ÄlR. 85. R8H«. Gin armer Comödiant. Genrebild von Franz Wallner. Aus dem »Wanderer." «"Wanderleben! Chamäleonsarciger Begriff, in wie viele ?lbarren ^fällst dl>! Del-reiche Fürst P ü ckl er-M u ska u, den die Lust, Fremdartiges zu schauen, in die heisie Wüste Afrika's und an die romantischen Felsengcstade Norwegen's treibt, der in fein gezeichneten und lebensvollen Bildern das Gesehene an unserem geistigen Auge vorüber ziehen laßt, er führt ein Wanderleben, so gut als der wißbegierige Hand-werksbursche, der in der Fremde von Städtchen zu Städtchen wallt, den Hut in der Hand, sich seinen kärglichen Unterhalt durch die edle Fechtkunst erwerbend, und seine Gewerbskennrniß bereichernd durch die Arbeit am fremden Herde. Der reiche Virtuose, der in stolzer Carosse mit vier raschen Couricroferden die Residenzen heimsucht, um Gold-und Lorbeer-Ernten zu halten, er führt ein Wanderleben, wie der arme Zigeuner, dessen Heimach die weite Welt ist, und der nie weis;, wo er dc>, näch»5en Tag das müde Haupt zur Ruhe legen wird. Eine gefeierte Tänzerin, der die Modernen zweier Welttheile dienstbar zu Füßen liegen, um deren Gewinn die Großmächte der Kunstwclr und die Beherrscher der größten weltbedeutenden Kunsttempel sich furchtbare:, Krieg erklären, die mir Männerherzen und Contracren spielt und beide — bricht, sie führr ein weit angenehmeres Wanderleben, als der arme Bündeljude, der in den sumpfig - morastigen Steppen des Curlands von Hütte zu Hütte keucht, um die noch armern Bauern im ehrlichen »Geschafr-chen" um ein Paar Kopeken zu betriegen, und der, im sonderbaren Widersprüche mit seiner sonstigen Feigheit, die scharfe Lanzenspitze des Granzkosaken nicht fürchtet, wenn es gilt, ein Packchen verbotener Waren über die Weichsel zu schmuggeln. Bei keinem Stande aber tritt der Unterschied des Wanderlebens so schneidend grell hervor, als unter den Schauspielern. Seht z. B. eine Eh. v. Hagn, einen Derring :c.. wenn sie ihren conrracrlichen Urlaub antreten oder antraten? Wie rauschen die vier, fünf Monate, die ihnen «zur Erholung" nach schweren Berufspflichten vergönnt sind, Mit Blitzesschnelle vorüber! —Zuerst nach Hamburg — »Postillon — einen Thaler Trinkgeld, wenn du rasch vorwärts treibst !» — Hu, wie fliegen die Räder mit Blitzesschnelle über die breire Landstraße hin! Der Künstler kommt am Orte seiner Bestimmung an; aus dem Reisewagen eilt er in die Probe, entzückt noch denselben Abend das erwartungsvolle Publikum durch seine geniale Leistung und streicht behaglich ^2__15 Louisd'or ein, die er im strengsten Sinne des Wortes im Fluge verdient hat. Dieses Einstreichen wiederholt sich in vicrundzwanzigstündigen Zwischenräumen in Monatsfrist 21 — 31 Mal. Hat die Anstrengung den Gefeierten nicht unpäßlich gemacht — und Unpäßlichkeiten sind wahrend der Urlaubs zeit sehr selten — so steht nach der lektcn Rolle schon wieder Extrapost vor der Thüre, um das Schooßkind des Glückes in die nächste Hauptstadt und neuen Triumphen entgegen zu tragen. — Im Engagement nach abgelaufener Wanderzeit rühr man, durch ein ärztliches Zeugniß dazu ermächtigt, einen Monat von den Anstrengungen der Reise aus, und bereitet sich den Winter über wieder gemächlich für den nächsten Sommer-Ausflug vor.