lnr Kunst, Wissenschaft dun geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 98. Freitag am O. Dezember Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtes Lostumebild, illyrische Volkstrachten in Boppclfigur enthalten», in Oroßquart. Der Preis dce Blatte« ist in laibach ganz» jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couucrt portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig Vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung de« Herrn Georg Lercher »m Hauvtplatzc, Der Tag des heiligen Rufus Nach dem Böhmischen des Vinzenz Furch von Anton Uyß. i. (I . 1278.) Am Tage des heiligen Rufu«, D» färbte das Marchseld sich roth, T>»standen die Schaaren der Böhmen Entschlossen zu Sieg oder Tod. Hier sanken nun Ottokar'« Sterne. Erloschen in sterbender Pracht; Hier war sein verzweifeltes Ringen Die letzte — verlorene Schlacht. O König, der tapfer getragen Den böhmischen Namen zum Bell, Am Marchfclde warst du geschlagen. I m Sterben noch fielst du als Held! Die March, sie erbrauset jetzt klagend. Das Volt weint nah' und weint fern'. Als wäre im Lande erloschen Der letzte hell glanzende Stern! — II. (I . 1346.) Am Tage des heiligen Rufus, I m Fronkenrcich nah' an Lressy Hat Ja n eine Fcldschlacht verloren; — »Erblindeter König entflieh'!« »Wir fliehen mit dir aus dem Kampfe!« — »»Da« halte ein Gott von mir weit, Noch nie ist ein König von Böhmen Geflohen au« blutigem Streit!«« »»Ihr Böhmen! — zurück in die Feldschlacht, Und nehmt zwischen euch mein Pferd, Daß sicher die Feinde noch treffe Des blinden Könige« Schwert!«« Sie reiten mit ihrem Konig In'« dichteste Kampfgewiihl, Sie kämpfen und streiten und -sinken, — Zuletzt auch ihr König fiel! ­ III. (I , I52L.) Am Tage de« heiligen Rusu« Bei Mohacz im Ungar-Land, Entgegen dem türkischen Heere Ein Häuflei» der Christen stand. Die Wolken verdecken den Himmel, Sei» goldig azurcne« Blau, Der Halbmond der Türken erglänzet Weit höhnend durch'« düstere Grau! Und d'rübc« im Lager der Christen, Wie ist dort das Häuflein so klein, Und dennoch nicht wartend »uf Hülfe Geh'n muthig den Kampf sie ein! Die Schlacht, die ward nun geschlagen — Verloren hat Leben und Sieg, Der König von Ungarn und Böhmen, Der tapfere Ludcwig! — Nomon und Wirklichkeit. Eine Vanditengeschichte nach Charles Mußlin, frei erzählt von R. Rigler. .as jetzt neuerdings zum Bedürfnisse gewor­den ist, das schien im Jahre 1813 gesche­hen,, und zwar für immer geschehen zu sein. — Starke Truppenabtheilungen der französischen Armee hatten die Pyrenäen von ihrem Räubergesindel gesäubert; keine Bergschlucht, keine Hohle, kein Gesträuch blieb un­durchsucht, bis alle die spanischen und französischen Räuber­familien mit Stumpf und Stiel, Stamm und Wurzel aus­gerottet oder versprengt waren, und die schöne Verbindungs­straße Galliens mit der herrlichen Halbinsel dem ungestörten Verkehre heimgestellt werden konnte. — Bald in der That belebte sich wieder die verödete Route; Extraposten und Lohnlutscher, Privatcarossen und Reiter aller Art trabten, rollten, schlichen und schleppten sich tour und letour, auf und nieder. -— Es war im März des genannten Jahres, als eines Abends der elegante und bequeme Reisewagen eines Ban­quiers von Toulouse durch das Pyrenäenthal von Delmone fuhr; ein kalter Wind blies bei vollkommen reinem Himmel von den nahen Höhen; der Postillon suchte durch lustiges Schwingen der Peitsche und das Absingen naiver, schnür­ 390 riger Volksliedchen sich warm zu machen und vor dem wach­ senden Froste zu wehren. — Das Ziel der Reise galt wohl nur dem Vergnügen; denn ein kleines Geschäft jenseits der Pyrenäen, welches der Vanquier von