Nr. 2l7.                                             Sonntag  13. September 1914.                                133. Jahrgang.
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Telepho«Nr. der Nedaltion 52.
Der Krieg.
Telegramme des k. k. Celegraplzen-Korreszwudenz-Bureaus.
Österreich-Nllssaru.
Audienzen.
Wien, 12. September. Tor Kaiser empfing heute den Minister des Äußern Grafen Verchlold, die Ministerpräsidenten Graf Stürgkh und Tisza und den Kriegsminister R'itler von Krobatin in längeren Audienzen.
Crzlierzossin Zitn und Erzherzog (fugen in, Kricgshilfc-und Fürsorgeamt.
Wien, !2. September. Erzherzogin Zita und Erzherzog Eugen erschienen heilte im Kriegshilfcamt des Ministeriums des Innern und erwarben dort eine große Anzahl von Verl.mssgegenstäden, dercn Erlöö zugunsten der Einberusenen und ihrer ^innilicn bestiinint ist. Dann begaben sie sich in das Auremi der Kricgsfürsorge.
Wien, 12. September. Heule statteten Erzherzogin ,'jila <üs Prolcltorin nnd Erzherzog Engen als Protektor doni ^riegssürsolgeamt in der Exftortuküdcmie in der Vcrggusse einen Vcsnch ab. Nach der Vegrüßung durch den Vorstand des Äintcs begannetl die Herrschaften den Nundgang und besichtigten zunächst das Erdgeschoß, wo die großen für die Amice im Felde aufgespeicherten Spenden an Tabal, Naturalien, Aüchern nsw. aufgestapelt sind. Ganz besonders interessiert sich die Erzherzogin für den Nauin, in dem die Wolle für Winterkleider unserer Soldaten in größeren Mengen eingelagert ist. Die Wolle wird notleidenden Arbeitern zur Herstellung verschiedener Winterartilcl übergeben. Viele fertige Waren sind bereits aufgestapelt. Der Erzherzogin Zita und dem Erzherzog Eugen wnrdcn die uom kkriegsfürsorgeamt besonders auszugebenden künstlerisch ansgestattctcn Erinne-rnngsringe an das Jahr 1914 mit der Vittc um Annahme ü'berrcicht. Die Fran Erzherzogin wnrde gebeten, noch ein zweites Exemplar des Eriunerungsringes anzunehmen lind es dein allgclicbtcn Kaiser zu überreichen. Am Schlüsse des Besuches sprachen Erzherzogin Zita und Erzherzog Eugen dem Leiter des Kriegsfürsorge-amles Feldmarschallcutnant Loclil ihre ganz besondere Anertennnng über das Gesehene aus. Nachdem die Herrschaften auch die Räume des Handelsmuseums besichtigt hatten, verließen sie um halb t Uhr nachmittags das ttriegssürsorgeamt. Ans der Straße standen große Menschenmengen, die den Herrschaften begeisterte Kundgebungen bereiteten.
Weitere Einberufungen von Landsturmpflichtigen.
Wien, 12. September. Für die zufolge der kriegerischen Operationen naturgemäß jeweils von der Armee im Felde benötigten Ersatze ist für die nächste Zeit reichlich vorgesehen. Immerhin ist es aber Pflicht der Militärverwaltung, auch für weitere, etwa im Verlaufe der Ereignisse noch über dieses Ausmaß hinaus erforderlich werdende Ersähe vorzusorgen. Aus diefem Grunde sollen in nächster Zeit die im Jahre 1894 geborenen, dann die in den Jahren 1W und 1«9!i geborenen Landsturlnpflich-tigen, letztere, soweit über sie bei der Stellung des Jahres 1914 der Veschluß „zurückstellen" gefaßt wurde,   die   alfo   weder   assentiert    noch   waffen-
u.isähiq befunden wurden, zur Landsturminusterung herangezogen werden. Tie bei dieser geeignet Befundenen werden sodann in einem nicht allzufernen Ze.ipunlte auf Grund des Landsturlngcsetzes zum Tienste mit der Waffe einberufen werden.
Beisetzung des Fürsten Karl Echwarzenberg.