— Betrachte man jetzt die Eristenz eines Schauspielers, den Talentlosigkeit oder Unglück einer kleinen wandernden Truppe zugeschleuderr. Mit dem Beginn des Spätherbstes tritt er sein Engagement in einem kleinen Städtchen, oft auch in einem Marktflecken an. Der Director, ein zu Grunde gegangenes Genie, hat die Führung des Tespiskarrens übernommen, weil er als »ausübender Künstler" selbst nirgend eine Anstellung gefunden, und ein feindliches Geschick ihm nur den Ausweg zwischen Dircctionsführung und Hungertod offen gelassen. Die Gesellschaft kommt acht Tage vor der Eröffnung des Kunsttcmpels zusammen, erstens der nöthigen Proben wegen, zweitens und hauptsächlich, weil man an dem Orte des künftigen Wirkens doch wenigstens bis zum Tage der ersten Vorstellung für Obdach und Leibesnahrung Credit zu finden hofft. Der große Augenblick naht heran, der Reiz der Neuheit hat das Haus mir Schaulustigen überfüllt; die jungen Lieutenants der Garnison treiben sich vor Anfang der Ouvertüre auf den Brettern herum und versichern »auf Seele," daß die erste Liebhaberin ein süperbes Mädchen sey; die Künstler und deren Vorstand haben mit den Fingern ein Loch in die Vordergardine gebohrt, und ergehen sich an dem seltenen Anblick des zahlreichen Publikums. Die Vorstellung ist beendet — über das Wie? 338 laßt mich mitleidig einen dichten Schleier ziehen ; — die volle Casse wird getheilt — denn die Gesellschaft spielt republikanisch auf Theilung der täglichen Einküilfre — und man jubelt über das Glück, einen so guten Winterorr gefunden zu haben. — Schon der folgende Abend liefert den Beweis, wie sanguinisch die Hoffnungen auf den Kunstsinn der Kleinstädter gestellt waren. Die Räume des Hauses sind sehr mittelmäßig besetzt, und bei der nächsten Vorstellung schon schauderhaft leer. — Der Sonntag allein erweis'r sich a!s probehaltig, die Einnahme desselben wird aber von den Tageskosten verschlungen, die im Laufe der Wocke im Reste bleiben mußten, und von den darauf lauernden-Gläubigern, als da sind: Zetteldrueker, Lichtzieher :c., mir unerbittlicher Strenge requirirt. Bleibt da für den Mann noch ein Gulden übrig, so ist dies; ein fröhlich-glücklicher Tag. So leben denn sämmtliche Mitglieder im strengsten Sinne des Wortes so lange vom Schuldenmachen, bis mir dem Credit die ganze Thearerwirthschaft zu Ende gehr, und die Kunstjün-ger, gewöhnlich um die Neujahrzeit, ein unfreiwilliges Wan-derlebeu beginnen, welches sich meistens bis zum nächsten Herbst hinaus verlängert. — Mit Declamacorien in den Wirthshäusern oder dem Vortrage einiger Lieder zur Guitarre fristen die Meisten auf bejammernswerthe Weise ihr bedauerliches Daseyu. — Mau glaube nicht, das; ich übertreibe. Ich selbst habe das erste halbe Jahr meiner theatralischen Laufbahn in dem kleinen Städtchen Krems unter einer Bande zugebracht, welche unter der Direcrion eines gewissen Biber ihr Wesen trieb und ein nur zu getreues Original zu dein oben gezeichneten Bilde abgab. Niemand kann sich im gewöhnlichen Leben eine Idee davon machen, wie viel Menschenelend, wie viel Liederlichkeit und Gurmüthigkeic sich bei einer solchen Truppe im grellsten Ccnttaste zusammen gedrängt finden. Und es ist nicht immer Arbeitscheue und Talenrlosigkeit, welche hier eine lehre Zuflacht ^.^ oft verirrt sich auch das Genie in solche Kunftspelunkeu, um im Strudel des wüsten Treibens zu versinken, und in dem Sumpfe der Gemeinheit rettungslos unterzugehen. Es gehört eine starke, mächtige Willenskraft dazu, um sich aufzuraffen aus der unvermeidlichen Apathie bei solch' elendem Daseyn, um in der allgemeinen Verachtung, welche diese Künstlerparias trifft, nicht das eigene Selbstbewußtseyn zu verlieren. Ich habe gerade jene, welche einige Spuren von Talent zeigten, mit dumpfer Fühllosigkeit sich der ärgsten Liederlichkeit in die Arme stürzen sehen; der Trunk ist für sie der Tröster, welcher sie beraubt lind zur Vergessenheit ihres