Bonnefond eben so gut im Corre­ spondenzwege abschließen konnte, mochte hierauf weniger Einfluß genommen haben, als der Wunsch seiner Familie, und namentlich seiner Tochter Hermine , einmal die gro­ tesken Punkte dieses gigantischen Grenzpasses zu besuchen. I m Innern des Wagens hatte der Schlummer eben Herrn Bonnefond, dessen Gattin und Sohn überwältigt; Hermine allein war wach geblieben. Hermine war ein achtzehnjähriges, lebhaftes, rei­ zendes Mädchen; das reiche Haar und die großen, schön nüancirten Augen schwarz, wie schwarzer Diamant; per­ lenweiße, enggefügte Zähne, der glatte Nacken, die runden Arme, der feingebogene Hals und die kleinen, zarten Hände blendend weiß; es lag eine eigene, süße Schwär­ merei in den lieben Zügen ihres Gesichtes; übrigens zeich­ neten sie hoher Wuchs, schlanke Taille und dennoch üppig schwellende Formen aus. — Hermine konnte nicht schlafen; wer sollte auch schlafen können, dachte sie, wer das Außerordentliche dieser romantischen Natur in Gebirgsthälern noch nicht gesehen! — Sie hatte mehr durch Romanlektüre, als durch eigenen Vergleich die großartige, schöne Wildheit von Gebirgsland­schaften fühlen und schätzen gelernt; ihr schwärmerischer Geist wußte aber auch zu jedem Walde, zu jeder Felsen­spalte eine kühne Staffage; die verwegenen,Thaten der Wegelagerer in den kalabrischen Gebirgen, in den Sierren und den Pyrenäen, deren die Tagesnovellistik voll war, erfüllten sie mit angenehmem Schauer; sie hatte gelesen von den ritterlichen Manieren und dem wunderlichen Ehr­gefühle manches Banditenhäuptlings; — von jenen gebil­ deten Cavalleros, dem edelsinnigen Schutze, den sie dem unterdrückten Rechte, von dem freien Geleite, das sie ehr­würdigen Reisenden gewährten! ihre galante Aarde-aux-ÄÄwe«) ihre Hochachtung für wandernde Künstler, alles das entzückte sie! — Die Gegend, durch welche der Reisewagen eben kam, und über welche, recht a propü» für Hermine, der Mon­denschein ein zauberhaftes Helldunkel breitete, schien ihr ganz zum Aufenthalte solcher Cavalleros geschaffen; Her­mine selbst schuf sich das Ideal eines Hauptmanns dazu; sie kannte ein Original davon; freilich nur eine Maske, deren sie sich erinnerte; aber so ein Räuberhauptmann paßte ihr. — Erhitzt von solchen Gedanken lehnte sie ihr phan­tasiereiches Köpfchen leicht an das Cristallglas des Wagen­fensters, um einer Baumgruppe und einem darüberhängenden Felsen nachzusehen und dem Lärmen eines Gießbaches zu lauschen, der an seinen Kanten die Wellen brach. — Ein gellendes, anhakendes Pfeifen und ein Schuß schreckte das träumend-wache Mädchen auf; mit ihr zu­gleich fuhren die Schlummernden empor; schon war der Wagen stehen geblieben und von einer Menge unheimlicher, bärtiger Kerle umringt; der Postillon ward vom Sattel gerissen, und die Pferde, von den Strängen gelös't, standen seitwärts von unerschrockenen Fäusten gehalten. I m demselben Augenblicke wurden die Wagenthüren aufgerissen, und ein halbes Dutzend Flintenläufe starrte zu beiden Seiten den Erschreckten entgegen; noch wollte Herr Bonnefond sich zur Wehre setzen, allein er wurde bereits rücklings gepackt, sammt Gattin, Sohn und Tochter ge­ knebelt, der Börse und der Uhr beraubt und vom Wagen hinweg nach einem freien Platze geschleppt. Der Postillon, ob tobt oder nur verwundet, blieb neben der Wagendeichsel, mit dem Gesichte zur Erde ge­ wendet, ausgestreckt liegen. Der Familie Bonnefon d wurde bedeutet, alsogleich ihre Rechnung mit dem Himmel abzuschließen, da sie, des Versuchs zum Widerstände halber, binnen wenigen Minuten erschossen werden würde. — Es war vor derselben Baum­ gruppe, der Hermine kurz vorher in'so