Prag, 12. September. Heute fand auf Schloß Worlit in aller Stille die Beisetzung der Leiche des Fürsten Karl Schwarzenbcrg statt, welcher auf dem südlichen Kriegsschauplätze am tt. d. M. in Vutovar der Ruhr zum Opfer gefallen ist. Der Trauerfeier wohnten alle Mitglieder der fürstlich Schwarzen-bergschen Familie, soweit sie nicht auf dem Kriegsschauplatze weilen, bei, darunter Statthalter Fürst Thun, Flügeladjutant Graf Hoyos, Gesandter Graf (5larl), ferner die fürstliche Beamtenschaft, Vertreter der Ort^beliördeu, des Militärkommandos, der Ve-zirlsurrtrclung uud der niulicgendl'n Gemeinden sowie in Vertretung der böhmischen Agrarpartei Neichsratsabgcordneter Tr. Vislovsky. Nach der Trauerzeremonie wurde der Sarg vom fürstlichen Forstpersonal in die Gruft getragen, wo der verewigte Fürst ncbeil dem Sarge feines Vaters gebettet wnrde. Ter Familie des Dahingeschiedenen sind zahlreiche Kondolenzen zugekommen, darunter von Seiner Majestät dem K aiser, sowie von den Erzherzogen Friedrich und Karl Stephan.
^  Bittgottesdienst.
Wien, 12. September. Kardinal Fürsterzbischof Dr. Piffl wird morgen vormittags im Dome zu St. Stephan anläßlich des Maria-Namensjestes eine heilige Mesfe vor ausgesetztem hochwürdigsten Gut lesen, um Gottes Segen auf die Waffen unferer Truppen herabzuflehen.
Portofreiheit für Briefe Verwundeter.
Wien, 12. September. Ein Erlaß des Kricgsmini-sieriums verfügt, daß allen Briefen und Postkarten, die an verwundete Militärpersonen in Spitäler gerichtet sind, die Portofreiheit zugestanden wird. Die von verwundeten Militärpersonen in Spitälern aufgegebenen, mit der Stampiglie des Spitales nnd dem Vermerke Militär-Pflege versehenen Vricfe und Postkarten sind ebenfalls Portofrei, wenn sie gesammelt durch das Spital beim Schalter aufgegeben werden.
Erbeutete Knuonen in Budapest.
Budapest, l2. September. Heute nachmittags trafen 16 erbeutete Geschütze vom nördlichen Kriegsschauplätze ein und wurden am Abend vor das Parlamentsgebäude gebracht. Trotz strömenden Regens begleitete zahlreiches Publikum die Vorbeifahrt der Geschütze, von denen mehrere Beschädigungen durch unsere Granaten und Maschinengewehre ausweisen und denen fast durchwegs der Verschluß fehlt. Die Auffahrt erfolgte unter Führung eines Artillcriehauptmanncs. Die Geschütze wnrden auf dcm Platze vor der Hauplsront des Parlamentes neben einander in Gefcchtsstellung aufgestellt. Trotz des Regens
war  vor  dcm  Parlamentsplatze  eine riesige  Menschenmenge angesammelt, welche die Kanonen besichtigte.
Wiederaufnahme  des   Poftanweisunnsverlehreö   mit Deutschland.
Wie«, 12. September. Der Postanweisungsverkehr mit dem Deutschen Reiche wird mit 15. September wieder aufgenommen. Zugelassen sind sowohl gewöhnliche als auch telegraphische Postanweisungen. Der Umrech-nungstnrs wird bis auf weiteres mit 100 /< für 81 Mark fchnesctzt.
Deutsches Reich.
Kriegsgefangene im Deutschen ilteiche.
Berlin, 12. September. Der Gcneralstab teilt mit: Bis 11. September waren im Deutschen Reiche rund 22l).Wl) ^Kriegsgefangene untergebracht, davon Franzosen 1680 Offiziere und 8l/.700 Mann; Rnssen itt.^U Offiziere und 91.400 Mann; Belgier 440 Offiziere und 30.200 Mann; Engländer 1«0 Offiziere und 7:il)0 Mann. Unter den Offizieren sind zwei französifche Generäle, unter den Russen zwei kommandierende und 13 anden Generäle, unter den Belgiern der Kommandant Lüttichs. Eine große Zahl weiterer Kriegsgefangener befindet sich im Transport zu den Gefangenenlagern.
Berlin, 12. September. (Wolff-Bureau.) In der mittags veröffentlichten Angabc über die Zahl der. in den Gefangenenlagern im Deutschen Reiche untergebrachten Kriegsgefangenen sind die bei Mau-bcuge gefangenen 40.000 Franzosen und ein großer Teil der in Ostpreußen in der Schlacht von Tanncn-bcrg kriegsgefangenen Russen nicht genannt.
