K Neue Post-Merkur auf das Jahr 1828. Seinen Hohen Gönnern gewidmet von Leopold Erndl, kais. köuigl. Ober» Postamts Briefträger. Laibach. Neujahr s-Lied ^)ch wünsche heute jedem Stand, Vom Großen bis zum Kleinen, Daß auch dem ganzen Krainerland Stets Segen möge scheinen; Daß Keinem es an Glücke fehlt; Daß alles frohe Tage zählt; So wird wohl Niemand weinen. Gesundheit, du das erste LooS, Von allen Glückesgabcn, Gib Keinen einer Krankheit bloS, Und laß uns spät begraben! Doch, daß uns auch der Doctor dankt, Soll er für Jeden, der nicht krankt. Ein Faß Zechinen haben. O Fräulein Glück, sey Jedem feil. Und bleibe bey uns wohnen; Gib Jedem zehenfach seinen Theil, Den Bettlern, wie den Kronen. Wir Alle, Alle brauchen viel. Gib Jedem, was er haben will. So wird dich Dank belohnen. * 4 Jag' deinen Feind, das Unglück, fort. Verbann' ihn auf den Schocket, Und schütte dann auf jeden Ort Den vollen goldnen Säckel; Gib Jedem, den im Kälten friert , ' Sobald er morgen munter wird. Ein warmes Winterröckel. Laß uns dies liebe neue Jahr In diesen Fasching tanzen. Mach' unsrer alle Wünsche wahr. Füll' alle leere Ranzen. Bewahre uns auf künft'ge Zeit, Für Schauer, Brand und Herzenleid Für Hungersnoth und Wanzen. ES blühe unser Adclstand, Die Feder, und der Degck , Die Handlung, und daS ganze Land , In Wohlfahrt und Vermögen: Des Vaters halber, der uns schützt. Und auf den Thron der Ahnen sitzt Erbitten wir den Segen! Frisch eingeschenkt l cs lebe hoch Das Volk in allen Gassen! Getrost, der alte Gott lebt noch . Und hat uns nie verlassen. Auf ihn vertraut, frey durch die Welt, Bon Sorgen frey mit baarem Geld, Kann sich der Weise fassen. — L Prinz Bachus schenkt uns Edlen em. Las; 2lcpfeln sich versteinern ! Gib Radkersburg-und Sauritsch-Wein, Halb Wasser sür die Kleinern. Bcrspende, was Niederschöckl macht, Den Trunk des Mostes ausgcdacht. Den Lumpen und Zigeunern. Scy Eeres, unsrer Erndte hold, Beglüch' die Bauersleute! Denn volle Achren wagen Gold, Und sind der Lander Freude. Gib unsrem arbeitsvollen Pflug Korn, Waizcn, Haber, Sterz genug. Und fettes Gras zur Weide. O liebes, gutes, neucS Jahr, Ich bitt' um deinen Segen; Bekehr' der bösen Männcrschaar, Der frommen Weiber wegen! Schütz' unsre liebe Weiberlcin, Für Märzenluft und Sonnenschein, Für Runzeln und für Regen. O liebes, gutes, neues Jahr', Ich bitt' um deinen Segen! Bekehr' der bösen Weiberschaar, Der frommen Männer wegen. Gib Jedem, der in Furcht jetzt stand. Nur Haselstauden in die Hand, Sein Schatzerl abjufcgcn. 6 O liebeS, guteL neuer Jahr, Nur noch um einen Segen! Mach' schöner Mädchen Wünsche wahr. Der schweren Kranzes wegen. Gib jeder einen lieben Mann, Und thu' die Stutzer in den Bann , Die nur zu foppen pflegen. Es war einmal — — Ey daß dich doch ! Bald hält' ich's gar erzählet: Das liebe Trinkgeld mangelt noch. Das meinem Liede fehlet. Zu fordern schickt sich's nicht für mich, . Zu nehmen aber sicherlich, Was jeder Gönner wählet. 