abentheuerlichen Träumen nachgeblickt hatte! —> Schon lagen die Unglücklichen auf den Knieett und es hoben sich die Läufe, um.an Alle zugleich die mordende Kugel abzusenden; da theilte eine rasche Hand das Ge­ büsche; ein hoher, stattlicher Mann in gesticktem, seidenem Wammse mit übergeschlagenem braunem Mantel und einem Federhute,, ward sichtbar, und die Gruppe auf den Knieen mit einem schnellen, aber scharfen Blicke überschauend, winkte er alsogleich den Mördern, abzusetzen; eilig schritt er auf Her mine zu, lös'te ihr die Bande und befahl, den Ueb­ rigen ein Gleiches zu thun. Hermine, kaum daß sie ihn erblickte, verlor vollends die Besinnung und sank ohnmächtig zurück. Er war's — der Hauptmann dieser Bande; wie einst jene geheimnißvolle eiserne Maske, so trug er eine schwarz­sammrne Larve, mit stählernen Binden und Geschieben ver­sehen, vor dem Gesichte; nur seine Augen, feurig und aus­drucksvoll, blitzten frei hindurch und schienen einen in voller Iugendkraft stehenden Mann zu verrathen. — (Beschluß folgt,) Ginige naturhistorische Fragen, Veren Beant­wortung erbeten wird.*) Von M . G. Saphir. 1. Woher kömmt es, daß die Poeten hungrig und die Musikanten durstig sind? 2, Woher kömmt es, daß die meisten Mütter von Sän­gerinen Furien und Xantippen sind? 3. Woher, kömmt es, daß die unangenehmen Besuche uns immer noch auf der Stiege treffen, wenn wir aus­gehen wollen? Woher kömmt es, daß man gerade dann laut niesen muß, wenn man Jemanden unbemerkt belauschen will? *) Aus der geistreichen Zeitschrift: »Der Humorist«. 39R 3. Etwas übe« die Entstehung der Hieroglyphik Woher kömmt es, daß die meisten Kalligraphen das Pulver nicht erfunden haben? e. Woher kömmt es, daß die Komiker von Profession langweilige Gesellschafter sind? 7. Woher kömmt es, daß die Schnecken ihr ganzes Leben lang kriechen, und es doch nicht weit bringen? 8. Woher kömmt es, daß die Ehemänner immer die letz­ten sind, die das merken, was eigentlich blos für sie merk­würdig ist? 9. Woher kömmt es, daß die schönen Frauenzimmer immer erst dann in einen gelben Gesellschaftswagen einsteigen, wenn wir schon mit einem Fuße in einen grünen einge­stiegen sind? IN. Woher kömmt es, daß Hegel ein großer Philosoph war, und sogar eitt Deutscher, und doch nie einen Rebus gemacht hat? II. Woher kömmt es, daß viele Frauenzimmer, ganz wie die Männer, jedes Jahr gerne einen Heurigen haben? 12. W/her kömmt es, daß die Trauerweiden den Kost's hängen lassen, da sie zu ihren Blättern doch keine Prä ­numeranten brauchen? 13. Woher kömmt es, daß bei der Börse Und bei dem Berge Sina i die Juden, die unten stehen, einen sol­chen Lärm machen, bevor sie noch die Gebote kennen, die oben gemacht werden? ' 14. Woher kömmt es, daß Hamlet sagt: „Man kann lächeln und immer lächeln, und doch ein Schurke sein!" und nicht: „Man kann lächeln und immer lächeln, und doch keine Tänzerin sein!„? 13. Woher kömmt es, daß die kurzsichtigen Frauen den­jenigen, den sie meinen, schon von der dritten Gasse sehen? 16. Woher kömmt es, daß die meisten Druckfehler den Leuten gemacht werden, die nicht schreiben können? I?. Woher kömmt es, daß alle die berühmten Männer, an welche in unseren Journalen Briefe geschrieben werden, sammt und sonders die Antwort schuldig bleiben? , 18. Woher kömmt es, daß zu Hinrichtungen das zarte Geschlecht sich am meisten zudrängt? Ist denn hin­und ausrichten Eins? und Buchstabenschrift. Historisch beleuchtet von Joseph Bnchenhain. «Beschluß.) Die Buchstaben selbst waren nicht immer gleich ge­ zeichnet. Das große L war nach Euripides bei den Griechen nicht so eckig, es glich mehr einem lateinischen O, denn er vergleicht dasselbe zu einer Haarlocke, so wie Agathon zu einem scythischen Bogen. Das Omega hatte nach Ovid eben diese Gestalt, die es gegenwärtig hat, er sagt: daß die Io , die in eine Kuh verwandelt war, um sich zu erkennen zu geben, einen Huf im Sande abgedrückt und einen Strich hinein gemacht hatte. I^ittera pro verbi«, yuam pß8 iu pulvere teeit. Das ? der Lateiner ist eben das