Ein Telegramm des Prinze» Joachim von Preußen.
Wien, 12. September. Baron Leopold Chlumecky erhielt aus Ällenstein vom Prinzen Joachim von Preußen folgendes Telegramm: Haben Sie herzlichsten Danl für Ihren freundlichen Wunsch, der mich in Erinnerung an unsere gemeinsame Neise doppelt erfreute. Ich bin stolz darauf, für den gemeinsamen Erfolg Deutschlands nnd Österreich-Ungarns verwundet worden zu sein.
Eine dreiste Erfindung.
Berlin, l2. September. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die im Haag erscheinende Zeitung „Het Vaderland" brachte in einem Pariser Brief die Mitteilung, wonach der deutsche Botschafter Freiherr von Schoen zu einem bekanntesten französischen Schriftsteller geäußert haben sollte, der Krieg bedeute für Deutschland Selbstmord. Der Botschafter, dem der Bericht des holländischen Blattes vorgelegt wurde, bezeichnete diese Angaben als überaus dreiste Erfindung.
Der Krieg und die Berliner Börse.
Berlin, 12. September. So unerschütterlich auch die Zuversicht auf den schlicßlichcn Sieg der verbündeten Heere begründet ist, so hält doch die Spannung bezüglich des Ausganges des Kampfes
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Kon^resnplatz Nr, 3.
Laibacher Zeiwng Nr. 217    _______     ____                       1836                                                                     13. September 1914
dcr Millioueuheere im Verkehr der Aörseubesucher an. Wie verlautet, sollcil die Zeichnungen auf die neuen Anleihen äußerst zahlreich eingehen und ein großer Erfolg in Aussicht stehen. Einzelne Vanl-noten schieilen gesucht zu sein, namentlich schwei-
3"i,che.                                 G" "ß   V
Verurteilnug eines Angebers.
»hausen im Elsaß, 12. September. (Wolff-Au-reau.) Beim Einmärsche der Franzosen Glitte August hielten es manche ^eute, für angebracht, den Franzosen grundlos ein Reihe von Beamten zur Verhaftung zu empfehlen, so daß über diese Angeberei sogar der französische Speziallommissär seinen Unwillen aussprach. Einer dieser Angeber, auf dessen Verdächtigungen hin drei Schutzleute von den Franzosen abgeführt wurden, der Arbeiter Webl aus Durnach, wurde vor einigen Tagen vom Feldgerichte zu drei Jahre» Zuchthaus verurteilt.
England
Die deutschen Kreuzer an Schnelligkeit den englischen überlegen.
London, 12. September. (Über Berlin.) Unter dcr Spihmarke „Schnelligkeit, Schnelligkeit!" schreibt der „Daily Telegraph": Die Nachricht, daß fünf schnelle deutsche Kreuzer ihre Arbeit, englische Handelsschiffe zum Sinken zu bringen, im Atlantischen Weltmeere noch fortsetzen, obwohl sie von 24 englischen Kreuzern und außerdem von zahlreichen französischen Schiffen verfolgt werden, zeigt den Wert der Schnelligkeit. Viele Jahre lang hat das Deutsche Reich schnelle Kreuzer gebaut und besitz! jetzt neun Kreuzer, die eine Schnelligkeit von über 27 Knoten habeil. Seitdem in der englischen Marille Ersparnisse gemacht werden mußten, um die parlamentarische Mehrheit zu befriedigen, mußte sich die Admiralität so gut wie möglich mit älteren und langsameren Schiffen behelfen. Diese sind aus der ^eil vor der Erfindung der ^chisfsturbine. Der Krieg findet uus daher wohl mit einer starken Überlegenheit von Kreuzern, aber kaum einer läuft schneller als 25) Knoten, die meisten langsamer. Es gibt keinen englischen Kreuzer im Atlantischen Weltmeere, dem die deutschen Kreuzer nicht eulfliehen könnten. Unsere Geschäftsleute müsseu uun uu-ter diesem Mangel leiden.
Eine neue englische Verlustliste.
London, 12. September. (Über Berlin.) Eine weitere Verlustliste der englischen Truppeu ill Frankreich, die bis zum 10. September reicht, gibt an: 10 Offiziere und 01 Mann tot, ^ Offiziere und 510 Mann verwundet, 01 Offiziere und 3883 Mann vermißt.