fluchbeladenen Geschickes führt. — Den Aermsten dieser Armen habe ich in der obenerwähnten Frist kennen gelernt, und da er mir seit jener Zeit nie mehr vor die Augen gekommen, da ich auch seit Langem ^vergebens in dem mit gewissenhafter Genauigkeit redigirten Wolff'schen Almanach nach seinein Namen forsche, so g'a^be ich mit Beruhigung, daß ihn der Tod beieits mitleidig seinem Leiden enthoben. In dein kleinen ungarischen Städtchen Stein am Anger war eine Bande dramatischer Zigeuner angekom- men und gab in dem Saale des Wirthshauses die Darstellung einer Riltercomo'die — wenn ich nicht irre, von Ziegler, zum Besten. Ein Hr. Frentz, vom Theater zu Comorn, debürirte in der Hauptrolle nicht zur Zufriedenheit des durch außerordentliche Kuustgeuüsse eben nicht ver-wöhncen Theaterpublikums von Stein am Anger. Man fand sein,Organ widerlich, dazu stief; er mit der Zunge an, was für einen ersten Helden und Liebhaber, allerdings störend ist, kurz er harte nebst seiner eigenen, auch die Stimmen sämmtlicher Kunstkenner gegen sich. — Einer desto beifälligeren Aufnahme erfreute sich de>- Intrignanr der Gesell--schafc, der in der Rolle eineo Mahomedaners gräuliche Fraßen schnitt und den Jubel der Menge hervorrief. Jetzt kam die Scene, wo sich die beiden Feinde zum Kampf auf Tod und Leben rüsten. Der Requisiteur hatte zwei Galanterie-degcn geborgt, welche die Stelle 0er mangelnden Schwerter ersetzen mußten. Der Kreuzritter stellt sich dem Ungläubigen kampfgerecht gegenüber. Beide fechren mir solcher Leidenschaftlichkeit, das; die Funken davon stoben. Jetzt fällt das Srichwort, wo der Held den Bösewichc zum Lohn seiner Thacen zur Hölle senden soll. Ein rascher Auöfall — da stößt der Türke einen grauenvoll markerschütternden Schrei aus, und stürzt mit dem in seinem Charakter allerdings sonderbaren Ausrufe: »Jesus, Maria, Joseph!" wimmerd zu Boden. Das Publikum jubelt, eine solche Wahrheit ^s Spieles war in Stein am Anger noch nicht erhört worden. Der Gefallene wäl^t sich unter dem donnernden App^s der Zuschauer in convulsioischen Krümmungen heulend am Boden und verhaucht seinen Geist, während der Sieger wie zur Bildsäule erstarrt, den oewaffneren Arm maschinenmäßig vor sich ausgestreckt hält und mit schreckenbleichem Antlitz und verglasten Augen sein Opfer befrachtet. Der Vorhang fällt. — (3cklnß folqt.) Die Tanzcrzzß unter den Näubern. (Slol? zu rinem neu»>n Ballet?.) ( S cl, l u sl.) „Sie sehen," sprach der Mann de5 Schreckens zur bestürzten Taglioni, »ich kam noch zur rechten Zeit zum Rende^ous, schöne Dame; ich birre Sie, mich mit Ihrem Besuch in meinein Gebier zu beehren. Da indesi der Weg dorthin für Ihren Wagen unfahrbar ist, >o habe ich Sorge getragen, Sie auf eine bequeme Arr hinzubringen." Hiebei deutete er auf eine Tragbahre, welche bereit war, Marie und ihre Kammerfrau aufzunehmen, was auch geschah; denn wie wollten sie sich dem Mächtigen widerseyen? Der Räuberhanvtmann gab das Zeichen zum Auf-bruch, zehn seiner Leute lief; er zur Bewachung der Kutsche zurück, mir dein Auftrage, beim geringsten Zeichen zur Flucht Postillon und Diener niederzuschießen. Die Tragbahre, von vier starken Räubern gecragen, sammt dem Koffer des Fräuleins, verlor sich bald im finstern Dunkel des Waldes auf einem abschüssigen Fußpfade, hart an einem fast bodenlos« Abgrunde, in welchem eine tobende Wassermassc von Fels zu Fels hinabstürzte und Wurzeln und Fichtenzweige mir sich 33!) fortriß. Nach Langen, kainen sie in eine grosie Höhle, eine festliche Halle bildend. Fackeln wurden angezündet. »Wir sind ain Ziel!" sprach der