et», »ezmlolira» imitÄtur euueita «ieilte». Nach der Erfindung der Schrift gingen die geistigen Productionen mit Riesenschritten vorwärts. Doch noch einer größeren Verbreitung erfreuten sich solche durch die Ersin­ düng der Buchdruckerkunst. Diese in Europa erst in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts entdeckte Kunst, war schon ungefähr 1000 Jahre vor Chr. G. in China bekannt. Vor ihrer Erfindung wurde allgemein auf die Pa­pierstaude, auf Baumblätter und Baumbast (liber) ge­schrieben. Die Griechen und Römer legten ihre Bücher nicht so, wie wir, zusammen, sondern sie schnitten ihr Schreibmaterial« in lange. Streifen und rollten solches um einen Cylinder, der in kostbaren Kapseln aufbewahrt wurde. Daher nannte man die Bücher auch „Rollen." Da sich nun die Rollen immer mehr anhäuften, so mußte für eine Sammlung derselben ein eigenes Behältnis; errichtet werden, welches unter dem Namen „Bibliothek" bis auf unsere Zeiten sich erhalten hat. Eine solche Rollensammlung oder Bib­liothek soll zu allererst in Ober-Egypten zu Theben gewesen und vom Könige Osymandias errichtet worden sein. I n Hellas entstand die erste Bibliothek unter Pisistratus , welche aber durch Nerves nach Persien geführt worden war, wo sie erst unter SeleucusNicator wieder nach Griechenland zurück gelangte. Sull a hatte sich endlich solcher bemächtiget und sie dann nach Rom verlegt. Unter den Römern erwarben sich in Aufstellung von solchen Bü­chersammlungen vorzüglich ein bleibendes Andenken: Aemi­lius Paulus, Lucullus, Cäsar und Augustus. Einen sehr großen Werth legten auch die Könige von Pergamus und Egypten auf die Büchersammlungen. Eumenes und Attalus hatten über 200.000 Rollen gesammelt und die Ptolomäer in Egypten sogar gegen 700.000. Diese kostbaren Schätze gingen jedoch durch Amr u grösitentheils in Flammen auf. 393 Feuilleton des Mannigfaltigen. (Der beleidigte Taschendieb.) Ein Dandy in Paris trat an die Kasse des Theaters de la Porte St. Martin, zog seine elegante Netzbörse hervor, in welcher auf der einen Seite »lautes Gold, auf der anderen blitzendes Silber durchschimmerte, und bezahlte mit vornehmem Anstände sein Billet. Als er das Theater verließ, war ihm seine Börse gestohlen, was ihm um so unangenehmer war, da er erst am zweiten Tage darauf wieder Geld erhalten konnte. Sollte er zu Hause bleiben oder ausgehen mit einer Börse ohne Geld? Endlich fiel es ihm ein, daß er wunderschöne Spielmarken habe, die auf 24 Stunden schon als Gold figuriren konnten. Er steckte 20 davon in eine Börse und ging des Abends in's Theater, da ihm noch so viel Silber ge­blieben war, um ein Billet kaufen zu können. Nach dem Theater ging er in eine Restauration auf dem Boulevard und speiste zu Abend. Als er bezahlen wollte, bemerkte er, daß ihm die Börse wieder gestohlen sei. Er lächelte dies Mal und gedachte, einst» weilen dem Wirth einen Ring zum Pfände zu lassen, als ein reichgeklcideter Fremder ihm nahte und ihn bat, einen Augenblick mit ihm vor die Thüre' zu treten. Der Dandy folgte und der Fremde sagte zu ihm: »Mein Herr! Ist Ihnen gestern in der, Porte St. Martin eine Börse mit 20 Napoleons aus der Tasche gezogen worden?« — »»Ja!«« — »Und heute in der Varietes eine Börse mit 20 — wie soll ich sagen? — Medaillen?« — »»Ja!