7 Korrespondenz des Briefträgers. Lieber Collega! ^u einer Zeit, wo Alles über ein segenreichrs Jahr jubelt, sind wir arme Briefträger sammt Zugehör die Einzigen , die die gegenwärtige Zeit theils schon in eine mißliche Lage ge¬ bracht hat, theils noch mehr zu bringen drohet. Ich mag meinen hohen Gönnern in meinem Neujahrsbüchet noch so deutlich zu verstehen geben, was ich will, die Wenigsten wollen es verstehen. Du, bester Collega, bist ein ausgelernter, alterPracticus, du könntest mir wohl einige deiner Kniffe und Pfiffe an¬ geben, wie ich das Geld aus den Taschen mei¬ ner Gönner in die meinige locken könnte. Ohne deine Hilfe, Freundchen, müßte ich mich so weit einschranken, daß ich höchstens 5 Maß Wein täglich trinken könnte, wo ich es sonst auf io gebracht zu haben, mich rühmen kann. Vom neuen Jahr will man schon nichts mehr wissen, und diese löbliche alte Gewohn¬ heit gar aus der Mode bringen. Ja du lie¬ ber Gott! dieses Jahr wird es g-ar erbärmlich aussehen. Die Mädchen unserer Zeit wollen nicht mehr alte Männer heirathen, wo doch mancher Kreutzer für unser einen durch Bestel¬ lung ihrer heimlichen Liebesbriefchen zu verdie¬ nen war, und wenn es auch zufällig geschieht, — L — so wollen sie zwar die Briefe so geheim als möglich haben, aber in die Taschen fallt nichts. Ich habe mir aber fest vorgenommen, derglei¬ chen Korrespondenzen, wenn mir nichts in die Hand gedrückt wird, stets an Herrn Gemahl zu bestellen, denn wer seine Brief geheim ha¬ benwill, muß doppeltesPorto zahlen, umsonst kann man wohl nicht begehren, daß ein gewis¬ senhafter Briefträger auf eine gewisse Art Mit¬ schuldiger eines Betrugs wird ? Von den Ehemännern die zu einer gewis¬ sen Bruderschaft gehören, und deren Frauen in der guten alten Zeit gegen Briefträger so rai- sonabel waren, will ich gar nichts sagen, weil wir zwei), lieber Collega, eine so ziemlich eminente Würde dabey zu begleiten die Ehre haben, so zwar, daß unsere Weiber, wenn es noch andere Briefträger geben würde, bedeu¬ tende Stützen derselben durch Bezahlung des doppelten Porto seyn möchten. Die Liebesbriefe die sonst auch was ein¬ getragen haben, werden immer seltner, unsere jungen Herren sind entweder nicht mehr ver¬ liebt, oder sie bestellen die Liebesbriefe selbst. Eines wie das andere ist für unser einen ein unangenehmer Umstand. Mit einem Worte, wenn du mir nicht hilfst, liebes Freundchen, so muß ich auf die letzt Wasser trinken oder gar vor Durst sterben. 9 — Schreiben einer Witwe an den Briefträger. Nachdem der Herr zum neuen Jahr ein Büchelchen drucken laßt, so ersuche ich densel¬ ben, nachstehende Nachricht darin aufzuneh¬ men. Ich hatte sie frcylich in eine Zeitung, oder in ein gelehrtes Journal emrücken las¬ sen können, allein erwägend, daß unsere jun¬ gen Herren für dergleichen gelehrtes Geschmier kein Geld ausgeben wollen, der Herr hinge¬ gen sein Büchel Armi8 vertheilt, habe ich die¬ se Gelegenheit für vortheilhaft gefunden mein Anliegen hiemit der jungen Welt bekannt zu machen, wie folgt: Vor Z Tagen bin ich schon wieder mit meinem Anbether zerfallen. Er ist' ein uner¬ träglicher Mensch, denn dieß lst das Z66ste Mahl, daß ich seit Z Monathen mit ihm zank¬ te. Dießmahl aber, ich betheucre es feyer- lichst, soll es das letzte Mahl seyn. Erstaune der Herr! — Er hat die Kühnheit gehabt zu behaupten, daß es keine Basilisken gibt. Wenn ich auch bis jetzt noch nicht das Ver¬ gnügen hatte, eines dieser Thiere zu sehen, so hat mir doch die Mutter meiner Mutter er¬ zählt, welche es von ihrer Großmutter sagen hörte, die es von ihrem Großvater erfuhr, 10 und der es von der Tochter der Schwester des Hieronymus Nikola Nikodemus Ehrenfest, der alles wußte, alles kannte und alles verstand, berichtet wurde, daß es in Ame¬ rika Haus -und Waldbastliskcn gibt. Ueber dieß hat mir eine Freundinn erzählt, daß ein gewisser Kavalier vor Zoo Jahren mit einem Basilisken zusammen traf, ihm mit seiner Lan¬ ze verwundete, das Gift dann in seine Lanze, von dieser in seinen Arm, Pferd, und von den Füßen des Pferdes in die Erde und die Thiere floß, die es in dem Umkreise von 20 Meilen rödtete. Der Herr sieht also ein, wel¬ che Kühnheit man haben muß, um bey sol¬ chen Beweisen die Existenz der Basilisken läug- nen zu können, und ich glaube, daß er mich loben wird einen so kecken Anbether verlassen zu haben. Indessen birssich ohne Amanten geblieben, und muß mich um einen andern bewerben. In¬ dem ich aber befürchte, wieder einen zu finden, der nicht das glaubt, oder der nicht die Ei¬ genschaften hatte, die ihn zu meinem Vereh¬ rer eignen können, und die wesentlich erfor¬ dert werden, habe ich mich an den Herrn ge¬ wendet, dem männlichen Geschlechte auf obbe¬ rührte Art bekannt zu machen, daß ich, Ge¬ novefa Immerschön, erst 60 Jahre und etliche Monathe alt,seit vierOlimpiadenWitwe rc. rc. bereit sep, einem Individuum des obbcnann- ten Geschlechtes die Ehre, mein Verehrer seyn zu dürfen, einräumen, wofern er nachstehen¬ den Forderungen entspricht, als: 1. Muß er einen eleganten Gallawagen Wd 4 Pferde im Stalle haben. 2. Muß er eine Loge im Theater, Z. ein in gesunder Luft gelegenes Landgut, 4. rein ausgesuchte Romanen-Bibliothek im grünen Maroquin eingebunden, besitzen. 5. Muß er nicht weniger als 10000 fl. sage zehn Tausend Gulden in feiner Münze Einkünfte haben. 6. Er muß die Existenz der Basilisken, Drachen u. s. w. nicht bezweifeln, und an die Hexen und die Trud glauben. 7. Darf ernichtalter alsZoJahre, hübsch, oder wenigstens nicht häßlich und klein seyn, und ja keinen körperlichen Defect haben. 8. Er muß mir stets Recht geben. 9. Wenn ich nicht Lust habe spazieren zu gehen, muß er meine 4 Hunde spazieren füh¬ ren; dann für meine 4 Papagayen, i5 Ka¬ tzen, Z Affen, Kanarienvögel, Turteltauben und Amscheln Sorge tragen, welchen letzten er im Pfeifen Lection zu geben haben wird. 10. In allem klebrigen wird er stets von meinen Befehlen abhängig seyn. Der Herr wird aus dem Gesagten einse¬ hen, daß ich sehr billig bin. Es ist zwar wahr, daß ich seit 20 Jah¬ ren, als ich Witwe bin, viele Amanten hatte, allein dieß ist nicht meine Schuld, sondern der Manner, welche so wenig Lebensart be¬ sitzen, daß sie sich nicht einmahl einer so billi¬ gen Freundinn, wie ich bin zu erhalten im Stande