Hauptmain,, »Sie sehen, ich wohne nicht schlechter, als andere Leute." Und wirklich! inan war in eine zweite ungeheure Grotte getreten, deren Wände von Trovfstein und glänzendem Bergkrystall strahlte,,. Zwanzig hobc Armleuchter mit duftigen Wachskerzen erbelltcn das riesige fiimmernde Gewölbe und die phantastischen Säulen dieses Feenpallastes. Eine prachtige Mahlzeit war angerichret, die edelsten Weine bedeckten die Tafel. Im Hintergrund der Höhle war ein geräumiges Theater mit Decoration und vollständigem Orchester, das mit einer prächtigen Ouvertüre die erste Tänzerin d r Welt begrüßte, und Christian Wasa, der Ge-fürchtete, sprach, >'ndem er das Knie bog, mit vor Ge-„ntthsbewegung zitternder Stimme: »In früheren Jahren hatte ich das Glück, Sie iu Frankreich zu bewundern; ich wollte Sie noch einmal bewundern, — dies; ist meine einzige Bitte." Marie T a g l i o n i, erfreut, so glücklich das Räth-fcl dieses Abenteuers gelöst zu sehen, öffnete die Koffer, rrat in ein bereitetes Zelt und kleidete sich als Tänzerin an. Ba!d tanzte sie, wie eine Sylphide so leicht, kunstreich und anmuthig unter dem stürmischen Beifall der erfreucen Räuder und ihres Chefs. Nach dem darauf gehaltenen köstlichen Mittagsmahl bat Christian die Tänzerin, ein prächtiges Schmuckkästchen von ihm, ein Ueberrest seines frühern Ver. mögens, von damals, ehe unglückliche Umstände und die Undankbarkeit eines Königs ihn unter die R.u'.ber verstoßen haccen, gütig anzunehmen! Dann begleitete er Marie selbst bis zu ihrem Wagen. Beim Herausfahre!, aus dem Walde sagte Z i z i n e zu ihrer Herrin: „Das Abenteuer wäre nun glücklich überstanden; aber ich bitte Sie, öffnen Sie doch künftig die Briefe, sobald sie Ihnen zugekommen sind." Feuill e t o n. (Gisernc Kirche.) Kürzlich ist bei den Eisenguß-warenfabrikancen Reid Q Comp. iu England eine eiserne, wie man vernimmt, für Westindien bestimmte Kirche, die so eonstruirt ist, daß sie schwimmen ka^nn, vom Stapel gelaufen. Die Construcriou dieser Schisskirche soll höchst se-henswerth seyn. Sie ist unten platt und ohne Kiel. Während das Hintertheil Viereck ist, lM das Vordertheil die gewöhnliche Form. In der Mitte des Kirchensaales befindet sich die Kanzel. Die Kirche ist mit Fenstern, Gallerien, Säulen und einer Sakristei versehen. Vor derselben befindet sich ein 18 Fuß langer, und 8 Fuß breiter Vorplatz. (Gin Felsenkcllcr.) Auf der sogenannten Türken-schan^e, zwischen Döbling nnd Währing bei Wien, wird ein Felsenkeller (für 6000 Faß) zur Aufbewahrung der Biere des fürstlich Lichten stei n'schen Bräuhauses im Lichcenthal er-baur. Der Baumeister Uhl hat diesen colossalen Bau über-no,:imen, und es dürfte dieser Felsenkeller eine in seiner Art M'.'rkivürdige Erscheinung werden. (Der MVnd.) Durch das große Teleskop Lord Nosse'ä hat Dr. Scoresby aus Bradford folgende Beobachtungen am Monde gemacht: »Der Mond glich einer Kug.'l geschmolzenen Silbers, und jeder Gegenstand von et- wa 240 Ellen Ausdehnung war gan; deutlich zu sehen. Man könnte daher Gebäude von der Grö'üe des Mork-Münsters leicht erkennen, wenn es deren im Monde gäbe. Doch von etwas dergleichen war keine Spur, nicht einmal ein Anzeichen von der Gegenwart des Wassers oder einer Atmosphäre ; wohl aber eine ungeheure Anzahl erloschener Vulkane von mehreren Meilen in der Breire: durch einen derselben lief eine gegen 1 50 Meilen lai'ge Lim'e ununterbrochen und in gerader Richtung, wie eine Eisenbahn. Das Ganze bor den Anblick giosier Verwüstung in der Natur und unzählige Felsblöcke, von den Vulkanen herausgeschleudert, schienen in verschiedenen