«« — »Ist dies Ihre Börse?« — »»Ja!«« — Der Fremde warf sie ihm zu, gab ihm aber zugleich ein Paar klatschende Ohr­feigen und setzte hinzu: »Nehmen Sie das noch, damit es Ihnen nicht wieder einfällt, ehrliche Taschendiebe zum Besten zu haben.« Nach diesen Worten war er verschwunden. (Zu r Auswahl. ) Ein Brcslauer Bräuer erhielt von einem auswärtigen jüdischen Hopfenhändler einen Brief, worin ihm der­selbe unter Beischickung einer Probe eine Quantität Hopfen an­prcis't und unter Anderem schreibt: »Wenn Ihnen der Hopfen gefällt, kostet er 84 Reichsthalcr, gefällt er Ihnen nicht, so lasse ich ihn mit 80 Reichsthalern.« Dem Bräuer wird der Hopfen wahrscheinlich nicht gefallen­ (Mord um ein Taschenbuch.) Am 15. November Abends ist in Paris eine abscheuliche Mordthat begangen worden. Der Buchhändler Daubree hat sein glänzend erleuchtetes Gewölbe mitten in der Passage Vivienne. Um 10 Uhr bemerkt er, daß eine Frau eines von den aufgestellten Büchern wegnimmt; er geht ihr nach, hält sie an und findet das Buch noch in ihren Händen — es war ein Almanach für 50 Centimes. Daubree führt die Frau selbst zum Polizeikomnussär. Beim Hinaufsteigen einer Treppe zieht die Frau ein Me„er aus der Tasche und versetzt da­mit dem Buchhändler einen Stich in den Leib. — Cr stürzt zu­sammen, um nicht mehr aufzustehen.- Die Mörderin entflieht, wird aber in der nächsten Straße schon gefangen und zum Poli­zeikommissär gebracht, der sie verhaften läßt. Die Frau ist jung; sie hatte ein Kind am Arme. Die Leiche des unglücklichen Daubree wurde um halb zwölf Uhr Nachts in seine Behausung gebracht. (Gin neues Zeitwort.) Ein Lehrer kam auf den sonder­baren Einfall, seinen Schülern das allerneuest erfundene Zeitwort: »Attentaten« als schriftliche Coujugationsaufgabe zu stellen. Die Schüler schrieben also: Ich attentate, du attentatcst, er attentatet; wir attcntaten, ihr attentatet, sie attentaten. — Nun kam das Imperfectum. Alle conjugirten: Ich attentatete, du attcntatetest, er attentatete; wir attentateten, ihr attentatetet, sie attentateten. Nur ein kluger Junge raisonnirte also: Attentaten, das ist nicht in der Regel, demnach muß es ein unregelmäßiges Vcrbum sein. Er conjugirtc demnach also: Ich attentutete, du attentutetest, er attentutete; wir attentuteten, ihr attentutetct, sie attcntuteten- Vaterländische Schaubühne. Den ZU. N°». zum Northeile de« Komikers Hrn. I.'Sommer: »Das Donauweibchcn«, romantisch-komisches Vclksmährche» in 3 Aufzügen von C. F. Hensler, Musik vom Kapellmeister Max v. Mayer. Produkte dicler Art sind das Eigenthum einer längst entschwundenen Zeit, und dennoch, man sollte es kaum glauben — gibt es eine Klasse von Men­schen, die an diesen geist- und geschmacklosen Kasperlioden Gefallen finden tonnten. Herr Sommer (Kaspar Larifari) schien es für diese Klasse beson­ders angelegt zu haben, denn sonst hätte er es nicht wagen können, durch einen den Anstand verletzenden Tanz im eisten Akte nach einem Beifalle zu streben, welcher ihn in den Augen der höher Gebildeten so niedrig stellen muß. Herr Sommer, der sonst immer gewohnt war, sich in den Schranken der Schick­ lichkeit zu bewegen, muß solches künftighin unterlassen, und die fernere Ach­tung und Liebe des Publikums soll ihm verbürgt bleiben. Die Bemühungen der Dllc. Henschel (Hulda), des Herrn Engelbrecht (Ritter Albrecht), der Dllc. Hoppe (Bertha) und des Herrn Holler, de« letzteren besonders wegen seines angenehmen Gesanges, so wie atlcr Mitwirkenden, sind lobend zu nen­nen, aber sie mußten scheitern, denn für Erzeugnisse dieser Art sind Zeit und Geschmack zu weit vorgeschritten. Der Bencficiant fand jedoch seine Rech­nung vollkommen. Den