Die berg- und Mttenmannische Versammlung in (L a i fe a <3 b (4. bis 6. Janner 1S6B). Zusammengestellt und redigirt vom Comitdmitgliede Willielm Ritter v. Fritsch, k. k. Bergcommissar. Laibach. Druck von Ign. v. Kleinraa,yr & Fed. Bamberg. Herausgeber und Verleger: Das Comitd. 18 68 . iflI him -'iiTtd Vorrede. Das fiir die berg- und hiittenmannische Versammlung in Laibach bestellte Comitd erachtete es als einen wesentlichen und integrirenden Bestandtheil der ihm gesetzten Aufgabe, mit den ge- legenheitlich jener Versammlung wirklich abgehalteuen oder zur Abhaltung bestimmten fachwissenschaftlichen, nunmebr gedruckteii Vortragen vor die Oeffentlichkeit zu tre ten und derselben so das Material zur freundlichen Beurtheilung der Frage zu liefern: ob und in wie weit diese fachmanniscke Versammlung dem ilir ge¬ setzten Zwecke der praktischen Forderung unserer Berufsinteressen gerecht geworden sei. Moge das hochverehrte Publicum in gutiger Nachsicht das in bester Absicht Dargebotene beurtheilen und am wenigsten dem Geiste des redlichen Strebens und der Anstrebung eines nutzlichen praktischen Zieles, der sowohl die geistigen Schopfer dieser so rasch in Scene gesetzten Versammlung, als auch die Theilnehmer an derselben durchwelite, seine freundliche Anerkennung vorenthalten! Die Drucklegung des von dem L. Kuschekschen Werkdirector Herrmann Hinterhuber abgehaltenen Vortrags iiber die „gewinn- IV bringende Verhiittung der Ziiikriickstande aus den Huttenhalden“ musste bier vorlaufig unterbleiben, da derselbe den Wunsch aus- driickte, diesfalls seine, derzeit noch im Probestadium befindlichen metallurgischen Untersuchungen zu vermehren, zu enveitern und entsprecbend zu ergiinzen, um sodann erst mit einem abgeschlos- senen Ganzen, welches in der That dem Zinkhiittenprocess einen belangreichen Aufschwung zu leilien verspricht, vor die Oeffent- lichkeit zu treten. Laibacli, am 25. Marž 1868. Das Comite. Die Ideo, dem in dem Bergliauptmannschaftsbezirke Krain und Kustenland durcli acht Jahre in segenvollster Weise in Tha- tigkeit gewesenen, nunmehr jubilirten k. k. Oberbergrathe Alois Altmann im Namen und angesiclits der montanistischen Fackman- ner jener Bander ein photographisches Album als dankbares Er- innerungszeicben einzuliandigen, war bereits im Scliosse obiger Fachgenossen im Laufe des Jahres 186.7 zu wiedei'liolten maleu in Anregung gebracht worden. — Speci el le, hier nicht zu erorternde, zumeist in personlichen Verlialtmssen gegrundete Hindernisse ver- eitelten die Bildung des, eine derartige Zusammenberufung der berg- und Mttenmannischen Paclileute obiger Provinzen sicli als Aufgabe stellenden Comite’s innerhalb des ursprtinglich hiezu be- stimmten Zeitraumes, d. i. innerbalb des Sommers oder Herbstes des abgewichenen Jalires 1867 . — Bas erst im Beginne des Monates November v. J. sich liiezn constituirte Comite, besteliend aus den Herren: Herrmann H in t e r h n b e r, Werksdirector der L. KuschePschen Zinklrfttte und Kolilenwerke in Johannesthal, Pbilipp Dobner, Director des fiirstl. Carlos Auerspcrg^chcn Eisenwerkes Hof, Julius Pogatschnig, ^erg- und Hlittenverwalter der Kupfer-Gcwcrkschaft Skolie, VVilbelm liitter v. Pritsch, k. k. Bergcommissar in Lailiadi, 1 2 konnte sich schon bei seiner ersten Berathung d er TJeberzeugung nicht verschliessen, dass ein neuerlicher und wiederholter Aufschub in der Durchfuhrung dieser beabsichtigten Ovationshandlung fiig- licb nicbt mehr opportun, ja gewissermassen decorums-abtraglich gewesen ware. Rasche Durchfuhrung des angestrebten Zweckes ward somit von dem Comite einstimmig in den Sinn genommen. - Dass einer zu so edlem Endziele einzuberufenden Versamm- lung auch ein dem fachlicben Wirken ihrer Elemente entsprechen- der Zweck wissenschaftlicher und praktischer Natur gesteckt wer- den solite, drang sich dem Comitd gewissermassen von selbst auf; ja, die Warme und der Eifer, mit welchem von demselben eben diese hochniitzliche Bethatigungsweise einer Fachversammluug erfasst und in der Detaillirung des beziiglicben Operationsplanes auch weiter verfolgt wurde, lasst es erklarlich finden, dass sich unbewusstermassen dieser urspriinglich accessorische Wissenschafts- zweck unwillkiirlich in den Vordergrund drangte und nachgerade auch den ersten Platz in der Anbahnung und Bethatigung der Fachgenossen-Versammlung behauptete. Von dieser Auffassung geleitet, ging auch das sofort und emsig an die Durchfuhrung der gesetzten Aufgabe schreitende Co- mitd an die Entfertigung der Einladungen an die montanistischen Fachgenossen, wobei gleichfalls die urspriinglich gesetzten raum- lichen Grenzen uberschritten und ausser den Berg- und Hiitten- leuten Krains und Kiistenlands auch noch jene der berghaupt- mannschaftlichen Nachbarbezirke mit den einschlagigen Einladungen bedacht wurden. Die letzteren trugen den Versammlungszweck gleich auf der Štirne und zwar in Form nachstehender, den ersten Alineas ent- lehnter Worte: „Versammlungen sind, soweit selbe in dem edlen, wahren Streben: Wissenschaft und Kunst zu fordern, ihre Begriindung finden, in gerechtester Weise die Parole unserer Tage geworden. Wir montanistische Fachgenossen konnen uns dieser An- forderung der Gegenwart, die in Folge Fortschrittes der Technik eine so gewaltige Fulle durchzupriifenden Materiales liefert, wel- 3 clies nur der Goist der Vergesellschaftung zum Nutz und Frommen unseres Faches siegreich und raschest zu bewaltigen im Stande ist, — um so weniger entziehen, als jetzt vorzugsweise fur Oesterreichs Berg- und Hiittenwesen nach einer schwer durch- lebten Priifungszeit eine bessere Zukunft aufdammert, welche zu erfassen und im fruchtbringenden Kampfe mit der fremdlandi- schen Concurrenz dauernd zn sichern, durch die Vereinigung der bis jetzt zu dilatirt wirkenden Krafte am wirksamsten nur ge- lingen kanu. Um nun diesen Zweck in Form gegenseitiger personlicber Annaherung, Austaiisclies praktischer Erfahrungen, Anregung weiterer faclnvissenschaftlicher Bestrebungen, Besprechungen ein- sehlagiger Wiifische und Bediirfnisse erspriesslichst zu fordern, bat sich das ergebenst gefertigte Comite mit der Aufgabe be- traut: Die fachvenvandten Elemente dieses Kronlandes und der Nachbarbezirke zu einer Vereinigung anzuregen, und erlaubt sieli zu dieseni Belnife dasselbe an Euer Wohlgeboren die Ein- ladung zu unterbreiten, die fur den 5. und 6. Janner kommende.n Jahres in Laibacil anberaumte Versammlung von Berg- und Hiittenleuten mit Dero personlichem Erscheinen beebren zu wollen. Speciell stellt sich die Versammlung ferner die den Ge- fiililen der Dankbarkeit und Verehrung entspringende Aufgabe, dem hier durch 8 Jalire in segensvoll-ster Weise in Thatigkeit gewesenen Vorstande der k. k. Berghauptmannschaft zu Laibach, Herrn Alois Alt man n, eiu photographiscbes Album als dank- bares Erinnerungszeichen seiner Fachgenossen in Krain und Kiistenland zu iveilien, und werden demzufolge die p. t. Facb- genossen freundlichst eingeladen, ilire photographischen Por- traits langstens bis 25. December d. J. an das Comite einsenden zu wollen etc. etc.“ Es soli nun Zweck der naclistelienden Worte sein, ob und inwieweit die an den besagten Tagen in Laibach zusammenge- tretene Versammlung dieser Aufgabe gereckt worden ist und hie- 1 * 4 durch zugleich jene Bedingungen geschaffen hat, ura auch fiir die weitere Folgezeit ein neuerliehes, gleichem Wissenschaftszwecke gewidmetes Zusammentreten mit, wo moglich, noch gesteigertem Erfolge zu sichern. Bedauernswerth erscheint es, dass die den wissenschaftlichen Erorterimgen und Discussionen zugemessene Zeit eine verhaltniss- massig vi el zu kurze war, und dass namentlicli die letzteren durcli das reiche Vortragsmateriale im Vereine mit dem Umstande, dass die Versammlungs-Eroffnungen sich durch allerlei zufallige Neben- umstande stets verspateteu, beinahe gar niclit zum entscheidenden Durchbruch gelangen konnten. — Dass fiir eine derartig grossere Versammlung das blos auf wenige Stunden beschrankte zweimalme Zusammentreten, wenn anders die wissenschaftliche Aufgabe zu einem allseitig befriedigenden Abschlusse gelangen soli, nicht hiu- reiche, erprobte sicli zu Geniige an eben den Tagen des 5. und 6. Janner, indem die Laibacher Fachversammlung in Anhoffung einer bei dem folgenden Commerce-Abende zu gewinnenden iibri- gen Zeit die Discussion der wicktigsten Fragen, angesichts der zu bewaltigenden Ueberfulle des Materiales fiir letzteren verschob, wo dann sich bei diesem, eigentlicli dem Vergniigen vorbestimmten Commerce-Abende die neuerliche Erfahrung ergab, dass sich der Gemuthlichkeitszweck nur schwer mit dem, der Losung so hocli- wichtiger Probleme so unabweisbar nflthigen Ernste paaren lasse. — Es kanu nicht Aufgabe dieser Zeileu sein, ein genaues Bild iiber den Verlauf der ganzen Versammlung mit ali’ den einschla- gigen, ihren Tagen hier ein sehr seli on es und weihevolles Colorit leihenden Festlichkeits-Momenten aufzurollen; dasselbe findet sich bald in breiteren, bald in fluchtigeren Pinselstrichen bereits in mehreren Tagesblattern niedergelegt. — Hier gilt es nur die wis- senschaftliche Seite der Versammlung und selbst die nur, mit Umgehung einzelner Incidenzfragen und Discussionen, in getreu- lich wiedergegebener Form der Vortrage hervorznheben und ins- besondere anzuheben mit dem schdnen Pietatsacte, mit \velchern die Versammlung in wiirdigster Weise ihre Tbatigkeit inaugu- rirte, indem dieselbe vorerst zur Uebergabe des dem emerirten k. k. Oberbergrathe Alois Altmann gewidmeten Albums schritt. — Dasselbe, in ausserst geschmackvoller Form gehalten, mit Einband o von Perlmuttermosaik und Goldrande versehen, tragt in seinem ersten Blatte die selu' gelungen kalligraphirten Worte: „Dem k. k. jubilirten Oberbergrathe in dankbarer Au- erkennung und Verehrung die Berg- und Huttenmanner Krains und Kiistenlands." Ant' der zweiten Seite stehen gleicbfalls in kalligraphischer Durchfiihrung die Worte: „Gewidmet am 5. Janner 1868.“ Das Album enthalt nicht blos in completer Zahl die Bilder der berg- und htittenmannischen Pachgenossen Krains und Kiisten- lands, sondern auch jene vieler liervorragenden Genossen unseres Faches, sowie vieler Berufsgenossen der Nachbarbezirke und in be- sonders zahlreicher Vertretung auch die Portraits der Berg- und Huttenmanner Ober- und Niederosterreichs, in welchen Provinzen Jubilant durch volle 20 Jahre als Bergrickter und nachmals, als Berghauptmann in Thžitigkeit gevresen war. Nachdem nun die in dem standischen Kedoutensaale Lai- bachs am 5. Janner Vormittags 9'/ 2 Hhr zusammengetretene Ver- sammlung aus ihrer Mitte den Herrn Berghauptmann J o s e f Tri n ker zu ihrem Prasidenten erwahlt hatte, begriisste derselbe, nachdem er zuvorderst fur die auf ihn geleitete ehrende Wahl seinen Dank ausgesprochen und die Versammlung mit einem „Gluck auf“ eroffnet hatte, die letztere mit nachstehenden Worten: Meine Herren! Ich brauche mich in eine weitere Erorterung des Zweckes und der Bedeutung dieser Versammlung nicht einzulassen, da dies mit den treffendsten Worten bereits in dem vom Čemite veroffentlichten Einladungsschreiben geschehen; doch glaube ich besonders noch hervorheben zu miissen, dass es die er s te krainischemontanistischeVersammlung ist, rvelche hier tagt, dass das erstemal Bergleute hier aus dem Dunkel ihres bescheidenen AVirkens in die Oeffentlichkeit treten, um in personlichem Wechselverkehr ihre Gedanken auszutausclien, neue Erfahrungen sich zu sammeln und mit neuen Ideen bereichert, der Eine zur rauchenden Hiitte, der Andere zum beengenden 6 Schacht wieder zuriickzukehren. Es begirmt mit dieser ersten Versammlung sohin nach meinem Ermessen eine neue Aera berg- mannischen Lebons, die ich als Fachmann mid noch mebr als Berghauptmann dieses Landes freudigst begriisse und der ich den aufriclitigen Wunsch entgegenbringe, dass sie wirklich den Keim in sicli scliliesse zur ferneren stattlichen Entwickelung alles des Niitzlichen und Guten, wie es in den Intentionen derer gelegen ist, welche diese Versammlung berufen und die diesem Bufe be- reitwilligst aus weiter Ferne gefolgt sind. Konnen wir vveiter nach dem bekannten: Omne tulit punctum etc. das Niitzliche mit dem Angenehmen vereinen, nun um so bessev, wir haben dann Alles erreicht, was sicli moglicher Weise erreichen lasst. Bedauern muss ich nur, dass durch die Ungunst des Wetters ein grosser Theil unserer vverthen Fachgenossen gehindert iv ur de, an der Versammlung Theil zu nehmen; doch mit des Schicksals Mach ten ist kein ew’ger Bund zu fleehton, und so mtissen wir zum bosen Spiel eine gute Miene machen. Hierauf lud der Herr Prasident das Comit4mitglied v. Fritsch ein, den ersten Punkt der Tagesordnung in Angriff zu nehmen und Herrn Oberbergrath A. Altmann im Namen der Versammlung in entsprechender Weise zu begriissen. Herr Wilhelm Kitter v. Fritsch trat nun vor und richtete hierauf an Herrn v. Altmann folgende feierliche Ansprache: Hohe Versammlung! Wenn ich jetzt an die Durchfuhrung eines Actes schreite, \velcher dem erhabenen Zwecke gevvidinet ist, den edelsten Gefiihlen, welche die menschliche Brust beseeleu, namlich den Gefiihlen tiefer Sympathie, unbegrenzter Hochachtung und Dank- barkeit fur ein segeusvolles Wirken, dem ein edler, von wahrer Berufstreue und Liebe fur unser Fach erfullter Mann sein gan- zes Mannesalter gewidmet, im Namen dieser gesammten hohen Versammlung von Fachbrudern Ausdruck zu leihen, so thue ich dies nicht ohne Schuchternheit, soferne mir das Bevvusstsein zur Seite stelit, dass wir in unserer Mitte uoch andere verdienst- vollere und wurdigere Manner ziihlen, besser berufen, diesen schčnen Act der Verdolmetschung unserer Gefiihle zu vollziehen. 7 Wenn dennoch die iibrigen verehrten Mitglieder des Ver- sammlungs-Gomite’s unter anticipirter Zusfcimmung der h oh en Versammlung mich mit dieser elirenvollen Aufgabe betraut ha¬ ben, so haben dieselben dem mir gunstigen, aber von einem Verdienste meinerseits weit abstehenden, zufalligen Umstande giitigst Eechnung getragen, dass ich mit jenem Manne, dem der Schwerpunkt unserer heutigen Versammlungszwecke gilt, durch viele Jahre und zu wiederholten malen in einem amtlichen Nexus gestanden, dessen Charakter und Intimitat nocli durch den Um- stand ein giinstiges Relief gewonnen hat, dass mich auch lang- jahrige Bande der von tiefster Hochachtung getragenen Freund- schaft an ihn und dessen vverthe Familie gekniipft gehalten haben. Gewahren Sie also, meine Herren, mir die Gunst, diesen Act unserer gemeinsamen Pietat durchfuhren zu diirfen. Zu diesem Behufe erlaube ich mir denn, mich nunmehr an Sie, hochgeehrtester Herr v. Altmann, den wir in unserer Mitte heute mit Stolz als den Glanzpunkt unseres Festes be- griissen, zu wenden, um im Geiste der Wahrheit und Treue folgende wenige Worte an Sie zu richten. Durch volle 40 Jahre haben Sie die Fahne unserer Be- rufsgenossenschaft in Ehren hoch getragen, Sie haben unter Ihrer Amtsaegide eine zweite Berufs-Generation heranziehen helfen, rvelche vielfaltig durch Sie jenen Geist hochherziger, freier Auf- fassung, fursorglicher Liebe und Treue fur unsere Fachbriider, humaner Denk- und Handlungsweise in sich gesogen hat, welche Ihr Wirken stets ausgezeichnet hat; Sie haben durch Ihr ge- schicktes Eingreifen in die Spharen unseres Berufes, durch treue Muhewaltung, strenge Rechtlichkeit, gepaart mit schonender Milde am Webestuhle Ihrer Lebenszeit reichen Nutzen geschaf- fen, reichlich den bereits in die Frucht schiessenden Samen nach- ahmungswerthen Beispieles ausgestreut und so jene Bedingungen in’s Leben gerufen, um selbst, und mit Ihnen auch diese ganze hohe Versammlung, mit gerechter Befriedigung auf Ihr erfolg- reiches Werk zuriickblicken zu konuen. WeDn daher diese hohe Versammlung, geleitet von dieser Erkenntniss, durchgluht von Warme fiir Ihr berufliches Wirken, 8 mit Verehrung und Dank auf Ihr im Dienste des Staates er- grautes Haupt blickt, so ist das Streben derselben gewiss er- klarlich und gerecbtfertiget, wenn dieselbe auch nacli einem Mittel suchte, diese ihre Gefiihle in ausserer, entsprechender Form zu bekunden. Dieses Mittel hat dieselbe nun in jener Form am besten zu buden geglaubt, rvelche eine der schonsten sinnigsten tech- nischen Gaben der Neuzeit ist, namlich in der Form eines Al- bums, rvelches Ihnen Gelegenheit gibt, sich auch jene Manner in leiblicher Form gegenrvartig zu halten, welche dem Geiste und Herzen nach Ihre Freunde, Ihre rvarmen und dankbaren Verehrer sind. Die innere Widmung tragt zwar nur die Berg- und Hut- tenmanner Krains und Kiistenlands zur Schau; nichtsdestowe- niger, glauben rvir, werden Sie auch die in demselben vertre- tenen Manner mit grosser Befriedigung erblicken, welche aus den entlegeneren Gauon Obor- und Niederosterreichs sich in einem wirklich begeisterten Wetteifer beoilt haben, unserer Ein- ladung zur Betheiligung mittelst Photographien nachzukom- men und Umen ein Erinnerungszeichen zu widmen der dank¬ baren Anerkennung fiir Ihre segensroiche Thatigkeit, welclie Sie durch volle 20 Jahre in jenen Landern zu deren Nutz und Frommen entfaltet haben. Hohe Versammlung! Ich lade Sie hiemit ein, dem Nestor unserer Fachversammlung, dom treuon, rvarmen Forderer des Montamvesens, dem rvolilrvollenden Freunde und Vater seiner eigenen und unserer engeren Berufsfamilie, den auch die Gnade unseres Monarchen durch Scluntickung seiner edlen Brust in seinem wahren M r ertho und Terdienste erkannt hat, mit war- mer Begeisterung und dem tiefinnigsten Wunsche: „Gott moge uns noch viele Jahre dieses theuere Haupt zu unserem Stolz und Freude erhalten“, den bergmannischen Brudergruss „Gliick auf“ auszubringen. Herr Oberbergrath Altmann errviderte diese Ansprache mit folgenden, tiefgefiihlten Worten: 9 „Die mir eben dargebrachte Ovation ist um so liber - raschender fur mich, als ich sie nicht verdient zu haben glaube. Die hochgeehrte Versammlung wird mir daher gestatten, einige Worte hierauf zu erwidern. Ich bin vor mehr als 40 Jaliren mit der TJeberzeugung in den Staatsdienst getreten, dass der Beamte, wenn or auch alle seine Amtshandlungen genau nach den bestehenden Gesetzen verrichtet, dennocb nic seinen eigentlichen Beruf erfiillen wird, wenn er nicht hiebei jederzeit auch seinen Standpunkt, dass er ein Staatsdiener ist und nur seiner Mitbiirger wegen bedienstet ist, im Auge behalt. Wenn ich stets diesem Grundsatze nachzuleben beflissen war, so habe ich weiter nichts gethan, als meine Pflicht erfullt; und Avollten Sie, hochgeehrte Herren, mir dies als ein beson- deres Verdieust anrechnen, so miisste ich es um so mehr ab- lehnen, als der grossere Theil desselben auf die Herren Gewer- ker und ihre Herren Beamten fallt, die mir durch ihre hohe Achtung vor dem Gesetze und durch ein so freundliches Ent- gegenkommen, das mir, obwohl fremd in diesem Lande, bei allen meinen Amtshandlungen zu Theil wurde, meine Pflicht- erffillung ungemein erleichtert haben. Meine Dienstleistung in dem schonen Lande Krain ins- besondere betreffend, so fiel dieselbe in eine hochst traurige Zeit- periode, wo hier, wie fast uberall in Oesterreieh, die Montan- Industrie mit allen ihren verwandten Geschaftszweigen sehr arg darnieder gelegen ist. Ich konnte daher meine Bemiihungen bei- nahe ausschliessend nur dahin richten, Ihnen die, ungeachtet der traurigen Zeitverhaltnisse gebliebenen Lasten moglichst zu er- leichtern, um so doch etwas beizutragen, Ihre Werke fur eine bessere Zukunft lebensfahig zu erhalten. Ich bin noch so gliick- lich, bei meinem Scheiden zu bemerken, dass sich die Verhalt- nisse allmalig zu bessern beginnen und wiinsche nun nur noch, dass sie sich recht bald so gestalten mochten, dass Ihre neuen Unternehmungen in kiirzester Zeit den gewiinschten Erfolg lie- fern, die alten aber wieder auf ihren einstigen Plor kommen moch¬ ten. In dieser Richtung werden Sie sich auch ohne Zweifel der 10 kraftigsten Unterstiitzung meines, mich an Kenntnissen iiberra- genden Naclifolgers zu erfreuen haben. Die mir dargebrachte Gabe rverde ich als ein micli hoch ehrendes Andenken bevvahren, dass wenigstens mein guter Wille eine so frenndliche Anerkeimung fand. Ich scbliesse mit einem herzlichen und bestgemeinten „ G1 ii c k auf “ fiir Sie, meiue hoch- geehrten HeiTen, soivie fiir alle Ihre Unternehmungen und fiir unsern ganzeu Stand.“ Die Serie der Vortrage rvurde hierauf eroffnet mit einer Ab- handlung liber: Die Veninjiliickiiiigeii bei (len krainerisclien Bergbauen von dem k. k. Berghauptmann Trinker. Ich habe bereits bei Gelegenheit eines im hiesigen Museal- und historischen Vereine gehaltenen Vortrages liber die krainische Montanindustrie der neueren Zeit auf die im letzten Quinquennium bei deu Bergwerken erfolgten Ungliicksfalle hingewiesen und be- merkt, dass sich vorri Jahre 18G2 bis 1866 die Summe der todt- lichen Verungluckungen auf 14, jene der scbweren Beschadigungen auf 51, die der leichten auf 11)4 belaufe. Die letztere Kategorie, so bedeutend sie auch in numerischer Beziehung erscheint, ist ihrem Wesen nach von geringerem Belarig und fallt wegen der rveniger genauen Kegistrirung, wie sie bei den meisten Montan- \verken stattbndet, auch weuig in’s Gewicbt; anders verhalt es sich jedoch bei den iibrigen zwei Unterabtheilungen, und diese sind es darum, ivelche unsere besondere Aufmerksamkeit verdienen. Ich habe bei oben angefiihrtem Vortrag nur die nackten Zif- fern hingestellt, ohne eine \veitere Betrachtung daran zu kniipfen; glaube aber nicht zu irren, wenn ich annehme, dass die Zahlen 194 und 51 bei einem Arbeiterpersonale von nicht viel iiber 2000 Mann manchem aufgefallen sein diirften; denn es trafen so inner- halb 5 Jahren auf 1000 Arbeiter 6. 35 Todte und 21. so Schwerver- wundete, Verluste, die an und fiir sich bedeutend erscheinen. 11 Deutlicher tritt dies jedoch hervor, vvcnu man den Gegen- stand vom relativen Sta.ndpnnkte, d. i. vergleichend mit den ubrigen Kronlandern ms Auge fasst. Ich babe mir zn diesem Bnde eine Tabelle entworfen welche, um nicht mit Verlesen von Zahlen zu ermuden, ich lieber eirculiren lasse*) — aus welcher nun hervorgeht, dass unter den IG Bergbau treibenden Kronlandern und Kronlandercomplexen Krain betreffs der todtlichen Verungluckungen den siebenten, betrefts der sclnveren den dritteu, und todtlicbe und schwef® Ungluckslalle zusam- mengenommen, den zweiten, ja sogar denersten Platz einnimmt, wenn man die exceptionellen Verbaltnisse Dalmatiens, wie in der An- merkung der Tabelle angedeutet ist, berucksichtigt. VVenn Ziffern sprechen, so eprechen sie gewiss in einer so ernsten Sache und mahnen zu der eingehendsten Untersuchung der Umstande, denen eine solcbe Erscheinung zuzuschreiben ist. Ich babe es getban, so viel es in meinen Kraften war, indem ich die bezuglichen Berichte und Brotokolle revidirte, selbst an Ort und Stello des Ungliicks micli begab, mit den Arbeitern und Werks- leitern mich besprach, und es stellte sich heraus, dass neben dem Mangel an hinreichend geschultem Aufsichts- und Arbeiterpersonale eine oft alles Mass iibersteigende Unvorsichtigkeit der Arbeiter selbst die Ursachen waren, und dies vveit mehr als der blosse Zu- tali, den man ni'cht selten aueh in den Untersuchungsacten eine bedeutende Rol le spielen sieht. Ueber den Mangel an einem hinreichend gebildeten Arbeiter¬ personale glaube ich separat noch Gelegenheit zu truden mich aus- zusprechen. Uas wirksamste Gegemnittel ist Unterricht in Ar- beiterschulen und Vorbereitungsanstalten ftir Huthleute und dann Heranziehung eines einheimischen, mit den Localverhiiltnissen ver- trauten Aufsiclitspersonales. Was die oft unbegreifliche Unvorsichtigkeit des Arbeiters selbst anbelangt, so steht sie zwar auch in theilweiser Beziehung zur mangelhaften Bildung, hautig aber beeteht dieselbe in einer Unterschatzung der Gefahren, in dem Wahn einer volligen Sicher- heit, dem sich der Arbeiter liingibt, wenn er zehn- oder hundert- ') Iblgt am Schlusse unter lit. A. 12 mal unbeschadet der Gefahr getrotzt liat. Diese Unvorsiehtigkeit des Arbeiters lasst sich nur durch vermehrte Umsicht des Auf- seherpersonales grosstentheils paralisiron. Der Arbeiter erscheint da einem Kinde gleich. welches, wenn aucb nicht geradezu am Gangelbande gefiihrt, doch ura so fleissiger iiberwacht, um so ofter ermahnt werden muss, darait es nicht in sein Verderben blindlings hineinrennt. Genaue Musterimgen beim Antritt der Schicht, fleissige Visitation der Bauorte durch die Huthleute, Aufnahme der Sicherheitsvorschriften in die Dienstordnungen, ofteres Verlesen der- selben bei feierlichen Anlassen und streuge, unnachsichtige Strafen gegen die Darviderhandelndeii siud die nachsten Mittel, um grosse- ren Schaden zu vermeiden. Was ein gut geschultes mit den Localverhaltnissen vertrautes Arbeiter- und Aufseherpersonal zu betvirken vermag, zeigt sich aus einer zweiten Tabelle, die ich behufs Darstellung der verschiedenen Ursachen der Unglucksfalle verfasste. *)' Idria, welches das grosste erfahrenste Arbeiterpersonal be- sitzt, weist auf 1000 Arbeiter nur 6. 