sind. — Ich bin ec. — 12 —- Schreiben eines in Laibach' gewesenen Türken an einen Gastgeber. Salameleka, du bravi Kerli! durch dein gelbi Saftl, so i trunken bei dir, bin wie neuausgeschütt Kind, kein Magenzwick, noch Bauchwe, besser kourrire, als die Dokt, die aus der Puls die Schmers und Grappeln in Bauch spüren und elfen wollen. Einem Weib von mir hat Fuß geschwoll, wir Dudelsackl, Die Narr von der Dokt leg auf die Nakt ein, wie Has die Eiselzena, Stokaturpflaster, hat krepier. Aber deini Saftl aus die grosse Holz¬ bauch m den tiefen Kammer, is besser als die Madl oben-in Prophet sein Jmmel. Liebi Grist schick mir solchi Bauchsaftl; will saufen, wie unsere Fass, die Karli seyn alliweil gsund, lusti; habin sie Rausch, sagen sind über zuck in Paradies, i mi auck über¬ zucken. Du gut Mann! hier schick dir 40 kr, auf die Saftl, Schick sie mit Post auf die Stambul, solst für dein Plag ein Krebsweib von mir haben, dann jetzt habt ihr Grist schon mehr Weib und die Weib mehr Mann. Gelt! die Muschelmann keine Narr sind, ihr uns nack macken Dein Freund Den Neebiner Spinnewebenabstaubersgehülfssubstitut un Serail. — — Der irländische Postreisende. Herr Penky, der rasch weiter wollte/ Sah keine Pferde eingespannt; Ob keck er schalt und wüthend grollte/ Es stand der Posthcrr wie gebannt. Da stampfte Penky wild die Erde/ Und sprach des Nachdrucks wichtig'Wort'; Herr/ schaffen sie nicht schleunig Pferde/ So fahr' ich ohne Pferde fort! Das größte Unlgück des Leopold Erndl. Das größte Unglück ist — der Feind? Der ist zu schlagen! Am Sarg' der lieben Frau geweint? Ist zu ertragen! Der Gang zur Unterwelt, ist der gemeint? Man muß ihn wagen! Das größte Unglück daß ist das — Bey meinem Durst — ein leeres Faß? '4 Der Trinker. Herr Puff blieb lange bey dem Bilde Des Bachus auf dem Schilde Der Schenke, steh'n. Zuletzt rief er im stärksten Basse: Der Narr sitzt auf dem Fasse, Ich hatte mich davor gesetzt. Gefängnißs Gespräch. Schweigt! rief der Kerkermeister toll: Ihr seyd ein unverschämter Knoll! Bin ich's, rief der Gascogner aus, So werfet mich zur Thür' hinaus. Die Dichter. Die Dichter lügen, sagt der Dichter einer. Nun wenn er log, so liegt ja keiner? r5 — Raritäten, welche vom 28. bis Zx. Februar 1828, allhier zu sehen seyn werden. 1. Des großen Alexanders Galla - Perü¬ cke von den Haaren Samsons, in Gestalt ei¬ nes Brustflecks, verfertigt von einem Pari¬ ser Friseur. Ist noch ganz frisch ohne Wurmstich. 2. Eine Optik ohne Glas , worin man die Veränderungen der Jahreszeiten nicht nur sehen, sondern auch fühlen kann. Liegen gebliebene Briefe. An den festen und breitschultrigen Faß- Linder, Herrn Herrn Christoph Flieget, einen unhöflichen Vormund L Laibach. Gib der Herr Acht, daß er just guten Humors ist, sonst geht der Herr mit einer Rippe weniger nach Haus. — i6 — Neo Eruier 68t stuäiosus in ?srvs I^Iraei, Abzugeben in der Krakau, bey seiner Kostfrau. An die schöne Madl, so gflienscht hat auf mi, hat weise Turban auf die Kopf, sitzt auf das Feuer muß Narr sepn. Abzugeben hinter der Kaserne, beym weißen Mohrert. Laibach.