gewohnheit dieser Sache, oder weniger Neugierde, oder, weil sie es nicht für anständig halten, lange zu gaffm - kurz, es ist hierin eine große Verschiedenheit gegen das Gedränge das bey Pl'cmgerausstehllN^'n , und andern ähnlichen Anläff.'N bcy uns Statt findet" Züge besonderer Einfalt. Ein Bauernjunge brachte ein Kalb in die Stadt, welches sich so I'ehr, sträubte, daß er es mit beiden Handen fest halten mußte, und so vor keinem Vorübergehenden den Hut ziehen konnte. Ein Landprediger begegnete ihm zu Pferde. „Du Grobian, rief er, siehst du nicht, wer dir begegnet? Kannst ou nicht den Hut abnehmen? ^ — „Bleich, H-rr Pfarrer, erwiederte der l^ung , steigt nur erst ab, u.ld haltet mir ind^s n mm Kalb.,, „Kerl, sagte ein E el-tl^tN! zu seinem K tsch-c, der ihn am Rande eines ge-fahrlich.'N Al>ha!lg^s fuhr, worunter ein reissenoer Fluß w-n-, wirfst du mich hinunter , so prügle ich dich, daß du das Ausstehen verglßt." —„Herr, sprach der Kutscher, wenn Sie das thun, so lauf ich aus dem Dienste." Ein Handwerksgeselle sollte nach den Znnftgesetzen aufdrei Jahrs in die Fremde reisen, konnte sich aber nicht dazu entschließen. Er wurde daher mit seinem Mister einig , daß er diese Jahre über in dessen oberem Stockwerke verborgen arbsi« ten und sich nachher für cpreisc ausgeben sollte, welches sich der Meister gefallen ließ, und das eine Z.itlang recht gut von Sratten qing. Eilns Tages aber, als des Gesellen'Bruder auf der Gass^ Pri'igel bekam , sah der Versteckte von seinem WlNs kel her eine Wüle zu ; endlich aber konnte er's nicht langer ertragen; sonder» rief zum Fenster hinaus: „O du gewalt-thätiger Schurke , wenn ich nur nicht in der Fcemve wäre: so wollt ich bald hinunter kommen, und dlch abweisen!" Beschreibung der Baumwollengarn-Färberey m Griechenland. Einer der vorzüglichsten Ansfuhrsar-tikel GriechenlandeZ ist die Baumwolle, und fast die emzige bedeutende Fabrikar-beit ist die Verarbeitung derfeioen, zu Bettdecken, Matratzen, Zeugen :c Nach B:aujouv werden jährlich in Griechenland 20,000 Ballen Baumwolle verarlmret, wo- von der zehnte Theil in den Fabnren 5 von groben Tälern zu Galonichl, eben 3 so vle! iü d.n Badetächerwebereyen zu < KavaV:na, 1200 Ballen in Drama und e ewn so viel in den Deckenwebereyen zu t Seros. ^ Die meiste gesponnene Baumwolle wird c jedoch in Turnavas, einer kleinen Stadt ^ in Thezsakon, drcy Stunden nordwestlich ^ von Lanssa , verbraucht Die Fabriken zu 1 Tllmay allein diese Excremente enthalten bekanntermaßen eine Menge von flüchtigem - Alkali, das die Eigenschaft hat, die rothe . Farbe zu erhöhen Wahrscheinlicher Weise l hat daher das türkische Roth Hauptsach? 5 lich diesem Ingredienz seine L bhaftigkeit » und seinen Glanz zu verdanken ; so viel , ist wenigstens gcwiß, daß man auch den türkischen Saffian m»t Hnndsmist zu- - bereitet, woil mangelnd?« hat, daß die Far-s be durch ihn erhöht wird. .t Auf das M stbad folgt die Galläpfel« l, färbe Man wnft nämlich dls Baum-n wollein laues Wisser, worin fünf OlM le fein zerstoßene Galläpfel sind. Dies« s Operation macht die Baumwolle ge- schicktsr , sich mit dsn Farben zu sattigen , ?md gubt diesen mehr Festigkeit "und Körper. Hierauf folgt die Alaunbereitung , die dann besteht, daß die Baumwolle zwey-mal in einem Zwischenraume von zwey Tagen in ein Wasser gelegt wird, worin fünf Oken Alaun uud fü"fOken Wasser, «nd eine von der Sode alkalisirte Lauge gemischt sind. Diese Operation muß «nit Sorgfalt behandelt werden, denn durch sie wird eigentlich der Farbestoss »nit der Baumwolle verbunden , und gegen die zerstörende Wirkung der Luft gesichert. Wenn das Garn zum zweyten Mal aus diesem Bade kommt, so wird es ausgerungen, und in einem Gack von ' dünner Leinwand in fließendes Wasser gelegt. Nach allen diesen Operationen wird ^ endlich zum Farben geschritten, und die ^ Farbe ausfolgende Ait zubereitet Man ! thut in einen Kessel hundert Oken Wasser ! tmd fünf und dreiß'g Oken Alyzari , ! oder Färberröthe. Diese wird vorher ge- ' pulvert, und nnt Ochsen s oder Schafblut < übergössen. Durch das Blut wird die ! Farbe verstärkt, und je nachdem man sie 1 heller oder dunkler haben will, wird z mehr oder weniger Blut darüber gegossen. 1 Unter dem Assel wird beständig ein ! Mäßig starkes Feuer unterhalten, und 3 wenn die Mischung gährt und anfängt , heiß zu werden, so taucht man das Garn nach und nach hinein, damit die Hitze