29 todtliche Verungluckungeu nach, ungeachtet der bedeutenden Tiefbaue und der ausgedehnten Abbau- undPorderstrecken, die jenen bei Kohlenwerken an Gefahrlich- keit wenig oder nichts nachstehen. Johannesthal, der jiingsteunter den wichtigeren krainischen Bergbauen, mit einem aus allen Landesthei- len angeworbenen fremden Personale steht dagegen mit 18. 01 auf Tau- send obenan, dann kommt Skofie mit 11. 76 . Sagor mit 10. ot nimmt genau nach der Altersstufe den dritten Platz ein. Die oberkrainisclten Eisemverke, und zwar Jauerburg mit 10. 2o und Sava zu 9. s2 stehen so zu sagen in der Mitte zwischen Idria und den letztgenannten drei jiingeren Bergbauen: Johannesthal, Skofie und Sagor, gerade wohin sie ihrem Betribe nach gehoren. Eine Zu- sammenstellung der Ursachen der schvveren Verungluckungen war mir nicht thunlich, da mir einige Daten dazu noch fehlten. Die- selbe soli aber spater vollendet werden und die vveitere Beleuch- tung fiir die oben entwickelten Ansichten liefern. Bemerkenswerth ist in erwahnter Tabelle noch, dass kein einziger Unfall durch Pulver herbeigefiihrt wurde, welches Mate- ') Folgt am Schluss unter lit. B, 13 rial doch so heikler Natur ist, was sicher auf Rechnung der ver- scharften Aufmerksamkeit, der wiederholten Mahnungen gesetzt werden kann. Dagegen zeigt die Rubrik „Abbau“ und dabei er- folgte Fiirst- und Ulmenbriiche die bei weitem grosste Zahl von Verungliickungen, weil man — abgesehen von der grossern Ar- beiterzahl — nur zu haufig dem Arbeiter zu grossen Spielraum in Verfolgung seines Gewinnes lasst, der sich bei Erzgedingen nach der Menge des gewonnenen Erzes oder Kobles richtet. So kann auch eine solche vergleichende Zusammenstellung manchen Fingerzeig geben, wo und wie abzuhelfen sei. Dass endlich der Zufall niclit, wie allwarts, auch beim Berg- bau sich geltend mache, wer wollte dies behaupten? aber nur zu haufig wird die blosse Unabsichtlichkeit mit dem Zufalle ver- wechselt und dieser zum Siindenbock gestempelt. Wenn der Bergarbeiter mit seinem Pulversackchen, das er aus dem Magazin in das Berghaus trSgt, dem Bergschmiede bei seiner Feuerarbeit eineu Besuch macht, wenn seigere biihnenlose Schachte niclit nur befahren, sondern wenn zur Fahrung auch Laien zugelassen werden, wenn der Arbeiter nach dem Schuss die Fiirst und die Ulm en zu priifeu verabsaumt u. dgl., dann ist es wohl nicht mehr der Zufall allein, der Explosionen, gefahrliche Tenvuu- dungen und andere Ungliicksfalle herbeifiihrt, sondern diese Falle gehoren ganz einfach in die Kategorie der Unvorsichtigkeit und ich beliaupte, in die Kategorie der straflichen Unvorsichtigkeit. Ich habe hier nur in allgemeinen Umrissen die Mittel au- gedeutet, wie sich selbst dort noch etwas thun lasst, wo so Man- cher an der Grenze der Moglichkeit angelangt zu sein glaubt und das lavabo inter innocentes manus mean glaubig betet; aber auch dieses wenige wird nicht nutzlos sein, wenn es gehorig be- herzigt wird. Meine Herren! ich habe nun eine 25jiihrige Erfahrung in dieser Richtung gemaclit und habe getrachtet, so gut es angiug, selbe zu benutzen. Das, was ich gethan, haben sicher 'die meisten meiner verehrten Fachgenossen innorhalb ihrer IViikungssphare auch zu thun Gelegenheit gefunden, und sie thaten es wie ich so ganz im Stillen. Ware es aber nicht besser, wenn wir in dieser 14 Beziehung etwas weniger bescheiden und dafiir mehr gemeinniitzig vriirden, dadurch, dass Jeder seine diesbeziiglichen Erfabrungen bekannt gibt? Gern wurde ich die Vermittlung iibernehmen, uud um so lieber, als mir seit geraumer Zeit ein Ziel vorschwebt, wel- ches ich, auf meine Krafte beschrankt, schwer oder gar nicht zu erreichen vermag. Die meisten der hier versammelten Herreu kennen das kleine aber inhaltreiche Werk des Herrn Dr. Riegler: Die Nothhilfe unter Soldateu. Es ist bestimmt, dem tapfern Krieger in seinem lebens- und gesundheitsgefaiirliclien Metier bei plotzlichen Unfallen und Gefahren schnelle und ergiebige Hilfe zu bringen. Der Beruf des Bergarbeiters ist verwandt mit dem des Soldateu. Audi er hat mit Gefahren der Gesundheit und des Le¬ bens aller Art zu kampfen und seine Stellung ist eine um so schlimmera, als er unterirdischen viel tuckischeren Feinden gegen- ubersteht. Der Gedanke einer Nachbildung des erwahnten Werk- chens des verdienstvollen Arztes liegt also sehr nalie; aber frei- lich miisste die Ausfuhrung eine andere sein. Wi'tiirend uie Noth¬ hilfe unter Soldaten sich hauptsachlich mit deu bereits Verun- gluckten beschaftigt, soli die Nothhilfe unter Bergleuten nicht so sehr eine palliative als vielmehr eine preventive Tendenz haben, in- dem sie dem Uebel vorauseilt durch Signalisirung der Gefahr und Abwendung derselben durch rechtzeitige wirksame Mittel. Ich bin weit entfernt, den Standpunkt eines montanistischen Elihu Burrit einnehmen und mit dem unterirdischen Krieg alle Unfalle, die derselbe im Gefolge hat, beseitigt sehen zu wollen; vielmehr mochte ich das stehende Heer unserer Arbeiter recht gross und im fortdauernden riistigen Eampfe mit den unterirdi¬ schen Feinden vvissen; aber bei diesem Eampfe mochte ich aus unsern Erfahrungen einen Schild fiir den Arbeiter schmieden, und ihn gefeit vor jenen gewohulichen, vermeidlichen Gefahren hin- stellen, denen, wie die vorliegenden Ausiveise darthun, so viele zum Opfer falleu. Dies ware nun der Gegenstand, der mir so sehr am Herzen liegt und um dessenwillen ich mir die Beihilfe meiner verehrten Fachgenossen erbitte. Das vvie? denke ich mir einfach so: Jeder bringt seine gemachten Erfahrungen zu Papier in was immer fiir Form, und theilt sie mir mit. Ich will das mannigfaltige Material 15 sammeln, mit meinen imd anderweitigen Erfahrungen bereichern, will bei einer nachsten Versammlung — auf die innerhalb Jalires- frist ich recbne — iiber das Ergebniss meiner diesbeziiglichen Ar- beit Bericht erstatten, im d icli miisste micb sehr irren, wenn liicbt in verhaltnissmassig kurzer Zeit aus den Bruchstucken ein Ganzes wird, das der Oeffentlicbkeit ubergeben und zum Nutz und Frora- men des Bergmannes in weiteren Kreisen Amvendung finden kann. Vielleicht geben wir mit einer solchen Arbeit Anlass zu einer zweckmassigen Vervollstandigung des Unterrichtes auf unseren Montanlehranstalten, wo, soviel mir bekannt, fur Bergpolizei, oder nennen wir es mit einem vielleicht gefalligeren Wort: fiir Berg- sanitatslehre in weiterem Sinne ebensowenig als fiir Montangeogra- phie ein specieller Unterricht ertheilt wird. Es fallt dies um so mehr auf, als dieselben Grunde, die fiir die Bildung von Militarsanitats- mannschaften, fiir Pompierschulen, fiir Vortrage iiber Scheintodte u. dgl. in erbohtem Masse audi fur den Unterricht iiber Bettung und Scliutz des Bergarbeiters vor den mannigfaltigen Gefahren sei- nes Berufes sich geltend machen lassen. Wenn wir nun durch unser Zusammemvirlcen erfolgreichen Anstoss selbst zur Erweiterung unseres gegenwartigen Lelirplanes gaben, so ware dies freilich der schonste Lolin unserer Bemiihung; aber steigen wir von den hochsten Hohen unserer Wiinsche wieder in den bescheidenen Kreis unseres selbstandigen Wirkens, so glaube ich doch als sicher annehmen zu diirfen, dass der Einfluss, den wir auf den Umfang der Ungliieksfalle in unserer, nachsten Niihe iiben, ein grosser segenbringender sein werde, und gewiss, wenn wir durcli verscharfte Aufmerksamkeit mir einem einzigen unserer Arbeiter das Leben oder die Gesundheit retten, so ist dies allein eine vortreffliche Weihe fiir diese erste Versammlung der Bergmanner Krains, und zwar in humanitarer wie okonomischer Beziehung, denn unsere Aufgabe. ist es ja auch, mit den gering- sten Kosten zu produciren, und was ist wohl kostbarer, als das Leben eines Menschen, das Leben eines arbeitsamen braven Fa- milienvaters! 16 A. Zusammenstellung der' einzelnen Kronlander nach der Anzahl der bei den Montan- werken erfolgten Verungluckungen in den letzten 5 Jahren, d. i. von 1862 incl. bis 1866. Betreffs Dalmatien und dessen unverhaltnissmassig grosser Zahl Ver¬ ungluckungen musa bemerkt werden, dass dessen Arbeiterzahl im .lalires- durchschnitt kauni 100 erreiclit und dass es das Ungliick katte, in einem 17 Jahre 2 todtliclie umi melirere schwere Unfalle zu erleiden, wodurcli sicli das Zalil enverhaltniss so ungiinstig stellte. Bei Ungarn und Siebenburgen bezieht sicli der Durchschnittscalcul uur auf die Jalire von 1862 bis 1860 exclusive, da die statistischen Naclnveisun- gen fur diese nun separat venvalteteii Ilronlander in dem .ebemaligen sta- tistischen Čentralbureau nicht eingelaufen sind. Dasselbe gilt von deni im Jahre 1860 an Italien abgetreteuen lombardiscb-venezianischen Konigreicli. Fur die Bukovvina, vvelche in den statistischen Ausvveisen zwar einen Arbeiterstand von last 900 per Jahr zeigt, ist kein einziger Ungliicksfall re- gistrirt, was der Natur der Sache nicht zu entsprechen scheint, iveshalb dieses Kronland bei obiger Zusammenstellung nicht in Betracht gezogen vver- den komite. B. Zusammenstellung der Ursaclien der im Zeitraum von 1862 bis incl. 186G in Krain bei einzelnen Montanwerken erfolgten todtlichen Verungliickungen. * Die grossere Anzahl — im Vergleiche zur Tabelle A — riihrt von der niedrigeren Arbeiterdurchschnittszahl dieser Zusammenstellung, da die Montanwerke, bei denen keine ITiigliieksfalle vorkamen, bier nicht einbe- zogen sind. 2 18 l)er Ban voh Seeschiflen aus Besseiner metali. Vom k. k. Oberst Libert de Paradis. Auf meinen Antrag bat der niederosterr. Gewerbeverein in seiner Monatsversammlung am 29. November 1867 die Ausschrei- bung der grossen goldenen Vereinsmedaille beschlossen „fur jene Person oder Gesellscliaft, welcbe nacbgewiesenermassen auf einer Werfte innerhalb der Grenzen des Kaiserthums Oesterreich das erste Seescbiif, von wenigstens tausend Tonnen Aicbung, aus in- landischem Bessemermetalle gebaut baben wird.“ Die hobe Wichtigkeit, welcbe jeder nacbbaltige Aufschwung im Seeschiffbau, namentlich aber wenn derselbe mit der Eisenin- dustrie im Zusammenbange steht, fiir den Woblstand des Herzog- thums Krain, als der dem Meere znnacbst liegenden Provinz des Kaiserstaates, baben muss; diese bobe Wichtigkeit, verbunden mit dem Umstande, dass ieh als Ehrenmitglied der Montangemeinde zu Kropp und folglich als Landeskind, wenn auch nicbt durch Ge- burt, so docli durch Sympatbie und Woblwollen, micli fiir ver- pflichtet halte, so sehr nur immer in der Macht des Einzelnen gelegen sein kanu, zur Forderung und Entwicklung der kraini- scben Industrie beizutragen, hatten micb veranlasst, eine Anzabl von Separat-Abdriickon des von mir im Gewerbevereine vorgetra- genen motiv ir ten Vorschlages an das Prasidium der hie- sigen Handels- und Gewerbekammer mit der Bitte um Verthei- lung derselben und um Unterstiitzung meiner Bestrebungen in dieser Richtung einzusenden. Ich ergreife mit Tergniigen die mir durch die freundliche Einladung Ihres Comite’s gebotene Ge- legenbeit zur Besprechung dieses fiir die materiellen Interessen unserer Provinz so wichtigen Gegenstandes, um vor allem dem geehrten Prasidium der biesigen Handels- und Gewerbekammer, sowie der loblichen k. k. Berghauptmannscbaft meinen tiefgefiihl- ten verbindlicbsten Dank fiir die wanne Anfnabme und die giitige Unterstiitzung meiues Vorschlages auszudriicken. Zu dem Gegenstande unserer heutigen Besprechung, namlich zum Bau von Seeschiffen aus Bessemermetall, oder wie ich ihn der Kiirze halber nennen will, zum Bessemerschiffbau liber- 19 gehend, muss ich vor allem bemerken, dass derselbe mit Bezug auf den bis zum Jahre 1863 an den osterreiehisclien Seekiisten allein und ausschliesslich vorhanden gewesenen Holzscbiffbau niclit als ein unabhangiger, in sieh selbst abgesclilossener Gegen- stand, sondern nur als der zweite Theil einer Lebensfrage nnseres Seeverkebres betrachtet werden konne, deren erster Theil in der Einfiihrung des Eisenschiffbaues zu suchen ist. Bei dem Umstande, dass der Scliiffbau im allgemeinen als eine specielle, hochausgebildete, nmfangreiche TVissenschaft den Technikern des Binnenlandes bisher doch melir oder weniger fremd geblieben ist, und wahrend der Herrschaft des Holzschiffbaues auch thatsaclilich aus Mangel machtiger gemeinsamer Interessen fern- bleiben musste, diirfte es wohl am angemessensten sein, wenn ich, fiir heuto die Gesammtfrage in ihren Umrissen und vornem- lich in ihrer national-okonomischen Wichtigkeit behandelnd, es einer spateren Biscussion der Versammlnng vorbehalte, in jene Detailfragen einzugehen, welclie fiir den Eisenhuttenmann von Interesse sind und von dem Eachmanne genau gekannt, wohl er- wogen worden sein mussen, bevor man von Seite der Industriellen an ein wirkliches Eingreifen und an eine thatsachliche Betheiligung in rationeller Weise denken kann. Zum volkswirthschaftlichen Standpunkte zuriickkehrend, findet man als unbestreitbar wahr und theilweise sogar durch vielliun- dertjahrige Erfahrungen erwiesen, eine Iieihe von Thatsaclien und Vernunftschlussen, die ich in gedrangtester Kiirze anzufiihren mir erlauben werde. Die Geschichte aller Zeiten und aller Volker bat nachgewie- sen, dass eine dauernde, wahre Machtstellung und ein nachhaltiger Einfluss auf dio Weltgeschiehte nur jenen Nationen oder Staaten zn Theil wird, welche Meereskiisten und Hiifen mit einer schiffs- tiichtigen Bevolkerung besitzen, und welche ferner liber eine See- macht fiir Krieg und Handel zu verfiigen liaben. — Von welcli’ ungeheuerer Wichtigkeit namentlich die letztere sei und von den seefahrenden Nationen vor dahrhunderten schon erkannt wurde, beweisen zu Geniige die Navigationsgesetze der vergangenen Zei¬ ten, die, mit unverholenem Egoismus und oifener Gewalt jeder Bil- ligkeit Holm sprechend, ausschliesslich den Zweck verfolgten: den 2 * 20 eigenen Seehandel, die eigene Seeschiffahrt, namentlich aber den eigenen Seeschiffbau zu heben, zugleich aber die maritime Ent- Tvicklung der anderen Nationen zu schadigen und zu verhindern. Die Navigationsgesetze, echte Kinder der barbarischen Zeit, in der sie entstanden waven, sind endlich verschwunden, und zwar vor nicht gar allzulanger Zeit, aber einen Theil ihrer Folgen seben wir heutigen Tages noch. — Heutigen Tages nocli beweiset uns die kolossale Handelsflotte Englands, beweiset uns der riesige Tri- but, den dieselbe als Frachtlohn von allen Nationen der Erde ein- treibt, beweiset uns der Aufschwung der englischen Industrie, der nur danu denkbar ist, wenn ihre Producte, unabhangig von den Verkehrsmitteln anderer Nationen, auf eigenen Schiffen in die ent- ferntesten Theile der Welt befordert iverden , boiveisen mit einem Worte a.lle Verlialtnisse Englands, von welchen ungeheueren Fol¬ gen es fiir den Flandel und Wohlstand eines Landes sei, wenn es nicht nur Kiisten und Hiifen besitzet, ein Gluck, das gar vielen Landern zu Theil geworden ist, sondern vvenn durch Jahrhunderte liindurch alles geschehen ist, um Seehandel, Seeschiffahrt und Seeschiffbau zu heben und zu entivickeln; denn, meine Herren, die Interessen der Landwirthschaft und des Bergbaues, vvelche Urstoffe liefern, der Industrie und Gewerbe, welche dieselben bearbeiten und umformen, des Handels, der sie venverthot, der Sckiffakrt, die sie in fremde Lander tragt, und des Schiffbaues, der hierzu das Ver- kehrsmittel schafft, sind identisch; es ist unmoglich, dem einen dieser Zweige zu niitzeu, oliue dass audi die anderen dabei ge- vvinnen, und es ist die hochste Zeit, dass auch in Oesterreich die- sen Verhaltnissen ein aufmerksames Auge, eine thatigo Iland zu- gewendet werde. Was unseren Seehandel in seiiiem gegenvvartigen Zustande anbelangt, so ist derselbe bei der Menge von Artikeln, die wir zum grosston Theile aus wiirmeren Klimaten beziehen mussen, nur dann als activ denkbar, wenn massenhaft auch osterreichische Fro- ducte zum Export kommen, und es erscheint dies um so noth- vvendiger nicht nur fur die Volks-, sondern auch fur die Staats- okonomie, weil ohne einen activen Evporthandel gar nicht abzu- sehen ist, ivie denn die Millionen klingender Miinze liereinge- bracht werden sollen, die nicht nur fur die importirten fremdlan- 21 dischen Producte, sondern auch als Zinsen flir jenen bedeutenden Theil der Staatsschuld, die niclifc in osterreichischen Hiinden ist, in’s Ausland fliessen. Unter solchen Verhaltnissen liegt es nicht nur im Interesse jedes eiuzelnen Industriellen, sondern es ist aucli die Pflicht jedes Patrioten, dahin zu ivirken, dass die vorhandenen Exportindustrien siclt entwickeln, dass n e n e hervorgerufen und geschaffen. rverden. Ich freue mich, meine Herren , Ihnen aus vollster eigener Ueber- zeugung sagen zu lconnen, dass der Eisenschiffbau und der Besse- merschiffbau bei energisohem und rationellern Vorgange als oster- reichiscbe Exporfcindustrie der Zukunft betrachtet werden miissen. Passt man die Producte der Landwirthschaft und der In¬ dustrie in’s Auge, so zeigt sicli leider nur zu bald, dass die ersteren, in iliren Zulliisseu nicht genugend sicher und nicht hinreichend šteti g, die Magazine in den Kiistenstadten, genau so, wie wir es vor kurzem bei den Bahuhofen gesehen haben, zu gewissen Zei- ten tiberliuthend, wahrend dem grossten Theil des Jahres gauzlich fehlen, dass folglich auf sie allein eine grosse Seeschiffahrt nicht gegrundet werden kann, obrvohl die grossen Vortheile nicht ge- lengnet werden sollen, welche einer schon bestehenden einheimi- schen Seeschiffahrt durch die Ausfuhr von Cerealien zeitweilig zu (Tute kommen konnen ; als stetige verlassliche Nahrung fur eine osterreichische Seeschiffahrt, als Mittel, um. unseren Seehandel zu einem activen zu machen, bleiben aber nur die Producte der hei- mischen Industrie. Der Vortheil kommt bei einem solchen Vei'- kehre, wie aus der Sachlage ki ar ist, naturgemass allen volks- Tvirthschaftlichen Elementen zu (Tute; denn wahrend die Erzeug- nisse der Industrie einen Markt in der Perne suchen, rvelcher ihnen bei der Aehnlichkeit der europaischen Bestrebungen in der Nahe fehlen oder wenigstens nicht so giinstig sein w(irde, bieten sie zugleich dem Seehandel ein Tausclimittel, der Schiffahrt eine (Tegenfraeht far den Import, endlieh dem Schiffbau eine Beschaf- tigung und hiedurch das Mittel zu jeuer Entwicklung, welche es ermfiglicht, nicht nur den eigenen Bedarf an Schiffen zu decken, sondern aucli Fahrzeuge von so ausgezeichneter Qualitat und zu so niederem Preise zu liefem, dass das Ausland zum Bezuge der- selben aus osterreichischen Werften veranlasst, hiedurch aber ein E sport a n fertigen Seeschiffenangebahntiverde. Es ist dies, beilaufig bemerkt, gerade das Gegentheil von dem, was bis vor wenigen Jahren in Triest gebrauchlich war, indem bis dahin Dutzende von vollkommen ausgeriisteten Eisenschiffen von. England und Schottland, ja sogar aus Preussen bezogen mirden. Selbstverstandlich, aber fur Oesteireich hochwichtig, ist nun beim Seeschiffbau der Umstand, dass bei demselben nicht nur die Arbeit und der Kostenpunkt, sondern der Sicberheit wegen in liohem Grade auch die Qualitat des Materials in Betracht kommt, aus welchem die Scliiffe gebaut werden, und es bat folglicb, ganz allgemein betrachtet, jenes Land eine grosse Wahrscheinlichkeit des Erfolges, welches sicb des Besitzes der gebrauehlichen Bau- materialien in ausgezeichneter Qualitat erfreut. Enter solchen Umstanden muss es nun jedem denkenden Patrioten als selbsverstandlich erscheinen, dass Oesterreich bei der uniibertrefflichen Qualitat seiner Eisenerze in eiuigen der Meeres- kiiste zunachst liegenden Provinzen in liohem Grade berufen sei, im Bau metallener Seeschiffe, mogen diese nun aus Eisen oder aus Bessemer-Stahl bestehen, eine Achtung gebietende Stellung einzu- nehmen und nicht nur fur den eigenen Bedarf, sondern aucli fiir den Export zu arbeiten. Die Folgen, welche ein solcher Export fiir unsere heimischen Interessen haben miisste, sind klar; es wiirden nicht nur unserer Eisenindustrie neue Absatzbahnen geoffnet, es wiirden nicht nur in nnserem Huttenwesen neue grossartige Einrichtungen, die jetzt feh- len, hervorgerufen und belolint werden, sondern es wiirde auch gar manchem sonstigen Industriezweige Nutzen erwachsen, ungeachtet vielleicht jetzt niemand, der demselben angehort, auch nur ent- fernt daran denkt, einen Zusammenhang seiner Production mit dem Schiffbau fiir moglicli zu halten. Schifte, meine Herren, kann man eben nicht anders als aus- gerustet von fernen Landern und Hafen beziehen, da die Versen- dung der blossen leeren Schiffskorper auf weite Entfernungen selbstverstandlich eine Unmoglichkeit ist. Nun muss aber ein aus- geriistetes Schiff als eine kleine Welt betrachtet werden, in der als Bediirfnisse fiir den Betrieb, die Schiffahrt u. s. w. Products aller nur crdenklichen Industrien, von den astronomischen Uhren 23 und Instrumenten bis zum Borstwisch und zur Kohlenschaufel herab, hi finden sind. — Schiffe an’s Ausland verkaufen heisst somit nichts anderes, als audi alle Producte jener andern Industrien exportiren, aus denen die Ausrustung des verkauften Scbiffes be- steht, und andererseits heisst Schiffe im Auslande kaufen ebenso- viel, als zahlreiche andere Industrien durch die Einfuhr von Ar- tikeln schadigen, die ebenso gut, ebenso wohlfeil, ja mitunter so- gar besser und \vohlfeiler im lulande erzeugt werden, oder wenig- stens erzeugt werden konnen. Sie sehen also, rneine Herren, dass nicht der Seehandel und die Seeschiffalirt, soudern dass auch der Schiffbauim innigsten Zu- sammenhange mit der Industrie und dem Gewerbe steht, und dass dieser Zusammenhang nicht etwa blos auf die Kiiste sicli be- schrankt, sondern dass er tief bis in das Herz der Binnenlander sich zu erstrecken geeignet ist; auch hoffe ich, in mogliehster Kurze dargethau zu haben, wie der Anfang und das Ende jener Kette von volkswirthschaftlichen Elementen, welche als