Die Minengefahr in der Nordsee.
Berlin, 12. September. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die öffeulliche Meinung Englands immer heftiger einen kräftigen Vorstoß der englischen Flotte fordert, damit die Mineugefahr iu der Nordsee beseitigt werde. Dazu mag auch der Um-staild beiiragen, daß die Ursache des Unterganges der „Oceanic" noch immer nicht erkannt wird und daß man argwöhnisch geworden ist, da die Admiralität neuerdings versucht, deu Verlust des „Pathfinder" auf eine andere Ursache als auf eine Mine zurückzuführen. Die deutscheu Minen scheineu also der englischen Admiralität doch ernstlich zu schaffen zu gebcu, um so mehr, als sie die von der englischen Admiralität behauptete Untätigkeit der deutschen Flotte in einem anderen Lichte erscheinen lassen.
General Votha für die Belgier.
Kapstadt, 11. September. General Botha beantragte im Parlamente, den König zu ersuchen, dem Köuig dcr Belgier die Bewunderung und das Mitgefühl'für das belgische Volk zum Ausdrucke zu bringen, und erklärte, da sich das Reich im Kriegszustände befinde, stehe auch Südafrika im Kriegszustande mit dem gemeinsamen Feinde.
Her Papst für den Frieden.
Rom, 11. September. Die „Tribuna" sagt, der Alisruf des Papstes zu Gunsten des Friedens sei ein Vorläufer zweier Vemühuugcu des päpstlichen Stuhles. Die erste sei eine Programmatische Enzyklika, die der Papst an alle Bischöfe der Welt richten und die sich hauptsächlich mit der Fricdens-sragc beschäftigen werde. Die zweite sei eine sofort
vom Papste eingeleitete uud bereits in Durchführung begriffene Anregung bei den verschiedenen Regierungen zur Einstellung der Feiudseligleiteu uud zum Zustandekommen eines Friedenskongresses oder eiues Friedeusschiedsgerichles. Die „Tribuna" will weiters erfahren haben, daß bei den Abschieds-audieuzen der hervorragenden Kardinäle Amette, Andricu, Bourne, Mercicr, Piffcl und Ezernoch der Papst sie mit der Sendung betraut habe, bei deu betreffenden Regieruugcu den Boden zu prüfen und sodann Bericht zu erstatten. Inzwischen arbeitet die Päpstliche Diplomatie in Östeneich-Ungarn, Bayern uud Belgien ill demselben Sinne. Es sei nicht ausgeschlossen, daß dcr apostolische Delcgat in Washington dcu Auftrag zu cinem vertraulichen Schritte beim Präsidenten Wilson behufs Verständigung über die Frage des Schiedsgerichtes erhalten habe.
Belgien.
Entstellte Unterredung mit einen, belgisclM Kardinal.
Köln, 12. September. Meldung des Wolff-Bureaus. Die „Kölnische Zcituug" brachte in ihrer Nummer vom letzten Donnerstag Ausführungen des „Eorriere delta Sera", wonach sich dcr belgische Kardinal Mercier in arg absprechender Weise über die Deutschen geäußert uud sie als Barbaren bezeichnet hätte. Hiezu schreibt Kardinal voll Hartmann, der Erzvischof von Köln, in der „Köln. Ztg." folgendes: Euer Hochwohlgeborcn drängt es mich betreffend den Artikel Kardinal Mercier als Ankläger in Nummer 1011 dcr „Köln. Ztg." folgende Mitteilung zu machen: Während seiner türzlichen Anwesenheit in Rom ist der Kardinal von einem Mitarbeiter des „Eorrierc delta Sera" befragt worden. Als die Unterreduug iu der Zeitung erschien, be-strilt der Kardinal sofort auf das allerentschiedenste, sich so ausgesprochen zu habeu, wie es der „Eurriere della Sera" ihm in den Muud legt. In diesem Sinne ließ er sowohl dcn Preußischen Gesandten beim Vatikan, wie auch mich durch den Abtprimas von Stotzingen sofort aufklären. ES sollte auch in dem „Eorriere della Sera" eine Berichtigung erscheinen, die dann im „Osservatore Romano" Auf-uahme fiudcn sollte. Euer Hochwohlgeboren würde ich dankbar sein, wenn die vorstehende Mittciluug zur Steuer der Wahrheit iu der „Köln. Ztg" Ver-wenduug finden würde.