Entfernungen zu liegen. Dr. Scores-by spricht seine Hoffnung aus, das; es bald möglich seyn werde, das Bild des Mondes zu daguerreotypiren, was bis-Z l)er noch nicht thunlich ist, da der Mond nicht ruhig steht ; H Lord Rosse aber siunt auf einen Mechanismus, dein Teleskop eine bestimmte Beweglichkeit zu geben, welche der Bewegung des Mondes entspricht. Dapierkvrb des Amüsanten. Eine eleaante Dame hatte von ihrem Cousin, einem freigebiaen jungen Manne, der sie besonders hochschätzte, einen Schmuck von bedeutenden, Werthe zum Geschenke erhalten, und war mit sich selbst nicht ganz im Reinen, auf welche Art sie denselben, ohne Mißtrauen bei ihrem Gatten zu erwecken, behalten konnte. Das Schmuckkästchen in Händen , betrat, sie eines Morgens ihres Gatten Stube. — »Lieber Freund," begann sie, »sieh doch einmal diese Diamanten an, sie sollen um ein Drittheil unter ihrem Werthe verkauft werden. Ich dächte, Du »„achtest mir ein Geschenk damir.« Der Gemahl, zu solchen Präsenren an seine Gattin eben nicht aufgelegt, will sich dazu nicht verstehen, stellt ihr vor, daß sie schon derlei Schmuck genug habe und daß der Ankauf dieses neuen, selbst bei der vermeintlichen Preiswürdigkeit, immer noch Verschwendung sey. Sie kann dawider im Grunde nichts einwenden und läßt ihren Gatten allein. Einige Tage darauf bringt aber die Dame auf's Neue den Schmuck zur Sprache. »Aber lieber Mann," sagt sie, »der Schmuck, den ich Dir vor Kurzem gezeigt, soll nun in einer Lotterie ausgespielt werden. Du nimmst doch gewiß eim'ae Lose, nicln wakr?« Hiebe, klopft sie ihn sanft auf die Achsel. „Das Los kostet ja nur vier Ducatcn.« Sie hält ihm eine Anzahl Lose hin. Der Gemahl zieht sechs, bezahlt seiner Gattin dafür 24 Ducaten und händigt ihr die Lose als Geschenk ein. An, Taae der Ziehung erkundigt sie sich jorgfältig nach der hcrausgekommenen Nummer. Sie nimmt nun von den Losen, die sie sorgfältig in ihrem Se-cretär aufbewahrt hat, eines, eilt zu ihrem Gemahl und ruft beim Eintritt in das Zimmer frohlockend, es hoch emporhaltend ^ »Freue Dich, mein lieber, lieber Mann! ich habe den «Vchmuck gewonnen!« Schnell sich wieder entfernend, ruft sie noch im Weggehen: »ich will ihu auch nun gleich in Empfang nehmen.« Es ist noch keine halbe Stunde verstrichen, so kehrt sie wieder zu ihrem Gemahl mit dem Schmuckkästchen zurück, und dieser findet dießmal, was nicht oft der Fall ist, seine Nachgiebigkeit nicht zu tadeln. Diese ' Mystificacion bleibt aber nicht verschwiegen. Der arglose Gatte, nichcs Uebles ahnend, erzählt von dem Gewinne seiner Gemahlin in mehreren Gesellschaften; man wünschte < ihn, zwar Glück, allein da Niemand von einer solchen Ausspielung etwas gehört battc, kam man bald hinter den wahren Zusammenhang. Man sprach nun hierüber in allen Zirkeln, wo das Paar nicht zugegen war, und belustigte sich viel über die List. der Dame und über die Leichtgläubigkeit ihres Gemahls. In einer Gesellschaft, in welcher sich auch Herr L^^ befand, lachte man nicht wenig darüber, er nur blieb 3^0 ernst und stumm. »Finden Sie denn die Sache nichr spaßhaft? Warum lachen Sie denn nichr mit?" — »Ach!