Schiffalirt und Seehandel das Erdenrund umfassen, nicht etwa in der weiten Ferne, nicht etwa, ausschliesslich au den Grenzmarken des Keiches, sondern dass diese Endglieder der Kette in der vaterlandischon In¬ dustrie zu suchen sind, dass endlich in Anbetracht des Stand- punktes, auf dem SeeschifFahrt und Seeschiffbau sich heutigen Ta- ges befinden, die heimische Eisenindustrie zweifellos an Wichtig- keit in erster Linie steht. Zum Schiffbau aus. inlaudischem Materiale auf inlandischen Werften zuriickkehrend, muss ich mich fur heute wohl mit histo- rischen Mittheilungen begniigen, weil, wie fruher gesagt, der Ge- genstand ein zu umfangreicher ist, um ohne vorhergegangene we- nigstens oberflachliche Studien in einer Versammluug, wie die heutige, besprochen werden zu konnen. Jenen Herren, welche ein specielles Interesse daran haben und spater eingehendere Studien machen wtinschen , rnochte ich anrathen, sich eine allgemeine Orientirung durch Lesung jener VortrSge zu verschaffen, welche ich viher den Eisenschilthau aus osterreichischem Materiale im nie- derosterr. Gewerbeverein gehalten habe und welche in den Vereins- mittheilungen des Jahres 1864 Seite 73—117 zu finden, ferner in Separatabdriicken als Broschiire erschienen, endlich von dem mah- 24 rischen Gewerbevereine in seine Zeitschrift desselben Jahres auf- genommen worden sind. Was die Geschichte des Eisenschiffbaues in Oesterreich an- belangt, so erlauben Sie mir, Ihnen in gedrangtester Kurze Eol- gendes mitzutheilen: Bis zu dem Angenblicke, in welchem ich provisoriscli die teclmische Leitung des Arsenales zu Triest iibernahm, wurden, wic schon friiher bemerkt, zahlreiche Eisensehiffe aus England und Schottland eingefuhrt, ohne dass irgend jemand daran dachte, ob man denn solche Schiffe nicht etwa auch in Oesterreich selbst er- bauen konnte. Die Agitation fiir den einheimischen Eisenschiffbau beginnt also im Jahre 1862, als ich, dem vorgeschlagenen abermaligen Ankauf zweier grossen eisernen Dampfer in England widerstre- bend, am 8. und 14. Oetober 1862 miindlich, ondlich am 20. Oe- tober desselben Jahres in meinem Prasidiale Nr. 12 schriftMch deni Verwaltungsrath des osterreichischen Lloyd die Nothwendig- keit nachwies, dass diese Gesellschaft, ein Arsenal verwerthend, welches in der Bilanz mit der enormen Summe von 6'/ 2 Millionen beziffert ist, tiberhaupt ondlich einmal mit eigenem Eisenschifl- baue in ihrem Arsenale beginne, s t a 11 immer und i m m e r in England zu kaufen. Die Schwierigkeiten, mit denen ich zu kampfen hatte, wa- ren nicht unbedeutend; in der obenviihnten Broscliiire finden Sie, meine Herren, dieselben theils deutlich ausgesprochen, theils nicht minder deutlich zwischen den Zeilen zu lesen; sie wurden so weit als moglich iiberwunden. Ich konnte zwar nicht verhindern, dass kurz nach meinem Austritte dennoch zwei grosse eiserne Dampfer aus England be- zogen wurden und dass diesen bis in die letzte Zeit noch mehrere andere folgten, aber der Bau des ersten Eisenschiffes aus oster- reichischem Material, der Bau der ,,Austria 11 hatte ničlitsdcsto- weniger zu Ende 1863 begonnen. Die Vorbereitungen, die Ein- richtung der Werkstatten, die Ausschreibung der Materialliefe- rungen u. dgl. m. waren noch miter meiner personlichen Leitung erfolgt, die Ausfuhrung des Baues blieb nach meinem Austritte in den Handen eiues verlasslichen Mannes, des Marine-Ingenieurs 25 Otto Dingler, und beilaulig nach Jahresfrist wurde die „Austria“ gliicklich vorn Stapel gelassen. — Die technische Durchfiihrbar- keit war sonach auch fiir jene Personen nachgewiesen, die per- sonliche Grundc hatten, ura nicht daran glauben zu wollen, und die gegnerisehen Federn mussten sich von diesem Augenblicke an damit begnfigen, die von mir behaupteten ekonomischen Vortheile als Hirngespinnste darzustellen, was sie denn auch bis vor we- nigen Monaten in den verschiedensten Journalen unverdrossen durchzufiihren nicht unterliessen. Aber auch die Freunde der einheimischen Industrie haben vvahrend dieser Zoit nicht geruhet; in der offentlichen Moinung war cin Umschwung zu Gunsten des vaterlandischen Eisenschiff- baues eingetreten; zu Aviederholtemnalen Avaren der niederosterr. Gewerbeverein und der Verein der osterreichischen Industriellen bei ihren Generalveršammlungen fiir den osterreichischen Eisenschilf- bau eingetreten, der orstere sogar durch eine Medaillenvertheilung; einzelne fachkundige Stimmen waren in mehreren Journalen, z. B. in der „Presse,“ zu Gunsten laut geworden und hatten sich auf das energischste ausgesprochen; endlich hatte der Handels- minister Viceadmiral v. AVtillerstorf sich als Seemann dieses fiir die Industrie rvie fiir die Schiffahrt gleich wichtigen Gegenstandes auf das rvarmste angenommen. Unter diesem doppelten moralischen Brucke, der offentlichen Meinung einerseits und der hochsten volkswirthschaftlichen Staats- behOrde andererseits, entstand das zweite osterreichische Eisen- schiff, der „Orestes“, AVelcher am 9. October v. J. vorn Stapel lief. Erlauben Sie, dass ich lhnen den Inhalt des offentlichen Berichtes mittheile, so Avie er in Nr. 46 vorn 16. November v. J. in der „Austria“ zu lesen ist: „Am 9. 1. M. Avurde im Lloyd - Arsenale der neugebaute Bampfer „Orestes“ gliicklich vom Stapel gelassen. Dor Dampfer ist ganz aus einheimischem Eisen gebaut, bat eine Tragfahig- keit von 1000 Tonnen, eine Lange von 207' 6" (englisch) zwischen den Perpendicularen, von 217' am Deck, eine Maxi- malbreite von 28 ' 6 " und eine Hohe von 20'. Die Maschine von nominell 200 Pferdekraft ist aus den Werkstatten des hie- sigen „ Stabilimento tecnico “ hervorgegangen. Im Lloyd- 26 Arsenale sind zwei andere Dampfer, „Pi]ades“ und „Mars“, im Bau, bei rvelchen ebenfalls ausschliesslich einheimisches Eisen zur Verwendung kommt. Schon beim Baue des „Orestes“ bat es sieh herausgestellt, dass die Herstellung des Schiffes aus in- landischem Materiale und auf der eigenen Werfte eine geringere Summe beansprucht, als der Preis eines gleichen, im Auslande gebauten Schiffes betragen hatte. Dieser bereits erreichte Vor- theil ist aber nach Aussage der betheiligten Fachmanner einer rveiteren Steigerung fahig, weil die Arbeit mit der fortschreiten- den Uebung der Werkleute und mit ihrer zunehmenden Kennt- uiss der neuen Maschinen immer rascher von statteu gehen, so- mit der auf den Bau eines solchen Schiffes entfallende bedeu- tende Arbeitslohn geringer werden wird. I)as ist namentlich beziiglich der Vernietuug der Fali, wo iibrigens beim Baue des „Orestes“ eine bedeutende Zunahmo der Handfertigkeit der Ar- beiter bereits erprobt wurde.“ Der Eisenschiffbau ist also nach langem Kampfe in Oester- reich gesichert; auch die okonomischen Vorwiirfe sind fur immer beseitiget und selbst die „betheiligten Fachmanner" an der Adria haben sich endlich im October 1867 von der ltichtigkeit jener Anschauungen iiberzeugt, iiber rvelche schon seit mehreren Jahren bei den nicht betheiligten Fachmannern ohnedies kein Zweifel mehr obivaltete. In der Zukunft kanu es sich nicht mehr darum handeln, ob Producte aus England oder aus Oesterreich vorzu- ziehen seien, sondern es stellt sich die Frage einfach so: ob oster- reichisches Eisen oder osterreichisches Bessemermetall genommen werden solle. Wenn man bedenkt, dass alle jene Vortheile, rvelche nach- gerviesenermassen das osterreichische Eisen im Vergleiche zum eng- lischen fur den Schiffbau bietet, in noch weit hoherem Grade dem osterreichischen Stalile gegeniiber dem englischen Schiffsstahl und dem osterreichischen Bessemermetalle gegeniiber dem englischen Bessemermetalle zukommen, und wenn man ferners in Betracht zieht, wie selbst die Englander die Kesultate des Stahles, d. h. namlich des theueren aber besseren Materiales, fur den Schiffbau jenen Resultaten vorziehen, die mit rvohlfeilerem aber schlechterem Materiale, namlich mit Schiffseisen, erzielt rverden, wenn man 27 endlieh weiss, dass man in England schon angefangen hat, Schiffe aus Bessemermetall zu bauen, obwohl dasselbe an Qualitat dem osterreichischen nachsteht, so kann einem unparteiischen Fach- mann auch nicht der geringste Zweifel liber die technische, sowie liber die okonomische Ausflihrbarkeit des Bessemerschiffbaues in Oester- reicli tibrig bleiben, und es kann sich bei dieser F ra ge mir mehr darum liandeln, wie es anzufangen sei, um baldmoglichst durcli den Ban Fines Bessemerschiffes den factischen Beweis auch fiir jene Personen zu lieferu, die da nichts glauben wollen, was sie nicht mit Handen greifen konnen. Ist dieses erste Bessemerschiff einmal gebaut, so wird die gute Sache sich von selbst Bahn brechen und es werden diesem ersten Schiffe die anderen mit noch grosserer Leichtigkeit nach- folgen, als nach der „Austria“ der „Orestes“, der „Pilades“ und der „Mars“ kamen, weil uberhaupt jeder iveitere Schritt leichter ist als der erste und die beim Eisenschiffbau errungenen Kesultate selbst dem Laien eine geivisse Garantie ftir die im Bessemerschiff- bau anzuhoffenden Kesultate bieten. Diesen Bau eines ersten Bessemerschiffes hervorzurufen oder wenigstens durch seine Autoritat zu unterstiitzen, ist der Ziveck, ivelchen der Gewerbeverein bei der Ausschreibung seiner grossen goldenen Medaille im Auge hat. Ich werde nun in moglichster Kiirze und mit Umgehung specieller und rein technischer Fach- fragen, die, wie gesagt, einer anderen Besprechung vorbehalten bleiben miisseu, die Mittel betrachten, welche die jetzt schon er- reichte Entwicklung des Bessemerverfahrens in Oesterreich uns Ilir diesen Zweck hietet, und ferners das Interesse untersuchen, ivelches im allgemeinen an dieser Frage jenes Kronland hat, in dessen Hauptstadt uns eine so freundliche Aufnahme zu Theil ivurde. Das Bessemermetall hat in Oesterreich durch die ebenso ver- dienstlichon als rastlosen Bemlihungen des Kitter von Tunner viel friiher und viel rascher Eingang gefunden, als dies sonst geschehen sein ivurde. \Vir besitzen heutigen Tages schon eine bedeutende Anzahl von Begsemerhlitten, unter ivelchen die spater entstandenen auch schon einen bedeutenden, Fortschritt in Bezug auf Grosse der Anlagen naehiveisen und iveit liber das Versuchsstadium hinaus 28 sind; auch die Qu ali tat der Producte aus einer ilbenviegenden An- zahl von unseren Bessemerhutten hat sicli vollkommen bewahrt und der Vorzug, welcher denselben vor den englischen gleichnamigen Producten gebiihrt, ist von den strengsten und verlilsslichsten eng¬ lischen Autoritaten als unbezweifelt anerkannt vvorden. Wenn sicli nun auf Grundlage dieser Thatsachcn Personen finden, die einem Export von Bessemerblocken nach England und einer Verarbeitung dieser letzteren in englischen Werkstatten das Wort reden und es von ihrem Standpunkte aus ganz natiirlich finden, dass ein Theil der spateren Producte dann vvieder zu theueren Preisen nach Oesterreich zuruckkommt, die ganze Ar- beit aber und der entsprechende Gewinn in England bleibt, so ist dies vom kosmopolitischen Standpunkte aus ganz schon, von dem personlichen ganz klug, weil fur die Zwischenhandler sehr ein- traglich; vollkommen verwerfiich aber vom osterreicliischen Standpunkte aus, nach welchem gewiinscht w e rde n muss, dass der Arbeitslohn im Lande bleibe und den Steuerzahlern nnserer in- dustriellen Provinzen, aber nicht den Englandern oder sonstigen Auslandern zu gute komme. Will man aber das vortreffliche osterreichische Bessemer- metall vvirklicb im Lande vorarbeiten, will man dem auslandi- schen Handel nicht die einfachen Bessemerblocke, bei denen als Kohmaterial nicht viel zu gewinnen ist, sondern will man dem Export nur fertige Waare libergeben, so muss dafiir gesorgt wer- den, dass unseren Bessemerhutten ein grosserer Absatz und na- mentlich ein Absatz von grosseren Werkstucken verschafft werde, weil nur dann es sicli lobnt und iiberhaupt daran gedacht wer- den kann, diesen jungen Etablissements jenen Aufschwung und jenen Umfang zu geben, der ihnen bei der Vortrefflicbkeit der in Bede stehenden Qualitat des Materials zukommen wurde. - Sind die betrelfenden Bessemerhutten nur einmal fur Eiuen Artikel, rvelcher bedeutendere Anlagen und grossere Maschineu bedarf, eingericbtet, so kommt dann diese grossere Einrichtung wieder allen ubrigen Zvveifen der Bessemerindustrie zu gute, und sicb wechselweise stiitzend und bebend waclisen und gedeihen alle; kaum durfte es moglicb sein, einen Industriezweig aufzufinden, ivelcher mehr als der Scliiffbau geeignet ivare, den besprochenen 29 Mangel zn beseitigen imd dem Zuriickbleiben in der Entwicklung von grossen AVerksanlagen abzuhelfen; denn es diirfte kaum einen andern Industriezweig geben, bei welchem das Materialbediirfniss ffir ein einzelnes Object, wie beim Scbiffbau, nach tausenden, das Gewicht mancher AVerkstiicke nach lmnderten von Centnern ge- rechnet werden muss. Der Bessemerschiflbau ist also eine Lebensfrage far unsere Bessemerhiitten, oder rvenigstens fiir ihre Entwicklung nacli gross- artigem Masstabe; er muss auf das energischste von allen jenen Fachmannern und Patrioten angestrebt werden, welchen die Kitite und der AVohlstand unserer Eisenprovinzen am Herzen liegt; os ist aber nicht genug, wenn sicli die betheiligten Industriellen zusammenschaaren, sich mit dem Gedanken vertraut machen und Vorbereitungen treffen, — es ist nicht genug, wenn Fachmanner und Patrioten sicli mit einander besprechen und die Prage studi- ren; aui' die offentliche Meinung muss gewirkt w e r d e n, a u c h d e r L a i e m u s s n a c h und nacli m i t d e m W e s e n d i e s e s I n d u s t r i e z w e i g e s geniigendbekannt g e m a c h t w e r d e n, d a m i t das Capital sicli d e n e n t - sprechendenAnlagen zuzuwenden beginne, welche letzteren bei der Grosse des Umfanges, den sie mit der Zeit an- nehmen miissen, entschieden auf die Association und die Ver- vvendung aller jener Mittel angewiesen sind, welche die Asso¬ ciation grossen Unternehmungeti in so reichem Masse zur Verfti- gung stellt. Da nun aber dio offentliche Meinung in so entschieden tech- nischen Fragen nur von Fachmannern hervorgerufen und geleitet vverden kanu, in dem vorliegenden Falle also nur von Montanisti- kern, namentlich von Eisenhiitten-Manuern, so wende icli mich an ^ie, meine Herron, mit der Bitte, einen kleinen Tlieil Ihrer freien ^eit diesem Gegenstande zu widmen, im Kreise Ihrer Bekannten so wie schriftlich in der Oeffentlichkeit auf die Verbreitung ent- sprechender Kenntnisse hinzuwirken und so jenen Zeitpunkt naher riicken zu helfen, in welchem das osterreichische Bessemermetall eine seinen Eigenschaften entsprechende allgemeine und gross- artige Verwendung im In- und. im Auslande finden wird und fin- den muss, 30 Was die Riickwirkung eines bedeutenden Aufechwunges in der Bessemerindustrie und namentlich die Einfiihrung und Ent- vricklung des Bessemerschiffbaues auf den Wohlstand des Kron- landes Kram anbelangt, so muss ich bemerken, dass hierzulande zwar vorderhand noch keine Bessemerhtitten bestelien, dass in Unterkrain der Natur der verwendeten Erzmittel nacli und bei dem gegenwartigen Zustande der Wissenschaft auch wolil kaum die Entstehung von solclien Hiitten in Aussicht stehen diirfte, dass aber in Oberkrain, wie icb einem oingehenden Aufsatze des Berg- commissars Bitter von Fritsch entnehme, die Bedingungen fiir die Errichtung von Bessemerhiitten vollkommen vorhanden sind, was um so wichtiger ware und bei Entwicklung des Bessemerscliiff- baues zu um so wunschenswertheren Resultaten fiihren konnte, als die Eisemverke von Oberkrain der Kiiste am nachsten liegen und folglich in Bezug auf Transportspesen gar manchen Vortheil im Vergleiche zu ferner liegenden "VVerken geniessen. Aber sogar im ungiinstigsten Falle, wenn namlicli die ober- krainischen Werke sich nicht auf das Bessemerverfaliren ein- richten, wenn das Capital sich fortdauernd dem Vertrauen in der- artige Hiittenanlagen verscliliesst, wenn der Bessemerschiffbau sich nicht entwickelt, wenn mit kurzen FVorten alle Verhaltnisse der krainischen Eisenindustrie genau so bleiben, wie sie in der letzten traurigen Zeit waren, selbst in diesem schlimmsten denk- baren Falle kann es den hierlandischen Producenten nur Nutzen bringen, wenn die Bessemerlnitten der Monarchie sich entwickeln, weil diese letzteren dadurch in andere Bahnen geleitet werden und fiir die allortigen Producte der Eisenindustrie bei der Concurrenz weniger in’s Gevicht fallen. Enter solcheu Umstanden, meine Herren, wiederhole ich mein Ersuchen, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit diesem Gegenstande zuwenden und nach Moglichkeit dafflr sowohl im engeren Kreise Ihrer Bekannten als in der Oeffentlichkeit wirken mochten; wie Sie sehen, kanu das Resultafc einer solcheu Tliiitigkeit selbst im schlimmsten Falle fiir unsere Provinz nur ein gunstiges sein; hodi erfreut wiirde ich mich aber fuhlen, wenn ich recht bald so gliicklich sein solite, mich mit Ihnen, meine Herren, in einer BI e i n g e h e n d en fachlichen Besprechmig sowohl iiber das Bessemerverfahren , als liber den Bessemerschiffbau ergehen zu konnen. Gliick auf! leber die Kesnltate der EinfUhrniig des iinbe- sclir&nkten Gedinges bei dem iirarisclien Berg- baue zu Idria. Vom k. k. Bergrath 31. ¥. Lipolri. Bei dem Idrianer Bergbaue war, vvie bei allen ararischen Bergbauen, vordem das sogenannte „beschrankte Gedinge“ vorge- schrieben, nach welchem der Arbeiter nicht mehr als 1’/ 3 seines Grundlohnes bei Gedingarbeit in Verdienst bringen solite. Diese Beschrankung wurde auf Auregung des Bergverwalters Griibler und iiber Antrag des Bergrathes von Helnireichen vom liohen k. k. Finanzministerium aufgehoben, und mit dem Beginue des Berg- monats Mai 1807 trat das freie oder unbeschrankte Gedinge iu Wirksamkeit. In der nachfolgenden Vergleichung sind unter a die durchschnittlichen Betriebsergebnisse in dem Decenuium von 1857 — 1866 , unter h jene der 8 Monate v or Einfiihrung des freien Gedinges, und unter c jene der 8 Monate Mai incl. December 1867 s e i t Einfiihrung desselben aufgefiihrt, und zwar rvie sicb diesel- ben bei dem A b b a u e darstellten. Eine Klafter Ausschlag kostete fl. 16. 73 Das Freigeld betrug per Klafter Ausschlag . . . fl. 13.99 Ein Mann liat in einem Monate ausgeschlagen Klafter 0. 7 i Ein Mann h at per Schichte in Die Einfiihrung des unbeschrankten Gedinges hatte demnach das Resultat, dass der Arbeiter mehr leistete, dass dem Werke 32 die Klafter Aussclilag billiger zu stehen kam, uud dass unge- achtet dessen auch der Arbeiter per Schichte melir in Verdienst brachte, als wahrend dem Bestande des beschrankten Gedinges. Aelmliche Resultate ergaben sich auch beim Vor- und Hoff- nungsbaue. Mit Befriedigung \veise icii auf die gunstigen Ergebnisse hin, tvelche die „freie Arbeit“ hier wie iiberall im Gefolge hatte und bemerke, dasl der Nutzen, welchen der Idrianer Bergbau ans der Einfiihnmg des unbeschrankten Gedinges ziehen wird, kein un- bedeutender sei, indem bei demselben auf den Abbaustrassen allein jahrlich bei 1300 Ivlafter verortert und liiebei 40 — 45,000 Schichten verfahren werden. Zum Schlusse stelle ich den Antrag, bei der Versammlung des niichsten Tages die Frage zu er Gr tern und zu discutiren, in welcher Art miter den gegenwartigen vielfach veranderten socialen Verbaltnissen die Gewerkscbaften auf die Tersorgung der Arbeiter mit den nothwendigen Lebensbedurfnissen Einfluss zu nebmen batten, damit diese Tersorgung soivohl fiir die Gewerkschaft, als audi und besonders fiir den Arbeiter am billigsten stattfinde. *) Ein Bild der Kohle in Oesterreicli, vorgetragen vom k. k. Bergcommissar Willielm Bitter von Fritsch.**) Von keinem Materiale ist die Forderung der allgemeinen Wohlfahrt in allen Schichten der Gesellschaft, das Gedeihen des materielleu soivohl wie geistigen Fortschrittes so abhangig gemaclit, wie von den beiden Culturfactoren: der Kohle und dem Eisen; dieselben sind die Angelpunkte unserer fortschrittlichen Bestre- *) Der Antrag fand allgemeiuc Zustimmung. — Wegen Mangel an Zeit konnte derselbe am 2. Versammlungstage nielit in der dffentlichen Sitzung zur Sprache kommen und musste der Privatdiscussion uberlassen iverden. **) Diese Abhandlung \yurde in der Versammlung nur excerptweise vor¬ getragen. 33 bungen imel sind nicht blos in ihrer quantitativen Verwendung die verlasslichsten Gradmesser des Culturlebens eines Staates, sondern aucb die Lebenswecker tausend und aber tausend neuer Gewerbs- und Industrieziveige, die Erscbliesser zahlloser anderer Werthquel- len der modernen Staaten gevrorden. Mit Recht nennt der Na- turforscher z. B. die Kohle im bildlichen Sinne den dureh die Sonne unserer Vorwelt aufgespeicherten Lichtstoff, den wir heut- zutage aus seinen frisch geoffneten Grabern heben, an dessen wie- der auferstehenden Gebeinen wir der Gegenwart neue Leuchten der Intelligenz nnd Cnltur entzunden und so unser Zeitalter im vollsten Wortessinne zu dem Zeitalter der Grossthaten des Kohlen- stoffes gemacht haben. Kohle und Eisen sind die Kraftelemente des Dampfes, wel- cher im Vereine mit Electricitat zuvorderst die Fesseln in Trurn- mer riss, in welche geistumnachtende Uncultur und Barbarei die Menschheit geschlagen und sie an die Scholle festgebannt hielt, welcher derzeit eine Guterbewegung, eine Mobilisirung des Men- seben erzielt bat, welche alle Massenbewegungen der gewaltigen, auf das hinfallige Romerreieh einstiirmenden 'Volkerziige weit in den Schatten stellt. *) Vermoge der Culturkraft, welche dem dureh Dampf ver- mittelten Verkehre innewobnt, und dem dadurch angeregten Geiste des Eriedens, der Versohnung, der Aufklarung, Freiheit, Toleranz, ist die Behauptung gewiss nicht zu gewagt, dass, hatten wir in unserem Vaterlande nicht jene beiden gewaltigen Culturfactoren Kohle und Eisen so tief in unser Giiterleben hineinver- flochten, wir bi s zur Stunde noch in tiefer politischer Unreife be- *) Die europaischen Eisenbahnen vermitteln in eineni einzigen Jahre allein eine Bewegung von 400 Millionen Kopfen auf 12.000 geograpbischen Langenmeilen, auf welchen bei 20.000 Locomotiven, aber 50.000 Personen und mehr als eine lialbe Million Guterwaggons den Verkehr versehen, wahrend aber 10.000 Dampfer die Gewasser der Erde durchkreuzeii und die Flusse, wie Pulsadern, entlang bis in’sMark der einzelnen Lander eindringen. — Ja England erspart bei seiner gegenwartigen jahrlichen Gliterbeweguug von 2300 Millionen Centnern an Transportkosten dureh Hilfe des Dampfes allein gegen fraher bei 800 Millionen Gulden, also mehr als den jahrlichen Steuerbetrag seines eigenen Landes. 3 34 fangen, somit noch krampfhaft von den Armen des strengen Despo- tismus umsclilossen gehalten und nimmermehr den schonen, aller- dings durch schweres Missgeschick erkauften Ereiheitsmorgen be- griisst haben wurden, welcher, Dank der wackeren Haltung unserer Volksvertreter und der freien Entsagungskraft unseres Monarchen, liber Oesterreichs Gaue so segenkiindend einzubrechen beginnt. Es sei mir nun gegonnt, der Kohlenproduetion Oesterreichs, vvelche sich besonders in jiingster Zeit im Zusammenhange mit der Tariffrage gleich dem Eisen zu einer Tagesfrage emporgeschwungen hat, einige Momente der Umschau zu widmen. In Oesterreich wurden in den Jahren 1855 bis incl. 1865 (d. i. in einem lljahrigen Zeitraume) zusammen 721 Millionen Centner (genauer 721,004.222 Ctr.) Mineralkohlen zu Tage gefor- dert; von denselben entfallen 55. 6 °/ 0 (d. i. 401 Millionen Ctr.) auf S t e i n - und 44. 