Griechenland.
Aufllnrmlgcn Griechenlands an Bulgarien.
Sofia, .11. September. (Meldung der „Agence t<W-grafthiquc bulgarc".) Der griechische Gesandte Naum cr-ncucrte schriftlich die an den Ministerpräsidenten bereits mündlich abgegebene Versicherung, daß leine Zusammen-ziehung griechischer Trnftftcn stattgefunden habe, weder in Gevgheli noch in Doiran, daß lcinerlci Maßnahmen ergriffen wurden, die als gegen Bulgarien gerichtet ausgelegt werden können, uni) daß die griechischen Truppen in Mazedonien in teiner anderen Weise verstärkt wurden, als durch die Entsendung von 4000 Rekruten des Jahrganges t!)14, die dazu bestimmt sind die, Kader dcr in Mazedonien liegenden Regimenter zu ergänzen.
Serbien.
(5inr Kriegötontrilmlion von einer Million Tinar.
^al»'nichi, 11. September. Die serbische Regierung beabsichtigt, dem Bezirke uon Monastir eine Kriegö'on-lribution von einer Million Dinar anfzncrlegen.
Rußland.
Unmcnschlichlcitcn  russischer   Heerführer.
Berlin, I I. September. Der Kriegsberichterstalter dcr „Vossischen Zeitung" am östlichen Kriegsschauplätze erfährt über die Unmenschlichkeitcn dcr russischen Heerführer an zuständiger Stelle folgendes: Der russische Ge-ralissimns Renuenlamp erlieh einen Acfehl, durch eine besonders couragierte Kompanie alle Förster der Romin-tener Heide anshebcn und erschießen zu lassen. Der inzwischen gefangen genommene General Martos befahl, alle Orte im Vereich der rnss. Truppen zu verbrennen und alle männlichen Einwohner zu erschießen, auch wenn sie sich nicht am Kampfe beteiligen, noch die Herausgabe von Nahrungsmitteln verweigern. Dcr Berichterstatter fügt hinzu: Hier handelt es sich um die aus den Akten des Gc-ncrnls Martos festgestellte Tatsache, daß nissische Heerführer eine unmenschliche Kriegführung befehlen. Ich glanbe, daß die öffentliche Meinnng sich gegen die Einführung asiatischer Barbarei auf deutschem Aoden mit dem Verlangen auflehnen wird, die Völkerrechtsschänoer,
sobald sie gefangen werden, nicht als Soldaten, sindcrn als Verbrecher zu  behandeln.
(sin russisches Totnmeldt znr Geschichte dco Kriea.e-5.
Berlin, lä. September. Xiaut einer Veröffentlichung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ist in Berlin am .'it. Juli unter einer Deckadressl.' ein Bericht des del-gischen Geschäftsträgers in Petersburg vom .'i0. Juli an den belgischen Minister des äußern zur Post gegeben wordcu. Der Brief wurde wegen des inzwischen eingc-tretenen Nriegsznstandcs von der Post nicht befördert und später znr Ermittlung des Absendes geöffnet. Sodann wurde er wegen feiner politischen Bcdentung dein Auswärtigen Amte zugestellt. Der Bericht schildert die politische Lage Pctcrsbnrgs am 30. und besagt unter anderem: Unbestreitbar bleibt nur, daß sich Deutschland eben so sehr wic in Wien bemüht hat, irgend ein Mittel zu finden, um einen allgemeinen Konflikt zu vermeiden, daß es dabei aber einerseits anf die feste Entschlossenheit des Wiener Kabinettes gestoßen ist, leinen Schritt zn-rückzuweichen, und anderseits anf das Mißtrauen des Petersburger Kabinettes gegenüber den Versicherungen Österreich-Ungarns, daß es wlr an die Bestrafung, nicht an die Besitzergreifung Serbiens denke. Sasonov hat er-tlärt, daß es für Nußland unmöglich sei, sich nicht bereit zn halten und nicht zu mobilisieren, daß aber diese Vorbereitungen nicht gegen Deutschland gerichtet seien. Heute morgens kündigt ein offizielles Kommunique an die Zeitungen an, daß die Reservisten in einer bestimmten Anzahl von Gouvernements zn den Fahnen gerufen find. Wer die Zurückhaltung dcr offiziellen russischen Kommn-nilUl^s kennt, kann nihig behaupten, daß überall mobil gemacht wird. Heule ist man in Petersburg fest davon überzeugt, ja man hat sogar die Zusichern»«,, daß England Frankreich beislehen wird. Dieser Beistand fällt ganz außerordentlich ins Gewicht und hat nicht wenig dazu beigetragen, der Kricgspartci das Oberwasser zn verschaffen. Die russische Regierung ließ in den letzten Tagen allen serbensreundlichcn und österreichfeindlichen .