l.Dezember: »Die Verlobung vor der Trommel«. Vaudeville mit Gesang, Tanz und Evolutionen, in 3 Abthcilungcn von F. X, Told. Musik von E, Till. Wie bekannt, eine recht artige Picce, da« Auge zu ergötzen und den Abend eines Sonntags zu verkürzen. Herr Halle r (Spartacus Gilet) hielt sich «»ckcr und echt militärisch. Seine Manieren scheinen Lopie eines guten Vorbilde« zu sein, und berechti­gen in diesem Genre zu guten Hoffnungen. Herr Engclbrccht (Lambert) und Dlle. Henschel (Louise), so wie Dlle. Hoppe (Marketenderin) gaben ihre Parte meisterhaft, auch Herr Sommer (Feldschcer), bewegte sich recht angenehm und gab dem Ganzen eine hübsche Rundung. Die Uebrigen ver­darben nicht«. Die Chöre waren brau und da« zahlreiche Auditorium zu­frieden, Buchenhain. Montag am I. Dezember gab Herr Bartolo Lombardi, phisika» lische« Künstler au« Palermo, eine große Vorstellung scheinbarer Zauberei »uf unserer Bühne, die recht lebhaften Beifall fand. Der Vortrag in seiner Muttersprache ist sehr gefällig und gewandt, nur that Herr Lombardi des Guten zu viel, d. h. er plauderte so viel, daß er die Production dadurch auf­hielt und ein Paar Stücke auslassen mußte. Man muß ihm indessen das Ver­dienst lassen, daß er seiner Sache vollkommen Meister ist; da« Publikum wür­digte seine außerordentliche Geschicklichkeit durch öftere lebhafte Acclamationeu des Beifall«. Besonders unterhaltend, war sein Liqueur-Ausschank in 4 Gat­tungen au« einer Bouteille, den er, im Parterre wandernd, zur allgemeinen Ergößung producirtc. Ncbstdem sprachen die Stücke: Der Kassier nach der Mode und die unsichtbare Reise «m meisten an. Ueber die zweite und letzte Production, die er auf Verlangen am 4. Dezember veranstaltete, im nächsten Blatte. Vorher wurde Kotz ebne'« Lustspiel: »Der Gefangene« aufgeführt, und trug zur Heiterkeit de« Abend« Vieles bei, denn e« wurde mit aller Prä­cision und Laune dargestellt, die es erfordert. Herr Engelbrecht war als West trefflich. Herr Ziegler als Major Hellborn, Mad. Haller als Frau Stern, Dlle. Holm au als Louise und Herr Rauch als Kloß wirkten ver­dienstlich mit. Dinstag am 3. Dezember: »Da« Testament einer armen Frau», Drama in 5 Akten nach Ducange. Wenn die Breite und Langweiligkeit eine« sogenannten Rührstücke« mit der schlechten Disposition einiger Mitglieder zusammenfallen, so ist eine mißglückte Vorstellung immer das Facit. So war e« die« Mal. Das vielfältige Versprechen zweier Darsteller, die wir in der Hoffnung, 1>aß sich dies nicht öfter wiederholt, nicht nennen wollen, und die ewigen Briefe, die uns da zur Qual vorgelesen wurden, also Darstellung und da« Stück selbst, waren nicht geeignet, sich Anspruch auf Beifall zu erringen. Indessen — »ein Mal ist kein Mal« sagt ein alter Spruch, und d» die meisten Vorstellungen so gelungen über die Bühne gehen, kann man wohl die« Mal darüber wegsehen! Leopold Kordesch. Theater - Nachricht. Morgen wird zum Vortheile der Schauspielerin Mad. Ziegler zum ersten Male aufgeführt: »Der Abentheurcr von Paris«, Schauspiel in 4 Abtheilungen von Ernst Ritter, frei nach dem Französischen des Le° moine und Paul de Kock bearbeitet. Möge die brave und mit Recht be­liebte Bcncficiantin, die durch dieses Stück eine glückliche Wahl getroffen, sich eine« recht zahlreichen Theaterbesuches erfreuen! — , Berichtigung. Obschon fast jeder Leser das in der ersten Zeile de« vorigen Blattes ste­hende Wort »clueimull! für änciiuuz gelesen haben wird, so wollten wir hiermit doch andeuten, daß uns da« Uebcrsehen dieses Fehler« gewiß am mei­sten unangenehm war. Auflösung des Näthsel's in Nr. 97. Spiegel. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.