4 °/ 0 (d- i. 320 Millionen Ctr.) auf Braunkoh- len, welche somit im Verhaltnisse von nahezu 1 1 ' 3 : 1 zu einan- der stehen. Die 1 ljahrige Kohlenproduetion Oesterreichs von 1855 bis 1865 vertheilte sich auf die einzelnen Kronlander in folgender Weise: 35 Wahrend im Jahre 1855 die Gesammtjahresproduction noch 37'/s Millionen Ctr. betrug, war dieselbe im Jahre 1865 bereits auf 90'/ 2 Millionen Ctr., somit um 143 °/ 0 gestiegen; die correspon- dirende 'Werthziffer von 7. 6 Millionen Gulden hatte sich jedoch auf das Doppelte, d. i. 14., Millionen Gulden erhoben. D er Gesau)mtwertli dieser 1 Ijahrigen Production bezifferte sich auf 120 Millionen Gulden..*) Diese Werthsumme mit dem Gesammtwertbe der osterreichischen Mineralienproduction obiger 11 Jahre, d. i. mit 475 Millionen Gulden in Parallele gebracht, gibt das bemerkenswerthe Resultat, dass die Koklenproduction Oester- reichs gerade \ (genau 25. 26 °/ 0 ) des Gesammtwerthes aller ge- wonnenen Mineralien Oesterreichs vertritt. Dieses gewonnene Resultat ladet unwillkurlich zu einer Pa¬ rallele mit der Roh- und Gusseisenproduction Oesterreichs des gleichen 1 I jahrigen Zeitabschriittes'em. Diese betrug nun 63 Millionen Ctr. (63,168.636 Ctr.) mit sinem Werthe von 226'/ a . Millionen Gulden (226,468.921 fl.), d. i. nahezu die Halfte (47. G7 °/ 0 ) des Gesammtwerth.es der osterreichi- sehen Mineralienproduction, furvvahr, eine bedeutungsvolle Ziffer, die uns recht nahe legt, welche unendlich wichtige liolle in Qester- reich das Eisen spielt und fur die Zukunft zu behaupten berufen ist, wenn dasselbe in unserem Vaterlande nicht mehr in ftber- schwenglicher Weise den Diensten des Ivrieges, sondern den, die Industrie, Gewerbe, Ackerbau und Handel befruchtenden und die Eisenproduction selbst wieder machtig steigernden Kunsten des Friedens gewidmet werdbn soli. An dieser 1 Ijahrigen Gesammt-Roh- und Gusseisepmenge a 62,173.570 Ctr.**) participiren nun die einzelnen Kronlander in folgender Weise: *) Nach Abzug der auf November und December 18G4 entfallenden - Production a 2,830.115 fl. auf 117,250.855 fl. **) Nach Abzug der auf die-.Monate November und December 1864 entfallenden Production von 995.066 Ctr. im "VVerthe von 3,114.702 fl. 3* 36 naliozu die Halfte des Gesammtproductionsvverthes aller Mineralien vertritt, so stellt sich das Werfcliverhtllt)iiss beider in Oesterreich in runder Zahl wie 1 : 2 heraus. Um nun darzuthun, wie innig die Kohlenproductionsstatten in unserer Epoclie mit der Entvvicklungsgeschichte der mensch- lichen Arbeit, besonders aber mit der Arbeitstheilung zusammen- hangen, tvollen tvir die Kohlenmengen Oesterreichs in den besseren und modernen Vergleichsmassstab menschlicher Arbeits- k r a f t umwandeln: Kechnet man in runder Zabl die gesammte 11 jahrige Koh- lenproduction Oesterreichs auf 721 Millionen W. Ctr. = 807 Mil- lioueij^ Zoll-Ctr. (449 Millionen Ctr. Stein- und 358 Millionen Ctr. Braunkohle), so ist diese Kohlenmenge unter Annahme von 4550 Calorien fiir Stein- und von 3200 Calorien fiir Braunkohle im Stande, eine Quantitat von 490.000 Millionen Pfund eiskaltes Wasser in Dampf von der Spannung einer Atmosphare zu ver- wandeln. *) Nimmt man diese Wassermasse als einen Wiirfel an, so entspricht seinem Dampfe von der Spannkraft einer Atmosphare *) Vorstehende Bereclmung beruht auf rein theoretischer Wertli- messung der Kohle, in Arbeitskraft ausgedrUckt. Im p r a k t i s c h e n Leben nimmt man an, dass in der Regel 5 Pfund Steinkolile mittlerer Qualitift einer lOstiindigen menschlichen Arbeitskraft gleich gerechnet werden. Naeh diesem praktischen Masstabe wurde z. B. fiir Englands Kohlenproduction im Jahre 1865 eine Summe von 40.000 Millionen Arbeitstagen oder von 133 t Millionen Arbeitsjahren eines einzigen Arbeiters entsprechen. 37 eiu auf dessen sechs Seiten wirkender Gesammtdruck von 66.158 Mili. Centneru, d. i. 15.600 Mili. Pferdekraften, oder, 7 Menschen in zehnstiindiger Arbeitszeit einer Pferdekraft gleich gerechnet, eine Arbeitsarmee von 109.200 Mili. Kopfen, oder, das Jahr zu 300 Arbeitstagen gerechnet, eine Arbeitsdauer von 364,000.000 Jahren per Kopf eines Arbeiters. Zieht man mit dieser 11 jahrigen Kohlenproduction die Stein-, kohlenproduction Englands von einem einzigen Jahre, z. B. vom Jahre 1865, in vvelchem Jahre dieselbe bis 98 Millionen Zollcent- ner gestiegen war, *) in Vergleich, so ergibt sich fiir England bei obigem analogen Vorgange — nur mit dem Unterschiede, dass fiir 1 Pfd. engl. Steinkohle 5000 Warme-Calorien gerechnet wur- den — eine correspondirende in Dampf verwandelbare Wasser- menge von 1,500.000 Millionen Pfuud a O Grad C., deren auf eine Atmosphare gebrachter Dampf eine Pferdekraft von 31.620 Millionen, oder eine Arbeitermenge von 221.340 Millionen Kopfen (bei lOstiindiger Arbeitszeit), oder gleich 737,800.000 Arbeitsjah- ren per Kopf entspricht. England reprasentirte s o m i t in einem einzigen Kohlenproductionsjahre eine z w e i m a 1 grossere Arbeiterarmee als Oesterreichs K o h 1 e n a r m e e innerhalb 11 Jahren. Stellt man jedoch das Productionsjahr 1865 in England mit dem gleichen Jahre in Oesterreich **) in Parallele, so gelangen wir zu dem fur Oesterreich noch minder schmeichelhaften Schluss, dass unsere der Kohlenproduction entsprechende Arbeiterarmee, im obigen Sinne jener Englands gegemiber gehalten, nur 22. 5 Theile der letzteren vertritt. Schliigt man die Gesammtkohlenproduction der Erde auf 200 Millionen Tonnen = 4000 Millionen Zollcentner (gleich 80.000 *) Genau betrug sie 98,150.587 Tonnen = 1.903,011.740 Zollctr. **) Hierbei wird die Steinkohlenproduction a 50,058.607 Ctr. = 56,737.707 Zollctr. zu 1135 Mili. Arbeitstagen und jene der Braukohlen- production 4 39,989.655 „ = 44,788.413 „ „ 640 „ „ zusammen 90,648.322 Ctr. == 101,526.120 Zollctr. zu 1775 Mili. Arbeitstagen gerechnet. 38 Millionen Arbeitstagen) an, so participiren daran: England allein mit 50 °/ 0 , Amerika mit 10 °/ 0 , der Zollverein mit 10 %, Preussen mit 9. 2 °/ 0 , Frankreich mit 6. 5 °/ 0 , Belgien mit 5 °/ 0 und schliess- lich Oesterreicb mit 2. 5 °/ 0 . *) Auf vegetabilischen Brennstoff reducirt -— 10 Ctr. Stein- und 15 Ctr. Braunkohlen einer Klafter 36zolligen Fichtenholzes gleich gerechnet, — kommt die englische Jahresproduction 200 Millionen Klaftern Kiefernholz gleich, fiir dessen jahrlichen Nach- wuchs ein Areal von 20.000 □M., also von nahezn 4mal grosse- rer Flachenausdehnung Englands erforderlich ware, wahrend fiir Oesterreichs Jahresproduction eine analoge Area von nur 870 DM., also von etwas geringerem Flacheninhalte als Bohmen vollauf ge- niigend ware. Fiir die Jahreskohlenproduction in Krain (1,500.000 Ctr. Braunkohlen) wiirde eine Waldflache von 10 ^M. oder von dem 17. Grossentheile Krains geniigen. Haben wir bis nun die Aversseite der osterreichischen Koh- lenproduction beleuchtet, so gelingt es uns dennoch, gerade dem kohlenstrotzenden Albion gegeniiber, eine Lichtseite von grosser Bedeutung abzugewinnen. Ihm gegeniiber hat Oesterreich den ge- waltigen Vortheil voraus, dass seine, Frankreichs, Italiens und Russlands Kohlenreviere an Grosse iibertreffenden Kohlenfelder erst vonviegend im Stadium der ersten Inangriffnahme begrilfen sind und Niemand noch an die Erschopfung derselben zu denken Ur- sache gehabt hat, wahrend in neuester Zeit bereits in England ivarnende, die Moglichkeit einer baldigen Kohlenerschopfung scharf betonende Stimmen laut geworden sind. In dieser Kichtung erlaube ich mir an folgende in England zuerst durch Armstrong angedeutete und durch seinen Impuls *) Hierbei wird die Production Englands auf 2000 Millionen Centner Amerika’s „ 400 „ „ Zollverein „ 400 „ „ Preussens 370 „ „ Frankreichs „ 250 „ „ Belgiens „ 200 „ „ Oesterreichs „ 90 „ „ veranschlagt. 39 auch von anderen englischen Nationalokonomen constatirte That- sache zu erinnern: Berechnet man in Englaiul die bis zu einer Teufe von 4000 Fuss noch vorfindlichen Kohlenvorrathe auf 80.000 Millionen Ton- nen oder 1 ’/ 2 Billionen Zollctr., von welchen Vorrathen durch 300.000 Arbeiter derzeit alljahrlich bei 100 Millionen Tonnen weggenommen werden, so wiirde dies allerdings noch fiir England eine Kohlenproductionsdauer von 800 Jahren prognosticiren lassen. Zieht man hingegen die Erfahrung in Iiechnung, dass die eng- lische Production alljahrlich in den letzten Jahren um circa 3 1 / 2 °/ 0 sich gesteigert bat, dass ferner die Kohlenausbeute, die bis zu einer Maximalteufe von nur 2500 engl. Fuss gediehen, schon jetzt wegen der fortschreitenden Teufe, und mit ihr die Billigkeit der engl- Production, welche ihr und mittelbar der gesammten englischen Industrie und Marine die Superioritat gesichert, schweren okono- mischen Hindernissen begegnet, so fiihlt man sich zur Annahme gedrangt, dass die englische Steinkohlenproduction, wenn selbe im gleiclien gigantischen Schritte, wie bis jetzt, ausschreitet, bereits in einem Jahrhundert ihr Ende gefunden haben wird und Eng¬ land bereits im Jahre 1960 — 70 vor seinen entleerten Kohlen- grabern macht- und muthlos stehen wiirde. Welch’ unabsehbare sociale Revolutionen in England dieses rasche Absterben und Erloschen der Steinkohlenproduction mit sich im Gefolge haben, wie tief dieser industrielle und maritime Koloss unter das Niveau seiner gegemvartigen mercantilen Supre- nratie herabsteigen, ja welch’ immenser Pauperismus im unaus- bleiblichen Gefolge aller gefahrlichsten Volkskatastrophen, unter der Voraussetzung, dass bis dahin fiir den mangelnden Brennstoff kein anderes billiges Surrogat gefunden sein wird, sich dieses bluhen- den Landes bemachtigen wiirde, dies naher ausžumalen, wurde uns furwalir kein erquickliches Bild bieten. Voraussichtlichermassen wird die Kohlen- und damit die Industrieherrschaft in nicht gar ferner Zeit in die Hande Ame¬ rikah tibergehen, welches in seinem Innern nicht weniger als 196.000 engl. Quadratmeilen bester und billigst gewinnbarer Kohle birgt. Darunter sind in erster .Rinie die machtigen Kohlenfelder zwischon dem Alleghany- und Felsengebirge zu rechnen, welche 40 dortselbst in einer ununterbrochenen Reihenfolge sich durch volle 10 Breitengrade mit 10.000 Quadratmeilen Ausdehnung erstrecken. Ein nicht minder grosses Kohlenland zieht sicb ostlich vom Felsen- gebirge und vom Deltalande des Mackenzieflusses in 300 Meilen Lange continuirlich fort nach Siiden bis iiber den Sakatschavan und Columbia - Strom hinaus, u. s. w. Die Verwirklichung des obersten Grundsatzes des belgischen Handelsratlies, der dahin lautete: In den Fragen des Transport- systems mtissen wir das letzte Wort behalten, dass in keinem Lande Europa’s die Circulation der Waaren billiger als in Belgien sein diirfe, ist der Schliissel zn Belgiens industrieller Bliite und Bedeutung geworden, in welchem sich alle ubrigen continentalen Staaten spiegeln mogen. Belgien, England, Frankreich und neuestens auch Preussen baben die, industrielles Leben und zahllose Werthe erweckende Kraft der Kohle erkannt und mit richtigem Blicke ermessen, dass auf Kohle allein der Maschinen- und Massenbetrieb — welch’ letzterer in unserem Vaterlande noch sehr zuriick ist — einzig nur begrundet werden kann; dass, wo der Kohlenconsum ein schwunghafter ist, die Kohle wie ein befruchtendes Dungmittel auf die ubrigen lndustriezweige wirkt; dass, wo sie und das Eisen eine grosse Rolle spielt, die Arbeit und damit die Bevolkerung und weiters damit auch die Machtstellung eines Staates in raschem Zunehmen begriffen ist. Diesem richtigen Gedanken haben auch obige Staaten praktischen Ausdruck geliehen durch Erleichterun- gen im Steuerwesen, *) durch Erweckung wohlfeiler Frachten, welche im Vereine mit den drei Hauptpotenzen des industriellen Schaffens, d. i. der A s s o c i a t i o u, W o h 1 f e i 1 h e i t und M a s - senpro duction, in der That wahre industrielle und land- wirthschaftliche Wunder gewirkt haben. Auch die osterreichische Regierung hat in dankenswerther Weise in jungster Zeit bereits den Bedurfnissen unserer Montan- *) So hat Preussen vom 1. October 1863 angefangen die Abgaben von den Eisensteinbergbauen ganz aufgehoben und seit 1. Janner 1865 die Berg- bauabgaben auf 1 Procent herabgesetzt; 1 Procent vom Erlos wird noch als Aufsicbtssteuer zugescblagen. 41 industrie Reehnung getragen; sie hat die Massen-, Freischurf- und Einkommensteuer heruntergesetzt, wenngleich auch diese Min- derung noch immer einer erspriesslichen Steigerung fahig ware. In Bezug auf die Herabminderung der Kohlengestehungs- preise haben wir in Oesterreich in den letzten Jahren leider keine Fortschritte gemacht, indem im Jahve 1865 noch die Erzeugungs- preise fiir einen Centner Steinkohle 19 kr. und fur den Cent- ner Braunkohle 13 kr. betragen haben. I)as ist gegen das Jahr 1859 und 1860 bei Steinkohlen eine Erhohung von nahe 2 kr. per Ctr. *) Es stellen sicli demnach dieselben noch immer empfindlich holier als jene der preussischen Steinkohlenproduction, welche inner den Grenzen von 10—17 kr. per Centner variiren. Immerhin liegt darin nur ein geringerer Factor der Ver- theuerung dieses allgemeinen Brotes der Industrie; die Ursache dieser Kohlenstockung liegt vielmehr in der geringen Verwerthung derselben wegen Mangel an Industrie, Capital, Unternehmungslust und zuvorderst in der zu hohen Verfrachtung. Wie sehr diese geschilderten Hemmnisse auf die Kohlen- production einen erschlaffenden Einfluss ausiiben, erhellet auch aus einer fluchtigen Rundschau, welche wir iiber die wichtigsten Kohlen producirenden Provinzen Oesterreichs nunmehr halten wollen. *) So betrugen in Oesterreich die durchschnittlichen Gestehungskosten: °der, aus obigen 7 Jahren der Durchschnitt genommen, 18.5 kr. pr. Ctr. Stein¬ kohle und 13.3 kr. per Ctr. Braunkohle. Diese Steigerung der Gestehungskosten der Steinkohle um 2 kr. per Ctr. reprasentirt allein pro 1865 gegeniiber 1859 einen Verlust am Nationalcapital von mehr als 1 Million Gulden, wel- °her sich noch durch einige Jahre‘‘zu wiederholen droht und unsere Con- currenzfahigkeit mit dem Auslande, unsere eigenen Industrien sehwacht. 42 Betrachten wir vorerst Bohmen, so werden wir wahrnehmen, dass dortselbst in dessen berghauptmannschaftlichen Bezirken El bog e n und Komotau die Menge des fossilen Brennstoffes mit dessen Production in keinem Verhaltnisse steht; namentlich gilt dies von dem letzteren Bezirke, woselbst die Kohlenflotze sich in einer Machtigkeit von 2 — 10 Klafter nahezu iiber den ganzen Bezirk ausdehnen, so dass die leeren Zwischenraume dabei fast gar nicht in Betracht zu ziehen sind; nur durch industrielle Belebung, auslandischen Export nnd den Ban einer Eisenbahn von Komotau nach Aussig konnte regeres Leben und Bewegung in jene Kohlenreviere gebracht werden. Das Aussig -Teplitzer Kohlenbecken, welebes die mog- lichst gunstigen Flotzverhaltnisse besitzt, die billigen Arbeits- krafte zur Verfugung und alle Vorbedingungen eines enormen Aufsebwunges bat, gravitirt mit seinem Absatze vorwiegend nach Sachsen und Preussen, wo der Kohlenverbrauch sehr bedeutend und noch immer im Steigen begriffen ist; dieselbe ist sogar, ge- wissen Industrien gegenuber, mit Vortlieil gegen die Steinkohle zu verwenden, vorausgesetzt, dass sie zu demselben Frachtsatze durch die Eisenbahn verfrachtet wird, wie die westphalische und schlesische Steinkohle. So bezog Magdeburg immer jene Kohle; seitdem aber der Elbe-Wasserspiegel constant sinkt, sucht man bereits nach anderem Ersatze; es miissen daher die Kohlenfracht- satze den Transport von der Elbe und ihrem Wasserstande ganz unabhangig gestalten. Audi Leipzig und Thiiringen wurden an- fangen, nach und nach auf die Aussig-Teplitzer Kohle zu reflec- tiren, wenn die Fracht billiger ware. Selbst bis Berlin sehon hat sich zu Wasser die bohmische Braunkohle in Stuben, Kuchen etc. Bahn gebrochen; doch betrug das dort venvendete Braunkohlenquantum hochstens nur 500.000 Centner im Jahre. Gingen die Eisenbahnfrachtpreise entsprechend herunter, so wtirae sich die bohmische Braunkohle nach Berlin sehr billig, und zwar zu gleichen Preisen mit der schlesischen bringen lassen. Aehnliches gilt vom Pilsener Becken, welches vermoge seiner Lage und Ausdehnung sein Absatzgebiet bis an die Main- gegenden, dann das siidlich und westlich daran stossende Donau- 43 gebiet bis zum Fusse der Tiroler und Salzburger Alpen ausdehnen konnte, davon aber bis jetzt keinen entsprecheud ausgedebnten Gebrauch gemacht bat, nachdem diesem eine grosse Bliite ver- heissenden Exporte noch immer die boben F r a c h t s ii t z e der bohmischen Westbabn im Wege stehen, so dass Sachsen, Schlesien und Westphalen mit Erfolg concurriren, da diese Lan- derbahnen zumeist nacb dem Pfennigtarif verfracbten. Neues Le¬ ben wird ohne Zweifel durch die Activirung der Pilsen-Eger-Bahn m jene Koblenzonen gebracht werden. Dagegen wurden die sehr giinstig gelegenen Kohlemverke im Kuttenberger Bezirke, und zwar zumeist die Scbatzlarer, Sclnvado- witzer und Badowinzer Reviere, nacbdem sie durch geeignete Strassenziige mit den industriellen Ortschaften in Verbindung ge- setzt worden sind, nocb mehr aufbluhen, wenn nicht die in letz- ter Zeit im Handelskammerbezirk Keicbenberg haufig vorgekom- menen Fallimente einen nachtheiligen Einfluss ausgeubt haben wiirden. Am empfindlichsten wirkt in den dortigen nordboh- mischen Gegenden die von Jahr zn Jahr zunehmende Einfuhr der Preussiscb-Waldenburger Steinkohle ein, welche durch den Ansbau der Waldenburg-Konigsheimer Bahn nocb mehr Absatz in Bohmen gewinnen wird. Den Kohlenrevieren Mahrens bei Gaya und Goeding, Mabrisch-Trubau und Buskowitz sind durch die in deren Nahe dortselbst aufbluhenden Industrie- und namentlich Zucker-Werke reiche Lebenswecker und Consumenten erwachsen. — Ihr Auf- scbwung wiirde nocb ein bedeutenderer sein, ware es in der Macht der sudmahrischen Braunkohlenwerksbesitzer gelegen, die Concur- renz der Nordbahngesellschaft zu iibenvinden, welcbe die Stein- kohlen aus ibren eigenen Bergbauen bei Ostrau beziebt und ver- kauft. In Mahrisch-Ostrau ist die Production in der Aufnahme be- griffen, seitdem die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, statt der bisber bezogenen preussischeii Koblen, die aus eigenen Ostrauer Werken gewonnenen Kohlen, zum Tbeil in Form von Briquettes, zur Lo- comotivheizung verwendet. In Ober- und N i e der o-s te r rei cb ist von den dortigen S te i n koblenbecken, ungeachtet ihrer grossen Zabl, ob ibrer 44 ungiinstigen Lagerungsverhaltnisse, Storungen, Verdruckungen und verhaltnissmassig geringen Machtigkeit, sowie wegen den sich stetig steigernden G-estehungskosten und hestehenden hohen Frachtsatze nie ein grosser Aufschwung zu erwarten. Zu diesem Umstande gesellte sich in letzterer Zeit auch das Stocken und Sicheinschran- ken mancher Brennstoff verzehrenden Fabriken und die hiedurch verminderte Nachfrage nach Kohle. Die dortigen Braunkohlen sind weiters stark durch Alaun- schiefer verunreiniget, haben grossen Aschengehalt, daher geringe Heizkraft, und stehen an Qualitat den Nachbarkohlen der Steier- mark weit nach, vertragen somit keinen weiten Landtransport und werden auch zumeist zu Wasser verfrachtet. Auch von den ob der Ennsischen Braunkohlen ist, so lange dieselben von dem Gebrauche bei den Salinen des Salzkammer- gutes ausgeschlossen bleiben, keine namhafte Steigerung zu ge- wartigen. Seit Ende des Jahres 1864 fand eine etwas lebhaftere Froduction statt, indem oberosterreichische Kohlen nach den baierischen Salinen Beichenhall und Rosenheim, sowie zu den k. k. Salinen zu Hall und Ebensee gingen und grossere Abnahmen durch die baierische Staatsbahn bewerkstelliget wurden. Die Abzweigun- gen der Elisabeth-Westbahn nach Gmunden und Passau haben auch seit 1865 der Hausrucker Reviers-Kolile einen grosseren Absatz gesichert. Auch die ostgalizische Kohlenproduction leidet zuvor- derst an sehr schlechten Communicationen und wurde bei ent- sprechender Begelung des Prutli- und Dniesterflusses einen sehr fiihlbaren Aufschwung gewinnen; jedenfalls scheint der Bahnbau von Lemberg-Czernowitz auf die dortigen Kohlenreviere ebenso gun- stig und belebend riiekzuwirken, wie die Karl-Ludwigsbahn und die Bahn nach Brody. Ungarn hat bei Piinfkirchen, Stejerdorf und im Borsoder, Heveser und Neugrader Comitate, in den Becken des Eisenburger, Oedenburger, Scaparar, Baranyaer (Mohdcs) Comitate und Murinsel noch eine ungeheuere Menge ungehobener Schatze mineralischen Brennstoflfes liegen, welche nur einiger mit Capital und Intelli- genz ausgeriisteten Industriellen harren, um dort bliihenden Wohl- 45 stand zu verbreiten. Verhaltnissmassig am meisten ist das Fiinf- kirchner Kohlenrevier ausgebeutet; doch miissen dortselbst die einzelnen Privalbergwerksbesitzer der machtigen Concurrenz der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft friiher oder spater unterliegen; in den Massencomplexen der letzteren kommen die Flotze am re- gelmassigsten vor, nnd es sind dieselben mit sehr bedeutenden Capitalskraften in grossartigen Massen aufgesclilossen. Diese Ge- sellscbaft ist fur sich weitaus der grosste Selbstconsument; sie kanu auch die minder qualitatmassige Kohle verwerthen, wahrend die ubrigen Nachbarbesitzer die Kohle sorgfiiltigst zu sortiren gezwun- gen sind. So fallen diese Nachbarbesitze nach und nach durch Kauf der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft zu. — Im Durchschnitt hat die Fiinfkirchener Kohle in ihren minderen, quantitativ vorwie- genden Qualitaten 18—20 % Asche und 2 °/ 0 Schrvefel, ist dem- nach — wenn sich selbe gleichwohl vercoaksen liisst — nicht ge- eignet zur Darstellung eines gut gearteten Coaksroheisens. Mit dieser Erfahrung im Zusammenhange steht auch Hofrath Tunners Project, fur die nachst Leoben zu errichtenden 6 Coakshochofen die Coaks nicht aus Fiinfkirchen, sondern aus Mahren zu beziehen. *) Hat zwar Oberungarn 40 Eisenwerke, so sind dieselben doch verhaltnissmassig sehr klein, und ist denselben der mineralische Brennstoff zumeist entlegen. Die Anlage von Communicationen «nd Raffininverkstatten stellt sich dort als unabweisbare Bedin- gung des Aufbluhens der Kohlenindustrie dar. Auch im Kron- gute Diosgyor hat Ungarn einen ausserst giinstig situirten Kohlen- schatz von grosser Bedeutung, dessen Bestimmung einst sein wird, ganz Ostungarn durch die Theissbahn mit Kohlen zu versehen. M are dortselbst durch die dort leichte Erbauung einer Zrveigbahn bis zu dem blos eine Meile entfernten Miskolz in entsprechender Weise rechtzeitig Fursorge getroffen worden, so stiinde dieses M erk seli on im schwunghaften Betrieb. ltelativ am schwunghaftesten wird die Braunkohlengewinnung im Graner Comitate betrieben, velches vorzugsweise Pest und dessen Nachbarbezirke mit Kohlen versorgt. *) Ungeachtet (les verhaltnissmassig weiten Transportes diirfte seiner Berechnung nach der Centner Coaksroheisen loco Leoben nicht hoher als auf circa 1 fl. 70 kr. zu stehen kommen. 