^undgebungcn freien Lans und versuchte in keiner Weise, sie zu ersticken. Hellte um 4 Uhr früh wurde die Mobilmachung bekanntgegeben. Die russische Marine ist von der Verwirtlichnng ihrer Emcncrung und Reorganisation noch so weit entfernt, daß mit ihr wirklich lanm zn rechnen ist. Darin eben liegt der Grund, warum die Zusicheruns, des englischen Beistandes so große Bedeutung gewann. Jegliche Hoffnung auf eine friedliche Costing scheint dahin zn sein. Das ist die Ansicht der politischen Kreise. Die „Norddeutsche Zeitung" bemerkt gegenüber dcr verleumderischen Erklärung unseres Feindes, der durch Deutschlands schroffes, jede Verständigung un-möglich machendes Verhalten zum Kriege gezwungen worden sc-i, daß das vorliegende Dolnment als Beweis dafür wertvoll fei, daß man in diplomatischen Kreisen Petersburgs noch am 30. Juli, also zwei Tage vor der deutschen Mobilmachung, die llbcrzcngnng hatte, Deutschland habe sich sowohl in Wien wie in Petersbnrg die größte Mühe gegeben, dcn österreichisch ungarisch-serbischen Konflikt zn lolalisieren und den Ausbruch eines allgemeinen Wcllbrandcs zu verhindern. Das Blatt macht darauf aufmerksam, England habe durch die Zusicherung, cs werde in einem etwaigen Kriege nicht neutral bleiben, sondern Frankreich gegen Deutschland bei-stchcn, der russischen Kricgspartei den Rücken gestärkt und damit wesentlich zur Provozierung des Krieges beigetragen. Schließlich sei dieses Dokument noch deshalb uon Interesse, weil sein Verfasser die Versicherung Nußlands, nur in einzelnen Gouvernements würden die Truppen zu den Fahnen gerufen, eine allgemeine Mobilisierung  sinde  nicht  statt,  sür  Schwindel   hält.
Audienz des Botschafters Prinzen von Tchönbura.-Hartrnftcin lieim Papste.
Nom, 12. September. Der Papst empfing hentc dcn österreichisch-ungarischen Botschafter beim päpstlichen Stuhle, Prinzen uon Schönburg-Hartcnsiein, dcr von den Helien der Botschaft begleitet war, in feierlicher Audienz behufs Entgcgennnahme seiner Bcglcuibigungsschreiben. Der Botschafter richtete an den Papst eine knrze Ansprache. Der Heilige Vater erwiderte mit Worten dcs Daneks und beglückwünschte den Botschafter zu der ihm übertragenen Mission. Hieranf lnd dcr Papst dcn Botschafter in feine Privatgemächer ein, wo er ihm eine Privataudienz gewährte. Prinz von Schönburg besuchte dann den Kardinalstaatssekretär Fcrrala, »vorauf er sich in die Basilika begab, um am Grabe dcs hl. Petrus ein Gebet zn verrichten.
Albanien.
Der (Geburtstag des Sultans in Durazzo festlich begangen.
Nom, 12. September. Tic „Agenzia Stcfani" meldet aus Durazzo vom 10. d. M.: Der Geburtstag des Cultalls wurde hier festlich begangen. Die Führer des Komitees, daruuter Mustapha Mussa Suleimau, versammelten sich mit den Truppen auf dem Platze vor dem Palaste und sprachen ein Gebet, Das Volk antwortete mit lautem Amen. Die Führer des Komitees empfingen hierauf im Palaste den Besuch der albanischen Würdenträger. Zur Feier des Tages wurden Salveu abgegeben. Die Stadt ist beflaggt und hat beleuchtet.
Druck und Verlag von Jg. v. Kleiumayr <k Fed. Bamberg. — Verantwortlicher Redatteur: Nnton Funtel.