« seufzte er, »meine Frau har vor ein Paar Tagen auch in einer solchen Privarlotreric einen sehr schönen Shawl gewonnen, den ich ihr nichr kaufen wollte." . Ein Ungar, ein Wallach und ein Zigeuner zogen ?om Jahrmärkte heim. Natürlich kam daö Gespräch umer Anderem auf die mannigfaltigen schönen Sachen, die in den Buden und Zelten aufgestellt waren. Der Ungar fragte die beiden Andern: »Habt Ihr wohl das schöne, mit Silber beschlagene Taschenmesser gesehen?" — »Ja wohl, mich bat es auch in die Augen gestochen und ich kann es mir nichr ^verzeihen, nichr nähere Bekanntschaft damit gemacht zu ha-Uben," s«gre der Wallach. »Hm, Bekanntschaft!" sagte der ^Zigeuner, »ich hab's in 5cr Tasche." Literarischer Gourier. In Wien soll die Zahl der periodischen Journale um zwei vermehrt werten. Die Titel derselben sind: „Der Kobold« und ..Caiperl im Frack," letzteres bringt Illustrationen. Der bekannte Dichter Ignaz Castelli hat vor Kurzem ein Wörterbuch der niederösterreichischen Mundart vollendet. Dasielbe wird im Laufe des kommenden Winters im Druck erscheinen. Am 15- October starb zu Wie» der als Schriftsteller bekannte Dr. Io h. Bavt. Rupprecht. k. k. Rath und Censor > im 71. Jahre am Schlagflusse. Er war ein vielseitig gebildeter Gelehrter und besonders in der Blumen - und Gartencultur sehr erfahren. Da wir eben bei den Todten sind, !o erwähnen wir auch das Hinscheiden des bekannten frühern Redacteurs der „Wiener Mode-Zeitschrift", Herrn Friedrich Witthauer's. der am 1, October zu Me-ran in Tirol ins bessere Leben überging. Er ist 53 Jahre alt geworden und hat sich den Ruf eines strengrechtlichen Biedermannes und eines gesinnungsvollen Redacteurs erworb«,. — d — Auswärtige Kunst- und Th^aterrevue. In Wien ist die interessante Frage wegen Verpachtung des l. k. Hofopern - Tyealerö noch immer schwelend und unentschieden. D>r allge-, mein ausgesprochene Wunsch des Publikums ist indeß, daß die Administration andern Handen, als denen eines in deutscher Musik jedenfalls un. kundigen Italieners anvertraut weiden möchte. Man munkelt in Wien. daß sich 5er Clavier-Virtuos« Franz Lißt mil Baron Lannoy um d«n Pacht bewerbe, Ucbrigcns trachtet Litzl die stelle eines Hofmusis-directors, statt des einem unheilbaren Siechthum verfallenen D o n i z e c l i, für sich zu erlangen. Die berühmte Tragikerin, Dem. Rache! in Paris, hat ihre Entlassung eingereicht, weil man ihr ihren Gehalt wahrend der Herfiel, lung ihrer Gesundheit auszuzahlen sich geweigert. Sie be,ii>-hl jährlich K2,(XX) Franks, ferner ein Vpielhonorar von 250 Franks, endlich noch ihren oerhaltnißmaßigen Antheil am reinen Gewinn beim Theater lt^n-cniü. Man hat zwar jetzt vorläufig ihr Ansuchen angenommen. aber man wünscht und hofft, daß diese letzte Stütze der Tragödie, e,n>s Zwistes we. gen, von der Nübne nicht ablreten. und daß man sich einigen werde. — Valfe's neue Oper: „Die Belagerung von Rochelle' soll am 2't. dieses im Theater an der Wien zur Aufführung kommen. Am 19. Octo-ber gab der berühmte Violinist, Herr Ernst, in eben dicsem Thealer unter großem Zudrange ein Concert. Maycrbeer wird zuverlässig Ende Octobers i» Wien eintreffen, um seine neueste Oper: „Das Feldlager in löchleßen.« auf dcm Thealcr an der Wien selbst zu diiigircn. Unser vorjähriger erster Liebhaber am hiesigen Theater, Herr Zein er. ist für das gleich« Kach im Ofner Theater, welches Direcior Schmidt übernommen, engagirt, und gefällt dort so ziemlich. A Am 17- d.. Abends um 6 Uhr, wurde in Wien auf der Freiung der neu errichtete Brunnen mit Figuren aus Schwanthalerz Atelier feierlich enthüllt. Auf einer von deutschen Eichen umrankten Säule steht Austria mit Mauerkrone, Schild und Wappen der Monarchie, mit aufgelöstem Haar — eine hohe stattliche Jungfrau. Um die Säule herum reihen sich die vnr Hauptfiüsse des österieichischen Kaiserreiches, nämllch: die Donau, der Po, die Weichsel und die Elbe, als Flußgötter, liegend dargestellt- Die vier Figuren führen Ruder oder Steuer. Die Inschrift ldeutsck) ziert die obere Tockellinie in