46 In Ungarn stehen die 1861 erfolgten Judexcurialbeschliisse dem Kohlenbergbau-Aufschwung dadurch besonders hindernd im Wege, dass der Betrieb des Mineralkohlenbergbaues dortselbst von der Zustimmung des Grundeigenthiimers abhangig gemacbt ist, welcher gewohnlich so hohe Anforderungen stelit, dass sie sclion im Vorhinein die Eentabilitat des Unternehmeris sehr in Frage stellen. Dadurch wird jede Unternehmungslust erstickt. So waren im Jahre 1864 durch oberungarische Eisemverksbesitzer die Versuche gemacht worden, nachst Kazincz an der Saj6 Eisenraffininverke zu errichten, um die dortigen Braunkohlen auszuniitzen. Diese Ab- sicht scheiterte an den gegnerischen Bestrebungen und an dem Widerstande der dortigen Grundbesitzer; dadurch fiel ein der gan- zen Gegend Segen und Gewinn bringendes Unternehmen. In Steiermark entspricht die wirkliche Production an Kohlen noch lange nicht seiner Productionsfahigkeit, wofi\r der seit Jahren in vielen Feldern bestehende Stillstand den unum- stosslichen Beweis liefert. Die meisten, in ihrer Productenver- werthung auf die Lieferungen an die Sudbahn oder an benach- barte Orte angewiesenen Braunkohlenbaue liegen wegen der zu grossen Frachtkosten und nicht entsprechenden Lieferungspreisen darnieder und sind demzufolge von der Selbstentziindungsgefahr stetig bedroht, da die, die Selbstkosten vertheuernden Vorkehrun- gen gegen Feuersgefahr nach Thunlichkeit vennieden werden; auch die Zutageforderung des feuergefahrliclien Braunkohlenkleins wirkt empfindlich auf die Productionskosten zuriick. ’ Selbst das einst wegen der regelmassigen Kolileneinlagerun- gen vielgeriihmte Voitsberger lievier zeigte in den letzten Jahren nicht mehr die friihere Eegelmassigkeit, da man 1864 gerade dort, wo man die Einlagerung der Kohle in schonster Machtigkeit hatte voraussetzen konnen, auf taubes, schwimmendes und kostbare Um- bruchsstrecken bedingendes Gebirge stiess. Einen giinstigen Erfolg verspricht man sich von der, 1864 in die Vorfrage genommenen Eisenbahn von Leibnitz nach Eibis- wald und Schwamberg, wodurch die dort vorfindige, nicht sehr niachtige, jedoch im Streichen sehr ausgedehnte und regelmiissig anhaltende sehr gute Kohle zur lohnenden Verwerthung gelangen konnte. 47 K ra in hat eine grosse Menge ungehobener Kohlenschatze und diirfte in Bezug ant' das Missverhaltniss zwischen Kohlener- zeugung und Erzeugungsfahigkeit in Oesterreicli so ziemlich in den ersten Reilien stehen. Icli erinnere an die vielen, wenig oder zumeist gar keine Ausbeute liefernden Koblenbecken boi Johan- nesthal, Neudegg, Gottschee, Tschornembl, Mottnick , Stein und nachst Krainburg. Von der gesammten Kolilenproduction Krains vertritt Sagor allein gegen 90 Procent. C r o a ti en und S1 a v o n i e n bat in seinen Bauen bei Bogdan und Cericdolnje grosse Scliiitze von Braunkohlen, rvelche ihre Verwerthung einzig nacli Warašdin, Tschakatburn und an die Donau - Dampfschiffabrtsgesellschaft finden konnten; allein diesen Werken felilt zur ausgiebigen Ausbeute, sowie allen iibrigen Koh- lenwerken die erforderlicbe Capitalskraft und zuvorderst Vertrauen in Bergbauunternehmungen. Der Croate will im allgemeinen von unterirdischen Arbeiten nichts wissen, was auch die dortigen Gru- benarbeitskrafte nicht wenig vertheuern hilft. Was z. B. in To- pusko jahrlich an Kohlen gewonnen wurde, diente ausscbliesslich zur Peuerung der dortigen Darnpfkessel und der in selir beschrank- tem Betriebe gehaltenen Werkstatten; abgesetzt wird nichts. Der ararische Kohlenbau in ltadoboj ist bereits aufgelassen. Die Zinkhutte in Jvanec gestattet nur eine selir beschrankte technisclie Venverthung der Jvanever Lignite und auch die Glanz- kohle von Krapina liefert sehr geringe Ausbeute. — Im allgemei¬ nen konnen die croatischen Kohlen die Concurrenz mit der besse- ren steierischen Kohle nicht aushalten. In beinahe allen .Provinzen Oesterreichs macht sich einstim- mig und gegemvartig sogar in kraftigster “VVeise der Ruf nacli Vervvolilfeilerung der Kohlenfracht zur Steuerung des gegenwartig noch schwer auf den Kohlen lastenden Druckes tbeueren Trans- Portes geltend. Wahrend der Zollverein, und zwar die Gruppe des nord- deutschen Eisenbahnverbandes, auf den Centner und Meile auf den ersten fiinf Meilen Eisenbahn l.# 7 kr., die Zollvereinsgruppe des Saarbrucker Verbandes 1. 08 , die fcanzosische Nordbahn von Calais bis Pariš nur 0. 35 kr. einhebt, wahrend weiters in Frankreich die 48 Regierung far Rohproducte geringeren "VVerthes bei einer Entfer¬ nung von 1—13 Meilen per Centner den Maximalsatz des Fracht- satzes mit 1. 2 kr. und liber 39. 6 Meilen mit 0. 6 kr. 6. W. normirte, ja dortselbst sogar einige Satze noch unter den Pfennigtarif (0. i2 kr.) gesunken sind, vrahrend weiters in Belgien bei Entfernungen bis zu 20'/» Meilen per Centner blos 37 kr., bei Entfernungen hin- gegen liber 70 Meilen per Centner gar nur 15 kr. o. W. Bahnfracht gezalilt werden, beziffert sicb in Oesterreich, anf dessen Balinen allein gegen 60 °/ 0 der gesammten Jahresproduction an Kohlen verfrachtet werden, die Fracht per Centner und Meile bis in eine Entfernung von 5 Meilen auf 1. 66 kr. und bis 80 Meilen anf 0. 77 kr., d. i. im Durchschnitte zwiscben 63—77 Procent holier als jene des Zollvereins fiir gleiche Entfernungen. Unter den osterreichischen Tarifen behauptet so ziemlicb die Siidbahn den niedersten, leider nur durch den Agiozuschlag in seiner giinstigen Riickwirkung auf den Guter- und Personenverkehr wie- der paralysirten Rang, indem auf derselben fiir die Entfernungen von 5 bis 80 Meilen nur 1 bis 0. 57 kr. bezalilt werden; in dieser Richtuug wird sie nur noch von der Aussig-Teplitzer Bahn liber- troffeu, welche per Centner und Meile bis 5 Meilen nur 0. 9 kr. ein- hebt. *) Dennoch kniipft sich an diese letzterwahnte Balin ein schlagender Berveis der fiir Sachsen sprechenden Billigkeit der dortigen Verfrachtung, indem trotz dieser billigen Verfrachtung ein Centner Kohle von Aussig bis Bodenbach, d. i. in einer Ent¬ fernung von 3 Meilon, auf nahe 4 kr., in Sachsen hingegen von Bodenbach bis Dresden, d. i. auf einer Entfernung von 9 Meilen, auf nur 7 1 / 2 kr. zu stehen kommt. Dass es voraussichtlichermassen in Oesterreich nicht mehr zu lange anhalten diirfte, den allgemein auf die Bahnverwaltungen einstiirmenden, billige Tarife anstrebenden Anforderungen des Publicuihs gerecht zu iverden, erhellet aus dem Umstande, dass bereits von Seite mehrerer Eisenbahnunternehmungen, geleitet von *) Um die Uebersiclit zu erleichtern, folgt nebenstehendes neuestes Schema der »osterreichischen Kohlen tarife,“ welches der Form nach. sicli zwar an das analoge ansehliesst, welches der im Jahre 1864 erschienenen Broschure, betitelt: „Die osterreichischen Kohlentarife“, beigeftigt war, je- docli bereits auf die neuesten Tarifreductionen Bedacht nimmt. 1) i e ost e r r e i c h i s c li e n Iv o h 1 e n t a r i f e 49 der richtigen Erkenntniss, dass billige Kohlenfrachts&tze die pro- ductive Thatigkeit ausserordentlich vermehren und demgemass eine ausserordentlich schmmghafte Zunahme von anderen Frachten er- wecken imd dauernd sichern, die Rente wesentlich erhohen und das Eisenbahnanlage- und Betriebscapital in kraftigster und loh- nendster Weise verzinsen helfen, auch verhaltnissmassig niedrigere Frachtentarife in Aussicht gestellt worden sind; ja, wenn durch erniedrigte Frachtsatze nichts anderes als nur die Selbstkosten der Balin gedeckt vviirden , so ware der dadurch verkntipfte vaseh e E m sat z anderer Producte mit zwar geringerem. aber sehr oft wie- derkebrendem und somit ungleich ausgiebigerem (xewinn fiir die betreflenden Babuverwaltungen verkniipft. Fiir die Richtigkeit dieses Satzes sprechen die Ertragserfolge der Zollvereinsbahnen im Ver- gleiche mit denen der meisten osten-eichiscben Balinen. So erbietet sich eine bohmisch-sachsische Gesellschaft (Con- sortium VVimpffen), fiir das auszubauende westb5hmische Balmnetz fiir Kohlen den Pfennigtarif einzufiihren. Desgleichen wird die Franz-Josephsbahn bei grosseren Ent- fernungen den Sat/, von 0.« kr. fiir Centner und Meile einfiihren nnd hiedurch die Verfraclitung der Pilsener Kohle an die Donau- finie bis Wien , wo der Centner Steinkohle nur um den enormen Burchschnittspreis von 72 kr. per Centner zu haben ist, ermog- lichen. Ebenso wird durch den einstigen Anschluss der Wien- Znaimer- an die Pardubitz-Reichenberger Balin der preussischen und ostbohmischen Kohle in siegreicher Concurrenz gegen die noch hartnackigst an zu hohen Frachtsatzen festhaltende Nord- bahn *) ein billiger Absatz, und zwar mit 42 kr. per Centner, also nm einen nicht bedeutend hoheren Preis, um welchen die Stein¬ kohle derzeit in Berlin zwischen 36 und 42 kr. zu haben ist, in Wien gesichert werden. Welchen Aufschwung wiirde dadurch die Kohlenconsumtion m Wien, welche durchschnittlich 6 — 7 Millionen Centner, also *) Die Frachtsatze sind zwar 1865 etwas erniedriget worden, behaupten S1 ch aber noch immer auf einer den modernen Verkehrsbedtirfnissen sehr entpflndlich im Wege stehenden Hobe. 4 50 gerade um die Halfte weniger als in Berlin betragt, gewinnen ; wie viele neue Industrien wurden dort erstehen nnd die dortselbst bestebenden, und darunter zumeist die Farbereien, Spiritusfabriken, Zuckersiedereien und Bierbrauereieu, gekraftiget werden! Aehn- liche Einwirkungen auf die Residenzstadt und mittelbar auch auf die ubrigen ihr benachbarten Gegenden und Lander wird die Linie Oedenbnrg-Kanisza-Fiinfkirchen hervorrufen, welche gleichfalls auf unsere Lander einen vortheilbaften Einfluss nehmen wurde, so- ferne hierdurch bei einein Frachttarife von 0. 7 kr. dieselbe bis Wien um 53, nach Triest um 63 kr. verfrachtet werden komite. Durch diese Vorkehrungen wurde diese Kohle ebenso wie die Pilsener Kohle liber die neueroffnete Brennerbahn bis Italien vor- dringen, wo derselben ein um so weiterer Spielraum gegonnt ware, indem in Genua der Q.uintal englischer Steinkohle nur um 5—6 Francs und in Mailand kaum unter 6—7 Francs zu haben ist; ja selbst die italienische Kriegsmarine ware in Hinkunft dami ein sicherer Consument osterreichischer Kohlen. Ob bei fortschreitend billiger Verfrachtung nicht auch Oester- reichs Kohle im Zusammenhange mit einem regen Aufschwunge der osterreichischen Handelsmarine einen gewirmbringenden Export- artikel in Ballastform seinerzeit bilden wiirde, welcher einst nach Vollendung des Suez-Canales selbst neben der englischen Stein¬ kohle bis in die Lander des indischen Oceans siegreich vor- dringen und so ein neuer Lebenswecker fur Oesterreichs reiche ungehobene Kohleiischatze werden wurde, dies zu erortern, liegt ausserhalb den Grenzen dieses Vortrages, so sehr verlockende Ver- anlassung hiezu auch durch diese Unternehmung von kosmischer Tragweite in ihren zweifelsohne sehr segensreichen Riickwirkungen auf Oesterreich geboteu ware. Vorlaufig mogen wir uns mit der Hoffnung bescheiden, dass unsere, auf das leicht Realisirbare abzielenden Wiinsche ihre ge- rechte Erfullung finden mogen und so die Interessen der Bahnen in gleicher Weise wie jene der sich machtig aufschwingenden In¬ dustrie und des Handels durch billige, auch auf alle anderen Massengiiter, wie Erze, Eisen, Steine, Kalk etc., sich ausdehnende Tarife gewahrt und gefordert werden. 51 Perne sei es von uns daher gelegen, den Eisenbahnvervval- tungeu gegenuber, wie dies leider so oft der Fali gewesen, in erbitterter, kriegeriseber Stimmung vorzugehen; unsere Aufgabe sei es vielmehr, im Geiste der Versohnung, welcher bereits in der an die Tagesordnung getretenen Ventilirung der Keduction der bestehenden Frachtsiitze entschieden das Oberwasser gewonnen hat, auch fernerhin auf die gegentlieilige TJeberzeugung zn wirken. Auf diese Weise wird die Schadigung der collidirenden Interessen viel wirksamer bintangehalten und die Neigung des Widerparts, sich in tariffreundliche Transactionen einzulassen, ungleich mehr gefordert. So nur wird Oesterreichs Industrie nach einer ihrer wesentlichsten Bedingungen hin erstarken und uns zur materiellen und geistigen Wohlfahrt, zur lange und vergeblich angestrebten volkswirthschaftliclien Wiedergeburt unseres gesegneten Vaterlandes fiihren! Bergbaubetrieb auf der Heinrichzeche in Mahrisch-Ostrau. Vom Bergwesens-Expectanten Franz Grttger. * E i n b a u. Der unter dem Namen „Heinrichzeche," auch Heinrichschacht oder Scbacht Nr. 10, bekaunte Bergbau-Complex liegt NNW. von Mahrisch-Ostrau, gehort der k. k. priv. Nordbahngesellschaft, um- fasst 28 verliehene Grubenmassen und drei Bohrfunde, mittelst *) Die Veranlassung zu diesem Aufsatze ist ein kurzer Aufenthalt in Ostrau, wo ich walirend meiner Yerwendung an der k. k. geologischen Reichs- anstalt Gelegenheit hatte, unter der Leitung des k. k. Bergrathes Fr. Foetterle 'n Gesellschaft melirerer Collegen das Ostrauer Kohlenbecken naher kennen zu lernen. Der Urastand, dass dieser Bergbaubetriel) manches Interessante und Lehrreiche — insbesondere filr den Kohlenbergmann — bietet, mag es recht- fertigen, wenn ich eine kurze Beschreibung des ganzen Baues liier folgen lasse. Eine gentigende Kenntniss filr die Skizzirung dieses Baues verdanke icb dem freundlichen Entgegenkommeri" des Betriebsleiters, Bergingenieurs Herrn Karl Stanger. 4* 52 welchen noch 50 bis 60 einfache Grubenmassen envorben werden konnen, ist theils durch die eigenen Massen des Privoser Gruben- Complexes, theils durch frerade Grubenmassen und Bohrfunde be- grenzt und durch zwei 17 Klafter von einander im siidlichen Theile angelegte senkrechte Schachte aufgeschlossen. Die Schachte durchfahren zu oberst eine bei vier Klafter machtige Diluvialdecke, bestehend aus Lehm. Sand und Schotter, durchsinken dann die mehr als BO Klafter maehtigen tertiaren Schichteu. die hier unmittelbar der Steinkohlenfonnation aufge- lagert sind, zumeist aus einem licht blau-grauen bis gelben Tegel bestelien, der im reinen Zustande und frischen Anbrncbe selir fest ist (mittelst Rprengarbeit gewonnen wird), sich aber bei Zutritt von Luft und Wasser leicht blaht und schnell zu einer lettigen Masse zerfžillt. Die untere Abtheilung dieses Tegels entha.lt in Schntiren und Bhnken Binlagerungen von losem Sande und locke- ren Sandsteinen , und indem in diesen Schichteu der Zudrang des Wassers sehr bedeutend und die lockeren Lagen von demselben leicht aufgelost werden, so wird diese Etage allgemein mit dem Namen „schwimmondes Gebirge“ bezeichnet. Der Beginn des Baues, die Anlage des Heinrichschachtes, fallt in das Jahr 1847. Derselbe wurde in Zimmerung gesetzt. und insbesondere im schwimmenden Gebirge lur die Herstellung derselben alle Aufmerksamkeit verwendet, die sich jedoch nach- traglich als ungenugende Versicherung lierausstellte. — Der Schacht hatte bis zum Jahre 1855 mir eine Tiefe von 48 Klafter erreicht, und erst von diesem Jahre, wo eine kraftige Wasserhaltungsma- schine eingebaut wurde, datirt der eigentliche Betrieb. Das Schacht- abteufen wurde mit aller Energie in Angriff genommen, so dass derselbe in kurzer Zeit die gegenwartige Tiefe von 1 10 Klafter erreicht hatte. In vier Horizonten, nainlich: 60. 68, 98 und 106 Klafter unter dem Niveau des Tagkranzes, wurden Querschlage und Ausrichtungsbaue gefuhrt. Im Jahre 1858 wurde der in NNW. Bichtung 17 Klafter entfernte Parallelschacht angelegt, nachdem man fruher in der Ebene desselben ein Bohrloch bis auf (len ersteu Horizont nieder- gebracht und mittelst Zubau mit dem alten Schachte verbunden hatte. Der Schachtbau wnrde in zwei Punkten, namlich liber 53 Tags und am zweiten Horizonte in Angriff genommen. Das vom Tage aus in Angriff genommene Sttick wurde in vier Jahren sammt Ausmauerung bis auf das Kolilengebirge vollendet. Unterdessen wurde aber der Ausrichtungs- und Abbau in den tieferen Hori- zonten fortgefuhrt. Der Schachtbau wnrde in folgender Weise gefuhrt: Nachdem man feste Lagen des tertiaren Tegels erreicht hatte, wurde in der Tiefe von 11 Klafter ein Pfostenrost gelegt und das Tagstiick ausgemauert. Die Starke des Fundamentes betragt 5 Fuss und die Mauerung zieht sich bis auf die Hohe von 2 Klafter all- mahlig bis auf 3Fuss zuriick, mit welclier Stiirke dieselbe bis zu Tage aufgefiihrt wurde. Der Schacht war iri den oberen locke- ren Schichten so weit gelialten, dass die Zimmerung nicht geraubt werden durfte. Nach Beendigung der Ausmauerung des Tagstiickes vrarde der Schacht weiter abgeteuft, jedoch in kleineren Dimen- sionen gehalten, weil der feste Tegel das Herausnehmen der Zim- meruug beim Auffuhren der Mauerung leicht gestattete. In der Gesammttiefe von 23 Klafter (12 Klafter unter dem Fundamente des Tagstiickes) wurde, ehe man die lockeren Schichten erreichte, abermals ein Pfostenrost gelegt, das Fundament in der Starke von 5 Fuss hergestellt, worauf man mit der Schaclitmauerung bis auf 2'/ 2 Fuss Mauerdicke zurucktrat und sie in diesen Dimen- sionen bis an das Fundament des Tagstuckes auffuhrte, wobei der Pfostenrost des Tagstuckes stiickweise ausgestemmt wurde. Um den Druck des Gebirges theilweise auf das Gebirge selbst wieder zuriickzufiihren, wurde im festen Tegel die Schachtmauerung rttck- warts auf eine kurze Distanz mittelst einer Gurte A verstarkt, wie dies die Skizze I. ersichtlich macht. In gleicher Weise wurde nun der Schacht bis auf den Kohlensandstein niedergebracht und 40 Klafter unter dem Niveau des Tagkranzes im festen Gebirge das Fundament mit 5 Fuss Starke aus Quadern hergestellt, wobei man die Kiickseite — wie fruher — bis auf 3 '/ 2 Fuss Mauerst&rke zuriickzog, die Mauerung mit diesen Dimensioneu bis an das Fun¬ dament des oberen Stiickes auffuhrte, wobei die Zimmerung ge¬ raubt und die Schachtulmen nachgerissen wurden. Der Anschluss an die obere Schachtmauerung erfelgte ganz so, wie schon fruher envahnt wurde. 54 Das Fundament ist durch vier Paare Eichengezimmer H, welche auf dem Tragstempel b ruhen, versichert. Die hinter die- sen Gezimmern gebliebenen leeren Kaume wurden mit Beton aus- gefullt. Die Schachtmauerung besteht aus zwei Paaren gleicher Bo- gen, vvelche auf 1 Fuss Lange 1 Zoll Wolbung besitzen. Die innere Lichte des Schachtes 'betragt: die Lange 17, die Breite an den Schachtecken 6'/ 2 Fuss. Der Heinrichschacht wurde im Jahre 1847 angelegt uud, wie schon ervvahnt, durchaus in Zimmerung gesetzt. Indem aber bei hoherem Drucke eine vollkommen wasserdicbte Zimmerung nicht herzustellen ist, so geschab es, dass das durcbsickernde Wasser — welches besonders in den unteren Scbichten des tertiaren Te- gels, die Einlagerungen von losem Sande und lockeren Sandsteinen enthalten, sehr reichlich zufloss — stetig Sand und Tegel aufloste und das aufgeloste Material durch die Zimmerung durchgefubrt vvurde. Die entstandenen leeren Kaume hatten das Setzen des Tegels zur Folge, wodurch die Zimmerung des Schachtes theils verschoben, theils gebrochen wurde, das Schachtgebaude nach allen Richtungen hin zerriss und abgetragen werden musste. Diese grossartige Verschiebung des Schachtes trat im Herbste 1863 ein, und bei vorgenommener Keparatur zeigte es sich, dass hinter der Zimmerung Hohlraume von sechs Klafter Hohe vorhan- den rvaren. Der Schacht musste, um die Mauerung auffiihren zu konnen, theil weise neu ausgezimmert werden. Die Ausmauerung begann im December 1863, wurde im August 1865 beendet, und folgendermassen gefiihrt: Das Fundament vvurde im Kohlensandstein ausgehauen und aus Quadern hergestellt. Die Starke desselben betragt 5 Fuss, und die Mauerung zieht sich riickvvarts allmahlig bis auf 3 ‘/a Fuss zuriiek, mit vvelchen Dimensionen sie bis auf die Hohe von 14 Klafter bis an den festen Tegel aufgefuhrt vvurde. Die Schacht- weite betragt durch diese Hohe beziehungsvveise 15 uud 8 Fuss, vvelche dadurch bedingt war, dass die provisorische Auszimmerung mit Rucksicht auf abermalige kleinere Verschiebungen vor der Ausmauerung weiter gehalten werden musste. Den festen Tegel erreichend, zog man die Schachtmauerung kuppelformig bis auf 55 13 und 6 Fuss zusammen, trat mit der Rfickseite allmahlig bis auf 2 '/ 2 Fuss zurtick und fiihrte die Mauerung in dieser Starke bis an das Niveau des Diluvialschotters auf. Das Tagstuck wufde durch vier Klafter Hohe in der fruheren Mauerstarke von 3 7 2 Fuss ausgefuhrt. Das Fundament ist — wie beim Parallelschachte — durch vier Paare Eichengezimmer und Betonausguss versichert. Die Mauerung wird — weil in dem lockeren Gebirgc keine Tragbogen angebracht werden konnen — von einem einzigen Fundamente ge- tragen; sie ist vollkommen wasserdicht, indem das Wasser durch die Mauerung gestaut wurde, mithin der hydraulische Mortel gut binden konnte. Obwohl die Mauerung im Parallelschachte mit derselben Sorgfalt hergestellt wurde, so steht sie doch der des Heinrich¬ schachtes zurtick, indem sie bis auf eine bedeutende Hohe wasser- lassig ist, welches wohl im wesentlichen seinen Grund darin fin- det, dass die Mauerung vrahrend ihrer Auffuhrung nicht so voll¬ kommen bewassert wurde, indem das Wasser durch die Zimmerung des Heinrichschachtes abfliessen konnte und noch uberdiess ein Bohrloch im Schachte bis auf den ersten Bauhorizont niedei-ge- bracht war, hier mit dem Heinrichschaehte in Verbindung stand und das Wasser abzapfte. Die Wasserlassigkeit des Parallelschachtes stellte sich wah- rend der Ausmauerung des Heinrichschachtes ein, rvelches seine Begriindung wohl allein darin finden durfte, dass das Wasser ge¬ staut und daher unter hoheren Druck gesetzt iverden musste. Im Kohlengebirge besteht die Versicherung der Schachte aus Bolzenzimmerung. Aufschlussbau. Durch die in vier Horizonten geftihrten Querschlage hat man vierzehn bauwiirdige Flotze aufgeschlossen, rvelche, wie aus Skizze II. und aus der folgenden Tabelle zu ersehen ist, nur geringe Machtigkeit besitzen. Die in der Skizze mit doppelten Linien ausgezogenen Flotze sind bauwiirdig, die mit einfachen unbairvviir- dig und unbenannt. Die Tabelle enthalt die Machtigkeit der ein- 56 zelneu Flotze und weist die Starke der einzelnen Kohlenbanke imd der Schiefermittel aus. Konnen auch die in der Tabelle angefuhrten Zablen keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit machen, so ist doch hieraus zu ersehen, dass man nur sehr schwache Flotze zum Abbaue be- sitzt, welche aber mit constanter Machtigkeit anhalten, dass nur die grossere Anzahl der Flotze die Kosten der Anlage decken und noch einen Gewinn sichern kann, dass Insbesondere einige schwache Flotze gauz frei von jedem Zwischenmittel sind, wabrend andere Einlagerungen von Schieferthon oder mehr oder weniger Streifen von unreiner Kohle fiihren, die bei einigen mit gleicher Starke anhalten, bei anderen mit wechselnder Machtigkeit sich bald aus- keilen, um sich wieder anzusetzen, oder auch ganz verschwinden. *) Bei geringer Machtigkeit des Schiefermittels besteht dasselbe aus murbeni Tbonscbiefer, bei grosserer Machtigkeit in seinen untersten zwei Dritteln aus festem Sandsteinschiefer, das oberste eine Drittel aus weichem Letten. 57 I)ie Kohlenformatiou ist sehr regelmassig gelagert und fallt beim Streichen ONO. miter 35 bis 45 Grad siidostlich ein. Die Hauptcjuerschlage werden senkrecht auf das Streichen gefuhrt. Die AusrichtungSbaue des tiefsten Horizontes sind ohne Bedeutnng, indem dieser nur so lange als Wasserhorizont zu dienen hestimmt ist, bis die liber dem dritten Horizonte befindlichen Koh- lenmittel abgebaut und ein tieferer Horizont zum Abbaue vorge- richtet werden wird. Die Mittel zwischen dem ersten und zweiten Horizonte wurden schon friiher theilweise abgebaut, wie iiberhaupt an einzelnen Orten Kohlenmittel herausgehauen rvurden, theils um Kohle zu gewinnen, theils um die tauben Berge versetzen zu konnen. Ein regelmassiger Abbau konnte erst eingefiihrt werden, nachdem man am dritten Horizonte das hangendste — namlich das Ennafiotz •—■ dieses Flotzzuges erreicht hatte. Das Hangend des Ennaflotzes bildet namlich jene machtige Hotzleere Sandsteinpartie, welche den Flotzzug, auf dem die Hein- richzeche baut, vom Ostrauer Haupttlbtzzuge trennt. Die einzelnen Kohlenflotze sind meist durch nur gering mach¬ tige Lagen von Sandsteinen und Schieferbanken getrennt, daher die hangenderen Flotze zuerst abgebaut werden. Man vermeidet dadurch insbesondere die Ansammlung von schlagenden Wettern in leeren Raumen, ivelche sich bei vorhergehendem Abbau der Eiegendflotze auch bei der grossten Vorsicht bilden rvurden. Ausrichtungsbau. Da sich im Heinrichschacht - Grubencomplexe schlagende Wetter in grosser Menge entwickeln, so wird mit dem Betriebe der Grundstrecke gleichzeitig die Abbaustrecke vorgeriickt. Diese dient fiir den Ausrichtungsbau als Wetterstrecke und wird so ge- fuhrt, dass zwischen Grmad- und Wetterstrecke ein Kohlenpfeiler von 4 Klafter flacher Hohe zum Schutze der ersteren zuriickbleibt. Grund- und Wetterstrecke rverden in Entfernungen von 5 zu 5 Klaftern mittelst Durchbruchen verbunden, und um jede Gefahr, welche aus der Ansammlung der •schlagenden Wetter entstehen konnte, zu beseitigen, rvird zuerst in der Ebene des Durchbruches 58 Grund- und Wetterstrecke mittelst eines 6 Zoll weiten Bohrloches verbunden. — Sobald ein neuer Durchbruch vollendet ist, wird der hintere versetzt, verbiihnt oder mittelst einer transportabeln Sturzrolle geschlossen, so dass die frischen Wetter stets ge- zwungen sind, die Vororte der Grund- und Wetterstrecken zu be- streichen. I)ies ist in Skizze III. ersichtlicli. Der Ausrichtungsbau wird so gefuhrt, dass vom Hangend nichts, vom Liegend aber so viel nachgerissen wird, als far die Streckenweite nothwendig ist. Beim Betriebe der Grundstrecke erhalt der Hauer per Forderhund gewonnener Kohle a 6.7 Gtr. nach der Machtigkeit des Flotzes 9 bis 22 kr., und 5 bis 10 fl. per ausgefahrene Klafter, wobei er die Zimmerung herzustellen hat. Nur die Verpfahlung des Liegendstosses und der Fiirst — wenn dieses nothig — wird ihm extra per Currentklafter mit 28 oder Ž X 28 z= 56 kr. vergiitet. Fur das Nachriicken der Eisenbahn erhalt er per Klafter 25 kr. Die Forderung wir.d gesondert bezahlt. Die Methode des Vorbohrens in der Ebene der Durchbriiche wird auch bei grosseren, nach dem Fallen der Flhtze auszufuh- renden Durchschlagen angewendet. Die Bohrlocher werden im Ge- dinge hergestellt, und erhalten die Arbeiter —■ nach der Hohe und Weite des Bohrloches — l fl. 20 kr. bis 1 fl. 80 kr. per Currentklafter. Vorrichtungs- und Abbau. Der gegenwartige Vorrichtungs- und Abbau ist von dem fruher angewendeten verschieden. Nachdem man mit dem Querschlage des dritten Horizontes die Hangendflotze erreicht hatte, wurde das Mittel zwischen dem 2. und 3. Horizonte dadurch zum Abbaue vorgerichtet, dass man in Entfernungen von 70 zu 70 Klafter Bremsberge anlegte und von diesen aus in Entfernungen von 14 zu 14 Klaftern flacher Hohe steigende Abbaustrecken trieb. Der Abbau wurde strebebaumassig gefuhrt und riickte vom Bremsberg aus in's Feld mit Belassung von 3 bis 4 Klafter machtigen Sicherlieitspfeilern fur Bremsberg 59 uncl Grundstrecke vor. I)ie Durchbriiche zwischen der Grund- und Abbaustrecke erfolgten von 8 zu 8 Klaftern. Diese Art des Vorrichtungs- und Abbaues ist in der beige- gebenen Skizze III. der Abbaukarte des Floraflotzes bis zur Linie AB ersichtlich. Erst in neuerer Zeit ging man von dieser Art des Vorrich- tungsbaues ab. Das steile und constante Einfallen der Flotze machte die Bremsberge entbehrlich, und die kostspielige Erhaltung der Grundstrecken es wunschenswerth, nach vorhergegangenem Abbaue der Flotze moglichst viele Grundstrecken abzuwerfen. Man bat nun die Bremsberge ganz aufgegeben, verbindet die einzelnen Flotze in Entfermmgen von 70 zu 70 Klaftern mittelst Hilfsquerschlagen I), Skizze IV., und wirft — wenn der Abbau bis zum Hilfsquerschiage vorgescbritten ist — diejenigen Grund¬ strecken ab, deren Flotze das minder feste Hangend besitzen, und halt fiir die FSrderung und VVetterfiihrung nur die Grundstrecken einiger Flotze und die Hilfsquerschlage aufrecht. Es waren nur die vier hangendsten Flotze im Abbaue, und es wurden die Grundstrecken der durchstrichenen Flotze abgeworfen. Es ist selbstverstandlich, dass die zwischen Grund- und Wetterstrecke betindlichen Kohlenpfeiler vorher geraubt werden. Der Abbau ist eiu Strebebau mit Versatz und wird bei machtigeren Flotzen etwas abweichend vom Abbaue auf sehr schma- len Flotzen gefuhrt. Der Abbau auf sehr schmalen Flotzen wird in folgender Weise gefuhrt: Zuerst wird zwischen dem 2. und 3. Horizonte ein Durch- bruch aa hergestellt, die Hiihe des Kohlenpfeilers (bei 40 Klafter flach) in zwei Abbaustosse ab und ba getheilt (Skizze V.) Mit der Auffahrung des Durchbruches schreitet. der untero Abbaustoss ab seiner ganzen Hiihe nach vor; das Hangend wird mittelst Stempel geschutzt und der ausgehauene Raum versetzt. Der Canal aa wird offen erhalten, indem man Trockenmauerung auffiihrt, und dient zur Berg- und Kohleusturzuug. In der Hiihe bd wird nun die Sohle so viol nachgerissen, als zur Herstellung einer fahrbaren Strecke nothig ist, welche Arbeit 'getrennt von der Kohlenge- winnung ausgefiihrt und per Currentklafter vergutet wird. — In 60 gleicher Weise wird die obere Halfte ba des Kohlenpfeilers nach- geriickt. An solchen Stellen, wo die Kohle zwischen dem 1. und 2. Horizonte noch nicht geraubt ist, wird dieses Mittel als dritter Abbaustoss nachgefiilirt, so dass das Mittel zwischen dem 1. und 3. Horizonte (40 Klafter senkrechter Hohe) auf einmal abge- baut wird. In entsprechender Eiitfernung werden Ganili e zur Versatz- und Kohlensturzung ausgesparrt. Von diesem beschriebenen unterscheidet sich der Abbau auf miichtigeren Flotzen nur dadurch, dass der Kohlenpfeiler zwisehen dem 2. und 3. Horizonte nicht nur in zwei, sondern in mehrere hinter einander vorriickende Stosse getheilt und jeder zwi- schen der Grand- und Wetterstrecke hergestellte Durchbrucli zur Sturzung der Kohle benutzt wird, wie dies aus Skizze III. hinter der Linie AK zu ersehen ist. Dass jedem Durchbruche entspre- chend ein Canal ausgesparrt und dabei auf das Setzen des Han- genden Kucksicht genom men werden muss, ist einleuchtend. Die auf den einzelnen Streben arbeitenden Kiihren bringen die erhauenen Kohlen — jede fur sich — in eyien Canal. Die Leistung des Hauers variirt zwischen 3 bis 10 Forder- hunden a 0. 7 Ctr., und seine Arbeit wird ihm mit 9 bis 22 kr. per Hund vergiitet; der Grundlohn ist 60 kr. per achtstiindiger Schicht. Bisweilen wird die Grobkohle extra ausgehalten und mit 4 bis 6 kr. mehr per Hund vergiitet. Der Hauer bringt die Kohle auf eigene Kosten in die Ca¬ nale, welche mittelst Sturzrollen geschlossen sind, und von hier- aus werden sie durch die Hundstosser, die nach den geforderten Hunden bezahlt werden, zum Schachte gebracht. Das Forderge- ding ist in der ganzen Grube gleich per Hund 3 kr., und der Verdienst wird durch oftes Wecliseln der Strecken regulirt. Nur bei den Aufschluss- und Ausrichtungsbauen \vird die Forderung nach der Eiitfernung des Ortes per Klafter der ausgefahrenen Strecke bezahlt. Der Grundlohn fur Forderer ist 43 bis 45 kr. per achtstiindiger Schicht. 61 Forderung und Wasserhaltung. In allen Forderstrecken ist Eisenbahn eingebaut. Die For- derung beschrankt sich fast aussehliesslich auf den Parallelschacbt, wofiir eine 54 Pferdekrafte starke Dampfmaschine aufgestellt ist. Auch am Heinricbschachte befindet sich zu diesem Zwecke eine Ibpferdige, die jedoch nur selten benutzt wird. Fur die Wasserhaltung ist am Heihriehschachte eine SO Pferdekrafte starke Dampfmaschine mit Kataraktensteuerung auf- gestellt. Der Wasserzufluss betragt gegemv&rtig 3 Cubikfuss pro Minute, w&hrend derselbe vot der Ausmauerung des Heinrich- schachtes circa. 20 Cubikfuss betrug. V e r s a t z. A ls Versatz dienen die beim Abbaue und Ausricbtungsbaue gewonneneu Berge. Es wird daher ein nicht unbedeutender Theil des Versatzes auf dem 3. Horizont gewonnen und im Schachte bis auf den 2., beziehungsweise 1. Horizont gehoben. Die Forderung bis zum Schachte ist — wie schon envahnt — nach der ausge- fahrenen Streckenlange verdingt. Die Versatzarbeiten sind ebenfalls verdingt, und zwar an gewisse Personen ubergeben, welche den Transport der Berge vom Schachte am 2. oder 1. Horizont, uberhaupt das Versetzen zu be- sorgen haben. Diesen Unternehmern sind Forderer zugetheilt, welche den gefiillteu Hund beim Schachte iibernehmen und zu den Verhauen transportiren. Sie erhalten fur jeden Hund eine Marke im Werthe von 3 bis 6 kr. Der Versetzer wird nacli der Currentklafter Strebflache ge- zahlt, und der Preis variirt fur die bei 13 Klafter hohen Pfeiler von 2 bis 5 fl., nach dem leichteren oder schwereren Herbei- schaffen der Berge, nach der Weite des zu versetzendeu Raumes, und ob beim Abbaue selbst schon mehr oder weniger Versatzberge fallen. biach Abzug der ausgefolgten Marken, uberlianpt der aner- laufenen Kosten, wird der Best an den Unternehmer ausgezahlt. 62 Um die Kohlen nicht zu verunreinigen, sind besondere Ver- satzhunde, welche sich von den fur die Kohlenforderung bestimm- ten uur durch eine liber die Mitte gezogene Blechschiene unter- scbeiden. Ausbau. Bei bedeutender Festigkeit des Kohlensandsteines bediirfen manche Strecken gar keiner Versicherung. Wo das Gestein min- der haltbav ist, werden die Querschlage in Mauerung gesetzt. Die Ulmenmauerung wird aus in der Grube gewonnenem rob behauenem Kohlensandstein aufgefiihrt und die Einwolbung mit Ziegeln her- gestellt. Die Grand- und Abbaustreckeu werden mittelst Zim- merung versichert. In neuerer Zeit bat man jene Grundstrecken, welcbe nach erfolgtem Abbaue nicbt abgeworfen werden, sondern als Wetter- horizont fur den nachst tieferen Abbauhorizont zu dienen haben, mittelst Ziegelgurten versichert, was sich insbesondere in Anbe- tracht der sehr geringen Dauer des in der Ebene gewachsenen Holzes recht vortheilhaft herausgestellt bat. Die Versicherung erfolgt — wie aus Skizze VI. zu ersehen ■ — • in der Weise, dass langs des Liegendstosses auf je eine Klafter Streckenlange ein 3'/ 2 Fuss langer Ziegelgurt hergestellt vvird, wonach zwiscben dem nacbstfolgenden 2'/ 2 Fuss frei bleiben. Das meist feste Hangend wird beim Abbaue mittelst Stem- pel gestiitzt und der Versatz nachgefuhrt. W etterfubrung. Die in diesem Grubencomplese in bedeutender Menge sich entwickelnden schlagenden Wetter bedingen die grosste Sorgfalt fur die Wetterfuhrung. Diese wird noch besonders complicirt durch den Umstand, dass gleichzeitig auf mehreren Flotzen gebaut wird und daher der Wetterstrom vielfach getheilt werden muss. Die frischen AVetter fallen durch beide Schachte bis auf den tiefsten im Betriebe stehenden , also bis auf den ?>. Horizont 63 ein, gelangen durch die Umbruche a in den Hauptquerschlag, Skizze IV., und theilen sich liier in einen sudlichen und in einen nordlicben Strang. Die Wetterabtheilung im Parallelschachte fiir die auszieliende Grubenluft reicht nur bis auf den 2. Horizont und ist von der Forderabtheilung durch einen 6 Zoll dicken gemauer- ten Schacktscheider getrennt. — Indem im nordlichen Theile ausser unbedeutenden Aufschlussbauen kein Betrieb eingeleitet ist, so ist im Hauptquersehlage in unmittelbarer Nahe des Schach- tes bei T eine W.etterthur angebracht, um den Hauptwetterstrom in den sudlichen Theil des Grubenbaues zu leiten. Um jedem Baue die nothigen Wetter zuzufuhren und Sto- rungen in der Wettercirculation hintanzuhalten, sind in jeder Aus- richtungsstrecke in der Nahe des Querschlages zwei circa 2 Kiafter von einander entfernte Wetterthuren angebracht und der zwischeu beiden entstandene Raum mittelst einer Wetterlutte verbunden. — Skizze VII. A Querschlag; B Ausrichtungsstrecke; C luftdicht schliessende Thuren und D die Wetterlutte. Die Thuren sind ab- wechselnd geoffnet und geschlossen, so dass der Wetterzug durch das Oeffnen derselben keine Unterbrechung erleidet. Die einziehenden frischen Wetter gelangen nur durch die Grundstrecken eines jeden Flotzes im letzten Durchbruche auf die Wetterstrecke (Skizze III.), streichen auf derselben zuriick bis G , nehmen dann den Weg langs den Abbaustossen, gelangen in die Grundstrecke des 2. oder 1. Horizontes, ziehen auf dieser zuriick bis in den Querschlag des 1. Horizontes, in welchem sich nun die Wetterstrange der einzelnen Flotze wieder vereinen und durch diesen vereint in die Wetterabtheilung des Sehachtes gelangen. Um einen raschen Wetterwechsel zu erzielen, ist am 2. Ho¬ rizonte ein Wetterofen erbaut, welcher mittelst eines eigens her- gestellten Canals mit der Wetterabtheilung des Sehachtes in Ver- bindung steht, durch den die Verbrennungsgase in die Wetterab- tlieilung gelangen und sich mit der ausziehenden Grubenluft mengen. Die Wetterabtheilung ist ausserdem noch mit einem 10 Kiafter hohen Wetterthurme in Verbindung, in welcher Hohe die aus- ziehende Grubenluft in’s Freie gelangt. Die im Wetterofen zur Verbrennung nothige Luft wird dem einfallenden Wetterstrome entnommen. 64 Der Luftzutritt zum Wetterofen kanu mittelst eines Schie- bers regulirt vverden, und um jeden Verlust an frischer Luft und storende Einflusse auf die ausziehenden Wetter zn vermeiden, sind die weiteren Zubaue des 2. Horizontes mittelst Wetterthuren abgeschlossen. Da bei gleichem wirksnmen Querschnitte die dem Schachte naher liegenden Strecken mehr frische Wetter erhalten, als die entfernteren, so ist jede Wetterlut,te mit einem Luttenschieber d versehen (Skizze VIL). Ein eigens fiir die Beauf&ichtigung der Wetterfiihruiig bestellter Mann misst die Menge der jedem Ort* zustrnmenden Luft und regulirt die Scliieberstellung. Es ist leicht einzuseben, dass man beliebig viele Lutten¬ schieber theilweise oder ganz schliessen und, wenn es erforderlich, den vollen Wetterstrom einem einzigen Orte zufuhren kann. Die Vortheile einer so leicht und schnell zu regulirenden Wetterfuhrung — insbesondere fiir Gruben mit schlagendeu Wet- tern — leuchten von selbst ein. deber tlie Ivupfer - Evtractions - Methode der gewerkscliaftlichen liiipferliiitte in SKotie. Vom Berg- und Iluttenvervalter Jiilius Pogatschnig. Hochgeelirte Versammlung! Ich erlaube mir im Nachstehenden flber den gegenwartigen Betrieb eines Montanwerkes in Krain einen gedrangten Bericht zn erstatten, welcher fiir dieses Land insofern speciell von industriellem Interesse sein diirfte, als der Bestand dieses Werkes vor drei Jahren durch mannigfacbe, hier uicbt naher zu erorternde Um- stiinde Gefahr lief, ganzlich vom Sehauplatze seiner. Thatigkeit zu verschwinden. Dieses Werk ist im Jahre 1858 miter dem Namen „Ge- werkschaft Sko(ie“ 2 Fahrstunden von Bischodack, 3 % Fahr- stunden von Idria entfernt — iu’s Leben getreten und hatte die Aufgabe, die in dortiger Gegend vorkommendeu armen Kupfererze im Extractionswege gewinnbringend zu verhiitten. 65 Die allererste Methode, auf welche sich die Htitteuanlage ba- sirte, erfullte ihren Zweck nicht, ebens.owenig auch die nachfol- genden, obwohl mit vieler Umsicht und Sachkenutniss you den dabei betheiligten Fachmannern durchgefiihrten Versuche, so zwar, dass nach gebrachten grossen Geldopfern sich die Gewerkschaft im Jahre 1864 vor der Alternative befand: entweder noch ein letzter Versuch, oder ein ganzliches Auflassen des Etablissements. Das Entweder wurde aufgenommen und vom Erfolge begleitet. Bas Werk befindet sich seit Herbst 1864 in ununterbrochenem flotten Betrieb, vvelchen in Kurze zu schildern ich mir zur heuti- gen Aufgabe stelle, in dem Glauben, dass er nicht nur fiir Krain, sondern auch auf das allgemeine fachmannische Interesse Anspruch bat, da meines Wissens diese Art des Huttenprocesses bisher in Oesterreich die Prioritat besitzt. Diese Extractionsmethode vvurde nach den Angaben und Ideen der in Deutschland, namentlich in Preussen riihmlichst be- kannten industriellen Firma „Eudolph Iihodius und Ferdinand Suse- wind,“ Kupferhiittenbesitzer zu Sterne bei Linz am Rhein und zu Stadtberge in Westfalen, ausgefuhrt. I. G r u b e. Was vor allem erst das Erzvorkommen betrifft, so findet es ausser anderen untergeordneten Ablagerungen seinen Concentra- tionspunkt in der Kaisergrube, in dem Gebirge gelegen, welches sich an das sudliche Gehange des Skofieberges anlehnt und dessen nach Siid-Nord streichender Riicken die Wasserscheide zwischen dem schwarzen und adriatischen Meere und zugleich die Grenze zvvisehen Krain und dem Kiistenlande bildet. Die Kupfererze treten theils als oxydirte, dies vornehmlich an den Schichtenkopfen, theils als geschwefelte, und zwar erstere als das Lagergestein impragnirende Malachite, letztere als dieses Lagermasse genannte Gesteiu fein einsprengendes Buntkupfer auf. Sporadisch und nur in sehr untergeordnetem Grade kommen derbe Partien aller Varietaten von Kupfererzen: Fahlerz, Kupferglanz, 66 Kupferkies, Lasur etc. vor. Die Erze sind von allen schadlichen Metallbeimengungen, wie Arsen, Antimon etc., frei. Im Jalire 1866 forderte die Grabe Erze von 1. 1C °/ 0 Durch- schnittskupfergehalt, wahrend sich dieser im abgelaufenen Jahre auf 1. 37 °/ 0 stellte, wodurch hingewiesen werden soli, dass bei dem gegen die Teufe zuschreitendeu Abbaue zwar eine unbedeutend scbeinende, bei der Menge der jahrlich zn consumirenden Erze jedocli erheblich in’s Gewicht fallende Zunahme des Kupferge- haltes der Erze nach unten stattfindet. II. H u t t e. Der Hiittenprocess lasst sicli eintheilen in: 1. die Erzzerkleinerung; 2. die Erzrostung; 3. die Bearbeitung der Erze mit schwefelsanren Dampfen, oder eigentliche Extraction; 4. die Cementation der Kupferlaugen; 5. das Einschmelzen und 6. die Nebenfabrication. /. Die Erzzerklei n er v ruj. Die von der Grabe von circa 1 % Cubikzoll Grosse kom- menden Erzstiicke werden mittelst eines Walzwerkes zerkleinert und von den daran befindlicben Sortirtrommeln auf Korngrossen von circa 'l 21 ’/» un( i 'Ig Cubikzoll sortirt, und konnen in 12 Stun- den 400 Ctr. Erze durchgesetzt werden. 2. I)ie Er-z rdstung. Die zerkleinerten oxydirten (malachitischen) Erze konnen un- mittelbar der Extraction iibergeben werden, rvabrend die geschwe- felten vorerst einer oxydirenden Rostung unterzogen werden miis- sen, um sie derart zuin Angriffe durch die scliwefelsaureu Darnpfe vorzubereiten. Sie geschieht in Doppelrostflammofen durch eine egale schwache Rothgluhhitze, um eiue Verschlackung der Erz- stiicke zn verhindern, weil durch eine solche die Rostung eine 67 mangelhafte und das Eindringen der schwefelsauren Dampfe in das Innere der Erzstucke erschwert wird. Das durchschnittliche Ausbringen berechnet sich auf 94. 8 °/ 0 , da bei Eržen von 1. 37 °/ 0 Kupfergehalt ein Riickstand von 0. 07 % als Schwefelkupfer im Rostgut verbleibt. Mittelst eines DoppelrSstofens werden in 24 Stunden in drei Chargen 100 Ctr. Erze durchgerostet, wobei in einer 12stiindigen Arbeitsschicht zwei Arbeiter beschaftiget und 0. 03 Wiener Klafter vierschuhiges buchenes Brenriholz consumirt werden. S. Die Bearbeitung der Erze mittelst schwefelsauren ! lump fe/n, oder eigentliche Extraction. Zur Gewinnung der schwefligen Saure wird Schwefelkies venvendet, der in der, der Gewerkschaft eigenthiimlichen Kies- grube bei Cilli von so ausgezeicbneter Reinheit gewonnen wird, dass er, keiner weiteren Concentration bediirftig, nnmittelbar durch Rostung zur Bildung der schwefiigen Saure benutzt werden kann. Diese Manipulation findet in sogenannten conischen Schacht- ofen von 10 Schuh Holie statt, deren innerer Raum die Form zweier, mit ihrer Basis von 6 Schuh Durchmesser aneinander lie- genden abgestumpften Kegel bildet. Es bestehen vier solche Oefen, wovon zwei mit frischem Kies, die iibrigen mit nicht ge- niigend entschwefelten Kiesriickstanden gegichtet werden. Die Gichtung geschieht bei jedem Ofen zweimal des Tages, nachdem friiher durch eine an der Solile des Schachtofens angebrachte Oeff- nung die ausgebrannteu Riickstande ausgezogen werden. Die Gicht des Ofens ist mit einem gusseisernen Deckel versehen, durch wel- chen ein Entweichen nach oben zu den in die Saurekasten abzu- leitenden Dampfen verhindert wird. Die Entschwefelung des Kieses wird durch Geblaseluft befordert und werden fur die in der Extraction begriffenen Erzquanten in 24 Stunden 26 Centner fri- schen Kieses consumirt. Um nun die zum Angrift' der Erze erforderliche Schwefel- saure zu gewinnen, wird die durch die Rostung des Schwefelkieses sich entwickelnde schweflige Saure mit in einem Dampfkessel er- zeugten Wasserdampfen mittelst gepresster Luft in einen gemein- schaftlichen Canal in die Saurekasten geleitet. Die Saurekasten 5* 68 — zur Aufnahme der zu extrahirenden Erze bestimmt — sind vier Klafter im Quadrat und eine Klafter tief messende, ans stark gebrannten Ziegeln gemauerte Raume, deren Boden ans einer so¬ liden Lettenstauchung und Ziegelpflasterung gebildet ist. 1 '/ 2 Schuh iiber der Kastensohle befindet sicli ein auf Ziegelpfeilern rubender holzerner Eost, auf welehen die Erze zu liegen kommen. Es be- stehen vier solche neben einander liegende Kasten von je 1900 bis 2000 Ctr. Fassungsraum, so dass sicli stets gegen 8000 Ctr. Erze in der Extraction befinden. Wie erwahnt, geschieht die Leitung von Wasser und scbwefligsauren Dampfen mittelst ge- presster Luft durch einen Hauptcanal in die Kasten, welche Lei¬ tung durch bei jedem Kasten am entsprechenden Orte angebrachte Schieber regulirt werden kanu. Aus dem Hauptcanal zweigen Seitencanale ab, welche, im Horizont der Erzdecke beiindlich, durch eine an zwei entgegengesetzten Ecken angebrachte senkrechte, eben- falls geinauerte Ableitungen unter den Kost in die Kasten ge- langen und von da aus gleichmassig die Erzlage durchdringen konnen. Tu einer Ecke eines jeden Kastens ist ein von der Sohle bis liber die Erzdecke hinaus reichendes bleiernes Rohr angebracht, durch welches die Starke der Entwicklung der schwefelsaureu Darnpfe beobachtet werden kanu. Das Fiillen der Kasten geschieht durch einradrige Karren, und kommen unmittelbar auf den Rost '/ s Schuh hoch Erzstlicke von 1 '/ 2 Cubikzoll Grosse zu liegen, damit die Zwischenraume nicht durch die feineren Erzkorner ver- stopft werden. Harauf kommen die gewalzten Erze vom groberen und endlich die vom feineren Kora aufgeschichtet. Sobald nun ein Kasten gefiillt ist, werden durch das Oeffnen des Schiebers die Saure- und Wasserdampfe nebst vieler Luft ein- gelassen, welche in Folge ihrer hohen Temperatur und ihres Drnckes bis in das Tnnere der Erzstlicke eindringen konnen. Durch die vvasserhaltige Schwefelsaure, welche durch das Ueber- oxydiren der schvvefligten Saure unter dem Einfluss der Wasser- dampfe und des Sauerstoffes der Luft gebildet wird, findet die Verbindung mit den in den Eržen enthaltenen Kupferoxyden statt, und bereits nach vier bis fiinf Tagen des Kastenganges sind an der Erzdecke die Kupfervitriole deutlich vvahrnehmbar. Nun wird 69 zum Auslaugen des Kastens geschritten, um die Vitriole aufzu- losen imd der folgenden Eimvirkung der Saure frische Oberflachen zu geben. Das Auslaugen geschieht durch Begiessen der Erzlage mit entkupferter (Mutter-) Lauge, welche bei der Cementation zuruckbleibt und noch etwas freie Schwefelsaure enthalt. Die Losung saramelt sicli an der Solile des Kastens an. Nun wird der Kasten neuerdings den Dampfen ausgesetzt und nach einem gleichen Termine von vier bis fiinf Tagen abermals begossen, was sieh wahrend der Dauer eines Kastenganges von durcbscbnittlich 24 Tagen fiinf- bis sechsmal wiederholt. Das letzte Begiessen geschieht mit reinem Wasser, wodurch die an den Eržen haftend gebliebene Losung weggefiihrt wird. Es erfolgt nun das Aus- fahren der ausgelaugten Erzriickstande, um den Kasten wieder neu zu fiillen. Das Aus- und Einfahren eines Kastens wird zu- sammen in zwei Tagen durch 16 Mann, also in 32 Arbeitsschich- ten bewirkt. Nach den Betriebsergebnissen des Jahres 1867 wurden in einer Estractionsdauer eines Saufekastens von 24 Tagen 1. 