Brcmzebuchstaben: „Unter der Regierung Kaiser Ferdinands I. von Wien's Bürgern errichtet ZIU<^(X.Xl.Vl." — Das Becken ist von Maurhauser Granit, Der Entwurf ist uon Ludwig v. Nchwan-thaler aus München, der Guß aus der könial. Erzgießerei dortselbst vom Inspector M i11er ausgeführt. — Das Wasser entströmt der Kaiser Ferbinands-Wasserleituna, und gibt täglich HMX) Eimer, — b — Industrieller Local - Cicerone. Unter den Current - und Modewaren-Handlungen Laibach's ma^t sich schon seit längerer Zeit die Handlung des Herrn A. Jeschenagg sel. Witwe, am Platze (neben Seeger), durch ihre wöchentlich abwechselnde, höchst geschmackvolle Auslage vortheilhaft bemerkbar. Der zierliche Springbrunnen aus Sritzcn unlängst, und der jetzige sinnig zusammengefügte große, buntfarbige 3>virntorb sind deutliche Beweise feinen Geschmacks und zeigen überdieß Aufmerksamkeit für das kauflustige Publikum, 1> as in so abfälligen, wohlgeordneten Modehandlungen gerne zu« spricht, besonders, wenn es die Preise, wie hier , nicht übertriebt!» findet. Da dieser Cicerone das Local - Industrielle in allen Zweigen nach und nach umfassen soll, so dürfte es auch am Platz? seyn. daß wir des strebsamen hierortigen Zuckerbäckers, Herrn I. F^ M a r o l a n i, erwähnen, der in dem neueröffneten Theater das Büffet übernommen hat. Der Name Marolani hat l» Laibach länqst einen guten Klang und ist sowobl im Winter bei Festen, wo feines Zuckergebäck nickt fehle« darf, als auch im Eommer bei drückender Hitze in Hinsicht des ausgeieichneten besten Gefrornen ein allaemeines Loüznaswort. Daß man diesem accreditirtcil Zuckerbäcker die Condilorei im Thealer übertrafen < zeugt n»r von der Einsicht, daß er der tauglichste sey. IÜ gleich das wirklich elegant eingerichtete Puffet im ersten Stocke, so darf es Herrn Marolani doch nicht bange seyn. daß ihn seine zahlreichen Kunden da nicht auffinden würden, wie bereits die Erfahrung ihn belehrte: sein reichhaltiges Assortiment vom frischen, schmackhaften Zuckergebäcke aller Art hat ihm längst Kredit erworben und empfiehlt ihn noch gegenwärtig in »„verändertem Grade. Leopold Kordes ch- <3 h a r a d e. (Z w e i sy l l> i g.) Wer unbestimmt von etwas spricht, Entralhet meines Ersten nicht. Do5 hait es keinem Worte still. Das, weiblich, ihm sich nahen will. Für Aller und G> schleckt und 5-land, In Städten so wie auf dem Land, Für aanze Völkerschaften auch Ist meine Letzte ein Gebraucl'. Wo still und mild mein Ganzes thront < In großen u»d in kleinen Kreisen, Wird man, weil sel'ge Ruh' da wohnt. Des Kreises Glieder glücklick preisen. z... Theater - Nachricht. Wir erlauben un§. das Thcaterpublitum auf die heute zur Aufführung kommende Posse: „Der Unbedeutende," uon I, N e st r o y, die überall so plsiel und eigentlich mehr ein Lebensbild ist, indem der Vcr» fasser dari» einen eigenen, wir möchten sagen, edleren Weg einschlägt, be» sonders aufmerksam zu machen. Zugleich diene zur Nachricht, daß wir, sicherem Vernehmen nach, in kürzester Zeit eine n.ue Localsängcrin zu el» warten haben. — d — Berichtigung. In unserm letzten Theaterberichte bezeichneten wir die Wolkendeco» ration, worin Carniolia am Schluß des gleichnamigen Festspiels schwebend erscheint, als alt, verblichen und zu den übrigen neuen Docoratio-nen nicht im Einklänge stehend. Referent und der größte Theil des Publikums bat die besagte Decoration für alt angesehen; allein zu unserer größten Verwunderung erfuhren wir. oah sie ebenfalls neu sey, was uns dabcr zu dieser Berichtigung veranlaßt. — d — Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.