37 °/ 0 Erze auf 1. 14 °/ 0 Kupfererze extrahirt, so dass sich ein Kupfer- verlust von 16. 80 °/ 0 ergibt, wovon 5. 10 °/ 0 auf den Schwefelkupfer- gehalt und 11.70% au f den Verlust in den Riickstanden ent- fallen. Es beziffert sich sonach das Ausbringen auf 83. 20 %. Die vier conischen Oefen und der Dampfkessel werden durch zwei Mann bedient, ebenso wie das Begiessen der Kasten durch zwei Mann in einer I2stiindigen Schicht bewerkstelliget wird. 4. Die Cementation. Sie geschieht mittelst Eisen. Die sich an der Solile der Saurekasten ansammelnde Losung von 20 bis 30 Grad Reaumur wird in holzerne Cementationsbottiche von zwei Klafter Durch- messer geleitet, in ivelchen altes Eisenblech aufgeschichtet ist. Die Ueberfuhrung der Lauge in die Cementationsgefasse wird so viel als moglich beschleuniget, damit die zu cementirende Eliis- sigkeit eine moglichst hohe Temperatur behalt, wodurch die Re- action des Eisens gesteigert wird. Da das Eisen electro-positiver als das Kupfer ist, so fallt es dieses und substituirt es in seiner schivefelsauren Verbindung. Das so gewonnene Cementkupfer sam- 70 melt sich am Boden des Bottichs an und wird, sobald das gaiize eingelagerte Eisen aufgezehrt ist, ausgehoben, in einem Wasser- kasten mittelst eines Siebes von noch etwa anhaftenden kleinen Eisentheilchen und anderen fremdartigen Substanzen gereinigt, um weiters in holzernen Trogen getrocknet zu werden. 5. Das Einschmelzen. Das ausgewaschene und noch etwas feuchte Cementkupfer wird unmittelbar im kleinen deutschen Garherde auf Rosetten- kupfer verarbeitet. Die beim Garmachen abgezogenen Schlacken sowie die Formnasen werden als Garkratze von durchschnittlich 10°/ o Kupfergehalt im Krummofen auf Schwarzkupfer verschmol- zen, welches wieder im Garherde auf Rosetten verarbeitet wird. Das Brennmaterial ist Holzkohle, wovon auf 1 Ctr. Rosetten 9 Cubikfuss Icommen. Der Garherd wird von einem Schmelzer und einem Gehilfen bedieut. 6. Nebenfabrication. Seit October v. J. wird ein Theil der Mutterlauge in einer Siedepfanne auf 40 Grad Reaumur versotten und in Wachs- kasten der Krystallisation iiberlassen. Durch diese Anlage konnen jahrlich 5000 bis 6000 Ctr. Eisenvitriol producirt werden. Allgemeine Bemerkungen. Im Jahre 1867 wurden 107.700 Ctr. Erze mit einem durch- schnittlichen Kupfergehalte von 1. 37 % mit einem bei den Saure- kasten bereits erwahnten Ausbringen von 83. 2 % extrahirt. An Cementkupfer wurden pro 1867 2109 Ctr. und daraus 1227 Ctr. Rosetten gewonnen, woraus sich der Kupfergehalt des Ce- ments von 58.x % ergibt. Die Gesammtproduction pro 1867 be- trug 1327 Ctr., und zwar um 400 Ctr. mebr gegen das Jahr 1866. An Eisen zur Cementation wurden fiir gewonnene 2109 Ctr. Cementkupfer 1900 Ctr. consumirt, daher auf 100 Pfd. Cement¬ kupfer 90 Pfd. und auf 100 Pfd. Rosetten 154 Pfd. Eisen ent- fallen. Dies stimmt schon deshalb mit dem chemischen Aequi- 71 valente nicht uberein, weil dazu lediglich alte verrostete Eisen- bleche in Form v on diversen alten Haus- und Wirthschaftsge- rathen verwendot werden. Die Vitriolerzeugung betrug seit October bis Ende 1867 nahe 1300 Ctr. Sammtliche Hiittenapparate werden durch eine 15pferde- kraftige Turbine bewegt. Das Heizmaterial ist Holz und Holz- kohle, welch’ letztere iibrigens im laufenden Jahre durch Coaks ersetzt wird. Der stabile Personalstand des AVerkes, namlich sowohl Grube als Hiitte, belauft sich auf 150 Mann, welcher ohne Ausnabme aus der dortigen Gegend gezogen wird, und der durch die be- stehende Bruderlade im Erkrankungs- oder im Falle der Dienstes- untauglichkeit seine entsprechende Unterstutzung findet. Dass der Bestand des Etablissements von wohlthatigen Fol- gen fiir die dortige arme Bevolkerung sein muss, braucht wohl selbstverstandlich nicht bezweifelt zu werden. So viel in allgemeinen Umrissen iiber das junge Skofiewerk, wozu ich ausdriicklich bemerke, dass diese gemachten Mittheilun- gen keinen Anspruch auf Vollstandigkeit erheben. reber einen Versiclierimg’s-Eiitwiirf der Mottniger Steinkohlen-Gewerkschatt. Mitgetheilt von deren Director Anton Oald in Triest. Die Mottniger Gewerkschaft, obschon erst im Entstehen, und vielleicht deswegen nur, hat die mit dem Grubenbau in Verbin- dung stehenden grossen Gefahren genau erwagen mtissen und ge- langte nacli Zuziehung von Fachmannern zu den eigenen Studien zur Ueberzeugung, dass die Grundung einer Assecuranz-Gesell- schaft im Bergbauvvesen nicht nur selir zweckdienlich, sondern bei der heute vergrosserten Anzahl,, von Gewerkschaften auch er- spriesslich sein wurde. 72 Nach genauer Prufung der dem Berg- und Hiittenwesen drohenden Gefahren fand die Mottniger Gewerkschaft sich bewogen, dieselben in folgende Kategorien einzutheilen: 1. Schaden durch Grubenbrand, 2. „ „ Feuer, 3. „ „ Wasser, 4. „ „ Einsturz, 5. „ „ Verungluckung der Arbeiter, und machte sich an eine sehr detaillirte Arbeit zur Feststellung, durch welche Pramien iiberhaupt die Sicherstellung solcher Ge¬ fahren iibernommen werden konnte. Nach den gesammelten statistischen Daten ergab sich eine Pramien - Quote, welche besonders fur kleine Unternehmen be- schwerlich fallen konnte, wlihrend die Assecuranzgesellschaft selbst die meisten Chancen hiitte, brillante Geschafte fur sich auszu- beuten. Es lag somit die Frage sehr nahe, ein Assecuranzsystem festzusetzen, welches mit der hochsten Sicherheit auch die meiste Billigkeit darbieten konnte. Die Mitgewerke der Gewerkschaft lenkten sohin ihre volle Aufmerksamkeit dem neuen bliihenden Systeme der wechselseitigen Versiclierung zu, und glaubten hie- durch um so mehr die dornige Aufgabe losen zu konnen, als durch diese Versicherungsmethode nicht nur der hochsten Erspar- niss Kechnung getragen wird, sondern auch durch dieselbe dem nocli schlummernden Associationsgeiste ein machtiger Impuls beige- bracht werden konnte. Die Gewerkschaft Mottnig lasst in diesem Sinne ihren Ent- wurf, der niichstens zur Allerhochsten Approbation vorgelegt wer- den soli, ausarbeiten, und stellte beziiglich der ersteren vier Ge¬ fahren die Betheiligung mittelst Actien derart fest, dass jede Ge- werkschaft mit einer oder mehreren Actien a fl. 5000 der Ver- sicherungsgenossenschaft beitreten kann. Die Fertigung von einer oder mehreren Actien verpflichtet zu gar keiner Einzalilung, die¬ selbe berechtiget nur zur Behebung des Schadenersatzes bis zur gezeichneten Summe und verpflichtet zum Schadenersatze bis zum Betrage von 10 °/ 0 des gezeichneten Actiencapitals, wobei die griindende Gewerkschaft vom Principe ausgeht, es konne im schlechtesten Falle von zehn Actien hochstens eine zu Grunde 73 gehen. Hierbei wurde noch die ldnge Einfuhrung beobachtet. dass die beschadigte Actie auch ihren Antheil Schadenersatz lei- sten miisse. Die Sehaden werden immer durch zwei Fachmanner der An¬ theil nehmenden Gewerkschaften erhoben, und diesen steht die Wahl eines Obmannes frei. Sammtliche Schadenerhebungs- und Liquidationsspesen werden dem "Sehaden zugeschlagen. Zur Deckung der Genossenschaftsauslagen zahlt jede Actie 1 °/ 0 ein. Die Genossenschaft ist als constituirt anzusehen, wenn 1000 Actien gezeichnet sind. Dieses sind die Grundziige eines Unternehmens, welches im bergmannischen Leben einzig und als erstes bezeichnet werden kann und an deni das ganze Kaiserreich sich recht gerne bethei- ligen wird. Beziiglich der Verungliickungen in den Gruben hat der nam- liche Entwurf eine Gattung Lebensversicherungen eingefiihrt, welche ganz unabhangig von der Bruderlade ist und diese zn dem Zwecke fortbestehen lasst, kranke und dienstunfahige Bergleute zeitweise zu unterstiitzen. Die Lebensversicherung beziveckt dagegen, die uberlebenden Witwen und Waisen der Bergleute, welcbe bei einem der vier zuerst angefuhrten Schiiden verunglucken oder dienstunfahig wer- den, zu unterstiitzen. Es wird zu diesem Zwecke vorgescblagen, dass die an der wechselseitigen Assecuranz betheiligten Gewerkschaften sich ver- ptlichten, 2 °/ 0 der auszuzahlenden Gagen, Lohne und Gedinge- gelder in eine unter amtlicher Staatsoontrole stehende Cassa zu erlegen und die Namen der Erlegenden genau anzufubren. Diese Betrage werden nach Ansicht des jabrlichen Genossenschaftstages angel egt und vertheilt. Es ist augenscheinlich, dass diese Erlage in kurzer Zeit zu enormen Summen sich emporschwiugen werden, und der Entwurf behiilt den Betheiligten das Recht “Vor, iiber nicht verwendete Zinsen dieses Capitals derart zu verfiigen, dass diese zur tech- 74 nischen Ausbildung tiichtiger und versprechender Bergleute ver- wendet werden konnen. Es ist bei dieser Versicherung die juristische Prage vorge- legt worden, nach welcber Zeit einer im Verungliickungsfalle be- rechtiget ware zum Bezuge, namlich wie lange er friiher einzahlen miisste ? Die Grunder beantworten dieselbe dahin, dass, nach- dem die hier verhandelte Verungliickungsart niclit vou Complexion, Alter oder Willen des Theilnehmenden abhangt, die Witwen und Waisen jedes Vernngluckten, oder jeder Verstiimmelte auf solche Art gleich bereclitiget zum Bezuge sei. Die Dauer der Bezuge fur Witwen wurde auf 6 Jahre, fur Waisen auf so lange festge- setzt, bis selbe das 14. Jahr erreicht haben. Verstiimmelte wer- den lebenslauglich unterstutzt. Ihis Piobirverfiilireii iis Idria. Von J. Toman. Es gibt zwar einige Methoden, Zinnobererze auf iliren Queck- silbergelialt zu probiren, theils auf nassem, theils auf trockenem Wege; bei solchen Werken jedocb, wo des Tages viele Quecksil- berproben zu machen sind, wie es namentlicb in Idria der Fali ist, muss man dem Verfahren auf trockenem Wege mit Anwen- dung der kleinen horizontalen Flammofen vor allen iibrigeii bis- her bekannten Methoden den Vorzug geben, weil es eben schnell und mit ziemlicher Genauigkeit zum Ziele fiihrt und nebenbei auch mit den geringsten Kosten verbunden sein diirfte. Dies ist auch der Grund, warum diese Probirart bei dem hiesigen Werke bereits durch eine lange Reihe von Jahren angewendet wird. Sie besteht im allgemeinen darin, dass man die feinge- stossenen Zinnobererze mit einer nahezu halben Gewichtsmenge von Kalk, als Zuschlag, in gusseiserne Retorten bringt, diese dann in dem vorerwahnten Flammofen bis zur Rothgluth erhitzt und die hierbei in Folge Zersetzung des Zinnobers sich entwickelnden Quecksilberdampfe in thonerne Vorlagen iiberdestilliren lasst, wah- renddem der freigewordene Schwefel mit dem anrvesenden Kalke 75 eino chemische Verbindung eingeht und etwas schivefelsauren Kalk, zumeist aber Schwefelcalcium bildet. Die Mauipulation ist, in kurze Worte gefasst, folgende: Die Erze als Probirgut werden zuerst in cinem grossen Mor- ser, dessen Pistille an einer holzernen Schwinge befestigt hangt, fein gepocht und dann dnrchgesiebt. Die hierzu bestimmten messingenen Siebe sind von zweierlei Maschengrosse: das einfache Sieb, welches blos bei den Ofenriickstanden gebraucht wird, bat auf den Linami je 15 Faden, folglich 225 Maschen auf einer Quadratzollflache; das Trommelsieb hingegen besitzt auf der glei- chen Flache 810 Maschen. In letzterer Zeit wird jedoch blos das letztere angewendet, da man sich die Nothwendigkeit von Sieben von zweierlei Maschengrosse nicht recht erkliiren konnte, zumal die Flachenvermehrung des Beschickungsgntes zur grosseren Genauig- keit der Probe wesentlich beitragt. Zum Einwagen der einzelnen Posten beniitzt man eine ziem- lich gute, aus Eisen construirte Tarirbalkenwaage, deren Stiitzsaule an eine mit Bankeisen und Eisenspreizen an die Mauerwand be- festigte, somit vom Zimmerboden ganz isolirte, eichene Tischplatte fest angeschraubt ist. Bei reichen und mittelreichen Eržen und desgleichen bei der sogenannten Stup, einem Hiittenproducte, welches aus den Con- densationsraumen durch Kehren derselben gewonnen wird und worin das Quecksilber in dem feinstvertheilten Zustande enthalten ist, werden zu einer Probe 50 Pfd., bei den armeren Zeugen und bei Ofenriickstanden aber 100 Pfd. des Probirgewichtes eingewo- gen ; wobei bemerkt wird, dass 8 Lothe Civilgewicht 100 Pfd. des Probirgewichtes gleich sind. Als Zuschlag nimmt man, wie vorhin angegeben, schon seit jeher feinen ungeloschten Kalk. Die Anwendung des schwarzen Flusses ware insoferne zweckmassiger, als dabei die Zersetzung des Zinnobers schon in massiger Rothgluth eintritt und in Folge des¬ sen in den Retorten nicht so leicht uuzerlegtes Erz zuruckbleiben dflrfte; zugleich ware auch ein anderer Nachtheil dieses Destil- lationsprocesses beseitigt, indem man den Quecksilberdampfen, welche durch die beim Kalke nothwendige starke Rothgluth in grosse Spannung gebracht werden, die Moglichkeit der Entweichung 76 znm grossen Theile benehmen wiirde; dem entgegen aber stehen diese Vorzuge, in Anbetracht der grossen Anzahl der zu nehmen- den Proben, in einem sehr ungunstigen Verhaltnisse mit dem Un- terschiede der Kosten der beiden Zuschlage. Die Menge des zur BescMckung einer Erzprobe nothigen Kalkes, gewohnlich 40 —50 Pfd. des Probirgewichtes, richtet sich uach dem hoheren oder minderen Halte der Erze und dann nacli der Beschaffenheit des erzfiihrenden Gesteines. Ist z. B. das Mut- tergestein stark kiesig, wie es bei dem sogenannten Lagerschiefer haufig vorkommt, oder ist dasselbe von Theilchen reinen Schwe- fels ganz durchdrungen, was bei dem, gediegenes Quecksilber fiih- renden Thonschiefer nicht selten der Fali ist, so ist es ratksam, etwas mehr als gevvohnlich zu nehmen; denn man hat Beispiele, wo die Wande der Vorlagen mit feinen Schwefelkrystallchen be- legt gefunden rvorden sind. Zu Proben der aus den Oefen kommenden ausgebrannten Zeuge wird nur wenig Katk genommen, weil man anriehmen muss, dass sie ausser dem moglichervveise noch unzersetzten Kiese keinen Schwefel mehr entlialten. Das Probirgut muss mit dem Zuschlage gut untereinander gernischt und dann, wenn es in die Retorte mittelst eines Trich- ters gebracht wurde, noch ein Loffel voli von Kalk als oberste Lage darauf gegeben werden, um allfalliger Entweichung von un- gebundenen Schwefeldampfen vorzubeugen. So beschickt werden die Ketorten in den Ofen eingelegt. Die hierzu gewalten Oefen sind, wie schon bemerkt wurde, kleine horizontale Flammofen — der Idrianer Probirgaden besitzt drei solche Oefen, — deren Construction sich aus den beiliegenden Zeich- nungen sehr leicht entnehmen lasst: a ist der Rost; b der zur Aufnahme von 26 Stuck Retorten bestimmte Ofen- raum; c c sind zwei diesen Raum abgrenzende Seitenwande, bestehend aus vier gusseisernen, mit runden zweizolligen Lochern versehe- nen Platten, welche durch drei oben, in der Mitte und unten auf beiden Seiten nach der Lange derselben angebrachte schmied- eiserne Schienen d noch verstiirkt und zusammengehalten werden; 77 e ist der Fuchs; f die Esse und g ist eine an der Mauer ausgesparrte Oeffnung, zu dem Zwecke, um sich nothigenfalls von dem Gange der Manipulation zu uber- zeugen, iudem man den zum Verschluss dienenden Ziegel mittelst eines an demselben angebrachten Knopfes herauszieht und die Farbe der riickwartigen Ketorten, die ganz gut zu iibersehen sind, betracbtet; h ist die bewegliche Haube, die, wie gewohnlicb, aus einem Gerippe eiserner Scbienen besteht, welche mit einer Anzalil nacli innen gekebrter Doppelhaken (Federn) verseben sind und zum Festhalten des anzubringenden Thonbeschlages dienen. Das Heben und' Herablassen derselben gescbieht mittelst eines mit der Kette in Verbindung gebrachten einfachen Hebelannes. Die gusseisernen Destillationsretorten, Kolben oder eigent- lich Rohren i (siebe Abbildung) haben eine Lange von 13 'j 2 W. Zoll; der aussere Durcbmesser an dem erweiterten geschlossenen Ende betriigt 3 der am entgegengesetzten offenen Ende blos 1 ‘/ 2 Zoll. Die Wande sind ‘/ 4 Zoll stark. Der Preis einer sol- chen 6 '/ 2 Pfd. wiegenden Eetorte ist gegenwartig loco Idria 65 kr. o. W.; ihre Dauer kann bei taglichem Gebrauche auf 120—150 Brande und bei schonender Behandlung nocb boher geschatzt wer- den. Es ist z. B. bei unseren Probenstampfern fruherer Zeit die tadelswiirdige Gewohnheit gewesen, dass sie trotz wiederbolter Malinung beim Herausschaffen der Riickstande aus den Ketorten zum Aufloekern derselben sich nicht immer des Kratzels bedient haben, sondern einfach zwei von den Ketorten bei dem geschlos¬ senen Ende packten und durch Aneinanderscblagen derselben den zuruckgebliebenen Inhalt herauszubringen sucbten; naturlicli sind bei derartiger Behandlung viele vollig unbrauchbar gemacht worden, indem dieselben entrveder gesprungen oder manchmal audi ganze Stiicke von ihnen abgebrochen sind-. Diese gusseisernen Retorten sind erst seit den vierziger Jabren im Gebrauche; fruher hat man tbonerne von etwas kleineren Dimensionen angewendet. Angestellte Versuche in dieser Beziehung haben namlich ergeben, dass die gusseisernen Ketorten, nicht nur was Kostenaufwand, 78 sondern auch was Zweckmassigkeit anbelangt, den thonernen un- bedingt vorzuziehen sind. Als Vorlagen gebraucht man irdene, inwendig gut glasirte Ansatztutten k, welche in Bezug auf ihre Form und Grosse den bei den Bleiproben angewendeten am meisten ahnlich sehen, jedoch etwas bauchiger und mit einer weiteren Oeffnung versehen sein diirften. Ein Stiick kostet 4 bis 8 kr. Zur Unterstiitzung der im Ofen befindlichen Enden der Re- torten und um denselben eine etwas wenig nach aufwarts ge- neigte Lage zu ertbeilen, dienen gebrannte thonerne Scheiben von bestimmter Form und GrOsse, die sogenannten Untersatzeln l\ dieselben werden fiir die untere Reihe der Retorten einfach auf die Solile des Ofens, fiir die obere Reihe aber auf die unteren Retorten selbst gestellt, und zwar derart, dass die Untersatzeln immer auf zwei der unteren Retorten zu stehen, die oberen Re¬ torten sonach gerade in die Ausschnitte derselben zu liegen kommen. Als Lutum zum hermetischen Verschluss und zur festen Verbindung der Vorlagen mit den Retorten wird hier ein dunkler Letten benutzt, aus welcliem, nebenbei gesagt, auch die Vorlagen, Untersatzeln und mehrere andere Hiitten- und Zinnoberfabriks- materialien in der hiesigen Huttenhafnerei erzeugt werden. Die- ser Letten ist nichts anderes, als das Ausbeissen des bereits er- wahnten, der tieferen Trias angehorenden und gediegenes Queck- silber fuhrenden Thonschiefers, welcher in dem sogenannten Lu- beutschgraben, '/* Stunde ostlich von Idria, stark verwittert zu Tage tritt und fiir die Werksziegelofen, Hafnerei und viele an¬ dere Gruben- und Huttenmanipulationen ein ziemlich gutes Ma¬ terial liefert; derselbe muss jedoch fruher, um ihn recht plastisch und zum obgenannten Zwecke vollkommen tauglich zu machen, fein gepocht, gesiebt, dann erst mit Wasser aufgeweicht und tiichtig durchgeknetet werden. Das Einlegen der Retorten in den Ofen geschieht nicht in beliobiger Weise, sondern es muss dabei, um jeder Vermischung im Vorhinein vorzubeugen, stets eine gewisse Reihenfolge beob- achtet werden, und zwar wird immer auf der Feuerseite unterhalb mit der Probe Nr. I , so wie eingewogen wurde, begonnen, die 79 ganze untere Beihe bis Nr. 7 zuerst und nacbher die obere Eeihe von reclits nacb links bis Nr. IB eingelegt; in ganz gleiclier "VVeise wird auch auf der riickwartigen Seite vorgegaugen. Um jedoch die nothwendige Temperatur oder gleichsam die eingetretene Gare der in den liinteren, in der Nahe des Fuchses befindlichen Be- torten eingesetzten Proben besser beurtheilen zu konnen, werden nebst der dazu dienenden Oeffnung g audi noch die zwei Eetor- ten unterhalb, namlich Nr. 7 und Nr. 20, leer und ohne Vorlagen gehalten, damit, wenn sich einmal die starke Eothgluth zeigt, so- gleicli das rveitere Heizen eingestellt werden konne. Ein Brand dauert gewohnlich 1 — 1 */ 2 Stunden. Wegen Erhaltung stets festen und guten Verschlusses der Vorlagen mit den Eetorten auch wahrend des Brandes iuuss das Lutum ofter mittelst eines kleinen Handpinsels mit einem diinnen Kalkbrei benetzt werden, weil es sonst gleich trocknen und dann Spriinge bekommen wiirde, was selbstverstandlich sorgsam zu ver- meiden ist; zugleich findet aucb die Abkiihlung der Vorlagen statt. Der Holzverbraucli per Brand sind circa 3 — 4 Cubikfuss gut getrockneten Buchenholzes. Nach Verlauf von 5—G Stunden ist der Ofen vollkommen abgekiihlt, und es konnen sodann die Vorlagen von den Eetorten abgeuommen werden. Das in jeder der Vorlagen in minutiosen Perlen sich niedergeschlagene Quecksilber wird dann mit einem harten kleinen Pinsel zu einem Korne zusammengebraclit und von allen, entweder aus den Eetorten rveggerissenen, oder beim Ab- nehmen der Vorlagen in dasselbe hinein gefallenen kleinen Un- reinigkeiten befreit, vvelcb’ letztere Arbeit in einem aus Ahorn- holz angefertigten, inwendig sehr glatten und an einem Ende offenen schmalen Trogel vorgenommen wird. Zu dem Behufe un- terlegt man dieses Trogel an dem offenen Ende mit einem oben halbkreisformig ausgehohlten Holzprisma, so wie es in der Ab- bildung r erscbeint, stiirzt den gesammten Inhalt der Vorlage in dasselbe sehr vorsichtig aus und sucbt dann durch Pressen und nach Aufwartsbewegen mit dem Zeigefinger das Quecksilber von dem Schmutze zu trennen. Diese Arbeit wird so lange fort- gesetzt, bis das Queeksilberkorn ganz spiegelblank erscheint; als- 80 dann wird es in die gereinigte Vorlage zuriickgegeben und die nachste Probe in die gleiche Behandlung genommen. Das Abwagen der auf solcbe Art gereinigten Komer ge- scbieht anf einer mit Hebevorrichtung versehenen ausserst empfind- lichen Kornwage. Die Ermittlung des Nassehaltes der Erze geschieht auf die gewo]mliche Art durch Trocknen der Posten und Abwiigen der- selben vor und nach dem Trocknen nacli deni Civilgewichte. Aus dem eben Gesagten lasst sicb also entnehmen, dass nach dieser Methode, wenn auch nur Ein Ofen zur Dis- position stelit, dennoch wenigstens ‘24 Proben taglich gemacht werden konnen. Es ist dies, wie gesagt, besonders fiir grossere Werke, wo taglich viele und verschiedene Gattungen Erze ein- gelost werden, von sehr grossem Vortheile; aber wie jede Probir- art ihre Vortheile und Nachtheile bat, so ist es auch bei der unseren der Fali; auch diese Methode begleiten mehrere Uebel- stande, deren Ursachen jedoch mehr in der zu grossen Beweg- lichkeit und leichten Verfluchtigung des Quecksilbers, als vielleicht in der Methode selbst zu suchen sind. Jedermann wird leicht einsehen, mit welch’ ruhiger Hand man z. B. beirn Sammeln der an den Wanden der Vorlagen haf- tenden Quecksilberkugelchen zu Werke gehen muss, um jed- weden Verlust zu vermeiden; eine nur etwas zu rasche Bewegung mit dem Pinsel bat sogleich Verzettelung des Quecksilbers zur Folge. Audi bei dem mehrmaligen Ausstiirzen des Kornes, beim Reinigen und Abwiigen desselben ist die grosste Vorsicht nothig. Die erste und vielleicht auch die grosste Schwierigkeit in Bezug auf die Richtigkeit und Wahrheit der Probe bietet sich jedoch beim Probenziehen selbst dar. Bei roschen Zeugen und besonders bei unseren im Halte so stark variirenden Gefallen wird bei der grossten Sorgfalt im Probenuehmen kaum die zehnte Probe dor Wahrheit vollkommeu entsprechen; man ist deshalb darauf angewiesen, von einem und demselben Erzquantum so viele Proben zu ziehen, als man iiberhaupt glaubt, mit dereu Durcli- schnittshalte die Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit erreiclit zu haben. Demzufolge werden sowohl wahrend des Aufladens der Erze im Scheidhause, als auch beim Abladen derselben in die 81 Vorrathskammern der Hiitte von verlasslichen und mit der Sache vertrauten Individuen von oben, aus der Mitte und vom Boden jedes Wagens kleine Mengen genommen, welche zusammen ge- geben und in einem dazu bestimmten Behaltnisse aufbewahrt, fiir die am Ende jeder Tagesschicht vom Probenzieher selbst zu: neh- menden verjiingten Proben das Materiale geben; selbsverstandlich findet die Probemiabme von jeder wahrend eines Tages den hori¬ zontalen oder verticalen Plammbfen zugefiihrten Erzgattung in gleicher Weise statt. Von jedem dieser im Waschhause und bei der Hiitte gemachten Packete werden alsdann vier Proben einge- wogen, von den beziiglichen Ausfallen zwei Durchschnittshalte und aus diesen zuletzt der ausgeglichene Kechnungshalt gezogen, wo- bei die Differenz zwischen den beiden Durchschnittshalten bei den armen Zeugen nicht 5 Loth, bei den reicken Hal ten aber nicht 16 Loth des Probirgewichtes iibersteigen darf. Da es jedoch bei dem obcitirten Uebelstande hinsiclitlich der richtigen Probennahme leicht geschehen kann, dass die aus den beiderseitigen Ausfallen berechneten Durchschnittshalte von ein- ander zu stark differiren, so ist in letzterer Zeit noch die Vor- sorge getroffen wordeh, dass nebst den zwei ersten Packeten auf beiden Seiten noch je ein Keservepacket gemacht werde, im Falle eine Wiederholungsprobe als nothwendig erscheinen solite. Ein weiterer Uebelstand besteht darin, dass nicht jede Be¬ to rte im Ofen mit ein und derselben Post gleiche Resultate gibt. Die Erfahrung lehrt, dass die der Feuerbriicke am nachsten ge- legenen Ketorten gewohnlicli schlechtere Resultate liefern , als die dem Fuchsloche zuntichst befindlichen, in welchen die kleinsten Abgange stattfinden. Die PJrsache dieser Erscheinung ist die, dass durch die schnelle und ubormassige Erliitzung der ersten Retor- ten und verhaltnissmassig auch der entsprechenden Vorlageu sich die auf einmal in grosserer Menge erzeugenden Quecksilberdampfe nicht schnell genug niederschlagen konnen, sich deshalb, weil der Raum der Vorlage in den meisten Eallen nicht hinreicht, an das Lutum ansetzen, oder in Folge der darin herrschenden grossen Spannkraft irgend einen Ausweg zum Entweichen sich bahnen ; dagegen linden die in den hinteren Retorten nach und nach sich entwickelnden Quecksilberdampfe Zeit und Raum genug, sich 6 82 entgegen zn condensiren. In Bezug auf diese Erfahrung mtissen die wichtigeren Posten stets in die dem Fuchse zunachst gelegenen Retorten eingesetzt werden. Der verstorbene h. k. Hiitten- und Zinnoberfabriksverwalter M. Glowacki hat, um den Grad der Genauigkeit des Idrianer Quecksilberprobirverfahrens zu erfahren, bereits im Jahre 1851 Versuche in dieser Richtung angestellt, deren Resultate in fol- genden drei Ausweisen (pag. 84) iibersichtlich zusammengestellt sind. Es sind darin in der ersten Hauptspalte die Mengen des in jede der Retorten einer ganzen Seite des Ofens mit Kalk eingesetzten Zinnobers und daneben das in demselbon enthaltene Quecksilber nach dem Probirgewichte ausgevviesen; in den iibrigen Rubriken wird das aus jeder der zwolf Retorten, da Nr. 7 leer blieb, in die entsprechenden Vorlageu iiberdestillirte Quecksilber angefiihrt. In dem zweiten und dritten Ausweise erscheinen die CJuecksilber- abgange bei jeder Retorte im Ganzen und in Procenten berecknet. Bei genauer Verfolgung der Datenziffern lassen sich noch weitere wichtige Scblusse ziehen. Mann kanil z. B. daraus ent- nehmen, dass die Grosse des Abganges aucli selir viel vom Halte der Post abhangt; bei selir reichen und bei armen Posten ist der Abgang verhaltnissmassig grosser, als wie bei den mittelreichen Halten, d. b. bei den reichen Halten ist das Ausbringen, in Pro¬ centen ausgedriickt, etwas kleiner. Eine gedrangte Uebersicbt des Gesagten durfte die nachfol- gende Tabelle geben: 83 Aus dem Erfahrungssatze, dass die Ursache des kleineren Ausbringens aus den der Feuerbriicke naher gelegenen Retorten nur in zu starker Erhitzung derselben liegt, folgt die unzweck- massige Construction der Oefen, besonders in der Anlage der Feuerung, welche dahin abgeandert werden solite, dass eine gleicli- massigere Erhitzung aller Retorten zu erzielen ware. Dass nicht friiher schon auf die Umgestaltung dieser Oefen angerathen wurde, diirfte darin seinen Grund haben, weil diesolben zur Zeit der Ver- suche noch ganz neu waren und man sich von der Abanderung wenig Nutzen versprach, zumal der grosste Uebelstand eigentlich im Probennehmen selbst liegt. Auch soli ten die Vorlagen fiir niedere und hohere Halte von wenigstens doppelter Grosse sein; welchem Fehler man aber ge- genwartig dadurch zu begegnen sucht, dass man bei reichen Posten blos 50 Pfd. einwagt. Allen diesen Erfahrungen diirfte jedoch in Zukunft wo mog- lich Rechnung getragen werden. Bei dieser Gelegenheit sei mir zum Schlusse noch erlaubt 1 einer vor kurzer Zeit erst aufgetauchten neuen hydrometallurgi- schen Quecksilberprobirmethode von Prof. Dr. R. Wagner zu er- wahnen, welche aber noch viel zu wenig erkannt und erprobt ist, als dass man iiber sie ein sicheres Urtheil fallen konnte. Sie ba- sirt sich auf die Loslichkeit des Zinnobers in einer Schwefelkalium- losung, die kleine Mengen von atzenden Alkalien in sich enthalG woraus der Zinnober durch Neutralisation mit Salzsaure als schwar- zes Schwefelquecksilber wieder gefallt werden kann. Fiir arme Zinnobererze soli diese Methode besonders geeignet sein, und es ware daher fiir Idria, woselbst die Grube von ihrer jahrlichen Ge- falleerzeugung den bedeutend grosseren Theil im armen Gruben- klein liefert, nicht ohne Interesse, beziiglich ihrer Zweckmassigkeit durch an/Aistellende Versuche sich die nothige Erfahrung zu ver- schaffen. 84 n rt c e t« Vi 'M l*lfec 1 'j 5 il2 |l7 U Vi V' i% jv m $ 1 n 85 u e c k s 1,11 ft o rte jY r 10 11 w I v, ll /, h u7 24 ■ n 18 1 / i 'N io 8 ^ ?) 18 1’ 13 3« io 4 12 ? 113 $ (j $ fi ih $2 o 9 30 '30 80 6 Špur Špur 7* 47, io V* 16 v, ‘24 19'V. 9 6l7>/ 2 31 12 28 5 16 22 13 77, 10 31 28 29 8 20 28 9 13 16 20 23 26 30 34 39 46 52 60 66 73 80 7a V, 5 12 177. 34*4 1118 3 «k 6 15f/„ 9j28 13;12 ir,28 201 6 23 j 16 27 — 30 34:29 5 /s 39 12 46 31 52 28 24 19 73 20 81 22 86 87 "Ugangim e ' t o r t e N r. G a n z e n Durchschnitt O' 14 * r 2i 3** 3^ 4'( 4'i- 4‘S 8' ; .1* ,4'f. L6*S- l2' ( 10-S , 8 ' ! 9 ' 8’i <4 !8' 2 1 6*°1 6* 9 ž rh 88 89 90 Itechnimgsbilaiiz. Einnahmen: a) Aus den einzelnen Mitgliederbeitragen und den Ge- werkschaften.fl. 177.— b) Vom Herrn Heinrich Drasche, Gewerke iu Wien . „ 20.— c) Von Sr. fiirstbischoflichen Gnaden Herrn Dr. Bartho- lomaus Widmer in Laibach.„ 50.— Summe fl. 247.—• A u s g a b e n: a) Druckkosten fur die Einleitung und Durchfiihrung der Versammlung.fl. 47.— b) Beischaffung der Localitatendecorationen, Beheizuug, Beleuchtung, Dienst- und Botengelder etc. . „ 60.— c) Festauslagen (Theater etc.).„ 26.-— d) Kalligraphie des Albums.„ 12.— e) Postporto und Transportauslagen.. „ 19,— Summe fl. 164.— Hierzu die Druckkosten vorliegenden Werkes . . . „ 152.— Gesammtausgaben fl. 316.— 1) Ausgaben fl. 316.— 2) Einnahmen „ 247.— Bleibt Deficit fl. 69.— vrelcher, einstweilen vom Comite vorgeschossene Betrag durch den Buchhandel seine Deckung zu suchen hat. Das Comito. Inhaltsubersickt. Seite Einleitung.1 Ansprache des Bergcommissars AiVilhelm Ritter von Fritsch an den k. k. Oberbergratb Alois Altmann.6 Beantwortung dieser Ansprache.9 Vortrag desk. k. Berghauptmanns Josef Trinker liber die Verungliickungen in Krain.10 Vortrag des Obersten Libert de Baradis liber die Bedeutung des Bessemer- metalles fiir den Sohiffbau.18 Vortrag des k. k. BergrathesM. V. Lipold liberdie ResultatederEiniuhrung des unbescbrankten Gedinges in Idria .... 31 Vortrag des k. k. Bergcommissars IVillielm Ritter von Fritsch liber „ein Bild der Kolile in Oesterreicli 11 .32 Vortrag des k. k. Bergwesensexpectauten Franz Griiger in Idria liber die Heinrichzeche in Mahrisch-Ostrau.51 Vortrag des Berg- und Htitten: r erwalters der Gewerkschaft Skofie Julius Bogatsclmig liber das dortige Extractionsverfahren aus den armen Kupfererzen nacli der Metliode Rliodius & Susevvind M Abhaudlung des A. Calo in Triest fiber einen Versicherungs - Entwurf bei der Mottniger KohIengewerkschaft in Krain . . .71 Abhaudlung des k. k. Bergwesensexpectanten ,T. Toman in Idria iiber Queeksilberproben in Idria.74 .tri fefetlfiriiil • SailitoJaiM ■ - ■ / i’ i- ■ 1 ■ '.i ■ n!, m ■ 'M / «. Is/ Li ^dbbazr de >? 1 Flora /Y dtx e & 3. //Al/fr. >a //V r ■ •x. •;x •v> ///tez: 5 Žj • ///==■ << 2JKlftr $ < h i ii: Gru n dstrecke I de# JU lfoJ'ix on te s f /WVf. & ^ : Schacht. AS O. 1DUu viallehm u. Sand. £JDitu vialdch o rte?'. ,A?V. J. Horizont Durvhfchnitt von SSO. nach ^ i lV. JI[. Horiiont Pro b iro fen X Zt r/dri a (als BeUa-pe vam, ^Probirverfahren von, ,Jdria "J Zdngendierch sohnitt n a eh P Hori x on tal drn-ah »čhn ztt nuch C D Ereuzdurchschnitt ruzch EF Eurchschnitt einer Ret orle i VorlMffe k G 1hite.i'scUxel l 1 /t der JVaturgrd/se Dramatisirtes Festgedicht z u r der berg-11. Iiutteiimaiiuischeu Versamiiilung z u JLsiilb&elh. am 5. und 6. Janner 1868 verfasst und ge\vidmct v on D' Friedrich Keesbacher. Die Scene ist der Kristallpallast des Erdgeistes. Ir%©t§t sitzt auf semeni Throne, um ihn an des Thrones Stufen simi die Bcrggeistcr, die Gnomcn, die Koliolde, die Erden-Saize und Metalle versammelt. Jch hab’ Eucli, meine Edlen, rufen lassen Ihr Gnomen, Kobolde, du Geisterchor Ihr kamt hieher zu meines Thrones Stufen, Aus dunklem SchaChte stieget Ihr empor. Was ich zu kilnden Euch, vernehmet AUe , Die Ihr in’s Geisterleben eingeweiht! — Die Erze, Salze, Kohle und Metalle Bestricket triigerisch ein boser Streit. Der Niitzlichste zu sein , will jeder sich bethoren Ein Jeder hoffet sicher auf den Sieg! Drum will ich Euch und Eure Beden horen, Zu schlichten dann den bdsen Krieg. Ein Jeder kiinde frei und ohne Zagen Yon seines dunkeln Wirkens Kraft, Was er dem Menschen ist, das mog’ er sagen Und was er niitzt der Wissenschaft! 2 G-old und Silber. Erlaube, hoher Geist, dass wir nur kurz uns fassen; Der in uns liegt, der hohe Werth Ist ja der Grund, dass uns die Andern hassen, Dass man uns nicht als Erste ehrt. Wer uns besitzt, ist gross auf Erden,. An Fiirstenhofen thronen wir, Der Bettler kann mit uns zum Fiirsten werden, Nichts reizt, wie wir, des Menschen Gier. Man borgt den Glanz ja von uns beiden Um zu erhoh’n, was ohne Werth; Unedle Bruder miissen wir umkleiden, Dass man sie als was bess’res ehrt. Und was allein regiert der Menschen Wandel Und was beherrschet da die Welt, Die Industrie, die Arbeit und den Handel Das sind ja unbestritten wir — als Geld. Drum weise, hoher Geist, das kiihne Streben Der armen Bruder stolz zuriick, Denn \vir nur sind’s, die Gutes geben, Mit uns kehrt in der Hiitte ein das Gltick. Kupfer und Zink. Bescheiden, Herr! ist unser Kleid und Wesen Wir sind verachtet und vergessen ganz, Doch, edler Geist, du wirst nicht aus dem Kleide lesen, Und richten nicht nach ausserm Glanz. An Hofen thronen Gold und Silber zwar, doch beiden Hat man den Werth nur kiinstlich beigelegt; Denn Eluch auch bringen sie und Leiden, Da nichts, wie sie, die Leidenschaft erregt. Das Kupfer findet Ihr nur in des Armen Hiitte Der sich’s mit schwerer Miih’ erwirbt, Daftir ist Tugend noch in seiner Mitte, Die im Pallaste friiher stirbt. So k 1 e i n mein Wirken auch erscheinet Bin ich es doch, was Grosses schafft, Denn mit dem Zinke eng vereinet 8 Erzeuge ich geheime Kraft. Und diese Kraft eilt ungezilgelt Geheimnissvoll an meinem Dralite fort, Es eilt, von dunkler Macht befiiigelt Durch Welt und Ocean — das Wort. Die Welt ist neuverjiinget durch mein Walten , Vernichtet liab’ icli Zeit und Raum Und neues Leben wird sich jetzt gestalten Und neue Zweige treibt des Wissens Baum. Das Eisen. Du liast, o grosser Geist, audi micli gerufen Zu kiinden meines Daseins grosses Ziel. Vemehme denn, an Deines Thrones Stufen, Was stolz mein Mund verktinden will. Allmachtig ist mein Thun auf Erden Das Eisen nennet mich die Wissenschaft, Ich bin das Sinnbild dessen, was da stark soli werden, Das Sinnbild der Gewalt und Kraft. Dem Landmaun dien’ ich segensvoll zu jeder Stunde , Der seine Prucht der Erde anvertraut Ich wiihle in die Erd’ die tiefe Wunde, In welche er sein stilles Dasein baut. In Doppelstrangen zieh ich um die Welten, Verbindend, was die Menschen schaffen dort, Die Zeit ist Spott, was soli Entfernung gelten! Auf meinen Bahnen eilt die Weltgeschiclite fort! Und was ich thu’, ist Gliick, und was ich athme, Segen, Des Volkerwohles eisern Unterpfand, Befruchtend, wie ein warmor Sommerregen Die Kunst und Industrie im Vaterland. Doch wehe! wenn der Mensch in biisem Streit entbrannt, "Wenn Zwietracht ich und Unlieil schaffe, Da wird, was Segen war, in seiner Hand Zrn- kalten morderischen Waffo. Es stiirmt das Volk, der Bruderkrieg Zerstort des Friodens stillo Gaben, Der eine fallt, dem Andern wird der Sieg, Das Eisen kann im Blut sich laben. 4 Da komm ein and’rer her, erzahl’ desgleichen Was ist, wie ich, zwiefach so hoch geekrt? Zwei Dinge sind’s, die iiber alle Meere reichen, Die Herrn der Welten: — Pflug und Schwert! Das Quecksilber. Mein Wesen von heiterer Art Ist nicht, wie das Eisen so hart Bin schmiegsam und biegsam und weich, Bin leicht und schwerwiegend zugleich. Ich glitzre und blitze so herrlich Verborgen im dunkein Schacht, Man sucht mich so geni und begehrlich, Bis man mich zu Tage gebracht. Und wie eine nekische Maid Erschein’ ich verschieden im Kleid, Bald silbern, bald schivarz, wie der Tod Bald purpurn, wie Abendroth. Beweglich bin schwer ich zu fassen Entschliipfe den Handen geschwind, Bin heiter und ausgelassen Ein munteres, lustiges Kind. Und ist auch mein Leben so wild Mein Sinn ist doch zartlich und mild Zu einen bin stets ich bemiiht kVas spriide sich hasset und flieht. Und ohne da lange zu wahlen Will ich mich, ob furchtbar ob wild Dem spriiden Metalle vermahlen, So schaffend ein neues Gebild. Des Menschen allforschendem Geist Dem dien’ ich als Leitstern zumeist Ich kiinde des Luftdrucks Gewalt, Ich messe die Warme, die Kalte bald, Es suchet mit siissem Verlangeu Das Madchen im Spiegel sein Gluck, Und seine frohlockenden Wangen Die werfe ich spiegelnd zuriick. s Die Kohle. Ich komme, hoher Geist, im Trauerldeide, Nur zagend wag’ ich mich vor deinen Blick, Ich traure, Herr, gedriickt von scliwerem Leide, Und wein’ um mein verlornes Gliick. Nicht immer war mein Loos so triibe, O lass mich kunden von der schonen Zeit, Von Waldesduft, von Sonnenglanz, von Blumenliebe, Von meinen Baumeskronen machtig breitl Durch meines Waldes trautes Dunkel zogen Riesen-Thiere, herrlich, wunderbar; Durch meiner Baume machfge Wipfel flogen Die sehonsten Vogel hin in munfrer Schaar. Da sti\rm’t mit schrecklich schwerem Bangen Das Unheil riesengross heran. Der Berg, er wankt, die Wasser drangen, Des Thales Sohle steigt bergan. Die Welt erzittert von dem Schreckensschlage, Entsetzt emport sich die Natur. Von mir, von meines Gluckes Tage, Bleibt ein versteinert Marchen nur. Und nun, nach vielen tausend Jahren, Die ich im Schooss der Erde schlief Zu neuem Sein trotz der Gefahren, Zu neuem Leben man mich rief. Wie traurig ist mein armes Leben, Gebunden an den Feuerherd, Ich kann nur Gliick, nur Segen geben, Wenn mich die eig’ne Glutli verzehrt. Doch sterbend kann ich Grosses schaffen, Allmachtig ist des Feuers Maclit, Die Kader treib’ ich, sclimiede Waffen, Ich treib’ das stolze Schiff in seiner Pracht. Das Gold, das Silber, die Metalle, Sie schmelzen hin in heissem Fluss, Das Eisen selbst, die Erden, AUe Vergeh’n an meinem Feuerkuss. 6 Und meine Thrane, Trost im Leide, Die sammeln gierig selbst sie ein, Und tragen stolz sie als Geschmeide, Die feuchte Thrane ward zum S tein. Ipdlg©8it. Icli hab’ gehoret nun Budi Alle, Ihr sprachet ungehindert nun zur Stund’, Die Kohle auch und Ihr Metalle, Ihr gabt uns euer Wirken kund. Doch lasset ab von bosem Streiten, Ein jeder that, was seine Pflicht, Und was ihr auf der Erde thut der weiten Das thuet ihr aus eig’nem Willen nicht. Ihr haftet eng und fcstgeschmieget, An dem tauben Mutterstein, In dunkler Erde ungekannt ihr lieget, Euch leuchtet nicht der Sonne Schein. Gefesselt lebet ihr in tiefer Erden, Die Erze, Salze, das Metali, Und stumm vollzieht sich euer Werden, Stumm fiigt Krystall sich an Krjstall. Wer ist es, der zu Tag euch bringet, Wer ist’s, der eur’e Fesseln bricht, Wer ist’s, der mit dem Tode ringet, Um euch zu locken an das Tageslicht. Der Bergmanu ist ’s, der nieder steiget, Dem bosen Wetter trotzet und dem Tod, Der, bis der Tag zu End’ sich neiget, Ermildet nicht und spottet seiner Noth. Er kiisset Weib und Kind am Morgen, Und fahrt zur Grube, schwer das Herz, Das Grubenlied botaubt die Sorgen, Mit frohem Mutli hebt er das Erz. 7 Der Bergmann hebt das Erz zu Tage, Mit seines Armes Eisenkraft, Und maoht es klug, trotz aller Plage, Dem Menschen dienstbar und der Wissenschaft. Und was Ihr Grosses auch erzahlet, Was Grosses Ihr zu Stand gebracht, Der M e n s c h ist es, der E u c h beseelet, Der Euch veredelt mit Bedacht. D’rum dienet ihm fortan, der Euch befreit, Vereinet dient dem Vaterland. Der Bergmann sei Euch heilig und geweiht, Gliick auf! dem schonen Bergmanns Stand! Verleger: Das Comitč. Laibach Druck v, \1 i 11 >( 7 .. ■ die Berg- und Hiittenmanner am 4. Janner 1868. •3W ' ■ streitet oft um Dinge, weil der Begriff uns felilt, flgf Da oft den Blick des Denkers ein Wahn gefangen halt; T J J Fallt Liclit nun in das Dunkel, wird der Begriff uns klar, ist der Strcit geschbclitet, den Finsterniss gebar. Was fruher sicli bekiimpfte, das schreitet nun vereint Zu neuem Forschen \veiter ; die Wahrheit hat geeint Die schroffen Gegensatze, die fruher uns getrennt, Was einst in Zwiespalt lebte, das sckeinet nun versohnt. Nur in der Eintraeht Walten, da liegt der Menschheit Gluck, Nur sie gebart die Grosse, nur sie scharft unsern Blick; Denn die im Streit befangen, sie kOnneu vorwarts nie, Es fehlt des Lichtes Sclnvester, es fehlt die Harmonie. So schwebe auf uns nieder, du strahlend Geistes Licht! Auf dass im Weiterforschen uns Klarung nie gebricht, Auf dass, was Einzelnkrafte gesammelt hier und dort, In Eintraeht sich hier fmde um dann in Schrift und Wort Zu kini d en den Genossen den Fortschritt uns’rer Zeit, Den Alle dem wir danken, dass nicht im Kampf entzweit, Wir zwci Begriffe flnden, gezeugt znr Kraftigung; Sie sind: Die Arbeit-Theilung, der Arbeit-liinigung. Was wir getheilt, gesammelt erforschet und erdacht, Das \verde hier znr Flamme des Fortschritts angefacht, Damit daraus wir ziehen, als Lolm fur Midi’ und Fleiss, Die Klarung uns’res Wissens, des Denkens hiichsten Preis. Im Wahlspruch uns’res Kaisers, da ruht das Losungswort: »Gemeinsam Vorwartsschreiten«; das sei Euch Euer Hort; Beseelt von dieser Leuchte, werd’ es Euch sonnenklar, Dass dieses Wort stets bilde das Banner Eurer Schaar. Dem Kaiser uns’re Herzen, dem Wahlspruch uns’re Kraft, So wird allein venvirklicht, was Oesterreich’s Grosse schafft. Erfiillt von diesem Streben sei unser Lebenslauf, Und dass Erfolg ihm werde, d’rauf innig ein »Gluck auf!« -F/V v. Formachcr. ‘io itnii o i -1 .d i»8 TKMiiif. inc >.m. >fl t ' ,9?fiiQ mu Ho oj; - ... - ■' ! - «$|gjg . Ml ’ : '-i ■ /i : : 9V/ i -i , :;L> 'tl 1 : . . oh e(t .) i -Si A ! ; : .i , «iy ,Ji!r't'»^a8 ttrtif '1 •• mims 1 ' -(us - 1 ‘iirl efmw tud . i lifin . .nj;!< 'Ri;(I • ho «•.. . iiiut , ’ssV un foin(plf[fiW ml 'inrir,, it- no/ ifoo-"-.'. lil. 'I ,!h/i'A' "V : r-i.n.;..: H . .‘.v. n ;>aj. ; - ■■■; : . »i 'is ->'.»/« uio ■■ i.: >i> ^IdhSt 88i;f> juIJ . Ujsm uferlosen Ali Gesetz und Eegel zu ergriinden, ? Zu schau’n, wie Kraft und Štolf im steten Wechsel sicli verbinden, Wie frisclie Lebensgeister stets dem Todesschooss entkreisen, Unsterblich Stoff zu sterblich Form sich paart in neuen Weisen, Zu ahnen diess, hat uns dor hochste Geist den Geist gegeben; Mit ihm des Alles Hohen, Breiten, Tiefen zu durchschweben, In Zeit- und Baum’s Unendlichkeit das Bndliche zu schauen, Erkenntniss und Gefiihl auf festen Wahrheitsgrund zu bauen. Doch zahllos ranken sich die Zweige menschlicher Erkenntniss, Bald Himmel- bald auch Tiefewarts sucht mancher das Verstandniss; Der Eine sucht der Spharen Klang in Harmonie zn losen, Der And’re in der El’de SchooSS der Wahrheit laufres Wesen. Der Bergmann schaut die Unterwelt, aus deren reinem Spiegel Ihm die Natur erschliesst der Wahrheit unvergiinglich Siegel; Natur beherrscht ihn ganz; sein Opfermuth, sein ruhrig Schaffen, Sein Freiheitssinn sind seines Geistes, ihr entstammte Waffen. Und wenn im Feuerfluss sich walzt das funkenspruh’nde Eisen, Des Silbers Irisblick im Heerd erglanzt in fliichfgen Kreisen, Des Goldes Sonnenglanz im Merkurs-Schimmer sich abhebet, Des Bloies — Zinkes — Fluss die leere Blockenform belebet, Wenn Kohlenreiche neu zur Erdesoberflache steigen, Erweckt durch uns’re Hand zum neuen Auferstehung’sreigen, Die durch Aeonen Jahr’ der Erde Mutterschooss geborgen, Bis durch der Technik Kraft sie griisst der Neuzeit gold’ner Morgen, Wenn Kohle jetzo leih’t dem Dampfross seine Schwingen, Uns Handel und Verkehr, der Bildung Segensfiill’ zu bringen, Wenn das befliigelt Wort durchblitzt des Kupfers luft’ge Drahte Und neue Geistesketten sclnirzt im tiefsten Meeresbette, Dann fuhlt der Berg -, der Hiittenmann in diesem seinen Werke Den Adel des Berufs, des Wissens Zaubermacht und Starke; Gerechter Stolz sodann in seine sclrvvellend’ Brust sich senket, Sieht er sein Werk zum Nutz und Fromm der Menschheit hingelenket. Am Grubenlicht der Forscbungen die Wohlfahrt zu begriinden, In Eintracht stark, der Wabrbeit neue Leuchten zn entzunden, Versenket unermiidet Euch im Schachte ew’ger Teufe DesWissens, dass an seiner Kraft die Fruclit des Fortschritfs reife. Wohlan denn! wack’re Manrier hier, die-Einmuth bat gesellet, Die Ilir erfalirungs-, wissensreicb das Dunkel machtig hellet Am Pfad der Industrie, sie kraftig, schwungreioh zu gestalten, Um hocb empor die Siegesfahn’ der Concurrenz zu halten, Die Ihr bemiiht: das julisch, norisch Eisen zu gewinnen, In Form zu' bannen, die der Krieg’s- \vie Friedenskunst mag dienen, Dem Adel des Metalls der Kohle Segenskraffc zu paaren, Zu trotzen felsenfest . den Euch umlauernden Gefahren, Euch gilt Aemona’s Gruss, die heut’ am bliihn’den Savestrande Gesellig halt vereint des Brudersinn’s Gefiihl und Bande; Mit Stolz blickt sie auf Euch, weil Schatze der Cultur Ihr hebet, Den Handel, Wandel und Gewinn, Kunst, Wissenschaft belebet Die Jubelmelodie’n, der stisse Klang der Freiheitslieder Die Oest’reichs Gaue jetzt durchweh’n, verkunden Euch nun ivieder: Dass freie Kraft im freien Staat nur Grosses kann gestalten, In freier Arbeit nur beruh’ der Schltissel der Gewalten. So sei denn unser Schaffen auch erfolgreich, fest geborgen Nach harter Priifungszeit in Oesfreichs neuem Freiheitsmorgen; D’rum, wer da hoffiiungsfroh vertraut dem theu’ren Vaterlande, Der rufe jetzt: Heil Oesterreich, Heil seinem Bergmannsstande. Vcrleprr : Pas Comi««. Laibach Druck v, Millitz.